18. Oktober 2016: Alt & Sexy – Kugelsternhaufen in der Milchstraße Dr. Tim-Oliver Husser, Georg-August-Universität Göttingen, Institut für Astrophysik Kugelsternhaufen sind alt – so alt, dass sie einige Zeit sogar älter als das Universum zu sein schienen. Alle Sterne in einem Haufen entstanden aus einer Wolke aus Gas und Staub, sind deshalb gleich alt und chemisch gleich zusammengesetzt. Durch ihr hohes Alter bestehen die Haufen nur noch aus Sternen und deren Überresten. So dachten wir. – Kugelsternhaufen sind sexy. Seit der Jahrtausendwende mehren sich die Hinweise, dass es in ihnen mehrmals zu Sternentstehung kam, in ihren Zentren massive schwarze Löcher sitzen und dass die Haufen generell nicht so simpel und langweilig sind, wie lange gedacht. In Göttingen waren wir am Bau des ’Multi Unit Spectroscopic Explorer’ MUSE am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile beteiligt und nutzen dieses Instrument jetzt, um die Geheimnisse der Kugelsternhaufen zu ergründen. 01. November 2016: Das Rätsel der kosmischen Neutrinos Prof. Dr. Karl Mannheim, Universität Würzburg, Institut für Theoretische Physik und Astrophysik Mit dem IceCube Detektor am Südpol wurde eine neue Art von Strahlung aus dem Kosmos nachgewiesen. Sie besteht aus extrem energiereichen Neutrinos. Die elektrisch neutralen Elementarteilchen breiten sich wie Lichtquanten geradlinig aus und machen es daher möglich, ihre astronomischen Quellen aufzuspüren. Allerdings ist die Zahl der nachgewiesenen Neutrinos noch zu gering, um eine Übereinstimmung mit bekannten Quellpositionen signifikant festzustellen. Aus der Sicht der Theorie sind bereits seit längerer Zeit eine bestimmte Art von Quasaren die Hauptverdächtigen in dieser Detektivgeschichte. Jetzt sorgte der gewaltige Helligkeitsausbruch eines Quasars für einen Durchbruch: Eines der energiereichsten Neutrinos wurde im Maximum des Ausbruchs und genau aus der Richtung dieses Quasars detektiert. Damit rückt die Lösung des Rätsels der Herkunft der Neutrinos in greifbare Nähe. 15. November 2016: Gamma-Ray Bursts: Was entsteht bei den stärksten Explosionen im Universum? Dr. Jochen Greiner, Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Garching Kosmische Gammastrahlenblitze (engl. Gamma-Ray Bursts, GRBs) setzen in wenigen Sekunden mehr Energie frei als die Sonne in Milliarden Jahren. Das Rätsel um die Natur dieser Objekte beschäftigt die Astrophysiker seit bald 50 Jahren. Nach dem allgemein anerkannten Standardmodell entstehen GRBs beim finalen Kollaps sehr massereicher Sterne. Bei den üblicherweise angenommenen Massen dieser GRBVorläufersterne von mehr als 30 Sonnenmassen sollte sich bei diesem Kollaps immer ein Schwarzes Loch bilden. Neuere Beobachtungen eines besonders lang-andauernden GRBs stellen dies zum ersten Mal deutlich in Frage. Im Kontext von Sternentwicklung, Supernovae und GRBs werden die neuen Befunde erklärt und unser Wissen über die Natur von GRBs kritisch beleuchtet. 29. November 2016: Das dunkle Herz der Milchstraße Prof. Dr. Andreas Burkert, Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Astronomie und Astrophysik Wir sind Teil eines riesigen Sternsystems, der Milchstraße. Unsere Sonne kreist mit mehr als 100 Milliarden anderen Sternen um ein gemeinsames Zentrum: das Zentrum der ” dort ein giganMilchstraße“. Wir wissen heute, dass sich tisches Schwarzes Loch befindet, ein Raum-Zeit Strudel in eine andere Welt. Hier, im Herzen der Milchstraße, finden unter den extremen Bedingungen in der Nähe des Schwarzen Lochs faszinierende Vorgänge statt, die uns immer noch viele Rätsel aufgeben. 13. Dezember 2016: Von unsichtbaren Galaxien und schmarotzenden Sternen – Röntgenastrophysik mit Weltraumteleskopen Dr. Iris Traulsen, Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam Mit dem Begriff der beobachtenden Astrophysik verbinden wir in erster Linie das optische Licht der Himmelskörper. Doch ihre Strahlung umfasst weit mehr als das, was unsere Augen sehen: Radio-, Mikrowellen-, UV- und Röntgenlicht beispielsweise. Mit der technischen Möglichkeit, Teleskope über unsere Erdatmosphäre hinaus zu transportieren, öffneten sich im zwanzigsten Jahrhundert diese weiteren Wellenlängenbereiche für astronomische Entdeckungen. Im Röntgenlicht erhalten wir Einblick in die besonders heißen Prozesse im Weltall, von unserem Sonnensystem bis hin zu riesigen, weit entfernten Galaxienhaufen. Zum siebzehnten Geburtstag unseres europäischen Röntgenteleskops XMM-Newton sind Sie eingeladen auf eine Reise zu diesen heißen Regionen und extremen Vorgängen im Universum. 10. Januar 2017: Funny Sky – Astronomie von ihrer humorvollen Seite Dr. Klaus Herzig, Nicolaus-Copernicus-Planetarium Nürnberg Dass Astronomie großen Spaß macht, ist bekannt – aber kann sie auch lustig sein? Dieser Vortrag will beweisen: ja! Doch hinter all den unglaublichen Himmelsrekorden, verblüffenden Merkwürdigkeiten und humorvollen Cartoons steckt immer auch die ernste“ Naturwissenschaft, die hier ” kommt. ebenfalls zu ihrem Recht 24. Januar 2017: Dawn“ – eine Reise zu den großen Asteroi” den 1 Ceres und 4 Vesta Dr. Andreas Nathues, Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Göttingen Jenseits der Bahn des Planeten Mars aber noch innerhalb der des Jupiters bewegen sich mehr als 700.000 bekannte Asteroiden. Bei den größten handelt es sich um intakt gebliebene Protoplaneten. Die Erforschung dieser Objekte erlaubt Rückschlüsse auf die Zustände im frühen Sonnensystem und damit auf die Entstehung der Erde. Die NASA Raumsonde Dawn erreichte im Juli 2011 Vesta (Durchmesser 570 km), welche 1,5 Jahre umkreist wurde. Die Aufnahmen der Göttinger Kameras zeigen eine mehrere Milliarden Jahre alte, allerdings durch Einschläge stark verwitterte Oberfläche. Spektrale Erkenntnisse belegen, dass sich dieser Körper im Laufe seiner Entwicklung stark aufgeheizt und umgeformt hat. Im März 2015 hat Dawn dann Ceres (Durchmesser 960 km) erreicht. Dessen Oberfläche ist viel dunkler als die von Vesta und zeigt eher ursprüngliches Material. Die im Vergleich zu Vesta deutlich kleinere mittlere Dichte legt nahe, dass große Mengen Wassereis in Ceres vorhanden sind. 07. Februar 2017: Warum sind Sterne magnetisch? Prof. Dr. Manfred Schüssler, Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Göttingen Unsere Sonne ist ein magnetischer Stern. Ihre äußere Hülle ist von Magnetfeldern durchsetzt, welche für die faszinierenden Erscheinungen der Sonnenaktivität (Sonnenflecken, Protuberanzen, Eruptionen und Massenauswürfe) verantwortlich sind. Auch die Erde und der erdnahe Weltraum werden davon beeinflusst. Magnetfelder und die damit verbundenen Aktivitäten beobachtet man auch bei einer Viel- zahl anderer Sterne. Teilweise sind diese Erscheinungen um ein Vielfaches energiereicher als im Falle der Sonne. Warum aber haben Sterne überhaupt Magnetfelder? Warum zeigen viele von ihnen Aktivitätszyklen ähnlich zum 11-jährigen Sonnenzyklus? So komplex die Felder und ihre Wirkungen auch sind, ihnen liegt ein vergleichsweise simpler physikalischer Mechanismus zu Grunde, den wir auch auf der Erde technisch ausnutzen: ein Dynamo. 21. Februar 2017: Verborgene Botschaften im Sonnenlicht Prof. Dr. Dietrich Lemke, Max-Planck-Institut für Astronomie, Heidelberg Vor 200 Jahren entdeckte Joseph Fraunhofer im Kloster Benediktbeuern die dunklen Linien im Spektrum der Sonne und anderer Sterne. Er nutzte sie fortan bei der Herstellung besserer Gläser für seine berühmten Fernrohre. Vierzig Jahre später gelang es Robert Bunsen und Gustav Kirchhoff in Heidelberg, die Natur der Fraunhoferschen Linien zu verstehen: Es sind die Fingerabdrücke der chemischen Elemente in der Sonne. Zeitgleich wurde die Rot-Verschiebung der Fraunhofer-Linien durch die Bewegung der kosmischen Quellen von uns weg durch den nach Christian Doppler benannten Effekt entdeckt. Damit begann die astrophysikalische Eroberung des Universums, auf der unser modernes Weltbild beruht. 07. März 2017 (Hörsaal 011): Aus Sternenstaub und mit Migrationshintergrund – unser Sonnensystem Prof. Dr. Harald Lesch, Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Astronomie und Astrophysik Die Frage nach der Entstehung der Erde und des Sonnensystems hat die Menschheit seit Urzeiten beschäftigt. Im Vortrag wird diese im Licht der Erkenntnisse der modernen Wissenschaften beleuchtet. Dabei wird anschaulich erläutert, woher die Urbausteine des Sonnensystems stammen und wie sich aus einer ausgedehnten Wolke aus Gasen und Sternenstaub die Sonne und ihre Planeten entwickeln konnte. Wertvolle Informationen über die Vorgänge im frühen Sonnensystem und den Beginn der Planetenentstehung stammen aus der Analyse von Meteoriten, deren ursprüngliche Zusammensetzung über mehr als 4,5 Milliarden Jahre weitgehend erhalten geblieben ist. Behandelt wird auch, welche Rollen ein möglicher naher Vorbeiflug eines Nachbarsterns wenige Millionen Jahre nach der Bildung des Sonnensystems und Migrationsbewegungen der großen Planeten bei dessen früher Entwicklung gespielt haben. Werden Sie Mitglied! Unterstützen Sie die Aktivitäten des Förderkreis Planetarium Göttingen e. V. durch Ihre Mitgliedschaft oder Spende! Mitglied im Förderkreis Planetarium Göttingen e. V. kann jeder werden. Der ordentliche jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt 25,- e, der ermäßigte Mitgliedsbeitrag für Schüler, Studierende und Geringverdiener 15,- e (bitte Bescheinigung beifügen). Hinzu kommt jeweils eine einmalige Aufnahmegebühr in Höhe von 10,- e. Als Mitglied haben Sie freien Eintritt zu den vom Förderkreis organisierten Vortragsveranstaltungen und Planetariumsvorführungen. Außerdem erhalten Sie regelmäßig Mitteilungen über die Aktivititäten des Vereins und interessante Veranstaltungen sowie aktuelle Informationen aus Astronomie und Astrophysik. Darüberhinaus können Sie vergünstigt an vom Verein organisierten Fahrten zu Planetarien und anderen Einrichtungen moderner Wissensvermittlung teilnehmen. Der Förderkreis Planetarium Göttingen e. V. ist durch das Finanzamt Göttingen als gemeinnützig anerkannt. Weitere Informationen und Hinweise zu aktuellen Veranstaltungen finden Sie unter: http://www.planetarium-goettingen.de Titelbild: ESO/J. Emerson/VISTA. Impressum: Förderkreis Planetarium Göttingen e. V. c/o Dr. Thomas Langbein Nordhäuser Weg 18 37085 Göttingen Tel. 0551/ 7704501 [email protected] Bankverbindung: Sparkasse Göttingen, IBAN: DE84 2605 0001 0043 2041 14, BIC: NOLADE21GOE Faszinierendes Weltall Programm 2016/2017 vierzehntägig ab 18. Oktober jeweils dienstags, 20.00 Uhr Universität Göttingen Zentrales Hörsaalgebäude (ZHG) Platz der Göttinger Sieben Hörsaal 008 Eintritt 4,00 e, ermäßigt 2,50 e Vortragsreihe des in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Göttingen