Vortragsunterlagen Engelskirchen - Borreliose

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Borreliose-Gesellschaft e.V.
Vortragsunterlagen zur Arztfortbildung
Aggertalklinik, Engelskirchen
30. September 2006
www.borreliose-gesellschaft.de
Arztfortbildung der Borreliose-Gesellschaft e.V.
in der Aggertalklinik in Engelskirchen
am 30. September 2006
Vortragsunterlagen
© Borreliose-Gesellschaft 2006
Borreliose-Gesellschaft e.V.
Am Planetarium 12
07743 Jena
http://www.borreliose-gesellschaft.de
[email protected]
Inhalt
Programm
4
Borreliose – Was wissen wir?
Cord Uebermuth
6
Labordiagnose der Lyme-Borreliose
Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Hütter
56
Stand der immunologischen Methoden bei der Diagnostik und der
Verlaufsbeobachtung der Borrelioseinfektion
Prof. Dr. med. Rüdiger von Baehr
75
Publizierte Leitlinien zur Therapie der Lyme- Borreliose
Dr. med. Wolfgang Klemann
91
Borreliose - 5 Fallbesprechungen
Viebahn
99
Borrelien-Nachweise
mittels PCR
Sponsoren
Am Hauptbahnhof Köln steigen Sie in den
Zug Richtung Gummersbach ein. Er fährt
stündlich nach Engelskirchen.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Aus Osten kommend, fahren Sie auf der A4
von Olpe in Richtung Köln bis Abfahrt Engelskirchen.
Dort auf die B55 links abbiegen in Richtung
Engelskirchen und den Ort auf der Hauptstraße durchfahren.
Von Westen kommend, fahren Sie auf der
A3 Köln-Ruhrgebiet bis zum Autobahn-Kreuz
Köln-Ost (27).
Wechseln Sie am A-Kreuz Köln-Ost von der
A3 auf die A4.
Folgen Sie dem Straßenverlauf für ca. 20 km
in Richtung A4, Olpe, Gummersbach.
Verlassen Sie an der AS-Overath (22) die A4
und fahren Sie rechts auf die Kölner Straße
(B55).
Die Zufahrt zur Aggertalklinik erfolgt auf der
B55 und ist gut beschildert:
Mit dem PKW
Anreise
Anmeldung erforderlich
Die Akkredetierung der Veranstaltung
wird bei der Rheinischen Ärztekammer
beantragt (Fortbildungspunkte)
Die Veranstaltung ist von der Rheinischen
Ärztekammer zertifiziert und mit 7
Eine zweite Einladung mit
Fortbildungspunkten bewertet worden.
Anmeldungskarte wird Ende Juli
verschickt.
www.aggertalklinik.de
Tel.: 02263-93-0
30. September
2006
Aggertalklinik
Engelskirchen
Am
Sondersiefen 18
bei
Köln
51766
Engelskirchen
30. September 2006
Diagnose und Therapie
der Lyme-Borreliose
Diagnose
und Therapie
Symposium
der
Lyme-Borreliose
und Arztfortbildung zur
zur
1. Ankündigung
Arztfortbildung
Borreliose-Gesellschaft e.V.
Allgemeinmediziner, Gummersbach
Dr. med. Jochen Viebahn
Augenarzt, Düsseldorf
Cord Uebermuth
Vorsitzender der Borreliose-Gesellschaft
Prof. Dr. rer. nat. Hartmut Prautzsch
Internist, Pforzheim
Dr. med. Wolfgang Klemann
Arzt für Laboratoriumsmedizin, Köln
Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Hütter
Biologe, Zoologe und Arzt, Weismain
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Ernst Fink
Internist und Immunologe, Berlin
Prof. Dr. med. Rüdiger von Baehr
Die Referenten
Klemann
17:15 Diskussion
Viebahn
16:45 Workshop - Fallbesprechungen
16:30 Diskussion
16:00 Publizierte Leitlinien zur Therapie
der Lyme-Borreliose
--------------------------------------------------------
15:15 Kaffeepause
--------------------------------------------------------
15:00 Diskussion
von Baehr
14:30 Die Stellung des LTT-Borrelien
bei der Diagnostik und Verlaufsbeobachtung der Borreliose
--------------------------------------------------------
13:15 Mittagessen
--------------------------------------------------------
12:45 Diskussion
Hütter
12:00 Labordiagnose
der Lyme-Borreliose
--------------------------------------------------------
11:30 Kaffeepause
--------------------------------------------------------
11:00 Diskussion
Uebermuth
9:45 Borreliose – Was wissen wir?
Prautzsch, Viebahn
9:30 Begrüßung
Leitung: Prof. Dr. Dr. Fink
Das Programm
www.borreliose-gesellschaft.de
Die Borreliose-Gesellschaft
Dr. med. Jochen Viebahn, Gummersbach
Tel.: 02261-25001
[email protected]
Prof. Dr. Hartmut Prautzsch
Universität Karlsruhe (TH)
Tel.: 0721-608-3965
[email protected]
Organisation
Anmeldung mit beiliegender Karte an:
Frau Szameitat
Universität Karlsruhe (TH)
Am Fasanengarten 5
76128 Karlsruhe
Tel.: 0721-608-3965
Fax: 0721-608-8330
[email protected]
Anmeldung
20 Euro (Mitglieder frei).
Die Gebühr beinhaltet
den Eintritt, Tagungsunterlagen,
Tagungsgetränke und Mittagessen.
Gebühr
Sonstiges
6
Borreliose – was wissen wir?
Anm.: Wegen ungeklärter Rechte sind
alle Bilder in diesem Beitrag gelöscht.
von
Cord A. Uebermuth
Facharzt für Augenheilkunde
Engelskirchen 30. September 2006
Copyright Cord Uebermuth
Vortrag von Cord Uebermuth
7
Hippokrates
„Krankheiten überfallen den Menschen nicht wie ein
Blitz aus heiterem Himmel,
sondern sind die Folgen fortgesetzter Fehler wider der
Natur.“
Max Planck
„Irrlehren der Wissenschaft brauchen 50 Jahre,
bis Sie durch neue Erkenntnisse abgelöst
werden, weil nicht nur die alten Professoren,
sondern auch ihre Schüler aussterben müssen.“
8
Die Syphillis als Modell
Igersheimer
1918
Syphilis vor der Zeit
der modernen
Antibiotika
Die Syphillis als Modell
9
Die Syphillis als Modell
Die Syphillis als Modell
10
Die Syphillis als Modell
Syphilis
Borreliose
Primäraffekt
Primäraffekt
Die Syphillis als Modell
11
Was können wir von der Syphilis lernen?
Borreliose und Syphillis besitzen einen
stadienhaften Verlauf
Bei Erregerausbreitung sind alle Organsysteme
gefährdet.
Spätmanifestationen der Syphilis führen zu
Demenz und schwerwiegenden neurologischen
Ausfallserscheinungen – ebenso Borreliose.
Einführung
•
Ein 40-jähriger Patient (Beruf: Gärtner) kommt wiederholt zu Ihnen und klagt seit
längerem schon über „wandernde“ Gelenk- und Muskelschmerzen. Eine klinisch
manifeste Arthritis ist nicht fassbar. Er neigt seit neuestem zu vermehrtem Schwitzen,
Muskelzuckungen und unklaren Schmerzzuständen. Áuf Nachfrage gibt er an vor 3
Monaten eine „Sommergrippe“ gehabt zu haben. An einen Zeckenbiss kann er sich
nicht erinnern, Hautveränderungen sind nicht bemerkt worden. Im Routinelabor BSG
und CRP normal, BB unauffällig, negativer Elisa auf Borrelien.
Was denken Sie?
• A) der Patient spinnt. Hoffentlich geht er...
• B) Tumorerkrankung oder Syphillis
• C) Ich bestelle ihn in 3 Monaten zur Kontrolle ein.
• D) Eine Borreliose und andere Zeckenbisserkrankungen sollten
weiter abgeklärt werden.
• E) Das kann alles mögliche sein – nur keine Borreliose.
12
Die größten Irrtümer in der Borreliose
Ein negativer Elisa schliesst eine Borreliose aus.
STIMMT NICHT!!!
Die größten Irrtümer in der Borreliose
Eine normale BSG und CRP schliessen eine
aktive Borreliose aus!
STIMMT NICHT!!!
13
Einführung
• Der Patient klagt Monate später über phasenweise auftretendes
Herzklopfen. Zwischenzeitlich wurde bei Ihm der V.a. ein
Bandscheibenvorfall mit neurologischer Begleitsymptomatik
geäussert. Das Langzeit-EKG weist SVES und einen AV-Block auf.
Labor: BSG normal, CRP normal, Herzmuskelenzyme normal.
PTCA unauffällig. Herzecho o.B.
Was machen Sie?
• A) Antiarhytmische Therapie, z.B. Cordarex (Amiodaron)
• B) Schilddrüsenhormone kontrollieren, ggf. Szintigraphie
• C) Implantation eines Herzschrittmachers
• D) Implantation eines Defibrillators
• E) Test auf Borreliose
Einführung
• Der Borrelien Elisa ist negativ ausgefallen, die
Schilddrüsenwerte sind normal – die
Allgemeinsymptome und Beschwerden bestehen fort.
Der Patient ist verzweifelt, auch der
„Bandscheibenvorfall“ und die Schmerzen machen ihm
immer mehr zu schaffen – auch kann er zur Zeit wegen
der Beschwerden nicht mehr arbeiten.
WAS NUN???
14
Allgemeines (I)
•
•
•
•
•
•
Borreliose ist eine Zeckenbisserkrankung
50.000-60.000 Neuerkrankungen pro Jahr
Zweithäufigste Infektionserkrankung in Deutschland
Jeder zehnte Bundesbürger hat positive Antikörpertiter
Verursacher sind Spirochäten – sprich Spiralbakterien
Syphillis, Leptospirose – weitere bekannte Spirochätosen
mit großer Ähnlichkeit zur Borreliose
• Diverse Borreliengattungen verursachen vermutlich
unterschiedliche Organmanifestationen!!!
• Bis auf Borrelia recurrentis (Rückfallfieber) besteht keine
Meldepflicht – Ausnahme: entzündliche Beteiligung des
ZNS und östliche Bundesländer
Allgemeines (II)
• Jeder 10 Zeckenbiss führt zu einer
Borrelieninfektion!!!
• Rund 35% aller Zecken sind mit Borrelien
durchseucht
• 6 von 10 Patienten erinnern sich NICHT
an einen Zeckenbiss!!!
• Nur 65%-75% aller Patienten haben ein
Erythema migrans!!!
15
Allgemeines (III)
• Zecken leben in Schmutz und Dreck und saugen
an wilden Tieren, Ratten und Mäusen…
• Polyinfektionen durch Zeckenbiss möglich!!!
• Borrelien und Toxinbildung!?
• Diagnostische Schwierigkeiten
• Eine nicht erkannte Borreliose zieht direkte
Kosten in Höhe von rund 20.000 bis 70.000 Euro
nach sich!!!
• Western Blot kostet rund 100 Euro
Allgemeines (IV)
• Transmissionsrate positiver Zecken 22.6%
• Infektion mit Borrelien unmittelbar
abhängig von der Saugdauer der Zecke(n)
• Im Tierversuch: Bereits 12 Stunden nach
Infektion Borrelien im Liquor nachweisbar.
• Direkter Erregernachweis im Blut/Liquor
schwierig!!!
• Sexuelle Übertragbarkeit bisher nicht
bekannt
16
Die größten Irrtümer in der Borreliose
Zecken übertragen nur Borrelien und FSME
STIMMT NICHT!!!
Vorschlag
zur Neudefinition des Krankheitsbildes der
Borreliose
Die Borreliose ist eine durch Zecken
übertragene potentielle
Mischinfektionserkrankung deren Klinik und
Verlauf zum einen durch die immunologische
Ausgangslage des Wirtes und zum anderen
durch die Virulenz des Erregers und dessen
jeweils zugrunde liegenden Eigenschaften
beeinflusst wird.
•
(nach Uebermuth 2006)
17
Durch Zecken übertragene
Krankheitserreger in Deutschland
FSME-Virus
Eyach-Virus
Erve-Virus
Lipovnik-Virus
Uukunimie-Virus
Rickettsia slowaka
Rickettsia spec.
Tollwut???
Coxiella burnetti
HGE (Anaplasma
phagocytophilum)
Ehrlichia canis
Borrelia burgdorferi
s.l.
Francisella tularensis
Babesia spec.
Durch Zecken übertragene
Krankheitserreger in Deutschland
Prävalenz des FSMEVirus in Zecken
N=10846
Positiv 1%
„Patientenzecken“=9%
18
Durch Zecken übertragene
Krankheitserreger in Deutschland
Borrelia s.l.-Isolate aus
Zecken (n=1.106)
Hautbiopsien
Borrelia burgdoferi 9.9%
Borellia afzelli 36.8%
Borellia garinii 21.9%
Borellia valaisiana 13.3%
n=12
83,4% (10) Borrelia afzelii
Doppelinfektionen: 6.4%
Dreifachinfektionen: 0.8%
Keine Zuordnung 10.5%
Durch Zecken übertragene
Krankheitserreger in Deutschland
Q-Fieber
(Dermacentor marginatus/Coxiella/Ricketsia burnetti)
Inkubation: 2-3 Wochen
60% der Fälle sind klinisch asymptomatisch
Bakteriämie: Fieber, Schüttelfrost, Mattigkeit, Gliederschmerzen,
Retroorbitalkopfschmerzen
Organmanifestation (2%)
Atypische Pneumonie, Hepatitis
Selten: Myokarditis, Perikarditis, Meningencephalitis
Chronische Q-Fieber (1%):
Endokarditis, Hepatitis
19
Durch Zecken übertragene
Krankheitserreger in Deutschland
Tularämie (Hasenpest)
Francisella tularensis
(gram negatives Stäbchen)
6 klinische Manifestationsformen
Lokalisiert und invasive Formen
Durch Zecken übertragene
Krankheitserreger in Deutschland
Obligat intrazelluläre Mikroorganismen
Ehrlichia sp. (Anaplasma)
Granulozyten
-> Humane granulozytäre Ehrlichiose (HGE)
Monozyten
-> Humane monozytäre Ehrlichiose (HME)
Seroprävalenz bei exponierten Personen: 10.7% (LGA)
Prävalenz von A. phagocytophilum in Ixodes ricinus: 2%- 45%
20
Durch Zecken übertragene
Krankheitserreger in Deutschland
Obligat intrazelluläre Mikroorganismen
Wolbachia sp.
Gonaden, Darmepithel, Malpighische Gefässe von Insekten
Symbiont von Onchocerka volvolus
Prävalenz in Ixodes ricinus: 0.9% (LGA)
Durch Zecken übertragene
Krankheitserreger in Deutschland
Obligat intrazelluläre Mikroorganismen
Rickettsia sp.
(Laus, Floh, Zecke, Milbe)
Endothelzellen->Vasculitis
Rickettsia prowazekii –Fleckfieber (Typhus exanthemicus)
Rickettsia conorii – Mittelmeerfleckfieber
Rickettsia africae
Rickettsia slovaca
Ricketsia helvetica
Prävalenz in Ixodes ricinus = 8.9 %
n=1187
21
Durch Zecken übertragene
Krankheitserreger in Deutschland
Obligat intrazelluläre Mikroorganismen
Babesia sp.
Erythrozyten
Babesia divergens (Europa)
Babesia microti (USA, Europa)
Prävalenz in Ixodes ricinus: 1%
Cave: Splenektomie -> hohe Letalität
Vektoren
•
•
•
•
•
Ixodes ricinus (Holzbockzecke) in Europa
Ixodes dammini (Ostküste Nordamerika)
Ixodes pacificus (Westküste Nordamerika)
möglicherweise auch Mücken und Flöhe
Unterschiedliche Zeckengattungen übertragen
weitere Krankheitserreger (D. – braune
Hundezecke – Mittelmeerfleckfieber u.a.)
• Wie lange überleben Zecken?
22
Zeckenschutz
• Bester Schutz gegen Borreliose und
Polyinfektionen ist die Prävention vor Zeckenbissen
• Repellentien
• Adäquate Kleidung: u.a. lange helle Hosen
• Untersuchung des ganzen Körpers
einschließlich Genitalien und Kopfhaar nach
Aufenthalt im Grünen zwingend erforderlich!!!
• Keine gesicherten Erkenntnisse hinsichtlich
Therapie der früh- und spätdissemenierten
Stadien einer Borreliose
23
Zeckenschutz
Imprägnierung der Kleidung mit Permethrin
(Pyrethroid)
Repellentien
• Wirksamkeit in der Regel 3-5 Stunden
• Kein 100%-iger Schutz vor Zeckenstich
• Wiederholte Anwendung bei Aufenthalt im
Grünen
• Eine Vielzahl an Präparaten am Markt verfügbar
24
Repellentien
Nur Repellens mit den Inhaltsstoffen DEET
(N,N-Diethyl-m-toluamid) und EBAP
IR3535 (Ethyl Butylacetylaminopropionat)
zeigten einen Schutz von ca. 4 Stunden.
Zeckenentfernung
• Je eher desto besser !!!
• Möglichst Edelstahlpinzetten zur Entfernung
verwenden
• Zecke nicht ärgern – kein Alkohl, kein Kleber etc.
• Nach vollständiger Entfernung der Zecke
Wundbereich desinfizieren!!!
• Postexpositionsprophylaxe für 24 Stunden erscheint
sinnvoll
• Wichtig: Nachbeobachtung !!! (Grippesymptomatik,
Hautveränderungen und anderweitige
Krankheitserscheinungen auch Monate nach
Zeckenbiss)
25
Beispiele für Pinzetten
Stellungnahme des Robert-Kochinstitut
zur sexuellen Übertragbarkeit
26
Sexuelle Übertragbarkeit?
• Ejakulat bei positivem LTT (Gram-Färbung)
•
(unveröffentlicht)
Sexuelle Übertragbarkeit (II)?
• Ejakulat II bei positivem LTT
•
(Gramfärbung – unveröffentlicht)
27
Sexuelle Übertragbarkeit (III)?
• Ejakulat III bei positivem LTT
•
(Gramfärbung - unveröffentlicht)
Geschichte der Borreliose
• 1833 Buchwald beschreibt das dermatologische
Phänomen einer „idiopathischen Hautatrophie“
(Acrodermatitis atrophicans)
• 1922 Afzelius beschreibt das Erythema migrans
• 1943 Bafverstedt (Schweden) beschreibt die
Lymphadenosis cutis benigna
• Zeitgleich: Bannwarth beschreibt lymphozelluläre
Meningoradikulitis
• 1977 Steere et al. Beschreibt die Lyme-Arthritis
• 1982 Willi Burgdorfer isoliert Borrelien aus dem Darm
einer Zecke
• Weitere und sehr gute ausführliche Ausführungen zur
Geschichte auch unter http://lymerick.net/
28
Die Molekularbiologie der Borrelien
Borrelliengattungen
Borrelien
-
Borrelia burgdoferi* ss B31 + DK7
Borrelia japonica H0 14
Borrelia sp DN127 (Borrelia bissettii*)
Borrelia tanukii
Borrelia lusitaniae
Borrelia garinii* (Genogroup 1-3)
-
Borrelia turdii Ya 501
Borrelia afzelii* DK1 und IP3
Borrelia sp A14s (Borrelia spielmanii)*
Borrelia valaisiana VS16 und UK
-
Borrelia andersonii
Borrelia miamotoy (Rückfallfieber
Asien, Europa?)
* humanpathogene Borrelien
-
Borrelia recurrentis
Borrelia hermsii
Borrelia duttoni
Borrelia parkeri
Borrelia turicatae u.a.
(Rückfallfieber)
29
Borrelien (II)
Kennen sollte man folgende humanpathogene
Borrelien (Borrelia sensu lato):
•
•
•
•
•
•
Borrelia sensu strictu (USA, Europa)
Borrelia garinii (Europa, Asien)
Borrelia afzelii (Europa, Asien)
Borrelia bissettii
Borrelia spielmani (Europa)
(Borrelia valaisiana???)
Borrelia burgdoferi verursacht keine Acrodermatitis (ACA)
Borrelia afzelii wird in über 80% der Fälle in der Haut gefunden (ACA)
Borrelien besitzen eine unterschiedliche Resistenz gegen Komplement.
Generationszeit: 16-20 Stunden
Geringe Erregerdichte trotz ausgeprägter Entzündungserscheinungen
Borrelien (III)
• Borrelia spielmanii
(A14S)
Erstbeschreibung 2004
30
Borrelia garinii
Globale Verteilung
Eine Acrodermatitis kommt in den USA nicht vor!!!
31
Die Molekularbiologie der Borrelien
Aufbau der Borrelien und ihre
Oberflächenantigen
Aufbau der Borrelien
• Borrelien: gramnegative
Spiralbakterien (Parasit???)
• Borrelien besitzen 7-11 Flagellen
und 12 lineare und 9 zirkuläre
Plasmide
• Die Plasmide kodieren
Membranproteine sogenannte
Outersurface Proteine (OspA bis
OspF) => Lipoproteine der äußeren
Membran
• OspA bis OspC sind sehr gut
untersucht – dienen zur
Klassifikation der Borrelien (so
genannter Serotypen)
32
Aufbau der Borrelien
Borrelien besitzen keine
Lipopolysacharide!!!
Video
(16.9.2006 Kassel – PD. Dr. R Straubinger)
33
Klassifizierung der Oberflächenproteine
OspA-F
(Osp=Outersurface protein)
Aufbau der Borrelien (II)
• OspA spielt eine wichtige Rolle innerhalb der
Pathogenese der Borreliose (codiert auf lp57). OspA
ermöglicht es der Borrelie sich u.a am Zeckendarm
anzuhaften.
• Outersurfaceproteine sind Entzündungsinduktoren.
• Die Oberflächenproteine sind für die Infektiosität,
Pathogenität und Immunrekation von zentraler
Bedeutung.
• Bisherige Impfstoffe waren gegen OspA der
Borrelien ausgerichtet.
34
Die Oberflächenproteine der Borrelien
(Bunikis J)
Die Oberflächenproteine der Borrelien
(mit freundlicher Genehmigung von
Bunikis J, Departments of Microbiology and Molecular Genetics and
Medicine, B240 Medical Sciences I, University of California
Irvine, Irvine, CA 92697-4025, USA
)
35
Die Oberflächenproteine der Borrelien
Strukturproteine
Beispiel: p66 oder p13
p66 ist ein integrales
Strukturprotein aller
Borrelien.
Oberflächenproteine (Osp`s)
schützen tiefer gelegene
Strukturproteine
(p66 u.a.) vor der
Immunantwort des Wirtes
(nach Bunikis J)
Die Oberflächenproteine der Borrelien
- Antikörper gegen p66 töten Borrelien nur ab, wenn ein
Mangel an Oberflächenproteinen besteht. (Osp-negative
Borrelien) (Exner et al.)
- Das Auftreten von p66 Antikörpern in späten Stadien
der Borreliose weist auf Phasen von Osp-verlusten hin.
Antikörper gegen späte Antigene, wie p66 scheinen
besser vor Reinfektionen zu schützen. (Bunikis J)
- Antikörper gegen p66 bei OspA+B+ positiven
Borrelien zeigen keinen Effekt.
36
Die Oberflächenproteine der Borrelien
• OspA – Phänotypen
können durch
„Dekoration“ mit
ausgesuchten OspALipoproteinen für eine
spezifische
Antikörperbehandlung
gegen OspA empfänglich
gemacht werden.
(nach Bunikis J)
Die Oberflächenproteine der Borrelien
FAZIT
1.
In der äusseren Membran der Borrelien gibt es eine
Vielzahl an Oberflächenproteinen, aber nur
verhältnismässig wenige integrale
Membranproteine.
2.
Osp-Lipoproteine behindern durch ihre sterische
Anordnung den Zugang von Antikörpern und
Proteasen zu den Membranproteinen.
37
Veränderung der Oberflächenproteinexpression
Temperatur
~ 20°C
(Umweltbedingungen)
OspC
OspA
( Folie: PD Dr. R. Straubinger, Molekulare Infektionsmedizin Leipzig in Kassel 16.9.2006)
Veränderung der Oberflächenproteinexpression
Temperatur
~ 37ºC
OspA
OspC
( Folie: PD Dr. R. Straubinger, Molekulare Infektionsmedizin Leipzig in Kassel 16.9.2006)
38
Spirochätenwanderung in der Zecke
> 24 Stunden
OspA
OspC
( Folie: PD Dr. R. Straubinger, Molekulare Infektionsmedizin Leipzig in Kassel 16.9.2006)
Outersurface Protein und
Entzündungsreaktion
• Outersurface Proteine sind Lipoproteine (keine
LPS!!!)
• Lipoproteine mit biologischer Aktivität sind auch
bei T.pallidum, Haemophilus influenzae und
Mycoplasmen beschrieben. (Norgard et al. 1995, Feng&Lo 1999)
• Allen gemeinsam ist eine Lipidmodifikation
(Pam3Cys). Diese ist verantwortlich für die
stimulatorischen Eigenschaften der Lipoproteine.
• Osp´s wirken als B-Zell-Mitogen, TZellstimulans und stimulieren Makrophagen,
Monozyten, Endothelzellen und Fibroblasten
39
Outersurface Protein und
Entzündungsreaktion
• Lipidiertes OspA induziert in vitro die
Ausschüttung von Zytokinen, Chemokinen und
Adhäsionsmolekülen (vermittelt durch NF-kB)
(Ebnet et al., 1997, Wooten et al. 1996)
• Gleiches gilt für lipidiertes OspB
(Sellati et al 1996 und
Ma & Weiss 1993)
• In vivo experimentelle Induktion einer chronisch
schweren Arthritis durch lipidiertes OspA, jedoch
fast keine durch OspB. (Batsford et al 1996)
• Lipidiertes OspC induziert eine milde chronische
Arthritis (Lohrmann R et al 2003)
Outersurface Protein und
Entzündungsreaktion
• Immunologische Eigenschaften der Lipoproteine:
1. Impfung mit lipidierten OspA schützt vor intradermaler
Infektion durch Spirochäten
2. Immunisation mit nicht lipidierten OspA
-> keine IgG-Bildung im Serum, noch eine
Wachstumshemmung der Borrelien in der Haut. (Erdile et al. 1993)
3. Lipidierte Osp´s führen in vitro zu einer Aktivierung von
NF-kB, nicht lipidierte jedoch nicht. (Lohrmann et al. 2003)
4. Lipidmodifikation der Outersurfaceproteine
ist notwendig für NF-kB-Aktivierung!!!
(Lohrmann et al. 2003, Ebnet et al. 1997, Norgard et al. 1996, Sellati et al. 1996, Weis et al. 1996, Wooten et al. 1998)
40
Outersurface Protein und
Entzündungsreaktion
• Toll-like Rezeptoren (TRL1-10) leiten
extrazelluläre Signale ins Zellinnere >Aktivierung von NF-kB.
• TLR2 erkennt Lipoproteine von Mykoplasmen
und Borrelia burgdorferi. (Hirschfeld et al. 1999)
• Bei TLR-2 defizienten Mäusen kann durch
Outersurfaceproteine keine Arthritis induziert
werden. (Lohrmann et al. 2003)
Outersurface Protein und
Entzündungsreaktion
Wie gelangt das
Osp-Signal von der
Zelloberfläche in die
Zelle –
und wie löst eine
Immunreaktion aus?
41
Der nukleäre Transkriptionsfaktor-kB (NF-kB)
• NF-kB ist im inaktivem Zustand im Cytosol der Zelle.
• NF-kB ist ein zentraler Regulator der Zellantwort auf
Stress
• Viren, Bakterien, physikalischer Stress, Medikamente
• Bei Aktivierung übertritt in den Zellkern
• 150 Zielgene werden durch NF-kB reguliert
Der nukleäre Transkriptionsfaktor-kB (NF-kB)
wird u.a. aktiviert durch:
Zytokine
Bakterielle Produkte
Viren
Virale Produkte
Parasiten
Physikalischen Stress
Oxidativer Stress
TNF-alpha, TNF-beta, IL-1, IL-2
LPS, Outersurface Protein, u.a.
HIV-1, CMV, Hepatitis-B, HSV-1...
Doppelstrang RNA, EBNA-2, HBx
Theileria parva
UV-Licht, Hypoxie, G-Strahlung
Wasserstoffperoxid, Butylperoxid
(nach Bauerle & Henkel, 1994)
42
T-Zellen aus der Synovialflüssigkeit
therapieresistenter Lyme-Patienten
lassen sich durch OspA
und durch LFA-1
(humanen leukocyte function associated antigen-1)
stimulieren.
Mechanismen autoimmuner
Gewebezerstörung
• Chronische Entzündungen können
Autoimmunpänomene hervorrufen.
• Chronische Entzündungen können durch
gewebespezifische Autoimmunität entstehen.
• Exogene mikrobielle Antigene können
Autoimmunität verursachen.
• Endogene Retroviren können
proinflammatorische und gewebezerstörende
Mechanismen in Gang setzen.
(Deutsches Ärzteblatt Jg. 98Heft 28–2916. Juli 2001)
43
Mechanismen autoimmuner
Gewebezerstörung
Ist ein Teil der menschlichen
Autoimmunerkrankungen, wie z.B. die
Kollagenosen auf eine
Borreliose/Zeckenbisserkrankung
zurückzuführen?
Dringender Klärungsbedarf!!!
Die Molekularbiologie der Borrelien
Abwehrstrategien und Erregerpersistenz
44
Aufbau der Borrelien (II)
• Durch einströmendes Blut und pHWertänderung beim Saugakt der Zecke
wird OspA downreguliert und die Synthese
von OspC ausgelöst.
• Darm-Speichel-Passage
• Borrelien entziehen sich im Wirt der
Immunantwort durch das
Komplementsystem durch
Membranproteine.
Was passiert beim Saugakt der Zecke?
45
Veränderung der Oberflächenproteinexpression
Temperatur
~ 20°C
(Umweltbedingungen)
OspC
OspA
( Folie: PD Dr. R. Straubinger, Molekulare Infektionsmedizin Leipzig in Kassel 16.9.2006)
46
Veränderung der Oberflächenproteinexpression
Temperatur
~ 37ºC
OspA
OspC
( Folie: PD Dr. R. Straubinger, Molekulare Infektionsmedizin Leipzig in Kassel 16.9.2006)
Spirochätenwanderung in der Zecke
( Folie: PD Dr. R. Straubinger, Molekulare Infektionsmedizin Leipzig in Kassel 16.9.2006)
47
Abwehrstrategien der Borrelien
• CRASP (complement regulator requiring surface protein)
• Erp (OspE/F related proteins, p21, pG)
• CRASP und Erp fangen Komplementproteine ab ->
Blockade der Phagozytose und Lyse durch das
Komplementsystem
• Plasmin vermittelte Auflösung der
Extrazellulärmatrix und Gewebeinfiltration durch
Oberflächenproteine der Borrelien.
• Decorinbindende Proteine (DbpA) und
fibronectinbindene Proteine ermöglichen ein Überleben
in stoffwechselarmen Geweben durch Bindung an
Kollagenfasern
Das VlsE-Gen
• VlsE steht für variable major protein like
sequence
• Es besteht aus variablen (VR1-6) und invariablen
Regionen (IR1-6) mit einer Vielzahl an
sogenannten Genkassetten.
• Die variablen Regionen kodieren für die
Oberflächenproteine
• Rekombination der Genkassetten im VlsE-Gen
lässt millionenfache Kombinationsmöglichkkeiten
neuer Oberflächenstrukturen zu, wodurch die
Borrelien sich der Immunantwort des Wirtes
entziehen können.
48
Das VlsE-Gen
(16.9.2006 Kassel – PD. Dr. R Straubinger)
Aufbau der Borrelien (IV)
• Bleps = Umstülpungen der
äußeren trilaminären Membran,
charakteristisches Kennzeichen
für absterbende Zellen.
• Gemmae = scheinbar kugelförmige Ausstülpung
am Ende der Borrelien – Bedeutung bislang
unklar – möglicherweise wichtige Rolle im
Hinblick auf Plasmide und Plasmidverlust
49
Aufbau der Borrelien (V)
• 1997 komplette Gensequenz für Borrelia burgdoferi s.s.
veröffentlicht:
• 853 Gene u.a. für Proteine:
•
•
•
•
•
der DNA Replikation, Transkription und Translation
des Reperatursystems und der Rekombination
des Stofftransports, der Stoffaufnahme und des Metabolismus
der Motilität und der Chemotaxis
der Regulation der Genexpression
• Energiestoffwechsel – Bildung von ATP im Cytoplasma
(Substratphosphorylierung).
• Keine Gene zur Atmungskette bekannt.
• Wichtigstes Substrat zur Energiegewinnung und
Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen ist Glucose.
Plasmide der Borrelien
• Verlust von Plasmiden führt zum Verlust der Infektiosität!!!
• Borrelien ohne Plasmide verlieren die Fähigkeit zur
Endothelpenetration!!!
• bis zu 20 verschiedene Plasmide bekannt –
Plasmidsequenzwiederholungen wurden auch am rechten Ende des
Chromosom der Borrelien gefunden
•
Bisher nur ein Bruchteil der Gene bekannten Proteinen zugeordnet…
u.a. Lipoproteine (OspA-F), Porine, Dekorin-bindende Proteine, Enzyme für die Purinsynthese
• Plasmide kodieren die Osp`s (OspA-F)
• In Europa vor allem OspA und OspC
• In den USA OspA und variabel OspB, selten OspC
50
OspA/OspC Serotypen isolierter Borrelien
• Borrelia garinii
Genogoup 1
„Extremiorientalis“
• Borrelia garinii
Genogroup 2
„Intermediate“
• Borellia garinii
Genogroup 3
„European“
„Borreliengenetik“
• Outersurfaceproteine werden auf den Plasmiden kodiert.
• Hohe Variabilität der Outersurfaceproteine )- siehe auf VlsEGen
• Manningfache Duplizierung der Plasmidgene am rechten
Ende des linearen Borrelienchromosoms durch
„Telomerfusion“
• Hohe Rate an Telomerfusionen
51
„Borreliengenetik“
• Telomer Resolvase (ResT) wichtiger Bestandteil der
Duplikation von
Plasmidcodierten
Gensequenzen
(Telomerfusionen)
• ResT schützt „hair pin
Telomere“ vor Attacken durch
Endonucleasen
• Telomerfusion temperaturabhängiger Prozess
• Bedeutung des häufigen
Telomeraustausches
gegenwärtig unklar –
Genaustausch in Zecken?
• dient die Telomerfusion dem
Erhalt von Plasmidsequenzen?
(Kerri K, George C:Fusion of Hairpin Telomeres by the B. burgdorferi
Telomere Resolvase ResT: Implications for Shaping a Genome in Flux;
Molecular Cell, Vol. 17, 783–791, March 18, 2005)
Sonderformen der Borrelien
• Zystenformen
• Listerformen (L-formen)
-
-
-
Entstehen durch
„Einkapseln“ der Borrelien
unter Antibiotikaeinfluss
oder bei ungünstigen
Umfeldbedingungen
Bei Wegfall der Antibiotika Schlüpfen der Borrelie aus
der Zyste und Ausbreitung
Zysten werden durch
Antibiotika nicht erreicht
und abgetötet
Quasi inaktiver Zustand der
Borrelie
Therapieoption:
Metronidazol?
-
„nackte“ Borrelien – ohne
Zellmembran und
Zellorganellen – reine DNA
Keine Therapie bekannt –
möglicherweise eines Tages
Antisensetherapie!?
52
Sonderformen der Borrelien
Zystenformen
1997-1999 Infection 1997 Jul-Aug; 25(4) 240-6.
May-June 26(3):144-50
APMIS 1998 Dec; 106(12); 1131-41
2000 Microbiology 2000 Jan; 146(Pt1): 119-27
2001
APMIS 2001 May; 109(5); 383-88
in vivo Nachweis von Zystentransformation
2002
Bockenstedt et al.; J Inf Diseases 186: 1430-3
Detection of attenuated non-infectious spirochetes in
B. burgdoferi infected mice after antibiotic treatment
Erregerpersistenz
Zystentransformation
(Video & Folie: PD Dr. R. Straubinger, Molekulare Infektionsmedizin Leipzig)
53
Erregerpersistenz
Studien intrazellulärer Aufenthalt
-
-
1998 Chary Valcenaera et al. - Ultrastructural demonstration of
intracellular localisation of B. burgdoferi in Lyme artrhitis. British
Journal of Rheumatology 37: 468- 470
1996 Broqui P et al. Eucariotic cells protect Borrelia burgdoferi from
the action of penicillin and Ceftriaxon but not from the action of
Doxycycline and Erythromycin. Antimicrobial Agents and
Chemotherapy 40: 1552-54 (1996)
Erregerpersistenz
• 1996 Ohlenbush et al.: Erregerisolierung aus der
Haut
• 1986 Snydman et al.: Synovia
• 1990 Stanek et al: Myokard
• Sowie Nachweis einer Erregerpersistenz durch
PCR gelungen
Steere et al.:
„Eine adäquate Antibiose und rechtzeitige
Antibiose verbessert die Heilungschancen“
54
Erregerpersistenz (II)
• Bei persistierenden Infektionen wird
angenommen, das bei Erregerinvasion
eine gegenteilige Genregulation erfolgt:
OspA wird hoch und OspC wird
herunterreguliert.
Man hat Antikörper gegen OspC als
Marker einer Akutinfektion gefunden,
während Antikörper gegen OspA nur in
späten Stadien zu finden sind. (Fung et al 1994,
Wilske et al 1993)
Die größten Irrtümer in der Borreliose
Eine Antibiose heilt jede Borreliose.
Stimmt nicht!!!
55
Merke
Borrelien und andere durch Zecken
übertragene Erreger können nach einer
Antibiose persistieren und einen Rückfall
auslösen.
Mit den derzeitigen
Therapierempfehlungen ist eine
Therapia sterilisans magna fraglich!!!
56
Labordiagnostik der
Lyme-Borreliose
H . J . Hütter
Labor Dr.Laser & Kollegen ,
Köln
(Dade Behring Aktuell 2006)
Viele Patienten erinnern sich nicht an einen
Zeckenstich
• Infektionsbeginn kann lange zurückliegen
• Zecken - Larven und - Nymphen bleiben oft
unbemerkt
• Larven jedoch zu 1-3 % ,
• Nymphen zu etwa 20 % infiziert
57
Borrelien winden sich mittels Endoflagellen
schlangenartig vorwärts
Durchdringen leicht Gefäßwandungen und
extrazelluläre Matrix
Bevorzugter Aufenthalt : Perivaskuläres
Bindegewebe
Interaktionen mit Endothelzellen und Fibroblasten
Gestaltswandel und Änderung der Antigenstruktur
in Abhängigkeit vom Biotop (Herunterregulation
von Osp A , Expression von Osp C nach
Blutkontakt und Temperaturerhöhung) .
(M.Rittig,1992)
58
(M.Rittig,1992)
Neuerkrankungen in der BRD etwa 70 000
pro Jahr
• Durchseuchung der Zecken mit B.b.s.l. regional
unterschiedlich , etwa 3 – 34% . Sehr variable
Inkubationszeit : 1-11 Wochen
bei etwa
90% inapparente Infektion ,
5 –10%
symptomatische Erkrankung .
• EM kann mit Verzögerung von bis zu 10 Wochen
auftreten , Serologie kann dann noch negativ sein ,
häufig aber Ak gegen VlsE (Hinweis auf frische
Infektion) .
59
In den ersten 4-6 Wochen sind Antikörper
noch nicht in jedem Fall nachweisbar !
• Erste humorale Immunantwort frühestens
nach 3 - 4 Wochen
• Bei Erythema migrans daher nur etwa 40 50% der Patienten seropositiv
• In Spätphase jedoch in praktisch allen
Fällen eindeutige Antikörper erkennbar
• Nur in 1 - 2 % der Fälle aktive Borreliose
seronegativ.
In Akutphase oft keine IgM-Ak nachweisbar ,
Ursache bisher unbekannt
• Fehlen von IgM-Ak schliesst daher eine
behandlungsbedürftige Borreliose keineswegs aus
• Auch in Spätphase oft keine IgM-Ak nachweisbar,
obwohl noch lebende Borrelien vorhanden sein
können
• Werden jedoch IgM-Ak nachgewiesen , beweisen
sie in der Regel eine frische , aktive Erkrankung
60
Problem : Persistierende Antikörper
• IgM - und IgG - Ak können auch nach
erfolgreicher Therapie über viele Jahre in
unveränderter Höhe nachweisbar bleiben !
• Kinetik beider Immunglobulinklassen relativ
langsam , daher Kontrolle erst 6 - 8 Wochen nach
Therapieende sinnvoll .
Antikörper - Kinetik
IgM-Ak
EM
43 %
FN
58 %
Karditis 25 %
Arthritis 26 %
ACA
IgG-Ak
56 %
73 %
100 %
92 %
100 %
61
Antikörper bei Erythema migrans
IgM
1.Woche
18 %
2. Woche
42 %
3.- 6.Woche 41 %
7.-12.Woche 53 %
> 12.Woche 15 %
IgG
20 %
33 %
30%
66 %
68 %
Erreger der Lyme-Borreliose keine einheitliche Art
molekulargenetische Analysen
11 Genospezies ,
davon 3 Arten sicher humanpathogen :
•
•
•
•
1. B. burgdorferi sensu strictu (PKa2)
Arthritis
2. B. garinii (Pbi)
Neuroborreliose
3. B. afzelii (Pko)
Hauterkrankung
4. B. valaisiana (aus Hautbioptaten isoliert) ,
wahrscheinlich auch humanpathogen
• 5. Genospezies A 14 S bei einigen EM-Patienten
nachgewiesen
62
Antigenstruktur von Borrelia burgdorferi
• 1. Nicht-Proteine (Lipide , Kohlenhydrate) ,
diagnostisch ohne Bedeutung
• 2. Relevante immundominante Proteine
Kreuzreaktivität gering , bzw. unbekannt : p83 /
100 , p66 , p58 , BmpA(p39) , Osp B(p34) ,Osp
A(p31) , p30 , OspC(p25) , p21 , Osp 17 , VlsE
Kreuzreaktivität breit (Spirochäten , E . Coli
andere Bakterien ) : HSP 60 , HSP 75 , p41
Aussenmembranprotein Osp A
Bisher 7 verschiedene Serotypen:
• OspA 1 = B.b.s.s. : Synovia (33) > Liquor (19) >
Haut (6)
• OspA 2 = B.afzelii : Haut (84) > Synovia (29) >
Liquor (12)
• OspA 3-7 = B.garinii : Liquor (28) > Synovia (19)
> Haut (6)
63
Heterogenität auch große Bedeutung für
Serodiagnostik
Aminosäure-Sequenzidentitäten für
• DbpA (Osp17) nur 40 - 44%
• Osp C
54 - 68%
• Osp A
78 - 81%
C 6 Peptid des VlsE besitzt jedoch
hochkonservative Epitope !
Was ist VlsE ?
= variable major protein-like sequence , expressed
= neu charakterisiertes Oberflächenprotein von B.b.
Bedeutung bis vor kurzem völlig übersehen !
VlsE Schlüsselrolle in Überlebensstrategie von
B.b. , da variable Regionen durch ständige
Rekombinationen
veränderten
Antigenepitopen , die sich dem Immunsystem
entziehen .
64
VlsE : variable , invariable und konservierte
Bereiche
Antikörperbildung nach
Absterben von B.b.
gegen invariable und konservierte Regionen
Nachweis
Diagnose in über 85% der
Fälle
species übergreifend .
Persistenzzeit noch nicht geklärt!
VlsE wird nur in vivo gebildet , nicht in Kultur !
Warum wird VlsE als zusätzliches
rekombinantes Antigen verwendet?
• VlsE erhöht als zusätzliches Antigen die
serologische Trefferquote gegenüber
Westernblots mit Vollextrakt um 20% und
gegenüber Westernblots mit rekombinanten
Antigenen um 30% .
• Von allen bisher untersuchten rekombinanten
Antigenen besitzt VlsE die höchste Sensitivität für
den Nachweis einer Borrelien-Infektion.
65
Frühe Immunantwort (IgM) Stadium I
• Immer gegen Flagellin (p41) und Osp C
(p25) der Außenmembran gerichtet
• Auch Osp A (p31) ist ein
Außenmembranprotein , aber in vivo
herunterreguliert , Antikörper daher sehr
selten bei Patienten nachweisbar.
• IgM - Ak gegen Osp C können über Monate
persistieren (auch nach erfolgreicher Therapie) !
Späte Immunantwort
• Stadium II :
besonders Ak gegen p39
und p58 nachweisbar
• Stadium III :
weite Variabilität der
Antikörper , etwa 80%
der Seren reagieren
mit :
p 83 / 100 , p 58 , p 43
p39 , p34 , p 30 ,
p 21 , Osp 17 und
p 14
66
Richtlinien Dtsch.Ges.Hygiene und
Mikrobiologie (MIQ 12)
Serologische Diagnostik = Stufendiagnostik !
• 1 . Serologischer Suchtest = ELISA
• 2 . Bestätigungsreaktion = Immunoblot
Die verwendeten Stämme sollten Osp C (p25) als
immundominantes Antigen der IgM - Antwort
und DbpA (Osp 17) als immundominantes
Antigen der IgG - Antwort enthalten.
67
Auswertung western blot
Im IgG-Blot mindestens 2 spezifische Banden , im
IgM-Blot mindestens 1 spezifische Bande
erforderlich !
• 1) wenige schwach ausgeprägte Banden =
Frühstadium oder ausgeheiltes Residualstadium
oder nicht ausreichend behandelte floride
Infektion
68
Auswertung western blot
• 2) viele starke Banden : zurückliegender
Infektionszeitpunkt oder behandlungsbedürftiges
Spätstadium oder asymptomatische , nicht
behandlungsbedürftige Infektion (Personen mit
häufigen Zeckenstichen , z.B.Waldarbeiter)
Interpretation serologischer Befunde nur im Kontext
mit dem klinischen Befund !
Stammspezifische Interpretationskriterien
des western blot
IgG
• B.b.s.s.(Pka2) positiv , wenn 2 Banden von
p83/100 , p58 , p56 , p39 , Osp C , p21 , p18 , p17
• B.garinii(Pbi) positiv , wenn 2 Banden von
p83/100 , p39 , p30 , Osp C , p21 , p17
• B.afzelii(Pko) positiv , wenn 2 Banden von
p83/100 , p58 , p43 , p39 , p30 , Osp C , p21 , p17
p14
• IgM (alle Stämme) positiv , wenn 1 Bande von
p41 (stark) , p39 , OspC , p17
69
Western blot : 2 Auswertungskriterien
möglich : Beispiel B.b.s.s.
• Wenn 1 Bande aus dem Spektrum herangezogen
wird : Spezifität 96,5% , Sensitivität 50%
• Wenn 2 Banden oder mehr aus dem Spektrum
herangezogen werden : Spezifität 100%
Sensitivität 42.9%
Wenn diese Kriterien nicht erfüllt sind ,wird der
western blot als negativ bewertet .
Erregernachweis mittels Kultur
• Sehr zeitaufwändig , Generationszeit 7-20 Std.
• Geringe Sensitivität , besonders in
Körperflüssigkeiten .
• Hilfreich dann , wenn Serologie negativ und
klinischer Befund konträr : z.B. atypisches
Erythema migrans oder V.a. akute
Neuroborreliose ohne Nachweis intrathekaler
Antikörper (Pat.mit Immundefizienz)
70
Polymerase-Kettenreaktion (PCR)
• Bisher keine standardisierten Verfahren , verschiedene
Target-Sequenzen für DNA-Amplifikation :
• Plasmidassoziierte Gene Osp A und Osp B , OspA-PCR
muss auch heterogene Osp A v. B. garinii differenzieren !
• Chromosomale Gene Flagellin oder p 66
• Gensegmente der 16S-rRNA oder der 5S/23S –rRNA
Heterogenität des Erregers erschwert species Differenzierung
Ziel : Diagnose der Borrelia species
Sensitivität von Kultur oder PCR
Haut
(Erythema migrans , Acrodermatitis) 50-70%
Liquor
(Akute Neuroborreliose)
Gekenkflüssigkeit (PCR)
Kultur extrem selten positiv
10-30%
50-70%
71
Enzyme linked immunosorbent assay spot
(ELISPOT)
• Frequenz von antigenspez. Th-1-Zellen anhand
Zytokinfreisetzung (IFN-gamma) auf
Einzelzellniveau .
• Rekombinante Antigene v. B.afzelii (OspA,
OspC, p100, p39) und B.b. sensu stricto (OspA,
OspC, p100) .
• Inkubationszeit : 5 Std.
• Cut off : 10 Borr. spez.IFN-gamma sez.Th-1Zellen pro 100 000 Lymphozyten .
Sensitivität 70% , Spezifität 72% .
Neuroborreliose
Diagnose in erster Linie klinisch zu stellen
• 80-90% : entzündliche Liquorveränderungen
(Pleozytose 1200 - 6000 Zellen pro ul ) , BlutLiquor - Schrankenstörung und intrathekale
Antikörper - Synthese .
• Übrige Fälle : Borrelien spezifische DNS mittels
PCR . PCR auch bei sehr früher Neuroborreliose ,
bei immunsupprimierten oder antibiotisch
vorbehandelten Patienten
72
Nachweis intrathekaler Antikörperbildung
• Über Liquor / Serum-Index , IgG-Index nach 8 41 Tagen
bei 80-90% , > 41 Tage bei 100%
• Intrathekale IgM-Ak hohe Sensitivität für
Neuroborreliose
• Oligoklonale IgG-Ak über Jahre nach Therapie
nachweisbar , belegen keine aktive
behandlungsbedürftige Erkrankung
• Therapieerfolg : Besserung der neurologischen
Symptomatik , Normalisierung der Pleozytose
CD 57 - Expression
CD 57 exprimiert durch NK-Zell-subset und
T-Zell-subset , nach Stricker,Winger und
Burrascano (2001,2002) CD3-/CD57+ =
Aktivitätsmarker für chronische Borreliose
(Ref.Bereich: 60-360 Zellen pro ul)
73
CD 57 - Expression
30 +/- 16 /ul
(Chronische Borreliose 3
Mon.-15 Jahre)
66+/- 39 /ul
(Therapiebeginn)
Bei akuter Borreliose
keine Änderung des
Normbereichs!
173+/- 98 /ul
(Therapieende)
Hypothese (Stricker et al.) : CD57-Expression
herunterreguliert durch TH-1-Cytokine .
CD57- Expression < 60 Zellen pro ul auch bei:
HIV- , EBV- , CMV- , Candida- und
Pneumokokken-Infektionen , bei Patienten mit
erhöhten Tumormarkern (CEA , TPA , PSA) sowie
bei erhöhten ECP-Werten .
74
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Literatur :
Rittig , M. : Borrelia burgdorferi : Von der Zecke zum Menschen . II.
Erlanger Borreliose Symposium 1992 , 3-31 Ed. Roche , Basel 1993
Hauser , U. , Lehnert , G. , Lobentanzer , R. , Wilske , B. : Interpretation
criteria for standardized western blots for three european species of Borrelia
burgdorferi sensu lato . J.Clin.Microbiol. 1997 , 35 , 1433 - 1444
Wanke , I. : Das Spektrum der klinischen Manifestation der Lyme Borreliose
in der Bundesrepublik Deutschland . Inaugural Dissertation Med.Fak.Univ.
Köln 1998
Wilmers , A. : Die Antikörperdynamik bei der Lyme Borreliose .
Inauguraldissertation Med.Fak.Univ.Köln 2000
Wilske , B., Zöller , J., Brade , V., Eiffert , M., Göbel , U.B., Stanek , G.,
Pfister , H.W. : MIQ 12 Lyme - Borreliose . In Qualitätsstandards in der
mikrobiol.infektiol.Diagnostik Hrsg.Mauch , H. u. Lüttichen , R. im Auftrag
der Dtsch.Ges. f. Hygiene u.Mikrobiologie (DGHM) , Urban u. Fischer , Jena
2000
Stricker , R.B., Burrascano , J.J. , E.E. Winger : Longterm decrease in the
CD57 lymphocyte subset in a patient with chronic Lyme disease .
Ann.Agric.Environ.Med. 2002 , 9 , 111-113
Schulte - Spechtel , U., Lehnert , G., Liegl , G. , Fingerle , V., Heimerl , Ch.,
Johnson , B.J.B., Wilske , B. : Significant improvement of the recombinant
borrelia specific immunoglobulin G immunoblot test by addition of VlsE and a
DbpA homologue derived from borrelia garinii for diagnosis of early
neuroborreliosis . J. Clin. Microbiol. 2003 , 41 , 1299-1303
Wilske , B., Fingerle , V. : Lyme - Borreliose Diagnostik . Mikrobiologe 2005
5 , 209-220
Aguero-Rosenfeld , M.E. , Wang , G., Schwartz , J., Wormser , G.P. :
Diagnosis od Lyme Borreliosis . Clinical Microbiology Reviews 2005 , 18
484 - 509
75
Institut für Medizinische Diagnostik
Die Stellung des LTT-Borrelien bei der
Diagnostik und Verlaufsbeobachtung
der Borreliose
Prof. Dr. med. Rüdiger von Baehr
Institut für medizinische Diagnostik-Berlin
Nicolaistr.22 ; 12247 Berlin
Institut für Medizinische Diagnostik
Ausgangssituation
1. Der kulturelle Nachweis von Borrelien ist der sicherste Beweis für
eine aktive Borrelieninfektion.
2. Ein positiver Borr.-PCR-Befund kann auch durch nicht vitale
Borrelien hervorgerufen werden.
3. Standard für den Nachweis einer Borrelieninfektion ist die
serologische Labordiagnostik. Es gibt dafür bisher keinen
Goldstandard. Seronegative Fälle sind in der Frühphase der
Borreliose möglich, in der Spätphase selten.
4. Für die Therapiekontrolle ist die Serologie nicht geeignet.
5. Das Vorhandensein borrelienspezifischer Antikörper ist nicht
beweisend für eine aktive Borrelieninfektion und allein keine
Behandlungsindikation. Entscheidend dafür ist die klinische
Symptomatik. Diese ist jedoch, besonders in der Spätphase,
häufig vieldeutig und uncharakteristisch.
Deshalb wird eine Labormethode benötigt, welche die aktive
Auseinandersetzung des Immunsystems mit Borrelien anzeigt.
76
Institut für Medizinische Diagnostik
Historie des Lymphozyten-Transformationstestes (LTT)
-1960: Lymphozytenstimulierung mit Mitogen PHA
Nowell, PC: Phytohämagglutinin. An initiator of mitosis in cultures of normal
human leucocytes. Cancer Res. (1960) 20, 462-464
-1964: Lymphozyten-Mischkultur
(LTT mit allogenen Zellen zur
Spenderauswahl für Transplatationen), Bain, B et al: Blood (1964) 23, 108-112
-1974: LTT mit Infektionsantigen (Candida)
Foad BSI et al.: Clin. Exp. Immunol. (1974) 17, 657- 662
-1978: Empfehlung LTT als Immunfunktionstest
Report Committee Clin. Immunology of the IUIS. Eur.J.Immunol.(1976)6,233-234
-1979: LTT- Test zum Nachweis der Nickelsensibilisierung
Veien NK et al. Acta Derm. Venereol.(1979) 59, 447- 451
-ab 1986: Beschreibung des LTT- Borrelien
u.a. Krause A et al. Arthritis Rheum. (1991) 34,393-402
Optimierung und Akkreditierung für Routinelabor:
u.a.: v. Baehr,V et al.: J. Immunol. Methods (2001) 251, 63- 71
DMPA- Patent Nr. 19925405
Im IMI- Berlin ist der LTT-Test 4/2003 nach DIN EN 17025 und 1/2005 nach
DIN EN 15189 von Fachgutachtern der DACH akkreditiert.
Institut für Medizinische Diagnostik
Validierte Anwendungen des
Lymphozytentransformationstestes (LTT)
in der Labordiagnostik
Nachweis von:
- Defekten und Funktionsstörungen des Immunsystems
(LTT- Immunfunktion)
- Nachweis von Sensibilisierungen (Typ IV- Reaktionen)
(z.B. LTT- Metalle, LTT- Medikamente)
- Zelluläre Kompatibilität / Inkompatibilität
(Lymphozytenmischkultur vor allogener Knochenmarktransplantation)
- Lymphozytäre Reaktivität gegenüber Infektionserregern
(z.B. Candida, EBV, CMV, HIV, Borrelien)
77
Institut für Medizinische Diagnostik
Vorgeschichte des LTT-Borrelien
1984 : Sigal LH et al. : Cellular findings in Lyme disease
Yale J Biol Med. 57;595-8
1988 : Dattwyler RJ et al: Seronegative Lyme disease
N Engl J Med. 319;1441-6
1991-1996: Weitere 8 Arbeiten zum LTT-Borrelien -mit
Empfehlung zur Diagnostik bei seronegativer Borreliose (pro)
3 Arbeiten über häufige falsch positive Ergebnisse (kontra)
1984-2006: Arbeiten mit LTT in exp. Forschung zu Borrelien
2006: LTT- Borrelien zur Diagnostik und Verlaufsbeurteilung
1. Valentine-Thon E et al: A novel lymphocyte transformation
test (LTT-MELISA) for Lyme borreliosis.
Diagn Microbiol Infect Dis. 2006 (in press)
2. von Baehr R et al: Untersuchungen zur diagnostischen
Wertigkeit des LTT bei Patienten mit Borreliose.
Lab Med 2006 (in press)
Institut für Medizinische Diagnostik
Häufigster Einwand gegen LTT-Borrelien:
Falsch positive Reaktionen
Diese Gefahr besteht. Sie ist aber durch eine exaktes
Vorgehen zu Beginn der Entwicklung des LTT
weitgehend zu vermindern.
Lösungsweg: Ermittlung der „diagnostischen Breite“
der vorgesehenen Borrelienantigene
1. Schritt: Bestimmung der maximalen Antigendosis,
welche bei seronegativen gesunden Probanden keine
positiven LTT-Reaktionen hervorruft.
2. Schritt: Untersuchung von Patienten mit klinisch
aktiver Borreliose. Finden sich mit der ermittelten
Antigendosis positive LTT-Reaktionen ?
78
Institut für Medizinische Diagnostik
Antigen und T-memory-Lymphozyten
Selektive
Aktivierung
Klonale
Proliferation
Nachweis mit
dem LTT
Reifung
T- Effektorlymphozyten
Antikörper
Institut für Medizinische Diagnostik
LTT- Borrelien
(Lymphozytentransformationstest- Borrelien)
Testprinzip: Inkubation von Immunzellen aus dem Blut des
Patienten mit Borrelienantigenen
1.
2.
3.
4.
Frage:
Rekombinantes OspC von Borrelia afzelii
Borrelia afzelii-Lysat
Borrelia sensu stricto-Lysat
Borrelia garinii- Lysat
Befinden sich Borrelien-spezifische memoryT-Zellen im Patientenblut ?
Ein positiver LTT- Borrelien sagt aus:
Es sind Borrelien- spezifische T- memory-Zellen
im Blut vorhanden.
79
Institut für Medizinische Diagnostik
Der Lymphozytentransformationstest (LTT)
1.
Gewinnung der Lymphozyten und
Monozyten aus Heparinblut durch
Dichtegradientenzentrifugation
2. Überführung von 1,2 x 106/ml vitalen
Zellen in eine Zellkulturplatte (3-fach)
Serum
Lympho-/Monozyten
Erythro- und Granulozyten
3. Zugabe von Borrelienantigen (z.B. OspC)
4. Inkublation für 6 Tage, 37°C, 5%CO2
Tag 0 „ruhende T-Zellen“
Institut für Medizinische Diagnostik
Ergebnis nach 6 Tagen
Negatives Ergebnis
Positives Ergebnis
Klonal proliferierte antigenspezifische T-Lymphozyten
5. Quantifizierung der antigeninduzierten
DNA-Neusynthese durch Bestimmung
des 3H-Thymidin-Einbaus
6. Messung der DNA-Neusynthese
im Beta-Counter
7. Resultat als
SI = Antigen-induzierter T*-Einbau (cpm)
Leerwert-T*-Einbau (cpm)
80
Institut für Medizinische Diagnostik
Vielen Dank für Ihre Überweisung.
Wir haben folgenden Befund erhoben:
Ärztlicher Befundbericht
Patient
Tagebuch-Nr. Geburtsdatum
0
2512323
Eingang
05.08.05
Ausgang
12.08.05
Untersuchung/Material: Lymphozytentransformationstest
Borrelien-Lysatantigene
B.garinii
SI
7,5
B.afzelii
7,8
B.sens. strictu
8,9
- LTT-Borrelien (Heparinblut)
Hinweise zur Untersuchungsmethode:
Die Werte rechts neben der Balkengraphik sind die
Stimulationsindizes (SI) für das jeweilige Borrelienantigen,
das den Patientenzellen zugesetzt wird (Mittelwert von 3fach-Ansätzen). Der Stimulationsindex ist der Quotient aus
der Antigen-induzierten- und der unstimulierten
Thymidineinbaurate (Leerwert in cpm, angegeben ist der
Mittelwert von 3 Paralleluntersuchungen). Ein SI > 3
bedeutet eine mehr als dreifache zelluläre Aktivierung durch
das Antigen im Vergleich zum Leerwert und beweist die
Existenz von zirkulierenden Borrelien-spezifischen T-Zellen
im Patientenblut (positives Ergebnis). Ein SI < 2 gilt als
sicher negativ. Ergebisse zwischen 2 und 3 sind als
grenzwertig anzusehen (schwache bzw. fragliche
Sensibilisierung), die ggf. kontrolliert werden sollten.
Borrelienantigen rekombinant (allen 3 Spezies gemeinsam)
7,5
OspC-Antigen
Positivkontrollen
Antigenkontrolle
21,6
PWM (Mitogen)
42,6
Leerwert (Negativkontrolle)
1476
Versicherung Kasse
Die Positivkontrollen dienen ausschließlich zum Nachweis
der Reaktionsfähigkeit der Lymphozyten. Hier werden
"Recall-Antigene" verwendet, bei denen eine T-zelluläre
Sensibilisierung immer vorhanden ist.
PWM ist als Mitogen Indikator für die Vitalität der
Immunzellen bei Probeneingang im Labor.
Normalwert: < 4000 cpm
Stimulationsindizes von > 8 bei der Mitogenkontrolle PWM und > 3 bei der Antigenkontrolle PPD sichern die Auswertbarkeit der Untersuchung.
Institut für Medizinische Diagnostik
Vielen Dank für Ihre Überweisung.
Wir haben folgenden Befund erhoben:
Ärztlicher Befundbericht
Patient
Tagebuch-Nr. Geburtsdatum
0
2512543
Eingang
06.08.05
Ausgang
13.08.05
Untersuchung/Material: Lymphozytentransformationstest
Borrelien-Lysatantigene
B.garinii
SI
1,2
B.afzelii
1,0
B.sens. strictu
1,1
- LTT-Borrelien (Heparinblut)
Borrelienantigen rekombinant (allen 3 Spezies gemeinsam)
1,2
OspC-Antigen
Positivkontrollen
Leerwert (Negativkontrolle)
Antigenkontrolle
23,5
PWM (Mitogen)
34,7
1236
Versicherung Kasse
Hinweise zur Untersuchungsmethode:
Die Werte rechts neben der Balkengraphik sind die
Stimulationsindizes (SI) für das jeweilige Borrelienantigen,
das den Patientenzellen zugesetzt wird (Mittelwert von 3fach-Ansätzen). Der Stimulationsindex ist der Quotient aus
der Antigen-induzierten- und der unstimulierten
Thymidineinbaurate (Leerwert in cpm, angegeben ist der
Mittelwert von 3 Paralleluntersuchungen). Ein SI > 3
bedeutet eine mehr als dreifache zelluläre Aktivierung durch
das Antigen im Vergleich zum Leerwert und beweist die
Existenz von zirkulierenden Borrelien-spezifischen T-Zellen
im Patientenblut (positives Ergebnis). Ein SI < 2 gilt als
sicher negativ. Ergebisse zwischen 2 und 3 sind als
grenzwertig anzusehen (schwache bzw. fragliche
Sensibilisierung), die ggf. kontrolliert werden sollten.
Die Positivkontrollen dienen ausschließlich zum Nachweis
der Reaktionsfähigkeit der Lymphozyten. Hier werden
"Recall-Antigene" verwendet, bei denen eine T-zelluläre
Sensibilisierung immer vorhanden ist.
PWM ist als Mitogen Indikator für die Vitalität der
Immunzellen bei Probeneingang im Labor.
Normalwert: < 4000 cpm
Stimulationsindizes von > 8 bei der Mitogenkontrolle PWM und > 3 bei der Antigenkontrolle PPD sichern die Auswertbarkeit der Untersuchung.
81
Institut für Medizinische Diagnostik
Vielen Dank für Ihre Überweisung.
Wir haben folgenden Befund erhoben:
Ärztlicher Befundbericht
Patient
16.01.04
Eingang
Untersuchung/Material:
Tagebuch-Nr. Geburtsdatum
Versicherung
Kasse
2523233
Kennziffer OIII
0
26.01.04
Ausgang
"Lymphozytentransformationstest Profil - LTT-Borrelien (Heparinblut)
Testansätze - Borrelienantigene
B. garinii
SI
7,5
B.afzelii
2,8
B.sensu strictu
2,5
OspC-Antigen
8,1
Positivkontrollen
PPD (Antigen)
12,5
PWM (Mitogen)
45,3
Leerwert (Negativkontrolle)
1299
Normalwert: < 3000 cpm
Erläuterungen:
Die Zahlen rechts neben der Balkengraphik sind die
Stimulationsindizes (SI) für das jeweilige Borrelienantigen, das den Patientenzellen zugesetzt wurde
(Mittelwert von 3-fach-Ansätzen).
Der Stimulationsindex ist der Quotient aus der Antigeninduzierten- und der unstimulierten Thymidineinbaurate
(Leerwert in cpm, angegeben ist der Mittelwert von 3
Paralleluntersuchungen). Ein SI > 3 bedeutet eine mehr
als dreifache zelluläre Aktivierung durch das Antigen im
Vergleich zum Leerwert und beweist die Existenz von
zirkulierenden Borrelien-spezifischen T-Zellen im
Patientenblut (positives Ergebnis). Ein SI < 2 gilt als
sicher negativ. Ergebnisse zwischen 2 und 3 sind als
grenzwertig anzusehen (schwache bzw. fragliche
Sensibilisierung), die ggf. kontrolliert werden sollten.
Die Positivkontrollen dienen ausschließlich dem
Nachweis der Reaktionsfähigkeit der Lymphozyten. Hier
wird PPD -Antigen als "Recall-Antigen" verwendet, bei
dem eine T-zelluläre Sensibilisierung nahezu immer
vorhanden ist. PWM ist als Mitogen ein Indikator für die
Vitalität der Immunzellen bei Probeneingang im Labor.
Stimulationsindizes von > 8 bei der Mitogenkontrolle PWM und > 3 bei der Antigenkontrolle PPD sichern die Auswertbarkeit der Untersuchung.
Institut für Medizinische Diagnostik
Vielen Dank für Ihre Überweisung.
Wir haben folgenden Befund erhoben:
Ärztlicher Befundbericht
Patient
Eingang
18.01.04
Untersuchung/Material:
Ausgang
Tagebuch-Nr. Geburtsdatum
Versicherung
Kasse
2529232
Kennziffer OIII
0
25.02.04
"Lymphozytentransformationstest Profil - LTT-Borrelien (Heparinblut)
Testansätze - Borrelienantigene
B. garinii
SI
6,8
B.afzelii
7,3
B.sensu strictu
5,9
OspC-Antigen
7,2
Positivkontrollen
Leerwert (Negativkontrolle)
PPD (Antigen)
11,8
PWM (Mitogen)
64,2
1033
Normalwert: < 3000 cpm
Erläuterungen:
Die Zahlen rechts neben der Balkengraphik sind die
Stimulationsindizes (SI) für das jeweilige Borrelienantigen, das den Patientenzellen zugesetzt wurde
(Mittelwert von 3-fach-Ansätzen).
Der Stimulationsindex ist der Quotient aus der Antigeninduzierten- und der unstimulierten Thymidineinbaurate
(Leerwert in cpm, angegeben ist der Mittelwert von 3
Paralleluntersuchungen). Ein SI > 3 bedeutet eine mehr
als dreifache zelluläre Aktivierung durch das Antigen im
Vergleich zum Leerwert und beweist die Existenz von
zirkulierenden Borrelien-spezifischen T-Zellen im
Patientenblut (positives Ergebnis). Ein SI < 2 gilt als
sicher negativ. Ergebnisse zwischen 2 und 3 sind als
grenzwertig anzusehen (schwache bzw. fragliche
Sensibilisierung), die ggf. kontrolliert werden sollten.
Die Positivkontrollen dienen ausschließlich dem
Nachweis der Reaktionsfähigkeit der Lymphozyten. Hier
wird PPD -Antigen als "Recall-Antigen" verwendet, bei
dem eine T-zelluläre Sensibilisierung nahezu immer
vorhanden ist. PWM ist als Mitogen ein Indikator für die
Vitalität der Immunzellen bei Probeneingang im Labor.
Stimulationsindizes von > 8 bei der Mitogenkontrolle PWM und > 3 bei der Antigenkontrolle PPD sichern die Auswertbarkeit der Untersuchung.
82
Institut für Medizinische Diagnostik
Validierung des LTT- Borrelien
• klinisch Gesunde – seronegativ (n = 100)
LTT negativ
(SI < 2 )
= 89 (89%)
LTT grenzwertig (SI > 2 < 3)
= 11 (11%)
• klinisch Gesunde - seropositiv (n = 36)
(Waldarbeiter, Förster, Jäger)
LTT negativ
= 27 (75,0 %)
LTT grenzwertig
= 6 (16,7 %)
LTT schwach positiv (SI > 3 < 5)
= 3 ( 8,3 %)
• klinische Borreliose – seropositiv (n = 44)
(z.T. unter oder kurz nach antibiot. Behandlung)
LTT negativ
= 4 ( 9,1 %)
LTT grenzwertig
= 5 (11,4 %)
LTT schwach positiv
= 10 (22,3 %)
LTT positiv
(SI > 5)
= 25 (56,8 %)
• Spezifität
94%
• Sensitivität 82% - ohne Antibiotikatherapie 93 %
Institut für Medizinische Diagnostik
Borrelien- Serologie und LTT- Borrelien
• n = 820 (100 %)
• Serologie und LTT positiv :
303
• Serologie und LTT negativ:
331
Übereinstimmung Serologie und LTT:
• Serologie positiv; LTT negativ: 165
• Serologie negativ; LTT positiv : 31
(36,9 %)
(39,4 %)
76,3 %
(20.1 %)
( 3,6 %)
Serologie: recomWell-Borrelia (IgG-, IgM- EIA)
recomBlot- Borrelia (IgG-, IgM- Blot)
LTT- Borrelien mit rekomb.OspC und Lysatantigene
von Borr.sensu stricto, afzelii, garinii (Seramun)
83
Institut für Medizinische Diagnostik
Borrelien-Serologie positiv
LTT negativ
n= 165 Patienten
Davon:
140 (85%) nach antibiot. Therapie (klin. o.B.)
15
Rheumatoidarthritis, LEV
5
nach infekt. Mononukleose (EBV)
3
reaktive Arthritis (auffällige
Chlamydien-/Yersinien- Serologie
2
nicht geklärt
Institut für Medizinische Diagnostik
Borrelien- Serologie negativ
LTT- positiv
n= 31
davon:
7 mit Erythema migrans
22 mit positivem Borr. EIA- Test
keine spezifischen Banden im Blot
2
unklar (Serologie völlig unauffällig)
84
Institut für Medizinische Diagnostik
LTT- Borrelien und Klinik
- Erythema migrans n = 12
LTT positiv 12 / 12
SI 8 bis 25
IgM- Blot 7 / 12 IgG- Blot 3 / 12
- multiples Erythema migrans n = 6
LTT positiv
6/6
SI 12 bis 22
IgM- Blot
5/6
IgG- Blot
6/6
Institut für Medizinische Diagnostik
Kasuistik :
53 j. Frau seit 3 Tagen fragliches E. migrans am re. Unterschenkel,
grippeartiges Krankheitsgefühl, kein Zeckenstich wahrgenommen
Serologie:
IgG-Borrelien-EIA negativ
IgM-Borrelien-EIA positiv
IgG-Immunoblot negativ
IgM-Immunoblot negativ (nur p41 positiv)
LTT-Borrelien: B. sensu stricto SI
B. afzelii
B. garinii
OspC
7,9
9,1
5,4
1,8
PCR-Borrelien (OspA-Gen) im Blut positiv
85
Institut für Medizinische Diagnostik
LTT Borrelien und Klinik
Neurologie
- Akutes radikuläres Schmerzsyndrom (n=22)
LTT positiv15 / 22
SI 8 bis 28
IgM- Blot
11 / 22
IgG- Blot
14 / 22 (grenzwertig 1 / 15)
- periphere Polyneuropathie ( n = 20 )
LTT positiv
10 / 20
IgM Blot
7 / 20
IgG Blot
10 / 20
Alle LTT positiven Fälle waren auch serologisch positiv.
Institut für Medizinische Diagnostik
LTT- Borrelien und Klinik
Monoarthritiden ( n = 62 )
LTT positiv
32 / 62
SI 4 bis 20
IgM- Blot
22 / 32
IgG- Blot
28 / 32
Alle LTT- positiven Fälle waren serologisch positiv.
Bei den übrigen 25/ 62 fanden sich Hinweise auf
eine reaktive Arthritis :
HLA- B27 positiv
22
Chlamydia trachom.
15
Yersinia enterocol.
8
Salmonella
2
86
Institut für Medizinische Diagnostik
Verlaufsuntersuchungen bei Patienten
mit positivem LTT- Borrelien
LTT-Kontrolle 4 - 8 Wochen nach Therapieende
Frühe Manifestationen n = 90 (vor Therapie SI>5)
nach Therapie SI < 2 n = 68 (75,5 %)
SI < 3 n = 15 (16,7 %)
SI < 5 n = 7 ( 7,8 %)
SI > 5 n = 0
Späte Manifestationen n =
nach Therapie SI < 2
SI < 2 > 3
SI > 3 < 5
SI > 5
70 (vor Therapie SI>5)
n = 18 (25,7 %)
n = 22 (31,4 %)
n = 24 (34,3 %)
n = 6 ( 8,6 %)
Institut für Medizinische Diagnostik
Verlauf des LTT-Borrelien bei Frühformen der Borreliose
Erythema migrans
Therapie 14-21 Tage
SI = 2 im LTT
8 Wo.
4 Wo.
Stadium 2 (Disseminationsstadium)
Therapie 3 Wochen
selten
selten
SI = 2 im LTT
4 Wo.
8 Wo.
87
Institut für Medizinische Diagnostik
LTT-Verläufe bei Spätformen der Borreliose
Therapie 4 Wochen
SI = 2
8 Wochen
12 Wochen
SI = 2
SI = 2
Institut für Medizinische Diagnostik
LTT im Therapieverlauf C.L. 21.03.49
19.06.02
22.09.02
Testansätze - Borrelienantigene
Testansätze - Borrelienantigene
SI
SI
OspC-Antigen
9,9
OspC-Antigen
1,4
B. afzelii
1,5
B. afzelii
1,4
B. sens. strict.
9,4
B. sens. strict.
2,0
Test-Positivkontrollen
Leerwert (Negativkontrolle)
PPD-Antigen
18,9
Influenza-Antigen
PWM (Mitogen)
1516
PPD-Antigen
11,6
9,9
Influenza-Antigen
6,8
33,9
PWM (Mitogen)
35,4
Normalwert < 3000 cpm
Test-Positivkontrollen
Leerwert (Negativkontrolle)
1594
Normalwert < 3000 cpm
88
Institut für Medizinische Diagnostik
Reaktivierung im Verlauf P.G. 12.12.62
07.02.03
18.07.03
Testansätze - Borrelienantigene
Testansätze - Borrelienantigene
OspC-Antigen
SI
3,2
OspC-Antigen
B.afzelii
1,2
B.afzelii
B.sens. strictu
2,6
B.sens. strictu
Bezugsantigen
Influenza (Antigen)
PWM (Mitogen)
Leerwert (Negativkontrolle)
1,2
10,9
Bezugsantigen
PPD
Positivkontrollen
SI
15,4
1944
Normalwert: < 3000 cpm
7,5
PPD
9,8
Positivkontrollen
26,7
Leerwert (Negativkontrolle)
11,2
Influenza (Antigen)
11,4
PWM (Mitogen)
31,5
1699
Normalwert: < 3000 cpm
Institut für Medizinische Diagnostik
Der positive LTT-Borrelien ist nach erfolgreicher
antibiotischer Therapie rückläufig bis negativ.
Was bedeutet das ?
1. Borrelienspezifische T-Zellen rezirkulieren nur dann im Blut,
wenn das Immunsystem Borrelienantigene „sieht“.
Bei einer nicht aktiven Infektion persistieren diese
Zellen in Lymphknoten und Milz. Bei einem Rezidiv
der Borrelieninfektion wandern sie wieder in das Blut.
2. Der negative LTT-Borr. kann eine frühere Borrelieninfektion
und damit die Möglichkeit einer künftigen Reaktivierung
nicht ausschließen.
Dafür ist nur der Antikörpernachweis geeignet.
89
Institut für Medizinische Diagnostik
Wann können falsch positive LTT-Borr.-Ergebnisse
auftreten ?
(Hinweis: Borrelienserologie ist negativ, Klinik unspezifisch.)
- Bei akuten fieberhaften Infektionen mit Lympho- Monozytose ;
- während einer intensiven immunstimulierenden Behandlung ;
- bei Infektionen mit kreuzreagierenden Erregern (Treponemen,
Rickettsien, Leptospiren)
Wann können falsch negative LTT-Borr. Ergebnisse
auftreten ?
(Hinweis: Borrelienserologie positiv, klin. Symptome vorhanden)
- bei funktionalen Störungen der T-Helferzellen:
immunsuppressive Behandlung, Chemo-, Strahlentherapie
HIV-Infektion, fortgeschrittene Immunoseneszenz im Alter
Institut für Medizinische Diagnostik
LTT- Borrelien wird eingesetzt für:
1. Diagnostik
- Bei dringendem klinischen Verdacht auf Borreliose
und unklarem serologischen Befund
- Als Ausgangsbefund für die Therapie- und Verlaufskontrolle.
2. Therapiekontrolle
Bei einer erfolgreichen antibiotischen Therapie
nehmen die Stimulationsindizes (SI- Werte) für
Borrelientestantigene ab, meist wird der Test negativ.
Antikörper bleiben dagegen noch lange nachweisbar.
3. Verlaufskontrolle
Bei einem Rezidiv der Borrelieninfektion wird der
LTT-Borrelientest wieder positiv.
90
Institut für Medizinische Diagnostik
Zusammenfassung
1. Die Borrelien-Infektionsdiagnostik erfolgt i.d.R.
serologisch. Ob diese Infektion aktiv ist, zeigt der
LTT-Borrelien
2. Der LTT-Borrelien weist borrelienspezifische
T-memory Lymphozyten im Blut nach und zeigt eine
aktive Immunreaktion auf Borrelien an.
3. Der LTT-Borrelien ist bereits bei einem
Erythema migrans positiv.
4. Der positive LTT-Borrelien ist nach antibiotischer
Behandlung rückläufig bis negativ.
5. Hauptindikationen für den LTT-Borrelien sind die
Therapie- und Verlaufskontrolle.
91
Publizierte Leitlinien zur Therapie der Lyme- Borreliose
Eine Literaturübersicht
Von Dr. Wolfgang Klemann,
Internist,
Pforzheim
Geschichtliches
1. Eine erste Leitlinie zur Behandlung der Lyme- Borreliose wurde bereits 1991 von
Rahn u. Malawista in den Annals of Internal Medicine veröffentlicht (1).
Es handelt sich um einen Versuch, Ordnung in die schon damals widersprüchliche Datenlage
zu bringen. Schon 1991 wurde die Erkrankung vermehrt diagnostiziert.
Die Therapie basierte damals überwiegend auf Empirie.
2. eine weitere Leitlinie wurde 1997 von Burrascano in Conn’s Current Therapy (2)
veröffentlicht.
Hier wird erstmals auf die Problematik der chronischen und
therapierefraktären
Borreliose eingegangen.
Danach wurden zwei weitere Leitlinien publiziert, die beide den Anspruch erheben, evidencebasiert, (also auf gesicherten Erkenntnissen beruhend) zu sein.
z
Zum einen sind dies die „Practice Guidelines for the treatment of lyme disease“ der
Infectious Diseases Society of America (IDSA) in 2001 (3).
http://www.journals.uchicago.edu/CID/journal/issues/v31nS1/000342/000342.web.pdf
z
Zum anderen sind dies die „Evidence- based guidelines for the management of Lyme
disease“ der International Lyme and Associated Diseases Society (ILADS),
veröffentlicht im Frühjahr 2004 (4).
http://www.guideline.gov/summary/summary.aspx?ss=15&doc_id=4836&nbr=348
92
Warum gibt es nun zwei konkurrierende Leitlinien?
Dies ist am besten aus der Medizin-Historie zu verstehen:
1.
Die IDSA –Guidelines, welche zuerst veröffentlicht wurden, empfahlen im Prinzip die
einmalige Kurzzeittherapie für Patienten im Frühstadium der Erkrankung.
2.
Die meisten Borreliose-Betroffenen können durch einmalige, 2-4 wöchige Antibiose
geheilt werden, insbesondere bei frühzeitiger Diagnose und Indikationsstellung für
eine antibiotische Therapie.
3.
Besonderes Augenmerk ist bei den IDSA-Guidelines auf die letztlich willkürlich
ausgewählten, „major Symptoms“ of Lyme zu richten, welche
„meningitis,
meningoencephalitis, carditis, or recurrent attacks of arthritis (> 2 weeks)“ beinhalten.
4.
Behandlungserfolg ist bei IDSA definiert als Verschwinden der “Major Symptoms”.
5.
Ein gewisser, aber nicht geringer Anteil derart behandelter Patienten wird aber durch
diese „Standardtherapie“ nicht symptomfrei, sondern beklagt anhaltende „ minor
Symptoms“ wie
Gelenkschmerz,
chronische
Müdigkeit,
Muskelschmerz,
encephalopatische
Symptome, generalisiertes Schmerzsyndrom usw.
6.
Dieser Patientengruppe werden die IDSA- Guidelines letztlich nicht gerecht; diese
Patientengruppe wird darin eigentlich gar nicht berücksichtigt.
7.
Die Forderung vieler praktischer Ärzte nach Behandlungsrichtlinien, welche diese
Patientengruppe berücksichtigt, führte zur Entwicklung und Veröffentlichung der
ILADS- Guidelines im Frühjahr 2004.
8.
ILADS betrachtet diese Veröffentlichung nicht als abgeschlossenen Vorgang, sondern
als sich kontinuierlich entwickelnden Prozess (basierend auf Studien mit hohem
Evidenzgrad), um die Behandlungsmöglichkeiten der chronischen, wiederkehrenden
oder auf den ersten Blick therapieresistent erscheinenden Borreliose zu verbessern.
9.
In gewisser Weise wurde dadurch eine (weitere) Spaltung der Ärzteschaft geschaffen.
10. Die
Auffassungen
zur
Wertigkeit
der
persistierenden
Symptome
oder
„Folgeerscheinungen“ der Erkrankung, die bei einem Teil der Erkrankten auftreten, in
medizinischem aber auch sozialmedizinischem Sinne ist strittig.
11. Autoren bzw. Ärzte, welche in ihrer Auffassung eher die Seite der IDSA vertreten,
sehen in den „minor symptoms of
lyme“ allenfalls eine Indikation für eine
93
symptomatische Therapie. Eine weitere antibiotische Therapie erscheint ihnen nicht
sinnvoll.
12. Die andere Gruppe von Ärzten vertritt die Auffassung,
dass genannte
Folgeerscheinungen nicht etwa vernachlässigbare „minor symptoms of
lyme“,
sondern deutlich beeinträchtigende chronische Symptome sind. Nach ihrer Erfahrung
sprechen viele dieser Patienten auf wiederholte/ prolongierte antibiotische Therapie
an.
Ein Vergleich beider Leitlinien erscheint lohnend:
Unterschiedliche Aussagen zum Thema Erythema migrans (EM) sind bemerkenswert:
Bei IDSA findet man dazu:
"The great majority of Lyme patients present with an EM rash.”
Nach Meinung der IDSA zeigt die große Mehrheit der an Lyme- Borreliose Erkrankten ein
EM.
Bei ILADS findet man dazu:
Ein EM tritt in weniger als der Hälfte der Fälle auf. Studien, die eine größere Häufigkeit des
EM postulieren, werden als fragwürdig bezeichnet: da das EM ein Einschlußkriterium für
diese Studien darstellte, läge eigentlich ein Zirkelschluß vor.
Dadurch werden seronegative , aber auch seropositive Patienten, die jeweils kein EM, aber
andere
Frühsymptome,
wie
z.
B.
Fieber,
grippeartige
Symptome,
Muskel-oder
Gelenkschmerz, Parästhesien oder encephalopathische Symptome aufweisen, nicht erfasst, da
sie die restriktiven „Center for Desease Control“ –Einschlusskriterien (Erläuterung dazu s.
nächster Abschnitt) nicht erfüllen. Des weiteren werden Patienten im fortgeschrittenen
Erkrankungsstadium, deren Diagnose verspätet gestellt wurde, weil beispielsweise kein EM
initial auftrat, von solchen Studien ausgeschlossen.
94
Der Ausschluss dieser Patientengruppen führt dann zu einer falsch hohen Schätzung der
Häufigkeit des EM.
Erläuterung zu den „Center for Desease Control“ (CDC)-Kriterien:
Leider hat das Center for Desease-Control (CDC) die Diagnosekriterien, die den Studien
von IDSA zugrunde lagen, als offizielle Diagosekriterien übernommen; allerdings sind
diese strengen Diagnosekriterien eigentlich vorgesehen für (weitere) epidemiologische
Studien; deshalb an dieser Stelle eine Erläuterung zu den Diagnose-Kriterien des CDC:
Kliniker, die sich streng an die Diagnosekriterien des US-amerikanischen CDC halten,
können einem diagnostischen Irrtum erliegen: Das CDC selbst bezeichnet diese
Diagnosekriterien explizit als für epidemiologische („surveillance“) Zwecke vorgesehen.
Damit
sind
wissenschaftliche
Studien
zur
Erkrankungshäufigkeit
sowie
für
Verlaufsbeobachtungen gemeint; die Kriterien sollen nicht der klinischen Diagnosefindung
dienen: "not intended to be used in clinical diagnosis." (5), (6).
Unterschiedliche Aussagen zum Thema
serologische
Testverfahren
erscheinen
bemerkenswert:
Die IDSA -Leitlinien setzen sich mit der Labordiagnose nicht explizit auseinander.
“Present serological assays for Lyme disease have substantial limitations”
Die IDSA -Leitlinien betreffen in erster Linie die Therapie.
Bei ILADS findet man dazu:
......Serologische Testverfahren sind insbesondere in der Spätphase der Erkrankung nicht
verlässlich. Serologische Tests sollten benutzt werden, um eine „klinische Diagnose“ zu
95
stützen, sollten aber nicht an die Stelle der klinischen Einschätzung des behandelnden Arztes
treten.
Unterschiedliche
Aussagen
zum
Thema
Chronische
Borreliose
erscheinen
bemerkenswert:
Bei IDSA findet man dazu:
Persistierende (chronische) Borreliose ist sehr selten; bestehen Symptome nach einer
Standard-Therapie fort, so wird von einem „Post- lyme- Syndrom“ gesprochen; anhaltende
Symptome werden einem postulierten Autoimmunprozess und/oder einer Fibromyalgie,
einem chronic- fatigue- Syndrom, psychiatrischen Erkrankungen oder einfach Stress
zugeordnet.
Bei ILADS findet man dazu:
Nach Meinung der ILADS deuten persistierende Symptome nach Standardtherapie auf ein
Fortbestehen der Infektion hin, insbesondere bei verzögerter Diagnose oder verzögertem
Behandlungsbeginn usw..
Auf molekularbiologische Forschungsergebnisse, die eine
Erregerpersistenz erklären könnten, wird hingewiesen. Längere Behandlungsregime werden
insbesondere bei chronischer, wiederkehrender, und auf den ersten Blick therapierefraktär
erscheinender Borreliose empfohlen.
Unterschiedliche Aussagen zum Thema Langzeit-Antibiotika-Behandlung erscheinen
bemerkenswert:
Bei IDSA findet man dazu:
96
IDSA empfiehlt keine antibiotische Langzeit-Therapie, vielmehr wird die Existenz einer
chronischen Borreliose in Frage gestellt. Da keine Studienergebnisse zu dem Thema
vorliegen, sollte keine Langzeittherapie durchgeführt werden. Es wird angenommen, dass
manche Symptome erst Monate nach erfolgter Therapie verschwinden. Deshalb sei in vielen
Fällen eine abwartende Haltung gerechtfertigt.
Bei ILADS findet man dazu:
Bei symptomatischen Patienten befürwortet die ILADS den längeren Gebrauch von
Antibiotika. Die gängige Praxis, eine Spontanheilung abzuwarten, wird nicht empfohlen.
Die Behandlung der chronischen Borreliose muss individuell gestaltet sein, abhängig vom
Schweregrad der Erkrankung, vom Ansprechen auf seitherige Behandlungsmaßnahmen usw.
Gemeinsamkeiten der Guidelines
Empfehlungen zur Behandlung des Erythema migrans:
Beide Gesellschaften empfehlen eine möglichst frühzeitige Behandlung über 3 Wochen.
Gegebenfalls ist laut beiden Richtlinien die wiederholte Behandlung der Lyme Arthritis
indiziert (IDSA: „...we recommend repeat treatment with another 4-week course of oral
antibiotics or with a 2- to 4-week course of ceftriaxone iv“).
Fazit
Die IDSA- Leitlinien entsprechen einem eher starren, systematischen Ansatz in
diagnostischer, insbesondere aber in therapeutischer Hinsicht.
Die IDSA-Leitlinien beziehen sich eigentlich auf ein selektiertes Patientengut mit EM als
wichtigstem diagnostischen Kriterium.
97
Demgegenüber findet sich bei den ILADS-Leitlinien große Flexibilität in der Behandlung des
individuellen Patienten, um dem variablen Verlauf der Erkrankung Rechnung zu tragen. Es
werden hier sowohl frühe als auch späte Krankheitsstadien sowohl bei der Diagnose als auch
bei der Therapie berücksichtigt.
Ausblick
Insbesondere für die Spätmanifestationen der Borreliose ist die Datenlage nicht
zufriedenstellend.
Zum Verständnis der persistierenden Borreliose sind weitere Forschungsanstrengungen
notwendig.
Pforzheim, im September 2006
Literatur
1. Rahn DW, Malawista SE. Lyme disease: recommendations for diagnosis and
treatment. Ann Intern Med. 1991 Mar 15; 114(6):472-81.
2. Burrascano JJ. Lyme desease. In Conn´s Current Therapy. WB Saunders Company,
PA, USA 140-143.
3. Wormser GP, Nadelman RB, Dattwyler RJ, Dennis DT, Shapiro ED, Steere AC, Rush
TJ, Rahn DW, Coyle PK, Persing DH, Fish D, Luft BJ (2000). Practice guidelines for
the treatment of Lyme disease. The Infectious Diseases Society of America. Clin
Infect Dis 31 ((Suppl 1)): 1-14.
http://www.journals.uchicago.edu/CID/journal/issues/v31nS1/000342/000342.web.pdf
98
4. Cameron D, Gaito A, Narris N, Bach G, Bellovin S, Bock K, Bock S, Burrascano J,
Dickey C, Horowitz R, Phillips S, Meer-Scherrer L, Raxlen B, Sherr V, Smith H,
Smith P, Stricker R; ILADS Working Group (2004). Evidence-based guidelines for
the management of Lyme disease. Expert Rev Anti Infect Ther 2 ((1 Suppl)): S1-13.
http://www.guideline.gov/summary/summary.aspx?ss=15&doc_id=4836&nbr=3481
5. CDC Case Definitions for Infectious Conditions under Public Health Surveillance.
http://www.cdc.gov/MMWR/preview/MMWRhtml/00047449.htm
Retrieved on 2006-03-15.
6. CDC Testimony before the Connecticut Department of Health and Attorney General's
Office. CDC's Lyme Prevention and Control Activities.
http://www.hhs.gov/asl/testify/t040129.html Retrieved on 2006-03-15.
99
Fallbesprechungen zur Lyme-Borreliose
Dr. med. Jochen Viebahn
Facharzt für Allgemeinmedizin, Gummersbach
1. Patient:
Männlich, 57 Jahre alt , tätig als Sachbearbeiter
Vorerkrankungen:
Seit Jahren medikamentös eingestellter arterieller Hypertonus, Hyperlipidämie.
-
in der Vergangenheit multiple Zeckenbisse, mit EMC
-
seit Oktober 2003 verstärkt auftretender Schwindel, häufig schwarz vor den Augen
-
Übelkeit, Kopfdruck hinter den Schläfen
-
Bei zurückgeneigtem Kopf sowie bei Kopfdrehung nach links vereinzelt plötzliches
Abweichen, bzw. Fallneigung nach links
-
Starke Müdigkeit und Abgeschlagenheit
-
Arbeit mit dem PC fällt zunehmend schwerer
-
Überforderung am Arbeitsplatz
-
Konzentration und Ausdauer fallen schwerer
-
„ Gefühl, als wenn das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird“
-
ständiges „Ohrensausen- und pfeifen“
Es folgen mehrmalige Vorstellungen beim Hausarzt, Internisten (kardiologischer Check),
Augenarzt, HNO-Arzt, Orthopäden, Vorstellung HNO-Ambulanz (KKH Gummersbach),
Radiologie und beim Neurologen!
1999 ergab sich serologisch kein Anhalt für eine Borrelieninfektion
Aufgrund einer amtsärztlichen Untersuchung im November 2004 ergeben sich folgende
Diagnosen:
1.
2.
3.
4.
Larvierte Depression
Arterielle Hypertonie
Degeneratives Wirbelsäulenleiden
Unklarer Schwindel bei cerebralen Durchblutungsstörungen
100
Zusammenfassend lautet die Gesamtbeurteilung:
Auf Grund der Schwere der Symptomatik, trotz entsprechender Behandlungsmaßnahmen,
liegen aus amtärztlicher Sicht die Voraussetzungen für eine vorzeitige Versetzung in den
Ruhestand aus gesundheitlichen Gründen gemäß § 45 vor.
Es besteht zwar weitere Behandlungsbedürfdigkeit, jedoch ist nicht mit einer
Wiederherstellung der Dienstfähigkeit zu rechnen.
Labor vom 20.06.2006:
Borrelien – IgM –Ak (Elisa) :
Borr.- Westernblot IgG:
Borr.- Westernblot IgM:
positiv
p 25
p25, p31,p41
Labor vom Juli 2006:
Chlamydia pneumonia IgG und IgA: Kein Anhalt für eine frische Infektion.
Herpes –Virus Typ 4 Ak:
Kein Anhalt für eine frische oder reaktivierte EBV – Infektion.
LTT-Test auf Borrelienantigene:
Ospc-Antigen
B. afzelii
B. sens. strict.
B. garinii
8,8
2,9
39,0
1,8
+
(+)
+
SI
SI
SI
SI
Der Befund spricht für eine aktive Borreliose.
Therapie:
Nach 4 Wochen i.v.- Antibiose mit 500mg Clarithromycin, plus 500mg Clarthromycin oral
(abends) ist der Patient komplett beschwerdefrei und körperlich gut belastbar. Ergänzend
wurde dem Patienten 4gr Cholestyramin und 100mg Mutaflor / Tag verabreicht.
101
2. Patient:
Männlich, 14 Jahre alt, Schüler
Keine gravierenden Vorerkrankungen bekannt.
Seit August 2005 nach einem Zeckenbiss mit Erythema migrans zunehmend Schlappheit,
Schwindel und Kopfschmerzen. Unter ambulanter Therapie mit Amoxicillin über 2 Wochen
nur kurzfristige Besserung.
Aufgrund von erneuten Beschwerden erfolgte die stationäre Behandlung vom 07.01. –
20.01.2006.
Befunde:
Labor: Bei Aufnahme komplett unauffälliges Routinelabor, Urin ebenfalls unauffällig.
Sonographie Abdomen, MRT Schädel, Augenarztkonsil und EEG erbrachten ebenfalls
unauffällige Befunde.
Aufgrund von spez. IgM-AK und positivem Liquorbefund wurde dann eine i.v. –Antibiose mit
Ceftriaxon (1 x täglich 2 g) über 2 Wochen durchgeführt. Hierunter war der Patient
schmerzfrei und wurde entlassen, klagte aber weiter über Müdigkeit.
Am 20.06.2006 berichtete die Mutter von einer extremen Zunahme der Müdigkeit mit einem
Schlafbedürfnis von bis zu 16 Stunden pro Tag. Die Konzentration bei dem guten Schüler
habe stark nachgelassen.Ebenso zeige ihr Sohn kein Interesse mehr am Sport, auch mit
seinen Freunden treffe er sich nur noch selten. Nach dem Mittagessen würde er regelmäßig
5 Stunden schlafen!
Labor:
Borrelien-AK:
Borrelia burgd. IgG-AK (Elisa)
440
Borrelia-burgd. IgM-AK (Elisa)
positiv
Borr.-Westernblot IgG
p41, p39, p34, p30, p25, p18
Borr.-Westernblot IgM
p41, p39, p18
Wir behandelten daraufhin zunächst nach dem „Gasser-Schema“ :
(100 mgTrimethoprim und 300 mg Roxithromycin täglich).Auch nach 4 – wöchiger Therapie
kam es zu keiner durchgreifenden Besserung der Symptome, so daß wir uns für eine i.v.Antibiose mit 2 gr. Rocephin tägl. über insgesamt 4 Wochen entschieden.
Hierunter wurde der Patient schließlich vollständig beschwerdefrei.
102
3. Patient:
Männlich, 39 Jahre alt, beruflich selbstständig, keine gravierenden Voeerkrankungen
bekannt.
Anfang Februar 2005 werden erstmals extreme Müdigkeit, starkes Schwitzen auch in Ruhe,
Herzrasen, Schwindel und intermittierend auch Hüft- und Kniegelenksbeschwerden rechts
beklagt. Im weiteren Verlauf kommen dann hefstigste, linksseitige und später dann frontale
Kopfschmerzen dazu. Wiederholt wird dem Patienten dann Novalgin i.v. verabreicht,
worunter es zu einer mäßigen Besserung der Kopfschmerzen kommt.
Eine sich anschließende umfangreiche Diagnostik beim Neurologen, Kardiologen und
Orthopäden ergibt keinen richtungsweisenden Befund.
Die daraufhin bestimmte Borrelien – und EBV- Serologie zeigt folgendes Ergebnis:
Borrelia-burgdorferi-AK: ( Elisa):
330 E
Borrelia-burgd. IgM – Ak ( Elisa)
negativ
Borr.- Westernblot IgG:
p 41
Borr.- Westernblot IgM:
p 41, p 30
Die EBV –Ak wiesen auf eine kürzlich abgelaufene EBV-Infektion hin.
Auf Wunsch des Patienten wird zunächst auf eine antibiotische Therapie verzichtet und eine
hömopathische Therapie zur Behandlung der EBV- Infektion gewählt.
Da es aber hierunter nur zur einer sporadischen Besserung kam, entschlossen wir uns im
April 2005 zur i.v – antibiotischen Therapie mit Doxycyclin 200 mg , dazu wurde dem
Patienten 500mg Tetracyclin morgens und abends oral verabreicht. Ergänzend nahm er 4 gr.
Cholestyramin und 100 mg Mutaflor ein.
Zunächst kam es zu einer deutlichen Verschlechterung der Beschwerden, insbesondere der
Kopfschmerzen. Nach 4- wöchiger Therapie war unser Patient beschwerdfrei und voll
arbeitsfähig.
Nach einem ½ Jahr stellte sich der Patient erneut mit den initialen Beschwerden vor:
Nächtliche Schweißausbrüche, Herzrasen, extreme Müdigkeit und grippeähnliche
Symptomatik mit Muskel- und Geklenkbeschwerden, besonders starke
Kniegelenksbeschwerden linksseitig. Eine orthopädische Vorstellung erbringt einen
unauffälligen Befund.
Laborchemisch fiel ein positiver LTT-Test mit deutlich erhöhtem Stimulationsindices für
Borr.sens. strict. auf. In der Lymphozytentypisierung spricht der Befund für eine reaktive
Lymphozytose, wie sie bei einer Reihe viraler und bakterieller Infekte beobachtet werden
kann.
Die PCR auf Borrelien im Urin fiel negativ aus.
103
Therapie:
( Oktober 2005)
Unter der nachfolgenden i.v.-Antibiose mit 2 gr. Rocephin über 4 Wochen kommt es zu einer
raschen Besserung der Symptome, die Kontrolle des LTT-Tests zeigt eine Normalisierung,
es ergibt sich kein Hinweis für eine aktive Borreliose!
Anfang April 2006 treten bei dem Patienten erneut typische Beschwerden auf:
Er klagt über nächtliches Schwitzen, Herzrasen und submandibuäre LK-Schwellungen.
Müdigkeit und Gelenkbeschwerden sind diesmal nicht vorhanden. Eine erneute internistische
Diagnostik erbringt keinen richtungsweisenden Befund, so daß wir uns zu einer i.v.-Antibiose
mit Clarithromycin entschließen.
Nach 2 – wöchiger Therapie ist der Patient vollständig beschwerdefrei.
Ende August 2006 berichtet der Patient erneut Schwitzen und LK-Schwellungen, neu
hinzugekommen sei eine innere Unruhe und Nervosität, im Wechsel mit nächtlichen
Angstzuständen.
Unter der Therapie mit 4 gr. Rocephin i.v. , in Kombination mit 500 mg Tetracyclin oral über
gut 3 Wochen wurde der Patient komplett beschwerdefrei.
104
105
106
5. Patientin:
Weiblich, 17 Jahre alt, Leistungssportlerin, keine gravierenden Vorerkrankungen bekannt.
Anfang Juni 2006 stellte sich die Patientin zum 1. Mal bei uns vor.
Anamnese:
Seit 1 ½ Jahren habe sie eine zunehmende Abgeschlagenheit mit intermittierenden
Temperaturerhöhungen bis 37,7°C bemerkt.
Verbunden mit einer extremen Müdigkeit und Abgeschlagenheit kam es zu einem massivem
Leistungseinbruch beim täglichen Training und bei den Wettkämpfen.
Selbst Durchschnittszeiten wurden in den Qualifikationsläufen für die deutschen
Meisterschaften und WM nicht mehr erreicht.
Im weiteren Verlauf beklagte die Sportlerin Muskel- und Gelenkbeschwerden sowie starke
Konzentrationsstörungen, die der ansonsten guten Schülerin erhebliche Probleme
bereiteten.
Befunde:
Wiederholte internistische und neurologische Untersuchungen u.a. durch Ärzte der dt.
Sporthochschule in Köln erbrachten keine Ergebnisse.
Laborchemisch fiel bei völlig unauffälligem Routinelabor sowie negativen EBV-Antikörpern
folgende Borrelienserologie auf:
Borrelien IgG –Ak (Elisa)
< 100
Borrelia – burgd. IgM – Ak (Elisa)
grenzwertig
Borr. - Westernblot
IgG
p 41, p39, p34
Borr.- Westernblot
IgM
p 41, p 39
Im LTT-Test ergab sich der Hinweis auf eine aktive Borreliose!
Die Stimulationsindices für Borelia sensu strictor waren mit 13,0 erhöht
( Referenzbereich unter 3).
Aufgrund einer geplanten Reise und auf Wunsch der Patientin behandelten wir zunächst
über 3 Wochen mit dem „ Gasser-Schema“ ( Roxithromycin und Trimethoprim).
Hierunter kam es ebenso, wie unter der nachfolgenden i.v.-Antibiose mit 2 gr. Rocephin über
4 Wochen zu keiner Besserung.
Wir entschlossen daraufhin zur Therapie mit Clarithromycin 500 i.v. - 0 - Clarithromycin
500 mg oral über 4 Wochen, in Verbindung mit 4 gr. Cholestyramin / Tag.
Im Verlauf der Behandlung stellte sich eine durchgreifende Besserung der Beschwerden ein,
die Sportlerin hat mittlerweile wieder das Training aufgenommen!
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