01/2011 - OSCAR GmbH

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.trends
AU S G A B E 2 0 11
Social Media
Chancen und Risiken in der digitalen Welt
Prof. Dr.
Gerald Lembke
Herausforderungen bei
der Implementierung
von Social Media in
Unternehmen
Michael
Hufelschulte
Marco Vollmar und
Paula Hannemann
Walter Matthias
Kunze
Twitter bei Vodafone:
Dialog- und
Informationsplattform
Krisenkommunikation
im Social Web
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Vorwort
Social Media – mehr als nur ein Trend
Das Leben in der heutigen Zeit verschiebt sich immer mehr in die digitale Welt des Internets. Kommunikation und Interaktion erfolgen spontan und rund um die Uhr. Jeder kann direkt und unvermittelt auf Nachrichten und Aktionen reagieren, es
gibt keine Zeitverzögerungen oder Atempausen mehr. Für Unternehmen bringt diese Verschiebung neue Herausforderungen
mit sich.
Social Media bietet ein breites Feld an Möglichkeiten mit Kunden und Geschäftspartnern auf einer neuen Ebene zu kommunizieren. Dafür ist es sinnvoll, als Unternehmen ein ganzheitliches Konzept zu erarbeiten, um Social Media in allen Arbeitsbereichen gewinnbringend nutzen zu können (Dr. Willms Buhse, Seite 14). Manager und Mitarbeiter sollten sich hierfür
auf einer gleichberechtigteren Ebene treffen können, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten (Prof. Dr. Lembke, Seite 18).
Studien belegen, dass die Nutzung von Twitter und Co. in kleinen und mittelständischen Unternehmen größtenteils noch
mit Skepsis betrachtet wird. Hier herrscht die Devise, lieber gar nichts, als etwas Falsches zu tun. Dies kann aber auf Dauer
einen Nachteil gegenüber Wettbewerbern bedeuten. Besonders den Nutzen können viele Firmen noch nicht einschätzen
und schrecken vor möglichen Krisen zurück, die sich über Social Media ausbreiten können (WWF, Seite 36). Eine authentische und ehrliche Kommunikation kann jedoch einen deutlichen Mehrwert für Unternehmen und Kunden bringen (Kirstin
Walther, Seite 33).
Eine authentische Kommunikation ist für alle Social Media Kanäle wichtig. Wie im richtigen Leben zählt auch dort die
Darstellung der Unternehmen, die Marke. Diese sollte vor der Nutzung von Facebook genau definiert sein, um sich von Mitbewerbern abgrenzen zu können. Gerade im Personalmarketing spielt die virtuelle Identität eine große Rolle, da potenzielle
Bewerber gezielt angesprochen werden können (Henner Knabenreich, Seite 44). Gleiches gilt für Arbeitssuchende. Auch sie
sollten sich über ihre Persönlichkeit im Netz klar werden und sich möglichst positiv und authentisch präsentieren (Michael
Gebert, Seite 50).
Aber wie hoch ist der Aufwand und lohnt sich eine Einführung von Social Media überhaupt? Lässt sich mit bestimmten Parametern der Return on Investment messen (Sebastian Buckpesch, Seite 62) und können Facebook-Kommentare qualitativ
erfasst werden und so Aufschluss über den Nutzen von Social Mediakampagnen geben? Kommunikation soll so, zumindest
teilweise, messbar und transparent gemacht werden.
Wir hoffen, Ihr Interesse an diesem Thema geweckt zu haben und wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Lena Otto
Redaktion OSCAR.trends
Kontakt: [email protected]
33
INHALT
Vorwort
Lena Otto (Redaktion OSCAR.trends)
3
Social Media – Kommunikation in Unternehmen
Die Kunst des Social Media Erfolgs
Lena Otto (Redaktion OSCAR.trends)
8
Social Media und Unternehmenskultur
Dr. Alexander Richter (Bereichsleiter Social Business bei der Forschungsgruppe Kooperationssysteme München)
10
Vernetzung statt Hierarchie: Wie Sie Ihre Besten nicht ausbremsen
Dr. Willms Buhse (Enterprise 2.0-Experte und Gründer von doubleYUU)
14
Herausforderungen für Mitarbeiter und Manager
bei der Implementierung von Social Media in Unternehmen
Prof. Dr. Gerald Lembke (DHBW Mannheim)
18
Ihr Intranet braucht mehr als Technik – nur die richtige interne Organisation
sichert den Erfolg Ihres Enterprise 2.0-Intranets
Christian Langweg (Management Consultant bei Cassini Consulting)
22
Twitter bei Vodafone: Dialog- und Informationsplattform
Michael Hufelschulte (verantwortlich für die Corporate Social Media Kanäle von Vodafone Deutschland)
26
Social CRM – Kundenbeziehungen mit Facebook & Co.
Valentina Kerst (Geschäftsführerin der strategischen Internetberatung topiclodge)
29
Social Media – Chancen und Risiken
Social Media Marketing mit Bauchgefühl – Ein Erfahrungsbericht der Kelterei Walther
Kirstin Walther (Inhaberin Kelterei Walther)
33
Krisenkommunikation im Social Web
Marco Vollmar (Mitglied der Geschäftsführung WWF Deutschland) und
Paula Hannemann (WWF Kommunikation)
36
4
Image und Karriere im Social Web
Social Media Recruiting – Kleine und mittelständische Unternehmen rangieren vor Konzernen
Wolfgang Brickwedde (Leiter des Institute for Competitive Recruiting (ICR))
40
Facebook Karriere-Pages als Personalmarketing-Instrument
Henner Knabenreich (Freiberuflicher Berater aus Wiesbaden)
44
Der gute Ruf des Digitalen Ich
Michael Gebert (Reputeer GmbH)
50
The Ultimate Social Media Etiquette Handbook
Tamar Weinberg (Onlinemarketing-Beraterin aus New York)
53
OPEN PRIVACY – The revolution will not be anonymous
Walter Matthias Kunze (trendquest)
56
Erfolgsgeschichte Evonik - Mit OSCAR in die sozialen Medien
Yvonne Westphal und Tom Storch (ehemalige OSCAR Mitarbeiter)
60
Social Media – kann man Erfolge messen?
Social Media ROI oder was ist überhaupt Erfolg im Social Web
Sebastian Buckpesch (Gründer und Geschäftsführer bei iConsultants)
62
Social Media Monitoring à la Chart
Yvonne Westphal und Tom Storch (ehemalige OSCAR Mitarbeiter)
65
5
Wir sind OSCAR
„Wir arbeiten, um Erwartungen zu übertreffen!“ – unter diesem Leitsatz wurde die OSCAR GmbH 1992 in Köln
von engagierten Studenten als 100%ige
Tochter des OFW (Organisationsforum
Wirtschaftskongress e.V.) gegründet. Im
Jahre 2009 konnten wir dank der positiven Geschäftsentwicklung eine Niederlassung in Stuttgart eröffnen.
Mittlerweile berät OSCAR Unternehmen seit 20 Jahren. Über 700 Projekte
konnten in diesem Zeitraum erfolgreich
abgeschlossen werden und dem ersten
Kunden BAYER AG folgten viele weitere zufriedene Auftraggeber. Berater
der OSCAR GmbH kommen frisch von
der Uni oder studieren noch, befinden
sich somit am Puls der Wissenschaft
und können dadurch aktuelles theoretisches Wissen in die Problemlösungen
einfließen lassen. Durch harte Arbeit
der hochmotivierten Mitarbeiter, ist
OSCAR mittlerweile die erfolgreichste studentische Unternehmensberatung
Europas.
Bei OSCAR werden alle Positionen, vom
Projektmitglied über Abteilungsmitar-
beiter bis hin zu den Geschäftsführern,
ausschließlich mit Studenten und jungen Absolventen in Vollzeit besetzt. Die
Bewerber, die es zu OSCAR schaffen,
haben in einem strengen Assessment
Center Teamfähigkeit, Projektmanagement und logisches Denken bewiesen.
Die Projektteams werden interdisziplinär besetzt, um für die einzelnen Projekte unterschiedlichste Kompetenzen
gewährleisten zu können. OSCARianer
Innen arbeiten nach dem Motto „Was
lernen, was leisten, was bewegen“ mit
Teamgeist, Einsatzbereitschaft und Innovationskraft für den Kunden, aber
auch für die eigene Zukunft.
Die Besetzung aller Stellen bei OSCAR
mit Studenten und Absolventen bringt
eine hohe Fluktuation der Mitarbeiter
mit sich. Im 19. Geschäftsjahr betrug
6
die durchschnittliche Mitarbeiterzahl
58, mit einer Fluktuationsrate von ca.
275 %. Mithilfe einer Projektdatenbank
wird das Wissen der Mitarbeiter im
Unternehmen gehalten und für nachfolgende Projektteams zur Verfügung
gestellt. OSCAR verfügt über ein nach
der DIN EN ISO 9001:2008 Norm zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem,
das über effiziente und standardisierte
Prozesse die Qualität der Projekte und
Abteilungsarbeit kontrolliert.
Die Leistungen der OSCAR GmbH
umfassen die gesamte Bandbreite einer
kaufmännischen Unternehmensberatung mit den Bereichen Organisationsund Prozessberatung, Marketing und
Vertrieb, Personal, Controlling und
Marktanalysen. Im Zentrum von OSCARs Aktivitäten steht der Kundennutzen. Doch auch die Mitarbeiter profitieren von den Projekten. Studenten
können ihr Wissen in der Praxis testen
und wertvolle Erfahrungen in der Problemlösung und im Kundenkontakt
sammeln und so das Fortbestehen der
OSCAR GmbH auf Jahre sichern.
Organisationsforum Wirtschaftskongress
Das Organisationsforum Wirtschaftskongress (OFW) e.V. wurde im Jahr 1984
von Studenten der Universität zu Köln
gegründet. Ihr erklärtes Ziel: dem mangelnden Praxisbezug der Universität entgegenzutreten und bereits während des
Studiums unternehmerische Verantwortung zu übernehmen.
26 Jahre später hat sich das vom Spiegel
als „Hochleistungsverein“ betitelte OFW
zu einer weltweit aktiven studentischen
Organisation entwickelt. Am 14. und 15.
März 2012 findet bereits zum 15. Mal der
World Business Dialogue statt, diesmal
zum Thema „Consumption“ (Siehe S.
XX).
Aufgebaut wie ein Unternehmen und ausgestattet mit Büros hoch über dem Kölner
Barbarossaplatz arbeitet das Team aus
40 Studenten verschiedener Studienrichtungen engagiert und eigenverantwortlich
daran, durch immer wieder neue Projekte
Brücken zwischen universitärer Theorie
und wirtschaftlicher Praxis zu schlagen.
Der Einsatz beim OFW bietet jeden Tag
neue Herausforderungen, sofortige Projektverantwortung und einzigartige Kontakte zu Partnerunternehmen, Förderern
oder Referenten.
Soviel Engagement wird honoriert: Für
die einzigartige Positionierung des Vereins und die Ausgestaltung des World
Business Dialogue wurde das OFW von
der Universität Sorbonne, Paris bereits
als „Beste Studenteninitiative Europas“
ausgezeichnet. Außerdem wurde die
OFW-Gruppe im Rahmen einer deutschlandweiten Ausschreibung unter der
Schirmherrschaft von Horst Köhler als
einer von „365 Orten im Land der Ideen“
ausgewählt.
Die Ausrichtung des zweitägigen World
Business Dialogue ist dabei der Höhepunkt aller OFW-Aktivitäten. Bereits
1987 entstand aus der Vision, ein einzigartiges Forum für den intensiven generationenübergreifenden Dialog zu schaffen,
der 1. Deutsche Wirtschaftskongress unter dem Thema „Weltraum als Markt“.
Kein geringerer als der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher
eröffnete damals als Schirmherr die Veranstaltung.
Seither verwandelt sich die Universität zu
Köln alle zwei Jahre in ein hochmodernes
Kongresszentrum. Nun steht das OFW vor
7
einer neuen Herausforderung: Der World
Business Dialogue findet jährlich und
damit wieder im März 2012 statt. Führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft,
Politik und Wissenschaft wie Bill Gates,
Michael Bloomberg, Dr. Heinrich von
Pierer oder Dr. Josef Ackermann kamen
in den vergangenen Jahren zusammen,
um mit engagierten Studenten aus allen
fünf Kontinenten über aktuelle Themen
von wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Relevanz zu diskutieren. Aufgrund der gestiegenen Internationalität
wurde der Deutsche Wirtschaftskongress
inzwischen in World Business Dialogue
umbenannt. Was einst als gewagte Idee
begann, ist heute mit über 1.000 Teilnehmern der größte von Studenten organisierte Wirtschaftskongress weltweit.
Hier beweisen Studenten, dass sie bekannten Wirtschaftsgrößen eine professionelle Veranstaltung bieten können –
hochmoderne Kongress-Logistik, LiveStreaming der Panelveranstaltungen und
ein Limousinen-Service gelten als Standard. Der Dialogue vereinigt somit die
Professionalität einer internationalen Veranstaltung mit unverwechselbarem „studentischen Charme“.
Weitere Informationen finden Sie
unter www.ofw.de
Die Kunst des Social Media Erfolgs
Lena Otto
Die große Welt des Internets
wächst und wächst und wächst.
Mittlerweile sind in Deutschland
über 40 Millionen Menschen im
Netz aktiv und davon ca. 76% in
Sozialen Netzwerken registriert.
Was bedeutet das für die externe
Kommunikation von Unternehmen?
Die Online-Enzyklopädie Wikipedia
definiert Social Media wie folgt: „Als
Social Media (auch Soziale Medien)
werden alle Medien (Plattformen) verstanden, die die Nutzer über digitale Kanäle in der gegenseitigen Kommunikation und im interaktiven Austausch von
Informationen unterstützen.1“
Social Media sind eine Hilfe für die
Nutzer, multimediale Inhalte und Informationen weiterzugeben, zu kommentieren und zu bewerten. Die Verbreitung
von Informationen ist nicht mehr nur
auf Massenmedien wie Zeitungen und
TV beschränkt, sondern kann von allen
Menschen mit Internetzugang – rund
einem Viertel der Weltbevölkerung –
geleistet werden. Die Internetgemeinde
kann potentiell alles sehen und es auch
direkt verbreiten.
Für Unternehmen birgt das sowohl
Chancen als auch Risiken. Firmen, die
sich ins Social Web wagen, setzen sich
so der unmittelbaren Beobachtung und
vor allem den Kommentaren der Nutzer
aus. Das kann bei gelungener Kommunikation einen Mehrwert für beide Seiten bieten, bei schlechter oder nicht vorhandener Kommunikation aber auch ein
großes Risiko darstellen.
Das Web 2.0 lebt von den Möglichkeiten
der Interaktion. Unternehmen können
über Facebook Marketing-aktionen starten und somit sehr schnell ohne großen
Aufwand Content verbreiten, indem sie
die Vernetzung der User nutzen. So eine
Marketingaktion muss jedoch gut geplant sein und man sollte sich vor allen
1
Harvard Business Manager 2010, S. 31
Dingen nicht wundern, wenn sich eine
gewisse Eigendynamik entwickelt.
So geschehen bei einer Kampagne des
OTTO Versands. Über die Social Media
Plattform Facebook sollte ein Foto-Model für die Fan-Page gefunden werden.
Viele Facebook Nutzer schickten Bilder
ein und ließen Freunde darüber abstimmen. Unter diesen Fotos war auch ein
Bild von „Brigitte“, einem Studenten in
den Kleidern seiner Mutter. Dieses Foto
entwickelte sich schnell zum Favoriten
und OTTO gewann durch diese ungeplante Wendung pro Tag tausende neue
Fans für die Seite. Am Ende des Wettbewerbs kristallisierte sich „Brigitte“
als Gewinner heraus und damit stand
OTTO vor der Entscheidung, wie mit
dem aus dem Ruder gelaufenen Verlauf
des Contest umgegangen werden sollte.
Entweder den Ausgang des Wettbewerbs
verzerren und irgendwie die Zweitplazierte als Gewinnerin einsetzen oder
aber „Brigitte“ zu den Fotoshootings
einladen und gute Miene zum bösen
Spiel machen. OTTO entschied sich klugerweise für die zweite Lösung und bekam dadurch den Respekt der Internetcommunity und außerdem eine positive
Berichterstattung in den Medien.
OTTO hat somit unfreiwillig mit einer
etwas missglückten Online-Kampagne
viele neue Fans für die Website generiert
und das Image des Versandhauses verbessert – aber nur dank des souveränen
Umgangs mit dem Ausgang des Wettbewerbs.
Chancen und Risiken für
Unternehmen hinsichtlich der
Verbreitung von Informationen
Im Gegensatz zu Massenmedien wie
Zeitungen und TV können Informationen im Internet sehr kostengünstig
und ohne großen Zeitaufwand verbreitet werden. Die meisten Social Media
Anwendungen sind selbsterklärend und
einfach zu bedienen, so dass viele User
8
diese Dienste aktiv nutzen und dort ein
großes Wachstumspotenzial herrscht.
Für Unternehmen bedeutet das eine
große Anzahl potenzieller Kunden, die
angesprochen werden können. Ein weiterer Vorteil der Netzwerke ist die Möglichkeit der Veränderung von schon generiertem Content. Eine Aussage muss
nicht zementiert bleiben wie in einer
Zeitung, sondern kann kommentiert, bewertet oder auch geändert werden. Das
macht die Informationen transparent
und beeinflussbar und setzt die Hemmschwelle herab, überhaupt Inhalte zu
erstellen. Hierbei spielt auch die Anonymität eine große Rolle. In Bewertungsportalen muss man nicht unbedingt einen Namen angeben und kann so unter
dem Deckmantel eines Pseudonyms
Produkte bewerten und empfehlen.
Das Beispiel des OTTO Versands zeigt,
wie transparent und schnell die Verbreitung von Informationen im Internet funktioniert. Auf Facebook ist man
mittlerweile nicht mehr nur mit den
engsten Freunden verbunden (strong
ties), sondern hat Kontakte zu entfernten
Bekannten oder Freunden von Freunden
(weak ties). Durch diese breiten Vernetzungen gelangen Posts spielend leicht
durchs Netz und erreichen verschiedenste Menschengruppen.
Mittels Social Media können ganz neue
Beziehungen zwischen Unternehmen
und Kunden aufgebaut werden. Konservativere Unternehmen können wie
im Beispiel von OTTO durch einen ironischen Umgang mit der eigenen Onlinepräsenz an Profil und Fans gewinnen
und für die Zukunft vielleicht sogar den
Umsatz steigern. Aber auch Marketingaktionen mit einem „normalen“ Verlauf
können Gewinne bringen. In unserer digitalen Welt ist es sehr wichtig, sich dort
zu positionieren, wo die meisten potenziellen Kunden sind und das ist nun mal
seit einiger Zeit das Internet. Es kann gelingen, man muss es nur richtig angehen!
Social Media Anwendungen
Kommunikation
Multimediabereich
Unterhaltungsbranche
Blogs
Mikroblogging (Twitter)
Soziale Netzwerke (Facebook)
Newsgruppen
Foren
Instant Messenger (ICQ)
Foto-Sharing (Flickr)
Video-Sharing (Youtube)
Livecasting
Podcasts (podster.de)
Virtuelle Welten (Second Life)
Online-Spiele (Farm Ville)
Lena Otto
Kollaboration/
Wissensmanagement
Wikis (Wikipedia)
Social Booksmarks (Delicious)
Bewertungsportale (kununu)
Auskunftsportale
Lena Otto (B.A.) ist seit Juni 2011 für die Trendredaktion der OSCAR GmbH verantwortlich. In dieser
Funktion verantwortete sie die inhaltliche Gestaltung,
die Gastautoren- und Sponsorenakquise, sowie die Herausgabe der Print- und Onlineversion des vorliegenden
OSCAR.trends Magazins. Sie studierte Romanistik und
Informationswissenschaften in Düsseldorf und Bologna
und hat während des Studiums u.a. bei pst public relations und im Evangelischen Jugendreferat in Düsseldorf gearbeitet.
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9
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Social Media und Unternehmenskultur
Interview mit Dr. Alexander Richter
Verändert Social Media die Unternehmenskultur? Oder muss sich
erst die Unternehmenskultur ändern, bevor der Einsatz von Social
Media Sinn macht? Dr. Alexander
Richter, Bereichsleiter Social Business bei der Forschungsgruppe
Kooperationssysteme München,
versucht im Interview mit OSCAR
auf diese und andere Fragen Antworten zu finden.
OSCAR: Aufgrund des großen Erfolgs
von „Web 2.0“-Plattformen wie Wikipedia oder Twitter und der dadurch ausgelösten umfangreichen Berichterstattung
in der Presse, haben auch viele Unternehmen in den letzten Jahren damit begonnen Social Media „hinter der Firewall“ zu nutzen. Was ist das besondere
an diesen Werkzeugen?
Dr. Alexander Richter: Im Vergleich zu
vorher eingesetzten Plattformen ist Social
Media sehr einfach nutzbar und schafft
es, dass viele Anwender Inhalte nicht
nur konsumieren, sondern auch selbst
dazu beitragen. Außerdem unterstützen
die Plattformen zwischenmenschliche
Kommunikation und den Aufbau von
Beziehungen zwischen den Benutzern.
Wenn Sie sich den Arbeitsalltag vieler
Mitarbeiter in Unternehmen heute ansehen, dann ist dafür charakteristisch,
dass wichtige Erkenntnisse oftmals erst
aus der Interaktion verschiedener Personen miteinander entstehen, also im
Team bzw. in der Gruppe. Eine Person
bringt zum Beispiel eine Idee ein und
eine andere gibt ihr eine Rückmeldung
dazu oder diskutiert mit ihr und dadurch
entsteht auch oftmals etwas Neues. Es
geht beim Einsatz von Social Media im
Unternehmen vor allem auch darum, genau diesen Wertschöpfungsprozess bei
der Interaktion der Mitarbeiter so zu unterstützen oder transparenter zu machen,
dass sie einfach näher zueinander finden.
Natürlich kann Social Media auch dabei
unterstützen Informationen sinnvoll zu
strukturieren und sie auffindbar zu machen. Aber die, für mich persönlich weitaus spannendere Frage oder Herausforderung ist, wie Social Media Menschen
bei der Zusammenarbeit unterstützt, indem sie diese zusammenbringt – indem
sozusagen die Barrieren, die heutzutage
existieren, zum Beispiel weil man an
verschiedenen Standorten arbeitet, soweit wie möglich aufgelöst werden. Die
Plattformen können hier auch deswegen
unterstützen, weil sie die Arbeitsprozesse wesentlich transparenter werden
lassen als bei vorherigen Systemen.
OSCAR: In welchen Prozessen lassen
sich die Werkzeuge denn sinnvoll einsetzen und welche Mehrwerte verbinden
Sie damit?
Dr. Alexander Richter: Das ist zurzeit eine der häufigsten Fragen, die ich
gestellt bekomme – die nach den Potenzialen von Social Media für ein Unternehmen – „Für was kann man diese
Dinger überhaupt gebrauchen?“ Und es
ist aus meiner Sicht auch eine wesentlich bessere Frage, als danach, welche
Funktionen die Werkzeuge haben. Das
eigentlich Wichtige ist doch die Art und
Weise wie ich die Werkzeuge nutze,
welches Ziel ich damit erfüllen möchte,
warum ich letztlich die Plattform benutze – der Use Case. Denn ein grundlegendes Charakteristikum von Social
Media ist deren Nutzungsoffenheit das
heißt, dass die grundlegenden Funktionalitäten sich oftmals sehr ähnlich
sind (wie zum Beispiel „posten“), aber
es letztendlich darauf ankommt zu unterscheiden, welche Kollaborationsprozesse und darunter liegende Use Cases
(in denen ich diese Plattformen einsetzen kann) abbildbar sind. Geht es mir
vor allem um das Social Networking
und Expertensuche? Wie transparent
kann diese in meinem Unternehmen
ablaufen? Wie kann ich einen Experten
kennzeichnen oder auffindbar machen?
Oder möchte ich mit der Plattform Do-
10
kumente austauschen, bearbeiten, sammeln, bewerten?
OSCAR: Was würden Sie einem Unternehmen raten, das genau vor einer solchen Fragestellung steht?
Dr. Alexander Richter: Die erste Frage von uns ist dann – wie gerade schon
angeschnitten – ob man sich überhaupt
schon Gedanken dazu gemacht hat,
welche übergeordneten Ziele man mit
der Einführung einer solchen Plattform
verfolgt. Hier bietet es sich an, in einem
Strategieworkshop gemeinsam die Ziele
zu definieren und zu priorisieren. Als
nächstes geht es dann um die konkrete
Umsetzung. „Expertensuche unterstützen“ ist ja schon einmal eine Richtung,
aber wie kommt man da hin? Hier geht
es dann darum, Szenarien auszuarbeiten,
die im Unternehmen sinnvoll umsetzbar
sind. Wird es in unserem Unternehmen
klappen, Fragen zum Projektgeschäft direkt in einem Activity Stream zu stellen,
der von Interessierten verfolgt wird? Oder
lässt es die Unternehmenskultur (noch
nicht) zu und wir optimieren erst einmal
nur die Suche der Expertenprofile?
OSCAR: Ist das tatsächlich eine Frage
der Unternehmenskultur? Was ist Ihr
Verständnis davon?
Dr. Alexander Richter: Kultur ist ja
im Prinzip etwas, was von Menschen
ausgeht, egal ob Kunst, Essen oder Sprache. Die Unternehmenskultur beschreibt
folglich den Einfluss der Gesamtheit der
Mitarbeiter auf die Unternehmensentwicklung, Organisationsform, Arbeitsund Abstimmungsprozesse. Natürlich
wird der Arbeitsalltag der Mitarbeiter
auch wiederum durch die Unternehmenskultur beeinflusst.
OSCAR: Und welch eine Unternehmenskultur braucht es nach Ihrer Erfahrung, um Social Media erfolgreich zu
nutzen?
Enterprise 2.0 ist mehr als eine neue Plattform. Es bedeutet den kulturellen Wandel eines Unternehmens hin zu mehr Offenheit und Transparenz. Dazu gehören auch neue Formen der Interaktion zwischen Mitarbeitern.
Dr. Alexander Richter: Es gibt nicht
die eine und richtige Unternehmenskultur. Es ist vielmehr notwendig das
Unternehmen und seine Mitarbeiter zu
verstehen, um die Einführung und Nutzung von Social Media daran zu orientieren. Dies ist gerade für Social Media
notwendig, weil die Plattformen im Prinzip nur das Verhalten der Mitarbeiter im
Unternehmen transparent abbilden. Ziel
muss es daher sein, die Aneignung der
Plattformen durch die Mitarbeiter zu unterstützen. Dabei ist die Kenntnis der Arbeitspraktiken, aber natürlich auch der
Unternehmenskultur, also des Rahmens,
in den diese eingebettet sind, notwendig.
Aus diesem Grund spielt der Einführungs- und Veränderungsprozess eine
enorm wichtige Rolle, denn dabei geht
es um die Einbettung des Werkzeuges in
das soziale und organisatorische System.
OSCAR: Kann sich eine Unternehmenskultur ändern? Muss sie sich sogar
ändern?
Dr. Alexander Richter: So wie sich
ganze Kulturen entwickeln, verändern
oder auch aussterben, so ändert sich auch
eine Unternehmenskultur ständig. Wichtig ist das Bewusstsein für diese ohnehin
stattfindenden Veränderungsprozesse,
um die Bedarfe der Mitarbeiter zu erkennen. Mit Enterprise 2.0, am Beispiel
der Plattform yammer, haben wir gesehen, wie dynamisch sich ein Thema in
einem Unternehmen entwickeln kann,
ohne dass die Geschäftsleitung Einfluss
darauf hat. Yammer ist eine Plattform,
die von jedem Mitarbeiter kostenlos im
Internet genutzt werden kann um sich
mit seinen Kollegen zu vernetzen. Dabei
ist keine Zustimmung „von oben“ notwendig, er braucht nur seine Unternehmens-Mail-Adresse und es kann losgehen. Inzwischen nutzen Mitarbeiter von
weltweit rund 80.000 Organisationen
Yammer, bei Capgemini networken
dort z.B. schon über 20.000 Berater, in
diesem und anderen Fällen ist aber nun
auch die Unternehmensleitung auf den
11
Zug aufgesprungen und beteiligt sich am
Austausch.
Aber nochmal zurück zur Frage: Ich
denke die Unternehmenskultur ändert
sich ohnehin von allein. Die Frage ist,
welche Richtung wünschenswert wäre.
Um die richtige Entwicklung zu fördern
gibt es neben der nachhaltigen soziotechnischen Einführung der Plattformen
auch eine Vielzahl an möglichen organisatorischen Maßnahmen. Persönliche
Aufeinandertreffen von Unternehmensleitung und Mitarbeitern, wie es sie in
verschiedenen Formaten beispielsweise
bei SAP („All-Hands-Meeting“) und Allianz („Town Hall“) und einigen anderen
Unternehmen bereits gibt. So habe ich
als Mitarbeiter Möglichkeiten, aktiven
Einfluss auf die Unternehmensentwicklung zu nehmen. Mit Bezug auf Enterprise 2.0 lässt sich sagen, dass die Plattformen in jedem Fall zu mehr Offenheit
und Transparenz beitragen und so auch
zu einer anderen Kultur … aber nicht
von heute auf morgen.
OSCAR: Sollte die Veränderung tatsächlich von „oben“ getrieben werden?
Dr. Alexander Richter: Die genannten
unterstützenden Schritte sollten schon
von oben koordiniert stattfinden. Eine
Kultur braucht auch Orientierung. Ein
Unternehmen hat beispielsweise mehrere Organismen wie Unternehmensleitung, Betriebsrat, externe Stakeholder, die auch Regeln vorgeben. Die
Frage, die sich die Menschen immer
wieder neu stellen, ist nur: Wie viel
Struktur ist nötig, wie viel Freiheit ist
möglich? Im Bezug auf Enterprise
2.0 bedeutet das: Was sollen und was
dürfen die Mitarbeiter auf der Plattform – zum Beispiel offen diskutieren und kritisieren – und was nicht –
z.B. beleidigen. Hier kommen „Social
Guidelines“, also Verhaltensregeln zum
Miteinander – von den Mitarbeitern
gemeinsam erarbeitet, zum Beispiel im
Wiki – ins Spiel.
OSCAR: Könnte die Veränderung der
Kultur auch von der Basis aus passieren? Das heißt, einer fängt an eine
Gruppe bei Facebook zu moderieren in
Bezug auf das Unternehmen und das
setzt sich bis zu den Managern durch?
Dr. Alexander Richter: Letzten Endes
muss trotzdem von oben das Signal
wichtige Rolle und ich kenne mehrere
Fälle, in denen die Verweigerung von
Social Media die Entscheidung eines
fähigen Mitarbeiters das Unternehmen
zu verlassen zur Folge hatte.
OSCAR: Wie hat sich die Unternehmenskultur entwickelt in Deutschland,
sind KMU reif für partizipative Unternehmenskommunikation?
Michael Koch und Dr. Alexander Richter:
Enterprise 2.0 – Planung, Einführung und
erfolgreicher Einsatz von Social Software
in Unternehmen
kommen: „ja, das tragen wir mit“ oder
„nein, das möchten wir nicht in unserem
Unternehmen“. So oder so ist es dann
an jedem einzelnen Mitarbeiter für sich
zu entscheiden, ob er diese Entscheidung der Unternehmensführung gut findet oder ob er besser zu einer anderen
Unternehmenskultur passt. Gerade für
junge Mitarbeiter spielt die Identifikation mit dem Unternehmen eine enorm
Dr. Alexander Richter
Dr. Alexander Richter ist seit Dezember 2006 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe
Kooperationssysteme München tätig und verfolgt mit
großem Interesse die Einführung von Social Media in
vielen Unternehmen. Mit seinen Kollegen war und ist er
als wissenschaftlicher Partner in verschiedenen Einführungsprojekten sowohl großer internationaler als auch
mittelständischer deutscher Unternehmen beratend tätig.
Zusammen mit seinem Doktorvater Michael Koch hat er
im Buch „Enterprise 2.0“ Erfahrungen aus einigen dieser Projekte gesammelt,
das 2012 in der dritten Auflage erscheinen wird.
12
Dr. Alexander Richter: Das ist stark
abhängig von den jeweiligen Unternehmen. Wir haben Unternehmen begleitet,
die aus unserer Sicht auch in verhältnismäßig kurzer Zeitspanne eine enorm
positive Entwicklung erlebt haben –
auch für die Mitarbeiter spürbar. Hier
würde ich gerne nochmal das Beispiel
Capgemini bringen und ein Zitat eines
Mitarbeiters: „I have been working for
Cap for 32 years, but I can honestly say
that the last years have done more for
me in company-binding than the years
before. This social media has made me
part of a global organisation that was
never before possible. And I have spent
my time in global teams before“. Wir
haben unter www.e20cases.org noch
viele solcher Beispiele gesammelt und
möchten nach und nach auch weitere
Erfahrungen aus abgeschlossenen Projekten dort teilen.
Generell würde ich sagen, der Großteil
der deutschen Konzerne zeigt schon
jetzt, dass er bereit für die Transformation hin zu einem Unternehmen 2.0 ist.
Mehr Bedenken habe ich tatsächlich
bei inhabergeführten KMU, bei denen
die Unternehmenskultur auch mit dem
Geschäftsführer steht und fällt. Hier
muss die Zeit zeigen, wie lernbereit die
deutschen Unternehmer sind. Fest steht,
dass Social Media jedem Unternehmen
zu einem offeneren Umgang mit Information, insgesamt zu mehr Transparenz und zu hierarchieübergreifender,
teamübergreifender Kommunikation
verhelfen kann. Wenn es das Unternehmen versteht die Potenziale der Software richtig einzusetzen und die große
Relevanz einer sozio-technischen Systemeinführung nicht unterschätzt.
13
Vernetzung statt Hierarchie:
Wie Sie Ihre Besten nicht ausbremsen
Dr. Willms Buhse
Vernetzte Experten sind klüger
als einsame Entscheider. Mit diesem Konzept setzen Enterprise
2.0-Unternehmen auf Transparenz und die Weisheit der Vielen.
Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten seit
Kurzem in einem Unternehmen, das
Produkte überall in Europa verkauft.
Sie sind dafür zuständig, Angebote zu
schreiben. Nun soll eines für einen Interessenten in einem Nicht-EU-Land
erstellt werden. Kann man dafür eigentlich einfach die Vorlagen nutzen, die
man für Angebote innerhalb der Europäischen Union verwendet?
Gute Frage. Die Kollegen direkt im
Büro wissen es nicht. Irgendwer weiß
es natürlich. Nur wer?
In vielen Unternehmen ist so ein Problem der Beginn einer aufwendigen
Recherche inklusive einer langen telefonischen Odyssee durch die Abteilungen. Der Chef weiß es, der ist aber
gerade nicht verfügbar und überhaupt
ist es eigentlich nicht üblich, dass man
ihn einfach so anfunkt. Kollegin X
weiß vielleicht Bescheid, ist aber gerade
zwei Wochen in Lateinamerika, um den
Markt zu erschließen.
zu recherchieren, tut sich oft schwer damit, diesen Aspekt der Unternehmensrealität zu akzeptieren. Denn natürlich
geht es auch anders. Wenn man sich
an den Werkzeugen und Kommunikationsgewohnheiten orientiert, die man
als Digital Native aus Sozialen Netzwerken und anderen internet-basierten
Diensten kennt, ist es sogar gar nicht so
schwierig, das intellektuelle Vermögen
aller Mitarbeiter, ihr Wissen und ihre
Erfahrungen grenzenlos nutzbar zu machen.
Ratsuchende finden direkt
ihre Experten
Das Stichwort lautet dabei Enterprise
2.0. Darunter versteht man eine Verquickung von Wissensmanagement mit
Konzepten und Technologien aus dem
interaktiven „Mitmachnetz“ Web 2.0.
Das bedeutet, dass Unternehmen nicht
nur über internetbasierte Prozesse ihre
Organisation verwalten, sondern dass
die Mitarbeiter aktiv mitgestalten: In
Das Wissen schlummert
heute in Silos
Muss es wirklich so schwierig sein, an
die Informationen zu kommen, die man
braucht, um seine Arbeit zu machen? In
vielen Unternehmen heißt die Antwort:
Ja, denn dort sind noch von Hierarchien
und Abteilungsdenken geprägte Strukturen die Regel, in denen das Wissen in
abgeschotteten Silos schlummert.
Wer es als Digital Native gewohnt ist,
sein Wissen über digitale Netze zu teilen und dort ohne Abteilungsschranken
OpenSpaces, bei denen die Teilnehmer
anders als beim klassischen Workshop
selbst definieren, welche Inhalte wichtig sind. Oder in Wikis, Foren, Blogs
und internen Sozialen Netzwerken.
Dort etwa können Experten zu bestimmten Themen leichter identifiziert
und für Problemlösungen herangezogen
werden. Wenn ich als neuer Mitarbeiter
dort die persönlichen Profile und Aktivitäten der Mitarbeiter scannen kann,
finde ich schnell heraus, wer mir bei
der Frage nach der richtigen Angebotsvorlage hilft. Im Enterprise 2.0 lassen
sich also Wissensträger und -nachfrager
situativ über die Verbindung von Inhalt
und Autor vernetzen.
Außerdem bringt die Einführung von
Enterprise 2.0 einen weiteren Effekt
mit sich. Die Kommunikation wird föderalisiert, findet auch spontan und abteilungsübergreifend statt. Damit sind
Inhalte schneller abrufbar und kommen
direkt vom Experten. Oder die Experten müssen gar nicht mehr Zeit investieren, um immer die gleichen Fragen
zu beantworten, weil sie ihr Wissen in
einem Firmen-Wiki hinterlegt haben.
Dort könnte man zum Beispiel ohne
Weiteres nachlesen, dass die Angebotsbögen für EU-Kunden für andere Europakunden zwar nicht genutzt werden
dürfen – aber eine Vorlage, auf die in
dem Wiki-Eintrag verlinkt wird, verwandt werden kann. Problem gelöst.
Neue Rolle für Führungskräfte
Enterprise 2.0 von Willms Buhse und
Sören Stamer (Herausgeber)
14
Für jedes Traditionsunternehmen wirkt
Enterprise 2.0 wie eine Frischzellenkur, gepaart mit einem Modernisierungsschub in der Unternehmenskultur.
Warum aber sind eigentlich nicht alle
Unternehmen bereits nach dem Enterprise 2.0-Prinzip organisiert? Eine Antwort ist, dass es in vielen Firmen alte
Wie funktioniert
ein OpenSpace?
OpenSpace ist eine Methode zur
(Un-)Strukturierung von Besprechungen und Konferenzen. Sie eignet sich für Gruppen von etwa acht
bis 2.000 Teilnehmern. Die Dauer
eines OpenSpaces variiert von vier
Stunden bis hin zu drei Tagen.
Charakteristisch ist die inhaltliche
und formale Offenheit: Die Teilnehmer geben eigene Themen ins
Plenum und gestalten dazu je eine
Arbeitsgruppe. In dieser werden
mögliche Lösungen erarbeitet. Die
Ergebnisse werden am Schluss gesammelt. Wichtig ist ein Steuerkreis,
der für die anschließende Umsetzung sorgt.
Strukturen gibt, die sich erst einmal an
neue Organisations- und Kommunikationsformen gewöhnen müssen. Denn
durch die spontane, vernetzte Kommunikation der Nutzer über Web 2.0-Anwendungen entstehen mit der Zeit neue,
ungeplante Strukturen.
In einer Welt mit steigender Dynamik und Komplexität wird Vernetzung und Transparenz entscheidender Wettbewerbsvorteil.
Angesichts der für das heutige Zeitalter
prägenden Prinzipien von Enterprise 2.0
• Offenheit,
• Transparenz und
• Vernetzung
funktioniert Führung über Informationsvorsprung und Macht nicht mehr.
Manager sind in diesem Umfeld nicht
mehr als einsame Entscheider gefragt.
Beispielhafter Ablauf eines doubleYUU OpenSpace:
Diese Entwicklung konfrontiert die
Führungsetagen mit neuen Herausforderungen. Manager müssen anders
lenken und bereit sein, ihr internes
Herrschaftswissen loszulassen – Führung über Informationsvorsprung funktioniert in diesem Umfeld nicht mehr.
Sie sind als Impulsgeber, Vorbilder und
Coaches gefordert um den Rahmen
selbstorganisierter Arbeit zu definieren
und den Mitarbeitern Freiräume zu eröffnen. Neben die Hierarchie tritt die
Selbstorganisation in der vernetzten Organisation; es gilt, diese beiden Welten
miteinander zu verbinden und parallel
zu managen.
Das ist auch wichtig, denn die Mitarbeiter stellen heute im Internet- und Web
2.0-Zeitalter andere Anforderungen an
ihren Arbeitsplatz und die Zusammenarbeit mit Vorgesetzen und Kollegen als
in den Jahren zuvor.
1. Energie aufnehmen: Jeweils zwei Teilnehmer, die sich möglichst wenig
kennen, interviewen sich gegenseitig zu einem Thema und veröffentlichen
ihre Erkenntnisse für alle sichtbar an Pinnwänden.
2. Anschließend bilden alle Teilnehmer einen Kreis.
Der Moderator „öffnet den Raum“.
3. Inhalte und Organisation ergeben sich aus den Anliegen der Teilnehmenden.
Jeder kann ein Thema einbringen und die Verantwortung dafür übernehmen.
4. Die Themen werden an großen Packpapier-Wänden dokumentiert.
Alle Teilnehmer können sich nun frei zu Themen zuordnen.
5. Gruppenarbeitsphase: Die Teilnehmenden arbeiten in dieser Zeit
selbstorganisiert, geleitet vom Gesetz der zwei Füße, ein Teilnehmer bleibt nur
so lange in einer Gruppe, wie er es für sinnvoll erachtet, also solange er etwas
lernen und/oder beitragen kann und den Grundsätzen des Verfahrens.
Die „Einladenden“ der Arbeitsgruppen werden gebeten, die Ergebnisse der
Gruppenarbeit zu dokumentieren, damit sie auch den anderen Teilnehmenden
zur Verfügung gestellt werden können.
6. In einer Auswertungs- und Planungsphase interviewt der Moderator die
Gruppen zu ihren Ergebnissen. Alle Teilnehmer können auf Karten Feedback
geben und sich äußern, ob sie das Projekt zukünftig unterstützen bzw. sogar
mitarbeiten wollen.
7. Den „Raum schließen“: Abschluss-, Feedback- und Reflektionsrunde.
15
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Von allein wird kein Unternehmen zum Enterprise 2.0
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Doch nicht nur Führungskräfte, sondern auch viele Mitarbeiter müssen erst
einmal lernen, die neuen Kommunikationswerkzeuge und -strukturen zu nutzen und mit Leben zu füllen. Von selbst
wird keine Firma zu einem Enterprise-2.0-Unternehmen. Für einen erfolgreichen Start zum Enterprise 2.0 ist die
Einführungsphase von entscheidender
Bedeutung.
Hier kommt es darauf an, nicht nur eine
kleine Avantgarde, zum Beispiel für die
Nutzung einer neuen, internen Kommunikationsplattform, fit zu machen. Das
Motto muss sein: Mit der Mannschaft
ins Ziel. Erst der zielgerichtete Einsatz
eines maßgeschneiderten Change-Management-Prozesses parallel zur Einführung der technologischen Plattform
stellt den nachhaltigen Erfolg sicher.
Bei einer Enterprise 2.0-Transformation
geht es vor allem um die Verankerung
eines evolutionären Wandels in der Unternehmenskultur.
Organisatorische Barrieren
werden eingerissen
Wie das funktioniert kann man zum
Beispiel bei Alcatel-Lucent beobachten.
Um das Unternehmen in die Zukunft zu
führen, entschied sich der Vorstand dafür, nicht im Alleingang die Weichen zu
stellen – so wie es in vielen Firmen derzeit üblich ist. Statt klassische Management-Meetings mit Powerpoint-Vorträgen abzuhalten, ging man einen anderen
Weg. In einem OpenSpace erarbeiteten
80 Top-Manager von Alcatel-Lucent in
Deutschland sowie 40 interne und externe „Digital Natives“ gemeinsam neue
Projektideen. Ergebnis: Wenige Tage
später wurde vom Vorstand entschieden, 13 von 15 Ideen als Projekte weiterzuführen. Warum? Weil sich auf dem
OpenSpace nicht nur die Teams bereits
gefunden hatten, sondern auch erste
konkrete Lösungsideen vorlagen. Dass
engagierte Mitarbeiter ausgebremst
wurden, weil sie mit ihren Ideen bei der
falschen Abteilung anklopften oder im
Unternehmen nicht die richtigen Partner
fanden, um ein Vorhaben umzusetzen,
wurde damit verhindert.
Wer als Digital Native gewohnt ist, sich
mit klugen oder interessanten Menschen zu vernetzen, egal wo sie sitzen,
empfindet es als selbstverständlich,
dass organisatorische Barrieren einen
nicht daran hindern, seine Arbeit gut
zu machen. Viele Unternehmen müssen das tatsächlich erst noch lernen.
Die gute Nachricht ist: Mit Hilfe von
offenen und partizipativen Konzepten
und Technologien, wie man sie aus dem
Netz kennt, können sie zum Enterprise
2.0. werden – und so optimale Strukturen für diejenigen schaffen, die in
diesen Unternehmen arbeiten.
Dr. Willms Buhse
Enterprise 2.0-Experte und Gründer von doubleYUU in
Hamburg, einem auf Web 2.0 spezialisierten Beratungsunternehmen. Zuvor war er in führenden Positionen bei
dem Deutsche Telekom Venture Cormedia, bei Bertelsmann, Roland Berger und Reemtsma.
ISBN 978-3-86899-119-2, 24,90 €
Blog:
http://community.oreilly.de/blog
Twitter:
http://twitter.com/oreilly_verlag/
Facebook:
www.facebook.com/oreilly.de
O’REILLY
www.oreilly.de
Er ist international gefragter Redner und Mitherausgeber des Standardwerks „Enterprise 2.0 – Die Kunst, loszulassen“. doubleYUU
ist eine Netzwerkberatung, die Unternehmen bei der Umsetzung von Enterprise
2.0 hilft. Sei es bei der Einführung von Web 2.0-Technologien, bei der Durchführung von OpenSpaces, re-Mentoring oder Jams sowie bei der Personalentwicklung von Mitarbeitern und Führungskräften.
16
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OSCAR
Herausforderungen für Mitarbeiter und Manager bei der
Implementierung von Social Media in Unternehmen
Prof. Dr. Gerald Lembke
Die Integration neuer Medien in
Unternehmen befindet sich trotz
oder gerade wegen der rasanten
technologischen Entwicklung der
letzten Jahre in einem jungen
Status. Sowohl die Kenntnisse als
auch die Nutzung für die eigenen
Geschäftsprozesse sind vor allem
im Mittelstand gering. Daher beleuchtet dieser Artikel die Hintergründe und gibt Empfehlungen
für die Nutzung neuer Medien, im
Besonderen der neueren sozialen
Netzwerke.
1. Was bremst eine großflächige
Verbreitung von Social Media in
Unternehmen?
Soziale Kommunikation in der
Unternehmenskultur
Wenn es um das Thema Social Media
in Unternehmen geht, treffen in Firmen
häufig zwei Weltbilder aufeinander. Das
mechanistisch deterministische Weltbild und ein liberal-egoistisch orientiertes Weltbild. Während Erstere UrsacheWirkungen fokussieren und schnellen
ROI suchen sind Zweitere stärker auf
Nachhaltigkeit wirtschaftlichen Handelns fixiert.
Durch die Parallelität dieser beiden
Mentalbilder entsteht eine anhaltende
Veränderungsdynamik, die durch verschiedene Gruppen und deren Interagieren im Unternehmen geprägt sind.
Veranschaulicht wird dieser Zusammenhang in nachfolgender Grafik. Sie
zeigt die unterschiedlichen Zeitphasen
in Abhängigkeit von der Höhe des Einverständnisses der Mitarbeiter bei der
Realisierung von Social Media in Unternehmen. Die Internalisierung ist dabei das höchste Ziel, doch die Realität
Abbildung 1: Die „Commitment Kurve“ in Unternehmen; Quelle: Patterson et al. (1982: 18–30)
18
befindet sich im Reifegrad meist deutlich auf einem unteren Level.
Fehlende Qualifikationen im
Umgang mit den Bedürfnissen
von Internetnutzern
Bedürfnisse und Ziele von Internetusern widersprechen in der Regel den
Bedürfnissen und Zielen von Unternehmen. Internetnutzer bewegen sich in
sozialen Systemen und kommunizieren
mit Hilfe technischer Unterstützungen.
Auf diese neu entwickelten Verhaltensweisen und Bedürfnisstrukturen einzugehen bedarf sozialer (Empathie) und
fachlicher (Funktionsweise von Netzwerken) wie methodischer Kompetenzen (täglicher Umgang mit Kommentaren). Die Verantwortlichen schließen
vor sozialen Systemen die Augen und
sehen meist eher die Risiken als die
Chancen für ihr Unternehmen.
Digitales Marketing muss in die
Unternehmung passen
Social Media wird üblicherweise in die
Funkionen Marketing, PR oder IT/Organisation delegiert. Die Verbreitung
leidet darunter, dass es bis heute nicht
hinreichend auf Führungsebene im Unternehmen verankert ist. Dies gilt nicht
nur für die Marketingorganisation, sondern auch für die Abläufe innerhalb des
Unternehmens.
So ist natürlicherweise zusätzlicher
Abstimmungsaufwand notwendig, um
eine Nachricht beispielsweise nicht nur
als klassische Print-PR zu Journalisten
zu versenden, sondern diese Nachricht
in der Sprache der Internetnutzer auch
für die Onlinekommunikation vorzubereiten. Dieser zusätzliche Abstimmungsbedarf wird in der Praxis häufig
nicht priorisiert. Konsequenzen für das
Unternehmen sind, dass nicht mit einheitlicher Stimme und einheitlichen Inhalten nach außen kommuniziert wird.
2. Was müssen Manager und
Mitarbeiter bei der externen
Kommunikation beachten?
Die richtige Organisationsform
für die Integration wählen
Eine der wichtigsten Fragen im Bereich
des operativen Managements von Social Media Aktivitäten ist die nach der
Organisationsform. Am Beispiel vom
Altimeter (2010) wird ein Zusammenhang zwischen dem zur Verfügung stehenden Budget, der Teamgröße und der
am häufigsten auftauchenden Organisationsform festgestellt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die „Anfänger-Unternehmen“ mit einem durchschnittlichen Jahresbudget von 66.000
Dollar agieren. Die Organisationsformen
sind hier vor allem die zentralorganisierte Form. Unternehmen, die in Ihrem Social Media Engagement fortgeschrittener
sind, agieren nicht nur mit höherem Budget, sondern nutzen eine Organisationsform namens „Hub and Spoke“, was so
viel heißt wie „Nabe-Speiche“-Organisation. In deren Zentrum steht ein Zen-
Abbildung 2: Die richtige Organisationsform im Unternehmen; Quelle: Altimeter (2010)
tralknoten, der Community- oder Social
Media Manager, der Verbindungen zu
allen relevanten Organisationseinheiten
pflegt und im Zentrum der Social Media
Aktivitäten steht.
Veränderungen begleiten:
Leadership statt Kontrolle
Eine zentrale Rolle für den bewusst und
häufig unbewusst wahrgenommenen
Umgang mit dieser Veränderungsdynamik nehmen die Führungskräfte ein.
Denn sie sind die Träger und Multiplikatoren der Erfolgsfaktoren „Offenheit“ und „Vertrauen“. Die Rolle der
Führungskräfte verändert sich in Web
2.0-Unternehmen hin zu mehr Leadership und weniger Kontrolle. Die Führungskräfte müssen sich in Richtung
pragmatischer Sinnstifter und Vernetzer entwickeln, die beim Bewältigen
der aus dem Changeprozess resultierenden Herausforderungen stets auch das
originäre Geschäft des Unternehmens
vor Augen haben. Die Führungskraft
legt die Routine ihrer Arbeit mit Hilfe
sozialer Software offen. Das setzt Führungspersönlichkeiten voraus, die keine
Angst vor Offenheit und vor allem nicht
19
in digitalen Netzwerken haben.
Schließlich geht es darum, die Veränderungsdynamik zu nutzen, ein allgemeines Einverständnis (Commitment)
im Unternehmen für Social Media zu
erzielen.
Was kann Change Management
dazu beitragen?
1. Klare Zieldefinition
Die Ableitung von Change Management Maßnahmen erfolgt von den qualitativen und strategischen Zielen des
Social Media Marketings. Es gilt erst
dann als erfolgreich realisiert, wenn
neue Standards und Prozesse verstanden und Teilhabe und Verantwortung
dafür übernommen wurden.
2. Transparente Kommunikation
Sie ist in allen Phasen des Projektes
wichtig für die Antizipierung möglicher
Konfliktherde. Sorgfältig ausgearbeitete Kernbotschaften sowie Storylines
unterstützen eine konsistente Kommunikation. Relevante Stakeholder und
deren Interessen sind zu identifizieren
und bei der Kommunikationsplanung
zu beachten.
SOCIAL MEDIA
MARKETING
Wie Firmen den Schritt ins
soziale Netz schaffen
Eine eigene Facebook-Unternehmensseite macht noch keine Social Media
Marketingstrategie. Was Marketingund Medienmanager beim Social Media Marketing beachten müssen, wie
eine sinnvolle Strategie aussieht und
welche konkreten Maßnahmen Erfolg bringen, zeigt das Buch SOCIAL
MEDIA MARKETING (Cornelsen
Verlag) von Gerald Lembke.
Anschaulich erläutert der Autor, wie
sich Social Media als Instrument ins
Marketing integrieren lässt. Praxisnah werden die Themen Entwicklung
der Strategie, Social Media Planung,
Umsetzung und Erfolgsmessung behandelt. Ein weiteres Kapitel erläutert,
wie sich eine Social Media Strategie
dauerhaft ins Unternehmen integrieren lässt. Ein Fallbeispiel eines mittelständischen Unternehmens veranschaulicht das Wissen und hilft dabei,
es sofort in die Praxis umzusetzen.
Ein eigenes Online-Portal sowie QRCodes im Buch, die zu weiteren digitalen Arbeitsmaterialien führen, runden den 224 Seiten starken Band ab.
Weitere Informationen:
http://social-network-marketing.info
Gerald Lembke
Cornelsen Verlag; 224 Seiten,
kartoniert; Format: 17 x 24 cm;
Euro 18,95; ISBN 978-3-589-23908-5
3. Sichtbares Management
Commitment
Mobilisierung wichtiger Schlüsselpersonen und Führungskräfte aus dem
Business zur Übernahme von Teilhabe
und Verantwortung. Neben einer frühzeitigen Einführung von Social Media
Marketing Richtlinien können konkrete Benefits und Business-Nutzen klar
identifiziert sowie Kompetenzen und
Führungsskills für nachhaltiges Social
Media Engagement aufgebaut werden.
4. Befähigung der Mitarbeiter
Erläuterung der veränderten Inhalte und
Anforderungen ihrer Aufgaben sowie
Definition von Handlungsfreiräumen
bezüglich Social Media Marketing. In
letzter Konsequenz sollten Weiterbildungsprogramme an Social Media Anforderungen angepasst werden, um den
systematischen Aufbau von Kompetenzen im Unternehmen und individuellen
Fähigkeiten sicher zu stellen.
Welche Vorgaben sollten
gegeben werden?
Vorgaben sollten vor allem vom Management auf der kulturellen Ebene geschaffen werden. Dazu gehören:
• Veränderung ist Chance, kein
Risiko („Negative Beiträge im
Internet sind eine Chance für
unsere Entwicklung!“)
• Reflektionen bisheriger Umsetzungen („Was hatten wir vor
und wo stehen wir heute?“)
• Lerneffekte schaffen („Was waren unsere Fehler?“)
• Handlungen ableiten („Was können wir ab heute besser machen?“)
• Dokumentieren („Wie machen
wir das Gute beim nächsten
Mal noch besser?“)
• Leadership („Passt mein Führungsstil noch in die digitalen
Mentalität?“)
• Selbstständigkeit („Arbeiten meine Kollegen und Mitarbeiter
hinreichend selbstständig oder
nach Vorgaben?“)
20
3. Herausforderungen für
Mitarbeiter und Führungskräfte
Social Media und die künftigen Kommunikationstechnologien und -formen
werden kein Thema für einen einzelnen
Mitarbeiter bleiben können, da es ein
Thema für das gesamte Unternehmen
ist und nur schlecht delegiert werden
kann. Daher werden folgende Anforderungen in Unternehmen an Mitarbeiter
und Führungskräfte immer stärker gefragt sein.
1. Starke Online-Affinität –
Es kommt nicht darauf an stundenlang
im Netz zu hängen, sondern wirklich
aktiv am Geschehen teilzunehmen.
Mitarbeiter sind seit Jahren im Social
Media Bereich aktiv, führen ein eigenes Blog, sind auf Twitter oder anderen
Plattformen engagiert.
2. Reichlich Projekterfahrung –
Nur weil jemand bloggt, kann er einem Unternehmen nicht erklären wie
Social Media funktioniert. Am besten
hat er oder sie bereits in einer PR- oder
Marketing-Agentur gearbeitet, auch
freiberufliche Tätigkeiten sind erlaubt.
Entscheidend ist die gewonnene Unternehmens- und Prozesskenntnis. Nur so
können die Regeln des Web 2.0, die er
dank Punkt 1 versteht, sinnvoll auf das
Unternehmen angewendet werden.
3. Weitreichende Kontakte –
Nicht zu irgendwelchen Personen,
sondern den wichtigen Multiplikatoren
Ihrer Branche, die interessante Nachrichten schnell und möglichst weit verbreiten können. Wichtig ist, diese Kontakte auch im echten Leben zu pflegen,
auf Veranstaltungen, Messen und Firmenveranstaltungen.
4. Konzeptionelle Fähigkeiten –
Kreativität spielt eine große Rolle. In
diesem Zusammenhang ist es entscheidend für das Unternehmen nicht nur ein
Konzept zu entwickeln und auferlegen
zu wollen, sondern das Unternehmen
zu durchdringen und wichtige Aspekte herauszuarbeiten. Der Mitarbeiter
muss in der Lage sein, die verschiedenen Aspekte des Social Media, nämlich
technische, ökonomische und marketingorientierte Aspekte in einem in sich
stimmigen und nach außen wirksamen
Konzept zusammenführen zu können.
Hier gilt: Authentizität ist wichtiger als
Werbereklame und klassische Werbebotschaften.
5. Technische Versiertheit –
Es werden keine tiefgehenden Kenntnisse der gängigen Programmiersprachen erwartet, dafür sind tatsächlich
Informatiker da, aber der Umgang mit
HTML, PHP und Web-Anwendungen
sollte keine allzu starke Herausforderung darstellen. Zudem sollte der Mitarbeiter in der Lage sein, ein Pflichtenheft für den ITler erstellen zu können,
zum Beispiel für die Erstellung eines
Portals oder einer App.
6. Gute Umgangsformen –
Was für Social Media allgemein gilt,
ist für deren Manager erst recht gültig.
Negativen Äußerungen und Kommentaren muss sachlich und konstruktiv begegnet werden. Beleidigungen oder das
Löschen von Kritik vergrault selbst den
geduldigsten Nutzer.
7. Verstehen von Monitoring –
Das Spezialgebiet des Social Media
Marketings sollte nicht nur bekannt,
sondern auch beherrscht werden. Neben
der Analyse und Auswertung der gängigen Monitoring-Tools, sollten auch die
relevanten Kriterien bekannt sein, die je
nach Unternehmen unterschiedlich ins
Gewicht fallen. Sind sie nicht bekannt,
sollten sie entwickelt werden.
Es handelt sich in diesem Beitrag
teilweise um Auszüge aus dem Buch
„Social Media Marketing“ des Autors.
Professor Dr. Gerald Lembke
Prof. Dr. Gerald Lembke lernte nach seinem Abitur Industriekaufmann in einem mittelständischen Industrieunternehmen. Nach Pflichtwehrdienst begann er im Anschluss sein Studium der Wirtschaftspädagogik und der
Wirtschaftswissenschaften an der Universität Oldenburg,
die er mit Prädikat abschloss.
1994 gründete Gerald Lembke ein IT Beratungsunternehmen, verkaufte Hardware und gestaltete die ersten Webseiten für Unternehmen im World Wide Web. Nachdem er diese Firma verkaufte,
stieg er als Projektleiter für Beratungsprojekte bei der Management-Akademie
Bad Harzburg ein. Dort setze er seine Forschungen zu sozialen Netzwerken fort,
die sechs Jahre später zur Promotion führten. Im Bertelsmann Konzern leitete
er als Projektmanager zahlreiche Business- und Innovationsprojekte im E-Commerce-Umfeld, unter anderem am Gabler Verlag in Wiesbaden. Im Jahre 1999
gründete er sein zweites Unternehmen, eine Beratung für die Einführung von
Communities of Practice und Wissensmanagement in Unternehmen. In über 100
Unternehmens- und Forschungsprojekten entwickelte er individuelle Konzepte
und begleitete Wissensmanager und Manager in der Umsetzung. 2002 wurde das
digitale Verlagsgeschäft angegründet.
Im Jahr 2007 wurde Gerald Lembke als Professor für Digitale Medien und Medienmanagement an die Duale Hochschule Baden-Württemberg nach Mannheim
berufen. Dort gründete er 2010 die neue Studienrichtung „Medienmanagement
und Kommunikation“ mit dem Schwerpunkt (Social Media-) Marketing. Seit
2011 ist er Studiendekan. Zum Thema Social Media Marketing und zukunftsorientiertes Management ist er ein gefragter Referent und Projektpartner. In Fachund Tagespresse und dem Rundfunk wird er als Experte geschätzt und immer
wieder zitiert.
21
Ihr Intranet braucht mehr als Technik –
nur die richtige interne Organisation sichert den Erfolg
Ihres Enterprise 2.0-Intranets
Christian Langweg
Die Einführung einer Unternehmensweiten Intranetplattform ist eine große
Herausforderung, nicht nur technisch:
Erst die richtige interne ProjektOrganisation sichert den Erfolg
Ihrer Plattform über Jahre!
Das unternehmensweite Intranet bündelt eine Reihe von fachlichen Funktionen, bedient verschiedenste Zielgruppen
und soll gleichermaßen informieren, die
Zusammenarbeit der Mitarbeiter im Unternehmen fördern und unternehmensinterne Prozesse abbilden.
Für die Konzeption und Umsetzung dieser vielfältigen Ziele braucht man ein gut
organisiertes Team: Es bedarf der richtigen Projektorganisation im Unternehmen.
Dabei sind nicht nur das Projekt-Setup
und die Konzeption zu berücksichtigen –
zusätzlich muss nach der Einführung des
Intranets die stetige Weiterentwicklung
des Intranets sichergestellt werden.
Dies erfordert die Etablierung einer Organisation, welche alle notwendigen Aufgaben für das Intranet über Jahre hinweg
übernehmen kann. Nur dann kann der
Erfolg des Intranets sichergestellt werden.
Das Intranet erfüllt viele wichtige
Aufgaben im Unternehmen
Welche Aufgaben muss die Organisation ausüben?
Für die Beantwortung der Frage hilft
es, den Funktionsumfang des Intranets
zu betrachten. Dann wird schnell klar,
dass ein großes Spektrum an Knowhow erforderlich ist. Die Funktionsblöcke des Intranets erstrecken sich dabei
vom reinen Informationsportal bis hin
zur Applikationsplattform für unternehmensinterne Prozesse und Arbeitsabläufe.
Funktionsblöcke eines Intranets:
1. „Statische“ Informationen
(z.B. Unternehmensdaten,
Abteilungs-Informationen)
2. Allgemeine Informationen
(z.B. Presseunterlagen, News)
3. Personalisierte Informationen
(standortbezogene News)
4. Dynamische Inhalte
(Suche, Profile, Web 2.0)
5. Spezifische Informationen
(Themen-Blogs, CEO Blog)
6. Kollaborative Inhalte
(Dokumenten-Sharing, Wikis,
Communities, Projekte)
7. Communication
(Micro-Blogs, Instant Messaging,
E-mail, Conferencing)
8. Applikationen
(Reisemanagement, interne
Stellenbörse, Vertragswesen)
Aus diesen Funktionsblöcken können
die unterschiedlichen Anforderungen
an die Organisation abgeleitet werden:
So ist beispielsweise im Bereich „allgemeine Informationen“ das entsprechende Know-How für die Publikation von
Nachrichten erforderlich, während im
Bereich der „kollaborativen Inhalte“ die
Beherrschung des Themenkomplexes
Knowledge Management sehr wichtig
ist. So können für alle Intranet-Funktionsblöcke eigene Aufgaben abgeleitet
werden.
In der Praxis können diese Aufgaben
nicht durch eine Person allein ausgeübt
22
werden – dies erfordert die Bildung von
Gremien, in denen die einzelnen Themenkomplexe im Team erarbeitet werden können.
In den meisten Unternehmen sind diese Gremien in ähnlicher Form bereits
etabliert, erfolgskritisch ist insofern die
erfolgreiche Integration der Projektorganisation des Intranet-Programms in
diese bereits im Unternehmen vorhandenen Gremien und Strukturen.
Aufgabenbereiche und
Abteilungen der internen
Projekt-Organisation
Die folgenden Aufgabenbereiche und
Abteilungen sind für den erfolgreichen
Auf- und Ausbau der Intranetplattform
zu berücksichtigen bzw. einzubinden:
1. Technologie / IT
(z.B. Techn. Betrieb / Support,
Rahmenparameter, IT-Strategie)
2. Unternehmenskommunikation
(Plattform-Marketing, Strategie,
Guidelines, int. Kommunikation)
3. Human Ressources (HR)
(Mitarbeiter-Entwicklung,
Incentivierung, Zielvereinbarungen)
4. Betriebsrat
(Richtlinien, Datenschutz, Sicherheit,
Gleichberechtigung)
5. Knowledge Management
(Basisstrategie, CollaborationThemen, Suche, Navigation)
6. Communities / Fachexperten
(Aufbau und Leitung von Communities, Qualitätssicherung, Moderation
der Inhalte)
Organisationsstruktur eines Intranet Programms
Die Personen in diesen Aufgabenbereichen sollten in einer Organisation
zusammenarbeiten, die die Kommunikation im Team und nach außen an die
Nutzer der Plattform vereinheitlicht und
für alle Nutzer definierte Ansprechpartner zur Verfügung stellt.
Alle Aufgaben der Gremien und in Ihnen wirkenden Personen sollten explizit
bei der weiteren Einsatzplanung im Unternehmen berücksichtigt werden bzw.
in der Stellenbeschreibung der jeweiligen Mitarbeiter ergänzt werden, damit
die Verfügbarkeit der verantwortlichen
Personen sichergestellt wird.
Damit wird eine einheitliche Kommunikation sichergestellt und innerhalb des
Unternehmens können bereits in der frühen Phase des Intranet-Programms wesentliche Aufgaben wahrgenommen werden, die zur Steigerung der Akzeptanz
des Projektvorhabens führen werden.
Auch sind hoheitliche Aufgaben dauerhaft nur intern zu besetzen – eine externe punktuelle Unterstützung ist darüber
hinaus aber sinnvoll und in komplexen
Fragestellungen durchaus zu empfehlen.
Diese Organisation (siehe oben abgebildete Grafik) umfasst drei wesentliche Bereiche „Intranet Management“,
„Community“ und „IT“, in denen in
definierten Gremien die Verantwortung
für die verschiedenen Themenbereiche
des Intranet-Programms liegt.
Schließlich soll der Aufbau der Organisation durch Benchmarks und Empfehlungen optimal ausgerichtet werden, spezifische Entscheidungen und
Ausarbeitungen werden dagegen intern
durchgeführt, um eine einheitliche
Kommunikation zu gewährleisten.
23
Die Gremien arbeiten
über definierte Schnittstellen
zusammen
Verantwortlich für die strategische Entwicklung und Durchführung des Intranet Programms ist (auch schon während
der Aufbauphase) der Bereich „Intranet
Management“.
In diesem Bereich arbeiten die Gremien „Governance Board“, das „Communication Board“ und das „Program
Management Board“ gemeinsam in der
Führung des Intranet Programms zusammen.
In enger Abstimmung mit dem Bereich
„IT“ und dem Platform Owner wird die
Intranet Plattform betrieben und weiterentwickelt.
Dabei ist die kleinste Funktionseinheit
des Intranets eine Intranet Applikation,
(oder auch „social application“ im Web
2.0).
Je nach Anforderung kann es sich
hier um einen kleinen Funktionsbaustein (z.B. Kommentar-funktion), eine
Sammlung von Funktionalitäten (z.B.
Presseartikel), einen Funktionsblock
(z.B. Blog) oder eine ganze Applikation (z.B. Video-Conferencing System)
handeln.
Im Bereich „Community“ arbeiten die
Themenverantwortlichen (Topic Owner) mit Ihren jeweiligen Themenexperten gemeinsam an der Ausgestaltung
der Fachthemen im Intranet und sichern
deren Qualität.
Dabei findet eine enge Abstimmung mit
dem „Communication Board“ statt, welches die Entwicklung der Communities
verfolgt, entsprechende Marketing-Maßnahmen verantwortet und eine Kultur im
Unternehmen vorantreibt, die das Teilen
von Wissen und die gemeinsame Arbeit
in Communities zum Ziel hat.
In Absprache mit dem „Governance
Board“ wird die Arbeit in den Communities geregelt.
Hier unterstützen der Betriebsrat und
die HR-Abteilung das Governance
Board dabei, entsprechende Richtlinien für das Intranet-Programm zu erarbeiten. Denn auch im Web 2.0 ist ein
Regelwerk für die gemeinsame Zusammenarbeit wichtig und erforderlich.
Wie kann der Erfolg der IntranetPlattform gemessen werden?
Damit nun auch eine interne Projektorganisation nach diesem Vorbild aufgesetzt werden kann – respektive genehmigt wird – sollte beschrieben werden,
wie der Erfolg des Intranet-Programms
gemessen werden kann.
Bevor nun die Messung des Erfolgs der
Intranet-Plattform beschrieben wird,
ist es wichtig, die bisher geschaffenen
Rahmenbedingungen
zusammenzufassen, um ein Verständnis für die besondere Art der Erfolgsmessung mittels
KPI-Matrix zu schaffen.
Die beschriebene Organisation für das
Intranet Programm braucht nicht nur
eine Daseinsberechtigung, sondern
auch einen Auftrag, der sich im Verlaufe des Programms immer weiter entwickelt.
Zu Beginn eines solchen Programms
wird die Organisation sicher im Rahmen der initialen Projekte sehr eng zusammenarbeiten und Ihre Aktivitäten
eng miteinander abstimmen. Kritischer
ist die darauffolgende Projektphase,
wenn das Intranet-Programm in seinen
Regelbetrieb übergeht.
An dieser Stelle ist es wichtig, jedem in
der Organisation die Ziele immer wieder vor Augen zu führen, um gemeinsam die notwendigen nächsten Schritte
durchzuführen. Das bedeutet, es muss
an dieser Stelle auch argumentiert werden, warum entsprechende Schritte
bzw. Maßnahmen notwendig sind.
Hierzu sind entsprechende Leistungskennzahlen (KPI’s) zur Messung des
Erfolgs erforderlich und es sollten die
KPI-Matrix zur Messung des Erfolgs eines Intranet-Programms: Die KPI-Matrix stellt die Entwicklung der Benutzerzahlen während der Laufzeit des Programms dar. Ausgehend von einem Wert von 100% passiver Benutzer (zum Zeitpunkt, zu der die Plattform noch nicht eingeführt
worden ist), wird die Entwicklung in Jahresschritten beschrieben. Dabei wird eine wesentliche Leistungskennzahl bewertet: Das Aktivitätslevel
der Benutzer.
24
zum Experten weiter, da er aufgrund
seiner hohen fachlichen Expertise und
regelmäßigen Nutzung des Systems
einen wesentlichen Mehrwert für alle
Nutzer des Systems darstellt.
KPI-Matrix dient neben der
Messung des Erfolgs auch zur
Argumentation verschiedener
Investitionen im Programm
Aktivitäten und Aufgaben eines jeden Gremiums anhand dieser Kennzahlen gemessen werden. Hier kommt
die „KPI-Matrix“ ins Spiel. Die Besonderheit der KPI-Matrix ist es, dass
gleichermaßen der Erfolg der Plattform
gemessen und die Aufgaben der Projektorganisation argumentiert werden
können.
Des Weiteren ist die Darstellung kompakt und kann im Rahmen der Projektgenehmigung sehr gut in entsprechenden Entscheidungsvorlagen genutzt
werden.
Ausgehend davon, dass das IntranetProgramm über einen längeren Zeitraum von mehreren Jahren geplant ist,
wird in der KPI-Matrix vor allem die
Entwicklung der Nutzung des Intranets
als Kennzahl verwendet (siehe Abbildung links).
Im Jahresverlauf ist eine Entwicklung
der Benutzer von passiven Benutzern
zu Experten erwünscht und dokumentiert. Um dies zu erreichen, sind Aktivitäten notwendig (Marketing, Schulung,
Erstellung Dokumentation, Weiterentwicklung der Plattform, Entwicklung
zusätzlicher Funktionen etc.).
Wenn diese Aktivitäten auf das jeweils
zu erreichende Ergebnis (z.B. Reduktion passive Benutzer von 100% auf
80% innerhalb des 1. Jahres) gemünzt
werden und effizient ausgestaltet werden, kann mit der KPI-Matrix und der
vorangegangenen Entscheidung des
Managements zu dieser Matrix im Pro-
Die o.g. Werte und Aktivitätslevel der
Benutzer sind beispielhafte, aber aus Erfahrung belastbare Werte. Letztendlich
abhängig sind die Werte natürlich davon,
aus welcher Ausgangssituation heraus die
Benutzer kommen. So lassen sich ambitioniertere Werte erreichen, wenn für die
Benutzer bereits ein innovatives Intranet
existiert, als wenn das Intranet erstmalig
eingeführt wird.
Gemeinsam mit der Beschreibung der internen Projektorganisation stellt die KPIMatrix somit die wesentliche Grundlage
für die Durchführung Ihres Intranet-Programms dar. Mit der Projektorganisation
beantworten Sie die Frage danach, wie
das komplexe Intranet-Programm durchgeführt werden kann und mit der KPI
Matrix beantworten Sie die Frage danach, wie Sie die Aktivitäten der Projektorganisation begründen und schließlich
messen können!
Christian Langweg
Management Consultant bei Cassini Consulting
Seit 13 Jahren berät er Unternehmen und Konzerne im
Themenkomplex Content Management Systeme. Er verantwortet das Thema Content Management Systeme bei
Cassini Consulting in Düsseldorf seit deren Gründung und
baut dieses sowohl technisch im Bereich JEE Entwicklung, als auch thematisch im Bereich Internet, Intranet und
Enterprise 2.0 aus.
KPI-Matrix zur Messung des
Erfolgs eines Intranet-Programms
Nach diesem System wird ein Benutzer als „passiver Benutzer“ im System
starten, sich innerhalb möglichst kurzer Zeit aktiv im System bewegen (vgl.
schwarze Linie) und als aktiver Benutzer sein Profil pflegen und mit ersten
Kollegen im System kommunizieren
und aktiv Elemente wie Blog-Einträge,
Kommentare, Dokumente, etc. erstellen
und austauschen. Mit höherer Aktivität
im System entwickelt sich der Benutzer
zum erfahrenen Nutzer des Systems
und kann weiteren Nutzern im System
beratend zur Seite stehen.
jektverlauf immer wieder eine einheitliche Kommunikation der geplanten
Projektaktivitäten gegenüber dem Management ausgeübt werden.
Cassini wurde 2006 als eigenständige und herstellerunabhängige IT-Unternehmensberatung gegründet. Cassini bietet seinen Klienten qualitativ hochwertige
Beratungsleistungen und IT-Lösungen. Mit „Technology Guidance“ bündelt Cassini Beratungsleistungen in den Bereichen Management Beratung, Projektmanagement und Umsetzungskompetenz – beispielhafte Projekte dazu finden Sie unter
http://www.cassini.de/projekte
Weitere Informationen/Kontakt:
E-Mail: [email protected]
Homepage: www.cassini.de
Telefon: 0 21 02 / 9 43 47 37
Telefax: 0 21 02 / 9 43 47 38
Schließlich entwickelt der Benutzer des
Systems sich auf diese Art und Weise
25
Twitter bei Vodafone:
Dialog- und Informationsplattform
Michael Hufelschulte
Im Juli 2009 entschied sich Vodafone Deutschland im Rahmen
einer Werbekampagne, mithilfe
sozialer Medien eine neue Zielgruppe zu erschließen. Der Begriff ‚Generation Upload‘ wird
dem einen oder anderen, der sich
mit der Materie Web 2.0, Sozialen
Medien oder vielleicht auch Werbung beschäftigt, noch ein Begriff
sein. Doch darum soll es in diesem
Artikel nicht gehen, wenngleich
das Resultat der Kampagne und
die Kickoff-Pressekonferenz für
die weitere Arbeit von Vodafone
Deutschland mit Sozialen Medien
maßgeblich war. Daher noch einmal ein kurzer Rückblick.
An einer live gestreamten Pressekonferenz konnten erstmals nicht nur
Journalisten teilnehmen, sondern jeder
der wollte. Eine eigens dafür auf Facebook eingerichtete Seite beispielsweise
bot neben dem Video-Streaming die
Möglichkeit, Fragen zu stellen und die
Veranstaltung zu kommentieren. Zahlreiche Medien integrierten den Streaming-Code auf ihrer Website und verbreiteten so besagte Pressekonferenz in
der digitalen Welt weiter. In der Szene
bekannte Blogger und ‚Sozialmedialisten‘ wie Sascha Lobo und Ute Schnutinger sollten als Testimonials dazu
beitragen, andere Sozialmedialisten zu
überzeugen. Zielgruppe der Kampagne war oben bereits genannte ‚Generation Upload‘: Menschen jeden Alters,
die aktiv und mitten im Leben stehen.
Was daraus wurde, soll aber nicht Thema dieses Beitrages sein. Jeder kann
„Vodafone“ und „Generation Upload“
googeln und recherchieren, falls es von
weiterem Interesse ist.
Warum also diese einführenden Worte?
Sie sind wichtig, um zu verstehen, wie Vodafone Deutschland mit Sozialen Medien
erste Erfahrungen gemacht hat. Und was
wir daraus gelernt haben. Sie sind außerdem wichtig, um die vielleicht wichtigste
Regel in der Welt der Sozialen Medien zu
unterstreichen: Dran bleiben. Trotz der
Protestwelle, die auf unsere Kampagne
folgte, sind wir dran geblieben.
Seit 2006 beschäftige ich mich mit Sozialen Medien in Unternehmen. Im Rahmen
der Einführung selbiger – sowohl in der
Internen als auch in der Externen Kommunikation – habe ich Unternehmen aus
Deutschland und den USA interviewt.
Die oben genannte Regel wurde immer
wieder als das A und O bestätigt. Doch
bei der Nutzung Sozialer Medien gibt es
weitere, wichtige Aspekte, die keinesfalls
vernachlässigt werden dürfen. Integrierte
Kommunikation beispielsweise. Soziale
Medien bilden in ihrer Gesamtheit einen
Kommunikationsmix. Die klassische
journalistische Nachricht, die die Fragen
Wer?, Was?, Wann?, Wo?, Wie? und Warum? beantworten soll, lässt sich nicht
über jeden Kanal der Sozialen Medien
erstellen. So macht erst der zielgruppenorientierte Kommunikationsmix aus Sozialen Medien ein wertvolles Konzert
von Instrumenten der Kommunikation
für Unternehmen.
Betrachtet man Twitter als Kommunikationskanal isoliert – und das will ich in
diesem Artikel soweit möglich ja tun –
lassen sich aus dem oben dargestellten Konstrukt zielgruppenorientierter
Kommunikation verschiedene Voraussetzungen ableiten:
26
1. Durch die Zeichenbeschränkung
in Twitter (140 Zeichen pro Tweet) ist
eine Beantwortung der oben aufgeführten klassischen journalistischen Fragen
kaum möglich. Dadurch bietet sich
Twitter zum Beispiel als Berichts- oder
Status-Kanal – gegebenenfalls mit Verlinkung auf den eigentlichen Inhalt –
an.
2. Die Übermittlung von sensiblen
Daten wie Kundennummern oder Kundenkennwörtern darf auf keinen Fall
über diesen Kommunikationskanal erfolgen. Daraus ergibt sich logischerweise ein Bruch bei der Nutzung des Kanals, sofern ein Kunde Hilfe benötigt.
Es macht also Sinn, dies im Vorfeld
klarzustellen und keine falschen Erwartungen beim Twitter-Nutzer zu Wecken.
3. Als Soziales Medium hat sich Twitter
von der alt hergebrachten Sender-Empfänger-Mechanik eines Kommunikationskanals, wie sie noch vor zwei Jahrzehnten gelehrt wurde, entfernt. Tweets
eines Unternehmens werden binnen
Sekunden gelesen (bis hierhin funktioniert die Mechanik noch). Durch die
dann nicht kontrollierbare Weitergabe
(Retweets) entwickelt sich eine Eigendynamik, die durchaus durch Kommentierung und Meinung zunimmt.
Das Unternehmen hat keine Kontrolle
über die Folgekommunikation.
4. Der Unternehmenskommunikation
muss klar sein, zu welchem Zweck ein
Soziales Medium – in diesem Fall Twitter – genutzt wird. Einige Unternehmen oder Tageszeitungen nutzen es als
Nachrichtenkanal mit bereits genannter
Verlinkung auf den eigentlichen Inhalt
im Web über sogenannte Shortlinks
wie bit.ly. Andere setzen auch hier inzwischen auf Kundenbetreuung. Bei
Kundenfragen und -anliegen im Bereich der Sozialen Medien verweisen
wir für Vodafone Deutschland auf das
Kundenforum – also einen eigenen Sozialen Medienkanal. Sie erinnern sich
an dieser Stelle an den oben genannten
Kommunikationsmix? Der Verweis von
Twitter auf einen anderen Kommunikationskanal (Kundenforum, Infofaxe, …)
macht durchaus Sinn, weil es auf viele
Fragen bereits Antworten gibt.
Insbesondere der letzte Punkt – der
Zweck eines Sozialen Medienkanals –
sollte klar sein. Vodafone Deutschland
hat sich bewusst entschieden, über
Twitter keine Werbebotschaften zu verbreiten. Twitter wird vielmehr als verlängerter Arm zu Informationen und in
andere Soziale Medien des Unterneh-
mens, wie etwa den Corporate Blog,
genutzt. Dabei ist die Geschwindigkeit
(siehe Punkt drei oben) aus meiner Sicht
eine, wenn nicht sogar die Stärke, die
Twitter mit sich bringt. Natürlich kann
diese Stärke für ein Unternehmen auch
sehr schnell zur Schwäche werden,
wenn die Kommunikation im Fluss von
einem zum nächsten Rezipienten immer negativer wird.
Stärken und Schwächen zeigen sich
auch bei der Nutzung von Twitter als
Dialoginstrument. In den meisten Fällen reichen die 140 Zeichen, die Twitter
bietet, für einen kurzen Dialog aus. Und
der Dialog kann schnell gehen. Man
fasst sich kurz, kürzt ab. Die meisten
von uns Twitterern sind SMS-Erfahren
und haben schon vor Jahren gelernt,
mit 160 Zeichen auszukommen. Setzt
der Dialogpartner aber voraus, dass
man auf ‚Standby‘ ist und nur auf die
Beantwortung von Fragen wartet, zeigt
sich sehr schnell eine Schwäche. Lang
dauernde Antworten in diesem schnellen Medium sind nicht gerne gesehen
und werden umso stärker kommentiert.
‚Lang dauernd‘ kann schon zehn Minuten heißen. Daher: Klarmachen ob,
wann und wie man verfügbar ist und
auf Beiträge eingehen kann. Zum Dialog gehört übrigens auch mindestens
ein Ansprechpartner. Anonymisierung
ist in Sozialen Medien nicht gerne gesehen. Daher sollte auch hier klar sein:
The Power of Sharing
= Sharing our experience
Discover the Power of Sharing. Discover Steria.
www.steria-mummert.de
27
Vodafone-Motive und Testimonials: In einer beispiellosen Kampagne startete Vodafone 2009 in die Offensive.
Quelle: http://www.horizont.net/aktuell/bildergalerie/pages/showpic.php?picshownr=351&currPage=5
Wer twittert, muss eine reale Person und
sollte Mitarbeiter des Unternehmens
sein. Ist das nicht der Fall und wird es
nicht kommuniziert und die Community kommt dahinter, droht der nächste
Sturm der Entrüstung.
Neben Dialogen spielt aber auch ein anderes Thema eine große Rolle: Zuhören.
Meinungen hören und ernst nehmen ist
uns wichtig. Nicht nur die von unseren
Bestands-Kunden. Vom Markt, von potenziellen Kunden, von ehemaligen Kunden. Der Ruf von vielen (der sogenannten
‚Cloud‘) nach etwas, das es nicht gibt,
kann Unternehmen neue Märkte öffnen.
Der Ruf der Cloud wegen eines schlechten Produktes gibt die Chance, etwas
zu verbessern. Und gleichgültig ob über
Twitter, Facebook oder in einem Forum –
vor 15 Jahren hatten Unternehmen diese
bedeutende Form des Feedbacks noch
nicht.
Damit Twitter mit unseren anderen Sozialen Medien Hand in Hand funktioniert,
treffen sich alle Stakeholder von Sozialen
Medienkanälen bei Vodafone Deutschland einmal in der Woche und bringen
wichtige Dinge auf den Tisch. Was wird
wann wo gespielt, was kommuniziert,
welche Kampagnen gibt es? Können
andere Kanäle unterstützen? Integrierte
Kommunikation eben. Spannende Informationen aus den Bereichen Marketing,
Vertrieb, HR, Kundenbetreuung und
Öffentlichkeitsarbeit können von den Eigentümern anderer Kanäle aufgegriffen
werden. In der Öffentlichkeitsarbeit nut-
Michael Hufelschulte
Michael Hufelschulte ist seit Anfang September verantwortlich für die Corporate Social Media Kanäle von
Vodafone Deutschland. Seit 2007 treibt er Soziale Medien für das Unternehmen in der Internen und Externen
Kommunikation voran. Dafür untersuchte, interviewte
und analysierte er in den letzten Jahren nationale und
internationale Unternehmen, die Soziale Medien bereits
einsetzten oder überlegten, sie einzusetzen.
Vor seiner neuen Rolle war er verantwortlich für das
Intranet von Vodafone Deutschland. Bis 2008 studierte
Hufelschulte nebenberuflich Public Relations Management und schloss bei Prof.
Westerbarkey am Institut für Kommunikationswissenschaft (IfK) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ab.
28
zen wir so etwas gerne für Hintergrundberichte im Corporate Blog. „Was genau
ist eigentlich LTE (Long Term Evolution)?“ zum Beispiel, vom Laien für Laien
erklärt. Nicht jeder Leser des Corporate
Blogs ist technikbegeistert oder sogar
Technik-Spezialist, möchte aber gerne
mehr über LTE erfahren. In den Sozialen
Medien nennen wir das ‚auf Augenhöhe
kommunizieren‘. Das gilt natürlich auch
bei Twitter. Ich bin ein Mensch und mich
gibt es wirklich. Auf Messen oder Events
wie Barcamps trifft man dann auch den
einen oder anderen mal, den man sonst
nur unter dem Namen @djjskw5589 (frei
erfunden) ‚kennt‘. Und übrigens – über
LTE kann ich mit Sicherheit auch noch
das eine oder andere lernen.
Abschließen möchte ich mit einem Zitat
von Marshall McLuhans: „Das Medium ist die Botschaft.“ Twitter zeigt sowohl im Umfeld von Nachrichten (Die
Notlandung eines Flugzeuges auf dem
Hudson ist da mein Paradebeispiel),
bei Unternehmen (wer Beispiele sucht,
kann bei Twitter einfach mal nach dem
Hashtag #fail suchen) und auch bei politischen Prozessen (hier sei exemplarisch
der Arabische Frühling genannt), welche
Macht die Masse über dieses Medium
bekommen kann und wie es Kommunikation und vielleicht sogar Kulturen ändern kann. Und es kann auch Unternehmen verändern. Weil es schnell ist. Und
weil es Chancen bietet.
Social CRM – Kundenbeziehungen mit Facebook & Co.
Valentina Kerst
Das Internet hat den beruflichen
Alltag verändert und mit Social Media begann in den letzten
Jahren eine neue Revolution der
Kommunikation. Jetzt beginnt
eine neue Ära der Kundenkommunikation: Social CRM.
mit dem Kunden zu schätzen und ebenfalls nur 7% verstehen den CRM-Wert
von Social Media.
Zeit also, dass sich etwas verändert.
Denn Unternehmen, die es schaffen,
Kundenbeziehungen neu zu verstehen,
werden die Gewinner von morgen sein!
Social Media ist in aller Munde. Ob Facebook, Twitter oder Blogs. Es ist den Unternehmen deutlich anzumerken: Sie
haben verstanden, dass sich die Kommunikation erkennbar gewandelt hat. Die
Veränderungen spiegeln sich dabei ganz
besonders in den Kundenbeziehungen
wider. Social ist DER Trend und damit
verbunden werden auch Kundenbeziehungen immer sozialer. Wenn Kunden
ein Produkt loben oder Meinungen und
Wünsche zu Produkten geäußert werden, können Unternehmen dies im Dialog für sich nutzen. Bisher jedoch wissen
nur 7% der Unternehmen die Interaktion
Von CRM zu Social CRM
Zunächst ist die Frage zu beantworten:
Was bedeutet CRM? Was bedeutet Social Media? Folgend zwei Definitionen:
„CRM ist zu verstehen als ein
strategischer Ansatz, der zur vollständigen Planung, Steuerung und
Durchführung aller interaktiven
Prozesse mit dem Kunden genutzt
wird. CRM umfasst das gesamte
Unternehmen und den gesamten
Kundenlebenszyklus ...“ 1
„Social CRM is a philosophy and
a business strategy, supported by
a technology platform, business
rules, processes and social characteristics, designed to engage the
customer in a collaborative conversation in order to provide mutually
beneficial value in a trusted and
transparent business environment.
It is the company‘s response to the
customer‘s ownership of the conversation.“ 2
Beide Definitionen zeigen bereits interessante Punkte auf. Interaktive Prozesse, Kundenlebenszyklus, Kommunikation sowie Vertrauen und Transparenz
sind die Themen, die heute innerhalb der
Geschäftswelt wichtig sind.
Es ist nun die Herausforderung, diese
beiden „Welten“ miteinander zu vereinen. Gerade wer im direkten Austausch
Die neue Ära der Kundenkommunikation: Social CRM.
1
2
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/5072/customer-relationship-management-crm-v8.html
http://the56group.typepad.com/pgreenblog/2010/07/closing-the-loop-a-new-beginning.html
29
Finden Sie heraus, was Ihre
Kunden wollen
Was denken Ihre Kunden, was
wollen Kunden und warum kaufen
sie etwas oder nicht. Facebook,
Blogs oder Foren geben Ihnen einen sehr guten Einblick über die
Wünsche Ihrer Kunden.
Sie können das Zepter aber auch
selbst in die Hand nehmen und
über soziale Netzwerke aktiv
nachfragen, was sich Kunden von
Ihnen wünschen.
Der Weg vom klassischen CRM zu Social CRM hat sich gewandelt. Wer wann etwas zu sagen hat, verändert sich ebenso wie die Frage, wie oder worüber gesprochen wird. Auch das
in die Jahre gekommen Sprichwort „Der Kunde ist König“ bekommt mit Hilfe von Social
CRM nun eine vollkommen neue Bedeutung.3
mit seinen Kunden steht, sollte intensiv
darüber nachdenken, nicht nur Social
Media zu nutzen bzw. mit Hilfe von Social Media Monitoring seine Aktivitäten
zu analysieren, sondern Social CRM in
sein Unternehmen zu integrieren.
Ein Blick auf die oben abgebildete Grafik zeigt deutlich auf, wie sich der Weg
vom klassischen CRM zu Social CRM
gewandelt hat. Wer wann etwas zu sagen
hat, verändert sich ebenso wie die Frage, wie oder worüber gesprochen wird.
Auch das in die Jahre gekommen Sprichwort „Der Kunde ist König“ bekommt
mit Hilfe von Social CRM nun eine vollkommen neue Bedeutung.
Wofür Social CRM?
Es gibt unterschiedliche Gründe, Social
CRM in Ihrem Unternehmen zu realisieren. Es ist elementar wichtig, sich im
Unternehmen die Frage zu stellen: „Was
will ich mit Social CRM erreichen?“
Dabei können z.B. folgende Ziele verfolgt werden:
3
Lernen Sie,
wer Ihre Kunden sind
Nur etwa 27% der Unternehmen
haben ein klares Bild von Ihrem
Kunden. Da ist deutliches Potenzial erkennbar. Für wen erstelle ich
meine Produkte? Wer meidet meine
Produkte? Social CRM stellt eine
neue Art der Marktanalyse dar,
die Ihnen authentisch darstellt, wer
Ihre Kunden tatsächlich sind.
Kommunikation für Kunden
vereinfachen
Die Konsumenten erwarten von
Unternehmen mittlerweile ein hohes Maß an Einfachheit, Nutzbarkeit und Transparenz. Das bedeutet
auch, dass sich Kunden nicht darüber Gedanken machen wollen,
zu welchen Uhrzeiten die Hotline
erreichbar ist. Sie nutzen Mail,
Facebook & Co. und äußern Ihre
Meinung zu jeder Tageszeit.
http://blog.getsatisfaction.com/2010/12/06/evolution-of-social-crm/?view=socialstudies
30
Kundenbeziehung
intensivieren
Service und Feedback sind ausschlaggebende Gründe, wenn es
darum geht, dass Kunden mit Unternehmen zufrieden sind. Lange
Warteschleifen in Hotlines und unbeantwortete E-Mails werden nicht
mehr akzeptiert. Treten Sie in den
Dialog und binden Sie Kunden an
Ihr Unternehmen und an Ihre Produkte.
Kontrollverlust und weitere
Veränderungen
In den letzten Jahren haben viele Unternehmen mit Social Media experimentiert und wollten erfahren, wie es Ihre
Geschäftsprozesse beeinflusst. Dabei
mussten 87% der Unternehmen Ihre Erwartungen an Social Media korrigieren.
Schnelles Wachstum von FacebookFans oder Followern und eine unzählige Anzahl an Kommentaren ist nicht
immer sofort zu realisieren. Denken Sie
um. Social Media muss langfristig geplant werden. Entwickeln Sie daher eine
Strategie, wie Sie soziale Netzwerke
dauerhaft in Ihr Unternehmen einbinden und damit letztlich erfolgreich sind.
Ein Indikator für Langfristigkeit ist die
Kommunikation! Auffällig ist, dass
76% der Unternehmen Social Media
Projekte nicht moderieren. In der Ver-
gangenheit wurde die Unternehmenskommunikation als One-to-Many-Kommunikation verstanden. Massenmails
oder auch Blogs und Videopodcasts
sind dabei Kommunikationskanäle, die
von Marketing- oder Sales-Abteilungen
sehr gerne verwendet wurden.
Social Media
Social Listening
Social CRM
Durch Social Media und Social CRM
ändern sich aber folgende Themen fundamental:
1. Many-to-ManyKommunikation
Von der bisherigen Kommunikationsform One-to-Many ergibt sich
durch die sozialen Netzwerke eine
Many-to-Many-Kommunikation.
Sie zeichnet sich durch einen Austausch auf horizontaler Ebene mit
vielen Beteiligten aus.
2. Viele KommunikationsKanäle
Heute gibt es eine große Anzahl an
Sozialen Netzwerken, die Einfluss
auf Social CRM haben. Den Überblick zu behalten und die richtigen
sozialen Netzwerke für das eigene
Unternehmen zu filtern, ist eine
große Verantwortung und erfordert
ein hohes Maß an Wissen und Erfahrung.
3. Kontrollverlust
Many-to-Many-Kommunikation,
viele
Kommunikations-Kanäle
und viele Kunden, die gerne ihre
Meinung über Produkte verbreiten.
Einige Gründe, nervös zu werden.
Reagieren Sie professionell und
bleiben Sie ruhig. Es handelt sich
hier nicht um einen Kontrollverlust
der Unternehmen, sondern um die
Chance, dies für Ihr Unternehmen
positiv zu nutzen. Treten Sie mit
Ihren Kunden in Kontakt und Sie
werden erkennen, dass Kommunikation vieles klären kann.
4. Faktor Zeit
Ob Facebook, Blog, Twitter, EMail, Newsletter, Messeauftritt,
Telefon ... Der Kunde kann jederzeit Kontakt mit dem Unternehmen
aufnehmen. Die Zeiten sind vorbei,
in der vorgegeben wurde, wann
sich der Kunde an das Unternehmen wenden kann. Dabei müssen
Sie nicht innerhalb von wenigen
Minuten reagieren. Doch tagelang
unbeantwortete Kommentare auf
Facebook werden Ihre Kunden zu
bewerten wissen.
Social CRM im Unternehmen
Unternehmen stehen immer wieder vor
der Frage, wie sie Social CRM in ihre
Kommunikation integrieren können.
Das dabei z.B. 92% der Unternehmen
den Wert von Facebook-Fans nicht kennen oder die Social-Media-Maßnahmen
nicht konsequent in das Unternehmen
integrieren, sind nur einige der Probleme. Dabei ist die Professionalisierung
von Social Media ein sehr wichtiger
Aspekt. Das ist und bleibt ein Kulturwandel, der insbesondere mit gut ausgebildeten Mitarbeitern gelebt werden
kann. Dabei hat sich in den letzten Monaten vieles bewegt. Aus- oder Weiterbildungen, wie z.B. der „Social Media
Manager“ (z.B. auch bei der IHK) sind
dabei wichtige Schritte, um mit gut
ausgebildeten Mitarbeitern erfolgreich
Strategien umzusetzen. Beginnen Sie
mit Mitarbeitern, die bereits Social Media verwenden und entwickeln Sie eine
31
Vorgehensweise. Nach und nach werden Sie sehen, wie es sich wandelt und
mit Hilfe von Monitoring werden Sie
den Erfolg messen und gegebenenfalls
optimieren können.
Der Weg hin zu Social Media kann in
drei unterschiedliche Entwicklungsstufen unterteilt werden:
• Social Media (Marketing)
• Social Listening (Zuhören)
• Social CRM
Haben Sie sich dazu entschieden, Facebook, Twitter & Co. zu nutzen, ist das
der erste wichtige Schritt. Die anschließenden Aktivitäten, wie z.B. das Monitoring, zeigen ihnen, was die Menschen
über sie und ihre Produkte denken.
Jetzt fehlt nur noch die Kombination,
Kunden, interne Prozesse und Social
Media zu verbinden. Dabei können unterschiedliche Ziele verfolgt werden:
Customer Support verbessern, Social
Marketing, Collaboration, Marktforschung oder die Kundenbeziehung vertiefen. Alles in allem geht es darum,
seinen Kunden mehr als eine Weihnachtspostkarte zu schicken und über
den gesamten Zeitraum hinweg in kontinuierlichem Austausch zu sein.
Social CRM-Tools
Social CRM-Anwendungen werden
momentan besonders von den klassischen CRM-Anbietern zur Verfügung
gestellt. Diese haben aber zunehmend
die Bedeutung von Social CRM entdeckt und die Zusammenarbeit mit neuen Unternehmen intensiviert oder kau-
Folgend eine Übersicht von Social CRM-Anwendungen:
Batchbook Ein sehr beliebtes System für kleine Unternehmen, die ihr Kontaktmanagement dennoch professionell
betreiben wollen. Darüber hinaus bietet es die Möglichkeit
Social Media Monitoring, Listen & Reports oder Sales-Aktivitäten im Blick zu behalten. Batchbook bietet Ihnen ein
Social CRM-Tool mit einfachen und verständlichen Funktionen und ist als App für iPhone und Android erhältlich.
Highrise wird von den Entwicklern von 37 Signals hergestellt, welches sich seit Jahren auf die Entwicklung von
Web Applikationen spezialisiert hat. Es eignet sich besonders für Akquise-Zwecke (Anrufe, E-Mails etc.) und für
intensive Kundenbetreuung. Für die mobile Nutzung stehen sowohl eine iPhone/iPad App als auch ein Blackberry
Client zur Verfügung.
Basecamp „Keep it simple“ – Dieser Leitspruch steht bei
Basecamp im Vordergrund und ist ebenfalls ein Produkt
von 37 Signals. Sie können es mit dem zuvor erwähnten
Highrise verwenden. Basecamp stellt dabei die Projektverwaltung dar, Highrise verwenden Sie für die Kontaktverwaltung.
SugarCRM Für kleine und mittlere Unternehmen schon fast
zu viel des Guten. Seit Anfang des Jahres arbeitet IBM mit
dem im Sillicon Valley angesiedelten Unternehmen zusammen und beide wollen ihre Kräfte bündeln. Die Installation
erfordert einiges an Geschick und durch die hohe Anzahl an
Möglichkeiten ist die Einarbeitungszeit relativ hoch.
Gist ist einer der ersten Anbieter von Social CRM-An-wendungen. Arbeiten mit Microsoft Outlook und Gmail stehen
im Vordergrund. Gist ist vor allem für Blackberry-Nutzer
interessant, da es von Research in Motion (Hersteller von
Blackberry-Smartphones) aufgekauft worden ist. Gist kann
auch mit Android, iPhone und Salesforce verwendet werden.
Valentina Kerst
Valentina Kerst ist seit über 10 Jahren eng mit der Entwicklung des Internet vertraut und verantwortet als
Geschäftsführerin der strategischen Internetberatung
topiclodge die Bereiche Social Media und Online-Marketing. Zuvor war sie bei eco – Verband der deutschen
Internetwirtschaft im Bereich Business Development
tätig.
Als Präsidentin der Software-Initiative Deutschland e.V.
etablierte sie 2010 die neue deutschlandweite Veranstaltungsreihe „Social Media Executive Club“ mit und ist darüber hinaus Dozentin für den Lehrgang
„Social Media Manager (IHK)“.
32
fen junge Unternehmen auf, um deren
Lösungen in ihre bestehenden Systeme
zu integrieren. So erwarb u.a. in diesem
Jahr Salesforce für 6 Mio. $ das Unternehmen Radian6.
Doch weitere junge und aufstrebende
Unternehmen machen es auch kleinen
und mittelständischen Unternehmen
einfach, Social CRM zu integrieren.
Dabei sind insbesondere webbasierte Systeme zu empfehlen. Sie müssen
dabei keine Software installieren und
können von jedem Computer aus auf
Ihre Daten und Informationen zugreifen. Darüber hinaus bestehen Apps für
iPhone, Android oder auch Blackberry
für den mobilen Zugriff auf Ihre Daten.
Fazit
Social CRM ersetzt nicht die bisherigen Aktivitäten in Ihrer CRM-Arbeit.
Social CRM ist die konsequente Weiterentwicklung vom klassischen CRM,
die vielen Unternehmen die Chance ermöglicht, das klassische Customer-Relationship-Management (CRM) mit ihren Aktivitäten in den Social Networks
zu verknüpfen, um so die gewünschte
Kundenbeziehung aufzubauen bzw. zu
pflegen.
Dennoch bleibt Social CRM weiterhin ein CRM-Thema. Hier wird es die
Herausforderung sein, Prozesse intern
zu verfeinern, besseren Service anzubieten und das Projektmanagement zu
optimieren. Dabei dürfen Kunden aber
nicht als „Datenzulieferer“ gesehen
werden. Wer mit dieser Brille Social
CRM nutzt, kann sich mittelfristig nicht
verbessern und verliert seine Kunden.
Wer es aber schafft, seine Kunden mit
Hilfe von Social CRM mit wirklich
relevanten und exklusiven Informationen zu versorgen, einen Austausch zu
pflegen und darauf zu reagieren, was
Kunden wollen, hat gute Chancen,
Social CRM erfolgreich als wichtigen
Bestandteil im Unternehmen zu integrieren und seine Kunden glücklich zu
machen.
Social Media Marketing mit Bauchgefühl –
Ein Erfahrungsbericht der Kelterei Walther
Kirstin Walther
Kirstin Walther, die Inhaberin der
Kelterei Walther, hat Social Media erfolgreich eingesetzt, um
ihr Unternehmen neu auf dem
Markt zu positionieren und Kundenbeziehungen zu pflegen und
zu festigen. Hierbei hat Sie auf
Ihr Bauchgefühl und die persönliche Beziehung zu Ihren Kunden
gesetzt und von ihrem authentischen Umgang mit Social Media
für Ihr Business profitiert. Wie
man auch ohne eine große Marketing-Strategie über Learning
by Doing mit Social Media Erfolg
haben kann, zeigt dieses Beispiel.
net), doch mal über das Bloggen nachzudenken. Ich fand das Thema interessant, konnte aber noch nichts damit
anfangen. Erst als er im Sommer 2005
darauf hinwies, dass Frosta bloggt, verstand ich das alles besser, fand es super
und dann ging’s ja auch bald los.
OSCAR: Haben Sie bewusst geplant
eine Social Media Kampagne zu starten
oder ergab sich das eher zufällig?
nein betrachtet eine ganz tolle Erfahrung.
OSCAR: Nach den ersten Anfängen,
haben Sie da überlegt eine Strategie
zu entwickeln, oder haben Sie einfach
nach Bauchgefühl weitergemacht?
Kristin Walther: Alles was wir online
machen ist Bauchgefühl und Lernen.
Wenn man schon von Strategie sprechen will, dann vielleicht so, dass man
durch das Lernen und die Erfahrungen
OSCAR: Was würden Sie als Startpunkt Ihrer Social Media Aktivitäten
bezeichnen?
Kirstin Walther: Das finde ich gar nicht
so leicht zu beantworten. Social Media –
wie auch immer die korrekte Definition
sein mag – ist für mich eigentlich nur
Dialog, der auf anderen Ebenen oder Kanälen ONLINE stattfindet. So gesehen
ist ein Gästebuch auf einer Internetseite auch irgendwie Social Media. Somit
schätze ich, dass es bei uns das Gästebuch auf unserer alten Webseite war, das
irgendwann, in 2003 glaube ich, umgebaut wurde, so dass wir als Kelterei die
Einträge kommentieren konnten.
Studentisch, professionell und individuell: Bei OSCAR zählen Kreativität und Innovationspotenzial der Mitarbeiter zu den größten Stärken des Unternehmens.
Kristin Walther: Nein, bewusst und
gezielt war eigentlich überhaupt nichts
bei diesem Thema. Es war und ist eigentlich immer noch ein Ausprobieren
und Weiterlernen.
OSCAR: Womit haben Sie begonnen?
Kirstin Walther: Mit dem Saftblog im
Januar 2006 oder eben mit dem Gästebuch.
OSCAR: Was war die Motivation mit
dem Bloggen zu beginnen?
Kirstin Walther: Angestiftet hat uns
im Frühjahr Martin Roell (www.roell.
1
OSCAR: Haben Sie sich vorher über
mögliche Risiken Gedanken gemacht?
Kirstin Walther: Nein, haben wir nicht –
was unter anderem zu einer dicken Abmahnung Ende 2006 führte (DOSB1).
Allerdings haben wir durch diese Sache
lernen dürfen, dass großartige Menschen
(Saftblog-Leser) hinter uns stehen und
helfen. Und so gesehen war es im Nachhi-
der letzten Jahre in diesem Bereich
sicherer geworden ist und in diesem
Sinne weitermacht.
OSCAR: Wie waren die ersten Reaktionen Ihrer Kunden?
Kirstin Walther: Ich bin gar nicht sicher, ob Kunden das gleich so mitbekommen haben. Eher lernten wir über
die Onlinekanäle neue Menschen kennen, die später vielleicht Kunden wurden. Reaktionen waren in erster Linie
positiv, manchmal vielleicht etwas verwundert – wegen der offenen und persönlichen Art der Kommunikation.
DOSB = Deutscher Olympischer Sportbund e.V. wegen Blogbeiträgen zu Olympia (Anmerkung der Redaktion)
33
OSCAR: Mussten Sie auf Ihre Aktivitäten hinweisen oder hat alles einfach
seinen Lauf genommen?
Kirstin Walther: Schwer zu sagen …
Als wir sicher waren, dass wir dabei
bleiben, haben wir die entsprechenden
Internetadressen überall angegeben. Auf
Verpackungen, Briefpapier usw. Die
meiste Aufmerksamkeit bekommen wir
aber durch das Weiterempfehlen der
Leute, die uns schon kennen und das ist
heute auch noch so und ja, es nimmt seinen Lauf.
OSCAR: Wie waren die Kritiken, eher
positiv oder negativ und wie sind Sie darauf eingegangen?
Kirstin Walther: An Kritik in Bezug
auf die Nutzung von Social Media kann
ich mich eigentlich nicht erinnern. Natürlich gab es Blogbeiträge die nicht bei
jedem auf Wohlgefallen stießen. Aber
das ist ja das Schöne am Dialog, das man
„drüber reden“ kann und Dinge erklären kann. Wie im richtigen Leben auch,
sollte man sich Kritik stellen – wenn’s
um Dienstleistungen und Produkte geht
auch dankbar dafür sein. Denn nichts
wäre schlimmer, als wenn niemand Bescheid sagen würde, dass etwas bei uns
nicht (mehr) stimmt.
OSCAR: Welche Social Media Aktivitäten betreiben sie im Moment?
Kirstin Walther: Bloggen, Facebooken,
Twittern, Emails schreiben, Telefonieren, Reden ...? Meiner Meinung nach ist
heute jede Form von Unterhaltung oder
Kommunikation Social Media. Wir machen keinen Unterschied, ob jemand hier
in Arnsdorf bei uns im Laden steht, uns
eine Mail schreibt oder einen Eintrag auf
unserer Facebook-Seite hinterlässt. Das
Leben ist öffentlicher geworden und daran sollte man immer denken.
OSCAR: Bieten Sie Ihren Kunden Interaktion in Form von Mitgestaltung an?
Professionaler Saftladen: Der Saftblog von Walther’s Gesunde Obstsäfte
34
Kirstin Walther: Interaktion kann man
nicht anbieten, finde ich. Die ist da oder
eben nicht. Ohne Interaktion, mit wem
auch immer, würde die Nutzung von
Social Media Kanälen keinerlei Sinn
ergeben.
OSCAR: Ich habe gesehen, Sie gehen
auf Anfragen persönlich ein, wie viel
Zeit kostet Sie der Kundenkontakt über
Ihre Internetseite pro Woche ungefähr?
Kirstin Walther: Das ist schwer zu
sagen. Ich schätze alles in allem ist es
vielleicht eine Stunde pro Tag. Aber
dazu gehört für mich auch, Emailanfragen zu beantworten usw.
OSCAR: Würden Sie sagen, der Aufwand lohnt sich?
Kirstin Walther: Auf jeden Fall – ich
hätte gern noch mehr Zeit dafür.
OSCAR: Messen Sie den Erfolg der Social Media Maßnahmen? Wenn ja, wie?
Kirstin Walther: Nein, den messen
wir nicht. Wir freuen uns einfach über
die Dinge, die passieren. Manchmal
braucht es Jahre um festzustellen, dass
Social Media Aktivitäten konkret messbare Ergebnisse in Form von Mehrumsatz brachten. Und auch so was erfährt
man nicht immer genau – eher zufällig.
OSCAR: Was hat sich Ihrer Meinung
nach verbessert zu der Zeit vor Social
Media?
Kirstin Walther: Wie schon erwähnt,
ist das Leben durch die neuen Medien
öffentlicher geworden. Jeder kann heute
Inhalte ins Netz stellen und verbreiten.
Somit ist positive Mund-zu-Mund-Propaganda heute auch schneller und wirkungsvoller. Man ist näher an den Leuten dran und kann schnell interagieren
und Beziehungen aufbauen.
OSCAR: Können Sie ungefähr sagen
wie hoch der finanzielle Aufwand für
Ihre Social Media Aktivitäten ist?
Kirstin Walther: Das ist schwierig. Ich
finde man sollte das nicht extra betrachten – abgesehen von Kosten für technische Einrichtungsarbeiten, Webseitengestaltung usw., Social Media ist
Öffentlichkeitsarbeit,
Kundenbetreuung, Qualitätssicherung, Beschwerdemanagement, Verkauf, Marktforschung und vieles mehr, aber vor allem
macht es Spaß. Also man muss sich
vorstellen, dass man im Prinzip nie
nur mit einem Menschen interagiert,
sondern eigentlich sind es ganz viele.
Und das hat für mich viel größeres Potenzial, als die beschriebenen Sachen
auf herkömmliche Art und Weise zu
machen. Deswegen sind die Kosten in
dem Bereich nicht wichtig für mich.
OSCAR: Würden Sie sagen, Social Media lohnt sich für KMU? Für wen mehr,
für wen weniger?
Kirstin Walther: Prinzipiell JA, aber
nur wenn man Lust hat mit Leuten/
Kunden im Gespräch zu sein, wenn
man sich für sein Gegenüber interessiert – egal um was es genau geht. Wenn
einen im richtigen Leben schon jeder
Kunde nervt, braucht man Social Media
nicht ausprobieren, dann ist jede Mühe
zuviel und man macht mehr kaputt, als
man verbessern könnte.
OSCAR: Würden Sie diesen Weg wieder gehen?
Kirstin Walther: Auf jeden Fall! JA.
Kirstin Walther
Kirstin Walther wurde 1971 geboren und machte eine
kaufmännische Ausbildung. 2004 übernahm sie die
Kelterei bei Dresden von Ihren Eltern und strukturierte
sie um. Die Kelterei ist spezialisiert auf die Verarbeitung von einheimischen Obstsorten und führte 2005 die
Bag-in-Box-Verpackungen (Saftbox) ein. 2006 begann
Kirstin Walther Social Media zu nutzen und steht so bis
heute in engem Kontakt zu ihren Kunden.
Sie studierte in Siegen Literary, Cultural and Media
Studies und Geschichte. Während ihres Studiums war sie als Moderatorin und
Redakteurin beim Campusradio der Universität Siegen tätig und freie Mitarbeiterin beim Badischen Tagblatt.
35
Krisenkommunikation im Social Web – oder wie der Panda
dem Internetphänomen „Shitstorm“ begegnete
Marco Vollmar und Paula Hannemann
Eine im Juni 2011 ausgestrahlte
TV-Dokumentation löste viele
kritische Nachfragen und Reaktionen gegenüber der weltweit
größten Naturschutzorganisation
aus – im Social Web wurde die
Kritik schnell zum Shitstorm. Wie
der WWF damit umgegangen ist
und wie man sich generell in Social Media Krisen verhalten sollte
erzählen Paula Hannemann und
Marco Vollmar.
Im Jahr 2010 startete der WWF
Deutschland in ein neues Zeitalter: der
Panda eroberte die sozialen Netzwerke.
Durch zahlreiche Aktionen und tägliche
redaktionelle Pflege wuchs die Social
Community innerhalb von 12 Monaten
auf über 100.000 Menschen an. Dieses
ermöglichte einen neuen, direkten Austausch zwischen Interessierten, Spendern, Kritikern und dem WWF.
Bis zum 21. Juni 2011 wähnte sich der
Panda auf einer digitalen Welle des Erfolgs. Einen Tag später strahlte die ARD
die Dokumentation „Der Pakt mit dem
Panda – was uns der WWF verschweigt“
im WDR aus, deren Inhalte dem WWF
bis dato unbekannt waren. Schon Minuten nach der Ausstrahlung tauchten
zahlreiche User-Fragen rund um die
Diskussion in den Social Media Kanälen
auf. Als am nächsten Tag zahlreiche Online Medien über die Dokumentation berichteten, schwoll die zunächst sachliche
Kritik schnell zu einer digitalen Welle
aus Beleidigungen, Beschimpfungen
und verächtlichen Kommentaren an:
Innerhalb von 48 Stunden verdreifachten sich die Besucherzahlen der Website und bei Twitter wurde das Hashtag
„#WWF“ am 24. Juni kurzzeitig das
Topthema. Mehr als 350 Posts landeten
auf der Facebook-Pinnwand, ca. 1300
Fragen im WWF-eigenen Diskussionsforum und zahlreiche Blogeinträge wurden verfasst.
Der WWF ist eine der größten und
einflussreichsten Umweltschutzorganisationen. Die Marke mit dem Pandabären im Logo ist auf dem gesamten
Globus bekannt. Über 4000 Mitarbeiter engagieren sich für den Erhalt der
biologischen Vielfalt der Erde, für die
nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und die Eindämmung von
Verschmutzung der Natur. Mehr als
300 Schutzgebiete wurden auf Initiative des WWF ausgerufen. Seit dem
Gründungsjahr 1961 konnte eine Fläche von über zwei Millionen Quadratkilometer in Nationalparks umgewandelt werden.
Was war in diesen 48 Stunden geschehen? War die Kommunikation des
WWF so intransparent und unzureichend, dass eine Welle von digitaler
Empörung sich in so kurzer Zeit massiv
auftürmen konnte?
Der Shitstorm – ein Phänomen
der Digitalen Kommunikation
ikation
Die deutsche Wikipedia definiert
Shitstorms als „ein Internet-Phäno-Phänomen, bei dem sachliche Kritik von
zahlreichen unsachlichen Beiträgen
übertönt wird und das sichh zumeist gegen Konzerne, mitunter aber
er auch einzelne Personen richtet.“ Sascha
scha Lobo
ergänzt darüber hinaus, dass man
von einem Shitstorm spricht,
ht, „wenn
in einem kurzem Zeitraum
aum eine
subjektiv große Anzahl von kritischen Äußerungen getätigt
gt wird“
(re:publica 2010).
Wichtig ist, nicht die gesamte
samte
PR-Krise als Shitstorm zuu betrachten, denn das würde der
Userkritik, die ernst gemeint
eint
und gegebenenfalls berechhtigt ist, nicht den nötigen
Respekt zollen.
36
»
Früher oder später werden
sie (Shitstorms) über alle
Netzakteure
hineingebrochen sein.
(Sascha Lobo, re:publica 2011)
«
Durch die massenmediale Nutzung des
Social Web sind Shitstorms mittlerweile häufig Teil von PR-Krisen und
gehören damit quasi zum Kommunikationsalltag. Dennoch ergab eine Umfrage des gartner.com Instituts (August
2010), dass zwar 85 Prozent aller Unternehmen weltweit einen Krisenplan
besäßen, jedoch nur 21 Prozent den
Bereich Social Media in ihre Leitfäden
integriert hätten.
Gründe für die Shitstorm-Verhaltensweisen der Netzakteure sind vielschichtig –
nicht zuletzt führt wohl das Zusammentreffen eines twitter-Accounts und
der Netzanonymität dazu, dass gesellschaftlich etablierte Leitplanken der
zwischenmenschlichen Kommunikation verlassen werden.
In Shitstorms wird deutlich, dass
das viel zitierte „Gespräch auf Augenhöhe“ eben doch oft eine zeitlich und
räumlich entgrenzte Kommunikationsform darstellt, in der Nähe und Persönlichkeit stattfinden, aber auch sehr
schnell aufgegeben werden können.
Empfehlung, die in krasser Diskrepanz
dazu steht, wie sich die meisten Betroffenen tatsächlich fühlen: gefangen in
einer Mischung aus Aktionismus und
Schockstarre. Um dieser Diskrepanz
entgegenzuwirken, hilft nur eines: eine
solide Vorbereitung.
Fast alle Social Media Experten stimmen in dem Punkt überein, dass dem
Phänomen aus professioneller Sicht
vor allem mit einer Maßnahme entgegenzutreten ist: Ruhe bewahren. Eine
Fazit: Shitstorms gehören zu unserem
kommunikativen Alltag. Ihnen zu begegnen erfordert Offenheit und den
Mut zum Dialog sowie eine intensive
Vorbereitung. Daher ist es wichtig, dass
Roland Gramling, Pressesprecher des WWF:
„Wenn sich Mitarbeiter sehr stark
mit den Zielen
der
Organisation identifizieren,
wird die Kommunikation schnell
persönlich. Umso wichtiger ist es,
Anschuldigungen oder gar Beschimpfungen mit Professionalität
zu begegnen.“
Ilka Petersen,
Fachbereich Landwirtschaft: „Wichtig war, dass wir
sehr schnell Informationen aus
allen Bereichen
des WWF zusammentragen konnten. So konnten die
Vorwürfe sehr schnell widerlegt
werden.“
Zwei Fragen an Marco Vollmar,
Mitglied der Geschäftsleitung
WWF Deutschland
goutiert. Nimmt man seine Fans ernst,
so kann ein Sturm der Entrüstung sehr
schnell wieder abflauen. Und schließlich ist eine sehr gute Teamarbeit das
Entscheidende für die Lösung einer
solch schwierigen Situation.
Was haben Sie persönlich gelernt?
Es ist wich
wichtig, den Unterstützern und
Online-Fans zu vertrauen. Sie müssen
Online-Fan
auch auf sc
schwierige Situationen vorbereitet und
un mitgenommen werden.
Dann könn
können kritische und unsachliche Ang
Angriffe viel besser abgewehrt
werden. Außerdem: Transparenz
und Offenheit
O
werden im Netz
Was raten Sie anderen in ähnlichen
Situationen?
Zunächst einmal wünsche ich so etwas
niemandem. Ansonsten ist Vorbereitung fast alles. Informationen zusammenzutragen dauert und kostet viel
Kraft und Ressourcen. Dies kann man
aber sehr gut vorbereiten. Außerdem
ist es notwendig, dass das gesamte
Team mit einer Stimme spricht. Nur
so ist Kommunikation glaubwürdig.
37
Sie sich mit dem Phänomen vertraut
machen. Je besser Sie vorbereitet sind,
desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass es bei einem Sturm im Wasserglas bleibt. Denn Shitstorms bergen
ein Charakteristikum in sich, dessen
man sich bewusst sein sollte: Andere
schreiben liebend gern darüber und bevor Sie sich umdrehen, hat die Krise der
Mikro-Öffentlichkeit Ihrer Facebook
Fanpage die Makro-Öffentlichkeit der
Kommunikationsblogs, Newsportale
und klassischen Nachrichten erreicht.
Astrid Deilmann,
Pressesprecherin
des WWF: „Das
Zusa m menspiel
zwischen Social
Communities und
Online Medien ist
nicht zu unterschätzen. Für jeden Kanal und jede
Zielgruppe braucht es aber eine andere Form des Dialogangebots. Nur
die Tonalität sollte stets gleich sein:
Freundlich, vertrauensvoll, professionell.“
Daniel Goliasch,
WWF-Kampagne:
„Ein eingespieltes Team, das koordiniert und zielgerichtet gemeinsam an einem
Strang zieht, ist
elementar bei der Bewältigung einer Krise.“
Paula
Hannemann, Social Media Managerin:
„In jeder Krise
liegt eine Chance
– das spüren wir
hier alle. Mehr
Tr a nspa ren z ,
mehr Dialog, mehr Vertrauen in
unsere Unterstützer sind die wichtigsten Learnings aus der Krise.“
1
Bereiten Sie sich auf das
Schlimmste vor. Vorbereitung
ist wichtig. Das ist die erste
und wichtigste Erfahrung. Denn die
meisten Fehler entstehen oftmals im
Vorfeld. Mit Vorbereitung ist nicht gemeint, intern die eigenen Kollegen zu
informieren. Vorbereitung im Kontext
des Shitstorms bedeutet: Bereiten Sie
sich auf das Schlimmste vor – im Sinne
von personellen, inhaltlichen und logistischen Ressourcen.
2
Eine Pressemitteilung wird
nicht ausreichen. Eine Social
Media Krise benötigt Social Media Inhalte, sprich Social Content, der
zu dem Medium passt, in der die Krise
stattfindet. Der WWF hat gezielt Content erarbeitet, um Anschuldigungen
anschaulich und plausibel zu widerlegen
– leider an der einen oder anderen Stelle
zu langsam. Deshalb gilt: Bereiten Sie
Krisenwebsite/Krisenblog, YouTubeund
Livestream-Videostatements,
Kommentar- oder Diskussionstools und
Slideshare-Präsentationen vor. Stellen
Sie sicher, dass Förderer, Freunde, Partner und Unterstützer die Möglichkeit
haben, Sie zu erreichen, Fragen zu stellen, Sorgen und Ängste auszudrücken
und zu diskutieren. Neben den bereits
bestehenden Kontaktmöglichkeiten –
von der Info-Hotline über E-Mail
bis zur Facebook-Pinnwand – hat der
WWF weitere Kommunikationskanäle
geöffnet: zum Beispiel ein Diskussionstool.
3
Bauen Sie sich ein Unterstützer-Netzwerk. Im Ernstfall ist
externe Hilfe fast unerlässlich
(es sei denn, sie haben zehn gut ausgebildetete Social Media Redakteure in
Ihrem Team). Ein Shitstorm erfordert
viel Kraft und Ressourcen. Externe Experten wie Krisenberater, Social Media
Redakteure, SEO und Monitoring Spezialisten helfen einerseits dabei, dass
der neutrale Blick von außen bewahrt
wird. Andererseits sorgen sie für Entlastung in Ihrem Team.
4
Bereiten Sie Ihre Community vor. Schenken Sie Ihrer
Social Community Vertrauen
und informieren Sie diese im Vorfeld.
Sagen Sie genau, WAS passiert sowie WANN und WO Informationen
bereitgestellt werden. Größtmögliche
Transparenz ist immer noch das beste
Mittel, um Misstrauen und Vertrauensverlust vorzubeugen.
Neun Tipps für
Social Media
Krisen
5
Versuchen Sie nicht zu diskutieren, sondern moderieren Sie. Ein Shitstorm ist kein
Dialog, sondern das unkontrollierte
Herabprasseln von Kommentaren,
Tweets und Posts. Jeder Versuch zu
diskutieren ist zwecklos, denn es findet kein Gespräch (mehr) statt. Unverzichtbar ist allerdings die Moderation.
Jeder Interessierte sollte jede relevante
Information finden können – so entsteht kein Vakuum für Mutmaßungen
und unbegründete Unterstellungen.
Als Orientierungshilfen für die (im
Sekundentakt neu eintreffenden) User
eignen sich Landing Pages mit den
zentralen Infos rund um die Situation
(auf Facebook oder auch der eigenen
Website) sowie digitale Mindmaps
für komplexe Sachverhalte.
6
Hören Sie (fast) nie auf zu
sprechen. Es macht in der
Sturmphase keinen Sinn, abzutauchen. Eine Erreichbarkeit bis 22
Uhr ist kurzzeitig durchaus vertretbar
– das geht jedoch nur, wenn Sie vorab für genügend Ressourcen gesorgt
haben. Und wenn man Sie trotzdem
nicht hört, schreiben Sie eine Chronologie Ihrer Kommunikation und
zeigen Sie, wann und wo kommuniziert wurde.
38
7
Zeigen Sie Gesicht. Menschen
lassen sich schwieriger beleidigen als anonyme Facebook Fanpages. In der Folge der Ausstrahlung
des Dokumentarfilms sahen wir uns
mitunter sehr harten Beschimpfungen
ausgesetzt. Daher stellte der WWF sein
involviertes Social Media Team mit
einem kurzfristig geschossenen Foto
im Internet vor.
8
Halten Sie Ihre Werkzeuge
bereit. Um einen wirksamen
Überblick zu erlangen ist es
unverzichtbar, über gut funktionierende
Monitoring Tools zu verfügen. Und: Bereiten Sie ein Social Media Cockpit mit
allen wichtigen Informationen zu Ihrer
Arbeit vor (Ansprechpartner, Accountlinks etc.). Das macht es leichter, Dritte
in die Krisenarbeit zu integrieren.
9
SEO und Linkplatzierung.
Im Internet gilt die Regel: „Was
nicht gefunden wird, existiert nicht.“ Und das gilt erst recht in
einer solchen Ausnahmesituation. Inhalte und Links machen nur dann Sinn,
wenn sie über die richtigen Tags suchmaschinenoptimiert aufbereitet werden. Platzieren Sie mittels gezieltem
Social Media Monitoring Links in
Blogs, Foren und auf Twitter zu Ihren
Informationen.
Krisenwebsite inkl. Faktencheck und
zahlreichen Kontaktmöglichkeiten:
http://bit.ly/Homepage_Faktencheck
Online Kommentartool:
http://bit.ly/WWF_Diskussion
Landing Page Facebook Fanseite
Facebook Chronologie der Kommunikation: http://on.fb.me/WWF_Logbuch
Digitale Mindmap:
http://bit.ly/wwf-pro-kontra
Youtube Videostatements:
http://bit.ly/Youtube_Videos
Video-Statement via Livestream
Teamvorstellung in den Social Media
Faktencheck als Slideshare-Präsentation:
http://slidesha.re/WWF_Slideshow
Marco Vollmar
Tag 1 nach der Ausstrahlung: LivestreamStatement vom Abteilungsleiter Naturschutz
mit anschließender Live-Diskussion
Youtube Statements zu den einzelnen Themen
Abb. oben: Online-Kommunikationstools
der Krise
Abb. links: Der WWF stellt das Team hinter
den Social Media Kanälen vor
Marco Vollmar
(40)
verantwortete fünf Jahre
das
deutschsprachige
Online- und Rad ioa ngebot
der Deutschen Welle in Bonn. Von
2002 bis 2006 leitete er die Fernsehdirektion der Deutschen Welle
in Berlin. Davor war er als Politik- und Wirtschaftsredakteur für
den MDR, den SWR und DW-TV
in Berlin tätig. Er hat an den Universitäten in Bonn und Paris Politische Wissenschaft, Geschichte
und Volkswirtschaftslehre studiert.
Er engagiert sich ehrenamtlich für
die Internationalen Journalistenprogramme IJP e.V. und organisiert
jährlich einen Journalistenaustausch zwischen Deutschland und
dem südlichen Afrika. Seit dem
01.05.2011 hat Marco Vollmar die
Geschäftsleitung Öffentlichkeitsarbeit & Politik inne.
Abb. unten: Das WWF Kommentartool für
Fragen und Antworten auf wwf.de
Paula Hannemann
Paula Hannemann ist Social Media
Manager in
beim WWF
und hat davor
zahlreiche
Unternehmen
und Marken in den Bereichen Markenführung, Innovationsentwicklung, und Kommunikationsstrategie beraten und war Dozentin für
Markeninnovation am IMK Berlin.
Die Diplom-Kommunikationswirtin studierte u.a. Publizistik, BWL
und Chinesisch in Berlin und Peking.
39
Social Media Recruiting
Kleine und mittelständische Unternehmen rangieren
vor Konzernen
Wolfgang Brickwedde
Die kleinen und die ganz großen
Unternehmen nutzen Social Media Plattformen für Recruiting
überdurchschnittlich. Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern liegen dabei im relativen
Vergleich ganz vorne, wenn es
um die Nutzung von Xing, LinkedIn, Blogs und Co. geht.
Bei der Branchenbetrachtung liegen die Beratungsbranche und
die IT-Industrie hinsichtlich der
Nutzung von Social Media Plattformen für Recruiting deutlich
vorne.
Nutzung von Social Media Recruiting
nach Unternehmensgrößen (Grafik 1).
Social Media hat mittlerweile als Quelle für Bewerbungen die Personalberatungen überholt, liegt aber beim Anteil
an Einstellungen noch etwas dahinter
(Grafik 2).
Dies sind Teilergebnisse aus dem diesjährigen ICR Social Media Recruiting
Report, der kostenfrei erhältlich ist unter: http://www.competitiverecruiting.
de/SocialMediaRecruitingReport2011.
html
Grafik 1: Nutzung von Social Media Recruiting nach Unternehmensgrößen
40
Weitere Highlights des Reports:
• 50% aller Unternehmen nutzen
Facebook, Twitter, LinkedIn,
Blogs und Google überhaupt nicht.
• Von allen Social Media Plattformen wird Xing am häufigsten
für Personalmarketing genutzt
• Erst etwas über 8% der Unternehmen geben an, regelmäßig
Facebook zu nutzen, um Werbung
für sich als Arbeitgeber zu machen, 4% nutzen Facebook regelmäßig für Recruiting.
• Die kleinen und die ganz großen
Unternehmen nutzen Social Media
Plattformen für Recruiting überdurchschnittlich.
• Für die Mehrheit der Unternehmen ist es wichtig, dass die Recruiter die Möglichkeiten des
Social Media Recruiting kennen
und nutzen, die Minderheit setzt
den Anspruch allerdings bereits
im eigenen Unternehmen um.
• Nur etwas über 10% der Unternehmen können bestätigen, dass ihre
Recruiter immer die Möglichkeiten der Sozialen Medien kennen und nutzen, 15% geben an,
dass ihre Recruiter die Möglichkeiten überhaupt nicht kennen.
Der ICR Recruitment Report 2011, durchgeführt im Frühjahr 2011 unter mehr
als 8000 Personalern in Deutschland
durch das Institute for Competitive Recruiting (ICR), ist ein Teil des erkenntnisorientierten Beratungsansatzes des
ICR. In der Studie werden Personaler
befragt, wie Sie ihren Personalbeschaffungsprozess aufgestellt haben hinsichtlich der Themenschwerpunkte Prozesse, Organisation, Finanzierung, Technik, Controlling, Recruitingkanäle etc.
Darüber hinaus werden auch die aktuell wichtigsten Themen und die wich-
Grafik 2: Woher kommen Bewerbungen und Einstellungen?
tiger gewordenen Themen abgefragt.
Der ICR Recruiting Report ist in seiner Art der umfangreichste Recruiting Report im deutschsprachigen Raum
und dient Unternehmen als Navigationshilfe und Benchmark für ihre Recruiting-Aktivitäten.
Aus dem Recruiting Report werden Teilreporte (z.B. Social Media Recruiting,
Recruiting Controlling, Bewerbermanagementsysteme) „ausgekoppelt“ und
diese Themen detaillierter betrachtet, so
auch der hier betrachtete ICR Social Media Recruiting Report 2011.
Erkenntnisse im Detail
Es zeigt sich ein genereller Trend im Recruiting 2011 zu einer stärkeren Nutzung
von Social Media für Recruiting und
Personalmarketing. Daher war es auch
nicht überraschend, dass Social Media
wieder, wie in 2010, den 1. Platz bei den
wichtiger gewordenen Themen belegt
hat. Bei der Frage, wie Unternehmen zu
den Themen aufgestellt sind, das heißt,
wie es mit Kapazitäten und Kompetenzen aussieht, liegt Social Media auf ei-
nem unrühmlichen drittletzten Platz, nur
geringfügig besser als im letzten Jahr.
Es scheint also immer noch die Kombination „großes Interesse mit geringen
Kenntnissen“ fortzubestehen.
Die Suche nach Best Practices bei den
Unternehmen, die angegeben haben,
über ein weit überdurchschnittliches Recruitment zu verfügen, ergab, dass dort
auffällig ist, dass:
• Employer Branding ebenso wie
Social Media Recruiting bei diesen Unternehmen fast doppelt so
wichtig ist wie für Unternehmen
mit einem unterdurchschnittlichen Recruitment.
• deren Recruiter die Möglichkeiten
der Sozialen Medien für Personalmarketing 4x so häufig kennen und
nutzen wie ihre unterdurchschnittlichen Pendants.
• als Plattformen im Social Media
Facebook,
Arbeitgeberbewertungsplattformen, Blogs und Twitter teilweise mehr als doppelt so
häufig genutzt werden wie bei
den unterdurchschnittlichen Recruitmentabteilungen.
41
Einordnung in die
TOP Themen 2011
Die Rekrutierung von Berufserfahrenen vor der Verbesserung des Images
als Arbeitgeber sind die beiden Top
Themen für 2011. Auf dem dritten Platz
folgt wie im Vorjahr die Professionalisierung des Recruitments.
Social Media Recruiting konnte sich
ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres
halten, hinter den Top 3.
Bei den wichtiger gewordenen Themen
führt Social Media Recruiting wie im
letzten Jahr das Ranking an. Neben
dem Dauerbrenner Arbeitgeberimage/
Employer Branding auf Platz zwei der
Rangfolge der Themen, die in 2011 höher auf der Agenda der Teilnehmer stehen, konnte sich das Recruiting von Berufserfahrenen den dritten Platz sichern.
Aufstellung zu Social Media
Recruitment
In der Selbsteinschätzung zur Aufstellung der wichtigsten Themen, geben die
Unternehmen an, am wenigsten Proble-
me mit den Themen „Beziehungen zu
Fachvorgesetzten“ „Auswahlverfahren“
und „Personalaufbau“ zu haben.
Am meisten Sorgen bereiten ihnen die
Kapazitäten und Kompetenzen für die
Bereiche „Mobile Recruiting“, Outsourcing und „Social Media Recruiting“. Die größeren Unternehmen sind
bei den Themen Social Media Recruiting besser aufgestellt als die kleineren.
Wunsch und Wirklichkeit
in Sachen Social Media
Die überwältigende Mehrheit der Unternehmen hält es für wichtig, dass die
Recruiter die Möglichkeiten des Social
Media Recruiting kennen und nutzen,
die Minderheit hat diesen Anspruch
allerdings im eigenen Unternehmen
schon umgesetzt. Im Vergleich zur Vorjahresstudie ist ein deutlicher Anstieg
der Proaktivität zu erkennen. Es tut sich
was.
Nutzung von Social Media
Plattformen
Personalmarketing: Der Blick auf die absolute Nutzung zeigt, dass ca. 60% aller
Unternehmen Facebook, Twitter, Linked
In, Blogs und Google überhaupt nicht
nutzen. Selbst Xing wird von 25% der
Firmen nicht für diesen Zweck genutzt.
Und der Hype bei Facebook? Nur etwas
über 8% der Unternehmen geben an, regelmäßig Facebook zu nutzen, um Werbung für sich als Arbeitgeber zu machen.
Recruiting: Auch hier zeigt ein Blick
auf die absolute Nutzung, dass ca. 50%
aller Unternehmen Facebook, Twitter,
LinkedIn, Blogs und Google überhaupt
nicht nutzen. Selbst Xing wird von 10%
der Firmen für diesen Zweck gar nicht
genutzt. Und der Hype bei Facebook?
Nur etwas über 4% der Unternehmen
geben an, regelmäßig Facebook zu
nutzen, um Bewerber zu finden.
Auffallend ist, dass entgegen der landläufigen Meinung, nur die Konzerne
Grafik 3: Nutzung von Social Media Recruiting nach Plattformen
42
hätten Zeit und Geld für Social Media,
die kleinen und die ganz großen Unternehmen überdurchschnittlich häufig Social Media Plattformen für Recruiting
nutzen.
Proaktivität der Unternehmen
Vorherrschend ist die Schaltung von Anzeigen in Print- und/oder Online- Medien. Dies wird von ca. 90% der Unternehmen regelmäßig genutzt. Zusätzlich
zu diesem Weg, nutzen ca. 40% der
Unternehmen häufig oder immer proaktive Wege bei der Kandidatenansprache.
Andererseits schließen mehr als 60% der
Unternehmen eine ausschließlich proaktive Suche für sich aus.
Einstellungs- und
Bewerberherkunft
Die meisten Bewerbungen erhalten die
Unternehmen über Online-Jobbörsen.
Die eigene Karriereseite folgt auf dem
2. Platz. Eigene Mitarbeiter und Personalberatungen kommen auf die Plätze
3 und 4. Dieselbe Reihenfolge ergibt
sich auch bei den Einstellungen. Und
wieder einen genauen Blick auf den
Hype beim Social Media Recruiting!
Das Thema Social Media ist im Recruiting definitiv angekommen. Jetzt
scheint die Phase des Ausprobieren und
„Schlaumachens“ zu sein. Letztes Jahr
gefragt, ob Social Media eher Hype
oder Hilfe sei, haben die Daten noch auf
Hype hingewiesen. Kamen in der letzten Studie über diesen Weg nur 7–8%
der Bewerbungen bzw. Einstellungen
zustande, sind es diesmal insgesamt
15%, wenn man Business Netzwerke
(13%) und Soziale Netzwerke (2%) zusammenzählt. Dies entspräche einer
Verdoppelung und reicht dieses Jahr für
Platz 5 bei den Recruitingkanälen und
bedrängt bei den Einstellungszahlen
bereits den Kanal Personalberatungen!
Insofern spielt Social Media definitiv
eine Rolle im Recruiting, wobei die
besseren Recruitingteams diesen Trend
schon früher erkannt haben und diesen
Recruitingkanal jetzt schon häufiger
nutzen.
Ausgabenänderungen
Für Social Media (Business Netzwerke
und Soziale Netzwerke) und Stellenanzeigen bei Online-Jobbörsen wollen
die teilnehmenden Unternehmen im
Durchschnitt in 2011 mehr Geld ausgeben.
Über das ICR
Das ICR (Institute for Competitive Recruiting unterstützt Unternehmen bei
der Verbesserung ihres Recruitments,
indem es sie bei Bewältigung der eigentlichen Kernfrage des Recruitments:
„Wie können wir möglichst effizient
und effektiv die richtigen Menschen für
offene Positionen finden?“ berät. Antworten zu geben auf die Fragen, wie
müssen Unternehmen aufgestellt sein
(z.B. prozessual, personell, organisatorisch, finanziell und technisch), bilden
die Kernpunkte des ICR Leistungsportfolios.
Mit diesen Aktivitäten möchte das Institute for Competitive Recruiting eine
Plattform bilden mit dem Ziel, die Recruitmentfunktion in Deutschland zu
verbessern.
Ein Beispiel für einen ersten Schritt in
diese Richtung ist die Gründung der
Recruiter Community letztes Jahr, in
der Recruiter (inzwischen 1700+ Mitglieder) in einer geschützten Umgebung
untereinander ihre Erfahrungen austauschen, Fragen stellen, sich persönlich
verbessern und damit insgesamt das
Niveau des Recruitment heben können.
Ergänzt wird dies durch die Durchführung von Umfragen, Benchmarks und
die Information über aktuelle Entwicklungen im nationalen und internationalen Recruitment.
Ein anderes Beispiel ist die Organisation und Durchführung von Qualitätswettbewerben wie „Deutschlands Beste
Jobportale“ www.deutschlandsbestejobportale.de.
Das jüngste Beispiel ist eine Jobbörse
mit tausenden Jobs speziell für alle im
Recruiting: www.recruitingjobs.de
Grafik 4: Der Weg zu den Bewerbern
Wolfgang Brickwedde
Director, Institute for Competitive Recruiting
(ICR), Heidelberg
Wolfgang Brickwedde ist Leiter des Institute for Competitive Recruiting (ICR). Das ICR unterstützt Unternehmen bei der Verbesserung der Ergebnisse ihrer
Recruitingprozesse mit dem Ziel der Steigerung ihrer
Wettbewerbsfähigkeit im Kampf um Talente. Das ICR
bildet eine Plattform mit dem Ziel, das Recruitment in Deutschland insgesamt
zu verbessern.
Bis Ende 2009 verantwortete Wolfgang Brickwedde bei SAP die Personalbeschaffung und das operative Personalmarketing in der Region EMEA. Vor seiner Zeit bei SAP war Wolfgang Brickwedde bei Royal Philips Electronics in
unterschiedlichen Management Funktionen in den Bereichen Employer Branding, Recruitment und Management Development für verschiedene Länder
verantwortlich.
Er ist Gründungsmitglied und war von 2007 bis 2009 Sprecher des Vorstandes des dapm/queb (www.queb.org) und Vorstandsmitglied der HR Alliance
(www.hr-alliance.eu) von 2008 bis 2009.
In seiner Zeit bei Philips, als auch bei SAP, hat Wolfgang Brickwedde sich
mit den Themen (Social Media) Recruitment, Employer Branding und Talent
Management beschäftigt.
43
Facebook Karriere-Pages als
Personalmarketing-Instrument
Henner Knabenreich
Seit seiner Einführung als Personalmarketing-Instrument Mitte
der 90er Jahre hat das Internet
unaufhaltsam an Bedeutung gewonnen. Längst ist es in vielen
Unternehmen integraler Bestandteil des Personalmarketings und
Employer Brandings geworden.
Und während bisher die Karriere-Website eine tragende Rolle
spielte, erreicht nun auch das
Social Web einen immer höheren Aufmerksamkeitsgrad unter
potenziellen Kandidaten und
Personalern. Ganz weit vorne in
der Gunst vieler HR-Verantwortlicher ist dabei das Social Network Facebook.
Mit weltweit mehr als 700 Millionen und
deutschlandweit mehr als 20 Millionen
aktiven Usern ist Facebook das Soziale
Netzwerk, das aufgrund seiner Reichweite optimal für Personalmarketing
und Employer Branding genutzt werden
kann. Deutlich wird das Potenzial von
Facebook hierzulande in der zunehmenden Anzahl von sogenannten Fanpages oder Facebookpages deutscher
Unternehmen, die sich auf dem größten Social Network als Arbeitgeber
oder Ausbildungsbetrieb positionieren.
Waren es im März 2010 nur 23 solcher
Karriere-Pages, so sind es mittlerweile
(Stand August 2011) bereits 150 Pages,
Tendenz weiter steigend. Was aber ist
Facebook eigentlich und was versteht
man unter sogenannten Karriere-Pages?
Entwicklung von Facebook
Im Februar 2004 gegründet, zählte Facebook als privates soziales Netzwerk eine
Millionen Mitglieder – und das aus1
2
schließlich auf dem US-amerikanischen Markt. Erst seit Frühjahr 2008
wird eine deutschsprachige FacebookSeite angeboten. Innerhalb kürzester
Zeit ist die Zahl der aktiven FacebookUser in Deutschland von 1,26 Millionen
im August 2008 auf über 20 Millionen
im August 2011 gestiegen1, während
die Nutzerzahl weltweit mittlerweile
lange die 700 Millionen-Grenze überschritten hat. Über 50 Prozent der Nutzer sind zwischen 18 und 34 Jahre alt,
das entspricht also den Zielgruppen
von Schul- und Hochschulabsolventen
und Young Professionals. Aber auch in
Altersklassen von 40 und mehr Jahren
spielt die Nutzung von Facebook eine
zunehmende Rolle.
Somit bietet Facebook ideale Voraussetzungen, neue Zielgruppen für sich zu
erschließen und in einen nachhaltigen
Dialog mit Mitarbeitern von (heute
und) morgen zu treten.
Insbesondere Facebookpages2 bieten
Unternehmen hervorragende Möglichkeiten, sich im Social Web darzustellen.
Diese Facebook-Seiten können erstellt
werden, um z.B. Künstler, Marken, Produkte oder Organisationen darzustellen. Eine Fanpage dient laut Facebook
dazu, „den Seitenadministratoren eine
persönliche bzw. berufliche Plattform
zur Präsenz auf Facebook zu ermöglichen.“
Facebook Karriere-Pages
Mittlerweile gibt es mehrere Millionen
Facebook-Pages und wie oben dargestellt, eignet sich ein solcher Auftritt
auch hervorragend zur Darstellung als
attraktiver Arbeitgeber. Nicht selten
wird eine Facebook-Page nur als weiterer Marketing-Push-Kanal missver-
http://www.facebookbiz.de/artikel/facebook-nutzerzahlen-august-2011
http://www.facebook.com/pages/create.php
44
standen. Im Vordergrund sollte hier
aber vor allem der regelmäßige Dialog
mit den Fans stehen.
Definition: Unter einer Karriere-Page
oder auch Arbeitgeber-Page versteht
man eine Facebook-Page, bei der ein
Unternehmen über sich als potenzieller
Arbeitgeber informiert, Einblicke ins
Arbeitsleben (in Wort und/oder Bild/
Video) gibt, sich via Seiteninhaber oder
Botschafter des Unternehmens (Mitarbeiter) mit seinen Fans austauscht und
über aktuelle Jobs informiert. Sie dient
Unternehmen damit dazu, sich als attraktiver Arbeitgeber darzustellen, in
den Dialog mit den Fans zu treten und
darüber hinaus potenzielle Kandidaten
zu gewinnen.
Da eine Fanpage auf Facebook Arbeitgebern die Möglichkeit gibt, potenzielle
Mitarbeiter für das Unternehmen zu
gewinnen, sollten dort auch Informationen über das Unternehmen selbst,
über Enwicklungsmöglichkeiten und
Karrierewege sowie die gesuchten Zielgruppen bereitgestellt werden bzw. auf
entsprechende Inhalte der KarriereWebsite des Unternehmens verwiesen
werden.
Folgende Grundregeln sollten bei der
Einrichtung einer Karriere-Fanpage
eingehalten werden:
• Sie muss authentisch sein.
• Sie braucht einen starken Inhalt, der das
Potenzial in sich trägt, weiterempfohlen zu werden und Fans zu generieren.
• Gerade zu Anfang sind die SeitenAdministratoren gefordert, ihre Fans
mit interessanten Beiträgen zum Mitmachen anzuregen. Erst nach und nach
ergibt sich eine Eigendynamik.
• Die Karriere-Fanpage ist im Unternehmen zu kommunizieren, die Mitarbeiter sind zum Mitmachen zu motivieren.
• Sie lebt von Aktualität und Interaktion. Automatisierte Posts via Twitter
oder Ähnliches sind zu vermeiden!
• Eine Karriere-Fanpage lebt vom Dialog mit den Fans.
• Sie lebt nicht nur von interessanten
Textbeiträgen. Bildern und Videos,
die den Arbeitgeber erlebbar machen,
vermitteln dem User weitere Einblicke ins Unternehmen.
• Eine Karriere-Fanpage bedarf eines
nicht zu vernachlässigenden Zeitaufwands, um sie zum Erfolg zu führen.
Sie ist definitiv kein Selbstläufer und
bedarf kontinuierlicher und nachhaltiger Pflege durch den/die Seiteninhaber.
• Gewinnspiele sind nur wenig dazu geeignet, nachhaltige Fans zu generieren.
Entwicklung von Karriere-Pages
in Deutschland
Im März 2010 gab es in Deutschland
rund 7,6 Millionen aktive FacebookNutzer. Zur gleichen Zeit präsentierten
23 Unternehmen sich auf Facebook.
Pionier in Sachen Karriere-Pages in
Deutschland war die Siemens AG, die
bereits im Oktober 2008 online ging.
Bis zum heutigen Tag hat sich die Zahl
der Pages mehr als verfünffacht und
wir zählen aktuell (Stand August 2011)
150 Karriere-Pages3. Mittlerweile haben sich die Facebook-Nutzerzahlen in
Deutschland nahezu verdreifacht und
auch die Zahl derjenigen, die auf Karriere-Pages den „Gefällt mir“-Button
geklickt haben, hat sich mehr als verzwanzigfacht. Und derzeit ist kein Ende
abzusehen.
Aber Vorsicht! Bevor ein Unternehmen
den Schritt ins Social Media Abenteuer
wagt, sollte es sich über eines klar wer3
4
5
den: Was ist das eigentliche Ziel eines
solchen Engagements? Wer soll erreicht
werden? Sind die notwendigen Inhalte
und Ressourcen vorhanden? Passt Facebook zur Unternehmenskultur?
Auf keinen Fall aber sollten Unternehmen nur um des Dabei-sein-Wollens
starten. So etwas wird mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit nach
hinten losgehen. Beispiele davon gibt es
genug auf Facebook.
höht, andererseits lassen sich kurze,
prägnante und inhaltsbezogene URL5
besser merken und bspw. auch auf Messeständen oder in Printmedien kommunizieren.
Auch der Seitentitel (2) selbst ist,
2 was die Suche angeht, immens
wichtig. Schlussendlich empfiehlt es
sich, für den Seitentitel der FacebookPage und Vanity URL den gleichen Namen zu wählen.
Worauf aber kommt es an, was sind die
Erfolgsfaktoren einer solchen KarrierePage?
Ein weiterer wichtiger Aspekt in
Bezug auf die Auffindbarkeit der
relevanten Informationen ist die Navigation der Karriere-Page selbst. Unterseiten werden als sogenannte „Tabs“
dargestellt. Diese sollten so angeordnet
sein, dass die relevanten Inhalte zuerst
erfasst werden. Zudem sollte der Name
des Tabs so gewählt werden, dass klar
daraus hervorgeht, welche Inhalte sich
dahinter verbergen (beschreibende Navigation).
Erfolgsfaktoren von Facebook
Karriere-Pages
Lassen Sie sich finden!
Was nützt einem die schönste Facebook-Page, wenn sie keiner kennt? Damit eine Karriere-Page also überhaupt
wahrgenommen werden kann, ist es erforderlich, den Zugang so zu gestalten,
dass potenzielle Fans die Seite möglichst einfach auffinden können.
Daher sollte die Karriere-Page wegen
einer besseren Auffindbarkeit auch klar
und deutlich direkt auf der Startseite der Karrierewebsite4 kommuniziert
werden. Gerade auf diese Weise ist es
auch möglich, weitere Fans für seine
Facebook-Page zu gewinnen. Sollte sich
die Karriere-Page an bestimmte Zielgruppen − wie bspw. Auszubildende
oder Studenten − richten, so sollte der
Hinweis auf die Facebook-Page unmittelbar auf der jeweiligen Zielgruppenstartseite platziert werden.
Auch sollte die Karriere-Fanpage
unter einem einfachen, intuitiv
zu erschließenden Namen (1) erreichbar
sein. Name der Fanpage und der Nutzername (Vanity-URL) sollten daher
entsprechende Keywords enthalten.
Einerseits wird die Auffindbarkeit in
Suchmaschinen damit wesentlich er-
1
3
Informieren Sie mit relevanten
Inhalten!
Die Karriere-Fanpage eines Unternehmens wird von potenziellen Fans
zunächst einmal zu Informationszwecken aufgesucht. Dabei kommen der
Qualität, Aktualität und Exklusivität
der angebotenen Informationen eine
erhebliche Bedeutung zu. Denn diese
entscheiden nicht selten darüber, ob der
Nutzer vorzeitig die Seiten verlässt oder
sich intensiver mit dem Unternehmen
als möglichem Arbeitgeber auseinandersetzt und Fan der Seite wird. Gerade auf Facebook hat ein Unternehmen
die Möglichkeit, authentische Einblicke
ins Unternehmen zu geben und direkt
mit der Zielgruppe zu kommunizieren.
Im Idealfall führt die Darstellung auf
Facebook auch zu einer sorgfältigeren
und kritischeren Entscheidung der Bewerber, sodass die Anzahl der Bewerbungen (und gegebenenfalls sogar die
Qualität der Bewerber) steigt.
http://facebook.de/karriere.fanpages
Die Karriere-Website bezeichnet die Jobs & Karriere-Sektion auf einer Unternehmenswebsite oder ist eine davon losgelöste Microsite
Die eindeutige Internetadresse, Bsp. www.facebook.de/oscargmbh
45
Wichtige Aspekte, sich auf Facebook
als attraktiver Arbeitgeber nach innen
und außen zu präsentieren sind neben
der differenzierten Zielgruppenansprache (bzw. einem Hinweis auf die adressierte Zielgruppe) sowie Einblicke in
das Unternehmen/in den Arbeitsplatz
via Foto oder Video vor allem eine kurze Darstellung von Unternehmensinformationen und allgemeinen KarriereInformationen (mit wem habe ich es als
Arbeitgeber zu tun, welche Zielgruppen
werden gesucht).
Die Infobox liefert Informationen
zum Seiteninhalt
Die Infobox (4) (englisch
„About“) direkt unterhalb der
Navigation einer Facebook-Page bietet
Unternehmen eine erste Möglichkeit,
Hinweise darauf zu geben, welche Inhalte den potenziellen Fan auf der Seite
erwarten. Zwar stehen hier 240 Zeichen
zur Verfügung, auf den ersten Blick
sind aber nur 78 Zeichen sichtbar. Demzufolge sollte man sich hier kurzfassen.
4
Infotab für allgemeine Unternehmensinformationen nutzen
Auf einer Facebook-Page sind grundsätzlich immer die Pinnwand (Wall)
und der Infotab verfügbar. Innerhalb
dieses Infotabs sollten Inhalte integriert
werden, die erste Kurzinformationen
über das Unternehmen vermitteln. Innerhalb des Infotabs können zudem
erste Angaben über den Einstieg oder
gesuchte Profile vermittelt werden. Bei
all dem gilt, dass die Informationen
möglichst kurz zu halten und „Textwüsten“ zu vermeiden sind.
Wichtig ist vor dem Hintergrund der
Impressumspflicht (Telemediengesetz)
auch zumindest die Verlinkung auf das
Impressum des Anbieters.
Branding auf Facebook
5
6
Profilbild Das Profilbild links
oben in der Ecke (5) bietet auf
bis zu 180 x 540 Pixel hervorragende
Möglichkeiten, Neugierde für die Seite zu wecken und weiterführende Infos
über die Seite oder den Arbeitgeber zu
vermitteln. Während man also die volle
Breite ausnutzen sollte, ist bei der Länge ein wenig Vorsicht geboten: zu lang
sollte das Profilbild nämlich nicht sein,
denn sonst verschwindet die Navigation bei den meisten Rechnern aus dem
Sichtfeld.
Bildergalerie Auch die Bildergalerie (6) oberhalb der Pinnwand lässt sich wunderbar mit in die
Gestaltung einbeziehen. Pages lassen
sich nämlich so gestalten, dass Profilbild und Bildergalerie eine harmonische Einheit bilden. Allerdings gibt
es hier ein paar Einschränkungen:
Sichtbar sind nur die fünf zuletzt hoch geladenen Bilder. Auch lässt sich beispielsweise die Reihenfolge, in der die
Bilder der Bildergalerie erscheinen,
nicht anpassen, da diese dem Zufallsprinzip unterliegt.
6
Fotos und Videos Neben den reinen Informationen in Textform (z.B.
Statusmeldungen auf der Pinnwand)
können sich die Arbeitgeber auch via
Foto und Video6 darstellen. Bei dieser
Darstellungsform gilt aber wie in allen anderen Fällen auch: Diese sollten
einen relevanten Mehrwert bieten und
den Arbeitgeber „erlebbar“ machen.
Auch sollten Videos und Fotos mit beschreibenden Kommentaren versehen
werden, sodass sich einem Betrachter
erschließt, welche Inhalte hier bereitgestellt werden.
Selbst erstellte Tabs Facebook bietet
die Möglichkeit, Seiten modular mithilfe selbst erstellter Tabs zu erweitern.
Hier sind – entsprechende (Programmier-)Kenntnisse vorausgesetzt – den
gestalterischen Möglichkeiten keine
Grenzen gesetzt. Auch die Navigation
unterhalb des Profilbildes lässt sich individuell anpassen.
Abschließend sei hier aber gesagt, dass
der Fokus nicht auf der Gestaltung an
sich, sondern auf relevanten und zur Interaktion animierenden Inhalten sowie
der nachhaltigen Pflege liegt.
Stellen Sie sich vor!
Hinter jeder Facebook-Page stehen
auch Menschen, die die Seite betreuen
und idealerweise in den Dialog mit den
Fans treten. Ergo sollte hier die Möglichkeit genutzt und das Team „vorgestellt“ werden. Wenn Sie nicht möchten,
dass auf Ihre privaten Profile verlinkt
wird, so weisen Sie wenigstens in anderen, eigens erstellten Seiteninhalten
oder im Profilbild (7) darauf hin.
7 Den Fan wird es freuen!
Wen wollen Sie erreichen?
Werden auf einer Karriere-Fanpage
verschiedene Zielgruppen (z.B. Auszubildende, Studierende, Berufseinsteiger
etc.) als Fans umworben, so sollte − um
einer selektiven Informationsbedarfsdeckung gerecht zu werden − auch eine
direkte Ansprache der für das Unternehmen relevanten Zielgruppen erfolgen. Jede der relevanten Zielgruppen
unterscheidet sich in ihrer Ausgangslage und hat deshalb einen anderen Informationsbedarf. Sollte sich das Angebot
einer Karriere-Fanpage nur an eine
bestimmte Zielgruppe (z.B. Auszubildende) richten, so ist dies sowohl im
Seitentitel bzw. Nutzernamen als auch
in den weiterführenden Informationen
kenntlich zu machen. An wen sich das
Angebot der Seite richtet, kann auf vielfältige Weise dargestellt werden. Neben
dem Seitenname bieten sich hierzu das
Profilbild mit ersten Informationen,
das Infofeld unterhalb der Navigation, der Infotab oder aber ein separater
„Willkommens“-Tab an.
Integration von Jobs
Grundsätzlich sollten auf einer Karriere-Fanpage auch Jobs publiziert werden.
Dies wird in verschiedenen Untersu-
Auch hier sei der Hinweis erlaubt, dass natürlich das Urheberrecht nicht verletzt werden darf.
Mehr dazu: http://allfacebook.de/wp-content/uploads/2011/05/facebook_recht.pdf
46
1
2
5
6
8a
7
8b
3
Veranstaltungskalender
Facebook bietet mit dem Veranstaltungskalender eine hervorragende Möglichkeit, aktuelle Veranstaltungen auf
der Fanpage zu präsentieren und darüber hinaus zu den jeweiligen Veranstaltungen einzuladen. Der Veranstaltungskalender kann beispielsweise über
aktuelle Messe-, und Vortragstermine
Auskunft geben. Auf diese Weise erhalten Interessenten die Möglichkeit, das
Unternehmen bzw. dessen Personalverantwortliche auch jenseits der Darstellung im Netz kontaktieren zu können.
Auch diese Meldungen lassen sich so
viral im Netzwerk verbreiten
Ermöglichen Sie den Dialog!
Die wesentliche Eigenschaft, in denen
sich Social Media und insbesondere
Facebook von anderen Medien unterscheidet, ist die Möglichkeit der Interaktion in Echtzeit und die Nutzung viraler
Effekte. Erst der Dialog via Pinnwand
sowie die viralen Effekte, die über eine
bloße Präsentation von Informationen
hinausgehen, nutzen die gesamte Bandbreite von Facebook zur wirkungsvollen
Positionierung als attraktiver Arbeitgeber und erleichtern darüber hinaus den
direkten Austausch zwischen Fans und
Unternehmen.
4
Abb. Elemente einer Facebook-Karriere-Page
chungen immer wieder als wichtigstes
Feature einer Karriere-Page gefordert.
Jobs einzubinden gibt es vielerlei Möglichkeiten. Ein Minimum stellt auf jeden Fall der Hinweis auf aktuelle Jobangebote dar, der dann entsprechend
mit der Website verlinkt wird.
man aber unbedingt beachten, die einzelnen Jobs mit „Share“-Funktionen
(z.B. „Gefällt mir“-Button) zu versehen,
sodass interessante Stellenangebote auch
problemlos im Netzwerk geteilt und weitere Interessenten erreicht werden.
Aber auch die Nutzung des Notizentabs
empfiehlt sich als Low-Budget-Lösung.
Empfehlenswert ist vor allem die Einbindung von Jobbörsen-Modulen. Anbieter
sind hier bspw. Jobstriker, Work4Us oder
Jobs for Friends. Natürlich sind auch Eigenentwicklungen möglich. Dabei sollte
47
Pinnwand Die Pinnwand auf der Karriere-Fanpage bietet verschiedene Optionen. Zum einen besteht die Möglichkeit, ausschließlich eigene Beiträge zu
verfassen und eine Beteiligung der Fans
zu verhindern (das würde aber den Sinn
und Zweck einer solchen Fanpage konterkarieren). Zudem ist es auch möglich,
die Fans in den Dialog miteinzubeziehen und die Pinnwand für Beiträ8a ge zu öffnen (8a). Das sollte auch
so umgesetzt werden, schließlich steht
die Interaktion mit den Fans (8b)
8b im Vordergrund. Auch hier gilt
das Gebot der Aktualität: Mehrere Tage
alte Einträge lassen an Attraktivität,
Ernsthaftigkeit und Pflege der gesamten
Karriere-Fanpage zweifeln. Aus diesem
Grund sollte das Datum des letzten Beitrages nicht zu alt sein. Darüber hinaus
sollte zeitnah (in der Regel innerhalb
von 24 Stunden) auf Nutzeranfragen/kommentare geantwortet werden. Ein
wichtiges Augenmerk gilt auch der
Häufigkeit des Postens: Zu viele Beiträge, die im Newsfeed des einzelnen Fans
erscheinen, werden schnell als Spam
empfunden. Weist eine Seite nur wenige Beiträge auf, die darüber hinaus in
langen Zeitabständen erfolgen, erweckt
sie schnell den Eindruck mangelnder
Pflege.
wickelt. In Zeiten des Web 2.0 und des
Dialogs in Echtzeit können sowohl der
Bekanntheitsgrad als auch die Attraktivität eines Unternehmens als Arbeitgeber gesteigert werden. Insbesondere
Karriere-Pages auf Facebook bieten
hier vielfältige Möglichkeiten, sich als
Arbeitgeber darzustellen und in einen
authentischen Dialog mit Fans und potenziellen Kandidaten zu treten. Diese
dürfen aber nicht als reines Job-PostMedium verstanden werden.
Und natürlich macht auch hier der Ton
die Musik. Die Beiträge sollten informativ, unterhaltend und aktivierend
sein. Also nicht nur einfach einen Link
posten, sondern diesen ansprechend anmoderieren.
Für eine erfolgreiche Umsetzung einer
Karriere-Fanpage gilt es daher, einen
an die gesuchten Zielgruppen adressierten Internetauftritt zu realisieren,
der für alle Interessenten leicht zu erreichen ist, potenziellen Bewerbern alle
wesentlichen Informationen bereitstellt
und sich die Möglichkeiten der Interaktion in Echtzeit zunutze macht. Zudem
sollten die viralen Aspekte nicht vernachlässigt werden und eine Jobbörse
eingebunden werden.
Summary
Das Internet hat sich in den letzten
Jahren zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Personalmarketings ent-
Hier darf aber eine Präsenz als Arbeitgeber in Facebook nicht enden: Durch
die authentische Darstellung in Text,
Bild und Video sowie den aktuellen, direkten Dialog mit seinen Fans muss die
Karriere-Fanpage gepflegt und weiterhin optimiert werden, um die Vorteile
in vollem Umfange zu nutzen.
Die Bedeutung der Karriere-Fanpage
als Personalmarketing-Instrument wird
in naher Zukunft weiter zunehmen,
da der Einsatz dieses Mediums den
Unternehmen unbestreitbare Vorteile
bringt. Zudem wird die Anzahl der
Facebook-User weiter ansteigen und
die Erschließung neuer Zielgruppen
ermöglichen. Auch wird die Zahl der
Karriere-Fanpages anwachsen, schon
jetzt lässt sich beobachten, dass immer
mehr Unternehmen Facebook als Medium entdecken, um sich als Arbeitgeber
darzustellen.
Das Engagement lohnt sich in jedem
Fall. Denn wie eine aktuelle Untersuchung7 zeigt, steigern gut gemachte
Karriere-Pages die Arbeitgeberattraktivität. Das bedeutet aber auch, dass
schlecht gemachte und lieblos gepflegte
Karriere-Pages genau das Gegenteil
erreichen: nämlich negative Auswirkungen auf das Arbeitgeberimage.
Henner Knabenreich
Henner Knabenreich ist freiberuflicher Berater aus
Wiesbaden. Er hält Vorträge, Workshops und Trainings
zu den Themen Social Media, Personalmarketing und
Ausbildungsmarketing. Darüber hinaus berät er Unternehmen hinsichtlich ihres Online-Personalmarketings
und entwickelt und realisiert mit Partnern Konzepte für
Facebook Karriere-Pages, Karriere-Websites oder andere Online-Personalmarketingmaßnahmen. Er ist gelernter Einzelhandelskaufmann und studierte BWL mit
Schwerpunkt Personal und Wirtschaftsinformatik an der FH Bielefeld. Bereits
seit 2003 beschäftigt er sich mit dem Thema Online-Personalmarketing, ist
Buchautor und Verfasser der ersten Studie zu Facebook Karriere-Pages. Vor
seiner Selbstständigkeit unterstützte er unter anderem Jobware, Bertelsmann,
Kienbaum und tmp (jetzt Personalwerk) mit seiner Expertise.
In seinem über die Fachwelt hinaus bekannten Blog „personalmarketing2null“
bloggt er regelmäßig kritisch und unterhaltsam über Employer Branding, Personalmarketing, Ausbildungsmarketing und Social Media.
48
7
Katja Beyer, „Recruiting im Web 2.0 –
Eine empirische Untersuchung zur Wirkung von Karriereseiten im sozialen
Netzwerk Facebook auf die Arbeitgeberattraktivität bei Hochschulstudenten“
Vision 2030: Take a brand or technology into the future
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www.henkelchallenge.com
49
Apply by December 12, 2011
Karrieremanagement: Der gute Ruf des Digitalen Ich
Michael Gebert, Co-Founder Reputeer GmbH
Soziale Netzwerke im Internet
nehmen immer stärker an Bedeutung zu – und mit ihnen die
Notwendigkeit, sich im Netz als
Person mit einem guten Ruf zu
etablieren. Das ist nicht nur für
persönliche Kontakte, sondern
auch für berufliche Perspektiven
von immenser Bedeutung. Die eigene Reputation im Netz zu analysieren und zu steuern, sehen
Internet-Experten als einen der
Megatrends im Zeitalter des Social Web.
Soziale Netzwerke im Internet können
den Ruf oder die Bekanntheit einer
Person positiv beeinflussen. Der Pressesprecher von Google Deutschland,
Stefan Keuchel beispielsweise, macht
sich das Social Web bewusst zunutze,
um in der Öffentlichkeit Glaubwürdigkeit auszustrahlen. „Ich versuche über
Kommunikationskanäle wie Twitter
oder Xing ansprechbar und möglichst
offen und transparent zu sein“, so Keuchel. In das eigene Image zu investieren, kann sich durchaus lohnen. So ist
Wirtschaftspsychologe Herbert Fitzek,
Professor an der University of Management and Communication in Potsdam
überzeugt, dass der gute Ruf eines Managers die Produktnachfrage steigern
kann: „Produkte verkaufen sich über
Personen, deshalb sollte das Image im
Einklang mit dem Unternehmen stehen.“
Forscher und Strategen beschäftigen sich
derzeit intensiv mit dem Thema Reputation im Netz und den Auswirkungen
auf Wirtschaft und Gesellschaft. „Das
Social Web hat das Kommunikationsverhalten der Menschen revolutioniert
und Unternehmen müssen sich auf einen dialogorientierten Austausch mit der
Öffentlichkeit einstellen“, sagt Prof. Dr.
Thomas Peisl, Professor für Unternehmensführung an der Fakultät Betriebswirtschaft an der Hochschule München,
der sich im Rahmen des Forschungsgebiets Innovationsmanagement mit dem
Thema Online-Reputation befasst. Nach
Peisls Erkenntnissen haben Unternehmen und Personen, die die Möglichkeiten und Risiken des Social Web erkennen und sich zunutze machen, die
größte Chance, erfolgreich ihre Reputation auf- und ausbauen zu können.
Reputation geht weiter als das Image.
Vergleichbar einer Momentaufnahme ist
Image ein kurzfristiges Phänomen, während Reputation auf die langfristige
Wahrnehmung und Nachhaltigkeit abzielt. Ein guter Ruf ist im Wesentlichen
davon abhängig, wie ein Unternehmen
von seinen Interessengruppen wie z. B.
Mitarbeiter, Kunden oder Partner unter
Einbezug vergangener und zukünftiger
Aspekte wahrgenommen wird. Ein guter
Ruf zeichnet sich durch verschiedene individuelle Erfahrungen, Anforderungen
und kognitive Einstellungen aus und ist
stark abhängig vom sozio-kulturellen
Umfeld.
In den USA gibt es bereits eine Reihe an
twitternden und bloggenden CEOs, die
ihre eigene Reputation zum Aushängeschild des Unternehmens gemacht haben und Social Media als wesentlichen
Bestandteil in der Unternehmenskultur
verankert haben. Der CEO des OnlineSchuhhändlers Zappos Tony Hsieh ist
ein Verfechter von Twitter und gehört
mit 1,7 Millionen Followern zu den erfolgreichsten Twitteren in den USA. Zu
einem der wichtigsten unternehmenskulturellen Werte Zappos’ zählt der Aufbau offener und ehrlicher Beziehungen
durch Kommunikation und dies lebt
Hshie als Führungspersönlichkeit vor.
„Investitionen ins Human Capital erhalten durch das Social Web eine neue
Dimension“, ist Prof. Dr. Wilhelm
Maier, Professor für Human Resource
Management an der Hochschule München, überzeugt. Mitarbeiter würden
verstärkt zu Markenbotschaftern, die
Unternehmen helfen können, sich eine
positive Reputation zu verschaffen.
Social Media als Karrierekiller?
Reputation im Social Web
Durch die Entwicklungen des Social
Web hat Reputation noch eine weitere
Dimension hinzu gewonnen: Informationen sind noch transparenter und für
Interessenten leicht zugänglich. Dabei
steht nicht nur das Unternehmen im Fokus, sondern zunehmend die Personen,
die das Unternehmen repräsentieren.
Erfolge und der gute Ruf eines Unternehmens werden stark auf Personen,
die das Unternehmen führen und in
der Öffentlichkeit stehen, projiziert.
Öffentlichkeit bedeutet hier nicht nur
die Präsenz in reichweitenstarken Medien wie TV oder Tagespresse, sondern
auch die neue Öffentlichkeit, nämlich
die der sozialen Netzwerke. Aufgrund
der Eigendynamik im Netz kann ein
Blogeintrag zu weiter reichenden Konsequenzen führen als ein Artikel in den
Medien.
50
Kein Wunder, dass Personalberater bei
der Suche nach Führungsnachwuchs
auch das Internet zu Rate ziehen. Bei
einer Befragung der US-Jobbörse CareerBuilder im Herbst vergangenen
Jahres gaben 26 Prozent der Personalbearbeiter an, Informationen über ihre
Bewerber im Internet zu recherchieren.
Sie klopfen Lebensläufe ab, überprüfen
Referenzen, stöbern nach Meinungsäußerungen und Freizeitaktivitäten. Nicht
selten legen dabei Handlungen und
Meinungen aus der Privatsphäre der
Bewerber Details offen, die Personalchefs weitaus mehr interessieren als die
eingereichten Bewerbungsunterlagen.
Unternehmen gehen auch noch einen
Schritt weiter: Headhunter wie Heidrick
& Struggles beschäftigen ganze Abteilungen, um Kandidaten auf Herz und
Nieren zu überprüfen. (Lesen Sie bitte
weiter auf Seite 52)
1
Googeln Sie sich!
Ego-Googeln ist das Einfachste,
was Sie selbst tun können, um
einen ersten Überblick zu erhalten. Geben Sie Ihren Namen in Suchmaschinen
wie Google oder auch Personensuchmaschinen wie Yasni ein. Welche Personen
erscheinen bei Eingabe Ihres Namens?
Welche Inhalte werden zu Ihrer Person
gefunden? Welche Fotos werden angezeigt? Nutzen Sie auch vielfältige Sucheinstellungen, da Google je nach Ort,
Sprache o.ä. unterschiedliche Ergebnisse
ausspielt.
2
Definieren Sie Ihre Ziele!
Überlegen Sie sich, welche Motive Sie bewegen, Ihre Online Reputation zu steuern. Möchten Sie auffindbar und erreichbar sein für Interessenten
oder Kunden? Möchten Sie als Experte/
in auf einem bestimmten Gebiet wahrgenommen werden? Möchten Sie Ihre
Privatsphäre schützen? Möchten Sie nur
bestimmte Inhalte veröffentlicht sehen?
Möchten Sie unter neuen Erfolgen gefunden werden und nicht unter alten Einträgen?
Leumund 2.0:
10 Tipps für Ihre
Online
Reputation
5
Nutzen Sie Business
Netzwerke!
Pflegen Sie Accounts in Business-Netzwerken wie Xing oder LinkedIn, um sich mit kontrollierten Inhalten
zu präsentieren und Kontaktmöglichkeiten zu möglichen Interessenten zu
schaffen. Nutzen Sie außerdem für Ihre
Berufsgruppe relevante Netzwerke, um
sich der Öffentlichkeit zu präsentieren
und zu positionieren.
6
Bitten Sie Freunde
oder Bekannte, Sie
im Netz zu suchen!
Wie gehen andere User bei der Suche
nach Ihrem Namen vor? Wird Ihre Online Präsenz als positiv oder negativ
wahrgenommen? Werden Sie auf Anhieb
identifiziert oder gibt es Verwechslungsgefahren? Fragen Sie Dritte, ob Sie unterscheiden können, welche Inhalte zu Ihnen
gehören und welche nicht.
Achten Sie auf
Verwechslungsgefahren
mit Namensvettern!
Auch wenn Sie wissen, dass es nicht
Ihre Inhalte sind, Dritte könnten Sie
verwechseln. Sie sollten darauf ein
Auge haben, welche Inhalte über Namensvetter erscheinen. Sollte eine Verwechslungsgefahr bestehen und Inhalte
versehentlich mit Ihrer Person in Verbindung gebracht werden können, so
sollten Sie sich stärker abgrenzen. Stellen Sie Inhalte ins Netz, die unmissverständlich Ihrer Person zuzuordnen
sind! Bringen Sie sich mit bestimmten
Keywords in Verbindung, die sich von
den Themen Ihres Namensvetters abheben!
4
7
3
Achten Sie auf Ihre
Privatsphäre-Einstellungen
in Social Networks!
Falls Sie Soziale Netzwerke wie Facebook nutzen, überprüfen Sie regelmäßig
Ihre Privatsphäre-Einstellungen. Kontrollieren Sie, wer welche Inhalte über Sie
lesen darf und wer nicht. Insbesondere
auf Facebook ändern sich die Einstellungen häufig. Neue Features werden mit
Standard-Sicherheitseinstellungen eingeführt, die Sie in den benutzerdefinierten
Einstellungen ändern können.
Achten Sie auf aktuelle
Kontaktdaten!
Falls es Ihnen wichtig ist, im Internet gefunden zu werden und Kontaktaufnahmemöglichkeiten zu schaffen, so
sollten Sie stets dafür sorgen, dass nur
aktuelle Kontaktdaten von Ihnen zu finden sind. Oft sind alte Postanschriften,
Telefonnummern oder E-Mail-Adressen
im Internet zu finden, über die Sie nicht
mehr zu erreichen sind. Ebenso sollten
Sie alte Accounts in Netzwerken löschen,
in denen Sie nicht mehr aktiv sind.
51
8
Beeinflussen Sie Ihre
Suchergebnisse!
Wenn Sie negative Inhalte oder
auch Fotos gefunden haben, die Sie in
ein falsches Licht rücken oder diskreditieren, müssen Sie mit Bedacht reagieren.
Oft gießt man mit einem Löschungsgesuch eher Öl ins Feuer und die Nachricht
verbreitet sich danach wie ein Lauffeuer.
Überlegen Sie also gut, ob Sie einen sogenannten Shitstorm riskieren möchten
oder ob Sie auf die Hilfe einer Agentur
zurückgreifen. Bei Beiträgen in Sozialen Netzwerken könnten Sie denjenigen,
der den Beitrag eingestellt hat, bitten, die
Bemerkung, das Foto o.ä. zu löschen.
Bei Artikeln in Blogs oder Webseiten
müssten Sie den Webseitenbetreiber kontaktieren und um die Löschung bitten.
Nur im äußersten Fall sollten Sie auf einen Anwalt zurückgreifen. Im Regelfall
wird das Vorgehen Sie viel Geld kosten,
die Aussichten auf Erfolg sind ungewiss.
Alternativ können Sie positive, von Ihnen
erstellte und gesteuerte Inhalte publizieren, die die ungewünschten Inhalte aus
dem Blickfeld verdrängen.
9
Bleiben Sie authentisch!
Sie dürfen, auch wenn Ihre Motive für Online Reputation Management beruflicher Natur sind, auch
als Privatperson im Netz gefunden werden. Keiner verlangt von Ihnen, dass Sie
in Ihrem Facebook-Account nur Fotos in
Business-Outfit einstellen oder in Ihrem
privaten Twitter-Account nur über berufliche Themen schreiben. Das Wichtigste
ist: Bleiben Sie authentisch und sympathisch und hinterlassen Sie ein stimmiges
Bild zu Ihrer Person. Sie sollten keine
widersprüchlichen Aussagen hinterlassen
oder an Ihrer Glaubwürdigkeit zweifeln
lassen. Haben Sie in Ihrem XING Profil
angegeben, dass Sie gerne Golf spielen,
so kann ein Foto von Ihnen auf dem Golfplatz Ihre Glaubwürdigkeit stützen.
10
Überwachen Sie, was über
Sie veröffentlicht wird.
Nutzen Sie Dienste wie z.B.
Google Alert um sich regelmäßig über
neue Inhalte zu Ihrem Namen informieren zu lassen.
(Fortsetzung von Seite 50) Im indischen
„Knowledge Management Center“ des
weltweit operierenden Personalberatungsunternehmens beispielsweise, erstellen Experten nach Informationen
der Wirtschaftswoche bis zu 25-seitige
Dossiers über potenzielle Führungskräfte – natürlich mithilfe des Internets.
Diese Entwicklung geht auch aus einer
empirischen Studie des Lehrstuhls für
Unternehmensführung an der Hoch-schule München unter der Leitung von Professor Peisl hervor. In einer qualita-tiven
Studie wurden Personalberater befragt,
inwieweit Online Reputation die Karrierechancen beeinflusst. Die Ergebnisse
zeigen ein deutliches Bild: 86 Prozent
der Personalberater machen eine OnlineRecherche über Bewerber-kandidaten und
mehr als ein Drittel halten das „Digitale
Erscheinungsbild“ des Kandidaten für relevant bzw. sehr relevant. „Fakt ist, dass
der Großteil der Personalberater schon
Kandidaten wegen ihres schlechten Rufs
im Internet abgelehnt haben“, sagt Professor Peisl. Die häufigsten Ursachen für das
Ablehnen eines Bewerbers seien unpassende Kommentare oder Fotos, Bedenken
bezüglich des Lebensstils und Falschangaben in der Bewerbung.
Karriere oder Privatsphäre?
Aber wie beurteilen Studenten, Absolventen und Young Professionals die Prä-
senz von Arbeitgebern in Sozialen Netzwerken? In der digitalen Welt beeinflusst
ein ganzes Arsenal von neuen Medien
wie Blogs, Tweets, SMS, Posts auf Facebook oder Videos auf Youtube die Reputation im realen Leben. Gerade in Bezug
auf das eigene Karrieremanagement
herrscht unter Absolventen und Young
Professionals große Unsicherheit. Eine
Studie von Kienbaum, die die Erwartungshaltung der Bewerberzielgruppe im
Hinblick auf die Bedeutung der Sozialen
Netzwerke im Recruiting untersuchte, ergab, dass viele nicht daran glauben, dass
die Jobsuche über das Social Web einen
Nutzen bringen könnte. Bemerkenswert
ist, dass die Haltung von Studenten, Absolventen und Young Professionals gegenüber Arbeitgeberpräsenzen in Sozialen Netzwerken je nach Fachbereich sehr
unterschiedlich ist: Während 44 Prozent
der Wirtschaftswissenschaftler große
Chancen in der Jobsuche über Soziale
Netzwerke sehen, schließen 33 Prozent
der Naturwissenschaftler die Möglichkeit kategorisch aus.
sei die Bereitschaft da, sich auf den Dialog mit Arbeitgebern und Personalern im
sozialen Netz einzulassen, so Behrendt.
„Die meisten Kandidaten trennen scharf
zwischen privaten und beruflichen sozialen Netzwerken“, interpretiert Lisa
Behrendt, Bereichsleiterin Online & Interactive bei Kienbaum Communications
GmbH & Co. KG die Studie. Facebook
z.B. sei für sie ein rein privates Netzwerk in dem Arbeitgeber und Personaler
„nichts zu suchen haben“. Gleichzeitig
Wer in sozialen Netzwerken unterwegs
ist, der sollte auf der Hut sein und sich
die Frage stellen, welcher Ruf ihm vorauseilt. Da das Selbstbild im Netz sehr
stark von Fremdeinwirkungen geprägt
ist, ist es wichtig, die Fäden in der Hand
zu behalten. „Reputation ist die Visitenkarte der Persönlichkeit und muss gerade
durch die neue Dynamik sozialer Medien proaktiv aufgebaut werden – bevor
es andere tun“, ist Dr. Bernhard Doll,
Geschäftsführer der Unternehmensberatung Orange Hills GmbH überzeugt.
Doll proklamiert den offenen Umgang
mit der eigenen Identität im Web und
hält Reputation für ein immens wichtiges
Zukunftsthema.
Dazu gehört, die eigene Reputation im
Netz ständig im Blick zu behalten, zu
analysieren und die Informationen über
das eigene Persönlichkeitsprofil sinnvoll
zu verdichten. Nur wer ein klares Bild
davon hat, wie sich die eigene Reputation im Netz entwickelt, wird auch in der
Lage sein, diese positiv zu steuern und
frühzeitig negative Einflüsse abzuwehren.
Michael Gebert
Michael Gebert ist Mitgründer der Reputeer GmbH &
Co.KG, einer Beratungsagentur für Executive Reputation Management, und verfügt über eine langjährige
Expertise im Internet Business. Sein Weg führte den
studierten Betriebswirt über LTX in Boston, Compuserve und der Gründung von Global Login zum Aufbau
des adMaster Werbenetzes mit dessen Börsengang am
Neuen Markt im Jahr 2001. Als Initiator der Marketing
Society und der Tweet Akademie ist Gebert Spezialist für Social Media Marketing. Reputeer bietet das Online Reputation Summary-Tool an, das interessierten Personen nach Eingabe einiger weniger persönlicher Daten eine aktuelle
Analyse und Bewertung ihrer Online-Präsenz liefert. Informationen zu diesem
Tool finden Sie unter www.reputation-summary.de
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Den meisten ist nicht bewusst, dass die
Datenspuren, die Alltagshandlungen im
Netz hinterlassen, sich ganz einfach zu
einem Persönlichkeitsprofil zusammenbauen lassen – und wie wenig man dies
unter Umständen beeinflussen kann.
Gefährlich wird es vor allem dann,
wenn das Profil Fehler enthält, Informationen veraltet oder verjährt sind
oder sich gar auf eine ganz andere Person mit gleichem oder ähnlichem Namen beziehen. „Vielen ist unklar, wie
sie ihre eigene Online Reputation steuern können. Entweder wissen sie nicht,
wie sie sich schützen können und ihre
Privatsphäreeinstellungen richtig einstellen. Oder sie zensieren sich selbst
um erst gar nicht auffällig zu werden“,
sagt Lisa Behrendt.
Eigenes Persönlichkeitsprofil
verfolgen
The Ultimate Social Media Etiquette Handbook
Tamar Weinberg
Social media mimics real relationships –
in many cases. Would you do the following within real face-to-face relationships?
• Jump on the friendship bandwagon
without properly introducing yourself?
• Consistently talk about yourself and
promote only yourself without regard
for those around you?
• Randomly approach a friend you barely talk to and simply ask for favors –
repeatedly?
• Introduce yourself to another person
as “Pink House Gardening?”
If you answered yes to any of these
questions, you may need a refresher
course on social media etiquette – and
perhaps real-life etiquette also. Here are
some egregious sins that you must not
perform on social media sites. Avoid
these violations and learn how to manage and maintain online relationships on
a variety of popular social media sites.
Facebook
• Using a fake name as your Facebook
name. I can’t tell you how many people have added me and their last name
is “Com” or “Seo.”? I’m not adding
you unless you can be honest about
who you are. Once upon a time, Facebook deleted all of the accounts that
portrayed people as business entities
or things. I wish Facebook would employ the same tactics yet again, because I’m not adding a fake identity as
a friend.
• Publicizing a private conversation on a
wall post. In case it isn’t obvious, Facebook wall posts are completely public to all your friends (unless you
tweak your privacy settings). Private
matters should be handled privately:
via email or even in Facebook private
messages.
• Tagging individuals in unflattering
pictures that may end up costing your
friends their jobs. Avoid the unnecessary commentary also, especially on your
childhood pictures that portray your
tagged friends as chubby and not so popular. Further, if your friends request to
be untagged, don’t make a stink of it.
ce like Facebook without knowing
who you are, even with the proper introduction. If you’re looking to establish a professional relationship with
someone, consider LinkedIn. Otherwise, consider building up a rapport
with an individual before randomly
adding them as your friend. Some
people require face-to-face meetings
before they invite you into their private lives. After all, Facebook was a tool
that college students were using before
it was open to the public, and some
still use it as a purely personal and not
a professional tool. LinkedIn is still seen
as the more professional of the two.
Considering the above example, I pose
a question on Facebook etiquette: Is it
appropriate to let these requests sit in
pending mode or to reject the friends
outright? In many instances, these requests are probably better off sitting
indefinitely (and it’s healthier than the
rejection). Plus, in the future, you may
want to end up responding to that friend
request positively.
Twitter
• Adding users as friends without proper
introductions. If you’re looking to make
friends, tell people who you are. Don’t
assume they know you – especially if
they, well, don’t.
• Abuse application invites and consistently invite friends to participate in
vampire games. Many call this spam.
• Abusing group invites. If your friends
are interested, they’ll likely join without your “encouragement.” And if
they don’t accept, don’t send the group
request more than once by asking
them to join via email, wall post, or
Facebook message.
• Turning your Facebook profile pho
to into a pitch so that you can gather
leads through your Facebook connections. Thanks, but no thanks. Facebook
is about real friendships and not about
business – at least not to me.
The image above was taken last night
and represents the number of pending
requests I have on Facebook. If you’re
one of the pending friends, you may
have violated one of the above rules.
Otherwise, see this post.
That said, there’s one other rule that
some individuals follow. I know this
isn’t the case for all individuals, so your
mileage may vary:
• Forgetting that some individuals won’t
network with you on a “personal” spa-
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• Following a user and then unfollowing them before they have a chance
to follow back. Or unfollowing them as
soon as they follow you.
• Mass-following everyone so that you
can artificially inflate your numbers.
Then, you use that number as a success
metric for influence. And maybe then
you submit a press release about it.
• Consistently using your Twitter
stream for nothing but self-promotion
and ego. Profy highlights this phenomenon quite well.
• Requesting that your friends Retweet
your Tweets on a consistent basis. This
is much more bothersome when the request comes via IM or email and not on
Twitter itself. The bottom line: If your
content is good enough to stand on its
own, it will be Retweeted. There is no
reason to make a personal request. (And
if it doesn’t stand on its own, it usually
doesn’t need to be retweeted.)
• Not humanizing your profile. Twitter is
also about real relationships. Add an avatar and a bio at the minimum. Let people know who you are. To take it a step
further, make it easy for people to contact
you outside Twitter if necessary. This is
especially important if someone on Twitter needs to reach you but can’t direct
message you since you’re not following
them!? If they’re making the effort, it’s
probably because they really want to talk
to you. (Was it something you said? Usually.)
• Streaming only your blog’s RSS feed
on Twitter. (If you’re following anyone
like this, feel free to take my advice and
unfollow them right now. They won’t engage with you, so why engage with their
narcissistic self-promotion?)
• Using Twitter to repeat personal and
confidential correspondence. If you’re not
happy with the way an email communication progressed about a private matter,
take it up with the person who you were
emailing to square things away. Certainly, don’t broadcast your dissatisfaction
with the turnout to your entire Twitter
audience. It looks unprofessional for you
and makes you appear untrustworthy.
• Leverage your Twitter connections to
send spam via direct messages to those
who follow you. Two days later, you may
wonder why they don’t follow you anymore.
• Abusing Twitter hashtags during a crisis. It’s a shame that Mumbai happened,
but this was not the opportunity to capitalize on your CRM software.
• Using your Twitter feed as a chat room
for conversations that are exclusive in nature and not as a broadcast medium. It’s
nice that Twitter empowers you to use
the @ symbol to talk directly to individuals, and that’s fine in moderation. As
a friend recently said to me, “I’m tired of
my Twitter feed being a [private] conversation between person X, person Y, and
person Z.” Why don’t the three of you get
a room? [Update: Since this particular
tidbit had some follow-up discussion, I
summarize this point from @cheapsuits:
„The tweeps that talk everyday to each
other about banalities gets old.“? The
emphasis here is on „chat rooms“ that
exclude other individuals in conversations that do not provide value. At all.
Ever. I think we all would agree about
that point! I also added some new points
in italics to clarify.]
visibility and eyeballs. Once upon a
time, I stumbled upon a Digg submission of a Sphinn submission of a blog
post. Seriously? Why don’t you just
submit the blog post directly instead of
using the other sites as conduits? (This
infraction goes for all social sites that
accept submissions, and not just StumbleUpon.)
LinkedIn
Blogging and Commenting
• Gathering all the email addresses of
users you are connected to – even locating email addresses of LinkedIn Group
managers – and utilizing this mailing
list to promote your own company or
service off-site. In a specific case, I
manage a few LinkedIn groups so my
email address is far more visible on the
site than I’d like. I’m not connected to
the LinkedIn individual who spammed
me, but he still took the liberty to use
my email address for his personal gain
in a completely unsolicited fashion.
Perhaps this individual lost sight that
LinkedIn is a professional network and
not a spam facilitator. Even so, recipients should still be required to opt in.
• Asking for endorsements from individuals you don’t know or that didn’t do a
good job in your employ.
• Writing a recommendation for someone and then firing them just a few days
later.
YouTube
• Asking someone repeatedly to watch
your crummy video, subscribe to your
channel, and give you a 5-star rating.
• Force people to subscribe to your You
Tube channel by applying an iFrame
exploit.
StumbleUpon
• Sending more than one story to your
network daily. The key to success is
moderation. Excess converts to spam.
• Submitting and reviewing only your
own articles. Do you self-promote this
often in real life?
• Submitting a story from another social news site to StumbleUpon for more
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• Commenting on other articles and using
the name “Yellow Brick Plumbing.” Isn’t
your name actually Alan? There’s no
SEO value to these comments (they’re nofollowed by default), and all this approach
does is makes you lose credibility in the
eyes of the blogger. This isn’t the way to
network!
• Using content from another blog without attribution. Sometimes a specific
blog will get an exclusive. Then, another
blog will write on the story using the original blog post as its “source” without attribution. Even popular blogs will rip off
stories from lesser known blogs in their
space. Don’t let greed get in the way of
your own blogging habits and make sure
to link out where appropriate.
• Sending a pitch to a blogger requesting
a link exchange even though your site has
no relevancy at all to their content. I write about social media, people, not about
beer bongs. And well, they say that social media is the new link exchange, so
instead of asking for an old-fashioned
link (which might have worked in 2002),
consider using a more viable strategy for
this modern time period.
• Turning a blog into a flame war against
someone you don’t like. Scott Hendison
recounts how forum spam not only turned
into a bitter heated battle that may end up
going to the courts but how the individual
responsible for the abuse is not slowing
down. If you’re wrong, acknowledge the
wrongdoing and don’t use other blogs to
tarnish someone else’s image.
Other Social Sites
•Join a new social network and then invite everyone you’ve ever emailed in your
lifetime to the service by submitting your
entire Gmail address book when the service requests it. Reading the fine print is
a wonderful – and you should never volunteer your email account’s password to
the social site anyway. (It’s also helpful
to keep in mind that your email account
password should not be the same as your
social profiles, and that’s not a question
of etiquette – it’s common sense!)
Finally, a word on social media
etiquette in general:
You’re leaving your digital signature on
the Internet right now. Think about the
consequences of your engagement on
any social site. Racial slurs, criticisms
without warrant, and blatant abuse don’t
work in real life, and they really have
no place in the social media channels
simply because you are far more anonymous on these sites. If you were living in New York and you walked up to
a stranger with the same foul-mouthed
comments that are rampant on many
social media sites, you may never make
it home. Consider how your comments
would be perceived before you actually
post them, and think about logic above
emotion at all times. Above all, think
about maintaining a certain level of
professionalism, since people can use
whatever you make “permanent” on
these sites against you. Not all blogs
will remove a comment after you’ve requested that they do so simply because
you were angry when you wrote the
comment. Before you hit “post,” realize
that this will be a permanent reflection
of your identity and that it may never be
erased. It may even be used against you.
any of the above social sites – or perhaps
on sites that I haven’t yet shared? If so,
please share these infractions in the
comments.
(Thanks to Twitter users trontastic,
jillwhalen, BrettFromTibet, digiphile,
ezra-butler, hakerem, debramastaler,
aviw, seofactor, danielthepoet, Stuartcfoster, RuudHein, papei, lunaroja, gingie822, rafaelmarquez, susqhb, chrisgarrett, brokerkathy, DavidWallace,
rogerdooley, WayneLiew, JasonPeck,
and BarbaraKB their insights!)
Tamar Weinberg
Conclusion
Remember that social media communities are real relationships, real conversations, and as such, they should be
treated like they are real. It’s not about
a me, myself, and I mentality. It’s about
the collective, the community, and the
common good.
Do you find that there are other social
media violations that are committed on
Tamar Weinberg (@Tamar) ist eine OnlinemarketingBeraterin aus New York, spezialisiert auf virales Marketing und Social Media Marketing. Sie ist Autorin des
Buches Social Media Marketing – Strategien für Twitter, Facebook & Co (O‘Reilly, Mai 2011), ein Standardwerk für Social Media Marketing.
Sie ist eine anerkannte Meinungsmacherin im Web und
wurde von NxE‘ als eine der einflussreichsten weiblichen Bloggerinnen ausgezeichnet. In ihrem Blog Techipedia bloggt Sie über ihre Gedanken zu sozialen
Medien.
55
OPEN PRIVACY – The revolution will not be anonymous
Walter Matthias Kunze, trendquest
Ich sitze in der Hamburger „bar rossi“,
mache mir Notizen zum Artikel für OSCAR und neben mir vergnügt sich eine
Gruppe Hamburger Partyjungs. Mein etwas angeheiterter Nachbar fordert mich
mehrmals auf, ihn doch auf Facebook zu
adden – schließlich tippe ich ja grade auf
meinem HTC-Smartphone da liegt es auf
der Hand, uns zu vernetzen. Er verrät mir
seinen vollen Namen, ich erinnere mich
an eine Bekannte aus der Studienzeit mit
demselben Nachnamen: „Du bist nicht
vielleicht mit Gesine verwandt?“ – Er
bestätigt dies gleich: „Klar, bin ich. Ey,
adde mich doch mal!“ – „Warum?“ –
„Weil ich ’n cooler Typ bin! Prost Matthias!“ – „Prost Christopher!“ ... mein
neuer Freund dreht sich nun endgültig
wieder seiner Clique zu und ich denke:
Ein Name und ein winziger sozialer Bezug reichen, um den Fremden neben mir
transparenter zu machen, als er mir selbst
direkt erzählen würde. Dabei haben wir
uns grade erst vor fünf Minuten getroffen.
Wie steht es da mit solchen Unternehmen
wie Facebook selbst? Warum stört es
viele nicht, dass ein Unternehmen mehr
über sie weiß als der eigene Partner?
Fragen – und haben die Kunden ein
Recht dazu, die Identität Ihrer ProduktMarken neu zu definieren?
Die klassischen Social-Media-Fragestellungen sind eigentlich uralte soziobiologische Fragen – und Menschen wie
Unternehmen befinden sich plötzlich
wieder mitten in der Steinzeit – oder
noch schlimmer – unter Primaten!
Warum ist das so mit der zunehmenden
Transparenz, warum nutzen wir alle so
bereitwillig soziale digitale Netzwerke?
Dieser Trend ist eigentlich leicht verständlich – er fußt zu großen Teilen auf
einem natürlichen Grundbedürfnis nach
sozialem Austausch. Der Trend der offenen transparenten Privatsphäre baut auf
einem Grundprinzip der Selbstorganisation, wie wir es aus der Natur kennen,
auf. Den „Social Stream“ – so nennen
wir dies bei trendquest.
Wir Menschen sind soziale Lebewesen.
Das Sozialverhalten liegt in unseren
Genen. Wir können nicht ohne sozialen
Austausch leben, denn er stabilisiert unser soziales Umfeld wie auch unsere individuelle Persönlichkeit.
Wie ist das umgekehrt? – Liebe Leser,
sicher sind Unternehmer unter Ihnen?
Ihr Unternehmen hat doch sicher für Sie
auch eine Art eigene virtuelle Persönlichkeit – und damit sogar eine eigene
Privatsphäre?1
Soziale Vernetzung ist uns von Mutter
Natur mit in die Wiege gelegt worden.
Schon zu prähistorischen Zeiten, bei unseren Primatenvorfahren, war der sozialvernetzte Austausch lebensnotwendig.
Wie gehen Sie damit um, wenn Ihre
Kunden mehr über Ihr Unternehmen herausfinden wollen, als Ihr Unternehmen
selbst nach außen kommuniziert?
Sie instruieren die Marketingabteilung,
die Social Media Strategie anzupassen,
damit die Kunden das Gefühl haben,
man bleibt mit ihnen im Gespräch. Aber
was machen Sie mit allzu hartnäckigen
Der kontinuierliche soziale Austausch
(„Wie geht es dem Nachbarn?“, „Was sagt
der Schamane?“, „Wo ziehen die Wildtiere entlang?“, etc.) hielt unsere Vorfahren
in der kleinen Urmenschensippe am Leben. Nur durch transparenten sozialen
Austausch wussten und wissen alle Mitglieder der Gruppe, welche Bedarfe gerade wo gefordert oder gegeben sind. Das
1
eine Corporation ist ja eine Körperschaft mit sozusagen individuellem Körper
56
gab ihnen Schutz und Sicherheit nach
außen.
Dieses Prinzip ist also sehr alt und sehr
tief in uns verankert. Und in der lokalen
kleinen Gruppe funktionierte so etwas
sehr gut, denn die Kommunikationswege waren kurz und direkt und die soziale Transparenz funktionierte für jedes
Gruppenmitglied.
Aber: Je mehr Menschen zusammen lebten, umso mehr verschwand die Transparenz. Wir Menschen lebten zunehmend
in der wachsenden Gemeinschaft von
vielen Sippen.
Damit änderte sich vereinfacht gesagt die
Rechnung: Mehr Menschen, mehr nötige Versorgungswege und Infrastruktur,
mehr Information, mehr Organisationsbedarf ... Je mehr Menschen zusammen
lebten, umso mehr Aufgaben gab es zu
strukturieren – und zu kontrollieren!
Logisch: Jede Sippe wählte ab einer gewissen Größe ihr Sippenoberhaupt – Königin, König, Priesterin, Häuptling oder
Matriarchin ... jede wachsende Gruppengemeinschaft bildet irgendwann ihre
Führungsgruppe heraus, bedingt durch
die zunehmende Komplexität.
Schnell entstanden durch mehr Kontrollund Organisationsbedarf auch mehr Entscheidungs-Hierarchien. Wer Aufgabenbereiche kontrollieren muss, kann auch
mal Entscheidungen treffen, ohne die
unteren Ebenen über alle Beweggründe
informieren zu müssen.
Die direkte soziale Transparenz verschwindet zwischen den Entscheidungsebenen. Sie funktioniert dann nur noch
auf der Ebene der kleinen lokalen Gruppe.
Die Entscheidungen der obersten Ebene
sind für die unterste Ebene zunehmend
intransparenter je größer und damit komplexer die soziale Gemeinschaft wird.
Der Himmel fällt uns auf den Kopf
Es ist wie bei den Asterix-Galliern:
Asterix‘ Dorf-Häuptling Majestix geht
selbstverständlich nicht zu Fuß zu
Staatsangelegenheiten. Er sitzt auf seinem Schild-Thron und lässt sich tragen. Für seine Schildträger unter ihm
reicht es dabei, zu wissen, wohin sie
gehen sollen. Warum der Chef welche
Entscheidung trifft, ist für die unteren
Ebenen unwichtig. Hauptsache, sie tragen ihn.
Je höher die Hierarchie-Ebene, desto
mehr Information geht verloren und
umso mehr Entscheidungsgewalt (und
Steuerungsbedarf) besteht seitens der
oberen Hierarchien. Die EntscheidungsInformation kommt von oben. Wer an
der Spitze ist, ist Informations-Sender –
und am intransparentesten für die untersten Ebenen. Wer an der Spitze ist,
muss dabei auch die eigene Position und
die vertikale Hierarchie erhalten.
Solche vertikalen Strukturen funktionieren solange gut, wie ihre Umgebung
relativ stabil bleibt. Sie sind wie Monokulturen: Hoch spezialisiert und im
Ergebnis für ihre individuellen Zweck
effizient. Allerdings reicht schon ein destabilisierender „Virus“ und sie geraten
in Lebensgefahr.
Denn sie können auf ungewohnte
schnelle Veränderungen nicht schnell
genug reagieren.
Wovor hatte Häuptling Majestix am
meisten Angst? Dass ihm der Himmel
auf den Kopf fällt.
Tja. Der Himmel fällt für viele Majestixe. Weil oben nicht mehr oben und unten nicht mehr unten ist.
Wir sind mehr und mehr miteinander
vernetzt, unsere sozialen Technologien
entwickeln sich laufend weiter. Dies
übrigens auch, gerade weil wir vernetzt
sein wollen.2
Foto: © See-ming Lee; Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bird_Houses_
20071230.10D.46705_SML.jpg
Die Sache ist zum Selbstläufer
geworden
Technologie und mobiles Internet erlauben nun auf neuem Niveau die Rückkehr zur uralten transparent vernetzten
Sippen-Kommunikation:
Erneut leben wir im kontinuierlichen
Social Stream – jetzt und heute allerdings potenziert, nicht-lokal und auf
wesentlich breiterem Spektrum.
Wir verabreden uns sehr oft spontan in
der virtuellen Dorfmitte (Mobil, Facebook, 4square, etc.). Und wir erfahren
schnell und transparent, wo gerade
welches Event ist, wer mit wem Freundschaften knüpft, welcher Job mögli-
2
cherweise vakant ist oder wo eine Wohnung frei wird.
Durch das Social Streaming sind wir
stetig im Bilde über unsere soziale Umwelt. Und wir erfahren Hintergrundinformationen auch zu den von uns genutzten Produkten und Unternehmen.
Wir definieren deren Identität sogar, so
wie es uns gerade passt. Egal, ob die das
wollen oder nicht.
Auch Unternehmen und Marken sind
nun eigene virtuelle Personen. Und damit werden sie zunehmend zu gleichberechtigten Mitgliedern innerhalb einer
sozialen Gruppe – sie sind 1 Stimme
innerhalb der Zielgruppe und Kundengruppe mit vielen Stimmen. Und jeder
Faszinierend daran: Das Bedürfnis nach transparenter Gesellschaft ist mittlerweile ein Selbstgänger: Fällt die direkte technologische
Kommunikationsinfrastruktur weg, nutzen wir Menschen die nächstmöglichen Mittel und Wege, und wenn es Funkgeräte oder Brieftauben
sind – wie bei der Umgehung der staatlichen Netzsperren im Rahmen der Revolution in Ägypten
57
weiß: Wer innerhalb der eigenen Gruppe dem sozialen Gruppen-Stil widerspricht, hat schlimmstenfalls die Gruppe gegen sich – weil die soziale Gruppe
sich eine eigene Meinung bildet.
Soziale KommunikationsKompetenz ist der Trend
Vormals eher vertikale Sender-Empfänger-Hierarchien, wie wir sie von den
klassischen Modellen Anbieter-Kunde,
Staat-Bürger oder WerbetreibenderZielgruppe kennen, stehen unter massivem Anpassungsdruck.
Menschen wollen sich sozial vernetzen, weil es in ihren Genen liegt. Weil
sie dies nun auch über die Grenzen von
Raum und Hierarchie hinweg können,
werden sehr viele dieser früher effizienten vertikalen Systeme zunehmend ersetzt durch effizientere direkt vernetzte
flexible Kommunikations-Netzwerke.
Die uralten biologischen Prinzipien
kommen wieder durch – und diese fordern auch mehr soziale Transparenz.
Und darum machen wir das mit, wir
Menschen. Darum geben wir solchen
privatwirtschaftlich geführten Firmen,
Werbestrategen, staatlichen Erkennungsdiensten, Wähler- und Zielgruppen-Erforschern jeglichen Zugriff auf
unsere ganz persönlichen Details unseres Privatlebens.
Sie bilden die soziale Infrastruktur.
Facebook, Google und Co. sind die
neuen Telefongesellschaften – soziale
Kommunikation und Vernetzung geht
bald nicht mehr ohne diese Unternehmen.
Weil unser soziales Kommunikationsunterbewusstsein sozusagen „besinnungslos“ jede noch bessere Form der
Kommunikation wahr nimmt, denken
wir nicht groß darüber nach, dass wir
wildfremden Firmen unsere ganz private Privatsphäre verraten.
Warum auch? Wir haben ja nichts zu
verbergen. Es ist praktisch, durch Facebook oder Google+ genau die Produkte
angeboten zu bekommen, nach denen
wir vor wenigen Stunden oder Tagen
noch mal kurz gesucht haben.
Es ist wieder wie auf dem alten Dorfplatz bei Tante Emma im Laden: Tante
Emma kennt meine Lieblingsbonbons
und meine Lieblingszeitung und mein
Lieblingseis. „Klasse, wie praktisch!“
Wenn nun statt Tante Emma ein Konzern weiß, „was gut für mich ist“ – ist
das dann auch immer noch wirklich
gut? Würde ich aufgrund meiner seitens Facebook/Google/etc. abgehörten
und abgespeicherten Such-Transparenz
nicht einfach „zugeworben“ werden mit
gesteuerter Werbung des meistzahlenden Anbieters ...? Was ist mit möglicherweise besseren, ethisch nachhaltigeren oder gesünderen Produkten? Wie
erfahre ich noch von Alternativen?
Such is life, könnte man sagen. Klar,
irgendwie müssen auch solche Firmen
wie FB und G+ ihre Dienstleistungen
finanzieren. Da müssen wir denen auch
ein Stück weit vertrauen. Oder?
Nur was ist, wenn es sich dann irgendwann nicht um Produkte sondern um
Wählerstimmen oder demokratische
Entscheidungen dreht? Woher weiß
ich, dass nicht irgendwann auch meine Regierung oder zur Wahl stehende
Partei ähnlich vorgeht (oder sich bequemerweise per Gesetz gleich bei FB
und G+ bedient), um mehr über mich zu
erfahren und das Wissen zu nutzen, um
von mir bevorzugt „gemocht“ zu werden? Wenn meine Regierung vielleicht
schon „weiß“, was „gut“ für mich ist
und somit auch bei persönlichen oder
demokratischen Belangen gleich mal
für mich entscheidet – ohne mich noch
einmal zu fragen?
Sind diese Fragen weit her geholt? Nicht
unbedingt. Ansätze wie auch Umsetzungen gibt es zunehmend.
Mehr soziale Transparenz – das bedeutet: Wir erleben auch mehr soziale Dynamiken, weil eben diese Transparenz
nicht nur einseitig stattfindet.
58
Der Trend zur transparenten Privatsphäre ist beidseitig.
Firmen, Netzwerke, Parteien oder Regierungen erfahren mehr über uns – und
wir wollen mehr über diese erfahren.
Der Austausch funktioniert nach sozialen Kommunikations-Prinzipien. Und
wir bezahlen Facebook, Google und
viele mehr für die Lieferung der Kommunikations-Infrastruktur mit unserer
sozialen und persönlichen Information.
„Zahlen Sie einfach mit Ihrem guten
Namen“ – dieser uralte Werbespruch
funktioniert, weil er das Bedürfnis der
sozialen Reputation anspricht.
Und das ist der Trend: Sozialverhalten
und soziale Information haben das Potenzial, große Teile der Finanzwährungen zu ersetzen.
„Märkte sind Gespräche“ – diese These aus dem Cluetrain-Manifest von 1999
klingt zwar banal, aber bringt es auf den
Punkt. Als soziale Lebewesen wollen –
ja, müssen wir – sozial sein und können
auch in Zukunft nicht mehr ohne transparente Privatsphäre leben. Und das gilt
nicht nur für private Personen sondern
auch für unsere Wirtschaft.
„Sex sells“ wird damit nicht mehr der
best selling Marketingkanal. Heute und
in Zukunft gilt der Trend „Social Sells
in Social Cells“! Die soziale Gruppe ist
heutzutage alles: Märkte, Gesellschaft,
Politik, Zivilisation, Menschheit.
Soziales Wohlverhalten ist die Währung
der Zukunft und wird die reine Finanzkraft in großen Teilen ersetzen. Denn
wer sozial anerkannt ist und sich sozial kommunikativ im Sinne der eigenen
Gruppe(n) verhält, auf den hört die soziale Gruppe. Wer es stattdessen wagt,
soziale Kommunikation zu unterbinden
oder zu behindern, der wird von der
Gruppe isoliert, übergangen oder ersetzt.
Soziale Gene sind die Treiber:
Dies gilt – ob wir wollen oder nicht.
Das verändert alles.
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/
Google_ Street_View#Kontroversen_
um_Datenschutz
(siehe auch Hinweise zur Diskussion in
Schweiz und Japan)
SEMCO-Unternehmensgruppe: Marktführer durch Transparenz
Sehr interessanter Artikel auf Wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Ricardo_Semler
Open Privacy – Fünf Schritte
zur konkreten Umsetzung
Praxisrelevanz für die nächsten fünf Jahre 2011–2016
1. Wir-Gefühl bei Marke & Kommunikation schaffen: Transparenz macht stark!
2. Soziale Kontinuität zeigen
3. Bedürfnisse der Kunden nach
Nachhaltigkeit bis Authentizität
in die eigene Vision integrieren
4. Kunden definieren die Marke gemeinsam mit dem Unternehmen
5. Integration der Prinzipien Kollaboration und Transparenz in Unternehmen und Außenkommunikation – Ziel: innen wie außen
gleichwertig
Minecraft: Kunden als Shareholder und
externes Business Development
Extrem rasches Wachstum: 10%/Woche. (Status 29.11.2010)
Erster Alpha Release: 17.05.2009
Aktuelle Zahlen: 14,296,723 registrierte
Nutzer, von diesen 3,659,420 (25.60%)
Käufer der erweiterten Version. (Status
01.10.2011)
Quelle: http://www.minecraft.net/stats
sowie
http://en.wikipedia.org/wiki/
Minecraft
AbgeordnetenWatch: Bürger schaffen
Transparenz zu Abgeordneten und erschaffen einen Standard:
http://www.abgeordnetenwatch.de/
wir_ueber_uns-150-0.html
XING & LinkedIn: CEOs und Top-Manager internationaler Unternehmen zeigen ihre Lebensläufe und -details offen
im Internet:
www.xing.com und www.linkedin.com
Shazam – Transparenz und Allgegenwart der Information
http://en.wikipedia.org/wiki/Shazam_
%28service%29
Walter Matthias Kunze
Walter Matthias Kunze ist Gründer & CEO von
trendquest, eines der führenden Unternehmen für Sozio-ökonomische Trendforschung. trendquest erstellt
umsetzungssichere Lösungen für wichtige Fragen der
Wirtschaft und Gesellschaft. Der Fokus der Leistungen liegt dabei auf Umsetzbarkeit und Praxisnähe.
Beispiele aus der Praxis:
Google Street View: Beispiel für sozialen Druck sowie Vorteile und Nachteile
von Transparenz und Intransparenz
Dazu z.B. Artikel auf sueddeutsche.de
mit Pro- und Contra-Meinungen:
http://www.sueddeutsche.de/digital/
debatte-zu-google-street-view-widersprueche-paranoia-oder-gelebtesgrundrecht-1.1014493
„PleaseRobMe“
http://pleaserobme.com und
http://pleaserobme.com/why (siehe oben)
Bild zum Thema:
http://pleaserobme.com/img/example.jpg
Vor der Gründung von trendquest (2005) war er als
Senior Creative Director und Strategieberater mehr als 15 Jahre im Bereich
Digital & Social Media Marketing tätig.
Walter Matthias Kunze lebt in Hamburg, privat beschäftigt er sich u.a. mit
Sport, Musik und Zeichnen.
59
Erfolgsgeschichte Evonik – mit OSCAR in die sozialen Medien
Yvonne Westphal und Tom Storch (ehemalige OSCAR Mitarbeiter)
5.000 Fans in den ersten vier Wochen, eine überdurchschnittliche
Feedbackrate und rege Kommunikation auf der Facebook-Pinnwand –
und das bei einem Chemiekonzern.
Evonik Industries AG, der weltweit
agierende
Spezialchemiekonzern
aus Essen, hat im Juli 2011 mit seinem Facebook-Auftritt den Sprung
in die sozialen Medien gewagt; mit
großem Erfolg durch das gelungene
Zusammenspiel von Köpfen im Unternehmen, die Agentur für strategische Markenführung, XEO und die
konzeptionelle Arbeit der OSCAR
GmbH.
Recherche ist die halbe Miete
Im November 2010 startete das erste Social Media Projekt bei der OSCAR GmbH,
in Auftrag gegeben von dem international
agierenden Spezialchemiekonzern Evonik
Industries AG. Ausgangssituation war der
Plan des Industriekonzerns, in die sozialen Medien vorzudringen und die Chancen dieses neuen Mediums zu nutzen –
insbesondere unter dem Gesichtspunkt von
„Employer Branding“, also der Positionierung einer positiv besetzten Arbeitgebermarke und der gezielten Ansprache potenzieller Bewerber mit dem Ziel „Attraction“.
Federführend wurde das Projekt seitens
Evonik von Alfred Lukasczyk, dem Head
of Employer Branding, geleitet; OSCAR
setzte die beiden Beraterinnen Carolin
Pfeifer und Yvonne Westphal unter der Leitung von Tom Storch für das Projekt ein.
Basierend auf der Aufgabenstellung durch
den Konzern und den recht konkreten Vorstellungen der Ansprechpartner wurde zu
Beginn sehr viel Energie auf die Auswahl
geeigneter Plattformen verwendet. Größtenteils über Desk Research und Konsultierung bereits vorhandener Literatur und
Studien wurden auf Basis der Zielgruppenerwartung und des Userverhaltens geeignete Kanäle ausgewählt und in Abstimmung mit dem Konzern in die Strategie mit
einbezogen.
So wurden zunächst soziale Netzwerke mit
geografischer Nähe zum Einzugsgebiet des
Konzerns identifiziert, wie SchülerVZ und
wer-kennt-wen. Allerdings überzeugte kein
Netzwerk so sehr wie der Netzwerk-Gigant
Facebook, der mit großer Reichweite, enormer Zielgruppendichte und vor allem dem
hohen Grad der Selbstbestimmung durch
Unternehmen punktete.
Facebook-Karriereseiten
im Härtetest
Um die Strategie möglichst effizient zu
planen und aus Erfolgen und Fehlern von
anderen Unternehmen zu lernen, wurde
ein intensives Benchmarking durchgeführt. In Absprache mit den Ansprechpartnern im Konzern wurden insgesamt
zwölf Unternehmen ausgewählt, darunter
sowohl branchenähnliche Unternehmen
wie BASF und Bayer, aber auch Zielgruppenkonforme wie die Audi AG, Siemens
AG oder die Telekom AG.
Alle Karriere-Auftritte dieser Unternehmen wurden anhand im Vorfeld definierter Kriterien untersucht, sowohl auf
quantitative Kennzahlen wie Fanzahl,
Wachstumsrate und Anzahl der Posts, als
auch auf qualitative Merkmale wie Art
und Inhalt der Interaktion oder des Inhalts.
Außerdem spielten die Erfolgskriterien
Benutzerfreundlichkeit (Usability) und
Aktualität der Informationen eine Rolle.
Evonik selbst legte zudem viel Wert auf
das Kriterium Authentizität, also Glaubwürdigkeit, insbesondere als Arbeitgeber
und verantwortungsvolles Unternehmen.
Besonderen Eindruck machte der Karriere-Auftritt des Veranstalters für Clubreisen, Robinson, der durch ein dynamisches
und interaktives Design, eine gute Mischung aus Information und Entertainment („Infotainment“) und gute Interaktion mit den Zielgruppen auffiel. Lediglich
ausbaufähig war die schlechte Auffindbarkeit anhand des Namens „RobinsonJobs“ 1.
Eine sehr schnelle Antwortzeit mit etwa
einer Stunde zum Zeitpunkt der Erhebung
hatten die Azubis von Opel2, eine der
60
schönsten Landing-Pages hatte Lufthansa3
und mit mehr als 11 Seiten hielt BASF den
quantitativen Rekord.
Gelungenes Zusammenspiel
von Evonik, OSCAR und XEO
An das umfassende Benchmarking
schloss sich beinahe nahtlos die Konzeption für den Auftritt von Evonik an. Diese
basierte auf den Best und Worst Practices
und daraus abgeleiteten Lessons Learned.
Interaktivität, Landingpage und regelmäßige Fan-Kommunikation sind Pflicht,
grundlegende Informationen zu Arbeitsplatz, Ausbildung und Unternehmen gehören zur Kür. Außerdem muss sich der
Auftritt in den gesamten Außenauftritt des
kreativen Industriekonzerns eingliedern.
In Zwischenpräsentationen und zahlreichen Gesprächen mit den Ansprech-
partnern im Unternehmen erarbeiteten die
beiden Beraterinnen einen Erstentwurf für
die Facebook-Seite der Evonik Industries
AG. Dabei entstand in enger Verzahnung
mit dem Konzern ein recht klares Bild von
inhaltlichen und interaktiven Elementen,
die der Auftritt beinhalten sollte.
Zwar wurde ein grafischer Erstentwurf
durch die beiden Beraterinnen vorgelegt,
die endgültige Umsetzung wurde jedoch
an die Agentur für strategische Markenführung, XEO übergeben. Ein Umstand,
über den Carolin und Yvonne nicht gerade
1
2
3
www.facebook.com/RobinsonJobs
www.facebook.com/OpelAusbildung
www.facebook.com/BeLufthansa
unglücklich sind. Die grafische und Programmierarbeit hat ihnen zwar viel Spaß
gemacht, auf dem vertrauten Boden der
eher trockenen Analyse und Strategiefindung fühlten sich die beiden Absolventinnen jedoch sicherer.
Und schließlich war der Hauptteil der OSCAR-Arbeit die Entwicklung eines tragfähigen Konzepts auf Basis detaillierter
Analyse, auf Grundlage dessen die Arbeit
der übrigen Beteiligten erfolgen konnte.
Für die Evaluation entwickelte das OSCAR-Team übrigens ein eigenes Controlling-Tool, das durch vorprogrammierte
Excel-Tabellen einfach zu handhaben ist.
Alle Posts werden in Tabellen aufgeschlüsselt und können hier nicht nur anhand ihrer Quantität, sondern insbesondere auch
qualitativ bewertet werden, beispielsweise
unterteilt in Interaktionsstärke und Interaktionstiefe. Der Artikel „Social Media
Monitoring à la Chart“ auf Seite 65 behandelt ausschließlich dieses Tool.
Ein gelungener Start
Das Projekt bei OSCAR endete im März
2011, der Auftritt ging nach der Abstimmung im Konzern und der intensiven
Arbeit von XEO am 27. Juli 2011 online.
Dass man gemeinsam mehr erreichen
kann, zeigt dieses Projekt hervorragend.
Durch die durchgehend enge Verzahnung
zwischen OSCAR-Mitarbeitern und Evonik sowie die anschließende Einbindung
der kreativen Köpfe von XEO startete der
Facebook-Auftritt denkbar erfolgreich:
In der ersten Woche erreichte die Seite mit
dem schlichten Namen „Evonik“ 4 720
Fans, einen Monat später knackte sie die
5.000. Auf der im Controlling-Tool entwickelten Skala für die Positiv-/NegativAusprägung von Posts (von -3 bis +3) liegt
die Interaktion bei einer satten 2,6. Evonik-Fans sind dem Unternehmen gegenüber also überdurchschnittlich positiv eingestellt. Das Leitbild von OSCAR – „Was
lernen, was leisten, was bewegen“ – hat
sich für alle Beteiligten ausgezahlt.
Während Tom die Facebook-Seite als sehr
persönliche und „ganz nahe“ Erfahrung
beschreibt und stolz ist, dass er „alle zwei
4
http://www.facebook.com/evonik
Der Industriekonzern Evonik Industries AG stellt sich mit seinen Arbeitsfeldern, Aktivitäten und
Produkten als Arbeitgeber für Auszubildende, studentische Praktikanten und Berufseinsteiger vor.
Tage bei Facebook nette Nachrichten von
[ihrer] Seite“ bekommt, war für Carolin
und Yvonne besonders die direkte Nähe
zu einem derart großen Unternehmens von
unersetzbarem Wert. „Ganz oben zu sitzen
und auf Augenhöhe mit Entscheidungsträgern eines global agierenden Konzerns zu
beraten und diskutieren, das ist schon ein
tolles Gefühl“, sagen die Beraterinnen.
Auch seitens Evonik ist die Zufriedenheit
über das Ergebnis groß: „Alle am Projekt
beteiligten OSCAR-Mitarbeiter haben
überaus professionell und zielführend
gearbeitet“, lobt Alfred Lukasczyk das
Team. „Wir haben viel diskutiert, manchmal auch konstruktiv philosophiert und,
wie ich finde, auch viel voneinander gelernt. Großes Kompliment an die Arbeitsmoral bei OSCAR und an die Arbeit der
Mitwirkenden.“
Und jetzt? Die Evonik Industries AG ist
mit einem sehr erfolgreichen FacebookAuftritt in den sozialen Medien vertreten.
Wenn der Konzern in Zukunft ein weiteres
61
Projekt an die OSCAR GmbH übertragen
möchte, werden die nachfolgenden „Generationen“ von Studenten bestimmt die erfolgreiche Zusammenarbeit weitertragen!
Tom, Carolin und Yvonne werden dann
nicht mehr dabei sein. Während Carolin
nach einem halben Jahr in Australien,
am Ort des innovativen Wind-Explorers
von Evonik, zurück in Deutschland ist,
hat Tom das Online-Umfrageportal für
Studenten, Student Monitor UG, gegründet. Yvonne blieb dem Konzern noch ein
wenig erhalten und durfte ihre BachelorArbeit direkt im Anschluss an das Projekt
über die Facebook-Seite der Evonik Industries AG schreiben.
Im Namen von OSCAR wünschen wir
Evonik und allen für Social Media Verantwortlichen, dass der gemeinsam erarbeitete Erfolg auch weiterhin anhält.
Weiterführende Links:
www.evonik.com
www.xeo-marken.de
Social Media ROI oder was ist überhaupt
Erfolg im Social Web
Sebastian Buckpesch
In vielen Führungsabteilungen
deutscher Unternehmen ist hinter
dem Thema Social Media immer
noch ein großes Fragezeichen.
Der Nutzen eines Investments
in Social Media ist vielen Managern nicht klar und die Marketing
Abteilung kann keine Auskünfte über einen ROI (Return-OnInvestment) liefern. Woran liegt
diese Unsicherheit? Ist Social Media nur ein Trend oder sollte hier
nachhaltig investiert werden?
Social Media ist in den letzten Jahren zu
einem festen Bestandteil vieler Unternehmen geworden. Die Relevanz lässt
sich am besten durch Zahlen belegen.
Über 20 Mio. Nutzer im sozialen Netzwerk Facebook1, wobei sich 50% täglich einloggen2. Jeder Nutzer produziert
mehr als 90 Inhalte pro Monat. Allein
diese Statistiken über soziale Netzwerke zeigen, dass Unternehmen Teil der
Gute Inhalte sind das A und O
Kommunikation werden müssen. Doch
wie ist Erfolg im Social Web messbar?
Gibt es einen monetären Gegenwert zu
meinem Investment?
Erfolgsfaktoren im Social Web
Erfolg im Social Web besteht aus mehreren Faktoren. Wer verstanden hat,
dass es sich beim Social Web um die
direkteste Kommunikation überhaupt
handelt, weiß, dass gute Inhalte erforderlich sind. Zudem bietet das Social
Web durch seine zahlreichen Verknüpfungen wie Links, Tags, Likes, +1s,
Tweets eine hervorragende Plattform,
um ein Kommunikationsnetzwerk zu
errichten. Werden die Faktoren Inhalt
und Netzwerk konsequent bedient,
kann durch gezielte Messverfahren der
Erfolg der Aktivität bewertet werden.
Beispiel Facebook Edge-Rank
Facebook unterscheidet zwischen „Hauptmeldungen“ und „Neuste Meldungen“.
95% der Nutzer betrachten nur die Hauptmeldungen. Die Hauptmeldungen
werden durch Facebook mittels des Edge-Ranks (http://edgerankchecker.com/)
ermittelt, welcher alle Beiträge mittels drei Faktoren gewichtet und in entsprechender Reihenfolge anzeigt. Je besser ihr Beitrag bewertet wird, umso mehr
Nutzer sehen ihren Beitrag ganz oben auf der Seite und nehmen diesen bewusst
wahr. Die Bewertungskriterien für den Edge-Rank sind:
• Alter: Je älter der Post, desto niedriger das Ranking
• Affinität: Wie affin ist der Fan gegenüber ihrem Unternehmen. Wie oft liest,
kommentiert, liket er Beiträge.
• Gewichtung: Wie viele Nutzer haben den Beitrag kommentiert, geliket oder
darauf geklickt.
Wenn man vom Alter des Beitrags absieht, reduziert sich dessen Relevanz auf
die Interaktion mit den Nutzern. Interaktion erreichen Sie nur durch gute Inhalte, die ihre Nutzer ansprechen und involvieren. Haben Sie die erforderliche
Qualität erreicht, geht es um die Verbreitung ihrer Nachricht durch ein gefestigtes Netzwerk an relevanten Personen.
1
2
Quelle: http://allfacebook.de/userdata/
Quelle: http://allfacebook.de/zahlen_fakten/infografik-500-millionen-nutzer
62
Um im Social Web gesehen zu werden gilt wie für gute Platzierungen bei
Suchmaschinen: „Content is King“. Nur
wenn Sie es schaffen für ihre Kunden
einen Mehrwert zu bieten, wird sich
langfristig Erfolg einstellen. Die wenigsten Nutzer werden Fan ihrer Fanpage, nur weil Sie jetzt auch auf Facebook
sind. Jeder Fan will über Information,
Unterhaltung oder exklusive Vorteile
erarbeitet werden. Dabei gilt die alte
80/20 Newsletter-Regel: Der größte Teil
ihres Angebots ist informativ und nicht
werbend!
Das Social Web multipliziert gute Inhalte und führt bei geschicktem Vorgehen zu einer raschen Verbreitung.
Es gilt zu verstehen, dass sich alles um
Interaktion dreht. Werden ihre Beiträge
stark kommentiert oder positiv bewertet, haben sie allgemein eine höhere Relevanz und sind besser sichtbar.
Virale Verbreitung durch ein
starkes Netzwerk
Schlagwörter wie virales Marketing
verdeutlichen die Relevanz von starken Netzwerken. Dabei ist der Vernetzungsgrad des Unternehmens im
Social Media Kontext gemeint. Die
Werbebotschaften eines Unternehmens
mit 10.000 Facebook Fans haben eine
deutlich höhere Reichweite als die eines Unternehmens, das klassisch nur
über die eigene Homepage oder via
Newsletter kommuniziert. Fans sind
die modernen Newsletter-Abonnenten
mit dem Zusatznutzen der Interaktion.
Liefern Sie guten Inhalt oder starten
eine virale Kampagne innerhalb eines
sozialen Netzwerkes, zeigen sich ihre
Fans durch einen Klick auf den „Gefällt
Rechenbeispiel: Verbreitung
einer Nachricht
Sie haben 10.000 Fans und eine
wirklich informative oder unterhaltsame Botschaft. Von ihren
10.000 Fans sehen 20% ihre Nachricht und davon interagieren 5%
durch einen Kommentar oder durch
den „Gefällt mir“-Button. Jeder
Facebook Nutzer hat im Schnitt
130 Freunde (Stand: Juli 2010,
Quelle: http://allfacebook.de/zahlen_ fakten/infografik-500-millionen-nutzer). Das heißt 10.000 x
0,2 x 0,05 x 130 = 13.000. Wenn
man nun davon ausgeht, dass von
den 13.000 Personen 50% der Personen die Nachricht sieht (diese
hat ja eine hohe Interaktionsrate),
erhalten 6.500 Personen die bisher
nicht ihrem Netzwerk angehören,
ihre Werbebotschaft durch einen
Freund dem sie vertrauen.
Das Beispiel ist noch konservativ
gerechnet, da bei entsprechender
Interaktion mehr als 20% ihrer
Fans ihre Nachricht sehen werden.
Und welche Kosten haben Sie, um
6.500 neue potenzielle Leads zu erreichen? Nahezu keine.
das anders aus, da sich der Traffic auf
der Webseite direkt einstellt. Social Media ist ein mittelfristiges Investment in
Inhalte, Kundenkontakt und Netzwerke. Welche Erfolgsfaktoren angestrebt
werden, hängt sehr individuell von jedem Unternehmen ab. Einem E-Commerce Unternehmen geht es vorrangig
um die Konversion im Shop, während
ein Offline-Retailer sein Marken-Image
oder die Abverkäufe im Ladengeschäft
stärken will. Zwar werden sich die Faktoren unterscheiden, die Online-Messinstrumente bleiben aber dieselben.
Was wird gemessen?
Das Ergebnis eines Social Media Investments ist nicht rein monetär. Wenn
Sie Fragen in Foren beantworten, ihre
Fanpage täglich betreuen und sehr engen Kontakt zu ihren Kunden pflegen,
werden ihre Support-Kosten sinken und
ihre Kundenzufriedenheit wird steigen.
Um qualitative Faktoren zu messen ist
oft viel händische Arbeit erforderlich
oder man versucht die Faktoren zu
quantifizieren (z.B. durch Online Umfragen). Nicht-monetäre Faktoren
müssen in das Messergebnis mit einfließen, wenn Sie diese in ihre Zieldefinition aufgenommen haben.
Mittels Online Analyse Tools wie
Google Analytics lässt sich nun leicht
bestimmen, woher denn der Besucher
kommt, der gerade in meinem Shop gekauft hat. Kommt er von meiner Facebook Fanpage oder einem Forum, kann
ich die Konversion klar meiner Social
Media Aktivität zurechnen – es handelt
sich um direkten Traffic. Was aber,
wenn der Nutzer Fan meiner Facebook
Fanpage ist, so von einem neuen Produkt erfährt und einen Tag später direkt
meine Webseite besucht und das Produkt kauft. Diese Konversion lässt sich
nicht direkt meiner Social Media Aktivität zurechnen – es handelt sich um
schwer messbaren indirekten Traffic.
Um indirekte Konversionen mit in meine ROI-Messung einließen zu lassen
gibt es mehrere Optionen. Dazu verbreitet man Links in Social Media mit
URL-Shortenern wie bit.ly, verteilt exklusive Gutscheincodes oder präpariert
spezielle Landing-Pages (exklusiv auf
eine Werbeaktion ausgerichtete Webseite). Zudem kann man den Besucher
vor Kauf-Abschluss einfach fragen, wie
er auf das Angebot aufmerksam geworden ist. Alle Besucher der LandingPage, Nutzer der Gutscheincodes, Besucher der bit-ly-Links und die, die es
offen angegeben haben, sind somit dem
mir“-Button o.ä. erkenntlich und erzählen somit ihren Freunden davon.
Erfolgsmessung im Social Web
Grundsätzlich unterscheidet sich die
Erfolgsmessung im Social Web nicht
von jeder anderen Erfolgsmessung.
Zuerst werden Ziele definiert an denen
man den Erfolg misst, dann wird ein
Maßnahmenkatalog entwickelt welcher
bemessen wird und die Messinstrumente werden etabliert. Die Maßnahmen
werden ausgeführt und die Messung
läuft. Im letzten Schritt wird an den
Stellschrauben gedreht, um die Kampagne zu optimieren.
Die Schwierigkeit beim Social Media
Controlling ist, dass sich der „Return“
des Social Media Investments nicht
kurzfristig messen lässt. Bei Adwords-,
Affiliate- oder Email-Kampagnen sieht
Abbildung 1: Übersicht über die Bestandteile des Social Media ROI
Die meisten Entscheider interessiert jedoch der monetäre Return des Social
Media Investments. Das monetäre Ergebnis entsteht bei Online-Geschäftsmodellen durch Verkäufe, Anmeldungen zu Newslettern oder Anlegen eines
Kundenkontos – kurz Konversionen.
63
Social-Media Investment zuzurechnen.
Wie die einzelnen Faktoren gewichtet
werden, hängt von der Zieldefinition des
Unternehmens ab. Die angesprochenen
Punkte bieten aber eine Orientierung,
was in das Social Media Controlling
mit einfließen kann.
sion erfolgreich“-Seite ihres Webshops als Ziel in Analytics und lassen
sich einen benutzerdefinierten Bericht
zu Quelle/Medium anzeigen. Schon
sehen Sie wie viele Nutzer bei Ihnen
gekauft haben und woher diese kommen. Verwendet man zusätzlich noch
die E-Commerce Funktion von Google
Analytics, kann man zudem die Warenkorb-Größe mit Einschließen und erhält
einen monetären Gegenwert zum Social Media Investment. Wie bereits angesprochen, sind in dem Wert indirekter
Traffic sowie Nicht-Monetäre Faktoren
ausgeschlossen.
Abbildung 2: Google Analytics zur Erfassung von Social Media Traffic
Messtools zur Datenerhebung
Zur Initiierung einer erfolgreichen
Kampagne bietet es sich an erst zu
verstehen wie und wo ihre Zielgruppe
kommuniziert, bevor Sie aktiv werden
und sich an der Konversation beteiligen.
Dies bedeutet bestehende Konversationen aufzuspüren und die Meinungsführer zu identifizieren. Dabei helfen
können Social Media Monitoring Tools
wie Radian6, Alterian SM2 oder die
kostenlosen Google Alerts oder Social
Mention. Schalten Sie doch mal eine
wöchentliche Email-Benachrichtigung
(http://www.google.com/alerts?hl=de)
auf ihren Markennamen oder ihre Thematik. Diese ist in einer Minute eingerichtet und gibt Anhaltspunkte wo für
Sie relevante Kommunikation im Social
Web stattfindet.
Ein unumgängliches Messinstrument
ist eine Analytics Software wie Google
Analytics. Google Analytics bietet mit
den Funktionen „Ziele“ und „Benutzerdefinierte Berichterstellung“ ein ideales
Tool zum Bestimmen des monetären
Returns. Sie hinterlegen die „Konver-
Sebastian Buckpesch
Sebastian Buckpesch ist Gründer und Geschäftsführer
bei iConsultants – Facebook Marketing (www.iconsultants.eu). Das EXIST geförderte Unternehmen bietet
strategische Beratung, Fanpages, Anwendungen und
Werbe-Kampagnen-Betreuung für das soziale Netzwerk
Facebook. Wir erarbeiten mit unseren Kunden individuelle Konzepte zur Kommunikation und zum Auftritt auf
Facebook, um den Kanal Social Media kontinuierlich
erfolgreich zu nutzen.
Eine Unternehmenspräsentation mit Referenzen und einer detaillierten Leistungsbeschreibung finden Sie unter: http://bit.ly/qzjegt
64
Fazit
Die Erfassung eines Social Media ROI
ist möglich, aber durch den Einfluss
qualitativer Kennzahlen sehr schwierig.
Bei Online Händlern lässt sich zumindest ein Teil der Aktivität durch TrafficAnalyse quantifizieren. Unternehmen
die in Social Media investieren, sollten
sich von Anfang an über ihre Ziele bewusst sein. Wenn Sie ihre Support-Kosten senken wollen, bringt es nichts nur
die Konversionen im Shop zu bewerten.
Es ist nicht damit zu rechnen, dass sich
der Erfolg bereits nach wenigen Monaten einstellt. Vielmehr gilt es, sich
Stück für Stück an das Thema heranzutasten, da es aufgrund der Reichweite
und des Einflusses nicht mehr ignoriert
werden kann. Das Internet hat sich gewandelt und Menschen produzieren Inhalte. Wenn Sie einen Eindruck bei ihren Kunden hinterlassen haben und die
Thematik ihres Unternehmens auf ein
allgemeines Interesse stößt, können Sie
davon ausgehen, dass früher oder später
auch im Social Web darüber kommuniziert wird. Monitoring und Controlling
sollten von Anfang an betrieben werden, um ihre Ziele im Auge zu behalten.
Die genannten Tools und Techniken
bieten einen Einstieg in das Controlling
und erschließen grundlegende Indikatoren für den Erfolg.
Als weiterer Lesetipp zum Thema Social Media Measurement wird das Paper von Chris Murdough empfohlen
(http://bit.ly/aMn8VD)
Social Media Monitoring à la Chart
OSCARianer entwickeln neuartiges Controlling-Tool für Facebook-Seiten
Pinnwandkommentare auf Facebook-Seiten sind sowohl die größte Freude des Seitenbetreibers –
als auch das größte Leid. Zwar
bietet Facebook selbst durch die
netzwerkeigenen Statistiken eine
bedingte Evaluationsmöglichkeit,
jedoch nur für quantitative Kennzahlen, beispielsweise Impressionen und Feedback pro Beitrag
oder Fanzahl und Wachstumsrate,
seit Neuestem auch minimale Interaktionsrate durch „Personen,
die darüber sprechen“. Die ehemaligen OSCAR-Mitarbeiter Tom
Storch und Yvonne Westphal haben ein spezielles Tool entwickelt,
um Facebook-Kommentare erstmals quantitativ und qualitativ validieren zu können – und diese Idee
gleich als Sprungbrett in die persönliche Karriere der Selbstständigkeit genutzt.
Die leidige
„kollektive Intelligenz“
Spätestens seit der Greenpeace-Kampagne gegen den KitKat-Hersteller Nestlé
auf YouTube ist Social Media Monitoring
ein nicht zu vernachlässigender Aspekt
der Evaluation von Aktivitäten im Web
2.0 geworden. Der Lebensmittelhersteller
war eines der ersten Unternehmen, das
sich der Macht der kollektiven User-Intelligenz und des Schwarmverhaltens im
Web 2.0 hilflos gegenüber sah, ausgelöst
durch einen Spot, der vermeintlich über
den schrumpfenden Lebensraum von
Orang Utans aufgrund Rodung von Palmwäldern aufklärte. Millionen User stellten sich daraufhin gemeinsam mit Greenpeace gegen Nestlé. Facebook-Pinnwände
von Seiten des Unternehmens wurden mit
inadäquaten und beleidigenden Aussagen
zugespammt, sogenannte „Shitstorms“.
Nestlé schloss die Pinnwand daraufhin,
was noch mehr Frust und Ärger bei den
Usern auslöste. Ähnlich erging es der
Facebook-Seite der Deutschen Bahn mit
ihrem ChefTicket oder aktuell dem Internetanbieter notebooksbilliger.de mit seiner gescheiterten Werbe-Aktion für die
letzten HP TouchPads.
Die hoch gepriesene Interaktivität und
zweiseitige Kommunikation im Web 2.0
durch Mündigkeit der User ist nicht nur
eine große Chance für Unternehmen, was
Kundenbetreuung und Customer Relationship Management angeht, sondern stellt
auch jederzeit ein großes Risiko dar –
denn das Schwarmverhalten der User
kann sich ebenso schnell zu Gunsten
eines Unternehmens oder einer Marke
richten als auch dagegen. Und genau dies
gilt es rechtzeitig zu erkennen und möglichst abzuwenden oder souverän zu meistern. Oben genannte Beispiele zeigen,
wie man es besser nicht macht.
Jedes Unternehmen bestimmt selbst,
durch seine Kultur, seinen Verhaltenskodex oder seine eigens entworfenen Social
Reichweite (es handelt sich um fiktive Zahlen)
65
Media Richtlinien, wie es sich im Web
2.0 verhält und wie es auf bestimmte Ereignisse reagiert.
In jedem Fall ist kontinuierliches Monitoring und regelmäßige Evaluation jedoch
nicht zu vernachlässigen.
Zu Risiken und Nebenwirkungen …
Das Monitoring von Social Media Aktivitäten ist wichtig, um Trends und Tendenzen frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig gegensteuern zu können. Bisherige,
kostenlose Möglichkeiten für diese Evaluation bieten Facebook mit seinen Statistiken für Seitenbetreiber oder Google
mit seinem Dienst Analytics.
Facebook Statistiken geben einen Überblick über die Impressionen pro Beitrag
(User, die diesen Beitrag angezeigt haben, darunter können auch Mehrfachbetrachtungen pro User sein) und über die
Feedback-Rate pro Beitrag (die prozentuale Anzahl der Betrachter, die durch
„Gefällt mir“, „Teilen“ oder einen Kommentar mit dem Post interagiert haben).
Des Weiteren schlüsselt Facebook die
Anzahl der Reiteraufrufe (Reiter sind die
Unterseiten wie „Pinnwand“ oder „Info“,
die unterhalb des Profilbilds zu finden
sind) auf die einzelnen Reiter auf und
setzt diese in Relation zum Vormonat,
sodass Präferenzen abgeleitet und Veränderungen visualisiert werden können.
Außerdem zeigt Facebook die Anzahl
externer Verweise auf, z.B. von Suchma-
Abbildung 2: Interaktion
schinen oder Homepages, sowie die Art
des Medienkonsums, also wie viele Videos, Fotos und Audiodateien aufgerufen
wurden.
Selbstverständlich misst Facebook auch
die Anzahl der Fans unterteilt in Geschlecht und Altersgruppen mit Veränderung zum Vormonat sowie deren Aktivität.
Alles in allem bieten die Facebook-Statistiken für Seitenbetreiber eine gute Übersicht, zumal sie kostenlos sind und durch
einen einzigen Klick von der Seite aus
eingesehen werden können. Jedoch bleibt
kritisch zu erwähnen, dass nur quantitative Kennzahlen gemessen werden, die
keinen Aufschluss über die Veränderung
des Images oder der Einstellung der User
geben. Wie Nestlé und Co. gezeigt haben,
bedeuten viele User nicht immer automatisch viele Unterstützer.
Googles Dienst Analytics handhabt die
Evaluation der Seite ähnlich wie Facebook, geht allerdings sogar noch einen
Schritt weiter. Hier werden nicht nur die
Unique Users (eindeutig via IP identifizierbare Nutzer) pro Reiter gemessen, sondern auch die Anzahl der Klicks und die
durchschnittliche Verweildauer pro Reiter
sowie die Hauptaktivitätszeit der User.
Das gibt insbesondere in Zusammenhang
mit der Altersverteilung Aufschluss über
die Präferenzen der User, misst jedoch
immer noch nicht qualitative Inhalte.
Social Media Monitoring wird 2.0
Anlässlich des Social Media Projekts für
Evonik (siehe Artikel „Erfolgsgeschichte
Evonik“ auf Seite 60) entwickelten die
Berater Tom Storch und Yvonne Westphal ein Monitoring-Tool auf Excel-Basis,
das basierend auf vordefinierten Erfolgskriterien und KPIs (Key Performance
Indicators) erstmals nicht nur quantitative
Kennzahlen, sondern auch und vor allem
qualitative Kennzahlen misst. Weiterentwickelt wurde der Erstentwurf dann von
Yvonne in Zusammenarbeit mit Evonik
im Zuge der Arbeit an ihrer BachelorThese.
Das fertige Tool ist leicht zu bedienen
und dient der einfachen und dabei umfassenden Evaluation von Social Media
Aktivitäten.
Das Tool baut auf den vier
Hauptkriterien für Erfolg
im Web 2.0 auf:
• Interaktion mit den Usern (wobei
eine zweiseitige Kommunikation
zu gleichen Anteilen beider Seiten angestrebt wird),
• Authentizität des Auftritts (wobei
eine möglichst positive Wahrnehmung des Unternehmens bzw. der
Marke durch die Zielgruppe angestrebt wird)
• Reichweite (die Bekanntheit und
Verbreitungsrate des Auftritts)
• Usability (maximale Benutzerfreundlichkeit und Bedienbarkeit
durch einfachen Zugang und intuitive Infrastruktur)
Für die jeweiligen Erfolgskriterien wurden untergeordnete Kennzahlenfestgelegt, die sowohl quantitative Elemente
66
untersuchen, wie die Relation von Eigen- und Fremdposts oder die Relation
von Initiativposts und Kommentaren,
als auch erstmals qualitative Elemente
berücksichtigen. So werden Userbeiträge
beispielsweise in Interaktionstiefe und
-stärke unterteilt oder der Inhalt der Userbeiträge anhand von Skalen bewertet.
Ziel ist es, schwer validierbare Elemente
wie subjektive Aussagen anhand vorgefertigter Raster bedingt validierbar und
quantifizierbar zu machen und somit eine
möglichst objektive und gleichbleibende
Auswertung zu ermöglichen.
Das Tool unterscheidet beispielsweise in
eine sechsstufige Ausprägung von Userbeiträgen in positiv und negativ (von
einem negativen Bericht über eine neutrale Frage bis hin zu einem ausformulierten Lob).
Besonders wichtig ist die Unterscheidung
in Interaktionstiefe und Interaktionsstärke. Wieder durch eine sechsstufige Skala
werden Posts entsprechend ihrer Art und
ihres Inhalts eingeordnet. Dabei hat ein
einfacher „Gefällt mir“-Klick eine geringere Interaktionstiefe als ein Kommentar.
Trotzdem können 120 „Gefällt mir“Klicks eine größere Interaktionsstärke
darstellen als 13 Kommentare.
Durch diese Unterteilung und viele weitere ermöglicht das Tool erstmals eine
umfassende Betrachtung und kritikfähige, ausführliche Bewertung der Aktivitäten auf Facebook und im Web 2.0.
Die vorprogrammierte Excel-Tabelle gibt
die Ergebnisse in einem visualisierten
Report aus, der demografische Aspekte,
qualitative Beiträge und quantitative
Spitzen durch Diagramme anschaulich
darstellt. Es empfiehlt sich die monatliche Auswertung und ein quartalsweiser
Report.
Student Monitor und VI-People
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf
dem Controlling des Erfolgsfaktors
„Usability“. Da dieser hauptsächlich auf
User-Meinungen und persönlichen Erfahrungen in der Praxis basiert, werden
hierbei größtenteils Userbefragungen
durchgeführt, die in einem Testdurchlauf die Funktionalität, beispielsweise
von Links, multimedialen Elementen
oder der Aktualität und Auffindbarkeit
von Informationen für Außenstehende
überprüfen.
Somit wird gewährleistet, dass die Seite
nicht betriebsblind aufgebaut wird, jedoch für Außenstehende völlig undurchschaubar wirkt.
Beinahe zeitgleich mit ihrer Arbeit an
dem Tool während der letzten Tage bei
OSCAR bauten sich Tom und Yvonne
parallel ihre Selbstständigkeit auf – zunächst unabhängig voneinander, später
als Kooperation. Während Yvonne die
Social Media Agentur VI-People gründete, baute Tom mit Student Monitor UG
ein Online-Umfrageportal für studentische Meinungen auf.
Eng verknüpft mit dem Controlling Tool
ist das Umfrageportal mit der einfachen
Adresse www.studenten-meinung.de darauf spezialisiert, Studenten aller Fachrichtungen im Namen von Unternehmen
zu befragen und an Umfragen oder Testdurchläufen teilnehmen zu lassen.
Der Vorteil für Unternehmen: Unverfälschte, rein studentische Meinungen,
was sich insbesondere für Recruitingund Employer Branding-Maßnahmen
auszahlt, die auf diese junge Zielgruppe
ausgelegt sind.
Der Vorteil für Studenten: Die Studenten werden für ihren Aufwand fair
entschädigt und haben darüber hinaus
die Möglichkeit, durch ihre persönliche
Meinung aktiv an der Gestaltung von
Unternehmen mitzuwirken.
An diesem Punkt knüpft Student Monitor auch an das Controlling Tool an,
Die Social Media Agentur „VI-people“:
www.facebook.com/we.are.younger
Die Student Monitor UG ist die Firma hinter der innovativen Online-Plattform Studenten-Meinung.de.
indem es die benötigte Infrastruktur
und den Userpool bereitstellt, durch die
verlässliche Daten für die unter dem
Erfolgsfaktor „Usability“ zusammengefassten Kennzahlen ermittelt werden
können. Beispielsweise können hiermit
subjektive Empfindungen, BrowserKompatibilitäten oder intuitive Userführung abgefragt werden.
Für ihre Social Media Agentur VI-People
wirbt Yvonne mit dem Slogan „We are
younger“ (www.facebook.com/we.are.
younger) und will ihre Kunden sicher in
die sozialen Medien bringen. Außer der
Konzeption und Umsetzung übernimmt
die Agentur in enger Verzahnung mit
dem Unternehmen die vollständige, tägliche Betreuung der Seite – monatliche
Evaluation mit Hilfe des ControllingTools selbstverständlich inklusive.
Ob und inwieweit das Controlling-Tool in
Zukunft außerhalb von Evonik und VIPeople Anwendung finden wird, hängt
von der weiteren Entwicklung der sozialen Medien und von den individuellen
Schwerpunkten der einzelnen Unternehmen ab. In jedem Fall haben OSCARMitarbeiter in Sachen Social Media Monitoring eine Vorreiterrolle eingenommen
und den Versuch gewagt, subjektive Aussagen quantifizierbar zu machen.
Yvonne Westphal
Die 22-jährige Yvonne Westphal hat im Sommer (2011)
ihr Bachelor-Studium zur Medienmanagerin in der Fachrichtung Public Relations und Kommunikation an der
Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation in Köln abgeschlossen. Ihre Bachelor-Arbeit hat sie im
Anschluss an ein Praktikum bei OSCAR gemeinsam mit
dem Chemiekonzern Evonik Industries AG zum Thema
„Employer Branding im Web 2.0“ geschrieben und sich daraufhin mit der VIPeople Social Media Agentur in diesem Bereich selbstständig gemacht. Nebenbei
baut die medienaffine Absolventin die Filmproduktionsgesellschaft Pathfinder
Studios UG und ein interaktives Internet-Kochportal auf. Privat ist sie derzeit mit
zwei Roman-Manuskripten auf Verlagssuche.
Tom Storch
Tom Storch hat Angewandte Naturwissenschaften an der
TU Bergakademie Freiberg studiert und absolviert aktuell einen Master in International Business an der Maastricht University mit dem Schwerpunkt Entrepreneurship
and SME-Management. Während seines Studiums hat er
unter anderem als Internetresearcher bei 1000heads Ltd.
gearbeitet, für Toshiba gebloggt und Onlinemonitoringaufgaben für Nokia übernommen. In seiner Zeit als Projektmitarbeiter für die
OSCAR GmbH hat er sich mit seinem Unternehmen Student Monitor UG selbstständig gemacht. Student Monitor UG stellt Unternehmen über Umfragen die
Meinung von Studenten zu Marketingzwecken zur Verfügung.
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Dr. Mathias Döpfner, CEO Axel Springer
Checkpoint Consumption
Wurst und Käse
Der 15th World Business Dialogue wird sich mit dem Thema Konsum auseinandersetzen. Konsum, der reinen Sache gemäß, betrachtet die ökonomische Umsetzung des biologischen Prinzips,
dass jeder Mensch Güter verbraucht. Diese Notwendigkeit birgt
gesellschaftliche Herausforderungen, Chancen und Möglichkeiten, denen wir uns heute bewusst stellen müssen. Konsum
ist die Essenz unseres Wirtschaftssystems und Grundbedürfnis,
er ist Luxussymbol und Elendsindikator. Globalisierung, technischer Fortschritt und sich verändernde Umweltbedingungen
wirken sich auf unseren Konsum aus, prägen die Kulturen und
bedeuten, dass der Konsum von heute nicht der von morgen
sein wird.
Konsum unterscheidet sich auf der Welt in seinen Ausprägungen
und Grenzen; während in Industrieländern die Konsumquote von
Luxusgütern verhältnismäßig hoch ist, bedeutet Konsum in anderen Teilen der Welt das Befriedigen von Grundbedürfnissen.
Global gesehen gibt es ein Nebeneinander von Massenkonsum
und Massenelend. In Nordamerika und Europa werden jährlich
90 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, während jeder
siebte Mensch hungert. Zahlen, die zeigen, was Konsum für den
einen, was für den anderen darstellt. Vielleicht sind es Fakten, die
zu fern erscheinen, vielleicht zu abstrakt, um sie sich bewusst zu
machen, doch die Probleme werden stetig akuter. Auf der Erde
werden demnächst sieben Milliarden Menschen leben und somit
der Konsumbedarf weiter steigen. Vergleichbar neue Märkte wie
die Emerging Markets aber auch Länder der Dritten Welt bieten
riesige wirtschaftliche und unternehmerische Potenziale. Wie
können wir diese Chancen ökonomisch aber auch sozial nutzen,
um gerechten Konsum möglich zu machen? Wir müssen handeln,
wir müssen unseren Konsum und somit unsere Werte einer Prüfung unterziehen, sie auf den Prüfstand oder Checkpoint stellen.
Wie lässt sich so das große Wort unser Zeit „Nachhaltigkeit“ mit
Inhalt füllen?
Die Grenzen unseres Konsums werden unter anderem durch
Politik, Geld und Technologie bestimmt. Technologischer Fortschritt ermöglicht eine stetige Erweiterung dieser Grenzen.
Am 14. und 15. März 2012 wird die Universität zu Köln zum
15. Mal Schauplatz des World Business Dialogue. Der weltweit
größte, ausschließlich von Studenten organisierte Wirtschaftskongress, wird einen anspruchsvollen und lebhaften Dialog
führen und das Thema Konsum aus den verschiedensten Perspektiven international und generationsübergreifend diskutieren. Top-Referenten wie zum Beispiel der CEO der Deutsche
Bahn AG Dr. Rüdiger Grube, der CEO der BASF AG Kurt Bock
sowie der CEO der Telefónica Germany René Schuster werden
neben 50 weiteren Referenten ihr Verständnis des zukünftigen
Konsums erläutern.
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Das Internet ist in den letzten Jahren zu einer enormen Konsumplattform herangewachsen und ermöglicht es, jederzeit
und an jedem Ort Informationen und Konsumgüter erreichbar
zu machen. Die Entwicklung dieser Plattform ist noch lange
nicht abgeschlossen, denn die digitale Welt bietet vor allem
für junge, innovative Unternehmen enorme Potenziale. Wie
wird sich dieser Markt in den nächsten Jahren noch entwickeln? Welche Wechselwirkungen zwischen Mensch und Internet können unser Leben in Zukunft weiter vereinfachen
und welche Risiken birgt die zunehmende Digitalisierung?
Was verstehen wir unter nachhaltigem Konsum, nicht nur im
Hinblick auf die Umwelt, sondern auch auf die Generationengerechtigkeit? Wir wollen den Konsum in den kollektiven Kontext
stellen und uns fragen, was darf eine Volkswirtschaft konsumieren. Erhöhter Staatskonsum ist eine von Vielen befürwortete Methode, um Rezessionen zu bekämpfen. Doch kann das
funktionieren, ist es generationengerecht? Industrienationen
verschulden sich, um ihre enormen Staatsausgaben zu finanzieren, was ungeahnte Folgen mit sich bringen kann. Dies beweisen die aktuellen Krisen in Europa und den USA. Konsumieren
Staaten – und somit wir – mehr, als unsere Welt verträgt?
Wo die Grenzen auf der einen Seite erweitert werden, werden sie auf der anderen Seite enger gesteckt. Die Knappheit
essentieller Ressourcen ist in Verbindung mit der stetig wachsenden Weltbevölkerung eine der größten Herausforderungen
unserer Zeit. Besonders im Bereich der Energiemärkte ist
Knappheit allgegenwärtig. Die Nachfrage nach Energie und
Mobilität steigt, doch gleichzeitig sinkt das Angebot konventioneller Energiereserven. Wie kann man dem drohenden
Preisanstieg entgegenwirken und möglicherweise mit innovativen Technologien sogar Nutzen aus der aktuellen Situation
ziehen? Politische und gesellschaftliche Veränderungen prägen die Entwicklungen und haben den großen Markt der erneuerbaren Energien entstehen lassen. Was ist nun nötig, um
diese Energien weltweit bereitzustellen und eine Infrastruktur
zu schaffen, die Preis- und Vorsorgesicherheit gewährleistet?
Wie werden wir in Zukunft Energie konsumieren können?
Diskutieren Sie mit uns diese Fragen auf dem 15th World Business Dialogue zusammen mit 300 unternehmerischen Kongressteilnehmern und 300 internationalen Studenten sowie
Größen der Wirtschaft. Kommen Sie nach Köln und geben
Sie in drei Panels und zahlreichen interaktiven Formaten dem
Konsum von morgen schon heute ein Gesicht.
World Business Dialogue
Das „kleine Davos am Rhein“ bringt seit über 25 Jahren zu jedem Kongress rund 60 hochrangige Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik mit
300 internationalen Studenten und ebenso vielen Führungskräften zusammen, um über wirtschaftlich und
gesellschaftlich relevante, zukunftsorientierte Themen
zu diskutieren.
Vergangene Referenten waren unter anderem Deutsche Bank Vorstandschef Josef Ackermann, Microsoft
Mitgründer Bill Gates oder der amtierende New-Yorker
Bürgermeister Michael Bloomberg. Der World Business
Dialogue ist der größte von Studenten organisierte
Wirtschaftskongress der Welt.
Informationen rund um den 15th World Business Dialogue und die Anmeldung erhalten Sie von den Mitarbeitern des OFW e.V. (Veranstalter).
Gerne stehen wir Ihnen bei Fragen per Telefon unter
0221 - 92 18 26-60 zur Verfügung.
www.world-business-dialogue.de
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Der einzige
Weg, ein
Social-Media
Aus vielen
Worten
entspringt ebensoviel
Feuer
Gelegenheit zu löschen, ist
zum
Social-Media
Missver- Wasser
ständnis
William James (1842-1910), amerik. Philosoph
Ramon DeLeon, managing partner
of six Domino’s stores in Chicago
In the
future
everybody is
going to have
Ich glaub,
mein
Man kann
Computer
nicht
kann sich
nicht
ein Leben
kommuni- minutes ohne mich
auch nicht
zieren
of
mehr
15
privacy.
Paul Watzlawick
Phil Zimmerman
70
vorstellen.
@softwareherz
Social Networks
Bei
geht es nicht um Websites.
Es geht
um
Erlebnisse.
Mike DiLorenzo, NHL social media marketing director
Fürchte mich ein bisschen
vor dem Tag, wo jemand an
der Tür klingelt und sagt:
»Wir haben
37 Freunde
gemeinsam – kann
ich reinkommen?«
@holadiho
Eine Twitterbotschaft ist wie eine digitale
Tätowierung.
Ein Körpertattoo, das Ihnen nicht mehr gefällt,
können Sie weglasern lassen oder unter der Kleidung
verstecken. Aber die Twitterbotschaft bleibt für alle
Ewigkeit im Netz
und somit an Ihrem digitalen
PersönlichkeitsProfil gespeichert.
Agnes Anna Jarosch, Leiterin „Der Deutsche Knigge-Rat“,
Chefredakteurin „Der große Knigge“,
Quelle: Agnes Anna Jarosch
Ein beliebter
Trick der
Geheimniskrämerei
ist es, sich
abzuwenden
und die letzten Worte
beim
Weggehen
zu verschlucken.
Cyril Northcote Parkinson (1909-93),
brit. Historiker u. Publizist
Fünftelsekunde
Aber es kann Jahre dauern, bis sie von der
Außenseite eines Menschenschädels nach innen dringt.
In einer
kannst du eine Botschaft rund um die Welt senden.
Charles F. Kettering (1876-1958), amerik. Industrieller, zuständig für Forschung u. Entwicklung bei General Motors
71
Bislang veröffentlichte Magazine OSCAR.trends
02/2010
01/2010
2009
www.oscar.de
www.oscar.de
.trends
.trends
Erfolgsfaktor Mensch
Change.me
Die Balance zwischen Kontrolle und Vertrauen
Unternehmen in Bewegung
Prof. Dr.
Jürgen Weibler
Flow-Erfahrungen im
Job – mehr als nur ein
„nice to have“
Frank Türling
Werner Gross
Heike Ambaum
Robert C. Wolcott
Markus Albers
In der Wolke muss die
Freiheit wohl grenzenlos sein
Erfolgreich gescheitert?
Die seelischen Kosten
der Karriere
Vom Kita-Platz bis zur
Pflegeberatung –
Work-Life-Balance
Leading
Innovation
Flexibles Arbeiten
in der Meconomy
OSCAR_trends_U I-IV_102010.indd 1
19.10.2010 18:08:02
Dr. Irene Marie
Matthiessen
Kommunikation
und Innovation
Dr. Thomas Bieringer
Die Organisation eines
»wissenschaftlich orientierten
Erfinderunternehmens«
OSCAR_trends_U I-IV.indd 1
»Erfolgsfaktor Mensch –
Die Balance zwischen Kontrolle
und Vertrauen«
»Change.me –
Unternehmen
in Bewegung«
2008
2007
25.02.2010 9:39:18 Uhr
»Deutsche Wertarbeit –
Relevanz und Zukunft
von Made in Germany«
Impressum: V.i.S.d.P.: Jörg Kattner,
Jan Smagin, Wilhelm Krah, Jana Lübben
Redaktion: Lena Otto
Cover, Grafik & Satz: Fabian Ehlers
Graphic Design Advertising
Druck: Media Cologne
Kommunikationsmedien GmbH
© Copyright:
OSCAR GmbH, trends.oscar.de
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verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
»Außen hui ...
Unternehmen:
Erfolg durch Authentizität?«
»Evolution Web –
Herausforderung und Nutzen
für Unternehmen«
72
Anregungen und Kommentare bitte an:
[email protected]
ISSN-Nr.: 1836-3048
Kontakt:
OSCAR GmbH
Trendrecherche
Salierring 48 · 50677 Köln
Telefon 0221 - 92 15 67 -0
Telefax 0221 - 92 15 67 -99
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0711 - 34 18 19 8 -14
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Jana Lübben
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