Oberseminar „Geologische Bedeutung ozeanischer Mikrobiota“ Aus der Reihe: „Marine Faziesräume – Biota und Sedimentation“ Bearbeiter: Betreuer: Vortrag: Susann Kupfer Dr. rer. nat. Olaf Elicki 06.07.2000 Gliederung: 1. Einleitung 2. Globale Gliederung der marinen Sedimente nach ihrer Zusammensetzung • Karbonate • Silicite • Rote Tone 3. Globale Verteilung von organischen Kohlenstoff 4. Klima und Fazies 5. Ozeanische Mikrobiota und ihre Auswirkung auf lagerstätten- bzw. gesteinsbildende Prozesse • Phosphorite • Karbonate • Eisenverbindungen (BIF) • Manganknollen • Kohlenwasserstoffe 6. Die geologische Bedeutung der ozeanischen Mikrobiota • Stofflicher Beitrag zum Sediment • Isotope und Altersdatierung • Chemismus und stoffliche Zusammensetzung • Paläoklimatologie • Paläobiogeographie • Biogeographie • Paläogeographie • Paläoozeanographie 7. Zusammenfassung 2 1. Einleitung Die ozeanische Mikrobiota sind weltweit eine der wichtigsten Gruppen in der biogenen Sedimentation überhaupt. Um die Bedeutung der marinen Ablagerungen zu zeigen, möchte ich als erstes auf das Diagramm mit den globalen Verteilung von Oberflächen- Anteilen eingehen. Wie aus der Abb.1 ersichtlich ist, sind zwei Drittel der Erdoberfläche von marinen Sedimenten bedeckt. Wobei der Pazifik mit einer Fläche von 181.000.000 qkm die größte Fläche einnimmt. Wenn man sich parallel dazu die Abb.2 anschaut mit der prozentualen Verteilung der Oberflächen in Bezug auf die Höhe, wird deutlich, daß sich die flächenmäßig am weitesten verbreiteten Gebiete in Höhe NN (mit 20,9 %) und dann erst wieder in Tiefen zwischen 4000 und 6000 m (39,6%) befinden. Abb.1 (ELICKI,2000) Abb.2 2. Globale Gliederung der marinen Sedimente nach ihren Zusammensetzung Die marinen Ablagerungen werden in Abhängigkeit von der Tiefe und von den Breitengraden in einzelne Provinzen gegliedert, die in erster Linie von drei Hauptgruppen dominiert werden: von den Karbonaten, Siliciten und Roten Tiefseetonen. Der Großteil der marinen Mikrobiota konstruiert seine Schalen aus Calcit, Aragonit, Siliziumoxid, opalen SiO2, und untergeordnet aus komplexen organischen Substanzen oder zementierten Sandkörnern (BRINKMANN/ ZEIL,1990). Die biogenen Sedimente werden in Form von Schlämmen pelagischer Ausfällungssedimente aufgebaut, die zu über 30% aus Skeletten planktisch lebenden Organismen bzw. aus Tonmineralen bestehen (KENNETT,1982). Karbonate. In Abb.3 konzentrieren sich die Karbonate fast ausschließlich auf den Raum um den Äquator, besonders an ozeanischen Rändern der äquatorialen Divergenz und der Süden der arktischen Konvergenz (KENNETT,1982). Sie bestehen überwiegend aus Foraminiferen(Globigerinen) und Coccolithen- Schlämmen. Im selben Gebiet, nur unterhalb der Kalkkompensationstiefe (4,5-5,0 km), sedimentieren die Roten Tiefseetone, die mineralogische und chemische Lösungsrückstände des Globigerinen- Schlammes darstellen (BRINKMANN/ ZEIL,1990). 3 Die Karbonatschlämme sind die bedeutendsten Sedimente des Ozeans, sie überdecken ihn zu über 50% in allen Regionen oberhalb der CCD. Dazu zählen vor allem der Kontinentalrand, der Kontinentalschelf und die flachmarinen Bereiche. Die Schlämme werden zu ca. 90 % durch Organismen gebildet und lassen sich in zwei Haupt- u. einen Nebentyp von Karbonatschlämmen gliedern (KENNETT,1982). Die hier wichtigste Gruppe sind die Foraminiferen- Schlämme, in denen die planktisch lebende Gruppe der Globigerinen dominieren. Sie bilden Globigerinen- Schlämme (KENNETT,1982) die 25 % der Erdoberfläche bedecken und damit die verbreitetsten Sedimente unter den rezenten Sedimenten darstellen. Sie werden in Tiefen um 2000 – 5000 m abgelagert, zusammen mit einer Vielzahl anderer Foraminiferen- Arten, aber auch mit Coccolithen- und Pteropodenschlämme und unlöslichen Rückständen von Radiolarien- und Diatomeenschalen, sowie mit nichtlöslichen Abiogenen (BRINKMANN/ZEIL,1990). Eine weitere wichtige Gruppe sind die Nannofossiel- Schlämme, auch Coccolithenschlämme genannt, die von den rezenten Flagellaten, den Coccolithophoridae, und der ausgestorbene Gruppe Discoaster dominiert werden. Ebenfalls nicht unbedeutend sind die Pteropodenschlämme. Ihre Hauptbestandteile sind die Pteropoden und Heteropoden, als planktische Form der Gastropoden. Ihre Aragonitschalen werden in den calcitübersättigten Flachwasser der Tropen ideal konserviert. Zunehmende CaCO3-Löslichkeit ist der kontrollierende Faktor der Karbonatverteilung und ist unabhängig von der Menge der biologisch produzierten Vorkommen in den OberflächenWässern (KENNETT,1982). Silicite. Das sich wie ein schwarzes Band erstreckende Gebiet auf der südlichen Hemisphäre, nördlich der Antarktis und an der Westseite des amerikanischen Doppelkontinentes wird als Silicitischer Gürtel bezeichnet. Der Gürtel umrundet 900 –2000 km weit die Antarktis und beherbergt über 75 % aller SiO2-Akkumulationen in dieser Region (Diatomeen dominieren mit 70 Gew.% ). Das Upwelling, von und um die Antarktis, erfolgt in erster Linie durch thermohaline Zirkulation und durch Windgebläse. Die nährstoffreiche Oberflächen- Wässer haben eine hohe biologische Primär- Produktion zur Folge (KENNETT,1982). Die sich in der Nähe befindenden Tiefseegebiete setzen sich überwiegend aus Radiolarien- (bevorzugt niedrige Breitengrade) und Diatomeen- Schlämmen (bevorzugt hohe Breitengrade) zusammen (BRINKMANN/ZEIL,1990). Abb.3 4 Der Radiolarienschlamm ist eine an Kieselskeletten reiche Abart des Roten Tiefseetons und wird bevorzugt in Tiefen von 5000 – 8000 m abgelagert. Große Flächen des Stillen und Teile des Indischen Ozeans sind mit ihm bedeckt (BRINKMANN/ZEIL,1990). Diatomeenschlämme bevorzugen im Gegensatz dazu die kühlen Gewässer der hohe Breitengrade und säumen die Antarktis wie ein Gürtel (BRINKMANN/ZEIL,1990). Silicitische biogene Sedimente reflektieren die biologische Produktivität von OberflächenWässern mit Upwelling, in denen aus tieferen Schichten phosphathaltige Nährstoffe und silicitische Lösungen eingetragen wurden. Sie reichern sich im Ozeanboden als zahlreiche Individuen, Speciesaggregate, Fekal- Pellets oder Produkte der frühen Auflösung an. 90-99 % der biogenen Opal- Produktion werden bereits in den Oberflächen- Wässern wieder aufgelöst, resistent dagegen sind Diatomeen, Radiolarien, Sillikoflagellata und KieselschwammNadeln. Vor allem silicitische Bestandteile werden in den SiO2-untersättigten OberflächenWässern sofort aufgelöst. Außer in größeren Tiefen herrscht in allen Ozeanen SiO2-Mangel. Im Vergleich dazu sind die tiefen Bodenwässern CaCO3- untersättigt (KENNETT,1982). Auffallend hierbei ist, daß der Atlantik durch das Upwelling fast keine kieseligen Ablagerungen beherbergt, die sich aber wiederum im Pazifik konzentrieren. Im Atlantik ist der Karbonat- Anteil prozentual am höchsten, besonders im Mittelatlantik an der RiograndeErhebung und dem Falkland- Plateau. Im Gegensatz dazu hat der Pazifik prozentual wesentlich geringere Karbonat- Anteile, wenn man einmal vom Lord- Howe- Rise, Neuseeland- Plateau, Neu Guinea und den Philippinen absieht. Der S- Pazifik (nördlich 50°S) verfügt über mehr karbonatische Sedimente als der N- Pazifik. In der E- Pazifik- Erhebung dominieren karbonatische Schlämme; nördlich und südlich davon schließen sich silicitische Schlämme an. Es gibt hier mehr Silicitische Schlämme, als in jedem anderen Ozean. Die Akkumulation in den Tiefen resultiert u.a. auch aus der zunehmender Lösung von fossilen biogenen Sedimenten. Der Indische Ozean ist eine Mischung zwischen den CaCO3-reichen Atlantik und dem SiO2- reichen Pazifik. Die einzelnen Charakter sind ein Resultat verschiedener Bodenwasser- Zirkulationen, welche das Upwelling und die Produktivität kontrollieren (KENNETT,1982). 3. Globale Verteilung von organischen Kohlenstoff Abb.4 5 Mit der Abb.4 möchte ich kurz auf die Ablagerungsgebiete von organischen Kohlenstoff eingehen, welche in der vorhergehenden Karte nicht berücksichtigt wurden. Die hier als rot markierten Sedimentationsgebiete weisen einen Gehalt an organischen Kohlenstoff von über 2 % auf. Die Gebiete sind (mit Ausnahme der Polarregion) fast deckungsgleich mit den Gebieten der küstennahen Flachsee, welche der mannigfaltigste Bereich des Meeres darstellt. In der Flachsee konzentriert sich das Organismen- Wachstum, welches durch die zum Wachstum benötigten Faktoren reguliert wird. Dazu zählen primär das Nährstoff- Angebot und das Sonnenlicht. In der Fotozone gibt es zwar viel Licht aber wenig Nährstoffe. Die Nährstoffe, die überwiegend aus toten Organismen oder deren Produkten bestehen, werden zu intermediären Wassertiefen transportiert. Weil dort aber das Licht fehlt, werden nicht alle Nährstoffe genutzt, es kommt zur Akkumulation. Ständige Umwälzung von nährstoffreichen intermediären Tiefen- und nährstoffarmen Oberflächen- Wässern (auch als Upwelling bezeichnet) führt in der Foto - Zone zur Nährstoff- Versorgung. In Küstengebieten, in denen dieser Effekt durch Brandung und Meeresströmungen besonders häufig auftritt, kommt es zur erhöhten organischen Produktivität und damit zur Akkumulation von organischen Kohlenstoff (KENNETT,1982). Aber woher kommt der hohe Anteil an organischen Kohlenstoff in den hohen Breitengraden? Im arktischen Meer gedeiht eine üppige Diatomeen- Flora. Der Meeresboden ist dicht besiedelt mit Foraminiferen, Bryozoen, Krebsen, Mollusken und seltener mit Kalkschwämmen. Da das Wasser reich an Sauerstoff und Kohlendioxid ist, werden organische Stoffe schnell zersetzt. Die niedrige Temperaturen, der hohe CO2-Gehalt und der an Kalk untersättigter Bodenstrom des Arktischen Gürtels lösen den Kalk aus Ablagerungen der westlichen Tiefenfurche des Atlantischen Rückens gründlich heraus. Man findet im Sediment nur Diatomeen- Schalen und Fetzen von Muschelepidermen. Das ist der Grund, warum der arktische Raum fossilarm, dafür aber reich belebt ist (BRINKMANN/ZEIL,1990). 4. Klima und Fazies: 1 Licht 2 Temperatur & Wärmekapazität 3 Sauerstoff- Produktion 4 Kohlendioxid- Gehalt 5 Salinität 6 geographische Lage (Breitengrad) 7 mineralische Rohstoffe 8 Substrat- & Bodenbeschaffenheit 9 aufsteigende, warme Wassermassen 10 absinkende, kalte Wassermassen 11 Bodenströmungen Abb.5 (KUPFER,2000) 6 Obwohl das Meeresklima in den Ozeanen durch die große Wärmekapazität und das tiefe Eindringen der Sonnenstrahlen in das Meer hinein verhältnismäßig ausgeglichen ist, gibt es doch beträchtliche Fazies- und Klimaunterschiede, die zu einer Zonierung führen. Sie stehen in direkten Zusammenhang mit einzelnen Faktoren, wie zum Beispiel den Gasgehalten im Ozean, die gegenüber der Luft angereichert sind. Vor allem die oberen 30 m sind durch Assimilation von pflanzlichen Plankton an O2 übersättigt. Bei O2 – Armut zersetzen anaerobe Bakterien unter Bildung von H2S Eiweiße und reduzieren Sulfate. Ebenso wichtig für die Lebewelt sind natürlich auch die Temperatur, die Meeresströmungen und die Salinität (BRINKMANN/ZEIL,1990). „Meerestemperaturen lassen sich äquivalent zum Kalkgehalt der Sedimente abschätzen; denn Kalkausfällung und organisch Kalkproduktion steigen mit wachsenden Temperaturen.“ (BRINKMANN,KRÖMMELBEIN,1991). Sonneneinstrahlung mit Licht und Wärme, sowie mineralische Rohstoffe sind die Hauptfaktoren von denen das pflanzliche Leben abhängt und damit überhaupt allen Lebens. Hinzu kommen die Substratund Bodenbeschaffenheit, die allgemeine Lage mit Wasserschicht, Breitengrad und die Wassertiefe (BRINKMANN/ZEIL,1990). 5. Ozeanische Mikrobiota und ihre Auswirkung auf lagerstätten- bzw. gesteinsbildende Prozesse 1 Silicitischer zirkumantarktischer Gürtel 2 Pelagische Karbonat- Schlämme 3 Rote Tiefseetone 4 Karbonatplattform 5 Riff 6 Phosphorite 7 BIF (nur in Paläosedimenten !) 8 Kohlenwasserstoffe 9 Mangan- Knollen Abb. 6 (KUPFER, 2000) Neben den schon beschriebenen karbonatischen Schlämmen aus Foraminiferen und Coccolithen und den silicitischen Schlämmen aus Radiolarien und Diatomeen, gibt es noch eine Reihe andere Sedimente, die mit Hilfe von Mikroorganismen gesteinsbildend sind. Die Flachseeablagerungen sind hierbei geologisch besonders wichtig, weil mehr als 9 / 10 aller Meeressedimente früherer Zeiten (soweit heute festländisch zugänglich) in geringen Wassertiefen entstanden sind. Hierzu gehören zum Beispiel im Schelfgebiet die Phosphorite, die häufig als Gemenge zwischen Calcit und Apatit auftreten (Ca5(PO4, CO3OH)3(F, OH)). Sie assoziieren mit Flachwasserkalken und leiten sich von der Plankton- Produktion in Oberflächen- Wässern ab, wo sie ab 60 mg / l (Sättigungsgrenze) abgeschieden werden. Oft sind sie mit Biogenen, Chert, Dolomit und untergeordnet Kalkstein angereichert. Mit zunehmender Tiefe wird das 7 Karbonat immer weiter durch Phosphat ersetzt (KENNETT,1982). Die Ausfällung erfolgt dabei entweder unmittelbar oder durch metasomatische Phosphatisierung kalkiger Sedimente. Dieser Prozeß wird vor allem in Flachsee- Räumen mit geringer klastischer Zufuhr begünstigt, wo es durch nährstoffreiche Auftriebswässer zu einem lebhaften biologischen Stoffumsatz kommt. Es können dabei Phosphorit- Konkretionen, phosphatisierte hard – ground – Krusten (Bsp. Oberkreide von N – Afrika und Perm von Idaho) (BRINKMANN/ZEIL,1990) und Phosphorit- Flöze entstehen (Bsp. Kambrium in Asien und Australien, Perm in Phosphoria Formation in Nordamerika und das Miozän in Florida) (W.Pohl,1992). Sehr wichtige Gesteinsbildner in der Flachsee sind die riffbauenden Oktokorallen, Blau-, Grün- und Rotalgen, Hydrozoen, die Mollusken, Bryozoen und Echinodermen. Diese Kalksteinbilder bevorzugen die tropischen Flachmeere, die frei von terrigenen Materialeinfluß sind. Aber auch in den kälteren höheren Breitengraden findet man noch in Wassertiefen von 1000m massive Karbonatbänke die durch Rotalgen aufgebaut sind (BRINKMANN/ZEIL,1990). Oolithe und Riffkalke sind fast gänzlich auf die tropische Flachsee beschränkt (BRINKMANN,KRÖMMELBEIN,1991). Ein weiteres wichtiges Sediment, welches vor allem in präkambrischen Ablagerungen von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist, sind die Eisenverbindungen der BIF- Formationen. Ihre Ausfällung erfolgte vor ca. 2,5-1,8 Milliarden Jahren durch den steigenden Sauerstoff- Gehalt in den Meeren, erzeugt von Photosynthese betreibender Mikroorganismen (W.POHL,1992). Dazu zählen vor allem die Blau- und Grünalgen. Die Lagerstätten können 50 –500 km lang und über 1000 m mächtig sein (W.POHL,1992). Wirtschaftlich besonders zukunftsträchtig sind die Manganknollen, die ich ihrer Bedeutung wegen hier noch erwähnen möchte. Die Mikroorganismen wirken dabei sowohl primär, als auch sekundär. Sie liefern u.a. die für das Wachstum benötigten Kristallisations- Keime. Und aus den Lösungsrückständen ihrer Schalen und Hüllen sollen teilweise Elemente wie das Kupfer und das Nickel stammen. Aktiv tragen benthische Mikroorganismen mit zum Wachstum bei, indem sie über Jahrmillionen hinweg durch Bioturbation die Knollen bewegen und sedimentfrei halten (BRINKMANN/ZEIL,1990). Zusammenfassend kann man sagen, daß in Küstennähe am Kontinentalschelf kalkreiche Sedimente akkumulieren mit Korallen und kalkreichen Algen, sowie Mollusken und Bryozoen . Am Kontinentalrand dominieren hemipelagische Sedimente mit terrigenen Sedimenten, wie Mergel und Siltstein und biogenen Material, mit den Foraminiferen als wichtigsten Vertreter (KENNETT,1982). Eine kontinuierlicher Übergang zw. hemipelagischen Sedimenten und biogenen Schlämmen beginnt erst in größeren Tiefen am Kontinental- Rand oder dort, wo terrigene Sedimente an Bedeutung verlieren (KENNETT,1982). In der Tiefsee ist nur ein kleiner Teil der Organismen in der Lage solche Hartteile zu produzieren, die dann auch im Sediment abgelagert werden. Aber diese produzieren mengenmäßig immer noch genug, um quantitativ das Hauptsediment zu bilden (KENNETT,1982). 6. Die geologische Bedeutung der ozeanischen Mikrobiota Die ozeanische Mikrobiota haben eine enorm große und sehr komplexe Wirkung auf den Sedimentationsraum Ozean. Ich habe zur besseren Übersicht die verschiedenen geologischen Bedeutungen zu acht Gruppen zusammengefaßt. Stofflicher Beitrag zum Sediment. Die wichtigste geologische Bedeutung der ozeanischen Mikrobiota ist ihr stofflicher Beitrag zum Sediment. 8 Den mineralischen Anteil an Aragonit liefern die Hydrozoen, Scleractinia, Cephalopoden und die Grünalgen. Wichtige Calcit- Lieferanten sind die Foraminiferen, Coccolithen, Kalkschwämme, Octokorallen, kalkschalige Brachiopoden, Echinoderme und die Rotalgen. Radiolarien, Kieselschwämme und Kieselalgen, wie die Diatomeen, liefern Kieselsäure in opaler Form (BRINKMANN/ZEIL,1990). 90 Milliarden Tonnen Biomasse produzieren die ozeanischen Mikroorganismen pro Jahr (ELICKI,2000). Isotope und Altersdatierung. Über das Messen der Verhältnisse von 12C /13C und 32S/34S erhält man Anhaltspunkt, ob die Karbonate, Sulfate, Sulfide rein anorganisch oder von Organismen gebildet wurden. Über die 16O/18O- Isotope, gemessen an den Hartteilen von Meeresorganismen, lassen sich Paläotemperaturen vorzeitlicher Meere ableiten, da sich in dem Eis der Polkappen das leichtere Sauerstoff- Isotop anreichert und sich somit das Isotopen- Verhältnis weltweit in den Kalken und Phosphaten mit der Bildungstemperatur verschiebt (BRINKMANN/ZEIL,1990). Zur Altersdatierung können aber auch Wachstumsraten an Skeletten fossiler und rezenter Korallen genutzt werden, diese dendrochronologischen Kalender führen bis zu 1000 a zurück (BRINKMANN,KRÖMMELBEIN,1991). Folgende Spezies werden besonders häufig zur biostratigraphischen Altersbestimmung genutzt: Conodonten, Foraminiferen, Ostracoden und Coccolithen, sowie Sporen und Pollen. Sie lassen sich leicht durch Bohrungen gewinnen und bieten durch ihr häufig massenhaftes Vorkommen gute Möglichkeiten zur Anwendung statistischer Methoden (BRINKMANN,KRÖMMELBEIN,1991). Tiefseelotkerne zeigen eine gedrängte Aufzeichnung der erdgeschichtlicher Ereignisse. In ihnen lassen sich, am Lagenwechsel von Globigerinenarten des kühlen und warmen Wassers und damit Schwankungen des irdischen Klimas, ganze Eiszeitalter ablesen (BRINKMANN/ZEIL,1990). Chemismus und stoffliche Zusammensetzung. Über die Mikroorganismen sind Aussagen über die stofflichen und chemischen Veränderungen, zwischen Meerwasser und Sediment oder submariner Basaltflora, und geologischen Vorgänge des Multikomponenten- Systems Ozean möglich. Sind Stoffe chemisch übersättigt, werden sie entweder ausgefällt oder als Stoffwechselendproduckt der Organismen ausgeschieden. Damit liefern Sie nicht nur wichtige Aussagen über die taxonomische Stellung, Gestalt und stoffliche Zusammensetzung eines Sediments (BRINKMANN/ZEIL,1990), sondern auch über die Geschichte der CaCO3und SiO2-Ablagerung, -Auflösung und –Verteilung (KENNETT,1982). Geologische Aussagen. Des weiteren liefern sie wertvolle Hinweise über die Bildung, die Entwicklung, die Erhaltung, das Alter und letztendlich über die Veränderung und die Art der Ablagerung der Ozeanböden. Nicht zu Vergessen, die Information über die Evolution der Kleinstlebewesen, die auf und in ihm leben. Sie geben Auskunft über den Ablauf und die Geschwindigkeit der Diagenese toniger, kalkiger, kieseliger Sedimente und über die Massenbewegung vom Kontinentalrand zur Tiefsee und die Erosion am Kontinentalfuß (BRINKMANN/ZEIL,1990). Bei entsprechender Korrelation gewinnt man Einblicke in die Plattentektonik, Lithosphärenevolution, Paläomagnetik und die Oszillation zwischen glazial und interglazial. Hauptziel ist die chronologische Kallibrierung und die globale Korrelation (KENNETT,1982). Paläoklimatologie. Die Paläoklimatologie widmet sich der Erforschung und Deutung vorzeitlicher Klimaverhältnisse (BRINKMANN,KRÖMMELBEIN,1991). Da die Organismen schneller und empfindlicher auf Umweltveränderungen, wie Schwankungen in 9 Temperatur, Salinität, Futterangebot, Sauerstoff- Gehalt und pH-Wert (KENNETT,1982) reagieren als physikalische oder chemische Vorgänge, liefern sie wertvolle Anhaltspunkte über die Entstehung und die ökologischen Bildungsumstände des Sediments. Langfristige Klimaschwankungen von vieljähriger Dauer spiegeln sich deutlich in Tiefseesedimenten wieder (BRINKMANN,KRÖMMELBEIN,1991). Bei entsprechenden Untersuchungen erhält man Antworten auf die Fragen zum ökologischen Aspekt, in Form von Daten zur Lichtintensität, Wassertiefe, Breitengrad, Tiefenzonierung und Wasserschicht. Anhand dieser Daten lassen sich Regionale Muster von Oberflächen –Temperaturen nachvollziehen. Diese Muster resultieren beispielsweise aus einem Wechsel im globalen Eisvolumen, aus einem Wechsel in der vertikalen thermalen Struktur, der Intensität und Position von Winden, oder in den Bodenströmen und Bodenwassermassen (KENNETT,1982). Biostratigraphie. Die Basis dieser Wissenschaft bildet die Veränderung der Organismen im Laufe der Zeit. Hierbei sind die Leitfossilien von besonderer Bedeutung. Es sind kurzlebige Arten, die in großer flächenhafter Ausdehnung vorkommen, und die sich in rascher und formenreicher stammensgeschichtlicher Entwicklung befinden. Mit ihnen ist eine biostratigraphische Feingliederung möglich, wie zum Beispiel im Kambrium mit den Trilobiten oder im Mesozoikum mit den Ammoniten. Man kann mit ihnen aber auch biostratigraphische Zonen und Provinzen aushalten, vor allem bei isolierten Populationen (BRINKMANN,KRÖMMELBEIN,1991). Die B. befaßt sich mit der Morphometrie und Taxonomie von planktischen und benthischen Mikrofossilien im Sediment (KENNETT,1982). Paläobiogeographie. Die P. behandelt die Verbreitung und Wanderung fossiler Organismen, die u.a. von geographischen und klimatischen Gegebenheiten abhängen und sowohl rezente als auch fossile Umweltbedingungen widerspiegeln. Die Flora und Fauna liefern wertvolle Hinweise zum Aufspüren von Landrücken, Kontinent- bzw. Meereszusammenhängen, Klimagürteln und Meeresströmungen früherer Epochen (BRINKMANN,KRÖMMELBEIN, 1991). Die Paläogeographie ist neben der klimatischen Evolution ein Hauptkontrollfaktor in der Entwicklung der Biogeographie. Letztere beschreibt die geographische Verteilung von Organismen und zeigt die Relationen zw. Organismen, Rate der organischen Evolution, Entwicklung der Mikrofossilgemeinschaften, der See und dem globalen Klima. Beobachtet werden u.a. die Verteilung von Oberflächen – Wassermassen, die durchschnittliche Position der Hauptströme und Fronten und der Wechsel in der Ereignisabfolge, hervorgerufen z.B. durch das Driften von Eisbergen, durch Kontinent- Erosion und durch die biologische Produktivität. Paläobiogeographische Wechsel entstehen durch biogenen Wechsel in den darüberliegenden Wasserschichten und der sich so mit verschiebenden Klimaprovinzen. Diese Wechsel in der Verteilung von Sedimenten werden genutzt, um den Wechsels in ozeanischen und atmosphärischen Zirkulationen und die Effekte dieses Wechsels auf das globale Klima zu entziffern (KENNETT,1982). Paläoozeanographie. P. ist eine Wissenschaft zum Studium und Verstehen der Evolution der Lithosphäre und dem morphologisch- physikalischen Charakter während der Zeit. Beobachtet wird dabei die Entwicklung des ozeanischen Systems, inklusive Oberflächen- Zirkulation, Bodenwasser- Zirkulation, Muster planktischen und benthischen biogeographischen Entwicklung. Die ozeanographische Muster reflektieren dabei die biogeographische Muster wie Wassermassengrenzen, Temperaturschwankungen und Upwelling wieder. Die Entdeckung, Beschreibung und Klassifikation von fossilen Organismen ermöglicht eine paläoozeanographische Rekonstruktion über große Gebiete des Ozeans (KENNETT,1982). 10 7. Zusammenfassung: Zum Abschluß möchte ich noch eine tabellarische Zusammenfassung über die wichtigsten Organismen- Gruppen mit ihrer Verbreitung und ihrer geologischen Bedeutung beifügen. Karbonatische Mikrobiota: Art Foraminiferen Vorkommen Sind von randmarin bis zu den Tiefseebecken in allen Breitengraden und in allen Ozeanen vertreten Geologische Bedeutung • • • • von subpolaren bis warmen (!) Wässern, neben Diatomeen und Flagellaten Lamellabranchiata ist eine euryhaline, in allen Standorten der Meere lebensfähige Klasse. Im Unterschied zu ihr , sind die Gastropoden mehr auf tropische Flachwasser beschränkt In süßen- brackischennormalmarinen Wasser • • Pteropoden Planktische Heteropoden Gastropoden mit fragilen Aragonitschalen (meisten leben in oberen 100m) Riffkorallen Riffkorallen leben in Symbiose mit Grünalgen und ausschließlich in tropischen Flachmeeren Leben bevorzugt in Kalkalgen klaren Tropenwässern Im Flachwasser Horn- u. Kalkschwämme • Coccolithen (Calcitisches Nannofossil) Mollusken Ostracoden • • • • • Zur Korrelation von tropischen Flachwasser- Sequenzen (für Tiefsee unbedeutend) Stratigraphisch wichtig für die Öl- Exploration (besonders für die Bestimmung von mesozoischen und känozoischen Gesteinen) Geben Auskunft über d. Bodenwassergeschichte, Verteilung thermal- haliner Strukturen im Ozean und sind ein Indikator für den Sediment- Transport Benthische F. liefern tektonische Informationen über die Tiefe der sedimentären LG von MOR, Paläotiefen, das Auf- und Absteigen von Rücken u. d. tektonischen Geschichte vom Kontinentalrand, des weiteren und die biogeographischen Verteilungsmuster der verschiedenen Breitengrade Karbonat. Gesteinsbildner (ältesten Formen seit Jura) Für die Tiefsee- Paläontologie ausgesprochen wichtig, da sie sehr große Teile von fossilen und rezenten Sedimenten ausmachen (im Atlantik in fein graduierten Sedimenten 5-20 % (und mehr) ) Ab der oberen Kreide gibt es Mollusken Sessile Formen, wie Vermetus in Florida bilden kleine Riffe Im Paläozoikum von stratigraphischer Bedeutung zur Korrelation über weite Ereignishorizonte Vor allem Tiefseeformen reagieren sehr sensibel auf wechselnde Umwelteinflüsse, Salinität und Wassertiefe Sind biostratigraphisch wichtig, da sie überwiegend auf das Quartär beschränkt sind (Quartärklimatologie) Sie können wie am Golf von Mexiko auch gesteinsbildend wirken • • Sind geologisch sehr wichtige Riffbildner Indikator für tropischen Flachsee (Temp. 23-27°C +/- max. 7°C) mit klare, normalhaline Wasser • • Cyanobakterien à Stromatolithkrusten Rotalgen sind die wichtigsten karbonatabscheidenden Organismen 11 Brachiopoden Bryozoen Sind Bewohner der • Riffe und Flachwasser und außer Lingula streng stenohalin Leben seit Paläo• zoikum rasenförmig auf dem Grund geheftet stenohalin als sessile Koloniebildner in der Schelfsee Seit dem Mesozoikum sind die B. im Rückzug begriffen und gleichzeitig in tiefere Wässer abgewandert In der Kreide besonders formenreich und im Silur- Perm sogar riffbildend Silicitische Mikrobiota: Arten Radiolarien Diatomeen Silicoflagelaten Kieselschwämme Vorkommen Geologische Bedeutung Leben ausschließlich • Ist eine der wichtigsten Komponenten mariner Mikrofossilien und marin in tropischen bis wichtigster Produzent von biogenen SiO- Material antarktischen • Radiolarienschlämme sind typisch für äquatoriale Gebiete und Gewässern; deutlich an Provinzen gebunden. Sie sind durch ihre weite überwiegend im Verbreitung in Tiefseesedimente, ihrer Anzahl und Artenfülle von Pazifik, aber auch im großer geologische Bedeutung à Paläoökologie und Indik Biostratigraphie • Sind streng stenohalin leben in der Foto• Wichtig für die Paläostratigraphie und Paläoökologie, känozoische Zone in marinem und Biostratigraphie (leben in Abhängigkeit von der Temperatur in süßem Wasser, von streng biogeographischen Provinzen der Polarregion bis • zweitwichtigster Produzent von biogenen SiO2- Material zum Äquator • Diatomeenschlämme sind typisch für hohe Breitengrade • einige Formen leben auf der unteren Seite von Packeis und dienen somit als Indikatoren für dessen Verbreitung und für den Verlauf von Bodenströmen • Weit verbreitet im ozeanischen Sedimenten und wichtig für • Einzeller im paläoökologische biostratigraphische Studien marinem Plankton in allen Teilen der • Ist aber selten angereichert und rar als Hauptkomponente in Ozeane marinen Schlämme In 100-1000m • Bilden seit dem Jura flache Riffe (Bsp. Schwäbische Alb) Wassertiefe 12 Die Daten, in diesen Tabellen, wurden aus (KENNETT,(1982), BRINKMANN/ZEIL,(1990). (BRINKMANN,KRÖMMELBEIN,(1991)) zusammengetragen. 13 Literaturverzeichnis J.KENNETT (1982): Marine Geology, Prentice- Hall, Inc. Englewood Cliiffs; 813 Seiten.; New Jersey BRINKMANN, ZEIL (1990): Abriß der Geologie – Allgemeine Geologie, Ferdinand Enke Verlag Stuttgart; 278 Seiten.; Stuttgart BRINKMANN, KRÖMMELBEIN (1991): Abriß der Geologie – Historische Geologie, Ferdinand Enke Verlag Stuttgart; 404 Seiten.; Stuttgart W. POHL (1992): Lagerstättenlehre, E.Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller). Stuttgart; 112-127 S. H. MURAWSKI (1992): Geologisches Wörterbuch, Ferdinand Enke Verlag Stuttgart; 254 Seiten.; Stuttgart O.ELICKI (2000): mündliche Absprache S.KUPFER (2000): Eigenentwürfe von Grafiken und Folien 14