Dynamische Strategische Asset Allokation Rezessionen sind nicht zwangsläufig negativ für Investoren: Eine Analyse soll zeigen, welchen Beitrag die Dynamische Strategische Asset Allokation hier bieten kann. Pim van Vliet, Senior Researcher von Robeco in Rotterdam, erklärt die Funktionsweise der Dynamischen Strategischen Asset Allokation und wie durch den Einsatz im Portfolio das Risiko stabilisiert und der Ertrag erhöht werden kann. „Investoren sollten Aktien für Jahrzehnte kaufen“ argumentierte der ungarische Aktienmarkt-Guru André Kostolany. Seiner Meinung nach sollten Anleger qualitativ hochwertige Unternehmen kaufen und hier auf eine Streuung über verschiedene Sektoren und Länder achten. Die „Zocker“ werden nach Kostolany immer die Verlierer sein und die langfristigen Investoren die Gewinner, unabhängig davon, ob der Aktienmarkt fällt oder steigt. Aktienanleger, die in den letzten Jahren enorme Verluste hinnehmen mussten, mögen sich vielleicht mit diesem Ratschlag weiterhin trösten. Dies könnte auch ein hilfreicher Tipp für Aktienbesitzer in der aktuellen Aufschwungphase sein, die bereits an Gewinnmitnahmen denken. Doch kann Kostolanys Beobachtung der Überprüfung standhalten? Verschiedene Gründe sprechen gegen den Ratschlag des Börsen-Gurus. Eine oft herangezogene Unterstellung ist, dass Aktien langfristig (über 20 Jahre) festverzinsliche Anlagen immer übertreffen. Auch Kostolany unterlag dieser Annahme. Die Aktienmarkteinbrüche der letzten Jahre stellten dies jedoch in Frage. Eine Analyse zeigt, dass in den letzten 30 Jahren (1979 – 2009) 30-jährige Treasuries den US Aktienmarkt outperformten. Auch wenn Aktien weiterhin generell eine substanzielle Aktienprämie (Aktien outperformen Bonds) über einen langen Zeitraum beinhalten sollten. Diese veranlasste Kostolany auch sicher zu der Aussage: „Kaufe eine Aktie und lege dich dann lange schlafen“. Der zweite Ratschlag von Kostolany ist die Diversifikation über mehrere Branchen und Märkte hinweg. Der so genannte „Free-Lunch“ der Streuung. Diversifikation: Mehrere Wege führen zum Ziel Anleger, die diesen “Free-Lunch” nutzen möchten, können Strategien einsetzen, die zu einer zusätzlichen Diversifikation führen und das Risiko unter Kontrolle halten. Dies setzt voraus, dass sich die „Diversifikation“ nicht alleine auf eine breite Aktienanlage beschränkt. Die Nichtbeachtung von festverzinslichen Anlagen in dem eigenen Portfolio hätte beispielsweise 2008 zu enormen Verlusten geführt. Dynamische Strategische Asset Allokation Dynamische Strategische Asset Allokation | Juni 2009 Eine Basisdiversifikation wird oft mittels eines statischen strategischen Asset Allokation Portfolio etabliert. Um die Performance im strategischen Portfolio zu verbessern, kommt es zunehmend zum Einsatz von taktischen Asset Allokation Overlays. Obwohl beide Ansätze Vorteile mit sich bringen, ist keiner bisher perfekt. Mit einem statischen Asset Allokation Portfolio, wo die Allokation über einzelne Asset Klassen geschieht, steigt das Anlagerisiko in schwachen Wirtschaftsphasen an. Dies ist, insbesondere für risikoaverse Investoren, die gerade in turbulenten Finanzmärkten eine Kapitalsicherung suchen, unerfreulich. Doch nicht nur das Risiko wird von der makroökonomischen Situation beeinflusst; die durchschnittlichen Erträge vieler Assets sind ebenfalls abhängig von den wirtschaftlichen Bedingungen. Investoren können auf das Risiko, welches sich in den verschiedenen Wirtschaftszyklen verändert, durch eine klassische taktische Asset Allokation Strategie (TAA) Einfluss nehmen. Die Zielsetzung ist es dabei, die Portfolioerträge in jeder Wirtschaftsphase zu maximieren. Das hört sich erst einmal gut an. Doch hier gibt es eine Kehrseite. Die absoluten Portfoliorisiken neigen dazu, insbesondere in schwachen Wirtschaftsphasen, systematisch anzusteigen. Risikostabilisierung über Konjunkturzyklen hinweg bei gleichzeitiger Ertragssteigerung Eine Alternative bietet hier der Ansatz der Dynamischen Strategischen Asset Allokation, die für die Stabilisierung des absoluten Portfoliorisikos über Konjunkturzyklen sorgt und darüber hinaus den Ertrag steigern kann. Bei Robeco haben wir ein System entwickelt, dass langfristigen Investoren helfen soll, so eine Strategie über mehrere Konjunkturzyklen hinweg erfolgreich zu etablieren. Die Idee hinter dem Modell ist ein Muster, welches wir in historischen Wirtschafts- aber auch Marktdaten erkannt haben. Anhand dieser können wir mittelfristige Bewegungen in der Kursentwicklung antizipieren. Wir konnten vier Konjunkturzyklen (Expansion, Höhepunkt, Rezession und Erholung) anhand von vier US Wirtschaftsindikatoren (Arbeitslosenrate, ISM, Credit Spread sowie der Gewinnrenditen) auf der Basis der letzten 60 Jahre (Januar 1948 – Dezember 2007) identifizieren. Demnach deuten weite Spreads und hohe Gewinnrenditen auf schlechte Zeiten hin. Das gleiche würden ein ISM Wert über 0,5 und eine hohe Arbeitslosenrate aussagen. Diese vier Phasen haben verschiedene Risiko und Ertrags Eigenschaften. Wenn sie am nötigsten sind, sind die Vorteile einer Aktien / Bond-Diversifikation obsolet In dem analysierten Zeitraum von 60 Jahren lag die durchschnittliche Korrelation von Aktien zu Bonds, Unternehmensanleihen und Rohstoffen bei 13%, 29% bzw. 0%. Hochinteressant war hierbei, dass es zu einer Page 2 of 5 Dynamische Strategische Asset Allokation | Juni 2009 Veränderung der Korrelation in den verschiedenen Konjunkturzyklen kam. Ein Beispiel ist die Aktien / Bond Korrelation. Diese ist in Hoch-Phasen negativ, wird aber in Rezessions-Phasen und Phasen der Erholung positiv. Damit verschwinden die positiven Effekte der Diversifikation, wenn sie am meisten im Portfolio benötigt werden. Im Gegensatz hierzu, war die Korrelation von Aktien zu Rohstoffen in Phasen der Erholung negativ, was für zusätzliche Diversifikationsmöglichkeiten spricht. Korrelation Aktien / Bonds Aktien / Credits Aktien / Rohstoffe Expansion 4% 9% 2% Höhepunkt Rezession Erholung -16% 15% 38% 12% 35% 45% 4% 2% -12% Gesamt 13% 29% 0% Tabelle: Korrelation in den verschiedenen Konjunkturzyklen. Betrachtungszeitraum 1948 - 2007 Abschwungphasen sind nicht zwangsläufig negativ für Investoren Unsere Analyse konnte zeigen, dass wirtschaftliche Abschwungphasen nicht zwangsläufig zu einem höheren Risiko führen. Zwar steigt die Korrelation zwischen Aktien und Bonds an und auch die Staatsanleihen und Unternehmensanleihen haben in diesen Perioden ein höheres Risiko, allerdings steigen ebenfalls auch die Erträge in der Regel stark an. Im Gegensatz zu dem, was zu vermuten wäre, lagen damit die Erträge grundsätzlich in einer Rezession höher als in einer Hoch-Phase. Die Gründe hierfür sehen wir darin, dass Finanzmärkte sich auf die zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklungen fokussieren und nicht die aktuellen Bedingungen. Hierin steckt unserer Meinung nach eine willkommene Botschaft in diesen turbulenten Zeiten: Wirtschaftliche Abschwünge bzw. Rezessionen sind nicht zwangsläufig eine schlechte Zeit für Investoren. Neben dieser Erkenntnis konnten wir weitere interessante Schlüsse aus unserer Analyse ziehen. Obwohl langfristig am Markt für Value (Value versus Growth) und die Marktkapitalisierung (Small Cap versus Large Cap) Prämien eingepreist sind, neigen diese dazu, in einer Expansion negativ zu werden. Darüber hinaus zeigte sich, dass Unternehmensanleihen Staatsanleihen nicht in jeder Konjunkturzyklusphase outperformen konnten. Dies konnten wir nur in schlechten Konjunkturphasen (Rezession und Erholung) beobachten. Rohstoffe auf der anderen Seite sind dagegen in einer Expansion sowie einer Markterholung durchaus attraktiv; können aber in Hoch-Phasen und einer Rezession nicht überzeugen. Return Total Expansion Höhepunkt Rezession Erholung Aktien 6,60% 4,60% 1,10% 11,30% 6,10% Value 7,40% 4,10% 2,90% 12,20% 8,00% Growth 5,90% 4,90% -0,5% 10,40% 4,50% Small Cap 8,40% 2,60% 4,80% 14,60% 11,20% Credits 0,70% -0,9% -2,9% 1,90% 3,20% Bonds 0,70% -0,3% 0,20% 1,50% 1,30% Rohstoffe 3,90% 6,70% 1,40% -2,40% 7,40% Tabelle: Erträge der verschiedenen Asset Klassen über Wirtschaftssysteme hinweg. Betrachtungszeitraum: 1948-2007 Page 3 of 5 Dynamische Strategische Asset Allokation | Juni 2009 Wie können Investoren von einer DSAA profitieren? Anhand unserer Analysen konnten wir deutliche zyklische Muster in der Performance der verschiedenen Asset Klassen nachweisen. Die Schlüsselfrage ist, welche Konsequenzen Investoren aus dieser Erkenntnis ziehen können. Unserer Meinung nach, sprechen die Ergebnisse für eine dynamische Asset Allokation Strategie unter Beachtung der verschiedenen Wirtschaftszyklen. Doch wie funktioniert dieser Ansatz in der Praxis? Ende 2007 zeigten unsere vier Indikatoren, die viele „Marktparameter“ darstellen, beispielsweise, dass eine Rezession absehbar war. Die Arbeitslosenrate stieg an, der ISM war auf einem niedrigen Niveau, die Unternehmensanleihenspreads hatten sich ausgeweitet und die Gewinnrenditen waren höher. Die Portfoliopositionierung in diesem Umfeld beinhaltete generell eine Untergewichtung in Aktien und in Growth-Titeln, in Unternehmensanleihen und in Rohstoffen. Demgegenüber wurden Value-Aktien und Small Caps, Bonds und Cash übergewichtet. Wir glauben, dass DSAA ein aussagekräftiger Indikator für einen langfristigen Anlagehorizont (ein bis drei Jahre) ist und kein Modell, dem Anleger blind folgen sollten. Die Dynamische Strategische Asset Allokation Strategie ist ein leistungsfähiges Werkzeug, das sich ideal in das „Rüstzeug“ eines Investors einfügt. Die Strategie sehen wir zwischen der sehr kurzfristigen taktischen Asset Allokation und der sehr langfristigen strategischen Allokation. Wie ist die DSAA umsetzbar in der Praxis? Auch wenn unsere Backtest-Ergebnisse das Potenzial der Strategie aufzeigen konnten, sollte man die Ergebnisse differenziert betrachten. Über den betrachteten Zeitraum von 60 Jahren konnte der DSAA Ansatz die statische Asset Allokation outperformen, bei einem vergleichbaren Gesamtrisiko. Dagegen zeigte sich, dass sich die DSAA geringfügig schlechter entwickelte als die risikokontrollierte taktische Asset Allokation, die Volatilität jedoch beträchtlich geringer war. Diese Erkenntnis hatte uns dazu veranlasst, die DSAA mit einem taktischen Asset Allokation Ansatz zu vergleichen, der speziell darauf ausgerichtet war, höhere Risiken zu vermeiden. Dies erreichten wir hauptsächlich dadurch, indem wir keine – wie ansonsten im „plain vanilla“ taktischen Asset Allokation Ansatzes übliche - strukturelle Übergewichtung in Aktien eingingen. Das Resultat war, dass das DSAA vergleichsweise geringfügig schlechter performte als durch die risikokontrollierte taktische Asset Allokation, bei identischem Risiko. Welche Argumente sprechen dann also für die DSAA? Der Gund hierfür ist, dass obwohl das Gesamtrisiko in beiden Ansätzen gleich ist, sich das Risiko bei der risikokontrollierten taktischen Asset Allokation über verschiedene Wirtschaftssysteme hinweg jedoch variiert. Das tatsächliche Risiko steigt sogar signifikant in schlechten Wirtschaftsphasen. Der DSAA Ansatz ermöglicht ein weitaus stabileres Risiko wobei der Vorteil hiervon in dem geringeren Risiko in Rezessionsphasen ist. Dieser Aspekt ist insbesondere für Investoren mit einem konstanten Risikobudget wünschenswert. “Wer ruhig schlafen möchte, sollte Bonds kaufen”, sagte Kostolany. „Wer gut essen möchte sollte in Aktien investieren“. Durch die Risiko-Stabilisierung und die Verbesserung der potentiellen Ertragschancen, könnte der Dynamische Strategische Asset Allokation Ansatz eine Antwort für die Investoren sein, die gut schlafen und gut essen wollen. Das komplette Research Papier zu dem Thema Dynamische Strategische Asset Allocation finden Sie unter folgendem Link: Risk and Return Across Economic Regimes, von David Blitz & Pim van Vliet. http://ssrn.com/abstract=1343063 Page 4 of 5 Dynamische Strategische Asset Allokation | Juni 2009 Important information This document has been carefully prepared by Robeco Asset Management, a trade name of Robeco Institutional Asset Management B.V. (Robeco). It is intended to provide readers with information on Robeco’s specific capabilities, but does not constitute a recommendation to buy or sell certain securities or investment products. The information contained in this document is solely intended for professional investors within the meaning of the Dutch Act on the Financial Supervision (Wet financieel toezicht) or persons which are authorized to receive such information under any other applicable laws. 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