Dick durch Limo? Neue Untersuchungen zum Thema Softdrinks und Übergewicht Service Ernährung, Neugier genügt vom 23. September 2004 Ob auf Schulhöfen, in Schwimmbädern oder auf dem Sportplatz: es ist nicht mehr zu übersehen, unsere Kinder und Jugendlichen werden immer dicker. Mittlerweile wiegen fast 30 Prozent der unter 18 Jährigen zuviel. Tendenz weiter steigend. Es herrscht Alarmstimmung bei den Ernährungsexperten. Heute beginnt in Dresden eine Tagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), bei der Wissenschaftler aus Österreich, Deutschland und der Schweiz über die Hintergründe der sogenannten Adipositas diskutieren. Adipositas - ist der Fachbegriff für krankhaftes Übergewicht. Pommes und Co machen Fettpolster, das wissen wir, aber auch süße Limonaden machen unnötig dick. Neueste Untersuchungen deuten darauf hin, dass sie mehr für die überflüssigen Pfunde verantwortlich sind als bisher vermutet. Zwei Studien aus den USA und England Vor allem zwei Studien aus Amerika und England liefern interessante Ergebnisse. Die Wissenschaftler wollten wissen, ob es einen erkennbaren Zusammenhang zwischen Getränkekonsum und Übergewicht gibt. In der US Studie von David S. Ludwig wurden 548 Schüler (7-11 Jahre) anderthalb Jahre lang gefragt, was sie gerne trinken. Die Studie lief von Oktober 1995 bis Mai 1997. Das Ergebnis: die Kinder, die regelmäßig Limonaden tranken, wurden dicker als ihre Altergenossen, die das nicht machten. Die amerikanischen Kinder tranken im Durchschnitt 1 _ Dosen pro Tag. Deutlich mehr, als bei deutschen Kindern üblich ist. Die Studie in England stammt aus dem Jahr 2001/2002. Dort hat die Wissenschaftlerin Janet James gezielt das Trinkverhalten von Schülern (7-11 Jahre) beeinflusst. Ein Schuljahr lang machten 644 Kinder mit. Wasser wurde dabei als gesunder Energielieferant im Unterricht angepriesen und von den Schülern auch so akzeptiert. In Vergleichsklassen gab es diese pädagogische Beeinflussung nicht. Das Ergebnis: Die Kinder aus der pädagogisch betreuten Klasse hatten weniger Übergewicht. Neue Theorie über die Kalorienverwertung bei süßen Getränken 8 Zuckerwürfel enthält ein Glas Limonade oder Cola im Durchschnitt, das sind 80 Kilokalorien. USErnährungsexperten entwickelten jetzt die Theorie, dass der Körper diese Kalorien in Getränken nicht so verarbeitet wie Kalorien aus fester Nahrung. Das heißt, es tritt kein Sättigungsgefühl ein. Der Effekt: Der Hunger bleibt und es werden zusätzliche Kalorien aufgenommen. Diese Theorie ist bisher bei den meisten Ernährungsexperten in Deutschland umstritten. Sie sehen in diesem Punkt noch großen Forschungsbedarf. Auch die Getränkhersteller sind dieser Meinung. Was tun? Die Schule hat großen Einfluss auf das Ernährungsverhalten, wie die Studie aus England zeigt. Dabei ist die positive Motivierung der Schüler wichtig. Lebensmittelexperten fordern außerdem schon seit längerem ein Verbot von Süßigkeiten und Limonaden in Getränkeautomaten an Schulen und in Schulkiosken. In Frankreich wird das vom kommenden Jahr an so sein. Limonaden und Süßigkeiten dürfen dort an Schulen nicht mehr angeboten werden. Ganz wichtig ist aber auch das Elternhaus. Es muss dort ein gesundes Essensangebot geben. Eine gute Orientierung liefert dabei die Kampagne der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) "5 am Tag". Das heißt, fünf mal am Tag sollten Obst und Gemüse auf dem Speiseplan stehen. Ein Glas Obstsaft zählt als eine solche Portion. Für die Getränke gilt generell: statt zuckerhaltiger Limonaden - Fruchtsäfte anbieten, am besten mit Wasser als Schorle gemixt. Noch empfehlenswerter ist reines Wasser, ohne alles. Das ist nicht nur gut für die Gesundheit sondern auch gut für die Zähne, denn zuckerhaltige Limos verursachen Karies. Informationen Studien: Relation between consumption of sugar-sweetened drinks and childhood obesity, Ludwig et al, Lancet 357:505-508, 2001 Preventing childhood obesity by reducing consumption of carbonated dinks, Janet James et al, British medical journal, 27.04.2004 Ratgeber: Optimix: Empfehlungen für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen, Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Godesberger Allee 18, 53177 Bonn Bestelladresse: aid Vertrieb, Birkenmaarstr.8, 53340 Meckenheim, Tel:02205/ 92 61 46, Preis: 2 € Ratgeber und Kochbuch: Mahlzeit Kinder: Ernährungstipps für eilige Eltern, Verbraucherzentrale NRW, Mintropstr. 27, 40215 Düsseldorf, Tel:0211/3809-0, email. [email protected] Preis: 5.80 € AutorIn: Sigrid Müller