Computergrafik Sommersemester 2004 Übungen Peter Dannenmann Freiwillige Zusatzübung Aufgabe 1: Hardware Beschreiben Sie kurz die Funktionsweise a) eines Röhrenbildschirms (CRT) Lösung: In einem Heizdraht werden im Vakuum der Röhre Elektronen emittiert. Der Heizdraht dient als Kathode. Die Elektronen werden zu einer Anode hin durch ein elektrisches Feld beschleunigt. Da die Anode durchlöchert ist (Gitter), fliegen die meisten Elektronen durch sie hindurch und werden anschließend in einem elektrischen und magnetischen Feld zu einem Strahl fokussiert. Der fokussierte Strahl wird anschließend durch das Magnetfeld der (elektrischen) Ablenkmagnete an seine gewünschte Position auf der Vorderseite der Röhre gelenkt. Der Elektronenstrahl trifft dort auf eine Leuchtschicht, die er zum Leuchten anregt. Um ein konstantes Bild zu erhalten, muss der Strahl regelmäßig (mit der so genannten Bildwiederholfrequenz) das gesamte Bild neu aufbauen. Computergrafik Sommersemester 2004 Übungen Peter Dannenmann Farbige CRTs arbeiten statt mit einem mit drei Elektronenstrahlen, je einem für die Grundfarben der additiven Farbmischung: Rot, grün und blau. Die Leuchtschicht besteht aus Phosphorpunkten, die bei Elektronenbeschuss zur Emission der jeweiligen Grundfarbe angeregt werden. Die Fokussierung der Elektronenstrahlen auf die verschiedenfarbigen Phosphore erfolgt mittels einer Lochmaske. b) eines LCDs Lösung: Flüssigkristalle haben die Eigenschaft, die Polarisationsrichtung linear polarisierten Lichts um 90 Grad zu drehen. Wird an die Flüssigkristalle ein elektrisches Feld angelegt, so drehen sie die Polarisationsrichtung in Abhängigkeit von der Stärke des Feldes immer weniger, bei maximalem Feld gar nicht mehr. Auf diesem Prinzip basiert das LCD. Zwischen zwei wenige µm voneinander entfernten Glasplatten befindet sich Flüssigkristall. Über transparente Elektroden kann zwischen den Glasplatten ein elektrisches Feld angelegt werden. Vor und hinter den Glasplatten befinden sich zwei um 90 Grad versetzte Polarisationsfilter, die linear polarisiertes Licht durchlassen. Die ganze Anordnung wird von hinten beleuchtet. Der hintere Polarisationsfilter lässt den Anteil des Lichts passieren, der entsprechend seiner Polarisationsrichtung linear polarisiert ist. Ist kein elektrisches Feld angelegt, dreht der Flüssigkristall die Polarisationsrichtung des Lichts und das Licht kann auch den vorderen Filter passieren. Mit Anlegen eines elektrischen Feldes wird die Computergrafik Sommersemester 2004 Übungen Peter Dannenmann Polarisationsrichtung nicht mehr (vollständig) geändert, weniger Licht kann den vorderen Filter passieren. Ein LCD ist aus Flüssigkristall-Zellen für jedes Pixel aufgebaut, die einzeln angesteuert werden können und so die Helligkeit des Pixels regeln. Bei farbigen LCDs werden einem Pixel drei Zellen zugeordnet, die über Farbfilter die Grundfarben rot, grün und blau erzeugen. Computergrafik Sommersemester 2004 Übungen Peter Dannenmann c) eines Plasmabildschirms Welche zwei unterschiedlichen Arten der Plasmadisplay-Technik kommen dabei zur Anwendung? Lösung: Plasmadisplays arbeiten generell nach dem Prinzip der Gasentladung wie z.B. auch eine Leuchtstoffröhre: Elektronen fliegen im elektrischen Feld zwischen Kathode und Anode. Bei der Kollision mit Gasmolekülen regen sie diese zur Emission von Licht an. Bei einem Plasmadisplay wird unterschieden zwischen einem Plasma-Addressed Liquid Crystal Display und einem reinen Plasmadisplay. Das Plasma Addressed Liquid Crystal Display ist vom Prinzip her ein LCD, wobei die Ansteuerung der Flüssigkristall-Zellen durch eine Gasentladung an Stelle eines Transistors erfolgt. Das eigentliche Plasmadisplay ist vom Prinzip her aufgebaut wie ein LCD, nur dass sich in den Zellen ein Edelgas statt eines Flüssigkristalls befindet, das beim Anlegen einer Spannung durch die Gasentladung zum Leuchten gebracht wird. Da die Gasentladung den größten Teil des Lichts im UV-Bereich emittiert, ist auf der Vorderseite des Displays ein Leuchtstoff angebracht, der durch die UV-Strahlung der Gasentladung zur Emission von (farbigem) Licht angeregt wird. Analog zum LCD ist jedes Pixel wieder durch drei Farbzellen repräsentiert, das die Grundfarben erzeugt. Ein wichtiger Vorteil des Plasmadisplays gegenüber dem LCD ist, dass es keine Hintergrundbeleuchtung benötigt. Wie kann die Helligkeit des Bildes bei den verschiedenen Bildschirm-Techniken beeinflusst werden? Beschreiben Sie die Methode zur Steuerung der Helligkeit einzelner Bildpunkte für a) CRTs Lösung: Die Helligkeit der Bildpunkte ist abhängig von der Energie, die der Elektronenstrahl auf der Leuchtschicht freisetzt. Diese ist einmal Abhängig von der Geschwindigkeit der Elektronen, aber auch von der Menge der Elektronen, die auf die Leuchtschicht auftreffen. Da eine Variation der Geschwindigkeit der Elektronen (regelbar über die Beschleunigungsspannung) regelungstechnisch schwierig ist, wird die Helligkeit über die Anzahl der Elektronen, die aus der Kathode emittiert werden, geregelt. Dies wird über ein Steuergitter an der Kathode geregelt, das durch Anlegen einer negativen Spannung eine Energiebarriere aufbauen kann, die die Elektronen überwinden müssen, bevor sie zur Anode hin beschleunigt werden. Je stärker diese Energiebarriere ist, desto weniger Elektronen werden aus der Kathode emittiert und desto dunkler ist das Bild an dem entsprechenden Pixel. b) LCDs Lösung: Die Helligkeit eines Pixels hängt davon ab, welcher Anteil des Hintergrundlichts beide Polfilter passieren kann. Wird die Polarisationsrichtung des Lichts, das den hinteren Filter passiert hat, um die kompletten 90 Grad gedreht, hat das Pixel seine maximale Helligkeit. Computergrafik Sommersemester 2004 Übungen Peter Dannenmann Mit geringerer Drehung der Polarisationsrichtung kann auch ein geringerer Anteil des Lichts den zweiten Polarisationsfilter passieren. (Der Vektor der Polarisationsrichtung kann ja aufgespalten werden in einen Anteil parallel zur Richtung des Polarisationsfilters und einen Anteil senkrecht dazu. Der parallele Anteil kann de Filter passieren.) Durch eine Variation der Stärke des anliegenden elektrischen Feldes kann die Stärke der Drehung der Polarisationsrichtung und damit die Helligkeit des Pixels gesteuert werden. Liegt an der Zelle des Pixels kein elektrisches Feld an, wird die Polarisationsrichtung des einfallenden Lichts um 90 Grad gedreht und das Pixel ist maximal hell. Je stärker das anliegende elektrische Feld ist, desto weniger wird die Polarisationsrichtung des Lichts gedreht und desto weniger Licht wird vom vorderen Polarisationsfilter durchgelassen. c) Plasmabildschirme Lösung: Eine Gasentladung kann in ihrer Intensität nur äußerst schwer gesteuert werden. (Deshalb gibt es auch fast keine dimmbaren Leuchtstoffröhren oder Energiesparlampen, die ja auch auf dem Prinzip der Gasentladung beruhen.) Daher wird die Helligkeit der einzelnen Pixel über die Trägheit des menschlichen Auges gesteuert: Da ja auch ein Plasmadisplay eine gewisse Bildwiederholfrequenz hat, wird zur Steuerung der Helligkeit eines Pixels die entsprechende Zelle nur für einen Bruchteil der Zeit, die zur Darstellung eines Bildes zur Verfügung steht, angeschaltet. Die Gasentladung findet nicht über die gesamte Zeitdauer eines Bildes statt, die Leuchtschicht wird kürzer angeregt und das Auge nimmt das Pixel weniger hell war. Um also ein Pixel maximal hell darzustellen, wird die Gasentladung für die gesamte Zeitdauer eines Bildes eingeschaltet, je kürzer den Anteil der „An“-Zeit der Gasentladung an der Zeitdauer eines Bildes ist, desto dunkler erscheint das Pixel. (Prinzip der Pulsweitenmodulation.) Aufgabe 2: APIs Nennen Sie drei aktuelle Grafik-APIs Lösung: OpenGL Java3D DirectX / Diect3D (OpenInventor, nicht mehr sonderlich aktuell) Computergrafik Sommersemester 2004 Übungen Peter Dannenmann Aufgabe 3: Framebuffer und Farbmodelle Beschreiben Sie kurz die Funktionsweise eines Framebuffers. Gegeben sei folgender 3-Bit Farbraum: Bit 0 entspricht Rot, Bit 1 entspricht Grün, Bit 2 entspricht Blau a) Beschreiben Sie den kompletten Farbraum, den Sie durch additive Farbmischung erhalten: (Diese Teilaufgabe geht im Augenblick über den aktuellen Stoff hinaus, wird aber später im Verlauf der Vorlesung noch behandelt. Ihre Lösung ist jedoch zur Bearbeitung der Teilaufgabe b) nicht erforderlich!) Lösung: 000 entspricht: schwarz 001 entspricht: rot 010 entspricht: grün 011 entspricht: gelb 100 entspricht: blau 101 entspricht: magenta 110 entspricht: cyan 111 entspricht: weiß b) Gegeben sei folgendes Bild: Geben Sie die entsprechenden Werte der einzelnen Zellen des Framebuffers an: Computergrafik Sommersemester 2004 Übungen Peter Dannenmann Lösung: 4 4 4 4 4 4 4 2 2 4 4 4 4 4 4 2 2 4 4 4 4 1 1 4 4 1 1 4 4 4 4 4 4 4 4 4 Aufgabe 4: Abtasttheorem Beschreiben Sie kurz das Abtasttheorem (Nyquist-Theorem) Lösung: Das Abtast-Theorem besagt: Um ein Signal einer Frequenz ν korrekt aufzuzeichnen und wiederzugeben, muss es mindestens mit seiner doppelten Frequenz (also 2ν) abgetastet werden. Um ein Signal, das aus mehreren überlagerten Frequenzen zusammengesetzt ist, korrekt aufzuzeichnen und wiederzugeben, muss es mit dem doppelten Wert der höchsten im Signal auftretenden Frequenz abgetastet werden. Anwendung in der Computergrafik: Siehe unten stehendes Beispiel aus Folie 1-47: Pixels are sampled at a rate 2 times the detail frequency Pixels are sampled at a rate less the detail frequency Computergrafik Sommersemester 2004 Übungen Peter Dannenmann Aufgabe 5: Aliasing / Antialiasing Was versteht man unter zeitlichem Aliasing? Lösung: Teile einer Animation / regelmäßige Bewegungen laufen mit einer höheren Frequenz als der halben Abtastrate ab. Beispiel: Wagenräder in Wildwestfilmen. Beschreiben Sie eine Methode zur Reduzierung von Rasterkonvertierungseffekten z.B. bei Polygonen. Lösung: Eine geeignete Methode ist das Oversampling: Ein Pixel wird mit einer höheren Auflösung berechnet als zur Darstellung nötig ist. Der Farbwert des Pixels wird anschließend durch gewichtete Mittelung der für die einzelnen Subpixel ermittelten Farbwerte berechnet. Durch die so entstehenden weicheren Farbübergänge können die Rasterkonvertierungseffekte bei Polygonen deutlich reduziert werden. Computergrafik Sommersemester 2004 Übungen Peter Dannenmann Einfaches Beispiel: Mittelung der Farbwerte bei vier Supbixeln: