Literatur [9-1] Willems, Wolfgang: Codierungstheorie und Kryptographie. Mathematik Kompakt, Birkhäuser, 2008 [9-2] Socher, Rolf: Algebra für Informatiker. Hanser, 2012 [9-3] https://de.wikipedia.org/wiki/Fermatscher_Primzahltest [9-4] https://en.wikipedia.org/wiki/Euler's_criterion [9-5] https://de.wikipedia.org/wiki/Miller-Rabin-Test [9-6] https://de.wikipedia.org/wiki/Eulersche_Pseudoprimzahl [9-7] https://de.wikipedia.org/wiki/Fermatscher_Primzahltest https://de.wikipedia.org/wiki/Fermatsche_Pseudoprimzahl [9-8] https://de.wikibooks.org/wiki/Pseudoprimzahlen [9-9] https://de.wikibooks.org/wiki/Pseudoprimzahlen https://de.wikipedia.org/wiki/Pseudoprimzahl [9-10] https://de.wikipedia.org/wiki/Starke_Pseudoprimzahl ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 2 Übersicht • • • • Deterministisches Verfahren Verfahren nach Fermat Verfahren nach Euler Verfahren nach Miller-Rabin ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 3 Begriffe • Primzahl = Natürliche Zahl > 1, die nur durch sich selbst und durch 1 ganzzahlig teilbar ist • Eine Zahl ist prim, wenn sie eine Primzahl ist. • Pseudoprimzahl = Natürliche Zahl > 1, die trotz mehrfacher Prüfungen fälschlicherweise als Primzahl angesehen wird • Primzahltest = Anwendung eines Verfahrens zur Prüfung, ob eine Zahl prim ist • Zeugen = witness = Ganze Zahl, die bei einer Prüfung, ob eine andere Zahl prim ist, nachweist, dass sie es nicht ist ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 4 Aufgabe der Primzahltests • Gegeben ist eine Zahl n ∊ ℕ, die größer als 2 ist • Es wird nun ein Verfahren angewendet, das in akzeptabler Zeit – entweder exakt entscheidet – oder heuristisch vermutet, dass n eine Primzahl ist oder nicht. • Die probabilistischen Verfahren arbeiten nach der Monte CarloMethode, indem sie zufällige Stichproben nehmen und anhand deren Ergebnisse eine Vermutung liefern. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Monte-Carlo-Algorithmus • Die deterministischen Verfahren liefern exakt ein Ergebnis, das wahr ist. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 5 Wahl des Kandidaten • Es wird per Zufall eine natürliche Zahl größer 2 ausgewählt und anschließend auf prim getestet. • Damit dieses Verfahren praktikabel ist, muss es nicht nur sehr viele Primzahlen in dem praktikablen Bereich (100 bis 200 Stellen) geben, sondern sie müssen auch einigermaßen gleich verteilt nebeneinander liegen, so dass eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen zufälligen Treffer besteht. • Wenn π(n) die Anzahl der Primzahlen von 2 bis n ist, so besagt der Primzahlsatz von Hadamard und de la Vallee Poussin lim π(n) n→∞ n/ln n = 1 , dass es sich lohnt per Zufall zu raten und dann zu testen. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 6 Beispiele für deterministische Tests I - Probedivision • Systematische Modulo-Prüfung (probeweise Division) • Es wird der Kandidat n durch 2 bis √n ganzzahlig dividiert und der Rest bestimmt: – Ist der Rest ein einziges Mal 0, so ist n keine Primzahl. – Ist der Rest immer ungleich 0, so ist n eine Primzahl. func bool testPrime(nat n) { if n=0 or n=1 { return false; } if n=2 { return true; } if even(n) { return false; } return not witness(n>2); } ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 7 Probedivision - Pseudocode func bool widness(nat n>1) limit:= floor(sqrt(n)); for divisor in 3..limit if n mod divisor = 0 return true; } } return false; } { // truncate step 2 { { • Diese Routine ist nur mit dem Aufruf aus testPrime() korrekt, d.h. nur ungerade Werte für n>1 werden übergeben. • floor() rundet zur nächsten kleineren ganzen Zahl ab. • Die Berechnung nach diesem Verfahren dauert für die Praxis viel zu lange, so dass sich diese Tests nur für kleine Zahlen eignen. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 8 Beispiele für deterministische Tests II - Wilson • Berechnung nach dem Satz von Wilson, mit n>2: (n-1)! ≡ (n-1)! ≡ -1 (mod n) n-1 (mod n) n ist genau dann eine Primzahl, wenn n beide Gleichungen erfüllt. • Berechnung nach dem Satz von Leibniz, mit n>2: (n-2)! ≡ (n-2)! ≡ -1 (mod n) n-1 (mod n) n ist genau dann eine Primzahl, wenn n beide Gleichungen erfüllt. • Die Berechnung nach diesen Sätzen dauert für die Praxis viel zu lange, so dass sich diese Tests nur für kleine Zahlen eignen. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 9 Probabilistische Tests • Test nach Fermat • Test nach Euler • Test nach Miller-Rabin Diese Tests liefern nur Vermutungen, keine exakten Ergebnisse. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 10 Globales Verfahren • Es wird vorher eine Anzahl k von Tests festgelegt; wenn der Kandidat n diese Anzahl von Tests besteht, dann ist n eine Primzahl mit hoher Wahrscheinlichkeit. • Die Funktion witness() wird jeweils entsprechend dem Verfahren gewählt. Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten. func bool testPrime(nat n,nat k>0) { if n=0 or n=1 { return false; } if n=2 { return true; } if even(n) { return false; } for k times { if witness(n>2) { return false; } } return true; } ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 11 Potenzieren mit Rest - Rekursiv In den nachher vorgestellten Verfahren wird die Potenzierung in der Modulo-Arithmetik benötigt. Hier nun die rekursive Variante des schnellen Verfahrens: func nat powerMod(nat n>1,nat exp,nat m>1) { if exp = 0 { return 1; } if exp = 1 { return n mod m; } if exp mod 2 = 0 { tmp:= powerMod(n,exp div 2,m); return (tmp*tmp) mod m; } else { return (powerMod(n,exp-1,m)*(n mod m)) mod m; } } exp mod 2 exp div 2 exp - 1 ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest liefert ein Wahr, wenn exp ungerade ist. ist ein Shift um 1 Bit nach rechts. löscht das unterstes Bit, sollte es vorher 1 sein. 12 Potenzieren mit Rest - Iterativ func nat powerMod(nat n>1,nat exp,nat m>1) { result:= 1; n:= n mod m; while exp <> 0 { if exp mod 2 = 1 { result:= (result*n) mod m; } exp:= exp>>1; // shift 1 right n:= (n*n) mod m } return result; } ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 13 Fermat-Test I • Dieser Test beruht auf dem kleinen Satz von Fermat: an-1 ≡ 1 (mod n), mit a>0, ggT(a,n)=1 und n als Primzahl Wenn n eine Primzahl ist, dann kommt bei der Potenzierung immer eine 1 heraus; wenn es aber keine Primzahl ist, dann kommt bei der Potenzierung manchmal eine 1 heraus. Jedenfalls wenn ggT(a,n)=1 gilt, d.h. wenn a<n ist. • Der kleine Satz von Fermat ist ein notwendiges, aber kein hinreichendes Kriterium für die prim-Eigenschaft einer Zahl. • Um die Prüfung von ggT(a,n)=1 zu sparen, wird die andere Form des Satzes benutzt: an ≡ a (mod n), mit a>0 und n als Primzahl • Oder das a<n wird vorher mit einer Probedivision n mod a<>0 geprüft. Die eine zusätzliche Multiplikation ist wohl effizienter. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 14 Fermat-Test II • Mit n als dem Primzahlkandidaten wird ein a aus dem Intervall [3:n-2] zufällig ausgewählt und an-1 berechnet: – Ist an-1 mod n ungleich 1, so ist n sicher keine Primzahl. a wird dann Zeuge genannt. – Ist an-1 mod n gleich 1, so kann n eine Primzahl sein, muss es aber nicht. – n=2 wird ignoriert (siehe globales Verfahren). • Warum ist die obere Grenze für a n-2? – a=n verletzt ggT(a,n)=1 – a=n-1 führt grundsätzlich zum Bestehen des Tests, wenn n ungerade ist, denn (n-1)n-1 mod n = (n-1)2*(n-1)n-3 mod n = (n-1)(n-1) mod 2 mod n da n-1 gerade ist, gilt (n-1)n-1 mod n = 1 ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 15 Fermat-Test III - Beispiele func bool witness(nat n>2) { if n>3 { a:= select randomly in [2..n-2]; return powerMod(a,n,n)<>a; } return false; // 3 is prime } • Beispiel n=6 und a=2: 25 ≡ 32 (mod 6) ≡ 2 (mod 6) also ist 2 ein Zeuge gegen 6 ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 16 Fermat-Test IV - Beispiele n=15 und alle a in [2..n-1] ap ≡ a (mod p) ap-1 ≡ 1 (mod p) Basis Zeuge Basis 2**15 mod 15 = 8 ja 3**15 mod 15= 12 ja Zeuge 2**14 mod 15= 4 ja ja ggT()=1 3**14 mod 15= 9 4**15 mod 15= 4 4**14 mod 15= 1 Nein 5**15 mod 15= 5 5**14 mod 15= 10 ja Nein 6**15 mod 15= 6 6**14 mod 15= 6 ja Nein 7**15 mod 15= 13 ja 7**14 mod 15= 4 ja 8**15 mod 15= 2 ja 8**14 mod 15= 4 ja 9**15 mod 15= 9 9**14 mod 15= 6 ja Nein 10**15 mod 15=10 10**14 mod 15=10 ja Nein 11**15 mod 15=11 11**14 mod 15= 1 Nein 12**15 mod 15= 3 ja 12**14 mod 15= 9 ja 13**15 mod 15= 7 ja 13**14 mod 15= 4 ja 14**15 mod 15=14 14**14 mod 15= 1 Eine Prüfung mit a= 4, 11 und 14 würde 15 als Primzahl vermuten Nie Zeuge ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 17 Bemerkungen • Bei der 1. Form (ap ≡ a (mod p)) reicht a<p, bei der 2. Form (ap-1 ≡ 1 (mod p)) muss ggT(a,n)=1 sein. • Wenn nur die Nicht-Primzahlen betrachtet werden, so ist die Trefferwahrscheinlichkeit der Basen für einen Zeugen etwa gleich. • Bei ungeraden nicht-Primzahlen unter 20.000 gibt es bei der 1. Form 99,1% und der 2. Form 99,4% Zeugen, jeweils in [2..n-1], bis 100.000 sind es 99,6% bzw. 99,8%. • Die zweite Form ist wegen der ggT()-Prüfung empfindlicher, denn jeder Wert des ggT() ungleich 0 zeigt einen Zeugen an. func bool witness(nat n>2) { if n>3 { a:= select randomly in [2..n-2]; if ggT(a,n)<>0 { return true; } return powerMod(a,n-1,n)<>1; } return false; // 3 is prime } ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 18 Leider... • gibt es zusammengesetzte Zahlen, die den Fermat-Test fast immer bestehen: die Carmichael-Zahlen. • Eine Carmichael-Zahl c hat folgende Eigenschaften: – Sie hat mindestens 3 unterschiedliche Primfaktoren – Für jeden Primteiler p von c gilt: p-1|c-1 • Ist n eine Carmichael-Zahl, so ist für alle a, die teilerfremd zu n sind, die Kongruenz an-1 ≡ 1 (mod n) erfüllt. D.h. der Fermat-Test irrt sich hier meistens. • Beachten Sie, dass dies keine Widerlegung des Satzes von Fermat ist, sondern eine dessen Umkehrung. Wenn n eine Primzahl ist, dann ist die Potenz immer 1; aber es gibt auch nicht-Primzahlen für n, deren Potenz fast immer 1 ist, nämlich dann, wenn die gewählte Probe a teilerfremd zu n ist. • Derartige Zahlen werden Fermat-Pseudoprimzahlen genannt, diese brauchen keine Carmichael-Zahlen zu sein; es gibt noch mehr. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 19 Carmichael-Zahlen • Die Carmichael-Zahlen kommen selten vor. Im Zahlenbereich bis 1017 existieren nur 585.355 Carmichael-Zahlen. Dies hat für die Praxis wenig Bedeutung, da in der Kryptographie Primzahlen mit 200 bis 300 Stellen gesucht werden. • Das bedeutet aber auch, dass die Wahrscheinlichkeit per Zufall eine Carmichael-Zahl zu treffen bei ca. 10-11 liegt, aber immerhin. • Und für die Nicht-Carmichael-Zahlen, die auch FermatPseudoprimzahlen sind, liegt die Wahrscheinlichkeit bei ca. 10-50. 561 3*11*17 1105 5*13*17 1729 7*13*19 41041 7*11*13*41 ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest Ein paar Beispiele für Carmichael-Zahlen. 20 Bemerkungen • Es wurden folgende Carmichael-Zahlen untersucht: 561, 1105, 1729,2465, 2821, 6601, 8911, 10585, 15841, 29341, 41041, 46657, 52633, 62745, 63973, 75361 • Bei der 1. Form (ap ≡ a (mod p)) versagten alle Basen, bei der 2. Form (ap-1 ≡ 1 (mod p)) gab es nur Zeugen mit ggT()<>1, das sind 25%. • Daher sollte der ggT() immer vorher berechnet werden, um im Falle eines Wertes ungleich 1 einen Zeugen zu erkennen. • Bei weiteren Nicht-Carmichael-Zahlen versagt der Fermat-Test nur bei bestimmten Basen, z.B. Basis 8 bei den Zahlen 9, 21, 45, 63, 65, 105. Wenn aber alle Basen zugelassen werden, gibt es bei diesem Beispiel 82,5% bzw. 87% Zeugen. • Bei einer größeren Datenbasis erniedrigen sich die Werte auf 80,8% bzw. 85,4%. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 21 Euler-Test I • Der Euler-Test beruht auf folgender Formel: a(n-1)/2 ≡ ±1 (mod n) • Falls n eine Primzahl>2 ist, dann gilt immer die obige Kongruenz. Aber auch hier muss ggT(a,n)=1 sein. • Wenn der Kandidat n eine ungerade Primzahl ist, dann gibt es für die Quadrat-Wurzel zwei Lösungen – jeweils mod n: +1 und -1. • Wenn a(n-1)/2 mod n weder +1 noch -1 ist, dann ist a ein Zeuge für die nicht-prim-Eigenschaft. • Bei der Quadrat-Wurzel wird der Index halbiert. (n-1)/2 ist immer eine ganze Zahl, da n ungerade ist. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 22 Leistung I • Der Euler-Test findet alle Pseudoprimzahlen des Fermat-Tests. Der Euler-Test findet mehr nicht-Primzahlen als der Fermat-Test. • Aber es gibt Zahlen, bei denen der Euler-Test bei bestimmten aWerten, die Basen genannt werden, versagt, z.B. 341. • Derartige Zahlen werden Euler-Pseudoprimzahlen genannt. Es gibt Tabellen dieser Euler-Pseudoprimzahlen zur Basis a: https://de.wikibooks.org/wiki/Pseudoprimzahlen:_Tabelle_Eulersch e_Pseudoprimzahlen Z.B. für a=2 sind es 341, 561, 1105, 1729, 1905, 2047, 2465 • Abgeschätzt gilt, dass der Euler-Test ca. die Hälfte der Pseudoprimzahlen vom Fermat-Test hat. • Eine Eulersche Pseudoprimzahl erfüllt die Kongruenz a(n-1)/2 ≡ ±1 (mod n) für einige a mit ggT(a,n)=1 und n ist keine Primzahl. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 23 Leistung II • Dann gibt es leider noch Zahlen, bei denen der Euler-Test bei fast allen a versagt: absolute Euler-Pseudoprimzahlen, z.B. 1729 zur Basis 3. • Auch hier gibt es Tabellen: – https://de.wikibooks.org/wiki/Pseudoprimzahlen:_Tabelle_Absolute_eul ersche_Pseudoprimzahlen – https://oeis.org/A033181 • Eine Absolute Eulersche Pseudoprimzahl erfüllt die Kongruenz a(n-1)/2 ≡ ±1 (mod n) für alle a mit ggT(a,n)=1, wobei n keine Primzahl ist. • Alle Basen a mit ggT(a,n)≠1 und a in [3,n-1] sind immer Zeugen. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 24 Euler-Test - Beispiel n=15 und alle a in [2..n-1] Basis a(n-1)/2 ≡ ±1 (mod n) Zeuge ggT()=1 2 8 ja 3 12 ja 4 4 ja 5 5 ja Nein 6 6 ja Nein 7 13 ja 8 2 ja Nein 9 9 ja Nein 10 10 ja Nein 11 11 ja 12 3 ja 13 7 ja 14 14 Zum Bestehen muss das Ergebnis 1, -1 oder n-1 sein. Ist der ggT() nicht 1, so liegt ein Zeuge vor. Nein Nie Zeuge ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 25 Bemerkungen • Bei ungeraden nicht-Primzahlen unter 20.000 gibt es beim EulerTest 99,6% Zeugen, jeweils in [2..n-2], ist also etwas besser als Fermat. Bis 100.000 ist der Anteil der Zeugen 99,9%. • In einem direkten Vergleich bei ungeraden nicht-Primzahlen unter 20.000 schneidet der Euler-Test um 0,2% besser als der Fermat-Test ab (0,2% Zeugen mehr als bei Fermat). • Allerdings lagen beide bei 0,4% falsch, d.h. die Wahrscheinlichkeit bei beiden Tests zusammen, richtige Basen zu wählen, liegt bei 0,996. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 26 Euler-Test II func bool witness(nat n>3) { a:= select randomly in [3..n-1]; if ggT(a,n)=1 { tmp:= powerMod(a,(n-1)/2,n); return not(tmp= 1 or -1 or n-1); } else { return true; } } Hinweis: Für das Arbeiten mit positiven Modulen gilt: -1 ≡ n-1 (mod n). ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 27 Miller-Rabin-Test I – die Idee • Die Idee dazu liegt darin, dass eine Zahl d gesucht wird, deren mehrfache Quadrierungen n-1 ergibt. • Beginnend mit dieser Zahl wird eine Folge berechnet, deren letztes Element eine Potenz von n-1 hat. • Nach dem kleinen Fermat'schen Satz an-1 ≡ 1 (mod n) muss das letzte Element dieser Folge 1 sein, wenn n eine Primzahl ist. Die Prüfung dieses letzten Elements ist also der Fermat-Test. • Die Berechnung des vorletzten Elements ist a(n-1)/2 mod n, was dem Euler-Test entspricht: hier sollte -1 oder 1 herauskommen. ad ad*2 ad*4 Beginn mit der Zahl d deren Verdoppelungen am Ende n-1 ergeben ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest ad*8 ad*16 ad*32 ... a(n-1)/2 EulerTest an-1 FermatTest 28 Miller-Rabin-Test II – die Idee • Damit entstehen drei mögliche Folgen für den Fall einer Primzahl n: – ( 1,1,1,..,1) – (?,?,..,-1,1,1,..,1) mit ? für beliebige Zahl – ( -1,1,1,..,1) • Die Berechnung des nächsten Elements kann abgebrochen werden, wenn – das erste Element 1 oder – das erste Element oder ein späteres -1 ist, denn danach bestehen alle restlichen Elemente aus 1. • Warum? – 1 oder -1 quadriert ergibt immer 1; daher beginnt die 1er-Reihe mit 1 oder -1. – Der Vorgänger einer 1 in der Folge ist immer kongruent zu 1 oder -1. – Der Vorgänger einer -1 in der Folge ist nie 1 oder -1. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 29 Miller-Rabin-Test III – die Idee • Es wird also die folgende Folge berechnet: ad,ad*2,ad*4,ad*8,ad*16,ad*32,...,a(n-1)/2,an-1 • Das gelingt, wenn n-1=d*2s gewählt wird, denn dann kann s-mal die Quadratwurzel gezogen werden, was jedes Mal zur Halbierung des Exponenten und zu einem ganzzahligen Exponenten führt. • Dies führt zu folgenden notwendigen Kriterium für die primEigenschaft: Entweder ist ad gleich 1 oder es kommt einmal -1 vor. • Ist dieses Kriterium verletzt, liegt mit a ein Zeuge vor. • Nach dem Feststellen der Erfüllung dieses Kriteriums wird die Berechnung der Folge abgebrochen. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 30 Miller-Rabin-Test IV • Der Miller-Rabin-Test beruht auf folgendem Satz: Wenn n eine ungerade Primzahl ist und wenn n-1=d*2s (d ist ungerade) und ggT(a,n)= 1 gilt, dann ist 1) entweder ad = ad*2**k ≡ 1 (mod n), mit k=0 2) oder es gibt einen Exponenten k in [0:s-1] mit ad*2**k ≡ -1 (mod p). • n ist die zu prüfende Zahl, a ist die Probe bzw. Basis, die zum Zeugen werden kann. • Wenn aber ein Element berechnet wird, das 1 ist und als Vorgänger weder -1 oder 1 hat, dann liegt ein Zeuge vor, denn eine -1 muss vorhanden sein und aus einer 1 wird nie eine -1 berechnet. • Die Folgen (?,..,?,1,..,1) und (?,..,?) zeigen daher einen Zeugen an. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 31 Miller-Rabin-Test V • Mit n ist als ungeraden Kandidaten wird s bestimmt: s = max{r ∊ ℕ | 2r teilt n-1} damit ist 2s ist größte Potenz, die n-1 teilt, also 2r mod (n-1) = 0 und r>0 • Nun werden d berechnet: d = (n-1)/2s compute n-1= d*2**s, d is odd: d:= n-1; // d is now even s:= 0; while even(d) { d:= d/2; // right shift s:= s+1; } ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 32 Leistung und Beispiel I • Der Fermat-Test scheitert an der kleinsten Carmichael-Zahl 561, da bei a=2: 2560 ≡ 1 (mod 561) ist. • Für Miller-Rabin ist a=2 ein Zeuge gegen 561 als Primzahl: s=4 und d= (561-1)/24= 560/16= 35 Berechnung der Folge – – – – 235 22*35 24*35 28*35 ≡ 263 (mod 561) ≡ 166 (mod 561) ≡ 67 (mod 561) ≡ 1 (mod 561) • Die Berechnung der Folge wird immer dann abgebrochen, wenn das Ergebnis 1 oder -1 ist, denn in beiden Fällen ändern sich nicht die Werte. Im ersten Fall liegt ein Zeuge vor, im zweiten nicht. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 33 Leistung und Beispiel II • Der Euler-Test scheitert an der Zahl 1729 zur Basis 3. • Für a=671 wird s und d berechnet: 1729-1 = 26*27, also s=6 und d=27 – 6711*27 ≡ 1084 (mod 1729) – 6712*27 ≡ 1065 (mod 1729) – 6714*27 ≡ 1 (mod 1729) • Also ist nach Miller-Rabin 1729 keine Primzahl, jedenfalls wenn für die Probe a der Wert 671 gewählt wird. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 34 Leistung und Beispiel III • Ist 3.057.601 eine Primzahl? d=47.775, da n-1 = 26*47.775 ist es wird gewählt: a=99.908 und damit entsteht folgende Folge: – a47.775 ≡ 1193206 (mod 3.057.601) – a2*47.775 ≡ 2286397 (mod 3.057.601) – a4*47.775 ≡ 235899 (mod 3.057.601) (mod 3.057.601) – a8*47.775 ≡ 1 • Also ist 3.057.601 keine Primzahl. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 35 Leistung und Beispiel IV • Zusammengesetzte Zahlen, die den Miller-Rabin-Test überstehen, werden starke Pseudoprimzahlen zur Basis a genannt, wenn a die Probe ist. Z.B. für a=2 sind es: 2047, 3277, 4033, 4681, 8321 oder zur Basis 5: 781, 1541, 5461, 5611, 7813 • Alle starken Pseudoprimzahlen zur Basis a sind auch EulerPseudoprimzahlen (liegt am Test). • Es gibt Tabellen dieser starken Pseudoprimzahlen: – https://de.wikibooks.org/wiki/Pseudoprimzahlen:_Tabelle_Starke_Ps eudoprimzahlen – https://de.wikibooks.org/wiki/Pseudoprimzahlen:_Starke_Pseudopri mzahlen ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 36 Leistung und Beispiel V • Die Wahrscheinlichkeit, dass der Test eine Pseudo-Primzahl als wahrscheinliche Primzahl bestimmt, hängt von k – der Anzahl der Proben - ab: • Fehlerwahrscheinlichkeit = 0,25k – Mit k=5 ist dieser Wahrscheinlichkeit ca. 0,1% – Mit k=7 ca. 0,01% – Mit k=10 ca. 0,0001%, also ca. 10-6 • Es sollte ein k von 20 in der Praxis ausreichen... ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 37 Miller-Rabin-Test - Pseudocode func bool witness(nat n>4) { a:= select randomly in [2..n-2]; if ggT(a,n)<>1 { return true; } compute n-1= d*2**s, d is odd if powerMod(a,d,n)= 1 or -1 or n-1 { return false; } else { for i in 1..s-1 { val:= powerMod(a,d*2**i,n); if val = -1 or n-1 { return false; } if val = 1 { return true; } od return true; } } Hinweis: Für das Arbeiten mit (positiven) Resten gilt: -1 ≡ n-1 (mod n). ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 38 Miller-Rabin-Test – Pseudocode (Verbessert) func bool witness(nat n>4) { a:= select randomly in [2..n-2]; if ggT(a,n)<>1 { return true; } compute n-1= d*2**s, d is odd val:= powerMod(a,d,n); if val = 1 { return false; } else { for s-1 times { if val = n-1 or -1 { return false; } val:= val*val mod n; if val = 1 { return true; } } return true; } } ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 39 Deterministische Version des MRT I Für die folgenden Zahlenbereiche reicht es aus, die angegeben a-Werte für eine sichere Feststellung der prim-Eigenschaft zu benutzen. n < a-Werte 2.047 2 1.373.653 2,3 9.080.191 31,73 25.326.001 2,3,5 3.215.031.751 2,3,5,7 4.759.123.141 2,7,61 1.122.004.669.633 2,13,23,1662803 2.152.302.898.747 2,3,5,7,11 3.474.749.660.383 2,3,5,7,11,13 341.550.071.728.321 2,3,5,7,11,13,17 3.825.123.056.546.413.051 2,3,5,7,11,13,17,19,23 264 2,3,5,7,11,13,17,19,23,29,31,37 ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 40 Deterministische Version des MRT II • Diese Werte stammen aus: https://en.wikipedia.org/wiki/Miller%E2%80%93Rabin_primality_test • Oder das Original: http://primes.utm.edu/prove/prove2_3.html ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 41 Praktische Vorgehensweise • Anhand einer Tabelle von kleinen Primzahlen wird als erstes mit der Probedivision auf prim-Eigenschaft geprüft. • Dann wird mit dem Miller-Rabin-Verfahren mindestens 20x geprüft. Das BSI empfiehlt 50 Runden. • Eine Zahl, die beide Phasen als Kandidat übersteht, wird als Primzahl geglaubt. ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 42 Links zum eigenen Ausprobieren http://www.javascripter.net/math/primes/millerrabinprimalitytest.htm http://www.javascripter.net/math/calculators/primefactorscalculator.htm http://www.javascripter.net/math/calculators/100digitbigintcalculator.htm http://leemon.com/crypto/BigInt.html ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 43 Nach dieser Anstrengung etwas Entspannung.... Auch ein nicht so einfach zu durchquerender Sumpf... ISM – WS 2016/17 – Teil 9/Primzahltest 44