Labor Mechatronik Versuch MV-3 Bildverarbeitung optische Vermessung Fachbereich 2 Ingenieurwissenschaften II Steuerungund Regelung Labor Mechatronik Lehrgebiet Mechatronische Systeme Versuchsanleitung Versuch MV_3 Bildquelle: FB2 Stand Mai 2012 Optische Vermessung Firma polytec Prof. Hartenstein Seite 1 von 9 Labor Mechatronik Versuch MV-3 Bildverarbeitung optische Vermessung 1. Versuchsgegenstand – Versuchsziel 1.1 Einleitung In der Industrie werden zunehmend bilderverarbeitende Systeme zur Qualitätssicherung verwendet. Diese sind oftmals in die Prozesskette für die automatische Erfassung und Verarbeitung integriert. Positionierungs-, Form-, Anwesenheits- und Farberkennung, sowie Vermessungen sind mit bilderverarbeitenden Systemen realisierbar. Kennzeichnungsidentifikation und Codeverarbeitung sind möglich, sie unterstützen beispielsweise Fertigungsprozesse mit Robotern. Mit Hilfe der Software NeuroCheck werden optische Aufnahmen erzeugt und optimiert, für Weiterbearbeitung umgewandelt, Bildbereiche definiert, Messaufgaben festgelegt und das Ergebnis ausgewertet. Voraussetzungen für den Versuch sind Grundkenntnisse auf den Gebieten: - Szenengestaltung - Telezentrie - optische Vermessung - Machine Vision Systeme 1.2 Versuchsvorbereitung Der Versuch „optische Vermessung mittels Bildverarbeitungssystemen“ setzt folgende Vorbearbeitung voraus: - Umgang mit der Software NeuroCheck [INC11] - Einstellmöglichkeiten der Kamerasysteme - Auswirkungen der Lichtverhältnisse auf digitale Abbildungen - Manipulierung von digitalen Bildaufnahmen Grundlage dieses Versuches ist der Laborversuch optische Vermessung aus dem Bachelorstudium [ILB11]. Bringen sie zum Versuch folgende Literatur mit: ISO 2768-1 Allgemeintoleranzen für Längen- und Winkelmaße (m=mittel) DIN ISO 965-2 Nennmaße für Regelgewinde (Außengewinde M16-6g) Bringen Sie zum Versuch ein Speichermedium mit (USB-Stick) falls Sie Ihre Daten mitnehmen möchten! 2. Einige theoretische Grundlagen 2.1 Bildaufzeichnung mit geeigneten Sensoren In den meisten Fällen wird ein in eine digitale Kamera eingebauter CCD Sensor verwendet. Auch die richtige Beleuchtung des Objekts und der Szene spielen eine wichtige Rolle um ein gutes Ergebnis zu erzielen. 2.2 Digitalisierung Die Digitalisierung beschreibt die Bereitstellung des vom Sensor aufgenommenen Bildes für das Bildverarbeitungssystem. Allgemein ist die Wahl der richtigen Auflösung wichtig. Bei zu geringer Auflösung besteht die Gefahr der Vergröberung und damit der Verlust von Informationen. Bei der optischen Vermessung könnte dies zu Ungenauigkeiten führen. Wählt man die Auflösung zu hoch, belastet man das Bildverarbeitungssystem mit zu großen FB2 Stand Mai 2012 Prof. Hartenstein Seite 2 von 9 Labor Mechatronik Versuch MV-3 Bildverarbeitung optische Vermessung Datenmengen, welche die Verarbeitungszeit erhöhen. In unserem Fall wird die Auflösung vom CCD Chip vorgegeben und kann nicht verändert werden. 2.3 Vorverarbeitung der Rohdaten Aufzeichnungsfehler die im digitalisierten Bild vorhanden sind können aus den Rohdaten entfernt werden. Darunter fallen Optimierungswerkzeuge wie z.B. Veränderung der Helligkeit, Kontrast und die Farboptimierung. 2.4 Segmentierung Hierbei wird das Bild in einheitliche Bereiche (Segmente) aufgeteilt. Die Segmentierung dient der eindeutigen Unterscheidung von Bildbereichen um somit anschließende Segmentbeschreibungen und Berechnungen zu ermöglichen. Wichtig hier ist die Eindeutigkeit und Logik der Auswahl in Bezug auf die vorgesehene Vermessung. 2.5 Beschreibung der Segmente Die Beschreibung der durch die Segmentierung gefilterten Merkmale ist der Kern der optischen Vermessung. Hier werden Segmenteigenschaften wie z.B. Länge, Flächeninhalt oder Schwerpunkte berechnet. Aufwändigere Algorithmen untersuchen die Form des Segments durch die Analyse der relativen Lage der Bildpunkte des Segments. Auch kantenund linienorientierte Verfahren werden verwendet. 2.6 Synthese von Objekten Die erkannten und beschriebenen Segmente werden hier zu sinnvollen Objekten zusammengefügt. Bei der optischen Vermessung werden z.B. gewonnene Ist-Daten mit gespeicherten Soll-Daten verglichen oder Maße kalibriert. 2.7 Reaktion Zuletzt muss aus den gewonnenen Bilddaten eine Reaktion abgeleitet werden. Diese könnten z.B. in der Produktion einen Alarm auslösen oder die Steuerung eines Roboters beeinflussen. Diese Komponente bezeichnet man als Exekutive des Systems. 3 Kontrollfragen Folgende Fragen sind während der Durchführung zu beantworten und können vom betreuenden Professor oder Laboringenieur abgefragt werden: - Nennen Sie konkrete Einsatzmöglichkeiten für die Anwendung von Machine Vision Systemen bei denen die Vermessung eingesetzt werden kann! Nennen Sie neben der Vermessung weiterer Möglichkeiten für den Einsatz solcher Systeme! - Erläutern Sie die Funktionsweise eines CCD Sensors! Welche Baugrößen gibt es? - Nennen Sie mögliche Segmentierungsverfahren wie Sie bei der optischen Vermessung eingesetzt werden könnten! Erklären Sie diese kurz. (mindestens 3) - Was ist Telezentrie? Was sind die Eigenschaften und Vorteile von telezentrischen Messobjektiven? Welche Kenngrößen haben telezentrische Messobjektive? - Was bedeutet Verzeichnung FB2 Stand Mai 2012 Prof. Hartenstein Seite 3 von 9 Labor Mechatronik Versuch MV-3 Bildverarbeitung optische Vermessung 4 Versuchsaufbau Abbildung 1 Versuchsaufbau 4.1 Stativ Das Stativ dient der exakten Ausrichtung des Objektivs zum Messobjekt. Der Abstand zwischen Sensor und Messobjekt ist verstellbar. Wählen Sie hier für das telezentrische Objektiv den richtigen Abstand aus (307mm / scharfes Bild der Messebene). 4.2 Kamera Die vorhandene ½“ s/w CCD Kamera muss nicht separat eingeschaltet werden. Sie ist verbunden mit der PC-Einsteckkarte und wird über diese auch mit Spannung versorgt. 4.3 Auf-/ Durchlicht Vorhanden sind eine Hochfrequenz Durchlichteinrichtung, sowie höhenverstellbare Lichtquellen. Wählen und kombinieren Sie die Lichtquellen für eine optimale Bauteilbeleuchtung. 4.4 Messobjekte 1x Endmaß 30 mm als Kalibrierteil, 5x CNC-Teil 4.5 Neurocheck FB2 Stand Mai 2012 Prof. Hartenstein Seite 4 von 9 Labor Mechatronik Versuch MV-3 Bildverarbeitung optische Vermessung Neurocheck ist die Bildverarbeitungssoftware, das Herzstück des Machine Vision Systems. Starten Sie das Programm über das entsprechende Symbol auf dem Desktop. 5 Versuchsdurchführung 5.1 Kalibrierung Der Prüfstand muss vor dem Versuch kalibriert werden. Bei der Vermessung von Bauteilen berechnet die Software die Anzahl der Pixel z.B. als Abstand zwischen 2 Kanten. Um diese in mm umrechnen zu können, ist der Umrechnungsfaktor X zu bestimmen. Der Umrechnungsfaktor X gibt an, wie groß ein Pixel in mm ist. Zur Systemkalibrierung wird das 30 mm (schmale Seite) Endmaß benutzt. Gehen Sie so vor: - Installieren Sie das ausgewählte Objektiv am Stativ und richten Sie es möglichst gerade aus. Nutzen Sie ggf. eine Wasserwaage. Stellen Sie den richtigen Arbeitsabstand ein. - Starten sie NeuroCheck und fügen sie eine neue Einzelprüfung hinzu - Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf „Einzelprüfung“ und hängen Sie den Prüfschritt „Bild in Speicher übertragen“ an. Das Bild wird von der verwendeten Kamera übertragen. Optimieren sie die Aufnahme manuell mit den gegebenen Einstellungen an Objektiv und Kamera. Positionieren sie das Bauteil zentrisch. Bestätigen Sie mit OK. - Fügen Sie den neuen Prüfschritt „Bild mit Look-up Tabelle bearbeiten“ hinzu. Hier nehmen Sie eine Vorverarbeitung der Bildrohdaten vor. Wählen sie eine geeignete Funktion aus z.B. „Quadratisch“. Klicken Sie auf „Anwenden“, anschließend auf OK. Die Kanten sollten jetzt schärfer, der Kontrast stärker dargestellt werden. - Fügen Sie den Prüfschritt „Arbeitsbereich definieren“ hinzu. Wählen Sie „Polygonzug“ oder „Linie“ aus und machen Sie jeweils im s/w Übergang der Kanten einen Strich. (Siehe Abbildung 2) Abbildung 2 Endmaß 30mm - Klicken Sie auf „Gruppenweise“, um 2 separate Arbeitsbereiche zu erhalten. Damit das Programm eine Kante erkennen kann müssen Sie zusätzlich die Umgebung des Arbeitsbereiches festlegen. Markieren Sie „Auswahl“ und wählen Sie den ersten FB2 Stand Mai 2012 Prof. Hartenstein Seite 5 von 9 Labor Mechatronik Versuch MV-3 Bildverarbeitung optische Vermessung Arbeitsbereich mit der linken Maustaste aus. Wenn dieser ausgewählt ist, erscheint er gestrichelt. Klicken Sie dann mit der rechten Maustaste auf Umgebung und wählen Sie hier die Pixelanzahl der Umgebung aus. Wählen Sie selbständig einen geeigneten Bereich. Bearbeiten Sie dasselbe mit dem 2. Arbeitsbereich. Klicken Sie anschließend auf OK, dann auf „Ausführen“. - Fügen Sie den Prüfschritt „Binärschwelle erzeugen“ hinzu. Nehmen Sie die Standardeinstellungen und klicken Sie auf „Anwenden“. Verändern Sie die Einstellungen ggf. so, dass Sie auf jeden Fall ein Ergebnis bekommen, bei dem das Kalibrierobjekt schwarz und der Hintergrund weiß erscheint. Klicken Sie auf OK, anschließend auf „Ausführen“. - Fügen Sie den Prüfschritt „Arbeitsbereiche binär erzeugen“ hinzu. Klicken Sie zuerst auf „Gruppenweise“ um die Arbeitsbereiche getrennt zu bearbeiten. Wählen Sie den ersten Arbeitsbereich aus. Wählen Sie Objektfarbe „schwarz“, bei Objekterzeugung „Nur Kante“ aus. Da das System das Bild von links nach rechts betrachtet, müssen Sie beim zweiten Arbeitsbereich Objektfarbe „weiß“ eingeben. Nur so erkennt das System die Kante. Wählen Sie ebenfalls bei Objekterzeugung „Nur Kante“ aus, denn im Rahmen der Segmentierung sollen nur die Kanten erkannt werden, um den Abstand zwischen Ihnen zu messen. Wenn Sie anschließend auf „Ausführen“ klicken sollten die Kanten farblich markiert sein. Wenn nicht wiederholen Sie den Schritt und probieren andere Einstellungen aus. - Fügen Sie den neuen Prüfschritt „Ausgleichsgeometrien erzeugen“ hinzu. Sie wollen aus jedem Arbeitsbereich eine Gerade machen. Achten Sie darauf, dass “Einzelobjekte“ gewählt ist. Wählen Sie den ersten Arbeitsbereich aus und wählen bei Ausgleichsgeometrie „Gerade“ aus. Machen Sie dasselbe bei Arbeitsbereich zwei. Klicken Sie auf OK. - Fügen Sie den neuen Prüfschritt „Maße erzeugen“ hinzu. Um ein Maß zu erzeugen klicken Sie auf „Neu“. Markieren Sie die erste Kante und wählen Sie „Kontur“ aus. Dasselbe auch für Kante zwei. Klicken Sie auf „weiter“. Wählen Sie als Messvorschrift ein geeignetes Maß aus. Hier empfiehlt sich „Minimaler Abstand in Suchrichtung“. Geben Sie bei Text einen Namen z.B. Breite ein. Klicken Sie auf „Fertigstellen“. Um die Genauigkeit der Erkennung zu erhöhen wählen Sie die Option „Subpixelberechnung durchführen“ aus. - Klicken Sie auf „Ausführen“. Die Pixelanzahl wird angezeigt. - Fügen Sie den Wert in die Wertetabelle ein und berechnen Sie den Umrechnungsfaktor X. Diesen Schritt können Sie auch automatisieren, indem Sie den Prüfschritt „Maße kalibrieren“ einfügen. Wählen Sie „Offline“ als Kalibriermethode aus und anschließend das zu kalibrierende Maß. Geben Sie im Bereich „Aktuelles Maß“ das IST-Maß des Endmaßes, also 30 mm, ein. Die Software berechnet den Faktor X (Pixel Dimension). WERTETABELLE FB2 Stand Mai 2012 Prof. Hartenstein Seite 6 von 9 Labor Mechatronik Versuch MV-3 Bildverarbeitung optische Vermessung Bestimmung des Umrechnungsfaktors auf mindestens 3 Stellen hinter dem Komma! Die Kalibrierung ist hiermit beendet. 5.2 Prüfung CNC-Teil Fügen sie in NeuroCheck neue Einzelprüfungen ein, positionieren sie die CNC-Teile der Reihe nach unter der Kamera. Optimieren sie die Bauteilerfassung. Zur Hilfe stehen Prismen und Einspannvorrichtungen für die CNC-Teile. Erarbeiten Sie selbstständig die notwendigen Prüfschritte. Für die Ausgabe der tatsächlichen Maße verwenden sie den Kalibrierungsfaktor X (Pixel Dimension) im letzten Prüfschritt „Maße kalibrieren“. Prüfen sie die Teile auf Maßhaltigkeit nach Zeichnung (siehe Abbildung 3). Tragen Sie die Ergebnisse in die nachfolgenden Tabellen ein und bewerten Sie die Teile (in Ordnung = i.O.; nicht in Ordnung = N.i.O.). Bewerten Sie die CNC-Teile als Gutteil, Ausschuss oder Nacharbeit. Die Toleranzen sind festgelegt in: Allgemeintoleranzen nach ISO 2768-m Gewinde M16-6g nach DIN ISO 965-2 Abbildung 3 Prüfmaße CNC-Teil FB2 Stand Mai 2012 Prof. Hartenstein Seite 7 von 9 Labor Mechatronik FB2 Stand Mai 2012 Versuch MV-3 Bildverarbeitung optische Vermessung Prof. Hartenstein Seite 8 von 9 Labor Mechatronik Versuch MV-3 Bildverarbeitung optische Vermessung 7 Versuchsauswertung Fertigen Sie zu diesem Versuch ein Protokoll an. Gehen Sie dabei näher auf Ihre Versuchsdurchführung ein. Erläutern Sie welche Prüfschritte und Parameter Sie zur Ermittlung der Prüfmaße in NeuroCheck eingesetzt haben. Welche Prüfschritte/ Parameter nahmen dabei maßgeblich Einfluss auf die Bildqualität und welche auf das Messergebnis? Bewerten Sie die CNC-Teile und legen Sie diese als Gutteil, Ausschuss oder Nacharbeit fest. 8 Literatur- und Quellenverzeichnis DEM11 Demant, Christian; Streicher-Abel, Bernd; Springhoff, Axel Industrieelle Bildverarbeitung 3. Auflage, Springer Verlag 2011 NIS04 Nischwitz, Alfred. Computergrafik und Bildverarbeitung Vieweg Verlag 2004 TÖN05 Tönnies, Klaus D. Grundlagen der Bildverarbeitung Pearson-Studium 2005 INC11 Internetquelle NeuroCheck Software http://www.neurocheck.de/template.php?MNID=2&SID=5&lid=0 Zugriff am 14.07.2011, 10:20 Uhr ILB11 Internetquelle Laborversuch Bachelor Grundlagen der Bildverarbeitung http://www.f2.htw-berlin.de/fileadmin/datenpool/ mb/METRO/laborversuche/Bachelor_WS1011/BV_3_Grundlagen_der_Bildverarbeitung.pdf FB2 Stand Mai 2012 Prof. Hartenstein Seite 9 von 9