DOI: 10.1002/piuz.200601103 20 Jahre Hochtemperatur-Supraleitung Hochtemperatur-Supraleiter in der Technik A LEX M ALOZEMOFF | J OCHEN M ANNHART | D OUGLAS S CALAPINO 1986 entdeckten J. Georg Bednorz und K. Alex Müller die Hochtemperatur-Supraleitung, 1987 erhielten sie dafür den Nobelpreis für Physik. Zwei Jahrzehnte danach sind die komplexen Materialien in überraschenden Anwendungen auf den Markt. wanzig Jahre nach der Entdeckung der Hochtemperatur-Supraleitung [1] stellt sich die spannende Frage, welche technischen Anwendungen der Supraleiter heute in der kommerziellen Nutzung angekommen sind. Tatsächlich gibt es schon seit einigen Jahren Kabel und SQUIDs (Superconducting Quantum Inference Devices) aus diesen Supraleitern. Doch wichtige kommerzielle Anwendungen, die zurzeit im Kommen oder schon etabliert sind, sind der Öffentlichkeit kaum bekannt. Dazu zählen zum Beispiel Synchronmotoren zur dynamischen Regelung der Blindleistung in Hochspannungsnetzen, Mikrowellenfilter für Mobilfunk-Basisstationen und Spezialmagnetsysteme für die Forschung. Das fundamental Neue der Hochtemperatur-Supraleiter (HTS) war die hohe kritische Temperatur Tc, bei der die Supraleitung einsetzt. Diese kann bis zu 135 K betragen [2]. Das ermöglicht eine wesentlich effizientere Kühlung als bei herkömmlichen Supraleitern und bietet einen großen Vorteil bei technischen Anwendungen. Die Verwirklichung wettbewerbsfähiger HTS-Produkte wurde jedoch durch zahlreiche Hindernisse gebremst. Es ist spannend zu sehen, wie es gelang, diese Hürden zu überwinden. Zuerst musste man lernen, wie man aus den spröden HTS-Keramiken, die mehrere Phasen und Morphologien bilden, nützliche Materialien herstellt. Eine zweite, in mancher Hinsicht diffizilere Hürde bestand im Erkennen der eigentlichen Vorteile, die HTS für spezifische Anwendungen bringen, und in der Aufgabe, diese Vorteile in kostengünstige Produkte umzusetzen. ABB. 1 | K R I S TA L L S T R U K T U R VO N Y B CO Z Das Materialproblem Hochtemperatur-Supraleiter gehören zu den kompliziertesten Materialien, die jemals für praktische Anwendungen erforscht wurden [3]. Ein großes Problem ist die Notwendigkeit, ihre chemische Zusammensetzung präzise bei den 162 | Phys. Unserer Zeit | 4/2006 (37) In der Kristallstruktur von YBa2Cu3O7 (YBCO) trennen Yttrium-Atome jeweils zwei CuO2-Ebenen. Barium-Atome trennen wiederum die CuO2-Ebenen von Kristallebenen mit CuO-Ketten (Grafik: G. Hammerl). hohen Temperaturen zwischen 700 und 800 °C zu kontrollieren, bei denen sich die vielkomponentigen Verbindungen bilden. Ebenso problematisch sind ihre Sprödheit, die Flüchtigkeit mancher ihrer Komponenten und der Bedarf an inerten, thermisch- und kristallgitterangepassten Substraten. Einer der für die Anwendungen wichtigsten Hochtemperatur-Supraleiter ist YBCO (YBa2Cu3O7-δ), das ein Tc von 93 K aufweist. Abbildung 1 zeigt seine Kristallstruktur. Ein Merkmal dieser Kupratsupraleiter sind Ebenen aus Kupferund Sauerstoff-Atomen, durch die der Suprastrom vorzugsweise fließt. Die Kohärenzlängen dieser Supraleiter, das sind die kürzesten Längen, über die sich die supraleitenden Eigenschaften ändern können, sind extrem klein. Sie betragen nur das Vier- bis Fünffache des Abstandes benachbarter Kupferatome in den Ebenen. Die geringen Kohärenzlängen bewirken, dass die lokale Stöchiometrie des Supraleiters ortsabhängige Parameter der Supraleitung beeinflusst. Dazu zählt die supraleitende Energielücke, welche die Stärke der Supraleitung widerspiegelt. Da die Energielücke in den Kupraten zudem eine kleeblattartige d-Wellensymmetrie aufweist, ist ein hohes Maß an kristalliner Orientierung in den © 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 2 0 J A H R E H O C H T E M P E R AT U R - S U P R A L E I T U N G | T EC H N I S C H E PH YS I K Abb. 2 Im Mobilfunk werden epitaktisch gewachsene YBCOSchichten hoher Qualität in Mikrowellen-Filtern eingesetzt (Foto: Superconducting Technologies Inc.). Abb. 3 Dieses mit dem Rasterelektronen-Mikroskop abgebildete SQUID besteht aus einer strukturierten YBCO-Schicht auf einem SrTiO3-Bikristall. In der unteren Hälfte des Bildes ist die 24°-Korngrenze (Pfeil) zu erkennen, von der die beiden Josephson-Kontakte des SQUIDs (Kreise) gebildet werden (Bild: C. W. Schneider, K. Wiedenmann). Kupfer-Sauerstoff-Ebenen erforderlich. Korngrenzen, die Kristallite unterschiedlicher Orientierung trennen, verhalten sich als elektronische Schwachstellen und bilden erhebliche Hindernisse für den Stromfluss. Die maximale Stromdichte nimmt exponentiell mit dem Korngrenzenwinkel ab [4]. Die Vermeidung von Grenzflächen zwischen fehlorientierten Kristalliten ist also eine weitere Hauptaufgabe. Sie musste erst gelöst werden, bevor große Ströme durch diese Supraleiter geschickt werden können. Die höchsten Materialansprüche werden wahrscheinlich an die dünnen Schichten gestellt, die in Mikrowellenanwendungen eingesetzt werden, beispielsweise in der Signalverarbeitung im Mobilfunk. Schwachstellen würden Mikrowellen-Verluste und unakzeptable Nichtlinearitäten verursachen. Deshalb müssen hierfür qualitativ hochwertige, korngrenzenfreie Schichten produziert werden. In der Regel werden diese Schichten epitaktisch auf einkristallinen Substraten gewachsen. Abbildung 2 zeigt eine solche Schicht. Der Wachstumsprozess funktioniert nur bei einer hohen Substrattemperatur (700-800 °C) in einer SauerstoffAtmosphäre. Zudem müssen die Ausgangsmaterialien für die Deposition erst in die Gasphase gebracht werden. Dies erfordert ein vernünftiges Vakuum. Diese beiden Anforderungen widersprechen einander, doch eine besondere Technik wird beiden gerecht. Dieses reaktive thermische Koverdampfen ist eine Pionierleistung der Technischen Universität München [5]. Die Münchner Gruppe montiert dazu die Substrate auf eine Trägerplatte, die rotieren kann und sich größtenteils in einer mit Sauerstoff angereicherten, geheizten Kammer befindet. Beim Drehen der Platte verlassen die Substrate kurzfristig die Kammer und werden den Y-, Ba- und Cu-Verdampferquellen ausgesetzt. Beim Weiterrotieren treten die Substrate wieder in die geheizte, sauerstoffreiche Kammer ein. Die so produzierten Schichten weisen bei 1 GHz und 77 K einen Oberflächenwiderstand von etwa 2 µΩ auf. Dies ist etwa zehntausendmal weniger als der entsprechende Widerstand von Kupfer. Bis jetzt haben wir uns mit den Schwierigkeiten befasst, die durch die schwach koppelnden Zonen verursacht werden. Doch verschiedene elektronische Anwendungen nutzen diese ganz gezielt. An den schwach gekoppelten Bereichen treten einzigartige Quantenphänomene auf, die von Brian Josephson (Nobelpreis für Physik von 1973) vorhergesagt wurden [6]. Diese Josephson-Kontakte lassen sich mit hochwertigen HTS-Schichten kontrolliert produzieren. Dazu werden beispielsweise epitaktische Schichten auf bikristallinen Substraten mit wohldefinierten Kristallitgrenzen gewachsen. Abbildung 3 zeigt solche Josephson-Kontakte in einem strukturierten YBCO-Film. Er wurde auf einem bikristallinen Substrat deponiert. Seine beiden verschiedenen kristallinen Orientierungsrichtungen sorgen gezielt für einen Kristallfehler in der YBCO-Leiterbahn und INTERNET | Stromnetz-Stabilisierung mit dem HTS-Synchronmotor www.phiuz.de (Zusatzmaterial zu den Heften) Infos und aktuelle Meldungen aus der Wirtschaft www.techportal.de (dort Supraleitung wählen) www.superconductors.org American Superconductor Corporation www.amsuper.com Superconducting Technologies Inc. www.suptech.com Material für Lehrer und Schüler www.max-wissen.de (Physik, Supraleitung anklicken) © 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.phiuz.de 4/2006 (37) | Phys. Unserer Zeit | 163 erzeugen damit den erwünscht schwach koppelnden Kontakt. Die meisten großtechnischen Anwendungen erfordern kilometerlange, flexible und robuste Drähte, die hohe Ströme tragen können. Die erste Generation kommerzieller HTS-Drähte besteht aus einer Matrix aus Silber oder einer Silberlegierung, in die viele feine Filamente aus dem Hoch-Tc-Material BSCCO-2223 (Bi1,8Pb0,3Sr2Ca2Cu3O10, Tc = 110 K) eingebaut sind (Abbildung 4). Die Drähte werden in einem mechanischen Deformationsprozess hergestellt, der die BSCCO-Kristallite in der SilberMatrix ausrichtet und dabei zudem großflächige Korngrenzen ausbildet. Dadurch wird das Abb. 4 Die HTS-Drähte der ersten Generation bestehen aus einem Komposit von Silber und Korngrenzen-Hindernis für den Filamenten aus Bi1,8Pb0,3Sr2Ca2Cu3O10 Strom minimiert. Heute sind (BSCCO-2223) diese Drähte, die bei 77 K Strö(Foto: American Superconductor Corp.). me mit Dichten von 150 A/mm2 und mehr transportieren können und damit den Anforderungen der meisten energietechnischen Anwendungen entsprechen, in Längen von bis zu einem Kilometer auf dem Markt. Eine zweite Strategie zur Erhöhung der Stromdichte besteht darin, die Kristallite der Drähte auszurichten. Dazu texturiert man einen flexiblen Metallstreifen oder eine auf ihm gewachsene Oxidschicht. Auf diese Oberfläche lässt man den Supraleiter epitaktisch aufwachsen. Wenn diese Bandsupraleiter einmal im großen Maßstab produziert werden, könnte ihr Preis-Leistungs-Verhältnis, gemessen in HerABB. 5 | KABEL Flexible Innen- und Außenummantelung für die Kühlung Leitung für flüssigen Stickstoff Supraleiter Trägerelement HochspannungsIsolation Ein aktuelles HTS-Kabel im Querschnitt: Die HTS-Drähte sind spiralförmig um jeweils einen von drei hohlen Kupferkernen gewickelt. Dieses Kabel ist 100 m lang (Foto: Sumitomo Electric Industries). 164 | Phys. Unserer Zeit | 4/2006 (37) www.phiuz.de stellungskosten/(kA⋅m), etwa dem der konventionellen Kupferkabel in der Hochstromtechnik entsprechen oder dieses sogar unterbieten. Zudem transportieren die supraleitenden Drähte den Strom mit wesentlich geringeren Verlusten. Aus einer Schmelze gezogene einkristalline, supraleitende Blöcke haben besondere Anwendungsgebiete. In den zurzeit erhältlichen zentimetergroßen Blöcken werden Magnetfelder so stark verankert, dass sich damit bei 29 K Felder bis zu 17 T einfrieren lassen [7]. Diese superstarken Magnete können zum Beispiel in berührungs- und reibungsfreien Lagern von Schwungrädern eingesetzt werden (siehe auch Physik in unserer Zeit 2004, 35(3), 134). Anwendungen in der Energietechnik Die größte Chance für den kommerziellen Einsatz von Hochtemperatur-Supraleitern liegt in der Energietechnik, für die allerdings große Drahtlängen erforderlich sind. Solche Anwendungen umfassen Kabel, Motoren und Generatoren (beide insbesondere für Schiffsantriebe), Transformatoren, Strombegrenzer und Synchronmotoren zur dynamischen Regelung der Blindleistung im Hochspannungsnetz [8]. Zu den am weitesten fortgeschrittenen HTS-Anwendungen gehören Übertragungs- und Verteilerkabel für Wechselstrom. Kabel dieser Art wurden erfolgreich in China, Dänemark, Japan, Mexiko und den USA demonstriert. Dabei nimmt die Komplexität, Übertragungsleistung, Spannung und Länge der Kabel stetig zu. Eines der technisch anspruchsvollsten HTS-Kabel ist das 100 m lange 66-kV-Kabel mit kaltem Dielektrikum (das ist der Hauptisolator des Kabels) von Sumitomo Electric Industries und der Tokyo Electric Power Company. Es hat einen einjährigen Versuchsbetrieb am Central Research Institute of the Electric Power Industry, der zentralen Forschungseinrichtung der japanischen Stromversorger in Yokosuka, erfolgreich bestanden. Das Kabel nutzt drei Leiter für die drei Phasen des Drehstroms (Abbildung 5). Darüber hinaus hat 2005 Furukawa Electric sogar ein 500 m langes 77-kV-Kabel erfolgreich getestet. In Zukunft wird man noch viel längere Kabel durch Verbinden von kilometerlangen Einzelstücken herstellen. Eine durch das amerikanische Department of Energy (DOE) geförderte Kooperation von American Superconductor, Nexans und Air Liquide baut das erste HTS-Kabel zum Verbleib in einem Stromnetz: Dieses 610 m lange 138-kV-Kabel mit einer Kapazität von 600 MW, das entspricht dem Strombedarf von etwa 300 000 Haushalten, soll 2006 in das Hochspannungsnetz der New Yorker Halbinsel Long Island integriert werden. Andere Kabelprojekte werden gegenwärtig in den USA von IGC SuperPower und Ultera (Southwire/nkt cable) durchgeführt. Der verbesserte Wirkungsgrad ist eine wichtige Eigenschaft der HTS-Kabel. Aber einen noch stärkeren Anreiz für ihren kommerziellen Einsatz bietet ihre Übertragungsleistung, die weit über derjenigen konventioneller Kabel gleichen Durchmessers liegt. Drähte aus HTS-Material können © 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 2 0 J A H R E H O C H T E M P E R AT U R - S U P R A L E I T U N G effektive Stromdichten von mehr als 100 A/mm2 tragen. Das ist hundertmal mehr als die Effektivstromdichte, die Kupferdrähte gewöhnlich in Übertragungsleitungen transportieren. Damit lassen sich in existierenden Kabelschächten die konventionellen Kabel durch deutlich leistungsfähigere, supraleitende ersetzen. Inklusive ihres Dielektrikums, des Kryostaten und diverser Armierungen können die supraleitenden Kabel das Zwei- bis Fünffache der Leistung eines herkömmlichen Kabels gleichen Querschnitts übertragen. Darüber hinaus heizen HTS-Kabel ihre Umgebung nicht auf. In Ballungsräumen mit einer Überfülle von unterirdischer elektrischer Verkabelung, Kommunikationskabeln, Wasserund Abwasserrohren stellen solche Kabel mit ihrer erhöhten Übertragungsleistung und ihren reduzierten Einflüssen auf die Umwelt einen enormen Vorteil dar. Zusätzlich zur höheren Leitungskapazität erlaubt die hohe Stromdichte der HTS eine leichtere und kompaktere Bauweise von Transformatoren. Davon profitieren besonders mobile Systeme wie etwa Lokomotiven. Das Stromnetz muss hohen Fehlerströmen widerstehen können, also plötzlichen Stromanstiegen durch einen Kurzschluss zur Masse. Um das Netz zu schützen, sind Unterbrecher so ausgelegt, dass sie den Stromkreis innerhalb einiger Zehntelsekunden öffnen können. Einige Strombegrenzer vertragen dabei kurzzeitig bis zu 80 000 A. Da den expandierenden Stromnetzen immer mehr Stromquellen zugeschaltet werden, sind die Kurzschlussströme angestiegen, und die Nachfrage nach Strombegrenzern ist gewachsen. Ein Ansatz, um diesem Problem zu begegnen, ist der resistive Strombegrenzer. Dieser nutzt das Phänomen, dass Supraleiter bei Überschreiten eines kritischen Stroms vom supraleitenden in den normalleitenden Zustand schalten, in dem die HTS einen hohen Widerstand aufweisen. Verschiedene resistive Strombegrenzer wurden und werden von ABB, ACCEL Instruments GmbH, IGC SuperPower, Siemens und anderen gebaut. ACCEL hat einen 10 kV-10 kAPrototypen in Deutschland über mehr als ein Jahr im Stromnetz der RWE getestet. Dieser wird nun im Forschungszentrum Karlsruhe geprüft. Darüber hinaus begann ein 110-kV-Strombegrenzer-Projekt unter der Federführung des Hannoveraner Kabelherstellers Nexans Deutschland Industries GmbH. Elektrische Motoren und Generatoren stellen ein weiteres Gebiet der HTS-Energietechnik dar, das relativ weit entwickelt ist (Abbildung 6). Es wird von American Superconductor, General Electric Co., Rockwell Automation Inc. und Siemens erforscht [9]. Siemens präsentierte schon 2005 einen Generator mit 4 MW elektrischer Leistung. American Superconductor entwickelt einen 36,5 MW (50 000 PS) starken Schiffsantriebsmotor für die zukünftige Generation von Zerstörern der US-Navy. Ein kleinerer 5-MW-Motor hat bereits erfolgreich Fertigungs- und Labortests absolviert. Die geringen Verluste der HTS erlauben den Betrieb der 5-MW-Maschine mit standardmäßig verfügbaren Kühlern, die sehr wenig Energie verbrauchen. © 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim ABB. 6 | | T EC H N I S C H E PH YS I K G E N E R ATO R U N D M OTO R HTS-Rotor und Kupfer-Statorspule in einem HTS-Motor oder einem HTS-Generator. Der Rotor wird durch Helium-Gas oder durch flüssiges Neon gekühlt. Die Spulen des Rotors bestehen aus einem HTS-Draht, der bei etwa 30 K und 2 T betrieben wird. Die Spulen des Stators sind elektrisch mit der Außenwelt verbunden. Auf HTS basierende, rotierende Maschinen bieten mehrere Vorteile gegenüber konventionellen Geräten. Die Nettoverluste – einschließlich der Kühlverluste – können im Vergleich zu konventionellen Motoren und Generatoren, die bereits einen hohen Wirkungsgrad besitzen, halbiert werden. Die höheren Magnetfelder der HTS-Rotorspulen erlauben den Bau von Motoren, die zwischen Rotor und Stator größere Scherkräfte entwickeln. Daher sind Konstruktionen mit Hochtemperatur-Supraleitern besonders kompakt und leichtgewichtig. Der HTS-Schiffsmotor mit 36,5 MW von American Superconductor ist zum Beispiel so konstruiert, dass er nur ein Fünftel des Gewichts und Volumens eines entsprechenden konventionellen Motors aufweist. Schiffsbauingenieure können von dieser Kompaktheit profitieren. Sie können neuartige Schiffsrümpfe konstruieren, die mehr Raum für Ladung und Passagiere bieten, höhere Geschwindigkeiten und eine verbesserte Manövrierbarkeit des Schiffs ermöglichen. Stabilisierung des Stromnetzes Ein überraschender Ableger der HTS-Motoren und -Generatoren ist der Synchronmotor zur dynamischen Regelung der Blindleistung. Im Wesentlichen ist er, wie ein Generator, eine rotierende Maschine. Er ist jedoch nicht an eine äußere mechanische Energiequelle gekoppelt, die den Rotor antreibt. Ein solcher Synchronmotor stellt dem Netz Ströme mit einstellbarer Phasenlage zur Verfügung. Im Folgenden wollen wir kurz skizzieren, wie er im Netz wirkt. Auf www.phiuz.de finden näher Interessierte unter „Zusatzmaterial zu den Heften“ eine detaillierte Erklärung. Die mit einer möglichen Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung verknüpfte Blindleistung ist ein wesentlicher Faktor der Belastung eines Wechselstrom-Hochspannungsnetzes. Der Minimalstrom, der für eine am Verwww.phiuz.de 4/2006 (37) | Phys. Unserer Zeit | 165 leistung liefern – sowohl kapazitive als auch induktive. Er ist so kompakt gebaut, dass er in einen Lastwagenanhänger passt (Abbildung 7), und kann deshalb nach Bedarf an beliebigen Verteilerstationen eingesetzt werden. Nach dem erfolgreichen Test des Prototyps, hat TVA zwei weitere Synchronmotoren bestellt. Dies ist weltweit der erste kommerzielle Auftrag für HTS-Energieanlagen. Mobilfunk-Filter Abb. 7 Schutz vor Spannungsinstabilitäten im Hochspannungsnetz. Dieser Synchronmotor zur dynamischen Regelung der Blindleistung im Netz ist so kompakt, dass er in einen Lastwagenanhänger passt (Foto: American Superconductor Corp.). braucher abzugebende Wirkleistung benötigt wird, entspricht einer Phasenverschiebung von Null und damit einer verschwindenden Blindleistung. Wenn viele Verbraucher gleichzeitig dem Netz Leistung entnehmen, dann steigt eine bereits vorhandene Phasenverschiebung: Der Versorger muss zusätzlichen Strom ins Netz speisen, um dieselbe Leistung an den Verbraucher zu liefern. Viele Verbraucher bedeuten zudem eine Parallelschaltung vieler ohmscher Widerstände auf der Verbraucherseite. Das verringert letzten Endes die Spannung beim Verbraucher. Sobald diese einen kritischen Wert unterschreitet, wird das gesamte Elektrizitätsnetz instabil: Die Spannung bricht zusammen. Ein solcher Zusammenbruch war ein entscheidendes Glied in der Ereigniskette, die zum Stromausfall am 14. August 2003 in den USA und in Kanada geführt hat. Im Netz gibt es nun zwei Arten von Blindwiderständen, das sind die Widerstände, die eine Phasenverschiebung verursachen. Bei den induktiven Blindwiderständen hinkt der Strom der Spannung hinterher, bei kapazitiven Blindwiderständen eilt umgekehrt der Strom der Spannung voraus. Das zeitweise Einfügen kapazitiver oder induktiver Elemente kann also den Zusammenbruch der Spannung verhindern oder deutlich abschwächen. Das Fehlen einer solchen „dynamischen Blindleistungskompensation“ ist zum Beispiel ein kritischer Mangel des heutigen US-Stromnetzes. Die Stromversorger wenden zwar zahlreiche konventionelle Methoden der Blindleistungskompensation an, der HTS-Synchronmotor verspricht jedoch viele Vorteile. Dazu zählen eine große Ausgangsblindleistung, ein hoher Wirkungsgrad, schnelle dynamische Reaktion, ein großer Dynamikbereich, ein Minimum an Einschaltstromstößen und langfristige Zuverlässigkeit, die von der stabilen Betriebstemperatur der HTS-Spulen herrührt. Unter Verwendung von HTS-Draht der ersten Generation hat American Superconductor einen Synchronmotor zur dynamischen Regelung der Blindleistung hergestellt, der ein Jahr lang im Stromnetz der Tennessee Valley Authority (TVA) getestet wurde [9]. Dieser kann bis zu 8 MW Blind166 | Phys. Unserer Zeit | 4/2006 (37) www.phiuz.de Benutzt man ein Mobiltelefon, dann sendet dieses ein Signal im Mikrowellenbereich an die Antenne einer Basisstation des Mobilfunknetzbetreibers. Mobiltelefone haben jedoch nur eine begrenzte Sendeleistung, üblicherweise etwa 200 mW oder weniger. Da die Nachfrage nach mobiler Kommunikation ständig wächst, bietet das eine wichtige Einsatzöglichkeit für HTS-Materialien. Die Reichweite und die Kapazität der Basisstationen lässt sich durch die Ausrüstung mit supraleitenden Frequenzfiltern in Dünnschichttechnologie, kombiniert mit gekühlten, rauscharmen Vorverstärkern erhöhen [10]. In den USA werden bereits etwa 4000 HTS-Filter in Mobilfunk-Basisstationen eingesetzt. Der HTS-Filter wird zwischen die Antenne der Basisstation und den Empfänger geschaltet (Abbildung 8). Dieser verstärkt das Signal und extrahiert die enthaltene Information. Abbildung 8 vergleicht die Durchlasscharakteristika eines Standardfilters aus normalleitenden Metallen und eines HTS-Filters, wie er bei Superconducting Technologies Inc. gefertigt wird. Sie demonstrieren die deutlich bessere Selektivität des supraleitenden Filters: Er ist nur in einem Frequenzband zwischen 833 und 850 MHz durchlässig und kommt dem hoch selektiven Frequenzgang eines idealen Filters schon sehr nahe. Aber warum ist die Selektivität so wichtig? Das liegt daran, dass Verstärker und Signalprozessoren nichtlinear arbeiten. Deshalb mischen sie dem Nutzsignal unerwünschte Signale zu, die außerhalb des Durchlassbandes liegen. So entstehen innerhalb des Bandes neue Signale, die als Rauschen das gewünschte Signal stören. Der Filter von Superconducting Technologies besteht aus hochwertigen YBCO-Schichten. Diese werden epitaktisch auf ein 500 µm dickes, dielektrisches Substrat aufgebracht. Solche Schichten haben einen niedrigen Oberflächenwiderstand. Sie weisen auch eine hohe „Intermodulations-Stromdichte“ auf, das ist eine zweite, in der Praxis sehr wichtige Kenngröße. Dieser Parameter JI kennzeichnet das nichtlineare Verhalten des Filters. Er beschreibt speziell den Grad, um den eine Suprastromdichte J die lokale Dichte der supraleitenden Ladungsträger ns reduziert [11]. Bei den tiefen Betriebstemperaturen der HTS-Filter gilt ns(T, J) = ns(T) [1 – (J/JI)2]. Da die Eindringtiefe mit ns–1/2 variiert, enthält die effektive Induktivität der Schicht eine kleine, aber störende nichtlineare Korrektur, die zu (J/JI)2 proportional ist. Ist JI hoch, dann senkt folglich J die lokale Ladungsträgerdichte ns weniger. Polykristalline Schichten mit einer Vielzahl von Schwachstellen haben deutlich kleinere Werte von JI als © 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 2 0 J A H R E H O C H T E M P E R AT U R - S U P R A L E I T U N G epitaktische, hochgradig kristalline Schichten, sind also ungünstiger. Hochselektive Filter bestehen aus einer großen Zahl gekoppelter Resonatoren. Solche Anordnungen können nur realisiert werden, weil die HTS-Schichten niedere Verluste aufweisen. Der in Abbildung 8 gezeigte Filter umfasst zehn schwach gekoppelte Mikrostreifenresonatoren. Jeder einzelne besteht aus einem 200 µm breiten, gefalteten HTSStreifen, der durch das 500 µm dicke Magnesiumoxid-Substrat von der Masse-Ebene getrennt ist. Das Magnesiumoxid hat eine Dielektrizitätskonstante von etwa 10. Ein 850-MHzResonator wird zwar 5,6 cm lang, weil er eine halbe Wellenlänge groß sein muss. Doch das Falten der Mikrostreifen ermöglicht trotzdem sehr kompakt gebaute Filter. Für seine beeindruckende Leistung braucht der HTS-Filter eine niedrige Betriebstemperatur. Das erzwingt zwar eine aufwendigere Kühlung als bei herkömmlichen Filtern. Doch diese erlaubt auch den Einsatz von rauscharmen Halbleitervorverstärker, die gleich mitgekühlt werden. Sie heben das Signalniveau an und reduzieren so das effektive Empfängerrauschen. | T EC H N I S C H E PH YS I K umgangen werden. Inzwischen wurden mehrere elektronische Anwendungen realisiert, die vor 15 Jahren noch als Science Fiction gegolten hätten. Wie gelang das? Zunächst einmal verfügen Hochtemperatur-Supraleiter über eine ausgesprochen große Kondensationsenergie. Deshalb kann die Reduktion dieser Energie am Josephson-Kontakt bei den meisten Anwendungen toleriert werden. Zweitens lernten die Festkörperphysiker mehr über die FeinABB. 8 | F I LT E R F Ü R M O B I L F U N K Josephson-Bauelemente HTS können auch in aktiven elektronischen Bauelementen eingesetzt werden. Diese nutzen zumeist Josephson-Ströme, die über schwach gekoppelte, supraleitende Bereiche fließen. Man kann diese Ströme steuern, indem man die Phasendifferenz der supraleitenden Zustände auf beiden Seiten der Schwachstelle kontrolliert. Damit lassen sich Detektoren, Schalter und Standardnormale zum Beispiel für elektrische Spannungen konstruieren, die bei extrem hohen Frequenzen mit winziger Verlustleistung und mit sehr geringem Rauschen arbeiten [12]. Das SQUID ist ein Beispiel. In den ersten Jahren nach Entdeckung der Hochtemperatur-Supraleitung konnte allerdings niemand vernünftige Josephson-Kontakte herstellen. Die Probleme lagen in den elementaren chemischen und physikalischen Eigenschaften der Kuprate und in ihrer komplexen Struktur. So stellte zum Beispiel die kleine Kohärenzlänge der HTS eine fundamentale Herausforderung dar, weil die Supraleiter deshalb sehr anfällig für Defekte sind. Zudem erzeugten die frühen supraleitenden Schichten ein nicht akzeptables elektronisches Rauschen. Die Ursache lag in der Bewegung magnetischer Flussquanten, die von Streufeldern herrühren. Eine andere Schwierigkeit war die Energie, mit der die Elektronen in den supraleitenden Zustand kondensieren. In einem guten Josephson-Kontakt muss der Supraleiter bis zur Grenzfläche des Kontakts eine große Kondensationsenergie für die Elektronen in die supraleitende Phase aufweisen. Wegen der kurzen Kohärenzlänge der HTSL schrumpft diese jedoch enorm, wenn der Supraleiter in der Nähe der Grenzfläche chemisch oder strukturell gestört ist. Damit ist dort auch die Supraleitung gestört, und der Josephson-Kontakt kann nicht richtig arbeiten. Solche Hindernisse schienen zunächst sehr schwerwiegend zu sein, doch sie konnten teilweise gelöst oder © 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim a) Die HTS-Filter (schwarz) sind zwischen die Antenne und die Empfänger der Basisstationen geschaltet. Unten: Dieser Filter verwendet zehn gefaltete und schwach miteinander gekoppelte HTS-Streifenleitungen. b) Der Vergleich der Durchlasscharakteristika des HTS-Filters und eines gewöhnlichen, metallischen Filters zeigt die deutlich besseren Selektionseigenschaften des HTS-Filters (Grafik: Superconducting Technologies Inc.). www.phiuz.de 4/2006 (37) | Phys. Unserer Zeit | 167 Zum Thema Supraleitung. Grundlagen und Anwendungen, Werner Buckel, Reinhold Kleiner, Wiley-VCH, Berlin 2004, XIV, 479 Seiten, Softcover, 69,90 f. ISBN 3-527-40348-5 168 | heiten des epitaktischen Wachstums komplexer Oxide. Dieses Wissen führte zu einem bemerkenswerten technischen Fortschritt bei der HTS-Epitaxie. Heute sind hervorragende rauscharme Filme kommerziell verfügbar, und zwar auf vielen Substratmaterialien. Diese erreichen bis zu 20 cm Durchmesser, was der Größe moderner Silizium-Waferscheiben entspricht. Drittens weisen die Kuprate, im Unterschied zu metallischen Tieftemperatur-Supraleitern, starke elektronische Korrelationen auf. Hinzu kommt eine große Anisotropie und eine abstimmbare Ladungsträgerdichte von etwa 5⋅1021/cm3. Das eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. Wie eingangs schon gestreift, können zum Beispiel HTS-Materialien mit neuartigen Josephson-Kontakten wie Bikristallkorngrenzen (Abbildung 3) oder mit Stufenkontakten hergestellt werden. Das sind praktikable Alternativen zu den planaren Strukturen, die für die konventionelle Supraleiter-Technologie bei tiefen Temperaturen so wichtig sind. Inzwischen ist es fast schon Routine, die HTS-JosephsonKontakte mit optimierten Rauschunterdrückungsmethoden zu kombinieren und robuste, rauscharme SQUIDs zu bauen [13]. Die heutigen SQUIDs erreichen bei 77 K ein weißes Rauschen, das nur geringfügig über dem Rauschen kommerzieller, Niob-basierter SQUIDs liegt. Diese müssen allerdings bei 4,2 K betrieben werden. SQUIDs versprechen in einer Reihe kommerzieller Anwendungen eine wichtige Rolle zu spielen. Sie ermöglichen mit guter räumlicher Auflösung die Messung von Magnetfeldern, die von den Strömen des Herzmuskels erzeugt werden. Dies ist für die Kardiologie sehr nützlich. Eine völlig andere kommerzielle Anwendung haben Tristan Technologies und die australische Commonwealth Scientific and Industrial Research Organization entwickelt. Dort ist das SQUID ein Teil eines Magnetometers, das in einem Flugzeug installiert ist. Es erlaubt anhand magnetischer Anomalien die Lokalisierung von Metallen, etwa in Erzlagerstätten, oder in Blindgängern aus der Luft [14]. Flüge dieser Art erfordern eine zuverlässige Kryotechnik und Rauschunterdrückung. Deshalb stellen sie hohe Ansprüche an SQUIDs. Entsprechende Fortschritte auf vergleichbaren Gebieten wurden auch in Deutschland erzielt, beispielsweise am Institut für Physikalische Hochtechnologie e.V. in Jena und am Forschungszentrum Jülich. SQUID-basierte Sensoren ermöglichen auch außerordentlich leistungsfähige Magnetfeldmikroskope, die bereits auf dem Markt sind. Zu den neuen Anwendungen gehören auch der Biomagnetismus, die zerstörungsfreie Materialprüfung und die Magnetometrie. Hier gestatten neuartige Quanteninterferenzfilter die absolute Stärke eines winzigen Magnetfeldes messtechnisch zu erfassen. Ein weiterer Schritt ist die Integration einer großen Zahl von Josephson-Kontakten in Bauelemente der digitalen Elektronik [12]. Die größte Herausforderung ist hierbei die Herstellung einer Vielzahl von Kontakten mit nominell gleichen Eigenschaften. Mehrere Gruppen haben bereits ermutigende Fortschritte erzielt. Das Forschungszentrum Jülich hat erfolgreich Spannungsnormale mit mehr als 1700 Kontakten Phys. Unserer Zeit | 4/2006 (37) www.phiuz.de hergestellt. An der Universität Twente in den Niederlanden wurde ein kleiner Analog-Digital-Wandler realisiert und bei 175 GHz betrieben. In einem zukunftsweisenden Projekt stellten Forscher aus Twente und vom IBM-Forschungszentrums in Yorktown Heights Schaltungen aus YBCO-NbRingen her, die 150 000 funktionierende Josephson-Kontakte auf einem Chip enthalten. Auch HTS-Magnetanwendungen können erste kommerzielle Erfolge aufweisen. Vor kurzem hat zum Beispiel die kalifornische Firma Quantum Design eine neue Option eines ihrer Messsysteme zur Analyse elektronischer Materialien angekündigt. Dieses System nutzt zur Erzeugung transversaler Felder einen mit Flüssigstickstoff gekühlten Magneten, der von der Neuseeländischen Firma HTS-110 gefertigt wird. Dieses System verwendet auch kommerziell erhältliche HTS-Stromzuführungen. Fast zwei Jahrzehnte sind zwischen der Entdeckung der Hochtemperatur-Supraleiter und den ersten fruchtbaren Anwendungen dieser bemerkenswerten Materialien vergangen. Dieser Zeitraum ist auch für andere neu entdeckte und komplexe Materialien typisch, wie Lichtleiter oder III-VHalbleiter. Der Reifungsprozess der HTS-Technik hat viel Engagement von Materialwissenschaftlern, Physikern, Chemikern, Elektro- und Maschinenbauingenieuren sowie Kabel- und Anlagenherstellern erfordert. Zeitweise erschien die Kommerzialisierung der HTS jenseits des Möglichen. Doch heute sind diese komplexen Materialien dabei, große Märkte zu erschließen. Die technischen Anwendungen sind dabei fast so überraschend und unerwartet wie die Entdeckung der Hochtemperatur-Supraleiter selbst. Zusammenfassung Zwanzig Jahre nach ihrer Entdeckung halten HochtemperaturSupraleiter Einzug in kommerzielle Anwendungen. Elektromotoren und Generatoren, etwa für Schiffe, supraleitende Strombegrenzer und Schwungradsysteme werden gegenwärtig entwickelt. Solche elektrischen Maschinen sind kompakter und leichter als konventionelle und besitzen ein großes Marktpotenzial. Die häufigsten kommerziellen Anwendungen sind gegenwärtig Mikrowellenfilter für Mobilfunk-Basisstationen, Synchronmotoren zur dynamischen Regelung der Blindleistung in Stromnetzen sind auf dem Markt, erste Maschinen wurden schon kommerziell vertrieben. Stichworte Hochtemperatur-Supraleiter, supraleitende Kabel, supraleitende Motoren, supraleitende Generatoren, supraleitende Mikrowellenfilter, SQUID, Josephson-Kontakt. Danksagung Wir bedanken uns für hilfreiche Diskussionen mit und für Unterstützung durch H.-M. Cho, J. Clarke, R. Fagaly, G. Hammerl, R.B. Hammond, H. Hilgenkamp, S. Kalsi, B. Kehrli, T. Kopp, K. Ohmatsu, M. Ross, C.W. Schneider, K. Tsukada, K. Wiedenmann, B.A. Willemsen, Hitachi Ltd., Sky Research Inc. und Tristan Technologies Inc. Für die Unterstützung bei © 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 2 0 J A H R E H O C H T E M P E R AT U R - S U P R A L E I T U N G der deutschen Übersetzung bedanken wir uns bei W. Prusseit, N. Hackenberger, W. Zoske und P. Komarek. G. Hammerl (IBM Forschungslabor, Rüschlikon) und M. Williams (STI) danken wir für die Hilfe bei mehreren Abbildungen. Die Arbeit wurde vom BMBF über das VDI (13N6918), von der DFG (SFB484) und der Bayerischen Forschungsstiftung (FOROXID) gefördert. | T EC H N I S C H E PH YS I K Die Autoren Alex Malozemoff ist Vizepräsident und Technischer Leiter von American Superconductor Corp. in Westborough, Massachusetts. Literatur [1] J. G. Bednorz und K. A. Müller, Z. Phys. B 1986, 64, 189. [2] M. K. Wu et al., Phys. Rev. Lett. 1987, 58, 908; H. Maeda, Y. Tanaka et al., Jap. J. Appl. Phys. 1988, 27, L209; Z. Z. Sheng, A. M. Hermann, Nature 1988, 332, 55; A. 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KGaA, Weinheim Jochen Mannhart ist Professor am Institut für Physik der Universität Augsburg, Deutschland. Doug Scalapino ist Professor für Physik an der University of California in Santa Barbara und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Superconducting Technologies Inc. in Santa Barbara, Kalifornien. Anschrift: Prof. Dr. Jochen Mannhart, EKM; Institut für Physik, Universität Augsburg, Universitätsstrasse 1, D-86135 Augsburg. [email protected], [email protected], [email protected] www.phiuz.de 4/2006 (37) | Phys. Unserer Zeit | 169