Nr. 91 2/2014 Mitteilungen des Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck e.V. 30 Jahre – Unsere POLARIS hat Geburtstag POLARIS gestartet! – Mit diesen Worten wurde unsere Vereinszeitschrift im September 1984 geboren und feiert jetzt ihr 30jähriges Bestehen. Fast hätte das Jubiläum nicht eingehalten werden können, denn eine Kette unvorhergesehener Ereignisse hat diese Ausgabe erst sehr spät erscheinen lassen. Das bitte ich zu entschuldigen. Vor 30 Jahren sah das Heft noch ganz anders aus. Es war durchgehend schwarzweiß gedruckt, hatte 16 Seiten, und auf der Titelseite war eine Zeichnung der Sonne vom damaligen Redakteur Michael Möller abgebildet. Vorausgegangen war eine umfassende Mitgliederumfrage. Der ASL – damals hieß er noch Arbeitskreis Sternwarte Lübeck (siehe Bild) – hatte 58 Mitglieder, von denen 25 an der Umfrage teilnahmen. Es wünschten sich 17 Mitglieder ein eigenes Vereinsblatt, 6 lehnten dies ab. Parallel dazu gab es für die Mitglieder die amateurastronomische Zeitschrift Sternzeit und die URANIA des Naturwissenschaftlichen Vereins (NV), denn aufgrund einer Kooperation war jedes ASLMitglied auch automatisch Mitglied im NV. Mit der Eintragung in das Vereinsregister musste diese Bindung wieder aufgelöst werden. Später wurde die Sternzeit nach Abstimmung abbestellt, und die POLARIS wurde alleiniges Blatt für die Mitglieder. Seit der ersten Ausgabe hat sich die POLARIS erheblich gewandelt. Die ersten Ausgaben wurden auf einem CPM-Rechner mit Wordstar erstellt. Aktuell arbeiten wir mit der Desktop-Publishing-Software InDesign. Das Redaktionsteam ist inzwischen auf drei Leute angewachsen, um die Aufgaben bewältigen zu können. Das Erscheinungsbild der POLARIS hat sich grundlegend geändert. Sie wird derzeit vollfarbig auf hochwertigem Glanzpapier gedruckt und umfasst bis zu 44 Seiten. Für zeitgemäße Kommunikation wird auch eine elektronische Ausgabe erstellt. Wie die POLARIS in 30 Jahren aussehen wird, können wir jetzt noch nicht abschätzen. Einfach mal abwarten. :-) Torsten Lohf Titelbild und Rückseite Auf dem Titelbild dieser POLARIS ist anlässlich des runden Geburtstags die Jubiläumszahl 30 abgebildet. Um das zu erreichen, wurde die Aufnahme etwas angepasst, da es keine „30“ am Sternenhimmel gibt. Finden können wir dagegen mehrfach die Zahl „3“. Erst im letzten Jahr wurde die abgebildete „3“ im Sternbild Löwe (RA 09h 38m DEC 15˚ 17’) gefunden und trägt seitdem den Namen des Entdeckers: Greg‘s 3. Für das Titelbild wurden die Sterne etwas vergrößert, damit sie deutlicher zu sehen sind. Die hinzugefügte Null besteht aus den Sternen der Drei. Rechts sehen wir die Originalaufnahme von Greg‘s 3. Die Aufnahme gelang Andreas Goerigk, vielen Dank! Eine weitere „3“ finden wir im Sternbild Einhorn. Die Rückseite zeigt den Cocoon-Nebel (IC 5146) im Sternbild Schwan und die Dunkelwolke Barnard 168 (Torsten Brinker). „Greg‘s 3“ im Sternbild Löwe (Andreas Goerigk) Inhaltsverzeichnis S. 2 S. 2 S. 3 S. 3 S. 3 S. 3 S. 4 S. 4 S. 5 S. 6 S. 10 S. 10 S. 16 S. 19 S. 34 S. 34 S. 27 30 Jahre – Unsere POLARIS hat Geburtstag Titelbild und Rückseite Inhaltsverzeichnis Aus dem Verein Astro-Abende in der Sternwarte Neue Mitglieder Terminkalender Planetensudoku Sternwarte Lübeck: Vortragsprogramm Herbst/Winter 2014 Astro Aktuell (Oktober-Dezember 2014) Berichte Astronomische Forschung auf Basis des radioaktiven Zerfalls 6148 Sterne über Dänemark Nachtleuchtende Wolken Serien Das Sternbild Piscis Austrinus (Südlicher Fisch) Impressum Aus dem Verein Astro-Abende in der Sternwarte Der Verein trifft sich regelmäßig an den Astro-Abenden, die immer am ersten Mittwoch eines Monats (außer an Feiertagen) um 19:00 Uhr im Seminarraum der Sternwarte Lübeck beginnen. Die nächsten Termine lauten: 1. Oktober, 5. November und 3. Dezember 2014 Neue Mitglieder Als neue Mitglieder begrüßen wir recht herzlich: Björn Albrecht, Andreas Eberhardt, Jörg Grüllich und Knud Henke –– Terminkalender Oktober Mittwoch, 01.10. Donnerstag, 10.10. Sonntag, 19.10. Sonnabend, 25.10. Sonntag, 26.10. November Mittwoch, 05.11. Sonnabend, 08.11. Donnerstag, 20.11. Dezember Mittwoch, 03.12. Sonnabend, 6.12. Donnerstag, 18.12. Sonntag, 21.12. 19:00 Uhr 19:00 Uhr 18:12 Uhr 03:00 Uhr ASL Astro-Abend ASL-Fachgruppe „Digitale Astrofotografie“ Lübecker Staffel-Marathon (Wir laufen als „Sternkieker“ mit!) Mond bedeckt Ringplanet Saturn (siehe Seite 7) Ende der Sommerzeit 19:00 Uhr 16:00 Uhr 19:00 Uhr ASL Astro-Abend / Redaktionsschluss für die POLARIS Nr. 92 ASL-Fachgruppe „Visuelle Beobachtung“ ASL-Fachgruppe „Digitale Astrofotografie“ 19:00 Uhr 16:00 Uhr 19:00 Uhr ASL Astro-Abend ASL-Fachgruppe „Visuelle Beobachtung“ ASL-Fachgruppe „Digitale Astrofotografie“ 16:00 Uhr ASL Advents-Kaffeetrinken Vormittag Partielle Sonnenfinsternis März 2015 Freitag, 20.03. Sonnabend, 21.03. Astronomietag, Motto: „Schattenspiele“ Planeten-Sudoku Man fülle die Felder so aus, dass jede waagerechte Zeile, jede senkrechte Spalte und jedes Quadrat aus 3 mal 3 Kästchen die neun Planetensymbole jeweils nur einmal enthält. –– Sternwarte Lübeck Vortragsprogramm Herbst/Winter 2014 Abendvorträge Beginn: 20:00 Uhr, Dauer: ca. 60 Minuten 19.09.2014 26.09.2014 10.10.2014 31.10.2014 07.11.2014 14.11.2014 21.11.2014 28.11.2014 05.12.2014 12.12.2014 Weit, weiter, immer weiter Entfernungen im Weltall und ihre Bestimmung Dr. Erik Wischnewski Heureka, Horror, Hintergrundstrahlung Geschichte(n) der Kosmologie im 20. und 21. Jahrhundert Carsten Busch (Universität Hamburg, Geschichte der Naturwissenschaften) SOFIA – Auf Beobachtungsflug mit dem Stratosphärenobservatorium Dieser Vortrag hat Überlänge, Dauer ca. 90 Minuten! Jörg Dewitz Die Entstehung von Planetensystemen Prof. Dr. Robi Banerjee (Hamburger Sternwarte) Exotische Orte im Sonnensystem Volkmar Andres Der Sternenhimmel im Winter Andreas Goerigk Einsteins Gravitation: Was ist ein gekrümmter Raum? Dr. David Walker Irrweg Inflation: Kosmologie in der Krise? Dirk Lorenzen, Wissenschaftsjournalist Ferne Welten – oder: Was der Mensch im All zu suchen hat Marcus T. Maier Unser Weltall, Zufall oder Schöpfung? Volkmar Andres Sternenabende für Kinder Beginn: 18:00 Uhr, Dauer: ca. 45 Minuten 26.09.2014 Sternzeichen und ihre Bedeutungen Eileen Hoßfeld und Jacqueline Schmalmack 31.10.2014 Pu der Bär sucht den großen Bären Volkmar Andres 28.11.2014 Tierische Raumfahrer Isabel Möllner und Dr. Ulrich Steinmann 12.12.2014 Auf der Suche nach dem Hundestern Michael Kremin und Torsten Lohf –– Astro Aktuell Auf- und Untergangszeiten für Sonne und Mond sind für Lübeck gerechnet. Die Kürzel hinter den Planetennamen beziehen sich auf die angegebene Uhrzeit: Aufgang – Planet im Osten; Kulmination – Planet im Süden; Untergang – Planet im Westen Alle Uhrzeiten beziehen sich auf die aktuell gültige Ortszeit. September 2014 Sonne und Mond Sonne Mittag Sonne und Mond Aufgang Untergang Zeit Höhe Sonne Mittag 10.09. 06:41 19:46 41,0° Aufgang Untergang 13:14 Zeit Höhe 20.09. 06:59 19:21 13:11 37,1° 10.09. 06:41 19:46 13:14 41,0° 30.09. 07:17 18:57 13:07 33,2° 20.09. 06:59 19:21 13:11 37,1° 30.09. 07:17 18:57 13:07 33,2° Mond Aufgang Untergang Transit Höhe 02.09. 14:56 23:40 17,9° Mond Aufgang Untergang 19:20 Transit Höhe 09.09. 19:44 07:05 02.09. 14:56 23:40 19:20 17,9° 16.09. 00:01 15:19 07:15 54,7° 09.09. 19:44 07:05 24.09. 07:16 19:05 13:16 33,4° 16.09. 00:01 15:19 07:15 54,7° 24.09. 07:16 19:05 13:16 33,4° Planetensichtbarkeit am um am um Planetensichtbarkeit Venus A 15.05. 05:54 30.09. 06:39 am um am um Mars U 15.09. 21:47 30.09. 21:20 Venus A 15.05. 05:54 30.09. 06:39 Jupiter A 15.09. 03:15 30.09. 02:32 Mars U 15.09. 21:47 30.09. 21:20 Saturn U 15.09. 21:37 30.09. 20:41 Jupiter A 15.09. 03:15 30.09. 02:32 Uranus A 15.09. 20:10 30.09. 19:10 Saturn U 15.09. 21:37 30.09. 20:41 Neptun U 15.09. 05:30 30.09. 04:29 Uranus A 15.09. 20:10 30.09. 19:10 Neptun U 15.09. 05:30 30.09. Merkur bleibt den ganzen Monat hindurch unbeobachtbar 04:29 Dämmerung Morgen Dämmerung 04:34 Morgen 04:57 04:34 05:18 04:57 05:18 Phase erstes Phase Viertel Vollmond erstes Viertel letztes Viertel Vollmond Neumond letztes Viertel Neumond Abend 21:53 Abend 21:22 21:53 20:55 21:22 20:55 Helligkeit (Mag) - 3,9 (Mag) Helligkeit - 0,8 3,9 - 0,8 1,9 -0,6 1,9 5.7 0,6 7,9 5.7 7,9 Merkur bleibt den ganzen Monat hindurch unbeobachtbar 01.09.. 11.09. 01.09.. 19.09. 11.09. 19.09. 20.09. 23.09. 20.09. 27.09. 23.09. 29.09. 27.09. 29.09. Ereignisse, Meteorströme 22:00 Mond 4,4° nördlich von Mars Ereignisse, Meteorströme 04:00 22:00 Mond 0,5° 4,4° nördlich von Uranus Mars Maximum der Pisciden mitvon ca.Uranus 10 Objekten pro Stunde. Beste Beobachtungszeit 04:00 Mond 0,5° nördlich zwischen und 05:00 Maximum23:00 der Pisciden mit Uhr. ca. 10 Objekten pro Stunde. Beste Beobachtungszeit 06:00 Mond 5,9°und südlich von Jupiter zwischen 23:00 05:00 Uhr. 04:29 Sonne5,9° im Herbstpunkt = Tagundnachtgleiche = Herbstanfang 06:00 Mond südlich von Jupiter 20:00 nördlich von=Saturn 04:29 Mond Sonne6,0° im Herbstpunkt Tagundnachtgleiche = Herbstanfang 20:00 20:00 Mond Mond 4,8° 6,0° nördlich nördlich von von Mars Saturn 20:00 Mond 4,8° nördlich von Mars Oktober 2014 Sonne 10.10. 20.10. 31.10. Mond 01.10 08.10. Aufgang 07:35 07:54 07:15 Sonne und Mond Mittag Untergang Zeit 18:33 13:04 18:09 13:02 16:46 12:01 Aufgang 14:45 18:37 Untergang 23:29 07:20 Transit –– 19:06 Höhe 29,4° 25,7° 21,9° Höhe 18,1° Dämmerung Morgen 05:37 05:56 05:15 Phase erstes Viertel Vollmond Abend 20:30 20:07 18:45 Mond bedeckt Ringplanet Saturn Seltenes Naturschauspiel am frühen Abend des 25.10.2014 Beim Umlauf des Mondes um die Erde kann es auch vorkommen, dass dieser einen Planeten verdeckt. Am Sonnabend, dem 25. Oktober, schiebt sich um 18:12 Uhr die sehr schmale Mondsichel vor den Ringplaneten Saturn. Die Bedeckung beginnt am dunklen Mondrand. Mit dem Fernglas und kleinen Teleskopen ist das Ereignis gut beobachtbar. Um den Planeten komplett zu verdecken benötigt der Mond rund 75 Sekunden. Das Ereignis findet in nur 5° Höhe in südwestlicher Richtung statt. Kurze Zeit später geht der Mond unter. Von der Sternwarte Lübeck aus ist das Ereignis nicht zu sehen; die Sternwarte bleibt deshalb geschlossen. Die nächste von Lübeck aus sichtbare Saturnbedeckung findet erst wieder am 02.02.2019 statt. Sonne 10.10. 20.10. 31.10. Mond 01.10 08.10. 15.10. 23.10. 31.10. Merkur Mars Jupiter Saturn Uranus Neptun Aufgang 07:35 07:54 07:15 Sonne und Mond Mittag Untergang Zeit 18:33 13:04 18:09 13:02 16:46 12:01 Aufgang 14:45 18:37 23:45 07:18 13:46 Untergang 23:29 07:20 14:38 17:56 23:58 A U A U U K am 26.10. 15.10. 15.10. 01.10. 08.10. 01.10. Höhe 29,4° 25,7° 21,9° Transit 19:06 Höhe 18,1° 06:45 12:41 18:47 53,5° 27,1° 24,7° Planetensichtbarkeit um am 06:28 31.10. 21:00 31.10. 01:48 31.10. 20:37 10.10. 07:35 31.10. 23:08 30.10. Venus bleibt den Monat hindurch unbeobachtbar. –– 07.10. Ereignisse, Meteorströme 23:00 Uranus in Opposition zur Sonne um 06:20 20:48 00:52 20:04 06:00 21:08 Dämmerung Morgen 05:37 05:56 05:15 Abend 20:30 20:07 18:45 Phase erstes Viertel Vollmond leztes Viertel Neumond erstes Viertel Helligkeit (Mag) 0,4 0,9 -2,0 0,6 5,7 7,9 Venus bleibt den Monat hindurch unbeobachtbar. 07.10. 07.10. 08.10. 18.10. 21.10. 23.10. 25.10. 26.10. 28.10. Ereignisse, Meteorströme 23:00 Uranus in Opposition zur Sonne Maximum der Delta-Draconiden. Da die Trümmerwolke des Ursprungs-Kometen recht langgezogen ist und die Objekte sich weit entlang der Bahn verteilt haben, ist mit Überraschungen zu rechnen; die Meteorhäufigkeit schwankt von Jahr zu erheblich. 10:14 - 15:35 Totale Mondfinsternis, von Mitteleuropa aus unbeobachtbar. 03:00 Mond 5,8° südlich von Jupiter. Maximum der Orioniden mit ca. 30 Sternschnuppen pro Stunde, wobei die Frequenz von Jahr zu Jahr stark schwankt und gelegentlich auch Boliden gesichtet wurden. 21:37 Beginn einer partiellen Sonnenfinsternis, von Europa aus unbeobachtbar. 19:00 Mond 0,2° nördlich von Saturn, Bedeckung findet beobachtbar statt. Ende der Sommerzeit 19:00 Mond 6,0° nördlich von Mars November 2014 Sonne Sonne 10.11. 10.11. 20.11. 20.11. 30.11. 30.11. Mond Mond 06.11. 06.11. 14.11. 14.11. 22.11. 22.11. 2911. 2911. Merkur Merkur Mars Mars Jupiter Jupiter Uranus Uranus Neptun Neptun Aufgang Aufgang 07:35 07:35 07:53 07:53 08:10 08:10 Sonne Sonne und und Mond Mond Mittag Mittag Untergang Untergang Zeit Zeit 16:27 12:01 16:27 12:01 16:11 12:03 16:11 12:03 16:01 12:06 16:01 12:06 Aufgang Aufgang 16:35 16:35 23:29 23:29 07:29 07:29 12:49 12:49 Untergang Untergang 06:32 06:32 13:07 13:07 16:32 16:32 12:37 12:37 A A U U A A U U U U am am 01.11. 01.11. 01.11. 01.11. 15.11. 15.11. 01.11. 01.11. 01.11. 01.11. Höhe Höhe 18,9° 18,9° 16,3° 16,3° 14,5° 14,5° Transit Transit Höhe Höhe 05:57 05:57 12:03 12:03 47,5° 47,5° 19,4° 19,4° 31,7° 31,7° Planetensichtbarkeit Planetensichtbarkeit um am um am 06:21 15.11. 06:21 15.11. 20:47 30.11. 20:47 30.11. 00:00 30.11. 00:00 30.11. 05:52 30.11. 05:52 30.11. 02:20 30.11. 02:20 30.11. um um 07:15 07:15 20:46 20:46 23:05 23:05 03:57 03:57 23:09 23:09 Dämmerung Dämmerung Morgen Morgen 05:32 05:32 05:47 05:47 06:01 06:01 Abend Abend 18:29 18:29 18:17 18:17 18:10 18:10 Phase Phase Vollmond Vollmond letztes Viertel Viertel letztes Neumond Neumond erstes Viertel Viertel erstes Helligkeit Helligkeit (Mag) (Mag) -0,8 -0,8 1,0 1,0 -- 2,2 2,2 5,8 5,8 7,9 7,9 Venus Venus und und Saturn Saturn bleiben bleiben im im November November nachts nachts unbeobachtbar unbeobachtbar 01.11. 01.11. 04.11. 04.11. 12.11. 12.11. 17./18.11. 17./18.11. 18.11. 18.11. Ereignisse, Ereignisse, Meteorströme Meteorströme Merkur Merkur in in größter größter östlicher östlicher Elongation Elongation 19:00 19:00 Mond Mond 0,4° 0,4° nördlich nördlich von von Uranus, Uranus, Bedeckung Bedeckung findet findet beobachtbar beobachtbar statt. statt. Maximum der der Tauriden Tauriden mit mit ca. ca. 10 10 Sternschnuppen Sternschnuppen pro pro Stunde Stunde Maximum Maximum Maximum der der Leoniden. Leoniden. Es Es kann kann gegen gegen Morgen Morgen mit mit bis bis zu zu 50 50 Sternschnuppen Sternschnuppen pro Stunde Stunde gerechnet gerechnet werden, werden, die die mit mit ca. ca. 70 70 km/sec km/sec recht recht schnell schnell sein sein werden. werden. pro Saturn Saturn in in Konjunktion Konjunktion mit mit der der Sonne Sonne –– Dezember 2014 Sonne und Mond Mittag Sonne und Mond Aufgang Untergang Zeit Mittag 08:24 15:56 Aufgang Untergang 12:10 Zeit 08:32 15:57 12:15 08:24 15:56 12:10 08:35 16:05 12:20 08:32 15:57 12:15 08:35 16:05 12:20 Aufgang Untergang Transit 16:29 07:43 Aufgang Untergang Transit 14.12. 12:17 06:00 06.12. 16:29 07:43 22.12. 08:19 17:01 12:39 14.12. 12:17 06:00 28.12. 11:47 18:10 22.12. 08:19 17:01 12:39 28.12. 11:47 18:10 Planetensichtbarkeit am um am Planetensichtbarkeit Venus U 20.12. 18:15 31.12 am um am Mars A 15.12. 20:52 31.12. Venus U 20.12. 18:15 31.12 Jupiter A 15.12. 22:06 31.12. Mars A 15.12. 20:52 31.12. Saturn A 15.12. 06:45 31.12. Jupiter A 15.12. 22:06 31.12. Uranus U 15.12. 02:57 31.12. Saturn A 15.12. 06:45 31.12. Neptun U 01.12. 00:18 31.12. Uranus U 15.12. 02:57 31.12. Neptun bleibt den U Dezember 01.12. hindurch 00:18 unbeobachtbar. 31.12. Merkur Sonne Sonne 10.12. 20.12. 10.12. 31.12. 20.12. 31.12. Mond 06.12. Mond Höhe 13,2° Höhe 12,7° 13,2° 13,1° 12,7° 13,1° Höhe Höhe 38,4° 17,8° 38,4° 39,4° 17,8° 39,4° Dämmerung Morgen Dämmerung 06:12 Morgen 06:19 06:12 06:23 06:19 06:23 Phase Vollmond Phase letztes Viertel Vollmond Neumond letztes Viertel erstes Viertel Neumond erstes Viertel Abend 18:07 Abend 18:09 18:07 18:17 18:09 18:17 um Helligkeit (Mag) 118:428:02 - 3,9 (Mag) um Helligkeit 21:00 118:428:02 -1,1 3,9 20:59 -1,1 2,4 21:00 06:08 20:59 -0,6 2,4 01:55 5,8 06:08 0,6 22.:23 7,9 01:55 5,8 22.:23 7,9 Merkur bleibt den Dezember hindurch unbeobachtbar. 02.12. 08.12. 02.12. 12.12. 08.12. 13.12. 12.12. 13.12. 20.12. 22.12. 20.12. 22./23.12. 22.12. 22./23.12. 27.12. 27.12. Ereignisse, Meteorströme 02:00 Mond 0,8° nördlich von Uranus, Bedeckung beobachtbar Ereignisse, Meteorströme 12:00 in oberer Konjunktion mitBedeckung der Sonne beobachtbar 02:00 Merkur Mond 0,8° nördlich von Uranus, 02:00 südlichKonjunktion von Jupiter mit der Sonne 12:00 Mond Merkur5,4° in oberer In denMond Morgenstunden der Geminiden mit bis zu 120 Sternschnuppen 02:00 5,4° südlichMaximum von Jupiter pro Stunde, teilweise auch recht helle Objekte. Die In den Morgenstunden Maximum der Geminiden mitDurchschnittsgeschwindigkeit bis zu 120 Sternschnuppen liegt bei ca. 35 km/sec. pro Stunde, teilweise auch recht helle Objekte. Die Durchschnittsgeschwindigkeit 08:00 Mond 5,7° südlich von Saturn liegt bei ca. 35 km/sec. 01:03 Sonne5,7° im Winterpunkt = Wintersonnenwende = Winteranfang 08:00 Mond südlich von Saturn Maximum derim Ursiden, die ganze Nacht beobachtbar.= Es kann mit ca. 20 Objekten 01:03 Sonne Winterpunkt = Wintersonnenwende Winteranfang pro Stundeder gerechnet manche wurden auch mehr Maximum Ursiden,werden, die ganze NachtJahre beobachtbar. Es kann mitbeobachtet. ca. 20 Objekten 01:00 Venusgerechnet im Aphel werden, manche Jahre wurden auch mehr beobachtet. pro Stunde 01:00 Venus im Aphel Redaktionsschluss für die POLARIS 92 ist der Astro-Abend am 5. November 2014. –– Berichte Astronomische Forschung auf Basis des radioaktiven Zerfalls von Klaus Ammann Einleitung Beim radioaktiven Zerfall instabiler Isotope (Radionuklide) treten neben der sogenannten Korpuskularstrahlung (z. B. α- und/oder β-Teilchen) fast immer auch hochenergetische Photonen auf, sogenannte γ-Quanten. Die γ-Strahlung zählt wie das sichtbare Licht oder auch die Radio-, IR-, UV- und Röntgen-Strahlung zum elektromagnetischen Spektrum. Dort steht sie ganz außen auf der hochenergetischen Seite. Die Bereiche von hochenergetischer RöntgenStrahlung und niederenergetischer γ-Strahlung können sich überlappen (Photonenenergien von ca. 0,1 MeV). Man unterscheidet beide auf Grund ihrer Herkunft. RöntgenStrahlung entstammt der Elektronenhülle von Atomen, während die γ-Strahlung vom Atomkern ausgesandt wird. Ursache des radioaktiven Zerfalls von Atomkernen ist ein ungünstiges Verhältnis von Neutronen (n) zu Protonen (p). Bis zum Element mit der Ordnungszahl 20 (Calcium) gibt es stabile Atomkerne, die aus einer gleich großen Anzahl von Neutronen und Protonen aufgebaut sind. 40Ca besteht also aus 20 n und 20 p. Man kann sich den Kern aus 10 HeKernen aufgebaut vorstellen. Stabile Kerne, die schwerer sind als 40Ca, enthalten mehr Neutronen als Protonen. Hauptzerfallsarten Es gibt drei Hauptarten des radioaktiven Zerfalls. • Kerne mit Neutronenunterschuss (bezogen auf ein stabiles n:p-Verhältnis) zerfallen durch Umwandlung eines Protons in ein Neutron, wobei zum Ladungserhalt ein Positron (β+: das Antiteilchen des Elektrons) aus dem Kern emittiert wird (und zum Spin-Erhalt ein Neutrino). Der Tochterkern steht im Periodensystem der Elemente (PSE) einen Platz weiter links als der Ausgangskern. Dieser Vorgang (β+-Zerfall) wird gegebenenfalls solange wiederholt, bis ein stabiler Atomkern entstanden ist. Man spricht dann von einer Zerfallskette. Zum gleichen Ergebnis wie beim β+-Zerfall kann der Kern auch durch Elektroneneinfang (EC = electron capture) kommen. Dabei wird das Proton statt durch Aussendung eines Positrons durch Einfang eines Elektrons in ein Neutron verwandelt. Bei manchen Kernen treten diese beiden Zerfallsarten (ß+ und EC) jeweils in einem festen Verhältnis nebeneinander auf. Kerne mit Neutronenunterschuss werden bei der Nukleosynthese in Sternen gebildet, wenn z.B. aus He-Einheiten aufgebaute leichtere Kerne zu mittelschweren Kernen fusionieren (2 28Si 56Ni). Während 28Si einen stabilen Kern aufweist (7 He-Einheiten und somit leichter als 40Ca; s.o.), ist 56Ni radioaktiv (14 He-Einheiten: Neutronenunterschuss). • Kerne mit Neutronenüberschuss (bezogen auf ein stabiles n:p-Verhältnis) zerfallen durch die Umwandlung eines Neutrons in ein Proton, wobei zum Ladungserhalt ein Elektron (β-) aus dem Kern emittiert wird (und zum Spin-Erhalt ein Antineutrino). Der Tochterkern steht im PSE einen Platz weiter rechts als der Ausgangskern. Dieser Vorgang (β--Zerfall) wird gegebenenfalls solange wiederholt, bis ein stabiler Atomkern entstanden ist. Kerne mit Neutronenüberschuss können einerseits beim sogen. s-Prozess (s wie slow), einem – 10 – beim Schalenbrennen roter Riesen auftretenden Neutroneneinfang-Prozess, und andererseits beim sogen. r-Prozess (r wie rapid), einem bei Supernova-Explosionen des Typs II, Ib und Ic auftretenden Neutroneneinfang-Prozess erzeugt werden. • Schwere Kerne, wie sie vor allem bei Elementen oberhalb der Ordnungszahl 82 (Blei) vorkommen, zerfallen mehrheitlich durch α-Zerfall. Dabei wird aus dem schweren Atomkern ein He-Kern (α-Teilchen) emittiert, wodurch der Kern mit einem Schritt 4 Masseneinheiten (2 p und 2 n) verliert. Der Tochterkern steht im PSE zwei Plätze weiter links als der Ausgangskern. Dieser Vorgang (α-Zerfall) wird gegebenenfalls solange fortgesetzt, bis ein stabiles Radionuklid entstanden ist. Nachdem ein radioaktiver Kern gemäß einem der oben beschriebenen Prozesse zerfallen ist, befindet sich der neu gebildete Tochterkern in einem genau definierten, hoch angeregten Zustand. Beim Übergang in den Grundzustand emittiert der Tochterkern ein oder mehrere γ-Quanten, deren Energie exakt der Differenz zwischen angeregtem Zustand und dem Grundzustand entspricht. Das heißt, an Hand der Energie der γ-Quanten lässt sich ermitteln, was für ein Atomkern zerfallen ist. Abbildung 1: Karlsruher Nuklidkarte Nuklid-Karte Die geschilderten Zusammenhänge werden aus der sogenannten Nuklid-Karte ersichtlich. In dieser Karte sind nicht nur alle Elemente des Periodensystems aufgeführt sondern auch deren derzeit bekannten Isotope (knapp 4.000). Die Karte ist dergestalt aufgebaut, dass auf der x-Achse die Neutronenzahl aufgetragen ist und auf der y-Achse die Protonenzahl. Die Abbildungen 1 und 2 zeigen als Beispiel die sogen. Karlsruher Nuklid-Karte. In dieser Karte ist der Strang in vier Abschnitte unterteilt um alle Elemente übersichtlich auf ein Poster zu bekommen. Der erste Abschnitt beginnend mit dem Wasserstoffkern = p steht oben links. Alle stabilen Isotope sind als schwarze Kästchen dargestellt. Die Isotope mit Neutronenunterschuss sind rosa dargestellt. Sie zerfallen per β+-Zerfall und/oder EC in das rechts unten an sie angrenzende Isotop und gegebenenfalls weiter in die gleiche Richtung, bis ein stabiler Zustand (schwarz) erreicht worden ist. Die Isotope mit Neutronenüberschuss sind blau dargestellt. Sie zerfallen per β-Zerfall in das links oben an sie angrenzende Isotop und gegebenenfalls weiter, bis ein stabiler Zustand erreicht worden ist. Die α-Strahler sind gelb dargestellt und zerfallen in das übernächste Element links unten von ihnen. Die grün dargestellten Isotope zerfallen per Spontanspaltung in 2 unterschiedlich große Kern-Fragmente und zwei bis drei Neutronen. Auf sie wird in diesem Beitrag nicht näher eingegangen. Halbwertzeit Ein weiteres Charakteristikum des radioaktiven Zerfalls ist sein zufälliger Charakter. Für einen bestimmten Kern lässt sich kein Zeitpunkt angeben, an dem er zerfällt. Es gibt aber für jedes Radionuklid eine Zerfallswahrscheinlichkeit pro Zeiteinheit. Für eine makroskopische Menge folgt die zeitliche – 11 – Abbildung 2: vergrößerter Ausschnitt bei Ordnungszahl 5 bis 16 mit 26Al Abnahme einem Exponentialgesetz. Man kann daher angeben, in welchem Zeitraum die Menge auf z.B. die Hälfte zurückgegangen sein wird. Dieser Zeitraum wird Halbwertzeit (HWZ) genannt und ist für die meisten Radionuklide sehr genau bekannt. Als Faustregel gilt, dass nach 10 HWZ die Aktivität auf 10-3 und nach 20 HWZ auf 10-6 der Ursprungsaktivität zurückgegangen ist (denn 210 = 1024 und 220 = 1.048.576). Aussagen basierend auf dem Zerfall von Radionukliden Nun ist bekannt, dass bei der stellaren Nukleosynthese und bei Supernova (SN) -Ereignissen neben stabilen Kernen eine Vielzahl von radioaktiven Kernen gebildet werden. Somit ist es nahe liegend zu versuchen, Erkenntnisse aus dem Zerfall dieser radioaktiven Kerne bzw. der dabei emittierten γ-Strahlung zu gewinnen. 3 Beispiele seien im Folgenden aufgeführt: 1) Helligkeitsverlauf bei Supernova-Ereignissen (siehe dazu auch: diese Zeitschrift Nr. 83 vom März 2011, D. Walker „Die Lichtkurve der Supernova 2011dh in M51“) Bei einer Explosion würde man als Lichterscheinung eigentlich eine Art Blitz erwarten, der sehr schnell wieder verlischt. Das ist jedoch nicht so bei einer Sternexplosion. Die unmittelbar beim Kollaps der bisherigen Sternstruktur entstehende hochenergetische Strahlung kann die noch sehr dichte übrige Sternenmaterie (bei einer SN vom Typ Ia ist es die gesamte Sternmaterie, die auseinanderfliegt) größtenteils nicht ungehindert durchdringen und gibt daher einen Großteil ihrer Energie an die auseinanderfliegende – 12 – Sternenmaterie ab. Die sich ausdehnende Materiewolke wird dadurch stark aufgeheizt und strahlt die enorme thermische Energie über eine gewisse Zeit hell leuchtend ab. Nun wäre zu erwarten, dass die Helligkeit nach kurzer Zeit wieder stark abnimmt, da die Temperatur durch die Abstrahlung einerseits und die schnelle Ausdehnung der Wolke andererseits schnell abfallen müsste. Es ist jedoch zu beobachten, dass die Helligkeitskurven von Supernovae sowohl des Typs Ia (thermonukleare SN ohne Überrest) als auch der Typen II, Ib und Ic (mit kompaktem Überrest) nach einem Maximum häufig einen recht langsamen, gestuften, exponentiellen Abfall aufweisen, der sehr gut dem zeitlichen Verlauf der radioaktiven Zerfallskette 56Ni (HWZ 6 d) 56Co (HWZ 77,3 d) 56Fe (stabil) entspricht. Das spricht dafür, dass bei diesen Ereignissen ungeheure Mengen an radioaktivem 56Ni freigesetzt werden (etwa 0,5 Sonnenmassen bei Typ Ia, deutlich weniger und uneinheitlich hoch bei den anderen Typen). Ein Teil der durch oben genannte Zerfallskette abgestrahlten Energie wird von der Explosionswolke adsorbiert und heizt diese so auch viele Wochen und Monate nach der Explosion immer noch auf. 2) Der Zerfall von 26Al gibt Hilfestellung bei der Frage nach der Häufigkeit von Supernovae (siehe hierzu auch: SuW 6/2013, F. Alexander „Aluminium-26 als Botschafter aktueller ElementEntstehung“) Al ist ein radioaktives Isotop des Elementes Aluminium. Aluminium hat die Ordnungszahl 13, das heißt, die Atomkerne des Elementes Aluminium haben 13 Protonen im Kern. Die voran und hoch gestellte Zahl 26 bei der Isotopen-Bezeichnung 26Al stellt die Massenzahl dar. Da 13 Masseneinheiten auf die Protonen entfallen, bleiben noch 13 Masseneinheiten für die Neutronen übrig. 26Al 26 ist demnach ein sogenannter (uu)-Kern. Er besitzt eine ungerade Anzahl von Protonen und eine ungerade Anzahl von Neutronen. Die meisten (uu)-Kerne sind instabil, so auch 26 Al. 26Al zerfällt mit einer Halbwertzeit von 717.000 Jahren durch β+-Zerfall in das stabile 26Mg, ein Isotop des Elementes mit der Ordnungszahl 12 (Magnesium). Dabei gibt der 26Mg-Kern ein γ-Quant mit der charakteristischen Energie von 1,809 MeV ab, die zum Aufspüren von 26Al verwendet werden kann. Bei Supernova-Ereignissen wird eine beträchtliche Menge an 26Al freigesetzt. Das 26Al entsteht dabei vermutlich durch Photodesintegration aus 28Si, in dem durch hochenergetische Photonen je ein Proton und ein Neutron aus dem 28Si Kern herausgeschlagen werden gemäß 28Si 26Al + 1p + 1n. Denkbar wäre auch eine Kernverschmelzung der relativ häufigen Kerne von Kohlenstoff und Stickstoff gemäß 12C + 14N 26Al. Auf welchem Wege auch immer die Bildung erfolgt, die bei einem Supernova-Ereignis durchschnittlich freigesetzte Menge an 26Al ist enorm. Sie liegt laut Modellrechnungen im Bereich von 0,00014 Sonnenmassen, was in etwa 47 Erdmassen entspricht. Das High Energy Astronomy Observatory 3 (HEAO 3) war ein für Himmelsdurchmusterungen im harten Röntgen- und γ-Strahlenbereich eingesetztes Weltraumteleskop der NASA, das von 1979 bis 1981 in Betrieb war. Es hat u.a. die Verteilung und Häufigkeit von 26Al in unsere Milchstraße erforscht. An Hand der gewonnenen Daten ließ sich eine galaktische 26Al-Gesamtaktivität A von 4,8 x 1042 Zerfällen/sec ableiten. Mit Hilfe der Formel λ = ln 2 / HWZ und der bekannten Halbwertzeit von 717000 Jahren = 2,26 x 1013 sec lässt sich die Zerfallskonstante des 26Al-Zerfalls λ in [sec-1] ermitteln. – 13 – Die Gesamtmenge N an 26Al-Kernen in der Milchstraße lässt sich dann an Hand der Formel N = A / λ berechnen. Also λ = 3,065 x 10-14 [sec-1] und N = 1,56 x 1056 radioaktive Al-Kerne. Man geht davon aus, dass sich das 26AlInventar unserer Milchstraße in einem dynamischen Gleichgewicht befindet. Das heißt, die Menge, die pro Zeiteinheit zerfällt, wird im Mittel durch Supernova-Explosionen wieder ersetzt und damit bleibt die 26Al-Menge über lange Zeiträume konstant. Wenn das aber so ist, heißt das, dass innerhalb einer Halbwertzeit von 717.000 Jahren die Hälfte des Inventars durch Supernovae wieder nachproduziert werden muss, denn die gleiche Menge ist per definitionem in diesem Zeitraum ja zerfallen. Mit dieser Maßgabe, der oben genannten 26Al-Freisetzungsmenge pro Supernova und der Kenntnis des Gewichtes von einem 26Al-Kern (4,3 x 10-26 kg) einerseits und der Sonnenmasse (1,99 x 1030 kg) andererseits lässt sich nun die Supernovarate in unserer Milchstraße abschätzen. Durch SNe in 717.000 Jahren zu produzierende 26Al-Masse: 4,3 x 10-26 kg x 1/2 x 1,56 x 1056 = 3,38 * 1030 kg Durch 1 SN produzierte 26Al-Masse: 0,00014 x 1,99 x 1030 kg = 2,8 x 1026 kg Der Quotient aus den beiden Ausdrücke (ca. 12.000) ergibt die Anzahl der SN-Ereignisse innerhalb der betrachteten Zeitspanne von 717.000 Jahren. Teilt man schließlich noch die Anzahl der Jahre durch die Anzahl der SN erhält man die durchschnittliche SN-Rate in unserer Milchstraße mit 1 SN pro 60 Jahre bzw. 1,7 SN pro Jahrhundert. Das Ergebnis macht Hoffnung, eines dieser Schauspiele (aber bitte nicht zu nahe) mal erleben zu können, wobei allerdings zu bedenken ist, dass die meisten Supernovae in unserer Galaxis von der Erde aus nicht zu beobachten sind. 3) Die Fokussierbarkeit von γ-Strahlen schreitet voran – NuSTAR nimmt 44Ti aufs Korn Beim Bau und Einsatz von Röntgen- und γ-Strahlen-Teleskopen hat man mit diversen technischen Schwierigkeiten zu tun. Zum einen filtert die Erdatmosphäre beide Strahlenarten fast vollständig aus, so dass die Teleskope sinnvollerweise in einer Erdumlaufbahn betrieben werden. Zum anderen lässt sich hochenergetische elektromagnetische Strahlung wie Röntgen- und γ-Strahlung durch herkömmliche optische Linsen nicht fokussieren, da die Strahlen bei senkrechtem Auftreffen nicht definiert abgelenkt werden, sondern mehr oder weniger unbeeinflusst durch die entsprechenden Materialien hindurch gehen. Man ist stattdessen auf andere Techniken angewiesen. Röntgenteleskope fokussieren die einfallende Strahlung durch Reflexion an speziell gekrümmten und beschichteten Metallflächen. Da die Einfallswinkel sehr klein sein müssen (Totalreflexion bei streifendem Einfall), bestehen die neuesten Teleskope aus sehr lang gestreckten Tuben (10 m und mehr). Um den bei einem einzelnen Tubus nur ringförmigen Strahlungseinfall zu verstärken, werden total reflektierende Tuben verschiedenen Durchmessers koaxial ineinander geschoben (genestet). γ-Strahlen (Photonenenergie > 0,1 MeV) durchdringen sogar die Röntgen-Teleskope für streifenden Einfall und können mit den bisher bekannten Techniken nicht gebündelt – 14 – werden. Bei der Suche nach γ-Strahlenausbrüchen behilft man sich z.B. dadurch, dass man ein γ-Teleskop mit einem Röntgen-Teleskop kombiniert. Sobald das γ-Teleskop einen Ausbruch feststellt, sucht das RöntgenTeleskop die meist gleichzeitig eintreffenden Röntgenstrahlen und ortet dann die neue Quelle auf einige Bogensekunden genau. Danach schwenkt auch das γ-Teleskop in diese Richtung. Eine andere Methode trotz fehlender Fokussierungsmöglichkeit γ-Strahlen aus einer bestimmten Richtung messen zu können, arbeitet mit einer codierten Abschattung der Sensoren (siehe z.B. M. Oertel, Diplomarbeit „Simulation of Coded Mask Imaging“, Sternwarte Bamberg, Juli 2013). Da hier auf die langen Tuben verzichtet wird, ist der mechanische Aufwand deutlich geringer. Mit dieser Methode, die einen hohen Rechenaufwand beinhaltet, wird die Empfindlichkeit der neuen fokussierenden Geräte zwar nicht erreicht, der messbare Wellenlängenbereich ist hier jedoch deutlich größer. Somit haben beiden Methoden z.Zt. ihre Existenzberechtigung. Die Fokussierung der γ-Strahlen war bei den beiden bisher betrachteten Beispielen 1) und 2) (s.o.) keine Anforderung. Beim nun folgenden dritten Beispiel ist eine gute Ortsauflösung (< 1 Bogenminute) allerdings Voraussetzung für den Erfolg und eine solche Auflösung kann z.Zt. nur durch Fokussierungstechnik erzielt werden. Am 13. Juni 2012 wurde von der NASA ein neuartiges γ-Strahlen-Teleskop namens NuSTAR (Nuclear Spectroscopic Telescope Array) in einen Orbit gebracht. NuSTAR ist in der Lage elektromagnetische Strahlung im Energiebereich zwischen 6 bis 79 keV zu fokussieren und einem bildgebenden Verfahren zuzuführen. Nun liegt der angegebene Energiebereich zwar am alleruntersten Ende der γ-Strahlung, nämlich im mit der Röntgen-Strahlung überlappenden Bereich (das Teleskop ist somit eigentlich ein RöntgenTeleskop für harte Röntgen-Strahlen); wenn man sich aber die richtigen Radionuklide aussucht, kann man auch in diesem Bereich fündig werden. 44 Ti ist ein instabiles Isotop des Elements Titan mit Neutronenunterschuss. Es zerfällt mit einer Halbwertzeit von ca. 49 Jahren in 44 Sc, ein ebenfalls radioaktives Isotop des Elements Scandium. Dieses zerfällt mit einer Halbwertzeit von ca. 4 Stunden in das stabile Calcium-Isotop 44Ca. Beim Übergang des neugebildeten Kerns 44Sc in den Grundzustand werden ausgesprochen niederenergetische γ-Quanten der Energie 68 und 78 keV ausgesandt. Sie liegen damit in dem Bereich, den NuSTAR fokussieren kann. Für die beim Übergang von 44Ca in den Grundzustand emittierte γ-Strahlung von 1157 keV – das ist eher der übliche Bereich von γ-Energien - existiert derzeit noch keine Fokussierungstechnik. NuSTAR wurde nun auf Cassiopeia A (Cas A) angesetzt. Cas A ist ein SupernovaÜberrest im Sternbild Cassiopeia in rund 11.000 Lichtjahren Entfernung. Er hat einen Durchmesser von ca. 10 Lichtjahren. Die zugehörige Supernovaexplosion hätte auf der Erde um das Jahr 1680 beobachtet werden können, wenn sie nicht hinter dichten Gasund Staubwolken stattgefunden hätte. NuSTAR hat die Explosionswolke nun im Lichte der 44Ti-Strahlung aufgenommen. Da das Licht der Explosion vor etwa 333 Jahren bei uns eintraf, sind seitdem etwa 6,8 Halbwertzeiten des 44Ti vergangen. Das heißt, dass von der ursprünglichen Menge nur noch der 26,8 = 111ste Teil vorhanden ist. 99,1 % sind also bereits in das stabile 44Ca überführt worden. Die verbleibenden 0,9 % des 44Ti reichten aber aus, um zu zeigen, dass das Isotop in der Wolke eine deutliche Ungleichverteilung aufweist. Die NASA-Wissenschaftler schlossen daraus, dass der Stern bei der Explosion – 15 – nicht in annähernd kugelförmiger Gestalt vorlag, sondern dass er sich vorher massiv deformierte. Mit dieser Voraussetzung, einer vorherigen Deformation des Sterns, führen Computersimulationen von Supernova-Explosionen inzwischen häufiger als bisher zu plausiblen Resultaten. (siehe hierzu auch: http://www.nustar.caltech. edu/news/129/62/NASA-s-NuSTAR-UntanglesMystery-of-How-Stars-Explode/d,news-detail vom 19. Februar 2014) Fazit und Ausblick Wir hatten gesehen, dass die Zerfallsreihe 56Ni 56Co 56Fe für das monatelange Nachleuchten von Supernova-Explosionen verantwortlich zeichnet. An Hand der Gesamt-Aktivität von 26Al in der Milchstraße lässt sich eine Abschätzung der SN-Rate in unserer Galaxis durchführen. Die Verteilung von 44Ti in der SN-Explosionswolke Cas A gibt Anlass zu der Vermutung, dass sich Sterne unmittelbar vor einer SN-Explosion deformieren. Die Teleskopie von γ-Strahlen steht als Mittel zur astronomischen Forschung noch ziemlich am Anfang. Weitere technische Fortschritte, insbesondere bei der Auflösung der Optiken und Empfindlichkeit der Sensoren, sind zu erwarten. Damit einhergehend darf sich die Astro-Gemeinde sicher auch zukünftig auf interessante Untersuchungsergebnisse, vor allem im Zusammenhang mit SN-Ereignissen, freuen. 6148 Sterne über Dänemark von Oliver Paulien Seit vielen Jahren fahre ich mit meiner Familie in den Osterferien nach Norddänemark. Ein wenig ausruhen vom alltäglichen Wahnsinn soll ja bekanntlich gesund sein. Im Nordwesten von Dänemark in der Jammerbucht liegt der kleine und verschlafende Küstenort Saltum. Dort oben ist sprichwörtlich der Hund begraben. Umso besser für meine nächtlichen Aktivitäten. Aufgrund der spärlichen Besiedlung der Jammerbucht ist es nachts zappenduster. Die Grenzgröße liegt bei 6.5 Magnituden im Zenit. Ende April 2014 startete unsere Reise zu den Pferden und Sternen Dänemarks. Unser Ferienhaus lag im Dünengürtel direkt am Strand, nur 150 Meter vom Meer entfernt. Zu Fuß brauchte man nur 5 Minuten zum Sonnenuntergang. Das ist für Astronomen eine große Entfernung. Das Haus lag wunderbar geschützt vom stürmischen Wind der Nordsee in einer Nachts sind alle Fernrohre rot Der Astrofotograf in der Pause – 16 – M13, 102mm, ISO 800, 601 Sek. belichtet Mulde. Außerdem standen einige Bäume um das Haus herum, der perfekte Windschutz. Während der Rest der Familie tagsüber shoppen und reiten war, konnte ich mich ausführlich meinen Projekten widmen. Ziel sollte es dieses Jahr sein, das Band der Milchstraße und tiefe, ja tiefe Aufnahmen von Galaxien zu machen. Da Ende April Neumond war, hieß die Parole: Photonen sammeln, bis der Arzt kommt. Und dann passierte es! Wie auf Bestellung legte sich eine Hochdruckbrücke quer über Dänemark und blieb volle sechs M101, 102mm FH-Refraktor, ISO 800, 1200 Sek. belichtet – 17 – NGC 7000. 50mm, ISO 800, 300 Sek. belichtet Tage lang. Was für ein märchenhafter Sternenhimmel. Ein gewisser Vergleich mit dem Sternenhimmel von Namibia stellte sich bei mir ein. Es war einfach nur schön. Ein oder zwei Becher Glühwein in der Umlaufbahn und der M-GEN nahm seine Arbeit auf. Das ist wahrer Urlaub: mit dem Fernglas über den Himmel zu streifen und von Millionen bunten Sternen verzaubern lassen. Zur gleichen Zeit ärgerte sich gerade unser Mitglied Christoph Quandt. In Stockelsdorf regnete es mal wieder sechs Tage lang. Mein Beileid an dieser Stelle. Nach Einbruch der Nacht der Nacht spannte sich eine märchenhafte Milchstraße über die Nordsee. Einige schwache Sternbilder, wie z.B. der Drache, gingen im Sternengewimmel völlig unter. Der Kugelsternhaufen M13 stach hell wie ein Stern ins Auge. Nicht so wie bei uns, da könnte er vielleicht sein – oder auch nicht. Nach drei Tagen nonstop am Teleskop merkte ich, dass man doch keine zwanzig Jahre mehr alt ist. Mein innerer Akku, aber auch der vom Teleskop, war sprichwörtlich leer. Eine Nacht Zwangspause war nun angesagt. Anordnung von meiner Ärztin. Egal, in den folgenden drei Nächten wurden wieder weitere super Deep-Sky Aufnahmen gemacht. Urlaub findet eben ein anderes mal statt! Zum Einsatz kamen dieses Jahr mein 80mm APO von Williams und mein neuer 102mm FH Refraktor von Vixen. Die Fernrohre wurden im Wechsel auf der GP-Montierung montiert. Die schönste Aufnahme gelang mir von der Galaxie M101 im Sternbild Ursa Major. Sie stand um 01:30 Uhr in glasklarer Luft direkt im Zenit. Und so habe ich einfach mal volle 30 Minuten drauf gehalten und habe mir während der Belichtung einen kleinen Nachttrunk gemacht. Beerensaft kann ja so lecker sein, wenn er aus Talin kommt. Die M101 zeigte feinste Spiralarme und eine Menge feinster Details. Alleine dafür lohnte – 18 – sich der sechstägige Schlafentzug. Mit dem 80mm APO gelangen tolle Hα-Aufnahmen. Der Pelikannebel IC 5067 und IC 1318 im Sternbild Schwan schreien förmlich nach kurzen Brennweiten. Wer also einmal so richtig nicht ausspannen möchte und keinen Schlaf braucht, muss einfach mal nach Norddänemark in die Jam- merbucht fahren. Da gibt es von Seiten des Himmels keinen Grund zum jammern. Es lohnt sich auf alle Fälle. Unsere nächste Reise für 2015 wird bereits geplant. Das Feuerholz (Eiche, Mahagoni und Kiefer) für den Kamin liegt bereits eingelagert und getrocknet neben den Teleskopen. Viel Spaß in Dänemark! Milchstraße über der Nordsee. 24mm, ISO 800, 360 Sek. belichtet Nachtleuchtende Wolken von Ralf Biegel Am Freitag, dem 27. Juni 2014, konnte ich bei mir zu Hause in Kühlungsborn Leuch­ tende Nachtwolken (NLC) beobachten. Sie erschienen kurz nach 00:00 Uhr und waren bis ca. 03:40 Uhr gut zu sehen. Diese Leuch­ tenden Nachtwolken waren außergewöhnlich hell. Sie beleuchteten zeitweise sogar Gegenstände und erreichten damit die Stärke 5. Zu Beobachtungsanfang standen sie ca. 8° über dem Horizont. Während ihrer größten Hellig– 19 – 1:51 Uhr, 10 s mit F 4 bei ISO 200, 17 mm 2:16 Uhr, 5 s mit F 4 bei ISO 200, 19 mm 2:46 Uhr, 4 s mit F 5,6 bei ISO 200, 17 mm keit erreichten sie ca. 15° um zum Ende sogar mit ca. 25-30° weit über Kapella zu steigen. Fotografiert habe ich die Nachtwolken mit einer Canon EOS 600D. Als Objektiv habe ich ein Tamron SP AF 17-50mm F/2,8 XR Di II VC verwendet. Dazu kamen noch ein Stativ und ein Kabelfernauslöser. Zu den Einstellungen: Am Objektiv musste der Bildstabilisator ausgeschaltet werden, da mit Stativ fotografiert wurde. Aufgrund der Helligkeit der NLC´s konnte ich den Autofokus eingeschaltet lassen. An der Kamera habe ich die Spiegelvorauslösung und den Dunkelbildabzug aktiviert. Die Kamera wurde auf „manuell“ gestellt. Belichtet habe ich zwischen 10s und 2s bei Blende 4 bis 5,6 und mit ISO 200, je nach Helligkeit der NLC´s. 3:13 Uhr, 2 s mit F 5,6 bei ISO 200, 17 mm – 20 – Serien Das Sternbild Piscis Austrinus (Südlicher Fisch) Herkunft, Mythologie, Beobachtungshinweise zusammengestellt von E.-Günter Bröckels Der Südliche Fisch gehört zu den ganz alten und seit Jahrtausenden bekannten Sternbildern und somit auch zu den 48 Sternbildern der antiken griechischen Astronomie, die bereits von Ptolemäus beschrieben wurden. In bildlichen Darstellungen scheint der Fisch auf dem Wasserschwall aus dem Krug des Wassermanns zu schwimmen. Oftmals wird er aber mit dem Rücken nach unten gezeigt wie er mit seinem großen Maul den Wasserschwall des Wassermanns auffängt und sein Hinterleib schneckenartig aufgerollt ist. Der Astronom Julius Staal (1919 – 1986) verfolgte die Geschichte des südlichen Fisches zurück bis zur ägyptischen Mythologie und fand hier folgendes: Der Gott-König Osiris-Serapis der Ägypten die Zivilisation brachte, wurde von seinem eifersüchtigen und machtgierigen Bruder Seth ermordet und in 14 Teile zerstückelt. Seth warf diese in den Nil. Isis, die Schwester und Gefährtin des Osiris suchte die Teile wieder zusammen uns fand alle bis auf den Phallus, den die Nilkrabbe Oxyrhynchus verschluckt hatte. Sie hatte auch schon das Wasser des Lebens, welches der Wassermann aus seinem Krug vergossen hatte, verschlucken wollen. Oxyrhynchus griff die nach dem letzten Teil ihres Bruders suchende Isis an und wollte sie ertränken. Da kam ein großer Fisch und rettete Isis. Isis gestaltet einen Ersatz für Osiris‘ fehlenden Penis oder Phallus, entweder aus Ton, Holz oder Gold, und befestigte diesen am Körper ihres toten Mannes, brachte ihn zum Leben und konzipiert Horus. (Der Ersatzphallus sollte sich auch in dieser Konstellation wiederspiegeln.) Als die Zeiten gekommen waren, die jährlichen Nilüberschwemmungen zu beenden, nahm dieser Fisch die Wassermassen aus dem Krug des Wassermannes (Sternbild Aquarius) in sich auf. Als Retter wurde der Fisch an den Himmel versetzt. Die Konstellation hat ihren Ursprung in der babylonischen Kultur, wo sie als Mul Ku, der Fisch, bekannt war. Sie wurde mit dem Mythos über die syrische Fruchtbarkeitsgöttin Decerto, die bei den Griechen Atargatis heißt, verbunden, welche bei Bambyce in einen See in der Nähe des Euphrat im heutigen Nordsyrien fiel, und von einem großen Fisch vor dem Ertrinken gerettet wurde. Die Göttin strafte danach alle, die Fisch aßen, mit Ausnahme ihrer eigenen Priester. – 21 – In einer Version dieser Geschichte nach dem griechischen Schreiber Diodoros Sikulos, warf sie sich absichtlich in einen See bei Askalon in Palestina und versuchte Selbstmord zu begehen, als sie nach einer Affäre mit dem jungen Syrer Kaistos sein Kind Semiramis gebar. Sie tötete ihrer Liebhaber, verließ ihre Tochter und wurde in eine Meer- Darstellung auf einem Himmelsglobus jungfrau verwandelt. Ihre Tochter wurde von Tauben aufgebracht und wuchs als Semiramis, die assyrische Königin bzw. als Königin von Babylon auf. (Sternbild Columba, Die hängenden Gärten) Bei den Babyloniern wird dieses Sternbild auch mit dem Fischgott Oannes in Verbindung gebracht und gilt hier als Vorfahre der Fische im Sternbild Pisces. Auch Eratosthenes, der diese Konstellation der Große Fisch nannte, sagte, dass es die Eltern der beiden kleineren Fische darstelle. Vor dem 20. Jahrhundert war es auch als Piscis Notius bekannt wie zum Beispiel in J.E. Bode´s Sternatlas von 1782 zu sehen. Die Sterne der modernen Konstellation Grus bzw. Kranich bildeten einmal den „Schwanz“ Piscis Notius Uranometria Bayer 1603 des Piscis Austrinus. Im Jahre 1597/58 entwarf der Astronom Petrus Plancius aus diesem Teil des südlichen Fisches eine separate Sternbildkonstellation und benannte es nach dem Kranich. Allen sagt: „La Lande behauptet, dass Dupuis bewiesen hatte, dass dieses Sternbild bei den Syrern das Symbol des Gottes Dagon sei.“ Der Hauptgott der alten Philister wurde als halb Mensch und halb Fisch dargestellt und hatte Meermann Eigenschaften. Piscis Austrinus Abkürzung: PsA Genitiv: Piscis Austrini deutsch: Südlicher Fisch Piscis Austrinus ist ein wenig markantes Sternbild südlich des Himmelsäquators und steht im Spätsommer und an Herbstabenden über dem Südhorizont südlich des Wassermannes. Lediglich der hellste Stern Fomalhaut ist mit 1�16 auffallend hell. Die übrigen Sterne sind nicht heller als die 4. Größenklasse. Aufgrund seiner Lage steht das Sternbild von Deutschland aus gesehen tief am Horizont. Der südliche Fisch ist umgeben vom Wassermann im Norden, vom Steinbock im Norden und Osten, im Westen vom Mikroskop, im Süden vom Kranich und im Osten vom Bildhauer. Sein rechteckiges Areal ohne Ein- und Ausbuchtungen erstrecht sich in Rektaszension von 21h 27m 14s bis 23h 06m 55s und in Deklination von -36° 27´ 33“ bis -24° 49´ 30“ und schließt dabei 245 Quadratgrad ein. Ab dem 54. Breitengrad bis 90° Süd ist es vollständig sichtbar. Dieses Himmelsareal geht vom 14. September bis zum 9. Oktober jeweils um 22 Uhr durch den Meridian und hat somit seinen Höchststand (Kulmination) um den 25. September. α PsA ist unter den Eigennamen Fomalhaut oder Diphda bekannt. Diese Namen kommen aus dem Arabischen Famol-Hoot el Ganoubi und bedeuten Maul des Fisches bzw. Frosch. Trotz seiner Helligkeit von 1�3 und einer Spektralklassenzugehörigkeit nach A3 ist er wegen der Luftverschmutzung oftmals im südlichen Horizontdunst schwer auszumachen. Eine gedachte Gerade von den beiden westlichen Sternen des Pegasusvierecks durch den Wassermann hindurch nach Süden weist direkt auf Alpha Piscis Austrini. Sein Licht kommt von einer 9400 Kelvin heißen Sternoberfläche und braucht bis zu uns 25 Jahre. Daraus abgeleitet ist dieser Stern 1,6 mal größer und 16 mal heller als unsere Sonne und einer ihrer nächsten Nachbarn. Bei Fomalhaut wurde eine jährliche Eigenbewegung von 0367 entsprechend 1° pro 9820 Jahren und eine Radialgeschwindigkeit von + 6 km/s festgestellt. Aufnahmen des Weltraumteleskop Hubble zeigen, dass den Stern eine Staubscheibe von 40 Milliarden Kilometer Durchmesser umgibt. Vermutlich besitzt Fomalhaut einen größeren Planeten in 7 bis 10 Milliarden Kilometer Entfernung (das ist etwa der 50 bis 70fache Abstand Erde-Sonne). Hier sind jedoch noch nicht alle Untersuchungen beweiskräftig abgeschlossen. TW Piscis Austrini in unmittelbarer Nähe zu Fomalhaut ist möglicherweise mit diesem verbunden. Der Abstand beträgt nur 1 Lichtjahr und seine Helligkeit 6�5. Zudem ist TW PsA ein variabler BY Draconis-Typ. β PsA ist ein optischer Doppelstern. Zwei Sterne der Helligkeiten 4�4 und 7�5 stehen in einer Entfernung von 30,3“ zueinander. Die Sterne gehören den Spektralklassen A1V und G2 an. Der hellere Stern ist ein weißer Stern der scheinbaren Helligkeit 4�3, hat eine absolute Helligkeit von 0�2 also des 60fachen der Sonne. Das Licht dieses Doppelsternpaares ist 150 bzw. 220 Jahre zu uns unterwegs. Aufgrund ihres relativ weiten Winkelabstandes können sie bereits mit einem kleinen Teleskop in Einzelsterne aufgelöst werden. Bei den Abbildungen, wo dieser Fisch mit dem Rücken nach unten (Süden) abgebildet wird, markiert Beta Piscis Austrinus die Rückenflosse des Fisches. Beta, Delta und Zeta Piscis Austrini bilden bei den Chinesen die Tien Kang („himmlischer Tau“). γ PsA steht südlich von Fomalhaut und ist auch ein Doppelstern. Seine 4�5 und 8�1 hellen Komponenten stehen 43 auseinander und 180 bzw. 222 Lichtjahre von uns entfernt. Der Hauptstern ist ein roter Riese des Spektraltyps A0III mit einer absoluten Helligkeit von 0�3 δ PsA zeigt sich ebenfalls als Doppelstern. Seine Komponenten stehen 5“ auseinander, sind 4�3 und 10�5 hell und leuchten aus 180 ± 10 Lichtjahren Entfernung. Für ihn fand ich den Eigennamen Aboras. Die Hauptkomponente ist ein G8III Spektraltyp mit einem orangefarbenen Licht von einer 4500 Kelvin heißen Sternoberfläche. ε PsA steht nordwestlich von Formalhaut und bildet mit ihm und Beta ein spitzwinkliges Dreieck. Er leuchtet scheinbar 4�1 hell, ist absolut -2�6 hell und sein B8V-Spektrum verrät einen Heliumstern mit einer Oberflächentemperatur von 20000 Kelvin. Diese Information ist 750 Jahre zu uns unterwegs gewesen. θ PsA markiert die Schwanzflosse ebenfalls mit zwei Sternen in 37“ Abstand. Einzeln sind sie nur 5�1 und 11�0 hell und ihr Licht ist immerhin 1100 Jahre zu uns unterwegs. µ PsA steht in einem kleinen Trapezoid an der hinteren Rückenflosse bzw. markiert den aufgerollten Teil des Fischschwanzes mit einer variablen Helligkeit von 5�2 bis 5�5 mit einer von 7,975 Tagen. Er gehört zur Veränderlichenklasse der Cepheiden und sein Spektrum verrät uns einen F0-Stern mit 3 facher Sonnenleuchtkraft in einer Entfernung von 69 Lichtjahren. η PsA auch ein Doppelsternsystem mit einer Gesamthelligkeit von 5�4 und den Einzelhelligkeiten von 5m und 6�8 in 18 Distanz zueinander und ist 500 Lichtjahre von uns entfernt. Es besteht aus zwei leuchtkräftigen Sternen der Spektralklassen B7 und A2. Sie können mit einem mittleren Teleskop getrennt werden. S PsA ist ein langer Zeitraum Mira-Variable vom Typ roten Riesen, die zwischen 8,0 und 14,5 Größenordnung über einen Zeitraum von 271,7 Tage reicht. V PsA ist ein semiregulärer veränderlicher Stern, dessen Helligkeit zwischen 8�0 und 9�0 über einen Zeitraum von 148 Tage variiert. Lacaille 9352 ist ein schwacher roter Zwergstern der Spektralklasse M2 mit einer Oberflächentemperatur von 3600 Kelvin, der gerade einmal 10,74 Lichtjahre von uns entfernt ist. Seine Helligkeit von nur 7�3 ist zu schwach, um mit dem bloßen Auge gesehen zu werden. Dieser Stern weist nach Barnard´s Pfeilstern (Oph), Kapteyns Stern (Pic) und dem Groombridgestern 1830 in UMa die viertschnellste Eigenbewegung auf. Seine Radialgeschwindigkeit beträgt +9,7 km/s. NGC 7172 ist eine Spiralgalaxie auf der Position RA 22h 02m 02s, DEC -31° 52´18“. Ihre scheinbare Helligkeit von 11�8 verteilt – 24 – NGC 7172 sich auf einer Fläche mit der Winkelausdehnung 224 x 135. Die Flächenhelligkeit ist 12,9 mag/arcmin2 und sie ist rund 120 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Diese Galaxie wurde am 23. September 1834 von J. F. W. Herschel entdeckt. Sie gehört mit NGC 7173, NGC 7174 und NGC 7176 zur Hickson Compact Group 90. NGC 7173 ist eine elliptische Galaxie des Typs E+ pec: auf der Position RA 22h02m03s / Dec -31°58´27“, die etwa 99 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Sie Die Galaxien NGC 7173 (links), NGC 7174 (rechts) und NGC 7176 (unten) aufgenommen vom Hubble Weltraumteleskop. ist bei einer Winkelausdehnung von 1,38´x 0,95´ noch 11m9 hell und ist ein Mitglied der HCG90. Die Galaxie NGC 7173 wurde 2 Tage nach NGC 7172 am 25. September 1834 vom britischen Astronomen John Frederick William Herschel entdeckt. NGC 7174 ist ein interaktives Galaxienpaar mit der Galaxie NGC 7175 mit einer ungewöhnlichen Staubstruktur und einem Spiralarm der in unsere Richtung perspektivisch verdreht ist. Sterne werden von den Galaxiennachbarn aus ihren ursprünglichen Positionen gerissen und neu verteilt. Die verbleibenden Staubstrukturen bilden eine schwächere Lichtkomponente in der Galaxiengruppe. In NGC 7174 entstehen auf dem verbliebenen unförmigen Hauptarm massenhaft neue Sterne. Letztendlich glauben die Astronomen, dass die Sterne in NGC 7174 in ein riesiges „Insel Universum“ umverteilt werden, zehn bis hundert Mal so massiv wie unsere Milchstraße. NGC 7176 scheint eine glatte, normale elliptische Galaxie ohne viel Gas und Staub zu sein. Auch sie gehört zur HCG 90 und steht rund 108 Millionen Lichtjahre tief im Raum. NGC 7314 ist eine ist eine Spiralgalaxie vom Typ SAB8rs)bc Seyfert 1.9, welche etwa 50 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist. NGC 7314 wurde am 29. Juli 1834 von dem britischen Astronomen John Frederick William Herschel auf der heutigen Position in RA 22h 35m 46s und in DEC -26° 03´01“ entdeckt. Diese Galaxie hat eine visuelle Helligkeit von 10�8 bei einer Winkelausdehnung von 44 x 18. Sie weist eine Radialgeschwindigkeit von +1428 km/s auf. In ihrer Nähe entdeckten Forscher des MaxPlanck-Instituts für extragalaktische Physik in Garching einem uralten massereichen Galaxienhaufen mit der Bezeichnung XMMUJ2235.3-2557 in 9 Milliarden Lichtjahren Entfernung entdeckt. – 25 – NGC 7176 NGC 7314 Literatur- und Herkunftsnachweise: • dtv-Atlas zur Astronomie 1985, Herrmann, J. • Sternbilder und ihre Legenden, Perry, W. • Internet – Wikipedia u.a. • div. Autoren • Wikimedia Commons, the free media repository • Sternbilder von A bis Z, Rükl, A. • Sternzeichen und Sternbilder, Bayer, J. • Die großen Sternbilder, Ridpath, I. • Taschenatlas der Sternbilder, Klepesta / Rükl • Was Sternbilder erzählen, Cornelius, G. Die Serie der Sternbildbeschreibungen wird fortgesetzt. An dieser POLARIS haben mitgewirkt Klaus Ammann, Ralf Biegel, E.-Günter Bröckels, Oliver Paulien und Ulrich Steinmann Herzlichen Dank! – 26 – ASL – Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck e.V. Der Jahresbeitrag beträgt 30€. Schüler, Auszubildende, Studenten, Wehr- und Zivildienstleistende bis zum 25. Lebensjahr sowie Rentner zahlen einen ermäßigten Beitrag von 15€. Für Familien wird ein Familienrabatt gewährt. Eine Aufnahmegebühr wird nicht erhoben. Der Beitrag ist innerhalb der ersten zwei Monate eines Jahres unaufgefordert zu entrichten; eine Beitragsrechnung wird nicht zugesandt. Ein entsprechender Hinweis findet sich in der letzten POLARIS-Ausgabe des jeweiligen Vorjahres. Die Zahlung soll über das Vereinskonto erfolgen. Aber auch Barzahlung bei einem Vorstandsmitglied ist im Rahmen von Veranstaltungen des Vereins oder der Sternwarte Lübeck möglich. Mitglieder, die mit der Beitragszahlung in Verzug geraten sind, haben keinen Anspruch auf Leistungen des Vereins. Ein Austritt aus dem Verein ist nur zum Ende eines Kalenderjahres möglich und mit einer Kündigungsfrist von drei Monaten schriftlich zu beantragen. Impressum POLARIS – Mitteilungen des Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck e.V. ISSN 0930-4916 Redaktionsteam: E-Mail: Redaktion Felicitas Rose Reinhard Albert Torsten Lohf [email protected] Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Vorstandes bzw. der Redaktion wieder. Nachdruck, Vervielfältigung oder sonstige Verarbeitung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Vorstandes. Das Copyright verbleibt bei den einzelnen Autoren. 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