tjon t>n ©termoarte 33er(in=$repto

Werbung
B ib lio t e k a
lO t t A v V
T oru n
;' $ e r a u g g e g e b e n
tjon t>n ©termoarte 33er(in=$repto
Betlin, im Tlooembec 1943
Dos tDeltall
SiU>$ef$ntficfte Settfdprtft ffit bolf$tfimli#e 5>tw»<ri$f**bc
NOVEMBER
JAHRGANG H3
Herautgtgtben
von der S t e r n w a r t *
HEFT 11
Berlin- Treptow
„D as W eltall" erscheint m o n a tlic h ; das je w e ils erste Heft eines V ie rte lja h rs be sitzt v e r­
stärkten Um fang, das z w e ite und d ritte Heft brin g e n „K u rz b e ric h te ".
Der Preis b e trä g t im In la n d jä h rlic h 8 RM, v ie rte ljä h rlic h 2 RM (A uslandspreise auf An
fra g e ). Bestellungen durch a lle B uchhandlungen und Postanstalten.
V erlag: G . Schßnfeld's Verlagsbuchhandlung, Berlin W (2 (Postscheckkonto Berlin 1342 95).
Manuskripte, Besprechungsexem plare e rbete n an „D as W e lta ll", S ternw arte B erlin-Treptow .
M a n u skrip te dürfen nur e in s e itig beschrieben sein; Figuren nur in s o rg fä ltig e r Aus­
führung m it schw arzer Tinte (Tusche) auf nicht lin ie rte m P apier. U n ve rla n g t ein
ge schickte M a n u s k rip te w erden nur zurückgesandt, w enn R ückporto b e llle g t.
IINHALTSVERZEICHNIS
A ufsätze
A. Ilofnum n: Einig«* zur arleno logischen Karte (m it 1 Abb.)
161
Beobachtung:
Der gestirnte Himmel im Dezember 1943 (mit 2 Himmelskarten)
153
Berichte:
Das Tierkreislicht. 1942/43 (L. Loreta)
156
Von der Mondfinsternis 1943 August 15
156
Sonnenflecke in hoher heliographischer Breit*
.
156
Vom Kometen 1943 b O t e r m a ............................................................15G
Keine Identität
150
Komet 1943 c D aim aca
.157
Die Perseiden 1943
157
Helles Meteor
............................................
157
Ein neuer Stern im A d l e r ......................................................................... 157
Der Wärmetransport im Innern der Fixsterne
.157
Der Pol der M i l c h s t r a ß e ......................................................................... IÖ8
Ein neues großes Spiegelteleskop :p. Gudeent
......................... 159
Der L»s»r schreibt:
Meine Sonnenbeobachlimgen im V. Halbjahr 1941 (J. Görtier
159
R iicherbesprochung:
Prof. Dr. M. Casper: Koperniku» und Kepler
An unsere Leser
Astronomisches Fernrohr
160
160
Besucht mit ISO—200 fach. Vergrößerung.
Angebote an L. Maciejewski, Solgen,
Westmark, Krei« Met«.
Dr- M. W. Meyer „Das Weltgebäude"
Dr W. Sandner, Feldpost Nr. 31862 oder Ansbach (Xtttelfranken) Oberhkuierstr. TB.
Einiges zur selenologischen Karte
Van A l b e r t H o f m a n n , Mehlem
in der ausführlichen Besprechung meines Entwurfes einer selenologischen Karte
des Mondes stellt Dr. Karl Müller eine Reihe von Fragen, die darin noch ungeklärt
seien. Hier möchte ich darauf kurz eingehen.
Die h e l l e n S t r a h l e n s y s t e m e vieler Krater habe ich im „Weltall“, 1939
Heft 3 bereits genügend behandelt.
Die u m g l ä n z t e n K r a t e r erachte ich als die Ergebnisse vertikal nach oben
gerichteter, erloschener Geysire, die als reine Salzkuppen natürlich im Sonnenlichte
auf das hellste strahlen müßten. Die Geysirmündung ist hier wie heim Spring­
brunnen vertikal nach oben gerichtet, so daß ihre Educte sich wie im Wasserhassin
dicht um die Ausflußöffnung ablagerten. Keinerlei Luftbewegung konnte dabei die
Richtung des Strahles ablenkend beeinflussen.
Ein gleiches trifft das Vorkommen z a h l r e i c h e r K r a t e r auf den inneren
Abhängen der Ringwälle. Bei der Aufschiebung anderer Schollenstücke auf vor­
handene oder erstarrende Magmapartien traten Hohlräume auf, die den aufsteigen­
den, salzgeschwängerten Dämpfen oder Gasen einen Weg zu einer sekundären
Eruption freigaben, indem die überhitzten Wasserdämpfe sie zu Spalten und Gänge
erweiterten und das Magma unter dem inneren Drucke und dem saugenden Vakuum
des Weltalls hochbrachten. Dies Magma mußte sich kraterförmig um die Ausfluß­
stelle anordnen, die gleichzeitig dem Austritte der Dämpfe diente. Auch kann ein
kleiner, vorher entstandener Ringwall hei Entstehung eines größeren von dem aus­
strömenden, den neuen Ringwall bildenden Magma mit in die Höhe genommen
werden und so trat er denn nach Vollendung der Eruption als Parasitwall auf das
Gebirge des neuen Ringwalles. Die vorherige Bildung des kleinen Walles hatte
diesen bereits von der Mondkruste gelöst und so fand das den ganzen Ringwall
bildende Magma beim Ausströmen einen vorhandenen breiten Durchbruch, auf dem
es im ganzen strömen konnte, den kleinen deckenden Krater mit hochnehmend. Die
z a h l r e i c h e n T e r r a s s e n auf den inneren Hängen haben oft denselben Ur­
sprung. Einmal kann die Zentralscholle zerbrochen sein und Teile derselben in ver­
schiedener Höhe abgelagert sein je nach Intensität des Vorganges. Vorhandene
Sprungränder sind durch die ausfließende Masse verkittet und teilweise überdeckt
worden. Andernfalls können beim Zusammentreffen große Schollen, Stücke der
kleineren auf die andere gesdiobeh worden sein, wie dies auch auf dem beigegebenen
Eisgangsphoto zu sehen ist; auch kann der Boden des Ringwalles eine dicke Salz­
masse sein, welche durch ihre Mutterlauge getragen wurde. Diese floß seitlich ab —
ein Teil der Salzplatte blieb in ihrer Lage, ein Teil schwamm und setzte sich in
einer tieferen Lage zur Ruhe usw.
Die S ä g e f o r m und d i e Z a c k u n g der Ringkammer erklärt sich durch die
verschiedenen Ausflußmengen des Magmas. Als sicher ist anzunehmen, daß beim
Durchfließen der Trennungsplatte des etwa noch eckigen Bruches der Kruste deren
(reie Durchflußöffnung verschiedene Weiten haben mußte, namentlich dann, wenn das
Zentral-Schollenstück sich etwa heim Durchfluß der aufwärts dringenden Massen ge­
dreht hat. Dadurch kann an einer oder anderen Stelle ein Schließen des Spaltes
erfolgen, womit das lokale Fehlen der Randgebirge stellenweise zu erklären ist. —Je nach der Weite der Durchgangsöffnung ist die Menge des aufsteigenden Magmas
verschieden und damit die Höhe, zu der die gebildeten Randberge sich erheben. Audi
wird beim Durchfließen des Magmas wohl hin und wieder ein Stück der Außenwand
der Spalte abgerissen und damit eine größere Durchflußöffnung geschaffen worden sein.
D ie d i a m e t r a l e F u r c h u n g d e r ä u ß e r e n H ä n g e der Ringgebirge
ist eine direkte Folge des Ausflusses der Wallmasse. Wir nehmen an, wie die der
Karte beigefügte Zeidinung zeigt (wobei zu bemerken ist, daß die Figuren nur
schematisch aufzufassen sind, das Verhältnis des Bodendurchmessers zur Ringwall­
höhe ist etwa 12 zu 1 hei Kopernikus z. B.), die Masse habe sich emporgehoben
und ,$ei dabei über den Rand der Innenscholle geflossen, habe diese also unter das
umliegende ^Niveau gedrückt. Die erste Masse sei z. T. eBttarrt, aber die Eruption
152
Da s W e l t a l l
Jahrgang
43 H e f t
11
(lauere an, die weiter aufsteigende Masse dränge sich zwischen Umland und Rand­
gebirge hoch und bilde einen zweiten Ringwall um den ersten und so fort den
dritten um den zweiten. Durch die Reibung der Masse an der Außenwand und die
Hitze derselben muß diese z. T. erweichen, z. T. schmelzen und bei dem andauern­
den Drucke von unten in Sprüngen sich aufwärts krümmen. Diese Sprünge er­
weitern sich zu Spalten, durch welche Magma aufsteigt. In der Nähe der Berghildung sind die Sprünge am breitesten und gehen die höchsten Teile der Gebirgsfaltungen, die diametral verlaufen. Am Nordende und am Südende des Walles
pflegen die Seitensprünge in meridionaler Parallelität zu verlaufen, wie es z. B.
beim Kopernikus deutlich zu sehen ist.
Die Anordnung vieler Formen in bestimmten Systemen läßt sich eigentlich nur
erschöpfend behandeln, wenn wir auch die Rückseite des Mondes in Vergleich ziehen
könnten. Aber ein Versuch zur Erklärung der Bildung der zentralgelegenen Wallebenen Ptolemäus, Alphonsus, Arzachel, Albategnius und Hipparch sei hier gemacht.
Viele Mondforscher sind darüber einig, daß eine Polwanderung unscrers Trabanten
stattgefunden hat. Der ursprüngliche S-Pol befindet sich heute — nach meiner
Ansicht — auf dem 0. Meridian in 60° Süd-Breite. Andere legen ihn etwa 26°
weiter östlich.
Diesen Platz nimmt er erst seil letzter Zeit ein — er lag ursprünglich auf etwa
42° südl. Breite. Zu dieser Zeit war die Mondkruste im allgemeinen noch ziemlich
glatt, es entstanden bald durch die Anziehung der Erde die obengenannten Ring­
wälle im damaligen Zentrum des Trabanten. Zugleich wurde das Magma an dieser
Stelle etwas gehoben, so daß eine leichte Spitze entstand, die dem Zentrum der Erde
zugewendet ist. Der Mondäquator ging damals durch die Innenvulkane des Kraters
Azarchel, die zuletzt etwa unter 18° südl. Breite liegen, soweit ist diese Gegend
wieder nach Süden gerutscht, dabei immer auf dem 0 Meridian des Mondes. Der
Nordpol des Mondes muß auf der Rückseite des Mondes die entsprechende gleiche
Bewegung ausgeführt haben. Wahrscheinlich sind analoge plutonische Eruptionen
auch auf dem Meridian 180° erfolgt. Man hat dabei immer im Auge zu behalten,
daß die Lage der Mondachse stets dieselbe geblieben ist und nur die Oberfläche sich
verschoben hat —- genau wie auf unserem Erdbälle.
Es sei mir gestattet, hier noch auf einen Streitpunkt einzugehen, der eigentlich
abseits liegt.
Viele nehmen an, der Mond sei ein abgesprungenes Stück der Erde, andere er
sei ein eingefangener kleiner Planet. Beide Anschauungen dürften nicht stichhaltig
sein, vielmehr ist anzunehmen, beim Absplittern der Erde von der Sonne sei auch
ein Stück aus derselben Urmasse bestehend mitabgeflogen und sei sofort nach Her­
stellung der Kugelform mit der Erde zu einem Doppelplaneten vereint worden,
und folge seit damals mit derselben den heutigen Gesetzen.
Eisgang auf einem Strom m it m o n d kra te rä h n lich e n Schollen
D er g e s t i r n t e
Himmel
im D e z e m b e r
153
1943
Wäre der erstere Fall möglich, dann müßte der Mond ein spez. Gewicht von
2,2 — 2,5 haben und nicht 3,44, weil das bezügliche Stück oberflächlich abgesprungen
wäre und nur wenig Nife mitgenommen hätte.
Im zweiten Falle würde der selbständige kleine Planet Luna längst durchaus starr
geworden sein durch Ausstrahlung seiner Eigenwärme in den Weltenraum, dank
seiner Luftlosigkeit und wäre als festes, totes, unveränderliches Gesteinstück ein­
gefangen worden und hätte niemals mehr den Gravitationsverhältnissen der Erde
sich anpassen können.
Ist aber der Mond im Status nascendi zum Doppelplaneten der Erde geworden,
s o konnte er sein Gesicht nach deren Anziehung ändern.
Nachschrift: Der der Karte beiliegende vergleichende Durchschnitt von Erde und
Mond soll nur eine Übersicht geben. In Wirklichkeit wächst das spezifische Gewicht
nicht sprunghaft, sondern nimmt fast gleichmäßig zu, so daß es im Mittelpunkt beider
Himmelskörper sogar weit über dem Mittel liegen wird.
BEOBACHTUNG
D ER
GESTIRNTE
HIMMEL
IM
DEZEMBER
(Mit zwei Himmelskarten)
KALENDEH
Der 1. Dez. ist tun Mittwoch; der x. Dez. hat ab 13 Uhr MEZ die julianische Tagesnummer (2 431 059 + x). Am 22. Dez. 18 Uhr MEZ beginnt
der Winter.
SONNE
Dez. Sternzeit1)
1
4h35m45s
11
5 15 10
21
5 54 36
31
6 34 2
Dekl.2)
—21°42'
-22 57
-23 26
—23 8
Aufg.3) Unterg.3) Kulm.3)
7h39lu
15h58™ l l h48m50s
11 52 59
7 52
15 54
11 57 47
8 1
15 55
8 3
12 2 45
16 2
P
B
17° + 1°
12
8
—0
—2
3
—3
Z2)
18'
247
115
343
um 0 Uhr MEZ auf dem 15. ötl. Längengrad 2) um 12 Uhr MEZ °) mittl.
Ortszeit und 51° nördl. Breite. P, B und Z geben den Positionswinkel der
Sonnendrehachse, die heliographische Breite des Mittelpunkts der Son­
nenscheibe und den Zentralmeridian der Sonnenkugel um 12 Uhr MEZ
an (tgl. Abnahme 13,17°; stdl. 0,55°). Am 2. Dez. 21h 38,4 MEZ beginnt die
Rotation 1207 und am 30. Dez. 5h 19,2™ MEZ die Rotation Nr. 1208. Der
Durchmesser der Sonnenscheibe wächst im Dez. von 32'30" auf 32'35".
MOND
4. Dez. 12 Uhr 3 MEZ
Erst. Viertel
11. Dez. 17 Uhr 24 MEZ
Vollmond
Letzt. Vierte] 19. Dez. 21 Uhr 3 MEZ
27. Dez. 4 Uhr 50 MEZ
Neumond
1. Dez. 11h MEZ
29. Dez. 3h MEZ
Erdferne
17. Dez. 8h MEZ
Durchm. von 33’2" bis 29'34"
Erdnähe
r
154
D a s W e 11 a II
S t e r n be d c c k u n g e n
in MEZ)
Dez.
Stern
2 jota Capric.
4 psi 1 Aquarii
8 my Ceti
.
17 Jupiter
Jahr gang
43
Heft
11
durch die v/ändernde Mondscheibe (Eintritte
Berlin
19h 4111
19 32
20 5
8 21
Königsb.
19h, Qm
19 41
20 14
8 19
Straßb.
19h Qm
19 25
19 52
8 29
Wien
19h 6m
19 45
19 56
8 32
WANDELSTERNE
M e r k u r erreicht am '23. Dez. mit 20° seinen größten östl. Abstand
von der Sonne. Da er aber südlich der Ekliptik steht, ist er im letzten
Monatsdritte] höchstens für einige Minuten am Abendhimmel sichtbar.
Sein Durchmesser beträgt dann 7".
V e n u s ist Morgenstern; ihr Durchmesser nimmt weiter von 21" auf
17" ab. Mars kommt am 5. Dez. in Gegenschein zur Sonne und ist daher
die ganze Nacht zu sehen. Durchmesser und Zentralmeridian um 1 Uhr
MEZ sind am 1. Dez. 17,3" 244°, am 11. Dez. 16,8" 156°, am 21. Dez 15,9”
68° und am 31. Dez. 14,6" 338°. Mit —1,6 Gr. hat der Planet Siriushellig­
keit.
Kl e i n e P 1 a n e t e n
4 Vesta
27 Euterpe
Nov. 28 4h52,8m+16° 9' 5h l,5 m+21°29'
uez. 6 4 44,0
16 11 4 53,2
21 26
14 4 35,4
16 16 4 44,8
21 21
22 4 27,4
16 24 *37/1 2118
30 4 20,7 +16 36 4 31,1 +21 18
Hell.
7,1
8,6
Opp.
Dez. 5
Dez. 7
Gradnetz
1943
1950
324 Bamberga
1 Ceres
6h21,8m+41°35' 6h30,0m+24°37'
6 12,8
41 39 6 24,3
25 14
6 2,3
41 25 6 17,1
25 52
5 51,4
40 54 6 9,0
26 28
5 41,4 +40 6 6 0,7 +27 1
8,8
7,2
Dez. 21
Dez. 24
1950
1943
Dezember 1943
morgens sich tb a r
Dar N achthim m el
abends sichtba r
Der
gestirnte
Himmel
im
Dezember
155
1943
J u p i t e r kann mit Ausnahme der frühen Abendstunden schon die
ganze Nacht über -verfolgt worden. Sein Aequatordurchmesser steigt von
38.9" auf 42,6".
.
Die
Dez.
1
3
5
7
Zenti■almei■idiane sind um 1 Uhr MEZ
Dez.
1
II
Dez.
1 II
17
9
12° 53°
196c176°
19
11
328 354
152 116
21
284 294
13
108 57
23
240 :235
15
64 358
1
20c
335
291
247
II Dez.
298° 25
27
239
29
180
31
120
II
1
203° 61
159° 2
115° 302
71 243
S a t u r n kommt am 16. Dez. in Gegenschein zur Sonne und kann die
ganze Nacht über gesehen werden. Die Ringellipse mißt Mitte des Mo­
nats 46,6" zu 20,9", die Planctenscheibe 20,7" zu 19,0”. Der hellste Mond
Titan ist am 14. und 30. Dez. in größter östlicher Ausweichung.
G r a n us wandert von 4h 19,7m + 21° 21' nach 4h 14,8'm+ 21° 9'.
N e p t u n steht Mitte Dez. bei 12h 17,3m —0°23' nahe bei eta Virginis.
VERAENDERL1CHE
A l g o l ist am 2. Dez. abends, am 16. Dez. um Mitternacht und am
19. und 22. Dez. abends in vermindertem Licht zu beobachten.
D e l t a C e p h e i kommt am 20. Dez. abends in ein Maximum.
Der langperiodische Stern R Leonis, dessen Helligkeit in 315 Tagen
von der 5. bis zur 10. Größe wechselt, soll Ende Dezember Höchstlicht
erreichen.
Dezember
abends sic h tb a r
Der Taghimm el
m oigens s ic h t b a r
156
Da s W e l t a l l
Jahrgang
43 H e f t
11
BERICHTE
Das Tierkreislicht 1942/43
Meine Aufzeichnungen lauten:
7. Nov. 1942, 4 Uhr 30 WZ. Spitze
90 Grad westlich der Sonne, 2 Grad
nördlich der Ekliptik. Breite der
Grundlinie 18 Grad, deren Mitte ist
4 Grad nördlich der Ekliptik.
18. Nov. 1942, 4 Uhr 15. Spitze 85 Grad
westlich der Sonne, 1 Grad nördlich
der Ekliptik. Breite der Grundlinie
16 Grad, deren Mitte ist 4 Grad nörd­
lich der Ekliptik.
11. Dez. 1942, 3 Uhr 30. Breite der
Grundlinie 14 Grad, deren Mitte liegt
3 Grad nördlich der Ekliptik.
1. .Tan. 1943, 18 Uhr 0. Spitze 89 Grad
östlich der Sonne, 4 Grad nördlich der
Ekliptik. Grundlinie 16 Grad breit,
deren Mitte 2 Grad nördlicli der
Ekliptik.
3. Jan. 1943, 3 Uhr 45. Spitze 80 Grad
westlich der Sonne, 2 Grad nördlich
der Ekliptik.
I-. Jan. 1943, 18 Uhr 30. Spitze 92 Grad
östlich der Sonne, auf der Ekliptik.
Grundlinie 14 Grad breit, 3 Grad
nördlich.
3. Feh. 1943, 18 Uhr 40. Spitze 85 Grad
östlich der Sonne, 2 Grad nördlich
der Ekliptik. Grundlinie 15 Grad
breit, deren Mitte auf der Ekliptik.
Helligkeit doppelt so groß wie die
der Milchstraße.
22. Feh. 1943, 10 Uhr 0. Spitze 82 Grad
östlich der Sonne, 1 Grad nördlich der
Ekliptik. Grundlinie 18 Grad breit,
deren Mitte auf der Eklitpik. Hellig­
keit wie vor.
Ijoreta beobachtete mit einem
Fernrohr von 65 mm Öffnung und
Blaufilter. Er stellte das Ende des
Halbschattens um 22 Uhr 33 MEZ
fest. Der Kernschatten war hell,
aber weniger als bei vorhergehen­
den Finsternissen. /Einzelheiten
waren sichtbar. Die Gesamthelligkcit wurde um 20 Uhr zu -6.0 und
um 20 Uhr 48 zu—8,5 Mag. geschätzt.
Die Finsternis war bekanntlich
nur teilweise; der Kernschatten
verweilte» auf der Mondscheibe'
nach der Vorausberechnung von
18 Uhr 59 his 21 Uhr 58.
go
Sonnenflecke in hoher heliographischer
Breite
In Hinblick auf die Meldung vom Ein­
setzen der neuen 11jährigen Tätigkeits­
reihe berichtet Dr. A. Model im Beob­
achtungszirkular 14 (1943), daß er mit
seinem zweizölligen Merzfernrohr bereits
am 20. Dezember 1942 zwei kleine Flecke
ohne Hof nahe der Mitte der Sonnen­
scheibe in 32° nördlicher heliographischer
Breite gefunden hat. Um wertvolle B e­
obachtungen zu machen, braucht man
also kein großes Fernrohr, sondern nur
Aufmerksamkeit und Geschick!
So.
2. März 1943. 18 Uhr 40. Spitze 80 Grad
östlich der Sonne, 1 Grad nördlich.
Grundlinie 16 Grad breit, deren Mitte
auf der Ekliptik. Helligkeit wie oben
E. Loreta, Bologna.
Vom Kometen 1943 b Oterma
hat Frl. L. Oterma aus vier Beobachtun­
gen zwischen 1943 April 5 und Juni 8
neue, elliptische Elemente hergeleitet,
die die beobachteten Orte sehr gut dar­
stellen. Danach ist der Neigungswinkel
der Bahn 3° 59"27", die Exzentrizität
0,1446, die halbe große Achse 3,9615
astr. Einh.; somit die Umlau/sdauer 2880
Tage oder 7,885 Jahre. Außer in Turku
ist das lichtschwache Objekt (13. Gr.)
noch in Budapest und Flagstaff beob­
achtet worden.
So.
Von der Mondfinsternis 1943
August 15
Ch. Mechela beobachtete im Fel­
de mit .einem Feldstecher von 10
facher Vergrößerung das erste Auf­
treten des Halbschattens um 20
Uhr 48 MEZ. Sieben Minuten spä­
ter war der Halbschatten auch mit
bloßem Auge sichtbar. Der Kern­
schattenanfang wurde um 21 Uhr 2
notiert.
Keine Identität
ln IAU-Zirkular 959 wurden für
Komet 1943b Oterma neue, aus Be­
obachtungen von Mai 7, Juni 9 und
Juli 2 von amerikanischen Rech­
nern hergeleitete Elemente ange­
geben und auf eine gewisse Ähn­
lichkeit mit den Elementen des
kleinen Planeten 334 Chicago ver­
wiesen. Läge eine Identität vor, so
hätte man das „fehlende Glied“
zwischen Komet und Planet vor
157
Berichte
sich. In Beobachtungszirkular Nr.
18 der Astronomischen Nachrichten
stellt aber Prof. Kahrstedt fest, daß
diese Vermutung nicht zutreffen
kann. Der Planet 334 ist nämlich
im März und April d. J. in Heidel­
berg, Turku, Belgrad und Instanbul nahe am Ort der Ephemeride
beobachtet worden, während im
Falle einer Identität mit dem Ko­
meten die Abweichung in Rektas­
zension eine volle Stunde betragen
müßte. Auch sonst stimmen die
Elemente nicht gut überein. So
Komet 1943c Daimaca
Nach Voranzeige Nr. 67 des Beob­
achtungszirkulars hatNaur eine erste Bahn
gerechnet. Danach war der Komet schon
am 21. August 1943 in größter Sonnen­
nähe; sein Perihelabstand betrug 0,76
a. E. (also nahe der Venusbahn). Die
Neigung der Bahn ist 161 Grad. Das
Gestirn ist demnach rückläufig. Nach der
Ephemeride soll der Komet Mitte Ok­
tober bei dem Stern eta Serpentis stehen,
von wo aus er weiter südwärts wandert.
So.
Die Perseiden 1943
E. Loreta meldet die Anzahl der
Perseiden, die er diesmal je Stunde
vor Mitternacht beobachtet hat, zu
9 (10) am 7. August
11 (9 ) am 8. August
4 ( 5) am 9. August
3 ( 5) am 10. August
5 ( 3) am 11. August
6 ( 3) am 12. August
2 ( 1) am 13. August
2 ( 1) am 14. August
Die Nichtperseiden sind in Klam­
mern gesetzt. Bei der zeitlichen Ab­
nahme spielt der störende Ein­
fluß des Mondscheins eine Rolle:
Vollmond war am 15. August.
Cb. Mechela (der aus der Bautzener Schulsternwarte hervorge­
gangen ist) beobachtete in Rußland
täglich v. 20 Uhr 45 bis 21 Uhr 15
und fand am 12. August 13 und am
13. August 10 Perseiden. Im Jahr
zuvor waren es 14 bzw. 12 gewesen.
So
Helles Meteor
Am 18. Mai 1943 flog um 20 Uhr 43
MEZ am noch dämmrigen Abend­
bimmel ein gelbes Meteor in etwa
40 Grad Länge bei Regulus zwi­
schen Mond und Venus die Ekliptik
von O nach W entlang. Die Dauer
betrug rund eine Sekunde; die
Spur verlosch nur langsam.
H. Greiß, z. Z. Hof.
Ein n^uer Stern im Adler
wurde am 5. September 1943 von
Prof. Hoffmeister als Stern 12. Grö­
ße gefunden. Das Aufleuchten ist
aber schon einige Monate früher
erfolgt. Die Nachsuche auf Sonne­
berger Überwachungsplatten ergab,
daß der Stern noch am 4. April un­
ter 15. Größe war, dagegen am 2.
Mai 6,4 Mag., also an der Grenze
der Sichtbarkeit für das bloße Au­
ge. Im Verlauf des Juni sank die
Helligkeit von 8 auf 9, im Juli auf
10, im August auf die 11. Größe.
Zwei Aufnahmen mit dem 400 mm
Astrographen, die bis zur 17. Grö­
ße reichen, beweisen, daß die Vor­
nova mindestens 10 Größenklassen
schwächer als am 2, Mai war. Nach
G. Vick ist der Ort der Nova Aquilae 1943 im Himmelsgradnetz 1950
19h 50m 2,5s+8° 20’ 55". Das ist mit­
ten in der Milchstraße ganz nahe
bei Altair. Eine visuelle Nachprü­
fung mit einem Okularspektroskop
am Sonneberger 350 mm-Spiegel
zeigte fast rein monochromatisches
Licht; helle Linien überstrahlten
das übrige Spektrum stark.
So
Der Wärmetransport im Innern der
Fixsterne
Die Ergebnisse der Strahlungs- und
Temperaturmessungen zeigen, daß die
Sonnenoberflädhe gasförmig sein muß und
daß deshalb die für Drude, Dichte und
Temperatur geltenden Beziehungen, die
Gasgesetze, auf die Sonnenmaterie ange­
wendet werden dürfen. Dadurch ist der
Astrophysiker in den Stand gesetzt, über
die Zustände im nicht beobachtbaren
Sonneninnern bestimmte Aussagen zu
machen. Die Sonne ist nur als ein Ver­
treter der Gattung Fixstern anzusehen,
so daß man zu allgemein geltenden
Schlüssen über den Aufbau der Fixsterne
gelangt. Als man vor zwei Jahrzehnten
daranging, die Zustandsgrößen durdi
mathematisch scharf umrissene Gleichun­
gen darzustellen, nahm man zunächst zu
stark vereinfachten Voraussetzungen Zu­
flucht, weil man anders die sich auf­
türmenden Schwierigkeiten noch nicht
hätte meistern können. So ließ man z. B.
158
Da s
Weltall
den Transport der Wärmeenergie, diebe­
ständig von innen nach außen quillt, nur
durch Strahlung erfolgen, d. h. man setzte
den Einfluß der direkten Wärmeleitung
von Atom zu Atom und als Über­
mittlung durch Materieströmung (Kon­
vektion) als unerheblich an. Die damit
berechneten Leuchtkräfte stimmten nicht
ausreichend gut mit dem Beobachteten
überein. Man mußte versuchen, durch
andere Annahmen bessere Ergebnisse zu
erzielen. Vor einem Jahrzehnt erkannte
L. Biermann, daß unter gewissen Um­
ständen auch Wärmeströmungen von aus­
schlaggebender Bedeutung werden kön­
nen, nämlich dann, wenn bei starker,
zum Mittelpunkt hin zonenweise steigen­
der Massenanhäufung das unter der Vor­
aussetzung des Strahlungsgleichgewichts
berechnete Temperaturgefälle das adia­
batische —- ohne Wärmeausgleich mit der
Umgebung — auch nur ganz wenig über­
steigt. Dann sind einzelne Gasmengen
wärmer als ihre Nachbarschaft. Sie deh­
nen sich aus und erhalten eine geringere
Dichte und somit Auftrieb, während
solche Gasballen, deren Temperatur
etwas niedriger als die ihrer unmittel­
baren Umgebung ist wegen ihrer größe­
ren Dichte niedersinken. Unter dem Ein­
fluß der Instabilität entstehen wie in un­
serer Erdluft Strömungen, die solange
andauern, bis sich der stabile diabatische
Zustand wieder einstellt.
In Veröffentlichung Bd. 14 Nr. 3 der
Heidelberger Sternwarte („Konvektion
im
Sterninnern“)
unterwirft
Prof.
H. Vogt diese Verhältnisse der mathe­
matischen Analyse. Er berücksichtigt
darin auch, daß durch Ionisation eben­
falls die Neigung zur Wärmeströmung
verstärkt wird, sowie daß auch eine
etwaige Rotation des Sterns in Betracht
gezogen werden muß. Aufsteigende Gas­
ströme transportieren ja nicht nur
Wärme, sondern besitzen auch Drehwucht, die zonenweise von innen nach
außen zunimmt, aber äquatorwärts an­
ders als näher an den Polen. Vielleicht
ist das mit ein Grund für das eigen­
artige Rotationsgesetz, das man an der
Sonne beobachtet, wo ein Äquatorpunkt
in 25 Tagen einmal umschwingt, die
höheren Sonnenbreiten aber erst in 27,
30 oder gar 33 Tagen.
Angestellte Versuche haben ergeben,
daß in einer Flüssigkeit oder einem Gas
zwei grundsätzlich verschiedene Strö­
mungsarten
Vorkommen: gleichmäßig
Jahrgang
43 H e f t
11
fließende laminare) und scheinbar unge­
ordnete, durcheinanderwirbelnde (tur­
bulente) Strömungen. Maßgebend für die
Art ist u. a. der Zähigkeitsgrad der be­
treffenden Materie. Bei größerer Ge­
schwindigkeit des Gasballens und bei
größerem Ausmaß schlägt die geordnete
Strömung in die wirblige um. Unter den
Umständen, die wohl im Innern der
Sterne gelten, dürfte die letztgenannte
überwiegen.
Auch für Sterne, deren Wärmetrans­
port strömend erfolgt, läßt sich eine
Masse - Leuchtkraftbeziehung herleiten,
wenn alle Sterne dieselbe chemische Zu­
sammensetzung haben. Verschiedenheit
in dieser Hinsicht wird sich als Streuung
der beobachteten Werte auswirken. Oh
und in welchem Maße ein Stern konvek­
tiv ist, wird demnach von seiner Masse
und seiner chemischen Zusammensetzung
abhängen. Dabei ist vorausgesetzt, daß
er sich in stationärem Zustand befindet.
Zieht er sich aber zusammen und be­
streitet seine Ausstrahlung im wesent­
lichen durch den Gewinn an Schwere­
energie, so kann er sich selbstverständ­
lich in bezug auf Leuchtkraft, effektiver
Temperatur und Ausmaß des Konvek­
tionsgebiets
von
einem
Stern
im
stationären Zustand erheblich unter­
scheiden.
Im allgemeinen wird in einem Stern
das Temperaturgefälle sich wenig von
dem adiabatischen unterscheiden. Daß
aber bei der Sonne z. B. dicht unterhalb
der sichtbaren Oberfläche (Photosphäre)
eine Konvektionszone von vielleicht
500 km Dicke vorhanden sein muß, hat
IJnsöld aus den Tonisationsverhältnissen
des Wasserstoffs erschlossen. In den
hohen Schichten der Sonnenatmosphäre
jedoch überwiegt auf jeden Fall der
Energietransport durch Strahlung. So.
Der Pol der Milchstraße
Eine ähnliche Bedeutung, wie die
Ekliptik im Sonnenreich zur Festlegung
von Planetenorten hat, kommt der Milch­
straßenebene für unser galaktisches
Sternsystem zu. Schon ein oberflächlicher
Blick auf den Himmel oder noch besser
auf einen Sternenglobus zeigt, daß die
Milchstraße fast einen größten Kugel­
kreis bildet. Die genaue Lage nach
Knoten und Neigung oder
was auf
dasselbe hinausläuft — des Milchstraßenpols ist jedoch wegen der unsicheren Be­
grenzung der galaktischen Sternwolken
Der Leser s c h r e i b t
nar schwer anxugebcn. Da» ist reckt
schade, denn diese Wert« brancht ata«
ja, wenn man dia Lag* «ines Objekts
aach galaktischer Läng» und Breite
g e n a u ausdräcken will. Zur Umwand­
lung drr beobachteten Rektasxension uasl
Deklination einer Nora in die Koordi­
naten 1 und b sind ausführliche Tafeln
berechnet worden, a. B. von Emanuelli
(Publ. Specola Vaticana 1929) und dia
Lundtafeln ron Ohlson, die den galak*
tischen Pol bei 121* 40“ + 23° ansetsen.
während Newcomb dafür 121* 44,4“
+ 26,8° nahm. Zur Bestimmung dieser
Werte ist man nicht auf visuelle Milchstraßengrenxen angewiesen; man kann
vielmehr alle Objekte heranxiehen, deren
Verteilung von dem Verlauf der Milch­
straße beeinflußt wird oder anders ge­
sagt, die die Milchstraßenebene als
Symmetriefläche haben. Man kann etwa
die absolut hellen Sterne wählen, dia
B-Sterne oder die K-Riesen, die Ver­
änderlichen von delta-Cepheiart, dia
0 - Steine, die Wolf-Rayetvertreter, dia
Schnelläufer oder offene Sternhaufen und
die planetarischen Nebel, sogar die extra­
galaktischen Nebel, die bekanntlich —
nur scheinbar, wegen der galaktischen
Dunkelmassen — die Milchstraße meiden,
fn Bulletin 353 der Astronomischen In­
stitute der Niederlande (1942) hat vaa
Tulder alle Unterlagen xusammengetragen und die Lage des Milchstraßenpols
für 1900 aus 25 solcher Untergruppen
xu 12** 44,0“ ± 1 ,1 “ und + 2 7 ,5 ° ± 0 ,2 *
bestimmt.
Bei denjenigen Groppen,
deren durchschnittliche Entfernung von
ans bekannt ist, läßt sich auch die Lag«
der Sonne, ob nördlich oder südlich der
Milchstraßenebene, sowie der lineare Be­
trag aus der beobachteten Abweichung
der Mittelebene von einem größten Kreis
berausschälen. So lieferten 19 Gruppen
dafür als x-Koordinate der Sonne + 13,5
Parsek mit einer Unsicherheit von + 1 ,7
Parsek. Dabei ist der Einfluß der Dunkelaaassen auf die aus Heliigkeitswerten ab­
geleiteten Entfernungen so gut wie mög­
lich berücksichtigt. Ohne solche Kor­
rektion fallen die angenommenen Ent­
fernungen größer ans und wird di«
»-Koordinate im gleichen Maße erhöht.
So fand früher Charlier ans den hellen
1- Sternen a = + 2 0 , Parenago aus langperiodischen Veränderlichen + 2 5 , Mineur
aas delta Gepheisternen sogar + 3 4 Par­
sek. während Trflmpler ans dem offenen
Storahanf«» a = + 1 6 Parsek b«rleitct«.
159
Ein nenes große* Spiegelteleskop
In d«r Zeitschrift für Instrumentemknnde 1943, Heft 9, wird über ein neue«
Spiegelteleskop berichtet, das für das
Astrophysikalischo Observatorium
in
Asiago (Italien) bestimmt ist. Prof.
G, Giotti macht über die Abmessungen
des Instruments folgende Angaben. Der
Spiegeldurchmesser beträgt 125 em bei
120 cm freier Öffnung. Das Gewicht der
Glasplatte erreicht 600 kg; der Newtonfangspiegel wiegt 19 und der für di*
Cassegrainverwendung 15 kg. Die New­
tonbrennweite ist 6 m; das Cassegrainsystem hat 19,13 m. Die visuelle Auf­
lösung soll 0,1* erreichen; photographisch
ist bei der kurxen Brennweite 0,3* und
bei der langen ebenfalls 6,1* xu erwar­
ten. Der Hauptspiegel ist versilbert; di«
beiden Fangspiegel sind mit Aluminium
iiberxogen. Der Durchmesser der Mittel­
bohrung im Hauptspiegel ist 19,5 em. Ah
Okulare werden solche nach Huygensbanart mit f = 100, 75, 50 und 25 mm,
nach Ramsdenart mit f = 30 und 20 mm
and orthoskopisch mit f == 30, 20, 1 t
and 7,5 mm Brennweite verwendet.
Das Instrument ist mit 2 Sucherfern­
rohren von 100 mm Öffnung und 120 am
Brennweite ausgestattet, je eins für den
Newtontyp und die Cassegrainbauart.
Außerdem ist parallel xur Achse de*
Teleskops noch ein Refraktor von 23 em
Öffnung und 4,50 m Brennweite vorhan­
den. Zur Bearbeitung astrophysikalischar
Aufgaben ist das Instrument mit einem
großen Spektographeh ausgestattet.
Dietrich Gudxent.
DER LESER SCHREIBT
|
Meine Soanenbeobachtnngea
im 2. Halbjahr 1941
Die Zählung der Wolf’schen Relativxahl erfolgte wie im ersten Halbjahr
(siehe „Weltall“ 1942, Heft Nr. 9) mfe
einem 3W-Spiegel Newtonscher Bauart und
xximutaler Aufstellung. Nebenbei wurden
auch eingehendere Beobachtungen von
Fleckengruppen in einem 324*-Refraktnr
angestellt.
Di« beobachteten Werte waren:
Angust:
r = 51
September r = 56
Oktober:
r == 35
November: r = 30
Dezember: r == f t
160
Das
Das Maximum der Fleckentätigkeit des
Jahres 1941 wurde somit im Juli mit
r = 57 erreicht, ein Nebenmaximum im
September mit r — 56. Somit ergibt sich
ein Jahresmittel von r = 42.2. Dies be­
deutet einen starken Rückgang in der
Fleckentätigkeit, welcher Umstand noch
eindringlicher durch die Feststellung
unterstrichen wird, daß die Sonne an
5 Beobachtungstagen fleckenlos war.
J. Gürtler, Wien.
\
BÜCHERBESPRECHUNG
P r o f . Dr . M a x C a s p a r : K ö p e r n i k u s u n d K e p l e r . 22 S. mit
2 Porträts. München und Berlin 1943.
Verlag v. R. Oldenbourg, br. 1,80 RM.
Die vorliegende Schrift bringt zwei
Vorträge, die der bekannte Münchener
Gelehrte vor einer begrenzten Zahl von
Hörern hielt, der Allgemeinheit zur
Kenntnis. Bei dem großen Ansehen, das
der Verfasser als gründlicher Sachkenner
genießt, werden alle Sternfreunde dank­
bar dafür sein, von so hoher Warte Ein­
blick in die damaligen Zeitverhältnisse
nehmen zu können.
Im ersten Vortrag, den Caspar vor
der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in BerlinDahlem hielt, ist es lehrreich und reiz­
voll zugleich, die vielseitige Gegenüber­
stellung unserer beiden Geistesheiden
kennen zu lernen. Wie ähnlich sind beide
in ihrem unentwegten Streben nach der
Wahrheit, doch wie sehr verschieden sind
sie nach Charakter, Herkunft und Leben!
Klar umreißt der Verfasser, was unserm
Kopernikus an dem Weltbild des Ptolomäus mißfiel, was er, noch völlig in
aristotelische Vorstellungen verstricht,
dafür setzten wollte; was er vorfand
und was er daraus machte. Das un­
mittelbare Echo, das sein unsterbliches
Werk fand, war gering, bis Kepler kam
und der Astronomie als neues Ziel den
„Bauplan der Welt“ wies. Erst durch
«eine beharrliche Arbeit nahm das
neue Weltbild die uns vertraute Form
an. Seitdem kreisen nicht mehr Sphären
Jahrgang
43 H e f t 11
mit Exzentern und Epizykeln, sondern
bewegen sich die Planeten selber auf
gegen die Ekliptik geneigten Bahnen.
Durch die Frage nach der Ursache wird
Kepler zum Begründer der eigentlichen
Himmelsmechanik, die seinem großen
Zeitgenossen, dem Physiker Galilei zeit­
lebens fremd blieb.
Den zweiten Vortrag, der Keplers
wissenschaftliche und philosophische Stel­
lung behandelt, hat Caspar zwar schon
vor einem Jahrzehnt in der Kant-Gesell­
schaft in Stuttgart gehalten; doch war er
seit einiger Zeit vergriffen, so daß ein
Neudruck willkommen ist. An dem ge­
waltigen Umbruch des Denkens zu Beginn
der neuen Zeit war Kepler in vorderster
Linie beteiligt, auch wenn er nicht wie
in der Himmelskunde aus Eigenem
schöpft, sondern wie bei den Entdeckun­
gen durch das Fernrohr, der neuen Lehre
vom Magnetismus oder bei dem Rechnen
mit Logarithmen fremdes Geistesgut be­
nutzt. Als Kind seiner Zeit ist er nicht
frei von Astrologie; er kämpft auch nicht
gegen den Hexenwahn, sondern gegen
den Vorwurf, daß seine Mutter eine
Hexe sei.
Eigentlich philosophische
Schriften hat er nicht verfaßt, aber fast
alle seine großen Werke bergen eine
Fülle philosophischer Gedanken. Plato
hat ihn tief beeindruckt: der Zahl als
einer geometrischen Größe weist er die
beherrschende Stellung in der Welt zu.
Das Auge nimmt die Farben wahr, das
Ohr die Töne, unser Geist aber erfaßt
die Zahl. Naturerkenntnis ist ihm Gott­
erkennen; daher seine tiefe Religiosität.
Mit der Erkenntnis stellt sich die Tugend
ein, denn alles in der Natur muß einen
Zweck erfüllen. Das ist das Beglückende
in Kepler, daß er zugleich Astronom
und Philosoph ist. Als solcher erörtert
er schon Fragen nach den Grenzen der
mechanischen Erklärbarkeit physikalischer
Erscheinungen; Fragen, die die heutige
Physik des Allerkleinsten und des Aller­
größten so stark- beschäftigen.
Wer vom Schaffen unserer beiden
Großen mehr als rein Biographisches e r­
fahren möchte, dem kann dieses köst­
liche Büchlein warm empfohlen werden.
Sommer.
An unsere Leser: Das vorliegende Novemberheft konnte wegen der
Kriegsverhältnisse erst im Januar ausgegeben werden. Schriftwaltung.
Sehrlftvralter: RICHARD SOMMER, Studienrat, Berlin-Lankwitz / Anzeigenleiter: HEINZ ROHER
Berlin-Lichterfelde / Zur Zelt gilt AnxeigenpreWitte Nr. 2 / Druck: W. ISZDONAT, Berlin SO 35.
Khpenlcker 8tr. 152. Ruf: 68 53 02 / G. SCHÖNFELD'ä VERLAGSBUCHHANDLUNG. Berlin W («
Herunterladen