10 HuMuss Jah re H uM us s Die Zeitung für die Praxis Aachen · Nr. 20 10. Jahrgang 2009 Anwendung · Vermark tung · Wissenschaft · Technik · Recht · Ver anstaltungen Herausgegeben von dem Verband der Humus- und Erdenwirtschaft e.V. Bleibende Werte für den Boden Landwirte haben eine schwierige Aufgabe: Trotz steigender Pro­ duk­tionsmittelkosten müssen sie immer kostengünstiger produzieren. So erhöhten sich die Preise für mineralische Dünger in den letzten zwei Jahren drastisch. Eine alternative Düngestrategie mit Kompost bringt den Landwirten finanzielle Vorteile. Klimaschutz durch Torfersatz ANWENDUNG Ab auf‘s Beet! S eite 4 SERIE Wunderwelt Kompost S eite 5 ANWENDUNG In Schieflage gebracht S eite 5 Christian Esser, Hubert Mock und Landwirtschaftsmeister Andreas Groten (v.l.n.r.) sind sich einig: Kompost versorgt die Böden optimal. beweist die monetären Vorteile des Kompostes. Die Theorie: Wie sich der Komposteinsatz rechnet Kompost enthält wertgebende Inhaltsstoffe wie Pflanzennährstoffe, Kalk und Humus. Der monetäre Wert der Pflanzennährstoffe und der basisch wirksamen Substanzen im Kompost lassen sich auf Grundlage der Marktpreise für Mineralund Kalkdünger berechnen. Der Wert des Humus dagegen kann nur indirekt zum Beispiel über den Verkaufswert und die Humuswir- kung von Weizenstroh abgeleitet werden. Der VHE (Verband der Humus- und Erdenwirtschaft e.V.) entwickelte ein Modell zur Berechnung des Kompostwertes. Grundlage sind die Düngemittelpreise in Westfalen-Lippe, welche monatlich von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen ermittelt und in dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt Westfalen-Lippe veröffentlicht werden (Abb. 1). Als Grundlage zur Berechnung des Kompostwertes dienen die durchschnittlichen Inhaltsstoffe RAL-gütegesicherter Komposte in Deutschland. Die Gehalte an Phosphor, Kalium, Magnesium und Kalk im Kompost fließen – wie von der landwirtschaftlichen Beratung empfohlen – zu 100 Prozent in die Berechnungen ein. Der Stickstoffgehalt wird dagegen nur zu zehn Prozent berücksichtigt, da der Stickstoff überwiegend fest in den Humusmolekülen eingebunden ist und erst nach dessen Zersetzung pflanzenverfügbar wird. Der Wert des Humus-Kohlenstoffs ist in Ableitung von der Humusreproduktionswirkung und des Marktwertes von Stroh auf Fortsetzung auf Seite 2 Info-Tipp Nützlicher Helfer für den Landwirt Alle wesentlichen Fragen zur Kompostdüngung in der Landwirtschaft beantwortet ein überarbeitetes Heft des aid. Wie Landwirte am besten die positiven Eigenschaften von Kompost nutzen, führt die aktualisierte Ausgabe des aid-Heftes „Kompost in der Landwirtschaft“ auf: Das 41 Seiten umfassende Heft stellt verschiedene Kompostarten sowie ihre unterschiedlichen Eigenschaften vor. Neben den pflanzenbaulichen und rechtlichen Aspekten behandelt es auch ausführlich die Technik und die Kosten der Kompostausbringung. Landwirte, WISSENSCHAFT S eite 3 Die zunehmende Weltbevölkerung ist die größte Herausforderung der Landwirtschaft. Denn einer rückläufigen Ackerfläche stehen immer mehr Menschen gegenüber. So berechnet die Welthungerhilfe beispielsweise, dass aktuell jedem Menschen im Durchschnitt nur noch rund 0,11 Hektar Ackerfläche zur Verfügung stehen. 1970 waren es noch 0,18 Hektar – und die Verknappung wird mit steigender Weltbevölkerung weitergehen. Trotz der kaum wachsenden Ackerfläche konnte die Nahrungsmittelproduktion in den vergangenen 30 Jahren deutlich gesteigert werden. Neben der Züchtung ertragsreicher Sorten und Fortschritte im Pflanzenschutz hat die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit maßgeblich dazu beigetragen. Diese steigert der Landwirt durch gezielte Düngestrategien. Dabei besteht die Herausforderung, so wirtschaftlich wie nötig und so nachhaltig wie möglich dem Boden die wertvollen Nährstoffe zuzuführen. Immer mehr Landwirte vertrauen deshalb seit einigen Jahren auf Kompostdüngung. Es liegen umfangreiche Langzeiterfahrungen mit Kompostdüngern vor, die eindeutig zu seinen Gunsten sprechen – und auch eine wirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse INHALT Berater und Ausbilder werden über rechtliche Grundlagen beim Komposteinsatz und Zertifizierungssysteme zur Sicherung einer hochwertigen Kompostqualität informiert. Beispielrechnungen zum Düngewert Wie die Wirkung von Kompost auf Humus- und Nährstoffbilan- zen verschiedener landwirtschaftlicher Betriebstypen ist, zeigen die Beispielrechnungen im Schlussteil der Broschüre. Darin wird für einen nährstoffreichen Kompost (organischer NPK-Dünger 1,40 – 0,50 – 1,02) anhand der Preise für Mineraldünger ein Düngewert von 16,30 €/t Frischmasse Kompost ermittelt. Das KTBL (Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft) berechnet für den im Kompost enthaltenen Humus einen Wert von 5,98 €/t. Aus dem Dünger- und Humuswert ergibt sich somit ein Gesamtwert des Kompostes in Höhe von 22,68 €/t Frischmasse Kompost! Das aid-Heft „Kompost in der Landwirtschaft“ kostet 2,50 Euro pro Stück und kann im aidMedienShop unter www.aid.de bestellt werden. INTERVIEW Vom Nischenprodukt zum Wirtschaftsgut S eite 6 1 0 J A H R E H u m uss Auf ein Wort S eite 7 T V - A uftritt Hier kommt die Maus! S eite 8 Fortsetzung von Seite 1 0,04 €/kg Humus-C bzw. 2,88 €/t Kompost festgesetzt (Abb. 2). Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen erhebt für die einzelnen Landesteile die Abgabepreise für mineralische Düngemittel und Kohlensauren Kalk. Die Preisentwicklung der Düngemittel ist hier beispielhaft für die Region Westfalen-Lippe von 2005 bis heute dargestellt (Abb. 3). Die Reinnährstoffpreise sind auf Grundlage der Marktpreise von mineralischen Düngemitteln in Westfalen-Lippe berechnet. Die dargestellten Preise der einzelnen Nährstoffe werden aus den Gehalten und Preisen folgender Mineraldünger ermittelt: • Stickstoff (N): Kalkammonsalpeter (KAS), Ammonitrat-Harnstoff-Lösung (AHL), Harnstoff • Phosphor (P2O5): Diammonphosphat (DAP) • Kalium (K2O): Kornkali • Kalk (CaO): Kohlensaurer Kalk Wer noch mehr über dieses Thema wissen möchte, findet detailliertere Erläuterungen zur Berechnung des Wertes von Kompost auch auf der Homepage des VHE unter www.vhe.de. Quelle: Düngemittelpreise: Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe 16 8 6 4 2 Jan Mai 2005 Sep Jan Mai 2006 Sep Jan Mai 2007 Sep Jan Mai 2008 0 Jan Feb 2009 Sep Abb. 1: Berechnung des Kompostwertes auf Grundlage mineralischer Düngemittelpreise in WestfalenLippe und Humuswerte in Anlehnung an die Humusreproduktion von Stroh (2005–2009) Aus der Praxis: Landwirte berichten Christian Esser bewirtschaftet seit 1990 in Eschweiler bei Aachen einen reinen Ackerbaubetrieb. Bei den Flächen handelt es sich um sogenannte Neulandböden, die im Zuge der Rekultivierung ehemaliger Abgrabungsflächen des rheinischen Braunkohletagebaus an Landwirte zur Bewirtschaftung übergeben „Seit 18 Jahren setze ich jetzt Kompost ein und meine Böden haben sich prächtig entwickelt.“ Christian Esser, Eschweiler wurden. „Als ich dort begann, lag der Humuswert im Boden bei 0,7 bis 0,8 Prozent“, erinnert sich der Landwirt. „Da ich die Viehhaltung aufgegeben hatte, musste ich etwas finden, was das Humusdefizit meiner Böden nachhaltig und kostengünstig verringert.“ Aus seiner langjährigen Erfahrung bei der Bewirtschaftung von Neulandböden kennt Christian Esser deren Problematik: Die sandigschluffigen Lehmböden sind kaum tragfähig, die Humusschicht fehlt, sie sind witterungsempfindlich und neigen zur Verschlämmung. Eine Alternative zur herkömmlichen Düngung fand der Rheinländer im Kompost. „Seit 18 Jahren setze ich jetzt Kompost ein und meine Böden haben sich prächtig entwickelt. Heute liegt der Humusgehalt bei 1,5 Prozent und das bei einer nur geringen zusätzlichen PK-Düngung“, freut sich Esser. Als Mann der ersten Stunde – seine Kundennummer im örtlichen Kompostwerk liegt im einstelligen Bereich – experimentierte er mit dem Material. „Bauern sind ja misstrauisch“, grinst Christian Esser, „als ich die ersten Kompostmieten auf meinen Feldern zur Ausbringung liegen hatte, kamen die Nachbarn und beäugten das kritisch. Als sie dann sahen, wie von Jahr zu Jahr meine Rüben prächtiger standen, wurden immer mehr beim Kompostwerk vorstellig …“. Noch in den 90er Jahren wirtschaftete Christian Esser in seinem 35 Hektar großen Neulandbetrieb nach der alten rheinischen Fruchtfolge „Rüben – Weizen – Gerste“. Der Dünger wurde nach der Gerste bzw. vor der Rübe ausgebracht, nach dem Motto: „Vor der Rübe muss der Mist auf den Acker.“ Also ließ der Landwirtschaftsmeister den gut durchgerotteten Kompost nach Absprache mit dem Kompostwerk mit dem Streuer nach der Gerstenernte ausbringen. Später stellte Christian Esser auf eine vierfeldrige Fruchtfolge um (Zuckerrübe, Weizen, Kartoffeln, Weizen). Zuletzt grubberte er den Kompost nach der Rübenernte ein: „Ich habe das Material recht oberflächlich zwischen 10 und 12 Zentimeter eingegrubbert. Denn wenn man den Kompost nicht so tief einarbeitet, bekommt er mehr Sauerstoff und zersetzt sich besser.“ Der Ernteerfolg belohnte Christian Esser für seine Experimentierfreude. Im Jahr 2008 erntete er rund 75 Tonnen Zuckerrüben - ein Spitzenergebnis. „Und das Beste war, dass ich aufgrund der guten Bodenversorgung keinen zusätzlichen PK-Dünger ausbringen musste“, resümiert der Landwirt. „Ich habe gegenüber den zusätzlich mit mineralischen PKDüngern gedüngten Feldern während der gesamten Vegetationsperiode keine Unterschiede festgestellt.“ Damit konnte Christian Esser im Jahr 2008 rund 200 Kilogramm Kali- und 150 Kilogramm Phospordünger pro Hektar einsparen – das wirkte sich natürlich auch positiv auf seine Gewinne aus. „Nächstes Jahr möchte ich wieder auf jeder Fläche einmal mit der mineralischen Düngung aussetzen“, nimmt sich der Kompost-Fan vor, „ich bin gespannt, wie das Ergebnis aussieht. Aber ich vertraue auf meine mittlerweile rundum gesunden und humusreichen Böden.“ Guter Boden ist ein Invest für die Zukunft Hubert Mock war einer dieser Nachbarn, die zu Christian Esser kamen und seine Kompostexperimente beobachteten. „Auch ich begann damals Neulandböden zu kultivieren und war gespannt, was mein Kollege und heutiger Freund für Erfahrungen machen würde“, erinnert sich Hubert Mock. „Denn „Es war ein langer Prozess, doch jetzt arbeite ich auf Topversorgten Böden.“ Hubert Mock, Eschweiler ich führte zwei Betriebe zusammen und hatte ebenso Alt- wie Neulandflächen zu bewirtschaften.“ 1,60 Reinnährstoff-Preis (€/kg) 10 Wertigkeit Kompost (€/t) 14 12 1.000 KAS Kalkammonsalpeter 900 Ammonnitrat-Harnstoff-Lösung 800 Kornkali + MG 700 NPK-Dünger 14-10-20 600 Harnstoff 500 Diammonphosphat 400 Kohlensaurer Kalk 300 200 100 0 Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Feb 2005 2006 2007 2008 2009 Abb. 2: Düngemittelpreise in Westfalen-Lippe (2005–2009) (Abgabepreise an die Landwirtschaft, bei Bezug ab 5 t, lose, ab Lager) 18 Kompost-Humus (C) Magnesium (MgO) Kalk (CaO) Kalium (K2O) Phosphor (P2O5) Stickstoff (N) Düngemittelpreis (€/t) HuMuss · Nr. 20 2 1,40 1,20 1,00 Stickstoff (N) Phosphor (P2O5) Kalium (K2O) Kalk (CaO) 0,80 0,60 0,40 0,20 0 Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Feb 2005 2006 2007 2008 2009 Abb. 3: Reinnährstoff-Preise Mineraldünger in Westfalen-Lippe (2005–2009) Quelle: Düngemittelpreise: Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe Rund 160 Hektar kultiviert Hubert Mock am Blausteinsee bei Eschweiler. Die Fruchtfolge ist „Zuckerrüben – Weizen – Gerste und Kartoffeln sowie Speisemöhren“. Die Speisemöhren baut Mock wegen der besseren Siebfähigkeit auf Altlandböden an, den Kartoffelanbau übernimmt ein Kollege im Feldertausch. „Den Kompost brachte ich vor allem auf die humusarmen Neulandböden aus, denn ich brauchte dringend Biomasse“, blickt Hubert Mock zurück. „Die Rüben standen dann sehr gut.“ Wie alle Landwirte weiß Hubert Mock: „Einen Boden gut aufzubauen, ist ein Geschäft, das man eigentlich für die künftige Generation tätigt.“ So brachte er alle drei Jahre im Wechsel rund 60 m3 pro Hektar RAL-gütegesicherten Kompost aus. Eine zusätzliche Düngung mit Schweinegülle auf den Neulandböden und Mineraldünger auf den Altflächen komplettierte die Bodenversorgung. „Es war ein langer Prozess, doch jetzt arbeite ich auf Top-versorgten Böden“, resümiert Mock. „Mit dem Kompost stieg der Zuckergehalt der Rüben kontinuierlich in den letzten 10 bis 15 Jahren an“. Dazu steigerte sich auch der Ernteerfolg: Die Zuckerrübenernte beträgt zwischen 70 und 80 Tonnen pro Hektar, beim Weizen sind es bis zu 100 Doppelzentner und auch beim einstigen Stiefkind, der Gerste, erntet der Landwirt über 80 Doppelzentner pro Hektar. Wie Christian Esser kann auch Hubert Mock den Anteil an mineralischem Dünger auf den kompostbehandelten Flächen nahezu aussetzen. Denn die Bodenwerte liegen mittlerweile beim Phosphor und Kalium im C- und D-Bereich. Der staatlich geprüfte Landwirt ist so zufrieden, dass er mittlerweile den Kompost auch auf weiter entfernten Flächen ausbringt: „Hier mache ich es selbst, da das mein lokaler Komposthersteller nicht mehr so kostengünstig anbieten kann.“ Generell ist die Arbeit mit Kompost für den 54jährigen eine „gute Sache“: „Schon der Umgang mit den Kompostproduzenten ist ganz anders als mit den großen Mineraldünger-Herstellern“, sagt Hubert Mock. „Was ich von der Kompostanlage bekomme, ist ein lebendiger Stoff, der natürlichen Schwankungen unterliegt und auch entsprechend sorgfältig hergestellt werden muss. Da schließt man sich immer wieder mit den Produzenten kurz und schaut gemeinsam, wie man die Ware am besten einsetzt. Und das ist ein Arbeiten, das mir einfach liegt.“ Kompost liegt im Trend Was Hubert Mock und Christian Esser beschreiben, bestätigt auch Landwirtschaftsmeister Andreas Groten, „Bedingt durch die höheren Mineraldüngerpreise verwenden viele Landwirte Kompost als Alternative“ Andreas Groten, Aachen Anlagenleiter einer Kompostieranlage im Raum Aachen: „Unser Kundenstamm wächst stetig. Bedingt durch die höheren Mineraldüngerpreise, verwenden viele Landwirte Kompost als Alternative. Früher war Kompost nur als Humusbringer bekannt, heute wissen die Kunden, dass unser Produkt auch reich an Phosphor und Kali ist sowie auch Kalk in den Boden bringt. Und: Diese Nährstoffe sind in der Bilanz zu 100 Prozent anrechenbar.“ HuMuss · Nr. 20 Serie Wunderwelt Kompost Dr. Gerhard Laukötter Schimmelpilze: die Zersetzungsfabrikanten Überall wo organischer Abfall unter feuchten Bedingungen liegen bleibt, setzt rasch Fäulnis ein. Schimmelpilze kommen über Sporen an die Orte der Zersetzung. Zu den Schimmelpilzen gehören verschiedene taxonomische Gruppen. Schlauchpilze (Ascomyceten) und Jochpilze (Zygomyceten) werden regelmäßig an faulenden Stoffen angetroffen. Der faule Apfel, die faule Tomate, das schimmlige Brot zeigen uns täglich die Allgegenwart von Schimmelpilzen. In der orga- Wie viel Leben steckt in einer Hand voll Erde? „Mindestens ein bis zwei Milliarden Mikroorganismen“, sagt Dr. Gerhard Laukötter. Der promovierte Zoologe von der NUA (Naturund Umweltschutz- Akademie NRW) weiß es genau, denn er hat diese Zahl ausgerechnet. In der letzten Ausgabe der HuMuss begannen wir, darüber zu berichten, was und wer in diesem Mikrokosmos lebt. Nachdem die kleinsten Käfer der Welt, die Federflügler, portraitiert wurden, stellt Dr. Gerhard Laukötter nun Wissenswertes über Schimmelpilze zusammen. nischen Auflage unserer Böden besiedeln diese Pilze Falllaub, Früchte und Samen wie auch totes Holz. Auf dem Speiseplan von Köpfchen-, Gießkannen- oder Pinselschimmel stehen vor allem Kohlenhydrate, Fette und Proteine. Aber auch Kot und Kadaver werden schnell mit Schimmelpilzhäuten überzogen. Wie lebt der Schimmel im Komposthaufen? Bei der Kompostierung organischer Abfälle sind Schimmelpilze immer eifrig dabei, solange nicht allzu hohe Temperaturen im Rottegut er- 3 Schimmelpilze Schimmelpilze bestehen wie alle Pilze aus den drei Bestandteilen Myzel („Wurzelgeflecht“) Fruchtkörper („Sporenträger“) und Sporen („Samen“, auch Koniden genannt). Man findet sie im Erdreich, auf abgestorbenen Pflanzen oder auch auf Nahrungsmitteln und selbstverständlich im Kompost. Die Zahl der existierenden Arten wird auf 250.000 geschätzt, genauer beschrieben sind ca. 75.000 Schimmelpilze. Häufigste Arten sind Aspergillus, Mucor, Penicillium, Cladosporium und Alternaria. Die umgangssprachliche Bezeichnung „Schimmel“-Pilze rührt von dem weissen oder gefärbten, pelzigen Belag (Fruchtkörper), mit dem der Pilz die Oberflächen überzieht. reicht werden. Oberhalb von 60°C verabschieden sich nach und nach die hilfreichen Pilze und können dann im fertigen Kompost auch nicht mehr nachgewiesen werden. In Komposthaufen im Hobbygarten sind Schimmelpilze ständig aktiv. Dort finden diese Organismen beste Nahrung und vorzügliche Lebensbedingungen. Neben den vielschichtigen Abbauleistungen können einige Schimmelpilze auch noch Antibiotika produzieren. Diese können insbesondere bakterielle Krankheitskeime unterdrücken. Anwendung In Schieflage gebracht Ein sehenswertes Spektakel findet mehrmals jährlich im westfälischen Harsewinkel statt: Mensch und Maschine drehen dort beim Sandbahnrennen und Supermoto ihre Runden auf unbefestigtem Terrain. Bejubelt werden sie von tausenden von Fans, die es sich auf dem grasbewachsenen Wall rund um die Strecke bequem gemacht haben. Damit auf der ebenso steilen wie stiefelmalträtierten Fanmeile nichts ins Rutschen kommt, wurde Kompost ausgebracht. E s ist eine riesige Arena mit rund 50.000 Quadratmetern Grundfläche, in der die Motorradrennen der besonderen Art stattfinden. Auf einer Rennstrecke von 850 Meter Länge und sieben bis zehn Meter Breite fahren die Piloten auf ihren Einzylindern um die Pokale. Beim spektakulären Supermoto starten beispielsweise bis zu 36 Motorräder gleichzeitig, um mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 180 Stundenkilometern den Sieg einzufahren. Zum abenteuerlichen Start und der kurvenreichen Bahn stellt auch der Untergrund besondere Anforderungen an die Piloten und ihre Maschinen: Sie fahren auf einer mit Granitmehl und Wasser asphaltierten Piste – Kurvendrifts in extremer Seitenlage gehören somit zum Rennalltag. Staubschlucken und schlechte Sicht auch. Damit die bis zu 12.000 Besucher die Wettkämpfe der stutzen- und helmbewehrten Gladiatoren gefahrlos verfolgen können, wurde bereits in den 80er Jahren ein rund neun Meter hoher, steiler Wall aufgeschüttet. „Die Bepflanzung war ziemlich schwierig“, erinnert sich Tony Hanhart, Betreiber der im Inneren des Parcours untergebrachten Kartbahn und Vorstand vom Motorsportclub Harsewinkel. „Das Erdreich war steinig und durch die Aufschüttung ziemlich verdichtet. Dazu kam die Erosion durch die hohe Hangneigung sowie die extreme Beanspruchung durch die Zuschauer.“ So entschloss sich der Sportclub für ein außerordentliches Boden-Tuning: „Wir erhielten vom örtlichen Kompostwerk 240 Kubikmeter Kompost. Nachdem ein Radlader das Material großflächig ausgebracht hatte, arbeiteten wir es in schweißtreibender Hand-Arbeit mit dem Spaten in den Wall ein.“ Drehzahl im grünen Be­reich Wer sich für die Motorradrennen oder fürs Kartbahnfahren in Harsewinkel interessiert, findet Termine und weitere Informationen unter www.kartbahn-harsewinkel.de. Wenige Wochen nach der Kompostgabe staunten die wilden Kerls von Harsewinkel über den Erfolg des krümeligen Additives. „Das Gras ist gewachsen wie verrückt und die Grasnarbe war selbst nach Großveranstaltungen wie dem Finale der Weltmeisterschaft im Sandbahnrennen nicht kaputt zu kriegen“, berichtet Tony Hanhart. Durch das anhaltende Rasenwachstum auf ihrem Gelände mussten die Harsewinkler ihren Fuhrpark noch durch zusätzliche Gefährte erweitern: Tony Hanhart mäht jetzt im Innenfeld des Motodroms mit einem professionellen Mulchmäher, die Hänge des Walls hingegen mit einem Bindfaden-Mäher. „Der Kompost war der Super-Kick für unseren Boden“, fasst Tony Hanhart zufrieden zusammen. HuMuss · Nr. 20 4 Wissenschaft Klimaschutz durch Torfersatz Torf ist einer der größten natürlichen CO2-Senken. Deshalb ist der Klimaschutz durch Torfsubstitution äußerst sinnvoll. Kompostbasierte Erden- und Substratprodukte können dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Ein Plädoyer für weniger Torf und mehr Kompost im Gartenbau von Marion Bieker und Ralf Gottschall. I ntakte Torfmoore sind große und sehr bedeutende Kohlendioxid-Senken bzw. Lager für Kohlenstoff und Stickstoff. Torfmoore bedecken zwar nur cirka drei Prozent der Erdoberfläche, enthalten jedoch ein Drittel des gesamten, im Boden gebundenen Kohlenstoffs und Stickstoffs. Dies entspricht einem Kohlenstoffäquivalent von etwa zwei Drittel des gesamten Kohlenstoffs in der Erdatmosphäre, beziehungsweise der gleichen Menge an Kohlenstoff, der in der gesamten terrestrischen Biomasse gebunden ist. Durch den Abbau von Torfmooren werden große Mengen an Kohlendioxid (CO2) und Distickstoffoxid (N2O-Lachgas) freigesetzt. Um eine Vorstellung von dieser Größenordnung zu vermitteln, ist das Beispiel der Moorbrände in Indonesien in den Jahren 1997/1998 geeignet, über das 2002 in der Zeitschrift Nature (Ausgabe 420) berichtet wurde: Dort verursachten Moorbrände auf einer Fläche von 1,5 bis 2,2 Mio. ha einen CO2-Ausstoß, der mit 3,9 bis 9,4 Mrd. Tonnen CO2 abgeschätzt wurde. Dies entspricht einem Anteil von rund 13 bis 40 Prozent an der weltweiten jährlichen Emission aus allen fossilen Brennstoffen. Diese Feuer führten zum größten Anstieg der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre seit Beginn der jährlichen Messungen im Jahr 1957. Trotz Kenntnis dieser Sachverhalte ist die gesamte Erdenbranche von einem „wise use“, also einem angemessenen sinnvollen Einsatz von Torf als aktuell wichtigsten primären Rohstoff in gärtnerischen Erden und Kultursubstraten noch weit entfernt: Das Potenzial, Torf insbesondere durch gütegesicherte Komposte und teilweise auch durch den Einsatz von Rindenhumus und Holzfaser zu ersetzen, wird in Deutschland bisher nur in einem Umfang von etwa 10 Prozent genutzt. Dies zeigt eine aktuelle Studie zur Kompostproduktion und -verwertung, die der ECN (European Composting Network) und die ORBIT e.V. im Auftrag der europäischen Kommission erstellte (BIEKER 2008). Daten zum Rohstoff Torf Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes setzen die Deutschen Torf in einer Größenordnung von ca. 8,5 Mio. m 3 (2003 bis 2005) bis 8 Mio. m3 (2006) jährlich für pflanzenbauliche Zwecke ein. Entsprechend ihrem Einsatzgebiet Marion Bieker Ralf Gottschall werden diese Torfe entweder ohne Zusatzstoffe verwendet oder gezielt aufgekalkt und mit Nährstoffen angereichert. Rund zwei Drittel der Torfproduktion für gärtnerische Zwecke gehen in die Herstellung von Torf-Kultursubstraten für den Produktionsgartenbau, etwa ein Drittel wird in Blumenerden für den Hobbybereich eingesetzt. Der Anteil der Torfimporte liegt derzeit in Bereichen zwischen 2 und 3 Mio. m3 im Jahr. Der größte Teil der Importmengen stammt aus den baltischen Staaten, ein geringer Anteil auch aus Russland, Polen und Skandinavien. Die deutschen Torfvorräte schrumpfen seit etlichen Jahren stark. Schätzungen des niedersächsischen Landesamtes für Ökologie gehen davon aus, dass bei einer gleich bleibenden Abbaumenge die Torfvorräte in Deutschland in 20 bis 30 Jahren erschöpft sein werden. So belaufen sich zum Beispiel die Torfvorräte für den aktuell genehmigten Abbau in Niedersachsen (dem Bundesland, in dem etwa 80 Prozent der Gesamtproduktion der deutschen Torfwirtschaft geleistet werden) auf 15 Jahre bei Weißtorf – trotz der hohen Importmenge – und 35 Jahre bei Mischund Schwarztorf. (http//:www.fehnmuseum.de; 10. Oktober 2007) Kompost ist ein Zuschlagstoff mit hohem Wert Als Bodenverbesserungsmittel ist Torf vollständig durch Kompost, Rindenhumus oder den Anbau von Gründüngungspflanzen ersetzbar. In vielen Bereichen des Garten- und Landschaftsbaus kann Kompost als Zuschlagstoff für Produkte wie Standard-Bodensubstrate oder Vegetationsschichten eingesetzt werden. In diesen Bereichen weist Kompost ein hohes bis sehr hohes Ergänzungs-/ Innovationspotenzial auf. In Blumenerden und Substraten lässt sich der Torfverbrauch durch die Verwendung von Komposten und Rindenhumus sowie zum Teil auch über Holzfasern, Kokosfasern und andere Rohstoffe beträchtlich senken. Im Produktionsgartenbau ist das Substitutionspotenzial von Torf durch Kompost aufgrund der besonderen Anforderungen in diesem Bereich nur als mäßig hoch zu bewerten, bei den gärtnerischen Erden für den Hobbygarten jedoch als sehr hoch. Torf ist aufgrund seiner besonderen biologischen, chemischen und physikalischen Eigenschaften immer noch der Hauptbestandteil bei der Herstellung von gärtnerischen Erden und Kultursubstraten. „Torffreie Substrate“ genießen zwar bei einigen Interessens- und Anwendergruppen eine sehr hohe Wertschätzung, dennoch spielen sie mengenmäßig bislang eine untergeordnete Rolle in der industriellen Produktion von gärtnerischen Erden. Warum der Torfersatz noch schwierig ist Die Hindernisse und Hemmnisse für den Einsatz von torffreien und torfreduzierten Produkten sind von technischer, ökonomischer und insbesondere psychologischer Art: Als technische Hemmnisse sind Schwankungen bei den Parametern pH-Wert, Salzgehalt, Nährstoffgehalt der Komposte sowie mangelnde Strukturstabilität aufgrund von Zersetzungsprozessen zu nennen. Auch das hohe Volumengewicht des Kompostes ist nicht ganz unproblematisch. Aus ökonomischer Sicht sind die erforderlichen Anpassungen der Produktionspraxis sowie die erforderliche Sammlung von Erfahrungen mit neuen Substraten/Materialien zu nennen. Absatzbereiche mit Torfersatzpotenzial Produkte Produktionsgartenbau Hobbygartenbau Kultursubstrate, z.B. Gärtnerische Erden, z.B. • Anzuchtsubstrate • Pikiersubstrate • Weiterkultursubstrate • Spezialkultur-Substrate etc. • Blumenerden • Anzuchterden • Graberden • Pflanzerden etc. Fakten und Zahlen • Das Komposteinsatzpotenzial lässt sich mit dem Torfersatzpotenzial gleich setzen und wird lt. ECN/ORBIT-Studie insgesamt mit 2,1 bis maximal 3,3 Mio. m3 eingeschätzt. • Laut EdDE-Dokumentation 11 beträgt die CO2-Einsparung für Schwarz- und Mischtorf rund. 0,3 t CO2 pro Kubikmeter, bei Weißtorf liegt sie bei etwa 0,16 t CO2 pro Kubikmeter. • Gemäß amtlicher Statistik teilt sich die Torfproduktion in zwei Drittel Schwarzbzw. Mischtorf und einem Drittel Weißtorf auf. Auf Grundlage dieser Zahlen ergeben sich bei dem genannten Torf­ersatzpotenzial durch Kompost CO2-Einsparungen in einer Größenordnung zwischen 541.800 und 851.400 Tonnen pro Jahr. Die Haupthemmnisse beruhen jedoch auf langjährigen Einstellungen und Handlungspraktiken. Es besteht häufig nur eine geringe Bereitschaft, etwas (den Torfeinsatz) zu ändern, was derzeit (noch) vergleichsweise billig, gut verfügbar und dem Bedürfnis entsprechend ist. Von den aktuell in Deutschland verbrauchten 8 bis 9 Mio. m3 Torf entfallen, wie weiter oben bereits erwähnt, rund zwei Drittel auf Kultursubstrate für den Produktionsgartenbau und ein Drittel auf die gärtnerischen Erden für den Hobbygartenbau. Geht man von der Annahme aus, dass im Bereich der gärtnerischen Erden für den Hobbygartenbau in Abhängigkeit von den jeweiligen Nährstoffgehalten etwa 25–60 Prozent (nach Vorauswahl Ø 40–50 Vol.-%) Kompost eingesetzt werden kann, und im Bereich der Kultursubstrate für den Produktionsgartenbau aufgrund der hohen Anforderungen nur 10–40 Prozent (nach Vorauswahl Ø 20–30 Vol.-%), so errechnen sich hieraus Kompostpotenziale von 1,0–1,5 Mio. m3 im Hobbygartenbau und zusätzlich 1,1–1,8 Mio. m3 im Produktionsgartenbau. Daraus ergibt sich eine gesamte Torfersparnis in Höhe von 2,1 bis 3,3 Mio. m3 Torf pro Jahr. In der EdDE-Dokumentation 11 (siehe Info-Kasten) berechnen die Sonstige Absatzbereiche Garten- und Landschaftsbau, Rekultivierung, Öffentliches Grün Hobbygartenbau • Standard-Bodensubstrate • Spezialsubstrate und Vegetationsschichten • Mulchprodukte • Bodenverbesserer • Bodensubstrate u. „Mutterböden“ etc. • Bodenverbesserer Böden und breites Sortiment an mineral.- und organischen Zuschlagstoffen Böden z.T. reiner Kompost, Dünger z.T. reiner Kompost, Dünger Rohstoffe 80 – 100 % Torf und Rindenhumus, Kompost, -Ton, div. Mineralische Zuschlagstoffe etc. Substitutionspotenzial durch Kompost + Ergänzungspotenzial durch Kompost Torf > 90 % und Rindenhumus, Kompost, Holzfasern etc. ++ z.B.: Lava, Bims, Ziegelsplitt, Rindenh., Torf, Komposte, Dünger ++(+) Rinden, Kompost, Torf, Dünger ++(+) Übersicht zu den relevanten Märkten für Kompost­produkte (ohne Land- und Forstwirtschaft) Quelle: Humus & Erden Kontor GmbH, 2008 Wissenschaftler CO 2-Emissionen bei der Verwendung von einem Kubikmeter Schwarz- und Mischtorf in Höhe von 0,3 t CO2 und für Weißtorf 0,16 t CO2. Unter Berücksichtigung der in Deutschland verwendeten Anteile der einzelnen Torftypen könnten bei der Substitution von 3,3 Mio. m3 Torf in Kultursubstraten durch Kompost jährlich rund 850.000 Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden. Vergleicht man diese Potenziale mit den aktuellen tatsächlich eingesetzten Kompostmengen in gärtnerischen Erden und Kultursubstraten, so werden aktuell weniger als 10 Prozent dieses Potenzials ausgeschöpft. Dass die genannten Potenziale nicht nur Theorie sind, sondern in der Praxis umgesetzt werden können, zeigen die Erfahrungen von mittlerweile 50 Kompostierungsanlagen. Sie sind in einem Regionalerdensystem organisiert und vermarkten deutschlandweit mehrere Hunderttausend Kubikmeter Erden und Substrate erfolgreich unter dem Dach eines gemeinsamen Markenlabels. Die auf diesen Anlagen produzierten Produkte weisen in der Regel einen Kompostanteil von mindestens 50 Prozent auf. Dies belegt, dass die Grundvoraussetzungen für den Einsatz von Kompost als Rohstoff zur Veredelung in Vegetationsschichten, gärtnerischen Erden und anderen Produkten auf Kompostbasis gegeben sind. Literatur · Bieker, M. und Gottschall, R.; in: Barth, J. et. al.: „Compost production and use in the EU” Report for the Joint Research Centre/ITPS, Seville, prepared by ECN/ORBIT e. V. 2008. · E dDE-Dokumentation 11 „Grünabfälle – besser kompostieren oder energetische verwerten? – Vergleich unter den Aspekten der CO2-Bilanz und der Torfsubstitution.“ EdDE e.V., 2008. HuMuss · Nr. 20 5 Anwendung Ab auf´s Beet! Endlich: Frühlingserwachen im Garten. Jetzt gilt es, den Pflanzen die richtige Starthilfe für eine wachstumsreiche neue Saison zu geben. Die Ausbringung Die ideale Ausbringungszeit für Kompost ist das Frühjahr und der Sommer. Zu dieser Zeit sind die Pflanzen besonders nährstoffhungrig und können das Nährstoffangebot des Kompostes ideal nutzen. Im Herbst und Winter ruhen die Pflanzen und haben somit auch nur einen geringen Nährstoffbedarf – eine Düngung zu dieser Zeit lohnt sich in der Regel nicht. Bei Neupflanzungen und zur allgemeinen Anhebung des Humusgehaltes im Boden sind Kompostgaben aber durchaus auch im Herbst angebracht. Sattes Rasengrün, bunte Blumenpracht, üppige Sträucher und einen ertragreichen Gemüsegarten wünscht sich jeder Hobbygärtner. Doch bevor sich dieser Erfolg einstellt, ist viel im eigenen Grün zu tun. So ist ein guter, nährstoffreicher Boden das Fundament für gesundes Pflanzenwachstum. Traditionell wird dazu Kompost in Haus- und Kleingärten eingesetzt – denn kein Dünger punktet mehr in Sachen Nachhaltigkeit und Bodenverbesserung. Kompost darf auf alle Beete und Grünflächen des Gartens kommen. Ausnahme sind säureliebende und salzempfindliche Pflanzen wie beispielsweise Rhododendren oder auch Feuchtbereiche sowie Alpinum. Magere Blumenwiesen mögen höchstens kleine Kompostmengen, da die im Kompost enthaltenen Nährstoffe die nährstoffliebenden Konkurrenzpflanzen fördern. Wertvoll und nützlich Ein gut aufbereiteter, gütegesicherter Kompost • enthält Nährstoffe und Spurenelemente für die Pflanzen und setzt diese langsam frei; • absorbiert Nährstoffe und schützt somit vor Nährstoffauswaschung; • verbessert die Durchlüftung des Bodens und macht schwere, tonhaltige Böden durchlässiger; • erhöht das Wasserhaltevermögen des Bodens; • fördert das Bodenleben und damit die Bodenfruchtbarkeit; • sorgt für den Humusaufbau und die Bildung eines stabilen Bodengefüges. Das bedeutet weniger Verschlämmung und Erosion; • verbessert die Qualität der Pflanzen durch seine Wirkstoffe und erhöht die Resistenz gegen Schädlinge und Krankheiten; • e rmöglicht durch seine dunkle Farbe eine schnellere Erwärmung des Bodens. Was braucht mein Boden wirklich? Bevor der Gärtner mit der Kompostdüngung beginnt, sollte er sich Kompost ist dank seiner wertvollen Eigenschaften auch im Hobbygarten ein idealer Bodenverbesserer. Gedanken über den Bedarf seines Bodens an Nährstoffen und Humus machen. Hilfreich ist dabei eine Bodenanalyse, die präzise Daten zu verfügbaren Nährstoff- und Humusgehalten sowie pH-Werten des Gartenbodens liefert. Aufgrund des Analysenberichtes lässt sich dann gezielt eine Kompostgabe bemessen. Ein Nährstoffmangel im Boden kann ansonsten nur über Mangelsymptome an der Pflanze diagnostiziert werden. Für den Laien ist es jedoch schwierig, zwischen Pflanzenkrankheits- und Nährstoffmangelsymptomen zu unterscheiden, so dass im Alltag des Hobbygärtners dieses Verfahren nicht empfehlenswert ist. Stickstoff ist unverzichtbar fürs Pflanzenwachstum Sofern ein Boden in der Vergangenheit eine gute Pflege genossen hat, bietet die nebenstehende Tabelle jedoch ausreichend Orientierung für die Abschätzung einer Kompostgabe. Bei Einhaltung der in der Tabelle empfohlenen Gaben kann ein Mangel an Phosphor ausgeschlossen werden. Auch eine Zudüngung von Kalium ist nur dann erforderlich, wenn der Hobbygärtner einen maximalen Pflanzenzuwachs einfordert. In vielen Fällen wird jedoch die im Kompost enthaltene Kaliummenge für eine vollständige Versorgung der Pflanze ausreichen. Die Stickstoffversorgung der Pflanze ist für das Gedeihen der Pflanzen von größter Bedeutung. Da Kompost Stickstoff nur langsam abgibt, kann in den ersten Jahren der Kompostanwendung eine zusätzliche Stickstoffzufuhr sinnvoll sein. Wer regelmäßig Kompost ausbringt, kann nach mehrjähriger Anwendung auf mineralische Stickstoffgaben verzichten, da der im Boden gebundene Stickstoff verstärkt für die Pflanzen verfügbar wird. Eine ergänzende Düngung mit anderen Nährstoffen oder auch eine Pflege von Rasen- und Beetflächen Aufwandmenge1 Bemerkungen Pflege von Beetflächen 8–15 l/m alle 5 Jahre Pflege von Rasenflächen 4–8 l/m2 alle 3 Jahre Eventuell zusätzliche K2O-Düngung notwendig Gehölze, Sträucher, schwachwüchsige Stauden 3–5 l/m2 alle 3 Jahre 2 Bei Rasenflächen nur feinkörniger Kompost bei normalen Bodengehalten; Spanne in Abhängigkeit von den Nährstoffgehalten des Kompostes 1 Kalkung des Bodens ist beim Einsatz von Kompost nicht mehr nötig. Böden mit zu niedrigem Humusgehalt haben in der Regel eine auffällig helle bis bleiche Farbgebung. Hier fehlt dem Boden die durch die Humusbestandteile bewirkte Dunkelfärbung. Bei Humusmangel kann der Gärtner eine Kompostgabe gegenüber den in der Tabelle angeführten Mengen unabhängig von den Nährstoffgehalten im Boden für kurze Zeit deutlich anheben. Wichtig ist, dass der Gärtner den Kompost nur auf Flächen ausbringt, die begrünt sind oder in Kürze angesät, beziehungsweise bepflanzt werden. Die im Kompost freigesetzten Nährstoffe kommen dann direkt den Pflanzen zugute. Es ist auch möglich, die Kompostgabe zu splitten: Bei Kulturen mit hohem Nährstoffbedarf werden zwei Drittel im Frühjahr über die Beete verteilt und der Rest kommt im Mai/Juni direkt zu den Pflanzen. Welcher Kompost soll es sein? Viele Hobbygärtner kompostieren selbst und freuen sich, dadurch zum Naturkreislauf beizutragen. Doch Vorsicht: In einem nicht richtig angelegten Komposthaufen ist die Rottetemperatur oft zu niedrig. Dann werden Unkrautsamen und Krankheitserreger nicht abgetötet. Kommt dieser Kompost zum Einsatz, ist seine Wirkung nicht unbedingt segensreich … Die Einarbeitung Wer einen lockeren, ausgewogenen Boden kultiviert, arbeitet den Kompost nur oberflächlich ein. Bei schweren, tonreichen Böden sollte der Kompost nicht tiefer als 20 Zentimeter in den Boden gelangen; sandige Böden vertragen hingegen eine rund 30 Zentimeter tiefe Einarbeitung. In tieferen Schichten fehlt dem Kompost der zum weiteren Umbau erforderliche Sauerstoff. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass Kompost auch auf Rasenflächen ein idealer Helfer ist. Hier bringt der Gärtner das Material am besten im Frühjahr nach der ersten Maht aus. Der verwendete Kompost sollte gut durchkompostiert und fein abgesiebt sein. Größtmögliche Sicherheit gibt ein professionell hergestellter, RALgütegesicherter Kompost. Er wird regelmäßig analysiert und seine Inhaltsstoffe sowie sein Nährstoffgehalt sind dokumentiert. Außerdem ist ein solcher Kompost nahezu unkrautsamenfrei und enthält auch keine phytopathogene (pflanzenschädigende) Keime mehr. Düngung von Gemüseflächen Viele Substrate enthalten mittlerweile Kompost, der beispielsweise in der Balkonkastenerde für eine ideale Nähstoffversorgung und eine erhöhte Wasserhaltefähigkeit sorgt. Aufwandmenge1 Bemerkungen Starkzehrer Tomaten, Sellerie, Kohl,Kürbis, Mais, Wirsing, Kohrabi, Brokoli, Porree u.a. ca. 3 l/m2 Zusätzlich 15–30 g N sowie bei Bedarf 15–30 g K2O/m2 Mittlerer Bedarf Gurken, Rettich, Möhren, Zwiebeln, Zucchini, Kartoffeln, Rhababer u.a. ca. 2 l/m2 Zusätzlich 10–20 g N sowie bei Bedarf 10–15 g K2O/m2 Schwachzehrer Rote Beete, Bohnen, Spinat, Mangold, Paprika, Erbsen, Salat, Radis, ca. 1 l/m2 Zusätzlich 5–15 g N sowie be i Bedarf 3–10 g K2O/m2 Aufwandmengen je Jahr bei mittleren Nährstoffgehalten des Bodens. 1 HuMuss · Nr. 20 6 Interview Vom Nischenprodukt zum Wirtschaftsgut Vor zehn Jahren kam die erste Ausgabe der HuMuss auf den Markt. Ein guter Grund, um mit den Kompost-Experten Jochen Lippross und Aloys Oechtering über die Branche und das Produkt zu sprechen. 1999 war für die Menschen auf der Schwelle ins neue Jahrtausend ein spannendes Jahr – ein zügiger Aufschwung zeigte den Erfolg der europäischen Zusammenarbeit und die Kreislaufwirtschaft entwickelte sich. Was war zu dieser Zeit in der Kompostbranche los? Jochen Lippross: „Auch für uns war dieses Jahr sehr wichtig. Im Oktober 1998 trat die Bioabfallverordnung in Kraft und wir hatten die Aufgabe, unser Produkt nun innerhalb neuer Richtlinien einzusetzen. Da damals keiner genau wusste, wie sich der Kompostmarkt aufgrund der geänderten Gesetzeslage entwickeln würde, war dies eine unruhige Zeit für die Branche. Aloys Oechtering: „Leider hatte der Kompost damals noch ein Imageproblem. Obwohl unser Produkt schon gut und ausgereift war, was wir klar durch verschiedene Parameter beweisen konnten, blieben die Verbraucher unsicher. Deshalb beschlossen wir, die positiven Eigenschaften unserer Produkte stärker in die Öffentlichkeit zu bringen– wie beispielsweise durch die HuMuss. Ja, man hört bei Gesprächen mit Landwirten, dass ihre ersten Kompostversuche aufgrund von verunreinigtem Material nicht so positiv ausfielen. Jochen Lippross: „Das mag vor 20 Jahren noch bisweilen so gewesen sein. Doch bereits vor 15 Jahren wurden in Deutschland ausschließlich getrennt erfasste organische Abfälle zur Kompostherstellung verwendet. Seitdem brachten wir eine ordentliche Produktqualität auf den Markt. Was uns dann lange Jahre zu schaffen machte, war der Nachhall der negativen Erfahrungen aus den Anfängen der Kompostwirtschaft.“ Aloys Oechtering: „Deshalb war es für die Branche auch so wichtig, durch sachliche, konsequente Information der Öffentlichkeit dieses weniger glückliche Kapitel definitiv zu beenden.“ Und – aus dem Blickwinkel des Jahres 2009 gesehen, ist das gelungen? Aloys Oechtering: „Ich würde sagen ja. Bei der letzten Mitgliederversammlung der Bundesgütegemeinschaft Kompost – der ja immerhin alle wichtigen Komposthersteller angehören – gab es einen deutlichen Paradigmenwechsel. Nachdem wir lange Jahre über die Schwermetallgehalte diskutierten, standen nun zum ersten Mal die wertgebenden Eigenschaften des Komposts im Vordergrund. Ja, da hat sich viel in den letzten zehn Jahren verändert.“ Jochen Lippross: „Das kann ich nur bestätigen. Wir stehen jetzt in einer Werthaltigkeitsdiskussion. Mit unseren Kunden sprechen wir heute über die Möglichkeiten, die Kom- post für die Bodenverbesserung und eine nachhaltige Düngung birgt. Dies wird in Zeiten zunehmender Rohstoff-Knappheit und höherer Düngekosten immer interessanter für die Anwender.“ der feuchte Organikstrom, den man nicht verbrennen kann, sorgt – gut aufbereitet – für den wichtigen Humus auf dem Acker. Das erkennen unsere Kunden aus der Landwirtschaft deutlich.“ Wer sind die wichtigsten Kompostanwender und wo stehen sie in dieser Diskussion? Gibt es außer der Landwirtschaft noch Anwender, für die Kompost in den letzten zehn Jahren immer interessanter geworden ist? Aloys Oechtering: „Generell ist es so, dass unser Hauptabnehmer immer noch die Landwirtschaft ist. Diese hat den Kompost schon immer als Humusbringer geschätzt. Nun stellen wir fest, dass die Landwirte mehr und mehr wegkommen vom reinen Nährstoffdenken. Es ist selbst in unserer modernen Zeit nicht so, dass eine bestimmte Menge an Nährstoff X und Nährstoff Y die perfekte Ernte garantieren. In der Landwirtschaft bestimmen viele Details die Bodenfruchtbarkeit. So kann beispielsweise eine durch Kompost verbesserte Wasserhaltefähigkeit in Trockenzeiten die Ernte maßgeblicher beeinflussen als ein auf´s Gramm genau abgestimmter Mineraldünger-Mix. Das ist nach den Hitze- und Starkregenperioden eine prägende Erfahrung für die Landwirte. Jochen Lippross: „Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch ein Blick auf den Energiemarkt. Mit den steigenden Rohstoffpreisen werden Energieträger wie Stroh immer wichtiger. Das heißt, die organische Substanz wird letztlich vom Acker verschwinden und der Energiegewinnung dienen. Aber Die Experten Dipl.-Ing. agr. Jochen Lippross ist Handlungsbevollmächtigter und Leiter des Geschäftsbereiches Holz und Grünabfall bei der Lobbe Entsorgung GmbH in Iserlohn. Er ist „Bauer auf akademischer Grundlage“ und war schon immer an der grünen Branche interessiert. Während seines Agrarstudiums spezialisierte er sich auf den Bereich Umweltsicherung. Sein beruflicher Weg führte ihn in die Entsorgungsbran­che und aufgrund seiner agrarwissenschaftlichen Qualifikation dort in den Kompost-Bereich. Jochen Lippross ist überdies Vorsitzender des VHE. Dipl.-Ing. agr. Aloys Oechtering, der Mitglied der Geschäftsführung der Reterra Service GmbH ist, kommt ebenfalls aus dem landwirtschaftlichen Bereich. Er wählte in seinem Studium die Fachrichtung Pflanzenbau und Bodenkunde und begann seine berufliche Tätigkeit bei der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe. Seit fast 20 Jahren arbeitet er in der Kompostwirtschaft und ist Vorsitzender der Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK). Jochen Lippross: „Unser Material wird heute verstärkt im Gartenbau und Hobbygartenbereich eingesetzt. Auch die Erdenindustrie schätzt Kompost als einen willkommenen Zuschlagstoff. Vor zehn Jahren war noch Torf als Humuslieferant die erste Wahl, jetzt hat Kompost gut aufgeholt. Aber dafür mussten wir alle dazu lernen: Wir als Produzenten mit der Herstellung der geforderten Qualitäten und die Erdenindustrie, in dem sie ihre fest zementierten Parameter hinterfragte und lernte, die Spezifika von Kompost richtig zu nutzen.“ Hat sich denn auch das Selbstverständnis der Komposthersteller in den letzten zehn Jahren geändert? Aloys Oechtering: „Wir haben viel mehr Selbstbewusstsein bekommen, denn Kompost wird immer wichtiger. Jetzt sind wir ein Teil der Düngemittelindustrie und produzieren ein Wirtschaftsgut mit steigenden Absatzzahlen.“ Jochen Lippross: „Man muss in diesem Zusammenhang sehen, dass wir ja aus dem Abfallbereich kommen. Damals bereiteten unsere Anlagen für recht hohe Kosten den organischen Abfall auf – zunächst ohne wirkliche Marktchancen. Jetzt sind wir zu einer professionellen Produktionsbranche mit definierten Gütekriterien geworden, die eine echte Kreislaufwirtschaft realisiert und feste Abnehmer hat. Es wird die Zeit kommen, in welcher der Markt ganz eindeutig von der Nachfrage bestimmt wird.“ Wenn Kompost als Wirtschaftsgut immer gefragter wird, wie stellt sich die Branche darauf ein? Aloys Oechtering: „Wir werden künftig noch marktorientierter – das heißt, just in time anbieten und liefern. Dazu wird sich auch die Produktpalette weiter diversifizieren.“ Wir haben bislang immer vom Produkt Kompost gesprochen, nun noch ein letzter Blick auf die Hersteller: Was hat sich in der Zwischenzeit im Anlagenbereich verändert? Jochen Lippross: „Für den Verbraucher kaum bemerkbar, haben wir doch intensiv an unseren Anlagen gearbeitet. Die Prozessqualität in der Aufbereitung wurde Schritt für Schritt verbessert, die Emissionen sind deutlich geringer als noch vor zehn Jahren und wir bemühen uns heute im Besonderen um die Energieeffizienz.“ Wo möchten sie 2019 mit dem Produkt Kompost stehen? Aloys Oechtering: „Ich wünsche mir, dass Kompost als lebendiger, wertgebender Dünger noch stärker als bisher von den Anwendern und vom Gesetzgeber gefördert wird. Denn Landwirtschaft und Gartenbaubetriebe wissen immer stärker die Vorzüge von organisch-mineralischen Düngern zu schätzen ...“ Jochen Lippross: „… und dass wir flächendeckend auch unter Energiegesichtspunkten noch effizienter bereitgestellte Humusprodukte liefern können.“ Blick zurück und in die Zukunft: Die Kompostspe­zialisten Jochen Lippross (links) und Aloys Oechtering im Gespräch mit HuMuss-Redakteurin Nadja Meka. HuMuss · Nr. 20 7 Auf einJahre Wort 10 HuMuss Viele haben sich engagiert, damit aus dem „Projekt HuMuss“ eine regelmäßig erscheinende Publikation wurde. Leider können wir hier nur einen kleinen Teil der langjährigen Helfer zu Wort kommen lassen ... „Meine Hauptmotivation zur Mitarbeit im HuMuss-Redaktionsbeirat war und ist meine Tätigkeit als Kompostvermarkter. Im Unternehmen Reterra habe ich von Beginn an die Kompostvermarktung gefördert. Um die Vermarktung auszubauen, habe ich die Kommunikation mit den Kompostkunden aktiv gestaltet. In meinem besonderen Fokus stehen die Düngung und Bodenverbesserung im Agrarbereich. Die HuMuss sehe ich als Anwenderzeitung, die Themen – abseits vom Verkaufsgeschehen – aufgreift. Mir ist es wichtig, dass die HuMuss für Kompostkäufer, Berater und an Kompost interessierte Menschen geschrieben wird. In den Redaktionssitzungen diskutieren wir leidenschaftlich, um die Themen richtig aufzubereiten. Es ist immer wieder spannend zu erleben, wie Zeitungsjournalismus funktioniert. Der intensive Kontakt mit den Kollegen ist förderlich für meine persönliche Entwicklung. Mein Wunsch zum 10. Geburtstag der HuMuss ist, dass sich weitere Kompostierer zum Redaktionsbeirat dazugesellen!“ Johannes Fröhlich, Reterra Service GmbH „Als junge Wissenschaftlerin machte ich im Jahr 2000 Bekanntschaft mit der ersten Ausgabe der HuMuss. Bodenkundlich wird Humus definiert als die organische Substanz, die alle in und auf dem Boden befindlichen, abgestorbenen pflanzlichen und tierischen Stoffe und deren Umwandlungsprodukte umfasst. ARISTOTELES (um 350 v. Ch.) gilt als Gründer der Humustheorie: Pflanzen ernähren sich von Humusstoffen, die sie mit den Wurzeln aus dem Boden aufnehmen. Nach dem Absterben wird die Pflanze wieder zu Humus – es ist ein ewiger Kreislauf. Diese Erfahrung habe ich in den sechs Jahren redaktioneller Arbeit mit der HuMuss auch gemacht. Es dreht sich alles um Humus, alles kehrt wieder: Ob beim Landwirt, Gärtner oder Landschaftsbauer – Humus ist einfach unersetzlich. Und die HuMuss auch. Keine andere Zeitung wird von einer so breit gefächerten Leserschaft nachgefragt. Jeder findet, was er sucht. Diesen verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden, war auch nicht immer einfach. Spaß hat es trotzdem gemacht!“ Stefanie Siebert, Bundesgütemeinschaft Kompost (BGK) „Nahezu zeitgleich mit meiner Tochter Marietta kam die HuMuss im Dezember 1999 auf die Welt: Als Marietta vier Tage alt war, fuhr ich zur Schlussabnahme zur Agentur nach Aachen. Während der letzten Korrekturen schlummerte das Neugeborene lieb in seinem Sitzchen. Einige Tage später konnte dann auch die Erstausgabe der HuMuss das Licht der Druckerei erblicken. Während der letzten zehn Jahre haben beide ihr Format und Aussehen zeitgemäß verändert: Die HuMuss nur leicht, Marietta schon deutlich mehr. Ich freue mich auf die Zukunft mit ihnen. Wie sie sich wohl weiter entwickeln werden?“ Nadja Meka, betreut die HuMuss von Beginn an redaktionell „Zehn Jahre sind für eine Zeitung keine lange Wegstrecke. Für die Zeitung HuMuss ist das anders, denn die Kompostwirtschaft hat sich sehr dynamisch entwickelt. Zwar wurden 1999 schon viele der heutigen Kompostierungsanlagen betrieben und die gesetzlichen Rahmenvorgaben waren in Kraft, es galt aber um so mehr, vermarktungsfähige qualitätsgesicherte Produkte herzustellen und diese erfolgreich zu vermarkten. Mit der HuMuss sollten daher die Themen rund um den Einsatz von Kompostprodukten breitflächig für die Praxis aufbereitet werden. In den Redaktionsbeirat habe ich daher schwerpunktmäßig interessante Themen aus Forschungs- und Entwicklungsarbeiten mit eingebracht, um diese für die Praxis entsprechend zu kommunizieren. Denn Wissen schafft Vertrauen – gemäß diesem Motto hat sich heute das Bild der Kompostwirtschaft stark gewandelt. Sicherlich konnte auch die HuMuss dazu einen Beitrag leisten, denn Kompost ist heute ein etabliertes Produkt. So hat sich die „Pionierarbeit“ der HuMuss denn auch gelohnt! Der 1999 begonnene Dialog über Kompost mit der Öffentlichkeit ist heute wichtiger denn je, da die gesamte Öffentlichkeit über Ressourcen- und Klimaschutz diskutiert. Im Fokus werden aber weiterhin Themen aus der praktischen Anwendung, Produktspezifikationen und der Vermarktung sein.“ Irmgard Leifert, Reterra Service GmbH „Eigentlich war die HuMuss ein Unding. Marketingtechnisch war sie gegen jede Regel, hieß es doch immer: die Zielgruppe in den Fokus nehmen. Und was machten wir? Wir machten plötzlich eine Zeitung für alle, die sich für Kompost interessierten oder unserer Auffassung nach „interessieren sollten“: Für professionelle Anwender, für Ökobauern und konservativ Wirtschaftende, für Gärtner und Gartenbesitzer, für Freaks und für Fachleute, für Wissenschaftler und für Pioniere mit dem Kompost-Gen. Wir haben sie alle und alle lesen uns. Und genau das war der Zweck der Übung. Neugierig machen auf Kompost, ihn mal aus der Brille der anderen Profession zu sehen, andere Stärken zu entdecken, andere Vorlieben und Sichtweisen kennen zu lernen. O-Töne einzufangen von denen, die täglich mit ihm arbeiten. Das hat die HuMuss lebendig werden lassen. Dass sie so lebendig geblieben ist, verdankt sie einem Redaktionsteam, das den Kampf zwischen Wissenschaft und Populismus nimmermüde – Ausgabe für Ausgabe – immer wieder neu ausficht. Weiterhin viel Erfolg dabei!“ Susanne Dickel, „Erfinderin“ der HuMuss – oder waren es doch die Schweizer? „Für die Entstehung eines fruchtbaren Bodens sind, selbst bei einer gewissenhaften Humuswirtschaft, zehn Jahre ein sehr kurzer Zeitraum. Das ist mehr eine Aufgabe, die über Generationen betrieben wird. Aber zehn Jahre HuMuss sind schon beachtlich. Ich war ab der zweiten Ausgabe dabei und habe die Entwicklung der Zeitung im vollen Umfang miterleben dürfen. Besonders beeindruckt hat mich immer wieder die Fülle der zu behandelnden Themen. Im Redaktionsbeirat wurde viel diskutiert, denn es mussten Prioritäten gesetzt und die Ausgewogenheit der Themen sichergestellt werden. Die überwiegend positiven Rückmeldungen aus dem Kreis der Leser bestätigten immer wieder, dass es uns gelungen ist, eine leserorientierte und fachlich kompetente Zeitung zu machen. Trotz der teilweise sehr komplexen Themen ist sie lesbar und verständlich geblieben. Bodenverbesserung und Düngung umfasst ein so breites Spektrum von Themen, da werden uns auch in Zukunft die berichtenswerten und interessanten Beiträge und Meldungen nicht ausgehen. Ich freue mich mit unseren Lesern auf die Ausgaben der HuMuss, die vor uns liegen!“ Hartwig Pollvogt, Bioterra GmbH HuMuss · Nr. 20 8 T ERM I N E 18.03. – 19.03.2009 Goslar KTBL-Tage 2009 Landwirtschaft im Umbruch – Herausforderungen und Lösungen Info: http://www.ktbl.de 20.03. – 22.03.2009 WDR/Schmitt Menzel/Streich Bremen Gartenträume – Der grüne Treffpunkt Info: http://www.messe-bremen.de 21.04. – 23.04.2009 Kassel 21. Kasseler Abfall- und Bioenergieforum Info: http://www.abfallforum.de Christoph wundert sich, dass aus seinen Küchen- und Gartenabfällen so guter Kompost entsteht. I M P RESSUM HuMuss Herausgeber Verband der Humus- und Erdenwirtschaft e.V. Kontaktadresse VHE e.V. Kirberichshofer Weg 6 52066 Aachen Telefon (02 41) 99 77-119 Telefax (02 41) 99 77-583 E-Mail: [email protected] Internet www.vhe.de Redaktion Geschäftsführer Michael Schneider (v.i.S.d.P.) Redaktionsbüro Nadja Meka Wiechertstr. 40, 40882 Ratingen Redaktioneller Beirat Johannes Fröhlich Dr. Irmgard Leifert Andreas Melle Ulf Netzeband Eva-Maria Pabsch Hartwig Pollvogt Dr. Stefanie Siebert Fotos aid infodienst Verbraucherschutz Ernährung AgroConcept Dietmar Steinhaus Humus & Erden Kontor GmbH WDR/Schmitt Menzel/Streich Grafikdesign AgroConcept GmbH, Bonn Druck Vereinigte Verlagsanstalten GmbH, Düsseldorf Erscheinungsweise zweimal jährlich Auflage 30.000 Exemplare Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Beiträge übernehmen wir keine Gewähr. TV-Auftritt 23.04. – 26.04.2009 Hier kommt die Maus! Die Macher von der Sendung mit der Maus verfolgten den Weg einer Kartoffelschale über die Sammlung bis hin zur Kompostdüngung. „Der“ Christoph von der Sendung mit der Maus wollte schon lange wissen, was mit seinen Küchenund Gartenabfällen passiert, die er zu Hause sorgfältig trennt und in seine Biotonne gibt. Christoph – der mit dem grünen Pullover – rief kurzerhand den Michael vom Kompostverband VHE an. Die beiden verabredeten dann gleich einen Termin, um einen Film für „Die Sendung mit der Maus“ über Küchenund Gartenabfälle, Kompostierung, Vergärung und nicht zuletzt über die Düngung der Felder mit Kompost zu drehen. Alleine geht das natürlich nicht. So kam noch Kameramann Dieter, Regisseurin Sabine und viele Leute von der avea GmbH & Co. KG mit dazu. In Leichlingen bei Leverkusen beobachten die Neugierigen, wie Frau Marks mit einer kleinen Schüssel aus ihrem Haus lief, um ihre Kartoffelschalen und Gemüsereste schnell noch in die Biotonne zu geben, bevor das Abfallsammelfahrzeug vollautomatisch die Biotonne entleerte. Als der Lkw seine Sammeltour beendet hatte, verfolgte das Filmteam den Müllwagen bis zur Abladestelle auf der Kompostierungs- und Vergärungsanlage Leppe bei Lindlar im Bergischen Kreis. Auf der Anlage gab es so viel zu sehen, dass die Macher von der Sendung mit der Maus dort zwei Tage lang die Vergärung und die Kompostierung der organischen Rohstoffe bis hin zum Kompost filmten. Leipzig Die Landwirtschafts­ ausstellung in Mitteldeutschland Info: http://www.agra2009.de Christoph wollte aber auch noch wissen, wo die riesigen Kompostmengen gebraucht werden. So fuhr das gesamte Team zum Volker nach Berrenrath bei Köln und filmte, wie der Kompost auf die Felder ausgebracht wird. Christoph versteht jetzt den Kreislauf: Seine Abfälle aus der Küche kommen in die Kompostanlage und landen als wertvoller Kompost wieder auf den Feldern. Und dort wachsen seine Kartoffeln und das Getreide für sein Brot jetzt umso besser. Und die Kartoffelschalen landen wieder in seiner Biotonne und so weiter und so weiter ... Wer die Reportage in der Sendung mit der Maus sehen möchte, sollte öfters auf die Homepage des VHE unter www.vhe.de und dort weiter unter Aktuelles schauen. Sobald wir den Sendetermin wissen, werden wir ihn dort bekanntgeben. Die Macher der Maus, Christoph Biemann, Sabine Ennulath und Dieter Stürmer, beobachten die Kompostdüngung auf dem Feld. 23.04. – 11.10.2009 Schwerin BUGA 2009 Sieben Gärten Mittendrin Info: www.buga-2009.de 18.05. – 22.05.2009 Hannover LIGNA Hannover Info: http://www.ligna.de 21.05. – 24.05.2009 Paaren im Glien 19. Branden­burgische Landwirtschafts­ ausstellung Info: http://www.brandenburghalle.de 10.09. – 11.09.2009 Freiberg, 15. Internationale Fachtagung „Energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe“ Info: http://bioenergie-sachsen.de 23.09. – 24.09.2009 Regensburg, 70. Symposium des ANS e.V. Trennen oder Verbrennen? Info: http://www.ans-ev.de