Gutes Hören ist messbar Die derzeit häufigste aller Hörbeeinträchtigungen ist die Abnutzung des Innenohrs mit fortschreitendem Alter. Laut Schätzungen der WHO (Weltgesundheitsbehörde) leiden 360 Millionen Menschen (Stand 2015) unter einem Hörverlust. Rund 5,3 Prozent der Weltbevölkerung (360 Millionen Menschen) leben laut WHO mit Hörverlust. Die Hälfte davon wäre durch eine frühzeitige Versorgung vermeidbar gewesen. Mehr als eine Milliarde Menschen zwischen 12 und 35 Jahren gefährden wegen zu lauter Musik ihr Gehör. 43 Millionen davon sind bereits mit den Folgen einer dauerhaften Hörminderung konfrontiert. Arten der Hörbeeinträchtigungen Es gibt verschiedene Merkmale für die Beschreibung und Einteilung von Hörbeeinträchtigungen. Jede dieser Unterscheidungen ist wichtig für das weitere Vorgehen und die daraus resultierenden Behandlungs- und Versorgungsschritte. Nicht jede Hörbeeinträchtigung führt automatisch zu einer Hörgeräteversorgung. Daher ist eine medizinische lndikation durch einen HNO-Facharzt im Vorfeld notwendig. Hier wird festgestellt, ob die Hörbeeinträchtigung noch vor dem Innenohr liegt oder bereits im Innenohr. Wird der akustische Schallleitungsweg im Außenohr, dem Trommelfell und/oder Mittelohr behindert, spricht man von einer Schallleitungsschwerhörigkeit. Ein HNO-Facharzt ist die erste Anlaufstelle, wenn es um Schallleitungsbeeinträchtigungen geht. Ein Mitwirken durch den Hörgeräteakustiker ist bei Sonderversorgungen mit Hörleistungen, die den Schallleitungsweg überbrücken, angebracht. Die weitaus häufigere Lage der Hörbeeinträchtigung ist jedoch im Innenohr oder der darauf folgenden Verarbeitungskette zum Gehirn. Man spricht deshalb auch von einer Innenohrschwerhörigkeit bzw. Schallempfindungsschwerhörigkeit. Liegt die Ursache der Hörbeeinträchtigung sowohl in der Schallleitung als auch der Schallempfindung, ist von einer kombinierten Schwerhörigkeit die Rede. Am häufigsten kommt die Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis) vor. Es handelt sich dabei um die Abnutzung des Innenohres mit fortschreitendem Alter. Sie macht sich u.a. dadurch bemerkbar, dass ein Verstehen von Sprache in geräuschvoller oder lauter Umgebung erschwert ist. Schallempfindungsschwerhörigkeit, die bereits in jungen Jahren auftritt, ist meistens „selbst erarbeitet“ oder „erzwungen“, z.B. durch: ■ ■ ■ ■ ungeschütztes Arbeiten im Lärm, Konzert- und Discothekbesuche, lautes Musikhören, den dauerhaften Einsatz von Kopfhörern, der das Gehör belastet. Grade der Schwerhörigkeit In der Medizin wird die Schwerhörigkeit mit einem Prozentsatz nach genau definierten Verfahren eingeteilt. Dieser dient als Beurteilungsgrad der damit verbundenen Einschränkung. 0 – 20 % 20 – 40 % 40 – 60 % 60 – 80 % 80 – 95 % 100 % Normalhörigkeit geringgradige Schwerhörigkeit mittelgradige Schwerhörigkeit hochgradige Schwerhörigkeit an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit Taubheit Für Hörgeräteakustiker ist der Hörverlust der Töne und Sprache wichtig. Es wird untersucht, um wieviel Dezibel (dB) sich die Wahrnehmung des Untersuchten von Normalhörenden unterscheidet. Danach wird der nötige Verstärkungsbedarf für optimales Sprachverstehen ermittelt. Der Akustiker unterscheidet folgende Abstufungen: ■ ■ ■ ■ ■ Leichter Hörverlust Mäßiger Hörverlust Mittlerer Hörverlust Schwerer Hörverlust Hochgradiger Hörverlust Eine weitere Klassifizierungsmöglichkeit ist der tonaudiometrische Hörschwellenverlauf. Diese Unterteilung dient Hörgeräteherstellern, um ihre Hörsysteme an bestimmte Gruppen von Hörbeeinträchtigungen zuzuordnen. Sind vorwiegend hohe Frequenzen betroffen, spricht man von einem Hochtonabfall. Analog dazu gibt es die Tieftonschwerhörigkeit und Mitteltonschwerhörigkeit. Bei Typen, wo alle Frequenzen in ähnlichem Ausmaß betroffen sind, ist der korrekte Begriff pantonale Schwerhörigkeit. Diagnose Hörbeeinträchtigung Ein einfaches Prüfverfahren zur Feststellung von Hörbeeinträchtigungen ist der Stimmgabelversuch. HNO-Fachärzte führen sie durch. Es folgen weiterführende audiologische Messungen, z.B. Tonaudiometrie und Sprachaudiometrie (diese werden auch von Hörakustikern gemacht) und objektive klinische Messverfahren. Viel zu selten eingesetzt wird die Hörfeldskalierung. Sie dient dazu, den gesamten Hörumfang – von der Hörschwelle bis zur Schwelle der Unbehaglichkeit – zu analysieren. Das Lautstärkeempfinden vom ersten Wahrnehmen eines Tons bis zum „gerade noch ertragen können“ eines Tons ist wichtig um das Frequenz- und Lautstärkeverhalten des Untersuchten im Vergleich zu Normalhörenden herauszufinden. Für die Anpassung des Hörsystems ist die Hörfeldskalierung eine sehr wichtige Methode. Hartlauer hat sich hier mit der darauf aufbauenden Perzentilanalyse spezialisiert. Zur vollständigen Feststellung der Hörbeeinträchtigung werden in den Hörstudios bei Hartlauer folgende Messungen durchgeführt: ■ Luftleitungsmessung ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Knochenleitungsmessung Eventuelle Vertäubungsmessung Ableitung der Art der Hörbeeinträchtigung (Lage, Schwere, Verlauf) Unbehaglichkeitsmessung MCL-Messung (= Bereich des angenehmen Hörens) Ableitung des Hörfeldes Sprachaudiometrie