Zusammenfassung ECCMID Prag 1.- 4. Mai 2004 Katia Boggian und Geri Eich, St. Gallen Inhalt Die Bedrohung durch Rickettsiales und anderen Athropoden-vermittelten Erregern 2 Klimatische Einflüsse auf Zecken als Vektoren..............................................................2 Prophylaxe Zeckenübertragener Erkrankungen.............................................................2 Wirtsfaktoren beim Q-Fieber..............................................................................................3 Pilzinfektionen 4 Drei Symposien....................................................................................................................4 Von der Prophylaxe zur kurativen Behandlung (Gilead) ...............................................4 Klinische Implikationen einer frühen antifungalen Therapie (Pfizer) ...........................4 Group A streptococcal disease in the 21th century 5 Schwere GAS Infektionen in Europa................................................................................5 Anaerobe Infektionen und Versagen antibiotischer Therapie 7 Biofilm 7 Quorum Sensing als neues antimikrobielles Ziel? .........................................................7 Empfindlichkeiten auf Antibiotika im Biofilm....................................................................8 Biofilm und Candida ............................................................................................................8 Fortschritte in der Diagnostik von Fremdkörperinfektionen 9 Rasche Diagnostische Methoden in der Mikrobiologie 10 Katheter-assoziierte Blutbahninfektionen 11 Labordiagnostik bei der infektiösen Endokarditise 12 Die Bedrohung durch Rickettsiales und anderen Athropoden-vermittelten Erregern Klimatische Einflüsse auf Zecken als Vektoren Sarah E. Randolph Im ersten Vortrag berichtet Sarah Randolph über die Klimaveränderungen und Ihre Einflüsse auf die Zeckenpopulationen. Sie weist darauf hin, dass viele Organismen von Zecken übertragen werden, aber dass wir uns auch im Klaren sein müssen, dass diese Bedrohung nicht so gross ist, wie z.B. für Insekten-übertragene Erkrankungen. Die Zecken haben einen langsamen Lebenszyklus und „genehmigen“ sich von einem Zyklus zum anderen nur eine einmalige Mahlzeit. Wenn sich nun eine Nymphe infiziert, dann wird es eine Weile dauern bis sie sich zur adulten Zecke entwickelt hat, und erst dann wird sie wieder eine Mahlzeit einnehmen und erst hier wieder jemanden anstecken können! Damit eine Übertragung schneller und effizienter erfolgt, braucht es ein gleichzeitiges Vorkommen von Nymphe und Larve zur gleichen Saison. Dadurch kann eine infizierte Nymphe gleichzeitig mehrere Larven infizieren, welche sich zur gleichen Zeit am gleichen Wirt ernähren. Dadurch wird die Anzahl infizierter Zecken schnell in die Höhe getrieben. Durch die Klimaveränderung mit wärmeren und feuchteren Sommer kommt es dazu, dass sich Larven und Nymphenstadien zur gleichen Zeit finden und sich so die infizierten Zecken schneller vermehren. Ausserdem kommt es zu einer Ausbreitung der Zeckengebiete in nördlichere Gegenden und höhere Lagen (siehe Randolph et al 2000). Prophylaxe Zeckenübertragener Erkrankungen Jose A. Oteo Der zweite Redner geht auf mögliche Vorbeugung zeckenübertragener Erkrankungen ein. Natürlich ist in erster Linie die Vermeidung von Zeckenstichen wichtig, denn postexpositionell, also nach einem Stich sind die Möglichkeiten limitiert. Oteo weist daraufhin, dass in erster Linie die Kleidung angemessen sein sollte, wobei dies keinen 100%-igen Schutz bietet, zweitens kann man die Kleider auch mit Repellents einsprühen, hier gut geeignet sind DEET- oder Permethrin-haltige Repellents. Und ganz wichtig: Nach einem Waldaufenthalt soll man sich gegenseitig inspizieren, denn die Zecken stechen nicht sofort, sondern suchen sich eine geeignete Stelle aus und das geht meist bis zu 12h! Wenn aber nun eine Zecke schon mal gestochen hat, dann soll mit einer Pinzette möglichst nahe an der Haut die Zecke gefasst werden und dann durch gleichmässiges Ziehen entfernt werden. ( Kein Öl, kein Lack draufgeben) Oteo geht auch nochmals auf die antibiotische Postexpositionsprophylaxe bei Lyme ein, welche im Nadelman et al, NEJM 2001 publiziert wurde, und erwähnt, dass es eigentlich für Europa nicht validiert und demzufolge auch nicht zu empfehlen sei. Eine Impfung gegen Lyme Borreliose gab es nur in den USA, war für Europa aber nicht zugelassen und wurde auch in Amerika vom Markt gezogen, da bereits Fälle aufgetreten sind, welche nach der Impfung mit chronischer Müdigkeit reagiert haben. Postexpositionell ging er nur auf die Borreliose ein, zur FSME nahm er nicht Stellung, aber hier gilt, dass die Postexpositionsprophylaxe mit Immunglobulinen nicht durchgeführt werden soll, da das Risiko den Nutzen übersteigt. Wirtsfaktoren beim Q-Fieber Jean-Louis Mege Das Q-Fieber verläuft in den allermeisten Fällen asymptomatisch und in wenigen Fällen kommt es zu einer symptomatischen Infektion. Wovon hängt es nun ab, ob die Infektion symptomatisch oder asymptomatisch verläuft? Es gibt Hinweise, dass es verschiedene Risikofaktoren beim Wirt gibt, wie: - Alter - Geschlecht - Schwangerschaft - Klappenfehler - Immunosuppression Es ist bekannt, dass im Alter von > 15 Jahren das Risiko eine symptomatische Infektion durchzumachen 5 mal höher ist, als im Kindesalter. Ausserdem haben Männer das 2,5 fach erhöhte Risiko eine symptomatische Infektion durchzumachen als Frauen und in Tierversuchen an Mäusen konnte gezeigt werden, dass männliche Mäuse eine viel höhere Bakteriämie durchmachen als weibliche Mäuse. (Fig. 1) Fig.1 aus Leone M et al ; JID 2004;189:339 Auch weibliche Mäuse die ovarektomiert wurden, zeigten eine höhere Bakteriämie. (Fig. 2) (Leone M et al ; JID 2004;189:339) Fig.2 aus Leone M et al ; JID 2004;189:339 Ausserdem gibt es Arbeiten , welche zeigen, dass die Immunantwort des Wirtes eine entscheidende Rolle spielt. Die TH1 Antwort muss aktiviert werden, damit es zum Killing kommt. TLR 4 Rezeptor mitbeteiligt, gamma-Interferon stimuliert TH 1 Antwort und führt zum Killing. Patienten mit wenig gamma-Interferon entwickeln eher eine chronische QFieber Infektion. Menschen , welche eine hohe IL 10 Produktion haben entwickeln ebenfalls eher eine chronische Q-Fieber Infektion, da IL 10 das TNF-alpha downreguliert! In vitro konnte gezeigt werden, dass durch Zugabe von anti-IL10 Coxiellen wieder gekillt werden können. (JID in press) Dass in der Schwangerschaft ebenfalls eher ein chronischer Verlauf zu erwarten ist, hängt vermutlich ebenfalls mit IL 10 zusammen ( Stein A.et al; JID 2000; 181:188)! Zusammenfassend gilt offenbar wie für die meisten Infektionskrankheiten: Ob und wie eine Coxielleninfektion abläuft hängt ab von genetischen hormonellen und immunologischen Wirtsfaktoren. Pilzinfektionen Drei Symposien In drei integrierten Symposien (Neue Strategien im Management der Pilzinfektionen [Fujisawa], Neue Fortschritte in der antifungalen Therapie [Vicuron], Neue Aera im Management der invasiven Pilzinfektionen [MSD]) wurden verschiedene Aspekte invasiver Pilzinfektionen diskutiert. Natürlich waren die 3 Echinocandine der verschiedenen Firmen auch ein Thema. ( Caspofungin, Micafungin, Anidulofungin) Verschiedene Experten brachten in verschiedenen Vorträgen ihre Daten zu den Echinocandinen, und zeigten, dass die Echinocandine neue Optionen einer Nebenwirkungs-armen, aktiven antifungalen Therapie anbieten. Die meisten Untersuchungen wurden bei invasiver Candidiasis gemacht und Caspofungin ist bereits zugelassen in dieser Indikation. Wohingegen die anderen Echinocandine noch nicht soweit sind, aber bereits auf gutem Wege. Einzelne Daten zu invasiver Aspergillose wurden ebenfalls gezeigt. Die Echinocandine sind gute Optionen in der Behandlung von invasiver Candidiasis, und weitere Daten zur Behandlung invasiver Aspergillose, ausser als Salvage Therapy werden noch folgen. Wie man sieht, auf der „Pilzfront“ tut sich Einiges! Auch die Firma mit dem liposomalen Amphotericin B hatte ihr integriertes Symposium: Von der Prophylaxe zur kurativen Behandlung (Gilead) Hier wurden Strategien einer empirischen Therapie und Prophylaxe aufgezeigt, und diskutiert ob eine Kombination mit verschiedenen Pilzmittel eine Option für die Zukunft wäre. Nachfolgend noch das letzte Pilzsymposium: Klinische Implikationen einer frühen antifungalen Therapie (Pfizer) Bei den neuen Pilzmitteln darf natürlich auch das neue Azole nicht fehlen. In dieser Session wurde v.a. aufgezeigt, dass die frühe Diagnose von invasiven Pilzinfektionen häufig ein Problem ist und dass man so schnell wie möglich bei einem Verdacht auf Pilzinfektion behandeln muss. Zudem präsentierte Kullberg seine Daten bezüglich Voriconazole versus sequentiell Amphotericin B ( die ersten 4-5 Tage) und dann Fluconazole in bewiesener Candidemie und zeigt, dass die beiden Behandlungsarme gleiche Behandlungserfolge aufweisen konnten. Diese Daten müssen noch publiziert werden. Somit kann man abschliessend nach all diesen Pilzsessionen sagen, dass wir in der Behandlung von Pilzinfektionen nun die Qual der Wahl haben und dass wir in naher Zukunft all die neuen Studien über die neuen Pilzmedikamente aufmerksam studieren müssen. In der Wahl der antifungalen Therapie müssen immer folgende Faktoren berücksichtigt werden: - Patientenfaktoren: - stabiler oder instabiler Zustand - Nierenfunktion - eventuell vorangegangene Exposition - Vorgeschichte - epidemiologische Faktoren: - was für Candidaspecies sind prävalent - welche Pilzinfektion wird erwartet - erwartetes Resistenzverhalten - Kosten Group A streptococcal disease in the 21th century In dieser Session wurde das strep-EURO Projekt vorgestellt. 11 verschiedene Länder sind beteiligt mit dem Ziel, während 3 Jahren die epidemiologische Situtation zu erfassen. Innerhalb dieses strepEURO Projekt sind noch viele kleine Unterprojekte enthalten, die in dieser Session teilweise vorgestellt wurden. Nähere Informationen finden sich unter www.strep-euro.lu.se tun. Hier sind alle verschiedenen Unterprojekte Workpackages aufgelistet. Schwere GAS Infektionen in Europa Hier wurde nochmals die Einteilung der verschiedenen Erkrankungen der GAS aufgezeigt: Oberflächliche Tiefe Infekte Toxin Vermittelt Immunolog. Infektionen Vermittelt Pharyngitis Nekrot. Fasciitis Scharlach Rheumat. Fieber Erysipel, Impetigo Bakteriämie Toxic Schock like Glomerulonephritis Wundinfektionen Sept. Arthritis etc Reaktive arthritis etc Dann wurde auf die Virulenzfaktoren hingewiesen und v.a. auf die M-Proteine und die Wichtigkeit der Typisierung der GAS aus epidemiologischer Sicht. Die klassische Typisierung mit M-Protein etc sei schwierig international durchzuführen und zu vergleichen und es wurde das emm Typing vorgestellt, welches ein genetisches Sequenzierungsverfahren ist, welches einfach durchzuführen sei und in verschiedenen Ländern dann auch vergleichbar sei. In einem Dia wurden gezeigt welche M-Typen v.a. invasive Erkrankungen hervorrufen, das wurde in einer Überwachungsstudie in England durchgeführt. Und auf dem Dia ist deutlich sichtbar, dass M1 am häufigsten zu invasiven Streptokokkenerkrankungen führt, und dass die Mortalität beim M1 Typ auch am höchsten liegt. Im letzten Vortrag wird dann nochmals auf die verschiedenen Virulenzfaktoren der GAS eingegangen, mit Toxinen und Superantigenen und auch kurz die Wichtigkeit der Wirtsfaktoren gestreift, da die Reaktion auf eine Infektion mit GAS auch abhängig ist von der Prädisposition des Wirtes (HLA II DR4 und DQ3.2) . Norrby-Teglund Eur J Immunol 2002;32:2570 Anaerobe Infektionen und Versagen antibiotischer Therapie Diese Session wurde von der European Study Group on Antimicrobial Resistance in Anaerobic Bacteria (ESGARAP) durchgeführt. Es wurden die verschiedenen Probleme mit anaeroben Keimen insbesondere mit Bacteroides fragilis angesprochen. Auch hier zeigt sich eine zunehmende Resistenzentwicklung in den letzten Jahren, so dass eine Überwachung der Anaerobier ebenfalls unabdingbar scheint. Wer genaueres über ESGARAP erfahren will, der findet auf der Homepage der ESCMID unter Study group näheres www.escmid.org. Biofilm Quorum Sensing als neues antimikrobielles Ziel? Leo Eberl Was ist Quorum Sensing? Mit Quorum Sensing bezeichnet man ein bakterielles Kommunikationssystem, welches über bestimmte Gene in Abhängigkeit der Zelldichte funktionniert. Bei einer gewissen Zelldichte kommunizieren die Bakterien über diffusionsfähige Moleküle. Die kleinste Zelldichten-Einheit, die zu einer Expression solcher Moleküle führt, wird Quorum genannt. Die diffusionsfähigen Moleküle sind Pheromone (N-Acyl-L-Homoserinlactone=AHL), welche spezifisch für den Mikroorganismus sind, und sich jeweils in der Länge der N-Acyl Seitengruppe unterscheiden. Durch Blockierung des Quorum Sensing, kann man eine weitere Verdichtung der Bakterien vermutlich verhindern. Prof. Eberlaus der ETH in Zürich zeigt einige Moleküle, welche das Quorum Sensing blockieren können. Das Quorum Sensing bei B. cepacia und P. aeruginosa sind für die Biofilmformation verantwortlich und über AHL vermittelt. Das heisst durch Blockierung von AHL wird das QS blockiert und dadurch Kolonisation und Biofilmformation vermindert. So blockieren Furanone z.B. das QS und in einem Mausmodell zeigte sich sogar ein Clearing der Lunge, welche mit Pseudomonas besiedelt war. In der Natur gibt es viele QS-Blocker für Pseudomonas, z.B. Knoblauch (wobei der spanische besser blockiere als der deutsche!), Bohnensprossen, Kamille, Karotten etc. Für Burholderia cepacia hingegen kennt man noch keine QS Blocker, nun wird versucht virtuell AHL Antagonisten zu kreieren! Wir dürfen gespannt sein, auf die Entwicklung in diesem Gebiet! Vielleicht werden wir eines Tages chronische Infekte an Fremdkörpern wirklich mit QS-Blockern therapieren, wobei dies vermutlich nicht in naher Zukunft sein wird. Empfindlichkeiten auf Antibiotika im Biofilm Peter Gilbert Bakterien im Biofilm sprechen schlechter auf eine antibiotische Therapie an als wenn sie planktonisch wachsen. Warum ist dies so? Die Meinung, dass es an der Penetration des Antibiotikum hängt, welc he halt schlecht in den Biofilm diffundiert ist falsch , denn das Antibiotikum penetriert über verschiedene Kanäle trotzdem in den Biofilm, zwar etwas langsamer aber dennoch kommt es rein. Trotzdem sind die Bakterien im Biofilm 50-1000x weniger empfänglich für die antibiotische Therapie als die planktonisch lebenden Bakterien. Die Resistenz hat nichts mit der MHK zu tun, die man dann in den aus Biofilm gezüchteten Zellen erhebt. In einem Bakterienrasen ist die äussere Bakterienschicht empfänglicher. Hier sind Zellteilungen aktiver, das Populationswachstum erfolgt hier. Durch das Abtöten der äussersten Schichten verschiebt sich dann die „Todeslinie“ nach innen, da nun plötzlich die Bakterien in der Mitte aussen sind und sich nun wieder aktiv teilen. Trotzdem persistieren Bakterieninseln, die sich nicht angreifen lassen von der antibiotischen Therapie, und wir wissen nicht um was für Bakterien es sich hier handelt. Handelt es sich um sogenannte „Schläfer“, die sich momentan nicht teilen, und dann durch irgendein Signal wieder zum Leben erwachen? Vieles rund um den Biofilm ist noch unklar und bleibt ein aktuell aktives Forschungsfeld. Biofilm und Candida Mahmoud A Ghannoum Die Forschung des Biofilms bei Pilzen ist noch jünger als die bei Bakterien. Auch hier ist klar, dass Pilze im Biofilm auf antifungale Therapie resistent sind, währenddessen sie als planktonische Zellen noch sensibel sind. Thema vieler Untersuchungen ist, welche antifungale Medikamente in Biofilmen aktiv sind. Es gibt Hinweise, dass liposomales Amphotericin B, Caspofungin sowie Micafungin hier eine Rolle spielen könnten. Bei Voriconazole scheint dies nicht der Fall zu sein. Die Mechanismen, die im Biofilm zu Resistenz führen sind auch bei den Pilzen nicht letztendlich geklärt und verschiedene Mechanismen werden diskutiert. Ghannoum zeigt eine Studie an einem Tiermodell (Hasen), in welchem mit Candida infizierte Katheter mittels eines liposomalen Amphotericin B-Lock oder FluconazolLock oder gar nicht behandelt wurden und das Resultat war verblüffend: Hier die Tabelle aus der Arbeit von Schinabeck, wo in der L-AMB Gruppe deutlich zu sehen ist, dass sowohl proximal wie auch distal der Katheter sterilisiert wurde, wohingegen in der Fluconazol Gruppe die Sterilisierung nur teilweise erfolgte. Schinabeck et al AAC 2004; 48:1727 Fortschritte in der Diagnostik von Fremdkörperinfektionen Robin Patel (Mayo Clinic, Rochester, USA) Instabilität und Infektionen sind wichtige Komplikationen nach Einbau von künstlichen Gelenken. Sie sind aber auch schwierig von einander zu unterscheiden. Robin Patel von der Mayo Clinic (Rochester, USA) präsentierte neue Daten für eine Verbesserung der Diagnostik. Die Arbeiten wurden grossenteils von Andrej Trampuz ausgeführt, der viele Jahre am Kantonsspital Basel arbeitete. Bekannt ist, dass die Untersuchung von mehreren Biopsien statt Abstrichen eine höhere Ausbeute bringt. Dennoch werden nur ca. 50-70% der Infektionen erfasst. An der Mayo Clinic wurden die ausgebauten künstlichen Gelenke einer Sonofikation ausgesetzt, und die Sonifikationslösung anschliessend kultiviert. Dadurch konnte eine Sensitivität von 87% erreicht werden. Die Bestimmung der Zellzahl und deren Differenzierung aus der Synovialflüssigkeit erwies sich als sehr nützliche Untersuchung: Eine Leukozytenzahl von >1.7 G/l hat eine Sensitivität von 94% und eine Spezifität von 88%. Wenn mehr als 65% der Leukozyten Neutrophile sind, so beträgt die Sensitivität 97%, die Spezifität 98%. Diese Arbeit wird demnächst im American Journal of Medicine publiziert. Rasche Diagnostische Methoden in der Mikrobiologie Die Bearbeitung einer mikrobiologischen Probe dauert meist mehrere Tage, bis der Erregernachweis und die Resistenzprüfung abgeschlossen sind. Dies bedingt, dass oft unnötig Antibiotika mit einem breiten Wirkungsspektrum verabreicht werden. Der Entwicklung rascher Diagnosemethoden wird deshalb eine hohe Priorität eingeräumt und mehrere Vorträge waren diesem Thema gewidmet. Michael Bergeron (Quebec, Canada) bietet in seinem Labor eine PCR für das Screening auf Gruppe B Streptokokken bei gebärenden Frauen an (NEJM 2000; 343: 175-79). Der Test hat eine Sensitivität von 94%. Wenn dagegen ein konventionelles Screening mittels Kultur in der 35-37 Schwangerschaftswoche durchgeführt wird, so werden nur 54% der B-Streptokokken-Trägerinnen identifiziert. Ebenso mit PCR erfolgt die Untersuchung der Pharyngealsbstriche auf Gruppe A Streptokokken gemäss F.R. Cockerill an der Mayo Clinic. Die Vorteile liegen auf der Hand: die Methode ist hoch sensitiv und sie ist spezifisch. Das Resultat steht innerhalb 45 Minuten zur Verfügung und der Kliniker kann sofort einen begründeten Therapieentscheid treffen. Diese Laboratorien verfügen allerdings über technische Resourcen, die diese Diagnostik ermöglicht. Selbst andere universitäre Grosslabors sind dazu noch nicht in der Lage. Dennoch geht die Entwicklung in diese Richtung weiter: Der Nachweis von spezifischen Erregern wird über PCR erfolgen, falls mehrere Erreger gleichzeitig nachgewiesen werden sollten, kommt die Chip-Technologie zu Einsatz. So kann sogar das Vorliegen von spezifischen Resistenzmechanismen nachgewiesen oder ausgeschlossen werden. Bereits sind mehrere Tests entwickelt worden, die es erlauben, MRSA direkt aus klinischen Proben nachzuweisen. Bergeron zeigte schliesslich seine Vision zur Entwicklung einer point-of-care PCR-Diagnostik.Noch ist es nicht soweit, doch die Zukunft wird uns auf diesem Gebiet grosse Veränderungen bringen. Katheter-assoziierte Blutbahninfektionen W. Peetermans (Leuven, B) Katheter-assoziierte Bakteriämien (CR-BSI) sind eine häufige und teilweise schwerwiegende Komplikation. Ihre Häufigkeit beträgt zwischen 4.5 und 11.3 Infektionen pro 1000 Kathetertagen (MMWR 2002, RR10). Eine Metaanalyse untersuchte 2573 CR-BSI (Clin Inf Dis 2001; 32: 1249-72). Die Letalität betrug insgesamt 14%; die direkt der Bakteriämie angelastete Letalität betrug 3%. Am höchsten war sie für S. aureus (8.2%) und am niedrigsten für koagulase-negative Staphylokokken. In einer anderen Studie wurde die durch die CR-BSI verursachten Extra-Kosten auf 34'500 $ geschätzt (Am J Respir Crit Care Med 1999; 160: 976-81). Verschiedene Methoden können zur Diagnose einer CR-BSI angewandt werden. Meist ist dazu die Entfernung des Katheters mit Kultur der Katheterspitze notwendig ,immer zusammen mit Blutkulturen (Siegman-Igra, J Clin Microbiol 1997; 35: 92836): In gewissen Situationen Ist es jedoch nur schwer möglich, den Katheter zu entfernen. Dann kann die Diagnose einer CR-BSI gestellt werden über die Zeit, die die zentral gewonnene Blutkultur vor der peripher gewonnen im Blutkulturautomaten positiv wird: Eine Differenz von > 2 Stunden spricht für eine Katheterassoziierte Infektion. Die Methode wurde bei onkologischen Patienten evaluiert. (Ann Int Med 2004; 140: 62-64). Im Falle einer Bakteriämie mit koag. neg. Staphylokokken wird eine resistenzgerechte Therapie während 5-7 Tagen empfohlen. Wenn der Katheter nicht entfernt wird, sollte die antibiotische Therapie 10-14 Tage gegeben werden, zusammen mit antibiotischem Lock. Darunte r versteht man, dass der Katheter 2x täglich während 1 Stunde mit einer konzentrierten Antibiotika-Lösung gefüllt wird. Labordiagnostik bei der infektiösen Endokarditise D Raoult, Marseille Blutkulturen sind in ca. 70-80% der Fälle positiv. Davon werden 95% mit dem ersten Paar Blutkulturen und 98% mit den zwei ersten Paaren erfasst (Werner et al., JAMA 1967). (entsprechend 60 ml Blut) ergeben somit sicherlich eine genügende Sensitivität und mehr Blutkulturen sollten nicht gewonnen werden (Li et al; JCM 1994). Die zeitliche Verteilung der Blutkulturen ist weniger wichtig, die Entnahme sollte aber spätestens nach für 4 Std. abgeschlossen sein. Vor der Blutentnahme gegebene Antibiotika sind der wichtigste Grund für negative Blutkulturen. Dabei sind Endokarditiden mit Streptokokken besonders betroffen. Daneben sind Coxiella burnetti, Bartonellen und Tropheryma whippeli die häufigsten Verursacher einer Kultur -negativen Endokarditis. Kriterien für die Diagnose einer Q-Fieber-Endokarditis (Coxiella burnetti) haben Eingang in die revidierten Dukes-Kriterien erhalten (Li et al., CID 2000; 30: 633-638, Moreillon & Que, Lancet 2004; 363: 139-49.). Die in der Literatur noch oft erwähnten Chlamydien als Aetiologie einer Endokarditis, dürften auf der serologischen Kreuzreaktion zwischen Bartonellen und Chlamydien beruhen. Bartonellen dürften in Nordafrika bis zu 10% der Endokarditiden ausmachen, dagegen in Nordeuropa sehr selten sein. Raoult Endokarditis serologische Untersuchungen auf Bartonella, C. burnetti, Brucellen und Legionella pneumophila. In einer Serie von 291 sicheren Endokarditiden (nach Dukes-Kriterien) in Marseille konnten bei 10% der Fälle die Diagnose serologisch gestellt werden Die PCR ist vor allem bei vorher-gehender Antibiotika-Gabe und bei Tropheryma whippeli nützlich. Er schlägt vor, die PCR aus der entfernten Klappe in den Dukes Kriterien als Major Criterium zuzulassen. Die klinische Präsentation der Endokarditis mit T. whippeli unterscheidet sich von Endokarditiden anderer Aetiologie: Nur 8.8% haben eine vorhestehende Klappen-erkrankung , nur 27% der Patienten haben Fieber, dafür 64% mit Diarrhoe. Die Letalität beträgt 58%.