Aus dem Zentrum für Operative Medizin der Universität zu Köln Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. A. H. Hölscher Häufigkeit und prognostische Wertigkeit des Kapseldurchbruchs metastatisch befallener Lymphknoten beim Kolonkarzinom Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Hohen Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln vorgelegt von Waged Frayje aus Bagdad/Irak promoviert am 10.09.2014 I Dekan: Universitätsprofessor. Dr. med. Dr. h. c. Th. Krieg 1. Berichterstatter: Professor Dr. med. R. O. Metzger 2. Berichterstatter: Universitätsprofessor Dr. med. J. B. L. Wolf Erklärung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Dissertationsschrift ohne unzulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der Herstellung des Manuskriptes habe ich Unterstützungsleistungen von Herrn Prof. Dr. med. R. O. Metzger und von Herrn Dr. med. H. Alakust erhalten. Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit nicht beteiligt. Insbesondere habe ich nicht die Hilfe einer Promotionsberaterin/eines Promotionsberaters in Anspruch genommen. Dritte haben von mir weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorliegenden Dissertation stehen. Die Dissertationsschrift wurde von mir bisher weder im Inland noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. Köln, den 10.12.2013 Waged Frayje II Zu der Doktorarbeit gehört zunächst das Zusammentragen der erforderlichen klinischen Daten der untersuchten Patienten. Nach der persönlichen Akkumulation dieser Daten aus dem Archiv der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie der Universität zu Köln habe ich diese Daten in einer Datenbank dokumentiert, die von Seiten der chirurgischen Klinik zu Verfügung gestellt wurde. Dr. H. Alakus half mir bei der statistischen Auswertung der Daten mit Unterstützung von Herrn Prof. Dr. med. R. O. Metzger. III Danksagung Zunächst gilt mein Dank Herrn Prof. Dr. med. A. H. Hölscher, Direktor der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie der Universität zu Köln, der mir die Möglichkeit zur Dissertation gegeben hat. Mein besonderer Dank geht an Herrn Prof. Dr. med. R. O. Metzger für die Überlassung des Themas zu dieser Dissertation. Ferner danke ich besonders Herrn Dr. med. H. Alakus für die außergewöhnlich sorgsame Betreuung. IV Meiner Familie gewidmet V Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ........................................................................................................................... 1 1.1 Das kolorektale Karzinom .......................................................................................... 1 1.1.1 Definition des Kolorektalen Karzinoms ............................................................... 1 1.1.2 Anatomie des Kolon ............................................................................................. 1 1.1.2.1 Makroskopische Anatomie ................................................................................... 1 1.1.2.2 Mikroskopische Anatomie ................................................................................... 3 1.1.2.3 Blutversorgung des Kolon .................................................................................... 4 1.1.2.4 Innervation des Kolon .......................................................................................... 6 1.1.2.5 Funktion des Kolon .............................................................................................. 7 1.1.3 Epidemiologie ...................................................................................................... 8 1.1.4 Ätiologie ............................................................................................................... 9 1.1.5 Pathogenese ........................................................................................................ 14 1.1.6 Klassifikation und Einteilung ............................................................................. 17 1.1.7 Ausbreitung und Metastasierung ........................................................................ 21 1.1.8 Klinik .................................................................................................................. 25 1.1.9 Diagnose ............................................................................................................. 26 1.1.10 Therapie .............................................................................................................. 32 1.1.11 Prognose ............................................................................................................. 41 1.1.12 Rezidive .............................................................................................................. 42 1.1.13 Komplikation ...................................................................................................... 43 1.1.14 Prophylaxe .......................................................................................................... 44 1.1.15 Nachsorge ........................................................................................................... 46 1.2 Kapseldurchbruch ...................................................................................................... 48 1.3 Fragestellung ............................................................................................................. 60 2 Material und Methoden ..................................................................................................... 60 2.1 Studienprotokoll ........................................................................................................ 60 2.2 Datenerhebung ........................................................................................................... 61 2.3 Statistische Analyse der Daten .................................................................................. 62 3 Ergebnisse ......................................................................................................................... 62 3.1 Patientengruppe ......................................................................................................... 62 3.2 Lymphknotenmetastasen ........................................................................................... 63 3.3 Häufigkeitsverteilung der Gesamtgruppe nach histopathologischen Parametern ..... 64 3.4 Korrelationsanalysen ................................................................................................. 68 VI 3.4.1 Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und Geschlecht der Patienten............ 68 3.4.2 Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und histopathologischen Parametern 69 3.5 Prognostische Bedeutung histopathologischer Parameter ......................................... 72 3.6 Prognostische Bedeutung des Kapseldurchbruchs .................................................... 75 4 Diskussion ......................................................................................................................... 77 5 Zusammenfassung............................................................................................................. 84 6 Literaturverzeichnis .......................................................................................................... 86 7 Anhang ............................................................................................................................ 100 7.1 Tabellenverzeichnis ................................................................................................. 100 7.2 Abbildungsverzeichnis ............................................................................................ 101 7.3 Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................... 103 VII 1 Einleitung 1.1 Das kolorektale Karzinom Das kolorektale Karzinom stellt sich mit über 70.000 Neuerkrankungen (89; 88; 28) und ca. 30.000 Todesfällen pro Jahr in Deutschland (89; 88; 9; 84) als die zweithäufigste maligne Tumorerkrankung sowohl bei Männern als auch bei Frauen dar (81; 69; 40; 84; 24). Die häufigste Ursache für die Entstehung der Erkrankung ist überwiegend das Vorhandensein von Adenomen (Adenom-Karzinom-Sequenz) (88; 80), daher ist die endoskopische Untersuchung als Präventionsmaßnahme und die Entfernung der Adenome in hohem Maße wichtig, um die Erkrankung rechtzeitig zu diagnostizieren und die passende Therapie einzuleiten (89). Aus diesem Grund übernehmen die Krankenkassen in Deutschland seit 2002 die Kosten der Vorsorgekoloskopie (Darmspiegelung) für alle Versicherten ab dem 55. LJ. im Abstand von mindestens 10 Jahren (69), insbesondere weil die Früherkennung der Erkrankung für die Prognose und damit für die Senkung der Gesamtmortalität eine entscheidende Rolle spielt (89). 1.1.1 Definition des kolorektalen Karzinoms Das kolorektale Karzinom ist ein maligner epithelialer Tumor der Dickdarmschleimhaut (112). Eine Distanz von 16 cm zwischen ab oralen Tumorrand und Anokutanlinie gilt in Europa als Grenzmarke zwischen Kolon- und Rektumkarzinom, d.h. man spricht von einem Kolonkarzinom, wenn das Karzinom oberhalb von 16 cm ab der Anokutanlinie liegt (40; 72) und von Rektumkarzinom, wenn das Karzinom bis zu 16 cm ab der Anokutanlinie lokalisiert ist (40; 91; 72). 1.1.2 1.1.2.1 Anatomie des Kolon Makroskopische Anatomie Der Dickdarm teilt sich in folgende Darmabschnitte: • Caecum (Blinddarm) (86) • Colon (Grimmdarm) (66) • Rektum (Mast- oder Enddarm) (66; 86). 1 Das Kolon wiederum wird unterteilt in folgende Abschnitte: • Colon ascendens (aufsteigender Teil) (66), retroperitoneal gelegen (69; 66; 8; 11; 72) • Colon transversum (querverlaufender Teil) (66), intraperitoneal gelegen (69; 66; 8; 72) • Colon descendens (absteigender Teil) (66), retroperitoneal gelegen (69; 66; 8; 11; 72) • Colon sigmoideum (S-bogenförmiger Teil) (66), intraperitoneal gelegen (69; 66; 8; 72) (s. Abb. 1). Abbildung 1: Anatomie des Dickdarms (70) 2 1.1.2.2 Mikroskopische Anatomie Die Wandschicht des Dickdarmes besteht wie beim übrigen Magen-Darm-Trakt aus folgenden Schichten (s. Abb. 2; 3): • Tunica mucosa wird unterteilt in: o Lamina epithelialis mucosae: Das Epithel enthält Becherzellen und enteroendokrine Zellen (7; 55; 78; 86). Die Becherzellen sind für die Schleimproduktion zuständig, welche zur besseren Gleitfähigkeit des Darminhaltes führt (55; 78). o Lamina propria mucosae: Sie enthält Lymphozyten (86) und solitäre Lymphfollikel (78). o Lamina muscularis mucosae: Sie verändert das Relief der Schleimhaut (35). • Die Tela submucosa besteht aus lockerem Bindegewebe, Blut- und Lymphgefäßen sowie dem Plexus submucosus (Meissner-Plexus) als Teil des enterischen Nervengeflechts (35). Sie ist relativ breit und reich an Fettgewebe. Sie ermöglicht, die Schleimhaut gegenüber der Tunica muscularis zu bewegen (12). • Die Tunica muscularis besteht aus dem Stratum circulare (innere Ringmuskelschicht) und dem Stratum longitudinale (äußere Längsmuskelschicht) (78). Zwischen beiden Schichten befindet sich der Plexus myentericus (Auerbach-Plexus) als weiterer Teil des enterischen Nervengeflechts. Dieser Plexus ist für die Peristaltik des Magen-DarmTraktes verantwortlich (69). • Die Tela subserosa ist reich an Bindegewebe und Fettzellen (78) und ist für die Bildung der zottenartigen Vorstülpungen der Serosa (Appendices epiploicae) zuständig (12; 120; 86). • Tunica serosa (69; 35) Der Dickdarm ist charakterisiert durch Taenien, Haustren, Appendices epiploicae und Plicae semilunares (66; 86). Die Mukosa des Kolon ist geprägt durch einschichtiges hochprismatisches Epithel (12; 78; 82). Sie enthält nur Krypten und keine Zotten wie beim Dünndarm (66; 12; 7; 120; 55; 78; 82; 86). Zwischen den Kryptenmündungen und dem Kryptenepithel sind Saumzellen zu finden. Diese Zellen enthalten einen Bürstensaum, welcher die vermehrte Rückresorption im Dickdarm ermöglicht (7). Die Zellerneuerung geht beim Dickdarm vom Kryptengrund aus (7; 120; 78). Die Plicae semilunares coli entstehen durch die Kontraktion der Ringmuskulatur des Dickdarmes (66; 12) und verursachen die Bildung der nach außen sichtbaren Haustren (66; 12). An ihrer Bildung sind alle Wandschichten beteiligt (66). 3 Abbildung 2: links: Dickdarmhistologie; rechts: Aufbau der Dickdarmwandschichten (15) Abbildung 3: links: Querschnitt durch die Krypten (15); rechts: Längsschnitt durch die Krypten (1= Krypte, 2= Muscularis mucosae) (120) 1.1.2.3 Blutversorgung des Kolon Für die arterielle Versorgung des Kolon sind die Aa. mesenterica sup. und inf. zuständig (66; 11; 86). Die A. mesenterica sup. versorgt mit ihren Ästen das Kolon bis zum zweiten Drittel des Colon transversum. Der weitere distale Anteil wird über die A. mesenterica inf. versorgt (66). Die Riolan-Anastomose bildet die Verbindung von Ästen der A. mesenterica sup. mit Ästen der A. mesenterica inf.. Bei Verschluss einer der beiden Arterien kann über die Riolan-Anastomose die Durchblutung weiterhin aufrechterhalten werden (8; 72) (s. Abb. 4). Äste der A. mesenterica superior: 4 • A. ileocolica; versorgt Caecum und den unteren Teil des Colon ascendens • A. colica dextra; versorgt Colon ascendens bis zur Flexura coli dextra • A. colica media; versorgt 2/3 des Colon transversum und anastomosiert mit der A. colica sinistra. Äste der A. mesenterica inferior: • A. colica sinistra; versorgt 1/3 des Colon transversum und Colon descendens • Aa. sigmoideae; versorgen das Colon sigmoideum • A. rectalis superior; versorgt Rektum bis zum M. sphincter ani internus (66). Abbildung 4: Arterielle Blutversorgung des Kolon (8) Die venöse Versorgung des Kolon erfolgt über die V. mesenterica superior und die V. mesenterica inferior. Anschließend fließt das venöse Blut in die V. portae (66; 8; 86; 72). 5 1.1.2.4 Innervation des Kolon Der Gastrointestinaltrakt besitzt ein eigenes enterisches Nervensystem, welches die motorischen und sekretorischen Funktionen von Magen und Darm steuert (87). Die Aktivitäten des enterischen (autonomen) Nervensystems werden durch das vegetative Nervensystem (Sympathikus, Parasympathikus) moduliert (51; 87). Im enterischen Nervensystem werden erregende, hemmende und Interneurone unterschieden (51) (s. Abb. 5). Das enterische Nervensystem besteht aus: • Plexus myentericus (Auerbach): Der Plexus myentericus befindet sich zwischen der Längs- und Ringmuskelschicht der Tunica muscularis (51; 86). Die Hauptaufgabe des Plexus myentericus ist die Kontrolle der Motorik (51). • Plexus submucosus (Meissner): Der Plexus submucosus befindet sich in der Submucosa (69; 51; 86). Er ist unter anderem für die Regulation des epithelialen Transportes zuständig (51). Beide Plexus werden sowohl von präganglionären Fasern des Parasympathikus (Nervus Vagus, Sakralnerven), als auch von postganglionären Fasern des Sympathikus innerviert (51). Der Parasympathikus fördert die Darmmotorik und die Drüsensekretion (66; 87). Der Sympathikus hemmt die Darmmotorik und die Drüsensekretion (66) und führt zur Verminderung der Durchblutung und Tonussteigerung der gastrointestinalen Sphinkteren (87). Die efferenten Fasern des Plexus myentericus enden an den glatten Muskelzellen der Längs- und Ringmuskulatur und beeinflussen den Muskeltonus und den Rhythmus der Kontraktion (87). Der Plexus submucosus sorgt durch die Koordination von Durchblutung, Sekretion von Verdauungsenzymen und Absorption von Nahrungsbestandteilen für eine regelrechte Verdauungsfunktion des Darmes (18). Die afferenten Fasern beider Plexus leiten sensorische Impulse von Mechano-, Chemo- und Temperatursensoren zum ZNS (87). Der Cannon-Böhmsche Punkt liegt auf Höhe der Flexura coli sinistra. Vor diesem wird der Darm vom Plexus mesentericus superior und unterhalb von ihm vom Plexus mesentericus inferior und den Nn. splanchnici pelvici innerviert (66). 6 Abbildung 5: Einfluss des vegetativen Nervensystems auf das enterische Nervensystem (51) 1.1.2.5 Funktionen des Kolon Zu den wichtigen Funktionen des Kolon gehören: • Rückresorption von Wasser und Elektrolyten (18; 8; 102; 82; 86) aus dem Chymus (18). Durch die Flüssigkeitsrückresorption wird das Stuhlvolumen auf 100-150 ml pro Tag reduziert (82). Das Kolon resorbiert bis zu 5 l Wasser pro Tag (8; 72). • Produktion von Schleim (Muzine) (7; 55; 78; 86), um die Gleitfähigkeit des Darminhaltes trotz Flüssigkeitsrückresorption zu ermöglichen (12) • Speicherung (18; 102) und Ausscheidung des restlichen, nicht verwertbaren Darminhaltes als Kot (18) • Exkretion von schwerlöslichen Stoffen, z.B. Calciumphosphat, Metallen und einigen Medikamenten (12) • Die physiologischen Dickdarmbakterien (Mikroflora= Bacteroides-species-Stämme) haben folgende Aufgaben: o Anregung der Darmbewegung (Motilität, Peristaltik) (35) o Produktion von Vitaminen, die durch den Darm resorbiert werden z.B. Vitamin K, B12, Thiamin und Riboflavin (8; 72) o Spaltung von Faserstoffen (Cellulose, Pektin, Lignine), die durch Verdauungsenzyme nicht gespalten werden können (82) o Stimulation des Immunsystems (35) 7 o Verhindern das Eindringen von Allergenen (35) o E. coli-Bakterien im Kolon haben die Aufgabe der Auflockerung des Stuhls und damit der Erleichterung der Defäkation (8). 1.1.3 Epidemiologie In Deutschland beträgt die Zahl der Neuerkrankungen an einem kolorektalen Karzinom mehr als 70.000/Jahr (89; 88; 28), wobei zu erwähnen ist, dass ca. 30.000/Jahr dieser Menschen an den Krebsfolgen sterben (89; 12; 9; 84). Das kolorektale Karzinom ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung und Krebstodesursache in Deutschland (81). Die Inzidenz des kolorektalen Karzinoms steigt vor allem in Ländern mit hohem sozioökonomischen Niveau (99; 75; 28) und westlicher Ernährungsweise an (28), so dass es einen Zusammenhang zwischen der Ernährungsweise (fette und fleischreiche bzw. ballaststoffarme Ernährung) und dem Auftreten des kolorektalen Karzinoms zu geben scheint (40; 101; 28). Bei Übersiedlern aus risikoärmeren Gebieten nimmt die Inzidenz des kolorektalen Karzinoms bei Migration in risikoreichere Gebiete als Folge des Einflusses von Umweltfaktoren (z.B. Ernährung) noch innerhalb einer Generation zu (101). Mangelnde körperliche Aktivität und hoher Nikotin- und Alkoholkonsum gelten als weitere wichtige Risikofaktoren des kolorektalen Karzinoms (90). Die Inzidenz des kolorektalen Karzinoms stellt sich in Europa und Amerika wie folgt dar: Westeuropäische Länder: > 20/100.000/Jahr (101) Finnland: 10/100.000/Jahr (101) Griechenland: < 20/100.000/Jahr (40) Deutschland : 50/100.000/Jahr (69; 19) USA: > 30/100.000/Jahr (101) Am wenigsten betroffen sind Südafrika, Asien und Südamerika. Am häufigsten betroffen sind die USA, Australien und Westeuropa (101; 34). In Deutschland wird die Inzidenz des kolorektalen Karzinoms lediglich durch das Mammaund das Bronchialkarzinom als maligne Erkrankungen übertroffen (69; 40; 106; 33). Das Prädispositionsalter liegt zwischen dem 50. und 80. LJ., wobei das Durchschnittsalter bei ca. 65 Jahren liegt (69). In manchen Fällen tritt das KRK schon vor dem 40. LJ. 8 erkranken (40). Die Inzidenz des kolorektalen Karzinoms verdoppelt sich bei den Über-40Jährigen alle 10 Jahre (40; 38). 1.1.4 Ätiologie Die Ätiologie des kolorektalen Karzinoms ist multifaktoriell (38). Für die Entstehung eines kolorektalen Karzinoms spielen Risikoerkrankungen, Risikofaktoren und genetische Faktoren eine besondere Rolle: a) Risikoerkrankungen • Kolorektale Adenome (Adenom-Karzinom-Sequenz) stellen ein erhöhtes Risiko für das KRK dar (80; 9; 11; 76; 97; 34; 119; 30; 72). Mehr als 90% der KRK entstehen auf dem Boden vorbestehender Adenome (80; 9; 72). Das Risiko hängt wesentlich von der Größe, der Zahl (80; 97) und dem Typ der Polypen ab. Bei Vorliegen von multiplen Adenomen (> 3) bzw. größeren Adenomen (> 1 cm) steigt das Karzinomrisiko (76; 97; 100) um das 4- bis 6-Fache im Vergleich zur normalen Bevölkerung (97). Da die Mehrzahl der KRK aus Adenomen entsteht (20), spielt die rechtzeitige Entfernung dieser Adenome eine entscheidende Rolle (88; 97). Das Entartungsrisiko der Adenome hängt neben der Größe der Adenome im Wesentlichen von der Histologie und dem Grad der intraepithelialen Neoplasie ab. Es beträgt 25-43% innerhalb von 10 Jahren bei villösen Adenomen mit hoher intraepithelialen Neoplasie und einer Größe von mehr als 10 mm (88). Ob hyperplastische Polypen als präkarzinose Läsionen angesehen werden müssen, ist umstritten (97). • Chronische entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) (81; 69; 99; 40; 42; 9; 75; 36; 24; 97; 28; 20; 38; 72; 100; 38): Die Colitis ulcerosa mit high grade IEN (intraepithelialen Neoplasie) hat eine wichtige Bedeutung für die Entstehung des KRK (40). • Zustand nach Ureterosigmoidostomie (99; 40; 42; 11; 36; 24; 20; 38; 72; 38) • Schistosomiasis (69; 40; 20; 38; 38) • Karzinome in Bereich der Mamma, des Ovars (99; 40; 36; 24; 38; 38) und des Corpus uteri (40; 36; 24; 38; 38) • Adipositas (69; 99); insbesondere wenn, der BMI größer als 25 kg/m2 ist (90). b) Risikofaktoren • Langjähriger erhöhter Nikotin- und Alkoholkonsum (40; 75; 36; 90) 9 • Alter über dem 40. LJ. ; ca. 90% der kolorektalen Karzinome treten ab dem 50. LJ. auf (76) • Falsche Lebensweise, dazu zählt: o Falsche Ernährung: Ballaststoffarme sowie fett- (11; 76; 28; 34; 38; 30; 72) und fleischreiche Ernährung (40; 24; 100; 38). Diese Ernährungsweise verursacht eine intestinale Stase, welche die Kontaktzeit der Darmschleimhaut mit potentiellen Kanzerogenen verlängert (76). Zu den potentiellen Kanzerogenen gehören die Gallensäurenmetaboliten (Desoxycholinsäure, Lithocholinsäure) (75; 24; 76), die durch die anaeroben Darmbakterien gebildet werden (4). Es wird vermutet, dass ein Zusammenhang zwischen erhöhter Aufnahme von tierischen Fetten und einer Zunahme von anaeroben Darmbakterien besteht (28). o Geringe bzw. fehlende körperliche Aktivität (81; 69; 99; 90) o Erhöhte Stressexposition (99) c) Genetische Faktoren • FAP (Familiäre adenomatose Polyposis) (s. Abb. 6) (81; 69; 99; 40; 101; 80; 9; 112; 13; 11; 24; 76; 28; 20; 48; 30; 72; 100; 38), ist eine autosomal-dominant vererbte Erkrankung mit sehr hoher Penetranz. Die Ursache dieser Erkrankung sind Mutationen im Bereich des APC-Gens (99; 101; 80; 9; 68; 28; 100) auf Chromosom 5q 21 (13; 11; 100; 38). Die Erkrankung wird charakterisiert durch den Nachweis von mehr als 100 Adenomen (80; 9; 97; 68; 100). Es handelt sich meistens um tubuläre Adenome (80; 9). Die Bildung der Polypen erfolgt häufig in der zweiten Lebensdekade (97). Das Wachstum der Adenome nimmt von distal nach proximal zu. Um die proximalen Adenome nicht zu übersehen wird jährlich eine komplette Koloskopie ab dem 10. LJ. Empfohlen (68). 1% der KRK entsteht aus einer FAP (40; 9; 38). Das Karzinomrisiko beträgt unbehandelt bis zum 45. LJ. (69) 100% (69; 24; 76; 97; 68; 30; 100). Die Erkrankung gilt als obligate Präkanzerose (99; 40; 101; 9; 11; 30). Das Medianalter dieser Erkrankung liegt im 36. LJ. (69). Therapie der Wahl ist die prophylaktische totale Proktokolektomie (69; 99; 9; 97; 68) mit ileoanalem-J-Pouch (69; 68). Häufig (ca. 75%) treten bei den Patienten extrakolische intestinale Manifestationen in Form von Duodenal- bzw. Papillenadenomen auf. Weniger häufig (< 10%) bekommen Patienten mit FAP Magenadenome (97). Als besondere Form der FAP gilt die attenuierte FAP, die im Gegensatz zu der typischen FAP erst im späteren Lebensalter 10 auftritt und mit weniger als 100 Polypen, meist im proximalen Kolon assoziiert ist (9; 97). • Das HNPCC (Hereditäres, nicht polypöses Kolonkarzinom-Syndrom) (81; 9; 75; 36; 76; 28; 20; 48; 72), ist eine autosomal-dominant vererbte Erkrankung (99; 40; 9; 11; 28; 6; 119; 72; 38) und wird auch als Lynch-Syndrom bezeichnet. Sie beträgt 5% der KRK (69; 40; 38; 38). Ursache der HNPCC liegt in der Mutation verschiedener DNAReparatur-Gene (Mismatch-repair-System=MMR-Gene) auf Chromosom 2, 3 oder 7 (69) und der dadurch verursachten Mikrosatelliteninstabilität (75; 97; 28; 48; 38; 38). Als Mikrosatelliten bezeichnet man kurze repetitive DNA-Fragmente. Diese Stellen sind für Basenfehlpaarung besonders anfällig. Das allgemeine Tumorrisiko der Patienten beträgt 80-90% (97). Das KRK-Risiko der HNPCC-Patienten liegt bei 6080% (97; 100). Den Risikopersonen wird eine genetische Beratung ab dem 18. LJ. (11; 97) und die komplette jährliche Vorsorgekoloskopie (69; 40; 97) und Oberbauchsonographie ab dem 25. LJ. empfohlen (97; 30). Die bevorzugte Lokalisation dieser Erkrankung ist das proximale Kolon (99). Das Medianalter liegt beim 46. LJ. (69). Neben dem KRK können extrakolische Neoplasien vorkommen, z.B. Endometrium-, Ovarial-, Magen-, Dünndarm- und Urothelkarzinome (99; 101; 97; 100). Eine seltene phänotypische Variante des HNPCC ist das Muir-Tore-Syndrom mit zusätzlichem Nachweis eines Talgdrüsenadenoms bzw. -karzinoms (40; 9; 97; 100). Die Diagnose der HNPCC wird anhand folgender Amsterdam-II-Kriterien gesichert: o Mindestens drei Familienmitglieder mit HNPCC-assoziierten Karzinomen (Kolon/Rektum, Endometrium, Dünndarm, Urothel (Ureter/Nierenbecken) o Mindestens zwei aufeinanderfolgende Generationen sind betroffen. o Ein Familienmitglied ist erstgradig verwandt mit den beiden anderen. o Ein Erkrankter ist zum Zeitpunkt der Diagnose jünger als 50 Jahre. o Ausschluss einer familiären adenomatösen Polyposis (FAP) (99; 40; 101; 9; 11; 95; 119; 100). Bei Patienten mit erfüllten Amsterdam-II-Kriterien lässt sich die Mikrosatelliteninstabilität in 80-90% der Fälle im Tumorgewebe nachweisen (97). Die weniger spezifischen Bethesda-Kriterien finden ihre Anwendung bevorzugt in kleinen Familien (40; 97). 11 Zu den überarbeiteten Bethesda-Kriterien gehören: Tumore von Patienten, die eines der folgenden Kriterien erfüllen, sollten auf eine Mikrosatelliteninstabilität untersucht werden: o Diagnose eines KRK vor dem 50. LJ. o Diagnose von syn- oder metachronen kolorektalen oder anderen HNPCCassoziierten Tumoren (Kolon, Rektum, Endometrium, Magen, Ovar, Pankreas, Ureter, Nierenbecken, biliäres System, Gehirn (v. a. Glioblastom), Haut (Talgdrüsenadenome und -karzinome, Keratoakanthome), Dünndarm unabhängig vom Alter bei Diagnose o Diagnose eines KRK vor dem 60. LJ. mit typischer Histologie eines MSI-H-Tumors (tumorinfiltrierende Lymphozyten, Crohn’s like lesions, muzinöse oder siegelringzellige Differenzierung, medulläres Karzinom) o Diagnose eines KRK bei mindestens einem erstgradig Verwandten mit einem HNPCC-assoziierten Tumor, davon Diagnose eines Tumors vor dem 50. LJ. o Diagnose eines KRK bei zwei oder mehr erstgradig Verwandten mit einem HNPCC- assoziierten Tumor, unabhängig vom Alter (95; 100). Die Mikrosatelliteninstabilität lässt sich bei ca. 30% der Patienten mit erfüllten Bethesda-Kriterien nachweisen (97). • Positive Familienanamnese (69; 40; 42; 24; 38; 38) Verwandte ersten Grades von Patienten mit kolorektalem Karzinom haben ein erhöhtes Risiko ebenfalls an einem KRK zu erkranken. Verwandte zweiten Grades haben ein gering erhöhtes Risiko an einem KRK zu erkranken. Für Verwandte dritten Grades wird kein erhöhtes Karzinomrisiko angenommen. Verwandte ersten Grades von Patienten mit kolorektalen Adenomen vor dem 50. LJ. haben ebenfalls ein erhöhtes Karzinomrisiko (97). Abbildung 6: FAP (Familiäre Adenomatosis Poliposis Coli), A= Adenom, K= Karzinom (9; 32) 12 Differenzierung der Karzinomrisiken: • Bei der Normalbevölkerung liegt das Karzinomrisiko (ab dem 40. LJ.) (40) bei ca. 6% (40; 76; 19; 27; 5) • Risikogruppen werden unterteilt in: o Patienten mit kolorektalen Adenomen (36); die Unterteilung erfolgt nach histologischen Aspekten, wie folgt (69; 99; 80; 11; 28; 34; 33): Tubuläres Adenom: Das KRK-Risiko beträgt 5-10% (69). Tubulovillöses Adenom Villöses Adenom: Das KRK-Risiko beträgt bis zu 15-30% (69) (s. Abb. 7; 8). o Bei Verwandten 1. Grades von KRK-Patienten im Alter > 60. LJ. liegt das Karzinomrisiko bei ca. 10% (40). o Bei den Verwandten 1. Grades von KRK-Patienten im Alter < 60. LJ. liegt das Karzinomrisiko bei ca. 30% (40). o Bei Patienten mit Colitis ulcerosa (Krankheitsdauer > 15 Jahre) liegt das Karzinomrisiko bei ca. 15% (40). o Bei Patienten mit HNPCC liegt das Karzinomrisiko bei ca. 75% (40). o Bei Patienten mit FAP liegt das Karzinomrisiko bei 100% (40; 9; 97; 68; 100). Abbildung 7: Adenomatöse Polypen (80) Abbildung 8: links: Villöses Adenom des Sigmoid; rechts: Tubulovillöses Adenom des Kolon (74) 13 1.1.5 Pathogenese Tumorprogressions-Modell nach Vogelstein und Fearon: Etwa 80-90% der KRK entstehen durch Tumorsuppressor-pathway. Ein Tumorsuppressorpathway ist durch sequenzielle Mutationen und loss of hetrozygosity (LOH) charakterisiert (6). Unter Tumorprogression wird die Umwandlung des normalen Gewebes über eine niedriggradige Dysplasie (Adenom I), mittelgradige Dysplasie (Adenom II) und hochgradige Dysplasie (Adenom III) bis hin zum Karzinom (Adenom-Karzinom-Sequenz) verstanden (40; 30). Dieser Prozess verläuft in Schritten und kann bis zu 10 Jahre dauern (40; 30). Die Mutationen führen zur Aktivierung der Onkogene und/oder Inaktivierung der Tumorsuppressorgene (40; 80). Dies kann die Ursache für das unkontrollierte Wachstum und damit die Bildung eines Karzinoms darstellen (40). Anhand von Stuhlproben kann mittels einer genetischen Untersuchung, die genetische Mutation nachgewiesen werden (5) (s. Abb. 9). Zu den häufig betroffenen Tumorsuppressorgenen gehören: • APC (adenomatous polyposis coli) (40; 75; 6): Der Verlust von APC führt zur veränderten Signalvermittlung (40). • MCC (mutated in colorectal cancer) (6) • DCC (deleted in colorectal cancer): DCC fördert die Apoptose und wirkt tumorsupprimierend (75). Sein Verlust führt zum Zelladhäsionsproteindefekt (40). • p53: p53 programmiert die Apoptose bei DNA-Schäden. Bei ca. 75% der an KRK erkrankten Patienten konnte keine Funktion von p53 nachgewiesen werden (75). Zu den betroffenen Protoonkogenen gehört: • K-ras: K-ras verursacht eine Steigerung der Transduktion von mitotischen Signalen durch die Zellmembran (75). Der Nachweis einer Mutation im Bereich des Tumorsuppressorgens p53 bzw. des Onkogens K-ras ist mit einer schlechten Prognose assoziiert (119). Mikrosatelliteninstabilität (Mutator- Pathway): Die spezifischen DNA-Reparaturenzyme werden durch Keimbahnmutationen inaktiviert. Dadurch können die, bei der DNA-Replikation entstehenden Fehler nicht mehr korrigiert werden (5; 6). Dies kann zum Wachstum des Tumors beitragen (5). 14 Besonders anfällig für Mutationen sind repetitive Sequenzen (Mikrosatelliten= DNA-Sequenzen mit einer Länge von bis zu 6 Basen) (6). Die Mikrosatelliteninstabilität ist bei ca. 15% des sporadischen KRK nachweisbar (5; 100). Serratierter Krebsentstehungsweg (serrated pathway): Circa 20% der KRK entstehen auf dem Boden eines serratiertes Adenoms. Serratierte Adenome wachsen schneller als die klassischen Adenome und begünstigen somit die Entstehung der Intervallkarzinome (kolorektale Karzinome, die nach einer primär unauffälligen Koloskopie gebildet werden) (41). Serratierte Läsionen werden unterteilt in: • Hyperplastische Polypen (89; 117): Sie befinden sich im linken Hemikolon und sind zumeist harmlos. Sie lassen sich durch ihre geringe Größe und multiples Vorkommen charakterisieren (117). • Sessile serratierte Adenome (SSA) (89; 88; 117): Sie befinden sich vor allem im proximalen Kolon und können sich schnell in maligne Formen transformieren. Sie machen ca. 11% aller Kolonläsionen aus und haben ein Entartungsrisiko von ca. < 5% (117). • Gemischte Polypen (mixed polyps) (89; 88; 117): Sie enthalten Anteile von serratierten Läsionen und adenomatösen Polypen. Ihre Entartung erfolgt meistens über adenomatöse Anteile (117). • Traditionelle serratierte Adenome (TSA) (89; 88): Sie befinden sich im distalen Kolon und sind häufig bei älteren Patienten zu finden (117). Sie machen 2% aller kolorektalen Polypen aus (89). Alle der o.g. Polypenvarianten weisen einen gemeinsamen molekularen Kanzerogeneseweg auf. Circa 8% der bisher diagnostizierten hyperplastischen Polypen sind nach neuen Erkenntnissen sessile serratierte Adenome (SSA), die bei einer Größe mehr als 1 cm und rechtsseitiger Lokalisation ein Progressionspotenzial zum Karzinom besitzen (89). Eine Kontrollkoloskopie wird nach vollständiger Resektion der Polypen in einem Zeitabstand von drei Jahren empfohlen (88). 15 (Adenom-Karzinom-Sequenz) Normales Epithel APC-Tumorsuppressor-Gen-Mutation Adenom I < 1 cm tubulär geringe Dysplasie K-RAS-Onkogen-Mutation Adenom II 1-2 cm tubulovillös mittelgradige Dysplasie DCC-Tumorsuppressor-Gen- Mutation Adenom III > 2 cm villös hochgradige Dysplasie p53-Suppressor-Gen-Mutation Karzinom Abbildung 9: Adenom-Karzinom-Sequenz (99; 40; 30) 16 1.1.6 Klassifikation und Einteilung a) Einteilung nach Lokalisation des KRK Circa 60% der kolorektalen Tumoren liegen im Rektum (69; 9; 13; 36, 76) und die übrigen 40% im Kolon (69; 13; 36; 76). Die in Kolon lokalisierten Tumoren werden eingeteilt in: • 15-20% Sigma (69) • 10% Caecum und Colon ascendens (69; 40; 76) • 10% der Rest von Colon (69; 40; 76) b) Einteilung nach makroskopischem Wachstum des KRK (s. Abb. 10) • Diffus-infiltrierend (42; 80; 9; 75; 13; 30) • Ringförmig stenosierend (30) • Schüsselförmig ulzerierend (42; 80; 9; 75; 30): Der Tumor ist charakterisiert durch einen aufgehobenen Randwall und eine Zentralulzeration (häufigster Typ) (80). • Polypös (42; 80; 9; 75; 13; 11; 30): Der Tumor ist charakterisiert durch ein blumenkohlartiges Wachstum (zweithäufigster Typ) (80) Abbildung 10: Makroskopisches Wachstum des KRK, links: Zirkuläres Adenokarzinom des Kolon; Mitte: Ulzeriertes, endophytisches Adenokarzinom des Kolon; rechts: Exophytisches Adenokarziom des Kolon (74) c) Einteilung nach der Histologische des KRK • Adenokarzinom (95% der Fälle) (13; 24; 57; 76; 20; 30) (s. Abb. 11) • Verschleimte Karzinome werden eingeteilt in (69; 99; 112): o Siegelringkarziome (> 50% Siegelringzellen) (112) o Gallertkarzinome (> 50% Schleimmassen) (112): Diese haben eine besonders schlechte Prognose (13). • Undifferenziertes Karzinom (69; 99; 42; 80; 9; 76) • Adenosquamöse Karzinome (9; 20) 17 • Plattenepithelkarzinom (selten) (69; 99; 9; 76) • Kleinzellige Karzinome (80; 9) Abbildung 11: Kolonkarzinom, links: Adenokarzinom mit Infiltration der Mucosa; rechts oben: Normale Kolonkrypte mit Becherzellen und ovaler Lichtung; rechts unten: Karzinomdrüse mit Mitose (112) Klinische Klassifikation nach TNM-Stadium: T: Primärtumor N: regionäre Lymphknotenmetastasen M: Fernmetastasen (69; 99; 40; 101; 42; 31; 9; 75; 13; 84; 36; 24; 19; 28; 20; 30) 18 Tabelle1: TNM – Klinische Klassifikation 2009 – deutsche Auflage 2010 (31) TX Primärtumor kann nicht beurteilt werden. T0 Kein Anhalt für Primärtumor Tis intraepithelial oder Infiltration der Lamina propria (ohne feststellbare Ausbreitung durch die Muscularis mucosae in die Submucossa) T1 Tumor infiltriert Submucosa T2 Tumor infiltriert Muscularis propria T3 Tumor infiltriert durch die Muscularis propria in die Subserosa oder in das nicht-peritonealisierte perikolische oder perirektale Gewebe T4 Tumor infiltriert direkt in andere Organe oder Strukturen und /oder perforiert das viszerale Peritoneum T4a Tumor perforiert viszerales Peritoneum T4b Tumor infiltriert direkt in andere Organe oder Strukturen NX Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden. N0 Keine regionären Lymphknotenmetastasen PN0 Regionäre Lymphadenektomie und histologische Untersuchung üblicherweise von 12 oder mehr Lymphknoten ohne Befund N1 Metastase(n) in 1-3 regionären Lymphknoten N1a Metastase in 1 regionären Lymphknoten N1b Metastasen in 2-3 regionären Lymphknoten N1c Tumorknötchen bzw. Satellit(en) im Fettgewebe der Subserosa oder im nicht-peritonealisierten perikolischen/perirektalen Fettgewebe ohne regionäre Lymphknotenmetastasen PN1c Wenn ein solches Tumorknötchen vom Pathologen als vollständig durch Tumor ersetzten Lymphknoten (im Allgemeinen mit glatter äußerer Kontur) angesehen wird, dann sollte es als Lymphknotenmetastase klassifiziert werden und jedes Tumorknötchen sollte einzeln als Lymphknotenmetastase gezählt und in der Klassifikation berück19 sichtigt werden. N2 Metastasen in 4 oder mehr regionären Lymphknoten N2a Metastasen in 4-6 regionären Lymphknoten N2b Metastasen in 7 oder mehr regionären Lymphknoten MX Fernmetastasen können nicht beurteilt werden. M0 Keine Fernmetastasen M1 Fernmetastasen M1a Metastase(n) auf ein Organ beschränkt (Leber, Lunge, Ovar, nicht regionäre nicht regionäre Lymphknoten) M1b Metastasen in mehr als einem Organ oder im Peritoneum Tabelle 2: UICC-Stadium (2009) (31) Stadium 0 Tis N0 M0 Stadium I T1,T2 N0 M0 Stadium IIA T3 N0 M0 Stadium IIB T4a N0 M0 Stadium IIC T4b N0 M0 Stadium III Jedes T N1,N2 M0 Stadium IIIA T1, T2 N1a M0 T1 N2a M0 T3, T4a N1 M0 T2, T3 N2a M0 T1, T2 N2b M0 T4a N2a M0 T3,T4b N2b M0 T4b N1, N2 M0 Stadium IVA Jedes T Jedes N M1a Stadium IVB Jedes T Jedes N M1b Stadium IIIB Stadium IIIC 20 Tabelle 3: UICC-Stadium-Dukes (69; 99; 40; 42; 31; 75; 36; 76; 30) Stadium I Dukes A Stadium II Dukes B Stadium III Dukes C Stadium IV Dukes D Tabelle 4: Histopathologisches Grading (40; 31; 9; 75; 11; 22; 20) GX Nicht bestimmbar G1 Gut differenziert G2 Mäßig differenziert G3 Schlecht differenziert G4 Undifferenziert Tabelle 5: R-Klassifikation (R = Residualtumor (Resttumor nach OP)) (9; 20) RX Residualtumor kann nicht bestimmt werden. R0 Kein Residualtumor R1 Mikroskopisch nachgewiesener Residualtumor R2 Sichtbarer Residualtumor 1.1.7 Ausbreitung und Metastasierung Maligne Tumore besitzen eine genomische Instabilität, die eine erhöhte zelluläre Heterogenität mit der Bildung von Subklonen begünstigt. Diese Subklone haben durch ihre amöboide Eigenbewegung und die Sekretion von protolytischen Enzymen eine invasive und metastatische Fähigkeit. Die Tumorzellen lösen sich von ihren Zellverband ab und gelangen mit Hilfe ihrer protolytischen Enzyme in das Lymph- bzw. Gefäßsystem (34). Die disseminierten Tumorzellen verlassen den primären Tumor und invadieren über zwei mögliche Wege (hämatogen oder lymphogen) in die Blutgefäße (Intravasation), und so gelangen sie über den Blutkreislauf zu den weit liegenden Organen (106; 73; 105; 34). Hier werden sie arretiert und invadieren in die anliegenden Organe (Extravasation). Durch erneute Proliferation und Neoangeogenese werden Fernmetastasen gebildet (106; 105). 21 Die Ausbreitung des Kolonkarzinoms erfolgt über verschiedene Wege: • Per continuitatem (80; 13; 76; 72): Der Tumor infiltriert das umgebende Fettgewebe, in diesem Fall das perikolische Fettgewebe oder der naheliegenden Organe (19; 20) z.B. Retroperitoneum, Magen, Pankreas, Leber, Bauchwand (101) und Dünndarm (80). • Lymphogene Metastasierung: Da die Lymphkapillaren nur aus einer dünnen Endothelschicht bestehen (124; 82) und keine Basalmembran besitzen, kann die Gewebsflüssigkeit, die aus den Blutkapillaren ausgetreten ist, ins Gefäßlumen einfach übertreten (82). Dies gibt dem Tumor die Möglichkeit, in die Lymphgefäße einzubrechen (13; 124; 125). Als Folge können sich die Tumorzellen über das Lymphsystem ausbreiten (112; 13) und die regionären Lymphknoten befallen (13). Die regionären Lymphknoten dienen als Filterstationen (82; 67; 86) für die Tumorzellen und sind in der Lage, die Tumorzellausbreitung für eine bestimmte Zeit zurückzuhalten (67). Die Tumorzellen erreichen im frühen Stadium der Ausschwemmung über den Vas afferent den Lymphknotensinus (insbesondere im Randsinus) (s. Abb. 12-13). Später greifen sie das Lymphknotenparenchym an (112). Wenn die Tumorzellen sich in den Lymphknoten vermehren, kommt es zur Bildung von Lymphknotenmetastasen (13; 86). Die Tumorzellen werden über den Ductus thoracicus in die Blutgefäße transportiert (13). Diese Art von Metastasierung tritt erst bei Tumorinfiltration der Submukosa auf (20). Es werden Mikrometastasen (< 2 mm Karzinomverbände) von Makrometastasen (> 2 mm Karzinomverbände) unterschieden. Bei hoher Wachstumstendenz können die Metastasen die Lymphknotenkapsel durchbrechen. Dieser Vorgang kann bei der Prognosebestimmung eine wichtige Rolle spielen (112). Die Metastasierung erfolgt meist in eine Richtung, was als unipolare Metastasenstraße bezeichnet wird. Das Colon ascendens und das Colon transversum metastasieren z.B. entlang der A. mesenterica superior. Das Colon descendens metastasiert entlang der A. mesenterica inferior. Eine Ausnahme bilden die Tumoren in der Mitte des Colon transversums, wo sich die Riolan-Anastomose (Verbindung zwischen Ästen der A. mesenterica superior und der A. mesenterica inferior) befindet (69). Diese Tumoren können in beide Richtungen metastasieren (69; 72). Die Wachstumsgeschwindigkeit der Metastasen ist 5-6-mal höher als die des Primärtumors (69; 72). 22 Zu den wichtigen regionären Lymphknotenstationen gehören: o Caecum: A. ileocolica, A. colica dextra o Colon ascendens: A. ileocolica, A. colica dextra, A. colica media o Flexura hepatica: A. colica dextra, A. colica media o Colon transversum: A. colica dextra, A. colica media, A. colica sinistra o Flexura Lienalis: A. colica media, A. colica sinistra o Colon descendens: A. colica sinistra, A. mesenterica inf. o Sigma: A. colica sinistra, A. mesenterica inf, Aa. sigmoideae, A. rectalis sup. (20) Abbildung 12: Aufbau eines Lymphknotens (86) Abbildung 13: Vergrößerter Ausschnitt vom Lymphknoten (85) 23 • Hämatogene Metastasierung: Hämatogene Metastasierung bedeutet die Ausbreitung des Tumors über das Blutkreislaufsystem. Die Wanderung der Tumorzellen ins Gewebe wird durch protolytische Enzyme ermöglicht (13). Bei Patienten mit Fernmetastasen finden sich 75% Lebermetastasen, 15% Lungenmetastasen und 5% Knochen-, Gehirnmetastasen. In seltenen Fällen können Milz-, Nieren-, Nebennieren-, Pankreas-, Mamma- oder Hautmetastasen vorkommen (20). Es werden zwei Formen von Metastasierungsverhalten unterschieden: o Pfortadertyp: Hier erfolgt die Metastasierung über die V. portae in die Leber (40; 13; 33) (s. Abb. 14) Von dort aus kann sie über die V. cava inferior die Lunge erreichen (76; 34) o Cavatyp: Hier erfolgt die Metastasierung in die V. cava inferior. Über diesen Weg werden primär Lungenmetastasen gebildet (34; 33). Abbildung 14: Verkalkte Lebermetastase bei KRK (50) 24 1.1.8 Klinik Das Kolonkarzinom zeigt keine zuverlässigen Frühsymptome (40) und verläuft lange Zeit stumm (69), daher wird der Tumor meist erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert (69; 80). Ernst zu nehmen sind folgende Symptome: • Plötzliche Änderung der Stuhlgewohnheiten im Alter ab dem 40. LJ. (69; 40); zum Beispiel über lange Zeit anhaltende Diarrhö bzw. Obstipation (69), konstant üble Windgerüche (40; 36) oder paradoxe Diarrhö (99; 42). Die paradoxen Diarrhöen entstehen, wenn der prästenotische Stuhl durch die Darmbakterien zersetzt und durch den Wassereinstrom verflüssigt wird (8). • Blut- und Schleimabgang (69; 99; 42; 72): Hierbei sollte man sich mit der Diagnosestellung „Hämorrhoiden“ bei perianalen Blutabgang nicht zufrieden geben (40; 101; 24; 72), da die ca. 50% der KRK-Patienten unter Hämorrhoiden leiden (40; 24). Aus diesem Grund sollte beim Auftreten von Blut im Stuhl bei Patienten ab dem 50. LJ. eine Untersuchung auf KRK erfolgen (33). Außerdem schließt das Ausbleiben von Blutabgang die Existenz eines Tumors nicht aus, denn 1/6 der Tumoren befindet sich im rechten Kolon (40). Bei Patienten mit positiver Diagnose können Allgemeinsymptome auftreten wie z.B. Minderung der Leistungsfähigkeit, Gewichtsverlust, hypochrome Anämie (als Folge des chronischen Blutverlustes) (69; 75; 36; 24; 76; 19), Bauchschmerzen oder evtl. tastbarer Tumor (69; 40; 101; 36; 30). Tabelle 6: Übersicht der Symptome in Abhängigkeit der Tumorlokalisation: Symptomatik Befall des rechten Kolon Befall des linken Kolon Anämie (69; 99; 40; 101; 42; 9; 28) Kolikartige Schmerzen (101; 11; 28) Okkulte Blutung (99; 101; 28) Obstipation (101; 11) Gewichtsverlust (99; 101; 9) Meteorismus (101) Schmerzen im rechten Unterbauch Blut- und Schleimabgang (99; 101) (40; 101; 30) Obstruktion (42; 24; 28) Palpabler Tumor (99; 40; 101; 11; 30) Perforation (28) Stuhlunregelmäßigkeiten (101; 9) 25 1.1.9 Diagnose Die Diagnosestellung eines KRK kann unter Einbeziehung folgender Untersuchungsmethoden erfolgen: a) Anamnese Wichtige Fragen bei der Erhebung der Anamnese sind: • Plötzliche Änderung der Stuhlgewohnheiten (8; 83): Hierbei sollte die Einnahme von Abführmittel oder obstipierenden Medikamenten, wie Psychopharmaka ausgeschlossen werden (8). • Blut-Schleimabgang (69; 8; 83): Jede Blutung muss abgeklärt werden (69). • Familienanamnese (69; 8; 83): Liegt eine positive Familienanamnese vor, kann der Verdacht auf ein hereditäres Kolonkarzinom unterstützt werden (8). • Vorhandensein von präkanzerösen wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Bestrahlung des Adomens und Beckens und Uretero-Sigmoidostomie (83). • Gewichtsabnahme (83). b) Klinische Untersuchung • Inspektion (99; 8): Bei der Inspektion werden Hautfarbe, Turgor, Narben und Ernährungszustand der Patienten beurteilt (8). • Auskultation (8; 76): Die metallisch klingende Darmgeräusche deuten auf eine Stenose hin (8; 76); verminderte bzw. fehlende Darmgeräusche auf eine Paralyse (8). • Palpation (99; 8): Hier wird die äußere Palpation (Palpation des Abdomens) (42) von der inneren Palpation (digital-rektale Untersuchung) (69; 8; 42) unterschieden; Durch die digital-rektale Untersuchung können sowohl die Funktionen des Sphinkters beurteilt, als auch tiefsitzende Tumore ertastet werden (8; 91). • Perkussion: Mit Hilfe der Perkussion kann die Erfassung eines Meteorismus oder einer mit Flüssigkeit gefüllten Darmschlinge erfolgen (8). c) Haemoccult-Test (FOBT (Fäkal Okkulter Blut Test)) (8; 42; 76) Der Haemoccult-Test untersucht das makroskopisch unsichtbare Blut im Stuhl (8) in drei aufeinander folgenden Stuhlproben (69; 75; 92; 20). Da kolorektale Karzinome häufiger und mehr als die normale Darmmukosa bluten, begünstigt dieser Test die Entdeckung der Karzinome. Die Wiederholung des Testes ist insofern sinnvoll, da viele Karzinome intermittierend bluten. Liegt ein positiver Blutungsbefund vor, sollte eine komplette Koloskopie durchgeführt werden (92). Die Kosten dieser Methode werden bei 26 asymptomatischen Personen erst ab dem 50. LJ. von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen (69). Vorteil: Der Test ist einfach durchführbar, nicht belastend, kostengünstig (99) und hilft KRK zu entdecken (40). Der positive Effekt dieser Untersuchung liegt in der Erfassung zahlreicher Adenomträger (99). Eine jährliche Durchführung dieser Untersuchung senkt die kumulative Mortalität des KRK (99; 92) durchschnittlich um 30% (75; 98) (s. Abb. 15). FOBT gilt laut einer Studie als kosteneffizient und wird bei Patienten ab dem 50. LJ. empfohlen (58). Nachteil: Durch diese Testmethode können allerdings ca. 30% der Karzinome nicht nachgewiesen werden (99), denn diese Testmethode besitzt eine mäßige Sensitivität für Karzinome (92) und eine geringe Sensitivität für Adenome (75; 92). Die Spezifität ist ebenfalls niedrig (40; 75). Sie beträgt ca. 30% (75). Abbildung 15: Kumulative Mortalität des KRK in Abhängigkeit vom Okkultbluttest (99) d) Koloskopie (69; 40; 75; 36; 76; 30) (s. Abb. 16) Die Koloskopie gehört seit 2002 in Deutschland zu den Screeningverfahren beim KRK (10; 84; 45; 20; 44). Die ersten Auswertungen dieser Methode zeigten trotz geringer Teilnahme (84; 118) eine gute Akzeptanz (84; 45) und eine geringe Komplikationsrate (84; 92). Derzeit fehlt dem in Deutschland eingeführten Koloskopiescreening ein adäquates Evaluationsprogramm zur Überprüfung seines Erfolges (84; 62). Die Koloskopie ist als Screeninguntersuchung für das KRK von Nicht-Risikopersonen ab dem 50. LJ. vorgesehen (40; 84), jedoch werden die Kosten dieser Untersuchung erst ab dem 55. LJ. von den 27 gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Bei Unauffälligkeit wird die Untersuchung nach zehn Jahren wiederholt (69; 10; 20). In einer Fall-Kontrollstudie wurde gezeigt, dass die Koloskopie kosteneffizient ist (84; 92). Bei Patienten, die am Koloskopiescreening entsprechend der Richtlinien teilnehmen, erübrigt sich das FOBT-Screening-Verfahren. Dennoch ist eine digitale rektale Untersuchung ein Obligat (92). Da die Koloskopie die höchste Sensitivität und Spezifität für das KRK und für Polypen besitzt (89), gilt sie als Goldstandard für die Diagnostik des KRK (89; 75; 84; 45; 98; 118; 92). Falls eine vollständige Koloskopie präoperativ aufgrund einer Stenose nicht möglich ist, sollte sie innerhalb von 3-6 Monaten postoperativ erfolgen (75; 91; 38). Als alternative diagnostische Maßnahme steht die virtuelle Koloskopie (CT-/MRT-Kolonographie) zu Verfügung (89; 40; 42; 19). Durch die Koloskopie kann das Kolon bis zum Caecum beurteilt werden und bei Schleimhautauffälligkeiten eine Biopsie entnommen werden (69; 8). Kleinere Polypen werden in toto abgetragen (8). Die entnommene Biopsie wird von einem Pathologen histologisch untersucht (42). Eine Dickdarmspülung ist vor der Durchführung der Untersuchung unbedingt erforderlich, um eine bessere Sicht bzw. Beurteilung des Dickdarms zu ermöglichen (89; 8). Die Sigmoidoskopie gilt als Ersatzuntersuchung für Patienten, die eine Koloskopie ablehnen. Die Untersuchung sollte alle 5 Jahre durchgeführt werden. Eine Kombination mit FOBT ist notwendig (98; 92), um proximale Karzinome zu erkennen. Durch diese Kombination werden laut Studien mehr Neoplasien entdeckt als bei alleinigen FOBT. Der FOBT sollte einmal jährlich und vor der Sigmoidoskopie erfolgen. Sollte der Test positiv ausfallen, ist eine Koloskopie anstatt einer Sigmoidoskopie indiziert. Die Sigmoidoskopie senkt laut einer Fall-Kontroll-Studie die Mortalität der Karzinome im Bereich des Rektosigmoid um 60-80%. Die proximalen Karzinome lassen sich über die Sigmoidoskopie nicht erfassen und machen daher die Koloskopie unentbehrlich (92). In Deutschland hat die Sigmoidoskopie für die Primärdiagnostik keine Bedeutung (89). Die komplette Koloskopie ist bei positivem FOBT oder Tumorverdacht unbedingt erforderlich (89; 93). 28 Vorteile der Koloskopie: • Sie ist die einzige diagnostische und therapeutische Methode mit der höchsten Sensitivität und Spezifität für das KRK bzw. für Darmpolypen (89; 92). • Diagnosesicherung durch Biopsie (99) • Durch die endoskopische Abtragung der Adenome < 3 cm Durchmesser kann eine endgültige Therapie erzielt werden (99). Eine Fall-Kontroll-Studie berichtet über die Effektivität der Polypektomie im Rahmen einer Koloskopie durch Senkung des KRK um ca. 66-90% (92). • Sie ist eine effektive Methode zur frühzeitigen Entdeckung von Darmtumoren und führt somit zur Verbesserung der Prognose von Patienten mit KRK (10; 44). • Sie ermöglicht den Nachweis der nicht blutenden Karzinome und Adenome mit höherer Sensitivität (92). • Die Methode ermöglicht den Nachweis von proximalen Neoplasien mit höherer Sensitivität (92). • Die endoskopischen Methoden haben den Doppelkontrasteinlauf, aufgrund des Vorteils der Biopsieentnahme weitgehend abgelöst (101). Zudem ist heutzutage die Röntgendoppelkontrastuntersuchung des Dickdarms obsolet (89). • Sie kann auch bei älteren Patienten durchgeführt werden (89; 92). • Die Darmspiegelung schützt vor Darmkrebs (10); sogar kleine Darmspiegelungen (Sigmoidoskopie), können von großem Nutzen sein, insbesondere bei Patienten, die eine Koloskopie ablehnen (92). Nachteile der Koloskopie: • Aufwendige Methode (99) • Blutungen (98) • Darmperforation (0,005% (Sieg 2001)) (98) • Circa 4-6% der Darmkarzinome werden übersehen (89). • Mortalität (0,001% (Sieg 2001)) (98) • Hohe Kosten (118) 29 Abbildung 16: Endoskopische Darstellung von Kolonkarzinom; links oben: Sigma- Normalbefund; rechts oben: Sigmakarzinom; rechts unten: Colon ascendens-Normalbefund; links unten: Colon ascendens-Karzinom (60) e) Endosonographie Sie wird durchgeführt, um die Tumorausdehnung in der Darmwand zu beurteilen (69; 42). Durch dieses Verfahren kann vor der Operation die T-Klassifikation nachgewiesen werden (69). Dies kann mitentscheidend für die Therapie sein. Darüber hinaus können Lymphknotenmetastasen, Fisteln und Abszesse untersucht werden. Diese Methode hat eine diagnostische Bedeutung beim Rektumkarzinom (8). f) Bildgebende Verfahren Umfasst Röntgen-Thorax (in zwei Ebenen, um Lungenmetastasen auszuschließen) (69; 75), CT und MRT (Suche nach Lymphknotenmetastasen) (69). Die virtuelle Koloskopie (Spiral CT, 3D MRT) (42) findet ihre Anwendung bei Patienten, die eine Koloskopie ablehnen. Ferner kommt die virtuelle Koloskopie bei Patienten in Betracht, für die aus medizinischen Gründen eine Koloskopie unzumutbar ist (75; 84). Bei KM-Unverträglichkeit wird statt KM-gestützter CT eine Nativ-CT des Thorax und eine MRT des Abdomens durchgeführt (84). g) Labor Da Tumor-Marker wie z.B CEA im Frühstadium oft nicht erhöht sind (76; 83), sind sie für eine Screeninguntersuchung nicht geeignet (69; 75; 76; 83). Die präoperativ erhöhten Tumormarker normalisieren sich nach einer kompletten Resektion eines Tumors (40; 75; 30 76). Sollten sie postoperativ wieder ansteigen, könnte dies auf ein Tumorrezidiv deuten (40; 75; 83). Daher hat die Tumormarkerbestimmung eine wichtige Bedeutung für die Nachsorge der Patienten (40; 101; 36; 76; 19; 20; 83; 30). Zu den Tumormarkern gehören: CEA (Karzioembryonale Antigen), CA19-9, CA50, CA125, HL-6-Antigen, Thymidinkinase, Phosphohexoseisomerase (69). Das CEA gilt als unabhängiger prognostischer Parameter, der zur präoperativen Diagnostik gehört (91; 43). Es zeigt allerdings eine geringe Spezifität (40; 75; 76) und Sensitivität (76). Zum Screening ist das CEA nicht geeignet (40; 75; 76; 83), da es bei frühen Karzinomen nur wenig erhöht ist (75). Als neuer Marker ist das CCSA-2 (Colon Cancer-Specific Antigen) zu erwähnen. Über diesen Marker kann das Kolonkarzinom im Frühstadium nachgewiesen werden (118). mRNA der tumorassoziierten HL-6 Antigene ist sensitiver als CEA (40). Bei Verdacht auf HNPCC sollte eine molekulargenetische Untersuchung auf Mikrosatelliteninstabilität im Alter von 18 Jahren durchgeführt werden (69). h) Tumorstaging Bei Diagnosestellung eines Kolonkarzinoms erfolgt das Tumorstaging, um den genauen Tumorstadium zu bestimmen. Zu den dabei verwendeten diagnostischen Verfahren gehören: • Digital-rektale Untersuchung (75; 91; 20; 38) • Komplette Koloskopie mit Biopsie (75; 91; 38; 37); wenn die komplette Koloskopie aufgrund einer vorliegenden Stenose unmöglich ist, sollte sie ca. 3-6 Monate postoperativ nach Tumorresektion erneut durchgeführt werden (75; 91; 38). • Abdomensonographie (69; 99; 75; 19; 91; 38; 37; 72), evtl. Angio-CT der Leber (40) (bei Verdacht auf Lebermetastasen) (69; 75; 38); bei Vorliegen eines verdächtigen Befundes sollte es mit weiteren diagnostischen Maßnahmen abgeklärt werden (91). • Röntgen-Thorax (69; 99; 40; 75; 19; 91; 38; 37; 72) (bei Verdacht auf Lungenmetastasen) (69; 99; 75; 91; 38); bei Vorliegen eines verdächtigen Befundes sollte es mit weiteren diagnostischen Maßnahmen abgeklärt werden (91). • CT oder MRT des Abdomens (69; 75) (bei Verdacht auf Lymphknotenmetastasen (69) bzw. Lebermetastasen) (75) • CEA-Bestimmung (42; 75; 19; 91; 20; 38; 37); Eine CEA-Bestimmung hat einen bedeutsamen Stellenwert für die Beurteilung einer postoperativen Verlaufskontrolle (42; 20; 38). 31 • PET/CT (Positronen-Emissions-Tomographie/Computertomographie): PET ist ein nicht-invasives Verfahren, welches im Körper verlaufende Stoffwechselvorgänge darstellen kann (53; 23). Mittels ein mit radioaktiven Fluor markiertes Traubenzuckermolekül (FDG= Fluordesoxyglukose) (23) ist dieses Verfahren verhältnismäßig sensitiv bezüglich der Glukosemetabolisierung des Tumors (53). Es bietet eine gute Methode für den Nachweis auf Tumormetastasen (8; 23). bzw. Rezidive (99; 8; 57; 23). Auch Metastasen mit einem Durchmesser kleiner als 1 cm können mittels PET nachgewiesen werden (23). Eine Kombination zwischen PET und CT ermöglicht eine bessere Beurteilung, der in der PET nachgewiesenen positiven Befunde (57). • Immunszintigraphie (bei Verdacht auf Knochenmetastasen) (69) 1.1.10 Therapie Circa 90% der Tumoren können operiert werden (69; 99; 33; 72). Eine radikale Operation mit kompletter Entfernung des Tumors und seines Lymphabflussgebietes (69; 42; 37; 27) entlang der intestinalen Arterien bis zur Aorta (69) im Sinne einer R0-Resektion (42) wird bevorzugt. Ist die radikale Operation nicht möglich, so wird mit anderen Therapieoptionen, wie z.B. Chemo- bzw. palliative Therapie, zu behandeln versucht. Im Falle der malignen Polypen (T1-Karzinom) unterscheidet sich je nach Low-risk- oder High-risk-Situation die Therapie: • Low-risk-Situation (G1/G2 ohne Lymphgefäßinvasion): Hier ist die R0-Abtragung ausreichend. • High-risk-Situation (G3/G4 mit Lymphgefäßinvasion): Hier ist nach R0-Abtragung eine Nachresektion erforderlich. Die Gruppe der T1-Karzinome hat eine Lymphknotenmetastasierungsrate von 0-20%, wobei die Metastasierungsrate der Low-risk-Gruppe 0-4% beträgt (88). Etwa 10% der onkologischen Eingriffe am Kolon werden laparoskopisch durchgeführt (54). Früher wurde präoperativ zur Darmvorbereitung eine orthograde Darmspülung durchgeführt (8; 101). Heute wird laut Studien davon ausgegangen, dass die Darmspülung keinen Einfluss auf die Reduktion der Anastomoseninsuffizienz bzw. die Verbesserung des postoperativen Verlaufs hat. Indes kann 32 die Spülung zur Erhöhung der Elektrolytentgleisung und Verstärkung des Hungerstoffwechsels führen. Aus diesem Grund hat sich die Fast-Track-Chirurgie in vielen Bereichen der Viszeralchirurgie durchgesetzt. Die folgenden Punkte gehören zu den Zielen der Fast-Track-Chirurgie: • Verkürzung der stationären Behandlung • Beschleunigung der postoperativen Erholungsphase • Senkung der negativen Operationsfolgen und der Komplikationsrate (8) • Reduzierte orthograde Lavage • Frühzeitiger Kostaufbau • Unmittelbar postoperative Mobilisation (101) Zu den weiteren wichtigen Maßnahmen gehören die thorakale PDK (Periduralanalgesie), der frühzeitige Beginn des oralen Kostaufbaus und die Mobilisation der Patienten. Die Periduralanalgesie dient der Optimierung der perioperativen Schmerztherapie und Vermeidung der postoperativen gastrointestinalen Atonie. Bei Notfalleingriffen kann eine intraoperative Darmspülung erforderlich sein, um eine Stuhlimpaktierung und dadurch bedingte Darmwanddilatation zu vermeiden. Dies spielt eine Rolle bei stenosierenden Prozessen, wie z.B. Tumoren, Entzündungen oder Ileus (8) (s. Abb. 17). Zur notwendigen perioperativen Maßnahmen gehört die einmalige antibiotische Prophylaxe (69; 8; 11), die vorwiegend in der Narkoseeinleitung dem Patienten verabreicht wird (69; 8). Als Antibiotika werden meistens Cephalosporine der dritten Generation (Ceftriaxon) mit Metronidazol (Clont) eingesetzt (69). Dieses Vorgehen reduziert die Infektionsgefahr (8) und verringert damit das Auftreten von septischen Komplikationen (101). 33 Abbildung 17 : Intraoperative Darmspülung (sog. Wash. out) (8) Eine intraoperative Inspektion und Palpation der Leber ist auch bei unauffälligen präoperativen Staging erforderlich. Die intraoperative Sonographie der Leber ist nur bei verdächtigem präoperativen Staging sinnvoll. Die Kombination von Palpation und Sonographie der Leber hat eine hohe Sensitivität für die Erfassung von Lebermetastasen (91). Operationsprinzip: Zunächst wird eine mediane Laparotomie durchgeführt und nach dem Tumor gesucht (69; 11). Der Darm wird proximal und distal des Tumors abgebunden bzw. abgeklemmt um eine intraluminale Tumorzellverschleppung zu vermeiden (8). Je nach Tumorlokalisation werden alle Gefäße (Arterien, Venen) unterbunden, die zum Tumor führen (69; 27). An dem Tumor selbst darf nicht geschnitten werden (69; 8; 20), um eine Verschleppung der Tumorzellen (69) und damit die Bildung von intraoperativer Metastasierung zu vermeiden (40). Diese Vorgehensweise wird als „no touch isolation technique“ bezeichnet (69; 40; 8; 27). Nach Mobilisierung und Präparation des tumorenthaltenen Darmabschnitts wird das Mesocolon mit den Lymphknoten an der Mesenterialwurzel durchgetrennt (69). Es sollten mindestens 12 Lymphknoten entfernt werden (101; 96; 20; 27). Im Anschluss wird der Darmabschnitt mit dem Tumor und dem regionären Lymphabflussgebiet unter Einhaltung des möglichen Sicherheitsabstandes von 2 cm (91; 27) reseziert, welches als En-blocResektion bezeichnet wird (69). Im Falle einer Tumoradhärenz an die Nachbarorgane kann makroskopisch nicht zwischen einer Tumorinfiltration oder einer entzündlichen peritumorösen Reaktion unterschieden werden. Aufgrund dessen sollte in solchen Fällen 34 keine Biopsie oder Schnellschnittuntersuchung erfolgen, um eine Tumorzelldissemination zu vermeiden. Dies erklärt die Bedeutung der En-bloc-Resektion im Falle einer Tumorzelladhärenz zu umgebenden Organen bzw. Strukturen (91). Abschließend wird die Anastomose der Kolonenden durchgeführt (69; 75). Tabelle 7: Operatives Verfahren in Abhängigkeit der Tumorlokalisation (s. Abb. 18): Chirurgische Therapie des Kolonkarzinoms Sitz des Standardoperation Primärtumors Entferntes Lymphabflussgebiet und zentrales Gefäß/Anastomose Caecum und Colon HC rechts -A. ileocolica (8; 101; 11; 20; 72) ascendens (69; 8; 101; 11; 91; -A. colica dextra (8; 101; 11; 91; (69; 8; 101; 11; 91; 20; 30; 72) 20; 72) 20; 30; 72) -Das Mesokolon (69) /Ileotransversostomie (69; 8; 20; 72) Rechte Flexur und Erweiterte HC rechts -A. ileocolica proximales Colon (101; 91) -A. colica dextra transversum (101; 91) -A. colica media (101; 91) -das große Netz mit Ligamentum gastrocolicum und der Arkade der A. bzw. V. gastroepiploica dextra (91) Colon transversum Komplette Trans- -A. colica media (8; 91; 20; 72) (69; 8; 101; 91; 20; versum-Resektion -das große Netz (8; 91; 20; 72) mit 72) mit Mitresektion der Ligamentum gastrocolicum und der beiden Kolon- gastro-epiploischen Arkade (91) flexuren (69; 8; 91, 72), evtl. erweiterte HC rechts oder links je nach Lokalisation des Tumors zur rechten oder linken Flexur (69; 101; 20) 35 Colon descendens (8 ; HC links -A. mesenterica inferior (8; 20) 20 ; 30) (8; 20; 30) -A. colica media (linker Ast) /Transversorektostomie (8) Linke Flexur (101; 20) Erweiterte HC links -A. colica media (101; 20) -A. mesenterica inferior -A. colica sinistra (101; 20) /Aszendosigmoideostomie bzw. Aszendorektostomie (20) Sigma (69; 8; 101) Erweiterte Sigma- -A. mesenterica inferior (8; 101; resektion 91) (Entfernung von /Transversorektostomie (69) Sigma und colon descendens) (69) Tabelle 8: Operatives Vorgehen bei Kolonkarzinomsondersituationen: Sondersituationen (91) Sitz des Primärtumors Standardoperation Entferntes Lymphabflussgebiet und zentrales Gefäß/Anastomose Mehrfachkarzinome Kolektomie (69; 8) (69; 8) Entsprechend der Ausdehnung (16) /Ileorektostomie (69; 8) FAP (69; 91; 68) Proktokolektomie Ileoanastomie (69; 68) (69; 91; 68) (s. Abb. 19) HNPCC (91) Kolektomie beim Je nach Operation wird die Kolonkarzinom und entsprechende Anastomose Proktokolektomie durchgeführt. beim Rektumkarzinom (91) Karzinome auf Boden Proktokolektomie Ileum-Pouch-anale einer Colitis ulcerosa (8; (8; 91) Anastomose (8) 36 91) Bei Vorhandensein von solitäreren Leber- (69; 40; 94; 30) bzw. Lungenmetastasen (69; 40; 94) ist eine radikale Entfernung der Metastasen indiziert (69; 40; 94; 30). Da jedoch ca. 20% der Mutationsträger nicht an einem Karzinom erkranken, ist eine reine prophylaktische Protokolektomie beim HNPCC (Lynch-Syndrom) ohne Nachweis einer Neoplasie nicht indiziert (68). A B C D Abbildung 18: Standardoperationsverfahren beim Kolonkarzinom (A= HC rechts mit einer End zu End Ileotransversostomie, B= Transversumresektion, C= HC links mit Transversosigmoidostomie, D= Sigmaresektion mit einer Descendorektostomie) (11) 37 Abbildung 19: Proktokolektomie (8) Postoperatives Vorgehen: Der Patient erhält 5 bis 6 Tage eine Infusionstherapie. Nach dem ersten Stuhlgang beginnt, wie unten aufgeführt, der eigentliche Kostaufbau. Ab dem 8. bis 10. postoperativen Tag erfolgt die Verabreichung von Schonkost. Die Drainage wird am 3. bzw. 4. postoperativen Tag in den Verband abgeleitet und täglich gekürzt (s. Abb. 20). Die Fäden werden am ca. 10. postoperativen Tag entfernt (69). Tee Passierte Kost Flüssige Kost Schonkost Abbildung 20: Verlauf des postoperativen Kostaufbaus (69) Adjuvante Chemotherapie (postoperative Chemotherapie): Ziel der adjuvanten Chemotherapie beim Kolonkarzinom Patienten ist es die disseminierten Tumorzellen zu vernichten und damit das Langzeitüberleben dieser Patienten zu verbessern (88). Die R0-Resektion und die pathohistologische Stadienbestimmung (insbesondere pN-Stadium) spielen eine entscheidende Rolle für die Indikation zur adjuvanten Chemotherapie (89; 88; 96). Darüber hinaus sollte die Indikationsstellung zur adjuvanten Chemotherapie in Abhängigkeit vom Allgemeinzustand, der Lebenserwartung und von Begleiterkrankungen des Patienten erfolgen (88). 38 Die Indikation zur adjuvanten Chemotherapie erfolgt bei einem R0 resezierten Kolonkarzinom im UICC Stadium III (89; 69; 40; 42; 75; 19; 96; 65; 30; 72) (Dukes C= nodal positives Stadium N1-2) (40). In diesem Stadium wird Indikation zur adjuvanten Chemotherapie ohne Altersbeschränkung festgestellt (89; 54; 115). Als Standardtherapie wird in diesem Stadium die Oxaliplatin-haltige Chemotherapie empfohlen (89; 4; 79; 3; 54), z.B. FOLFOX4 (infusionales 5-FU, Oxaliplatin). Im Falle einer Kontraindikation gegen Oxaliplatin wird die Monotherapie mit Fluoropyrimidin (Capecitabin) empfohlen (89; 115). Die 6-monatige adjuvante Chemotherapie mit FOLFOX führt zur Verbesserung der 5-Jahresüberlebensrate um 15-20% (41). Der Einsatz der adjuvanten Chemotherapie bei Patienten ohne Risikofaktoren mit UICC Stadium II nach R0-Resektion wurde in vielen Studien diskutiert. Als Schlussfolgerung ergibt sich, dass die adjuvante Chemotherapie in diesem Stadium eingesetzt werden kann, unter der Voraussetzung, dass Nutzen und Risiken des Patienten in Betracht gezogen werden (89). Es ist anzumerken, dass der Überlebensvorteil in diesem Stadium bei ca. 3,6% liegt (4; 77; 79; 54; 115). Anderseits wird diese Art von Therapie bei Tumorpatienten im Stadium II mit Risikofaktoren (T4, Tumorperforation/-einriss, Operation unter Notfallbedingungen (Ileus, Perforation), Anzahl untersuchter Lymphknoten zu gering) erwogen (89; 88; 96; 79; 3). In diesem Fall liegt die Überlebensverbesserung bei ca. 7,2% (89; 54; 115). Sollte die adjuvante Chemotherapie in UICC Stadium II durchgeführt werden, können Fluoropyrimidine als Monotherapie eingesetzt werden (89; 88; 79; 54). Laut der MOSAIC-Studie profitieren die Patienten in Stadium II mit Risikofaktoren von der Kombinationstherapie FOLFOX (infusionales 5-FU, Oxaliplatin) (3; 54). Alternative Chemopharmaka: Bei Kontraindikation für eine Oxaliplatin-haltige Therapie sollte die orale Gabe von Fluoropyrimidinen (Capecitabin= Orale Prodrug von 5-Fu) als eine Monotherapie durchgeführt werden (89; 69). Eine spezifische Nebenwirkung von Oxaliplatin ist die peripher-sensible Neuropathie (28; 4; 3). Diese unangenehme Nebenwirkung tritt bei nahezu allen Patienten in unterschiedlicher Stärke auf, bildet sich jedoch nach Therapieabschluss in den meisten Fällen wieder zurück (3). Ergänzend zur Chemotherapie beim Kolonkarzinom im UICC Stadium III erfolgt die monoklonale Antikörpertherapie. Sie beinhaltet folgende Punkte: • Vaskulo-endothelialer Wachstumsfaktor: Bevacizumab (Avastin) ist ein Antikörper gegen Angiogeneserezeptoren (75; 28) und wird 4 Wochen postoperativ, dann alle 14 Tage in Kombination mit 5-Fu/Folinsäure+/- Irinotectan verabreicht (69). Bevacizumab 39 gilt als First-line-Therapie bei metastasierendem KRK (41). Die Wirksamkeit von Bevacizumab hinsichtlich des Überlebensvorteils in Kombination mit einer Irinotecanhaltigen Chemotherapie ist in einer auf dem Jahrestreffen der American Society of Clinical Oncology Anfang Juni 2003 vorgestellten großen randomisierten Phase-IIIStudie belegt worden (49). • Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor: Cetuximab (Erbitux) ist ein Antikörper gegen epidermale Wachstumsrezeptoren (EGFR) (75; 28) und wird bei Tumoren, die den EGFR exprimieren in Kombination mit Irinotectan gegeben (69). Die Behandlung mit Cetuximab ist nur erforderlich, wenn im Tumorgewebe das K-ras-Gen nicht mutiert ist (2; 109). Die Testung des K-ras-Gens erfolgt am bereits entnommen Tumorgewebe. Der monoklonale Antikörper Panitumab (vectibix) ist seit Dezember 2007 für die Behandlung von Tumorpatienten mit auf den Tumorzellen exprimierten EGFR (epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor) ohne mutiertes K-ras-Gen zugelassen. Die Mutation des K-ras-Gens in den Tumorzellen führt zur Anregung des Tumorwachstums. Diese Substanz wird eingesetzt, wenn die Kombinationstherapie, Fluoropyrimidin (wie 5FU), Oxaliplatin und Irinotecan keinen Erfolg erzielt hat. Die Patienten wurden zuvor mit 5-FU basierter Chemotherapie behandelt (26). Das Treiben von Sport während der Chemotherapie des Kolonkarzinoms verbessert die Überlebensrate um ca. 50% im Vergleich zu alleiniger Chemotherapie. Dies gilt auch für Patienten mit Mamma-Karzinom und bei einzelnen Fällen des Bronchialkarzinoms (71). Die körperliche Aktivität während der Chemotherapie ist zur Verminderung der Müdigkeit, Verbesserung und Aufrechterhaltung der Lebensqualität der Patienten von großer Bedeutung (116). Palliative Therapie: Circa 25% der KRK sind aufgrund der Fernmetastasierung oder des hohen Lebensalter inoperabel (99). Es erfolgt eine Unterteilung in: • Operation: Indikation bei onkologischer oder funktioneller Inkurabilität (42). Onkologische Inkurabilität bedeutet, dass die radikale Tumorexstirpation unter Vorhandensein von Fernmetastasen unmöglich ist, daher wird versucht, über die lokal radikale Tumorexstirpation (99) die Lebensqualität des Patienten zu verbessern (42). Die lokal radikale Tumorexstirpation gilt als beste Palliativoperation und ist beim KRK häufig möglich (99). Durch diesen Eingriff werden Tumorzerfall bzw. Blutung und 40 Ileus verringert bzw. vermieden (42). Bei einer funktionellen Inoperabilität im Sinne einer Stenose wird eine Umgehungsoperation (Entlastungsoperation) durchgeführt, um die Wiederherstellung der Darmpassage zu gewährleisten (42; 94) und einen drohenden Darmverschluss bzw. Ileus zu vermeiden (8) (s. Abb. 21). Sollte die Umgehungsoperation nicht möglich sein, so ist die Anlage einer Kolostomie (Anus praeternaturalis) nicht vermeidbar (69). Im Falle eines lokoregionären Lymphknotenrezidivs beim Kolonkarzinom, sollte falls möglich eine kurative komplette Resektion angestrebt werden (94). • Chemotherapie: Die Chemotherapie erfolgt mit Folinsäure, 5-FU und Oxaliplatin (FOLFOX 4) (40; 30). • Bestrahlung (69,94): Die Strahlentherapie der isolierten Knochenmetastasen, sollte bei Schmerzsymptomatik im Betracht gezogen werden. (94) Die Strahlentherapie spielt bei der Behandlung eines vorliegenden Kolonkarzinoms keine wesentliche Rolle (101). Abbildung 21: Umgehungsoperation (8) 1.1.11 Prognose Die 5-Jahres-Überlebensrate (5-JÜR) beim Kolonkarzinom beträgt durchschnittlich 55% (69) und ist vom Tumorstadium besonders abhängig (4) (s. Tab. 9). Nach elektivem Eingriff liegt die Letalität unter 3% (42) Tabelle 9: Die 5- Jahres-Überlebenszeit nach UICC (41): Stadium I Bis 95% Stadium II Bis 85% Stadium III Bis 65% Stadium IV Bis 5% 41 Die Prognose der Kolonkarzinom Patienten hängt von folgenden Faktoren ab • Primäres Tumorstadium (42; 24; 19; 30; 72): Hierzu gehört die Infiltration der Darmwand (pT), Vorliegen von Lymphknotenmetastasen (pN) und Fernmetastasen (pM) (11; 75; 106; 34; 33) (s. Tab. 1). • Differenzierungsgrad (42; 11; 72) (s. Tab. 4): o Low grade: G1, G2 o High grade: G3, G4 Die Prognose ist signifikant schlechter bei G3/4 (22; 28; 6) • Erfahrung und Sorgfalt des Operateurs (40; 6): Eine adäquate Lymphadenoektomie und Resektion des primären Tumors sind für die Prognose des Patienten entscheidend (6). Die 5-Jahres-Überlebenszeit steigt mehr als 30%, stadienabhängig (40; 41). • Residualtumorstatus nach Resektion (R-Status) (19; 6) (s. Tab. 5): Eine R0-Resektion, die auch durch erweiterte multiviszerale Resektion erreichet werden kann, hat einen guten prognostischen Effekt auf die Tumorpatienten (42). Die 5-Jahres-Überlebensrate bei diesen Patienten kann bis 70% oder mehr betragen (101). Die Patienten mit R0 entfernbaren Lebermetastasen haben eine 5-JÜR von 25-35% (69). • Invasion lymphatischer und venöser Gefäße (19; 6) • Tumorperforation (28) • Perineurale Infiltration (6) • Dedifferenzierung im Bereich der Invasionsfront (6) • Lymphoide (peri)tumoröse Infiltration: Hier besteht eine bessere Überlebenswahrscheinlichkeit insbesondere bei nachgewiesenen natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) bzw. Eosinophilie beschrieben (6). • Präoperativ erhöhte CEA-Wert im Serum (99; 28); Die CEA hat eine praktische Bedeutung für die Prognose der Tumorpatienten. Hohe Werte der CEA korrelieren mit schlechter Prognose, z.B. CEA-Werte > 20 ng/ml deuten auf eine schlechte Prognose. Bei noch höheren Werten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Fernmetastasen nachgewiesen werden können (99). 1.1.12 Rezidive Ein erhöhtes Risiko für Rezidive wird häufig in den ersten fünf Jahren nach der kurativen KRK Operation beobachtet. Es tritt im Sinne von Lokal- oder lokoregionärem Rezidiv (324%), metachronen Zweittumor (1,5-10 %) oder Fernmetastasen (25%) auf (95; 38). Ein besonders erhöhtes Risiko haben Patienten mit genetischer Veranlagung oder Patienten mit 42 fortgeschrittenen Tumorstadien (95). Fast die Hälfte der Rezidive treten innerhalb der ersten 18 Monate und knapp 15% treten nach 36 Monaten auf. Die Behandlung von Rezidiven ist schwierig und sollte in einem Therapiezentrum erfolgen. Eine Reoperation, meist in Form einer multiviszeralen Resektion, wird gelegentlich benötigt (101). 1.1.13 Komplikationen Die Komplikationen des Kolonkarzinoms werden eingeteilt in: • Durch den Tumor selbst verursachte Komplikationen o Obstruktion (69; 30; 72), Ileus und Invagination (69; 72) o Blutungen (9; 84; 30) o Ausbreitung des Karzinoms und Befall der Nachbarorgane (30) o Perforation (69; 9; 84; 30; 72): Als Folge kann es zu Fisteln bzw. Einbruch in die Nachbarorgane (69) oder in die Bauchhöhle und damit die Entstehung von fäkulenter Peritonitis kommen (9). o Kompression: Als Folge kann es zu Ureterstenose und Miktion- bzw. Potenzstörung kommen (69) o Höhere Tumor-Rezidivrate: Ca. 70% der Tumorrezidive treten vor allem in den ersten beiden postoperativen Jahren auf (41). o Bei Vorliegen einer HNPCC (Lynch-Syndrom) haben die Patienten ein erhöhtes Risiko zur Bildung anderer Tumore wie z.B. Endometrium-, Ovarial-, Magen-, Dünndarm-, Pankreas-, Gallenwege-, Ureter- oder Nierenbeckenkarzinom (69). • Durch die Operation hervorgerufene Komplikationen o Nachblutung (42) o Anastomoseninsuffizienz (69; 8; 101; 42; 72): Hier wird zwischen der früheren und der späten Anastomoseninsuffizienz unterschieden. Bei der früheren Anastomoseninsuffizienz (am 2.-4. postoperativen Tag) wird eine Relaparotomie mit Aufhebung der Anastomose unverzichtbar. Anderseits wird die späte Anastomoseninsuffizienz (ab 7. postoperativen Tag) aufgrund einer zwischenzeitlichen Verklebung des Drainagenkanals mit der freien Bauchhöhle unter konservativer Therapie im Sinne einer parenteralen Ernährung behandelt (42). Zu den Faktoren, die eine Anastomoseninsuffizienz begünstigen, gehören ein reduzierter Allgemeinzustand des Patienten, Immunsuppression, schlechte Durchblutung der Anastomose, instabile Naht, Notfalleingriff bei Ileus bzw. Perforation und Anastomosenbildung auf Spannung (101). 43 o Peritonitis (69; 8) o Intraabdominale Abszesse (8) o Verdauungsstörungen (8) o Mechanischer Ileus (42; 19): Der mechanische Ileus wird meistens durch Verwachsungen (42) oder Verlegung des Lumens durch den Tumor verursacht (19). 1.1.14 Prophylaxe Es wurde in Studien bewiesen, dass Personen mit höherer körperlicher Aktivität weniger Kolonpolypen und damit ein geringes Karzinomrisiko aufweisen. Die tägliche körperliche Aktivität von 30-60 Minuten reduziert das Risiko für das KRK. Bei Übergewichtigen oder Rauchern treten häufiger Kolonpolypen (Adenome) und somit KRK auf (90). Daher gelten regelmäßige körperliche Aktivität (69; 90), Gewichtsreduktion bei Personen mit BMI > 25 kg/m2 und Nichtrauchen als wichtige Maßnahmen für die Risikoreduktion eines KRK (90). Die Ernährung spielt eine weitere wichtige Rolle für die Risikoerhöhung bzw. -reduktion eines KRK. Eine ballaststoff- (viel Obst und Gemüse: Vitamin-C-haltige Nahrung), kalzium- (75; 90; 28), und folsäurereiche Ernährung ist mit geringem Risiko für KRK assoziiert. Anderseits gelten der tägliche Verzehr von rotem Fleisch und hoher Alkoholkonsum, insbesondere bei geringer Folsäureeinnahme, als risikosteigernd. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass die Alkoholmenge und nicht die Art des Alkohols eine entscheidende Rolle spielt (90). Ein erhöhter Alkohol- und Nikotinkonsum steigert das Risiko auf KRK (75; 90). Die Assoziation zwischen der Einnahme von ASS und der Risikoreduktion des KRK ist in mehreren Studien untersucht worden. Einige dieser Studien bestätigen den positiven Effekt von ASS-Einnahme auf die Risikoreduktion des KRK und berichten (89; 69; 76; 28; 30; 41), dass die Einnahme von ASS (2-3 Tabletten pro Woche) das Karzinomrisiko um ca. 40% reduzieren kann (69). In anderen Studien wurde dieser Zusammenhang nicht nachgewiesen. Daher wird aufgrund der unsicheren Daten und fehlenden Bewertung der Nutzen-Risiko-Relation von ASS-Einnahme, als primäre Prävention, für die asymptomatische Bevölkerung nicht empfohlen (76; 90). Die Einnahme von COX-2-Hemmer führt zur Senkung der Adenorezidivrate (89; 47) um 24-45% (89). Jedoch wird aufgrund kardiovaskulärer Nebenwirkung das Präparat nicht empfohlen (89; 28). Zu den empfohlenen Screeningverfahren gehören FOBT (FäkalOkkultes-Blut-Test), Koloskopie (84; 76; 19) und Sigmoidoskopie (19). 44 Tabelle 10: Screening auf Kolorektale Karzinome Screening auf Kolorektale Karzinome Für Nicht-Risikopatienten Für Risikopatienten -Anamnese, eine digitale rektale -Koloskopie vor dem 50. LJ.: Untersuchung (69), 3-mal Hämoccult- Bei Verwandten 1. Grad von KRK- Test: Die Kosten dieser oder Adenompatienten (< 60 LJ.); Untersuchungen werden bei Patienten das Untersuchungsintervall beträgt 5 Jahre ab dem 50. LJ. von allen gesetzlichen (41). Krankenkassen übernommen (69; 40; -Rektosigmoidoskopie bzw. Koloskopie ab 75). dem 10 LJ.: -Koloskopie: Die Kosten dieser Bei FAP-Patienten; das Untersuchungs- Untersuchung werden bei Patienten ab intervall beträgt ein Jahr (69; 97; 68). dem 55. LJ. von allen gesetzlichen -Koloskopie mit 15 Jahren: Krankenkassen übernommen (69; 30; Bei Patienten mit attenuierten FAP (75; 72). Bei einem unauffälligen Befund 97; 68), wenn keine Polypen gefunden sollte die Untersuchung in 10 Jahren werden, sollten die Patienten ab dem 20. erneut durchgeführt werden (69; 40; LJ. einmal jährlich koloskopiert werden 75; 30; 72). (97; 68). -Koloskopie ab dem 25 LJ.: Bei HNPCC- Patienten; das Untersuchungsintervall beträgt ein Jahr (69; 75; 36; 97; 68; 30; 41). 45 1.1.15 Nachsorge Die Nachsorgeuntersuchungen sind für Tumorpatienten nach der kurativen Operation unabhängig vom Tumorstadium bedeutend (95). Ihre Bedeutung liegt in der Früherkennung von Tumorrezidiven (101; 42; 11; 38), Fernmetastasen und Zweittumoren (38). Die Erfassung der postoperativen Komplikationen gehört ebenso zu den Zielen der Nachsorgeuntersuchung (101). Sie dienen damit der Heilung bzw. Lebensverlängerung und Verbesserung der Lebensqualität von Tumorpatienten (95; 38). Sie sollen, zum Zwecke der Früherkennung und des frühzeitigen Handelns, in einem festen Zeitschema stattfinden (42). Aufgrund der geringen Rezidivrate und der günstigen Prognose von Tumorpatienten mit UICC Stadium I und nach R0-Resektion, wird eine regelmäßige Nachsorge nicht empfohlen. Eine Ausnahme stellen jedoch die Patienten mit hohem lokalem Rezidivrisiko dar, z.B. infolge einer etwaigen intraoperativen Tumoreröffnung oder Invasion der perikolischen Venen bzw. des angiolymphatischen Systems. Bei dieser Patientengruppe sollte die Nachsorge engmaschig erfolgen. Anderseits wird eine regelmäßige Nachsorge bei den Patienten mit UICC Stadium II, III nach R0-Resektion vor allem, wenn bei diesen Patienten eine therapeutische Konsequenz zu erwarten ist, dringend empfohlen (95). Die Nachsorge wird nach Abtragung eines kleinen hyperplastischen Polypen (< 1 cm), bei Patienten mit negativer Familienanamnese für KRK nicht empfohlen. Eine Ausnahme gilt für die nicht-neoplastischen Polyposiserkrankungen, bei denen das Karzinomrisiko erhöht ist. Daher benötigen die insoweit betroffenen Patienten eine engmaschige Nachsorge (89). Für die Tumornachsorge sind folgende Untersuchungen von Bedeutung: • Anamnese, körperliche Untersuchung, Abdomensonographie (69; 76; 95; 38) und Labor (Tumormarker (CEA), BSG) (99; 36): Die Kontrolle des CEA-Werts sollte in den ersten zwei Jahren alle sechs Monate (69; 95; 38), dann jährlich erfolgen (69). Eine hohe CEA benötigt weitere diagnostische Maßnahmen im Sinne von Bildgebenden Verfahren oder PET. Die Bestimmung der CEA in der Nachsorge ist für die Früherkennung der Lebermetastasen sogar besser geeignet als Koloskopie, CT und Sonographie. Trotz der schwankenden Sensitivität (53-82%) der Abdomensonographie zum Nachweis von Lebermetastasen (95), wird sie aufgrund der einfachen Handhabung und der niedrigen Kosten in der Nachsorge zur Entdeckung von Lebermetastasen empfohlen (95; 38). 46 • Röntgen-Thorax (69; 99; 40; 36; 76; 38): Diese Untersuchung wird zunächst jährlich (69; 76) und ab dem dritten Jahr alle zwei Jahre durchgeführt (69). • Koloskopie (69; 99; 40; 76; 95; 38): Innerhalb von 6 Monaten postoperativ sollten alle Patienten eine komplette Koloskopie erhalten. Die Koloskopie wird nach 3 Jahren und dann alle 5 Jahre durchgeführt, um metachrone Karzinome oder Polypen rechtszeitig zu entdecken. Eine jährliche endoskopische Untersuchung sollte bei Patienten mit FAP bzw. HNPCC postoperativ durchgeführt werden (95). Bei Patienten mit abgetragenen Adenomen hängt der Zeitpunkt der Kontrollkoloskopie von Anzahl, Größe und Histologie der abgetragenen Adenome ab, d.h. eine hohe Anzahl, große Polypen, unvollständige Entfernung und hohe intraepitheliale Neoplasie sind wichtige Punkte für die frühzeitig einsetzbare Kontrollkoloskopie (89). Beispielsweise ist nach der Entfernung von ein oder zwei kleinen tubulären Adenomen (< 10 mm) die Kontrollkoloskopie nach 5 Jahren ausreichend. Da aber diese Konstellation in der Praxis häufiger vorkommt, wird die Kontrollkoloskopie statt nach 5 Jahren, bereits nach 3 Jahren empfohlen. Anderseits wird sie nach 3 Jahren nach der Entfernung von drei oder mehr Adenomen oder Adenomen > 10 mm bzw. Adenomen mit villöser oder hochgradiger Neoplasie empfohlen. Wenn aber die Patienten zehn oder mehr Adenome haben, wird die Kontrollkoloskopie bereits nach einem Jahr durchgeführt. Im Falle anderer Läsionen, in Form von SSA, TSA oder gemischten Polypen, wird die Kontrollkoloskopie nach der totalen Resektion erst nach drei Jahren empfohlen. Nach der Resektion eines singulären hyperplastischen Polypen ist keine gesonderte Kontrollkoloskopie erforderlich, hier gilt also wie bei der unauffälligen Koloskopie das Zehn-JahresKontrollintervall (88). • Kolon-Doppelkontrasteinlauf: Diese Methode dient vor allem zur Erkennung von Anastomosenrezidiven bei Anastomosen, die höher als 25 cm ab ano liegen (99). Heute ist diese Untersuchung obsolet (89). Der Kolonkontrasteinlauf, die virtuelle Kolonographie (CT, MRT) und PET haben laut „S3-Leitlinienkonferenz, Kolorektales Karzinom“ 2004 in der Nachsorge keinen Stellenwert mehr (95; 38). 47 1.2 Kapseldurchbruch Unter dem Begriff Kapseldurchbruch wird der Austritt von Tumorzellen bei metastasierten Lymphknoten durch die fibröse Lymphknotenkapsel in das perinodale Fettgewebe verstanden (1; 122; 123; 56) (s. Abb. 22-24). Die Malignität des Tumors ist eine wichtige Voraussetzung für die Bildung von Lymphknotenmetastasen (86). Die Tumorzellen gelangen über die afferenten Lymphgefäße (112) in die regionären Lymphknoten (86). Zum Beginn ihrer Ausschwemmung, befinden sich die Tumorzellen im Randsinus der Lymphknoten. Dann greifen sie das eigentliche Parenchym der Lymphknoten an. Dieser Prozess begünstigt den Einbruch von Tumorzellen in das Gefäßsystem. Es werden Mikrometastasen (< 2 mm Karzinomverbände) von Makrometastasen (> 2 mm Karzinomverbände) unterschieden. Bei hoher Wachstumstendenz können die Metastasen die Lymphknotenkapsel durchbrechen. Dieser Vorgang kann bei der Prognosebestimmung eine wichtige Rolle spielen (112). Der Kapseldurchbruch stellt sich in vielen Studien als wichtiger unabhängiger Parameter für die Prognose der Tumorpatienten dar (1; 123; 56; 21; 46; 39; 110; 14; 25). Die Fähigkeit der Tumorzellen, sich in die Lymphknoten ausbreiten zu können und durch die fibröse Lymphknotenkapsel hin durchzudringen, spiegelt die Invasivität und damit die Aggressivität des primären Tumors wider (123; 56; 21; 39; 110; 61; 16; 22; 29; 63; 64). Patienten mit extrakapsulären Metastasen zeigen eine schlechtere Prognose (122; 123; 56; 21; 25; 121) und eine schlechte Ansprechbarkeit auf die adjuvate Chemotherapie im Vergleich zu Patienten ohne extrakapsuläre Metastasen (123). Die prognostische Bedeutung eines Kapseldurchbruchs ist bei mehreren malignen Erkrankungen, wie beispielsweise Mamma-, Ösophagus-, Prostata-, Vulva-, Blasen-, Lungen-, Kopf- bzw. Hals-, und Dickdarmkarzinom untersucht worden (122; 123). Bei allen diesen Tumoren haben Patienten mit Kapseldurchbruch eine erkennbar verminderte Überlebensrate (122; 123; 56; 21; 46; 39; 104). Der Kapseldurchbruch ist ein häufiges Phänomen bei Patienten mit gastrointestinalen Tumoren (122; 123). Der Nachweis eines Kapseldurchbruchs in den chirurgischen Resektaten ist nicht nur für die Beurteilung der Prognose von Tumorpatienten wichtig (52), sondern auch für die Bestimmung postoperativer Therapiestrategien für diese Patienten (122; 123; 56; 25). Studien zufolge tritt ein Kapseldurchbruch in fortgeschrittenen T- und N-Stadien mit großer Wahrscheinlichkeit auf (122). Eine Korrelation zwischen Vorhandensein des Kapseldurchbruchs und der Anzahl der metastasierten Lymphknoten (122; 123; 56; 110; 63) und Lympho- bzw. vaskulärer Invasion wurde in einigen Studien festgestellt (122; 123). Laut 48 einer Studie korreliert der Kapseldurchbruch ebenso mit der Größe der Lymphknotenmetastase, vor allem bei einem Durchmesser vom > 3 cm (21; 25; 16; 103; 104). Ebenso konnte der Kapseldurchbruch auch in etwa 20% der Fälle bei kleinen Lymphknotenmetastasen mit einem Durchmesser < 1 cm nachgewiesen werden (25; 16; 103; 104). Der Kapseldurchbruch kann bei kleinen, peripher gelegenen Metastasen vorkommen, wenn sich Tumorzellembolien primär in intra- oder juxtakapsulären Lymphgefäßen eingesiedelt haben (25; 114). Trotz dieser Korrelation mit anderen bekannten prognostischen Faktoren wurde der Kapseldurchbruch als unabhängiger signifikanter prognostischer Parameter identifiziert (122). Die prognostische Bedeutung des Kapseldurchbruchs wurde in anderen Studien weiter erforscht, wobei die Überlebensrate der Patienten ohne Lymphknotenmetastasen, Patienten mit nur intrakapsulären Lymphknotenmetastasen und Patienten mit extrakapsulären Lymphknotenmetastasen (mit Kapseldurchbruch) verglichen worden sind. In dieser Vergleichsstudie konnte festgestellt werden, dass die lymphatische Ausbreitung der Tumorzellen nicht wesentlich auf die Prognose verschlechternd auswirkt, solange noch die Lymphknotenkapsel intakt ist (56). Es ist nachgewiesen, dass ein Kapseldurchbruch, und zwar bei nur einer einzigen Lymph-knotenmetastase, zu einer vergleichbar schlechteren Prognose führen kann (56; 63). Ferner wird vermutet, dass der Kapseldurchbruch die Invasivität bzw. Aggressivität des primären Tumors sogar in einer immunologisch feindlichen Umgebung widergibt (122; 63). Eine andere Hypothese besagt, dass die umfangreiche lymphatische Ausbreitung zur lymphatischen Obstruktion führen kann. Das kann zur Folge haben, dass es zum Austritt von lymphatischer Flüssigkeit in das venöse System kommt (124; 125; 17), welches eine hämatogene Ausbreitung begünstigt (124; 125). Ein Zusammenhang zwischen dem Vorliegen des Kapseldurchbruchs und dem histologischen Typ eines primären Tumors wurde weder beim Speiseröhrenkrebs noch beim Magenkrebs nachgewiesen (122). 49 Abbildung 22: Metastasierte Lymphknoten mit Krebszellen (die Krebszellen dringen in die Lymphknoten ein und infiltrieren ihre Kapsel mit Eintritt in das perinodale Gewebe) (1) Abbildung 23: links: Intrakapsulärer Lymphknotenbefall mit einer umfangreichen perinodal desmoplastischen Reaktion (eine vorgedachte Linie stellt die bereits vorhandene Kapsel dar); rechts: Extrakapsulärer Lymphknotenbefall (das Adenokarzinom erstreckt sich durch die Kapsel in das perinodale Gewebe) (56) 50 Abbildung 24: oben: Intrakapsuläre Metastase beim Ösophaguskarzinom; unten: Extrakapsuläre Metastase beim Ösophaguskarzinom (der Pfeil zeigt auf den Kapseldurchbruch) (111) Die Diagnose des Kapseldurchbruchs kann mit Hilfe der folgenden Untersuchungsmethoden festgestellt werden: • Sonographie: Die Sonographie gilt als nicht-invasive und kostengünstige Methode zur Beurteilung von metastatisch befallenen Lymphknoten. Die Bezeichnung der malignen Lymphknoten bezieht sich auf folgende Punkte: ein Längsdurchmesser von mehr als 10 mm (abhängig von der Lokalisation), eine unregelmäßige Konfiguration, eine unscharf abgrenzbare Kontur, eine inhomogene Struktur, echoarm bzw. echofreie fokale Areale, Fehlen des echoreichen Binnenreflexes, Infiltration benachbarter Strukturen, eine ovale bis rundliche Form (113), und ein Kapseldurchbruch (126; 59). Die Sonographie eignet sich insbesondere bei der Lokalisation von oberflächlichen Lymphknoten (4-6 cm Tiefe). Ein Beispiel hierfür sind die im Kopf-Hals Bereich lokalisierten Lymphknoten. Mit einer Spezifität von 81,8% und Sensitivität von 78,6% stellt sich die Sonographie als zufriedenstellende diagnostische Maßnahme bei der Beurteilung eines Kapseldurchbruchs der zervikalen Lymphknotenmetastasen dar. Die Nichterkennung von mikroskopisch kleinen Kapseldurchbrüchen ist für die Mehrzahl der falsch negativen Ergebnisse verantwortlich (107). 51 Insbesondere die fortgeschrittenen Lymphknotenmetastasen zeigen sonomorphologisch einen Kapseldurchbruch (59), wobei sich der Kapseldurchbruch als unregelmäßige Kapselbegrenzung darstellt. Die befallenen Lymphknoten sind meistens vergrößert (107). • Dopplersonographie: Durch diese Untersuchung wird die Durchblutung der Lymphknoten und damit die möglicherweise vorhandene Tumorgefäßneogenese dargestellt (59); sie verstärkt die Diagnosestellung der malignen Lymphknoten (59; 107; 113). • Magnetresonanztomographie (MRT) (126): Als malignes Kriterium wird die unregelmäßige Begrenzung der Lymphknoten und ein Längsdurchmesser von mehr als 10 mm bezeichnet (113). Laut einer Studie zeigte das MRT aufgrund mangelnder Beurteilung der kleinen Lymphknoten (< 1 cm) und mikroskopisch kleiner Kapseldurchbrüche eine nur mäßig zufriedenstellende Sensitivität von ca. 74,4% und eine Spezifität von ca. 72,2% auf. Die Studie untersuchte die Bedeutung der MRT-Diagnostik bei der Beurteilung von zervikal befallenen Lymphknoten mit Kapseldurchbruch. Hierbei stellte sich die Lymphknotenrandschärfe als ein wichtiges Kriterium für die Diagnose des Kapseldurchbruchs heraus (108). • Biopsie der Lymphknotenmetastasen: Sie ist das Mittel der Wahl zur Sicherung der Diagnose (51) und Darstellung des Kapseldurchbruchs von metastasierten Lymphknoten. Der Kapseldurchbruch stellt sich unter dem Mikroskop als unregelmäßig verlaufende Kontur dar (123). Wind et al. untersuchten die prognostische Bedeutung des Kapseldurchbruchs der metastasierten Lymphknoten bei Kolonkarzinom Patienten (123). Es handelt sich um eine retrospektive Studie, die in einem Zeitraum von ca. 150 Monaten (Januar 1994 bis Mai 2005), 111 Patienten mit operiertem Kolonkarzinom und metastasierten Lymphknoten untersucht hat. Das Ergebnis dieser Studie zeigte, dass 58 der 111 Patienten einen Kapseldurchbruch hatten, d.h. bei mehr als der Hälfte der Patienten wurde ein Kapseldurchbruch nachgewiesen. Bei Patienten ohne Kapseldurchbruch hat die adjuvante Chemotherapie eine Verbesserung der Überlebensrate (p= 0.010) gezeigt. Bei Patienten mit Kapseldurchbruch hatte die adjuvante Chemotherapie allerdings keine Verbesserung erzielen können. Die univariaten Analysen dieser Studie zeigten, dass sich pN-Stadium (p < 0,001), extrakapsuläre Lymphknoteninfiltration (p= 0,003) und Lymphknoten-Ratio (p= 0,023) als signifikante prognostische Parameter darstellen. Der Kapseldurchbruch spiegelt in dieser Studie das aggressive biologische Verhalten des primären Tumors wider und wird als 52 unabhängiger prognostischer Parameter bezeichnet. Patienten mit nachgewiesenem Kapseldurchbruch haben im Vergleich zu Patienten ohne Kapseldurchbruch eine signifikant schlechtere Prognose. Ferner gilt der Nachweis des Kapseldurchbruchs als wichtiger Aspekt für die postoperativen Therapiestrategien. Interessanteweise wurde kein Unterschied in der Überlebensrate zwischen Patienten mit nur einem Kapseldurchbruch oder mehr als nur einem Kapseldurchbruch festgestellt (p= 0,784). Ebenso zeigte diese Studie, dass der Kapseldurchbruch häufig bei Patienten mit erhöhter Anzahl von metastasierten Lymphknoten, bei Patienten mit pN2 und bei Patienten mit schlecht differenzierten Tumoren vorkommt. Die 5-Jahres-Überlebensrate betrug bei pN-Stadium: • pN1: 65% • pN2: 14% p < 0,001 Die 5-Jahres-Überlebensrate betrug bei: • Intrakapsulärem Lymphknoten-Befall: 69% • Extrakapsulärem Lymphknoten-Befall: 41% p= 0,003 Die 5-Jahres-Überlebensrate betrug bei: • Lymphknoten-Ratio < 0,176: 67% • Lymphknoten-Ratio ≥ 0,176: 42% p= 0,023 Diese Werte zeigen, dass das variable pN-Stadium und die extrakapsuläre Lymphknoteninfiltration als unabhängige signifikante Prognoseparameter bezeichnet werden können. Die Identifizierung extrakapsulärer Invasion von Lymphknotenmetastasen als nützlicher prognostischer Parameter bei Patienten mit resektablen KRK, wurde von Komuta et al. in der unten beschriebenen Studie dargestellt (52). Die Studie konzentrierte sich auf die Muster der mikroskopischen Ausbreitung von Tumorzellen in den betroffenen Lymphknoten. Ferner untersuchte die Studie den Zusammenhang zwischen einer mikroskopischen Ausbreitung der Tumorzellen und der Überlebensrate von Patienten mit fortgeschrittenem Dickdarmkrebs. 53 Ebenso wurde festgestellt, dass die Überlebens- bzw. Rezidivrate der Tumorpatienten mit intrakapsulären Lymphknotenmetastasen besser bzw. niedriger ist, im Vergleich zu den Tumorpatienten mit extrakapsulären Lymphknotenmetastasen. Es gab in dieser Studie keine positive Korrelation zwischen Überlebens- und Rezidivrate der Tumorpatienten mit der gegenwärtigen TNM- bzw. Dukes-Klassifikation. So dass man zu dem Schluss gekommen ist, dass die sorgfältige Überprüfung der Lymphknotenmetastasen und die Identifizierung des Kapseldurchbruchs wichtige Informationen über die Existenz der Lokalbzw. Fernmetastasen geben kann. Hiermit stellt sich der Kapseldurchbruch als ein unabhängiger prognostischer Parameter dar. Darüber hinaus gab es keine positive Korrelation zwischen Art der Rezidive und der TNM bzw. Dukes-Klassifikation. Es fand sich jedoch ein Unterschied zwischen Lokal- und Fernmetastasen für Patienten mit bzw. ohne Kapseldurchbruch. Hieraus lässt sich ableiten, dass die Persistenz der Krebszellen im Bindegewebe um die metastasierten Lymphknoten für den oben genannten Unterschied verantwortlich sein kann. Die Studie von T. Fujii et al. über das kolorektale Karzinom, konnte den Einfluss eines Kapseldurchbruchs auf die Ausbreitung von Tumorzellen in die entfernten Lymphknoten bestätigen. Es wurde folglich eine statistisch signifikante Korrelation zwischen der Existenz eines Kapseldurchbruchs bei Lymphknotenmetastasen im pN1-Stadium und dem Auftreten von Lymphknotenmetastasen im pN2-Stadium nachgewiesen (29). Heide et al. untersuchten die Bedeutung einer extrakapsulären Invasion von metastasierten Lymphknoten beim Rektumkarzinom (39). In der Studie wurden 145 Patienten mit behandeltem Rektumkarzinom in einem Zeitabstand von ca. 95 Monaten (Januar 1993 bis Dezember 2000) untersucht. Alle Patienten wurden präoperativ einem Fernmetastasenstaging in Form von Abdomensonographie, CT und Röntgen-Thorax unterzogen. Postoperativ erhielten die Patienten im Stadium II, III eine Radiochemotherapie. Darüber hinaus wurden die bekannten prognostischen Parameter wie UICC-Stadien, TNM-Klassifikation und Vorliegen der Lymphangiosis carcinomatosa beurteilt. Die Studie untersuchte, ob ein Kapseldurchbruch bei metastasierten Lymphknoten, einen Einfluss auf das Vorliegen von Lokal-, Fernmetastasen haben könnte. Über die Studie wird versucht, die prognostische Bedeutung des Kapseldurchbruchs mit den anderen bekannten prognostischen Faktoren (UICC-Stadium, T-, N-Stadium, Grading, Vorhandensein von Lymphangiosis) zu vergleichen. 54 Die Patienten waren in folgenden drei Gruppen unterteilt: • Gruppe 1: bestand aus 49 Patienten ohne Lymphknotenmetastasen • Gruppe 2: bestand aus 64 Patienten mit Lymphknotenmetastasen ohne Kapseldurchbruch • Gruppe 3: bestand aus 32 Patienten mit Lymphknotenmetastasen und Kapseldurchbruch Die obengenannte Studie zeigte, dass der Kapseldurchbruch nicht nur für das Lokalrezidiv verantwortlich war, sondern auch eine Assoziation mit der Existenz und der Häufigkeit von Fernmetastasen hatte. Diese Assoziation war jedoch nicht unabhängig vom Staging bzw. vom Vorhandensein der Lymphangiosis. Durch diese Studie wurde bewiesen, dass der Kapseldurchbruch einen Einfluss auf das Lokalrezidiv von Rektumkarzinom Patienten hatte, unabhängig von anderen prognostischen Faktoren (p= 0,044). Schließlich wurden UICC-Stadien (p < 0,001) bzw. Lymphangiosis (p= 0,002) als unabhängige prognostische Faktoren zur Beurteilung der systemischen Ausbreitung von Tumorzellen (Fernmetastasierung) bezeichnet. Die prognostische Bedeutung des Kapseldurchbruchs von metastasierten Lymphnoten bei Adenokarzinomen des distalen Ösophagus und des gastroösophagalen Übergangs wurde von Sjoerd M. Lagarde et al. in der unten beschriebenen Studie nachgewiesen (56). Die vorliegende Studie umfasste 251 Patienten mit metastasiertem Adenokarzinom des distalen Ösophagus und des gastroösophagalen Übergangs. Die Patienten wurden in einem Zeitraum von ca. 132 Monaten (Januar 1993 bis Januar 2004) auf das Vorliegen eines Kapseldurchbruchs untersucht. Alle diese Patienten erhielten eine transhiatale oder rechtsseitige transthorakale Ösophagoektomie und wurden prospektiv verfolgt. Von den 251 Patienten waren: • 85 Patienten mit Lymphknotenbefall ohne Kapseldurchbruch (dies entspricht 34%) • 166 Patienten mit Lymphknotenbefall mit Kapseldurchbruch (dies entspricht 66%) Ziel dieser Studie war • es, die Inzidenz der extrakapsulären Lymphknotenmetastasen bei Patienten mit Adenokarzinom am distalen Ösophagus und am gastroösophagalen Übergang zu bewerten; 55 • die Fragestellung zu diskutieren, ob eine positive Korrelation zwischen Vorhandensein des Kapseldurchbruchs und der Tiefe der primären Tumorinvasion bzw. Anzahl und anatomische Lage der befallenen Lymphknoten existiert; • der Beweis der prognostischen Bedeutung eines Kapseldurchbruchs und der Einflussnahme des Kapseldurchbruchs auf die Art des Tumorrezidivs. Die mediane Überlebenszeit der Patienten betrug: • ohne Kapseldurchbruch: 41 Monate • mit Kapseldurchbruch: 15 Monate (p < 0,001) • mit nur einem befallenen Lymphknoten mit Kapseldurchbruch: 21 Monate • mit zwei oder mehr befallenen Lymphknoten mit Kapseldurchbruch:12 Monate. Die Patienten mit nur einer intrakapsulären Lymphknotenmetastase hatten eine signifikant bessere Überlebensrate im Vergleich zu Patienten mit extrakapsulären Lymphknotenmetastasen (p= 0,002). Die lymphatische Ausbreitung der Tumorzellen und das Vorliegen eines Kapseldurchbruchs spielten eine große Rolle für das Überleben dieser Patienten. In der univariaten Analyse wurden pT (p< 0,001), Lymphknoten-Ratio (p < 0,001), Radikalität der Operation (p < 0,001), Differenzierungsgrad des primären Tumors (p= 0.002) und die Existenz des Kapseldurchbruchs (p < 0,001) als wichtige prognostische Faktoren für das Überleben der Tumorpatienten bezeichnet. Die multivariaten Analysen zeigten, dass pT (p= 0,001), Lymphknoten-Ratio (p < 0,001) und Kapseldurchbruch (p < 0,001) prognostisch unabhängige Faktoren waren. Die Anwesenheit des Kapseldurchbruchs betrifft eine Untergruppe von Patienten mit einem deutlich schlechteren Langzeitüberleben. Als Schlussfolgerung wird der Kapseldurchbruch als ein unabhängiger negativer prognostischer Faktor bezeichnet, der das aggressive biologische Verhalten des primären Tumors widerspiegelt. In dieser Studie wurde die positive Korrelation zwischen dem Vorhandensein des Kapseldurchbruchs und der Invasionstiefe des primären Tumors, der Anzahl befallener Lymphknoten und dem Vorliegen der befallenen Rumpflymphknoten nachgewiesen. Ebenso wurde eine Assoziation zwischen Art der Tumorresektion (Transthorakal vs. Transhiatal) und dem Vorliegen des Kapseldurchbruchs nachgewiesen. Bei Patienten mit transthorakalen Ösophagoektomie wurde der Kapseldurchbruch häufiger beobachtet. Dies kann damit erklärt werden, dass bei der transthorakalen Ösophagoektomie mehr Lymphknoten reseziert werden als bei anderen Verfahren. 56 Folgende Punkte waren vergleichbar zwischen Patienten mit oder ohne Kapseldurchbruch: • Alter (p= 0,470) und Geschlecht (p= 0,848) der Patienten • Differenzierungsgrad des Tumors (p= 0,146) • Vorhandensein des Barrett-Segments (p= 0,368). Diese Studie ergab keine Korrelation zwischen der Existenz eines Kapseldurchbruchs und dem Wiederauftrittsmuster des Tumors. Patienten mit oder ohne Kapseldurchbruch zeigten vergleichbar ähnliche Daten für die Art der Rezidive. Daisuke Tachikawa et al. untersuchten die prognostische Bedeutung des Kapseldurchbruchs bei Patienten mit Ösophaguskarzinom in einem Zeitraum von 150 Monaten (Juli 1985 bis Dezember 1997) (111). Die Gesamtzahl der Patienten betrug 141, davon waren 81 operiert und von den operierten Patienten hatten 46 Lymphknotenmetastasen. Die 46 Patienten wurden in zwei Gruppen unterteilt: • Gruppe 1: bestand aus 28 Patienten mit Lymphknotenmetastasen ohne Kapseldurchbruch (intrakapsuläre Lymphknotenmetastasen) • Gruppe 2: bestand aus 18 Patienten mit Lymphknotenmetastasen mit Kapseldurchbruch (extrakapsuläre Lymphknotenmetastasen) Eine positive Korrelation zwischen dem Vorliegen eines Kapseldurchbruchs und der Anzahl der metastasierten Lymphknoten (p < 0,01), Tiefe der Tumorinvasion (p < 0,001) und Vorhandensein der Fernmetastasen (p < 0,05), wurde durch dieser Studie bewiesen. Es gab aber keine signifikanten Unterschiede im Alter, im Geschlecht und im Gewebstyp zwischen beiden Patientengruppen (p > 0,05). Die Prognose war wesentlich schlechter bei Patienten mit drei oder mehr befallenen Lymphknoten. Die Studie zeigte, dass die Prognose bei Patienten mit drei oder mehr befallenen Lymphknoten ohne Kapseldurchbruch besser war, als für solche mit Kapseldurchbruch. So konnte über die Studie festgestellt werden, dass die Prognose der Patienten mit Kapseldurchbruch wesentlich schlechter war, als bei Patienten ohne Kapseldurchbruch. Die Studie über das Ösophaguskarzinom von R. Metzger et al. bestätigte, dass ein Kapseldurchbruch sich als ein unabhängiger negativer prognostischer Faktor darstellt (p= 0,001) und das aggressive biologische Verhalten des Tumors widerspiegelt. In der obengenannten 57 Studie kam ein Kapseldurchbruch beim Adenocarzinom des Ösophagus häufiger vor als bei Plattenepithelkarzinom des Ösophagus (64). Eine weitere Studie von R. Metzger et al. über Ösophaguskarzinome zeigte, dass Patienten mit Kapseldurchbruch eine Untergruppe von Patienten bilden, die ein deutlich schlechteres Langzeitüberleben aufweisen. In dieser Studie wurde der Kapseldurchbruch als ein unabhängiger negativer prognostischer Faktor bezeichnet, der nicht durch die neoadjuvante Chemotherapie beeinflusst wird (63). H. Alakus et al. untersuchten mittels einer retrospektiven Studie die prognostische Relevanz des Kapseldurchbruchs bei 159 Patienten mit operiertem primären Magenkarzinom in einem Zeitraum von ca. 106 Monaten (März 1996 bis Januar 2005). Mit Hilfe dieser Studie wurde bewiesen, dass der Kapseldurchbruch sich als ein unabhängiger Prognosefaktor darstellt (1). Aus diesem Grund sollte der Kapseldurchbruch beim Magenkarzinom als wichtiger Prognoseparameter neben der TNM-Klassifikation in Betracht gezogen werden. Von den 159 Patienten hatten 63 (39,65%) Patienten keine Lymphknotenmetastasen. Hingegen wurden bei 96 (60,3%) der untersuchten Patienten Lymphknotenmetastasen festgestellt. Bei 57 von 96 Patienten mit Lymphknotenmetastasen (N+) wurde ein Kapseldurchbruch nachgewiesen. Dies entspricht 59,4%. Es gab keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein eines Kapseldurchbruchs und folgenden Faktoren: Geschlecht (p= 0,382) der Patienten, Grad der Differenzierung (p= 0,741), pT-Stadium (p= 0,200) und Klassifikation nach Borrmann (p= 0,247), WHO (p= 0,462), Laurén (p= 0,944), Goseki (p= 0,768) oder Ming (p= 0,758). Dagegen zeigte die Studie einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein eines Kapseldurchbruchs und pN (p< 0,001), pM-Stadium (p= 0,048), und UICC-Klassifikation (p= 0,001). In dieser Studie spielte der Kapseldurchbruch insbesondere im pN1-Stadium eine wichtige Rolle, da in diesem Stadium die 5-JahresÜberlebensrate der Patienten ohne Kapseldurchbruch 52,5% betrug. Hingegen betrug die 5Jahres-Überlebensrate der Patienten mit Kapseldurchbruch 18,8% (p= 0,041). Diese Differenz beweist den großen Einfluss des Kapseldurchbruchs auf die 5-Jahres-Überlebensrate der Patienten. Die 5-Jahres-Überlebensrate betrug bei • Patienten ohne Kapseldurchbruch: 39% • Patienten mit Kapseldurchbruch: 13%. 58 Über die obengenannte Studie konnte bewiesen werden, dass die Prognose der Patienten mit Kapseldurchbruch deutlich schlechter war, im Vergleich zur Patienten ohne Kapseldurchbruch. Dünne et al. Untersuchten mittels einer Metaanalyse, die prognostische Signifikanz des Kapseldurchbruchs bei einer größeren Gruppe von Patienten mit Plattenepithelkarzinom im Kopf-Hals-Bereich (25). Diese Studie legte einen besonderen Wert auf die 5-JahresÜberlebenswahrscheinlichkeit der Patienten mit Halslymphknotenmetastasen, wobei es zwischen extrakapsulären bzw. intrakapsulären Lymphknotenmetastasen zu unterscheiden galt. Um die Bedeutung des Kapseldurchbruchs erfassen zu können, sollten große Patientenkollektive mit möglichst einheitlicher Therapie untersucht und über einen längeren Zeitraum beobachtet werden. Die Gruppe, die untersucht wurde, umfasste 1620 Patienten mit zervikalen Lymphknotenmetastasen. Bei 623 dieser Patienten wurde histologisch eine intakte Lymphknotenkapsel (intrakapsuläre Lymphknotenmetastasen) und bei den restlichen 997 Patienten histologisch ein perinodales Wachstum mit Kapselruptur (extrakapsuläre Lymphknotenmetastasen) nachgewiesen. Die 5-Jahres-Überlebensrate betrug bei • Patienten mit Lymphknotenmetastasen ohne Kapseldurchbruch: 58,1% • Patienten mit Lymphknotenmetastasen und Kapseldurchbruch: 30,7%. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der Kapseldurchbruch einen negativen Einfluss auf die 5-Jahres-Überlebensrate hatte. Es wurden häufig Metastasen, rezidive bzw. Fernmetastasen bei vorliegendem Kapseldurchbruch beobachtet. In dieser Studie wurde eine positive Korrelation zwischen prognostischer Signifikanz und perinodalem Wachstum bewiesen. 59 1.3 Fragestellung Die prognostische Bedeutung des Kapseldurchbruchs metastasierter Lymphknoten wurde an mehreren malignen Tumoren wie z.B. am Magen-, Ösophagus-, Rektum-, Mamma-, Vulva- und Blasenkarzinom sowie am Karzinom des Kopf-Hals-Bereichs untersucht (122; 123). Bisher gibt es allerding nur wenige Studien zum LK-Kapseldurchbruch beim Kolonkarzinom (123). In der vorliegenden Studie wurden deswegen retrospektiv 225 Patienten mit operiertem Kolonkarzinom auf das Vorhandensein eines Kapseldurchbruchs bei metastasierten Lymphknoten und dessen prognostische Bedeutung untersucht. Die Divergenz der Überlebensraten innerhalb eines TNM-Stadiums kann relativ groß sein (17), so dass andere prognostische Marker eine weitere sinnvolle Subgruppeneinteilung erlauben könnten. Anhand der vorliegenden Studie wurde versucht, insbesondere folgende Fragen zu beantworten: • Wie hoch ist die Rate der Lymphknotenmetastasierung? • Wie hoch ist der Anteil der LK mit extrakapsulären LK-Befall? • Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Kapseldurchbruch und klinisch pathologischen Parametern? • Hat der Kapseldurchbruch neben dem TNM-Stadium eine prognostische Bedeutung und kann er evtl. sogar neben dem TNM-Stadium als unabhängiger prognostischer Parameter dienen? 2 Material und Methoden 2.1 Studienprotokoll Für diese Studie wurden die Daten von 225 Patienten mit primär operiertem Kolonkarzinom in einem Zeitraum von 1997 bis 2008 retrospektiv analysiert. Alle Patienten wurden in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie der Universität zu Köln ihrer Tumorlokalisation entsprechend operiert. Die Operationen wurden mit kurativer Absicht entweder offen (über mediane Laparotomie) oder laparoskopisch durchgeführt. Das Resektat und die entfernten Lymphknoten wurden in die Pathologie geschickt. Abhängig vom Stadium des primären Tumors und der vorhandenen Lymphknotenmetastasen wurde die nachfolgende Therapieoption festgelegt. Standard war entsprechend den Leitlinien die adjuvante Chemotherapie ab einem UICC-Stadium III indiziert. 60 2.2 Datenerhebung Die Daten dieser Studie wurden aus verschiedenen Quellen entnommen: • Akten und Karteikarten der Patienten in der Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie der Universität zu Köln unter der Leitung von Prof. Dr. med. A. H. Hölscher. • Pathologische Befunde aus dem Institut für Pathologie der Universität zu Köln unter der Leitung von Prof. Dr. med. H.P. Dienes • das ORBIS-Programm der Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie der Universität zu Köln • Befunde aus dem Zentral- und Digitalarchiv der Uniklinik Köln • Überlebensdaten aus den Einwohnermeldeämtern Die gesammelten Daten wurden in einer Datenbank (Microsoft Excel 2000) eingetragen. Bei der Datenerhebung wurden folgende Gesichtspunkte berücksichtigt: • Tumorlokalisation • Status der Patienten (Patient lebt= 1, Patient verstorben= 0) • Geschlecht der Patienten (w= weiblich, m= männlich) • Art der Operation, Operationsdatum, Komplikation der Operation und welche Operateure? • Aufnahme- und Entlassungsdatum • Aufenthaltszeit der Patienten in der Klinik • UICC-Stadium nach UICC 2009 • Folgende Daten aus den pathologischen Befunden: o Ausstelldatum des pathologischen Berichtes o Versendetes Material o Tumorhistologie (mit der Frage, welche Art von Tumor vorliegt) o TNM- Klassifikation o L (Lymphgefäßbefall) o V (Gefäßbefall) o G (Grading) o R (Resektion) o LK ex. (Zahl entfernter Lymphknoten) o LK M (Zahl befallener Lymphknoten ohne Kapseldurchbruch) o LK caps. (Zahl befallener Lymphknoten mit Kapseldurchbruch) 61 Um die Überlebensstatistik anfertigen zu können, wurden die Einwohnermeldeämter angeschrieben und die erhobenen Daten in der Datenbank dokumentiert. Informationen über Diagnose, Nebendiagnose, postoperative Komplikationen, Aufnahmeund Entlassungsdatum stammten aus den Entlassungsbriefen und den Aufnahmekarteikarten der Patienten. Informationen über die Operationsart, Datum der Operation, intraoperative Komplikationen und den Operateur, wurden aus den Operationsberichten entnommen. Die Excel-Datei wurde in SPSS für Windows, Version 19.0 (Chicago IL) exportiert und mit diesem Programm ausgewertet. 2.3 Statistische Analyse der Daten Die Patienten wurden anhand der entfernten Lymphknoten in drei Gruppen unterteilt: • Patienten ohne Lymphknotenmetastasen (N-) • Patienten mit Lymphknotenmetastasen ohne Kapseldurchbruch (N+, caps-) • Patienten mit Lymphknotenmetastasen mit Kapseldurchbruch (N+, caps+) Mittels Kendall-Tau-b-Test erfolgte die Auswertung möglicher Zusammenhänge zwischen dem Kapseldurchbruch befallener Lymphknoten mit klinisch-pathologischen Parametern. Überlebensanalysen wurden unter Verwendung der Kaplan-Meier-Methode und mittels Log-Rank-Test durchgeführt. Die Durchführung der Cox-Regression diente zur Bestimmung prognostisch-statistischer Faktoren. p-Werte < 0,05 wurden als signifikant gewertet. 3 3.1 Ergebnisse Patientengruppe Von 225 Patienten waren 113 Frauen (50,2%) und 112 Männer (49,8%). Die Patienten waren zwischen 30 und 98 Jahre alt. Das mittlere Alter der Patienten lag bei ca. 67 Jahren. Der Beobachtungszeitraum (Follow-Up) pro Patient lag zwischen 0 und 153 Monaten. Der mittlere Beobachtungszeitraum der untersuchten Patienten entsprach insgesamt 73,37 Monaten. 62 3.2 Lymphknotenmetastasen Insgesamt wurden bei den 225 Patienten 4139 Lymphknoten entfernt. Die Anzahl der entfernten Lymphknoten pro Patient betrug im Schnitt ca. 19 Lymphknoten (Range 1- 84). Lymphknotenmetastasen wurden in 528 Lymphknoten nachgewiesen d.h. 12,7% der entfernten Lymphknoten waren von Tumorzellen befallen. Tabelle 11: Häufigkeitsverteilung von entfernten Lymphknoten (LK ex) und Lymphknotenmetastasen (LK M) LK ex LK M Gültig 219 220 Fehlende 6 5 Mittelwert 18,90 2,40 Median 16 0,00 Standardabweichung 10,983 4,241 Spannweite 83 28 Minimum 1 0 Maximum 84 28 Summe 4139 528 N Angaben Kapseldurchbruch Die Zahl metastatisch befallener Lymphknoten lag bei 528. Ein Kapseldurchbruch wurde in 224 (42,4%) befallenen Lymphknoten identifiziert. Von den 225 Patienten hatten 55 (24,4%) Patienten Lymphknotenmetastasen mit einem Kapseldurchbruch, 33 (14,7%) Patienten wiesen Lymphknotenmetastasen ohne einen Kapseldurchbruch und 116 (51,6%) Patienten keine Lymphknotenmetastasen auf. Bei 21 (9,3%) Patienten fehlten die Angaben bezüglich der Existenz eines Kapseldurchbruchs (s. Tab. 12). 63 Tabelle 12 : Häufigkeitsverteilung von Kapseldurchbruch bei Lymphknotenmetastasen Anzahl der Patienten Prozent (%) N- 116 51,6 N+, caps - 33 14,7 N+, caps+ 55 24,4 Gesamt 204 90,7 Fehlende Angaben 21 9,3 Gesamtzahl der Patienten 225 100 ∗ N- = keine Lymphknotenmetastasen, N+, caps- = Lymphknotenmetastasen ohne Kapseldurchbruch, N+, caps+ = Lymphknotenmetastasen mit Kapseldurchbruch 3.3 Häufigkeitsverteilung der Gesamtgruppe nach histopathologischen Parametern pTNM-Klassifikation Tumorinfiltrationstiefe (pT): Die Tiefeninfiltration des Tumors lag in einem (0,4%) der Fälle bei pT0, in 11 (4,9%) der Fälle bei pT1, in 32 (14,2%) der Fälle bei pT2, in 148 (65,8%) der Fälle bei pT3, in 26 (11,6%) bei pT4 und in zwei (0,9 %) der Fälle bei Tis. Tabelle 13: Häufigkeitsverteilung nach pT-Stadium T-Stadium Anzahl der Patienten Prozent (%) T0 1 0,4 T1 11 4,9 T2 32 14,2 T3 148 65,8 T4 26 11,6 Tis 2 0,9 Gesamt 220 97,8 Fehlende Angabe 5 2,2 Gesamtzahl der Patienten 225 100 64 Lymphknotenmetastasen (pN): Von den 225 Patienten wurden bei 116 (51,6%) Patienten keine Lymphknotenmetastasen festgestellt. Bei 103 (45,8%) Patienten wurden hingegen Lymphknotenmetastasen identifiziert. Die 103 Patienten mit Lymphknotenmetastasen wurden in 58 (25,8%) Patienten mit pN1 und in 45 (20%) Patienten mit pN2 aufgeteilt. Bei 6 (2,7%) Patienten fehlten die Angaben bezüglich des pN-Stadiums. Tabelle 14: Häufigkeitsverteilung nach pN-Stadium pN-Stadium Häufigkeit Prozent (%) pN0 116 51,6 pN1 58 25,8 pN2 45 20 Gesamt 219 97,3 Fehlende Angabe 6 2,7 Gesamtzahl der Patienten 225 100 Fernmetastasen (pM): Von den 225 Patienten wurden bei 68 (30,2%) Patienten Fernmetastasen nachgewiesen. Bei 128 (56,9%) Patienten wurden keine Fernmetastasen festgestellt. Bei 29 (12,9%) Patienten fehlten die Angaben bezüglich der Fernmetastasierung. Die Fernmetastasen kamen vor in Form von Lebermetastasen, Lungenmetastasen, lokalen Peritonealkarzinosen und Lymphangiosis carcinomatosa. Tabelle 15: Häufigkeitsverteilung nach pM-Stadium pM-Stadium Anzahl der Patienten Prozent (%) M0 128 56,9 M1 68 30,2 Gesamt 196 87,1 Fehlende Angaben 29 12,9 Gesamtzahl der Patienten 225 100 65 UICC-Klassifikation Bei der UICC-Klassifikation wurden 3 (1,3%) der Patienten dem Stadium 0 zugewiesen, 36 (16%) der Patienten hatten ein Stadium I, 63 (28%) ein Stadium II, 51 (22,6 %) ein Stadium III und 68 (30,2%) ein Stadium IV. Im Stadium II hatten 58 (25,8%) Patienten ein Stadium II A, 2 (0,9%) Patienten ein Stadium II B und 3 (1,3%) Patienten ein Stadium II C. Im Stadium III hatten 5 (2,2%) Patienten ein Stadium III A, 39 (17,3%) Patienten ein Stadium III B und 7 (3,1%) Patienten ein Stadium III C. Karzinome des Stadium IV wurden unterteilt in 54 (24%) Karzinome Stadium IV A und 14 (6,2%) Karzinome Stadium IV B. Anhand der unten dargestellten Tabelle ergibt sich, dass die Mehrzahl der Karzinome (30,2%) dem UICC-Stadium IV angehörten. Tabelle 16: Häufigkeitsverteilung nach UICC-Stadium UICC-Stadium Anzahl der Patienten Prozent (%) Stadium 0 3 1,3 Stadium I 36 16 Stadium II A 58 25,8 Stadium II B 2 0,9 Stadium II C 3 1,3 Stadium III A 5 2,2 Stadium III B 39 17,3 Stadium III C 7 3,1 Stadium IV A 54 24 Stadium IV B 14 6,2 Gesamt 221 98,2 Fehlende Angaben 4 1,8 Gesamtzahl der Patienten 225 100 66 Differenzierungsgrad: Die Karzinome wurden nach ihrem Differenzierungsgrad klassifiziert, wobei in 5 Fällen (2,2%) die Karzinome als gut differenziert (G 1) eingeteilt wurden. Die Karzinome wurden in 177 Fällen (78,7%) als mäßig differenziert (G 2) und in 14 Fällen (6,2%) als schlecht differenziert (G3) eingeteilt. Ein Differenzierungsgrad zwischen G1 und G2 wurde bei einem der Karzinome nachgewiesen. 18 (8%) der Patienten zeigten Karzinome mit einem Differenzierungsgrad zwischen G2 und G3. Zwei (0,9%) der Patienten wiesen Karzinome mit einem Differenzierungsgrad zwischen G3 und G4 auf. Bei etwa 8 (3,6%) der Patienten fehlten die Angaben bezüglich dem Differenzierungsgrad der Karzinome. Die Mehrzahl der Karzinome (78,7 %) wurde als mäßig differenziert (G 2) eingestuft. Tabelle 17: Häufigkeitsverteilung nach Differenzierungsgrad Differenzierungsgrad Anzahl der Patienten Prozent (%) G1 5 2,2 G2 177 78,7 G3 14 6,2 G 1 bis 2 1 0,4 G 2 bis 3 18 8 G 3 bis 4 2 0,9 Gesamt 217 96,4 Fehlende Angaben 8 3,6 Gesamtzahl der Patienten 225 100 Resektion 218 (96,9%) Patienten erhielten eine R0-Resektion und nur bei zwei (0,9%) der Patienten wurde die R1-Resektion durchgeführt. Bei 5 (2,2%) Patienten fehlten die Angaben über die Vollständigkeit der Tumorresektion (R0/R1). 67 Tabelle 18: Häufigkeitsverteilung nach der Vollständigkeit der Tumorresektion Resektion Anzahl der Patienten Prozent (%) R0 218 96,9 R1 2 0,9 Gesamt 220 97,8 Fehlende Angaben 5 2,2 Gesamtzahl der Patienten 225 100 3.4 Korrelationsanalysen 55 (24,4%) Patienten hatten Lymphknotenmetastasen mit Kapseldurchbruch (N+, caps+), und 33 (14,7%) Patienten hatten Lymphknotenmetastasen ohne Kapseldurchbruch (N+, caps-). Bei 21 (9,3%) der Patienten fehlten die Angaben bezüglich der Existenz eines Kapseldurchbruchs. Die in Klammern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die in der Zeile beschriebenen Parameter. 3.4.1 Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und Geschlecht der Patienten Geschlecht In der Korrelationsanalyse zwischen dem Geschlecht der Patienten und dem Kapseldurchbruch wurde kein statistisch signifikanter Zusammenhang festgestellt (p= 0, 339). Von den 112 Männern hatten 61 (61%) keine Lymphknotenmetastasen, 13 (13%) Lymphknotenmetastasen ohne Kapseldurchbruch und 26 (26%) Lymphknotenmetastasen mit Kapseldurchbruch. Anderseits hatten von den 113 Frauen 55 (52,9%) keine Lymphknoten- metastasen, 20 (19,2%) Lymphknotenmetastasen ohne Kapseldurchbruch und 29 (27,9%) Lymphknotenmetastasen mit Kapseldurchbruch. Tabelle 19: Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und Geschlecht Geschlecht N- N+, caps- N+, caps+ Gesamt Männer 61 (61%) 13 (13%) 26 (26%) 100 (100%) Frauen 55 (52,9 %) 20 (19,2%) 29 (27,9%) 104 (100%) Gesamt 116 (56,9 %) 33 (16,2%) 55 (27%) 204 (100%) 68 3.4.2 Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und histopathologischen Parametern pTNM-Klassifikation Tumorinfiltrationstiefe: In dieser Studie zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Kapseldurchbruch und der Infiltrationstiefe des primären Tumors (p= 0,077). Der Kapseldurchbruch wurde bei einem (9,1%) von insgesamt 11 Karzinomen des T1-Stadiums, bei zwei (6,7%) von insgesamt 30 Karzinomen des T2-Stadiums, bei 40 (29,6%) von insgesamt 135 Karzinomen des T3-Stadiums und bei 12 (54,5%) von insgesamt 22 Karzinomen des T4-Stadiums beobachtet. Bei zwei Tumoren des TisStadiums wurde kein Kapseldurchbruch nachgewiesen. Tabelle 20: Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und pT-Stadium T-Stadium N- N+, caps- N+, caps+ Gesamt T0 1 (100% ) 0 (0,0%) 0 (0,0%) 1 (100%) T1 10 (90,9%) 0 (0,0%) 1 (9,1%) 11 (100%) T2 26 (86,7%) 2 (6,7%) 2 (6,7%) 30 (100%) T3 68 (50,4%) 27 (20%) 40 (29,6%) 135 (100%) T4 8 (36,4%) 2 (9,1%) 12 (54,5%) 22 (100%) Tis 2 (100%) 0 (100%) 0 (0,0%) 2 (100%) Gesamt 115 (57,2%) 31 (15,4%) 55 (27,4 %) 201 (100%) Lymphknotenmetastasen: Es zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen dem Kapseldurchbruch und dem Lymphknotenstatus (p< 0,001). Der Kapseldurchbruch kam bei hohem pN-Stadium (87,2% der Karzinome im pN2-Stadium) häufiger vor als bei niedrigem pN-Stadium (45,7% der Karzinome im pN1-Stadium). Tabelle 21: Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und pN-Stadium pN-Stadium N- N+, caps- N+, caps+ Gesamt pN0 115 (99,1%) 1 (0,9%) 0 (0,0%) 116 (100%) pN1 1 (2,2%) 24 (52,2%) 21 (45,7%) 46 (100%) pN2 0 (0,0%) 5 (12,8%) 34 (87,2%) 39 (100%) Gesamt 116 (57,7%) 30 (14,9%) 55 (27,4%) 201 (100%) 69 Fernmetastasen: Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Kapseldurchbruch und der Fernmetastasierung (p= 0,025). Der Kapseldurchbruch wurde bei 33 (58,9%) von insgesamt 56 Karzinomen mit nachweisbaren Fernmetastasen (pM1) beobachtet. Anderseits wurde der Kapseldurchbruch bei nur 18 (14,8%) der Karzinome ohne nachweisbare Fernmetastasen (pM0) festgestellt. Tabelle 22: Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und pM-Stadium pM-Stadium N- N+, caps- N+, caps+ Gesamt pM0 87 (71,3%) 17 (13,9%) 18 (14,8%) 122 (100%) pM1 15 (26,8%) 8 (14,3%) 33 (58,9%) 56 (100%) Gesamt 102 (57,3%) 25 (14%) 51 (28,7%) 178 (100%) UICC-Klassifikation Es ergab sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der UICC-Klassifikation und dem Kapseldurchbruch (p= 0,006). Dieses Resultat ist nachvollziehbar, da der Kapseldurchbruch mit pN und pM-Stadien signifikant korrelierte. Der Kapseldurchbruch wurde nicht bei Karzinomen der Stadien 0, I und II festgestellt. Dagegen wurde der Kapseldurchbruch bei 51,2% der Karzinome im Stadium III und bei 58,9% der Karzinome im Stadium IV beobachtet und somit war er häufiger bei fortgeschritteneren UICC-Stadien. Tabelle 23: Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und UICC-Stadium UICC- N- N+, caps- N+, caps+ Gesamt Stadium 0 3 (100%) 0 (0,0%) 0 (0,0%) 3 (100%) Stadium I 36 (100%) 0 (0,0%) 0 (0,0%) 36 (100%) Stadium II 61 (96,8%) 2 (3,2%) 0 (0,0%) 63 (100%) Stadium III 0 (0,0%) 21 (48,8%) 22 (51,2%) 43 (100%) Stadium IV 15 (26,8%) 8 (14,3%) 33 (58,9%) 56 (100%) Gesamt 115 (57,2%) 31 (15,4%) 55 (27,4%) 201 (100%) Stadium 70 Differenzierungsgrad (Grading) Der Differenzierungsgrad von Kolonkarzinomen hatte keine signifikante Bedeutung für das Vorliegen eines Kapseldurchbruchs (p= 0,839). Der Kapseldurchbruch wurde bei 20% der gut differenzierten Karzinome, bei 24,8% der mäßig differenzierten und bei 40% der schlecht differenzierten Karzinome festgestellt. Tabelle 24: Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und Grading Grading N- N+, caps - N+, caps + Gesamt G1 4 (80%) 0 (0,0%) 1 (20%) 5 (100%) G2 100 (60,6%) 24 (14,5%) 41 (24,8%) 165 (100%) G3 4 (40%) 2 (20%) 4 (40%) 10 (100%) G 1 bis 2 1 (100%) 0 (0,0%) 0 (0,0%) 1 (100%) G 2 bis 3 3 (18,8%) 4 (25%) 9 (56,3%) 16 (100%) G 3 bis 4 0 (0,0%) 1 (100%) 0 (0,0%) 1 (100%) Gesamt 112 (56,8%) 31 (15,7%) 55 (27,8%) 198 (100%) Resektion Die Vollständigkeit der Tumorresektion (R0/R1) korrelierte nicht mit dem Vorliegen eines Kapseldurchbruchs (p= 0,151). 26,3% der Karzinome mit R0 und 100% der Karzinome mit R1 zeigten einen Kapseldurchbruch. Tabelle 25: Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und Resektion Resektion N- N+, caps- N+, caps+ Gesamt R0 114 (57,6%) 32 (16,2%) 52 (26,3%) 198 (100%) R1 0 (0,0%) 0 (0,0%) 2 (100%) 2 (100%) Gesamt 114 (57%) 32 (16%) 54 (27%) 200 (100%) 71 3.5 Prognostische Bedeutung histopathologischer Parameter In der univariaten Überlebensanalyse zeigte sich, dass sowohl das pT-Stadium, das pNStadium, das pM-Stadium, das UICC-Stadium als auch die Art der Resektion (R0, R1) einen signifikanten Einfluss auf das Überleben der Patienten haben. Während der Differenzierungsgrad (G) keinen signifikanten Einfluss auf das Überleben der Patienten hatte (s. Abb. 25-30) (s. Tab. 26). Tabelle 26: Darstellung der p-Werte von histopathologischen Parametern Kovariate pT pN pM UICC Resektion Grading (G) (R0, R1) p-Wert 0,001 < 0,001 < 0,001 < 0,001 0,002 0,412 Abbildung 25: Überlebenskurven zur Kaplan-Meier-Analyse in Bezug auf pT-Stadium 72 Abbildung 26: Überlebenskurven zur Kaplan-Meier-Analyse in Bezug auf pN-Stadium Abbildung 27: Überlebenskurven zur Kaplan-Meier-Analyse in Bezug auf pM-Stadium 73 Abbildung 28: Überlebenskurven zur Kaplan-Meier-Analyse in Bezug auf UICC-Stadium Abbildung 29: Überlebenskurven zur Kaplan-Meier-Analyse in Bezug auf die Resektion (R0, R1) 74 Abbildung 30: Überlebenskurven zur Kaplan-Meier-Analyse in Bezug auf Differenzierungsgrad (G) 3.6 Prognostische Bedeutung des Kapseldurchbruchs Es zeigte sich, dass das Überleben der Patienten ohne Lymphknotenmetastasen (N-) signifikant besser war als Patienten mit Lymphknotenmetastasen (p< 0,001). Die Existenz eines Kapseldurchbruchs bei Patienten mit Kolonkarzinom spielte in unserer Studie keine entscheidende Rolle für die Überlebensrate der Patienten. Mit anderen Worten, es wurde kein statistisch signifikanter Unterschied bezüglich der Überlebensrate zwischen Patienten mit Lymphknotenmetastasen mit bzw. ohne Kapseldurchbruch (N+ mit caps+ / caps-) festgestellt (s. Abb. 31; 32). Der p-Wert lag bei mehr als 0,21 (Log Rank (MantelCox)). Die 5-Jahres-Überlebensrate (5-JÜR) betrug bei: • Patienten ohne Lymphknotenmetastasen: 76,7% (SE ± 4,2%) • Patienten mit Lymphknotenmetastasen ohne Kapseldurchbruch: 42,3% (SE ± 9,3%) • Patienten mit Lymphknotenmetastasen mit Kapseldurchbruch: 30,5% (SE ± 6,6%) 75 Abbildung 31: Überlebenskurven zur Kaplan-Meier-Analyse in Bezug auf den Lymphknotenstatus I ∗ (LK_0_p0_p1) = keine Lymphknotenmetastasen, Lymphknotenmetastasen ohne KDB und Lymphknotenmetastasen mit KDB Abbildung 32: Überlebenskurven zur Kaplan-Meier-Analyse in Bezug auf den Lymphknotenstatus II ∗ (LK caps_0_1)= Lymphknotenmetastasen ohne KDB und Lymphknotenmetastasen mit KDB 76 Tabelle 27: Übersicht über p-Werte für die Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und histopathologischen Parametern Kovariate pT pN pM UICC- Resektion Grading 0,151 0,839 Stadium p-Wert 0,077 < 0,001 0,025 0,006 Mit Hilfe dieser Arbeit wurde somit festgestellt, dass es keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen einem Kapseldurchbruch und den folgenden Parametern gibt: • Geschlecht • Tumortiefe (pT) • Differenzierungsgrad (G) • Resektion (R) Anderseits zeigte unsere Studie, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Kapseldurchbruch mit dem Lymphknotenstatus (pN), der Fernmetastassierung (pM) und dem UICC-Stadium besteht (s. Tab. 27). 4 Diskussion Das kolorektale Karzinom stellt sich mit über 70.000 Neuerkrankungen (89; 88; 28) und ca. 30.000 Todesfällen pro Jahr in Deutschland (89; 88; 9; 84) als die zweithäufigste maligne Tumorerkrankung sowohl bei Männern als auch bei Frauen dar (81; 69; 40; 84; 24). Die 5-Jahres-Überlebensrate (5-JÜR) beim Kolonkarzinom beträgt durchschnittlich 55% (69). Die Prognose von Patienten mit Kolonkarzinom wird insbesondere anhand der TNMKlassifikation beschrieben (24; 106; 34; 33). Neben dem TNM-Stadium wird auch der Differenzierungsgrad (G) als möglicher prognostischer Marker diskutiert (22; 28; 6). Als weiterer entscheidender Prognose bestimmender Faktor zählt die Vollständigkeit der Tumorresektion (R-Status) (42). Ziel zahlreicher Studien ist die Etablierung weitere prognostischer Marker, um neben der TNM-Einteilung weitere Subgruppeneinteilungen zu erlauben, um dann ggfs. Individuellere Therapieentscheidungen zu treffen. 77 Daher wurde der Kapseldurchbruch in vielen Studien zu unterschiedlichen malignen Tumoren z.B. Mamma-, Ösophagus-, Prostata-, Vulva-, Blasen-, Lungen- Kopf- bzw. Halsund Dickdarmkarzinom auf seinen prognostischen Effekt hin untersucht (122; 123). Bei den meisten oben genannter Tumore wiesen Patienten mit einem Kapseldurchbruch metastatisch befallener LK eine verminderte Überlebensrate auf (122; 123; 56; 21; 46; 39; 104), wobei der Kapseldurchbruch ein relativ häufiges Phänomen bei gastrointestinalen Tumoren ist (122; 123). Da nur wenige Studien bisher die prognostische Relevanz des Kapseldurchbruchs beim Kolonkarzinom untersucht haben (123), hat sich unsere Studie damit beschäftigt, die prognostische Relevanz eines Kapseldurchbruchs beim Kolonkarzinom genauer zu durchleuchten. In der vorliegenden Studie wurden retrospektiv 225 Patienten mit primär operiertem Kolonkarzinom auf die Häufigkeit eines Kapseldurchbruchs metastasierter Lymphknoten und dessen prognostische Bedeutung untersucht. Ein weiteres Hauptaugenmerk unserer Studie war es, mögliche Zusammenhänge zwischen dem Kapseldurchbruch und klinisch-pathologischen Parametern aufzuzeigen. In dieser Studie lag die Zahl der Lymphknotenmetastasen bei 528 Lymphknoten von insgesamt 4139 entfernten Lymphknoten. Der prozentuale Anteil der Lymphknotenmetastasen lag bei 12,7%. In 224 (42,4%) Lymphknotenmetastasen wurde ein Kapseldurchbruch nachgewiesen. Von den 225 Patienten hatten 55 (24,4%) Patienten Lymphknotenmetastasen mit einem Kapseldurchbruch, 33 (14,7%) der Patienten Lymphknotenmetastasen ohne einen Kapseldurchbruch und 116 (51,6%) der Patienten keine Lymphknotenmetastasen. Bei etwa 21 (9,3%) der Patienten fehlten die Angaben bezüglich der Existenz eines Kapseldurchbruchs (s. Tab. 12). Von insgesamt 103 (45,8%) Patienten mit N+ (positive Lymphknotenmetastasen) wiesen 55 (24,4%) Patienten einen Kapseldurchbruch auf. Infolgedessen wurde der Kapseldurchbruch bei mehr als die Hälfte der Patienten mit Lymphknotenmetastasen nachgewiesen. Ein ähnliches Resultat brachte die Studie von J. Wind et al. Das Ergebnis dieser Studie zeigte, dass von 111 Patienten 58 einen Kapseldurchbruch hatten. Demzufolge wurde ein Kapseldurchbruch bei mehr als der Hälfte der Patienten nachgewiesen (123). Auch in der Studie von H. Alakus et al. über Magenkarzinome wurde der Kapseldurchbruch in über die Hälfte der Fälle nachgewiesen (1). 78 Bei der Studie von Sjoerd M. Lagarde et al. über das Adenokarzinom des distalen Ösophagus und des gastroösophagalen Übergangs wiesen 66% der Patienten mit Lymphknotenmetastasen einen Kapseldurchbruch auf (56). Ebenso zeigten Daisuke Tachikawa et al. mit ihrer Studie über Ösophaguskarzinome, dass der Kapseldurchbruch in über die Hälfte der Fälle nachgewiesen wurde (111). Der Kapseldurchbruch hatte in unserer Studie keinen statistisch signifikanten Zusammenhang mit dem Geschlecht der Patienten (p= 0,339), mit der Tumortiefe (pT) (p= 0,077), mit dem Differenzierungsgrad (G) (p= 0,839) und schließlich mit der Vollständigkeit der Tumorresektion (R) (p= 0,151) gezeigt. Die Studie von H. Alakus et al. zeigte ein ähnliches Resultat für das Magenkarzinom. Auch in dieser Studie konnte keine signifikante Korrelation zwischen dem Kapseldurchbruch und dem Geschlecht der Patienten (p= 0,382), der Tumortiefe (pT) (p= 0,200) und dem Differenzierungsgrad (G) (p= 0,741) gezeigt werden (1). Die Studie von Sjoerd M. Lagarde et al. über Adenokarzinome des distalen Ösophagus und des gastroösophagalen Übergang konnte keine signifikante Korrelation zwischen dem Kapseldurchbruch und dem Geschlecht der Patienten (p= 0,848), dem Differenzierungsgrad (p= 0,146) und Art der Resektion (R0/R1) (p= 0,181) aufzeigen (56), was mit dem Ergebnis unserer Studie übereinstimmt. Im Gegensatz zu unserer Studien, konnte die genannte Studie eine signifikante Korrelation zwischen dem Kapseldurchbruch und der Invasionstiefe des primären Tumors (pT-Stadium) (p < 0,001) zeigen. Weiterhin zeigten die Daisuke Tachikawa et al. für das Ösophaguskarzinom keine signifikante Korrelation zwischen dem Kapseldurchbruch und dem Geschlecht der Patienten (p > 0,05) (111). In dieser Studie zeigte sich allerdings eine signifikante Korrelation zwischen dem Kapseldurchbruch und der Tiefe der Tumorinvasion (pTStadium) (p < 0,01). Die Wind-Studie über Kolonkarzinome konnte analog zu unserer Untersuchung keine signifikante Korrelation zwischen dem Kapseldurchbruch und der Tiefe der Tumorinvasion 79 (pT-Stadium) (p > 0,05) nachweisen. Andererseits beschrieb jene Studie eine signifikante Korrelation zwischen dem Kapseldurchbruch und dem Grading (G3) (p= 0,001) (123). Ferner wurde in der vorliegenden Studie eine signifikante Korrelation zwischen dem Kapseldurchbruch und dem pN-Stadium (p< 0,001) beobachtet. Dabei kam der Kapseldurchbruch bei hohem pN-Stadium (87,2% der Karzinome im pN2-Stadium) häufiger vor als bei niedrigem pN-Stadium (45,7% der Karzinome im pN1-Stadium). Dies deutet daraufhin, dass ein Kapseldurchbruch häufiger auftreten kann, wenn mehr Lymphknoten befallenen sind. Für die Bildung von Lymphknotenmetastasen ist die Malignität des Tumors entscheidend. Diese Malignität begünstigt den Einbruch von Tumorzellen in die Lymphgefäße und damit den Befall der regionären Lymphknoten (86). Weiterhin wurde in unserer Studie ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Kapseldurchbruch und dem pM-Stadium (p= 0,025) nachgewiesen. Bei 33 (58,9%) von insgesamt 56 Karzinomen mit nachweisbaren Fernmetastasen (pM1) wurde ein Kapseldurchbruch beobachtet. Im Gegensatz dazu wurde ein Kapseldurchbruch bei nur 18 (14,8%) der Karzinome ohne nachweisbare Fernmetastasen (pM0) belegt. Daraus ergibt sich, dass der Kapseldurchbruch bei steigender Anzahl der entdeckten Fernmetastasen häufiger vorkam. Das oben genannte Ergebnis könnte die Hypothese stützen, dass der Kapseldurchbruch eine umfangreiche lymphatische Ausbreitung der Tumorzellen verursachen und damit zur lymphatischen Obstruktion führen kann. Infolgedessen kommt es zu einem Austritt der lymphatischen Flüssigkeit in das venöse System (124; 125; 17), welches eine hämatogene Ausbreitung begünstigt (124; 125). Eine andere Hypothese besagt, dass die Fähigkeit der Tumorzellen, sich in die Lymphknoten ausbreiten zu können und durch die fibröse Lymphknotenkapsel hin durchzudringen, die Invasivität und damit die Aggressivität des primären Tumors widerspiegelt (123; 56; 21; 39; 110; 61; 16; 22; 29; 63; 64). Aufgrund der signifikanten Korrelation zwischen dem Kapseldurchbruch mit dem pN- und pM-Stadium ergab sich auch ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Kapseldurchbruch und den UICC-Stadien (p= 0,006). 80 Eine signifikante Korrelation zwischen einem Kapseldurchbruch und pN-Stadium (p= 0,000), pM-Stadium (p= 0,048) und UICC-Klassifikation (p= 0,001) wurde analog zu unserer Studie in der Studie von Alakus et al. über Magenkarzinome beschrieben (1). Ebenfalls zeigte die Wind-Studie über das Kolonkarzinom einen signifikanten Zusammenhang zwischen einem dem Kapseldurchbruch und dem pN-Stadium (p= 0,002) und pM-Stadium (p= 0,031) (123). Auch in der Studie von Sjoerd M. Lagarde et al. über das Adenokarzinom des distalen Ösophagus und des gastroösophagalen Übergangs konnte eine signifikante Korrelation zwischen einem Kapseldurchbruch und pN-Stadium (p < 0,001) nachgewiesen werden (56). Die Studie von Daisuke Tachikawa et al. über Ösophaguskarzinome bewies eine signifikante Korrelation zwischen einem Kapseldurchbruch und pN-Stadium (p < 0,05) und pM-Stadium (p < 0, 05) (111), welches dem Ergebnis unserer Studie entsprach. Anhand unserer Studie konnte aufgezeigt werden, dass das Überleben der Patienten ohne Lymphknotenmetastasen (N-) signifikant besser war als das Überleben von Patienten mit Lymphknotenmetastasen (p < 0,001). Die Existenz eines Kapseldurchbruchs bei Patienten mit Kolonkarzinom spielte in unserer Studie allerdings keine entscheidende Rolle für das Überleben der Patienten. Die 5-Jahres-Überlebensrate (5-JÜR) betrug bei: • Patienten ohne Lymphknotenmetastasen: 76,7% (SE ± 4,2%) • Patienten mit Lymphknotenmetastasen ohne Kapseldurchbruch: 42,3% (SE ± 9,3%) • Patienten mit Lymphknotenmetastasen und Kapseldurchbruch: 30,5% (SE ± 6,6%) Die Studie über Magenkarzinome von Alakus et al. konnte beweisen, dass sich der Kapseldurchbruch befallener LK als ein unabhängiger Prognosefaktor darstellt. Die 5-Jahres-Überlebensrate betrug bei: • Patienten ohne Kapseldurchbruch: 39% • Patienten mit Kapseldurchbruch: 13%. 81 Es gab in der genannten Studie eine signifikante Korrelation zwischen dem Kapseldurchbruch und der 5-Jahres-Überlebensrate (5-JÜR) (p < 0,001) (1). Auch die Studie von Sjoerd M. Lagarde et al. konnte für die Adenokarzinome des distalen Ösophagus und des gastroösophagalen Übergangs zeigen, dass ein Kapseldurchbruch ein unabhängiger negativer prognostischer Faktor ist, der das aggressive biologische Verhalten des primären Tumors widerspiegelt. Die Anwesenheit eines Kapseldurchbruchs betrifft eine Untergruppe von Patienten mit einer deutlich schlechteren Langzeitüberlebensrate (p < 0,001) (56). Die mediane Überlebenszeit der Patienten betrug: • ohne Kapseldurchbruch : 41 Monate • mit Kapseldurchbruch : 15 Monate • mit nur einem befallenen Lymphknoten mit Kapseldurchbruch: 21 Monate • mit zwei oder mehr befallenen Lymphknoten mit Kapseldurchbruch:12 Monate. In der univariaten Überlebensanalyse von Wind et al. hatte sich der Kapseldurchbruch als ein signifikanter prognostischer Parameter dargestellt. Ein Kapseldurchbruch spiegelt in der genannten Studie das aggressive biologische Verhalten des primären Tumors wider. Patienten mit nachgewiesenem Kapseldurchbruch hatten vergleichsweise zu Patienten ohne Kapseldurchbruch eine signifikant schlechtere Prognose (p= 0,003) (123). Die 5-Jahres-Überlebensrate betrug bei: • intrakapsulärem Lymphknoten-Befall: 69% • extrakapsulärem Lymphknoten-Befall: 41%. Die Studie von Daisuke Tachikawa et al. über Ösophaguskarzinome zeigte, dass die Prognose bei Patienten mit drei oder mehr befallenen Lymphknoten ohne Kapseldurchbruch besser war, als bei solchen mit Kapseldurchbruch. So konnte über die Studie festgestellt werden, dass die Existenz eines Kapseldurchbruchs für die schlechte Prognose der Patienten verantwortlich war (p < 0,05) (111). Diese Schlussfolgerung stimmte mit Ergebnissen unserer Studie nicht überein. 82 Abschließend zeigten die Ergebnisse unserer Studie, dass kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Existenz eines Kapseldurchbruchs und der 5-JahresÜberlebensrate (5-JÜR) unserer Patienten vorliegt (p > 0,21). 83 5 Zusammenfassung In unserer Studie wurden die Daten von 225 Patienten mit primär operiertem Kolonkarzinom zwischen 1997 und 2008 retrospektiv auf das Vorhandensein eines Kapseldurchbruchs metastasierter Lymphknoten und auf dessen prognostische Bedeutung untersucht. Die mit Kolonkarzinom befallenen Patienten wurden in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie der Universität zu Köln unter der Leitung von Prof. Dr. med. A. H. Hölscher entsprechend der Tumorlokalisation primär operiert. Die prognostische Bedeutung metastasierter Lymphknoten mit Kapseldurchbruch wurde bei unterschiedlichen malignen Tumoren wie dem Magen-, Ösophagus-, Rektum-, Mamma-, Vulva- und Blasenkarzinom sowie bei Karzinomen im Kopf-Hals-Bereich untersucht (122; 76). Da bisher nur wenige Studien die prognostische Bedeutung des Kapseldurchbruchs beim Kolonkarzinom untersucht haben (123), war Ziel der vorliegenden Studie die Häufigkeit und die prognostische Bedeutung des Kapseldurchbruchs beim Kolonkarzinom näher zu durchleuchten. Zusätzlich sollten mögliche Zusammenhänge zwischen dem Kapseldurchbruch und histopathologischen Parametern aufgedeckt werden. Von den insgesamt 225 Patienten hatten 55 (24,4%) Lymphknotenmetastasen mit einem Kapseldurchbruch, 33 (14,7%) Patienten Lymphknotenmetastasen ohne einen Kapseldurchbruch und 116 (51,6%) Patienten keine Lymphknotenmetastasen. Bei etwa 21 (9,3%) der Patienten fehlten die Angaben bezüglich der Existenz eines Kapseldurchbruchs (s. Tab. 12). Es zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Kapseldurchbruch und dem Geschlecht der Patienten (p= 0,339), der Infiltrationstiefe des primären Tumors (pTStadium) (p= 0,077), dem Differenzierungsgrad der Karzinome (p= 0,839) und Vollständigkeit der Tumorresektion (R0/R1) (p= 0,151). Demgegenüber konnte anhand unserer Studie ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Kapseldurchbruch und dem Lymphknotenstatus (pN-Stadium) (p < 0,001), Fernmetastasen (pM) (p= 0,025) und damit UICC-Stadium (p= 0,006) festgestellt werden. In der Überlebensanalyse wurde kein signifikanter Unterschied zwischen Patienten mit Lymphknotenmetastasen ohne Kapseldurchbruch und Patienten mit Lymphknotenmetastasierung und Kapseldurchbruch nachgewiesen. 84 Die 5-Jahres-Überlebensrate (5-JÜR) betrug bei: • Patienten ohne Lymphknotenmetastasen: 76,7% (SE ± 4,2%) • Patienten mit Lymphknotenmetastasen ohne Kapseldurchbruch: 42,3% (SE ± 9,3%) • Patienten mit Lymphknotenmetastasen und Kapseldurchbruch: 30,5% (SE ± 6,6%) Zusammenfassend: Es wurde kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Existenz eines Kapseldurchbruchs und der 5-Jahres-Überlebensrate (5-JÜR) unserer Patienten nachgewiesen (p > 0,21). Die Ergebnisse unserer Studie stehen somit im Widerspruch zu vorherigen Untersuchungen mit kleineren Patientenkollektiven und lassen folglich weitere- im Idealfall prospektiveUntersuchungen sinnvoll erscheinen. 85 6 1) Literaturverzeichnis Alakus H, Hölscher AH, Grass G, Hartmann E, Schulte C, Drebber U, Baldus SE, Bollschweiler E, Metzger R, Mönig SP (2010): Extracapsular Lymph Node Spread: A New Prognostic Factor in Gastric cancer. Cancer. 116: 309–315 2) Allegra CJ, Jessup JM, Somerfield MR, Hamilton SR, Hammond EH, Hayes DF, McAllister PK, Morton RF, Schilsky RL (2009): American Society of Clinical Onkology Provisional Clinical Opinion: Testing for KRAS Gene Mutations in Patients With Metastatic Colorectal Carcinoma to Predict Response to Anti– Epidermal Growth Factor Receptor Monoclonal Antibody Therapy. 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Tumorlokalisation. .................................. 35 Tab. 8: Operatives Vorgehen bei Kolonkarziomsondersituationen ......................................... 36 Tab. 9: Die 5-Jahres-Überlebenszeit nach UICC ..................................................................... 41 Tab. 10: Screening auf kolorektale Karzinome. ....................................................................... 45 Tab. 11: Häufigkeitsverteilung von entfernten Lymphknoten (LK ex) und Lymphknotenmetastasen (LK M) ................................................................................................................... 63 Tab. 12: Häufigkeitsverteilung von Kapseldurchbruch bei Lymphknotenmetastasen ........... 64 Tab. 13: Häufigkeitsverteilung nach pT-Stadium .................................................................... 64 Tab. 14: Haüfigkeitsverteilung nach pN-Stadium.................................................................... 65 Tab. 15: Häufigkeitsverteilung nach pM-Stadium ................................................................... 65 Tab. 16: Häufigkeitsverteilung nach UICC-Stadium ............................................................... 66 Tab. 17: Häufigkeitsverteilung nach Differenzierungsgrad ..................................................... 67 Tab. 18: Häufigkeitsverteilung nach der Vollständigkeit der Tumorresektion ........................ 68 Tab. 19: Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und Geschlecht ......................................... 68 Tab. 20: Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und pT-Stadium ........................................ 69 Tab. 21: Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und pN-Stadium ....................................... 69 Tab. 22: Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und pM-Stadium ....................................... 70 Tab. 23: Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und UICC-Stadium ................................... 70 Tab. 24: Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und Grading .............................................. 71 Tab. 25: Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und Resektion ........................................... 71 Tab. 26: Darstellung der p-Werte von histopathologischen Parametern ................................. 72 Tab. 27: Übersicht über p-Werte für die Korrelation zwischen Kapseldurchbruch und histopathologischen Parametern ............................................................................................... 77 100 7.2 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Anatomie des Dickdarms .............................................................................................. 2 Abb. 2: Dickdarmhistologie, Aufbau der Dickdarmwandschichten .......................................... 4 Abb. 3: Querschnitt durch die Krypten, Längsschnitt durch die Krypten.................................. 4 Abb. 4: Arterielle Blutversorgung des Kolon ............................................................................ 5 Abb. 5: Einfluss des vegetativen Nervensystems auf das enterische Nervensystem ................. 7 Abb. 6: FAP (Familiäre Adenomatosis Poliposis Coli) ........................................................... 12 Abb. 7: Adenomatöse Polypen ................................................................................................. 13 Abb. 8: Villöses Adenom des Sigmoid, Tubulovillöses Adenom des Kolon .......................... 13 Abb. 9: Adenom-Karzinom-Sequenz ....................................................................................... 16 Abb. 10: Makroskopisches Wachstum des kolorektalen Karzinoms ....................................... 17 Abb. 11: Kolonkarzinom .......................................................................................................... 18 Abb. 12: Aufbau eines Lymphknotens ..................................................................................... 23 Abb. 13: Vergrößerter Ausschnitt von Lymphknoten .............................................................. 23 Abb. 14: Verkalkte Lebermetastase bei KRK .......................................................................... 24 Abb. 15: Kumulative Mortalität des kolorektalen Karzinoms in Abhängigkeit vom Okkultbluttest ...................................................................................................................................... 27 Abb. 16: Endoskopische Darstellung von Kolonkarzinom ...................................................... 30 Abb. 17: Intraoperative Darmspülung (sog. Wash. out) .......................................................... 34 Abb. 18: Standardoperationsverfahren beim Kolonkarzinom.................................................. 37 Abb. 19: Proktokolektomie ...................................................................................................... 38 Abb. 20: Verlauf des postoperativen Kostaufbaus ................................................................... 38 Abb. 21: Umgehungsoperation ................................................................................................ 41 Abb. 22: Metastasierte Lymphknoten mit Krebszellen ............................................................ 50 Abb. 23: Intrakapsulärer bzw. extrakapsulärer Lymphknotenbefall ........................................ 50 Abb. 24: Intrakapsuläre und extrakapsuläre Metastase beim Ösophaguskarzinom ................ 51 Abb. 25: Überlebenskurven zur Kaplan- Meier- Analyse in Bezug auf pT-Stadium .............. 72 Abb. 26: Überlebenskurven zur Kaplan- Meier- Analyse in Bezug auf pN- Stadium............. 73 Abb. 27: Überlebenskurven zur Kaplan- Meier- Analyse in Bezug auf pM- Stadium ............ 73 Abb. 28: Überlebenskurven zur Kaplan- Meier- Analyse in Bezug auf UICC-Stadium ......... 74 Abb. 29: Überlebenskurven zur Kaplan- Meier- Analyse in Bezug auf die Resektion (R0, R1) .................................................................................................................................................. 74 Abb. 30: Überlebenskurven zur Kaplan- Meier- Analyse in Bezug auf Differenzierungs-grad (G) ............................................................................................................................................ 75 101 Abb. 31: Überlebenskurven zur Kaplan-Meier-Analyse in Bezug auf den Lymphknotenstatus I................................................................................................................................................. 76 Abb. 32: Überlebenskurven zur Kaplan-Meier-Analyse in Bezug auf den Lymphknotenstatus II ............................................................................................................................................... 76 102 7.3 Abkürzungsverzeichnis A., Aa. Arteria, Arteriae APC adenomatous polyposis coli ASS Acetylsalicylsäure BMI Body-Mass-Index BSG Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit bzw. Beziehungsweise ca. Circa CCSA Colon Cancer-Specific Antigen CEA Carcino-Embryonales Antigen cm Zentimeter COX 2- Cyclooxygenase 2 -Hemmer Hemmer CT Computertomographie D Dimensional d.h. das heißt DCC deleted in colorectal cancer DNA Desoxyribonukleinsäure E. coli Escherichia coli EGFR Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor FAP Familiäre adenomatose Polyposis FDP Fluordesoxyglukose FLOFOX4 5FU, Oxaliplatin- Therapie FOBT Fäkaler okkulter Bluttest G Grading ggfs. Gegebenenfalls HC Hemicolektomie HNPCC Heriditäres nicht polypöses Kolonkarzinom Syndrom IEN intraepitheliale Neoplasie Inf. Inferior JÜR Jahres-Überlebens-Rate KDB Kapseldurchbruch kg Kilogramm KM Kontrastmittel 103 KRK kolorektales Karzinom l Liter LDH Lactatdehydrogenase LJ. Lebensjahr LK Lymphknoten LK caps Lymphknotenmetastasen mit Kapseldurchbruch LK ex Extrahierte Lymphknoten LK M Lymphknotenmetastasen LOH loss of hetrozygosity m Männlich M. Musculus m2 Quadratmeter MCC mutated in colorectal cancer ml Milliliter mm Millimeter MMR-Gene Mismatch-repair-System MRT Magnetresonanztomographie N. , Nn. Nervus, Nervi N- Keine Lymphknotenmetastasen N+ Lymphknotenmetastasen positiv ng. Nanogramm NK-Zellen N-Killer-Zellen o.g. oben genannte/r/s p-Wert Signifikanzwert PE Probeexzision PET Positronenemmissionstomografie R Residualtumor s. Abb. siehe Abbildung SE Standardfehler SSA Sessile serratierte Adenome Sup. superior TNM Tumor, Nodi, Metastase TSA Traditionelle serratierte Adenome UICC Union internationale contre le cancer 104 V. Vene vs. Versus w Weiblich z.B. zum Beispiel ZNS Zentralnervensystem 105 Mein Lebenslauf wird aus Gründen des Datenschutzes in der elektronischen Fassung meiner Arbeit nicht veröffentlicht. 106