WOLFGANG AMADEUS MOZART ADRIEN

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WOLFGANG AMADEUS MOZART
Duo für Violine und Violoncello in G-Dur KV 423
EUGÈNE-AUGUSTE YsaÿE
Obsession für Violine solo
ADRIEN-FRANÇOIS SERVAIS UND JOSEPH GHYS
Variationen über »God save the King« für Violine und Violoncello
PAUSE
JOHANN SEBASTIAN BACH
Suite Nr. 5 für Violoncello solo in c-Moll BWV 1011
GEORG FRIEDRICH HÄNDEL /JOHAN HALVORSEN
Passacaglia für Violine und Violoncello in g-moll
5 / 12 /2013
RUDOLF BUCHBINDER KLAVIER
Änderungen vorbehalten
Homburger Kulturgesellschaft gGmbH
Am Forum 5
66424 Homburg
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www.homburger-meisterkonzerte.de
Johann Sebastian Bachs Suite Nr. 5 für Violoncello solo in c-Moll BWV 1011 ins Synästhetische übersetzt von Martha Bayer, Katharina Haller und Muriel Serf
JAN VOGLER
MIRA WANG
Die New York Times bewunderte Jan Voglers »lyrisches Gespür«, das
Gramophone Magazine lobt seine »schwindelerregende Virtuosität« und
die Frankfurter Allgemeine Zeitung attestiert ihm die Gabe, »sein Cello
wie eine Singstimme sprechen lassen zu können«.
Jan Vogler ist seit Oktober 2008 Intendant der Dresdner Musikfestspiele. 2010 begleitete er als Kulturbotschafter Deutschlands den ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler zu dessen Staatsbesuch nach
Korea. 2006 erhielt er den Europäischen Kulturpreis und 2011 den ErichKästner-Preis für Toleranz, Humanität und Völkerverständigung.
Die Saison 2012/13 hält für Jan Vogler nicht nur eine Rückkehr zum
New York Philharmonic bereit sondern auch Debüts beim Bayerischen
Staatsorchester in München und beim Radio-Sinfonieorchester Stuttgart
des SWR sowie einen Auftritt mit dem Deutschen Symphonie-Orchester
Berlin unter Kent Nagano. In der Saison 2011/12 war Jan Vogler u. a. bei
dem Mariinsky Orchestra unter Valery Gergiev, dem Oslo Philharmonic
und Fabio Luisi und den Münchner Philharmonikern unter Lorin Maazel
zu Gast. Im Frühjahr 2013 wurde seine Einspielung der Sechs Suiten für
Cello solo von Johann Sebastian Bach bei Sony veröffentlicht und im
August 2013 folgte die Schumann-Kammermusik-CD »Dichterliebe« mit
Hélène Grimaud, u. a.
Jan Vogler ist mehrfacher ECHO-Klassik-Preisträger und spielt ein
Stradivari-Cello von 1707.
Die in China geborene Mira Wang studierte bei Roman Totenberg an der
Boston University, wo sie ihr Studium mit Auszeichnung abschloss und
den Kahn Award für herausragende Musiker erhielt. Sie gewann zahlreiche Preise bei Wettbewerben auf der ganzen Welt, u. a. den 1. Preis beim
Internationalen Violin-Wettbewerb in Genf und den 1. Preis des Internationalen Violin-Wettbewerbs in Neuseeland.
Mira Wang ist Gastsolistin bei renommierten Orchestern wie zum
Beispiel der Staatskapelle Dresden, dem Royal Liverpool Philharmonic
Orchestra, dem Orchestre de la Suisse Romande, dem Singapore Symphony
Orchestra und vielen anderen. Als Kammermusikerin konzertiert sie bei
zahlreichen Festivals wie dem in Marlboro, »Les Museiques« in Basel,
Kuhmo, dem Rheingau Musik Festival sowie beim MDR Musiksommer.
Im Oktober 2005 spielte Mira Wang gemeinsam mit der Staatskapelle Dresden unter Ivan Fisher die Uraufführung eines Violinkonzertes
der chinesisch-amerikanischen Komponistin Chen Yi. 2003 nahm Sie
Prokofiews 2. Violinkonzert mit dem Sinfonieorchester des Saarländischen Rundfunks Saarbrücken auf.
Mira Wang spielt eine Violine von Antonio Stradivari aus dem Jahre
1708, die einst dem berühmten Geiger Joseph Joachim gehörte.
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 –1791)
der den Schwindel nicht bemerkte. Als einzige Duos für zwei Streich­
instrumente wurden sie später in Mozarts Werkverzeichnis als KV 423 und
424 aufgenommen mit der Option, dass die Bratsche auch durch ein Cello
ersetzt werden konnte.
Die munteren Dialoge zwischen der Violine und dem tiefer klingenden
Partnerinstrument folgen in drei Sätzen dem Sonatenformular. Mozart
nutzte alle Kunstgriffe des Doppelgriffspiels und der arpeggierenden Scheinakkordik, so dass man nicht selten ein Streichquartett zu hören glaubt.
Duo für Violine und Viola in G-Dur KV 423 (1783)
Allegro
Adagio
Rondo: Allegro
Das schon lange schwelende Zerwürfnis zwischen Mozart und seinem
Salzburger Brotherrn Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo eskalierte im Juni 1781 während eines Besuchs des Salzburger Hofstaates in
Wien. Der berühmte Fußtritt von Colloredos Kammerherrn Graf Arco
in Mozarts Hintern besiegelte die endgültige Trennung vom Salzburger
Hof- und Kirchendienst. Erst zwei Jahre später, zwischen Juli und Oktober 1783, wagte er von Wien aus mit seiner Frau Constanze einen Besuch
in seiner Vaterstadt. Dort hatte der befreundete Komponist und Konzertmeister Michael Haydn, der jüngere Bruder von Joseph Haydn, Mozarts
Nachfolge auch als Hoforganist angetreten und arbeitete gerade an
»Sechs Duos für Violine und Viola« für Colloredos Hofmusik. Vier Duos
waren bereits fertig; danach wurde Haydn krank bei Androhung, dass
ihm das Gehalt gestrichen würde, wenn die Serie nicht fristgerecht abgeliefert würde.
Es war für den ungewöhnlich schnell arbeitenden Mozart ein Leichtes,
dem Freund aus der misslichen Lage zu helfen. So entstand unser »Duo
für Violine und Viola« in G-Dur und das Schwesterwerk in B-Dur. Michael
Haydn durfte sie unter seinem Namen dem Fürsterzbischof vorlegen,
EUGÈNE-auguste ysaÿe (1858–1931)
ADRIEN SERVAIS (1807–1866) UND JOSEPH GHYS (1801–1848)
2. Satz »Obsession: Prélude« aus der Sonate Nr. 2 in a-Moll
der »Six sonates pour violon seul« op. 27 (1924)
Thema mit 5 Variationen über »God save the King«
für Violine und Violoncello (um 1835)
Als der große belgische Geiger, Komponist und Dirigent Ysaÿe 1923
Joseph Szigeti mit Bachs Sonaten und Partiten für Violine alleine er­
lebte, beschloss er, eine ähnliche Serie von sechs Solosonaten zu komponieren. Sie wurden ein Jahr später in wenigen Tagen abgeschlossen
und erfolgreichen Kollegen wie Joseph Szigeti, Jaques Thibaud, George
Enescu, Fritz Kreisler, Matthieu Crickboom oder Manuel Quiroga gewidmet. Die zweite Sonate aus dieser Serie für seinen inzwischen erfolgreichen Schüler Jaques Thibaud als Widmungsträger hat vier Sätze mit
den für sich sprechenden Überschriften: 1. »Obsession« (Besessenheit):
Prélude (Vorspiel); 2. »Malinconia« (schwermütig); 3. »Danse des Ombres«
(Tanz der Schatten): Sarabande sowie 4. »Les Furies« (Furien oder Rache­
göttinnen). Daraus hören wir heute Abend den 2. Satz. Interessant sind
die tongetreuen Zitate aus dem Präludium von Bachs Violin-Partita
E-Dur und aus der gregorianischen Totensequenz »Dies irae, dies illa«.
Wie die anderen Widmungsträger, so hat auch Jaques Thibaud die ihm gewidmete Sonate immer wieder gerne gespielt. In unseren Tagen hat Gidon
Kremer erstmals alle Solosonaten Ysaÿes eingespielt.
Wie der Geiger Ysaÿe so war auch der Cellovirtuose Servais gebürtiger Belgier,
und zwar aus Halle bei Brüssel. Sein Spiel auf seinem Cello von Stradivari,
das heute noch seinen Namen trägt, muss in technischer Perfektion, aber
auch in der Tongebung so einzigartig gewesen sein, dass Hector Berlioz ihn
als »Paganini unter den Cellisten« bewunderte. Und als solcher bereiste er
die ganze Welt bis nach Russland, wo er sich 1849 in St. Petersburg verheiratete. Musiker mit großem Namen rechneten es sich als große Ehre an, mit
ihm zu musizieren oder mit ihm zusammen Duos über bekannte Themen
aus der Welt des Liedes oder der Oper zu komponieren, die heute nur noch
selten zu hören sind. Die großen Geiger Henri Vieuxtemps oder Hubert
Léonhard haben mit ihm solche gemeinschaftlichen Duo-Werke hergestellt,
nicht zuletzt der Geiger Joseph Ghys, der als Lehrer in Amiens und Nantes
dennoch auch erfolgreiche Konzertreisen durch ganz Europa unternahm.
Und wieder war es der Ausnahmegeiger Gidon Kremer, der in neuerer
Zeit zusammen mit der Cellistin Marta Sudruba das Augenmerk auf das
Gemeinschaftswerk von Servais und Ghys lenkte. Mit großem Ton und in
klangvollen Doppelgriffen stellen beide Instrumente zunächst einmal die
englische Königshymne als choralartiges Thema vor. Dann folgen fünf Variationen, die nach Art Paganinis alle Spitzfindigkeiten und technischen Finessen hochromantischer Virtuosität auf beiden Instrumenten vorführen.
JOHANN SEBASTIAN BACH (1685–1750)
Ursprünglich wohl als Studienwerke entstanden, gehören die Cello-Suiten
heute zu den Pflichtstücken eines jeden konzertierenden Cellisten.
Unsere 5. Cello-Suite in c-Moll BWV 1011 weist das gleiche Grundgerüst
auf wie ihre Schwesterwerke: Nach einem einleitenden »Prélude«, das hier
zweiteilig im 4/4- und 3/8-Takt ausgeführt ist, folgen die Standart­tänze
der barocken Tanz-Suite »Allemande«, »Courante«, »Sarabande« und
»Gigue«, wobei zwischen den beiden letzten Sätzen als Modetanz der Zeit
eine Gavotte in Trioanlage A-B-A eingeschoben ist. Bach hatte für seine
c-Moll-Suite vorgeschrieben, die höchste Cellosaite von a nach g herunter
zu stimmen, was dem Instrument ein dunkleres Timbre verleiht und bestimmte Akkorde erleichtert. Es wird interessant sein, ob Jan Vogler dem
folgt oder doch alles lieber in der Normalstimmung spielen möchte.
Suite Nr. 5 für Violoncello solo c-Moll BWV 1011 (um 1720)
Präludium
Allemande
Courante
Sarabande
Gavotte I/II
Gigue
Die genauen Entstehungszeiten der sechs Suiten für Violoncello alleine
(BWV 1007–1012) sind nicht bekannt. Sicher sind sie in zeitlicher Nähe
zu den in Köthen zwischen 1717 und 1720 entstandenen sechs Suiten
und Partiten für Violine alleine (BWV 1001–1006) entstanden. Weil sie
gegenüber den experimentierfreudigeren Violinsuiten einen konventionelleren Zuschnitt aufweisen, nimmt man an, dass sie entgegen der
Stellung im Bach-Werk-Verzeichnis vor den Violinsuiten entstanden sind.
Wie dem auch sei: Mit seinen Cello-Suiten schuf Bach etwas so Neues
und das auf eine so Maßstab setzende Weise, dass ihm auf diesem Feld
bis zu Zoltan Kodály kein Komponist zu folgen wagte. Das pädagogische
und künstlerische Prinzip ist das gleiche wie in den Schwesterwerken für
Violine alleine: Radikaler Verzicht auf jegliches Generalbass-Fundament,
dafür eine versteckte Mehrstimmigkeit auf einem einzelnen Saiteninstrument, wobei das Cello gegenüber der Geige die eigene Bass-Lage als
besonderen Vorteil einbringt.
GEORG FRIEDRICH HÄNDEL (1685–1759)/
JOHAn halvorsen (1864–1935)
Passacaglia für Violine und Violoncello in g-Moll (1897)
Als Violinvirtuose, Dirigent und Komponist war Johan Halvorsen um
1900 sicher die markanteste Persönlichkeit im Musikleben Norwegens.
Er stand in der Nachfolge von Johan Svendsen und Edvard Grieg, mit
dessen Nichte er sogar verheiratet war. Wie seine romantischen Kollegen
Servais und Ghys (s. o.), wie Schumann, Liszt oder Brahms, so bearbeitete
auch Halvorsen gerne Werke älterer Meister.
Die Passacaglia kam im 16. Jahrhundert in Spanien auf als improvisiertes Spiel über einer ständig wiederholten Bass- und Harmoniefolge. Das
Prinzip ist auch im Jazz sehr beliebt, beispielsweise in Improvisa­tionen
über das 12-teilige Bluesmodell. Wenn man so will, war die spanische Passacaglia (vom spanischen »pasar una calle« – durch eine Gasse gehen) ein
»Gassenhauer«. Als das Musizierprinzip über Frankreich europaweit Eingang in die höfische Musik erhielt, blieben doch die ständigen Veränderungen und Überraschungen über dem »basso ostinato« erhalten, wenn sie
auch nicht mehr in Stehgreifimprovisationen ausgeführt, sondern notiert
wurden. Bach hat die Passacaglia vor allem in Orgelwerken aufgegipfelt;
aber auch Händel fügte sie gerne in seine Cembalo-Suiten ein. Das Thema,
also hier die ostinate Bassfolge, hat Halvorsen 1897 Händels Passacaglia
aus der Cembalo-Suite g-Moll HWV 432 entlehnt und daraus für die
beiden Streichinstrumente ein ganz persönliches und eigen­ständiges
Werk der Spätromantik gefertigt. Als virtuoses und beliebtes Zugabestück wurde Halvorsens Passacaglia durch Jascha Heifetz und Gregor
Piatigorsky weltberühmt und erlebt auch in neuerer Zeit immer wieder
Aufführungen und Einspielungen wie etwas durch Janine Jansen und
Julian Rachlin.
Unsere Gäste Mira Wang und Jan Vogler werden für Sie heute Abend die
Tradition großer Geiger und Cellisten fortsetzen. Ob im Einzelspiel oder
im Duo: Ich wünsche Ihnen, verehrte Zuhörerinnen und Zuhörer, dazu
jedenfalls wieder einen ungetrübten Hörgenuss,
Ihr Paul O. Krick
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