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Helligkeit eines Fixsterns gestattet noch keinen Schluß auf seine Entfernung, da diese gerade bei vielen der hellsten sich als
besonders groß oder auch als überhaupt nicht bestimmbar erwiesen hat, während hingegen einige schwache Sterne uns
verhältnismäßig nahe stehen.
Schon in den ältesten Zeiten hat man die Fixsterne zur bessern Unterscheidung in Sternbilder (s. d.) abgeteilt. Außerdem haben
namentlich die Araber den hellsten Sternen noch besondere Namen beigelegt, von denen viele noch jetzt im Gebrauch sind; einige
Sternnamen rühren auch von den Griechen und Römern her.
Nach ihrer Helligkeit teilt man die Fixsterne in verschiedene Größenklassen (s. d.) ein. Zur ersten Größe rechnet man gewöhnlich
folgende 19 Sterne: Sirius, Canopus, Centauri, Arktur, Rigel, Wega, Capella, Procyon, Beteigeuze, Achernar, Aldebaran, Centauri,
Crucis, Atair, Spica, Antares, Regulus, Fomalhaut und Pollux, die nach ihrer Größe geordnet sind, sodaß Sirius der hellste Stern ist.
Dem bloßen Auge erscheinen die meisten Fixsterne weiß, einige wenig rötlich oder gelblich.
Entschieden weiß sind: Sirius, Spica, Wega;
rot: Aldebaran, Arktur, Antares, Beteigeuze;
gelb: Capella, Procyon und der Polarstern.
Auch bei Anwendung des Fernrohrs sind Weiß, Rot und Gelb die vorherrschenden Farben und treten zuweilen sehr
ausgesprochen auf (s. Granatstern); Blau und Grün finden sich fast nur bei Doppelsternen (s. d.). Ob im Laufe der Jahrhunderte
Veränderungen in der Farbe der Fixsterne vorkommen, ist nicht sicher entschieden, obwohl der jetzt ausgesprochen weiße Sirius von
den Alten zu den roten Sternen gezählt wurde.
Die Zahl der an der ganzen Himmelskugel für ein unbewaffnetes normales Auge erkennbaren Fixsterne beträgt etwa 6000 und
zwar wächst die Zahl der Sterne mit der Abnahme ihrer Helligkeit. So giebt es von der 1. Größe 19 Sterne, von der 2. Größe 65, von
der 3. Größe 200 u. s. w., und man kann annehmen, daß jede folgende Größenklasse durchschnittlich dreimal soviel Sterne enthält
als die vorhergehende. Nach ungefährer Schätzung beträgt die Zahl der in den mächtigsten jetzt existierenden Fernrohren überhaupt
sichtbaren Fixsterne etwa 100 Millionen.
Die Verteilung der Fixsterne am Himmel ist eine sehr verschiedene; am dichtesten stehen sie innerhalb der Milchstraße (s. d.),
deren Glanz nur von der großen Menge dicht gedrängter Sternchen herrührt. Absolut fest und unbeweglich am Himmel, wie die
Fixsterne ihrem Namen nach eigentlich sein sollten, sind sie indessen nicht. Abgesehen von den Bahnen, welche die zu einem
wirklichen Doppelstern verbundenen Fixsterne umeinander beschreiben, zeigen zahlreiche Fixsterne eine, wenn auch meist nur
äußerst geringe Bewegung, die man als Eigenbewegung (s. d.) der Fixsterne bezeichnet. Man kann wohl als sicher annehmen, daß
jeder Fixstern eine solche besitzt, wenn auch meist der Betrag derselben so klein sein wird, daß erst nach einem sehr langen
Zeitraum eine meßbare Ortsveränderung zu konstatieren ist.
Weit auffallender als diese kleinen Ortsveränderungen und häufig schon mit freiem Auge wahrnehmbar, sind Änderungen in der
Helligkeit einzelner Fixsterne, die teils periodisch sind, d. h. in längern oder kürzern Zeiträumen regelmäßig wiederkehren, teils ganz
unregelmäßig erfolgen. Man nennt diese blasse von Fixsterne Veränderliche Sterne (s. d.). Zu ihnen sind auch die neuen oder
temporären Sterne zu rechnen, die plötzlich zum Vorschein kommen und dann entweder plötzlich wieder verschwinden oder doch
rasch zu einer geringen Helligkeit wieder herabsinken, über das Funkeln s. d.
Hinsichtlich der Natur und Beschaffenheit der Fixsterne hat erst die Spektralanalyse gewichtige Anhaltspunkte gegeben. So
verschieden auch die Spektren der einzelnen Fixsterne sind, so lassen sie doch mehrere verschiedene Grundformen erkennen (s.
Sterntypen und Spektralanalyse), die aber weniger auf eine Verschiedenheit der Bestandteile, d. h. der chem. Elemente hinweisen,
aus denen sie zusammengesetzt sind, als vielmehr auf eine Verschiedenheit ihrer Temperatur und ihrer durch diese bedingten
Dichte.
Wir können auf Grund der durch die spektralanalytischen Untersuchungen der Fixsterne gewonnenen Resultate annehmen, daß
die Fixsterne ihrer Natur und Beschaffenheit nach unserer Sonne nahe stehen und wie diese glühende, von Atmosphären umgebene
Massen sind. Die vorherrschenden Bestandteile der Fixsterne sind Wasserstoff, Natrium, Magnesium und Eisen; aus einigen der
untersuchten Fixsterne müssen aber auch Stoffe vorkommen, die wir auf der Erde nicht kennen. Die verschiedenen Farben der
Fixsterne deuten wahrscheinlich auf verschiedene Zustände ihrer Abkühlung hin. (S. auch Sternhaufen, Sternkarten, Sternkataloge.) Vgl. Secchi, Die Sterne («Internationale wissenschaftliche Bibliothek», Bd. 34, Lpz. 1878);
Mädler, Der Fixsternhimmel (ebd. 1858).
Fixsternparallaxen. Die Entfernungen der Fixsterne von der Erde sind so ungeheure, daß die Gesichtslinien nach demselben
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Stern von zwei verschiedenen Punkten der Erdoberfläche aus, selbst wenn diese um den ganzen Erddurchmesser voneinander
abstehen, auch bei den feinsten Messungen sich als einander völlig parallel ergeben. Durch die Messung täglicher Parallaxen (s. d.),
ähnlich wie bei den Körpern unserer Sonnensysteme, ist die Bestimmung der Entfernung der Fixsterne daher nicht ausführbar.
Man muß zur Ermittelung derselben deshalb seine Zuflucht zur jährlichen Parallaxe nehmen, indem man den Ort eines und
desselben Sterns am Himmel von zwei einander entgegengesetzten Punkten der Erdbahn aus bestimmt. Diese Punkte müssen so
gewählt sein, daß ihre Verbindungslinie auf der Richtung nach dem Stern nahe senkrecht steht. Die Hälfte des Unterschieds der an
beiden Punkten bestimmten Richtungen nennt man die jährliche oder heliocentrische Parallaxe des betreffenden Sterns oder auch
kurzweg seine Parallaxe.
Man kann die Fixsternparallaxe auch definieren als den Winkel, unter dem von dem Stern aus der Halbmesser der Erdbahn
erscheint. Ähnlich wie die Horizontalparallaxe bei den Planeten giebt die Fixsternparallaxe einen bequemen Maßstab für die
Entfernung der Fixsterne ab. Indessen sind letztere auch gegenüber dem über 148 Mill. km betragenden Halbmesser der Erdbahn so
ungeheure, daß selbst die größte bekannte Fixsternparallaxe nur 0".7 beträgt. Die Bestimmungen der Fixsternparallaxen erfordern
daher auch ein ganz ungewöhnlich hohes Maß von Genauigkeit und Vorsicht. In früherer Zeit hatte man versucht, derartige
Bestimmungen durch Messungen von Meridianhöhen der Sterne auszuführen;
indessen können diese nicht mit dem hier nötigen Grad von Genauigkeit ausgeführt werden;
hingegen ist es möglich, eine große Schärfe zu erreichen, wenn man den Abstand des fraglichen Sterns von geeignet
Quelle: Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910; Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14.
Auflage, 1894-1896;6. Band, Seite 854 [Suche = 56.856] im Internet seit 2005; Text geprüft am 10.5.2011; publiziert von Peter Hug;
Abruf am 8.4.2017 mit URL:
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