WohlfühlWOCHEN

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WohlfühlWOCHEN
DIESE WOCHE
Gesund essen
Kohl und Knolle? Cool und köstlich!
KRÄUTER
Wintergemüse wächst in unserer Region, steckt voller Vitamine und schmeckt hervorragend bei trübem Wetter.
mit einem etwas dumpfen oder erdigen Beigeschmack. Ein Spritzer
Zitronensaft, Essig oder etwas
Zucker im Kochwasser mildert
diesen und verleiht dem Wintergemüse ein besonders sanftes
Aroma.
Von Cornelia Steiner
Braunschweig. Auf den Märkten
bieten die Bauern Wintergemüse
in Hülle und Fülle an. Klassiker
wie Möhre, Sellerie, Rote Beete,
Porree, Feldsalat und Kohl sind
darunter, aber auch vergessene
Schätze wie Steckrübe und Pastinake. All diese Sorten haben zwei
Dinge gemeinsam: Aus ihnen lassen sich schnell und günstig leckere Rezepte zaubern, und sie sind
auch noch gesund und stärken unser Immunsystem. Die Ernährungsexpertin Karin Nichter-Wolgast von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen stellt
einige Gemüsesorten vor und gibt
Tipps zur Zubereitung:
Pastinake – nussig und süßlich
Kohl – reich an Schätzen
Die kalte Jahreszeit ist die Zeit für
kräftige Eintöpfe, Rot- und Sauerkraut, Kohlrouladen und andere
herzhafte Speisen. Schon zu Zeiten der Kelten und Römer kam
Kohl auf die Teller. Ob Chinakohl
oder Wirsing – Kohl liefert jede
Menge Mineralstoffe, Ballaststoffe und Vitamine. In Kohl steckt
zum Beispiel genauso viel Vitamin C wie in Zitrusfrüchten. Auch
der Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen ist beachtlich – sie helfen dem Körper, sich gegen Bakterien zu wehren; vermutlich tragen
sie auch zur Verminderung bestimmter Krebsrisiken bei.
Einige Sorten wie Rosenkohl
und Grünkohl schmecken erst
nach dem ersten Frost so richtig
gut. Die tiefen Temperaturen bewirken die Umwandlung der in der
Pflanze enthaltenen Stärke in Zucker. Dadurch erhalten Rosenkohl
sowie Grünkohl ihren angenehm
süß-herben Geschmack.
Simon Schwan vom Lindenhof Eilum schwärmt auf dem Markt in Wolfenbüttel von Pastinaken.
Am besten bereitet man Kohl
frisch zu und erhitzt ihn so kurz
wie möglich. Dies gelingt ganz
ideal bei Rohkostsalaten beispielsweise aus Rot-, Weiß- oder
Chinakohl. Sie können auch gut
mit Möhren oder Orangen kombiniert werden.
Unangenehm am Kohlgenuss
ist, dass er Blähungen verursachen kann. Dagegen hilft das
Würzen mit Kümmel. Wem der
Kümmel im Ganzen zu intensiv
schmeckt, der kann gemahlenen
Kümmel verwenden.
Steckrübe – herbsüß und erdig
Im „Steckrübenwinter“ 1916/17
gab es kaum etwas anderes zu essen. Kein Wunder, dass die knollige Wurzel nach dem Zweiten
Weltkrieg nicht mehr sonderlich
geschätzt wurde. Doch seit einiger
Zeit gewinnt die Steckrübe wieder
an Bedeutung.
Bei den inneren Werten der
Steckrübe sind besonders der gute
Ballaststoffgehalt sowie die Vitamine und Mineralstoffe hervorzuheben. Vor allem an Vitamin C
und Beta-Carotin sowie an Calci-
Foto: Cornelia Steiner
um hat die Rübe eine ganze Menge
zu bieten.
Für die Zubereitung verwendet
man nur die runde Wurzelknolle.
Wenn sie großzügig geschält wird,
kann sie vielseitig verwendet werden. Besonders gut schmecken
Steckrüben zum Beispiel als Eintopf, Püree oder als Gemüse zu
gebratener Gans und Ente. Aber
auch als Rohkost sind Steckrüben
mit Äpfeln oder Möhren äußerst
delikat.
Kohlrüben haben einen angenehmen herb-süßen Geschmack
Geraffelt, püriert und gebacken
Drei heiße Rezepte für die kalten Tage – ausgewählt von der Landwirtschaftskammer.
1. Käserolle mit Weißkohl
200 g Vollkornmehl
200 g Magerquark
200 g Butter
1 Prise Jodsalz
100 g geriebener Gouda
150 g Schafskäse
1 Bund Schnittlauch
200 g Weißkohl
4 Eier
Paprikapulver
evtl. Kümmel
schen, abtupfen und in feine Röllchen schneiden, den Kohl in feine
Streifen schneiden. Mit dem geriebenen Käse und den Eiern vermischen und mit Paprikapulver,
eventuell Kümmel, würzen. Anschließend den kühlen Teig zu einem Rechteck ausrollen (0,5 bis
1 cm dick). Darauf die Kohl-KäseMasse verteilen und den Teig aufrollen. Die Rolle auf ein Backblech
legen, mit Milch bestreichen und
im vorgeheizten Backofen bei
220° C etwa 30 Minuten backen
(Umluft 200° C, 25 Minuten).
2. Pastinakencremesuppe
(4 Portionen)
Weißkohl.
Foto: fpwing/Thinkstock
Aus Mehl, Quark, Butter und Salz
einen Teig herstellen und für etwa
30 Minuten kaltstellen. In der
Zwischenzeit den Schafskäse
würfeln, den Schnittlauch wa-
400 g Pastinaken
1 säuerlicher Apfel (z. B. Elstar)
1 EL Butterschmalz
¼ TL ganzer Kümmel
¼ TL Anissamen
¼ TL frisch gemahlener schwarzer
Pfeffer
1 EL gekörnte Gemüsebrühe
100 g Schlagsahne
1 TL getrockneter Majoran
Salz
einige Stängel Kerbel
Die Pastinaken schälen und in
Stücke schneiden. Den Apfel
schälen, vierteln, Kerngehäuse
entfernen und ebenfalls in Stücke
schneiden. Butterschmalz erhitzen und die Gewürzzutaten darin
kurz andünsten. Pastinaken, Apfel, gekörnte Brühe und einen Liter Wasser zugeben. Bei mittlerer
Hitze etwa 40 Minuten kochen.
Sahne und Majoran zugeben und
alles mit dem Stabmixer pürieren.
Mit Salz abschmecken und mit
Kerbelblättchen garnieren.
3. Steckrüben-Bratlinge
(4 Portionen)
1 Steckrübe (800 bis 1000 g)
70 g Butter
200 g Pellkartoffeln (geschält)
200 g Magerquark
Pfeffer (frisch gemahlen)
Majoran (2 bis 3 Stielblätter frisch gehackt oder 1 kräftige Prise gerebelt)
2 EL Petersilie (gehackt)
40 g Semmelbrösel
Steckrübe waschen, schälen, vierteln und grob raffeln. 20 g Butter
in einem Topf erhitzen, die geraf-
felte Rübe darin unter Wenden
3 bis 5 Minuten andünsten und
abkühlen lassen. Die Kartoffeln
fein reiben und durch eine Kartoffelpresse geben. Mit dem lauwarmen Gemüse mischen. Quark zufügen und alles zu einer geschmeidigen Masse verarbeiten. Mit
Gewürzen und Kräutern pikant
abschmecken. Etwa 12 flache
Bratlinge (Laibchen) formen und
in Semmelbrösel wenden.
Restliche Butter in einer Pfanne
erhitzen. Die Bratlinge bei kleiner
Hitze portionsweise von jeder Seite 5 bis 10 Minuten braten. Zwischendurch wenden. Dazu passt
gedünsteter Blattspinat oder grüner Salat in Essig-Öl-Marinade.
Steckrübe.
Foto: Martin Poole/Thinkstock
Die Pastinake, auch Hammelmöhre genannt, war bis Mitte des
18. Jahrhunderts eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel in
Deutschland. Durch die Einführung der Kartoffel wurde sie nach
und nach aus Deutschen Kochtöpfen verbannt. Während sie in
England, Frankreich, den Niederlanden sowie Skandinavien gern
und viel gegessen wird, erlebt die
Pastinake hierzulande erst seit
den letzten Jahren eine Renaissance.
Mit ihrem nussig-süßlichen
aber auch würzigen Geschmack ist
die Pastinake leicht verdaulich
und macht außerordentlich satt.
Dafür sorgen viele Ballaststoffe
wie Pektin. Daneben enthält sie
Kalium, Calcium und Vitamin C
sowie sekundäre Pflanzenstoffe,
die der Hammelmöhre den angenehmen, aromatischen Geruch
verleihen.
Beim Kauf ist darauf zu achten,
dass die Haut der Pastinake straff
und fest ist. Pastinaken sollten wie
Kartoffeln dunkel, luftig und kühl
gelagert werden.
Die Verwendungsmöglichkeiten
sind ausgesprochen abwechslungsreich. Man bereitet sie wie
Möhren zu, kann sie aber auch wie
Kartoffeln braten. Sie schmecken
außerdem als Püree, als Rohkost
in Salaten, als Zusatz in Eintöpfen
und Soßen oder einfach als
Fleischbeilage.
Experimentieren Sie mit
Petersilie, Basilikum
und Estragon. Tipps
finden Sie auf Seite 2.
GUTE LAUNE
Macht Süßes glücklich?
Welches Essen für
gute Laune sorgt,
lesen Sie auf Seite 3.
KINDER
In der Leckereien-AG
schnippeln viele kleine
Köche. Was sie anrichten, lesen Sie auf Seite 6.
BS/BP
WOHLF Ü HLWOCHEN
KOLUMNE
„Wir schnuppern
uns von Seite
zu Seite.“
Cornelia Steiner über den Genuss,
in Kochbüchern zu blättern
Köstliche
Schmökerei
I
Rosmarin
Kräuter berühren alle Sinne
Der Gärtner Burkhard Bohne rät im Interview: Experimentieren Sie mit Kräutern! Es gelingt fast immer.
Seit 1990 ist Burkhard Bohne Technischer Leiter des
Arzneipflanzengartens der
TU Braunschweig.
Was raten Sie Menschen ohne Garten – welche Kräuter eignen sich
jetzt für die Fensterbank?
Für mich ist der biologische Anbau sehr wichtig – Kräuter lassen
sich übrigens ganz leicht ohne
chemischen Pflanzenschutz anbauen: Aufgrund ihrer ätherischen Öle duften sie so stark, dass
Schädlinge ganz natürlich abgewehrt werden. Auf den meisten
Märkten gibt es Kräuterstände,
wo man gute Kräuter findet. Die
Kräuter sollten nicht älter sein als
ein Jahr.
Worauf ist beim Kauf getrockneter
Kräuter zu achten?
Bohne hat
bereits
mehrere
Ausstellungen konzeptioniert,
etwa über
Kräutergärten und Zauberpflanzen im
Braunschweiger Dom.
Zu seinen Projekten gehören unter anderem der Aufbau des Klostergartens Riddagshausen und des Kräutergartens am Kaiserdom in
Königslutter.
2011 hat Bohne eine Kräuterschule gegründet und berät Interessierte im Umgang
mit Kräutern.
Kräuter können Ruhe bringen. Im
Umgang mit ihnen tritt Entspannung ein, eine Art von Besinnung.
Wir merken: Es ist nicht nötig,
hastig und hektisch zu essen, sondern Essen ist ein wunderschönes
Ritual, das wir auf uns wirken lassen können.
Lebensmittel haben heute vielfach an Wert verloren und sind zu
etwas geworden, was es neben tausend anderen Dingen auch noch
gibt. Aber wie viel Mühe macht
es, gute Lebensmittel herzustellen! Wer sich mit Kräutern befasst, lernt Speisen wieder stärker
zu schätzen.
Sauerkraut mit Lorbeer, fette
Wurst mit Thymian, Bratwurst
mit Senf. Und der Geschmack der
Kräuter passt immer gut dazu.
Im Alltag fehlt vielen Menschen
aber die Ruhe dafür.
Herbst empfindlicher sind. Einige
Kräuter sind sogar jetzt erst reif:
zum Beispiel die letzten Fenchelsamen, sofern sie noch nicht erfroren sind, oder auch die Wurzeln
von Engelwurz, Liebstöckel oder
Meerrettich.
Einen ganz entscheidenden:
Durch die Düfte bekommen wir
Appetit aufs Essen. Uns läuft das
Wasser im Mund zusammen. Der
Duft von Rosmarinkartoffeln
wirkt zum Beispiel anregend – das
Welchen Wert haben Kräuter in der
Küche?
BURKHARD BOHNE
Kräuter sind seit Jahrtausenden
etwas Geheimnisvolles. Sie sollten
gegen bösen Zauber und Geister
helfen, für ein langes Leben sorgen
und die Liebe befeuern. Kräuter
wurden auch schon immer zum
ganzheitlichen Heilen genutzt – in
Salben, Tinkturen, Tees und Ölen.
Sie berühren alle Sinne. Sie duften süß, lieblich, herb oder würzig
und sprechen damit unsere Gefühle an und wecken tiefe Erinnerungen.
Kräutergärten sind wohlige Orte,
sie wirken meditativ, auch inspirierend. Ich sehe das so: Wenn
Wohlbefinden da ist, hat Krankheit weniger Platz. Und wenn es
uns gut geht, wirken wir gut auf
unser Umfeld.
macht Freude und verstärkt die
Wirkung des Essens, es wird zum
kulinarischen und sinnlichen Erlebnis.
Oder denken Sie an einen Obstsalat, den Sie mit Minzblättern verzieren – das ist ein ungewohnter,
prickelnder Geschmack. Oder Sie
streuen Petersilie über Ihre Kartoffeln, so dass das Essen frischer
wirkt.
Wenn Sie mit Kräutern den Tisch
dekorieren, vielleicht mit einem
Rosmarinzweig, dann macht das
neugierig. Probieren Sie mal Borretschblüten auf einem bunten Salat! Das sieht toll aus.
Herr Bohne, Ihre Kräuterkurse bekommen immer mehr Zulauf. Viele
Menschen besuchen auch den Klostergarten Riddagshausen und den
Kräutergarten am Kaiserdom in Königslutter. Was macht Kräuter in
letzter Zeit so begehrt?
(0 13 78) 90 11 00*
Foto: Thinkstock
Dill
Rufen Sie heute von 4 bis
Sonntag, 20 Uhr, an:
Minze
Salbei
Koriander
Unsere Zeitung verlost ein
Wochenende für zwei Personen im 4-Sterne-Hotel „Haverkamp“ in Bremerhaven.
Dazu gehören zwei Übernachtungen mit Frühstück. Das
Hotel zählt zu den besten
Adressen der Seestadt Bremerhaven – auch wegen seiner
Wellness-Einrichtungen.
Thymian
Wochenende
zu gewinnen
Oregano
nsgesamt 97 Koch- und Backbücher stehen bei uns zu Hause
im Bücherregal. Dreimal Kochen im Römertopf, viermal Kochen im Wok, fünfmal italienische
Küche und dazwischen alles von
Großmutters Hauskost bis zum
französischen Starkoch Paul Bocuse.
Wahrscheinlich könnten wir
dank der Fülle an Rezepten bis an
unser Lebensende täglich ein neues Sechs-Gänge-Menü anrichten.
Tun wir aber nicht. Diese Bücher
sind eine Leidenschaft meines
Mannes. Andere haben tausendteilige Schraubensammlungen im
Keller oder Modelleisenbahnen
auf dem Dachboden, wir haben
eben diese 97 Kochbücher in der
Stube, Tendenz steigend.
Was wir damit machen? Wir
schmökern. Wir versinken in den
Bildern und spüren, wie uns das
Wasser im Mund zusammenläuft.
Wir schnuppern uns von Seite zu
Seite, von der Spinatlasagne zur
Roulade, von der Kürbis-IngwerSuppe zum Pflaumenkuchen. Wir
hören, wie es brutzelt, zischt,
blubbert und brodelt. Wir staunen
und lassen uns verführen.
Dann schreiben wir schnell den
Einkaufszettel – und schließlich
geht mein Mann auf den Markt
und in den Laden und kocht.
Wunderbar! Nun gibt es nur ein
kleines Problem: In unserem Bücherregal ist kaum noch Platz für
neue Bücher.
Welche Kräuter empfehlen Sie jetzt
im Herbst?
Wer Kräuter im Garten hat, kann
auch jetzt noch Thymian und Salbei schneiden – aber nicht mehr
bündelweise, weil die Pflanzen im
Auf jeden Fall die Klassiker: Basilikum, Petersilie und Schnittlauch – sie kommen gut mit etwas
weniger Licht zurecht. In der
dunklen Jahreszeit entwickeln sie
zwar weniger Aroma als im Sommer, aber man verbraucht sie ja
schnell – und sie erinnern an den
Sommer und würzen sehr gut.
Wichtig ist, Basilikum immer
frisch zu verwenden. Wenn man
ihn einfriert, kommt nur grüner
Matsch raus.
Kerbel eignet sich auch für die
Fensterbank. Das ist eine sehr
schnelle Kultur – man kann ihn
wie Kresse alle sechs Wochen neu
aussäen. Die frischen Blätter verfeinern zum Beispiel Fleischgerichte, junges Gemüse und Suppen. Kerbel fördert die Verdauung. Das ist ja bei vielen Kräutern
so, dass ihre Wirkstoffe das Essen
bekömmlicher machen: Nicht umsonst würzen wir Gänsebraten mit
Beifuß, Weißkohl mit Kümmel,
Muss ich erst ein Lehrbuch lesen,
um mit Kräutern zu kochen und zu
backen?
Keineswegs. Kräuter laden immer
ein, zu experimentieren, und es
gelingt fast immer – anders als bei
Hefeteig! Sie können zum Beispiel
ganz hervorragend mit Öl und Essig arbeiten und das Aroma der
Kräuter darin konservieren. Auch
Kräuterbutter und Pesto sind
ganz einfach gemacht. Probieren
Sie einfach, was Ihnen schmeckt.
Das Interview führte
Cornelia Steiner.
* 0,50 Euro/Anruf aus dem
deutschen Festnetz, abweichender Mobilfunktarif.
Geben Sie Name, Anschrift
und Telefonnummer an, oder
senden Sie eine SMS mit dem
Text: BZV0 an 3 33 39**
**SMS 0,50 €; VD2-Anteil
0,12 €.
Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.
Gehacktes, Zerdrücktes und Geöltes
Drei einfache Kräuterrezepte von Burkhard Bohne – sofort zum Nachmachen.
Kräuterbutter
Kräuteröl
125 g Butter
200 g Kräuter
Salz, Pfeffer, Zitronensaft
4 Esslöffel getrocknete Kräuter
0,2 Liter Olivenöl
Weiche Butter in einer Schüssel
mit der Gabel zerdrücken (oder
schaumig schlagen). Frische
Kräuter wie Oregano, Thymian,
Schnittlauch, Petersilie hacken
und unterrühren – auch gefrorene
Kräutermischungen sind geeignet. Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken. Gepresster
Knoblauch passt ebenfalls dazu.
Öl in schicken Flaschen.
Foto: Thinkstock
Die Kräuter in eine Flasche füllen – entweder jeweils nur eine
Sorte wie zum Beispiel Rosmarin,
Thymian, Oregano und Pimpinelle oder kombiniert zwei und mehr
Sorten wie Salbei mit Minze oder
Thymian mit Rosmarin. Die
Kräuter mit Olivenöl oder einem
anderen hochwertigen Speiseöl
übergießen.
Bei Zimmertemperatur vier Wochen ziehen lassen, ab und zu die
Flasche schwenken. Dann das Öl
durch ein Sieb abseihen. Wer ein
Kräuteressig ansetzen möchte,
geht genauso vor.
Pesto
1 Bund Basilikum
2 Esslöffel Pinienkerne
50 g Parmesankäse
2 Knoblauchzehen
125 ml Olivenöl
Basilikumblätter waschen. Pinienkerne goldbraun rösten. Parmesan grob reiben. Knoblauch
schälen. Die Zutaten mit Olivenöl
im Mixer pürieren, bis sie sämig
sind. Fertig! Das Pesto ist im
Kühlschrank verschlossen mindestens 14 Tage haltbar.
Pesto heißt auf Italienisch „Zerdrücktes“, weil die rohen Zutaten
traditionell mit einem Stößel verarbeitet werden.
Foto: al62/Thinkstock
WOH LFÜ H LWOCHEN
Gemüse und Vollkorn heben die Laune
Die Ernährungsexpertin Doris Fritzsche sagt: Schokoriegel wirken nur für kurze Zeit – danach sinkt die Stimmung.
ist“, sagt sie. „Auch seelisches
Wohlbefinden ist unter anderem
von einer guten Nährstoffzufuhr
abhängig. Biosynthesen wie die
Bildung von Serotonin erfordern
aber zeitgleich eine ausreichende
Zufuhr von B-Vitaminen und Mineralstoffen. Zugleich kann eine
Überversorgung mit bestimmten
Stoffen das seelische Gleichgewicht zum Wanken bringen. Es
kommt also auf Ausgewogenheit
an.“
Doris Fritzsche hat deswegen
ergänzende Tipps parat, wie sich
die Stimmung übers Essen heben
lässt. Ihr zufolge ist auch ein niedriger Blutzucker Stress für den Organismus. Das führe zu Müdigkeit
und Unkonzentriertheit, teilweise
sogar zu aggressivem Verhalten –
häufig verbunden mit Hunger
oder sogar Heißhunger auf Süßes.
Einen Schokoriegel brauche der
Körper dann trotzdem nicht.
„Kurzfristig wird durch Süßes
zwar der Blutzucker angehoben
und die Stimmung gebessert. Der
nachfolgende schnelle Blutzuckerabfall verschlechtert jedoch
die Stimmung schnell wieder“, erläutert sie.
Von Cornelia Steiner
Wolfenbüttel. Essen beeinflusst
unser Gehirn. Über Lebensmittel
nehmen wir Nährstoffe auf, die
unsere Schaltzentrale zum guten
Funktionieren braucht. Ihre Zufuhr wirkt sich zum Beispiel auf
die Konzentrationsfähigkeit aus,
auf das Denkvermögen und auf
Stimmungen.
Doch stimmt es, dass manche
Lebensmittel unmittelbar für gute
Laune sorgen – etwa Bananen und
Schokolade? Sie werden auch als
„Mood Food“ bezeichnet: LauneEssen oder Glücksnahrung. Die
Biologin Dr. Andrea Flemmer aus
Taufkirchen bei München hat darüber ein Buch geschrieben. Aus
ihrer Sicht gibt es tatsächlich
Stimmungsaufheller.
Datteln und das Glückshormon
Im Kern dreht sich alles um die sogenannten Glückshormone. Damit sind biochemische Botenstoffe gemeint, die Wohlbefinden auslösen können, allen voran
Serotonin. Diese Substanz kommt
an mehreren Stellen im Körper
vor, auch im Darm, doch stimmungsaufhellend wirkt sie nur im
Gehirn.
„Der Haken ist, dass unser Gehirn einen starken Schutzwall hat:
Die Blut-Hirn-Schranke lässt nur
ganz wenige Stoffe von außen in
das Gehirn hinein – und Serotonin
gehört nicht dazu“, erklärt Flemmer. Das heißt, dass sehr serotoninhaltige Lebensmittel wie Ananas und Bananen nicht helfen, die
Serotoninmenge im Gehirn zu erhöhen.
Das für unser Wohlbefinden
wichtige Serotonin muss stattdessen direkt im Gehirn gebildet werden. „Man muss deshalb die Vorläufersubstanz des Serotonins ins
Gehirn bringen: Tryptophan. Dieser Stoff kann die Blut-HirnSchranke passieren. Allerdings
konkurriert Tryptophan dabei mit
anderen Eiweißbausteinen um den
Blutzucker konstant halten
Hat Ihr Teller Sie heute auch schon angelacht? Er darf übrigens ruhig etwas voller sein.
Einlass. Eine deutliche Wirkung
lässt sich daher nur mit Lebensmitteln erzielen, die viel Tryptophan und gleichzeitig wenige andere Eiweiße enthalten.“
Flemmers Tipp: Am idealsten
sei das Verhältnis der Eiweißstoffe
bei Datteln. Immer wenn ihre
Stimmung sinkt, isst sie drei
Stück und fühlt sich besser. Auch
einige Stückchen Bitterschokolade mit hohem Kakaoanteil seien
geeignet.
Freilich muss das nicht bei jedem Menschen funktionieren. Einige Wissenschaftler sind auch
der Meinung, dass selbst das optimalste Verhältnis von Tryptophan
zu anderen Eiweißen keine spür-
bare Auswirkung auf die Stimmung habe. Vielmehr spielten in
erster Linie psychologische Effekte eine Rolle: Wer zum Beispiel
Schokolade immer mit etwas Positivem verbunden hat, greift auch
bei gedrückter Stimmung gern dazu und fühlt sich danach vielleicht
besser.
Heißhunger auf Süßes
Flemmer warnt ausdrücklich davor, Depressionen über Lebensmittel heilen zu wollen. „Eine Depression muss vom Arzt behandelt
werden“, sagt sie. „Aber wenn
man sich einfach mal nur nicht so
fit fühlt, kann man es ja mit Datteln oder Bitterschokolade versu-
Foto: Thinkstock
chen. Es ist natürlich klar, dass
zum Glücksgefühl neben dem Essen noch viele andere Dinge gehören.“
Auch die Ernährungswissenschaftlerin Doris Fritzsche aus
Wolfenbüttel betont, dass einfache Rezepte nach dem Motto „viel
Tryptophan = viel Glück“ nicht
erfolgversprechend sind. Sie
macht deutlich, wie hochkomplex
unser Organismus funktioniert,
ähnlich einer Maschine, bei der
zahllose Rädchen ineinandergreifen.
„Die Maschine funktioniert
umso besser, je kompletter die Zufuhr mit lebenswichtigen und
funktionsfördernden Nährstoffen
Wesentlich sinnvoller sei es, durch
ausgewogene Mahlzeiten einen
gleichmäßigen Blutzuckerspiegel
zu erreichen. Wichtig seien vier
Komponenten:
Milchprodukte
oder andere tierische Lebensmittel, Vollkornprodukte oder Kartoffeln, eine große Portion Gemüse sowie eine kleine Portion hochwertige pflanzliche Öle oder
Nüsse.
„Wer zu diesen Lebensmitteln
greift, bekommt ausreichend Proteine, Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente“, sagt Doris Fritzsche. „Diese Kombination sorgt
perfekt für einen sehr langsamen
Anstieg und ein langes Konstanthalten des Blutzuckers – das entstresst und schafft gute Laune.“
Zehn Tipps, wie Sie Ihr Wohlbefinden steigern
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät: Nehmen Sie sich Zeit und bleiben Sie in Bewegung!
1
Vielseitig essen
Genießen Sie die Vielfalt.
Merkmale einer guten Ernährung sind eine abwechslungsreiche Auswahl und eine ausgewogene Kombination nährstoffreicher
und energiearmer Lebensmittel.
2
Getreide und Kartoffeln
Brot, Nudeln, Reis, Getreideflocken sowie Kartoffeln
enthalten kaum Fett, aber reichlich Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Mindestens 30 Gramm
Ballaststoffe, vor allem aus Vollkornprodukten, sollten es täglich
sein.
Müsli mit Kiwis zum Start in den Tag.
3
6
Obst und Gemüse
Genießen Sie fünf Portionen
Gemüse und Obst am Tag,
möglichst frisch, nur kurz gegart,
oder auch eine Portion als Saft.
Das bringt Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundäre
Pflanzenstoffe. Ballaststoffe helfen bei der Verdauung, sekundäre
Pflanzenstoffe können das Immunsystem anregen und entzündungshemmend wirken.
4
Täglich Milchprodukte,
regelmäßig Fisch,
Fleisch und Eier in Maßen
Diese Lebensmittel enthalten
wertvolle Nährstoffe, wie zum
Beispiel Calcium in Milch, Jod,
Selen und Omega-3 Fettsäuren in
Seefisch. Ideal sind im Schnitt
200 bis 250 Gramm Milch oder Joghurt und zwei Scheiben Käse pro
Tag. Fleisch ist Lieferant von Mineralstoffen und Vitaminen (B1,
B6 und B12). Mehr als 300 bis 600
Gramm Fleisch und Wurst pro
Woche sollten es nicht sein. Bevorzugen Sie fettarme Produkte,
vor allem bei Fleisch und Milchprodukten.
Zucker und Salz in Maßen
Verzehren Sie nur gelegentlich Zucker und Lebensmittel beziehungsweise Getränke, die
mit Zuckerarten wie Glucosesirup
hergestellt wurden. Würzen Sie
mit Kräutern und Gewürzen und
wenig Salz. Verwenden Sie Salz
mit Jod und Fluorid.
Seebrasse mit Gemüse.
5
Wenig Fett
Fett liefert lebensnotwendige (essenzielle) Fettsäuren,
und fetthaltige Lebensmittel enthalten auch fettlösliche Vitamine.
Fett ist aber besonders energiereich, daher kann zu viel Fett
Übergewicht fördern. Zu viele gesättigte Fettsäuren erhöhen das
Risiko für Stoffwechselstörungen,
mit der möglichen Folge von HerzKreislauf-Krankheiten. Bevorzugen Sie pflanzliche Öle und Fette
(zum Beispiel Raps- und Sojaöl
und daraus hergestellte Streichfette). Insgesamt 60 bis 80 Gramm
Fett pro Tag reichen aus.
7
Reichlich Flüssigkeit
Wasser ist absolut lebensnotwendig. Trinken Sie rund
1,5 Liter Flüssigkeit jeden Tag.
Bevorzugen Sie Wasser – ohne
oder mit Kohlensäure – und andere energiearme Getränke. Alkohol
sollte nur gelegentlich und in kleinen Mengen konsumiert werden.
8
9
Essen genießen
Essen Sie nicht nebenbei!
Lassen Sie sich Zeit dabei.
Das fördert Ihr Sättigungsempfinden.
10
In Bewegung bleiben
Ausgewogene Ernährung, viel körperliche
Bewegung und Sport (30 bis 60
Minuten pro Tag) gehören zusammen. Mit dem richtigen Körpergewicht fühlen Sie sich wohl und fördern Ihre Gesundheit.
Schmackhaft und
schonend zubereiten
Garen Sie Speisen bei möglichst niedrigen Temperaturen, so
kurz es geht, mit wenig Wasser
und wenig Fett – das erhält den
natürlichen Geschmack, schont
die Nährstoffe und verhindert die
Bildung schädlicher Verbindungen.
Sport soll Spaß machen.
Fotos: Thinkstock
Fünf Hände
für frischen
Genuss
Die Aktion „5 am Tag“
wirbt für mehr Gemüse.
Von Cornelia Steiner
Braunschweig. Wer viel Gemüse
und Obst isst, hat ein geringeres
Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, verschiedene Krebsarten, Bluthochdruck, Fettsucht und Diabetes –
das zeigen viele
wissenschaftliche
Studien.
Gut für das
Wohlbefinden
und die Widerstandskraft sind
einerseits die
Vitamine, Mi- Trockenfrüchte.
neralstoffe und
sekundären Pflanzenstoffe. Andererseits haben Gemüse und
Obst ein hohes Volumen – sie füllen daher schnell den Magen und
sättigen.
Die Kampagne „5 am Tag“ hat
sich das Ziel gesetzt, den Obstund Gemüseverzehr zu steigern, und zwar
bei Erwachsenen auf mindestens 650 Gramm
am Tag. Das
entspricht fünf
Portionen oder Sauerkraut.
etwa fünf gefüllten Händen – auch bei Kindern
gilt das Händemaß. Wichtig: Unter den fünf Portionen sollten drei
große Portionen Gemüse sein und
nur zwei kleinere Portionen Obst.
„Obst ist wichtig, aber zu viel davon kann zu einer Überladung
mit Fruchtzucker
führen“,
erläutert die Ernährungswissenschaftlerin
Doris Fritzsche
aus Wolfenbüt- Apfelsinen.
tel. Die Folgen
könnten Unverträglichkeiten und
sogar depressive Stimmungsschwankungen sein.
Hier einige Beispiele für eine
Portion Gemüse: ein kleiner Kohlrabi, eine Paprika oder drei Tomaten, zwei Hände voll Salat oder
klein geschnittener Möhren, eine
kleine Dose Gemüse,
zwei
Hände
voll
Brokkoli, Spinat oder Champignons, eine
Handvoll
getrocknete Hülsenfrüchte wie Linsen.
Linsen
oder
Erbsen, eine Handvoll Sauerkraut
oder sauer eingelegtes Gemüse,
ein Glas Tomaten- oder Karottensaft.
Für eine Portion Obst eignen
sich laut den Initiatoren der Aktion „5 am Tag“
zum Beispiel:
ein Apfel, eine
Banane,
eine
Orange,
fünf
Trockenpflaumen oder getrocknete Aprikosen, ein Glas Gemüsesaft.
Fruchtsaft mit
Fotos: Thinkstock
100
Prozent
Fruchtgehalt, eine halbe Handvoll
Nüsse. Zu den Mitgliedern der
Kampagne gehören unter anderem die Deutsche Gesellschaft für
Ernährung und die Deutsche
Krebsgesellschaft, Krankenkassen und Ministerien. Informationen: www.5amtag.de
WOHLF Ü HLWOCHEN
VEGANES REZEPT
DREI FRAGEN AN
Tanja Bolm
Ernährungsberaterin bei der
Verbraucherzentrale in Wolfsburg
Foto: Elisabeth Wittwer
Kürbissuppe
mit Pilzen
Ob Milch, Käse, Eier, Honig
oder Fisch: Veganer verzichten auf alle tierischen
Produkte.
Fotos: Thinkstock
Rezept für 4 Personen
von Elisabeth Wittwer
2
Veganerin Elisabeth Wittwer und ihre Tochter Lilith.
Foto: Riechert
In Gifhorn gibt es seit diesem
Jahr eine Veganer-Gruppe. Internet-Blog von Stefanie Manca:
http://steffimanca.wordpress.com
Wer beim Stammtisch dabei
sein möchte, kann sich bei Stefanie Manca melden:
ò 0 53 71/ 6 36 93 78 oder
[email protected]
Welt-Vegan-Tag ist am
Freitag, 1. November. Der „Vegane Stammtisch Braunschweig“
präsentiert sich dann von 11 bis
17 Uhr mit einem Infostand am
Kohlmarkt in Braunschweig.
Für Interessierte wird es
veganes Essen zum Probieren
geben.
„Wolfsburg Vegan“ ist ein loser Zusammenschluss von Veganern aus Wolfsburg und Umgebung. Wer Fragen zur veganen
Ernährung oder Lebensweise
hat, Hilfe beim Einkaufen
braucht oder bei einem der Treffen dabei sein möchte, kann sich
melden unter: [email protected]., www.wolfsburg-vegan.de
Der „Vegane Stammtisch
Braunschweig“ trifft sich jeden
ersten Donnerstag im Monat ab
18.30 Uhr im vegetarisch-veganen Café Riptide, Handelsweg 11,
Braunschweig. Das nächste Treffen ist am 7. November.
www.braunschweig-vegan.de
KONTAKT UND INFOS
eine silberne Kette mit einer kleinen Blume als Anhänger. „Das ist
die Veganblume“, erklärt Elisabeth Wittwer. Mit diesem Symbol
sind Produkte gekennzeichnet,
die garantiert vegan sind, also ohne tierische Bestandteile und
nicht an Tieren getestet. Erst ernährte sich die 28-Jährige Wolfsburgerin vegetarisch, seit sechs
Jahren lebt sie vegan. Aus Überzeugung, wie die meisten Veganer.
„Ich bin mit der Massentierhaltung nicht einverstanden, auch
Hochleistungskühe leiden, wenn
sie ständig Milch geben müssen.“
Wittwer verzichtet nicht nur auf
alle tierischen Lebensmittel, auch
auf Lederwaren oder Wolle.
Als die Erziehungswissenschaftlerin Veganerin wurde, begann sie, sich mehr mit Lebensmitteln zu beschäftigen, damit es
zu
keiner
Mangelernährung
kommt. „Wir essen sehr viel Gemüse mit einer Kohlehydratbeilage wie Reis, Nudeln oder Kartoffeln. Das ist sehr ausgewogen“,
sagt sie. Milchprodukte ersetzt sie
mit Sojajoghurt, Mandelmilch
und Hafermilch, Hafersahne,
Reissahne und Dinkelsahne. Und
Einkaufen kann für Vegetarier und
Veganer mühsam sein. Mehr
Transparenz schafft eine einheitliche Kennzeichnung von unabhängiger Stelle: das V-Label, ein
Gütesiegel der Europäischen Vegetarier Union, das in Deutschland
vom
Vegetarierbund
Deutschland
auf Antrag und
nach vorheriger
Prüfung vergeben wird. Das
V-Label ist eine
international
geschützte
Marke zur Kennzeichnung von vegetarischen und veganen Lebensmitteln. Es dient als Orientierungshilfe auf Verpackungen und
Speisekarten. Das Label besteht
aus einem gelben Kreis mit einem
grünen V und der Klassifizierung
vegatarisch oder vegan. Daneben
gibt es ein weiteres Kennzeichen:
die Veganblume. Sowohl das Produkt, als auch der Produktionsprozess
sind
tierbestandteilund
tierversuchsfrei. Nur
die Vegan Society England
ist befugt, das
Gütesiegel zu vergeben.
ari
Wolfsburg. Um ihren Hals trägt sie
wie backt sie zum Beispiel Kuchen
ohne Eier? „Die meisten Kuchenrezepte gelingen auch, wenn man
die Eier weglässt. Sonst kann man
auch einen Löffel Stärke nehmen
und es gibt Ei-Ersatz, den man
aufschäumen kann.“
Seit vier Monaten ist Wittwer
stolze Mutter der kleinen Lilith.
Als sie schwanger wurde, sprach
sie mit ihrem Frauenarzt, der positiv von ihren guten Eisenwerten
überrascht war. „Viele andere
Schwangere haben Eisenpräparate genommen und hatten dann immer noch schlechtere Werte als
ich.“ Da sie keinen Fisch ist, hat
sie während der Schwangerschaft
viel Lein- und Walnussöl zu sich
genommen. „Da stecken die wertvollen Omega-3 und Omega6-Fettsäuren drin.“ Lediglich Vitamin B 12 hat sie zur Sicherheit
zusätzlich eingenommen.
Die 28-Jährige trifft sich regelmäßig mit anderen Veganern beim
„Veganen Stammtisch Braunschweig“. Auch wer künftig vegan
leben möchte, kann sich hier
Tipps holen. Wittwer geht dann
mal mit einkaufen und zeigt, welche Produkte man wie ersetzen
kann. „Ich habe schon drei Leute
die ersten Wochen ins vegane Leben begleitet.“
Label kennzeichnen
Lebensmittel ohne
tierische Inhaltsstoffe.
Von Anja-Carina Riechert
Klarheit
beim Einkauf
Elisabeth Wittwer aus Wolfsburg verzichtet
seit acht Jahren auf tierische Produkte.
Den Kürbis klein schneiden und in
einem ordentlichen Schuss Rapsöl anbraten. Wenn er schön
knusprig ist, die Gemüsebrühe
aufgießen. Je nachdem wie dick
man die Suppe haben möchte,
kann man mehr oder weniger
Flüssigkeit nehmen. Den Kürbis
darin solange kochen, bis er weich
ist. Die Pilze putzen, klein schneiden und ebenfalls in Rapsöl anbraten.
Die Zwiebeln klein schneiden und
zu den angebratenen Pilzen geben,
bis sie glasig sind. Den Kürbis pürieren, die Dinkel-Sahne und die
angeschmorte Pilz-Zwiebel-Mischung dazugeben und gut umrühren. Als Beilage kann man
Vollkornbrot in Kürbiskernöl anrösten. Zum Schluss die Suppe
mit ein paar Kürbiskernen dekorieren.
Veganerin aus Überzeugung
Zubereitung:
1
Vegan – Ist das gesund?
Prinzipiell ist eine vegane Ernährung nicht ungesund, aber sie
birgt gewisse Risiken, wenn sie unausgewogen ist. Je stärker man die
Lebensmittelauswahl einschränkt,
desto schwieriger wird es, bestimmte
Nährstoffe ausreichend aufzunehmen. Um Nährstoffdefizite zu vermeiden, sollten sich Veganer ein fundiertes Wissen über Nahrungsmittel aneignen. Dann kann eine vegane
Ernährung gesundheitsförderlich
sein, da man zum Beispiel weniger
gesättigte Fettsäuren und Cholesterin aufnimmt, die viel in Fleisch enthalten sind. Das Risiko für Diabetes,
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und
Krebs ist dann geringer.
Zutaten:
1 Kürbis (z. B. Hokaido)
500 g Champignons oder Pfifferlinge
1 bis 2 rote Zwiebeln
Gemüsebrühe (ca. 1 Liter)
1 Dinkel-, Hafer- oder Soja-Sahne
Rapsöl
Kürbiskernöl
Kürbiskerne
Vollkornbrot
„Veganern können
Nährstoffe fehlen“
Der Unterschied zwischen vegan und vegetarisch
Ethisch motivierte Veganer verzichten nicht nur bei der Nahrung auf Tierprodukte.
Braunschweig. Vegetarisch kennt dung und anderen Gegenständen
fast jeder. Lakto-Vegetarier mei- des Alltags darauf, dass diese frei
den Fleisch, Fisch und Eier, essen von Tierprodukten und Tierveraber neben pflanzlichen Lebens- suchen sind. Sie verzichten etwa
mitteln auch Milchprodukte und auf Lederschuhe, Daunenjacken
Käse. Ovo-Lakto-Vegetarier ver- und bestimmte Kosmetika.
zehren zusätzlich auch Eier. Vegan
Unklar ist, wie viele Vegetarier
geht noch einen Schritt weiter. und Veganer es in Deutschland
Das ist Essen ohne Fleisch und gibt. Das ist vor allem schwierig,
Fisch und ohne tierische Produkte weil stets nur die Zahl aller Vegewie Eier, Milch, Käse und Honig. tarier erhoben wird, von denen die
Veganer führen verschiedene Veganer nur eine Untergruppe
Gründe an, warum sie auf tierisind.
Der
Vegetarierbund
Deutschland geht aktuell von
sche Produkte verzichten,
rund sieben Millionen Vegetaunter anderem die Verhinderung von Massentierhalriern – das sind etwa 9 Protung oder Überfizent der Bevölkerung –
schung.
Dabei
und etwa 800 000
Veganern
in
kann nicht nur
die ErnähDeutschland
rungsweise
aus. Andere
vegan
sein.
Schätzungen
liegen
etwas
Ethisch motivierte Veganer
niedriger.
Daunenjacke und Lederschuhe:
achten zumeist Darauf verzichtet der Veganer gern. In der letzten
auch bei Kleistatischen ErheFotos: Thinkstock
bung zu diesem Thema, der
Nationalen Verzehrstudie
II aus dem Jahr 2008, die
das Bundesministerium
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Auftrag gegeben
hatte, gaben nur 1,6 Prozent der
Befragten an, sie würden sich
fleischlos ernähren – demnach
gäbe es nur 1,3 Millionen deutsche
Vegetarier.
Trotz verschiedener Zahlen
sind sich die Experten in einer Sache einig: Es gibt den Trend zum
Fleischverzicht, ob aus ethischen
oder gesundheitlichen Gründen.
Die Zahl veganer Kochbücher
spiegelt die Entwicklung wider. 50
Neuerscheinungen gab es in diesem Jahr, 2012 waren es 23 und 12
im Jahr 2011. Selbst die Gastronomen des Oktoberfestes in München haben reagiert: In diesem
Jahr gab es neben Hähnchen, Ochsen und Würstchen erstmals auch
vegane Gerichte.
Die
Vegane
Gesellschaft
Deutschland sagt, dass eine vegane Ernährung besonders gesund sei. Das
sieht
allerdings
nicht jeder so. Die
Deutsche Gesellschaft
für Ernährung (DGE) –
eine staatlich geförderte
Ernährungs-Fachgesellschaft –
empfiehlt zwar Erwachsenen eine
ausgewogene ovo-lakto-vegetarische Kost. Sich gänzlich ohne tierische Produkte, also vegan, zu ernähren sieht die DGE allerdings
kritischer. Vor allem bei Menschen mit erhöhtem Nährstoffbedarf – also Schwangeren, Stillenden und Kinder – könne ein Mangel an Eisen, Vitamin B12 und
Omega-3-Fettsäuren drohen. Die
vegane Ernährung ist nach DGEEmpfehlung nur für gesunde Erwachsene als dauerhafte Ernährungsweise geeignet.
ari
Auf welche Nährstoffe
sollten Veganer achten?
Vitamin B12 kommt in nennenswerten Mengen nur in Fleisch
vor. Die weit verbreitete Annahme,
man könne sich ausreichend mit Vitamin B12 aus anderen Lebensmitteln wie Sauerkraut versorgen,
stimmt nicht, wie neuere wissenschaftlichen Erkenntnisse ergeben
haben. Vitamin B12 können Veganer
aber über angereicherte Lebensmittel aufnehmen. Es gibt vereinzelt mit
B12-angereicherte Fruchtsäfte, Frühstücksflocken oder Margarine. Versorgungslücken kann es auch bei Jod,
Omega-3-Fettsäuren, Calcium, Vitamin D, Eisen und Vitamin B2 geben.
Eisen liefern Hülsenfrüchte, Hafer, Ölsamen, Nüsse oder Gemüsesorten
wie Zucchini, Fenchel, Ruccola und
Vollgetreide und Obst. Fördernd für
die Aufnahme ist Vitamin C – zum Essen kann man ein Glas Orangensaft
trinken. Um ausreichend Jod aufzunehmen, sollten Veganer jodiertes
Speisesalz nehmen. Zink ist in Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten
wie Erdnüssen und Soja enthalten.
Alternative Calciumquellen anstelle
von Milchprodukten sind grünes Gemüse, Trockenfrüchte, Nüsse, Ölsamen und Calcium-reiches Mineralwasser mit mindestens 150 mg/l.
Omega-3-Fettsäuren kann man anstatt über Fisch über kaltgepresste
Öle aufnehmen. Empfehlenswert
sind Leinöl, Walnussöl und Rapsöl .
Vitamin B2-Alternativen sind Vollkornprodukte, Ölsaaten und Nüsse.
3
Wie schätzen Sie eine
vegane Ernährung für
Kinder ein?
Kinder zählen neben Säuglingen,
Schwangeren, Stillenden und Senioren zu den Risikogruppen, denen die
Deutsche Gesellschaft für Ernährung
von einer veganen Ernährung aufgrund möglicher Nährstoffdefizite
abrät. Studien über die Entwicklung
von Kindern, die sich vegan ernähren,
fehlen. Es werden eher Beobachtungen in der Praxis aus der ganzen Welt
beschrieben. Diese zeigten eine teilweise erhöhte Infektanfälligkeit,
Wachstumsverzögerungen und psychomotorische Entwicklungsverzögerungen. Damit begründet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, dass
sie von einer veganen Ernährung im
Säuglings- und Kleinkindalter abrät.
Auch andere Fachgesellschaften
sprechen sich dagegen aus.
Interview: Anja-Carina Riechert
WOH LFÜ H LWOCHEN
So stärken Sie Ihr Immunsystem
Im Herbst im
Zwiebellook joggen
Apotheker und Ernährungsexperte Hans Gerlach gibt Tipps, worauf Sie achten sollten.
Von Hans Gerlach
Straubing. Sie arbeiten im Stillen,
unbemerkt, unbeachtet, heimlich
still und leise. Tag und Nacht versuchen Erreger in den menschlichen Körper einzudringen. Fast
immer vergeblich, unser Organismus gewinnt dank der körpereigenen Polizei, die uns vor den Eindringlichen wirksam schützt.
Die Abwehr arbeitet meist so
effektiv, dass Infekte unbemerkt
vorüberziehen. Bei einigen Erregern braucht die Körperabwehr
länger, bis die Eindringlinge ausgeschaltet sind.
Hier registrieren wir dann
leichte Beschwerden wie Husten,
Schnupfen, Heiserkeit oder sogar
Fieber. So lästig diese Symptome
sind, sie sind Teil des Abwehrmechanismus und dienen dazu, den
Körper von Erregern wieder zu
befreien. Für unser Wohlergehen
ist daher ein starkes Immunsystem enorm wichtig.
Bewegen an frischer Luft
Sportlich aktive Menschen leiden
seltener an Infekten als Stubenhocker. Wer einigermaßen regelmä-
„Zink kann die Dauer
und Schwere einer
Erkältung vermindern.“
Hans Gerlach, Apotheker und Initiator
von „Leichter leben in Deutschland“
Beginnen Sie den Tag mit einem
zuckerfreien Vollkornmüsli, einem
Glas frisch gepressten Orangensaft, einer Banane oder einem Apfel. Mittags beendet ein Obstsalat
das Essen und abends ersetzen Sie
das helle Brötchen oder den Toast
durch echtes Vollkornbrot. Etwas
Käse, eine Tomate oder Gurke, etwas magerer Schinken und anstelle der Chips vor dem Fernsehgerät
gibt’s eine paar Nüsse und einen
Naturjoghurt.
In den Wintermonaten ist in
unseren Breiten das Angebot an
frischen Früchten und leckeren
Gemüsen deutlich begrenzt. Hier
hilft die Tiefkühltruhe im Supermarkt weiter. Untersuchungen bestätigen, dass die Vitamingehalte
in den gefrorenen Produkten oftmals deutlich besser sind, als in
lang gelagerter und weit transportierter Überseeware.
ßig trainiert, erhöht die Aktivität
bestimmter Immunzellen im Körper. Besonders geeignet ist Ausdauersport, egal ob Nordic Walking, Schwimmen, Radfahren
oder Wandern. Sogar flottes Spazierengehen ist effektiver als vor
dem Fernseher zu sitzen.
Ausdauersport reduziert laut
vieler Studien die Infektanfälligkeit deutlich. Hierbei kommt es
nicht auf die Leistung oder Geschwindigkeit an, der Erfolg liegt
in der Regelmäßigkeit. Zwei- bis
dreimal pro Woche wäre ideal.
Durch die Bewegung an der frischen Luft pflegen Sie auch die
Schleimhäute, die erste Barriere
wird gestärkt. Umgekehrt ist der
dauernde Aufenthalt in trockenen, überheizten Räumen ungünstig.
Gesund essen
Unser Immunsystem ist ein sehr
komplexes System. Die immer
noch vorherrschende Meinung,
Vitamin C sei das Universaldoping fürs Immunsystem, ist leider
zu einfach gedacht. Neben Vitamin C sind vor allem die Vitamine
A, B6, B12, D, E und Folsäure beteiligt, ferner die Spurenelemente
Eisen, Selen, Kupfer und Zink.
Wäre es da nicht am einfachsten
eine Multi-Vitamin-Pille zu
schlucken?
Umfassender und gesünder ist
es, auf natürliche Quellen zu setzen. Obst, Gemüse, Vollkornprodukte aber auch Fleisch, Fisch,
Eier und Milchprodukte liefern
die Stärkung fürs Immunsystem.
Keine noch so tolle Pille kann einen so umfassenden Mix aus Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen liefern wie eine vollwertige und abwechslungsreiche
Nahrung.
Eine besondere Bedeutung fürs
Immunsystem kommt dem Spu-
Hygiene
Bewegung und gesundes Essen stärken unser Immunsystem.
renelement Zink zu, das in
Fleisch, Milch und Käse vorkommt. Immunzellen benötigen
Zink. Erkennen sie Krankheitserreger, werden die Zellen unter anderem durch dieses Spurenelement aktiviert. Zahlreiche Studien belegen, dass Zink Dauer und
Schwere einer Erkältung vermindern kann.
Foto: Thinkstock
Ein starkes Immunsystem benötigt Zeit. Nur wer regelmäßig
auf die gesunde Obst- und Gemüseportion setzt, wer Milch und
Milchprodukte, Fleisch und Fisch
und echte Vollkornprodukte auf
den Tisch bringt, stärkt das Immunsystem und legt den Grundstein für einen Winter ohne
schwere Infekte.
Bakterien und Viren werden von
Mensch zu Mensch übertragen.
Auch über Hände gelangen die
Krankheitserreger
an
die
Schleimhäute von Augen, Mund
und Nase und breiten sich von dort
weiter im Körper aus. Die wichtigste Schutzmaßnahme vor einer
Ansteckung ist eine verbesserte
Hygiene. Dazu benötigen wir weder Desinfektionsmittel noch
Mundschutz. Regelmäßiges und
gründliches Händewaschen mit
Seife und Wasser genügen völlig.
Was kann man sonst noch tun,
um das Immunsystem zu stärken
und den Erkältungen zu entkommen? Wenig Stress, viel Schlaf,
Bewegung in frischer Luft, Sauna
und Wechselduschen sind bewährte Methoden, die nicht nur
für die Körperabwehr positiv sind,
sondern auch das Wohlbefinden
und den Gemütszustand verbessern.
Tiefkühlpizza, das
Frühstück der Champions?
Zehn goldene Regeln und ein
schlechtes Gewissen
Die Große Koalition des guten Geschmacks.
Gesünder Essen ist gar nicht so schlimm.
W
S
ohlfühlwochen, das,
so dachte ich mir, ist
doch genau das richtige für
den Kollegen Erwin Klein.
Der Gute zeichnet sich
schließlich
ganzjährig
durch diese gewisse Trägheit aus, die ich bei Braunbären kurz vor dem Winterschlaf immer recht faszinierend finde. Dass er
allerdings eine Ernährungsberatung als unsere erste
Aufgabe wählte, kann ich
nur mit altersbedingter
Fiesheit erklären. Denn
Klein weiß: Das ist mein
wunder Punkt. Das geht direkt dahin, wo es wehtut.
Mein Problem: Wohlfühlen und gesundes Essen stehen sich in meinen Augen
unversöhnlich gegenüber.
Wohlfühlen, das heißt: ein
liebevoll geschmorter Braten mit schwerer brauner
Soße. Das heißt Spekulatius und Schokolade plus einen schönen Rotwein. Nicht
alles zwingend in einem
Topf, verstehen Sie mich
nicht falsch. Aber doch in
zeitlich
dichtgetakteter
Christoph Knoop.
Foto: Klein
Reihenfolge. Aber gut, man
ist ja offen für Neues. Und
unsere Ernährungsberaterin, Karen Alberti, macht
den Eindruck, als wüsste
sie, von was sie da spricht.
Zunächst die große Überraschung: eine kalte Tiefkühlpizza vom Vorabend
nach dem Aufstehen ist
nicht, wie lange von mir angenommen, das Frühstück
der Champions. Na gut,
hätte ich ahnen können,
man weiß es ja: Viel Obst
und vor allem Gemüse, we-
nig Fett. Klar. Ein Erweckungserlebnis verschafft
mir dann der Gang in die
Küche. Wir probieren ein
bisschen rum, wenig Fett,
ein bisschen Fisch. Am Ende hat die riesen
Auflaufform genauso viel Kalorien wie meine
mickrige Tiefkühlpizza. Das
macht
nachdenklich. Vor allem: schmeckt
gar
nicht
schlecht. Nicht
so gut wie Braten mit Spekulatius, aber immerhin.
Essen ist wie eine Große
Koalition – es braucht den
Kompromiss. Heißt für
mich: Braten ist erlaubt, an
normalen Tagen allerdings
darf es gesünder sein. Denn
eins ist klar: Egal, welche
Vorurteile man gegenüber
gesundem Essen hat – so
fad wie ein Fertiggericht
kann ein Gemüseauflauf
niemals schmecken.
chon wieder dieser
Knoop. Mit säuselnder
Stimme meinte er vor einigen Wochen, dass wir unsere „Knoop & Klein“-Zusammenarbeit wieder aufleben
lassen
und „was ganz
Tolles“ in Angriff nehmen
sollten. Wohlfühlwochen!
Wellness! Entspannen! Schon
gut, schon gut,
ich bin dabei.
Erste Lektion:
Ernährung.
Weil ich weiß,
dass
Kollege
Knoop
als
Freund des Burgers und der
Tiefkühlpizza ernährungsphilosophisch ständig am
Abgrund entlang balanciert, will ich uns was Gutes
tun und buche einen Einführungskurs
bei
der
Braunschweiger
Ernährungsberaterin Karen Alberti. Die unterrichtet
staatlich anerkannt in der
Echternstraße nach den Re-
Erwin Klein.
Foto: Knoop
geln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Das
heißt: nichts Vegetarisches
oder gar Veganes, keine
Rohkost, keine Körner.
Stattdessen: zehn goldene Regeln und ein permanent schlechtes Gewissen.
Natürlich ist das zweite
Glas Wein nicht gut, natürlich sollte man nicht zu spät
essen oder gar den Kühlschrank plündern, natürlich
ist Schokolade verboten
und Chipstüten sind das
Böse schlechthin. Ach, wir
willensschwache Redakteure schauen ganz schuldbewusst, als Frau Alberti die
Bedeutung von Obst und
Gemüse preist.
Nach der Theorie die
Praxis. Frau Alberti hat da
mal was vorbereitet, und
hast Du nicht gesehen stehen Herr Knoop und ich in
der Küche und schnippeln
Gemüse, schneiden Wirsing
in Streifen, rühren und
pressen und hacken. Das
macht Spaß, die Stimmung
schwappt steil nach oben.
Trotz unserer Skepsis wird
alles ruckzuck fertig. Natürlich gesund und kalorienarm. Und, das muss ich
als Steak-und-Salat-Esser
einräumen: Es schmeckt
und keiner bleibt hungrig.
Fazit nach der ersten
Runde: Es macht wenig Arbeit, sich gesünder zu ernähren. Deswegen Lob und
Dank an Frau Alberti.
Und Herr Knoop? Sieht
nach fünf (!) Gängen ziemlich zufrieden aus. Oder
träumt er gerade von „Döner mit allem“?
Auch wenn es im Herbst draußen
kalt ist – Joggen im Freien ist gesund. Die Abhärtung sei effektiv,
und Erkältungen treten seltener
auf, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention. Drei Tipps: Warme Kleidung ist wichtig. Die Sportmediziner
empfehlen,
mehrere
Schichten übereinander anzuziehen. Außerdem sollten die Jogger
nicht einfach loslaufen. Besser sei
es nach Ansicht der Experten,
sich sorgfältig aufzuwärmen, zum
Beispiel mit fünf bis zehn Minuten
lockerem Einlaufen. Die Mediziner raten zudem, die Dauer des
Trainings zu verringern. 45 bis 60
Minuten am Tag reichen aus.
Wichtig: Spüren Sportler ein
Brennen in der Lunge, sei es zu
kalt. Das Training sollte dann abdpa
gebrochen werden.
Curryreispfanne
mit Gemüse
und Früchten
Zutaten für 4 Portionen
200 g Reismischung (Vollkorn und
Wildreis)
2 EL Olivenöl
400 g Putenschnitzel
1 Zwiebel
150 g Zucchini
je 1 rote und gelbe Paprikaschote
150 ml Gemüsebrühe
1 Bund Frühlingszwiebeln
100 g blaue, kernlose Trauben
200 g Ananasstücke, am besten
frisch, ersatzweise ungezuckerte Konserve
1 bis 2 EL indischen Curry
Salz, Pfeffer
Zubereitung:
1
Einen Esslöffel Öl erhitzen, den
Reis einstreuen, glasig andünsten, mit Wasser aufgießen, so dass
der Reis gerade bedeckt ist, salzen
und in 20 Minuten ausquellen lassen.
2
Das Fleisch in feine Streifen
schneiden, die Zwiebel klein
schneiden, die Zucchini der Länge
nach halbieren und in Scheiben
hobeln.
3
Die Paprikaschoten waschen,
von Strunk, Kernen und
Scheidewänden befreien und in
Würfel schneiden. Die Frühlingszwiebeln schräg in Röllchen zerkleinern, die Trauben waschen
und halbieren, die Ananas in kleine Stücke schneiden.
4
Das restliche Öl in einer Pfanne erhitzen und die Fleischstreifen darin anbraten. Zwiebel,
Zucchini und Paprika zugeben,
kurz mitschmoren lassen und
dann mit der Gemüsebrühe aufgießen. Mit Salz, Cayennepfeffer
und dem Curry würzen. Die
Früchte und die Frühlingszwiebeln zugeben und den Reis vorsichtig untermengen. Vor dem
Servieren nochmals abschmecken, der Reis mindert die Würze.
Dies ist ein Rezept der Kampagne
„Leichter leben in Deutschland“
(LLID).
Foto: LLID
WOHL FÜ HLWOCHEN – DIE SE ITE FÜ R K INDER
Hände hoch und guten Appetit!
In der Leckereien-AG schnippeln die Kinder einen Obstsalat mit Tunnelgriff und pädagogischem Weitblick.
Von Susanne Jasper
Braunschweig. „Ihr habt die Hände
gewaschen?“, fragt Brigitte Kischnick in die Runde. Die Kinder
nicken vehement mit den Köpfen
als wollten sie sagen: „Na logisch,
was für eine Frage. Hygiene in der
Küche – die ist doch oberwichtig!“
Heute steht ein Obstsalat auf
dem Speisezettel der LeckereienAG an der Grundschule Bürgerstraße in Braunschweig. „Überlegt
mal, was wir alles brauchen“, ermuntert Brigitte Kischnick die
Kinder, sich in Schubladen und
Schränken in der geräumigen Küche mit den hohen Decken auf die
Suche nach den Küchenutensilien
zu machen, die es für einen Obstsalat braucht. Das Mädchen und
die drei Jungen wissen genau, wo
sich Schüsseln, Schneidebrettchen und Messer befinden. „Ihr
braucht noch Sparschäler“, findet
Christine Voss. Sie ist pädagogische Mitarbeiterin an der Oswald-
„Die Kinder sollen
lernen, dass selbst
gemachte Tomatensoße besser schmeckt
als ein Fertigprodukt.“
Brigitte Kischnick, Lehrerin
Berkhan-Schule. Die Grundschule Bürgerstraße kooperiert in den
Bereichen Sport, Musik, Kunst,
bei Klassenfahrten, Ausflügen
und Projekten mit der OswaldBerkhan-Schule. Und eben bei allen Arbeitsgemeinschaften. So
lernen Kinder mit und ohne Behinderung Seite an Seite. Für die
Kinder ist das eine tolle Erfahrung. Ganz nach dem Motto: Du
bist Du, ich bin ich, jeder ist so wie
er ist. Und so ist’s richtig!
gitte Kischnick hakt behutsam
ein: „Gurke ist aber kein Obst!“
„Ach ja, Gemüse“, grient Denise.
Purzelt zwischendurch mal ein
Apfel zu Boden, wird er gewaschen, gerät mal eine Weintraube
mit Stiel in die Schüssel, wird sie
eben nachbearbeitet, bis alles fein
säuberlich abgezupft ist. Und
wenn Denise den Apfel nicht richtig mit dem Messer stückelt, dann
hilft ein freundliches: „Schneiden,
schneiden!“
Sie waschen das Obst und
schneiden es in kleine Stücke
Nach dem Rumw(f)erkeln räumen
alle zusammen auf
Richtig zur Sache an der Obstschale geht es, als Brigitte Kischnick, Lehrerin in der Grundschule Bürgerstraße, den Leinenbeutel mit den Zutaten auf den
Tisch stellt. „Was müssen wir abwaschen?“ Denise schnappt sich
die Weintrauben, Henry nimmt
sich eine Banane. Die isst er gern,
jeden Tag eine, damit kennt er sich
aus. „Nö, die braucht keine Wäsche“, sagt er.
Brigitte Kischnick hat auch eine Dose mit Mandarinen dabei,
„die schmecken im Moment einfach noch zu sauer“, sagt sie ein
wenig entschuldigend mit Blick
auf das Konservenobst. Denn sowohl in der Leckereien-AG als
auch in der Koch-AG bemühen
sich alle, unbehandelte Produkte
zu verwenden. Die Kinder sollen
Nachdem das klein geschnittene
Obst in eine Schale bugsiert und
mit Sergens Soße, die er akribisch
gerührt hat, bis sich auch noch das
letzte Zuckerkristall aufgelöst hat,
vermengt ist, ist die Arbeit längst
nicht getan! Wer in der Küche
rumw(f)erkelt, muss am Ende
auch aufräumen. „Hände hoch“,
sagt Denise freundlich zu Henry
und wischt unter seinen Armen
den Tisch.
Kaya und Sergen decken mit
Tellern und Löffeln ein. „Wie viele
brauchen wir?“, fragt Frau Voss,
und es klingt ein bisschen nach angewandter Mathematik. Alle nehmen sich nacheinander zu essen,
warten bis Frau Kischnick den
„Guten-Appetit-Startspruch“ gesagt hat. Und, schmeckt’s? Kaya
grinst und hält den Daumen hoch.
Brigitte Kischnick (links) und Christine Voss bereiten heute mit ihren Schützlingen Sergen, Kaya, Henry und Denise
Foto: Peter Sierigk
(von links) einen leckeren Obstsalat zu.
lernen, dass man Tomatensoße
selbst köcheln kann und dass sie
viel besser als ein Tütenprodukt
schmeckt. Und Pfannkuchenteig
selbst anzurühren ist ja nun wirklich ein Kinderspiel. In der Leckereien-AG lernen die Kinder, dass
man Nachtisch nicht nur im Kühlregal im Supermarkt findet. Man
kann süße Sachen auch prima selber machen: Monsterzwieback
zum Beispiel. Mit Lebensmittel-
farbe gefärbten Zuckerguss auf
Zwieback streichen und mit Gummibärchen, Smarties oder dem,
was gerade im Küchenschrank zu
finden ist, zu gruseligen Fratzen
verzieren.
„Denk an den Tunnelgriff“, erinnert Christine Voss ihren
Schützling Denise. Den Apfel zwischen Daumen und Zeigefinger fixieren und das Messer unter diesem Tunnel durch den Apfel glei-
Anzeige
ten lassen. Dann kann die Klinge
nicht unglücklich abrutschen. Denise staunt, dass bei Frau Voss
nach dem Verzehr eines Apfels nur
der Stängel übrig bleibt. Im Obstsalat hat das Kerngehäuse heute
aber nichts verloren.
Die Kinder sind vergnügt und
konzentriert bei der Sache, Denise erzählt, welches Obst sie
mag: „Ananas gar nicht, aber Äpfel, Birnen, Banane, Gurke.“ Bri-
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