Klimawandel und Gesundheit in Europa: Chancen

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Klimawandel
WHO
and climate
und change
in the European
Gesundheit
in Europa:
Region
Chancen für eine
partnerschaftliche
Zusammenarbeit
Fünfte Ministerkonferenz
Umwelt und Gesundheit
„Schutz der Gesundheit der Kinder
in einer sich verändernden Umwelt“
Parma (Italien), 10.–12. März 2010
EUR/55934/PB/3
3. März 2010
100574
Original: Englisch
Klimawandel und Gesundheit in Europa:
Chancen für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit
Konferenzsekretariat
WELTGESUNDHEITSORGANISATION • REGIONALBÜRO FÜR EUROPA
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Scherfigsvej 8
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sind nicht unbedingt Ausdruck der Beschlüsse oder der erklärten Politik der Weltgesundheitsorganisation.
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INHALT
Seite
Danksagungen ............................................................................................................................ iv
Zentrale Aussagen........................................................................................................................ v
Einleitung
.................................................................................................................................1
Art der Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit: ein Überblick über die
vorliegenden Erkenntnisse ..........................................................................................................1
Bewältigung der gesundheitlichen Folgen des Klimawandels: zentrale Grundsatzoptionen ...............4
Sensibilisierung mit dem Ziel der Förderung gesundheitsverträglicher
Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen in allen Politikbereichen .............................. 4
Gewährleistung, dass gesundheitliche Aspekte auf sämtlichen Ebenen in alle
gegenwärtigen und künftigen Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen,
-konzepte und -strategien einbezogen werden ............................................................ 5
Stärkung von Gesundheitssystem, Sozialwesen und Umweltschutz, um ihre
Fähigkeit zur Verhinderung des Klimawandels bzw. zur Vorbereitung auf
seine Folgen und deren Bewältigung zu stärken .......................................................... 7
Verstärkung des Beitrags der Politikbereiche Gesundheit und Umwelt zur
Senkung der Treibhausgasemissionen......................................................................... 9
Austausch in Bezug auf vorbildliche Praktiken sowie auf Forschungsergebnisse,
Daten, Informationen, Technologien und Instrumente im Bereich Klimawandel,
Umwelt und Gesundheit............................................................................................. 9
Fazit .......... ............................................................................................................................... 10
Literatur..... ............................................................................................................................... 10
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Seite iv
Danksagungen
Dieses Grundsatzpapier wurde vom WHO-Sekretariat erstellt. Es basiert auf den Ergebnissen von zwei WHO-Konsultationen (einer Tagung mit Beteiligung hochrangiger
Vertreter von Gesundheitsministerien im April 2007 in Bonn und einer Tagung zum
Klima-, Gesundheits- und Umweltinformationssystem im Januar 2010 in Bonn) und berücksichtigt die Beiträge von Tagungen der Sonderarbeitsgruppe Klimawandel und Gesundheit (Rom, Januar 2009; London, März 2009; Bonn, April 2009; Kopenhagen, Dezember 2009 und Januar 2010). Dieses Dokument stützt sich auch auf von Fachleuten
begutachtete frühere Veröffentlichungen wie „Schutz der Gesundheit in der Europäischen Region vor den Folgen des Klimawandels“ (Menne, 2008), den gemeinsam von
der Europäischen Umweltagentur, der Gemeinsamen Forschungsstelle und der WHO
herausgegebenen Bericht Impacts of Europe’s changing climate (EAA/JRC/WHO,
2008) und die Ergebnisse des Vierten Sachstandsberichts der Zwischenstaatlichen Sachverständigengruppe über Klimaänderungen (IPCC, 2007a).
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Zentrale Aussagen
Der Klimawandel gefährdet den Schutz bzw. die Verbesserung der menschlichen Gesundheit
sowie das Wohlergehen der Bevölkerung in der Europäischen Region der WHO. Die zunehmende Häufigkeit extremer Wetterereignisse und Veränderungen der grundlegendsten Voraussetzungen für gute Gesundheit (Luft, Wasser und Nahrungsmittel) wirken sich bereits heute auf die
Gesundheit aus. Viele Effekte des Klimawandels können sich weit entfernt von den Orten bemerkbar machen, an denen sie ursprünglich auftreten, und lösen Konflikte sowie Konkurrenz um
Ressourcen aus.
Im Handlungsrahmen für die Europäische Region (EUR/55934/6 Rev.1) wurden eine Reihe von
Handlungsempfehlungen aufgeführt, die berücksichtigt werden sollten, um den negativen Auswirkungen des Klimawandels auf Gesundheit und Umwelt in Europa entgegenzuwirken und dem
Handeln auf der lokalen und nationalen Ebene eine einheitliche Ausrichtung zu geben.
Dazu zählen u. a. folgende Maßnahmen:

Sensibilisierung mit dem Ziel der Förderung gesundheitsverträglicher Klimaschutz- und
Anpassungsmaßnahmen in allen Politikbereichen;

Gewährleistung, dass gesundheitliche Aspekte auf sämtlichen Ebenen in alle gegenwärtigen und künftigen Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen, -konzepte und
-strategien einbezogen werden;

Stärkung von Gesundheitssystem, Sozialwesen und Umweltschutz, um ihre Fähigkeit zur
Verhinderung des Klimawandels bzw. zur Vorbereitung auf seine Folgen und deren Bewältigung zu stärken;

Verstärkung des Beitrags der Politikbereiche Gesundheit und Umwelt zur Senkung der
Treibhausgasemissionen;

Austausch in Bezug auf vorbildliche Praktiken sowie auf Forschungsergebnisse, Daten,
Informationen, Technologien und Instrumente im Bereich Klimawandel, Umwelt und Gesundheit.
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Seite 1
Einleitung
Dieses Grundsatzpapier soll den Handlungsrahmen für die Europäische Region
(EUR/55934/6 Rev.1) ergänzen, der in einem breit angelegten Konsultationsprozess unter Beteiligung der Mitgliedstaaten der Europäischen Region ausgearbeitet wurde und auf
der Fünften Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit vom 10.–12. März 2010 in Parma
(Italien) vorgelegt wird.
Es beschreibt den möglichen Anwendungsbereich und Nutzen einer Reihe von
Grundsatzoptionen, die das Erreichen der fünf im Handlungsrahmen für die Europäische Region aufgeführten Ziele unterstützen würden, und verknüpft diese mit den globalen Verpflichtungen, welche die WHO-Mitgliedstaaten durch die Annahme von Resolution WHA61.19 zu Klimawandel und Gesundheit auf der 61. Weltgesundheitsversammlung bereits eingegangen sind.
Art der Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit: ein
Überblick über die vorliegenden Erkenntnisse
Es besteht heute ein breiter globaler wissenschaftlicher Konsens, dass sich das Klima
verändert und dass der Anstieg von Temperaturen und Meeresspiegel sowie die steigende Häufigkeit extremer Wetterereignisse (Hitzeperioden, Stürme, Hochwasser, Dürren,
Wirbelstürme usw.) bei Anhalten der aktuellen Trends der globalen Erwärmung zu
schwerwiegender Nahrungsmittel- und Wasserknappheit, zum Verlust an Wohnraum
und Lebensgrundlagen sowie zum Aussterben von Pflanzen- und Tierarten führen können. In ihrem Vierten Sachstandsbericht stellte die Zwischenstaatliche Sachverständigengruppe über Klimaänderungen (IPCC) der Vereinten Nationen für die globale Ebene
fest:
Es wird prognostiziert, dass der Gesundheitszustand von Millionen von Menschen
u. a. durch folgende Einflüsse in Mitleidenschaft gezogen werden wird: wachsende
Unterernährung; erhöhte Zahl von Sterbefällen, Erkrankungen und Verletzungen
aufgrund extremer Wetterereignisse; erhöhte Belastung durch Durchfallerkrankungen; vermehrte Häufigkeit von Herz- und Atemwegserkrankungen aufgrund klimaänderungsbedingter höherer Konzentrationen von bodennahem Ozon in Stadtgebieten; und eine veränderte räumliche Verbreitung der Überträger einiger Infektionskrankheiten (IPCC, 2007a).
Die Europäische Region der WHO wird nicht verschont bleiben. Die Bevölkerung in
der Region ist den Folgen des Klimawandels direkt wie auch indirekt ausgesetzt: durch
sich verändernde Wetterbedingungen bzw. durch Veränderungen in Bezug auf Wasser,
Luft, Qualität und Menge von Lebensmitteln, Ökosysteme, Landwirtschaft, Existenzgrundlagen und Infrastruktur (Confalonieri et al., 2007). Diese direkten und indirekten
Expositionen können vielfältige gesundheitliche Auswirkungen haben, wie in Abb. 1
gezeigt (Menne et al., 2008).
Viele Länder in der Europäischen Region der WHO waren bereits von großen Hitzeperioden, Überschwemmungen und Dürren betroffen, die Todesfälle und menschliches
Leid, soziale Unruhen und eine beträchtliche Belastung der Gesundheitssysteme zur
Folge hatten. Während der Hitzewelle im Sommer 2003 kam es in zwölf Ländern der
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Europäischen Region zu mehr als 70 000 zusätzlichen Todesfällen (Robine et al., 2007).
Ferner wurden Veränderungen in der räumlichen Verbreitung der Überträger einiger
Infektionskrankheiten sowie von bestimmten Pflanzen- und Tierarten, aber auch Veränderungen der saisonalen Verteilung von Pollen beobachtet.
Abb. 1: Das Beziehungsgeflecht zwischen dem Klimawandel, seinen Antriebskräften und den
Auswirkungen auf Systeme, sozioökonomische Entwicklung, Gesundheit, Klimaschutz- und
Anpassungsmaßnahmen
Reaktion des Gesundheitssystems
Stärkung der Gesundheitssicherheit
Eintreten für Gesundheit in anderen
Politikbereichen
Austausch bewährter Praktiken
Beitrag einschlägiger Erkenntnisse
Aufbau von Kapazitäten
Vorbildfunktion
Antriebskräfte für
Klimaprozesse
Treib- Konzentrationen
hausAerosole
gase
Emissionen
Klimawandel
Temperaturänderungen
Niederschlagsänderungen
Extreme Wetterereignisse
Anstieg des Meeresspiegels
Sozioökonomische
Veränderungen
Führung
Handel
Bildung
Ungleichheit
Produktion
Technologie
Konsum
Gesundheitliche Auswirkungen
Mortalität und Morbidität aufgrund von:
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Atemwegserkrankungen
Arbeitsunfälle und Berufserkrankungen
Infektionskrankheiten
Mangelernährung
Psychische Störungen
Verletzungen
Auswirkungen
Ökosysteme
Siedlungen
Landwirtschaft
Industrie
Wasserversorgung
Nahrungsmittelversorgung
Für die Europäische Region der WHO wird eine Vielzahl von Auswirkungen prognostiziert. Die größten Risiken dürften von einem Anstieg der Häufigkeit extremer Wetterereignisse sowie von Veränderungen in Bezug auf Umweltdeterminanten von Gesundheit
und die geografische Verteilung von Infektionskrankheiten ausgehen (EUA, 2009). Beispielsweise wird erwartet, dass Sommertemperaturen wie im Jahr 2003 in Europa bis
Mitte des Jahrhunderts die Norm sein und im Zeitraum von 2071 bis 2100 in den 25
EU-Mitgliedstaaten im Vergleich zum Zeitraum von 1961 bis 1990 zu fast 107 000 zusätzlichen hitzebedingten Todesfällen pro Jahr führen werden (Ciscar et al., 2009). Etwa
ein Fünftel der Bevölkerung der Europäischen Region lebt in Flussbecken, in denen die
Überschwemmungsgefahr wahrscheinlich zunehmen wird. Für den Mittelmeerraum sowie Nord- und Westeuropa besagen Schätzungen, dass Ende dieses Jahrhunderts bis zu
zusätzliche 1,6 Millionen Menschen jedes Jahr von Überschwemmungen in Küstengebieten betroffen sein könnten (Nicholls et al., 2004). Von prognostizierten Rückgängen
der Anbauproduktivität und der Nahrungsmittelproduktion werden vor allem stark agrarisch ausgerichtete Länder in Mitleidenschaft gezogen werden. So könnten Prognosen
zufolge die Ernteerträge in Zentralasien bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts um bis zu
30% sinken (Easterling et al., 2007). Veränderte Windverhältnisse, eine stärkere Desertifizierung und häufigere Brände dürften sich auf den Transport von Luftschadstoffen
wie Aerosolen, Ozon, Wüstenstaub, Schimmelsporen und Pestiziden über weite Strecken auswirken (Confalonieri et al., 2007). Der Klimawandel könnte die wichtigen
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Fortschritte beeinträchtigen, die bei der Eliminierung von Malaria in Ländern der Europäischen Region erzielt wurden (Rückgang von 90 712 auf nur 589 Fälle zwischen 1995
und 2008), und die Besorgnis über Veränderungen in der geografischen Verbreitung
von durch Vektoren oder Nagetiere übertragenen Krankheiten (wie durch Zecken übertragene Hirnhautentzündung, Lyme-Borreliose, hämorrhagisches Krim-Kongo-Fieber,
Leishmaniase, Dengue-Fieber und West-Nil-Fieber) weiter erhöhen (Menne et al.,
2008).
Viele Effekte des Klimawandels können sich weit entfernt von den Orten bemerkbar
machen, an denen sie ursprünglich auftreten. Sie können auch Konflikte und Konkurrenz um Ressourcen auslösen. Im südlichen Teil der Europäischen Region und in semiariden Gebieten (z. B. in Zentralasien) wird mit einem Rückgang der Niederschläge um
bis zu 20% gerechnet. Es wird erwartet, dass im Mittelmeerraum der gestiegene Trinkwasserbedarf bis zum Jahr 2025 mit dem Wasserbedarf in der Landwirtschaft und der
Industrie konkurrieren wird (IPCC, 2007a).
Um die negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden
bzw. zu verringern und die entsprechenden Handlungskonzepte und Maßnahmen zu
entwickeln und umzusetzen, sind sektorübergreifende Zusammenarbeit und eine zukunftsorientierte Sichtweise erforderlich. Die Notwendigkeit von Maßnahmen des Gesundheitssystems mit dem Ziel, den negativen gesundheitlichen Auswirkungen des
Klimawandels entgegenzuwirken, wurde sowohl global als auch in der Europäischen
Region von der Politik anerkannt. Auf der 61. Weltgesundheitsversammlung nahmen
die 193 Mitgliedstaaten der WHO eine Resolution zum Thema Klimawandel und Gesundheit an, in der intensivere Maßnahmen zur Stärkung von Anpassungskonzepten und
-plänen gefordert wurden und die WHO ersucht wurde, diese Anstrengungen durch einen Arbeitsplan zur Ausweitung der Aktivitäten der Organisation in diesem Bereich zu
unterstützen, wobei insbesondere die Aspekte Überzeugungsarbeit, Partnerschaften innerhalb des Gesundheitssystems sowie mit anderen Politikbereichen, wissenschaftliche
Erkenntnisse und die Weiterentwicklung der Gesundheitssysteme konkret genannt wurden (WHO, 2008a und b).
In der Europäischen Region der WHO wurden die gesundheitlichen Auswirkungen des
Klimawandels und der diesbezügliche Handlungsbedarf sowohl auf der dritten als auch
auf der vierten Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit (London 1999 bzw. Budapest 2004) anerkannt. Auf der Konferenz in London empfahlen die Minister die Stärkung der organisationsübergreifenden Zusammenarbeit zur Überwachung, Erforschung
und Überprüfung der Frühwirkungen von Klimaänderungen, die Durchführung nationaler Gesundheitsfolgenabschätzungen und die Überprüfung von Klimaschutz- und Anpassungsoptionen und -strategien (WHO, 1999). Auf der Konferenz in Budapest betonten die Minister die Notwendigkeit, die aktuelle Krankheitslast infolge extremer Wetterund Klimaereignisse zu verringern und gesunde und energieeffiziente Konzepte in anderen Politikbereichen zu fördern (WHO, 2004).
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Bewältigung der gesundheitlichen Folgen des Klimawandels: zentrale
Grundsatzoptionen
Um den negativen Auswirkungen des Klimawandels auf Gesundheit und Umwelt in der
Europäischen Region entgegenzuwirken und dem Handeln auf der lokalen und nationalen Ebene eine einheitliche Ausrichtung zu geben, sollten unterschiedliche Handlungskonzepte auf verschiedenen Ebenen geprüft werden. Die folgenden Absätze ergänzen
den Handlungsrahmen für die Europäische Region und sollen Maßnahmen der Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO unterstützen.
Sensibilisierung mit dem Ziel der Förderung gesundheitsverträglicher Klimaschutzund Anpassungsmaßnahmen in allen Politikbereichen
Um angemessene Reaktionen in Form von Anpassungsmaßnahmen veranlassen zu können, müssen sich die politisch Verantwortlichen, die Gesundheitsberufe und die Öffentlichkeit der negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels bewusst sein.
Eine neuere Studie von Eurobarometer ergab, dass die Bürger der Europäischen Union
den Klimawandel nach Armut und Nahrungs- und Wassermangel als das weltweit
schwerwiegendste Problem einstufen (Europäische Kommission, 2009). Andererseits
belegen Umfragen zum Klimawandel und zur Wahrnehmung der Gesundheitsrisiken in
den Ländern der Europäischen Region jedoch, dass die Bevölkerung Schwierigkeiten
hat, konkrete Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit zu benennen (Vincenti, im Druck). Durch Kommunikationsstrategien und Überzeugungskampagnen sowie einen zielgerichteten Einsatz der Medien würde die gezielte Verbreitung solcher
Informationen an verschiedene Gruppen erleichtert.
Ein besseres Verständnis der Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit würde auch die gesellschaftliche Akzeptanz und die Unterstützung des Systems für Anpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen fördern, beispielsweise die Senkung von Treibhausgasemissionen in Bereichen wie Verkehr oder Energieerzeugung. Werbekampagnen sollten sich insbesondere an Kinder und Jugendliche richten, aber auch an Wissenschaftler sowie Fach- und Führungskräfte, etwa in Schulen, in Krankenhäusern und im
Berufsleben.
Um zur Bewusstseinsbildung beitragen zu können, müssen Fachkräfte im Gesundheitswesen mit ihrer Führungskompetenz rasche und umfassende Maßnahmen unterstützen
und gezielt Klimaschutz- und Anpassungsstrategien fördern. Dazu bedarf es der Weiterbildung und der Verbesserung der Kompetenz von Fachkräften aus den Bereichen
Gesundheit und Umwelt im Hinblick auf die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels sowie die positiven Nebeneffekte und die Risiken von Klimaschutz- und
Anpassungsmaßnahmen.
Wenn sich die politisch Verantwortlichen der vom Klimawandel ausgehenden Gefahren
für die Gesundheit stärker bewusst sind, werden sie dafür Sorge tragen, dass gesundheitliche Belange in den nationalen und internationalen Prozessen, die für die Politik und
die Ressourcenallokation in Bezug auf den Klimawandel entscheidend sind, angemessen berücksichtigt werden. Zu diesen zählen beispielsweise die Ausarbeitung nationaler Berichte und nationaler Anpassungsprogramme (NAPA) sowie globale Entwicklungen auf der Grundlage des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über
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Klimaänderungen. Bei der Planung globaler und nationaler Initiativen sollten die Bedeutung der gesundheitlichen Auswirkungen und ihre Folgen für die Gesundheitssicherheit hervorgehoben werden.
Gewährleistung, dass gesundheitliche Aspekte auf sämtlichen Ebenen in alle
gegenwärtigen und künftigen Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen,
-konzepte und -strategien einbezogen werden
Gesundheits- und Umweltpolitik können bei Entscheidungsprozessen zu Klimaschutzund Anpassungsmaßnahmen, -konzepten und -strategien enger zusammenarbeiten.
Eine Entscheidung für nachhaltigere Entwicklungspfade und Lebensstile kann dazu beitragen, wichtige Gesundheitsgefahren abzuwenden und Treibhausgasemissionen zu verringern. Maßnahmen wie die Umstellung auf sauberere Energiequellen, die Unterstützung von sicherem Personenverkehr, Bewegungsförderung und ein nachhaltigeres Ernährungsverhalten führen zu wichtigen gesundheitlichen Zugewinnen für Gesellschaft
und Individuum. In vielen Fällen ist dieser Nutzen substanziell und würde dazu beitragen, einigen der am stärksten verbreiteten und am raschesten wachsenden Gesundheitsprobleme, die auch zu den größten Belastungen für das Gesundheitswesen zählen, z. B.
akute Atemwegsinfektionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas, Krebs und Diabetes, entgegenzuwirken (Chan, 2009). Durch Zurücklegen kurzer Strecken (unter
5 km) zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln anstatt mit dem
Auto könnte beispielsweise den negativen gesundheitlichen Folgen eines sitzenden Lebensstils und mangelnder Bewegung entgegengewirkt werden. Diese sind nach Schätzungen für jährlich 992 000 Todesfälle in der Europäischen Region der WHO verantwortlich (WHO, 2009a). Diese positiven gesundheitlichen Nebenwirkungen wiegen potenziell einen großen Teil der finanziellen Kosten von Klimaschutzmaßnahmen auf
(Haines et al., 2009; IPCC, 2007a). Um den Wert dieser Nebeneffekte zu bestimmen
und um Menschen, die zum Schutz der Gesundheit und zum Klimaschutz beitragen
wollen, Anreize zu geben, bedarf es noch zusätzlicher Anstrengungen.
Wenn nicht die Maßnahmen mit dem größten gesundheitlichen Nutzen gewählt werden,
so wäre dies eine verlorene Chance für die Gesellschaft und würde die Renditen für die
Senkung von Treibhausgasemissionen schmälern. Manche Maßnahmen bergen jedoch
auch Gesundheitsrisiken. Denn sie können, sofern sie nicht sorgfältig gesteuert werden,
Gesundheitsschäden verursachen, die zusätzlich sogar noch die Unterstützung für die
Bekämpfung des Klimawandels untergraben würden. Deshalb gilt es, vor der Auswahl
von Maßnahmen deren gesundheitliche Auswirkungen zu bewerten. Fachkräfte aus den
Bereichen Gesundheit und Umwelt können dazu mit angewandter Forschung und Politikberatung beitragen und allgemein helfen, die besten Wege in eine Zukunft mit niedrigeren CO2-Emissionen zu wählen.
Verbesserte Umweltbedingungen könnten in der Europäischen Region der WHO bis zu
einem Viertel der Gesamtkrankheitslast verhindern (Prüss-Üstün und Corvalán, 2006).
So würde die Ausweitung der Wasserver- und Abwasserentsorgung unmittelbar die
Zahl der Durchfallerkrankungen senken und gleichzeitig die gesundheitlichen Auswirkungen abnehmender und stärker schwankender Wasservorräte verringern. Der Nutzen
solcher Maßnahmen überwiegt die Kosten bereits um ein Mehrfaches (Hutton und Hal-
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ler, 2004), und die Bedrohung durch den Klimawandel macht diese präventiven Gesundheitsmaßnahmen zu einer umso sinnvolleren Investition.
Gesundheitliche Erfordernisse müssen künftig stärker in nationale Anpassungsstrategien
integriert werden. Seit 2004 haben 18 Länder der Europäischen Union die Ausarbeitung
solcher Strategien abgeschlossen oder zumindest aufgenommen (Swart et al., 2009). Zu
den wichtigsten empfohlenen Gesundheitsmaßnahmen zählen die Stärkung der Gesundheitssysteme sowie Frühwarn- und Katastrophenvorsorgemechanismen, die Sensibilisierung der Bevölkerung und die Einführung konkreter Gesetzesänderungen im Bausektor
(um Hausbewohnern einen ausreichenden Kälte- und Hitzeschutz zu bieten). In den
Länder Zentralasiens1 sowie in Albanien, der ehemaligen jugoslawischen Republik
Mazedonien und der Russischen Föderation werden Kapazitäten zur Bewertung der gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels geschaffen und spezielle Pläne zur gesundheitlichen Anpassung (HAP) ausgearbeitet. Die Berücksichtigung gesundheitlicher
Anliegen bei solchen sektorübergreifenden Entwicklungen bietet einen Ansatzpunkt für
staatliches Handeln und dauerhafte Förderung. Insbesondere die Länder im Osten der
Region könnten von finanzieller Unterstützung profitieren, um auf diesem Gebiet wichtige strukturelle, technologische und ökonomische Initiativen auf den Weg zu bringen.
Die Entwicklung von Anpassungsstrategien oder -plänen setzt auch eine Bewertung der
Auswirkungen, der Anfälligkeit und der Anpassungsfähigkeit voraus. 13 Länder in der
Europäischen Region haben nationale Gesundheitsfolgenabschätzungen abgeschlossen
und eine Reihe von Gesundheitsrisiken, ihre sozioökonomisch und geografisch unterschiedliche Verteilung sowie ihren zu erwartenden zeitlichen Verlauf im Rahmen mehrerer plausibler Klimawandel-Szenarien ermittelt. Eine Reihe weiterer Gesundheitsfolgenabschätzungen sind noch in Arbeit. Manche von ihnen sind Teil sektorübergreifender Bewertungen (z. B. in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, Kirgisistan, Portugal und Spanien), während andere gesundheitsspezifisch sind (z. B. in Malta, der Schweiz, der Türkei und im Vereinigten Königreich) (Confalonieri et al., 2007,
Menne et al., 2008). Diese Bewertungen liefern weitere Erkenntnisse, wenn Maßnahmen zur gesundheitlichen Anpassung für die nationalen Berichte an das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen festgelegt werden. Neben
der Berücksichtigung der aktuellen und zu erwartenden künftigen Auswirkungen ist es
wichtig, in den Bewertungen auch auf folgende Punkte einzugehen: a) die im Gesundheitssektor vorhandenen nationalen und subnationalen Vorsorge- und Reaktionskapazitäten in Bezug auf Klimaänderungen; b) positive Nebeneffekte und Risiken von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen, -technologien und -konzepten anderer Ressorts für
Gesundheit und Umwelt; c) die Kosten von gesundheitlichen Auswirkungen sowie von
Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen; d) die Wirksamkeit von Klimaschutz- und
Anpassungsmaßnahmen in den nächsten Jahrzehnten; e) zusätzliche nationale, subregionale und lokale Maßnahmen, die notwendig sind, um die Gesundheit der Bevölkerung,
gefährdete Gruppen und die Umwelt zu schützen.
1
Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen finanziert in den Ländern Zentralasiens die
Entwicklung sektorübergreifender Anpassungsstrategien in den Bereichen Wasserversorgung, Landwirtschaft und Energie. In denselben Ländern leistet die WHO (mit Unterstützung des deutschen Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit) Hilfestellung bei der Ausarbeitung von Plänen zur gesundheitlichen Anpassung.
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Stärkung von Gesundheitssystem, Sozialwesen und Umweltschutz, um ihre
Fähigkeit zur Verhinderung des Klimawandels bzw. zur Vorbereitung auf seine
Folgen und deren Bewältigung zu stärken
Der Klimawandel ist bereits heute eine Herausforderung für alle Gesundheitssysteme in
der gesamten Region und wird es auch in den nächsten Jahrzehnten sein. Allerdings
werden sich die Probleme von Land zu Land unterscheiden, und die Lösungen müssen
auf das spezielle Gefährdungsprofil der Bevölkerung in jedem einzelnen Land zugeschnitten werden. Die Maßnahmen des Gesundheitssystems müssen sowohl den unmittelbaren gesundheitlichen Folgen des Klimawandels entgegenwirken (Anpassung) als
auch durch Überzeugungsarbeit zugunsten des Gesundheitsschutzes sowie Direktmaßnahmen innerhalb des Gesundheitssektors zur Senkung von Treibhausgasemissionen
beitragen (als Beitrag zur Umsetzung wirksamer Klimaschutzstrategien).
Der Schutz vor den Folgen von Klimaänderungen ist Teil eines grundlegenden präventiven Ansatzes im Gesundheitsschutz und keine separate oder konkurrierende Forderung. Die Ressorts Gesundheit und Umwelt verfügen über reichhaltige Erfahrungen in
Bezug auf den Schutz von Menschen vor klimaabhängigen Risiken. Viele der wichtigsten Maßnahmen sind gesundheitspolitische Interventionen mit erwiesener Wirksamkeit.
Sie reichen von der Bekämpfung von Vektorkrankheiten über die Wasserver- und Abwasserentsorgung bis zur Verringerung der Abhängigkeit von Energiequellen, welche
die Umwelt verschmutzen und die Gesundheit schädigen. Eine Ausdehnung der Reichweite dieser Maßnahmen rettet unmittelbar Menschenleben und stellt einen entscheidenden Beitrag zu den globalen Anstrengungen zur Anpassung an den Klimawandel dar.
Bereits heute müssen Gesundheitswesen und Umweltschutz gestärkt werden; der Klimawandel macht dies noch dringender. Die heutige Unterversorgung mit grundlegenden
Leistungen des Gesundheitsschutzes in vielen Ländern führt beispielsweise dazu, dass
ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung der Europäischen Region klimabedingten Gesundheitsrisiken ausgesetzt ist. Um den vom Klimawandel ausgehenden neuen Herausforderungen zu begegnen, müssen zusätzliche Mittel in die Stärkung der zentralen Aufgaben und in die Vorausplanung investiert werden.
Eine verbesserte Fähigkeit zur Bewältigung von Gesundheits- und Umweltkrisen rettet
Menschenleben und schützt die Gesellschaft. Akute Notlagen wie Naturkatastrophen
und Krankheitsepidemien können selbst in den am weitesten entwickelten Ländern die
Kapazitäten von Gesundheitssystemen überfordern. In den letzten Jahrzehnten sind sowohl die Zahl der gemeldeten Katastrophen als auch die Zahl der Betroffenen gestiegen
(EM-DAT, 2010). Doch da sich Gesellschaften und Einzelpersonen mittlerweile besser
schützen können, ist die Zahl der Todesopfer gesunken. So kamen Wissenschaftler und
Strategen in der Europäischen Region nach der Hitzewelle 2003 zu dem Schluss, dass
hitzebedingte Krankheits- und Todesfälle weitgehend vermieden werden können, indem
die Bereitschaft der Gesundheitssysteme sichergestellt wird und Menschen und Gemeinschaften in geringerem Maß Hitze ausgesetzt, die Anfälligsten gezielt geschützt
und Frühwarnungen mit konkreten Verhaltensempfehlungen an die Bürger herausgegeben werden (Matthies et al., 2008). Seit 2003 haben 18 Länder und zwei Regionen Gesundheitsaktionspläne für Hitzeperioden entwickelt und durchgeführt. Allerdings wurden nur sehr wenige Pläne hinsichtlich ihrer Wirksamkeit evaluiert. Während der Hitzewelle im Jahr 2006 konnten Schätzungen zufolge in Frankreich 4400 der erwarteten
6500 zusätzlichen Todesfälle vermieden werden (Fouillet et al., 2008). Eine weitere
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Senkung des Katastrophenrisikos, die Herausgabe von Frühwarnungen und die Durchführung von Gesundheitsmaßnahmen im Katastrophenfall können dazu beitragen, den
besseren Schutz der Bevölkerung vor den größer werdenden Risiken extremer Wetterereignisse zu gewährleisten, und der Bevölkerung helfen, sich nach einer Katastrophe rascher zu erholen (WHO, 2008c).
Eine bessere Überwachung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten kann auf lokaler wie globaler Ebene zum Schutz der Gesundheit beitragen. Angesichts der hohen Geschwindigkeit, mit der sich Umweltveränderungen vollziehen und sich Menschen,
Krankheitsüberträger und Infektionen über Grenzen hinweg bewegen, werden wirksame
Krankheitsüberwachung und -bekämpfung immer wichtiger. Die zügige und korrekte
Meldung von Krankheiten gemäß den Internationalen Gesundheitsvorschriften (2005)
(WHO, 2005) ist die unentbehrliche Grundlage für die Planung der Krankheitsbekämpfung. Die Verbesserung des Zugangs zur gesundheitlichen Grundversorgung gewährleistet eine raschere Behandlung von Patienten, so dass das Leiden vermindert und die
Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten eingedämmt wird.
Die vom Klimawandel ausgehenden Risiken erfordern größere Chancengerechtigkeit
beim Zugang zu gesundheits- und umweltbezogenen Leistungen. Klimaabhängige
Krankheiten und der Klimawandel selbst bedrohen insbesondere die Gesundheit der
ärmsten und am meisten benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Um sicherzustellen,
dass dieses wachsende Risiko das Gefälle zwischen den am meisten privilegierten und
den am stärksten benachteiligten Gruppen in Bezug auf Gesundheitsergebnisse nicht
noch weiter erhöht, muss künftig ein größeres Augenmerk auf den Schutz der Gesundheit besonders anfälliger Gruppen gerichtet werden.
Auch Einzelmaßnahmen müssen gezielt auf diejenigen ausgerichtet werden, die am
meisten Schutz benötigen. Kinder sind aufgrund ihrer körperlichen Entwicklung und
ihrer Exposition über einen langen Zeitraum hinweg am stärksten durch die Folgen des
Klimawandels gefährdet. Unter Hitze und Kälte leiden vor allem ältere Menschen. Ein
ungesundes Herz-Kreislauf-System, multiple chronische Erkrankungen, die Einnahme
bestimmter Medikamente, Bettlägerigkeit und hohe Raumtemperaturen können das Risiko hitzebedingter Sterblichkeit steigern. Arbeitnehmer sind ebenfalls gefährdet: So
sind die Mitarbeiter von Notdiensten und im Freien tätige ungelernte Arbeiter besonders
stark von extremen Wetterereignissen betroffen.
Der Klimawandel erfordert auch eine längerfristig angelegte, flexiblere und anpassungsfähigere Gesundheits- und Umweltplanung. Abgesehen von der Vergrößerung der
Reichweite bestehender Interventionen müssen die Länder die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels und die Anfälligkeiten für Klimaänderungen ermitteln,
die für sie am wichtigsten sind, und denjenigen Anpassungsmaßnahmen Vorrang einräumen, die in Zusammenarbeit mit anderen Politikbereichen wie bereits erläutert die
größte Schutzwirkung erzielen. Dabei sollte auch geprüft werden, wie der Klimawandel
die Wirksamkeit bestimmter Interventionen beeinflusst. Beispielsweise könnte untersucht werden, welche Technologien für die Wasserver- und Abwasserentsorgung bei
einer Zunahme von Überschwemmungen und Dürren in bestimmten Gebieten am robustesten sind (WHO, 2009b).
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Verstärkung des Beitrags der Politikbereiche Gesundheit und Umwelt zur
Senkung der Treibhausgasemissionen
Die Bereitstellung von Gesundheitsleistungen ist sehr energieintensiv. Deshalb kann das
Gesundheitswesen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Der Gesundheitssektor ist einer der größten Arbeitgeber und Energieverbraucher. Damit ist sowohl die
Verantwortung als auch die Chance verbunden, eine Vorbildfunktion zu erfüllen, indem
die eigenen Aktivitäten klimaneutral gestaltet werden und demonstriert wird, dass dies
mit Wirkungsverbesserungen und Kosteneinsparungen einhergehen kann.
So belief sich die CO2-Bilanz des Nationalen Gesundheitsdienstes (NHS) in England
2007 auf 21 Mio. Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent (MtCO2e) (NHS, 2010). Ferner gibt
es Hinweise darauf, dass der Energieverbrauch des Gesundheitswesens und die resultierenden toxischen Emissionen die Gesundheit genau derjenigen Gemeinschaften beeinträchtigen, die das Gesundheitswesen versorgen soll. Außerdem könnten Schätzungen
des NHS zufolge durch die Senkung der CO2-Emissionen auf 19 MtCO2e 180 Mrd.
Pfund eingespart werden (NHS, 2010). Die gleichen Verhaltensweisen, die zum Klimawandel beitragen und die Gesundheit der Bevölkerung untergraben, können auch einen stark negativen Einfluss auf den Haushalt eines Krankenhauses oder eines Ministeriums haben. Dies gilt sowohl in wohlhabenden Ländern, in denen bisweilen aufgeblähte Gesundheitssysteme die Volkswirtschaft stark belasten, als auch dort, wo Gesundheitssysteme nur über sehr beschränkte Ressourcen verfügen.
Der Gesundheitssektor kann deshalb Maßnahmen ergreifen, um allen diesen Problemen
gleichzeitig entgegenzuwirken; er kann sich für den Klimaschutz einsetzen, zur Gesundheit der Bevölkerung beitragen und dabei Geld sparen. Um dies zu erreichen, kann
das Gesundheitswesen grundlegende Maßnahmen durchführen – von der Verbesserung
des Krankenhausbaus über die Abfallreduzierung und ein nachhaltiges Abfallmanagement, die Verwendung sichererer Chemikalien und die nachhaltige Nutzung von Ressourcen wie Wasser und Energie bis zur Beschaffung umweltfreundlicher Produkte.
Austausch in Bezug auf vorbildliche Praktiken sowie auf Forschungsergebnisse,
Daten, Informationen, Technologien und Instrumente im Bereich Klimawandel,
Umwelt und Gesundheit
Es gibt eine Reihe offener Fragen in Bezug auf die Auswirkungen des Klimawandels
sowie die relative Wirksamkeit von Anpassungs- und Klimaschutzkonzepten zugunsten
des Gesundheitsschutzes. In der Europäischen Region der WHO wird eine Vielzahl von
organisationsübergreifenden Kooperationen, Forschungsvorhaben, Pilotprojekten und
bilateralen Initiativen durchgeführt. Dabei können Mitgliedstaaten wie Organisationen
gleichermaßen von einem systematischen Austausch von Informationen, Daten und
Bewertungen profitieren, wobei der Schwerpunkt auf bewährten Praktiken zur Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung mit Hilfe des Umweltschutzes liegen sollte. Die
Resultate der auf nationaler und internationaler Ebene durchgeführten Forschungsprojekte sollten ausgetauscht, analysiert und bewertet werden, um die umfassende Nutzung
der Ergebnisse für die Politikgestaltung und für die Planung weiterer Forschungsinitiativen zu noch ungelösten Fragen zu ermöglichen.
Es sollten Mechanismen ermittelt werden, mit denen sich systematische periodische
Überprüfungen der wissenschaftlichen Erkenntnisse, der Austausch bewährter Praktiken
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und die Überwachung der gesundheitlichen Auswirkungen realisieren lassen. Diese Mechanismen sollten flexibel, zielgerichtet und zeitlich begrenzt sein, möglichst geringe
Investitionen nach sich ziehen und im Rahmen eines kohlenstoffneutralen Konzeptes
Informationstechnologien auf innovative Weise nutzen.
Fazit
Der Umgang mit dem Themenkomplex Klimawandel und Gesundheit ist für die Europäische Region der WHO sowohl eine Herausforderung und eine Chance zugleich. Die
Berücksichtigung gesundheitlicher Anliegen bei der Bekämpfung des Klimawandels
erfordert wahrhaft sektorübergreifendes Handeln. Im Handlungsrahmen für die Europäische Region wird eine Reihe gemeinsamer Ziele und Maßnahmen beschrieben. Jetzt
gilt es Mechanismen zu finden, mit denen solche Maßnahmen möglichst effektiv durchgeführt und die Entwicklungen im Zeitverlauf optimal evaluiert werden können.
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Albanien
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Aserbaidschan
Austria
Belarus
Azerbaijan
Belgien
Belarus
Bosnien und Herzegowina
Belgium
Bulgarien
Bosnia
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Dänemark
Bulgaria
Deutschland
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Ehemalige jugoslawische
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Czech Republic
Estland
Denmark
Finnland
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Frankreich
Finland
Georgien
France
Griechenland
Georgia
Irland
Germany
Island
Greece
Israel
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Italien
Iceland
Kasachstan
Ireland
Kirgisistan
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Kroatien
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Montenegro
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