„Natürlich“ Essen Zusammenspiel von Ernährung und Gesundheit

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Hochschule Neubrandenburg
Fachbereich Gesundheit, Pflege, Management
Studiengang Pflegewissenschaft/Pflegemanagement
„Natürlich“ Essen
Zusammenspiel von Ernährung und Gesundheit
(inklusive Ernährungssoftware zur Prävention
ernährungsmitbedingter Erkrankungen)
Urn:nbn:de:gbv:519-thesis 2013-0395-7
M a s t e r - Ar b e i t
zur
Erlangung des akademischen Grades
Master of Science (M.Sc.)
Vorgelegt von:
Anne Brinkmann, B.Sc.
Betreuer:
Prof. Dr. Gabriele Claßen
Prof. Dr. Willi Neumann
Tag der Einreichung:
11.01.2014
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ............................................................................................... II
Abkürzungsverzeichnis ..................................................................................... IV
Abbildungsverzeichnis ...................................................................................... VI
Tabellenverzeichnis ......................................................................................... VII
1. Einleitung ........................................................................................................ 1
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Masterarbeit ............................ 2
1.2 Methodik und Vorgehensweise .......................................................... 3
1.3 Aufbau der Masterarbeit und Forschungsfragen ................................ 3
1.4 Literaturrecherche / Informationsquellen ............................................ 5
2. „Gesunde“ Ernährung in der Theorie .............................................................. 5
2.1 Forschungsstand - Wie sieht die Ernährungsweise der deutschen
Bevölkerung aus? ..................................................................................... 5
2.2 Ernährung im Wandel der Zeit .......................................................... 11
2.3 Bedeutung der Vollwert - Ernährung bezogen auf verschiedene
Aspekte .................................................................................................. 12
2.4 Faktoren, die eine gesunde Ernährung beeinflussen ....................... 16
2.5 Ernährungsempfehlungen der DGE ................................................. 20
2.5.1 Terminologie zum Thema ................................................................. 20
2.5.2 Die Nährstoffe ................................................................................... 21
2.5.3 D - A - CH Referenzwerte ................................................................. 25
2.5.4 Der Ernährungskreis und die 10 Regeln der DGE ............................ 25
3. Prävention und Intervention ernährungsmitbedingter Krankheiten ............... 33
3.1 Übergewicht und Adipositas ............................................................. 34
3.2 Körperliche Bewegung ..................................................................... 37
3.3 Möglichkeiten der Prävention und Intervention ................................. 42
3.3.1 Verschiedene Institutionen und Strukturen der Prävention ............... 49
3.3.2 Projekte zur Förderung der Prävention hinsichtlich Ernährung und
Bewegung .................................................................................................. 58
3.4 Das sozial - kognitive Prozessmodell des Gesundheitsverhaltens ...... 61
II
4. Programmierung einer Software zur Erstellung eines Ernährungsplans zur
Prävention ......................................................................................................... 66
4.1 Vereinfachter Programmierablauf ..................................................... 67
4.2 Was bietet die Ernährungssoftware “Natürlich“ Essen? ................... 70
4.3 Benutzerdokumentation.................................................................... 73
5. Zusammenfassendes Fazit und Ausblick ...................................................... 80
Literaturverzeichnis ........................................................................................... 82
III
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
aid
Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung
BGS98
Bundes - Gesundheitssurvey 1998
BMFSFJ
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
BMG
Bundesministerium für Gesundheit
BMI
Body Mass Index
bspw.
beispielsweise
BST
Ballaststoffe
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
Co.
Compagnie
DEGS
Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland
DGE
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
d.h.
das heißt
DIMDI
Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information
et al.
et alii (und andere)
etc.
et cetera (und so weiter)
e.V.
eingetragener Verein
evtl.
eventuell
f.
folgende
ff.
fortlaufend folgende
g
Gramm
ggf.
gegebenenfalls
GKV
Gesetzliche Krankenversicherung
HAPA
Health Action Process Approach
HDL
High Density Lipoprotein
Hrsg.
Herausgeber
kcal.
Kilokalorie
kg
Kilogramm
IV
kJ
Kilojoule
LDL
Low Density Lipoprotein
NVS
Nationale Verzehrsstudie
ÖGE
Österreichische Gesellschaft für Ernährung
o.g.
oben genannt
o.J.
ohne Jahresangabe
o.S.
ohne Seitenangabe
o.V.
ohne Verlag / ohne Verfasser
PAL
Physical Activity Level
SGB
Sozialgesetzbuch
SGE
Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung
sog.
sogenannt
SVE
Schweizerische Vereinigung für Ernährung
TK
Techniker Krankenkasse
u.a.
unter anderem
UGB
Verband für unabhängige Gesundheitsberatung
USA
United States of America
usw.
und so weiter
Vgl.
Vergleich
WHO
World Health Organization
z.B.
zum Beispiel
V
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Hauptquellen für Energie in Deutschland ....................................... 9
Abbildung 2: Dimensionen und Ansprüche der Vollwert - Ernährung ............... 14
Abbildung 3: Der DGE-Ernährungskreis ........................................................... 26
Abbildung 4: Der Anteil der einzelnen Segmente an der
Gesamtlebensmittelmenge ohne Getränke in Gewichtsprozent ....................... 27
Abbildung 5: Übergewicht und Adipositas ......................................................... 36
Abbildung 6: Adipositas und sozioökonomischer Status ................................... 37
Abbildung 7: Körperliche Aktivitäten in Stunden pro Tag der Männer ............... 38
Abbildung 8: Körperliche Aktivitäten in Stunden pro Tag der Frauen................ 39
Abbildung 9: Daran liegt’s: Die (Nicht-)Beweggründe der Deutschen - Anteil der
Menschen in Deutschland, die folgende Aussage bejahen. .............................. 40
Abbildung 10: Anteil Antisportler und besonders sportlich Aktive nach
Bildungsabschluss ............................................................................................ 41
Abbildung 11: Primärpräventive Interventionen ................................................ 46
Abbildung 12: Präventive Einrichtungen auf den verschiedenen Ebenen ......... 50
Abbildung 13: Das sozial - kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns
(Health Action Process Approach, HAPA) ........................................................ 62
Abbildung 14: Methode: Erstellung des gesamten Plans .................................. 68
Abbildung 15: Festlegung der Eigenschaften ................................................... 68
Abbildung 16: Beispiel für die Belegung eines Buttons ..................................... 69
Abbildung 17: Darstellung des Gesamtplan ...................................................... 69
Abbildung 18: Desktopverknüpfung "Natürlich“ Essen ...................................... 74
Abbildung 19: Startfenster der Ernährungssoftware ......................................... 75
Abbildung 20: Berechnung des Tagesumsatzes ............................................... 75
Abbildung 21: Tagesplan der Ernährungssoftware ........................................... 76
Abbildung 22: Lebensmitteldatenbank aus der Ernährungssoftware ................ 77
Abbildung 23: Ausdruck des individuellen Tagesplans ..................................... 79
VI
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Klassifizierung des Body - Mass - Index........................................... 35
Tabelle 2: PAL bei verschiedenen Lebensstilen ............................................... 71
VII
Lesehinweis
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Masterarbeit auf die
weibliche Schreibweise verzichtet. An dieser Stelle soll ausdrücklich darauf
hingewiesen werden, dass sowohl die männliche als auch die weibliche
Schreibweise im weiteren Verlauf dieser Masterarbeit gemeint ist.
Danksagung
Die Erstellung der Ernährungssoftware wäre ohne die Unterstützung von Felix
Uster, Student an der Universität Rostock Studiengang Elektrotechnik, nicht
möglich gewesen. Seine fachlichen Kenntnisse und Anregungen haben mir
sehr weitergeholfen. Ich bedanke mich für die sehr gute Zusammenarbeit.
VIII
1. Einleitung
Vor nicht allzu langer Zeit kam der Ernährung ein geringerer Stellenwert zu.
Schon im Kindes- und Jugendalter ist eine vollwertige Ernährung von enormer
Bedeutung, um die Gesundheit und Produktivität des Kindes täglich zu sichern.
Heutzutage ist der Lebensstil der Deutschen geprägt durch eine Abnahme der
körperlichen Tätigkeiten nicht nur im Beruf, sondern auch in der Freizeit. Die
Folge der verminderten körperlichen Tätigkeit ist zugleich ein sinkender
Energiebedarf. Aufgrund dessen muss das Ernährungsverhalten verändert bzw.
angepasst werden, das hat nicht stattgefunden. Mit der Veränderung des
Lebensstils und der beruflichen Tätigkeit fand eine Wende in Bezug auf unsere
Esskultur statt. Diese Wende fand innerhalb weniger Jahrzehnte statt. Der
Markt bietet eine Vielfalt an Lebensmitteln an, welche zum einen sehr preiswert
sind, aber auch durch den Geschmack jedermann ansprechen. Zum Vorteil sind
die Lebensmittel überall, zu jeder Zeit und vor allem in Massen käuflich zu
erwerben. Der Nachteil war nur, dass diese Lebensmittel reich an Zucker und
Fett sind, somit nahm die Energiedichte der Lebensmittel zu1 und unter
anderem stiegen somit gleichzeitig die ernährungsmitbedingten chronischen
Krankheiten an. Nicht nur Erwachsene sind von Übergewicht, sprich von
Adipositas betroffen, sondern auch Kinder und Jugendliche. Erwachsene,
Jugendliche und Kinder leiden heutzutage häufiger an Diabetes mellitus Typ 2,
Herz - Kreislauf - Erkrankungen usw., das Risiko an ernährungsmitbedingten
chronischen Krankheiten zu erkranken, ist über Jahrzehnte angestiegen.
Betroffen sind vor allem sozial schwache Familien2, wobei das Essen und
Trinken für die soziale und psychische Gesundheit von großer Bedeutung sind.
Eine
vollwertige
Ernährung
und
körperliche
Aktivität
sind
u.a.
Grundvoraussetzungen für ein langes, gesundes und selbstständiges Leben.
Vielen ernährungsmitbedingten chronischen Krankheiten kann in der heutigen
Zeit durch die richtige Ernährung und durch körperliche Aktivitäten vorgebeugt
werden. Eine erfolgreiche Prävention bewirkt nicht nur ein gesteigertes
1
2
Vgl. Heseker (2012), S. 19.
Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2013a), o.S.
1
Wohlbefinden für die Person selbst, zugleich werden in den Sozialsystemen
erhebliche Kosten eingespart.3
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Masterarbeit
Die Essgewohnheiten und die körperliche Bewegung haben sich im Laufe der
Zeit bei der deutschen Bevölkerung verändert, d.h. u.a. zu fettreich, zu salzig,
zu große Mengen, dazu kommt noch die Abnahme der körperlichen Aktivität
nicht nur im Beruf, sondern auch in der Freizeit. 4 Die Folgen eines hohen
Konsums an energiereichen Lebensmitteln und durch den Bewegungsmangel
sind ernährungsmitbedingte chronische Krankheiten wie Adipositas, Diabetes
mellitus Typ 2, Herz - Kreislauf - Erkrankungen und Krebs, welche die
häufigsten Todesursachen darstellen.5 Anhand einer Literaturrecherche soll die
vollwertige und gesunde Ernährung charakterisiert werden. Das Vorgehen zielt
darauf
ab,
ernährungsmitbedingte
Krankheiten
zu
prävenieren
und
Interventionsmaßnahmen zu erarbeiten. Mithilfe einer eigens entwickelten
Ernährungssoftware können die Nährstoffe und Kilokalorien pro Tag berechnet
werden, um eine vermehrte Kilokalorienaufnahme zu verhindern, somit können
eine
vollwertige
Ernährung
gewährleistet
und
ernährungsmitbedingte
Krankheiten vorgebeugt bzw. verhindert werden. Mit der Ernährungssoftware
soll
ein
individueller
Speiseplan
erstellt
werden,
welcher
der
Ernährungsberatung und Prävention dient.
Aufgrund verschiedener Erfahrungen aus meiner praktischen Tätigkeit habe ich
herausgefunden, dass es verschiedene Ernährungsprogramme gibt. Diese
wurden
in
den
verschiedensten
Kliniken
nicht
genutzt,
sodass
die
Ernährungspläne mit Hand erstellt oder zum Teil gar nicht erstellt wurden.
Gründe dafür sind zum Teil die komplizierte Handhabung, aber auch der enorm
hohe Preis eines Ernährungsprogramms. Ziel ist es, u.a. für den Patienten eine
für den Alltag gebräuchliche Ernährungssoftware zu erstellen, damit sein Alltag
nicht von der Krankheit bestimmt wird.
3
Vgl. Fernstrom, Rees et al. (2012), S. 301ff.
Vgl. Heseker (2012), S. 19.
5
Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2013b), o.S.
4
2
1.2 Methodik und Vorgehensweise
Im Vorfeld findet eine umfangreiche Literaturrecherche statt, um die
Masterarbeit strukturiert aufzubauen. Thematische Literatur zur „Vollwertigen
Ernährung“ beziehe ich aus der Bibliothek der Hochschule Neubrandenburg
und
per
Fernleihe
aus
anderen
Bibliotheken.
Zu
Beginn
werden
Forschungsfragen gebildet, welche bis zum Schluss der Arbeit beantwortet
bzw. aus denen Erkenntnisse gewonnen werden.
Zusätzlich wird eine Ernährungssoftware entwickelt, die alltagstauglich und
leicht in der Handhabung ist. Das Programm ist für Personen gedacht, um
ernährungsmitbedingten Krankheiten vorzubeugen bzw. diese durch ein
bestimmtes
Ernährungsverhalten
zu
verhindern
bzw.
zu
verbessern.
Verschiedene Daten einer Person (Alter, Größe usw.) bestimmen den
individuellen
Energiebedarf
bzw.
Nährstoffbedarf
dieser
Person.
Das
Ernährungsprogramm beinhaltet verschiedene Lebensmittel/-gruppen mit den
entsprechenden Nährstoffwerten und dem Energiewert. Sobald für die
verschiedenen Mahlzeiten Lebensmittel (pro Portion) ausgewählt wurden,
werden die Werte berechnet. Es wird ein individueller Ernährungsplan für einen
Tag erstellt. Im Anschluss können individuelle präventive Maßnahmen
abgeleitet werden.
1.3 Aufbau der Masterarbeit und Forschungsfragen
Die vorliegende Masterarbeit ist in fünf Kapitel gegliedert. Zu Beginn wird in das
Thema eingeleitet bzw. das Ziel und die Problematik des Themas der
Masterarbeit vorgestellt. Schwerpunkt der Masterarbeit ist vor allem die
vollwertige Ernährung, u.a. die Bedeutung der Ernährung, die Einflussfaktoren
für eine gesunde Ernährung und die Folgen eines ungesunden Lebensstils
werden ausführlich beschrieben. Für ernährungsmitbedingte Krankheiten sollen
Präventions- und Interventionsmaßnahmen zum Thema abgeleitet werden. Die
Entwicklung des Ernährungsprogramms wird vorgestellt und dessen Bedienung
in Bezug auf die Erstellung eines Ernährungsplans pro Tag. Das abschließende
Kapitel widmet sich der Zusammenfassung und Schlussfolgerung der
3
Ergebnisse. Folgende Forschungsfragen wurden aufgestellt und werden im
Weiteren Verlauf beantwortet:
o Wie haben sich die Ernährungsgewohnheiten im Wandel der Zeit
verändert?
o Welche Faktoren beeinflussen eine gesunde Ernährung?
o Weshalb ist eine vollwertige Ernährung wichtig?
o Was gehört zu einer vollwertigen Ernährung?
o Weshalb ist es wichtig, auf die ernährungsphysiologischen Aspekte
der Lebensmittel zu achten?
o Welchen Einfluss hat die Ernährung auf die Gesundheit?
o Welche Möglichkeiten gibt es, ernährungsmitbedingte Krankheiten
präventiv zu verhindern?
o Wie können durch Interventionsmaßnahmen ernährungsmitbedingte
Krankheiten verbessert werden?
4
1.4 Literaturrecherche / Informationsquellen
Die Literaturrecherche fand überwiegend im Bibliothekskatalog der Hochschule
Neubrandenburg
ausgewählt,
statt.6
z.B.
Zusätzlich
des
wurden
hochwertige
Datenbanken
Bundesgesundheitsministeriums,
die
Gesundheitsberichterstattung des Bundes, des Robert Koch Instituts, die des
Auswertungs- und Informationsdienstes für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten (aid) e.V. und des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation
und Information.7 Die Online-Recherche fand anhand verschiedener Wörter, die
mit der vollwertigen Ernährung zu tun haben, statt. Auf der Homepage des
Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI),
war bei den übergeordneten Schlagwörtern, wie vollwertige Ernährung,
Prävention durch Ernährung, ernährungsmitbedingte Krankheiten, die Anzahl
der aufgeführten Literatur höher als zu den untergeordneten Schlagwörtern, wie
Ernährungsverhalten,
Ernährungsintervention,
Einflussfaktoren
auf
eine
Darstellung
der
vollwertige Ernährung.
2. „Gesunde“ Ernährung in der Theorie
Im
zweiten
Kapitel
erfolgt
eine
grundlegende
vollwertigen Ernährung, von der Definition, den Grundnährstoffen bis hin zu den
Empfehlungen der DGE. Zuerst wird der Forschungsstand aufgezeigt, wie die
aktuelle Ernährungssituation in Deutschland aussieht, inwieweit sich die
Ernährung
in
den
Jahren
verändert
hat.
Die
Bedeutung
der
Vollwert - Ernährung wird vorgestellt hinsichtlich der Aspekte in Bezug auf die
Gesundheit, Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft und welche Faktoren eine
vollwertige Ernährung beeinflussen.
2.1 Forschungsstand - Wie sieht die Ernährungsweise der
deutschen Bevölkerung aus?
Der aktuelle Forschungsstand zur Ernährung stellt fest, dass Essen Leib und
Seele
6
7
zusammenhält.
Eine
Zusammenstellung
seiner
Ernährung
mit
www.hsb.hs-nb.de
http://www.bmg.bund.de, www.gbe-bund.de, www.rki.de, www.aid.de, www.dimdi.de
5
vollwertigen Lebensmitteln fördert zugleich das Wohlbefinden bzw. die
Gesundheit und beugt somit Krankheiten vor. Diverse Erkrankungen entstehen
durch ein falsches Ernährungsverhalten, zu diesen Krankheiten gehören
Diabetes mellitus Typ 2, Adipositas, Herz - Kreislauf - Erkrankungen usw.8
Einige Zahlen, die die Problematik Deutschlands verdeutlichen sollen: etwa 37
Millionen Erwachsene und ca. zwei Millionen Kinder und Jugendliche sind
übergewichtig oder fettleibig. Davon leidet ein Viertel der Erwachsenen an
Herz - Kreislauf - Erkrankungen, etwa vier Millionen Diabetiker, zusätzlich
erkranken jedes Jahr 6000 Kinder neu an Diabetes mellitus Typ 2. Diese
Situation
belastet
nicht
Gesundheitswesen
nur
die
von
Person
selbst,
Deutschland.
sondern
auch
Erkrankungen
das
des
Herz - Kreislauf - Systems verursachen Behandlungskosten von 35 Milliarden
Euro jährlich, 25 Milliarden Euro werden für die Behandlung von Erkrankungen
des
Muskel-
und
Skelettsystems
Gesundheitskosten
sind
auf
ausgegeben.
30
%
ernährungsmitbedingte
der
gesamten
Krankheiten
zurückzuführen. Das macht jährlich mehr als 70 Milliarden Euro aus.9 Die
Nationale Verzehrsstudie II belegt den aktuellen Forschungsstand bzw. die
aktuelle Ernährungssituation in Deutschland.10
9 Die Nationale Verzehrsstudie II
Zum Studiendesign und der Durchführung: Die Nationale Verzehrsstudie II
(NVS II) ist eine epidemiologische Studie, welche aktuelle und repräsentative
Daten
zum
Lebensmittelverzehr
Deutschlands bereit stellt.
11
und
zu
den
Ernährungsgewohnheiten
Die Studie fand im Zeitraum zwischen November
2005 und Januar 2007 statt.12 Deutschlandweit wurden 19329 Männer und
Frauen im Alter von 14 bis 80 Jahren befragt. Bei den Teilnehmern liegt das
Durchschnittsalter bei 45,8 Jahren, bei beiden Geschlechtern gleich.13 Von den
Teilnehmern
wurden
Daten
zu
soziodemografischen
Merkmalen,
Ernährungsverhalten, Haushalt / Einkommen und der Gesundheitszustand mit
8
Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2013c), o.S.
Vgl. Die Bundesregierung (2007), o.S.
10
Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2013c), o.S.
11
Vgl. Max Rubner-Institut, NVS II, Abschlussbericht Teil 1 (2008), S. XV
12
Vgl. Max Rubner-Institut, NVS II, Abschlussbericht Teil 1 (2008), S. 2ff.
13
Vgl. Max Rubner-Institut, NVS II, Abschlussbericht Teil 1 (2008), S. 35.
9
6
einem computergestützten persönlichen Eingangsinterview erhoben. Außerdem
sollten die Teilnehmer einen Fragebogen ausfüllen, um das Eingangsinterview
zu ergänzen, mit Fragen aus den Bereichen Beruf und Freizeit, Gesundheit,
Ernährung und Einkauf. Zusätzlich fand die Messung des Körpergewichtes, der
Körpergröße, des Taillen- und Hüftumfangs statt. Mit Hilfe der drei
Ernährungserhebungsmethoden Diet - History - Interviews, 24 - Stunden Recalls und der Wiegeprotokolle wurde das Ernährungsverhalten der
Teilnehmer erfasst. Das Diet - History - Interview erfolgte, um herauszufinden,
was die Teilnehmer in den letzten vier Wochen aßen oder tranken. Der aktuelle
Verzehr wurde mit zwei 24 - Stunden - Recalls durchgeführt. Eine
Unterstichprobe von etwa 1000 Personen führte zweimal vier Tage lang ein
Wiegeprotokoll.14
Quintessenz der Nationalen Verzehrsstudie II:
Zu den Lebensmittelgruppen, die am häufigsten gegessen werden, zählen Brot
und Getreide. Über 300 g/Tag Brot, Backwaren, Getreide / -erzeugnisse werden
von den Männern gegessen, somit die beliebteste Lebensmittelgruppe der
Männer. 87,4 % der Teilnehmer unterschreiten die von der DGE empfohlene
Gemüsemenge von 400 g/Tag. Nur 0,8 % haben in den letzten vier Wochen,
bevor die Befragung stattgefunden hat, kein Gemüse gegessen. Die Kartoffel ist
immer noch das beliebteste Grundnahrungsmittel der Deutschen. In etwa isst
jeder Mann 83 g Kartoffeln pro Tag, im Gegensatz zu den Frauen, wo sich die
Menge auf 65 g/Tag beläuft. Männer über 64 Jahre kommen sogar auf eine
Menge von 97 g Kartoffeln pro Tag. Allgemein wird zu wenig Obst gegessen.
279 g Obst pro Tag essen die weiblichen Befragten und nur 222 g pro Tag Obst
die männlichen Teilnehmer. Somit verzehren 59 % der Teilnehmer nicht die von
der DGE täglich empfohlene Obstmenge von 250 g/Tag15. In den vier Wochen
vor der Befragung aßen 4 % der Befragten sogar kein Obst. Mit steigendem
Alter nehmen bei beiden Geschlechtern der tägliche Obst- und Gemüseverzehr
zu, am meisten Obst essen die Männer in der Altersgruppe von 65 - 80 Jahren
mit einer Menge von 298 g/Tag. In der Altersgruppe von 51 - 64 Jahren ist der
14
15
Vgl. Max Rubner-Institut, NVS II, Abschlussbericht Teil 1 (2008), S. XVI ff.
Vgl. Rösch (2011), S. 7.
7
Obstverzehr von 330 g/Tag bei den Frauen am höchsten. Die Altersgruppe
19 - 24 Jahre verzehren am wenigsten Obst, die Frauen mit 212 g/Tag und die
Männer mit 161 g/Tag. Die Menge an Streichfett (Butter, Margarine) nimmt bei
beiden Geschlechtern mit steigendem Alter zu. Die Durchschnittsmenge, die an
Milch, Milcherzeugnissen und Käse verzehrt wird, liegt bei Männern bei
248 g/Tag und bei den Frauen bei 227 g/Tag. Bis auf die jüngere Generation
nimmt die verzehrte Menge an Milch und Milcherzeugnissen im Laufe des
Alters ab, wohingegen der Käse- und Quarkverzehr im Laufe des Alters
ansteigt. In der NVS II ist die aufgenommene Eiermenge eventuell geringer als
in anderen Studien ausgefallen, da das Ei selbst (gekochtes Ei, Spiegelei,
Rührei) und Gerichte auf Basis von Eiern (Omelett, Eiersalat) berücksichtigt
wurden, und Gerichte, wo Eier nicht die Grundsubstanz darstellen (Kuchen,
Auflauf), nicht berücksichtigt wurden. Ein Ei wiegt ca. 60 g, Männer verzehren
16 g/Tag und Frauen 12 g/Tag. Zusätzlich isst jeder noch etwa 5 g/Tag Ei
aufgrund der Tatsache, dass Eierpfannkuchen, Omelett usw. gegessen werden.
Die Menge an Fleisch, Wurstwaren und Fleischerzeugnissen ist bei Männern
doppelt so hoch wie bei den Frauen. Männer verzehren 103 g/Tag von der
Lebensmittelgruppe
Fleisch,
Wurstwaren
und
Fleischerzeugnisse,
im
Gegensatz essen die Frauen täglich 53 g. Ein Rückgang des Verzehrs ist bei
den Männern erst ab der Altersgruppe von 19 - 24 Jahren erkennbar. Die
Männer essen 15 g/Tag und Frauen 13 g/Tag Fisch. Die Menge an Fisch und
Fischprodukten nimmt mit dem Alter gering zu. Keinen Fisch bzw. Fischgerichte
aßen 16 % der Befragten in den letzten vier Wochen vor der Befragung.
Jugendliche verzehren am meisten Süßigkeiten, mit ansteigendem Alter nimmt
der Verzehr an Süßigkeiten ab. Männer verzehren 55 g/Tag und Frauen
48 g/Tag Süßwaren, davon machen bei Männern (Frauen) 23 g/Tag (21 g/Tag)
Süßigkeiten, z.B. Schokolade, Bonbons aus, 7 g/Tag (6 g/Tag) sind Speiseeis
und 19 g/Tag (17 g/Tag) süße Aufstriche und 6 g/Tag (3 g/Tag) Süßungsmittel
aus. Auch der Verzehr an Knabberartikel wie Kartoffelchips, Salzgebäck usw.
ist in der Altersgruppe 14 - 18 Jahre am größten und nimmt mit steigendem
Alter ab.16 Die von der DGE empfohlene Menge an Flüssigkeit, 1,5 Liter pro
16
Vgl. Max Rubner-Institut, NVS II, Abschlussbericht Teil 2 (2008), S. 29ff.
8
Tag17,
wird
von
beiden
Geschlechtern
erreicht.
Die
Hälfte
der
Flüssigkeitsmenge wird durch Wasser erreicht. Der durchschnittliche Verzehr
von alkoholischen Getränken liegt bei Männern bei 308 g/Tag und bei den
Frauen bei 81 g/Tag. Vorwiegend in der Altersgruppe von 19 - 24 Jahren ist der
Alkoholkonsum mit 352 g/Tag am höchsten. Bei den Frauen schwankt der
Alkoholkonsum in den Altersgruppen und ist in der Altersgruppe 51 - 64 Jahre
mit 101 g/Tag am höchsten.18 Bei beiden Geschlechtern liegt die empfohlene
Energieaufnahme
beim
Richtwert
für
die
Energiezufuhr
bei
niedriger
körperlicher Aktivität. Männer haben einen Energiewert von 2413 kcal/Tag und
Frauen 1833 kcal/Tag, das sind Mittelwerte für die Energiezufuhr.19 Diese
Energiemengen werden bei Männern als auch bei den Frauen durch
unterschiedliche Lebensmittelgruppen erreicht (Abbildung 1).
Abbildung 1: Hauptquellen für Energie in Deutschland
Quelle: Max Rubner-Institut, NVS II, Abschlussbericht Teil 2 (2008), S. 93.
Für beide Geschlechter bildet Brot die Hauptenergiequelle, gefolgt von Milch /
Milcherzeugnissen und Käse. Bei Männern liegt an dritter Stelle das Fleisch und
die Wurst bzw. Wursterzeugnisse, welche bei den Frauen erst an siebenter
Stelle stehen. Auf Platz drei bei den Frauen sind es die Süßigkeiten, gefolgt von
17
Vgl. Rösch (2011), S. 7.
Vgl. Max Rubner-Institut, NVS II, Abschlussbericht Teil 2 (2008), S. 29ff.
19
Vgl. Max Rubner-Institut, NVS II, Abschlussbericht Teil 2 (2008), S. 92.
18
9
Obst, alkoholfreien Getränken, Fetten, Fleisch, Wurst und Backwaren. Obst
macht bei den Männern den geringsten Anteil der Energiezufuhr aus. Nach
Fleisch und Wurst kommen die Fette, Süßwaren, alkoholfreie Getränke,
alkoholische Getränke und wie gesagt zum Schluss das Obst.20 Die täglich
empfohlene Kohlenhydratzufuhr von > 50 % der Nahrungsenergie21 wird von
beiden Geschlechtern nicht erreicht, bei den Männern liegt der Mittelwert der
Kohlenhydratmenge und der Anteil an der Energiezufuhr bei 270 g/Tag (45 %)
und bei den Frauen bei 220 g/Tag (49 %). Auch die empfohlene Menge an
Ballaststoffen von 30 g/Tag22 wird nicht erreicht, der Mittelwert, den die Männer
aufnehmen, liegt bei 25 g/Tag und bei Frauen bei 23 g/Tag. Kohlenhydrate
nehmen beide Geschlechter vorwiegend über Brot auf. Bei den Männern sind
die zweitgrößte Kohlenhydratquelle die alkoholfreien Getränke, gefolgt von
Süßwaren, Obst, Milch / Käse, Backwaren, Getreide, und Kartoffeln23. Ganz
anders stellt bei den Frauen Obst die zweitgrößte Kohlenhydratquelle dar,
gefolgt von Süßwaren, alkoholfreien Getränken, Milch / Käse, Backwaren,
Getreide und Kartoffeln zum Schluss. Brot ist für beide Geschlechter die
Hauptquelle für Ballaststoffe, danach kommen Obst und Gemüse.24 Bis zu 30 %
der Energiezufuhr sollte aus Fett bestehen25, dieser Wert wird sowohl von den
Männern als auch von den Frauen überschritten. Der Mittelwert für die
Fettaufnahme und der Anteil an der Energiezufuhr liegen bei Männern bei
92 g/Tag (36 %) und bei Frauen bei 68 g/Tag (35 %). Männer und Frauen
nehmen am häufigsten Fett über Fette auf. Männer nehmen danach Fett
vorwiegend über Fleisch / Wurst auf, gefolgt von Milch / Käse, Backwaren,
Süßwaren, Fleischgerichten, Gemüsegerichten und zum Schluss am wenigsten
über Soßen. Frauen hingegen nehmen Fett häufig durch Milch / Käse, Fleisch /
Wurst, Backwaren, Süßwaren, Gemüsegerichte, Fleischgerichte und auch am
wenigsten über Soßen auf. Der empfohlene Wert von Cholesterin liegt bei
20
Vgl. Max Rubner-Institut, NVSII, Abschlussbericht Teil 2 (2008), S. 93.
Vgl. Deutsche Gesellschaft für Ernährung et al. (2012), S. 59.
22
Vgl. Deutsche Gesellschaft für Ernährung et al. (2012), S. 63.
23
Die Reihenfolge verläuft jeweils immer von der größten aufgenommenen Menge, hin zur kleinsten
aufgenommenen Menge.
24
Vgl. Max Rubner-Institut, NVSII, Abschlussbericht Teil 2 (2008), S. 95ff.
25
Vgl. Deutsche Gesellschaft für Ernährung et al. (2012), S. 45.
21
10
300 mg/Tag26, unabhängig von der Altersgruppe überschreiten die Männer
diesen Wert. Frauen liegen unterhalb dieses Richtwertes. Bei Männern liegt der
Mittelwert der Zufuhr von Cholesterin bei 352 mg/Tag und bei den Frauen bei
254 mg/Tag. Hauptsächlich wird Cholesterin bei den Männern über Fleisch /
Wurst aufgenommen, an zweiter Stelle folgen Eier. Bei den Frauen ist es genau
umgekehrt, hier wird vorwiegend Cholesterin durch Eier aufgenommen, gefolgt
durch Fleisch / Wurst.27 Proteine sollen 9 - 11 % des Gesamtenergiebedarfes
ausmachen,
wahrscheinlicher
ist
aber
die
Zufuhr
von
15
%
des
Gesamtenergiebedarfs, deshalb wird sich im Weiteren auf 15 % bezogen.28
Beide Geschlechter überschreiten diesen Wert. Die Hauptproteinquellen für
Frauen und Männer sind Fleisch / Wurst und Milch / Käse.29 Die Referenzwerte
werden bei fast allen Vitaminen erreicht, Ausnahme bildet hier die Folsäure, das
Vitamin D und B - Vitamin. Bei den Mineralstoffen wie Natrium, Kalium,
Magnesium und Zink wird der empfohlene Wert erreicht bzw. liegt darüber. Ein
Mangel tritt nur bei der Zufuhr an Jod auf. Zusätzlich wird zu wenig Calcium
aufgenommen.30
2.2 Ernährung im Wandel der Zeit
Grundlage für die Ernährungsweise des Menschen ist die Ernährungsweise
seiner Vorfahren und die anatomischen und physiologischen Bedingungen. 31
Anscheinend kann der Mensch das vielfältige Nahrungsmittelangebot nutzen,
von einer rein pflanzlichen bis hin zu einer überwiegend tierischen Kost. Über
Jahrmillionen kann sich der Mensch dem Nahrungsmittelangebot anpassen. Zu
Beginn, sprich vor 60 Millionen Jahren, bestand die Ernährung vorwiegend aus
Insekten. Vor ca. 50 Millionen Jahren aßen einige Primaten mehr Früchte statt
Insekten. Vor etwa 1,8 Millionen Jahren wurde erstmals das rohe Fleisch über
dem Feuer zubereitet. Grundlage bildete vor 400000 Jahren die pflanzliche
Kost, da sie leichter zu erlangen war. Ackerbau wurde vor ca. 10000 Jahren
erstmals betrieben. Es wurden zielgerichtet Nahrungspflanzen angebaut. Vor
26
Vgl. Deutsche Gesellschaft für Ernährung et al. (2012), S. 47.
Vgl. Max Rubner-Institut, NVSII, Abschlussbericht Teil 2 (2008), S. 99ff.
28
Vgl. Deutsche Gesellschaft für Ernährung et al. (2012), S. 36.
29
Max Rubner-Institut, NVSII, Abschlussbericht Teil 2 (2008), S. 103f.
30
Vgl. Max Rubner-Institut, NVSII, Abschlussbericht Teil 2 (2008), S. 107ff.
31
Vgl. Von Koerber et al. (2012), S. 27.
27
11
ca. 6500 bis 4000 Jahren kam es zur Tierhaltung, somit stieg die Kost durch
tierische Nahrungsmittel wieder an.32 Etwa ab dem 18. Jahrhundert war die
genetische Entwicklung, in der sich Enzyme und Co. auf die menschliche
Ernährung angepasst haben, abgeschlossen. Die Ernährungsgewohnheiten
von
einer
verarbeiteten
artgerechten
Kost,
voluminösen,
also
überwiegend
vorwiegend
pflanzlichen,
wenig
kohlenhydratreichen
und
ballaststoffreichen Kost, wurde abgelöst durch eine heutzutage energiereiche,
vorwiegend tierischen, stark verarbeiteten Kost, welche sehr fettreich und
ballaststoffarm ist. Aufgrund dessen, dass die genetische Entwicklung vor
200 Jahren abgeschlossen war, hat sich unser Körper auf die jetzige
Ernährungsweise nicht angepasst bzw. anpassen können. Dies stellt auch
einen Grund für die zunehmenden Zivilisationskrankheiten dar.33 Lebensmittel
wurden in Massen hergestellt, lange haltbar gemacht und dadurch konnten sie
immer günstiger angeboten werden und waren für Jeden leicht zugänglich. 34
Allerdings war die frühere Ernährung, geprägt durch eine Mangelversorgung,
für die Gesundheit des Menschen genauso ungünstig wie heutzutage die
Über- und Fehlernährung, durch den Fortschritt auf verschiedenen Gebieten
spielt die Mangelversorgung jetzt eher eine untergeordnete Rolle. Eine
vollwertige Ernährungsweise soll nicht nur eine Mangelversorgung heutzutage
vorbeugen, sondern es besteht ein Zusammenhang zwischen Ernährung und
Gesundheit.
Somit
können
mit
Hilfe
der
richtigen
Ernährungsweise
Körpertätigkeiten verbessert und Krankheiten vorgebeugt werden. 35
2.3 Bedeutung der Vollwert - Ernährung bezogen auf verschiedene
Aspekte
Nach der sog. Gießener Formel36 nach Leitzmann, von Kürten und Männle wird
eine Vollwert - Ernährung wie folgt beschrieben. Die Vollwert-Ernährung soll
vorwiegend aus pflanzlichen, gering verarbeiteten Lebensmitteln bestehen.
Frische und für die Gesundheit wertvolle Lebensmittel werden so verarbeitet,
32
Vgl. Leitzmann (2012), S. 39ff.
Vgl. Von Koerber et al. (2012), S. 32.
34
Vgl. Leitzmann (2012), S. 41.
35
Vgl. Hahn (2002), S. 1ff.
36
Gießener Formel aufgrund des Wohnortes „Gießen“ der Autoren.
33
12
dass das Gericht leicht verdaulich, verträglich und geschmackvoll ist. Gemüse
und Obst, Vollkornprodukte, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Milch / -produkte
machen den größten Teil der Vollwert - Ernährung aus. Fleisch, Fisch und Eier
können in geringen Mengen enthalten sein. Circa die Hälfte der zugeführten
Nahrung soll aus unerhitzter Frischkost bestehen. Wie im Weiteren aufgeführt,
bezieht
sich
die
Vollwert
-
Ernährung
nicht
nur
auf
die
Gesundheitsverträglichkeit der Ernährung, sondern berücksichtigt auch die
Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialverträglichkeit des Ernährungssystems.
Umweltbewusste, regionale und saisonale Produkte sollen verwendet werden.
Die
Erzeugnisse
Lebensqualität,
sollen
umweltverträglich
gesundheitsverträglich,
Wirtschaftsbeziehungen
und
soziale
verpackt
sein.
Eine
umweltschonend,
Gerechtigkeit
sollen
mit
hohe
faire
einer
Vollwert - Ernährung weltweit begünstigt und unterstützt werden. 37 Wichtig für
den einzelnen Menschen ist, neben dem Genusswert der Ernährung und dass
der Hunger gestillt wird, der gesundheitliche Aspekt. Dieser gesundheitliche
Aspekt
entsteht
zusammengestellt
nur,
wenn
wurde.
die
Kost
Hingegen
ausgewogen
führt
eine
und
ausreichend
Überversorgung
oder
Unterversorgung an bestimmten Nährstoffen zu ernährungsmitbedingten
Folgeerkrankungen. Aufgrund dessen muss die Ernährung individuell für Jeden
einzelnen angepasst werden.38
37
Vgl. Leitzmann, von Koerber, Männle (2012), S. 3ff. Zitiert aus: Leitzmann, von Koerber, Männle (2003),
S. 257.
38
Vgl. Von Koerber et al. (2012), S. 3.
13
Abbildung 2: Dimensionen und Ansprüche der Vollwert - Ernährung
Quelle: Von Koerber et al. (2012), S. 4.
In Abbildung 2 wird deutlich, dass die Vollwert - Ernährung nicht nur durch
einen
gesundheitlichen
Aspekt
geprägt
ist,
sondern
vielmehr
ist
Vollwert - Ernährung ein Zusammenspiel aus vier verschiedenen Dimensionen
und
Ansprüchen.
Der
ökologische
Aspekt
besagt
z.B.,
dass
jede
Ernährungsweise, ob nun indirekt oder direkt, Konsequenzen auf die Umwelt
hat. Andererseits hat natürlich auch die Umwelt Einfluss auf die Qualität der
Lebensmittel und somit auf die menschliche Gesundheit. Hinsichtlich der
Lebensmittelqualität
müssen
Umweltprobleme
gesenkt
bzw.
vermieden
werden.39 In Bezug auf die Ernährung aus ökologischer Sicht „[…] sollte eine
möglichst ressourcenschonend und emissionsarme Erzeugung, Verarbeitung,
Vermarktung und Zubereitung der Lebensmittel erfolgen, außerdem eine
möglichst umweltfreundliche Entsorgung des Verpackungsmülls und der
organischen Reste.“40 Die Zunahme von Fertigprodukten in den südlichen
Ländern verändert deren Esskultur, somit steigen die Zivilisationskrankheiten
an. Die Zunahme belastet auch stark die Umwelt, Transportwege werden
länger, Anstieg an Futtermitteln usw.41 Ökonomische Aspekte wie Einkommen,
Kosten usw. sind in allen Bereichen des Ernährungssektors vorhanden.
39
Vgl. Von Koerber et al. (2012), S. 3f.
Zit. Von Koerber et al. (2012), S. 4.
41
Vgl. Von Koerber et al. (2012), S. 20.
40
14
Probleme entstehen vorwiegend in der ungerechten Verteilung zwischen den
Entwicklungs- und Industrieländern in Bezug auf das unterschiedliche
Einkommen, Knappheit verschiedener Ressourcen, Export / Import und die
Überproduktion an Lebensmitteln.42 Die Lebensmittel bzw. der Bereich der
Ernährung
schafft
Arbeitsplätze.
Im
Jahr
1998
konnten
durch
den
Ernährungssektor 4 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland gesichert werden.43
Den sozialen Aspekten kommt in Bezug auf die Ernährung auch eine
entscheidende
Rolle
zu.
Aufgrund
der
immer
weiter
wachsenden
Weltbevölkerung kann eine ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln nicht
gewährt werden. Lebensräume werden in den Entwicklungsländern zerstört,
somit kommt es zur Zunahme der Unterernährung, die Folge ist, dass die
Gesundheitssituation in den Ländern sich stetig verschlimmert. Zu große
Unterschiede entstehen in Bezug auf die Ernährung in den Industrie- und
Entwicklungsländern, es kommt zur unfairen Verteilung an Lebensmitteln.44
Eine verbesserte Bildungssituation hat grundlegende Auswirkungen auf eine
Verbesserung
der
Ernährungssituation.45
Die
Kinder
in
den
Entwicklungsländern haben meist nicht einmal eine Chance auf Bildung. Etwa
150 Millionen Kinder arbeiten unter gesundheitsschädlichen Bedingungen, um
die Familie mit zu ernähren. Meistens haben sie keine Kraft und Zeit mehr die
Schule zu besuchen, deshalb ist es ein immer wiederkehrender Kreislauf. 46 Die
industriell
hergestellten
Lebensmittel
erreichen
immer
mehr
die
Entwicklungsländer und zerstören somit deren Esskultur. Die Frauen in den
Entwicklungsländern verkaufen auf der Straße ihre traditionellen Mahlzeiten,
um ihr Einkommen aufzustocken. Dieses Einkommen bleibt durch die immer
mehr auf den Straßen verkauften industriell hergestellten Lebensmittel aus.47
Wir essen nicht nur, um unseren Nährstoffbedarf zu decken, Essen beinhaltet
viel mehr als das. Essen hat wesentliche seelische, soziale und kulturelle
42
Vgl. Von Koerber et al. (2012), S. 15.
Vgl. Umweltbundesamt (2002), S. 112.
44
Vgl. Von Koerber et al. (2012), S. 18f.
45
Vgl. Hofer (1999), S. 45.
46
Vgl. UNICEF (2010), S. 1.
47
Vgl. BUKO Agrar Koordination (1998), S. 88ff.
43
15
Funktionen auf den Menschen. Zusätzlich bietet Essen Genuss, Freude und
Erholung.48
2.4 Faktoren, die eine gesunde Ernährung beeinflussen
Aus der Techniker Krankenkassen - Studie „Iss was, Deutschland?“
(TK - Studie zum Ernährungsverhalten der Menschen in Deutschland) geht
hervor, dass der Bildungsstand und das Einkommen einen großen Einfluss auf
das Ernährungsverhalten der Menschen haben. Bildung und Einkommen sind
wichtige Faktoren für die Qualität des Essens. Vorwiegend zieht eine höhere
Schulbildung
oder
ein
Hochschulabschluss
auch
eine
gesündere
Ernährungsweise mit sich. Je höher das Einkommen ist, umso mehr Geld wird
für gesunde Lebensmittel ausgegeben. In Haushalten mit einem Einkommen
von über 4000 Euro netto pro Monat ernähren sich zwei Drittel größtenteils
gesund. In den Haushalten mit einem Einkommen von höchstens 1500 Euro
macht sich jeder Fünfte gar keine Gedanken über sein Ernährungsverhalten.49
Trotz des hohen Verdienstes greift nur die Hälfte dieser Personen zum Obst
und Gemüse. Im Gegensatz zu den schlechter Verdienenden essen drei Viertel
von Ihnen täglich Obst und Gemüse. Beim Fleisch und Wurstverzehr ist es
jedoch umgekehrt. Hier gilt die Devise: Je geringer der Bildungsstand oder je
geringer das Einkommen, desto mehr Fleisch und Wurst wird gegessen.
Geringverdiener essen täglich mindestens ein Stück Fleisch, wobei bei nur
jedem Dritten besser Verdienenden täglich Fleisch gegessen wird. Frauen mit
höherem Bildungsabschluss essen häufiger aus Frust bzw. in Stresssituationen.
Täglich werden Süßigkeiten und Salzgebäck von jedem Fünften mit Abitur oder
Hochschulabschluss gegessen. Jeder dritte Geringverdiener gibt an, sich
gesunder zu ernähren, wenn mehr Geld vorhanden wäre, somit spielt bei den
Geringverdienern Geld eine große Rolle, um sich gesünder zu ernähren bzw.
eine bessere Qualität der Lebensmittel zu leisten. Im gleichen Augenblick
geben die Geringverdiener an, dass kaum Wissen über Kochkenntnisse und
gesunde Ernährung vorhanden ist. Vorwiegend behaupten Geringverdiener,
dass eine gesunde Ernährung viel kostet. Ganz im Gegenteil, das Problem liegt
48
49
Vgl. Von Koerber (2012), S. 20.
Vgl. Techniker Krankenkasse (2013a), S. 7.
16
eher darin, dass ihnen Kenntnisse über die Zubereitung von gesundem Essen
fehlen bzw. sie nicht wissen, was eine gesunde Ernährung beinhaltet.
Mittlerweile ist bewiesen, dass gesunde Lebensmittel bzw. gesundes Essen
nicht viel kosten muss.50 Trotz des eher schlechten Rufes spielen der
Bildungsstand und das Einkommen beim Kauf von Fertigprodukten keine Rolle,
genauso
viele
Personen
mit
höherem
Bildungsabschluss
greifen
zu
Fertigprodukten wie Personen mit einem eher geringeren Bildungsstand. Hier
ist der Faktor „Zeit“ ausschlaggebend. Personen, die berufstätig sind, greifen
häufiger zu Tüten oder schnellem Essen. Viele Berufstätige haben in ihren
Arbeitspausen nicht die Zeit etwas in Ruhe zu essen. Erst mit dem Alter ändert
sich diese Situation, denn je älter Frauen oder Männer sind, desto mehr Zeit
und Bedeutung wird dem Essen gewidmet. Unterwegs zu essen bzw. im Gehen
zu essen, nimmt mit dem Alter ab. Geringverdiener, Personen mit einer
geringeren Schulbildung und mit wenigen Kochkenntnissen essen häufiger
beim Fernsehen bzw. greifen öfter nebenher in die Chipstüte. Gut Verdienende
ab einem Nettoeinkommen von über 4000 Euro naschen vorm Fernseher
weniger. Geringverdiener, die sich das Essen unterwegs nicht leisten können,
essen weniger unterwegs. Personen hingegen mit einem hohen Bildungsniveau
und höherem Einkommen essen vorwiegend unterwegs, sie bemühen sich
aber, etwas Gesundes zum Essen zu kaufen. Häufig lässt das Essen in den
Betrieben bzw. am Arbeitsplatz zu wünschen übrig. Viele nehmen das Angebot
nicht wahr, da es oft zu ungesund und das Angebot eher rar und so eine
gesunde Ernährung nicht möglich ist. Einige Studienteilnehmer sagten, dass
eine gesunde Ernährung am Arbeitsplatz möglich ist, hier sei nur der gute Wille
gefragt. Genügend Flüssigkeit gehört zu einer gesunden Ernährung dazu, 43 %
der Studienteilnehmer und vor allem die mit einem hohen Bildungsstand und
hohem Monatseinkommen kommen auf die ideale Flüssigkeitsmenge von
1,5 Liter pro Tag nicht.51 In der Nationalen Verzehrsstudie II im Ergebnisbericht
Teil 1 wird auch wieder deutlich, dass es einen Zusammenhang in Bezug auf
das Ernährungswissen und den Schulabschluss gibt. In der NVS II geht hervor:
„Je höher der Schulabschluss, desto häufiger wurden probiotischer Joghurt,
50
51
Vgl. Techniker Krankenkasse (2013a), S. 8ff.
Vgl. Techniker Krankenkasse (2013a), S. 15ff.
17
ACE - Getränke, die „5 am Tag“ Kampagne sowie die Qualitäts- und Gütesiegel
erkannt.“52 In der NVS II wird der Schichtindex mit dem Essverhalten der
deutschen Bevölkerung in Verbindung gebracht. Der Schichtindex beinhaltet
Schulabschluss, berufliche Stellung des Hauptverdieners und das monatliche
Haushalts - Netto - Einkommen.53 Sichtbar ist, dass Personen mit einer
niedrigeren Schuldbildung und einem geringeren Einkommen seltener Obst,
Gemüse und Fisch bzw. gesunde Lebensmittel essen. Stattdessen werden
mehr fett- und zuckerreiche Lebensmittel gegessen wie Fleisch, Wurstwaren
und Süßwaren. Auch zum Trinken bevorzugen sie anstatt Wasser eher
Limonade.54
o Vergleich
des
Lebensmittelgruppen
Lebensmittelverzehrs
der
in
Männer
Bezug
auf
die
verschiedenen
und
deren
Schichtzugehörigkeit (untere Schicht und Oberschicht)55
Werden die verschiedenen Lebensmittelgruppen der Männer der unteren
Schicht und der Männer der Oberschicht verglichen, ist beim Brot ein geringer
Unterschied deutlich. Männer der unteren Schicht essen 165 g/Tag Brot und die
Männer der Oberschicht 174 g/Tag. Auffälliger wird es beim Gemüse, bei Pilzen
und Hülsenfrüchten, die untere Schicht der Männer verzehrt täglich 95 g/Tag,
wohingegen die Oberschicht 118 g/Tag verzehrt. Genau wie beim Gemüse isst
die untere Schicht weniger Obst und Obsterzeugnisse mit 189 g/Tag als die
Oberschicht mit 239 g/Tag Obst. Mit 29 g/Tag an Fetten und Ölen liegt der
Verzehr der Männer der unteren Schicht auch über dem der Oberschicht mit
26 g/Tag. Die untere Schicht verzehrt täglich 110 g Fleisch, Fleischerzeugnisse
und Wurstwaren, im Gegensatz verzehrt die Oberschicht 88 g/Tag. Weniger
Fisch, Fischerzeugnisse und Krustentiere werden in der unteren Schicht
gegessen mit 12 g/Tag, bei der Oberschicht liegt die Menge bei 19 g/Tag.
Süßwaren werden auch bevorzugt eher von der unteren Schicht mit 55 g/Tag
verzehrt und von der Oberschicht mit 51 g/Tag. Bei den alkoholfreien
Getränken ist die Limonade erwähnenswert, die untere Schicht trinkt 365 g
52
Zit. Max Rubner-Institut, NVS II, Abschlussbericht Teil 1 (2008), S. XXII.
Vgl. Max Rubner-Institut, NVS II, Abschlussbericht Teil 1 (2008), S. 3ff.
54
Vgl. Max Rubner-Institut, NVS II, Abschlussbericht Teil 2 (2008), S. 58ff.
55
Beim Lebensmittelverzehr ist der Mittelwert aufgeführt
53
18
Limonade pro Tag, im Gegenzug die Oberschicht 95 g/Tag. Bei den
alkoholischen Getränken wird von beiden Schichten das Bier bevorzugt
getrunken. Die Männer der unteren Schicht trinken täglich 299 g und die der
Oberschicht 216 g/Tag.56
o Vergleich
des
Lebensmittelgruppen
Lebensmittelverzehrs
der
in
Frauen
Bezug
auf
die
verschiedenen
und
deren
Schichtzugehörigkeit (untere Schicht und Oberschicht)
Auch beim Gemüse, bei Pilzen, Hülsenfrüchten ist die Verzehrmenge bei den
Frauen deutlich geringer, bei der unteren Schicht mit 117 g/Tag als bei der der
Oberschicht mit 147 g/Tag. Die Verzehrmenge von Obst, Obsterzeugnissen
oder Saft ist deutlich geringer bei den Frauen der unteren sozialen Schicht mit
265 g/Tag, wobei der Obstverzehr bei der oberen sozialen Schicht 291 g/Tag
beträgt. 22 g Fette und Öle werden von den Frauen der unteren Schicht täglich
aufgenommen, bei den Frauen der oberen Schicht sind es 19 g/Tag. Milch,
Milcherzeugnisse und Käse werden vor allem in der Oberschicht mit 245 g/Tag
gegessen, 227 g/Tag verzehrt die untere Schicht. Wie bei den Männern,
werden
auch
bei
den
Fleischerzeugnisse
als
bei
und
den
Frauen
der
Wurstwaren
Frauen
unteren
Schicht
gegessen
der
mit
mehr
Fleisch,
57
g/Tag
Oberschicht
mit
50 g/Tag. Die Lebensmittelgruppe Fisch, Fischerzeugnisse und Krustentiere
werden bevorzugt von der Oberschicht verzehrt mit 15 g/Tag, die untere
Schicht isst täglich 11 g/Tag. Süßwaren werden vor allem von der unteren
Schicht bevorzugt mit 56 g/Tag, die Oberschicht isst täglich 44 g. Bei den
alkoholfreien Getränken wird Wasser von beiden Schichten bevorzugt
getrunken, wohingegen aber in der unteren Schicht bei den alkoholfreien
Getränken 141 g Limonade pro Tag getrunken wird, bei der Oberschicht
hingegen 43 g/Tag.57
56
57
Vgl. Max Rubner-Institut, NVS II, Abschlussbericht Teil 2 (2008), S. 195f.
Vgl. Max Rubner-Institut, NVS II, Abschlussbericht Teil 2 (2008), S. 197f.
19
2.5 Ernährungsempfehlungen der DGE
Im Gegensatz zu der Vollwert - Ernährung von Leitzmann et al. empfiehlt die
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine vollwertige Ernährung. Die
vollwertige Ernährung hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr die
Grundsätze der Vollwert - Ernährung angenommen, sodass es keine
ausschlaggebenden Unterschiede zwischen der Vollwert - Ernährung und
vollwertigen Ernährung gibt.58 Ein grundlegender nennenswerter Unterschied ist
jedoch,
dass
bei
der
vollwertigen
Ernährung
auch
Produkte
aus
konventionellem Anbau genutzt werden. Die Vollwertkost nutzt Produkte aus
anerkannt ökologischer Landwirtschaft.59 Im Weiteren wird sich auf die
vollwertige Ernährung nach der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
bezogen. Ilse Aigner äußert sich in der Fachzeitschrift „Kompass Ernährung“
zum Thema Vollwertigkeit: „Vollwertigkeit ist weder eine Weltanschauung noch
ein Rezept für langweiliges Essen. Eine ausgewogene und vollwertige
Ernährung kennt keine Verbote. Sie soll letztlich sicherstellen, dass unser
Körper optimal mit Energie und allen notwendigen Nährstoffen versorgt wird.“60
Durch eine vollwertige Ernährung soll mit der optimalen Lebensmittelauswahl
die Nährstoffmenge eines Menschen gedeckt werden, d.h., nicht nur einzelne
Nahrungsmittel gehören zu einer vollwertigen Ernährung dazu, sondern die
Gesamtheit des Lebensmittelsortimentes. Zusätzlich sollen Krankheiten durch
eine vollwertige Ernährung vorgebeugt bzw. verhütet werden.61
2.5.1 Terminologie zum Thema
Wichtig für den Menschen ist es den Nährstoffbedarf des Organismus zu
decken, d.h., die Nährstoffe müssen in ausreichender Menge über die Nahrung
aufgenommen werden, damit wichtige körperliche Funktionen erhalten bleiben.
Der Nährstoffbedarf ist von verschiedenen Einflüssen abhängig, deshalb ist er
für jeden Menschen unterschiedlich. Dieser ist u.a. abhängig vom Alter,
58
Vgl. Schmiedel (2010), S. 36.
Vgl. Heseker (2011), S. 3.
60
Zit. Ilse Aigner (2011), S. 2.
61
Vgl. o.V. (2011), S. 4.
59
20
Geschlecht,
körperlichen
Tätigkeit
usw. 62
Der
Grundumsatz
(Ruhe - Nüchtern - Umsatz) ist die Energiemenge, die ein Mensch
durchschnittlich benötigt, in völliger Ruhe, im Liegen, 12 Stunden nach der
letzten Nahrungsaufnahme und bei einer Raumtemperatur von 20°C. Die
Berechnung des Grundumsatzes erfolgt für 24 Stunden und ist nicht 100 % ig
genau. Der Grundumsatz ist der Minimalbedarf der Energiemenge, die
zugeführt werden soll, damit alle lebensnotwendigen Funktionen des Körpers
aufrecht erhalten werden.63 Der Grundumsatz ist von diversen Faktoren
abhängig, z.B. vom Alter, Geschlecht, aber auch von der Temperatur usw. Mit
zunehmender Größe steigt auch der Grundumsatz eines Menschen. Der
Leistungsumsatz ist die Energiemenge, die zusätzlich zum Grundumsatz für
andere körperliche Tätigkeiten wie Sport, hauswirtschaftliche Tätigkeiten usw.
benötigt wird. Aus dem Grundumsatz und dem Leistungsumsatz setzt sich der
tägliche Gesamtenergiebedarf des Menschen zusammen, dieser wird erreicht,
wenn die Nährstoffe durch die Nahrung in angemessener Menge aufgenommen
werden.64 Der Grundumsatz, Leistungsumsatz, Gesamtenergiebedarf und der
Energiegehalt der Grundnährstoffe wird in Kilojoule (kJ) oder Kilokalorien (kcal)
angegeben.65 Die Umrechnung von Kilokalorie in Kilojoule, 1 Kilokalorie = 4,184
Kilojoule.66 Die energieliefernden Nährstoffe sind Kohlenhydrate, Fett, Eiweiß
und Alkohol. Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett bilden gemeinsam die
Grundnährstoffe.67
2.5.2 Die Nährstoffe
Die Grundnährstoffe und die Hauptenergielieferanten sind die Kohlenhydrate,
Fette und Proteine (Eiweiße). Zusätzlich erfüllen auch Mineralstoffe und
Vitamine wichtige Aufgaben im Körper.
o Kohlenhydrate
Für den Körper sind die Kohlenhydrate die bedeutendste Energiequelle.
62
Vgl. Schek (2013), S. 14.
Vgl. Schlieper (2000), S. 15.
64
Vgl. Schek (2013), S. 30f.
65
Vgl. o.V. (2008), S. 158f.
66
Vgl. De Groot et al. (2001), S. 14.
67
Vgl. Schlieper (2000), S. 21.
63
21
Die Kohlenhydrate geben dem Körper pro 1 Gramm = 4,1 kcal Energie.
Kohlenhydrate haben somit die Aufgabe diese Energie für verschiedene
Körperleistungen zu liefern, z.B. für die Gehirnzellen, Muskelzellen usw.68 Die
empfohlene tägliche Kohlenhydratzufuhr sollte > 50 % der Nahrungsenergie
ausmachen.69 Die Namen des Zuckers enden oftmals auf „-ose“, Glucose,
Fructose, Lactose usw. Die Energiereserven der Kohlenhydrate werden in der
Leber und im Muskel bei vermehrter Kohlenhydrataufnahme durch die Nahrung
gespeichert. Kohlenhydrate nimmt der Mensch vorwiegend über pflanzliche
Lebensmittel
auf.
Die
Grundbausteine
aller
Kohlenhydrate
sind
die
Monosaccharide (Einfachzucker) wie Glucose, Fructose und Galactose, diese
können nicht weiter zerlegt werden. Schließt sich der Einfachzucker zusammen,
entsteht
der
Zweifachzucker
(Disaccharide)
und
der
Mehrfachzucker
(Polysaccharide).70 Die Disaccharide bestehen aus zwei Monosaccharide, z.B.
besteht der Milchzucker (Disaccharid), auch Lactose genannt, aus den beiden
Einfachzuckern Glucose und Galaktose.71 Letztlich gibt es die Polysaccharide,
welche aus einer Vielzahl an aneinander gereihten Monosacchariden bestehen.
Ein Beispiel ist hier unter anderem die Hemicellulose, Bedeutung findet die
Hemicellulose in der Ernährung als sog. Ballaststoff (BST).72 Ballaststoffe sind
unverdauliche Nahrungsbestandteile. Ballaststoffe haben im Körper wichtige
Aufgaben, u.a. regen sie die Kautätigkeit an, aufgrund dessen, dass die
Ballaststoffe lange im Magen - Darm - Trakt verweilen, hält die Sättigung länger
an, die Bewegungsfähigkeit des Darmes erhöht sich und sie wirken
cholesterinsenkend.73
o Fette
Fette dienen dem Körper vor allem als Energielieferant, 1 Gramm Fett liefert
dem Körper 9,3 kcal Energie, hat somit von den Nährstoffen den höchsten
Energiegehalt. Fette liefern die fettlöslichen Vitamine A, D, E, K und sind
zusätzlich ein Geschmacksträger. Fette kommen sowohl in pflanzlichen als
68
Vgl. Spegg; Erfurt (2013), S. 27.
Vgl. Deutsche Gesellschaft für Ernährung et al. (2012), S. 59.
70
Vgl. Spegg; Erfurt (2013), S. 27ff.
71
Vgl. Biesalski et al. (1995), S. 46.
72
Vgl. Spegg; Erfurt (2013), S. 30f.
73
Vgl. Höfler; Sprengart (2012), S. 12f.
69
22
auch tierischen Lebensmitteln vor.74 Die Fette setzen sich aus Fettsäuren und
Glycerin
zusammen.
Fettsäuren
unterscheiden
sich
hinsichtlich
ihrer
Kettenlänge und dem Sättigungsgrad. Der Sättigungsgrad wird unterschieden in
gesättigte
Fettsäuren,
einfach
ungesättigte
Fettsäuren
und
mehrfach
ungesättigte Fettsäuren.75 Vor allem die einfach und mehrfach ungesättigten
Fettsäuren haben einen bedeutenden Stellenwert in der Ernährung. Die einfach
ungesättigten Fettsäuren, welche als Ölsäure im Olivenöl vorkommen, wirken
cholesterinsenkend. Bei den zwei- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren wird
in Omega - 3 - Fettsäure und Omega - 6 - Fettsäuren unterschieden. Die
Linolsäure (Omega - 3 - Fettsäure) und die Alpha - Linolensäure
(Omega - 3 - Fettsäure) sind lebensnotwendig für den Menschen, sie werden
vom Körper nicht selbst gebildet und müssen deshalb über die Nahrung
aufgenommen werden.76 Das Cholesterin ist wohl der bekannteste und
bedeutendste fettähnliche Stoff im Bereich der Ernährung aus der Gruppe der
Steroide. Cholesterin wird nur im menschlichen und tierischen Stoffwechsel
gebildet und kommt somit in Pflanzen nicht vor. Es ist u.a. am Aufbau der
Zellmembranen beteiligt.77
o Eiweiße (Proteine)
Die Eiweiße bilden hier den dritten und letzten Hauptnährstoff im Bereich der
menschlichen Ernährung. Die Proteine liefern mit 1 Gramm = 4,1 kcal
Energie.78 Jede Zelle des menschlichen Körpers besteht aus Eiweiße, diese
üben unterschiedliche Aufgaben aus. Dem Körper dienen sie u.a. als Wirkstoff
in Form von Enzymen und Hormonen, aber auch als Transport- und
Speicherprotein, bilden Antikörper für die Immunabwehr usw. 20 verschiedene
Aminosäuren sind Grundbausteine der menschlichen Proteine. 79 Eiweiße
kommen in pflanzlichen als auch tierischen Nahrungsmitteln vor. In der
Eiweißernährung des Menschen spielt die biologische Wertigkeit eine
besondere Rolle. Man spricht von einer hohen biologischen Wertigkeit des
74
Vgl. Spegg; Erfurt (2013), S. 34f.
Vgl. Biesalski (1995), S. 58ff.
76
Vgl. Spegg; Erfurt (2013), S. 36ff.
77
Vgl. Schlieper (2000), S. 82.
78
Vgl. Spegg; Erfurt (2013), S. 45.
79
Vgl. Schlieper (2000), S. 99f.
75
23
Nahrungsproteins,
umso
ähnlicher
das
Nahrungsproteins dem des Körperproteins ist.
80
Aminosäuremuster
des
Vor allem tierische Proteine
ähneln dem Körperprotein und müssen deshalb in geringeren Mengen
aufgenommen werden als pflanzliche Proteine, um eine ausgewogene
Stickstoffbilanz zu erhalten.81
o Vitamine
Der Körper kann Vitamine nicht selber herstellen bzw. bilden, deshalb müssen
sie über die pflanzlichen und tierischen Lebensmittel aufgenommen werden.
Vitamine sind an vielen Prozessen im Körper beteiligt und sind deshalb
lebensnotwendig für den Menschen. Vitamine werden unterschieden in
fettlösliche und wasserlösliche Vitamine.82 Zu den fettlöslichen Vitaminen
zählen Vitamin A, D, E und K, zu den wasserlöslichen Vitaminen gehören die
Vitamine B1, B2, B6, B12, C, Biotin, Folsäure, Niacin und Pantothensäure.83 Die
fettlöslichen Vitamine A, D, E, K brauchen Fett um gelöst zu werden. 84 In der
Leber werden vorwiegend u.a. die fettlöslichen Vitamine gespeichert, die
wasserlöslichen können nur in geringen Mengen gespeichert werden.85
o Mineralstoffe
Wie auch die anderen Nährstoffe erfüllen die Mineralstoffe wichtige Aufgaben
im menschlichen Körper, u.a. wirken sie beim Aufbau der Knochen und Zähne
mit. Mineralstoffe werden über die pflanzlichen und tierischen Lebensmittel
aufgenommen. Unterschieden werden die Mineralstoffe hinsichtlich ihres
mengenmäßigen Vorkommens im Körper in Mengen- und Spurenelemente. Zu
den Mengenelementen gehören Natrium, Kalium, Chlor, Calcium, Magnesium
und Phosphor. Spurenelemente sind nur in sehr kleinen Mengen im Körper
vorhanden. Spurenelemente sind z.B. Chrom, Eisen, Fluor, Zink usw.86
80
Vgl. De Groot et al. (2001), S. 82f.
Vgl. Schlieper (2000), S. 118ff.
82
Vgl. Biesalski (1995), S. 94.
83
Vgl. Schlieper (2000), S. 184.
84
Vgl. De Groot et al. (2001), S. 111.
85
Vgl. De Groot et al. (2001), S. 117ff.
86
Vgl. De Groot et al. (2001), S. 164ff.
81
24
2.5.3 D - A - CH Referenzwerte
Grundlage für die Ernährungsempfehlungen der DGE bilden die D - A - CH
Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Einheitliche Referenzwerte für die
Nährstoffzufuhr haben die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die
Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) und die Schweizerische
Gesellschaft für Ernährungsforschung (SGE) sowie die Schweizerische
Vereinigung für Ernährung (SVE) beschlossen, die gemeinsam die D - A - CH87
Referenzwerte
bilden.88
Referenzwerte
sind
Mengenangaben
für
die
Nährstoffzufuhr, sie berücksichtigen nicht den Bedarf der einen Person,
sondern
sollen
die
Nährstoffzufuhr
aller
Personen
der
jeweiligen
Bevölkerungsgruppe abdecken, somit vor ernährungsbedingten Krankheiten,
Defiziten schützen und deren Leistungsvermögen aufrecht erhalten.89 Die
Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr gelten für gesunde Menschen. Die
empfohlenen Nährstoffwerte sind höher angesetzt als der tatsächliche
Nährstoffbedarf, damit fast alle Personen (97,5 %) der Bevölkerung
ausreichend versorgt werden, um einem Mangel vorzubeugen. Dieser sog.
„Sicherheitszuschlag“ wird auch noch für Proteine, essenzielle Fettsäuren,
einige Mineralstoffe und Vitamine gegeben, nicht gegeben wird er beim
Nahrungsenergiebedarf.90
2.5.4 Der Ernährungskreis und die 10 Regeln der DGE
Die 10 Regeln der DGE erschienen erstmals im Jahr 1956. Zu Beginn sollte
nicht nur die optimale Nährstoffaufnahme und ernährungsphysiologische
Wertigkeit der Lebensmittel im Vordergrund stehen, sondern die Ernährung
sollte vor allem schmackhaft und vollwertig sein. Zusätzlich wurde noch Bezug
auf kulinarische, kulturelle und soziale Standpunkte der Ernährung genommen.
Im Mittelpunkt der vollwertigen Ernährung sollte eine abwechslungsreiche Kost
stehen, die vorwiegend aus Vollkorn / Vollkornprodukten, Obst und Gemüse
besteht. Fett und Alkohol sollte nur in geringem Maße aufgenommen werden.
87
D-A-CH zurückzuführen auf die internationalen Länderkennzeichen.
Vgl. Deutsche Gesellschaft für Ernährung et al. (2012), S. 5.
89
Vgl. Deutsche Gesellschaft für Ernährung et al. (2012), S. 5ff.
90
Vgl. Leitzmann et al. (2009), S. 5f.
88
25
Relevant waren schon immer die präventiven und ernährungsphysiologischen
Aspekte der vollwertigen Ernährung. Die aktuellste Ausführung von „Vollwertig
essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE“ gibt es seit August 2000. Die
10 Regeln der DGE sollen vor allem seit 2000 den aktuellen wissenschaftlichen
Erkenntnisstand berücksichtigen.91 Die 10 Regeln der DGE sind für einen
großen Personenkreis geeignet, außer für die Säuglinge. Die 10 Regeln stellen
keine Verbote auf, sondern geben vielmehr Ernährungsempfehlungen. Der
DGE - Ernährungskreis zeigt, wie die richtige Lebensmittelauswahl aussehen
soll, um unter anderem den Körper mit allen Nährstoffen ausreichend zu
versorgen.
Abbildung 3: Der DGE-Ernährungskreis
Quelle: Copyright: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Bonn. In: Rösch (2011), S. 3.
91
Vgl. Oberritter (2000), o.S.
26
Der DGE - Ernährungskreis ist in 7 verschiedene Lebensmittelgruppen
eingeteilt. Die folgenden sieben Lebensmittelgruppen und deren dazugehöriger
prozentuale Anteil an der Gesamtlebensmittelmenge, ohne Getränke, sind wie
folgt dargestellt:
Abbildung
4:
Der
Anteil
der
einzelnen
Segmente
Gesamtlebensmittelmenge ohne Getränke in Gewichtsprozent
an
der
Quelle: DGE (2011a), S. 3.
Die Lebensmittelgruppen sind im DGE - Ernährungskreis unterschiedlich groß
dargestellt, was bedeutet, dass von den größer dargestellten Teilstücken des
Kreises bzw. der Lebensmittelgruppe mengenmäßig mehr verzehrt werden soll
und je kleiner die Lebensmittelgruppe im DGE - Ernährungskreis dargestellt ist,
desto weniger soll davon verzehrt werden. Trotz dessen, dass sie an siebenter
Stelle des DGE - Ernährungskreises kommen, machen die Getränke den
mengenmäßig größten Anteil der Ernährung aus bzw. stellen die größte
Lebensmittelgruppe
dar.
Vorwiegend
sollen
die
pflanzlichen
Lebensmittelgruppen Getreide, Getreideerzeugnisse, Kartoffeln; Gemüse, Salat
und Obst gegessen werden, diese Lebensmittelgruppen sollen die Grundlage
für unsere Ernährung bilden. Die tierischen Lebensmittelgruppen Milch,
Milchprodukte; Fleisch, Wurst, Fisch und Eier sollten in der Ernährung nicht
fehlen, aber mengenmäßig einen geringeren Teil der Ernährung ausmachen.
Fette und Öle nehmen die kleinste Lebensmittelgruppe ein und sollten am
27
wenigsten verzehrt werden, aufgrund des hohen Energiegehaltes. Süßigkeiten
und Knabbereien sind auch erlaubt, aber in Maßen! Wer sich an den
DGE - Ernährungskreis hält, isst ohne weiteres ausgewogen und achtet auf die
Kalorienmenge.92 Die Ernährungsempfehlungen „Vollwertig essen und trinken
nach den 10 Regeln der DGE“ werden im Weiteren näher erläutert. Die erste
Regel
empfiehlt
„Vielseitig
essen“.
Aus
den
verschiedenen
Lebensmittelgruppen soll die tägliche Ernährung abwechslungsreich und im
richtigen Mengenverhältnis zusammengestellt werden. Hier sollen verschiedene
Lebensmittel
Verbindung
der
verschiedenen
gebracht
Nährstoffzufuhr
werden,
gedeckt
wird.
Lebensmittelgruppen
damit
die
Werden
tägliche
nur
miteinander
bzw.
in
wöchentliche
Lebensmittel
aus
einer
Lebensmittelgruppe verzehrt, kann dies schnell zur Unterversorgung diverser
Nährstoffe
führen.
Es
zurückgegriffen werden.
ersten
93
soll
vorwiegend
auf
energiearme
Lebensmittel
Die zweite Regel beinhaltet Empfehlungen aus der
Lebensmittelgruppe
des
DGE
-
Ernährungskreises
„Reichlich
Getreideprodukte - und Kartoffeln“. Die Grundlage einer vollwertigen Ernährung
sollte unter anderem aus Brot, Nudeln, Reis, Getreideflocken bestehen. Die
Lebensmittel sollten vorwiegend aus Vollkorn sein, damit die tägliche
DGE - Empfehlung von 30 g Ballastoffen erreicht wird. Vollkorn bedeutet, dass
das ganze Getreidekorn verarbeitet wurde. Brot, Nudeln und Co. sollten einen
hohen Vollkornanteil haben, somit besitzen sie einen niedrigen glykämischen
Index, dieser ist von großer Bedeutung. Der glykämische Index hat
Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel, beim niedrigen glykämischen Index
steigt der Blutzuckerspiegel nur gering an. Kartoffeln sollten bei der Ernährung
nicht fehlen. Diese fettarmen Lebensmittel liefern wichtige Nährstoffe wie
Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und machen vor allem auch
satt. Die DGE empfiehlt täglich für Erwachsene aus dieser Lebensmittelgruppe
9 200 - 300 g Brot oder
o 150 - 250 g Brot und 50 - 60 g Getreideflocken und
9 200 - 250 g gekochte Kartoffeln oder
92
93
Vgl. Rösch (2011), S. 4ff.
Vgl. Rösch (2011), S. 6ff.
28
o 200 - 250 g gekochte Teigwaren oder
ƒ
150 - 180 g gekochten Reis
zu essen.94 Mit der Kampagne „Gemüse und Obst - Nimm 5 am Tag…“ wird
von der DGE die dritte Ernährungsempfehlung gegeben. Fünf Portionen95
Gemüse und Obst sollen täglich gegessen werden. Eine Portion könnte auch
durch einen Saft ersetzt werden. Das Gemüse und Obst sollte nicht zerkocht
sein, eher gedämpft werden. Gemüse und Obst sollten bei jeder Hauptmahlzeit
eine wichtige Rolle einnehmen und auch als Zwischenmahlzeit sollten sie nicht
fehlen, die beiden Lebensmittelgruppen bieten viele Vitamine, Mineralstoffe,
Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, sättigen und sind kalorienarm. Die DGE
empfiehlt, dass täglich mindestens 3 Portionen (400 g) Gemüse gegessen
werden sollen, das könnte sich wie folgt verteilen
9 300 g gegartes Gemüse und 100 g Rohkost / Blattsalat oder
o 200 g gegartes Gemüse und 200g Rohkost/Blattsalat.
Vom Obst sollen nur 2 Portionen gegessen werden, das entspricht 250 g. Für
Gemüse und Obst spricht auch das preiswerte saisonale Angebot, die
Vielfältigkeit,
universelle
Einsetzbarkeit
in
der
Küche
und
und
und.
Hülsenfrüchte liefern dem Körper zusätzlich noch pflanzliches Eiweiß. Vorsicht
ist bei Nüssen geboten, diese enthalten im Gegensatz zu anderen Obstarten
reichlich Fett, aber dafür wiederum wertvolle einfach und mehrfach ungesättigte
Fettsäuren. Eine Portion Obst kann durch eine Portion (25 g) Nüsse ersetzt
werden.96 Die vierte Empfehlung der DGE lautet „Täglich Milch und
Milchprodukte; ein- bis zweimal in der Woche Fisch; Fleisch, Wurstwaren sowie
Eier in Maßen“. Milch und Milchprodukte sind wertvolle Calciumlieferanten,
deshalb sollen täglich
9 200 - 250 g Milch / Joghurt / Quark / Buttermilch / Kefir und
9 50 - 60 g Käse
94
Vgl. Rösch (2011), S. 8f.
Die eigene Hand soll als Maßstab für eine Portion dienen
96
Vgl. Rösch (2011), S. 10ff.
95
29
aus der Lebensmittelgruppe gegessen werden. Bevorzugt werden sollen
fettarme Milch und Milchprodukte wie Magerquark, Milch mit 1,5 % Fett, Käse
mit 30 % Fett in der Trockenmasse. In der Woche sollten die Mengen von
9 300 - 600 g Fleisch und Wurst
nicht überschritten werden. So wird die von der DGE empfohlene Fett- und
Cholesterinmenge nicht überschritten, aber trotzdem wird die notwendige
Menge an Eiweiße, B - Vitamine, Eisen und Zink mit der Nahrung
aufgenommen. Vorwiegend sollte fettarmes Fleisch und Wurst auf dem
Speiseplan stehen. Drei Eier die Woche werden empfohlen, hier sind die sog.
versteckten Eier enthalten, welche sich im Kuchen, Auflauf usw. befinden.
Neben dem Fleisch auf dem Mittagstisch bietet sich ebenso ein schönes Stück
Fisch an. Empfohlen werden in der Woche
9 80 - 150 g fettarmer Seefisch und
9 70 g fettreicher Seefisch.
Zum fettarmen Seefisch gehören u.a. Kabeljau und Seelachs. Zu den
fettreichen Seefischen zählen u.a. Makrele, Hering, Thunfisch, Lachs. Im Fisch
sind vor allem die lebensnotwendigen Omega - 3 - Fettsäuren enthalten.
Darüber hinaus liefern Fische noch Jod und Vitamine, aber auch wichtiges
Eiweiß. Nur in Seefisch ist die Menge an Jod enthalten um unseren Jodbedarf
ausreichend zu decken.97 Wie zum Teil auch die anderen Empfehlungen
beinhalten, soll auf „Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel“ geachtet werden,
dies empfiehlt die fünfte Regel der DGE. Auf das richtige Fett und die
Fettmenge soll geachtet werden. Fett liefert besonders viel Energie und sollte
deswegen sparsam verwendet werden, um Übergewicht zu vermeiden, daher
das wenige Fett behutsam auswählen. Pflanzliche Öle und Fette sollen
vorwiegend verwendet werden, besondere Vorsicht gilt bei versteckten Fetten.
Fett wird in versteckter Form über unsere Lebensmittel aufgenommen, welche
u.a. in Fertigprodukten und Süßigkeiten enthalten sind. Auf Fertiggerichte soll
wegen des hohen Fettanteils verzichtet werden. Empfohlen werden täglich
97
Vgl. Rösch (2011), S. 14ff.
30
9 10 - 15 g Öl (z.B. Rapsöl, Sojaöl) und
9 15 - 30 g Butter oder Margarine.
Gesättigte Fettsäuren kommen vorwiegend in tierischen Lebensmitteln wie
Fleisch, Butter, Fast - Food vor und sollten nur in geringen Mengen verzehrt
werden, damit bestimmte Krankheiten gar nicht erst entstehen. Die gesättigten
Fettsäuren sollten 10 % der Gesamtenergiezufuhr nicht überschreiten. In den
pflanzlichen Ölen und im Fisch sind die ungesättigten Fettsäuren wie die
Omega - 3 - Fettsäuren und Omega - 6 - Fettsäuren enthalten, sie wirken sich
positiv auf den Körper aus.98 Die sechste Empfehlung „Zucker und Salz in
Maßen“. Produkte wie Pralinen, Schokolade, Kekse, Chips enthalten viel
Zucker und Fett, somit liefern sie viel Energie, aber wenig Vitamine und
Mineralstoffe, führen auf Dauer zu Übergewicht bzw. gefährden die Gesundheit.
Naschen ist erlaubt, aber in geringen Mengen! Aus Langeweile, Hunger oder
Frust sollte nicht genascht werden. Täglich wird zu viel Salz aufgenommen. Die
tägliche Menge von 5 g Salz reicht aus, um die Aufgaben im Körper ausführen
zu können. Verwendet werden sollte Salz, welches Jod und Fluorid enthält, um
somit zusätzlich einem Jodmangel vorzubeugen. Fertigprodukte enthalten nicht
nur viel Fett, sondern auch viel Salz, deshalb unverarbeitete Lebensmittel
bevorzugen und kreativ mit verschiedenen frischen Kräutern würzen. Somit
gelangen
neben
dem
verbesserten
Geschmack
noch
Vitamine
und
Mineralstoffe in die Speisen.99 Um „Reichlich Flüssigkeit“ geht es in der
siebenten Empfehlung der DGE. Flüssigkeit ist für unseren Körper essentiell.
Die täglich empfohlene Menge von
9 1,5 Liter Flüssigkeit
sollte deshalb nicht unterschritten werden. Von den Getränken sollte vor allem
Wasser bevorzugt werden, auch andere energiefreie Getränke wie Kaffee, Tee
oder
energiearme
Getränke,
z.B.
mit
Wasser
verdünnte
Säfte
(1 Teil Saft, 3 Teile Wasser) sind empfehlenswert. Zuckerreiche Limonaden,
Fruchtsaftgetränke und Cola sind nicht empfehlenswert, sie enthalten viel
98
99
Vgl. Rösch (2011), S. 18f.
Vgl. Rösch (2011), S. 20f.
31
Energie und löschen zusätzlich nicht den Durst. Vorsicht ist geboten bei
alkoholischen Getränken, diese enthalten viel Energie, sollten deshalb nicht
regelmäßig und in hohen Mengen getrunken werden.100 Das Essen
„Schmackhaft
und
schonend“
zubereiten,
heißt
es
in
der
achten
Ernährungsempfehlung der DGE. Frische Zutaten sollten bevorzugt werden,
ebenso gut kann z.B. Tiefkühlgemüse oder Tiefkühlobst in natureller Form
verwendet werden. Einige Nährstoffe sind sehr empfindlich, deshalb sollten die
Speisen nur kurz und bei niedriger Temperatur zubereitet werden. Auf viel Fett
und Wasser sollte beim Kochen, soweit es geht, verzichtet werden, denn
Vitamine mögen kein Licht, Wasser, keine Hitze und keinen Sauerstoff, sie
gehen dadurch bei der Zubereitung verloren. Mineralstoffe gehen eher verloren,
wenn die Lebensmittel zu lange im Wasser liegen. Deshalb gilt, um Vitamine
und Mineralstoffe zu erhalten, u.a. Gemüse und Obst erst kurz bevor sie
gegessen werden, zuzubereiten, unter fließendem Wasser waschen, mit wenig
Wasser garen.101 Wichtig ist „Sich Zeit nehmen und genießen“ nach der
neunten Regel der DGE. Die Devise lautet sich Zeit nehmen beim Essen, so
kann sich darauf konzentriert werden. Unkonzentriertes nebenher Essen
verhindert die Übersicht über die aufgenommene Nahrungsmenge, und da das
Sättigungsgefühl erst ca. 15 - 20 Minuten nach Essensbeginn auftritt, kann so
unter Umständen mehr Nahrung zu sich genommen worden sein als nötig. Das
Essen sollte schön angerichtet werden, denn das Auge isst mit, dafür frische
Kräuter und Zutaten verwenden, aber auch Essen in Gesellschaft tragen zum
Genießen bei.102 Die zehnte und letzte Regel der DGE „Auf das Gewicht achten
und in Bewegung bleiben“. Neben einer vollwertigen Ernährung gehört die
ausreichende Bewegung von 30 bis 60 Minuten pro Tag. Der Stoffwechsel
kommt in Gang und Kalorien werden verbraucht. Bewegung wirkt sich physisch
und psychisch auf den Körper aus. Herz - Kreislauf Erkrankungen können u.a.
vorgebeugt werden, aber auch Ängste und Depressionen werden durch den
Sport abgebaut. Dafür ist kein Marathon notwendig, schon das Treppensteigen,
der Spaziergang oder das Fahrrad nutzen, um zur Arbeit zu gelangen, gehört
100
Vgl. Rösch (2011), S. 22ff.
Vgl. Rösch (2011), S. 26f.
102
Vgl. Rösch (2011), S. 28f.
101
32
dazu. Sehr gut wäre, wenn zusätzlich noch zweimal pro Woche im Verein, in
einer Gruppe etc. Sport betrieben werden würde, wie Schwimmen, Nordic
Walking usw.103
3. Prävention und Intervention ernährungsmitbedingter
Krankheiten
Im dritten Kapitel wird auf die Prävention ernährungsmitbedingter Krankheiten
eingegangen. Von der Definition bis hin zu den verschiedenen Maßnahmen, die
angeboten werden, um ernährungsmitbedingte Erkrankungen vorzubeugen.
Ernährungsbedingte- oder ernährungsmitbedingte Erkrankungen kommen
durch eine fehlerhafte Ernährung zustande. Nicht nur eine fehlerhafte
Ernährungsweise ist für ernährungsmitbedingte Krankheiten verantwortlich,
sondern auch die dazukommende fehlende Bewegung. Diese Krankheiten
entwickeln sich schleichend und entstehen vor allem, wenn auf lange Dauer zu
viel Nahrung aufgenommen wird. Fett kann bei übermäßiger Aufnahme
Übergewicht fördern, wiederum ist Fett für den Körper wichtig, um ihn mit
Energie zu versorgen.104 Ausschlaggebend für die Entstehung von Krankheiten
sind heutzutage neue Ernährungsgewohnheiten und Lebensbedingungen, die
mit einer erhöhten Energiemenge durch die Nahrung und durch zu wenig
Bewegung gekennzeichnet sind.105 Bewiesen ist, dass Übergewicht durch
Überernährung
die
Entstehung
von
106
Herz - Kreislauf - Erkrankungen fördert.
Diabetes
mellitus,
Bluthochdruck,
Immer mehr Kinder und Jugendliche
sind davon betroffen. Etwa 10 Millionen Diabetiker werden für das Jahr 2025 in
Deutschland
prophezeit.107
Die
Kosten
für
ernährungsmitbedingte
Erkrankungen beruhen sich auf ca. 70 Milliarden Euro pro Jahr.108 Diese Kosten
machen 30 % der gesamten Gesundheitsausgaben aus. Die Hälfte des Geldes
wird für Herz - Kreislauf - Erkrankungen, ein Viertel für Diabetes mellitus Typ 2
und die restlichen Kosten werden für Gelenk- und Knochenerkrankungen
103
Vgl. Rösch (2011), S. 30ff.
Vgl. o.V, 2008, S. 185.
105
Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2010), S. 13.
106
Vgl. o.V., 2008, S. 185
107
Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2010), S. 13.
108
Vgl. Aerzteblatt (2006), o.S.
104
33
benötigt.109 Im Gesundheitsreport 2003 von der WHO werden die zehn
Risikofaktoren für 40 % aller Todesfälle weltweit genannt, dazu zählen:
Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Eisenmangel, Fettsucht, Tabakrauchen,
Alkoholkonsum,
ungeschützter
Geschlechtsverkehr,
schlechte
Hygienestandards, Untergewicht und Rauch durch das Verheizen von
Biomasse in geschlossenen Räumen. Erschreckend ist der Gegensatz
zwischen den reichen und armen Ländern. Wohingegen die armen Länder nicht
von Diabetes mellitus usw. betroffen sind, aber „nur“ mit fünf gravierenden
Risikofaktoren zu kämpfen haben: zu niedriges Körpergewicht, ungeschützter
Geschlechtsverkehr, Eisenmangel, schmutziges Wasser und Rauch durch das
Verheizen von Biomasse in geschlossenen Räumen. Im Gegensatz dazu
erkranken oder sterben sogar Personen in den reichen Ländern vorwiegend an
Bluthochdruck,
Übergewicht
und
hohen
Cholesterin.
Übergewicht
und
mangelnde Bewegung sind die häufigsten Ursachen für ernährungsmitbedingte
Krankheiten.110
3.1 Übergewicht und Adipositas
Übergewicht ist gekennzeichnet durch einen Anstieg des Körpergewichts,
welches das Normalmaß überschreitet. Adipositas wird als sinnverwandtes
Wort für Übergewicht verwendet und bezeichnet die Vermehrung der
Körpermasse. Erst wenn Übergewicht die Körperfunktionen beeinträchtigt und
die Morbidität und Mortalität zunimmt, ist aus medizinischer Perspektive
Übergewicht ein Indikator für Krankheit. Um herauszufinden, ob eine Person
übergewichtig ist, wird u.a. der Body - Mass - Index verwendet. Der
Körpermassenindex wird wie folgt berechnet:111
BMI = Körpergewicht in kg : (Körpergröße in m)²
Anhand des BMI wird Übergewicht in verschiedene Kategorien unterteilt,
welches nur für die Erwachsenen zutrifft.
109
Vgl. Brandt (2009), S. 41.
Vgl. WHO, 2003, S. 85ff.
111
Vgl. Hauner et al. (1995), S. 187.
110
34
Tabelle 1: Klassifizierung des Body - Mass - Index
Bezeichnung
BMI (kg/m²)
Untergewicht
< 18,5
Normalgewicht
18,5 - 24,9
Übergewicht
25,0 - 29,9
Adipositas Grad I
30,0 - 34,9
Adipositas Grad II
35,0 - 39,9
Extreme Adipositas Grad III
≥ 40,0
Quelle: eigene Darstellung aus den Richtlinien der WHO (1998), S. 9.
Grundsätzlich entsteht Übergewicht nur, wenn auf Dauer die tägliche
Kalorienaufnahme
höher
ist
als
der
Energieverbrauch
des
Körpers.
Verschiedene Ursachen tragen zum Übergewicht bei. Die genetische
Veranlagung kann als eine, aber nicht als die maßgebliche Ursache genannt
werden. Das Risiko, im Leben übergewichtig zu werden, ist bei Kindern mit
übergewichtigen
Eltern
höher.
Energiestoffwechsels möglich,
Weiterhin
d.h.,
haben
ist
die
eine
Eltern
Störung
einen
des
niedrigen
Grundumsatz, kann dieser unter Umständen vererbt werden. Eine weitere
Ursache
für
Übergewicht
kann
eine
Störung
im
Essverhalten
sein.
Übergewichtige verzehren ihr Essen schneller als Normalgewichtige, essen
öfter und das Sättigungsgefühl setzt erst später ein. Zusätzlich haben
Übergewichtige eine Vorliebe für fettreiche Lebensmittel. Soziale Faktoren, wie
Bildung und soziale Schichtzugehörigkeiten, können auch eine Ursache für
Übergewicht darstellen. Vor allem Personen mit niedrigem Bildungsstand und
niedrigem sozialen Status sind von Übergewicht betroffen. Übergewicht führt
bei vielen Menschen zu Depressionen, Ängsten und anderen psychischen
Störungen, dadurch wird oft zu noch mehr Nahrung gegriffen, um eine
Ersatzbefriedigung zu bekommen, und ein Gefühl der Erleichterung tritt ein. 112
Die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) vom Robert
Koch - Institut soll den Bundes - Gesundheitssurvey (BGS98) fortsetzen. Das
112
Vgl. Hauner et al. (1995), S. 188ff.
35
Robert Koch - Institut hat von 2008 bis 2011 die Studie DEGS1 durchgeführt.113
Erste Ergebnisse wurden veröffentlicht, u.a. zu Übergewicht und Adipositas.
Abbildung 5: Übergewicht und Adipositas
Quelle: Mensink et al. (2012), S. 6.
Verglichen werden hier die Ergebnisse aus dem BGS98 und die DEGS1. Circa
67 % der Männer und 53 % der Frauen sind übergewichtig oder adipös. Die
Studie DEGS1 zeigt, dass 23 % der Männer und 24 % der Frauen adipös sind.
Im Vergleich BGS98 und DEGS1 ist ein Anstieg von Adipositas bei den
Männern von 18,9 % auf 23,3 % zu verzeichnen. Bei den Frauen ist der Anstieg
von Adipositas geringer, von 22,5 % (BGS98) auf 23,9 % (DEGS1).114 Wie im
Vorfeld erläutert, ist eine Ursache für Übergewicht der sozioökonomische
Status. Auch das Robert Koch - Institut beleuchtet diese Problematik in der
Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland. Mensink et al. stellen im
DEGS - Symposium eine Grafik zu dieser Problematik dar.
113
114
Vgl. Robert Koch-Institut (2013), o.S.
Vgl. Mensink et al. (2012), S. 6.
36
Abbildung 6: Adipositas und sozioökonomischer Status
Quelle: Vgl. Mensink et al. (2012), S. 9.
Die
Häufigkeit
von
Adipositas
ist
bei
Menschen
mit
höherem
sozioökonomischen Status geringer als bei Menschen mit niedrigeren
sozioökonomischen Status.115
3.2 Körperliche Bewegung
In Bezug auf die veränderten Lebensgewohnheiten ist deutlich erkennbar, dass
eine kontinuierliche Bewegung und die körperliche Aktivität der Menschen
zurückgegangen sind. Bewegung und körperliche Aktivität spielen eine große
Rolle in Bezug auf das Wohlbefinden und somit auch auf die Gesundheit jedes
Einzelnen. Mit Hilfe von Bewegung und körperlicher Aktivität lassen sich einige
Krankheiten bzw. Beschwerden auch verhindern.
Zur Bewegung und
körperlichen Aktivität gehört nicht nur Sport, vielmehr sind die alltäglichen
Bewegungsabläufe gemeint, wie im Haushalt oder im Beruf. Wie wichtig
körperliche Bewegung ist, wird an den Zahlen zu den jährlichen Todesfällen
deutlich, die durch eine regelmäßige Bewegung verhindert bzw. vorgebeugt
werden können. Mehr als 6500 Herz - Kreislauf - Todesfälle pro Jahr könnten in
Deutschland durch kontinuierliche Bewegung verhindert werden. Zusätzlich
werden noch Bluthochdruck und Übergewicht gefördert, die als Risikofaktor für
115
Vgl. Mensink et al. (2012), S. 9.
37
ernährungsmitbedingte Erkrankungen gelten.116 Herr Dr. Mensink vom Robert
Koch - Institut, zeigt im Bundes - Gesundheitssurvey Krankheiten auf, die über
Jahre schleichend entstehen und durch mehr körperliche Aktivität und
vollwertiger Ernährung verhindert werden können. Krankheiten, die mit
mangelnder Bewegung einhergehen bzw. die durch mehr Bewegung verhindert
werden können, sind u.a. koronare Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Diabetes
mellitus Typ 2, Adipositas usw.117 Schon im Bundes - Gesundheitssurvey 1998
des Robert Koch - Instituts werden zur körperlichen Aktivitäten der deutschen
Bevölkerung mehrere Fragen gestellt. Folgende Ergebnisse kamen durch die
Auswertung zustande. Die Ergebnisse werden für die Männer und Frauen
getrennt dargestellt. Bei beiden Geschlechtern ist auffällig, dass sich am Tag
kaum bewegt wird. In den beiden Abbildungen 7 für die Männer und der
Abbildung 8 für die Frauen wird die durchschnittliche Zeit, die täglich für fünf
Tätigkeitskategorien genutzt wird, dargestellt. Bei den Männern sehen der
Wochentag und der Wochenendtag wie folgt aus:
Abbildung 7: Körperliche Aktivitäten in Stunden pro Tag der Männer
Quelle: Mensink (1999), S. 127.
Bei den Frauen verteilen sich die täglichen körperlichen Aktivitäten wie folgt:
116
117
Vgl. Rütten et al. (2005), S. 7.
Vgl. Mensink (2003), S. 3f.
38
Abbildung 8: Körperliche Aktivitäten in Stunden pro Tag der Frauen
Quelle: Mensink (1999), S. 128.
An den Wochentagen schlafen die Männer 7,6 und die Frauen 7,9 Stunden pro
Tag, am Wochenende schlafen sowohl die Männer als auch die Frauen circa
eine Stunde länger. Männer sitzen in der Woche etwas länger mit
7,2 Stunden pro Tag im Gegensatz zu den Frauen mit 6,8 Stunden am Tag. Am
Wochenende verbringen beide Geschlechter weniger Zeit im Sitzen als an den
Wochentagen. Die Frauen führen sowohl an den Wochentagen als auch am
Wochenende vorwiegend leichte Tätigkeiten aus. Dahingegen üben die Männer
vorwiegend mittelschwere und anstrengende Tätigkeiten in der Woche aus, mit
5 Stunden am Tag und am Wochenende eher leichte Tätigkeiten mit 4,9
Stunden am Tag. Ein deutlicher Rückgang ist bei den Männern in der Kategorie
„anstrengende Tätigkeiten“ zu verzeichnen, an den Wochentagen verbringen
Männer 2,1 Stunden am Tag mit anstrengender Tätigkeit und am Wochenende
1,3 Stunden am Tag. Anhand der Grafik wird deutlich, dass die deutsche
Bevölkerung mehr als die Hälfte des Tages schläft und sitzt.118 Die Techniker
Krankenkasse fragt in der aktuellen Studie von 2013 „Beweg Dich,
Deutschland!“ nach Gründen, weshalb die Deutschen sich zu wenig bewegen.
118
Vgl. Mensink (1999), S. 126ff.
39
Abbildung 9: Daran liegt’s: Die (Nicht-)Beweggründe der Deutschen - Anteil der
Menschen in Deutschland, die folgende Aussage bejahen.
Quelle: Techniker Krankenkasse (2013b), S. 12.
An erster Stelle steht der Grund „zu lange Wege“, immer mehr Menschen
müssen täglich lange Arbeitswege mit dem Auto zurücklegen, was zu Fuß bzw.
mit Fahrrad kaum möglich ist. Bei jedem Vierten sind die körperlichen
Einschränkungen und die fehlende Motivation hinderlich an mehr Bewegung
pro Tag. Menschen mit Übergewicht, Einschränkungen im Bewegungsapparat,
Kopfschmerzen und Erschöpfungssymptomen nennen oft als Grund für zu
wenig Bewegung, dass ihnen die Zeit fehlt. Auch die Deutschen mit Beruf,
Kindern und eventuell auch pflegebedürftigen Eltern geben Zeitmangel als
Grund an.119 Genau wie bei der Ernährung lassen sich Rückschlüsse im
Zusammenhang mit der Bewegung und dem Bildungsstand ziehen, wie in
Abbildung 10 deutlich zu erkennen ist.
119
Vgl. Techniker Krankenkasse (2013b), S. 12f.
40
Abbildung 10: Anteil Antisportler und besonders sportlich Aktive nach
Bildungsabschluss
Quelle: Techniker Krankenkasse (2013a), S. 37.
Personen mit höherem Bildungsabschluss treiben mehr Sport als Personen mit
niedrigerem
Bildungsabschluss.
26
%
der
Personen
mit
Volks-
/
Hauptschulabschluss treiben nie Sport im Gegensatz zu den Personen mit
Abitur bzw. Studium, hier betätigen sich 14 % nie sportlich. 26 % der Personen
mit Abitur bzw. Studium treiben sogar drei bis fünf Stunden pro Woche Sport,
dagegen nur 16 % der Volks- / Hauptschüler mindestens drei bis fünf Stunden
pro Woche. 20 % der Personen mit einem mittleren Schulabschluss treiben nie
Sport, 21 % hingegen machen drei bis fünf Stunden in der Woche Sport.120 In
der Studie von der Techniker Krankenkasse wird deutlich, dass fast 50 % der
Deutschen nie oder nur sehr selten Sport treiben. Vor allem Personen, die in
einer Großstadt leben, verbringen ihre Zeit vorwiegend auf der Couch.
Personen mit einem Beruf betätigen sich öfter sportlich als Personen, die
keinen Job haben. Nur jeder Dritte verbringt ein bis drei Stunden die Woche mit
Sport. Wie man sieht, trägt nicht nur eine vollwertige Ernährung, sondern auch
genügend
körperliche
Bewegung
zur
Gesundheit
bei,
um
ernährungsmitbedingte Krankheiten zu verhindern.121 Die Umfrage liefert klare
Ergebnisse, u.a. kommt sie zur Erkenntnis „Wer keinen Sport treibt, ist dicker.
Und andersherum: Wer dicker ist, treibt weniger Sport.“122 Um Übergewicht
bzw. Adipositas zu verhindern und die Bewegung der deutschen Bevölkerung
120
Vgl. Techniker Krankenkasse (2013a), S. 37.
Vgl. Techniker Krankenkasse (2013a), S. 35ff.
122
Zit. Techniker Krankenkasse (2013a), S. 35.
121
41
zu steigern, muss endlich mehr präventiv gearbeitet werden, zudem müssen
mehr Interventionsmaßnahmen eingesetzt werden.
3.3 Möglichkeiten der Prävention und Intervention
Wie oben erwähnt, nehmen durch den Wandel der Lebensbedingungen
chronische Erkrankungen wie Diabetes, Adipositas, degenerative Muskel- und
Skeletterkrankungen und psychische Störungen zu. Ursachen für chronische
Krankheiten sind u.a. das eigene Fehlverhalten, Fehlanreize, sozialer und
physischer Druck von außen. Das Verhalten, die Lebensweise und die
Lebensverhältnisse sind miteinander verbunden, verändert man eins, werden
unbewusst alle automatisch verändert. Diese Erkenntnis führte dazu, dass in
erster Linie die primäre Prävention den gesetzlichen Krankenkassen gewidmet
wurde. Mit Hilfe von Prävention soll folgendes erreicht werden: die
Eigenverantwortung der Bevölkerung soll gesteigert werden, die Lebensqualität
und Leistungsfähigkeit soll erhalten und gestärkt werden so lange wie möglich,
somit soll ein frühzeitiger Renteneintritt verhindert werden. Für einige
Präventionsmaßnahmen ist noch nicht bewiesen, ob Krankheiten wirklich
verhindert oder verzögert werden können. Um die Präventionsforschung weiter
auszubauen, stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung etwa
20 Millionen Euro dafür zur Verfügung. Die Prävention soll als vierte Säule des
Gesundheitssystems mit
etabliert
werden
neben
Heilung, Pflege
und
Rehabilitation, deshalb sind wissenschaftliche Grundlagen durch die Forschung
von enormer Bedeutung.123 Im Gesundheitssystem gewinnt die Prävention
immer mehr an Bedeutung. Prävention hilft Kosten für medizinische Versorgung
zu minimieren, denn Präventionsmaßnahmen verhindern bzw. verzögern
Krankheiten und helfen somit gesund zu bleiben.124 Wann ist man eigentlich
gesund? Die Gesundheit des Menschen ist laut WHO wie folgt definiert: „A
state of complete physical, social and mental well-being, and not merely the
absence of disease or infirmity.”125 - Ein Zustand des vollständigen
körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen
123
Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2012), o.S.
Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2013e), o.S.
125
Zit. WHO (2001), o.S.
124
42
von Krankheiten oder Gebrechen. Dieser Zustand soll mit Hilfe von
Präventionsmaßnahmen beibehalten werden, denn Prävention wird von der
BZgA wie folgt definiert: „Prävention ist der allgemeine Oberbegriff für alle
Interventionen, die zur Vermeidung oder Verringerung des Auftretens, der
Ausbreitung
und
der
negativen
Auswirkungen
von
Krankheiten
oder
Gesundheitsstörungen beitragen. Prävention wirkt durch Ausschaltung von
Krankheitsursachen, durch Früherkennung und Frühbehandlung oder durch die
Vermeidung des Fortschreitens einer bestehenden Krankheit. Maßnahmen der
Prävention
umfassen
Interventionen,
medizinische,
psychologische
Lebensweltbeeinflussung
und
und
erzieherische
Umweltkontrolle,
gesetzgeberische Eingriffe, Lobbyarbeit und massenmediale Kampagnen.“126
Seit Ende des 20. Jahrhunderts sind Maßnahmen der Gesundheitsförderung
mit in dem Begriff der Prävention integriert. Daran wird u.a. deutlich, dass der
Begriff Prävention und die dazugehörigen Maßnahmen weit gefächert sind. Die
verschiedenen
Maßnahmen
setzen
an
unterschiedlichen
Stellen
und
unterschiedlichen Zeitpunkten an. Bezüglich des Ansatzpunktes wird zwischen
Verhaltens- und Verhältnisprävention unterschieden. Desweiteren werden
Präventionsmaßnahmen nach dem Zeitpunkt, an dem sie greifen oder greifen
sollen, differenziert. Mit Ernährungsmaßnahmen, Bewegung, Änderungen der
Verhaltensweisen
usw.
kann
Krankheiten
vorgebeugt
werden.
Präventionsmaßnahmen werden der Primärprävention, Sekundärprävention
und Tertiärprävention zugeordnet. In der Realität verlaufen diese Kategorien
jedoch nahtlos ab.127 Rosenbrock und Michel fassen die Präventionsziele in vier
Kernpunkte zusammen.
¾ Verhinderung, Abschwächung oder das Hinauszögern von Mortalität und
Morbidität und die daraus resultierenden Einschränkungen in der
Lebensqualität und somit auch die verminderte Teilnahme am sozialen
Leben.
¾ Verhinderung, Senkung und / oder zeitliche Verschiebung von direkten
Krankheitskosten der Kuration, Rehabilitation und Sozialversicherung.
126
127
Zit. Franzkowiak (2010), o.S.
Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2013e), o.S.
43
¾ Verhinderung, Verringerung und / oder zeitliche Verschiebung von
indirekten
Krankheitskosten
eingeschränktes
durch
reduzierte
bürgerschaftliches
Produktivität,
Engagement
oder
gesamtgesellschaftliche Wohlfahrtsverluste; Erhalt des wirtschaftlichen
und sozialen Produktionspotenzials.
¾ Durch den demografischen Wandel muss in die Gesundheit investiert
werden.128
Die Krankheitsprävention hat in sich gegliederte Ziele. Interventionshandlungen
werden, wie oben genannt, nach dem Zeitpunkt, an dem sie greifen oder
greifen
sollen,
differenziert.
Das
Hauptaugenmerk
liegt
auf
der
Primärprävention, sie wird als sogenannte Königsdisziplin bezeichnet. Die
primäre Krankheitsprävention hat zum Ziel Krankheiten zu vermeiden, das
Risiko einer Erkrankung zu senken und zu entfernen. Die primäre Prävention
wird eingesetzt, wenn noch keine Krankheit bzw. Schädigung eingetreten ist.
Sie soll durch Eliminierung von ursächlichen Risikofaktoren, Verhinderung
verhaltensbedingter Risikofaktoren und Umweltveränderungen die Entstehung
von Krankheiten abwenden. Das Ziel der sekundären Krankheitsprävention ist
es, dass vor dem Eintritt verschiedener Symptome die Krankheiten erkannt und
somit ein Fortschreiten der Erkrankung vermindert wird. Verhindert werden
kann ein Fortschreiten durch Früherkennung, Früherfassung und frühzeitige
Beratung
oder
Veränderung
z.B.
Behandlung,
in
Ernährungs-
der
z.B.
durch
Lebensführung
und
Screening.
sollten
Möglichkeiten
aufgezeigt
Bewegungsempfehlungen.
Die
zur
werden,
tertiäre
Krankheitsprävention ist für Personen, deren Krankheit bzw. Symptome
manifest sind, eine Verschlechterung, Rückfälle und Folgeschäden sollen
dadurch verhindert werden, welches mit Hilfe von Heil- und Folgebehandlungen
stattfindet. Dadurch soll die Leistungsfähigkeit bzw. die Teilhabe am sozialen
Leben soweit wie möglich aufrecht erhalten werden.129 Vier Ansätze
differenzieren Rosenbrock und Michel im Hinblick auf die präventive
128
129
Vgl. Rosenbrock, Michel (2007), S. 3.
Vgl. Rosenbrock, Michel (2007), S. 2.
44
Vorgehensweise bzw. Interventionsformen im Zusammenhang einzelner
Maßnahmen.
9 Die medizinische Prävention: medizinische Mittel der Diagnostik und
(Früh-)Behandlung werden eingesetzt.
9 Reine
Verhaltensprävention:
Das
Ziel
sollte
sein,
ungünstige
Verhaltensmuster bei Einzelpersonen und Gruppen zu verändern ohne
genauen Kontext, durch Gesundheitskurse durch Krankenkassen.
9 Kontextorientierte („verhältnisgestützte“) Verhaltensprävention: wählbar
als verhaltenspräventive Intervention mit genauem Kontextbezug für eine
exakt definierte Zielgruppe sowie die Verwendung eines Settings als
Zugangsweg für die definierten Zielgruppen („Gesundheitsförderung im
Setting“)
oder
als
Zusammenschluss
von
Verhältnis-
und
Verhaltensprävention in Mehr - Ebenen - Kampagnen und in durch
Bildung lebensstilprägender Settings („gesundheitsförderndes Setting“).
9 Reine Verhältnisprävention: ohne die Erfordernis der persönlichen
Einstellungsänderung über Verhaltens- und Konsummuster.
Die Intervention kann im Arzt - Patienten - Verhältnis stattfinden, aber von
größerer Bedeutung für die präventive Praxis sind Interventionen in Bereichen
wie Schulen, Betriebe, Verwaltung und auch Kampagnen. Primärpräventive
Interventionen lassen sich daher in die Interventionsebene Individuum, Setting
und Bevölkerung einordnen.130 Ausschlaggebend, ob die Intervention sich auf
Information, Aufklärung und Beratung begrenzt oder ob auch Interventionen zur
Veränderung gesundheitsriskanter Faktoren mit inbegriffen sind, entstehen
sechs Strategietypen.
130
Vgl. Rosenbrock, Michel (2007), S. 5ff.
45
Abbildung 11: Primärpräventive Interventionen
Kontextbezug
Verhaltensprävention mit Blick
Verhaltensprävention mit
und
auf Information, Aufklärung,
Kontextbezug
Interventionsebene Beratung ohne
verhaltenspräventive Elemente
Individuum
(Mikroebene)
1.
2.
z.B. ärztliche
z.B. präventiver
Gesundheitsberatung,
Hausbesuch
Gesundheitskurse, edukative
Angebote in Schulen
Setting
3.
4.
z.B. Aufklärung in Schulen
z.B. betriebliche
Gesundheitsförderung als
(Mikro- bzw.
Organisationsentwicklung,
Mesoebene)
Gesundheitsförderung in
Schulen
5.
6.
Bevölkerung
z.B. Motivationskampagnen
z.B. Zuckersteuer
(Makroebene)
„Esst mehr Obst“, „Sport tut
gut“
Quelle: Rosenbrock, Michel (2007), S. 8; Rosenbrock (2008), S. 16.
Die sechs Strategietypen sind, ihrem Zweck entsprechend, verschiedenen
Einsatzfeldern
zuzuordnen,
abhängig
vom
Handlungstyp
kommen
unterschiedliche Instrumente, Ressourcen, Akteure usw. zum Einsatz. Aufgabe
der Politik ist es den jeweiligen Strategietypen der Zielgruppe zuzuordnen. 131
Ein Problem stellt das sogenannte Präventionsparadox dar. Eine Vielzahl von
Personen müsste eine Präventionsmaßnahme erfolgreich umsetzen, damit das
Schwinden einer Krankheit in der Gesellschaft überhaupt sichtbar wäre.
Wiederum hat eine individuelle Verhaltensänderung bei Personen mit höherem
Gesundheitsrisiko einen deutlich größeren persönlichen Nutzen als bei
Betroffenen mit einem geringeren bzw. mittleren Gesundheitsrisiko. Hier wird
deutlich, dass differenzierte Strategien miteinander verknüpft werden müssen,
131
Vgl. Rosenbrock (2008), S. 16.
46
um erfolgsversprechend zu sein. Eine massenmediale Kampagne würde bei
leichtem bis mittlerem Übergewicht eventuell zu einer Veränderung im
Verhalten führen. Adipöse Menschen benötigen mehr Hilfe, hier müssen
Strategien genutzt werden, die auf die Person abgestimmt sind, z.B. Einzel- und
Gruppenschulungen, da hier psychische und physische Probleme eine Rolle
spielen.132 Rosenbrock plädiert bei der Primärprävention, die auf eine
Reduktion der Risiken auf die Bevölkerung, aber auch auf das Individuum
bezogen ist. Es sollen Belastungen verringert werden durch Abbau von
Risikofaktoren, Verhaltens- und Konsummuster, psychosoziale Faktoren und
Umwelteinflüsse. Außerdem soll ein Anstieg an Personal, sozialen und
materiellen Ressourcen stattfinden, z.B. Ressourcen zur Vermeidung und
Bewältigung von Belastungen, die die Gesundheit gefährden. 133 Verschiedene
Präventionsansätze am Beispiel des „Diabetes mellitus“, mit dem Risikofaktor
„Bewegungsmangel“ werden näher erläutert. Die Primärprävention soll einen
Mangel an Bewegung vermeiden. Häufig spielt hier auch das Übergewicht eine
Rolle. Das Risiko muss erkannt werden, dafür gibt es Checklisten. Die
Sekundärprävention soll die Krankheit möglichst frühzeitig erkennen, zum
Beispiel eine frühzeitige Diagnostik mit Hilfe eines Glukosetoleranztests,
Interventionen durch Lebensstiländerungen. Folgeschäden müssen verhindert
werden, hier setzt die Tertiärprävention ein, das kann durch ausreichende
Bewegung, entsprechende Ernährung, Medikamente und Bewegungsangebote
erreicht werden. Die Verhaltensprävention soll am Beispiel des Diabetes
mellitus für einen bewegungsreicheren Lebensstil sorgen, Sport sollte in der
Woche betrieben werden bzw. es soll mehr Bewegung im Alltag stattfinden. Die
Verhältnisprävention zielt darauf ab, Rahmenbedingungen zu schaffen, z.B.
durch mehr Bewegungsangebote im Grünen, sprich Radwege, Spielplätze, aber
auch
ein
tägliches
Bewegungsangebot
an
Schulen.
Ein
weiterer
Präventionsansatz ist die medizinische Prävention durch ärztliche und
therapeutische Hilfe, sie unterstützen bei der Änderung der Lebensweise,
Patientenschulungen, Rehabilitation und auch bei der Vergabe des richtigen
132
133
Vgl. Gutzwiller; Paccaud (2011), S. 210f.
Vgl. Rosenbrock, Michel (2007), S. 11.
47
Medikamentes.134 Es gibt angepasste Themengebiete und entsprechende
Maßnahmen in der Prävention. Liegt das Hauptaugenmerk auf bestimmten
„Krankheiten“, wie Diabetes mellitus oder Herz - Kreislauf - Erkrankungen,
werden folgende Maßnahmen eingeleitet: Schulungsmaßnahmen finden statt
bezüglich der gesetzlichen Krankenkassen, Rehabilitationseinrichtungen sowie
rechtzeitige
Untersuchungen
zur
Früherkennung.
Entsprechend
dem
Schwerpunkt „Handlungsfeld“ sind hier die Ernährung und die Bewegung als
Beispiel zu nennen bzw. die dazugehörigen Maßnahmen wie Programme zum
Übergewicht / Adipositas, Kurse zu gesunder Ernährung, Einzelberatungen,
Programme zur Steigerung der Ausdauer und Beweglichkeit. Die Maßnahmen
werden durch Sportvereine, aber auch durch die gesetzlichen Krankenkassen
angeboten.
Es
ist
bewiesen,
dass
verhaltensorientierte
Interventionen
wirkungsvoll und auch kosteneinsparend bei Diabetes mellitus Typ 2 sind und
der Eintritt des Diabetes mellitus Typ 2 bei 40 - 60 % aufgehalten werden kann
bzw. verspätet eintritt. Der Eintritt von Diabetes mellitus Typ 2 könnte um 58 %
gesenkt werden durch eine Veränderung des Lebensstils. Hierzu ist eine
intensive multimodale Intervention nötig mit persönlicher Betreuung, die
mehrere Jahre beträgt.135 Die Prävention zielt auf verschiedene Altersgruppen
ab. Ausschlaggebend ist die Verhaltensprägung in jungen Jahren, deshalb liegt
das Hauptaugenmerk der Primärprävention bei der Gruppe der Kinder und
Jugendlichen.
Bei
dieser
Altersgruppe
soll
das
Gelingen
des
Entwicklungsprozesses unterstützt werden. Diabetes mellitus Typ 2 und Herz Kreislauf - Erkrankungen sind Erkrankungen, denen schon im Kindes- und
Jugendalter
vorgebeugt
werden
kann,
durch
die
Verhinderung
Übergewicht, durch gesundes Essen und Förderung von Bewegung.
136
von
Wichtig
für das erfolgreiche Erreichen von Präventionsansätzen ist, dass die betroffene
Zielgruppe rechtzeitig mitarbeitet.137 Richard Schröder hat eine Stufenleiter der
Partizipation erarbeitet, welche sich für Präventionsansätze sehr gut benutzen
lässt. Wenn eine Person mehr Einfluss auf einen Entscheidungsprozess hat,
desto mehr wird ermöglicht. Die Stufenleiter besteht aus verschiedenen Graden
134
Vgl. Walter et al. (2012a), S. 198f.
Vgl. Walter et al. (2012a), S. 204f.
136
Vgl. Walter et al. (2012a), S. 211ff.
137
Vgl. Altgeld, Kickbusch (2012), S. 191
135
48
der Partizipation: 1. Fremdbestimmung - 2. Dekoration - 3. Alibiteilnahme 4. Teilhabe - 5. Zugewiesen, aber informiert - 6. Mitwirkung - 7. Mitbestimmung
-
8.
Selbstbestimmung
-
9.
Selbstverwaltung.138
Partizipation
ist
ein
Entwicklungsprozess und wird durch Selbstreflexion gefördert, zusätzlich ist die
Mitarbeit von verschiedenen Akteuren wichtig. Das Empowerment ist wichtig für
eine gelingende Partizipation. Personen, Gemeinschaften usw. sollen durch
Empowerment ihre Autonomie und Selbstbestimmung erhöhen bzw. stärken.
Die
Personen
/
Gemeinschaften
sollen
sich
selbstverantwortlich
und
selbstbestimmend für Ihre Lebensbedingungen einsetzen. Die Zielgruppe wird
somit in den Entscheidungsprozess mit einbezogen, somit soll ein besseres
Resultat auf der Verhaltensebene erzielt werden.139
3.3.1 Verschiedene Institutionen und Strukturen der Prävention
In Deutschland beschäftigt sich die Bundes-, Landes- und Kommunale Ebene
mit der Prävention. Die Institutionen und Strukturen haben unterschiedliche
Aufgaben
zu
erfüllen,
einige
Einrichtungen
befassen
sich
mit
der
Gesetzgebung, Finanzierung und Planung, wohingegen die Landesebene sich
hauptsächlich
mit
der
Umsetzung
vor
Ort
auseinandersetzt.
Andere
Einrichtungen klären die Bevölkerung eher auf. Die kommunale Ebene ist
vorwiegend mit verhaltensändernden Maßnahmen vertraut. Die Abbildung 12
zeigt einen Überblick über die bedeutendsten Strukturen, welche sich mit der
Prävention in Deutschland befassen. Trotz der vielen Einrichtungen und
Strukturen in diesem Bereich wird in der deutschen Gesundheitsversorgung der
Prävention immer noch zu wenig Beachtung geschenkt. Für die Prävention und
den gesamten Gesundheitsschutz wurden nur 4,0 % (11.135 Millionen Euro)
der gesamten Gesundheitsausgaben im Jahr 2009 investiert, die gesamten
Gesundheitsausgaben betrugen für dieses genannte Jahr 278.345 Millionen
Euro. Einige Einrichtungen und Strukturen auf den verschiedenen Ebenen
werden im Weiteren näher erläutert.
138
139
Vgl. Schröder (1995), S. 16f.
Vgl. Altgeld, Kickbusch (2012), S. 191f.
49
Abbildung 12: Präventive Einrichtungen auf den verschiedenen Ebenen
Quelle: Walter et al. (2012b), S. 272.
50
™ Bundesebene
Auf Bundesebene ist seit 1991 das Bundesministerium für Gesundheit
zuständig, ein Unterbereich stellt hier die Prävention mit vier Abteilungen dar.
Diese beschäftigen sich u.a. mit Rechts- und Grundsatzfragen der Prävention
sowie
mit
Gesundheitsförderung,
Eigenverantwortung
oder
der
Zielgruppenarbeit. Im Jahr 2002 wurde ein Forum zur Prävention und
Gesundheitsförderung gegründet mit der Absicht, die einzelnen präventiven
Einrichtungen besser miteinander zu verbinden, um somit die Prävention zu
festigen und zu stärken. Auch das Robert Koch - Institut wirkt auf der
Bundesebene. Das Robert
Bundesländer
und
andere
Koch - Institut soll die Bundesregierung,
Gesundheitseinrichtungen
auf
mögliche
Gesundheitsrisiken frühzeitig aufmerksam machen und hinsichtlich des
erkannten Gesundheitsrisikos eine beratende Funktion ausüben, außerdem
sollen Vorschläge für die Verhütung des Gesundheitsrisikos erarbeitet werden.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung beschäftigt sich u.a. mit der
Problematik der sozialen Ungleichheit, dieses Problem spiegelt sich auch in der
Ernährung wider. Die Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung
soll die Struktur hinsichtlich der Prävention und Gesundheitsförderung in
Deutschland erhalten, stärken und fördern. Die Deutsche Gesellschaft für
Ernährung
sorgt
auf
der
Bundesebene
für
die
Verbesserung
des
Ernährungszustandes der deutschen Bevölkerung, gleichzeitig wird so die
Verbesserung
der
allgemeinen
Gesundheit
ernährungsmitbedingten Krankheiten vorgebeugt.
140
unterstützt
und
Die Deutsche Gesellschaft
für Ernährung erarbeitete zwei Leitlinien zur Prävention ernährungsmitbedingter
Krankheiten.
¾ Evidenzbasierte Leitlinien zur Prävention ernährungsmitbedingter
Krankheiten von der Deutsche Gesellschaft für Ernährung
Die Nährstoffe mit der höchsten Energiemenge sind die Fette und die
Kohlenhydrate, zusätzlich sind sie auch die bedeutendsten in der menschlichen
Ernährung. Folglich haben die Fette und Kohlenhydrate einen großen Einfluss
140
Vgl. Walter et al. (2012b), S. 271ff.
51
auf die ernährungsmitbedingten Krankheiten des Menschen. Die DGE
erforschte das präventive Potential der energieliefernden Nährstoffe und stellte
sich die Frage,141 „welche Rolle die Menge und Art der Fettzufuhr sowie der
Kohlenhydratzufuhr für die Entstehung ernährungsmitbedingter Krankheiten bei
gesunden Menschen spielt.“142 Mit den Leitlinien will die DGE primärpräventiv,
ernährungsmitbedingten
Krankheiten
Sekundärprävention
es
gibt
viele
vorbeugen.
Maßnahmen,
um
Hinsichtlich
die
der
vorhandenen
ernährungsmitbedingten Krankheiten zu behandeln, die Ernährung ist eine von
ihnen.
o Evidenzbasierte Leitlinie zur Fettzufuhr
Das Krankheitsrisiko wird vermindert durch eine geringere Aufnahme von Fett,
das mit der Nahrung aufgenommene Fett sollte dann vorwiegend aus
ungesättigten Fettsäuren wie langkettigen n - 3 Fettsäuren bestehen,
geringfügiger sollten dagegen gesättigte und trans - Fettsäuren aufgenommen
werden. Ergebnisse zeigen, dass eine erhöhte Gesamtfettzufuhr bei der
Entstehung von Adipositas und Fettstoffwechselstörungen ausschlaggebend ist.
Eine verringerte Aufnahme von Fett kann Übergewicht und Adipositas, die als
Risikofaktoren für ernährungsmitbedingte Krankheiten gelten, vorbeugen. Wie
sind diese Empfehlungen in der Praxis umsetzbar? Diese Empfehlungen
spiegeln sich in den 10 Regeln der DGE wider. Es sollten vorwiegend
Vollkornprodukte und 5 Portionen Gemüse und Obst am Tag gegessen werden.
Vermindert sollte rotes Fleisch und Wurstwaren verzehrt werden. Vor allem
fettarme tierische Produkte sind zu bevorzugen, ausgenommen ist hier der
Fisch, denn dieser enthält die n - 3 Fettsäuren. Pflanzliche Öle und fettreicher
Fisch sollten vorwiegend, aufgrund der n - 3 Fettsäuren, täglich verwendet
werden.
Primärpräventiv
Gesamtfettzufuhr
kann
verhindert
Adipositas
werden.
durch
eine
verringerte
Außerdem
werden
Fettstoffwechselstörungen verhindert, wenn weniger gesättigte und transFettsäuren aufgenommen werden und mehr mehrfach ungesättigte Fettsäuren.
141
142
Vgl. DGE (2011c), S. 1.
Zit. DGE (2011c), S. 1.
52
Primärpräventiv wirken die n - 3 Fettsäuren auf Fettstoffwechselstörungen,
koronare Herzkrankheiten und Bluthochdruck.143
Die sekundäre Prävention der Adipositas hat zum Ziel, die Folgen von
Adipositas zu verhindern. Mittels einer Ernährungstherapie soll Gewicht
reduziert werden.144 Hinsichtlich der primären Prävention und sekundären
Prävention der Adipositas gibt es nur quantitative Unterschiede. Die
Energiebilanz eines Menschen muss bei der primären Prävention ausgeglichen
sein145, d.h., die aufgenommene Fettmenge sollte bei 25 - 30 % der
Gesamtenergie liegen.146 Die sekundäre Prävention von Adipositas beinhaltet
eine Ernährungstherapie. Die Energiebilanz muss bei der Ernährungstherapie
von Adipositas negativ gestaltet werden, d.h., die Energiezufuhr muss verringert
werden durch eine gesenkte Aufnahme der Fettmenge durch die Nahrung,
zusätzlich muss die körperliche Aktivität zunehmen.147
o Evidenzbasierte Leitlinie zur Kohlenhydratzufuhr
Die
Qualität
der
Kohlenhydrate
ist
bei
der
primären
Prävention
ernährungsmitbedingter Krankheiten ausschlaggebend. In den Leitlinien wird
sich auf die Gesamtkohlenhydratzufuhr und die Qualität der Kohlenhydrate
bezogen. Eine hohe Kohlenhydrataufnahme durch die Nahrung begünstigt die
Zunahme der Triglyceridkonzentration und führt unter anderem zur Abnahme
des HDL - Cholesterins im Blut. Eine erhöhte Zufuhr von Mono- und
Disacchariden durch z.B. zuckergesüßte Getränke erhöht das Risiko, adipös zu
werden und an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken. Eine verstärkte Aufnahme
von Polysacchariden in Form von Ballaststoffen senkt wahrscheinlich das
Risiko adipös zu werden, an Bluthochdruck und koronaren Herzkrankheiten zu
erkranken. Eine hohe Ballaststoffzufuhr aus Vollkorngetreideprodukten senkt
die Gesamtcholesterinkonzentration und die LDL - Cholesterinkonzentration im
Blut, somit geht das Risiko, an ernährungsmitbedingten Krankheiten zu
erkranken,
zurück.
Ballaststoffe
haben
eine
präventive
Wirkung
auf
143
Vgl. DGE (2011c), S. 1ff.
Vgl. DGE (2006), S. 36.
145
Vgl. DGE (2006), S. 44.
146
Vgl. DGE (2009), S. 1.
147
Vgl. DGE (2006), S. 44.
144
53
ernährungsmitbedingte Krankheiten, deshalb sollte eine gesteigerte Aufnahme
der Ballaststoffe in der Ernährung stattfinden. Die Ballaststoffzufuhr kann durch
den Austausch von zum Beispiel Brot, Nudeln bis hin zu Vollkornbrot und
Vollkornnudeln erreicht werden. Weiterhin kann die Ballaststoffzufuhr erhöht
werden, wenn beim Backen anstatt zu 100 % das Weizenmehl Type 405 die
Hälfte des Mehls aus Weizenmehl Type 405 und die andere Hälfte aus
Weizenvollkornmehl, sprich Weizenmehl Type 1050 verwendet wird. Je höher
die Typenzahl, desto höher ist der Ballaststoffanteil im Mehl. Gemüse und Obst
enthalten Ballaststoffe, deshalb kann durch ihren Verzehr die Ballaststoffmenge
gesteigert werden. Das Risiko, durch zuckergesüßte Getränke adipös zu
werden und somit an ernährungsmitbedingten Krankheiten zu erkranken, ist
sehr hoch, deshalb sollten vorwiegend Wasser und ungesüßte Tees als
Getränk verwendet werden. An den Ergebnissen der beiden Leitlinien ist
ersichtlich, dass der Lebensmittelauswahl ein großer Stellenwert hinsichtlich
ernährungsmitbedingter Krankheiten zukommt. Die Lebensmittel sollten nach
ihrem entsprechenden ernährungsphysiologischen Aspekt ausgewählt werden.
Vorwiegend sollte auf die Gesamtenergiebilanz am Tag geachtet werden,
sodass diese nicht überschritten wird, hierbei ist die körperliche Aktivität ein
zusätzlicher Aspekt, der gefördert werden muss.148
Weiterhin
arbeiten
die
Krankenkassen
auf
der
Bundesebene.
Die
Krankenkassen haben zur Aufgabe die Gesundheit der Versicherten zu
erhalten, zu verbessern und wiederherzustellen mittels Aufklärung und
Beratung, infolgedessen sollen Krankheiten verhindert werden. Der GKV Spitzenverband erarbeitet einen Leitfaden für die Primärprävention der
Krankenkassen, welche nach den §§ 20 SGB V und 20a SGB V umgesetzt
werden sollen.149
148
149
Vgl. DGE (2011c), S. 6ff.
Vgl. Walter et al. (2012b), S. 279f.
54
¾ Leitfaden Prävention - Umsetzung der §§ 20 und 20a SGB V
„Handlungsfelder und Kriterien“
Der Gesetzgeber beschließt, dass die Primärprävention als „Sollvorschrift“ zu
den Aufgaben der Krankenkassen gehören soll.150 „Der Leitfaden bildet die
Grundlage, die Versicherten dabei zu unterstützen, Krankheitsrisiken möglichst
frühzeitig vorzubeugen und ihre gesundheitlichen Potenziale und Ressourcen
stärken.“151
zu
Der
GKV
-
Spitzenverband
legt
mit
dem
Leitfaden
Handlungsfelder und Kriterien für die Leistungen der Krankenkassen in der
Primärprävention und betrieblichen Gesundheitsförderung nach den §§ 20 und
20a des SGB V fest. Die Krankenkassen sollen mit der Primärprävention den
Gesundheitszustand verbessern und gleichzeitig die Ungleichheit in Bezug auf
die sozialen Schichten verringern, sodass jeder Versicherte die Möglichkeit hat
die gleichen Leistungen zu erhalten. Der GKV - Leitfaden Prävention hat für die
Intervention zwei bedeutende Ausgangspunkte, diese betreffen einmal den
„Setting - Ansatz“ und den „Individuellen Ansatz“. Der Setting - Ansatz bezieht
sich auf Interventionen, die in erster Linie auf die Lebensräume ausgerichtet
sind und durch Strukturbildung die Gesundheit verstärken, z.B. Schulen,
Kindergärten,
Einrichtungen
/
Heime
mit
einem
hohen
Anteil
an
sozialschwachen Bewohnern. Der Setting - Ansatz bietet besondere Vorteile
darin, dass sich hier sozialschwächere Personen besser erreichen lassen. Bei
dem individuellen Ansatz fokussieren sich die Interventionen auf den einzelnen
Menschen, dessen Verhalten und deren individuellen Fähigkeiten. Das Ziel ist
es, mit Hilfe der präventiven Leistungen die Risikofaktoren für verschiedene
Krankheiten
zu
verringern.
Einige
präventive
Interventionen,
die
für
verschiedene Krankheitsbilder geeignet sind, sind:
Herz - Kreislauf - Erkrankungen: Vermeidung von Übergewicht,
Bluthochdruck, Bewegungsmangel.
Diabetes mellitus Typ 2: Vermeidung von Adipositas, Bluthochdruck,
Bewegungsmangel, falscher Ernährung.
150
151
Vgl. GKV-Spitzenverband (2010), S. 8.
Zit. GKV-Spitzenverband (2010), S. 5.
55
Die hauptsächlichen Risikofaktoren für die ernährungsmitbedingten Krankheiten
sind
Bewegungsmangel,
Fehl-
und
Überernährung,
deshalb
sind
die
Handlungsfelder genau auf diese Problematik gerichtet. Interventionen sollen
nicht nur Risikofaktoren vermeiden, sondern auch Ressourcen stärken.
Voraussetzung für den Einsatz der präventiven Interventionen ist eine im
Vorfeld durchgeführte Studie oder Metaanalyse, die den Erfolg dieser
Maßnahme bestätigt.152 Das Oberziel der Prävention ist laut GKV die
„Reduktion von Krankheiten des Kreislaufsystems“, welche auf Kinder,
Jugendliche und junge Familien abzielt. Das 1. Teilziel richtet sich vorrangig an
Kinder zwischen 0 - 2 Jahre und Eltern. Diese Zielgruppe soll von Aufklärungsund Beratungsangeboten der Krankenkassen profitieren zur Förderung
hinsichtlich der Bewegung und einer gesunden Ernährung. Das 2. Teilziel
fokussiert sich auf die 3 - 6 jährigen Kinder. Eine Steigerung von verhaltensund verhältnispräventiven Aktivitäten in Kindergärten um 10 % pro Jahr soll
erreicht werden. Das 3. Teilziel zielt auf die schulpflichtigen Kinder und
Jugendliche ab. Hier soll eine Steigerung um 5 % pro Jahr hinsichtlich der
verhaltens- und verhältnispräventiven Aktivitäten in Grund-, Haupt-, Sonder-,
Gesamt-, Real- und Berufsschulen erreicht werden.153 Diese Maßnahmen
werden nach dem Setting - Ansatz durch Krankenkassen durch z.B. Beratung
unterstützt: Bedarfserhebung, Umsetzung verhaltenspräventiver Maßnahmen,
Öffentlichkeitsarbeit,
Fortbildung
von
Multiplikatoren
in
Prävention
und
Gesundheitsförderung, Dokumentation, Evaluation und Qualitätssicherung.
Natürlich müssen vor dem Einsatz der Maßnahmen bestimmte Kriterien, ob u.a.
ein erkennbarer Bedarf besteht, vorhanden sein.154 Weitere Ansätze zur
Prävention und deren Umsetzung werden im Punkt 3.3.2 vorgestellt.
Die Deutsche Rentenversicherung Bund
leistet ihren Dienst auf der
Bundesebene. Die Rehabilitationsträger sind seit 2008 für die ambulante und
stationäre Prävention mit verantwortlich.155
152
Vgl. GKV-Spitzenverband (2010), S. 5ff.
Vgl. GKV-Spitzenverband (2010), S. 20f.
154
Vgl. GKV-Spitzenverband (2010), S. 23f.
155
Vgl. Walter et al. (2012b), S, 281.
153
56
™ Landesebene
Auf Landesebene wirken die Ministerien mit Fachabteilungen für Gesundheit.
Sie sind u.a. für die Umsetzung der verschiedenen Gesetze verantwortlich,
zusätzlich unterstützen sie die Prävention auch wirtschaftlich. Die Bevölkerung
soll mit Hilfe von z.B. Informationsveranstaltungen, Tagungen, Newslettern,
Flyern usw. informiert werden, um so die Gesundheit jedes einzelnen zu
verbessern. Zusätzlich sind die Landesuntersuchungsämter für die Hygiene
hinsichtlich der Lebensmittelherstellung zuständig.
™ kommunale Ebene
Auf der kommunalen Ebene nimmt die Prävention einen großen Stellenwert ein,
hier arbeiten die Einrichtungen auf Augenhöhe mit der Bevölkerung zusammen.
Kindergärten,
Schulen,
niedergelassene
Ärzte,
Sportvereine,
Krankenhäuser,
Apotheken,
Gesundheitsamt,
Krankenkassen,
Pflegeheime,
Ernährungsberatungsstellen usw. sind Dienstleister auf kommunaler Ebene. In
Kindergärten und Schulen findet die Prävention z.B. als gesundes Frühstück
und
Bewegungsangeboten
statt,
die
Ernährungsberatungsstellen
und
Krankenkassen bieten Einzelberatungen, Vorträge, Gruppenschulungen zum
Thema Ernährung an. Das Gesundheitsamt klärt schon in Schulen über eine
richtige Ernährung auf und beugt somit ernährungsmitbedingte Krankheiten vor.
Die niedergelassenen Ärzte haben mit dem Check - up - 35 die Möglichkeit,
chronische Krankheiten, wie den Diabetes mellitus Typ 2, ab dem Alter von 35
Jahren in einer alle zwei Jahre stattfindenden Gesundheitsuntersuchung
frühzeitig zu erkennen. Die Apotheken bieten Möglichkeiten an, Risikofaktoren
frühzeitig zu erkennen, wie z.B. Blutdruckmessen und Wiegen. Einen großen
Einfluss auf die richtige Ernährung haben auch die Kantinen, sie können mit
Hilfe
ihres
Angebotes
zu
einer
gesunden
Ernährung
beitragen.
Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen sind für die sekundäre und
tertiäre Prävention für verschiedene Krankheiten wie Bluthochdruck sehr
wichtig. Die Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen unterstützen sich
gegenseitig und ein Informationsfluss hinsichtlich der Erkrankung findet statt.156
156
Vgl. Walter et al. (2012b), S. 281ff.
57
3.3.2 Projekte zur Förderung der Prävention hinsichtlich Ernährung und
Bewegung
Mit dem Nationalen Aktionsplan „IN FORM - Deutschlands Initiative für gesunde
Ernährung und mehr Bewegung“ soll bis zum Jahr 2020 das Ernährungs- und
Bewegungsverhalten in Deutschland gestärkt und verbessert werden. IN FORM
möchte
den
Kindern
und
Erwachsenen
einen
gesünderen
Lebensstil
ermöglichen, mit Hilfe einer vollwertigen Ernährung und einer angemessenen
Bewegung, somit wird gleichzeitig die Leistungsfähigkeit gesteigert. IN FORM
hilft und unterstützt etwa 100 Projekte in Deutschland.157 Einige Projekte von IN
FORM, die präventiv helfen, das Ess- und Bewegungsverhalten der Kinder und
Erwachsenen zu verbessern, werden im Weiteren vorgestellt.
x
„FIT KID - Die Gesund - Essen - Aktion für Kitas“
Dieses Projekt unterstützt Kindertagesstätten bei der Verbesserung und
Qualitätssicherung des Verpflegungsangebotes. Die vollwertige Ernährung
findet somit in den Kindertagesstätten statt, sie soll eine gesunde Ernährung
schon in den ersten Lebensjahren sicherstellen. Eine Versorgung mit
ausreichend Getränken, ein ausgewogenes Frühstück, Mittag und auch die
Zwischenmahlzeiten sind in den Qualitätskriterien mit inbegriffen.158
x
„TigerKids - Kindergarten aktiv“
Dieses Projekt startet in Kindertagesstätten mit dem Ziel durch mehr Bewegung
und
gesunder
Ernährung
Übergewicht
vorzubeugen.
Es
beinhaltet
Maßnahmen, die in der Kindertagesstätte und gleichzeitig im Familienleben
umgesetzt werden können, z.B. mindestens eine Stunde körperlich aktiv sein
und nur eine Stunde am Tag fernsehen, auf Getränke mit Zucker verzichten
und durch Wasser und ungezuckerte Tees ersetzen. Elemente wie der
Magische Obstteller regen dazu an mehr Obst und Gemüse zu essen.159
157
Vgl. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (o.J.), o.S.
Vgl. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz; Bundesministerium für
Gesundheit (o.J.f), o.S.
159
Vgl. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz; Bundesministerium für
Gesundheit (o.J.i), o.S.
158
58
x
„Abenteuer Kleinmarkthalle“
Dieses Projekt soll Kindern spielerisch Wissen zum Thema Ernährung
vermitteln, in dem sie bei einem Rundgang durch die Markthalle die
verschiedenen Lebensmittel mit allen Sinnen wahrnehmen und somit
entdecken.160
x
„aid - Ernährungsführerschein“
Dieses Unterrichtskonzept richtet sich an Schüler der dritten und vierten Klasse.
In extra dafür ausgerichteten Stunden bereiten die Schüler in ihrem
Klassenzimmer selbstständig Salat, Quarkspeisen und andere Leckereien zu.
Die Kinder sollen den praktischen Umgang mit frischen Lebensmitteln und
deren Zubereitung erlernen.161
x
„Fit im Leben - mit Spaß und Karla dabei“
Das Projekt findet in Kindergärten, Schulen, Vereinen, Verbänden und privaten
Initiativen statt. Die Kirsche „Karla“ schlüpft in verschiedene Rollen, um die
Kinder und Jugendlichen zum Mitmachen zu motivieren. Maßnahmen zur
Ernährung und Bewegung wie Ernährungsberatung, Exkursion zu Bauernhöfen,
Kochworkshops, Sportkurse werden umgesetzt.162
x
„Besser essen - mehr bewegen in Groß Klein“
Das Rostocker Projekt bot eine Reihe von Aktivitäten an. Familienmitglieder
wurden u.a. mit einbezogen, unter dem Motto „ BESt for Family“. Die Bereiche
Ernährung,
Sport
und
Entspannungsmöglichkeiten
wurden
den
Familienmitgliedern und deren Kinder näher gebracht. Die Eltern lernten die
„Bärenstarke Kinderkost“ und viele Bewegungsmöglichkeiten kennen.163
160
Vgl. Bundesministerium
Gesundheit (o.J.a), o.S.
161
Vgl. Bundesministerium
Gesundheit (o.J.b), o.S.
162
Vgl. Bundesministerium
Gesundheit (o.J.e), o.S.
163
Vgl. Bundesministerium
Gesundheit (o.J.c), o.S.
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz; Bundesministerium für
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz; Bundesministerium für
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz; Bundesministerium für
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz; Bundesministerium für
59
x
„Ess - Kult - Tour“
Die Schüler der siebenten Klasse bis hin zu Berufsschülern sollen an
verschiedenen Stationen über ihr Einkaufs- und Essverhalten nachdenken und
dieses dann schildern. In dem Parcours wird den Schülern Wissen vermittelt
u.a.
zur
Lebensmittelkennzeichnung,
zu
Lebensmittelzusatzstoffen,
Nährstoffbedarf, aber auch wie viel Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate und Energie
überhaupt in den verschiedenen Lebensmitteln steckt.164
x
„Kids vital“
Mit Kids vital soll vor allem sozialschwachen Familien die Möglichkeit geboten
werden, an verschiedenen Maßnahmen von Ernährungskursen bis hin zu
sportlichen Aktivitäten in Vereinen und Wochenendkursen teilzunehmen. 165
x
„Rallye Energy“
Dieses ambulante Jahresprogramm für übergewichtige Kinder und Jugendliche
soll eine Verhaltensänderung in Bezug auf die Ernährung und Bewegung
bewirken. Die Kinder und Jugendlichen sollen daraufhin unterstützt werden,
eigenverantwortlich zu handeln. In diesem Projekt werden die Eltern mit
einbezogen, damit sie im Alltag auch Hilfestellungen geben können. In dem
Projekt
sollen
gemeinsam
Handlungsmöglichkeiten
zum
veränderten
Ernährungs- und Bewegungsverhalten erarbeitet und diese durch Training
verinnerlicht werden, gleichzeitig soll eine Stärkung der psychosozialen
Situation stattfinden. So können Risikofaktoren verhindert und verringert
werden.166
x
„M.O.B.I.L.I.S. - Programm“
Das Schulungsprogramm ist für Erwachsene mit einem BMI zwischen 30 und
40
kg/m²
gedacht,
zur
Verringerung
des
Übergewichtes.
Das
Schulungsprogramm beinhaltet vier verschiedene Bereiche 1. Bewegung und
164
Vgl. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz; Bundesministerium für
Gesundheit (o.J.d), o.S.
165
Vgl. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz; Bundesministerium für
Gesundheit (o.J.g), o.S.
166
Vgl. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz; Bundesministerium für
Gesundheit (o.J.k), o.S.
60
Sport, 2. Psychologie / Pädagogik, 3. Ernährung und 4. Medizin und
Gesundheit.
Im
Zentrum
der
Intervention
stehen
40
praktische
Bewegungseinheiten und zusätzlich 20 theoretische Gruppensitzungen zur
Verhaltensveränderung, mit dem Ziel, Risikofaktoren für ernährungsmitbedingte
Krankheiten zu verringern bzw. noch nicht vorhandene Risikofaktoren zu
vermeiden, die durch Adipositas entstehen können.167
x
„Let´s go - jeder Schritt hält fit“
Das Projekt ruft auf, bei Gesundheits- und anderen Wanderungen mitzumachen
und sich dadurch mehr zu bewegen. Diese Touren werden von zertifizierten
Gesundheitswanderführern geleitet.168
Deutlich erkennbar ist, dass sich die meisten Projekte an Kinder in
Kindertagesstätten und Schulen richten. Im GKV - Leitfaden wird explizit
erwähnt, dass Kindertagesstätten besonders als Setting geeignet sind, da in
diesem
Alter
gesundheitsförderliche
Erlebnis-
ausschlaggebend beeinflusst und geprägt werden.
Proessmodell
von
Schwarzer
soll
169
versuchen,
und
Verhaltensweisen
Das soziale - kognitive
die
Entstehung
des
Gesundheitsverhaltens zu erklären.
3.4 Das sozial - kognitive Prozessmodell des Gesundheitsverhaltens
Das sozial - kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (Health Action
Process Approach (HAPA)) wurde für die Diabetes mellitus Typ 2 Prävention in
den Europäischen Leitlinien für die Interventionsbereiche Ernährung und
körperliche Aktivitäten verwendet. Das HAPA dient als Basis für die
Veränderungsprozesse.170 „Dieses sozial - kognitive Prozessmodell des
Gesundheitsverhaltens ist ein dynamisches Modell zur Erklärung und
Vorhersage
gesundheitsförderlicher
und
gesundheitsschädlicher
Verhaltensweisen. Das Modell schlägt eine Unterscheidung zwischen […]
167
Vgl. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz; Bundesministerium für
Gesundheit (o.J.h), o.S.
168
Vgl. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz; Bundesministerium für
Gesundheit (o.J.j), o.S.
169
Vgl. GKV-Spitzenverband (2010), S. 25.
170
Vgl. Lindström et al. (2010), S. 37ff.
61
Motivationsprozessen und […] Volitionsprozessen vor.“171 Dieses Modell ist
besonders für die Ernährungsberatung geeignet, hier können mit dem Patienten
gemeinsam Strategien und Hilfen entwickelt werden, um das wünschenswerte
Gesundheitsverhalten zu erreichen. Die Phase der Motivation zeigt die
Prozesse bis zur Bildung einer Intention auf. Die Volitionsphase setzt die
Absicht in eine Handlung um, z.B.:
x
Motivationale Phase: Ein Wunsch und Vorhaben wird gebildet: „Ich sollte
wirklich abnehmen“
x
Volitionale Phase: Eine Absicht wird in die Handlung umgesetzt mit dem
festen Willen: „Ja, ich will abnehmen.“172
Abbildung 13: Das sozial - kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns
(Health Action Process Approach, HAPA)
Quelle: Schwarzer (2004), S. 91 vereinfacht dargestellt In: Kugler (2009), S. 41.
Es gibt zwei Grundprinzipien dieses Modells:
x
eine bestimmte Stufe wird erst dann erlangt, wenn die vorherige Stufe
beendet worden ist,
171
172
Zit. Schwarzer (2004), S. 90.
Zit. Kugler (2009), S. 40ff.
62
x
und wenn simultan ausreichend Selbstwirksamkeitserwartung vorliegt. 173
Im Weiteren wird das HAPA - Modell von Abbildung 13 vorgestellt, indem die
einzelnen Phasen näher betrachtet werden.
™ Die Motivationsphase - Die Intentionsbildung
Drei Aspekte beeinflussen die Intentionsbildung in dieser Phase: die
Risikowahrnehmung („Ich spüre die Gefahr…“), das können zum Beispiel starke
Schmerzen sein und die Diagnose vom Arzt, die die Vermutungen bestätigt. Die
Handlungsergebniserwartung wird formuliert mit („Wenn …, dann …“) - positive
Handlungsergebniskonsequenz: „Wenn ich mich fettarm ernähre, dann senke
ich mein Infarktrisiko“, negative Handlungsergebniskonsequenz: „Wenn ich
mich fettarm ernähre, dann muss ich auf meine Lieblingsspeisen verzichten“.
Aus diesen zwei Formulierungen kann die Person abwägen. Welche die Person
wählt, ist abhängig von den jeweiligen Umständen, die Entscheidung fällt für
das zur dieser Zeit günstigere Verhalten. Der dritte Aspekt ist die
Selbstwirksamkeitserwartung, welche im Prozess durchgängig relevant sein
muss und nicht nur in der motivationalen Phase. Trotz des Willens des
Patienten, sein Ernährungsverhalten zu verändern, ist es nicht sicher, ob er sich
das zutraut und zusätzlich auch in schwierigen Situationen sein Vorhaben
standhält, Bespiele wären hier unter der Formulierung: „Ich traue mir zu, …“
oder „Ich bin mir sicher, mich fettarm zu ernähren, auch wenn ich auf Reisen
bin.“ Diese Phase ist erfolgsversprechend, wenn neue Verhaltensweisen positiv
umgesetzt wurden bzw. seine persönlichen Ziele erfolgreich erreicht wurden,
dadurch steigt der Glaube an sich selbst und es gibt einem die Sicherheit den
nächsten
Schritt
zu
wagen.
Handlungsergebniserwartung
Risikowahrnehmung,
und
Einschätzen
Selbstwirksamkeitserwartung
von
sind
ausschlaggebend dafür, ob Maßnahmen zur Verhaltensänderung erarbeitet und
durchgeführt werden können. Ist die Person einverstanden, müssen realistische
und persönliche Ziele ausgemacht werden. Die Erfolgserwartung darf nicht zu
hoch angesetzt werden, da dies zum Misserfolg führen kann und dadurch
frühzeitig aufgegeben wird. Die geplanten Ziele müssen umgesetzt werden,
173
Vgl. DGE (2011b), S. 6.
63
dafür ist eine unmissverständliche Handlungsplanung und Handlungskontrolle
wichtig, welches in der volitionalen Phase stattfindet.174 Der Patient hat seine
Denkweise von: „Ich könnte abnehmen.“ in „Ich werde abnehmen!“ verändert.
Jetzt beginnt die Volitionsphase, die Absicht bzw. Intention wird umgesetzt. Erst
mal muss ein spezifisches Ziel klar und deutlich benannt werden. Ein Ziel,
welches nicht klar und deutlich formuliert ist, wäre zum Beispiel: „fit und gesund
zu sein“, wohingegen das präzise Ziel so formuliert wird: “Ich werde in einem
Fitnessstudio in der Nähe dreimal pro Woche für ca. 30 Minuten trainieren,
montags und donnerstags um 7 Uhr und samstags um 10 Uhr.“ Sinnvoll ist es,
für die Formulierung eines präzisen Ziels W - Fragen zu benutzen. Das
Hauptziel wird in einzelne kleine Schritte strukturiert und definiert. Kernpunkte
müssen
gesetzt
vorgeschlagen
und
die
werden.
beobachteten
Als
dazugehörigen
Hilfsmittel
Verhaltens,
Methoden
dient
die
bzw.
Instrumente
Dokumentation
so
kann
des
ein
Soll - Ist - Vergleich aufgezeigt werden, zum Beispiel mit Ernährungs- und
Bewegungsprotokollen. Auf dieser Grundlage werden erfüllbare Ziele formuliert,
an ihnen wird später der Erfolg gemessen. Das Schema „SMARTE“ Ziele ist bei
der Ausarbeitung von Zielen zuverlässig.
ƒ
Spezifisch: Ziele sollten klar und eindeutig formuliert sein.
o Frageform: „Woran merken Sie, dass Sie Ihr Ziel erreicht haben?“
ƒ
Messbar: Ziel- und Erreichungsgrad sollten überprüfbar sein. Hier kann
angeboten werden zu dokumentieren.
o Frageform: „Wie kontrollieren/prüfen Sie dies?“
ƒ
Aktionsorientiert: Ansatzpunkte zielen auf machbare Veränderungen, anstatt
auf das, was nicht geht.
o Frageform: „Was wollen Sie stattdessen? Was genau wollen Sie
erreichen?“
ƒ
Realistisch: Das Ziel sollte nicht zu hoch angesetzt werden, es muss immer
noch erreichbar sein.
174
Vgl. Kugler (2009), S. 40ff. / vgl. DGE (2011b), S. 5ff.
64
o Frageform: „Ist das Ziel für Sie realistisch?“
ƒ
Terminierbar: Der zeitliche Endpunkt und Meilensteine zur Kontrolle sollten
festgesetzt werden.
o Frageform: „Bis wann wollen Sie Ihr Ziel erreichen?“
ƒ
Eigenständig erreichbar: Die Ziele müssen selbstständig erreichbar sein,
ansonsten kann das eigene Engagement fehlen.
o Frageform: „Was müssen Sie tun, um das Ziel zu erreichen? Können
Sie dieses Ziel aus eigener Kraft erreichen?“.
Um die Verpflichtung zu erhöhen, eine Erfolgskontrolle zu ermöglichen und eine
schnelle Umformulierung der Ziele zu ermöglichen, sollten die formulierten Ziele
schriftlich festgehalten werden.175 Natürlich besteht die Möglichkeit, dass
Patienten in Ihr ungesundes Risikoverhalten zurückfallen, d.h., das neue
erreichte Gesundheitsverhalten z.B. eine fettarme Ernährung kann nicht
aufrechterhalten werden. Dem Patienten muss in einer Beratung mitgeteilt
werden, dass Rückfälle zum Lernprozess dazugehören. Eine gute Einstellung
im Lernprozess ist: „Ein Fehler kann passieren und ich habe nicht versagt. Viel
wichtiger ist, dass ich daraus etwas lernen kann.“ So kann und wird u.a. auch
die Motivation aufrecht erhalten. Die Beratung dient auch dazu, um gemeinsam
Lösungsstrategien zu entwickeln, wie mit Rückschlägen umgegangen werden
kann bzw. diese vermieden werden. Das Modell des Rückfallprozesses von
Marlett besagt, dass Suchtverhalten erlernt ist, also dementsprechend auch
wieder „ver“ - lernt werden kann. Der Patient soll Situationen, in der er meint,
ein hohes Rückfallrisiko einzugehen, identifizieren und verhindern, diese
Situationen
werden
als
Hochrisikosituationen
bezeichnet.
Zu
den
Hochrisikosituationen gehören z.B. negative emotionale Zustände wie Angst,
Ärger, Langeweile; negative soziale Situationen wie Konflikte in der Familie;
sozialer Druck; positive emotionale Zustände wie ein all - inklusive Urlaub bei
Übergewicht. Eine erfolgreiche Bewältigung dieser Hochrisikosituationen
unterstützt
bei
der
Hochrisikosituation
175
Verstärkung
nicht
des
erfolgreich
neuen
Verhaltens.
Wird
diese
bewältigt,
kommt
zu
einem
es
Vgl. Kugler (2009), S. 42ff. / vgl. DGE (2011b), S. 12ff.
65
sogenannten „Ausrutscher“, der Patient fällt in seine alten Gewohnheiten
zurück, somit geht die Selbstwirksamkeit
hinsichtlich des anvisierten Ziels
zurück. Die Folge davon ist, dass der Patient jetzt mehr Kraft benötigt, um das
formulierte Ziel zu erreichen. Im günstigsten Fall ist die Beratung beendet, wenn
der Patient sich sicher ist, dass er es ohne weitere Hilfe schafft seine
Verhaltensänderung beizubehalten und sein Ziel weiterhin selbstständig
verfolgt.176
4. Programmierung einer Software zur Erstellung eines
Ernährungsplans zur Prävention
Das vierte Kapitel befasst sich ausschließlich mit der Ernährungssoftware. Der
Programmierablauf
wird
Benutzerdokumentation
kurz
der
dargestellt
und
Ernährungssoftware.
erläutert
Zu
bis
Beginn
hin
zur
fanden
Vorüberlegungen bezüglich des Umfangs des Programmes statt. Hinsichtlich
dieser Überlegungen müssen Informationen zusammengetragen werden. Wie
die Angaben zum Nutzer: Alter, Geschlecht, Größe, Gewicht und PAL müssen
vorliegen. Weiterhin sollen die wichtigsten Werte wie (Gesamt)Energie, Protein,
Kohlenhydrate, Fette, Vitamin C, Ballaststoffe, Calcium und der BMI berechnet
werden. Außerdem soll es möglich sein, einen individuellen Ernährungsplan zu
erstellen, dafür war es zwangsläufig notwendig, eine Datenbank mit
verschiedenen Lebensmitteln zur Auswahl zu erstellen. Zur Erstellung dieses
individuellen Planes sollen verschiedene Mahlzeiten auswählbar sein. Im
Endeffekt werden die Soll- und Istwerte angezeigt, um eine übermäßige
Nährstoffzufuhr zu vermeiden. Die Basis des Ernährungsprogrammes bildet die
Software Limnor Studio. Vor der Bearbeitung wurde das Programm Limnor
Studio 5 for .Net 4 heruntergeladen.177 Das Programm Limnor Studio
dient
der
„Object
-
based
programming“
(Objektorientierte Programmierung) zur schnellen Anwendungsentwicklung
mittels Visual Programming. Es dient zur Erstellung einer Computer - Software,
176
177
Vgl. Kugler (2009), S. 42ff. / vgl. DGE (2011b), S. 12ff.
Vgl. Longflow Enterprise (o.J.), o.S.
66
hierfür sind keine Vorkenntnisse einer Programmiersprache nötig. Mit Limnor
Studio soll eine neue Software entwickelt werden, dazu sind „einfache“ Maus
und Tastatur – Operationen nötig, um Objekte zusammen bzw. ineinander zu
verknüpfen. Ein „Objekt“ ist z.B. eine Zahl, ein Button, ein Fenster usw. Den
„Objekte“ in der object - based programming werden 3 verschiedenen Arten
zugeteilt: Eigenschaften, Methoden und Ereignisse. 178 Die Objekte besitzen 2
essentielle Bestandteile: zum einen die Eigenschaften und zum anderen die
Methoden, zu den Methoden gehören desweiteren noch die Ereignisse. Im
Weiteren werden Eigenschaften, Methoden und Ereignisse an Beispielen aus
der Software „Natürlich Essen“ erklärt.
4.1 Vereinfachter Programmierablauf
Es wurde ein neues Projekt angelegt. Mit Hilfe der Toolbox wurden Buttons,
Auswahl- und Textfelder usw. hinzugefügt, welche eine Bezeichnung erhielten.
Diese Methoden wurden mittels bestimmter Ereignisse belegt, die bei der
Ausführung des Ereignisses die zuvor verknüpfte Methode aufrufen, wie z.B.
die Berechnung des Tagesumsatzes oder BMI. Die Methoden mussten im
Vorfeld entsprechend ihrer Funktion erstellt werden. Die untenstehende
Methode beschreibt den Aufbau des „gesamten Planes“ (Abbildung 14) vom
Frühstück bis zur Spätmahlzeit.
178
Vgl. Longflow Enterprise (2011), S. 2ff.
67
Abbildung 14: Methode: Erstellung des gesamten Plans
Quelle: eigene Darstellung, aus der Ernährungssoftware „Natürlich“ Essen
Wenn eine Methode erstellt wird, erscheint ein Dialog - Fenster, um den Ablauf
der Methode zu definieren. Methoden können dabei Eigenschaften anderer
Objekte ansprechen und verändern, aber auch selbst weitere Methoden
aufrufen. Das folgende Beispiel zeigt, wie eine Methode eine Eigenschaft eines
anderen Objekts aufruft und diese verändert (Abbildung 15). Die Methode ist
hier Tagesplan.SetEnergie und die Eigenschaft die Energie. Für die
verschiedenen Methoden müssen Eigenschaften festgelegt werden, wie z.B.
die Berechnung der Gesamtenergie aus dem Tagesplan.
Abbildung 15: Festlegung der Eigenschaften
Quelle: eigene Darstellung, aus der Ernährungssoftware „Natürlich“ Essen
68
Methoden können aber auch durch bestimmte Ereignisse, die an diese
gebunden sind, aufgerufen werden. Ein Beispiel für die Bindung von Methoden
mittels Ereignissen an Objekte wäre die Verknüpfung der Klickaktion mit Button
und Methode aus dem Fenster des Tagesplanes. Durch die Klickaktion „Click“
auf den Button „buttonzeigeplan“ wird die Methode „planoeffnen“ aufgerufen
(Abbildung 16).179
Abbildung 16: Beispiel für die Belegung eines Buttons
Quelle: eigene Darstellung, aus der Ernährungssoftware „Natürlich“ Essen
Die Programmierung ist jetzt fertig und läuft im Hintergrund automatisch bei der
Benutzung der Software „Natürlich Essen“ ab, diese Abläufe sind nicht sichtbar
für den Nutzer. Um den gesamten Plan angezeigt zu bekommen, muss nach
vorheriger Auswahl der Mahlzeiten auf den Button „buttonzeigeplan“ aus der
Abbildung 16 geklickt werden. Daraus ergibt sich die Darstellung von
Abbildung 17:
Abbildung 17: Darstellung des Gesamtplan
Quelle: eigene Darstellung, aus der Ernährungssoftware „Natürlich“ Essen
179
Vgl. Longflow Enterprise (2011), S. 3ff.
69
Die verschiedenen Lebensmitteldaten wurden im Vorfeld in einer Datenbank mit
CSV - Format eingegeben. Die Datenbank wurde in die Installationsroutine des
Programmes eingefügt, um die darin enthaltenen Lebensmitteldaten zu nutzen.
Zum Schluss wurde die Option eingefügt, dass der gesamte Plan ausgedruckt
werden kann.
4.2 Was bietet die Ernährungssoftware “Natürlich“ Essen?
Die Ernährungssoftware berechnet die Nährwerte viel leichter und vor allem
schneller,
als
es
per
Hand
möglich
ist.
Es
ist
ein
übersichtlicher
Soll - Ist - Vergleich der aufgenommenen Lebensmittel möglich. Zusätzlich
bietet „Natürlich“ Essen die Berechnung des individuellen BMIs und des
Gesamtenergiebedarfs. Eine große Auswahl an Lebensmitteln bietet die
Datenbank
mit
den
verschiedenen
Lebensmitteln.
Die
ausgewählten
Lebensmittel können übersichtlich in den Speiseplan übertragen werden.
Wichtig ist, dass die Ernährungssoftware für Erwachsene ab 19. Jahren und
älter gedacht ist, da die vorhandenen Referenzwerte dieser Nährstoffe bei
Kindern und Jugendlichen abweichen.
-
Bevor es mit der Berechnung losgehen kann, muss die Software auf dem
Computer installiert werden. Ist die Installation abgeschlossen, wird
automatisch eine Verknüpfung für die Ernährungssoftware auf dem Desktop
erstellt. Die Ernährungssoftware wird durch einen Doppelklick auf das
Desktopbild gestartet.
-
Im ersten Fenster, welches erscheint, besteht die Wahl zwischen zwei
Möglichkeiten: 1. Berechnung des Tagesumsatzes und 2. Informationen. Bei
den Informationen werden die Kontaktdaten angegeben, falls Fragen
auftreten.
o Berechnung des Tagesumsatzes
Wird die Berechnung des Tagesumsatzes aufgerufen, müssen individuelle
Daten wie Name, Geschlecht, Alter, Gewicht, Größe und der Physical Activity
Level
(PAL)
angegeben
werden,
um
den
Tagesumsatz
und
den
Body - Mass - Index berechnen zu können. Der Energiebedarf, hier
70
Tagesumsatz genannt, setzt sich aus dem Grundumsatz und dem Bedarf an
Energie für körperliche Aktivitäten zusammen. Für die Errechnung des
Grundumsatzes der Ernährungssoftware wurde die Harris - Benedict - Formel
verwendet. Die Formel der Männer unterscheidet sich zu den der Frauen. Sie
lautet wie folgt:
-
Männer: Grundumsatz in kcal / Tag = 66,47 + (13,7 x Körpergewicht in kg) +
(5 x Körpergröße in cm) – (6,8 x Alter in Jahren)
-
Frauen: Grundumsatz in kcal / Tag = 655,1 + (9,6 x Körpergewicht in kg) +
(1,8 x Körpergröße in cm) – (4,7 x Alter in Jahren)
Zur Berechnung des Energiebedarfs (Tagesumsatz) wird zum Grundumsatz
das sogenannte „Physical Activity Level“ (PAL) multipliziert. Mit dem PAL wird
die zusätzliche körperliche Aktivität mit angegeben. Aufgrund dessen, dass
Personen verschiedene Lebensstile haben, gibt es verschiedene PAL - Werte,
in Tabelle 2 werden diese Werte näher erläutert.180
Tabelle 2: PAL bei verschiedenen Lebensstilen
PAL - Wert
Beschreibung
Beispiel
1,2 - 1,4
Sehr geringe körperliche Aktivität
Bettlägerige Menschen (z.B. bei fortgeschrittener
Demenz, Lähmungen)
1,4 - 1,7
Geringe körperliche Aktivität
Sitzender Lebensstil (z.B. Büroarbeit, LKW Fahrer), geringer körperlicher Ausgleich in der
Freizeit (Fernsehen, langsames Spazierengehen)
1,7 - 2,0
Moderate körperliche Aktivität
Körperlich anstrengende Berufe (z.B. Handwerk),
aktive Freizeittätigkeiten (Laufen, Rad fahren,
Aerobic)
2,0 - 2,4
Hohe körperliche Aktivität
Körperlich
stark
anstrengende
Berufe
(z.B.
manuelle Feldarbeit, Tragen schwerer Lasten),
hohe Beanspruchung bei sportlicher Tätigkeit an
mehreren Stunden pro Tag
> 2,4
Extreme körperliche Aktivität
In der Regel nicht über längere Zeit aufrecht zu
erhalten (z.B. Radrennen)
Quelle: eigene Darstellung aus Kaiser, Bauer (2010), S. 19
180
Vgl. Kaiser, Bauer (2010), S. 18ff.
71
In der Ernährungssoftware kann zwischen verschiedenen PAL - Werten gewählt
werden. Es wurde zwischen den PAL - Werten der verschiedenen Kategorien
aus der Tabelle 2 der arithmetische Mittelwert gebildet, da es schwierig war,
den PAL - Wert anders einzuteilen. So entstanden verschiedene Kategorien bei
der Ernährungssoftware „Natürlich“ Essen. Die Kategorie „Grundumsatz“ wird
auch als Tagesumsatz angezeigt, enthält aber keinen PAL - Wert, nur die reine
Harris - Benedict - Formel zur Berechnung des Grundumsatzes. Die Kategorie
„sehr niedrig“ aus der Ernährungssoftware bekam jetzt einen PAL - Wert von
1,3, für die Kategorie „leicht“ ein PAL - Wert von 1,55, für die Kategorie „normal“
ein PAL - Wert von 1,85, für die Kategorie „mittelschwer“ ein PAL - Wert von 2,2
und für die Kategorie „schwer“ ein PAL - Wert von 2,4. Ausschlaggebend dafür,
dass nicht jeder Tag gleich ist und somit niemand einen konstanten PAL - Wert
hat, ist der Energiebedarf (Tagesumsatz) nur eine Abschätzung des
Energiebedarfs der Person. Weiterhin wird der Energiebedarf noch durch
weitere verschiedene Faktoren wie Außentemperatur, Anteil von Fettmasse und
fettfreier Masse, Gesundheitszustand usw. beeinflusst.181 Die Berechnung des
BMI wurde in Kapitel 3.1 näher erläutert. Erfolgte die Berechnung des
Tagesumsatzes und des BMI durch Klicken auf den Button „berechnen“, kann
auf den Button „Tagesplan“ geklickt werden, um einen übersichtlichen,
individuellen Speiseplan zu erstellen. Die im Vorfeld errechneten Werte, wie der
Tagesumsatz, werden automatisch in den Tagesspeiseplan übertragen. Der
Tagesumsatz bietet die Grundlage für die ausgerechneten Sollwerte. Die DGE
empfiehlt, dass der Energiebedarf (Tagesumsatz) aus 55 % Kohlenhydraten,
30
%
Fetten
und
15
%
Proteinen
besteht.
Hintergrund
dieser
Zusammensetzung ist, dass die Ernährung in der Praxis vorwiegend aus
pflanzlichen Lebensmitteln bestehen soll, so kommt es automatisch zu einer
hohen Ballaststoffzufuhr, einer besseren Sättigung und zu einer geringeren
Fettaufnahme.182 Weiterhin werden die Nährstoffe Ballaststoffe, Vitamin C und
Calcium mit in die Ernährungssoftware aufgenommen. Die DGE empfiehlt eine
tägliche Ballaststoffaufnahme von 30 g pro Tag. Ballaststoffe helfen
181
182
Vgl. Kaiser, Bauer (2010), S. 18ff.
Vgl. DGE (2011d), S. 2ff.
72
ernährungsmitbedingte Krankheiten vorzubeugen183, deshalb wurden sie mit
aufgenommen. Genauso wichtig ist das Vitamin C, hier liegt die empfohlene
Zufuhr bei 100 mg/Tag.184 Einer der wichtigsten, aber von der Deutschen
Bevölkerung zu wenig aufgenommene und deshalb in der Ernährungssoftware
mit aufgenommene Mineralstoff, ist Calcium. Der Referenzwert für Calcium liegt
bei 1000 mg/Tag.185 Die Datenbank der Ernährungssoftware enthält soweit alle
wichtigsten Lebensmittel, um eine individuelle Auswahl der Lebensmittel zu
ermöglichen. Von über 1000 Lebensmitteln werden die Nährwerte pro Portion
oder
für
100
g
zusammengefasst,
angezeigt
von
und
der
sind
in
35
Lebensmittelkategorien
Lebensmittelkategorie
Fleisch,
Fisch,
Brot / Brötchen bis hin zur Lebensmittelkategorie Eis. Die Lebensmittel der
Datenbank stammen aus „Die große Wahrburg / Egert Kalorien- &
Nährwerttabelle“186
Der
in
der
Ernährungssoftware
vorhandene
Soll - Ist - Vergleich soll eine übermäßige Abweichung der empfohlenen
Referenzwerte der DGE verhindern. Die empfohlenen Referenzwerte der DGE
stellen den Sollwert da. Die Istwerte sind die Werte, die durch die eigene
Auswahl der Lebensmittel zustandekommen. Somit wird ein Überblick der
Soll- und Istwerte gegeben und eine übermäßige Zufuhr der Nährstoffe
verhindert. Zum Schluss ist es möglich, den selbst erstellten individuellen Plan
auszudrucken.
4.3 Benutzerdokumentation
Die Benutzerdokumentation soll dem Anwender die bedeutendsten Grundlagen
methodisch
erklären,
sodass
der
ahnungslose
Anwender
die
Ernährungssoftware bedenkenlos nutzen kann.187
I.
Die Ernährungssoftwareinstallation
Als erstes muss die DVD mit der Ernährungssoftware in das Laufwerk gelegt
werden.
Es
öffnet
sich
automatisch
ein
Fenster,
nachdem
183
Vgl. DGE (2008), o.S.
Vgl. DGE (o.J.), o.S.
185
Vgl. DGE (2013), o.S.
186
Vgl. Wahrburg, Egert (2011), S. 1ff.
187
Vgl. Funke et al. (2000), S. 118.
184
73
„NatuerlichEssenSetup“ gewählt wird. Im ersten Fenster, welches erscheint,
„Next“ wählen. Die Lizenzvereinbarung muss akzeptiert werden, durch
Bestätigen von „I Agree“ und weiter mit einem Klick auf „Next“, um die
Lizenzvereinbarung abzuschließen. Bei „Folder“ bitte den gewünschten Ordner
eintragen, in dem die Ernährungssoftware gespeichert werden soll, den Haken
bei „Everyone“ belassen und mit „Next“ bestätigen. Um jetzt die Installation zu
starten, auf „Next“ Klicken. Nachdem die Installation erfolgreich gewesen ist,
wird durch Klicken auf „Close“ die Installation abgeschlossen. Auf dem Desktop
wird für das Ernährungsprogramm automatisch eine Verknüpfung erstellt.
Abbildung 18: Desktopverknüpfung "Natürlich“ Essen
Quelle: eigene Darstellung, aus der Ernährungssoftware „Natürlich“ Essen
Falls die Ernährungssoftware nicht funktioniert, können u.a. zwei Sachen
ausschlaggebend dafür sein:
!!! Damit die Ernährungssoftware ausgeführt werden kann, muss im Vorfeld
sichergestellt werden, dass die Software „NetFramework4.0“ oder eine höhere
Version auf dem Computer installiert ist (ansonsten bitte im Vorfeld installieren).
Der download link für die empfohlene Software: http://www.microsoft.com/dede/download/details.aspx?id=17718.188
!!! Weiterhin ist wichtig, dass man selbst Administrator ist, sonst auf die
Desktopverknüpfung „Natürlich“ Essen -> rechte Maustaste -> als Administrator
ausführen, wählen.
II.
Starten und Anwenden der Ernährungssoftware
Die Ernährungssoftware wird durch einen „Doppelklick“ mit der linken
Maustaste auf die Desktopverknüpfung gestartet. Das Startfenster von der
188
Vgl. Microsoft (o.J.), o.S.
74
Ernährungssoftware „Natürlich“ Essen erscheint mit dem selbst erstellten Logo.
Abbildung 19: Startfenster der Ernährungssoftware
Quelle: eigene Darstellung, aus der Ernährungssoftware „Natürlich“ Essen
Im Startfenster besteht die Auswahl zwischen Tagesumsatz und Informationen.
III.
Berechnung des Grundumsatz / Tagesumsatz
Durch einen Klick auf den Button „Tagesumsatz“ öffnet sich das zweite Fenster.
Abbildung 20: Berechnung des Tagesumsatzes
Quelle: eigene Darstellung, aus der Ernährungssoftware „Natürlich“ Essen
75
In die offenen Felder müssen die individuellen Daten der Person eingegeben
werden wie Name, Alter in Jahre, Gewicht in kg, Größe in cm, das Geschlecht
und das PAL wird durch Betätigen der Pfeile ausgewählt. Sind alle Daten
vollständig eingegeben, kann durch Betätigung des Buttons „berechnen“ der
Tagesumsatz in kcal und der BMI in kg/m² berechnet werden. Wird der
Tagesumsatz und der BMI angezeigt, kann durch Klicken des Buttons
„Tagesplan“ die Erstellung des Tagesplans (Speiseplans) im nächsten Fenster
erfolgen.
IV.
Erstellung des Tagesplans (Speiseplans)
Nach Eingabe der individuellen Daten werden diese automatisch mit in den
Tagesplan übernommen und die Werte für die Energie, Protein, Kohlenhydrate,
Fett, Ballaststoffe, Vitamin C und Calcium werden automatisch ausgerechnet
und stellen die Sollwerte dar. Das Fenster mit dem Tagesplan öffnet sich.
Abbildung 21: Tagesplan der Ernährungssoftware
Quelle: eigene Darstellung, aus der Ernährungssoftware „Natürlich“ Essen
76
V.
Möglichkeiten beim Tagesplan
Damit
der
einzeln
Tagesplan
mit
erstellt
den
werden
kann,
müssen
Lebensmitteln
Durch Betätigen der Pfeile „
die
Mahlzeiten
versehen
werden.
” können die einzelnen Mahlzeiten
ausgewählt werden. Der „Gesamte Plan“ kann erst nach Fertigstellung der
einzelnen Mahlzeiten angezeigt werden, in ihm ist keine Bearbeitung möglich!
Es
besteht
die
Möglichkeit
der
Auswahl
zwischen
I. Frühstück, II. Frühstück, III. Mittag, IV. Kaffee, V. Abendbrot und
der VI. Spätmahlzeit. Um die ausgewählte Mahlzeit zu bestätigen, muss auf den
Button „
mit
den
“ geklickt werden, jetzt kann die ausgewählte Mahlzeit
individuellen
Lebensmitteldatenbank
öffnet
Button „
VI.
Lebensmitteln
sich
bestückt
durch
werden.
Die
auf
den
Klicken
” die Lebensmittel können ausgewählt werden.
Lebensmitteldatenbank
In der Lebensmitteldatenbank sind über 1000 Lebensmittel vorhanden, die nun
ausgewählt
werden
können.
In
der
Ernährungssoftware
als
„Nahrungsmittelwahl“ bezeichnet.
Abbildung 22: Lebensmitteldatenbank aus der Ernährungssoftware
Quelle: eigene Darstellung, aus der Ernährungssoftware „Natürlich“ Essen
77
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das bestimmte Lebensmittel zu finden.
Eine
Möglichkeit
wäre,
dass
die
gesucht werden „
Lebensmittel
nach
Kategorien
”. Durch Betätigen des Pfeils können
die verschiedenen Lebensmittelkategorien angezeigt und ausgewählt werden
„
”. Eine weitere Möglichkeit wäre die
Suchfunktion
„
”.
Das
gesuchte Lebensmittel wird in das Feld eingetragen, und durch Bestätigen mit
„Lebensmittel suchen“ wird nach dem Lebensmittel gesucht. Wird das
gewünschte Lebensmittel nicht angezeigt, kann durch mehrmaliges Betätigen
des Buttons „Lebensmittel suchen“ solange weitergesucht werden, bis das
gewünschte Lebensmittel angezeigt wird. Die Zeile mit dem Lebensmittel muss
vor dem übernehmen „blau“ angezeigt werden, nur dann wird genau dieses
Lebensmittel
Übernommen.
Das
gewünschte
kann nun durch Klicken des Buttons „
Lebensmittel
” hinzugefügt
werden. Wurden die ausgewählten Lebensmittel übernommen, kann die
Datenbank durch „
VII.
” geschlossen werden.
Tagesplan speichern und drucken
Soll durch diverse Gründe ein Lebensmittel aus dem Tagesplan gelöscht
werden, muss zunächst das zu löschende Lebensmittel angeklickt werden und
„blau“ hinterlegt sein, durch Anklicken des Button „
” wird der Befehl
ausgeführt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit den gesamten Plan zu löschen.
Sind alle gewünschten Mahlzeiten mit den entsprechenden Lebensmittel
versehen, kann durch Wählen „
”
eine
komplette Übersicht über den Tagesplan erfolgen. In der Ansicht „Gesamter
Plan“ ist keine Bearbeitung bzw. auch das Löschen von einzelnen Zeilen nicht
möglich.
Neben
den
Sollwerten
werden
die
Istwerte
beim
Übertragen
jedes
Lebensmittels aus der Datenbank automatisch angezeigt oder beim Entfernen
78
des Lebensmittels automatisch gelöscht, sodass jederzeit ein übersichtlicher
Vergleich der Soll- und Istwerte stattfinden kann.
Ist
der
Tagesplan
fertig,
kann
dieser
gespeichert
werden
unter
„Speiseplan speichern“, und wenn gewünscht, ausgedruckt werden unter
„Aktuellen Plan drucken“. Der aktuelle Tagesplan soll gedruckt werden, es
erscheint ein neues Fenster.
!!! Werden die Lebensmittel in der Druckansicht nicht korrekt angezeigt, können
die Zeilen und Spalten im Fenster „Tagesplan“ durch Verschieben der Linien
angepasst werden, sodass die Lebensmittel in der Druckansicht komplett lesbar
sind.
Auf dem Ausdruck des Speiseplans werden die persönlichen Daten und die
Istwerte mit angezeigt. In Abbildung 19 wird dieses an einem Beispiel
dargestellt. Die Werte stammen aus der vorherigen Berechnung und dem
Hinzufügen der Lebensmittel.
Abbildung 23: Ausdruck des individuellen Tagesplans
Quelle: eigene Darstellung, aus der Ernährungssoftware „Natürlich“ Essen
79
VIII.
Weitere Informationen zur Ernährungssoftware
Das Programm lässt leider keine Umlaute zu, deshalb wird z.B. aus „ü“ als „ue“,
aus
dem
Konsonatenbuchstaben
„ß“
wird
ss
usw.
Weiterhin
wird
aus ½ und ¼ = 0,5 und 0,25. Die Sortierung der verschiedenen Spaltenköpfe,
z.B. der Lebensmittelkategorien nach Alphabet, ist nicht möglich.
5. Zusammenfassendes Fazit und Ausblick
Ernährungsmitbedingte Krankheiten stellen nicht nur für die Betroffenen ein
gravierendes Problem dar, sondern auch für Deutschland. Umso mehr sollte
sich auf präventive Maßnahmen konzentriert werden, um auf die Gesundheit
der Menschen zu achten und somit dem Staat die dafür anfallenden Kosten zu
ersparen.
Wie
aktuell
in
den
Medien
zu
sehen
ist,
wollen
die
Gesundheitspolitiker der SPD und CDU ungesunde Lebensmittel höher
besteuern. Ist das die richtige Methode, um Übergewicht und Adipositas bzw.
deren Folgen zu verhindern? Produkte, die mehr als 275 Kilokalorien je 100 g
haben, sind davon betroffen. Bei diesen Produkten soll die Mehrwertsteuer von
derzeit 7 % auf 10,5 % angehoben werden. Problem hierbei ist, dass sich das
Essverhalten bzw. die Essgewohnheiten der Personen durch so eine
Maßnahme nicht verändert. Dänemark führte auch die erhöhte Mehrwertsteuer
auf ungesunde Lebensmittel ein und schaffte diese vor zwei Jahren wieder ab.
Grund dafür war zum einen ein Anstieg des Verwaltungsaufwandes und zum
anderen kam es zu keinen Veränderungen im Essverhalten. Mit dieser
Maßnahme würde im Endeffekt einfach nur der Verbraucher bestraft werden
und die Staatskassen werden zugleich gefüllt. Der richtige Ansatz wäre u.a., die
Lebensmittelindustrie
mit
einzubeziehen,
deren
Werbungen
hinsichtlich
fettreicher- und zuckerreicher Lebensmittel zu verbieten, denn diese richten
sich ausschließlich nur an die Kinder. Vielleicht sollte noch einmal über die
Einführung einer veränderten Lebensmittelampel nachgedacht werden, welche
damals durch eine einflussreiche Industrielobby nicht eingeführt wurde.
Widersprüchlich war die Lebensmittelampel damals schon. Nüsse z.B. würden
aufgrund ihres hohen Fettgehaltes einen roten Punkt bekommen, obwohl sie
wertvolle mehrfach ungesättigte Fettsäuren und Omega - 6 - Fettsäuren
80
enthalten. Die weiteren, zum Teil essentiellen Inhaltstoffe werden beim Ampel Prinzip
nicht
mit
berücksichtigt.189
Deshalb
sollte
bei
einer
neuen
Lebensmittelampel das gesamte Lebensmittel berücksichtigt werden und nicht
nur die Kalorien, das Fett und der Zucker. Natürlich ist es für den Verbraucher
sinnvoll auf Anhieb zu erkennen, wie viel vom Fett und Zucker in dem
Lebensmittel steckt, also sollte das Augenmerk verstärkt auf die gesamten
Inhaltsstoffe des Lebensmittel gelegt werden und danach sollte eine Bewertung
nach dem Ampel - Prinzip erfolgen. Die USA setzen hingegen auf drastischere
Maßnahmen. Die USA möchte die Transfette in den Lebensmitteln verbieten.
Transfette entstehen bei der industriellen Härtung von pflanzlichem Öl. Sie
können u.a. in Brotaufstrichen und Backwaren enthalten sein. Transfette
erhöhen das Risiko an Herz - Kreislauf - Erkrankungen zu erkranken. Die USA
schätzen, dass mit einem Verbot bzw. einer Reduktion von Transfettsäuren in
Lebensmitteln 7.000 Todesfälle durch Herz - Kreislauf - Erkrankungen und bis
zu 20.000 Herzinfarkte pro Jahr verhindert werden können.190 Jedoch muss die
Prävention schon vorrangig im Kindesalter beginnen, da dort das Verhalten
noch beeinflusst und geprägt werden kann. Das Ernährungsverhalten, welches
im Kindesalter geprägt wurde, kann so auch im Erwachsenenalter besser
beibehalten werden. Die Kinder und Jugendlichen erreicht man vor allem im
Setting „Kindertagesstätten und Schule“. Den Kindern und Jugendlichen soll
spielerisch die gesunde Ernährung nähergebracht werden, sie lernen den
Geschmack einzelner Lebensmittel kennen, die dazugehörigen Inhaltsstoffe,
wie leckere Speisen zubereitet werden und vieles mehr. Zu einer gesunden
Ernährung gehört zusätzlich noch ausreichend Bewegung. Mit einer gesunden
Ernährung und ausreichender Bewegung könnte zukünftig ein Rückgang
ernährungsmitbedingter Krankheiten verzeichnet werden. Unterstützt wird
dieses Vorhaben von dem Nationalen Aktionsplan „IN FORM – Deutschlands
Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“, welcher zum Ziel hat,
das Ernährungs- und Bewegungsverhalten in Deutschland bis zum Jahr 2020
effektiv und dauerhaft zu verbessern.191
189
190
Vgl. Wolz (2013), S. o.S.
Vgl. U.S. Department of Health and Human Services (2013), S. 1f.
191
Vgl. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (o.J.), o.S.
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Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre an Eides Statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne
Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus
fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken habe ich als
solche kenntlich gemacht.
Ort, Datum
Unterschrift
95
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