Multiresistente Erreger Patienteninformation zu multiresistenten Infektionserregern: MRSA, MRGN und VRE www.klinikumevb.de Impressum 3. Ausgabe Veröffentlichung 03.2014 Herausgeber Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH Mikrobiologie und Krankenhaushygiene Charlottenstr. 72 14467 Potsdam Druck Flyeralarm 3 Inhaltsverzeichnis I) II) III) IV) V) Vorbeugung MRSA-Risikoscreening MRSA: Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus MRGN: Multiresistente gramnegative Bakterien VRE: Vancomycin-resistente Enterokokken Allgemeine Informationen zur Entlassung und für Besucher Seite 5 6 8 9 10 4 Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, sehr geehrte Angehörige, bitte lesen Sie den folgenden Text als Ergänzung zum Aufklärungsgespräch mit Ihrem Arzt /Ärztin durch. Zögern Sie nicht, Fragen zu stellen, wenn Ihnen etwas unverständlich erscheint. Bei manchen Patienten wird ein MRSA, MRGN oder VRE festgestellt bzw. der Kontakt zu einem Patienten mit einem der drei Erreger bestand. Zur Vermeidung der Ausbreitung müssen nun bestimmte Hygienemaßnahmen ergriffen werden. Unter einer Besiedlung (Kolonisation) mit einem dieser Erreger ist der Nachweis solcher Erreger zu verstehen, ohne dass Krankheitszeichen auftreten. Die alleinige Besiedlung ist also nicht mit einer Erkrankung gleichzusetzen. Es besteht jedoch die Gefahr, dass diese Erreger eine Infektionserkrankung auslösen. Auch ist es möglich, dass die Erreger auf andere Patienten übertragen werden. Um eine Verbreitung im Klinikum zu verhindern, müssen bestimmte hygienische und vorbeugende Maßnahmen strikt eingehalten werden. Wir werden im Folgenden nacheinander auf drei multiresistente Erreger eingehen und versuchen, Ihnen deren Besonderheiten zu erklären. Wir hoffen, dass die notwendigen Schutzmaßnahmen Sie nicht zu sehr beeinträchtigen. Selbstverständlich steht Ihnen Ihr Arzt oder das Pflegepersonal gern für weitere Fragen zur Verfügung. Ihr Dr. med. Andreas Knaust Chefarzt Mikrobiologie und Krankenhaushygiene Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH, Potsdam 5 I) VORBEUGUNG: MRSA-RISIKOSCREENING In das Klinikum kommen Patienten mit unbekannter MRSA-Besiedlung. Um die Verbreitung von MRSA zu verhindern, hat das Klinikum Ernst von Bergmann im Juni 2012 ein neues System zur Früherkennung einer MRSA-Besiedlung (MRSA-Screening) etabliert. Ziel ist es, die Patienten- und Fachpersonalsicherheit zu erhöhen, die Behandlungsqualität weiter zu steigern und Krankenhausinfektionen vorzubeugen. Den Ablauf dieses neuen MRSA-Screenings möchten wir Ihnen hier vereinfacht vorstellen: Wird ein Patient über die Zentrale Notaufnahme für Erwachsene (ZNA) stationär ins Klinikum Ernst von Bergmann eingewiesen, wird noch in der ZNA eine Risikoabfrage auf eine mögliche MRSA-Besiedlung durchgeführt. Ist diese Abfrage positiv, wird in der ZNA ein Abstrich vorgenommen und eine so genannte PCR-Diagnostik zum Keimnachweis durchgeführt. Bereits nach max. 5 Stunden liegt das Ergebnis des Tests vor. Ist der Test positiv, erfolgt die Isolierung des Patienten und es greifen die im Weiteren vorgestellten Hygienemaßnahmen. Bei den Patienten, die direkt auf den Stationen aufgenommen werden, wird ebenfalls eine Risikobefragung durchgeführt. Bei positivem Ausgang schließt sich auch hier die MRSA-Diagnostik an. Bei positivem MRSA-Test erfolgt wie oben beschrieben die Isolierung des Patienten und besondere Hygienemaßnahmen werden umgesetzt. Außerdem wird mit einer lokalen Behandlung gegen MRSA begonnen, um den betroffenen Patienten von der Besiedlung mit MRSA zu befreien. 6 II) MRSA: METHICILLIN-RESISTENTER STAPHYLOCOCCUS AUREUS Staphylococcus aureus ist ein Bakterium, das über Hautkontakt, insbesondere über die Hände, aber auch durch die Luft (z.B. durch Niesen oder Husten) aufgenommen und weitergegeben werden kann. Viele Personen sind - ohne es zu wissen - Träger dieses Bakteriums. Es besiedelt vorwiegend den Nasen- und Rachenraum, ohne dass der Träger erkrankt bzw. Symptome (Anzeichen) darauf hinweisen. Methicillinresistenz bedeutet Unempfindlichkeit von Staphylococcus aureus gegen das Antibiotikum Oxacillin und andere Antibiotika. Deshalb können bei Infektionen, die durch MRSA hervorgerufen wurden, nur spezielle Antibiotika zur Anwendung kommen. Obwohl MRSA gegen viele Antibiotika resistent ist, gibt es dennoch einige Antibiotika, die erfolgreich bei der Behandlung von MRSA eingesetzt werden können. MRSA wird fast ausschließlich durch körperliche Kontakte, z.B. über die Hände des Patienten, aber auch des Personals oder der Angehörigen, auf andere Patienten übertragen. Unser Ziel im Klinikum ist die Verhinderung einer Übertragung von MRSA auf Patienten. Deshalb erfolgt eine spezielle Behandlung und es müssen besondere hygienische Maßnahmen eingehalten werden. Im Regelfall wird der Patient isoliert. Das bedeutet, dass der Patient allein in einem Patientenzimmer untergebracht wird oder dieses mit anderen Betroffenen teilt. Das Patientenzimmer sowie die persönlichen Gegenstände werden regelmäßig desinfizierend gereinigt. Vor der Durchführung von Tätigkeiten am Patienten legt das medizinische Personal, aber auch deren Besucher geeignete Schutzkleidung (Schutzkittel, Handschuhe und Mund-Nasenschutz) an. Nach jeder Betreuung des Patienten müssen die Hände desinfiziert werden. Unmittelbar vor Verlassen des Zimmers wird die Schutzkleidung abgelegt, ggf. entsorgt und eine hygienische Händedesinfektion durchgeführt. 7 Wer ist eine MRSA-Kontaktperson? MRSA- Kontaktpatienten sind diejenigen, die mit einem MRSA-Träger in einem Zimmer zusammen gelegen haben. Um festzustellen, ob eine Übertragung stattgefunden hat, ist mindestens ein Rachen-/ Nasen- und ein Körperabstrich zur Untersuchung auf MRSA notwendig. Fällt der Befund negativ aus, gilt man nicht mehr als MRSA-Kontaktperson und unterliegt keinen besonderen Hygienemaßnahmen mehr. Bei einem positiven Ergebnis gelten dieselben Hygienemaßnahmen wie bei einem MRSA-Träger. Welche Möglichkeiten gibt es, um jemanden von der Besiedlung mit MRSA zu befreien? Da diese Bakterien gewöhnlich in der Nase, auf der Haut und an den Haaren zu finden sind, werden Nase und Rachenraum einige Tage mit speziellen Therapeutika behandelt. Körper und Haare werden mit einer speziellen Waschlotion gewaschen. Es ist deshalb ratsam, in dieser Zeit die vom Klinikum zur Verfügung gestellten Hygieneartikel (wie z.B. Seife, Zahnbürste, Handtücher, Kamm) zu benutzen. Bei Mehrfachnutzung müssen die Gegenstände zwischendurch desinfiziert werden. Der Erfolg der Behandlung wird durch erneute Abstriche überprüft. Wenn alle Abstrichbefunde keinen MRSA-Nachweis mehr ergeben, werden nach erfolgter Desinfektion alle einschränkenden Maßnahmen aufgehoben. Sollte ein längerer Krankenhausaufenthalt erforderlich sein, wird gegebenenfalls der Erfolg der Maßnahmen kontrolliert. 8 III) MRGN: MULTIRESISTENTE GRAMNEGATIVE BAKTERIEN Als MRGN werden unterschiedliche stäbchenförmige Bakterien bezeichnet, die gegen mehrere Antibiotikagruppen resistent sind. Dabei handelt es sich unter anderem um verschiedene Bakterienarten, die als weniger resistente Varianten im Darm jedes Menschen zu finden sind. Je nach Anzahl der Resistenzen gegen bestimmte Antibiotikagruppen wird zwischen 3 und 4MRGN unterschieden. Eine Besiedlung mit diesen Bakterien – zum Beispiel im Darm - ist in der Regel harmlos. Entstehen jedoch Infektionen – vor allem in Verbindung mit der Behandlung im Krankenhaus – ist deren Therapie durch die Resistenzen der Bakterien erschwert. Darum ergreifen wir im Krankenhaus Vorbeugungsmaßnahmen, um mögliche Übertragungen zu vermeiden. Die Maßnahmen unterscheiden sich je nach Art des Erregers und in Bereichen des Krankenhauses mit unterschiedlichen Infektionsrisiken. Beim Nachweis eines 4MRGN Bakteriums, welches im Infektionsfall besonders schwer zu behandeln ist, wird der Patient in einem Einzelzimmer untergebracht und durch gesondertes Personal versorgt. Beim Betreten des Zimmers legen Personal und Besucher Schutzkleidung an und der Patient darf das Zimmer nicht allein verlassen. Ist ein 3MRGN nachgewiesen, welches sehr viel weniger kritisch zu bewerten ist, wird dem Patienten lediglich eine eigene Toilette zugewiesen. Auch hier trägt das Personal Schutzkleidung. Die Händedesinfektion ist bei MRGN, wie auch bei anderen resistenten Bakterien, die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung von Übertragungen und Infektionen. Da MRGN häufig im Stuhl nachweisbar sind, ist die Händedesinfektion nach jedem Toilettengang besonders wichtig. Bei Patienten mit MRGN werden regelmäßig Kontrollabstriche durchgeführt. Nach drei negativen Abstrichergebnissen können die Schutzmaßnahmen aufgehoben werden. Eine Behandlung einer Besiedlung mit MRGN ist nicht effektiv und wird deshalb nicht durchgeführt. Besteht eine Infektionserkrankung durch MRGN, wird diese selbstverständlich behandelt. 9 Was geschieht, wenn man MRGN – Kontaktperson ist? Bei Kontakt zu 3MRGN erfolgt bei dem Kontaktpatienten ein Analabstrich. Eine Isolierung ist nicht erforderlich. Bei Kontakt zu 4MRGN wird der Kontaktpatient räumlich vom 4MRGNPatienten getrennt in einem anderen Zimmer untergebracht und bleibt bis zum Vorliegen von drei unauffälligen Analabstrichen isoliert. Auch für Kontaktpatienten gilt die besondere Wichtigkeit der Händedesinfektion insbesondere nach jedem Toilettengang. IV) VRE: VANCOMYCIN-RESISTENTE ENTEROKOKKEN Auch bei den VRE handelt es sich um Bakterien, die Bestandteil der physiologischen Darmflora sind. Es handelt sich um Bakterien der Enterokokkengruppe, die eine Resistenz gegenüber dem Antibiotikum Vancomycin entwickelt haben. Grundsätzlich gilt, dass bei VRE die gleichen Hygienemaßnahmen wie bei MRGN durchgeführt werden. Auch hier ist die Verhinderung der Weiterverbreitung sehr wichtig. Eine Besiedlung mit VRE wird nicht behandelt. Ist es zu einer Infektionserkrankung durch VRE gekommen, muss diese mit speziellen Antibiotika behandelt werden. VRE –Kontrollabstriche werden im regelmäßigem Abstand gewonnen und nach drei negativen Abstrichergebnissen können die Schutzmaßnahmen aufgehoben werden. Neben den bereits bei MRGN genannten Schutzmaßnahmen ist es ratsam nach jedem Toilettengang die Hände zu desinfizieren. Was geschieht, wenn man VRE – Kontaktperson ist? In der Regel wird der Kontaktpatient vom VRE-Patienten getrennt in einem anderen Zimmer untergebracht, muss jedoch selbst nicht isoliert werden. Es wird ein Analabstrich gewonnen, um eine mögliche Übertragung auszuschließen. Bis der Befund vorliegt, sollte die Toilette nach jeder Benutzung desinfizierend gereinigt werden und der Patient nach dem Toilettengang seine Hände desinfizieren. 10 V) NACH DER ENTLASSUNG Grundsätzlich steht einer Entlassung bei einer Besiedlung mit `MRE – Bakterien` nichts entgegen, da diese in der häuslichen Umgebung im Allgemeinen keine Gefahr darstellen. Sind Behandlungsschritte wegen einer Besiedlung mit MRSA eingeleitet worden, können diese auch zu Hause weitergeführt werden. Grundsätzlich raten wir zur gründlichen Händereinigung und Desinfektion der Toilettenbrille. Wie in vielen anderen Einrichtungen, wird in unserem EDV-System abgespeichert, dass ein Patient MRSA-, MRGN-, oder VRE positiv war. Dies hat den Sinn, bei einem Folgeaufenthalt eine Aufnahme-Untersuchung zur Feststellung des Trägerstatus (sog. Screening-Untersuchung) durchzuführen. Der behandelnde Hausarzt bzw. die nachfolgende Einrichtung werden über den Trägerstatus informiert. INFORMATIONEN FÜR BESUCHER Besuch kann in jedem Falle empfangen werden. Sollte bei Patienten eine Isolierung notwendig geworden sein, ist dies an der Zimmertür ersichtlich. Bitte melden Sie sich dann bei dem Pflegepersonal der Station, um die notwendigen Informationen zu erhalten. Im Umgang mit den Patienten sind die vom Personal genannten Schutzmaßnahmen einzuhalten. Um eine Übertragung zu verhindern, sollten alle Besucher in jedem Falle nach dem Kontakt mit dem Patienten die Hände desinfizieren. Die Begrüßung und Verabschiedung von anderen Patienten sollte im Krankenhaus immer ohne Händeschütteln stattfinden. Im Eingangsbereich des Klinikums befinden sich Händedesinfektionsmittelspender. Die vier Potsdamer Krankenhäuser (Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH, St. Josefs-Krankenhaus, Evangelisches Zentrum für Altersmedizin sowie die Oberlinklinik) haben sich auf grundlegende Hygienemaßnahmen im MRSA-Netzwerk Potsdam verständigt. Die vorliegende Informationsbroschüre stellt für Sie eine Zusammenfassung der Mindestanforderungen aus dem MRSANetzwerk und zusätzlicher Vorgaben aus dem Hygieneordner des Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH dar. Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an die Ärzte oder das Pflegepersonal des Klinikums Ernst von Bergmann. Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH Charlottenstrasse 72 14467 Potsdam Telefon 0331. 241 - 0 www.klinikumevb.de 3065/03.14 © Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH