KOMETEN EISIGE BESUCHER VOM RANDE DES SONNENSYSTEMS KURZ- UND LANGPERIODISCHE KOMETEN KOMETENRESERVOIRS IM SONNENSYSTEM Kometen sind kleine Himmelskörper aus Eis und Staub, die sich auf elliptischen Bahnen um die Sonne bewegen. Sie lassen sich unterteilen in kurzperiodische und langperiodische Kometen. Kurzperiodische Kometen haben eine Umlaufzeit von weniger als 200 Jahren, wohingegen die langperiodischen Kometen mehr als 200 Jahre für einen Umlauf um die Sonne benötigen. Kurzperiodische Kometen mit Aphel in der Nähe der Jupiterbahn werden als Kometen der Jupiter-Familie klassifiziert. Kometen, die ihren sonnenfernsten Punkt jenseits der Bahn Jupiters erreichen nennt man Halley-artige Kometen, benannt nach dem Kometen 1P/Halley mit einer Umlaufzeit von 76 Jahren. Die kurzperiodischen Kometen stammen aus dem Edgeworth-Kuiper Gürtel, der sich jenseits der Umlaufbahn des Neptuns von 30 bis 50 AE* erstreckt. Durch den Einfluss der Schwerkraft der äußeren Planeten gelangen diese Objekte auf elliptischen und nur wenige Grad gegen die Ekliptik geneigten Bahnen (im Mittel 20°) ins Innere des Sonnensystems. Die Langperiodischen Kometen hingegen stammen aus der Oortschen Kometenwolke, die sich bis in eine Entfernung von der Sonne von 100 000 AE erstreckt. Die Bahnen langperiodischer Kometen sind extrem elliptisch mit Exzentrizität von nahezu 1 und Inklinationen zwischen 0 und 180°, sodass sich eine isotrope Verteilung dieser Objekte ergibt. KOMETENENTSTEHUNG UND RELEVANZ FÜR DIE FORSCHUNG Kometen sind Überreste aus der Anfangszeit des Sonnensystems. Ihre Zusammensetzung aus Staub und Eis zeugt von einer Entstehung am Rande des Sonnensystems, wo durch die niedrige Temperatur Wasser und Kohlenstoffdioxid in gefrorener Form vorlagen. Eis und Staub klumpten zusammen und bildeten kilometergroße sogenannte Planetesimale. Im äußeren Sonnensystem konnten sich diese Planetesimale durch die zu geringe Dichte an Objekten nicht zu Planeten zusammenfinden. Kometen stellen somit einen Teil dieser übriggebliebenen eisigen Objekte dar, deren ursprüngliche Zusammensetzung sich seither nicht wesentlich verändert hat. Kometen sind daher ein ideales Labor, um die Bedingungen während der Entstehungsphase des Sonnensystems zu erforschen. WORAUS BESTEHT DER KERN Der Kern eines Kometen besteht aus verschiedenen Eisarten, u.a. Wassereis, CO-Eis, CO2-Eis (auch bekannt als Trockeneis), gemischt mit Staub, Gestein und komplexen organischen Molekülen. Eis und Staub bilden dabei den größten Teil des Kometenkerns, daher spricht man (je nach Mischungsverhältnis) auch von schmutzigen Schneebällen oder vereisten Schmutzbällen. Auch wenn Kometenkerne auf Bildern recht hell erscheinen, reflektiert die Schicht aus Staub und Geröll, die die Oberfläche bedeckt, nur etwa 5% des einfallenden Sonnenlichts. Der Komet ist somit dunkler als Kohle! Das Eis des Kometen ist in der Regel unter dieser Staubschicht verborgen, da Eis, das sich an der Oberfläche befindet, über kurz oder lang verdampfen würde. Die Staubschicht dient als eine Art Schutzschild gegen die Hitze der Sonne und das Vakuum des Weltalls. 109P/Swift-Tuttle 1P/Halley Pluto Jupiter Saturn Uranus Neptun 23P/Brorson-Metcalf Edgeworth-Kuiper Gürtel KOMETENKERNE Die Kerne verschiedener Kometen haben häufig sehr unterschiedliche Formen (siehe Abbildungen); sie sind zum Teil kugelförmig, können aber auch lang-gezogene, keulenartige Formen aufweisen. Ihre Größe beträgt in der Regel einige Kilometer. Der kleinste von einer Sonde fotografierte Kern (103P/Hartley 2) hatte eine Größe von etwa 1,4 km; der Größte (1P/Halley) hatte einen Durchmesser ca. 15 km. Die Form der Oberfläche kann eine weiche Erscheinung wie Sanddünen haben, oder zerklüftet und mit kraterartigen Strukturen übersäht sein. Die Gesamtdichte von Kometenkernen ist sehr gering. Sie beträgt im Mittel ca. 600 kg pro Kubikmeter (zum Vergleich: Wasser hat 1000 und Sandstein etwa 2500 kg pro Kubikmeter). Das erklärt man dadurch, dass das Material aus dem der Kern besteht, nicht zusammengepresst ist, sondern lose und locker zusammenhängt. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem rubble pile (dt. Schutthaufen). Der Kern enthalt also viele Hohlräume, die zum Teil winzig klein sind (die so genannte Mikroporosität), die aber auch in Form von Rissen auftreten können, die den ganzen Körper durchziehen. © ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/ INTA/UPM/DASP/IDA OBERFLÄCHE UND AKTIVITÄT Kommt ein Komet der Sonne nahe genug, kann die oberflächliche Staubschicht das verborgene Eis nicht mehr gänzlich vor der Wärme der Sonne schützen und das Eis beginnt zu verdampfen. Das dabei entstehende Gas verlässt den Kometenkern und kann dabei Eis- und Staubpartikel mit sich reißen. Das austretende Gas hat zwar nur einen sehr geringen Druck, aber die geringe Schwerkraft eines Kometen hat selbst diesem geringen Druck nur wenig entgegenzusetzen (67P/C-G hat eine Anziehungskraft an seiner Oberfläche, die einem Hundertfünfzigtausendstel der Erdanziehungskraft entspricht). Die Geysir-artigen Gasausbrüche sind lokal sehr begrenzt und führen dann zur Entstehung so genannter Jets, hellen Strukturen in der Koma des Kometen. Diese Ausbrüche und das allgemeine „Ausgasen“ des Kometen führen dazu, dass sich die Oberfläche des Kerns ständig verändert. Pro Sonnenumlauf kann eine Schicht von mehreren Metern Dicke von der Oberfläche abgetragen werden. Ein Teil der Koma wird von Sonnenwind und Strahlungsdruck davon geblasen und bildet den für Kometen typischen Schweif. © NASA/JPL/UMD * AE ist die Abkürzung für Astronomische Einheit und entspricht der Entfernung von der Erde zur Sonne. Somit ist 1 AE = 150 000 000 km! ROSETTA UND PHILAE MISSIONSZIELE Ziel der ROSETTA Mission ist es zum ersten Mal einen Kometen auf seiner Bahn um die Sonne zu begleiten und dabei Messungen vor Ort durchzuführen. Ebenfalls einzigartig ist das Vorhaben mit der Sonde PHILAE auf dem Kometen zu landen, um Messungen direkt an der Oberfläche durchzuführen. Mit dieser Mission erhofft man sich Fragen hinsichtlich physikalischer und chemischer Eigenschaften der Kometen, sowie deren Zusammensetzung zu klären und somit den Ursprüngen dieser eisigen Objekte und damit auch des Sonnensystems und der Entstehung des Lebens auf die Spur zu kommen. © ESA/Rosetta ROSETTAS REISE ZUM KOMETEN Der Erdmond während des zweiten Erdvorbeiflugs 13.11.2007 ROSETTAs Start 02.03.2004 Der blaue Planet während des dritten Erdvorbeiflugs 12.11.2009 Mondaufgang während des ersten Erdvorbeiflugs 04.05.2005 Asteroid (21) Lutetia 10.07.2010 © ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA Asteroid (2867) Šteins 05.09.2008 Selfie mit Mars 25.02.2007 Komet 67P/Churyumov– Gerasimenko 03.08.2014 CHURYUMOV-GERASIMENKO ROSETTAs Zielkomet ist der kurzperiodische Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko. 67P/C-G ist ein Komet der Jupiter Familie, d.h. der sonnenfernste Punkt seiner Bahn ist in der Nähe der Bahn Jupiters. Physikalische Daten: • Kern: 2,5 km x 2,5 km x 2,0 km (kleiner Kegel) 4,1 km x 3,2 km x 1,3 km (großer Kegel) • Masse: 1013 kg • Dichte: 400 kg pro m3 • Umlaufzeit: 6,55 Jahre • Perihel: 1,24 AE • Aphel: 5,68 AE • Exzentrizität: 0,640 • Inklination: 7,04° © ESA/Rosetta