- Traumanetz Sachsen

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Tagungsdokumentation
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
Was brauchen Kinder, Jugendliche Erwachsene?
11. und 12. September 2009
Deutsches Hygienemuseum Dresden
Medizinisch-Theoretisches Zentrum des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden
Sächsisches Staatsministerium für Soziales
unterstützt und gefördert durch:
Hinsehen
Erkennen
Handeln
Tagungsdokumentation
Akuttraumatisierung und Kirsenintervention
Was brauchen Kinder, Jugendliche und Erwachsene?
11. und 12. September 2009
Deutsches Hygiene-Museum Dresden
Medizinisch-Theoretisches Zentrum des Universitätsklinikums Dresden
Unfälle, Gewalterlebnisse, Katastrophen - sie alle können seelische Wunden hinterlassen.
Was braucht es, um rasch und kompetent zu helfen? Wann und wie kann präventiv
eingegriffen werden? Wer hilft, wenn es zu einer psychischen Krise gekommen ist?
Das Helfersystem nach akuttraumatischen Ereignissen ist schwer zu überblicken. Noch
immer sind wenig spezialisierte Hilfsangebote in Sachsen bekannt. Dies gilt für die
Versorgung Erwachsener, in besonderem Maße aber auch für die Beratung und Versorgung
von Kindern. Bei potentiell traumatisierenden Erlebnissen sind häufig sowohl Erwachsene
als auch Kinder betroffen. Daher möchte die Tagung Experten aus beiden Versorgungsgebieten ansprechen und miteinander in Kontakt bringen.
Die Fachtagung versteht sich als thematische Fortbildung zu Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten nach Akuttraumatisierung. Zugleich dient sie als Forum im Traumanetz
Sachsen mit dem Ziel, die aktuelle Situation in Sachsen zu beleuchten. Workshops und
örtliche Arbeitsgruppen bieten den Teilnehmern die Möglichkeit zur Vertiefung spezifischer
Themen.
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Akuttraumatisierung und Kirsenintervention
Was brauchen Kinder, Jugendliche und Erwachsene?
Freitag, 11.09.2009 - Deutsches Hygiene-Museum Dresden
09:00 Uhr
09:15 Uhr
10:15 Uhr
10:45 Uhr
11:15 Uhr
11:45 Uhr
12:30 Uhr
14:00 Uhr
14:45 Uhr
15:15 Uhr
15:30 Uhr
15:45 Uhr
16:45 Uhr
Begrüßung durch Detlef Sittel, Zweiter Bürgermeister der Stadt Dresden und
Beigeordneter für Ordnung und Sicherheit
Prof. Dr. med. Peter Joraschky, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychotherapie
und Psychosomatik am UKD
Psychosoziale Notfallversorgung (Irmtraud Beerlage, Magdeburg)
Angebote und Akteure im Zeitfenster der Akutversorgung
Vernetzung im Traumanetz (Julia Schellong, Dresden)
Aktueller Stand, Beispiele, Anregungen und Wünsche
Vorstellung der Workshops am Folgetag
Pause
Aufgaben und Organisation von Kriseninterventionsteams und Notfallseelsorge
(Jessica Jonas, Dresden)
Krisenintervention bei Erwachsenen (Michael Hase, Hamburg)
Mittagspause (jeweils 12:30 Uhr und 13:15 Uhr Führung Hygiene-Museum)
Krisenintervention mit Kindern und Jugendlichen (Dagmar Eckers, Berlin)
Kinder in Not – am Beispiel Sachsen (Edelhard Thoms, Leipzig)
Pause
Kostenträger für Krisenintervention: Unfallkasse (Kai Jurig)
Podiumsdiskussion mit Referenten (Moderation: Martina de Maizière, Dresden)
Akuttraumatisierung: Vernetzung in Sachsen
Schlusswort und Ausblick
Samstag, 12.09.2009, 09:00 Uhr – 12:30 Uhr
Medizinisch-Theoretisches Zentrum des Universitätsklinikums Dresden
W1:
W2a:
W2b:
W3:
W4:
W5:
W6:
Akuttraumatisierung (Dipl.-Psych. Annette Brink, Berlin)
Akuttraumatisierung Kinder und Jugendlicher I (Dipl.-Psych. Sylvia Wunderlich, Erfurt)
Akuttraumatisierung Kinder und Jugendlicher II
(RAin Anca Kübler, Dresden; Dipl.-Psych. Angela Birnbaum-Rausendorf, Neugersdorf)
Hinsehen – Erkennen – Handeln, Erstmanagement bei Häuslicher Gewalt
(Dr. med. Uwe Schmidt, Dresden; Dipl.-Psych. Franziska Epple, Dresden)
Ressourcenorientierte Methoden
(Dipl.-Psych. Sabine Laniado, Dresden; Dipl.-Päd. Lilly Kozerski, Dresden)
Flucht und Trauma – Traumatisierung bei Flüchtlingen
(Rena Maniry, Dresden; Dr. sc. Med. Lutz Walter, Hoyerswerda)
Rechtliche Fragen im Umfeld von Akuttraumatisierung
(RAin Susanne Köhler, Dresden)
12:30 Uhr bis 13:00 Uhr
Abschließendes Plenum: Austausch der Ergebnisse in Bezug auf Vernetzung
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik
www.traumanetz-sachsen.de
www.traumanetz-sachsen.de
Tagungsprogramm
Inhaltsverzeichnis
Tagungsprogramm

Grußwort des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales
Christine Claus

Abstracts Vorträge im Hygiene-Museum Dresden am 11.September 2009
Irmtraud Beerlage, Prof. Dr. phil., Dipl.-Psych. (Magdeburg)
Psychosoziale Notfallversorgung – Angebote und Akteure im Zeitfenster
der Akutversorgung
1
Julia Schellong, Dr. med. univ. (Dresden)
Vernetzung im Traumanetz
Aktueller Stand, Beispiele, Anregungen und Wünsche
2
Jessica Jonas, MA (Dresden)
Aufgaben und Organisation von Kriseninterventionsteams
und Notfallseelsorge
3
Michael Hase, Dr. med. (Hamburg)
Krisenintervention bei Erwachsenen
4
Dagmar Eckers, Dipl.-Psych. (Berlin)
Krisenintervention mit Kindern und Jugendlichen
5
Edelhard Thoms, Dr. med. (Leipzig)
Kinder in Not – am Beispiel Sachsen
6
Kai Jurig (Meißen)
Kostenträger für Krisenintervention: Unfallkasse
7

Abstracts Workshops im Medizinsch-Theoretischen Zentrum des
Universitätsklinikums Dresden
Annette Brink, Dipl.-Psych. (Berlin)
W1: Akuttraumatisierung
8
Sylvia Wunderlich, Dipl.-Psych. (Erfurt)
W2a: Akuttraumatisierung
Kinder und Jugendlicher I
9
Angela Birnbaum-Rausendorf, Dipl.-Psych. (Dresden)
Anca Kübler, Rain (Dresden)
W2b: Akuttraumatisierung
Kinder und Jugendlicher II
10
Franziska Epple, Dipl.-Psych. (Dresden)
Uwe Schmidt, Dr. Med. (Dresden)
W3: Hinsehen – Erkennen – Handeln
Erstmanagement bei Häuslicher Gewalt
11
Sabine Laniado, Dipl.-Psych. (Dresden)
Lilly Kozerski, Dipl.-Päd. (Dresden)
W4: Ressourcenorientierte Methoden
12
Inhaltsverzeichnis
Lutz Walter, Dr. sc. med. (Hoyerswerda)
Rena Maniry, Sächsischer Flüchtlingsrat
W5: Migration, Flucht und Traumata
13
Susanne Köhler, Rechtsanwältin (Dresden)
W6: Rechtliche Grundlagen im Umfeld von Akuttraumatisierung
14

Präsentationen
15
Irmtraud Beerlage, Prof. Dr. phil., Dipl.-Psych. (Magdeburg)
Psychosoziale Notfallversorgung – Angebote und Akteure im Zeitfenster
der Akutversorgung
Julia Schellong, Dr. med. univ. (Dresden)
Vernetzung im Traumanetz
Aktueller Stand, Beispiele, Anregungen und Wünsche
Jessica Jonas, MA (Dresden)
Aufgaben und Organisation von Kriseninterventionsteams und Notfallseelsorge
Michael Hase, Dr. med. (Hamburg)
Krisenintervention bei Erwachsenen
Dagmar Eckers, Dipl.-Psych. (Berlin)
Krisenintervention mit Kindern und Jugendlichen
Edelhard Thoms, Dr. med. (Leipzig)
Kinder in Not – am Beispiel Sachsen
Kai Jurig (Meißen)
Kostenträger für Krisenintervention: Unfallkasse
Angela Birnbaum-Rausendorf, Dipl.-Psych. (Dresden)
Anca Kübler, Rain (Dresden)
W2b: Akuttraumatisierung
Kinder und Jugendlicher II
Franziska Epple, Dipl.-Psych. (Dresden)
Uwe Schmidt, Dr. Med. (Dresden)
W3: Hinsehen – Erkennen – Handeln
Erstmanagement bei Häuslicher Gewalt
Sabine Laniado, Dipl.-Psych. (Dresden)
Lilly Kozerski, Dipl.-Päd. (Dresden)
W4: Ressourcenorientierte Methoden

Kontaktadressen
Kontaktadressen zu allen Referenten und Workshopleitern
16
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Grußwort der Sächsischen Staatsministerin für Soziales
Staatsministerin Christine Claus
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich grüße Sie herzlich anlässlich der Fachtagung des Traumanetzes
Sachsen und übermittle Ihnen meine besten Wünsche. Nach dem
sehr erfolgreichen Start im vergangenen Jahr mit der Konferenz zu
psychischen Folgen häuslicher Gewalt legt die zweite. Fachtagung
Zeugnis dafür ab, wie sich das 2007 initiierte Traumanetz Sachsen
weiter konsolidiert hat.
Die landesweite Vernetzung des sehr heterogenen Spektrums von Therapie-, Beratungsund Hilfsangeboten für Menschen mit psychischen Traumafolgestörungen ist einmalig in
Deutschland. Durch die Zusammenarbeit von Einrichtungen und Fachkräften aus dem
medizinisch-psychotherapeutischen Bereich, der Polizei, der Schule und den
komplementären Beratungsinstitutionen sowohl auf der Basis einer Internetplattform als auch
durch persönliche Begegnungen und Kontakte im Rahmen des Traumanetzes werden
strukturelle und professionelle Grenzen überwunden. Dafür möchte ich den Initiatoren des
Traumanetzes Sachsen, v.a. im Namen der Betroffenen, ausdrücklich danken und sie
bestärken, diesen Ansatz konsequent weiter zu verfolgen.
Gerade im Sektor von Akuttraumatisierung und Krisenintervention, dem Sie sich mit der
diesjährigen Fachtagung zuwenden, sind Vernetzung und Vermeidung von Schnittstellenproblemen von besonderer Bedeutung. Für die Gewährung frühzeitiger und
angemessener Hilfen ist die aufeinander abgestimmte Tätigkeit von Polizei,
Katastrophenschutz und medizinischem Hilfssystem unabdingbar.
Es ist deshalb zu begrüßen, dass es mit der Tagung gelungen ist, Vertreter dieses
Hilfespektrums miteinander ins Gespräch zu bringen. Die Workshops am zweiten Tag der
Veranstaltung bieten ein erweitertes Angebot des fachlichen Austauschs.
Besonders hervorheben möchte ich, dass Sie sich dezidiert der besonderen Problematik der
Intervention bei Traumafolgestörungen von Kindern und Jugendlichen zuwenden werden.
Eine seelische Traumatisierung in frühen Lebensjahren unterliegt den Besonderheiten der
seelischen, sozialen und körperlichen, einschließlich neurophysiologischen Entwicklung. Wir
wissen, dass frühkindliche Traumatisierungen die Prävalenz von psychischen Störungen,
sozialem Scheitern und auch körperlicher Erkrankung im Erwachsenenalter erhöhen. Zudem
leidet das familiäre und weitere soziale Umfeld in besonderer Weise unter den Folgen der
Symptomatik des betroffenen Kindes.
Eine monoprofessionelle Sichtweise wird den komplexen Problemen einer kindlichen
Traumaerfahrung nicht gerecht. Die Betreuung psychisch traumatisierter junger Menschen
bedarf vielmehr einer vernetzten Versorgungsstruktur von gut informierten Professionellen
der unterschiedlichen Disziplinen sowohl der Akutversorgung, wie Rettungswesen, Kinderund Jugendnotdienst oder ambulante traumapsychologisch-psychiatrische Frühintervention,
als auch der längerfristigen Hilfen, beispielsweise der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder
der Jugendhilfe.
Ich wünsche der Veranstaltung einen guten Verlauf, Ihnen viele anregende Gespräche und
zahlreiche neue Erkenntnisse und dem Traumanetz Sachsen auch weiterhin ein
erfolgreiches Zusammenwirken zum Wohle der Betroffenen.
Christine Clauß
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Irmtraud Beerlage, Prof. Dr. phil., Dipl.-Psych. (Magdeburg)
Psychosoziale Notfallversorgung –
Angebote und Akteure im Zeitfenster der Akutversorgung
Studium in Landau/Pfalz und Marburg, nach Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an
der FU Berlin und im SPI Berlin - seit 1994 Hochschullehrerin für Psychologie am
Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) in den
Studiengängen Gesundheitsförderung und -management, Sozialwesen sowie Sicherheit und
Gefahrenabwehr.
Lehrgebiete:
Klinische Psychologie/Mental Health sowie Gesundheits- und Entwicklungspsychologie
Leiterin der Forschungsprojekte
1. Netzwerk Psychosoziale Notfallversorgung (2002-2004),
2. Netzwerk Psychosoziale Notfallversorgung - Umsetzungsrahmenpläne (2004-2006)
3. Organisationsprofile, Gesundheit und Engagement in Einsatzorganisationen im
Bevölkerungsschutz (Laufend)
Psychosoziale Notfallversorgung –
Angebote und Akteure im Zeitfenster der Akutversorgung
Seit mehr als zwei Jahrzehnten befindet sich in der Bundesrepublik Deutschland das System
der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) im Aufbau. Es umfasst neben den
Maßnahmen der Prävention, der kurz-, mittel- und langfristigen Versorgung unterschiedlicher
Zielgruppen im Kontext von belastenden Notfällen bzw. Einsatzsituationen auch
organisatorische und rechtliche Regelungen.
Standen anfangs Angebote der
Psychosozialen Akuthilfen für Überlebende von Notfallereignissen, Angehörige,
Hinterbliebene, Vermissende und Zeugen im Vordergrund, so folgten mit Zeitverzögerung
auch PSNV-Maßnahmen für Einsatzkräfte der Behörden und Organisationen der
Gefahrenabwehr. Zunehmend stellte sich die Frage nach Qualitätssicherung und
Organisation einer interdisziplinären und organisations-übergreifenden Zusammenarbeit,
nach einer Einbindung in die Strukturen der Gefahrenabwehr im Einsatz sowie einer
Vernetzung im Vorfeld von Ereignissen. Die Ergebnisse des „Netzwerk“-Projektes im
Auftrag des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe /
Bundesministerium des Innern bildete eine zentrale fachliche Grundlage für die jüngst im
Ergebnis eines Konsensusprozesses verabschiedeten „Leitlinien zur Psychosozialen
Notfallversorgung“ (BBK, 2009). Einen zentralen Stellenwert nimmt darin die Beschreibung
der geordneten Zusammenarbeit im Zeitfenster der Akutversorgung in einer sogenannten
„Großschadenslage“ ein - basierend auf der Auswertung zurückliegender PSNV-Einsätze in
bei Naturereignissen, technischen Unfällen, Amoklagen. Der Beitrag stellt die verabschiedete
Struktur der Zusammenarbeit und die fachlichen Argumenten vor. Das System der PSNVAkteure und die von Ihnen angebotenen PSNV-Maßnahmen im Zeitfenster der
Akutversorgung werden dabei vorrangig vor dem Hintergrund der Bedürfnisentwicklung
betroffener Zielgruppen betrachtet. Gegenwärtig noch offene Fragen werden benannt und
vor dem Hintergrund internationaler Leitlinien diskutiert.
Abstracts Vorträge und Workshops
1
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Julia Schellong, Dr. med. univ. (Dresden)
Vernetzung im Traumanetz
Aktueller Stand, Beispiele, Anregungen und Wünsche
Nach dem Studium in Wien und Graz Medizinalassistentin an der Westfälischen-WilhelmsUniversität Münster. Anschließend Weiterbildung im Westfälischen LKH für Neurologie und
Psychiatrie Lengerich und im Niedersächsischen LKH für Psychiatrie und Psychotherapie
Wunstorf. 1994 Zusatzbezeichnung Psychotherapie. Von 1995 – 2003 Klinik Psychiatrie und
Psychotherapie der TU-Dresden, zuletzt als Oberärztin. 2000 Fachärztin für Psychiatrie und
Psychotherapie und Psychoanalyse (DGPT). 2005 Fachärztin für Psychotherapie und
Psychosomatik. Nach einem kurzen Intervall in eigener Praxis seit 01.04.2004 Oberärztiin an
der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik der TU-Dresden. Hier Aufbau des
Bereiches Psychotraumatologie. 2007 EMDR Zertifizierung über EMDRIA. Arbeitsgruppe
komplex traumatische Störung der DeGPT. Supervisorin für tiefenpsychologische Einzelund Gruppentherapie am DIPP, SPP und SWK.
Vernetzung im Traumanetz –
Aktueller Stand, Beispiele, Anregungen und Wünsche
Das Traumanetz Sachsen ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Ärzten,
Psychotherapeuten, Beratern und Beratungsstellen in Sachsen, die Hilfen nach
traumatischen Erlebnissen anbieten. Diese Initiative der Universitätsklinik Dresden (Klinik für
Psychotherapie und Psychosomatik) ist als landesweite Vernetzung für Deutschland
einmalig. Zu finden sind die Angebote unter www.traumanetz-sachsen.de im Internet.
Ziel ist die Verbesserung der Prävention von und Beratung bei psychiatrischpsychosomatisch-psychotherapeutischen Traumafolgestörungen in Sachsen durch die
Vernetzung von Versorgern verschiedener Professionen im Gesundheitssystem.
Unter den psychischen Störungen verursachten die neurotischen, Belastungs- und
somatoformen Störungen im Jahr 2002 ca. 2,8 Millionen Euro und machen somit insgesamt
13% der direkten Kosten psychischer Erkrankungen in Deutschland aus. Sie ergeben sich
aus der „Inanspruchnahme eines breiten, stark fragmentierten Spektrums medizinischer
Leistungen“ (König & Friemel, 2006, S. 46), die meist maßnahmenheterogen und inhaltlich
nicht aufeinander abgestimmt sind. Dies trifft in besonderem Maße für die Versorgung in der
Psychotraumatologie zu. Spezialisierte Beratungs- und Therapieangebote sind selten
gekennzeichnet, obwohl sie in vielfältiger Weise zur angeboten werden. Eine Unter-, Über,
aber auch Fehlversorgung Betroffener ist häufig die Folge.
Der Initiative des „Traumanetz Sachsen“ besteht seit dem Jahr 2007. Der Vortrag schildert
den derzeitigen Stand, erfolgreiche Beispiele und Zukunftswünsche zur Vernetzung in
Sachsen.
Abstracts Vorträge und Workshops
2
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Jessica Jonas, MA (Dresden)
Aufgaben und Organisation von
Kriseninterventionsteams und Notfallseelsorge
Stellvertretende Vorsitzende des Kriseninterventionsteams Dresden e.V.
Abstracts Vorträge und Workshops
3
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Michael Hase, Dr. med. (Hamburg)
Krisenintervention bei Erwachsenen
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
EMDR-Institut Senior Trainer
EMDR-Trainer (EMDREA)
Spezielle Psychotraumatherapie (DeGPT)
Facharzt für Psychiatrie & Psychotherapie, arbeitete als Oberarzt an der Psychiatrischen
Klinik 1 am Niedersächsischen Landeskrankenhaus Lüneburg und baute dort den
Behandlungsschwerpunkt Psychotraumatologie auf. Seit 2007 Leiter der Klinik für
Psychosomatik und Psychotherapie am RehaCentrum Hamburg. Zum 01.04.09 Chefarzt der
Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie an der Diana Klinik in Bad Bevensen.
EMDR-Supervisor, EMDR Institute Facilitator am EMDR-Institut-Deutschland und EMDRTrainer mit Anerkennung der europäischen Fachgesellschaft EMDRA. Seit der Ausbildung in
EMDR 1997 arbeitet er an der Integration psychotraumatologischer Ansätze und des EMDR
in die klinische Behandlung der Regelversorgung und Rehabilitation, von der Behandlung
akut traumatisierter Patienten bis hin zum EMDR in der Suchtkrankenbehandlung. Hier liegt
sein Forschungschwerpunkt. Er berät die regionalen Beratungsstellen der Polizei und das
Gesundheitszentrum der Justiz in Niedersachsen. Seit Gründung der DeGPT Mitglied der
AG ‘Akuttrauma’.
2006 Promotion zum Dr.med. an der Medizinischen Hochschule Hannover zum Thema ‘Eye
Movement Desensitization and Reprocessing zur Bearbeitung des Cravings
Alkoholabhängiger’.
Krisenintervention bei Erwachsenen
Akute kritische Lebensereignisse (‚Notfall’) sind geeignet die physischen und psychischen
Ressourcen eines Menschen zu überfordern. Dies kann zu einer Vielzahl physischer und
psychischer Beeinträchtigungen führen, die in ein lang andauerndes Leiden münden können.
Daher scheint eine frühe Interventionen nach psychosozialen Notfällen dringend geboten.
Leider ist die Datenlage zur Wirksamkeit von Akutinterventionen noch lückenhaft. Der
Referent
wird
die
neurobiologische
Notfallreaktion
darstellen.
Notwendige
Begriffsdefinitionen sollen zur Klärung beitragen. An Beispielen aus der Praxis sollen
Grundlagen der Akutintervention dargestellt werden.
Abstracts Vorträge und Workshops
4
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Dagmar Eckers, Dipl.-Psych. (Berlin)
Krisenintervention mit Kindern und
Jungendlichen
Dagmar Eckers ist Trainerin für EMDR bei Kindern und Jugendlichen. Sie arbeitet seit 30
Jahren als Psychologische Psychotherapeutin mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen,
16 Jahre lang in einem Kindertherapiezentrum, seit 1995 in eigener Praxis. Sie hat
abgeschlossene Ausbildungen in Verhaltens-, Gesprächs-, Familien-, Hypno- und EMDRTherapie, ist Supervisorin für Verhaltenstherapie und EMDR. Mitbegründerin des
Traumaforums Berlin.
Arbeitsschwerpunkte in den letzten 15 Jahren sind Traumatherapie bei Kindern,
Jugendlichen und Erwachsenen, vor allem bei komplexen und dissoziativen
Traumafolgestörungen; Fortbildungen und Supervision (fallbezogen und in Institutionen) zu
Traumathemen.
Krisenintervention mit Kindern und Jugendlichen
In der Zeit direkt nach einem potentiell traumatisierenden Erlebnis, das Jugendliche haben
können, gibt es viele gemeinsame Aspekte mit der gleichen Problematik bei Erwachsenen.
Je nach Alter und Entwicklungsreife von Jugendlichen und stärker noch von Kindern ist es
jedoch wichtig, auf zentrale Unterschiede zu achten:
- Kinder sind stärker als Erwachsene abhängig von ihrem direkten sozialen Umfeld
- Eltern, Geschwister und weitere Familie sind häufiger ebenfalls betroffen von dem
Ereignis (in gleicher Weise traumatisiert, sekundär traumatisiert oder auch TäterInnen)
- Kinder und oft auch Jugendliche zeigen nicht selten Symptome, die nicht als
posttraumatische Reaktionen, sondern eher als unklare körperliche Beschwerden,
Trotzverhalten, diffuse Ängste oder andere Störungsbilder eingeordnet werden
Dennoch wächst in fachlichen Helfersystemen die Offenheit für das Thema der akuten
Belastungsreaktion und der akuten posttraumatischen Belastungsstörung. Auch wenn noch
wenige Studien zur Wirksamkeit therapeutischer Verfahren bei Kindern und Jugendlichen in
der frühen Phase nach einem traumatisierenden Erlebnis vorliegen, lohnt es sich auf der
Basis bisheriger Erfahrungen die therapeutischen Möglichkeiten der Frühintervention zu
nutzen und gestuft nach Stärke der Symptomatik einzusetzen – beginnend mit Stabilisierung
und Psychoedukation des Umfelds und der Kinder selbst über Einschätzung des Grades der
Belastung bis hin zu therapeutischen Interventionen wie Trauma fokussierte
Verhaltenstherapie und EMDR.
Abstracts Vorträge und Workshops
5
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Edelhard Thoms, Dr. med. (Leipzig)
Kinder in Not – am Beispiel Sachsen
Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie,
Park-Krankenhaus Leipzig-Südost GmbH
Studium der Medizin und Sozialpsychologie
10 Jahre Mitarbeit bei einer Jugend- und Drogenberatungsstelle, Ausbildung in Hannover
zum Kinder- und Jugendpsychiater, Verhaltenstherapie, Psychotherapie, Psychoanalyse.
Schwerpunkte Entwicklung von Konzepten zu Behandlung von substanzabhängigen Kindern
und Jugendlichen, Frühen Interaktionsstörungen, traumatisierten Kinder und Jugendlichen,
Entwicklung von Netzwerken und Kooperationsvereinbarungen zwischen Jugendhilfe und
Kinder- und Jugendpsychiatrie. Mitglied des Vorstandes der BAG „Leitende Ärzte für Kinderund Jugendpsychiatrie in Deutschland“, Mitglied in den gemeinsamen Kommissionen der
Fachgesellschaften „Suchtkommission“, „Jugendhilfekommission“.
Kinder in Not – am Beispiel Sachsen
Durch veränderte gesetzliche Vorgaben und einer Verstärkung des Kinderschutzes haben
sich auch in Sachsen Netzwerke für Kinderschutz gebildet. Beispielhaft wird das Netzwerk
für Kinderschutz in Leipzig vorgestellt.
Für akut traumatisierte Kinder und Jugendliche gibt es in Sachsen regionale Arbeitsgruppen
und Interventionsstrategien. Die Ausstattung mit psychotherapeutischen Möglichkeiten zur
Behandlung von akut oder postakut Traumatisierten verbessert sich zunehmend.
Am Beispiel der Region Leipzig wird dargestellt, welche Ausbildungsmodule angeboten
wurden und wie viele traumatherapeutisch ausgebildete Kollegen inzwischen arbeiten.
Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am ParkKrankenhaus Leipzig-Südost GmbH hat inzwischen traumatherapeutische Konzepte in die
verschiedenen Behandlungen integriert. Voraussetzung dafür war die Ausbildung (18
Mitarbeiter) und Zertifizierung nach der Deutschen Gesellschaft für Psychotraumatologie (8
Mitarbeiter). Spezielle traumatherapeutische Konzepte wurden als erstes im Bereich der
abhängigkeitserkrankten Kinder und Jugendliche integriert. Die Rückfallgefährdung wurde
durch
diese
Interventionsstrategien
erheblich
reduziert.
In
allen
anderen
Behandlungsbereichen sowohl bei Kindern als auch bei Jugendlichen sind
traumatherapeutische Konzepte förderlich und bieten gute differentialdiagnostische
Abgrenzungsmöglichkeiten von anderen ähnlichen Krankheitsbildern.
In den Bereichen der Frühintervention, der Behandlung von frühen Interaktions-störungen
spielen sowohl die Traumatisierungen in der früheren Geschichte der Mutter, während der
Schwangerschaft, Geburt und danach eine Rolle bei der Entwicklung von
Interaktionsstörungen. Auch Traumatisierungen im frühen Kindesalter können zu
entsprechenden Entwicklungsstörungen führen und sind durch spezielle Methoden
behandelbar.
In dem Vortrag werden die verschiedenen Interventionsstrategien an Beispielen dargestellt
und durch Videos verdeutlicht.
Abstracts Vorträge und Workshops
6
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Kai Jurig (Meißen)
Kostenträger für Krisenintervention:
Unfallkasse
stellv. Leiter der Abteilung Rehabilitation/Entschädigung der Unfallkasse Sachsen
Studium an der Hochschule der Gesetzlichen Unfallversicherung Bad Hersfeld
Akademischer Grad : Diplom – Verwaltungswirt (FH)
2002 - 2007
Mitglied der Arbeitsgruppe „ Psyche und Trauma“ des
BUK - Bundesverbandes der Unfallversicherungsträger der öffentlichen
Hand
seit 2009
Mitglied der Arbeitsgruppe „ Trauma und Psyche “ der DGUV
Spitzenverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften und der
Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand
Kostenträger für Kriseninterventionen - Leistungen der Unfallkasse Sachsen
Die gesetzlichen Unfallversicherungsträger haben mit allen geeigneten Mitteln möglichst
frühzeitig den durch einen Arbeits- und Schulunfall verursachten Gesundheitsschaden zu
beseitigen oder zu bessern, seine Verschlimmerung zu verhüten und seine Folgen zu
mildern. Der Rehabilitationsauftrag erstreckt sich auch auf psychische Gesundheitsschäden,
die unmittelbar bei einem Arbeitsunfall entstehen (psychisches Trauma) oder sich
nachfolgend entwickeln können (psychoreaktive Störungen).
Psychosoziale Notfallversorgung
Die psychosoziale Notfallversorgung nach Arbeitsunfällen mit psychisch-traumatisierenden
Auswirkungen dient dem Ziel, die Entwicklung posttraumatischer psychischer Störungen zu
verhindern. Die Betroffenen sollen die Möglichkeit erhalten, ihre Reaktionen auf das Ereignis
zu verstehen und es soll versucht werden, das durch das traumatisierende Ereignis
erschütterte Gefühl von persönlicher Sicherheit wieder herzustellen.
Arbeitgeber und Organisationen sind im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht grundsätzlich
gehalten, die psychosoziale Notfallversorgung zu veranlassen und die daraus entstehenden
Kosten zu übernehmen.
Nachfolgende medizinische Rehabilitation
Um für Versicherte eine schnelle Einleitung notwendiger therapeutischer Maßnahmen
einzuleiten und damit eine Chronifizierung eines psychischen Gesundheitsschadens zu
vermeiden wurde das MODELLVERFAHREN - "Einbindung von ärztlichen und
psychologischen Psychotherapeuten in das berufsgenossenschaftliche Heilverfahren bei
psychischen Gesundheitsschäden“ eingeführt. Das Verfahren und die Honorierung wird im
Rahmen des Kurzvortrages dargestellt.
Abstracts Vorträge und Workshops
7
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Annette Brink, Dipl.-Psych. (Berlin)
W1: Akuttraumatisierung
Approbierte Psychotherapeutin
Annette Brink leitet die Abteilung Psychotraumatologie am Unfallkrankenhaus Berlin und die
Psychotraumatologische
Akutsprechstunde
an
der
Unfallbehandlungsstelle
der
Berufsgenossenschaften Berlin.
Zudem ist sie seit 1999 als Referentin für verschiedene Ausbildungsinstitute für
Traumatherapie bundesweit tätig. Über 10 Jahre lang arbeitete sie in freier Praxis mit dem
Schwerpunkt Komplextrauma- und AngstpatientInnen.
Frau Brink ist besonders den klinischen Methoden Klinische Hypnose nach Milton Erickson
(M.E.G.) und EMDR (EMDRIA) verpflichtet. Sie ist als EMDR-Therapeutin und Supervisorin
sowie im Vorstand von EMDRIA tätig.
Akuttraumatisierung
Traumatherapeutische Tools in den ersten Tagen nach akutem Trauma
Im letzten Jahrzehnt wurde durch Großschadensereignisse auch in Deutschland der Fokus
intensiver auf Akuttrauma gelegt und Anstrengungen zur Entwicklung effektiver Präventionsund Behandlungsschritte unternommen. Dies kommt uns nun in den verschiedensten
Bereichen, in denen es zu akuten Traumata kommt, zu gute. So haben sich einzelne Tools
sowohl bei Betroffenen von singulären Unfällen oder Überfällen, als auch bei Betroffenen
chronischer Gewaltbeziehungen, wie z.B. Opfer häuslicher Gewalt, bewährt.
Langfristig angelegte Therapieprogramme dienen der Stabilisierung, Lösung vom
übergriffigen Umfeld, dem Sicherheitsaufbau und der Aufarbeitung der Traumatisierung.
Doch in all diesen Phasen kann es immer wieder auch zu akuten Traumatisierungen der
Betroffenen kommen. Daher ist der fakultative Einsatz von Akuttrauma-Massnahmen
indiziert. Das Erleben von schneller Wiederherstellung von Kontrolle und Selbstwirksamkeit
wirkt langfristig stabilisierend und hilft, den gesamten Therapieprozess zu tragen.
Im Workshop werden kleine effektive Tools wie „Abzittern“, „Affekt-Regler“,
„Zitronenatmung“, „Trigger-Semantik“ u.a. vorgestellt und in Kleingruppen eingeübt.
Abstracts Vorträge und Workshops
8
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Sylvia Wunderlich, Dipl.-Psych. (Erfurt)
W2a: Akuttraumatisierung
Kinder und Jugendlicher I
Psychologische Psychotherapeutin, in eigener Praxis mit Kassenzulassung für Erwachsene
und Kinder und Jugendliche in Erfurt niedergelassen.
Langjährige Tätigkeit als Krankenschwester in der Neurochirurgie und in der Psychiatrie.
Danach Tätigkeit als Sozialarbeiterin in der Rehabilitation und der Sozialberatung.
Nach dem Abitur auf dem zweiten Bildungsweg Psychologie-Studium und erste
Psychotherapieweiterbildung in Integrativer Gestalttherapie am Fritz-Perls-Institut (FPI). Es
folgten eine Verhaltenstherapieausbildung für Erwachsene und für Kinder- und Jugendliche
am IVT in Lübben. Später Weiterbildung in klinischer Neuropsychologie.
Traumatherapeutische Weiterbildungen in EMDR, kognitiver Traumatherapie, IRRT,
Therapie bei komplexen Traumatisierungen und bei dissoziativen Störungen.
Mitarbeit als Traumatherapeutin bei der Behandlung der Schüler und Lehrer des GutenbergGymnasiums in Erfurt.
Ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt liegt in der kombinierten neuropsychologischtraumatherapeutischen Behandlung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Akuttraumatisierung Kinder und Jugendlicher I
Zu Beginn werden kurz Erscheinungsbilder und Phasenverlauf akuter Traumatisierungen
und die Verortung der Hilfsmöglichkeiten einzelner Professionen in diesem Ablauf
vorgestellt.
Traumaspezifische Krisenintervention und altersadaptierte Psychoedukation werden ebenso
angesprochen wie die Unterstützung natürlicher Verarbeitungsprozesse. Ein besonderes
Augenmerk wird auf die Möglichkeiten der Diagnostik akuter Traumafolgestörungen gelegt
um das individuelle und ggf. kollektive Risiko abschätzen zu können.
Akutinterventionsmöglichkeiten durch verschiedene Berufsgruppen und Möglichkeiten
zielführender Kooperation werden vorgestellt und können diskutiert werden.
Nicht zuletzt soll es auch um Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen individueller
Akuttraumatisierung und Großschadensereignissen gehen. Die Gefahr sekundärer
Traumatisierungen durch Dritte und deren Verhinderung in der Akutphase runden den
Workshop ab.
Literatur:
Landolt M.; Hensel T. (Hrsg) (2007) Traumatherapie mit Kindern und Jugendlichen HogrefeVerlag Göttingen
Abstracts Vorträge und Workshops
9
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Angela Birnbaum-Rausendorf, Dipl.-Psych. (Dresden)
Anca Kübler, Rain (Dresden)
W2b: Akuttraumatisierung
Kinder und Jugendlicher II
Angela BirnbaumRausendorf
Anca Kübler
Angela Birnbaum-Rausendorf
Studium der Psychologie an der Karl-Marx-Universität Leipzig.
Berufspraxis: Kinder- und Erwachsenenbereich in der Abteilung Klinische Psychologie am
Städtischen Klinikum Görlitz; Suchtberatungs- und Behandlungsstelle Löbau 1991-2000; seit
2001 in Niederlassung als Psychologische Psychotherapeutin mit Behandlung von Kindern,
Jugendlichen und Erwachsenen.
Approbation als Psychologische Psychotherapeutin seit 1999, VT- Ausbildung am Institut für
Verhaltenstherapie Brandenburg1994, Psychotraumatologie- Ausbildung am ZPTN
Hannover 2007, EMDR-Ausbildung am Traumazentrum Berlin 2007.
Zertifizierung durch EMDRIA und DeGPT
Anca Kübler
Studium der Rechtswissenschaften in Dresden; seit 2002 Rechtsanwältin in eigener Kanzlei
Referendariat beim Oberlandesgericht Dresden u.a. in einer Abteilung der
Staatsanwaltschaft „Gewalt im sozialen Nahraum“ sowie in der JVA Dresden
Tätigkeitsschwerpunkte: Familienrecht sowie Opferschutzrecht (insbesondere Häusliche
Gewalt, Stalking sowie sexueller Missbrauch)
Mitarbeit in verschiedenen Gremien (u.a. Dresdner Bündnis gegen häusliche Gewalt,
Arbeitskreis gegen Gewalt an Frauen und Mädchen, stadtweite AG gegen sexuellen
Missbrauch, Dresdner Initiative Trennungskinder)
Mitglied im Frauenschutzhaus Dresden e.V. sowie im Weißen Ring e.V.
Dozentin zahlreicher Vorträge und Seminare u.a. für das Sächsische Sozialministerium, die
Deutsche Richterakademie, Dresdner Polizeireviere sowie verschiedene Vereine
Sachverständige im Innenausschuss des Sächsischen Landtags
Akuttraumatisierung Kinder und Jugendlicher II
Die frühzeitige Inanspruchnahme fachgerechter Hilfe, basierend auf den neuesten
traumazentrierten Ansätzen, kann für akuttraumatisierte Menschen im Allgemeinen die
Gefahr der Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungsstörung incl. zahlreicher
Folgestörungen u.U. wesentlich reduzieren. Ebenso kann eine zeitnahe fachliche Präsenz
bei Traumata im Kindesalter eine Integration der Erlebnisse und damit eine ungestörtere
Persönlichkeitsentwicklung ermöglichen. Somit kann einer Entwicklung von schweren
Folgestörungen und Beeinträchtigungen bis ins Erwachsenenalter vorgebeugt werden.
Der Workshop soll eine Plattform bieten, diesbezügliche Verhaltensweisen bei Kindern
unterschiedlicher Altersgruppen einzuordnen. Nach Akuttraumata ist wesentlich, für
Entlastung, Support, Begleitung und Ressourcenmobilisation zu sorgen (anstelle von
Therapie, Interpretation, Deutung und Vergangenheitsbewältigung) für das Kind wie auch für
das mitbetroffene System. Konkrete Anregungen für Akutinterventionen und erste Kontakte
incl. der unerlässlichen rechtlichen Hintergründe (durch Rechtsanwältin Anca Kübler) werden
ebenso vermittelt und diskutiert, wie versucht wird, „Notfallpläne“ für die Helfer zu entwickeln.
Ebenso wollen wir uns einen Überblick über die Vielfalt der Hilfsangebote, über mögliche und
dringend notwendige Kooperationspartner (unter Nutzung von deren vielfältigen Ressourcen)
in der Betreuung unseres Klientels zu verschaffen. –Ein Beginn, regionale Netzwerke zu
installieren, insofern diese noch nicht vorhanden sind.
Abstracts Vorträge und Workshops
10
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Franziska Epple, Dipl.-Psych. (Dresden)
Uwe Schmidt, Dr. Med. (Dresden)
W3: Hinsehen – Erkennen – Handeln
Erstmanagement bei Häuslicher Gewalt
Franziska Epple
Franziska Epple ist Diplom-Psychologin und Projektkoordinatorin des Modellprojektes
„Hinsehen-Erkennen-Handeln: aktive Hilfen im Gesundheitswesen“, das auf die Qualifikation
medizinischer Fachkräfte für den Umgang mit Opfern häuslicher Gewalt abzielt.
Dr. Uwe Schmidt ist Oberarzt am Dresdner Institut für Rechtsmedizin und
Kooperationspartner im Modellprojekt „Hinsehen-Erkennen-Handeln: aktive Hilfen im
Gesundheitswesen“.
Hinsehen – Erkennen – Handeln
Erstmanagement bei Häuslicher Gewalt
Etwa 25% der erwachsenen deutschen Frauen sind nach einer bundesweiten
repräsentativen Studie mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt durch einen Partner
oder Expartner betroffen. Männer sind ebenfalls Opfer von Häuslicher Gewalt, wenn auch
die genaue Zahl unbekannt ist. Die Folgen sind neben körperlichen Verletzungen und
Behinderungen insbesondere auch psychosomatische und psychische Beschwerden, die die
Opfer in ihrer Lebensqualität stark einschränken.
Im Workshop werden grundlegende Fakten zu Auftreten, Formen und Folgen Häuslicher
Gewalt vermittelt. Psychische Prozesse, die hinter einer Gewaltbeziehung stehen, werden
beleuchtet und die seelischen Folgeerscheinungen für die Opfer verdeutlicht.
Gemeinsam mit den Teilnehmern werden geeignete Strategien entwickelt, den Betroffenen
zu helfen. Dabei wird besonders auf rechtsmedizinische Aspekte häuslicher Gewalt
eingegangen und die Teilnehmer werden befähigt, die Folgen häuslicher Gewalt gerichtsfest
zu dokumentieren.
www.hinsehen-erkennen-handeln.de
www.hinsehen-erkennen-handeln.de
Abstracts Vorträge und Workshops
11
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Sabine Laniado, Dipl.-Psych. (Dresden)
Lilly Kozerski, Dipl.-Päd. (Dresden)
W4: Ressourcenorientierte Methoden
Sabine Laniado
Lilly Kozerski
Sabine Laniado, Diplom-Psychologin, hat nach ihrer Berufsausbildung zur
Krankenschwester ein Studium der Ethnologie/Romanische Philologie in Tübingen mit dem
Magister abgeschlossen. Bei einem Auslandsaufenthalt in Granada/Spanien erlernte sie
fließend Spanisch. Ihr Psychologiestudium hat sie in Dresden abgeschlossen. Anschließend
arbeitete sie fünf Jahre in unterschiedlichen Bereichen der Poliklinik und Klinik für
Psychotherapie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Dresden und approbierte sich
zur Psychologischen Psychotherapeutin in der Verhaltenstherapie. 2007 erlangte sie den
Grad einer zertifizierten EMDR-Traumatherapeutin bei EMDRIA (Dachverband für
Eyemovement und Desensitization and Reprocessing Therapy in Deutschland und
Österreich - http://www.emdria.de/) sowie 2008 die von der Deutschen Gesellschaft für
Psychotherapie
(DeGPT)
anerkannte
Berufsqualifizierung
zur
„Spezifizischen
Psychotraumatologie“ (http://www.degpt.de).
Seit 2007 in freier Praxis tätig und seit November 2009 in eigener Privatpraxis. Als
Psychologische Psychotherapeutin hat sie folgende Behandlungsschwerpunkte:
Traumatherapie akute und chronische Belastungsstörungen, Krisenintervention, Aceptanceund Commitmenttherapie, Persönlichkeitsentwicklung, Coaching, Entspannungsverfahren
(AT, PMR, u.a.) Soziales Kompetenztraining, Psychoedukation, Schematherapie (auch bei
Paaren).
Lilly Kozerski - Studium der Sozialpädagogik an der Ev. Hochschule für Sozialarbeit
Dresden, Ausbildung in systemischer Familientherapie in Regensburg, Weiterbildungen im
sozialtherapeutischen Rollenspiel, Theaterpädagogik, Elterncoaching von Eltern
gewalttätiger Kinder und EMDR.
Langjährige Tätigkeit auf dem Gebiet der Prävention sexueller Gewalt an Kindern, der
Fachberatung bei Kindeswohlgefährdung, der Aufsuchenden Familientherapie und
Erwachsenenbildung. Seit 2006 als Sozialpädagogin, Familien- und Traumatherapeutin in
der Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Universitätsklinikum Dresden.
Ressourcenorientierte Methoden
In dem Workshop „Ressourcenorientierte Methoden“ soll es darum gehen, Ressourcen als
Quelle positiver Erfahrungen zu entdecken. Während bei der Akuttraumatisierung das
übergeordnete Ziel das Herstellen von Sicherheit und Kontrolle ist, ist es in der
Stabilisierungsphase bereits möglich und hilfreich,
einen Pool positiver Erlebnisse,
Erinnerungen und Phantasien zu nutzen, um das Lebensgefühl positiv zu beeinflussen.
Dabei geht es darum, die Erstarrung zu lösen, aus lähmenden Schuld- und Schamgefühlen
heraus zu kommen und wieder Selbstwirksamkeitserfahrungen zu machen und damit den
erschütterten Selbstwert zu stabilisieren. Der Schwerpunkt des Workshops liegt auf dem
Kennen lernen und Ausprobieren verschiedener Ressourcentechniken.
Abstracts Vorträge und Workshops
12
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Lutz Walter, Dr. sc. med. (Hoyerswerda)
Rena Maniry, Sächsischer Flüchtlingsrat
W5: Migration, Flucht und Traumata
Lutz Walter - Humanmedizinstudium Leipzig/Magdeburg
Promotion 1978, Habilitation 1987, 1977 Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, 2000
Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie, Fachkunde Sucht-medizin,
Epileptologie. Hypnotherapeutische Ausbildung. Seit 2008 Traumatherapie-ausbildung.
Bis 2005 leitende Positionen im Bereich stationärer Einrichtungen der Kinder- und
Jugendpsychiatrie. Seit 2005 angestellter Nervenfacharzt im MVZ am Klinikum
Hoyerswerda, zugleich Konsiliarius am Klinikum.
Der Sächsische Flüchtlingsrat e.V. (im weiteren SFR) wurde am 14.09.1991 gegründet
und ist als gemeinnütziger Verein eingetragen. In diesem Dachverband arbeiten Vereine,
Initiativen und Einzelpersonen des Freistaates Sachsen zusammen. Gemeinsames Anliegen
aller Mitglieder ist das Engagement für Flüchtlingsschutz und menschenwürdige
Unterbringungsbedingungen in Sachsen.
Er initiiert oder begleitet in Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen Gruppen
Aktionen vor Ort, auf Landes- oder auf Bundesebene. Über die Mitgliedschaft des SFR im
Verband Pro Asyl sichert er die bundesweite Vernetzung seiner Mitglieder.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.saechsischer-fluechtlingsrat.de
Migration, Flucht und Traumata
Anhand von vier katamnestischen Darstellungen wird die Problematik der Entstehung wie
auch Klassifikation posttraumatischer Belastungsstörungen, deren Diagnostik bei Migranten,
die Spezifik von Gewalteinwirkungen wir Pathogenese sowie die innewohnenden
individuellen Risikofaktoren der posttraumatischen Belastungssituation dargestellt. Dabei
wird auf das Rahmenmodell der Ätiologie der Traumata, deren Komorbidität und auch
therapeutischer Ansätze verwiesen.
Die Gesamtproblematik der Traumata II wird in Relation zur Handhabung nach Paragraph IV
des Asylbewerberleistungserbringungsgesetzes in ein Verhältnis gesetzt und auf die
Gefahren der Chronifizierung durch die derzeitige Handhabung bezüglich der Anerkennung
des Asylstatus wie auch entsprechender therapeutischer Optionen verwiesen. Auf die
Notwendigkeit einer längeren Stabilisierungsphase unter Berücksichtigung der Zeitdauer des
Fortbestehens traumatischer Erlebnisse und der damit gegebenen Gefahr der Reaktivierung
in dem prolongiert verlaufenden Anerkennungsverfahren wird im besonderen Maße
verwiesen.
Abstracts Vorträge und Workshops
13
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Susanne Köhler, Rechtsanwältin (Dresden)
W6: Rechtliche Grundlagen
im Umfeld von Akuttraumatisierung
Studium an der Universität Freiburg, anschließend Referendariat in Karlsruhe.
Seit 1990 übt sie ihre Tätigkeit aus als Rechtsanwältin, zunächst bis Oktober 2005 in zwei
Wirtschaftskanzleien, seitdem in der Kanzlei Staab & Kollegen.
Sie ist Fachanwältin für Familienrecht und Arbeitsrecht.
Als Tätigkeitsschwerpunkte sind Arbeitsrecht, Familienrecht und Mietrecht zu nennen.
Darüber hinaus wird sie unterstützend in den übrigen Fachgebieten der Dresdner Kollegen
tätig.
Während ihrer bisherigen Berufstätigkeit führt sie Seminare und Schulungen so z.B.
Existenzgründerschulungen bei der Industrie- und Handelskammer und Fortbildungen für
das Sächsische Justizministerium, Regierungspräsidien etc. durch. Als geladene
Sachverständige trat sie im Deutschen Bundestag und dem Sächsischen Landtag auf.
Sie ist Mitglied des Fachanwaltsausschusses für Familienrecht der Sächsischen
Rechtsanwaltskammer.
Sie leitet die Landesgruppe Sachsen des deutschen Juristinnenbundes (djb) sowie die
Regionalgruppe Dresden und ist dort Vorstandsvorsitzende. Weiterhin ist sie Mitglied der
Kommission des djb "Gewalt gegen Frauen und Kinder", sowie Mitglied des Dresdner
Bündnisses gegen häusliche Gewalt.
Rechtliche Grundlagen bei Akutsituationen
Bei akuter Gefährdung eines Kindes, eines Jugendlichen oder Erwachsenen steht der
Berater/Arzt im Konflikt mit staatlich vorgegebenen Hilfs- und Meldepflichten und der
Schweigepflicht gegenüber dem Opfer. Als problematisch kann sich auch der Umfang der
Dokumentation in Schrift und Bild erweisen.
Ist das Opfer minderjährig und erscheint es allein oder in Begleitung nur eines Elternteils,
entstehen weitere Probleme. Genügt für die weitere Behandlung/Beratung oder etwaige
Weitergabe von Daten die Zustimmung nur eines Elternteils? Was gilt, wenn das Opfer durch
den anwesenden Elternteil verletzt wurde, was, wenn die Eltern das Opfer nicht vor weiteren
Übergriffen schützen?
Inhalt des Workshops ist die Darstellung der rechtlichen Grundlagen aus straf- und
zivilrechtlicher Sicht, wobei auch die Neuerungen, die sich aus dem ab dem 01.09.2009 in
Kraft tretenden FamFG ergeben, kurz angesprochen werden. Dabei werden auch die
unterschiedlichen Hilfs- und Informationsmöglichkeiten in dem jeweiligen rechtlichen Kontext
dargestellt. Die zu beachtenden rechtlichen Formalien bei Zeugeneinvernahmen bei Polizei
und Gericht werden umrissen.
Abstracts Vorträge und Workshops
14
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Präsentationen
Im Folgenden finden Sie eine Zusammenstellung der gezeigten Präsentationen, die von den
Referenten zur Verfügung gestellt wurden.
Sollten Sie konkrete Fragen zu einzelnen Vorträgen haben, wenden Sie sich bitte direkt an
die Referenten. Eine vollständige Auflistung der Kontaktdaten zu den anwesenden
Referenten finden Sie im Anschluss.
Abstracts Vorträge und Workshops
15
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Vernetzung im Traumanetz
Aktueller Stand, Beispiele, Anregungen und Wünsche
Dr. J. Schellong
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Ziel:
Vernetzung
von
Verbesserung
Hilfsangeboten
der
zur
Prävention
von
Traumafolgestörungen
ärztlichen-psychosomatischen-psychotherapeutischen
bzw.
zur
Versorgung
bei
Traumafolgestörungen nach Gewalterleben und anderen traumatischen Erfahrungen
Ärzte, Psychologen, Berater
Das leitliniengerechte
Traumanetz Behandlung
Sachsen regt übergreifende Versorgungsstrukturen
fürunddiese
Betroffene schätzen die
verzögert
störungsspezifischen
Bedürfnisse an. Ziel ist die Kooperation
und Koordination zwischen
Symptome oft nicht richtig ein
Therapeuten, Ärzten und Hilfe anbietenden Einrichtungen. Betroffenen soll der Zugang zu
traumaspezifischen Therapieoptionen erleichtert werden.
www.traumanetz-sachsen.de
Seite 2
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Wer wird vernetzt?
Gemeldete Teilnehmer Fachtagung Traumanetz Sachsen 2009
www.traumanetz-sachsen.de
Seite 3
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Wer profitiert von der Vernetzung?
Immigranten
und
Flüchtlinge
Akuttraumatisierte
Betroffene mit
einfacher und
komplexer
Traumafolgestörungen
Gewalt in
der Familie
häusliche
Gewalt
Kinder und
Jugendliche
Unter den psychischen Störungen verursachten die neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen im Jahr
2002 ca. 2,8 Millionen Euro und machen somit insgesamt 13% der direkten Kosten psychischer Erkrankungen in
Deutschland aus. Diese direkten Kosten ergeben sich aus der „Inanspruchnahme eines breiten, stark fragmentierten
Spektrums medizinischer Leistungen“ (König & Friemel, 2006, S. 46), die meist maßnahmenheterogen und inhaltlich
nicht aufeinander abgestimmt sind.
www.traumanetz-sachsen.de
Seite 4
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
Bereitstellung von Infos
für Opfer und Fachkräfte
- Internetseite
- Opferkärtchen
Breitstellung von
Arbeitsmaterialien
zur Verbesserung der
Dokumentationsmöglichkeiten
Öffentliche
Veranstaltungen
Interdisziplinäre Vernetzung
Verankerung des Themas in
bestehende Curricula
www.traumanetz-sachsen.de
Projektlaufzeit:
1.08.2008 – 31.07.2010
Kooperation: S.I.G.N.A.L., MIGG
Fragebogen
(Bedarfsanalyse: wer braucht was)
Schulungen
(zielgruppenspezifisch)
Niedergelassene:
Breite
Sensibilisierung
Informierte
Fachkräfte im
Universitätsklinikum Dresden
Qualifizierung
Interessierter
Verstetigung des erworbenen Standards
(Qualitätszirkel, Supervision,
Auffrischungsschulungen)
Seite 5
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
(aktive Hilfen) im Gesundheitswesen
Modellprojekt zur Sensibilisierung und Qualifizierung von
Fachkräften im Gesundheitssystem für das Thema „Häusliche
Gewalt und Gewalt in der Familie“ in Dresden
Projektträger:
Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik des UKD
Institut für Rechtsmedizin der TU Dresden
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Seite 6
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Ausgewählte Ergebnisse der Befragung
Prozent
Zufriedenheit mit
mit Möglichkeiten
als Helfer
Zufriedenheit
der Möglichkeit
als Helfer
80
70
60
50
40
30
20
10
0
77%
sehr zufrieden
eher zufreiden
eher
unzufrieden
sehr
unzufrieden
Wenn ich den Verdacht habe, eine Patientin hat häusliche
Gewalt/Gewalt in der Familie erlebt, bin ich mit meinen
Möglichkeiten als Helfer...
Hauptschwierigkeit,
im medizinischen Alltag
die Patienten auf
Häusliche Gewalt
anzusprechen:
40%
der Befragten gaben an
„Mir fehlen
Informationen, an wen
die Betroffenen weiter
verwiesen werden
können.“
www.traumanetz-sachsen.de
Netzwerkarbeit
entlastet die Helfer und ist essentiell für die Opfer!
Seite 7
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
www.traumanetz-sachsen.de
Seite 8
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
www.traumanetz-sachsen.de
Seite 10
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Was und wie soll vernetzt werden?
auf Homepage sichtbar
Kooperation (nicht auf homepage)
Behörden, Polizei,
Jugendämter
Notrufe, Spezielle
Beratungsstellen
Rettungswesen
KIT
Traumatherapeuten
Erwachsene
Hausärzte,
Kliniken
Traumatherapeuten
Kinder
Fachärzte
Unspezifische
Beratungsstellen
Spezielle Kliniken
Psychotherapeuten
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Betroffene? – Selbsthilfegruppen?
Seite 11
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Weitere Vernetzungen im Traumabereich
Malteser-Hilfswerk www.traumanetzwerk.de
DRK www.trauma-netz.drk.de (nur Ortsverein Saarland geschalten)
Catania www.catania-online.org
THÜTZ www.thuetz.de
Triregio-Netzwerk (Freiburg/Basel) www.triregionetz.eu
ÖNT (Wien) www.oent.at
NOAH (Nachsorge, Opfer- und Angehörigenhilfe) des Bundesamtes
für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe www.bbk.bund.de
Zertifizierung: www.degpt.de und www.emdria.de
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Seite 12
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Was - wie soll vernetzt werden?
Traumanetz Sachsen
Organisationsgruppe
Immigranten
und
Flüchtlinge
Akuttraumatisierung
Spezielle
Traumatherapie
DESNOS,
Dissoziation
Gewalt in
der Familie
häusliche
Gewalt
Kinder und
Jugendliche
Untergruppen
Untergruppen
vor vor
Ort Ort
Leipzig, Chemnitz, Dresden
Horizontale Vernetzung
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Seite 13
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Aufforderung zur Vernetzung in der Region
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Seite 15
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
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Seite 17
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Effekte:
Welche Ergebnisse sollen erreicht werden?

Leitliniengerechte Behandlung

Patientenorientierte, kooperative und integrative vernetzte Versorgung

Sektorenübergreifende und flächendeckende Netzwerkinitiative

Datengrundlage zur Verfügung stellen, Forschung fördern
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Seite 18
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Workshops am 12. September 2009
W1: Akuttraumatisierung
• Dipl.-Psych. Annette Brink, Berlin
W2a: Akuttraumatisierung Kinder und Jugendlicher I
• Dipl.-Psych. Sylvia Wunderlich, Erfurt
W2b: Akuttraumatisierung Kinder und Jugendlicher II
• Dipl.-Psych. Angela Birnbaum-Rausendorf, Görlitz
• Rechtsanwältin Anca Kübler, Dresden
W4: Ressourcenorientierte Methoden
• Dipl.-Psych. Sabine Laniado, Dresden
• Dipl.-Päd. Lilly Kozerski, Dresden
W3: Hinsehen – Erkennen – Handeln
Erstmanagement bei Häuslicher Gewalt
• Dipl.-Psych. Franziska Epple, Dresden
• Dr. med. Uwe Schmidt, Dresden
W5: Flucht und Trauma –
Traumatisierung bei Flüchtlingen
• Rena Maniry, Chemnitz
• Dr. sc. med. Lutz Walter, Hoyerswerda
W6: Rechtliche Fragen im Umfeld von
Akuttraumatisierung
• Rechtsanwältin Susanne Köhler, Dresden
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Seite 19
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit.
Traumaambulanz:
Diagnostik
und
Beratung, Vermittlung, Kurztherapie, PIA
Diagnostik- und Motivationstherapie: ein
bis drei Tage stationär Diagnostik und
einstellen auf, überprüfen ob eine Therapie
denkbar ist
Krisenintervention stationär: ein Tag bis
vier Wochen Stabilisierung
Spezielle Traumatherapie stationär: acht
bis zwölf Wochen Traumaexposition,
Angstexposition, Reintegration
Intervalltherapie
Bereich Traumafolgestörungen
OÄ Dr. J. Schellong
Tel.: 0351 2636272
www.traumanetz-sachsen.de
E-Mail: [email protected]
Seite 20
www.traumanetz-sachsen.de
Kriseninterventionsteams/
Notfallseelsorge
Aufgaben und Organisation in Mitteldeutschland
Organisation
Struktur Mitteldeutschland
Fachverband für Notfallseelsorge und Krisenintervention
Mitteldeutschland e.V.
www.fachverband-nkm.de
Organisation
Psychosoziale Unterstützung (PSU) o. PSNV
Begriffe:
Kriseninterventionsteam
Notfallseelsorge
Kriseninterventionsdienst
Notfallbegleitung
Organisation
Struktur
Heterogene Struktur
PSNV keine Pflichtaufgabe
Gründung von Teams dem Engagement Einzelner überlassen 
entsprechend unterschiedlich gewachsen:
•
als Vereine
•
angebunden an Hilfsorganisationen
•
unter dem Dach der Kirche
Organisation
Einsatzindikation
•
80%
Unterstützung der Polizei beim Überbringen von Todesnachrichten
•
9%
Schwere Verkehrs- und Schienenunfälle
•
8%
Betreuung Betroffener nach erheblicher Gewalterfahrung/ Straftat
•
2%
•
1%
Todesfälle im häuslichen Bereich oder in der Öffentlichkeit
•
nach plötzl. Tod/erfolglose Reanimation
•
nach plötzl. Säuglingstod/Tod eines Kindes
•
nach Suizid/Suizidversuch
Organisation
Wie kommt das Kriseninterventionsteam zum Einsatz?
Ereignis
Einsatzkräfte vor Ort (Notarzt, Rettungsdienst, Polizei, Feuerwehr)
Information an Rettungsleitstelle
Disponent in der Leitstelle alarmiert Diensthabenden (laut
Dienstplan)
Mitarbeiter fährt unverzüglich zum Ort des Geschehens
Aufgaben
Fallbeispiel 1
- Suizid -
Aufgaben
Fallbeispiel 2
- Tödlicher Verkehrsunfall -
Aufgaben
Fallbeispiel 3
- Überbringen einer Todesnachricht -
Aufgaben
Symptome der Akuten Belastungsreaktion (ICD 10)
 Normale Reaktion auf ein außergewöhnliches Ereignis!
Gefühl der „Betäubung“
Reduzierte Wahrnehmung der Umgebung
Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten bis hin zur Desorientiertheit
„Sichzurückziehen“ von der Umwelt
Aufgaben
Symptome der Akuten Belastungsreaktion (ICD 10)
 Normale Reaktion auf ein außergewöhnliches Ereignis!
Motorische Unruhe
Überaktivität
Übererregung (Herzrasen, Schwitzen, Harndrang)
Aufgaben
Zwei Leitgedanken
Der menschliche Aspekt
Prävention
Aufgaben
Prävention in der Akutphase
Multifaktorielles Rahmenmodell (Maercker 1997, 2003)
Einflussfaktoren auf die Entwicklung bzw. Abwehr einer PTBS
Risiko- bzw. Aufrechterhaltungsfaktoren
•
Kontrollverlust
•
Hilflosigkeit
•
Ausgeliefertsein (Gaffer, Medien, u.U. Einsatzkräfte)
 mindern
Aufgaben
Prävention in der Akutphase
Multifaktorielles Rahmenmodell (Maercker 1997, 2003)
Einflussfaktoren auf die Entwicklung bzw. Abwehr einer PTBS
Schutz- bzw.gesundheitsfördernde Faktoren
•
Emotionen Raum geben können
•
Reden über das Ereignis
•
Ressourcen
 stärken
Aufgaben
Prävention in der Akutphase
körperliche, soziale, psychische Stabilisierung
Aufgaben
Aufgaben von Krisenintervention
Unterstützung
Entlastung
Versorgung
Ressourcenaktivierung
Psychoedukation
ufgaben und Organisation in Mitteldeutschland -
Literatur
•
Bengel, Jürgen (Hrsg.) (1997). Psychologie in Notfallmedizin und Rettungs-dienst. Berlin:
Springer.
•
Butollo, Willi (1997). Traumatherapie.
Störungen. München: CIP-Medien.
•
Daschner, Carl-Heinz (2003). KIT – Krisenintervention im Rettungsdienst. 2. Auflage, Edewecht
Stumpf und Kossendey.
•
Fischer, G.; Riedesser, P. (2003). Lehrbuch Psychotraumatologie. 3. Auflage, München; Basel
Reinhardt.
•
Hausmann, Clemens (2003). Handbuch Notfallpsychologie und Traumabe-wältigung.
Die
Bewältigung
schwerer
posttraumatischer
ufgaben und Organisation in Mitteldeutschland -
Literatur
•
Maercker, Andreas (Hrsg.) (2003). Therapie der posttraumatischen Belastungsstörung. 2
Auflage, Berlin: Springer.
•
Resick, Patricia A. (2003). Stress und Trauma. Grundlagen der Psychotraumatologie. Bern
Göttingen: Hans Huber.
•
Solomon, Z., Mikulincer, M., Avitzur, E. (1988). Coping, locus of control, social support and
combat-related posttraumatic stress disorder: A prospective study. Journal of Personality an
Social Psychology, 55, 279-285.
•
van der Kolk, B.A.; McFarlane, A.C.; Weisaeth, L. (Hrsg.) (2000). Traumatic Stress. Grundlagen
und Behandlungsansätze. Paderborn: Junfermann.
ufgaben und Organisation in Mitteldeutschland -
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Fachtagung Dresden 2009
Intervention bei
akuter
Traumatisierung
Michael Hase
Dr.med. Michael Hase
RehaCentrum Hamburg
• ganztags-ambulante Reha
Dr.med. Michael Hase
Diana-Klinik




Orthopädie
Neurologie
Geriatrie
Psychosomatik und Psychotherapie
CA Dr. Michael Hase
 Ca. 600 Patienten und Tausende von
therapeutischen Anwendungen täglich
Dr.med. Michael Hase
1
Einige Begriffe
Lasogga und Münker-Kramer 2009
 Psychosozialer Notfall
 Psychosoziale Notfallhilfe
 Notfallopfer


Direkte (primäre)
Indirekte (sekundäre)
 Spezielle Psychotraumatherapie
 Traumatischer Stress
Dr.med. Michael Hase
Psychosozialer Notfall
 Notfälle sind Ereignisse, die aufgrund
ihrer subjektiv erlebten Intensität
physisch und/oder psychisch als so
beeinträchtigend erlebt werden, dass
sie zu negativen Folgen in der
physischen und/oder psychischen
Gesundheit führen können.
Lasogga und Gasch 2004
Dr.med. Michael Hase
Kennzeichen von Notfällen




Plötzliches Auftreten
Das Opfer ist überrascht
Das Opfer ist unvorbereitet
Das Opfer ist von der Intensität des
Geschehen überwältigt
 Relativ kurze Dauer
Mitchell und Everly 2005
Dr.med. Michael Hase
2
Folgen
 11 VP die sich am 11.9. innerhalb einer
1,5 m. Zone um WTC aufhielten wurden
mit fMRT untersucht
 Sie zeigten eine signifikant erhöhte
Reaktion auf angstvolle
Gesichtsausdrücke verglichen mit ruhigen
und einer Kontrollgruppe
 Sie zeigen mehr Gesundheitsprobleme
Ganzel, B. et al. (2007); Emotion, Vol. 7, No. 2.
Dr.med. Michael Hase
Traumatischer Stress verändert
 N = 44; Überlebende eines Erdbeben
 fMRT 25 Tage nach dem Ereignis
 Typische Reaktion bei der Erinnerung
an das Trauma
 Auch in Ruhe Überaktivität des PFC
und verändertes Zusammenspiel
verschiedener Hirnregionen
Lui, S. et al.: PNAS 2009
Dr.med. Michael Hase
Erste Reaktionen nach
psychosozialem Notfall nach Shalev 2001
 Polymorph und labil
 Menschlich spontan einfühlbar
 Diagnostisch:




Peritraumatische Dissoziation
Panik, Depression
Suchtneigung, Impulskontrollproblem
Somatoform, PTBS
 Aktivierung des Bindungs-Systems
Dr.med. Michael Hase
3
Peritraumatische Dissoziation





Erlebt im Moment des Traumas
Nicht immer nur Amnesie
Zeitlupe – Zeitraffer (Derealisation)
Unreal – wie im Film (Derealisation)
Ausserkörpererfahrung
(Depersonalisation)
Dr.med. Michael Hase
Akute Belastungsreaktion
ABR (F43.0)
 Dissoziationssymptome
- Einengung der Aufmerksamkeit
- Offensichtliche Desorientierung




Ärger oder verbale Aggression
Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit
Unangemessene Überaktivität
Unkontrollierbare Trauer (Kulturnorm!)
Dr.med. Michael Hase
Verlauf in Phasen
 Schockphase

Erste Stunden bzw. Tage nach dem
Ereignis
 Überleben - Sozialer Bruch
 Phase der hohen Vulnerabilität


Erschöpfung, Intrusionen,
Spontanverarbeitung
 Konsolidierungsphase


Erholungsphase oder
Chronifizierung der Traumaphysiologie
Dr.med. Michael Hase
4
Das Versorgungsdreieck
Dr.med. Michael Hase
Psychosoziale Notfallhilfe
- Interventionsprinzipien
 Förderung des Erlebens von
Sicherheit (Promote sense of safety)
 Förderung von Beruhigung
(Promote calming)
 Förderung des Erlebens von
Selbstwirksamkeit und kollektiver
Wirksamkeit
(Promote self-efficacy and collective efficacy)
Hobfoll et al. (2007) Psychiatry
Dr.med. Michael Hase
Psychosoziale Nachsorge
- Interventionsprinzipien II
 Förderung von Kontakt und Anbindung
(Promote conectedness)
 Förderung von Hoffnung
(Promote hope)
Dr.med. Michael Hase
5
Zur Problematik des Debriefing
 Critical Incident Stress Debriefing
 Eine Gruppenintervention mit Profi und
geschultem Peer
 Mehrfacher Bericht über das Erlebte
 Teils emotionaler Fokus
 Studien berichten über höhere PTBSRate
 Teil eines umfassenden Systems (CISM)
Dr.med. Michael Hase
Debriefing für wen?
 Für die stabilen Gruppenmitglieder
„Selbstheiler“
 Mit Nachbetreuung für:
 Wechsler
 Risikopersonen für Entwicklung PTBS
Dr.med. Michael Hase
Identifizieren der Risikogruppe
Einzel- oder Gruppendiagnostik
Anamnese
Screeningverfahren
Komplextraumatisierte identifizieren
Frühintervention für Risikopatienten
- Psychotherapie
- Pharmakotherapie
Dr.med. Michael Hase
6
Schützende Faktoren






Erlebte soziale Unterstützung
Soziale Kompetenzen
Gutes soziales Netzwerk
Flexibilität in der Bewältigung
Höhere Schulbildung
Keine Vortraumatisierungen
oder Bewältigung von Trauma
Dr.med. Michael Hase
Notfallintervention vor Ort
 Schwere Unruhezustände und Stupor direkt
versorgen
 stationär oder ambulant ?
 Schutz vor erneuter Traumatisierung
 Nicht alleine lassen
 Unterschätzen Sie nicht die Eigendynamik
eines „Systems“
 Rettungskette
Dr.med. Michael Hase
Notfallintervention vor Ort
 Erfahrung von Kontrolle über die Situation
wiederaufbauen
 Kontakt zu Freunden/Verwandten
 Zuverlässige Beziehung
 Psychische Untersuchung
(sofort grob, später fein)
 Auch bei körperlichen Schäden
 Vielfältige Symptome (peritraumatische
Dissoziation ?)
Dr.med. Michael Hase
7
Notfallintervention
im unmittelbaren Verlauf
 Beratung über Situation und weitere
Schritte
 Nachuntersuchung
 Ansprechpartner festlegen
 Spontane Selbstheilungsversuche
unterstützen
 Über „Normalität“ und Spontanverlauf
aufklären
(„Ich bin nicht verrückt“)
 Schlafen, Reden, Trinken
 Medikamentöse Unterstützung
Dr.med. Michael Hase
Notfallintervention im
weiteren Verlauf
 Überprüfung des Heilverlaufs
 Überprüfen und Abpassen
medikamentöser Unterstützung (ggfs.)
 Psychoedukation über PTBS und
Therapie
 Spezielle Psychotraumatherapie
Dr.med. Michael Hase
Grundlagen

Sicherheit

Wahlmöglichkeiten / Kontrolle

Verantwortung
Dr.med. Michael Hase
8
Leitlinien Traumatherapie
Phasenorientierte Therapie
Diagnostik
Stabilisierung
Traumaexposition
Bewertung und Neuorientierung
Traumaadaptierte Verfahren
Dr.med. Michael Hase
Pharmakotherapie
 Frühintervention
- Keine gesicherte Wirksamkeit
Eventuell wirksam:
- Propanolol 6-12 Std. nach dem Trauma (Pitman et.al. 2002; Vaiva et.al. 2003)
- Cortison peritraumatisch
(Weis et.al. 2006)
Nicht wirksam bis schädlich:
- Benzodiazepine
( Übersicht Pitman 2005 )
Klinische Erfahrung ?
Dr.med. Michael Hase
Bei Akut-Trauma effektive
Therapien
 Bei Erwachsenen
 Verhaltenstherapie
 Akute Belastungsreaktion (Bryant)
 EMDR
 Akute Belastungsreaktion (Kutz et al.)
 Naturalistische Studie (Rogers et al. )
 Bei Kindern
 CBT bei Kindern u. Jugendlichen (Wethington, H.R. 2008)

EMDR (de Roos et al.; Jarero et al., Fernandez)
Dr.med. Michael Hase
9
Die 11.September Studie
Versorgungsnahe Studie zu einer
begrenzten Intervention nach einer
Grossschadenslage
Autoren:
Susan Rogers, Steve Silver, Jim Knipe,
Gina Conelli
International Journal of Stress
Management
Dr.med. Michael Hase
Die 11.September Studie
Massenanfall von psychisch Traumatisierten
am 11.September 2001
Ein ambulantes Netzwerk von
qualifizierten New Yorker
Traumatherapeuten
organisiert sich und bietet
Behandlungsplätze an
141 Betroffene nehmen Kontakt auf
65 Betroffene werden über max. 8 Sitzungen
von 29 Behandlern mit EMDR behandelt
Dr.med. Michael Hase
Die 11.September Studie
Daten von 65 Patienten werden in einer
retrospektiven Studie ausgewertet
Betroffene kommen 2-49 Wochen
nach 11-9-2001
Patienten-Population:
Alter:
6-65 J. (D: 45,8 SD: 12,2)
Frauen: 75%
Männer: 25%
Dr.med. Michael Hase
10
Die 11.September Studie
Es nahmen 29 Therapeuten an der
Studie teil
Alle waren
zertifizierte „EMDR-Therapeuten“
Jeder behandelte 1-6 Klienten (D: 4,4)
1-8 Sitzungen (D: 4,2)
1 Sitzung Diagnostik, ca. 4 Behandlung
Nicht alle hatten alle Tests
Dr.med. Michael Hase
Die 11.September Studie
Impact of Event Skala
(IES-R, N=16)
39% hatten ein Vollbild PTBS
Beck Angst-Inventar
(BAI, N=13)
Beck Depressionsinventar
(BDI, N=17)
Subjektive Belastung
(SUD, N=59)
Validity of Cognition
(VoC, N=51)
Dr.med. Michael Hase
Die 11.September Studie
45
40
35
30
IES-R
BAI
BDI
25
20
15
10
5
0
Vorher
Nacher
Rogers et al. 2004
Dr.med. Michael Hase
11
Die 11.September Studie
9
8
7
6
5
VoC
SUD
4
3
2
1
0
Prä
P < .0001
Post
Rogers et al. 2004
Dr.med. Michael Hase
Die 11.September Studie
Die Klienten kommen in der
2-48 Woche nach dem 9-11-2001
Drei Gruppen werden verglichen
(analog zu einer Warteliste):
12 Patienten aus der 2.-10. Woche (A)
12 Patienten aus der 30-48. Woche (B)
sowie eine Mittelgruppe
12 Patienten aus der 11-29. Woche (C)
Dr.med. Michael Hase
Die 11.September Studie
(Wartelistenäquivalent)
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
Früh (A )
Mitte (B)
Spät (C )
SUD vorher
Früh vs. Spät P < .05
SUD nacher
Rogers et al. 2004
Dr.med. Michael Hase
12
Ausbildung
 EMDR-Institut Deutschland
www.emdr-institut.de
 Traumazentrum Berlin
www.traumazentrum-berlin.net
Dr.med. Michael Hase
13
Krisenintervention mit Kindern
und Jugendlichen
Dipl.-Psych. Dagmar Eckers
Dresden, 11. 09. 2009
Herzlich Willkommen!
Was wandelt Stress zu Trauma?
• Wahrnehmung und Bewertung:
- „Ich verliere die Kontrolle!“
- „Ich sterbe!“ / „Ich bin in Gefahr!“
• Kein soziales Unterstützungssystem:
- „Ich bin ganz allein!“
• Keine ausreichenden individuellen
Bewältigungsstrategien:
- „Ich schaffe es nicht!“
- „Ich kann nichts tun!“
Phasen der akuten
Traumafolgestörungen
Zeitraum nach
Trauma
Bezeichnung
der Phase
Stunden bis 1 Woche Schockphase
Kontraindikation: Schockzustand
Indikation für
therapeutische
Intervention
Indikation: nein
3 Tage bis 1Monat
3 Tage bis 14 Tage
14 Tage bis 1 Monat
Akute Belastungsreaktion
1 Monat bis 3 Monate
Akute PTBS
Indikation gegeben
Nach 3 Monaten
Chronische PTSD
Indikation gegeben
Indikation prüfen
Indikation gegeben
Positiver Verlauf
• Schockphase (einige Stunden – 1 Woche)
• Einwirkungsphase (ca. 2 Wochen)
Die Fragmente traumatischen Erlebens
integrieren sich allmählich auf visueller,
narrativer, emotionaler, körperlicher Ebene
Hilfreich: Kind begleiten ohne Drängen
• Erholungsphase
Vermeidung von Stressoren, evtl. Entfernung
vom Traumakontext, Ruhe, Sicherheit der
Normalität
Schockphase
• Gefühl der Unbeweglichkeit, nicht
wahrhaben wollen, nicht glauben können
• Verleugnung der erlebten Gefühle von
Bedrohung, Angst, Todesangst
• Veränderung des Zeiterlebens (Zeitraffer,
Zeitlupe), veränderte Wahrnehmungen)
Dissoziation !
Zielrichtung Akutinterventionen
(die ersten Stunden - Tage, oft schon vor Ort)
Ziel:
Stabilisierung, Verhinderung psychischer
Dekompensation
Inhalt: Sicherheitsvermittlung, Orientierung,
Aktivierung sozialer Unterstützung
•
•
•
•
•
•
•
•
Unverzüglichkeit
Kontaktaufnahme
Information
Bei den Betroffenen bleiben
Vermittlung von Geborgenheit und Sicherheit (Elternkontakt!)
Wahrnehmung der Bedürfnisse der Betroffenen (Trinken, Essen,
Ruhe, Schlaf)
Eingehen auf Gefühle
Keine Bagatellisierung des Geschehenen
Symptomatik bei Trauma bezogenen
Diagnosen (ICD-10) / I.
F43.0 Akute Belastungsreaktion
Übererregung
Untererregung
Symptome beginnen typischerweise „mit einer Art
„Betäubung“, einer gewissen Bewusstseinseinengung
und eingeschränkten Aufmerksamkeit, einer Unfähigkeit Reize zu verarbeiten und Desorientiertheit.
Diesem Zustand kann ein weiteres Sichzurückziehen
aus der aktuellen Situation folgen (bis hin zu
dissoziativem Stupor, siehe F44.2) oder aber
ein Unruhezustand und
Überaktivität wie FluchtReaktion oder Fugue.
Meist treten vegetative
Zeichen panischer Angst
wie Tachykardie, Schwitzen und Erröten auf.“ (...)
„Es kann eine teilweise oder vollständige Amnesie
(siehe F44.0) für diese Episode vorliegen.“
Symptomatik bei Trauma bezogenen
Diagnosen (ICD-10) / II.
F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung
Übererregung
Untererregung
„Wiederholtes Erleben des
Traumas in sich aufdrängenden
Erinnerungen oder in Träumen vor dem Hintergrund
eines andauernden Gefühls von Betäubtsein und
emotionaler Stumpfheit, Gleichgültigkeit gegenüber anderen
Menschen, Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenüber,
Anhedonie, sowie Vermeidung von Aktivitäten, die
Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten.
Selten kommt es zu dramatischen
akuten Ausbrüchen von Angst,
Panik oder Aggression. (...) Gewöhnlich tritt ein Zustand vegetativer Übererregtheit mit
Vigilanzsteigerung, einer
übermäßigen Schreckhaftigkeit
und Schlaflosigkeit auf. Angst und
Depression sind häufig mit den genannten Symptomen und
Merkmalen assoziiert.“
Posttraumatische Belastungssymptome
bei Kindern und Jugendlichen (1)
A. Wiederkehrende Erinnerungen, Alpträume und Flashbacks
- Sich aufdrängende Gedanken und Bilder vom Trauma
- Handeln, Fühlen und Wahrnehmen, als ob das traumatische Ereignis
nach wie vor besteht
(auch akustische und visuelle Halluzinationen, bei kleineren Kindern oft
repetitives Spiel)
- Wiederkehrende Alpträume, auch inhaltlich diffus
- Intensive psychische Belastung und / oder körperliche Reaktionen bei
Konfrontation mit Traumareizen
Dagmar Eckers: Trauma bei Kindern und Jugendlichen
Posttraumatische Belastungssymptome
bei Kindern und Jugendlichen (2)
B. Vermeidung, vermindertes Interesse, eingeschränkte
Empfindungsfähigkeit, Verlust bereits erworbener Fähigkeiten
- Vermeidung von Reizen, die an das traumatische Erlebnis erinnern
- Abflachung des allgemeinen Interesses (Spiel)
- Einschränkung der emotionalen Empfindungen
- Gefühl des Andersseins; Pessimismus, Hoffnungslosigkeit;
Wertewandel; Depressivität
- auffälliger sozialer Rückzug
- Stark regressive Tendenzen, Trennungsangst
- Verlust vorher schon erreichter Kompetenzen
Dagmar Eckers: Trauma bei Kindern und Jugendlichen
Posttraumatische Belastungssymptome
bei Kindern und Jugendlichen (3)
C. Übererregung, Anspannung, Reizbarkeit
- Einschlafstörungen, Dunkelangst, nächtliches Erwachen
- Starke körperliche Unruhe, Muskelanspannung
- Verstärkte körperliche Beschwerden (Kopf, Bauch)
oder erhöhte Infektanfälligkeit (kleinere Kinder)
- Konzentrationsschwierigkeiten (Schule)
- Übermäßige Wachsamkeit (Hypervigilanz)
- Starkes Kontrollbedürfnis; Fixierung hinsichtlich äußerer Ordnung
- Überstarke Schreckreaktionen auch auf alltägliche Geräusche
(Stimmen, Türknallen...)
- Übermäßige Wut und Reizbarkeit (oft in nahen Beziehungen)
Debriefing (bei Gruppen) in den
ersten Tagen ?
• Umfasst 1 - 3 Sitzungen Psychoedukation,
Rekonstruktion des Traumas und emotionalen
Bericht der Teilnehmer zum eigenen Erleben
• Bei Erwachsenen eher Zweifel, ob es hilfreich ist
• Keine kontrollierte Studien zu positiver Wirkung
bei Kindern
• Gefahr der negativen Verstärkung
• Wegen Empfänglichkeit der Kinder für das
Erleben anderer Betroffener eher Gefahr der
Destabilisierung
Vier-Felder-Technik
nach L. Artigas et.al., 2000
Sicherer Ort,
Ressourcenbild
Screening (bei Gruppen)
• Massivität der Übererregungs- und
Dissoziationssymptomatik ein möglicher Hinweis
auf spätere PTBS
• Dennoch bei 60 % späterer PTBS (nach singulärem Trauma) keine akuten Symptome, die der
ABS-Definition entsprachen (Kassam-Adams u.a.)
• Je jünger die Kinder, desto mehr dissoziative
Symptome, aber schwer zu erkennen (J. Cohen)
• Diagnostik: IBS-A-KJ? (Befragung Kind)
Befragung soziales Umfeld (auch Angst /
Depression / Verhaltensänderungen)
Individuelle Evaluation bei
Gruppenereignis (J. Cohen)
Erfassung
• der akuten Traumasymptomatik (auch
Ängstlichkeit, Depressivität, kindliche traumatische Trauer,
spezifische Phobien, Trennungsängste)
(auch im Umfeld nachfragen)
• des Traumakonfrontationsausmaßes
• vorheriger Traumatisierungen
• fehlender sozialer Unterstützung
Probleme individueller
Traumatisierung (Eltern)
• Kinder müssen die traumatischen
Erlebnisse oft erst erzählen –
Schuldgefühle, Scham, Verwirrung, Angst
• Eltern müssen die Notwendigkeit von
außerfamiliärer Hilfe erkennen
• Eltern müssen bereit dazu sein Hilfe
anzunehmen
• Juristische u.a. Gründe können Hilfe
verzögern (Prozess)
• Belastung kann noch anhaltend sein
Probleme individueller
Traumatisierung (Eltern) (2)
• Eltern sind
- für das Erkennen der Not der Kinder
- für die Stressregulation im Alltag
- für die Aktivierung therapeutischer Hilfe
unverzichtbar.
Probleme individueller
Traumatisierung (Eltern) (3)
• Eltern sind
- davon meist überfordert (keine effektiven
Handlungsmöglichkeiten)
- selbst oft vom Trauma betroffen
- durch die Traumatisierung des Kindes oft
sekundär traumatisiert (Schuld- und
Versagensgefühle, auch völlig unberechtigt)
- bei Tätern in der Familie in Konflikt
- manchmal selbst Täter oder real verantwortlich
Traumatherapie Akutphase
(ca. 14 Tage bis 3 Monate)
• TF-CBT
Traumafokussierte kognitiv-behaviorale
Therapie
• EMDR
Eye Movement Desensitization and
Reprocessing
TF-CBT (Deblinger, Cohen, Mannarino, seit ca. 15 J.)
•
•
•
•
•
Beziehungsaufbau, Stabilisierung
Psychoedukation
Affektbenennung und –regulation
Entspannungsverfahren einüben
Traumaexposition, oft über (mündl./schriftl.)
Traumanarrativ, auch Zeichnungen
• Bearbeitung dysfunktionaler Kognitionen
• Einüben alternativer Copingstrategien
• Abschluss
EMDR
• Traumaanamnese
• Beziehungsaufbau, Stabilisierung
• Psychoedukation (der Eltern) zu Trauma und
EMDR
• Aufrufen der Repräsentation aller relevanten
Traumaaspekte:
- schlimmstes Bild
- negative und positive Kognition (Stimmigkeit?)
- Emotionen
- Belastungsgrad
- Lokalisierung im Körper
EMDR (2)
• Fokussierung auf aufgerufene (innere) belastende
Traumainformation, gleichzeitig auf bilaterale
Stimulation (Augenbewegungen, Tappen,Töne),
nach 30 – 45 Sekunden Rückmeldung, was sich
verändert hat / was der Patient wahrnimmt (Körper,
Bilder, Gedanken..)
• Fortsetzen dieser Stimulation + Rückmeldung, bis
die Belastung verschwunden ist
• Verstärkung der dann angemessenen positiven
(Selbst-)Wahrnehmung
• Körpertest
• Überprüfung, ggf. Fortführung nächste Stunde
EMDR bei Kindern
• Bei größeren Kindern entsprechend wie bei
Erwachsenen
• Bei kleineren Kindern fallen Bestandteile des
Erwachsenenschemas weg, wenn nicht
altersadäquat
• Was bleibt:
• Fokus (Bild, Foto, Geschichte) und
• bilaterale Stimulation
• Gefühle und Belastungsgrad können bei
Kleinkindern evtl. nur vermutet und durch
Mithilfe der Eltern erhoben werden
Entwicklung einer
Traumaerzählgeschichte
- Erzählen oft durch die Eltern nach Anleitung durch den
Therapeuten (oder umgekehrt)
- in einfacher, kindgerechter Sprache
- Traumatisches Ereignis als etwas, das „einem Kind“ passieren
kann
- spricht Lösungen an
- vermittelt entwicklungsangepasste Überzeugungen
- Positiver Anfang
- Mitte mit Trauma spezifischen Details
- Ende mit konstruktiver Lösung und positiven Überzeugungen
Vortraumatisierung ?
• Wenn bei Vortraumatisierung
Übererregungssymptome im Vordergrund
standen, wird eher erneut Übererregung
aktiviert
• Wenn bei Vortraumatisierung eher
dissoziative Symptome auftraten, wird
eher die dissoziative Abwehr aktiviert
Dissoziative Amnesie als Abwehr
Voll- und Teilamnesien nach Traumata bei einer
repräsentativen Stichprobe (Elliot 1998)
25%
20%
15%
Teil-amn
Voll-amn
10%
5%
0%
Unfälle
Vergew
Krieg
SMK
Reaktionen im Gehirn
Entwicklungstraumastörung (1)
(Developmental Trauma Disorder) (S.12)
A. Exposition
- Mehrfaches oder chronisches Erleben von einer oder
mehreren Formen von zwischenmenschlichem Trauma,
das die Entwicklung schädigt
(z.B. Vernachlässigung, Verrat, Körperverletzung, sexuelle Gewalt,
Bedrohung der körperlichen Integrität, Zwangsmaßnahmen,
emotionaler Missbrauch, Zeuge sein von Gewalt und Tod)
- Subjektives Erleben
(z.B. Wut, Enttäuschung, Angst, Resignation, Selbstaufgabe, Scham)
Entwicklungstraumastörung (2)
(Developmental Trauma Disorder)
B. Ausgelöste Muster wiederholter Dysregulation als Reaktion
auf Traumareize
Hohe oder niedrige Dysregulation angesichts von (Trauma)Reizen. Die
Veränderungen sind anhaltend und gehen nicht auf den Normalzustand zurück;
in Intensität nicht reduziert durch bewusste Wahrnehmung.
- Affektiv
- Körperlich (z.B. physiologisch, motorisch, medikamentös)
- Im Verhalten (z.B. Reinszenierung, Ritzen)
- Kognitiv (z.B. Gedanken von Wiedererleben, Verwirrung, Dissoziation,
Depersonalisation)
- In Beziehungen (z.B. anklammernd, oppositionell, misstrauisch, überangepasst)
- In der Selbstwahrnehmung (z.B. Selbsthass, Selbstvorwürfe)
Entwicklungstraumastörung (3)
(Developmental Trauma Disorder)
C. Anhaltend veränderte Wahrnehmung und Erwartungen
- Negative Selbstwahrnehmung
- Misstrauen gegenüber Bezugspersonen
- Verlust des Vertrauens darin, von anderen Menschen geschützt zu
werden
- Verlust des Vertrauens in möglichen Schutz durch soziale Institutionen
- Juristische und soziale Institutionen werden nicht in Anspruch
genommen
- Unvermeidlichkeit künftiger Viktimisierung
D. Behinderung aller Funktionsbereiche
- Schule
- Familie
- Peergruppe
- Recht
- Beruf
Gute Umsetzung in der Arbeit!
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
Kinder in Not –
am Beispiel Sachsen
Dr. med. Edelhard Thoms
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie
Park-Krankenhaus Leipzig
Leipziger Netzwerk für
Kinderschutz – die Struktur
Netzwerkakteure
Notfallintervention
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie, Parkkrankenhaus Leipzig-Südost GmbH
65 vollstationäre, 40 tagesklinische Behandlungsplätze und 4 PIA
Sprechstunde für frühe
Interaktionsstörungen
Institutsambulanz
Kinder
Kinder u. Jugend 1
Psychosomatik
Tagesklinik
Fis Mutter Kind
Kompetenzzentren für körperliche und seelische Gesundheit
Drogensprechstunde
Jugend
Kinder u. Jugend 2
Psychosomatik
Therapiestation für
abhängigkeitserkrankte
Kinder und Jugendliche
TEEN SPIRIT ISLAND LEIPZIG
Stichtagserhebungen
2003(N=92)
2007(N=86)
Familienstruktur
•
•
•
Ursprungsfamilie
Alleinerziehend
Patchwork
38 %
30 %
32 %
31 %
37 %
32 %
60 %
50 %
34 %
38 %
58 %
58 %
25 %
33 %
Seelische Krankheit der Eltern (LP)
•
Bekannt
Sucht der Eltern (LP)
•
Bekannt
Gewalt in der Familie
•
Bekannt
Sexueller Missbrauch
•
Bekannt/Verdacht
• Traumatherapeutische Ausbildung haben
21 Ärzte und Psychologen
• DeGPT Anerkennung haben 10
Mitarbeiter
• Krest, EMDR
• Integration traumatherapeutischer
Konzepte
• Schaffung von stationären und
ambulanten Versorgungsstrukturen
Epidemiologie der PTSD
14 - 18 jährige Jugendliche
Prävalenz
5-10 %
(Allgemeinbevölkerung)
2 - 5 jährige Kleinkinder
0,1 %
misshandelte oder missbrauchte
Kinder und Jugendliche
35-40 %
(nicht-klinische Stichprobe)
Traumaambulanz für Kinder und Jugendliche /
Altersverteilung
Zeitraum 01.01.2002 bis 31.05.2006
191 Kinder, Alter 1 -17 Jahre: n (%)
Vorschulalter (2-5 Jahre):
Grundschulalter (6-9Jahre):
Frühe Adoleszenz (10-14 Jahre):
Späte Adoleszenz (15-17 Jahre):
27 (14%)
45 (24%)
57 (30%)
62 (32%)
Geschlechtsverteilung:
m (%) : w (%)
77 (40%) : 114 (60%)
Traumaambulanz für Kinder und Jugendliche / Vorstellungsanlass1 (n=191)
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
1
sexueller Missbrauch
sexuelle Nötigung
Vergewaltigung
Tod eines Angehörigen
Zeugen von Gewalthandlung
Opfer von Gewalthandlung
Misshandlung
Unfall
Wohnungsbrand / Einbruch
Kriegstrauma
Stalking
n = 40 (21%)
n = 20 (10%)
n = 22 (12%)
n = 35 (18%)
n = 30 (16%)
n = 18 ( 9%)
n = 14 ( 7%)
n = 16 ( 8%)
n = 11 ( 6%)
n = 4 ( 2%)
n = 2 ( 1%)
Bei einigen Patienten lagen mehrere Vorstellungsgründe vor
Psychologische Diagnostik
• Intelligenzdiagnostik
• PTSD-spezifische Diagnostik
– Clinician Administered PTSD-Scale for Children
and Adolescents (CAPS-CA; Nader, Blake and Kriegler,
1994)
– Child PTSD Reaction Index (CPTS-RI, Frederick, Pynoos
and Nader, 1992; dt. Übersetzung Landolt, 1996)
– Children´s Revised Impact of Event Scale (CRIES,
Children and War Foundation 1998)
– Childhood traumatic Questionnaire, CTQ
– Heidelberger Dissoziationsinventar, HDI
• Symptomspezifische Diagnostik
Schwangerschaft und Geburt –
traumatisierend,
Angst auslösend,
Risiko für die Bindungsentwicklung?
Chancen der Prävention und
Intervention
Pränatalzeit
Mutter
Intensiver
Fetus
Austausch
Emotionale
Miterleben
Situation
Partizipation
Ängste,
Belastungen
Produktion von
Stresshormonen
Plazenta
Veränderte
Stresshormone
Intrauterine
Regulationsfähigkeit
Prä,- peri- und postnatale Belastungen für die Bindung
zwischen werdenden Eltern und Baby 1
Pränatale Belastungen
- Psychosoziale Belastung (Armut, Arbeitslosigkeit)
- Frühere traumatische Erlebnisse aus eigener Kindheit
(Deprivation, Gewalt, Verluste, Trennungen)
- Schwierigkeiten bei der Konzeption/künstliche
Befruchtung
- Pränatale Diagnostik
- Vorzeitige Wehentätigkeit
- Frühere Fehl-, Tot- und Fehlgeburten
- Psychische Erkrankung der Mutter (Sucht, Depression)
Prä,- peri- und postnatale Belastungen für die
Bindung zwischen werdenden Eltern und Baby 2
Perinatale Belastung
- Kaiserschnitt
- Sofortige Trennung von Mutter und Kind, Leben
des Kindes und/oder der Mutter bedroht
- Frühgeburt
- Fehlbildung des Kindes oder Behinderungen
Postnatale Belastung
• postpartale Depression / Psychose der Mutter
Mögliche Folgen der Belastungen
Angst, Schock, Traumatisierung,
Retraumatisierung
• Auswirkungen auf Schwangerschaft
• Auswirkung auf Bindungsbereitschaft der
Eltern („bonding“) )
• Auswirkung auf Bindungsentwicklung des
Kindes („attachement“)
Angst und Bindung
Ängste der Eltern im Kontext von
Schwangerschaft, Geburt und
Nachgeburtszeit aktivieren ihre
Bindungsbedürfnisse.
Bindungsforschung 1
prä, peri- und postpartalen
Komplikationen
Traumatisierung
nicht verarbeitet, nicht kompensiert
Belastete Mutter Kind Interaktion beim
•Stillen, Füttern
•Wickeln
•Spielen
Bindungsforschung 2
Ängste, Flashbacks, Schuldgefühle, Instrusionen,
Verhalten der Mutter
Ängstlich, hilflos, ängstigend
Verminderte emotionale Verfügbarkeit der Mutter
für das Baby und seine Bedürfnisse
Typische Symptome, Altersgruppe 0 - 1
• Schreien, vermehrte Schreckhaftigkeit,
verminderte Beruhigbarkeit,
Schlafstörungen, Fütterstörungen,
Gedeihstörungen, gestörte
Bindungsentwicklung
Typische Symptome, Altersgruppe 1 - 3
• Siehe 0 – 1 Jahre + Affektlabilität, Hyperaktivität,
Unruhezustände, Hyperreagabilität, Hypervigilanz oder
Apathie, Angst, ängstlich angespannte Wachsamkeit
(frozen watchfullness), Jactatio capitis, Mutismus
• Regressive Symptome: Anklammerndes Verhalten,
Entwicklungsretardierung (bezogen auf kommunikative
und soziale Fertigkeiten, Sprache, Motorik,
Körperwachstum (psychosozialer Minderwuchs)
Problembeschreibung durch Eltern
2
nicht sprechen
8
nicht spielen
15
Ängste
3
Schreiattacken
28
Unruhe/Unfälle
20
Autoaggression
43
Aggression
31
Essstörung
30
Schlafstörung
N
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
Erwartung der Eltern
12
Paarkonflikt red.
13
selbst ruhiger sein
20
Eigenanteil erkennen
19
Schuldgefühle red.
31
M isshandl. vorbeugen
33
Grenzen setzen
40
Neue Lösungen
43
Red. V. Überforderung
N
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
Ps ych is ch e KH d e r KM
7
So n s t.
11
PKST
9
PT BS
2
Z w an g
25
De p r e s s io n
0
5
10
15
20
25
N
Bindungs typ
n.n.diag
s iche r
uns iche r
ve r m e ide nd
de s or ganis ie r t
uns iche r
am bivale nt
N
0
5
10
15
20
25
30
Diagnosen der Mütter (Vater)
90
80
70
Prozent
60
50
40
30
20
10
0
F32
F33
F43
F48
F50
F53
F60
F94
ICD10
Auffallend ist die häufige PTBS bei den Müttern. Eigene traumatische Erfahrungen
werden durch das Kind reaktiviert und bestimmen in Konflikten das Agieren.
Auch die Kinder weisen nach ICD 10 gehäuft traumatisch bedingte Störungen auf.
Diagnosen der Kinder
männlich
weiblich
120
100
Prozent
80
60
40
20
0
F43
F50
F51
ICD10
F94
F98
Bindung
60
50
40
30
20
10
0
unsicher verm.
uns. Ambivalant
desorganisiert
Auffälligkeiten N=13
13,5
13
12,5
12
11,5
11
10,5
10
Blickvermeidend
Kind als Bedrohung
Misshandlungsverd
Typische Symptome, Altergruppe 3 - 6
• Siehe II + Somatisierungsstörungen (Bauch-,
Kopfschmerzen etc.), traumatische Reinszenierungen
innerhalb von Spielsequenzen, evtl. Äußerungen über
intrusives Erleben bei gezielter Exploration, dissoziative
Symptome, Tic-Störungen
• Regressive Symptome: sekundäre oder prolongierte
Enuresis, Enkopresis, sozialer Rückzug (Eltern, Peers,
Geschwister), rückläufige Sprachentwicklung, Mutismus,
Verlust bereits erlangter sozialer Kompetenzen,
autistoide Symptome, dissoziales Verhalten
Stressbewältigung defizitär
Schwellensituationen
Bindungsstörung
Teilleistungsstörung
ADHS
Trauma
Sucht
Typische Symptome, Altersgruppe 6 - 10
• Siehe II + III + zunehmend Symptome einer PTBS oder
anderer Störungsbilder nach traumatischem Stress nach
ICD 10, Schulleistungsstörungen,
Konzentrationsstörungen (z.B. in Zusammenhang mit
dissoziativen oder intrusiven Symptomen,
vorbestehende Diagnosen i.S. von ADS/ADHS,
veränderte, pessimistische Sicht auf die Welt, quälende
Schuldgefühle, depressive Symptome, Risikoverhalten,
selbstverletzendes Verhalten (SVV), Suizidalität,
konversive Symptome (psychogene Anfälle, motorische
Ausfälle etc.), Zwangssymptome
Symptome: Unaufmerksamkeit
•
•
•
•
•
Flüchtigkeitsfehler
mangelnde Ausdauer
scheint nicht zu zuhören
kann sich nicht organisieren
vermeidet längere (kognitive)
Anstrengung
• verliert häufig viel
• vergesslich
• leicht ablenkbar
Symptome: Hyperaktivität
•
•
•
•
•
•
zappelt mit Händen und Füßen
steht oft auf/läuft herum
kann nicht ruhig spielen
wirkt (ist) getrieben
exzessive motorische Aktivität
bei Jugendlichen: Gefühl der Unruhe
Symptome: Impulsivität
•
•
•
•
•
platzt häufig mit Antworten heraus
kann nicht warten
unterbricht andere
redet häufig übermäßig viel
kann Handlungen nicht unterbrechen
Symptome: hyperkinetische Störung des
Sozialverhaltens = ADS + ...
•
•
•
•
•
•
•
•
häufige Wutausbrüche
häufiges Streiten
Verweigerung (von Regeln)
bewusstes Ärgern, Quälen anderer
hohe Empfindlichkeit/Rachsucht
häufiges Lügen/Stehlen/Schlagen
Tierquälerei/Grausamkeit
Zerstören/Feuerlegen
Spezifische
kindliche Reaktionen auf ein Trauma
• regressives Verhalten
• vermehrte Anhänglichkeit / Trennungsangst
• neu auftretende Ängste oder auch aggressives
Verhalten
• somatische Beschwerden
• sexualisiertes Verhalten
Andere Störungen
nach Traumatisierung
• Angststörungen
• Depression
• Bindungs- u. Persönlichkeitsstörungen
• Störung des Sozialverhalten
• Substanzabusus
• Aufmerksamkeitsstörungen
Typische Symptome, 10 - 14
• siehe IV + zunehmend Symptome im Sinne der
klassischen Symptomtrias der Posttraumatischen
Belastungsstörung oder anderer Störungsbilder nach
traumatischem Stress, bei Beziehungstraumatisierungen
so. „Enactment“ (ein „Wiederherstellen“) traumatischer
Situationen in sozialen Situationen, konversive
Symptome, Essstörungen, SVV, vermehrte Suizidalität,
früher Drogenkonsum (z.B. Cannabinoide, Alkohol),
psychotische Symptome
Typische Symptome, 14 - 18
• Siehe V + Circulus vitiosus des Scheiterns bei länger
anhaltenden, unbehandelten trauma-assoziierten
Symptomen: emotional defizitäre Selbstwahrnehmung,
soziales, schulisches Scheitern (symptombedingt),
misslungene erste intime heterosexuelle Beziehungen,
Drogenkonsum, Perversionen, weitreichende
existenzielle Zukunftsängste
Forschungsergebnisse
• PTBS und Sucht sind häufig gemeinsam
• „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass
Realtraumatisierungen bzw. Vernachlässigung,
Misshandlung und Missbrauch in der Kindheit
Prädikatoren für eine spätere
Abhängigkeitsproblematik und daraus
resultierende psychosoziale Funktionsstörungen
sind“ (Krausz u. Mitarb. 2000)
Traumatisierte, sequentiell- traumatisierte und nicht
traumatisierte Patienten N=129, 2003
51
54
24
restliche Patienten F40
F60
Sexueller Missbrauch vor dem 16. LJ
bei Drogenabhängigen (Schäfer et all, 2000)
• Sexueller Missbrauch
Mädchen 70 % - Jungen 50 %
• Harter Missbrauch
Mädchen 50 % - Jungen 40 %
Eigene Daten:
60% sequentiell traumatisierte Kinder und
Jugendliche
Multiaxiales Klassifikationsschema
Intelligenz
Entwicklungsanomalien
Psychiatrischer
Befund
Körperbefund
Psychosoziale
Situation
Drogenabhängigkeit
•
•
•
•
Opiatabhängigkeit, Bulimia nervosa, PTBS
Gestörtes Körperbild
Durchschnittliche intellektuelle Befähigung
Säureekzem an Handrücken, Karies,
Ösophagitis, Hypokaliämie, multipel Narben
nach tiefen Schnittverletzungen
• Körperliche Mißhandlung und Mißbrauch,
Psychische Störung eines Elternteiles, MutterTochter-Konfliktsitution, Prostitutionserfahrung
Besonderheiten bei
Kindern und Jugendlichen
A Reaktion auf das traumatische Ereignis
 aufgelöstes und agitiertes Verhalten
B Wiedererleben des Traumas
 pathologisches Spiel, Malen…
C Vermeidung von Reizen, die an das Trauma
erinnern
 die geforderten 3 C-Kriterien werden (besonders im Vorschulalter) selten erreicht
(Scheeringa et al., Am. J. Psychiatry 2006)
Spezifische
kindliche Reaktionen
• regressives Verhalten
• vermehrte Anhänglichkeit / Trennungsangst
• neu auftretende Ängste oder auch aggressives
Verhalten
• somatische Beschwerden
• sexualisiertes Verhalten
Andere Störungen
nach Traumatisierung
• Angststörungen
• Depression
• Bindungs- u. Persönlichkeitsstörungen
• Störung des Sozialverhalten
• Substanzabusus
• Aufmerksamkeitsstörungen
PTSD im Kindes- und Jugendalter
Therapie
•
•
•
•
•
•
•
Psychoedukation (Beratungsgespräch)
Cave Debriefing !
Stabilisierung
Innerer sicherer Ort
Screen Technik
EMDR, Traumamärchen
Medikation
www.kinderpsychiater.de
www.bzga.de
www.degpt.de
www.parkkrankenhaus-leipzig.de
Workshop:
Ressourcenorientierte
Methoden
Lilly Kozerski
Sabine Laniado
Erfahrungsübung
Erinnerungsvisualisierungsleistung (5-7`)
Liste positiver life events (10`)
Später Ressourcenübung dazu
Übergeordnetes Ziel bei Akuttraumatisierung:
Herstellen von Sicherheit und Kontrolle
D
A
N
K
E
Diskretion wahren
Abstand regulieren
Namentliche Vorstellung der Helfer, Namen erfragen
Korrekte Ansprache
Einfühlungsvermögen zeigen
Ressourcenstimulieren, durch
• Orientieren (Außenorientierung ist meist höher als Innenorientierung)
• Soziales Netzwerk abfragen
• Zuhören
• Sichern im Hier und Jetzt „Es ist vorbei!“ (nötigenfalls laut sprechen)
• Hilfe anbieten, aber nicht aufdrängen
• Trösten
• Solidarität (unabhängig von den Reaktionen)
• Informationen geben!!!
Normalisieren der außergewöhnlichen Reaktionen auf außergewöhnliche Ereignisse,
psychoedukatives Einordnen von Traumageschehen, Betreuungsmöglichkeiten möglichst
schriftlich mitgeben (kognitive Beeinträchtigung), Beraten
Ressource
Lat.: resurgere – hervorquellen lassen – Mittel, um Handlung zu tätigen
Psychische Ressourcen aktivieren - Quellen positiver Erfahrung aufsuchen
Im Gehirn gespeichert als Angenehmes oder neutrales Körpergefühl
Erinnerungen an
- angenehme Erlebnisse
- Bewältigung eines Problems (Abbau der neuronalen Erregung bei
Problemlösung wird als Wohlgefühl gespeichert)
Modellvorstellungen
- Vorbilder
- Buch,- Märchen,- Filmfiguren
Symbolische Vorstellungen
- Gott, Engel, Metaphern
Welche Ressourcentechniken kennen
Sie?
• Am Flipchart sammeln und wieder nach den
oben genannten Kategorien (Sicherheit,
Verantwortung, Wahlmöglichkeit,
Selbstwert)
Ressourcenkategorien
.
Kategorie
Problem
Ressource
Sicherheit
Erstarrung
HANDELN UND
SICH BEWEGEN
Verantwortung
Schuld, Scham
EMPATHIEFÄHIGKEIT,
RATIONALES DENKEN
Wahlmöglichkeit
Niedrige
Selbstwirksamkeit
SELBSTWIRKSAMKEIT,
UMWELT VERÄNDERN
Selbstwert
Selbstunsicherheit,
niedriger Selbstwert
MITGEFÜHL UND
(SELBST-) AKZEPTANZ
Livedemonstration RDI
Resource Development and Installation nach
Leeds 2003/2004 (20`)
Auseinandersetzung mit dem Trauma
Ressourcenaktivierung
Zukunftsvision
Praktische Übungen in der Gruppe
Auswertung der Erfahrungen
Was hat geklappt?
Schwierigkeiten?
Patientenperspektive?
Therapeutenperspektive?
Beobachterperspektive?
Livedemonstration
Screentechnik
Screentechnik mit Ressourceninstallation
nach Lutz Besser (20`)
Mit einem Ereignis aus der Liste der positiven
life events
• Ressourcenaktivierung
• Hypnotechnik
Praktische Übungen in der
Gruppe
Auswertung der Erfahrungen
Was hat geklappt?
Schwierigkeiten?
Patientenperspektive?
Therapeutenperspektive?
Beobachterperspektive?
In der Gruppe: Pendeln
Was ist das Wichtigste, was Sie heute von
dem workshop für sich mitnehmen wollen?
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Workshop
Erstmanagement bei häuslicher Gewalt
Fachtagung Traumanetz Sachsen,
Dresden, 11. und 12. September 2009
Dr. med. Uwe Schmidt
Institut für Rechtsmedizin
TU Dresden
www.hinsehen-erkennen-handeln.de
Dipl.-Psych. Franziska Epple
Psychosomatische Klinik
Uniklinikum Dresden
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Was haben wir vor?
9.00
Einführung Häusliche Gewalt
9.05
Lisas Fallgeschichte (Ihre Sicht auf die Dinge)
9.40
Handlungsstrategien
10.00
Warum bleiben Opfer in einer Gewaltbeziehung?
10.30-11.00 Uhr Pause
11.00
Rechtsmedizinische Aspekte und Dokumentation
12.00
Zusammenfassung und Ausblick, Diskussion
12.25
Evaluation
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Grundlagen
Was ist häusliche Gewalt?
Gewalttaten zwischen Erwachsenen
- in bestehenden,
- sich auflösenden oder
- aufgelösten Partnerschaften,
die in aller Regel über einen längeren Zeitraum wiederholt ausgeübt werden.
Die Ausübung von Macht und Kontrolle steht im Vordergrund
Wie oft kommt das vor?
-25% der deutschen Frauen sind mindestens einmal in ihrem Leben von
häuslicher Gewalt betroffen
-Auch Männer können Opfer häuslicher Gewalt sein
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Welche Formen gibt es?
Körperliche Gewalt
Sexualisierte Gewalt
Ohrfeigen, Faustschläge, Stöße, Fußtritte, Würgen,
Fesseln, tätliche Angriffe mit Gegenständen/SchlagStich- und Schusswaffen, Morddrohungen bis hin zu
Tötungsdelikten
Nötigung zu sexuellen Handlungen,
Vergewaltigung, Zwang zur Prostitution
Ökonomische Gewalt
Psychische Gewalt
Soziale Gewalt
Arbeitsverbote oder Zwang zur
Arbeit, alleinige
Verfügungsmacht über
finanzielle Ressourcen
(Schaffung einer finanziellen
Abhängigkeit)
Drohungen, der Frau/den Kindern
etwas anzutun, Beleidigungen,
Demütigungen, Erzeugen von
Schuldgefühlen, Essensentzug,
Einschüchterungen, für verrückt
erklären, Stalking
Einsperren,
Kontaktverbot, soziale
Isolation, Kontrolle der
Kontakte
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Übung: Lisas Fall
1. Finden Sie sich zu Gruppen zusammen
-
Gesundheitswesen
Psychotherapeuten/Psychologen
Behörden
Beratungsstellen/Schutzeinrichtungen
2. Stellen Sie sich in den Gruppen kurz gegenseitig vor
-
Name
Wo kommen Sie her?
In welcher Institution arbeiten Sie?
Was sind Ihre Berührungspunkte mit dem Thema?
3. Lesen Sie gemeinsam Lisas Fallgeschichte und überlegen Sie, was Sie aus Ihrer
Sicht heraus für Lisa tun könnten.
Was sind Ihre ersten Ideen zu dieser Geschichte? Wie würde Lisa vielleicht bei Ihnen
„landen“ und was würden Sie tun?
4. Plenum
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Bedürfnisse Betroffener
Schutz und Sicherheit für sich selbst und für die Kinder
Diskretion/Anonymität und Vertrauensbeziehung
Beratung und Unterstützung
bei finanziellen Dingen
bei der Unterkunft
Gesundheit
Beschäftigung/Ausbildung
dem gewalttätigen Partner Sorge- und Besuchsrecht vorenthalten
Langfristige Unterstützung und Therapie
Arbeit mit Gewalttätern
Niemand kann all diese Bedürfnisse allein befriedigen!
Kooperationsnetzwerke bilden!
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Deshalb: Systematische Zusammenarbeit von
Frauenhäusern, Frauenverbänden
Kinderschutzeinrichtungen
Sozialämtern
Unterstützungsangeboten für Migranten/ Ausländerbehörden
Gesundheitswesen
Polizei
Justiz
Politische Organisationen
Therapeuten
Täterberatungsstellen
Gründen Sie regionale Netzwerke oder arbeiten Sie in bestehenden mit.
(Informationen am besten über die regionalen Interventions- und Koordinierungsstellen.)
In Dresden beispielsweise: Bündnis gegen häusliche Gewalt.
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Was tun im Umgang mit Betroffenen?
Übersicht: Handlungsanleitung
a) Gesprächsbereitschaft signalisieren
b) Ansprechen/Befragen/Gesprächsführung
c) Dokumentation der körperlichen und seelischen Verletzungen
e) Schutzbedürfnis abklären
f) Weitervermitteln
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Was tun?
a) Gesprächsbereitschaft signalisieren
Gesundheitswesen/ Beratungsstellen/ Behörden:
Informationsmaterial auslegen
Signalisiert den Betroffenen, dass Kenntnis und Erfahrung im Umgang mit häuslicher
Gewalt besteht
Im täglichen Leben:
Ein offenes Ohr haben, auf verdeckte Andeutungen nicht mit Abwehr reagieren…
Bsp.
„Mein Mann hat sich sehr verändert…“
„Mein Mann möchte nicht, dass ich abends allein ausgehe…“
„Ich bin in letzter Zeit immer so kaputt…“
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Was tun?
b) Ansprechen/Befragen/Gesprächsführung
Gesundheitswesen:
Gewaltbetroffene sprechen ihr Problem in der Regel nicht von selbst an.
Diese Rolle kommt Ihnen zu!
Beginnen Sie das Gespräch möglichst mit einem Statement
(z.B.: „Da Misshandlungen an Frauen so häufig vorkommen, fragen wir
routinemäßig danach.“)
Alle anderen:
Beachten Sie die Hinweise für eine adäquate Kommunikation mit
Betroffenen
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Was tun?
b) Ansprechen/Befragen/…
Grundlegend für die Kommunikation:
-
Aktives Zuhören (Konzentriert, offen, sanfte und beruhigende Stimme)
-
Ungestört sein (ausreichend Zeit, ruhiges und angenehmes Umfeld)
-
Verständnis und Empathie
Z.B. „Ich kann diese Angst gut verstehen…“
-
Offene Fragen
Z.B. „Ich sehe, dass Sie verletzt sind, das macht mir Sorge. Möchten Sie mir
vielleicht erzählen, was passiert ist?“
-
Bewertungen vermeiden, Erfahrung würdigen
-
Lieber Informationen als Ratschläge
Z.B. „Sie können immer zu mir kommen, ich habe auch die Nummer des
Frauenhauses, die kann ich Ihnen geben.“
-
Gewalt klar verurteilen
-
Kontrolle ermöglichen (Alle folgenden Schritte nur mit Ihrem Einverständnis)
-
Stärken betonen „Es ist großartig, dass Sie hierher gekommen sind…“
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Was tun?
b) Ansprechen/Befragen/…
Inhalte des Gesprächs:
-
Vermitteln Sie, dass Sie mit der Problematik vertraut sind
-
Vermitteln Sie Informationen zur Problematik
- Häufigkeit
- Gefahrensituationen
- Formen und Dynamik von Gewalt
- Rechtliche Möglichkeiten (Polizeigesetz, Gewaltschutzgesetz)
-
Sprechen Sie über die Sicherheit
-
Verweisen Sie u. U. an spezialisierte Beratungsstellen
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Was tun?
c) Dokumentation der Verletzungen
Selbst durchführen oder Rechtsmediziner
Vortrag Dr. Schmidt
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Was tun?
e) Klärung des Sicherheits- und Schutzbedürfnisses
Ziel jeder Intervention: Schutz vor weiterer Gewalt
Fragen nach aktuellem Schutzbedürfnis:
Hat sie Angst nach Hause zu gehen?
Wird sie weiter bedroht?
Sind ihre Kinder in Sicherheit und versorgt?
Braucht sie eine sichre Unterkunft bei Freunden,
Verwandten oder im Frauenhaus?
Schutzmöglichkeiten
aufzeigen und jede Entscheidung (auch ablehnende)
.
respektieren! Achten Sie die Autonomie der Frau. Sie kann die Gefährdungslage am
besten einschätzen.
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Was tun?
f) Informieren und weitervermitteln
Häufig:
weiterführende psychosoziale Beratung bzw. sicherer Aufenthalt im
Frauenhaus nötig
 entsprechendes Informationsmaterial weitergeben
 eventuell Kontakt schon in der Praxis/ in der Beratungsstelle
herstellen (Senkung der Hemmschwelle)
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Warum bleiben Opfer in einer
Gewaltbeziehung?
Übung Arbeitsplatz:
1. Lesen Sie sich die Beschreibung des Arbeitsplatzes durch und
versetzen Sie sich in die Lage.
2. Versuchen Sie Argumente für (grüne Zettel) oder gegen (rote Zettel)
eine Kündigung zu finden.
3. Diskutieren Sie mit Ihrem Nachbarn/Ihrer Nachbarin.
4. Finden Sie sich in zwei grünen und zwei roten Gruppen und sammeln
Sie die Argumente.
5. Auswertung im Plenum.
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Gewaltdynamik
Spannungsaufbau
Kleinere Übergriffe,
Opfer kann Täter noch
besänftigen
Gewaltausbruch
als Eskalation der
gewachsenen Spannung
Entschuldigung
Täter bemüht sich um Opfer,
verspricht nie wieder
gewalttätig zu werden
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Schwierigkeiten in einem neu aufzubauenden Leben
Ökonomische Probleme
Zerstörtes Selbstwertgefühl
Keine Hoffnung, dass es in
anderen Beziehungen
anders wäre
Furcht vor Vorwürfen aus
dem sozialen Umfeld
Entschuldigungsphasen
Warum bleiben Opfer
in
einer Gewaltbeziehung?
Widerstreitende Gefühle
Täter droht, sich umzubringen
Angst vor drohender Verfolgung
Angst um die Sicherheit der Kinder
Angst vor gesteigerten Gewaltausbrüchen des Partners
Gefährdung der Sicherheit in Trennungsphasen am größten!
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK  INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN
Prozess der Gewalt*
Bindung
Beziehungspartner frisch verliebt
Besänftigen durch Erfindungsreichtum und Logik
Duldung
Ertragen der Gewalt aufgrund von Aspekten, die für die Beziehung sprechen oder weil
sie glauben, sie seien auch „Schuld“
Eventuell Hilfesuchverhalten, allerdings selten „offenlegen“ der Situation
Loslösung
Begreifen, dass man misshandelt wird/dass die Misshandlung Folgen für sich selbst
oder die Kinder hat
u.U. wiederholtes Verlassen und zum Partner zurückkehren aus Sicherheits- oder
materiellen Gründen
Heilung/Erholung
durch weiteres getrennt bleiben
*Landenburger, K. (1989): A process of entrapment in and recovery from an abusive relationship.
Rechtliche Folgen bei Kindesmissbrauch & -misshandlung
I. Strafrecht
relevante Straftatbestände sind z.B.:





Körperverletzung
Misshandlung Schutzbefohlener
sexueller Missbrauch
Verletzung der Fürsorge- oder Erziehungspflicht
Aussetzung
Grundsätzlich:
Sobald die Polizei oder Staatsanwaltschaft von einer Straftat oder dem Verdacht einer Straftat zu
Lasten eines Kindes erfährt muss sie tätig werden und ein Ermittlungsverfahren (u.U. auch gegen
Unbekannt) einleiten.
In diesen Fällen kann eine Strafanzeige auch nicht wieder zurückgenommen werden! Es handelt sich
dann um ein Offizialdelikt welches durch die Justiz verfolgt werde muss.
In einem Strafverfahren steht meist die Aussage des Kindes gegen die Aussage des/ der Täters/
Täterin. Eine Lösung kann hier ein Glaubwürdigkeitsgutachten sein, welches u.U. die Aussage des
Kindes stärkt.
Meist ist keine Aussage der Kinder vor Gericht nötig. Eine ermittlungsrichterliche Vernehmung
noch im Ermittlungsverfahren sichert die Aussage des Kindes vor Verdrängung und kann in
Hauptverhandlung die Aussage des Kindes ersetzen.
Kanzlei Anca Kübler – www.opferschutz-dresden.de
II. Familienrechtliche Folgen
Sobald das Jugendamt oder eine Einrichtung die § 8a unterliegt von einer Kindeswohlgefährdung
erfährt muss gehandelt werden.
Nach einer Vorabklärung muss dann das Familiengericht angerufen werden. Dies kann Eingriffe in die
elterliche Sorge verfügen.
Bei Gefahr im Verzug wird das betroffene Kind durch das Jugendamt in Obhut genommen (Kinderund Jugendnotdienst oder Anonyme Mädchenzuflucht in Dresden). Im Nachhinein muss dann das
Familiengericht entscheiden, ob das Kind weiterhin aus der Familie herausgenommen wird oder unter
bestimmten Voraussetzungen und mit Hilfe von Dritten wieder in der Familie leben kann.
Ärztliche Schweigepflicht (gesetzliche Schweigepflicht)
Grundlagen
1. Grundrecht auf informelle Selbstbestimmung und Schutz der Privatsphäre (Grundgesetz)
2. § 203 Strafgesetzbuch
3. Berufsordnung der Ärzte bzw. Therapeuten
4. Behandlungsvertrag (Nebenpflicht)
a) Schweigepflicht
§ 203 StGB und Berufsordnung
Grundlage für ein vertrauensvolles Arzt /Therapeuten- Patientenverhältnis
betrifft:
-
alle personenbezogenen Daten, bereits der Name des Patienten
-
auch Tatsache, dass bestimmte Person überhaupt Arzt /Therapeuten aufgesucht hat
-
andere Tatsachen, die nicht unmittelbar mit der Behandlung zusammen hängen
-
eben auch die Tatsache, dass Patientin Opfer häuslicher Gewalt ist
Keinerlei Informationen (medizinische Daten und persönliche Informationen) dürfen ohne Zustimmung
weitergeleitet werden
Kanzlei Anca Kübler – www.opferschutz-dresden.de
Die Schweigepflicht gilt grundsätzlich gegenüber allen dritten Personen wie:

anderen Ärzten

Angehörigen des Patienten (Ausnahme: Sorgeberechtigte von Kindern)

Polizei, Staatsanwaltschaft, Gerichten (hier: Zeugnisverweigerungsrecht)
Exkurs: Zeugnisverweigerungsrecht
§ 53 StPO -> in Strafprozessen

berechtigt zum Schweigen

wenn keine Entbindung -> Abwägung ob Zeugnisverweigerung oder Aussage (mit Gefahr des
§ 203 StGB)

wenn Schweigepflichtsentbindung -> Pflicht zur Auskunft !

auch bei Gebrauchmachen von Zeugnisverweigerung

-> trotzdem Pflicht zum Erscheinen vor Gericht !

§ 53 a StPO -> auch Zeugnisverweigerungsrecht für Berufshelfer

Verweigerungsrecht endet nicht nach Beendigung des Auftrages

Verweigerungsrecht ist nicht zeitlich begrenzt
§ 383 ZPO -> in Zivilprozessen

auch hier: Zeugnisverweigerungsrecht

Tatsachen, die zum Verweigerungsrecht führen, müssen glaubhaft gemacht werden

wenn dies im Vorfeld der Verhandlung geschieht -> keine Pflicht zum Erscheinen mehr !
b) Brechen der Schweigepflicht
Kanzlei Anca Kübler – www.opferschutz-dresden.de
nur erlaubt
bei:
Einwilligung:
Entbindung von der Schweigepflicht kann nur durch den Patienten bzw. die Sorgeberechtigten
erfolgen
-
ausdrücklich
- stillschweigend
- durch konkludente Handlung (aus den Handlungen des Patienten abgeleitet)
- durch mutmaßliches Einverständnis
Am sichersten: schriftlicher, von den Patienten bzw. Sorgeberechtigten unterschriebener Beleg
mutmaßliche Einwilligung:

Es muss davon ausgegangen werden, dass Patient in die Weitergabe der Information
einwilligen würde, wenn er es könnte.

Bei betroffenen Kindern von häuslicher Gewalt kann nicht ohne Weiteres von mutmaßlicher
Einwilligung ausgegangen werden!
gesetzliche Offenbarungspflicht?
-
bereits begangene Straftaten: keine gesetzliche Meldepflicht (auch nicht bei Minderjährigen)
-
auch für zukünftige Straftaten keine Meldepflicht (§138, 139 StGB betrifft Mord, Vorbereitung
Angriffskrieg usw.  nicht einschlägig
Rechtfertigender Notstand § 34 StGB
Kanzlei Anca Kübler – www.opferschutz-dresden.de
straffreies Brechen der Schweigepflicht möglich (nach § 34 StGB) wenn:
 gegenwärtige,
 nicht anders abwendbare Gefahr
 für Leben, Leib
und
 wenn nach gründlicher Abwägung das Brechen der Schweigepflicht ein erforderliches, geeignetes
und angemessenes Mittel ist, die Gefahr abzuwenden.

Sollte immer bei Vorliegen von Misshandlung und/oder sexuellem Missbrauch von Minderjährigen
geprüft werden
Folgen des unberechtigten Brechens der Schweigepflicht:

Verstoß gegen § 203 StGB - Verletzung von Privatgeheimnissen
angedrohte Strafe: Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe

Verstoß gegen Berufsordnung
Ahndung durch Berufsgericht für Heilberufe

Verstoß gegen Nebenpflicht des Arztvertrages
u.U Schadensersatzansprüche des Patienten
Zusammenfassung:
Bei Verdacht auf Missbrauch und/oder Misshandlung von Kindern sollte immer eine Information an
das Jugendamt und damit ein Brechen der Schweigepflicht in Erwägung gezogen werden.
Kanzlei Anca Kübler – www.opferschutz-dresden.de
Verfahren bei der Behandlung von
psychischen Unfallfolgen
Kai Jurig
Stellv.Leiter Rehabilitation und Entschädigung
Zweiter Fachtag „Traumanetz Sachsen“ am 11./12. September 2009 in
Dresden
Gliederung
1. Was ist die gesetzliche Unfallversicherung ?
2. Wer ist versichert ?
3. Leistungsumfang
4. Kostenübernahme im Rahmen der
Krisenintervention
5. Heilverfahren und Kostenregelung bei
psychischen Gesundheitsschäden
Zweite Fachtagung „Traumanetz Sachsen“ 11./12.September 2009 in
Dresden
Gesetzliche Unfallversicherung
- Unfallverhütung (Prävention)
Nach Eintritt eines Arbeits-/Schulunfalls und
Berufskrankheit
- Wiederherstellung von Gesundheit und
Arbeitskraft (Rehabilitation)
- finanzielle Leistungen (z.B. Renten)
Zweite Fachtagung „Traumanetz Sachsen“ 11./12.September 2009 in
Dresden
Versicherte der Unfallkasse Sachsen
- Arbeitnehmer des öffentlichen
Dienstes
- Kinder in Tagesstätten, Schüler
und Studierende
- Personen, die im Interesse
der Allgemeinheit tätig sind
- Beschäftigte in Privathaushalten
- Häuslich Pflegende
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Leistungsumfang
- medizinische Rehabilitation
- Leistungen zur beruflichen und sozialen
Teilhabe
- Geldleistungen
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Dresden
Psychosoziale Notfallversorgung
- Kostenträger grundsätzlich Arbeitgeber
und Organisationen im Rahmen ihrer
Fürsorgepflicht
- Betreuer keine Kostenübernahme vom UVTräger, ggf. Arbeitgeber
- Behandler die nicht vom Arbeitgeber oder
der Organisation bezahlt werden nach
Vertrag Ärzte/UV-Träger bzw. nach
Genehmigung durch UV-Träger vergütet
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Dresden
Kostenübernahme bei Behandlern, die nicht
dem Vertrag Ärzte/UV-Träger unterliegen
Dauer der Sitzung pro Tag mindestens 50
Minuten, keine Höchstdauer, insgesamt
maximal drei Sitzungen
- für Einzelpersonen 70 EUR
- für Gruppen bis höchstens vier Betroffene
130 EUR
- für Gruppen mit fünf bis höchstens acht
Betroffenen 155 EUR
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Dresden
Heilverfahren bei psychischen
Gesundheitsschäden
MODELLVERFAHREN - "Einbindung von ärztlichen und
psychologischen Psychotherapeuten in das
berufsgenossenschaftliche Heilverfahren bei psychischen
Gesundheitsschäden“
- Beginn ambulante Therapie innerhalb einer Woche nach
Auftragserteilung
- Frequenz von mindestens einer Sitzung pro Woche
- Beginn stationäre Therapie innerhalb von zwei Wochen nach
Einleitung durch den UV-Träger
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Dresden
MODELLVERFAHREN
- fünf probatorische Sitzungen
- Weiterführung der Therapie als
Kurzzeittherapie bis 25 Stunden
- Langzeittherapie
- Info an den UV-Träger über Beginn, Verlauf
und Abschluss der Behandlung mit den
vorgesehenen Berichtsformularen
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Dresden
Vergütung
Durchführung indizierter psychotherapeutischer
Diagnostik und Behandlungsmaßnahmen bei akuten
psychischen Traumafolgen - probatorische
Sitzungen = 90,00 €
Durchführung traumaspezifischer Therapie, z. B.
nach P 27, ggf. im Anschluss an probatorische
Sitzungen = 90,00 €
Zweite Fachtagung „Traumanetz Sachsen“ 11./12.September 2009 in
Dresden
Haben Sie noch Fragen ?
Zweite Fachtagung „Traumanetz Sachsen“ 11./12.September 2009 in
Dresden
Akuttraumatisierung und Krisenintervention
11. und 12. September 2009
Referenten zur 2. Fachtagung „Traumanetz Sachsen“
Prof. Dr. Irmtraud Beerlage
Hochschule Magdeburg-Stendal (FH)
Breitscheidstraße 2
39114 Magdeburg
Dr. med. univ. Julia Schellong
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
MA Jessica Jonas
Kriseninterventionsteam Dresden e.V.
Klingerstraße 20
01139 Dresden
Dr. med. Michael Hase
Reha-Zentrum Berliner Tor GmbH
Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie
Jungestraße 10
20535Hamburg
Dipl.-Psych. Dagmar Eckers
Leonhardyweg 95
12101 Tempelhof, Berlin
Dr. med. Edelhard Thoms
Park-Krankenhaus Leipzig-Süd-Ost
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
und Psychotherapie
Chemnitzer Straße 50
04289 Leipzig
RAin Anca Kübler
Kanzlei Anca Kübler
Bautzner Straße 34/36
01099 Dresden
Martina de Maizière
Praxis für Supervision, Coaching und
Organisationsberatung Dresden
Dipl.-Psych. Annette Brink
Fellbacher Straße 30
13467 Hermsdorf, Berlin
In Kooperation mit:
Dipl.-Psych. Sylvia Wunderlich
Praxis für Psychotherapie und Neuropsychologie
Bahnhofstraße 6
99084 Erfurt
Dipl.-Päd. Lilly Kozerski
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
Kai Jurig
Unfallkasse Sachsen
Rosa-Luxemburg-Straße 17a
01662 Meißen
Dr. med. Uwe Schmidt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Institut für Rechtsmedizin
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
Dipl.-Psych. Angela Birnbaum-Rausendorf
Eichendorffstraße 4
02727 Neugersdorf
Dipl.-Psych. Franziska Epple
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Modellprojekt „Hinsehen – Erkennen – Handeln“
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
RAin Susanne Köhler
Kanzlei Staab & Kollegen
Schandauer Straße 43
01277 Dresden Leuben
Dipl.-Psych. Sabine Laniado
Dresdner Praxis für Angewandte Psychologie
Goetheallee 20
01309 Dresden
Dr. sc. med. Lutz Walter
Medizinisches Versorgungszentrum
am Klinikum Hoyerswerda
Maria-Grollmuß-Straße 10
02977 Hoyerswerda
Mit freundlicher Unterstützung durch:
Kontakte
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Informationen und Kontakt
Tagungsleitung: Dr. med. univ. Julia Schellong
Tagungsorganisation: Veronique Dreißig
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Fetscherstraße 74, 01307 Dresden
Direktor: Prof. Dr. med. Peter Joraschky
E-Mail: [email protected]
Telefon: 0351 2636-262/-267
Fax:
0351 2636-268
www.traumanetz-sachsen.de
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