Wald im Klimastress

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Wald im Klimastress
Unser Klima wandelt sich. Höhere
Temperaturen, häufigere Trockenperioden, stärkere Wolkenbrüche
sind nur einige der Folgen des vom Menschen verursachten
Klimawandels. Wie werden unsere langlebigen Wälder auf die
raschen Veränderungen der Umwelt reagieren? Gelingt es ihnen,
sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen, oder werden wir
uns in Zukunft an andere Waldbilder, an neue Baumarten
gewöhnen müssen?
In unserer Broschüre stellen wir dar, wie sich das Klima in den
vergangenen hundert Jahren veränderte und mit welchen Klimaverhältnissen in Deutschland künftig zu rechnen sein wird.
Außerdem beschäftigen wir uns mit den Folgen des Klimawandels
für den Wald und gehen der Frage nach, welche unserer heimischen Baumarten zu den „Gewinnern“ oder „Verlierern“ zählen
könnten.
Über Maßnahmen für Waldbesitzer und Forstleute, durch vorausschauendes Handeln rechtzeitig etwas gegen drohende Gefahren
für die Wälder zu tun, wollen wir ebenso informieren wie
darüber, wie jeder von uns beim Leben, Wohnen und Heizen mit
Holz und Holzprodukten klimaschädliches CO2 einsparen kann.
Wald im Klimastress
Fakten – Folgen – Strategien
Geleitwort
1
Vor rund 25 Jahren, als wir die Stiftung Wald in Not gründeten, beherrschte das „Waldsterben“ die Schlagzeilen der Medien. Heute ist es der „Klimawandel“. Damals waren
es vor allem die Folgen der Schadstoffimmissionen in unsere Wälder, insbesondere von
Schwefeldioxid, die zu Schäden und zum Absterben einzelner Bäume, insbesondere in
den Mittelgebirgsregionen unseres Landes, führten. Durch die Diskussion in der Öffentlichkeit und den Medien über die Schäden reagierte die Politik, und durch gesetzliche
Maßnahmen gelang es, vor allem die Emission von Schwefeldioxid in den vergangenen
Jahren erheblich zu senken. Trotz dieser Erfolge im Bereich der Luftreinhaltung wirken
die Folgen der Schadstoffimmissionen in unsere Wälder immer noch nach und haben
dazu geführt, dass unser Waldökosystem an Stabilität verloren hat. Dies geben die jährlichen Waldzustandsberichte wieder. Sie lassen erkennen, dass der Wald empfindlicher
auf Umweltveränderungen und Witterungsextreme reagiert. Hinzu kommt eine Häufung
von Sturmschäden in den vergangenen 20 Jahren.
„Die kleinste
Bewegung ist für
die ganze Natur von
Bedeutung.“
Blaise Pascal, Gedanken
Mobile „Planets“ von
Rosali Schweizer
Witterungsextreme und Sturmschadensereignisse sowie ein kontinuierlicher Anstieg
der durchschnittlichen Jahrestemperatur in den letzten Jahrzehnten werden von der
Wissenschaft als Vorzeichen eines Klimawandels gedeutet. Sollte ein Temperaturanstieg
sich mit der von vielen Wissenschaftlern vorhergesagten Geschwindigkeit vollziehen, so
bedeutet dies für die Wälder eine große Gefahr. Denn viele der heimischen Baumarten
können sich an einen derartigen Temperaturanstieg nicht mit gleicher Geschwindigkeit
anpassen. Damit wird sich die Instabilität des Ökosystems Wald noch weiter verstärken.
Daher sind nicht nur Maßnahmen zur Minderung der CO2-Emissionen, die durch Verstärkung des Treibhauseffekts für den Temperaturanstieg mit verantwortlich sind, zu
verstärken, sondern auch die Maßnahmen zum Schutz und zur Erhaltung unserer Wälder,
die im globalen CO2-Haushalt eine entscheidende Rolle spielen. Vor allem ist dringend
ein Umbau besonders gefährdeter Wälder notwendig, um diese „fit“ zu machen für einen
Klimawandel.
Mit der neuen Broschüre möchte die Stiftung Wald in Not auf diese Entwicklung und die
sich daraus ergebenden Gefahren für unsere Wälder hinweisen. Sie möchte Anleitungen
geben, was jeder Bürger, aber auch die Waldbesitzer tun können, um die Risiken eines
Klimawandels zu vermindern, damit nachfolgende Generationen noch Wälder erleben
und nutzen können!
Dr. Bernhard Vogel
Ministerpräsident a. D.
Vorsitzender des Stiftungsrates
der Stiftung Wald in Not
2
Inhalt
Wald im Klimastress
Unser Klima wandelt sich
von Dr. Eva-Maria Mößmer
Unser Klima wandelt sich
3
Fakten zum Klimawandel
Des Guten zu viel: Treibhausgas Kohlendioxid
Zukunft des Weltklimas
– Temperatur
– Niederschlag
Deutschland im Klimatrend
– Wärmer wird’s
– Trockenere Sommer, feuchtere Winter
– Extremereignisse: von XL auf XXL
4
6
7
8
9
10
10
11
11
Klimafolgen für den Wald
12
Wälder am Limit?
Baumarten im Klimawandel
– Ein Modell für den Wald von morgen
– Baumarten: In oder out?
13
16
16
17
Klimaprogramm für unsere Wälder
20
Baumartenwahl: gut angepasst
Der gemischte Wald: eine sichere Anlage
Waldpflege macht stabil
Gefahren rechtzeitig erkennen
Umbau statt Abbruch
21
23
23
24
25
Gemeinsam handeln für Wald- und Klimaschutz!
26
Kohlenstoffspeicher Wald erhalten
Holz, zur besseren CO2-Bilanz
– Leben mit Holz
– Holz, weil’s CO2-sparsam ist
– Holz statt Öl und Kohle
27
29
29
30
30
Blicken wir über Jahrmillionen zurück, gehörten Temperaturschwankungen zu den natürlichen Fluktuationen
des globalen Klimas. Den ungewöhnlich raschen Anstieg
der globalen Erdtemperatur in den letzten Jahrzehnten
führen Experten vor allem auf den Ausstoß fossiler
Brennstoffe durch den Menschen zurück. In Zukunft wird
sich der Erwärmungstrend, verbunden mit einer Veränderung der Niederschlagsverhältnisse und einer Zunahme
extremer Wetterereignisse weiter fortsetzen.
Auch Deutschland wird vom Klimawandel betroffen sein.
Insbesondere langlebige Ökosysteme wie die Wälder werden sich gravierenden Veränderungen anpassen müssen.
4
5
Unser Klima wandelt sich
Fakten zum Klimawandel
Der Blick auf die Daten und Beobachtungen
an den weltweiten Messstationen lässt
keinen Zweifel mehr daran, dass unser
Klima sich verändert hat. Um 0,74 ˚C nahm
die mittlere Jahrestemperatur der Erde in
den letzten hundert Jahren zu, in Deutschland sogar um 0,9 ˚C (bodennahe Lufttemperatur). Besonders in den zurückliegenden
drei Jahrzehnten beschleunigte sich der
Temperaturanstieg rasant.
mehr Niederschlag fiel. Extreme Wettereignisse wie Starkregenniederschläge,
Dürreperioden und tropische Wirbelstürme
kamen in den letzten Jahrzehnten häufiger
vor.
Mittlere globale Temperatur
3
2
14,5
14,0
–0,5
13,5
1
PDSI 1
0
(Temperatur °C)
(°C)
0,5
0
–1
–2
–3
1850
1900
Jahr
1950
2000
Um 0,74˚ C nahm die mittlere Erdtemperatur (bodennahe Lufttemperatur) in den letzten
hundert Jahren zu.
Elf der vergangenen zwölf Jahre (1995 –
2006) zählten zu den wärmsten, die seit
der ersten Aufzeichnung von Wetterdaten
im Jahr 1850 beobachtet wurden. Besonders stark ist die arktische Region von der
Erwärmung betroffen. Dort stiegen die
Durchschnittstemperaturen doppelt so
schnell wie im Rest der Welt. Die mittleren
Temperaturen auf der Nordhalbkugel
erreichten in den letzten fünfzig Jahren
die höchsten Werte der vergangenen 500
Jahre und vermutlich sogar der letzten
1300 Jahre. Darauf weisen indirekte Verfahren zur Temperaturbestimmung wie
die Analyse von Baumjahrringen, Eisbohr-
kernen und Korallen hin. Durch die globale
Erwärmung schmolzen Gebirgsgletscher
und arktische Eismassen ab, der globale
Meeresspiegel stieg an und die Temperatur
der Ozeane erhöhte sich.
Der mit der Temperaturzunahme einhergehende Anstieg des Wasserdampfgehalts der Atmosphäre wirkte sich auf die
weltweite Verteilung der Niederschläge
unterschiedlich aus. Zunehmend trockener
wurde es in den letzten hundert Jahren
u. a. in der Sahelzone, in Südafrika und im
Mittelmeerraum, während u. a. im Norden
Europas, in östlichen Teilen von Nord- und
Südamerika und im westlichen Russland
1900
1920
1940
1960
1980
2000
Jahr
Nach dem aus Niederschlag und Verdunstung ermittelten globalen Trockenheitsindex
ging die Bodenfeuchte in den letzten Jahrzehnten deutlich zurück.
Fakten zum Klimawandel
– Mittlere globale Lufttemperatur: nahm in den letzten hundert Jahren um 0,74 ˚C zu
– Eismassen der Gletscher: zogen sich zurück; die Alpengletscher beispielsweise büßten
seit 1850 etwa die Hälfte ihres Volumens ein
– Meereis der Arktis: nahm im Jahresmittel um 8 %, im Sommer um 22 % ab
– Globaler Meeresspiegel: stieg im 20. Jahrhundert um ca. 17 cm an
– Temperatur der Ozeane: nahm bis in Tiefen von 3000 Meter zu
– Extremereignisse (tropische Wirbelstürme, Starkregen mit Überschwemmungen,
langandauernde Trockenperioden) zeigen zunehmende Trends
– Jahreszeitliche Phasen bei der Tier- und Pflanzenwelt Europas und Nordamerikas:
veränderten sich (z. B. Rückkehrtermin von Zugvögeln, Länge der Vegetationsperiode)
6
Unser Klima wandelt sich
Des Guten zu viel: Treibhausgas Kohlendioxid
Zukunft des Weltklimas
Großen Einfluss auf unser Klima haben
sogenannte „Spurengase“ wie Kohlendioxid (CO2), Wasserdampf (H2O), Methan
(CH4), Distickstoffoxid (Lachgas, N2O) und
Ozon (O3), auch wenn sie in der Erdatmosphäre nur in sehr geringen Mengen vorkommen. Die Gasmoleküle halten ähnlich
wie die Scheiben eines Gewächshauses
die von der Erde ausgehende Wärmestrahlung in der unteren Atmosphäre zurück.
Durch diesen natürlichen Treibhauseffekt
liegt die bodennahe Lufttemperatur unseres Planeten im Mittel bei ca. plus 15 ˚C;
ohne die Treibhausgase wäre unser Planet
eine lebensfeindliche Eiswüste.
... mit natürlichem Treibhauseffekt +15 °C
klimawirksame Gase
Wasserdampf
Kohlendioxid
u.a.
Spurengase halten Wärme in der unteren Atmosphäre zurück. Erst dieser
„natürliche Treibhauseffekt“ macht das Klima auf der Erde lebensfreundlich.
Durch die Aktivitäten der Menschen nahm
die Konzentration der klimarelevanten
Spurengase in der Erdatmosphäre seit
Beginn der industriellen Revolution rasant
zu. Dem Anstieg des Kohlendioxids kommt
bei diesem anthropogenen Treibhauseffekt
eine besondere Schlüsselrolle zu. Lag der
CO2-Gehalt der Atmosphäre um 1800 noch
bei etwa 280 ppm*, stieg er bis zum Jahr
2005 um 35 % auf 380 ppm an. Die Folge
war eine zusätzliche Erwärmung der Erdoberfläche und der unteren Luftschichten.
Etwa drei Viertel dieser vom Menschen
verursachten CO2-Zunahme geht auf die
Verbrennung fossiler Energieträger (Kohle,
Erdgas und Erdöl) zurück. Darüber hinaus
trägt auch der Waldverlust, insbesondere
durch Brandrodung großer Waldflächen in
den Tropen, mit etwa 20 % zum Anstieg
der globalen Treibhausgasemissionen bei.
* ppm (parts per million): Das Verhältnis von Treibhausmolekülen zur Gesamtzahl der Moleküle in trockener Luft.
300 ppm bedeutet zum Beispiel 300 Treibhausgasmoleküle pro Million Moleküle trockener Luft.
Die Treibhausgase in der Atmosphäre,
insbesondere das CO2, werden in den
nächsten Jahrzehnten weiter deutlich
ansteigen. Mögliche Entwicklungen des
globalen Kohlendioxidausstoßes
beschreiben Wissenschaftler des
Weltklimarats (Intergovernmental
Panel on Climate Change, IPCC)
in sog. Emissions-Szenarien, die
auf unterschiedlichen Annahmen
über den künftigen
– demographischen,
– gesellschaftlichen,
– wirtschaftlichen und
– technologischen Wandel
basieren.
Die Szenarien sind in vier Hauptgruppen
unterteilt und werden nach dem Second
Report on Emissions Scenarios auch
„SRES-Szenarien“ genannt (siehe Kasten).
IPCC-Emissions-Szenarien (SRES-Szenarien)
A1: Welt mit schnellem Wirtschaftswachstum und schneller Einführung neuer
und effizienter Technologien.
A2: Heterogene Welt mit dem Erhalt regionaler Unterschiede. Der technische
Wandel erfolgt nur langsam.
B1: Sich vom Materialismus abkehrende Welt und die Einführung sauberer
Technologien („optimistisches Szenario“).
B2: Welt mit Schwerpunkt auf lokalen Lösungen für ökologische und ökonomische
Nachhaltigkeit. Technologischer Wandel weniger schnell als bei A1 und B1.
7
8
9
Unser Klima wandelt sich
Globale Erwärmung an der Erdoberfläche
(°C)
A2
A1B
B1
konstante Jahr-2000-Konzentrationen
20. Jahrhundert
6,0
5,0
4,0
3,0
2,0
1,0
0
–1,0
1900
2000
2100
Jahr
Wir haben es in der Hand, wie hoch der
globale Temperaturanstieg bis Ende des
Jahrhunderts ausfallen wird.
Projizierte Temperaturentwicklung bis 2100
relativ zur globalen Mitteltemperatur
1980 – 99 (=Nullwert) für unterschiedliche
Emissions-Szenarien
Unterschiedlich stark werden die einzelnen
Erdteile von der Erwärmung betroffen sein.
Temperatur
Niederschlag
Die Emissions-Szenarien stellen die
Grundlage zur Berechnung entsprechender
Klimaprojektionen dar. Diese dienen der
Simulation zukünftiger Klimaentwicklungen
(= Klimatrends) und der Abschätzung
möglicher Risiken. Übereinstimmend für
alle Klimaprojektionen wird für die nächsten 20 Jahre ein Temperaturanstieg von
ca. 1 ˚C nicht mehr zu stoppen sein; von
der Reduzierung der weltweiten CO2Emissionen hängt es ab, welche der sich
danach verzweigenden Temperaturkurven
eintreten wird. Zwischen 1,8 ˚C und 4,0 ˚C
könnte sich die globale Temperatur bis 2100
erhöhen, was einer weiteren Zunahme des
CO2-Gehalts der Atmosphäre auf ca. 550
ppm bzw. ca. 880 ppm entsprechen würde.
Nicht alle Regionen der Erde werden
nach den Projektionen des Weltklimarats
in Zukunft vom Klimawandel in gleichem
Maß betroffen sein. Die größte Temperaturzunahme wird in den meisten hohen nördlichen Breiten erwartet; der geringste
Temperaturanstieg wird für die Gebiete
über dem südlichen Ozean und Teile des
Nordatlantiks projiziert.
Besonders schwierig für die Klimaforscher
ist es, zukünftige Veränderungen bei
Niederschlägen zu quantifizieren. Als
sehr wahrscheinlich gilt, dass die Niederschlagsmenge in höheren Breiten zunehmen wird, während es in den meisten
subtropischen Landregionen (Mittelmeergebiet, Südafrika, Australien, subtropische
Ozeangebiete) noch trockener wird.
In Mitteleuropa bleibt der Gesamtniederschlag etwa gleich. Allerdings zeichnet
sich hier eine Umverteilung innerhalb der
Jahreszeiten ab. Die Sommerniederschläge
gehen zurück, die Winterniederschläge
nehmen dagegen zu. Niederschlagsdauer
und -intensität werden stärker schwanken.
2090 – 2099 B1-Szenario
Um unabsehbare Folgen für die Lebensbedingungen auf der Erde abzuwenden,
setzten sich die EU-Staaten und Deutschland zum Ziel, den weltweiten Temperaturanstieg auf höchstens 2 ˚C über dem
Niveau des 19. Jahrhunderts zu stabilisieren.
Nur wenn der CO2-Gehalt der Atmosphäre langfristig unterhalb von 450 ppm
bleibt, wird dieses ergeizige Klimaschutzziel zu erreichen sein.
Informationen zum globalen Klimawandel
Ein umfangreiches Nachschlagewerk zum
globalen Klimawandel stellen die Berichte
des Weltklimarats (IPCC) dar.
Im Internet unter: www.ipcc.ch
Blickpunkt Mitteleuropa:
Die Sommerniederschläge nehmen ab.
Projizierte Erwärmung für das späte
21. Jahrhundert im Vergleich zur Periode
1980 – 1999 nach dem günstigsten B1Szenario.
2 ˚C sind genug:
Klimaschutzziel der EU
Multimodell
A1B
JJA
Projizierte Änderung der Sommerniederschläge (Juni–August) zwischen den
Perioden 2090 – 2099 und 1961 – 1990
nach Szenario A1B
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5 6 6,5 7 7,5
(°C)
–20 –10
–5
5
10
20
(%)
10
Unser Klima wandelt sich
Deutschland im Klimatrend
Trockenere Sommer,
feuchtere Winter
Extremereignisse:
von XL auf XXL
Auch in Deutschland ist der Klimawandel
bereits spürbar, wie der Blick auf die Wetteraufzeichnungen der vergangenen Jahrzehnte zeigt. Wie sich das Klima in Zukunft
entwickeln könnte, beschreiben Wissenschaftler mithilfe verschiedener Klimamodelle. Zwar liefern die Modelle nicht
immer übereinstimmende Ergebnisse, im
generellen Trend unterscheiden sie sich
jedoch nicht. Am Beispiel des Remo-Modells des Hamburger Max-Planck-Instituts
für Meteorologie kann man sich eine Vorstellung machen, wie sich der Klimawandel
regional und saisonal auswirken könnte.
In der Rückschau nahmen die regionalen
und saisonalen Unterschiede beim Jahresniederschlag in den vergangenen hundert
Jahren deutlich zu. Während vor allem im
Westen Deutschlands ein deutlicher Anstieg der Niederschläge insbesondere im
Winter zu verzeichnen war, gingen gleichzeitig im Osten Deutschlands die sommerlichen Niederschläge zurück.
In Zukunft könnten bis zum Ende des
Jahrhunderts die Sommermonate im gesamten Bundesgebiet trockener werden.
Mit einem Niederschlagsrückgang von bis
zu 30 % könnte vor allem in Teilgebieten
Baden-Württembergs, entlang des Rheintals und im Thüringer Wald zu rechnen
sein.
Im Gegenzug könnte das Winterhalbjahr
in den meisten Regionen Deutschlands
deutlich feuchter werden.
Extremereignisse wie Starkregenniederschläge und Hitzeperioden traten in jüngerer Zeit länger, häufiger und intensiver auf.
In Zukunft muss entsprechend einem
weltweiten Trend, auch bei uns mit einer
Zunahme extremer Wetterereignisse gerechnet werden. Starkregen, schwere Gewitter, Hitzewellen und Trockenperioden
könnten stärker und häufiger werden.
Stürme könnten bis zum Ende des Jahrhunderts an Zerstörungskraft gewinnen,
allerdings ist die Aussagekraft entsprechender Computersimulationen unter
Meteorologen noch umstritten.
Wärmer wird’s
Stieg die mittlere Jahrestemperatur in
Deutschland in den vergangenen hundert
Jahren um 0,9 ˚C, so erwarten Klimaexper-
Ab Mitte des Jahrhunderts sind gravierende
Temperaturänderungen zu erwarten.
Änderung der Jahresmitteltemperaturen in
Bezug auf die Periode 1961 – 1990 in Deutschland nach dem Remo-Modell.
ten bis zum Jahr 2100 eine hohe Temperaturzunahme, die zwischen 2,5 ˚C (Szenario
B1) und 3,5 ˚C (Szenario A1B und A2) liegen
kann. Ab Mitte des Jahrhunderts könnte
es sich nach den Modellrechnungen besonders rasant erwärmen.
Vom Anstieg der Sommertemperaturen
könnten Süd- und Südwestdeutschland
besonders stark betroffen sein (siehe Karte).
In der Periode 2071–2100 könnte es in
diesen Regionen im Jahresdurchschnitt
um 2,5–3 ˚C wärmer sein als im Vergleichszeitraum 1961–1990.
Sommer- und Hitzetage mit Temperaturen über 25 ˚C bzw. 30 ˚C werden in Zukunft häufiger vorkommen. Im Gegenzug
werden Eis- und Frosttage sowie die
Schneebedeckungsdauer in tieferen und
mittleren Höhenlagen infolge der steigenden Wintertemperaturen abnehmen.
3
2
www.umweltbundesamt.de
Anstieg der Sommermitteltemperaturen:
Rückgang der Niederschläge im Sommer:
Zunahme der Niederschläge im Winter:
Differenz (%) Periode 1961 – 1990 zu 2071 –
2100; Szenario B1 / Remo-Modell
Änderung (%) zwischen Periode 1961 –1990
und 2071 –2100; Szenario B1 / Remo-Modell
5
A1B
B1
A2
Kontrolllauf
Differenzierte Informationen zum
Klimawandel in Deutschland:
Differenz (°C) Periode 2071 – 2100 zu 1961 –
1990; Szenario B1 / Remo Modell
(K) Temperaturänderung
4
11
Deutschland
5,5
40
40
5
30
30
4,5
20
20
4
10
3,5
Deutschland
5
Deutschland
10
5
3
–5
–5
1
2,5
–10
–10
0
2
–20
–20
–1
1,5
–30
–30
1
–40
–40
–2
1950
2000
2050
Jahr
2100
Klimafolgen für den Wald
13
Wälder am Limit?
Der Klimawandel hat gravierende Folgen
für langlebige Ökosysteme wie unsere
Wälder. Höhere Temperaturen lassen den
Wasserverbrauch der Bäume steigen.
Bis zu 50.000 Liter Wasser, das sind über
600 volle Badewannen, kann ein Hektar
(=10.000 m2) Buchenwald an einem heißen
Sommertag verdunsten. Steht im Boden
nicht (mehr) genügend Wasser als Nachschub zur Verfügung, drosseln die Bäume
ihre Transpiration oder versuchen durch
frühzeitiges Abwerfen von Blättern und
Nadeln ihren Wasserverbrauch zu reduzieren. Eine Zunahme von Trockenperioden
und hohen Temperaturen kann zu Einbußen beim Holz- und Höhenwachstum, zu
Vitalitätsverlusten bis hin zum Absterben
von Bäumen führen.
In großen Teilen Ostdeutschlands müssen heute bereits Wälder mit verhältnis-
mäßig wenig Wasser auskommen. Die
klimatische Wasserbilanz (CWB) während
der Vegetationsperiode, d. h. die Differenz
aus Niederschlag und potenzieller Verdunstung, ist dort häufig negativ und kann
oft nur noch durch den Winterniederschlag
ausgeglichen werden. Vor allem vom Speichervermögen der Waldböden hängt es
ab, ob Bäume bei zurückgehenden Niederschlägen noch ausreichend Wasser bekommen. Wird der Bodenspeicher von den
Winterniederschlägen nicht mehr ausreichend gefüllt und / oder ist die natürliche
Wasserhaltekraft der Waldböden gering
(z. B. auf flachgründigen, sandigen oder
wechselfeuchten Böden) werden besonders
in warm-trockenen Regionen manche
Baumarten durch den Klimawandel an ihr
Limit geraten.
Risikofaktor: Wassermangel
Klimafolgen für den Wald
Höhere Temperaturen und weniger Niederschlag in
der Vegetationszeit, mehr Hitzewellen, Dürreperioden,
Starkregen und Nassschneefälle; häufigere Spät- und
Frühfröste, stärkere Stürme und mehr gefräßige Schadinsekten: der Klimawandel wirkt sich direkt auf unsere
Wälder aus. Nicht alle Baumarten werden den enormen
Veränderungen auf Dauer „gewachsen“ sein.
Im Trockenjahr 2003 war die klimatische
Wasserbilanz (CWB) in großen Teilen
Deutschlands negativ.
< –496,0
< –400,0
< –300,0
< –200,0
< –100,0
<
0,0
< 100,0
< 200,0
< 300,0
< 400,0
< 500,0
< 600,0
< 700,0
< 800,0
< 900,0
< 1000,0
≥ 1000,0
14
15
Klimafolgen für den Wald
Auswirkungen des Klimawandels
Mögliche Folgen für Baumarten und Wälder
„Schleichende“ Veränderungen
– Höhere Durchschnittstemperaturen
– Verminderte Konkurrenzkraft
– Abnehmende Niederschläge in der
Vegetationszeit
– Abnehmende Produktivität
– Abnehmende Vitalität
– Zunehmende Empfindlichkeit gegenüber
Luftschadstoffen
– Absterben von Bäumen
– Veränderung der Artenvielfalt
– In Trockengebieten: Gefahr der Auflösung
geschlossener Wälder
– Längere Vegetationsperiode
– Mehr Wachstum
– Anstieg der Waldgrenze
– Zunehmende Spätfrostgefahr
Bei einem Massenbefall macht der Borkenkäfer selbst gesunde Fichtenwälder „platt“.
Nicht nur der „schleichende Klimawandel“
wird den Wäldern immer mehr zu schaffen
machen; auch häufiger vorkommende
Extremereignisse wie Trockenperioden,
Waldbrände, Stürme, Überschwemmungen
und Nasschneefälle können zu Waldzusammenbrüchen, zum Absterben von
Jungpflanzen und anderen plötzlichen
Veränderungen führen.
Besonders verheerend wirken sich auch
Krankheiten und Schadinsekten auf Bäume
aus, die in ihrer Abwehrkraft geschwächt
sind. Der gefürchtete Borkenkäfer beispielsweise, der in seiner Entwicklung
direkt vom Klimawandel profitiert, macht
bei einer Massenvermehrung selbst vor
gesunden Bäumen nicht mehr Halt.
Andere Forstschädlinge, wie die wärmeliebenden Prachtkäferarten, sind in lichten
Wäldern bereits häufiger zu beobachten.
Schon wenige Larven des Eichen- oder
Buchenprachtkäfers reichen aus, um Teile
der Krone oder einen ganzen Baum zum
Absterben zu bringen. Die auf Eiche
spezialisierten Schwamm- und Eichenprozessionsspinner könnten durch den
Klimawandel zunächst ebenfalls begünstigt
werden. Eine ungebremste Massenvermehrung erwarten Forstschutzexperten
in Zukunft nicht immer, denn auch die
natürlichen Feinde der wärmeliebenden
Schmetterlingsarten an Eichen entwickeln
sich bei trocken-warmer Witterung besonders gut.
Neu eingewanderte Schadinsekten wie
der Sibirisch-Nordasiatische Nutzholzborkenkäfer oder der aus Ostasien stammende Schwarze Nutzholzborkenkäfer
könnten sich durch die veränderten Umweltbedingungen ebenfalls bei uns „wohlfühlen“ und zu einem Gefährdungspotenzial
für heimische Baumarten werden.
Extremereignisse
– Trockenperioden
– Starkregenniederschläge
– Stürme (Intensität)
– Hagel
– Plötzliches Absterben / Vernichtung von
Jungpflanzen und Wäldern
– Folgeschäden durch Massenvermehrung
von Waldschädlingen
– Schneebrüche
– Waldbrände
Der Klimawandel bedeutet für unsere
Wälder Chancen, aber auch Risiken.
Chancen entstehen vor allem durch ein
erhöhtes Wuchspotenzial; mit Risiken
wird vor allem dort zu rechnen sein, wo
die Wälder heute schon unter Wasserknappheit leiden (z. B. in Teilen Ostdeutschlands, Unter- und Mittelfrankens) und/
oder besonders durch Extremereignisse
gefährdet sind.
16
Klimafolgen für den Wald
17
Baumarten im Klimawandel
Wie tolerant eine Baumart gegen den
Klimawandel ist, hängt neben dem Ausmaß
und der Geschwindigkeit der Umweltveränderung auch von der Breite ihrer ökologischen Amplitude ab. Jede Baumart hat
ihre eigene „Nische“ aus verschiedenen
Umweltfaktoren, in der sie sich von Natur
aus besonders wohlfühlt bzw. überleben
kann. Bei den ökologischen Faktoren
spielt neben der Lufttemperatur (Mittelwert, Extreme wie Hitzeperioden und
Fröste) vor allem der Niederschlag (Menge,
Verteilung) für Vorkommen und Vitalität
von Baumarten eine bestimmende Rolle.
Ein Modell für den Wald
von morgen
Wie einzelne Baumarten auf den „schleichenden“ Klimawandel und zunehmende
Witterungsextreme reagieren könnten,
versuchen Wissenschaftler zu beschreiben.
Eine erste, grobe Einschätzung liefert das
Modell der sog. „Klimahülle“. Aus der
Überlagerung, der für das natürliche Verbreitungsgebiet einer Art erstellten ökologischen Klimaanforderungen mit den für
die gesamte Waldfläche Deutschlands ermittelten Temperatur- und Niederschlagsdaten (siehe in den Grafiken S.18 und S.19:
„Deutschland heute“) lässt sich erkennen,
wie gut sich eine Baumart in der aktuellen
Klimasituation in der Konkurrenz mit anderen Baumarten behaupten kann.
Ergänzend zum „ökologischen“, auf das
natürliche Verbreitungsgebiet bezogenen
Hüllenmodell gibt das vom Menschen beeinflusste, tatsächliche Vorkommen einer
Baumart in den Wäldern weitere Hinweise
auf die gesamte physiologische Bandbreite
einer Art.
Was ist eine „Klimahülle“?
– Die „Klimahülle“ umfasst für jede Baumart in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet* jene
Bandbreite an Temperaturen (Jahresdurchschnittstemperatur) und Niederschlägen (Jahresniederschlagssumme) innerhalb derer sie sich wohlfühlt und sich in der Konkurrenz mit
anderen Baumarten behaupten kann.
– In der charakteristischen Klimahülle Deutschlands sind Vielfalt und Häufigkeit der Jahresmitteltemperaturen und Jahresniederschlagssummen für die gesamte bewaldete Fläche
dargestellt. (siehe in den Grafiken S.18 und S.19: „Deutschland heute“)
* Areal, in dem eine Baumart ohne den Einfluss des Menschen vorkommen würde
Dank ihrer tief in den Boden reichenden
Pfahlwurzeln können Eichen auch Trockenzeiten gut überstehen. Wie sich jedoch
wärmere Winterperioden auf Vitalität und
Gesundheit der Eichen auswirken könnten,
ist noch nicht geklärt.
Baumarten: In oder out?
In welche Richtung sich ein moderater
Klimawandel (Szenario B1) auf die künftige
Situation von Baumarten auswirken
könnte, lässt sich aus dem Vergleich ihrer
Baumartenhüllen mit der aus veränderten
Parametern erstellten „Klimahülle für die
Wälder Deutschlands in Zukunft“ projizieren. Baumarten, deren Klimahüllen weit
in den warm-trockenen Bereich hineinreichen, könnten von einer „schleichenden“
Klimaveränderung weniger betroffen sein
als solche, die heute bereits am Rande
ihrer ökologischen Amplitude sind.
Betrachtet man die Buchenhülle, so
könnte sich die in Mitteleuropa von Natur
aus dominierende Baumart, in unseren
Wäldern voraussichtlich auch weiterhin
wohlfühlen. Kritisch könnte es für sie allerdings im heute bereits trocken-warmen
Randbereich ihrer Klimahülle (z. B. Trockengebiete Unterfrankens, einige Regionen
Ostdeutschlands) werden; hier könnten
Waldflächen durch einen weiteren Temperaturanstieg aus der Buchenhülle „herausfallen“ und damit für den Anbau dieser
Baumart verloren gehen.
18
trockene Klimasituation noch weiter verschärft. Ihre Klimahülle enthält einen
trocken-kalten (borealen) und einen feuchtkalten (alpischen) Zweig; in Bereichen mit
hohen Temperaturen kommt sie von Natur
aus nicht vor. Unter den heutigen Klimaverhältnissen befindet sich die Fichte in
Deutschland in trocken-warmen Gebieten
bereits im Randbereich ihrer Klimahülle;
in solchen Risikogebieten weit außerhalb
ihres natürlichen Areals wird die Fichte in
Zukunft an Konkurrenzkraft verlieren.
Schlechtere Zeiten könnten nach dem
Klimahüllen-Modell in Zukunft u. a. auch
für die Waldkiefer anbrechen, die als waldbildende Baumart von Natur aus vor allem
in kalt-trockenen nordischen und subkontinentalen Regionen zuhause ist.
In unseren Wäldern werden Kiefern ohne
forstliche Unterstützung meist von anderen
Baumarten verdrängt, jedoch ist ihre
Weitere Informationen zum Thema
„Wald und Kimawandel“ unter:
15,5
13,5
11,5
9,5
7,5
5,5
3,5
Klimahülle / Klimabedingungen:
1,5
–0,5
für Wälder Deutschlands in Zukunft
–2,5
für Wälder Deutschlands heute
–4,5
–6,5
Buche „Wohlfühlbereich“
–8,5
–10,5
Als wahre „Überlebenskünstlerin“ kann
sich die Kiefer auch bei großer Hitze
und in Trockenzeiten gut behaupten.
www.waldwissen.net
www.waldundklima.net
Für die Fichte wird es eng: Nur ein
schmaler Überlappungsbereich
könnte zwischen der Fichtenhülle
und den künftigen Klimabedingungen in Deutschlands Wäldern
(Szenario B1) bestehen bleiben.
17,5
Jahresdurchschnittstemperatur (°C)
physiologische Bandbreite enorm. Nach
Meinung von Experten kommt keine andere
Baumart mit so wenig Wasser aus wie die
Kiefer, so dass sie auch große Hitze und
Trockenperioden gut überstehen kann. Bei
aktiver Hilfe durch den Waldbesitzer (z. B.
gegen Schadinsekten) geben ihr Fachleute
daher auch außerhalb ihres natürlichen
Verbreitungsgebiets eine Zukunftschance.
17,5
Jahresdurchschnittstemperatur (°C)
Neue Lebensräume könnte sich die Buche
vor allem in den höheren Lagen der Mittelgebirge und der Alpen erobern. Neben
Buche werden u. a. auch Birke, Spitz- und
Bergahorn, Winterlinde und Weißtanne von
den Umweltveränderungen wahrscheinlich
in ihrer Gesamtbilanz nur gering betroffen
sein, da sie mögliche Arealverluste in
warm-trockenen Landesteilen durch Flächengewinne in kühleren Gebieten ausgleichen können.
Vom Klimawandel profitieren werden
wärmeliebende Baumarten wie z. B. die
heimischen Eichenarten (Stiel- und Traubeneiche), Sommerlinde und Gemeine
Esche; auch Arten mit submediterranem
Verbreitungsschwerpunkt wie Flaumeiche
und Esskastanie werden zu den Gewinnern
zählen.
Als Risikobaumart wird vielerorts die
Fichte eingestuft, falls sich die warm-
Die Buche wird sich bei einem
moderaten Klimawandel
(Szenario B1) auch künftig noch
in unseren Wäldern wohl fühlen.
19
Klimafolgen für den Wald
15,5
13,5
11,5
9,5
7,5
5,5
3,5
Klimahülle / Klimabedingungen:
1,5
–0,5
für Wälder Deutschlands in Zukunft
–2,5
für Wälder Deutschlands heute
–4,5
–6,5
Fichte „Wohlfühlbereich“
–8,5
–10,5
375
575
775
975
1175 1375
1575 1775 1975
durchschnittliche Niederschläge (mm /Jahr)
375
575
775
975
1175 1375
1575 1775 1975
durchschnittliche Niederschläge (mm /Jahr)
21
Klimaprogramm für unsere Wälder
Fit für den Wandel
Klimaprogramm
für unsere Wälder
Der Klimawandel ist kein Problem der Zukunft,
sondern wir stecken heute bereits mitten drin.
Waldbesitzer und Forstleute sind aktiv, um die
Wälder fit zu machen für den Klimawandel.
Noch wissen wir nicht, wie das Klima in
Zukunft aussehen wird und wie sich die
raschen Veränderungen der Umwelt auf
unsere Wälder auswirken werden. Viele
Waldbesitzer und Forstleute machen sich
Gedanken, wie sie ihre Wälder am besten
an den Klimawandel anpassen können,
denn altbewährte Kenntnisse und Erfahrungen werden oft nicht mehr zutreffend
sein. Nicht überstürzte Aktivitäten sind
beim klimaorientierten Waldmanagement
jedoch gefragt, sondern besonnenes und
vorausschauendes Handeln. Ein Programm
aus verschiedenen forstlichen Maßnahmen trägt dazu bei, die Wälder möglichst
fit zu machen für den Wandel.
Baumartenwahl: gut angepasst
Enorme Umweltveränderungen werden
die Bäume im Laufe ihres langen Lebens
zu bewältigen haben; die Wahl der richtigen,
„klimatoleranten“ Baumarten spielt daher
für die Gesundheit, Stabilität und ökonomische Leistungskraft der Wälder eine
zentrale Rolle.
Bei der Waldverjüngung müssen Forstleute und Waldbesitzer neben den regionalen und lokalen Ausprägungen des
(künftigen) Klimas vor allem die Standortverhältnisse vor Ort aufmerksam beachten.
Bisher prägende Standorteigenschaften,
wie das im Boden für die Pflanzen verfügbare Wasser, werden sich auf vielen Waldflächen durch den Klimawandel erheblich
verändern. Vor allem auf heute bereits
trockenen und/oder flachgründigen Waldstandorten werden daher Baumarten wie
die Fichte zunehmend in Stress geraten.
Als Hilfsmittel zur Beurteilung der
möglichen Klimatoleranz kann der Waldbesitzer neben der Klimahülle (S. 16 ff.)
einer Baumart auch die Erfahrungswerte
über deren physiologische Leistungsfähigkeit in Betracht ziehen. Manche Baumarten
wie z. B. Traubeneiche, Hainbuche, Winterlinde, die Sorbus-Arten (Mehlbeere, Elsbeere, Speierling) und die Waldkiefer
besitzen eine besonders gute Fähigkeit,
Trockenphasen zu überstehen (siehe Tabelle S. 22).
Der genetischen Vielfalt innerhalb der
einzelnen Baumarten kommt ebenfalls
eine Schlüsselrolle bei der Anpassung an
Umweltveränderungen zu. Baumarten und
Herkünfte (= lokale Rassen einer Art mit
einer bestimmten Ausstattung an Genen),
die über einen großen Genpool verfügen,
Klima, Boden, Herkunft:
Drei entscheidende Punkte zur klimaorientierten Baumartenwahl
Klima
Baumartenauswahl
Boden
Herkunft
22
23
Klimaprogramm für unsere Wälder
Der gemischte Wald:
eine sichere Anlage
werden sich an Klimaänderungen besser
anpassen können, als Arten mit geringerer
genetischer Vielfalt. Wie weit die Klimatoleranz unserer heimischen Herkünfte
reicht und ob sich wärme- und trockenheitsangepasste Herkünfte aus anderen
Regionen zur Saat und Pflanzung in unse-
ren Wäldern eignen, wird von Wissenschaftlern noch genauer erforscht. Nicht
nur bei heimischen, auch bei fremdländischen Baumarten wie Douglasie, Edelkastanie oder Flaumeiche wird die sorgfältige Wahl der richtigen Herkunft das
Anbaurisiko vermindern.
Was wächst noch, wenn es trocken wird?
Berg-Ahorn
Feld-Ahorn
Spitz-Ahorn
Moor-Birke
Sand-Birke
Buchsbaum
Buche
Douglasie
Flaum-Eiche
Rot-Eiche
Stiel-Eiche
Trauben-Eiche
Zerr-Eiche
Eberesche
Eibe
Elsbeere
Esche
Blumen-Esche
Grau-Erle
Schwarz-Erle
Fichte
Hainbuche
Edel-Kastanie
Mäßig
frisch bis
mäßig
trocken
1
1
1
2
1
2
2
2
2
1
2
1
2
1
1
1
2
2
2
4
3
1
2
Trocken
bis sehr
trocken
2
1
1
3
1
2
3
3
2
2
2
1
2
2
2
1
3
2
3
4
4
1
2
Schwarz-Kiefer
Wald-Kiefer
Weymouth-Kiefer
Zirbel-Kiefer
Europ. Lärche
Sommer-Linde
Winter-Linde
Mehlbeere
Schwarz-Pappel
Zitter-Pappel
Robinie
Speierling
Stechpalme
Weiß-Tanne
Küsten-Tanne
Traubenkirsche
Berg-Ulme
Feld-Ulme
Flatter-Ulme
Vogelkirsche
Silber-Weide
Wildbirne
Wildapfel
Mäßig
frisch bis
mäßig
trocken
1
1
2
1
1
1
1
1
2
1
1
1
2
2
2
1
2
2
2
2
3
2
2
Trocken
bis sehr
trocken
1
1
1
3
2
2
1
1
4
1
1
1
3
4
2
3
2
3
3
1
4
2
2
Rangliste der Waldbaumarten für mäßig frische bis sehr trockene Böden nach Roloff und
Grundmann 2008 – Die Beurteilung einer Baumart beruht auf dem natürlichen Verbreitungsgebiet und ihrem physiologischen Potenzial unter Berücksichtigung ihrer Frostresistenz.
1 =sehr gut geignet, 2 =gut geeignet, 3 =bedingt geeignet, 4 =nicht geeignet
Wie bei einem gut sortierten Aktiendepot
lässt sich auch im Wald das Risiko durch
die Wahl mehrerer Baumarten streuen.
Eine klimaorientierte Waldbewirtschaftung
setzt daher nicht nur auf einen „Superbaum“, sondern auf eine Mischung aus
unterschiedlich alten Laub- und Nadelbäumen, die nach dem bisherigen Stand
des Wissens auch unter künftigen Umweltbedingungen zurecht kommen werden.
Die Natur bietet das beste Verjüngungspotenzial um die Wälder fit zu machen für
die Zukunft. Von den Millionen Sämlingen
werden diejenigen überleben, deren Erbgut am besten an die veränderten Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse
angepasst ist. Auch bei der künstlichen
Verjüngung durch Saat oder Pflanzung
verbessert eine breite genetische Vielfalt
im Pflanzmaterial die Zukunftschance der
Wälder.
Rechtzeitige und konsequente Pflegemaßnahmen verbessern Vitalität und
Wuchskraft der Bäume.
An künftige Klimaentwicklungen angepasste Mischwälder stellen für den Waldbesitzer die beste Risikovorsorge dar.
Waldpflege macht stabil
Waldpflege kann ebenfalls zur Anpassung
der Wälder an den Klimawandel beitragen.
Durchforstungen und die gezielte Förderung von Laubbäumen in jungen und
mittelalten Mischwäldern verbessern die
Vitalität und Standfestigkeit der verbleibenden Bäume. Im Vergleich zu eng beieinander stehenden, vom Konkurrenzkampf um
Wasser und Nährstoffe geschwächten
„Kollegen“ werden richtig gepflegte Bäume
leichter mit Trockenstress und Schadinsekten fertig. Auch zum Schutz vor Sturm
und Schneebruch trägt die rechtzeitig
durchgeführte Waldpflege bei.
Durch optimales Waldmanagement
lässt sich die Öffnung des Kronendachs in
trockenen Gebieten so steuern, dass üppige Bodenvegetation nicht zum neuen Konkurrenten um das knappe Wasser wird.
24
Klimaprogramm für unsere Wälder
25
Gefahren rechtzeitig erkennen
Vorsorgende Waldschutzmaßnahmen
spielen eine immer größere Rolle, um
Waldschäden u. a. durch Insekten, Stürme
und Waldbrände zu begrenzen und dem
Forstbetrieb mehr Zeit für die Anpassung
der Wälder zu geben. Beim Kampf gegen
den Borkenkäfer beispielsweise geben
Forstbehörden der Länder regional differenzierte Warnhinweise vor Massenvermehrungen heraus. Durch regelmäßige
Kontrollbegänge vor Ort und das rasche
Entfernen befallener Bäume tragen Waldbesitzer dazu bei, eine ungebremste Ausbreitung der Schadinsekten einzudämmen.
Zur aktuellen Waldbrandgefahr stellen
der Deutsche Wetterdienst und Landesforstbehörden in Trockenperioden regionale
Gefahrenprognosen bereit. Neben der
lokalen Waldbrandüberwachung vom Flugzeug aus wurde für besonders brandge-
Der speziell trainierte Suchhund kommt
mit seiner feinen Nase der „Duftmarke“ des
Borkenkäfers bereits auf die Spur, ehe der
Mensch Anzeichen eines Befalls bemerken
kann.
fährdete Waldgebiete wie z. B.in Brandenburg ein „automatisiertes Waldbrandfrüherkennungssystem (AWFS) entwickelt.
Zur raschen Orientierung im Ernstfall
tragen spezielle Waldbrandschutzkarten
bei, wie sie beispielsweise in Brandenburg und Niedersachsen zur Verfügung
stehen.
Klimatolerante Baumarten wie junge
Laubbäume und Tannen sind durch wiederholten Verbiss durch Reh- und Rotwild
besonders gefährdet. Verantwortungsbewusste Jäger sorgen dafür, dass gerade
in Zeiten des Klimawandels auch die empfindlichen Mischbaumarten eine (Lebens-)
Chance besitzen. Gutachten zur Verbisssituation an jungen Waldbäumen stellen
für die Waldbesitzer eine wichtige Grundlage zur Beurteilung des örtlichen Wildbestands dar.
Zu hohe Wildbestände stellen zusätzlich
zum Klimawandel eine große Belastung
in manchen Wäldern dar.
Durch den „Unterbau“ mit geeigneten
Laubbäumen lässt sich in Kiefernwäldern das Klimarisiko reduzieren.
Umbau statt Abbruch
Reine Nadelwälder sind durch Klimarisiken
häufig besonders bedroht. Vor allem in
warm-trockenen Regionen stellt der rechtzeitige und behutsame Waldumbau von
fichten- und kiefernreichen Wäldern in
laubbaumreiche Mischwälder eine wirksame Maßnahme im Klimaprogramm für
unsere Wälder dar. Um katastrophale
Waldschäden durch Extremereignisse zu
minimieren, werden sie bereits vor dem
geplanten Erntealter aufgelichtet und mit
klimatoleranten Mischbaumarten unterpflanzt. Ein überhastet durchgeführter
Baumartenwechsel kann jedoch zu beträchtlichen wirtschaftlichen und ökologischen Nachteilen führen.
Kahlflächen, die bereits durch Sturm,
Dürre oder Schadinsekten entstanden sind,
sollten ebenfalls mit klimatoleranten
Baumarten wiederaufgeforstet werden.
Allerdings können in diesem Fall manche
Baumarten wie Buche, Stiel- und Traubeneiche nur unter günstigen örtlichen Bedingungen sofort zum Einsatz kommen, da
sie in ihrer Jugendphase auf Freiflächen
stark gefährdet sind (u. a. durch Fröste).
Im Schutz von Vorwäldern aus robusten
Pionierbaumarten (z. B. Birke, Vogelbeere)
werden auch empfindlichere Baumarten
allmählich Fuß fassen können.
Gemeinsam handeln für Wald- und Klimaschutz
27
Wir brauchen den Wald!
Die negativen Folgen des Klimawandels
für unsere Wälder werden unmittelbar zu
spüren sein:
– Waldverluste in heute bereits trockenen
Gebieten können die sichere Versorgung
mit Trinkwasser gefährden,
– die Eignung von Wäldern für Tourismus,
Freizeit und Erholung kann verloren
gehen,
– instabil gewordene Wälder in Gebirgslagen werden keinen Schutz mehr vor
Hochwasser und Lawinen bieten,
– die Biodiversität der Wälder kann durch
Veränderungen von Arten und Lebensräumen betroffen sein,
– der plötzliche Anfall großer Schadholzmengen nach Extremereignissen kann
zu finanziellen Einbußen für Waldbesitzer führen und die gleichmäßige Versorgung von Handwerk und Holzindustrie
mit dem Rohstoff Holz gefährden.
Nicht nur wir, auch unsere Kinder und
Enkelkinder brauchen den Wald.
Einige Möglichkeiten zum Schutz von Wald
und Klima stellen wir Ihnen auf den folgenden Seiten vor.
Kohlenstoffspeicher Wald erhalten
Gemeinsam handeln
für Wald- und Klimaschutz!
Wir alle können was tun für den Wald- und Klimaschutz.
Einige Möglichkeiten aktiv zu werden, können Sie auf den
folgenden Seiten finden. Machen Sie mit!
Wälder sind vom Klimawandel besonders
stark betroffen. Gleichzeitig tragen Wälder
aber auch selbst zum Schutz des Klimas
bei, indem sie der Atmosphäre riesige
Mengen an Kohlendioxid entziehen. Bei
der Fotosynthese nehmen Bäume CO2 aus
der Luft auf und speichern es in Form von
Kohlenstoff in ihrem Holz. Etwa 560 Milliarden Tonnen Kohlenstoff sind weltweit in
der lebenden Biomasse der Wälder gebunden, davon etwa 37 % im Tropenwald.
Auch in der organischen Substanz der
Waldböden sind riesige Mengen an Kohlenstoff akkumuliert. Bei der Zersetzung
oder Verbrennung von Holz oder Humus
gelangt der darin gespeicherte Kohlenstoff in die Atmosphäre zurück, wird aber
von nachwachsenden jungen Bäumen bei
der Fotosynthese wieder aufgenommen.
Während in Deutschland der Wald in
seiner Gesamtfläche nicht gefährdet ist,
gehen vor allem in den Tropen riesige
28
29
Gemeinsam handeln für Wald- und Klimaschutz
Holz, zur besseren CO2-Bilanz
Mit einem CO2-Ausstoß von durchschnittlich 10 Tonnen pro Jahr (z. B. beim Heizen,
Autofahren) trägt jeder Deutsche zur Verschmutzung der Atmosphäre bei. Nach
Modellrechnungen dürften wir allerdings
nur etwa 3 Tonnen CO2 emittieren, um den
globalen Temperaturanstieg auf klimaverträgliche 2 ˚C zu begrenzen. Durch einen
bewussten und innovativen Umgang mit
dem Ökostoff Holz können wir unsere persönliche CO2-Bilanz verbessern.
Holz Gespeichertes CO2
Stapelstuhl
4,2 kg
7,7 kg
Massiver Eichenstuhl
15 kg
27,5 kg
Massives TV-Möbel
60 kg
109,8 kg
Kinderbett
40 kg
72 kg
Zimmertür
10 kg
28 kg
Schreibtisch
45 kg
83 kg
Quelle: Holzabsatzfonds
Riesige Waldflächen gehen in den Tropen durch Brandrodung verloren.
Waldflächen durch Abholzen und Brandrodung verloren. Enorme Mengen an Kohlenstoff werden durch diese Waldvernichtung plötzlich freigesetzt; zu etwa 20 %
trägt derzeit die Zerstörung der Wälder
zum CO2-Anstieg der Atmosphäre bei.
Tipps zum Schutz der Tropenwälder:
– Kaufen Sie Produkte aus langlebigen,
einheimischen Hölzern.
– Achten Sie beim Kauf von Produkten aus
Tropenhölzern darauf, dass diese das
FSC- oder PEFC-Siegel aufweisen. Dieses
Zertifikat garantiert die Herkunft aus
naturschonend und nachhaltig
bewirtschafteten Wäldern.
Der Schutz der tropischen Wälder vor
Raubbau und Zerstörung ist daher ein
wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.
Wir können etwas dafür tun.
Leben mit Holz
Alle Produkte aus Holz speichern Kohlenstoff. Wie in einem Zwischenlager bleibt
der in (langlebigen) Holzprodukten gespeicherte Kohlenstoff noch Jahrzehnte
bis Jahrhunderte aus der Atmosphäre
„verbannt“.
– Ein Holzhaus mit 200 m2 Wohnfläche
beispielweise, das aus etwa 20 Tonnen
Holz und Holzwerkstoffen besteht,
entlastet die Atmosphäre um ca. 35
Tonnen CO2.
– In Holzmöbeln für eine 3-Zimmerwohnung stecken ungefähr 1,4 Tonnen Holz
bzw. 2,5 Tonnen CO2. Auch in anderen
Konsumgütern aus Holz ist ganz schön
viel CO2 versteckt.
Bringen wir mehr Holz in unser Leben,
fühlen wir uns wohl und tun gleichzeitig
etwas Gutes für Wald und Klima.
30
31
Gemeinsam handeln für Wald- und Klimaschutz
Holz, weil’s CO2-sparsam ist
Wenn wir Holz als langlebigen Werkstoff
verwenden, tragen wir auch zur Einsparung von Energie bei, die zur Erzeugung
anderer Materialien notwendig ist. Bei der
Herstellung von Beton, Stahl und Aluminium wird im Gegensatz zur Produktion
von Holz und Holzprodukten ein Vielfaches
an Energie verbraucht; Holz und Holzprodukte stehen daher in ihrer CO2-Bilanz
viel besser da. Eine Menge klimaschädlichen CO2’s kann man vermeiden, indem
man energieaufwändig hergestellte Materialien durch Holz ersetzt. Fachleute sprechen vom Substitutionseffekt. Verwendet
man beispielsweise für neue Fensterrahmen Holz anstelle von Kunststoff oder
Aluminium spart man CO2.
CO2-Emissionen
(t)
Energieaufwand
(1000 kWh)
50
200
180
Transport
Material
45
160
40
140
35
120
30
100
25
80
20
60
15
40
20
10
Holz
Stahl
Beton
0
5
0
Heizen mit Holz hilft mit
beim Klimaschutz.
Art der Konstruktion
Die Kalkulation für die Tragkonstruktion
einer Halle macht deutlich: Holz bringt
die bessere CO2-Bilanz.
Was geht ab durch den Schornstein?
CO2-Ausstoß beim Heizen mit Holz und Erdöl
Holz statt Öl und Kohle
Auch Heizen mit Holz ist positiv für die
CO2-Bilanz. Im Gegensatz zu Öl, Erdgas
oder Kohle entziehen die nachwachsenden
jungen Bäume in unseren Wäldern das in
die Luft abgegebene Kohlendioxid wieder
der Atmosphäre. Ein weiterer Vorteil heimischen Energieholzes besteht darin, dass
es „vor der Haustür“ wächst und ohne
großen Energieaufwand für Aufbereitung
und Transport zur Verfügung steht. Beinahe eine Tonne CO2 sparen wir bei gleicher
Wärmemenge ein, wenn wir mit heimischem Holz und nicht mit Erdöl heizen.
Das meiste Brennholz fällt bei der Waldpflege an. Ein Feuer aus ofenfertig zerkleinertem, trockenem Scheitholz macht
im Winter Haus und Wohnung gemütlich
warm – und das beinahe CO2-neutral.
Auch Sägespäne oder Sägemehl, die bei
der Herstellung von Holzprodukten anfallen werden als Hackschnitzel und Pellets
noch klimaschonend verheizt. Selbst
ausgediente Holzprodukte müssen nicht
energieaufwändig entsorgt werden, sondern dienen noch als Brennstoff.
Holz
Heizöl
Brennstoffmenge zur Erzeugung
einer äquivalenten Wärmemenge
1.000 kg
229 kg
Heizwert
11,9 MJ/kg*
42,7 MJ/kg
Wirkungsgrad**
70 %
85 %
Energieaufwand bei der Aufbereitung
0,34 MJ/kg
10,9 MJ/kg
Netto Kohlenstoff-Freisetzung
0 kg aus Holz
18,1 kg aus Aufbereitung
213,6 kg aus Heizöl
65,6 kg aus Aufbereitung
Summe Kohlenstoff-Emission
18,1 kg
279,2 kg
Entspricht: CO2-Emission
66,4 kg
1.023 kg
Quelle: Weber 1998, nach Burschel 1993
* MJ = Megajoule ** Moderne Heizanlagen mit Holz erreichen deutlich höhere Wirkungsgrade von 85 – 90 %
32
Weitere Informationen
Zukunftsinvestition Wald
Veröffentlichungen der Stiftung Wald in Not
Aufgaben und Ziele der Stiftung Wald in Not
Zur Zeit lieferbar:
Band 1
Band 2
Anlass zur Gründung der Stiftung Wald in Not war 1983 die Diskussion um das
„Waldsterben“. Die Gründer wollten mit der Stiftung ein Gemeinschaftswerk errichten, das verbandsübergreifend private Unterstützung zur Förderung von
Maßnahmen zur Erhaltung und Vermehrung des Waldes in Deutschland mobilisiert. Zu ihren Aufgaben gehört die sachliche Information über den Wald
und seine Gefährdung. Dazu gibt die Stiftung u. a. Informationsschriften heraus, die allen Interessierten kostenlos zur Verfügung stehen.
»Wie krank ist unser Wald« Informationsfibel für Schüler
10. überarbeitete Aufl. 2001, 32 Seiten
»Was jeder gegen das Waldsterben tun kann!«
10. überarbeitete Aufl. 1996, 24 Seiten
Band 3
»Fakten, Forschung, Hypothesen – Ursachen der Waldschäden«
4. aktualisierte Auflage 1995, 95 Seiten
Band 5
»Treibhauseffekt und Wald«
5. überarbeitete Aufl. 1996, 48 Seiten
Band 8
»Buchenwälder – ihr Schutz und ihre Nutzung«
1. Aufl. 1996, 100 Seiten
Band 9
»Ohne Schutzwald geht’s bergab! – Intakte Bergwälder –
Lebensversicherung für das nächste Jahrtausend«
1. Aufl. 1998, 40 Seiten
Band 10
»Wir brauchen mehr Wald! – Leitfaden zur Waldvermehrung«
1. Aufl. 2000, 56 Seiten
Band 11
»Wald, Wasser, Leben«
Sie fördert Maßnahmen zur Stabilisierung und Wiederaufforstung geschädigter,
bzw. zerstörter Wälder und die Pflanzung neuer Wälder. Als wichtigen Beitrag zum
Schutz des Waldes fördert sie die Nutzung regenerativer Energiequellen, vor allem die Verwendung von Holz als nachwachsendem Energierohstoff. Sie unterstützt Wissenschaftler bei der Durchführung von Forschungsarbeiten, die sich mit der Erhaltung des Waldes befassen.
Der Wald spielt eine besondere Rolle im globalen Kohlenstoffhaushalt. Daher sind Walderhaltung und
Waldvermehrung ein wichtiger Beitrag zum Schutz des Klimas. Dazu gehört auch eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes Holz im Sinne der Agenda 21. Ihren Einsatz
für den Wald betrachtet die Stiftung als langfristige Investition in die Zukunft unserer Kinder und Enkel.
Spendenkonten:
Sparkasse KölnBonn, Nr. 52 100, BLZ 370 501 98
Spenden sind steuerlich abzugsfähig.
1. Aufl. 2000, 32 Seiten
Band 12
»Gesunde Böden braucht der Wald!«
Wir danken für die Unterstützung bei der Erstellung der Broschüre
1. Aufl. 2001, 42 Seiten
Band 13
»Seltene Bäume in unseren Wäldern – Erkennen, Erhalten, Nutzen«
1. Aufl. 2002, 38 Seiten
Band 14
»Wald tut wohl!«
1. Aufl. 2005, 44 Seiten
Band 15
Impressum
»Stichwort Nachhaltigkeit«
1. Aufl. 2007, 36 Seiten
Band 16
»Wald im Klimastress – Fakten, Folgen, Strategien«
1. Aufl. 2008, 36 Seiten
Wandzeitungen (Poster)
Information
– dem Landesverband Thüringen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
– der Landwirtschaftlichen Rentenbank
1. »Helft dem Wald«
2. »So „stirbt“ der Wald!«
»Heizen mit Holz dem Wald zuliebe« (12 Seiten)
»Der Bergwald – Lebensversicherung und Lebensraum«
Die Veröffentlichungen der Stiftung und weitere Informationen sind erhältlich bei der
Stiftung Wald in Not, Godesberger Allee 142 – 148, 53175 Bonn, Fax: 0228 / 810 02 57,
E-Mail: [email protected] oder im Internet unter www.wald-in-not.de.
Bei Bestellungen bitten wir um Rückporto in Briefmarken. Für Einzelexemplare 0,85 Euro. Bei größeren
Stückzahlen bitten wir um Erstattung der im Einzelfall anfallenden Porto- bzw. Versandkosten.
Herausgeber: Stiftung Wald in Not
Redaktion: Dr. Christoph Abs
Text: Dr. Eva-Maria Mößmer | Wissenschaftsjournalistin, München | E-mail: [email protected]
Gestaltung: Petra Winkelmeier | Freie Kreatur, Ebersberg | E-mail: [email protected]
Fotonachweis:
Titel: Grozetskaya*, Tjall*; U2: R. Schweizer, O. Lenz*; S.2 u. S.27: los tenacos d*; S. 3: L. Dambles*;
S. 12: Jurate*; S. 14: Mößmer; S. 17: N. Chernova*, E. Brozek*; S. 19: Mr Photo*; S. 20: Ronnie*; S. 23
oben: S. Thierfelder; S. 23 unten: hapa7*; S. 24 links: Feicht; S. 24 rechts: Obzession*; S. 25: Mößmer;
S. 26: O. Shelego*; S. 28 oben: Mannigel/Oroverde; S. 28 unten: G. Pashin*; S. 29: Holzabsatzfonds;
S. 31: Fontanis* | *www.fotolia.de
Grafiknachweis:
S. 4/5: IPCC 2007; S. 6: Allianz Umweltstiftung 2007; S. 8/9: IPCC 2007; S. 10/11: Umweltbundesamt;
S. 13: PIK 2008; S. 18/19: Kölling 2007; S. 30: nach Baier zit. nach Halasz u. Scheer
Druck: Druckhaus Locher, Köln
Erscheinungsjahr: 2008
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