Mathematische Beschreibung / Modellbildung: Bei der

Werbung
Wind: Begriffsklärungen und Modellvorstellungen
Wind
Mathematische Beschreibung / Modellbildung:
Bei der Beschreibung von Wind wird das sogenannte „Kontinuumsmodell“ und
daraus resultierend, die Methoden der Kontinuumsphysik angewendet.
Im Rahmen dieser Beschreibung, wird das zu betrachtende System in Gedanken
vollständig in Würfel eingeteilt.
D.h. wir zerlegen das Volumen, innerhalb dessen wir Windphänomene beschreiben
wollen, in kleine Würfel. Diese Würfel müssen aber wiederum so groß sein, dass
innerhalb jedes kleinen Würfels genügend Luftmoleküle vorhanden sind, um die
Gesetze der makroskopischen Physik anwenden zu können. Es dürfen also bei den
zu beschreibenden Effekten die „Körnigkeit“ der Moleküle oder mikroskopische
Effekte auf der Ebene der Elementarteilchen – das Reich der Quantenmechanik keine Rolle spielen.
Zur mathematischen Modellierung dieser Beschreibungsweise vollzieht man
anschließend den mathematischen Grenzwert, in dem man die Größe der Volumina
gegen Null gehen lässt. Hatte vorher jedes Luft-Volumenelement eine Masse in
Abhängigkeit von der Anzahl der Luftmoleküle, die in ihm enthalten ist, so wird dies
im Grenzwert durch eine Massendichte am Ort (x,y,z) zur Zeit t beschrieben:
(x,y,z,t)
© Marcus Hildebrandt, 2011
1
Wind: Begriffsklärungen und Modellvorstellungen
Vertiefungsfrage: Es gibt makroskopische Phänomene bei der die Körnigkeit der
mikroskopischen Welt eine Rolle spielen. Welche sind dies? In diesem Fall wird eine
Modellvorstellung in der Physik eingeführt, die sowohl mikroskopische als auch
makroskopische Effekte mit berücksichtigt: Mesoskopische Beschreibung in der
Phasik (Hinweis: Brownsche Molekularbewegung)
Physikalische Näherung: Lokales thermodynamisches Gleichgewicht
In dieser Näherung geht man davon aus, dass in jedem dieser Volumenelemente der
Luft ein lokales thermodynamisches Gleichgewicht herrscht. Wir können also jedem
Volumenelement der Luft eine Temperatur T und einen Luftdruck P zuordnen.
Im oben beschriebenen Grenzwert werden dann jedem Raumpunkt zu jedem
Zeitpunkt eine Luft-Temperatur und ein Luftdruck zugeordnet: T(x,y,z,t) und p(x,y,z,t)
Begriffsklärung (WIKIPEDIA)
Als Wind wird in der Meteorologie eine gerichtete, stärkere Luftbewegung in der
Atmosphäre bezeichnet.
In unserer Kontinuumsbeschreibung bedeutet dies, dass Wind dadurch beschrieben
wird, dass an jedem Raumpunkt und zu jedem Zeitpunkt die Richtung der
Luftbewegung angegeben wird.
Die Bewegung wird aber in der mathematischen/physikalischen Modellierung durch
den Begriff der Geschwindigkeit V beschrieben.
Die Geschwindigkeit besteht aus zwei Elementen: Einer Richtung, in der die
Bewegung erfolgt und einen Betrag (mit einer Einheit), der angibt wie schnell sich der
Körper bewegt (Einheit: m/s).
Mathematisch gesehen hat die Geschwindigkeit deshalb Vektoreigenschaften.
Will man den Effekt der Überlagerung zweier Geschwindigkeiten beschreiben, so
sagt einem die Vektoreigenschaft von Geschwindigkeit, wie dies zu geschehen hat:
© Marcus Hildebrandt, 2011
2
Wind: Begriffsklärungen und Modellvorstellungen
Wir können einfach die Vektoraddition verwenden, in unserem Fall von
Geschwindigkeiten das Geschwindigkeitsadditionstheorem anwenden.
Vertiefungsfrage: Wie werden Kräfte in der Physik beschrieben?
Jetzt haben wir das mathematische Handwerkszeug bereitgestellt, um die Definition
von Wind etwas präziser zu fassen:
Wind ist also mathematisch/physikalisch nichts anderes als der nichtverschwindende Anteil des Geschwindigkeitsfeldes v(x,y,z,t) einer Lufttrömung
(Fluidströmung) in einem gegebenen Raumbereich.
Hier einige Beispiele für Geschwindigkeitsfelder:
© Marcus Hildebrandt, 2011
3
Wind: Begriffsklärungen und Modellvorstellungen
Eine bekannte Art und Weise die Windgeschwindigkeit zu messen ist der sogenannte
Windsack (Bild aus WIKIPEDIA/Wind)
Typische Windgeschwindigkeiten sind (WIKIPEDIA/Windgeschwindigkeit):
Windstille unter 1 Knoten = 1,85 km/h
geringer Wind bis 9 km/h
leichter Wind bis 19 km/h
schwacher Wind bis 28 km/h
mäßiger Wind bis 37 km/h
frischer Wind bis 46 km/h
starker Wind bis 56 km/h
starker bis stürmischer Wind bis 65 km/h
stürmischer Wind bis 74 km/h
Sturm bis 83 km/h
schwerer Sturm bis 93 km/h
schwerer Sturm bis 102 km/h
Orkanartiger Sturm bis 111 km/h
Orkanartiger Sturm bis 120 km/h
Orkan bis 185 km/h
Orkan bis 194 km/
© Marcus Hildebrandt, 2011
4
Wind: Begriffsklärungen und Modellvorstellungen
Vertiefung:
Der Feldbegriff ist einer der zentralen Vorstellungen in der Physik. Alle
Elementarwechselwirkungen in der Physik werden über Felder beschrieben:
Magnetisches Feld, elektrisches Feld, Gravitationsfeld, etc.
Feldtheorien sind sogenannte „Lokale Theorien“. Wenn eine Änderung einer
physikalischen Größe am Ort X stattfindet, so überträgt das Feld, das diese Größe
erzeugt, diese Änderung in den Raum. Eine andere physikalische Größe am Ort Y
erfährt dann von dieser Änderung zum Zeitpunkt t über den Wert des Feldes am Ort
Y. Ein anschauliches Beispiel dafür ist das Bild das man erhält, wenn man einen
Stein in das Wasser am Ort X wirft und sich diese Störung langsam über ein
Wellenfeld ausbreitet und erst nach einer gewissen Zeit den Ort Y der
Wasseroberfläche erreicht, die dann zu schaukeln beginnt.
Dies im Gegensatz zu möglichen Fernwirklungstheorien, die auch immer wieder in
der Geistesgeschichte der Menschheit auftauchen: In diesen würde eine Änderung
am Ort X instantan am Ort Y spürbar sein.
Vertiefungsfrage: Welche der Begriffe und Modelle aus diesem Dokument können
auch auf die Elektrodynamik übertragen werden? Welches sind die Entsprechungen?
Es gibt eine mathematisch äquivalent Beschreibung zu Geschwindigkeitsfeldern, die
auch für die Physik wichtig ist. Dies ist die Beschreibung von Wind durch die Angabe
der Stromlinien anstatt des Geschwindigkeitsfeldes (Mathematische Begründung:
Existenz- und Eindeutigkeitssatz von Differentialgleichungen erster Ordnung).
Die Stromlinien sind dabei, wie in der Grafik dargestellt, dadurch defininiert, dass die
Tangente („Berührende“) an die Stromline im Punkt x die Geschwindigkeit im Punkt X
darstellt.
Hierbei ist es wichtig, den Begriff der Stromlinien vom Begriff der Bahnkurve zu
unterscheiden: Die Bahnkurve beschreibt den realen Weg des Luftelements während
© Marcus Hildebrandt, 2011
5
Wind: Begriffsklärungen und Modellvorstellungen
die Tangente an die Stromlinie die Geschwindigkeit definiert, die ein Luftelement an
diesem Ort erfährt. Hier ein typisches Bild zum Thema „Stromlinien“
Aus all diesem folgt, dass die Aufgabe der Physik bei der Beschreibung von Wind die
Messung oder mathematische Bestimmung des Geschwindigkeitsfeldes oder der
dazugehörigen Stromlinien ist. Nur so können dann Vorhersagen getroffen werden.
Und die Physik muss auch erklären können, wie Wind entsteht.
Die Beeutung des Beobachters
Vor dem Begriff der Messung steht aber begrifflich der Beobachter, der die Messung
durchführt.
Auch der Beobachter kann sich im Raum bewegen, wie dies zum Beispiel auf der
Erde der Fall ist. Wir liegen im Gras und sehen uns die Wolken an. Von einem Punkt
des Weltraumes aus bewegt sich in diesem Fall der Beobachter kreisförmig
beschleunigt (Erdrotation).
© Marcus Hildebrandt, 2011
6
Wind: Begriffsklärungen und Modellvorstellungen
Bei der Bescheibung von Wind auf der Erde ist also die Bewegung des Beobachters
mit zu berücksichtigen: Wie wir alle wissen, kann Wind - zum Glück für uns im
Sommer - auch dadurch entstehen, dass die Luft steht und wir uns bewegen.
Die Addition der Geschwindigkeiten in unserem Beispiel der Beobachtung der
Wolken aus einer Wiese heraus führt dann zur sogenannten Corioliskraft auf der
Erde, die auf die Bewegung von Luftmassen einwirkt. Diese soll aber in diesem Text
nicht weiter behandelt werden.
Der Beobachterbegriff ermöglicht es uns jetzt den Begriff des Windes physikalisch
noch genauer zu fassen:
Wind ist der nicht verschwindende Anteil des relativen Geschwindigkeitsfeldes
zwischen einem Beobachter und einer Lufttrömung (Fluidströmung) in einem
gegebenen Raumbereich.
Im Zusammenhang mit den Stromlinien taucht auch immer wieder der Begriff des
Stromlinienförmigen Objektes auf. Was verbirgt sich dahinter?
Begriffsklärung (WIKIPEDIA)
Der Strömungswiderstandskoeffizient, Widerstandsbeiwert oder cw-Wert (nach
dem üblichen Formelzeichen cw) ist ein dimensionsloses Maß (Koeffizient) für den
Strömungswiderstand eines von einem Fluid umströmten Körpers.
Umgangssprachlich ausgedrückt, ist der cw-Wert ein Maß für die „Windschlüpfigkeit“
eines Körpers. Er gibt jedoch erst mit der zusätzlichen Kenntnis von Geschwindigkeit,
Frontfläche und Dichte des Fluids (z. B.: der Luft) den tatsächlichen
Strömungswiderstand an.
Der Strömungswiderstandskoeffizient wird üblicherweise im Windkanal ermittelt. Der
Körper steht dabei auf einer Platte, die mit Kraftsensoren ausgestattet ist. Die Kraft in
Richtung der Anströmung wird gemessen. Aus dieser Widerstandskraft
und den
bekannten Größen wie Luftdichte und Stirnfläche wird der
Strömungswiderstandskoeffizient bei gegebener Anströmgeschwindigkeit errechnet.
© Marcus Hildebrandt, 2011
7
Wind: Begriffsklärungen und Modellvorstellungen
Beispiele für cW-Werte:
Vertiefungsfrage: Wieso funktioniert der Fallschirm so gut?
In der Physik unterscheiden wir prinzipiell zwei Sorten von Strömungen, die
unterschiedlich einfach physikalisch und mathematisch zu beschreiben sind.
Laminare und turbulente Strömung
Bei einer laminaren Strömung (Bild a) liegt eine ruhige, gleichmäßige Strömung vor.
Die Stromlinien sind nicht unterbrochen.
Bei einer turbulenten Strömung (Bild b) bilden sich um den umströmten Körper
Wirbel. In ihnen strömt die Luft sehr schnell.
© Marcus Hildebrandt, 2011
8
Entstehung von Wind
Entstehung von Wind
Grundlegendes
Wie wir im Dokument „Wind: Begriffsklärungen und Modellvorstellungen“ festgestellt
haben, ist Wind durch ein Geschwindkeitsfeld einer Luftmasse charakterisiert.
Die Frage nach der Entstehung von Wind ist also die Frage nach der Entstehung
eines Geschwindigkeitsfeldes eines Luftvolumens.
Dabei wollen wir im Folgenden einen gleichförmig, geradlinig bewegten (konstante
Geschwindigkeit) oder ruhenden Beobacher voraussetzen.
Auch die Entstehung von Wind ist mit einem zentralen Erhaltungssatz aus der Physik
(Siehe Dokument „Globale Energiebilanz, Treibhauseffekt und Sonneneinstrahlung“)
verknüpft: Am Anfang aller unserer Überlegungen steht der Impulserhaltungssatz
(und eigentlich auch der Drehimpulserhaltungssatz, den wir aber nicht näher
betrachten wollen, da wir uns nicht mit Luftwirbeln und der Corioliskraft beschäftigen
wollen).
Der physikalische Impuls eines Körpers ist dabei definiert als das Produkt aus der
Geschwindigkeit und Masse des Körpers.
Um ein Windgeschwindigkeitsfeld aus einer ruhenden Luftmasse zu erzeugen, muss
eine Kraft auf diese Luftmasse einwirken. Dies ist eine der zentralen Aussagen von
Newton.
© Marcus Hildebrandt, 2011
1
Entstehung von Wind
„Corpus omne perseverare in statu suo quiescendi vel movendi uniformiter in directum, nisi
quatenus illud a viribus impressis cogitur statum suum mutare.
„Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen Translation, sofern er
nicht durch einwirkende Kräfte zur Änderung seines Zustands gezwungen wird.“
Newton sagt also, dass ein Körper seinen Impuls behält, wenn nicht Kräfte auf ihn
einwirken – Dies ist eine Form der Formulierung der Impulserhaltung.
Welche Kräfte können also auf den Wind einwirken?
1. Druckkräfte
Gibt es einen Druckunterschied in der Atmosphäre, so strömt Luft von Gebieten
höheren Druckes in Gebiete mit einem niedrigeren Druck. Dieser Effekt wird mit
einem Druckkraftfeld beschrieben, dessen Richtung entgegengesetzt zum lokalen
Druckunterschied zeigt und proportional zur Dichte ist.
Wieso passiert dies?
Eine mikroskopische Erklärung dafür könnte folgende sein: Nehmen wir an, dass wir
zwei voneinander getrennte Behälter mit der gleichen Anzahl von Teilchen aber
unterschiedlicher Geschwindigkeitsverteilung haben. In dem einen ist die mittlere
Geschwindigkeit der Teilchen höher als in dem anderen Behälter (was die
mikroskopische Erklärung für den unterschiedlichen Druck gegen die Behälterwände
darstellt). Nun öffnen wir die Wände zwischen den beiden Behältern und die Teilchen
beginnen je nach Richtung ihrer Geschwindigkeit auch in den anderen Behälter zu
fliegen und sich gegenseitig zu stoßen. Aufgrund der im Mittel höheren
Geschwindigkeit der Teilchen aus dem einen Behälter resultiert bevorzugt ein
Nettofluss von Teilchen aus dem Behälter des höheren Druckes in Richtung des
Behälters niedrigeren Drucks. Allerdings verlieren die schnelleren Teilchen einen Teil
Ihrer Geschwindigkeit an die langsameren Teilchen bei diesen Stößen und die
langsameren Teilchen werden schneller. Es stellt sich somit im Laufe der Zeit eine
mittlere Teilchengeschwindigkeit und dann eine im Mittel gleiche Verteilung der
Teilchen ein, die zwischen den beiden Extremwerten der getrennten Behälter liegt.
Dies ist dann der neue Gleichgewichtsdruck.
Vertiefungsfrage: Stimmen Sie dieser Erklärung zu?
Makroskopisch wird dieser Ausgleichsvorgang korrekter durch den 2. Hauptsatz der
Thermodynamik beschrieben, der besagt, dass jedes isolierte System im Laufe der
Zeit in einen Gleichgewichtszustand übergeht. In diesem gibt es keine Druck,
Temperatur oder Teilchen-Konzentrationsunterschiede mehr und die Entropie, die
zentrale Größe in der Thermodynamik, hat ihren Maximalwert (bzgl. der vorhandenen
Systemgrößen) angenommen.
Wie kommen aber diese Druckuntersschiede in der Atmosphäre zustande?
© Marcus Hildebrandt, 2011
2
Entstehung von Wind
Dazu betrachten wir ein einfaches, kleinräumiges Modell, dessen Raumvolumen
durch die Gültigkeit der folgenden Näherungen charakterisiert ist: Die Coriolis-Kraft
spielt keine Rolle, es gibt keine Unterschiede in der Gravitationskraft und die Luft
steht anfänglich über der Erdoberfläche und besitzt die gleiche Temperatur.
Nehmen wir im ersten Schritt an, dass zwei Luftsäulen voneinander physikalisch
getrennt sind. Charakteristisch für stehende Luftsäulen ist die Tatsache, dass der
statische Druck (Barometrische Höhenformel) mit der Höhe der Luftsäule
(exponentiell) abnimmt. Vertiefungsfrage: Wieso macht er das?
Nun erwärmen wir die eine Luftsäule auf eine höhere Temperatur. Dabei ändert sich
nicht der Luftdruck am Boden, da durch die Erwärmung die Masse der erwärmten
Luftsäule nicht verändert wurde. Die Luft dehnt sich aber aus (pV=NkT) und damit
verändert sich die Verteilung der Flächen gleichen Druckes so, dass der Druck
langsamer als bei der kalten Luft in Richtung zunehmender Höhe abnimmt: Die
Verteilung der Drucklinien wird einfach um einen konstanten Skalenfaktor gespreizt.
Die Levels gleichen Druckes liegen also in den beiden Säulen unterschiedlich. Dies
ist in der folgenden Grafik dargestellt.
© Marcus Hildebrandt, 2011
3
Entstehung von Wind
Im nächsten Schritt unseres Gedankenexperimentes öffnen wir nun die Trennwände
zwischen den beiden Luftsäulen. Es bildet sich eine Übergangsschicht zwischen
beiden Luftsäulen, in der die Werte des Druckes von dem Wert auf der linken Seite
zum Wert auf der rechten Seite verlaufen müssen. Die Flächen gleichen Druckes von
dem einen Niveau zum anderen Niveau pegeln sich also irgendwie schräg ein – hier
einfach als schiefe Geraden dargestellt.
Es bildet sich also ein Druckunterschied zwischen den beiden Luftsäulen in der Höhe
aus. Dieser Druckunterschied nimmt zum Boden hin ab. Die wärmere Luft besizt also
ein „Höhenhoch“ und die kältere Luft ein „Höhentief“. Wozu führt dies?
Dieser Druckunterschied erzeugt eine Kraft, die die Luft von der wärmen zur kälteren
Seite hin beschleunigt. Es entsteht ein Wind, der die Tendenz hat, die Druckdifferenz
auszugleichen. Als Folge dieses Massentroms nimmt die Masse der kälteren
Luftsäule zu (und die der wärmeren ab) und somit steigt der Druck am Boden auf der
kälteren Seite (und sinkt auf der wärmeren Seite). Es entsteht also ein „Bodenhoch“
in der kälteren Zone und ein „Bodentief“ in der wärmeren Zone.
© Marcus Hildebrandt, 2011
4
Entstehung von Wind
Auch dieses führt zu einem Ausgleichstrom - diesmal zu einem Wind von der
kälteren zur wärmeren Seite:
.
Auf diese Weise kommt eine atmosphärische Zirkulation zustande.
Konkret kann dieses idealisierte Modell in der Natur an Land-See Grenzflächen im
Tag-Nachtzyklus beobachtet werden.
Aufgrund der höheren Wärmekapazität von Wasser (Siehe Dokument „Globale
Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt“) erwärmt sich die
Wasseroberfläche im Laufe der Sonneneinstrahlung tagsüber weniger als das
angrenzende Land. Die Luft über dem Land ist deshalb wärmer und es weht ein
kühler Wind vom Meer zum Land.
© Marcus Hildebrandt, 2011
5
Entstehung von Wind
Nachts dreht sich dies um, da sich dann das Land schneller abkühlt als die See und
das Land dann kühler ist als die Wasseroberfläche. Es weht dann ein Landwind
Richtung See.
2. Gravitationskraft
Hier geht es um den Effekt der Erdanziehung. Diese ist nicht konstant gleich über die
ganze Erdoberfläche hinweg, was an der ungleichen Massenverteilung der Erde
liegt. Die Gravitationskraft über einer gebirgigen Oberfläche kann sich von der
Gravitationskraft über der Meeresoberfläche unterscheiden. Strömt also Luft von
einem Gebiet niedriger Gravitationskraft in ein Gebiet höherer Gravitationskraft, so
wird die Luftmasse beschleunigt.
Hinzu kommt die Abplattung der Erde an den Polen.
Vielleicht bekannter ist der Effekt des statischen Auftriebes, den Archimedes schon
beschrieben hat:
(WIKIPEDIA) Schiffe schwimmen auf dem Wasser, weil das Gesamtgewicht des
Schiffes geringer ist als das Gesamtgewicht des von ihm verdrängten Wassers.
© Marcus Hildebrandt, 2011
6
Entstehung von Wind
Auf Luft angewendet gilt folgendes: Ist ein Luftvolumen wärmer als die umgebende
Luft, so steigt es auf - ist ein Luftvolumen kälter als die Umgebung so steigt es ab.
Dies liegt an der unterscheidlichen Dichte von Luft bei unterschiedlichen
Temperaturen:
WIKIPEDIA: Stoff Dichte in kg/m³
• Luft in Normalatmosphäre 1,23
• Auf 70 °C erhitzte Luft 1,03
• Auf 100 °C erhitzte Luft 0,95
Vertiefungsfrage: Könnte dies eine mikroskopische Erklärung für diesen Effekt
sein?
Die Temperatur eines Gases ist mit der mittleren Geschwindigkeit seiner Gasteilchen
verknüpft. Steigt die Temperatur so bewegen sich die Gasteilchen im Mittel schneller
(Das Luftvolumen hätte dadurch auch einen höreren Druck und würde sich ohne die
Umgebungsbegrenzung ausdehen). Manchmal stossen sie die umgebenden
Teilchen in der Grenzschicht, die eine geringere mittlere Geschwindigkeit haben.
Aufgrund des Impulserhaltungssatzes (der resultierende Impuls nach dem Stoß muss
gleich groß sein wie der vor dem Stoß) gehen Sie aber durch diesen Stoß dem
betrachteten Luftvolumen teilweise verloren. Es existiert ein Nettoverlust an Teilchen
in dem Volumen. Die Teilchendichte sinkt (und der Druck gleicht sich an den
Umgebungsdruck an.
Thermodynamische Erklärung:
Es kann die (ideale) Gasgleichung angesetzt werden: pV = NkT (p ist der Druck, V
das Volumen, N die Teilchenzahl, k die Boltzmannkonstante und T die Temperatur).
Teilt man diese Gleichung durch V so gilt: p=kT*N/V
N/V ist aber die Dichte und es gilt deshalb: Bei konstantem Druck sind die Dichte und
die Temperatur umgekehrt proportional zueinander.
Eine spannende Überprüfung dieses Effektes ist der Solarzeppelin (http://www.tklogo.de/cms/beitrag/10002032/203922/Nichts_als_heisse_Luft_Wie_funktioniert.html):
© Marcus Hildebrandt, 2011
7
Entstehung von Wind
„Man nehmen einen Schlauch aus schwarzer Folie, knote das eine Ende zusammen,
fange Luft ein, knote das andere Ende zusammen und setzt das ganze der
Sonneneinstrahlung aus…“
Technische Anwendungen dieses thermisch bedingten statischen Auftriebs sind:
• Der Kamineffekt (WIKIPEDIA): In einem "klassischen" Kamin oder auch
Schornstein wird die durch ein Feuer erwärmte Luft nach oben außen
abgeführt. Mit dem Sog werden schädliche Gase und Rauch abgezogen und
unten an der der Feuerstelle nahen Öffnung des Kamins frische Luft
angezogen. Die Frischluft enthält neuen Sauerstoff, welcher das Feuer weiter
anfacht. Dadurch steigt die Brandtemperatur, mehr Luft wird erwärmt und
steigt auf. Es kommt zu einer positiven Rückkopplung.
• Aufwindkraftwerk (WIKIPEDIA): In einem Aufwindkraftwerk (vereinzelt auch
Thermikkraftwerk genannt) wird Luft von der Sonne erwärmt und steigt in
einem Kamin auf. Eine oder mehrere Turbinen erzeugen aus dieser
Luftströmung elektrischen Strom.
© Marcus Hildebrandt, 2011
8
Entstehung von Wind
3. Reibungskräfte
Die mikroskopisch raue Oberfläche von durch Luftmassen bewegten Körpern reisst
Luftmoleküle mit sich und bringt sie im Extremfall auf die gleiche Geschwindigkeit wie
der bewegte Körper. Auf diesem Effekt beruht z.B. auch die Tatsache, dass sich die
Lufthülle der Erde der Erdrotationsgeschwindigkeit an der Erdoberfläche angepasst
hat. Diese Reibungskräfte sorgen letztendlich auch dafür, dass viel Energie
aufgebracht werden muss, um gegen den Luftwiderstand ein Auto auf eine
bestimmte Geschwindigkeit zu bringen (Siehe auch die Diskussion im Dokument
„Wind: Begriffsklärungen und Modellvorstellungen“ - Strömungswiderstandwert oder
cw-Wert).
Ein ähnlicher Effekt ist dafür verantwortlich, dass Strömungen auch so etwas wie
eine innere Reibung (diese ist mit dem Begriff der Viskosität verknüpft) besitzen.
Rühren wir mit einem Löffel in einem Topf mit Flüssigkeit im Kreis herum so überträgt
sich mit der Zeit diese Kreisbewegung auf den ganzen Topf, wobei innen die
Geschwindigkeit größer ist als außen.
Das gleiche passiert auch beim Windströmungen unterschiedlicher Geschwindigkeit:
Schnellere Strömungen beschleunigen benachbarte langsamere Luftströmungen.
Hierzu die Bescheibung eines wichtigen aber meist meist unbekannten Effektes: Der
Magnus-Effekt
Wird ein rotierender Zylinder (oder Kugel) von einem Luftstrom angeblasen, so
entsteht eine Kraft senkrecht zum Geschwindigkeitsfeld:
© Marcus Hildebrandt, 2011
9
Entstehung von Wind
Durch die Überlagerung (das Aneinanderreiben) von zwei
Geschwindigkeitskomponenten, die Zirkulation um den Zylinder und die
Windströmung, kommt es zu einem Druckunterschied zwischen der Seite auf der
sich die Geschwindigkeiten addieren und der Seite auf der sich die
Geschwindigkeiten subtrahieren. Bei dieser Erklärung wurde allerdings der Effekt
der Grenzschicht zwischen Zylinder die auch eine wichtige Rolle in diesem Kontext
spielt nicht näher betrachtet.
Beispiel aus dem Alltag hierzu: Die Bananenflanke im Fußball – Der Ball wird
„geschnitten“ und so in die Drehung gebracht und bewegt sich im Wind, der von
vorne auf ihn einströmt, seitlich weg.
Eine technische Anwendung hierzu: Das Rotorschiff
© Marcus Hildebrandt, 2011
10
Entstehung von Wind
Der Wind und seine Reibung an der Erdoberfläche sind auch für die Entstehung von
Dünen in der Wüste verantwortlich: Der Wind wirbelt einige Sandkörner auf, die in
der Luft beschleunigt werden und dann beim Aufprall noch mehr Sandkörner aus der
Oberfläche herausschlagen, die wiederum in der Luft beschleunigt werden…
Dieser Lawineneffekt wird Saltation genannt. Dünen entstehen dann z.B. wenn sich
diesem Sandtransport ein Hindernis entgegenstelt an dem Sand verstärkt abgelagert
wird.
Die teilweise geriffelten Oberflächen von Sandünen entstehen durch das besondere
Geschwindigkeitsprofil das an den Dünen herscht:
© Marcus Hildebrandt, 2011
11
Entstehung von Wind
Dünen gibt es auch in Berlin:
Baumberge (Berlin) aus Wikipedia:
Die Baumberge (im Volksmund auch Baggerberge oder Sandberge) sind eine
Binnendünenlandschaft im Landschaftsschutzgebiet Tegeler Forst im Berliner Ortsteil
Heiligensee (Bezirk Reinickendorf). Wie andere Binnendünen wurden auch die
Baumberge am Ende der Weichsel- beziehungsweise Würm-Eiszeit, also vor etwas
mehr als 10.000 Jahren, aufgeweht.
4. Stoßkräfte makroskopischer Art
Durch Ventilatoren, Windfächer oder in der Atmoshäre fallende Körper (z.B.
Meteoriten) werden Luftmassen über den Verdrängungseffekt in Bewegung gesetzt.
Beispiel: Entstehung eines Kraters mit zentraler Ringstruktur durch
Meteoriteneinschlag (WIKIPEDIA am Beispiel des Ries-Einschlages). Die Stoßwelle
scheibt die Luft vor sich her:
5. Stoßkräfte mikroskopischer Art
Werden die Luftmoleküle durch andere mikroskopische Teilchen angestoßen,
können ganze Luftpakete in Bewegung gesetzt werden.
Hierzu ein Beispiel: Der elektrische Wind.
Eine Metallspitze wird mit einer Influenzmaschine stark aufgeladen. Dadurch werden
elektrische Teilchen, die aufgrund der natürlichen Radioaktivität oder Höhenstrahlung
immer in der Luft vorhanden sind, beschleunigt und stoßen dabei die Luftmoleküle.
Einige werden dabei auch ionisiert (d.h. sie sind nicht mehr elektrisch neutral) und es
entsteht so ein lawinenartiger Effekt, der letztendlich zu einem Wind führt wie er in
der Bilderfolge weiter unten dargestellt wird. Hier sorgt also die elektrische Kraft für
die Entstehung des Windes.
© Marcus Hildebrandt, 2011
12
Entstehung von Wind
Generell ist auch folgendes denkbar: Strömt ein anderes Gas oder eine Flüssigkeit
an einer Luftmasse vorbei, so stoßen diese Teilchen in der Grenzschicht zwischen
den beiden Elemente an die Luftmoleküle und beschleunigen sie. Aus diesem Grund
gehen Wasserfälle auch immer mit Luftströmungen einher – ein angenehmer Effekt
im Sommer.
Vertiefungsfrage: Könnte man mit einem Wasserstrahl so eine Luftpumpe bauen?
Wenn ja, wie könnte sie aussehen?
Vertiefungsfrage: Wie lässt sich der Begriff des Sonnenwindes in die Überlegungen
bisher einbetten? Gibt es noch weitere Kräfte, die Wind erzeugen können?
Dynamischer Auftrieb am Beispiel der Tragfläche
Jetzt haben wir alle Elemente besprochen, die wir auch für die Beschreibung der
Funktionsweise von Flugzeugen brauchen.
Sehen wir uns die physikalischen Effekte an einer Tragfläche an. Was passiert, wenn
die Tragfläche von Luft umströmt wird?
1. Schritt: Stellen wir uns in Gedanken vor, dass die Tragfläche einfach als
Hinderniss fungiert, wie es im nächsten Bild dargestellt ist:
Dann würde die Tragfläche einen Teil des Luftstromes einfach ausblenden, was zu
einem Vakuum über der Tragfläche führen würde (Dies kommt zum Beispiel teilweise
bei Schiffschrauben vor und führt längerfristig zu Materialfehlern an der Schraube).
Da die Geschwindigkeit des Flugzeuges aber klein ist im Vergleich zur mittleren Luft-
© Marcus Hildebrandt, 2011
13
Entstehung von Wind
Teilchengeschwindigkeit entsteht kein vollständiges Vakuum sondern nurt eine Zone
niedrigeren Druckes. Umgekehrt findet unterhalb der Tragfläche eine
Teilchenverdichtung statt, da teilweise Teilchen an die Tragfläche stoßen und
umgelenkt werden in Gebiete, in der schon durchschnittliche Dichte von Teilchen
vorhanden ist.
Es bildet sich also ein Druckprofil aus, mit einem niedrigeren Druck an der Oberseite
und einem niedrigeren Druck an der Unterseite.
Grafik von http://de.wikipedia.org/wiki/Dynamischer_Auftrieb
Dies erzeugt einen Teil der Auftriebskraft an der Tragfläche. Dieser Effekt alleine
würde aber nicht für die Erklärung des Fliegens reichen!
Hinzu kommt noch ein weiterer Effekt:
Man könnte meinen, dass die Strömung um die Tragfläche wie folgt verläuft:
Die Tragfläche stört zwar den Windstron ein bischen, nach der Tragfläche ist aber
wieder alles in seiner alten Bahn.
Beobachtungen zeigen aber, dass es eher so ist:
© Marcus Hildebrandt, 2011
14
Entstehung von Wind
Aufgrund von Reibungseffekten zwischen den Luftschichten unterschiedlicher
Geschwindigkeit und der Oberflächenreibung „nimmt die Tragfläche die Luft mitE und
lenkt sie insgesamt nach Unten ab. Der Impulserhaltungssatz sagt aber nun
folgendes (Oder Newtons „Aktio=Reaktio“): Wenn der Luftstrom vor der Tragfläche
nur eine horizontale Komponente hatte, und nach dem Vorbeiströmen an der
Tragfläche eine Geschwindigkeitskomponente in vertikaler Richtung nach Unten hat,
so muss der Flügel einen entgegengesetzt gleichen Impuls nach oben erhalten
haben, dass für das Gesamtsystem sich der Impuls nicht ändert.
Dies ist der zentrale Beitrag zum dynamischen Auftrieb.
© Marcus Hildebrandt, 2011
15
Globale Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt
Die Sichtweise der Physiker: Globale Erhaltungssätze
Jede Berufsgruppe ist auf eine eigene Art und Weise über die traditionell gelernte
Herangehensweise an ihr Sachgebiet geprägt. So stehen für die Pädagogen/innen
z.B. häufig das Kind, seine innere Welt und seine sozialen Wechselwirkung mit der
Umgebung im Mittelpunkt der Betrachtung.
Als Physiker würde man das gleiche Kind als „offenes System“ bezeichnen, in dem
intern physiko-chemische Prozesse ablaufen und das mit seiner Umgebung, z.B.
über Massenaufnahme und Massenabgabe wechselwirkt.
Über Beobachtung und Experimente (auch Gedankenexperimente!) versuchen
Physiker ihre Beobachtungsdaten in Form einer mathematischen zu den
Beobachtungsergebnissen unterzubringen. Diese Formeln, werden dann von der
Physikergemeinde akzeptiert,
• wenn sie es erlauben, Vorhersagen für die Entwicklung von Systemen zu
treffen oder noch unbekannte Messdaten vorherzusagen und
• wenn sie verträglich mit dem schon etablierten Wissen der Physik sind.
Diese Vorgehensweise prägt natürlich die Denkweise der Physiker entscheidend.
Die für die Physik wichtigsten Grundgesetze sind die sogenannten Erhaltungssätze,
die leider auch die abstraktesten Konzepte der Physik sind:
• Die Energieerhaltung
• Die Massenerhaltung
• Die Impuls- / Drehimpulserhaltung
• Etc.
Und so geht ein Physiker meist vor, wenn er ein System mit den Formeln der Physik
beschreiben soll:
1. Erst macht man sich Gedanken darüber, was zum System dazugehört und
was nicht.
2. Dann steht die Frage an, welche Erhaltungssätze und Grundgleichungen
wichtig sein könnten für die Beschreibung des Systems.
3. Dann überlegt man sich wie das betrachtete Material beschrieben werden
könnte.
© Marcus Hildebrandt, 2011
1
Globale Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt
4. Dann versucht man häufig durch geschickte Näherungen die Beschreibung
des Systems zu vereinfachen. Dies können Symmetrieüberlegungen (Gibt es
z.B. eine ausgezeichnete Raumrichtung im System, wie z.B. bei der
Gravitationskraft) sein, aber auch Näherungen anderer Art wie z.B. lineare
Näherungen, etc.
Bezogen auf die Erde sind dies z.B. die zentralen Fragen nach der globalen
Energiebilanz und nach der Bedeutung der Rotationssymmetrie um die Drehachse
der Erde.
Näherung/Einschränkung: Im folgenden nehmen wir an, dass keine Teilchen/ keine
Masse mit der Umgebung der Erde ausgetauscht werden.
Der erste Hauptsatz der Thermodynamik (=Energieerhaltung) besagt, dass sich die
innere Energie der Erde (im Prinzip, die Energie, die nichts mit dem
Bewegungszustand der Erde zu tun hat) nur dann ändert, wenn Wärme zur Erde hin
fließt oder abfließt oder wenn Arbeit an der Erde verrichtet wird (
Will man nun etwas über die Energiebilanz der Erde fragen, so muss als erstes
festgelegt werden, was als System Erde betrachtet wird.
In unserem Fall betrachten wir das System Erdoberfläche und Gas-Atmosphäre als
das System „Erde“:
© Marcus Hildebrandt, 2011
2
Globale Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt
Vertiefungsfrage: Was würde sich an der folgenden Beschreibung ändern, wenn wir
auch die Magnetosphäre und das ganze Erdinnere mit in die Betrachtung
einbeziehen würden?
Wie sehen nun die Größen des ersten Hauptsatzes für die Erde aus?
Es gibt einen kontinuierlichen Strom von Masse und Licht auf die Erde: Die Erde ist
an der Grenze der Atmosphäre im Kontakt mit dem Weltraum, der deutlich kühler ist.
Licht von den Sternen und Planeten sowie Neutrinos gelangen zur Erde. Kosmische
Teilchen, speziell der Sonnenwind und Masse in Form von Staub oder Meteoriten
und Kometen strömen auf die Erde. Die sogenannte Hintergrundstrahlung (Heute
messbares „Echo des Urknalls“) kommt aus allen Himmelsrichtungen zur Erde. Auf
der anderen Seite verliert die Erde Teilchen/Masse aus der Atmosphäre an den
Weltraum, manchmal durch den Aufprall von Meteoriten (Verbreitung von Leben im
Universum?!) und die Erde (Atmosphäre und Oberfläche!) strahlt Licht in den
Weltraum aus - sonst wäre sie auf den Fotos der Astronauten gar nicht sichtbar.
Ausserdem sendet sie ebenfalls Neutrinos aus. Und es gibt die
Gravitationswechselwirkungen, die allerdings physikalisch noch nicht bis in das
kleinste verstanden sind.
Analysieren wir nun die einzelnen Größen:
A) Verrichtete Arbeit
An der Erde zerren viel Kräfte: Die Expansion des Universums zieht im Prinzip die
Erde auseinander (aber zum Glück ist die Elektromagnetische Anziehung viel stärker
als dieser Effekt und kann deshalb vernachlässigt werden), der Mond erzeugt über
die Gravitation die Gezeitenkräfte, die an der Erde reiben, die Planeten des
Sonnensystems, die Sonne und andere Massen wirken auf die Erde ein, etc.
B. Wärmeströme
Wärme kann auf drei Arten transportiert werden:
1. Konvektion: Wärmetransport über den Transport von Masse
2. Strahlung: Wärmetransport über Strahlungstransport
3. Wärmeübergang durch Kontakt: Zwei unterschiedlich warme Körper berühren
sich
Praktische Anwendung: Wärmeisolierung in einer Thermoskanne (verspiegelte
Wände verringern den Strahlungstransport, zur Unterdrückung der Konvektion und
des Wärmeübergangs durch Wärmekontakt sind die innere Hülle und äußere Hülle
© Marcus Hildebrandt, 2011
3
Globale Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt
im Idealfall durch ein Vakuum getrennt - real aber meist nur duch eine Lufthülle.
Doppelglasfenster sind zur Wärmeisolierung durch ein Vakuum getrennt.)
Vertiefungsfrage: Wieso gibt es eigentlich nur diese drei Arten des
Wärmeübergangs (Hinweis: Welche Arten von Wechselwirkung kennen wir?)
Auch bei unserem System Erde kommen alle drei Formen vor: Die Erde ist an der
Grenze der Atmosphäre im Kontakt mit dem Weltraum. Der Strahlungstransport
findet von der Sonne zur Erde und von der Erde in den Weltraum statt und die Erde
gewinnt und verliert Masse, die einen gewissen Wärmeinhalt weg- oder
hintransportieren.
Wie beschreiben wir nun praktisch die globale Energiebilanz der Erde?
Um das System nicht zu komplex zu machen, begnügen sich Physiker mit
Näherungen (die aber wohl begründet und transparent sein müssen!).
Physikalische Vereinfachung: Für den Energiehaushalt der Erde sind primär der
Wärmetransport über Strahlung zwischen Sonne und Erde und der Wärmeverlust
über Strahlung von der Erde in den Weltraum zu beschreiben.
Für das Überleben der Menschheit zentrale Frage: Ist die Bilanz ausgegleichen,
also „Ist die zeitliche Änderung der inneren Energie der Erde Null“ oder „Gewinnt die
Erde Energie und heizt sich z.B. dadurch auf oder verliert sie Energie und kühlt sich
darum ab“?
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/252912.html, 29.04.2005 - Klima und Wetter
Energiebilanz der Erde im Ungleichgewicht /Forscher: Der Planet nimmt mehr Energie auf
als er abstrahlt.
Die Erde absorbiert derzeit mehr Energie von der Sonne, als sie wieder abstrahlt. Das haben
amerikanische Forscher bei der Berechnung einer globalen Energiebilanz herausgefunden.
Verantwortlich für diese negative Bilanz seien hauptsächlich die Treibhausgase Kohlendioxid
und Methan sowie Aerosole, erklärt der Klimaforscher James Hansen von der Nasa.
Treibhausgase Kohlendioxid und Methan sowie Aerosole, erklärt der Klimaforscher James
© Marcus Hildebrandt, 2011
4
Globale Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt
Hansen von der Nasa.
Earth’s Energy Imbalance: Confirmation and Implications, James Hansen et al., 2005
Vertiefungsfrage: Wie sieht die globale Massenbilanz der Erde aus? Wird z.B. die
Erde im Laufe der Zeit schwerer?
Sonneneinstrahlung
Erhaltungssätze / Symmetrien:
Auch hier ist die erste Frage, die sich hier stellt, die Frage nach der Energie, die von
der Sonne auf die Erde übertragen wird und wie sich diese Energie auf der Erde
verteilt und welche Auswirkungen diese Verteilung auf das Klima der Erde hat.
Näherungen / Physikalische Vereinfachungen:
Betrachten wir wieder nur das System Gas-Atmosphäre und Erdoberfläche.
Beschränken wir uns auf den elektromagnetischen Anteil (das „Sonnenlicht“) des
Energieflusses der Sonne auf die Erde.
Wie viel Energie erhält dann die Erde von der Sonne im Jahresmittel?
Solarkonstante:
Denkt man sich die Erde auf einem Punkt, den Erdmittelpunkt, zusammengezogen
und stellt man eine ideal absobierende Fläche von einem Quadratmeter genau
senkrecht zur Einstrahlung der Sonnenstrahlen auf und misst die
Sonneneinstrahlung über ein ganzes Jahr hinweg und mittelt dann dieses Ergebnis,
so erhält man den Wert der Solarkonstante (z. B. Fröhlich 2000; Lean 2001; Holton
et al. 2003) :
S0 = (1366 ± 3) W m −2 .
Vertiefungsfragen: Wie misst man denn diese Größe? Wenn man diese Größe
bestimmt hat, was können wir dann über den Gesamtstrahlungsfluss der Sonne
sagen? Verändert sich dieser Strahlungsfluss im Laufe der Zeit? War er früher
anders?
Was bedeutet diese Zahl nun für die Erdoberfläche im Laufe eines Jahres? Die Erde
dreht sich im Laufe eines Tages einmal um die Erdachse, die nicht senkrecht auf der
elliptischen Bahn-Ebene des Sonne-Erde-Systems steht.
© Marcus Hildebrandt, 2011
5
Globale Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt
Näherung: Nimmt man an, dass die Sonnenstrahlen alle parallel zueinander
verlaufen und der Strahlungsfluss der Sonnen homogen ist, so gilt folgende
Geometrie:
Die Erde blendet einen Teil dieses Strahlungsflusses (Fläche mit Radius des
Erddurchmessers) aus dem Gesamtfluss aus und diese Energie verteilt sich auf die
ganze Erdoberfläche.
Im Mittel kommt also „nur“ ¼ der Solarkonstante also ca 341,5 W/Quadratmeter auf
dem System Erde (Atmosphäre und Erdoberfläche an): Die Oberfkäche einer Kugel
mit Radius R ist 4 Pi R^2 die Kreisfläche eines Kreises mit Radius R ist Pi R^2
Wie verteilt sich nun diese einströmende Energie auf das System: Atmosphäre –
Erdoberfläche und welche Auswirkung hat dies?
Dies sehen wir uns im nächsten Abschnitt an.
Treibhauseffekt
Prinzipiell kann das Sonnenlicht reflektiert, durchgelassen oder absorbiert werden.
Auf der anderen Seite strahlen Körper entsprechend ihrer Temperatur selber wieder
Licht aus (Abstrahlung/Emission, Fachbegriff: Strahlung schwarzer Körper im
thermodynamischen Gleichgewicht). Beispiele: Glühende Kohle, Kerzenlicht.
Diese prinzipiellen Möglichkeiten sind in der folgenden Graphik noch mal bildlich
dargestellt.
© Marcus Hildebrandt, 2011
6
Globale Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt
Wie die Gesamtbilanz aussieht haben wir schon weiter oben diskutiert.
Uns interessiert an dieser Stelle eine andere Frage: Welche Effekte bestimmen die
mittlere Temperatur an der Erdoberfläche/ des Systems Erde?
Dafür sind zwei Prozesse maßgeblich verantwortlich:
A) Erwärmung der Erdoberfläche und Emission von Wärmestrahlung
Die Erdoberfläche, die zum Teil aus Wasseroberfläche zum Teil aus Festland
besteht, erwärmt sich durch die Sonnenstrahlen. Entsprechend ihrer Temperatur
strahlt die Erde wieder Energie in Form von Licht ab. Dieses Licht unerscheidet sich
aber vom eingestrahlten Sonnenlicht. Das zum Glück die Erdoberfläche nicht so
heiss ist, wie die Sonnenoberfläche ist das Licht der Erdstrahlung zu längeren
Wellenlängen hin verschobenen – die Erdoberfläche strahlt im infraroten Bereich.
Berechnet man diesen mittleren Temperaturwert so würde sich eine mittlere
Temperatur der Erdoberfläche ergeben, die verblüffender Weise unter dem
Gefrierpunkt liegt. Wir wissen aber aus eigener Erfahrung, dass unsere mittlere
Temperatur deutlich über dem Gefrierpunkt liegt. Wie kommt also diese
Temperaturerhöhung zustande?
B) Absorption, Emission und Reflexion der von der Erdoberfläche abgegebenen
Wärme in der Atmosphäre
Ein Teil des von der Erdoberfläche in Form von Wärmestrahlung emitierten Lichtes
wird von den Wolken (und anderen Elementen der Atmosphäre) wieder auf die
Erdoberfläche zurück reflektiert. Ein Teil wird von Staub, Aerosolen, Wolken und
speziellen Gasen, den sogenannten Treibhausgasen absorbiert absorbiert wird.
Die Erdoberfläche gibt aber nicht nur Wärme in Form von Wärmestrahlung in die
Atmosphäre ab sondern auch in Form von
© Marcus Hildebrandt, 2011
7
Globale Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt
• Verdunstungswärme: Wasser verdunstet und entzieht z.B. der
Ozeanoberfläche Wärme und transportiert dieses Wärme in die Wolken, wo
die Wärme wieder in Form von Kondensationswärme (es bilden sich wieder
Wassertröpfchen aus dem Wasserdampf) an die Atmosphäre wieder
abgegeben wird.
• Kontaktwärme: Kalte Luft an der Erdoberfläche wärmt sich durch den Kontakt
mit der wärmeren Erdobefläche auf und umgekehrt.
Diese Prozesse sind in der folgenden Grafik dargestellt:
Alle diese Prozesse führen zu einer Art „Treibhauseffekt“: Die Atmosphäre ist wie
eine Glasscheibe, die einen Teil der eingestrahlten Sonnenenergie nicht wieder
durchlässt. Bei einer gegebenen mittleren Sonneneinstrahlung, einer mittleren
Wolkendichte und Feuchtigkeit und bei einer gegeben chemischen und materiellen
Zusammensetzung der Atmosphäre pegelt sich im Laufe der Zeit ein stationärer
Gleichgewichtszustand ein, der zu einer mittleren Temperatur der Erdoberfläche
führt, die über dem Gefrierpunkt liegt.
Vertiefungsfrage: Wieso pegelt sich beim Treibhaus eigentlich eine
Maximaltemperatur ein? Die Temperatur könnte doch immer weiter steigen?
Was heißt in diesem Kontext dann „Klimawandel“, wenn der Treibhauseffekt schon
seit Jahrmillionen existiert und für das Enbstehen von Leben sehr wichtig war?
Unter Klimawandel wird heute die Befürchtung verstanden, dass die Menschheit die
Zusammensetzung der Atmosphäre (z.B. steigende Wolkenbedeckung, gesteigerte
Konzentration von Treibhausgasen, etc) verändert und die Absorptionsleistung der
Erdoberfläche (Abholzung, Abschmelzen von Eisoberflächen) durch menschlichen
© Marcus Hildebrandt, 2011
8
Globale Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt
Eingriff so modifiziert wird, dass sich langfristig ein neuer Gleichgewichtszustand bei
einer anderen Temperatur einpegelt. Ein Wert, der sehr ungünstig für große Teile der
Menschheit sein könnte.
Verteilung der Sonneneinstrahlung über die Erde
Bisher haben wir uns nur die globale mittlere Sonne angesehen. In diesem Abschnitt
wollen wir uns nun die Verteilung der Sonnenenergie über die Erde genauer
ansehen.
Als erstes ist es wichtig die Tatsache zu berücksichtigen, dass die Achse, um die
sich die Erde täglich dreht, gegenüber der Ebene, in der sich die Bahn der Sonne um
die Erde dreht, um ca. 23,45° geneigt ist.
Außerdem bewegt sich die Erde um die Sonne nicht auf einer Kreisbahn, sondern in
Form einer Ellipse, die durch zwei Brennpunkte beschrieben wird. Einer dieser
Brennpunkte wird von der Sonne eingenommen. Daraus folgt, dass die Erde mal
näher, mal weiter von der Sonne entfernt ist. Der sonnennächste Punkt wird als
Perihel, der entfernteste Punkt als Aphel bezeichnet.
© Marcus Hildebrandt, 2011
9
Globale Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt
Allerdings ist die Abweichung von der Kreisbahn nicht sehr groß
(http://einklich.net/rec/astro/jahreslauf.htm) und wird deshalb häufig in Darstellungen
vernachlässigt:
Was bedeutet dies nun für die Verteilung der Sonneneinstrahlung auf der Erde und
den dazugehörigen Wärmehaushalt?
Auf diese Weise kommen die unterschiedlichen Jahreszeiten zustande! Dies ist bei
http://einklich.net/rec/astro/jahreslauf.htm sehr anschaulich beschrieben:
21. Dezember, 12 Uhr MEZ
•
•
Die Nordhalbkugel ist von der Sonne maximal weggeneigt
Die Sonne steht dadurch in Europa mittags sehr tief am Himmel
© Marcus Hildebrandt, 2011
10
Globale Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt
•
•
•
•
•
•
Aufgrund des flachen Winkels geht sie spät auf und früh unter, die Nacht ist
lang
Aus diesen drei Gründen kann sie uns nicht gut einheizen – es ist Winter
Am Nordpol geht die Sonne nicht auf (Polarnacht)
Am südlichen Wendekreis steht die Sonne im Zenit (Mittelpunkt der
„Erdscheibe“).
Auf der Südhalbkugel steht die Sonne hoch am Himmel – dort ist Sommer.
Am Südpol geht die Sonne den ganzen Tag nicht unter (Polartag). Sie steht
immer gleich hoch, nur in unterschiedlichen Himmelsrichtungen
Hier die Sicht von der Sonne auf die Erde am 21. Dezember, 12 Uhr MEZ
21. März, 12 Uhr MEZ
• Die Erdachse steht quer zur Sonnenrichtung
• Die Sonne steht auf Nord- und Südhalbkugel gleich hoch
• Überall (außer an den Polen) geht sie um 6 Uhr auf und um 18 Uhr unter, Tag
und Nacht sind gleich lang („Tagundnachtgleiche“)
• An den Polen steht die Sonne (theoretisch) den ganzen Tag genau am
Horizont
• Am Äquator steht die Sonne im Zenit (Mittelpunkt der „Erdscheibe“).
Hier die Sicht von der Sonne auf die Erde am 21. März, 12 Uhr MEZ
© Marcus Hildebrandt, 2011
11
Globale Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt
Am 23. September sieht’s ähnlich aus, nur erscheint die Erde dann zur anderen Seite
geneigt.
21. Juni, 13 Uhr MESZ
•
•
•
•
•
•
•
•
Die Nordhalbkugel ist der Sonne maximal zugeneigt
Die Sonne steht dadurch in Europa mittags sehr hoch am Himmel
Aufgrund des steilen Winkels geht sie früh auf und spät unter, die Nacht ist
kurz
Aus diesen drei Gründen kann sie uns sehr stark einheizen – es ist Sommer
Am Nordpol geht die Sonne den ganzen Tag nicht unter (Polartag). Sie steht
immer gleich hoch, nur in unterschiedlichen Himmelsrichtungen
Am nördlichen Wendekreis steht die Sonne im Zenit (Mittelpunkt der
„Erdscheibe“).
Auf der Südhalbkugel steht die Sonne tief am Himmel – dort ist Winter.
Am Südpol geht die Sonne nicht auf (Polarnacht)
Hier die Sicht von der Sonne auf die Erde am 21. Juni, 13 Uhr MEZ
Vertiefungsfragen: Ist der Neigungswinkel der Erdachse zur Bahnfläche konstant
über die Zeit? Wieso zeigt die Erdachse mal von der Sonne weg, mal zur Sonne hin,
wie in der untenstehenden Grafik dargestellt?
© Marcus Hildebrandt, 2011
12
Globale Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt
Allgemein gilt: Die Sonneneinstrahlung am Oberrand der Atmosphäre hängt ab
(Hartmann 1994) von der
• geographischen Breite
• Jahreszeit
• Tageszeit
Die reflektierte Strahlung hängt ab von
• dem Zenitwinkel (oder Zenitdistanz)
• der Oberflächen- und Wolkenalbedo
Begriffsklärungen
Zenitwinkel: Winkel zwischen der Senkrechten zur Erdoberfläche und einer
Geraden, die durch einen Punkt auf der Erdoberfläche und die Sonne verläuft.
Die Abhängigkeit von der Jahreszeit kann mit Hilfe der Deklination ausgedrückt
werden: Deklination = geographische Breite des Punktes auf der Erdoberfläche, der
sich mittags genau unter der Sonne befindet („subsolarer Punkt“) schwankt
gegenwärtig zwischen 23.45° zur Zeit der nördlichen Sommersonnenwende (21.
Juni) und -23.45° zur Zeit der nördlichen Wintersonnenwende (21. Dezember).
Planetare Albedo (lat. „Weißheit“), Reflexionsvermögen eines Planeten: Ein Teil der
Sonnenenergie wird nicht absorbiert, sondern zurück in den Weltraum reflektiert und
geht daher nicht in die planetare Energiebilanz ein.
planetare Albedo der Erde = α p ≈ 0.3 .
Abhängigkeit der Ozeanalbedo vom Zenitwinkel. [Abbildung 2.6 aus Ruddiman
(2001)]
© Marcus Hildebrandt, 2011
13
Globale Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt
All diese Effekte führen dazu, dass es eine ungleiche Verteilung der
Sonneneinstrahlung auf die Erdoberfläche gibt.
Hier eine Weltkarte der regional über das Jahr gemittelten Sonneneinstrahlung
(Vergleiche mit dem theoretischen Wert von 341,5 W/Quadratmeter):
© Marcus Hildebrandt, 2011
14
Globale Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt
Selbst in Deutschland gibt es deutliche regionale Unterschiede:
Vertiefungsfrage: Wie hängen die unterschiedlichen Größen der Sonneneinstrahlung
- W/Quadratmeter und kWh / Quadratmeter – physikalisch zusammen?
Neben der unterschiedlichen Sonneneinstrahlung kommt noch hinzu, dass
unterschiedliche Körper gleicher Masse sich bei gleicher Sonneneinstrahlung (in
gleicher zeitlichen Länge) unterschiedlich stark erhitzen. Dafür sind die
unterschiedlichen Wärmekapazitäten verantwortlich.
Begriffsklärung: Wärmekapazität
Die Energiemenge, die man benötigt, um 1 kg eines Stoffes um 1°C zu erwärmen,
heißt spezifische Wärmekapazität c des Stoffes.
Einheit [c] = J/(kg.K).
Die unterschiedlichen Körper unterscheiden sich also bezüglich Ihrer Eigenschaft,
Wärme zu speichern.
© Marcus Hildebrandt, 2011
15
Globale Energiebilanz, Sonneneinstrahlung und Treibhauseffekt
Hier einige für uns wichtige Werte (spezifische Wärmekapazität in
kJ/(kg.K)):
•
•
•
Luft 1,01
Lehmboden 0,89-1,55 je nach Wassergehalt
Wasser 4,18
Aus: http://www.physik.unimuenchen.de/didaktik/U_materialien/leifiphysik/web_ph09/grundwissen/07spezwaer
m/spezwaerme.htm
© Marcus Hildebrandt, 2011
16
Herunterladen