DER HIMMEL ÜBER UNS D ER H IMMEL IST IN B EWEGUNG ! Auf freiem Feld genü- Allabendlich erscheigen wenige Minuten nen Sterne, von denen ruhiger Betrachtung, einige über dem Horizont stehen und dort um die unablässige Bewegung zu bemer- die ganze Nacht bleiben, während andere ken: Der Himmel wie die Sonne aufkennt keine Ruhe, und untergehen. Auch weder am Tag noch die Gestirne veränin der Nacht. Die Sonne geht an jedem dern Tag für Tag ihre Tag des Jahres an ei- Position am Himmel. nem anderen Ort auf Der Mond sieht jeden Abend anders aus, und beschreibt am Himmel einen mehr denn er verändert Ort oder weniger steilen und ErscheinungsBogen, bevor sie wie- form und »verschwindet« sogar gelegentder untergeht. In unseren Städten sehen wir heute nur noch wenig vom Nachthimmel. Das viele künstliche Licht und die immer größere Hektik des Lebens lassen keine Zeit zu ruhiger Beobachtung und verhindern die Betrachtung des himmlischen Dramas, das sich über uns abspielt. In einer Welt, in der die Bilder immer rascher wech- seln, merken wir gar nicht, dass sich der mit bloßem Auge sichtbare Himmel unablässig und fortwährend verändert, wenn auch mit uns wenig vertrauter Langsamkeit. Dabei macht der Himmel mindestens die Hälfte unserer Umgebung aus, was uns aber erst klar wird, wenn wir die Stadt verlassen. Wir sind unserer na- TIERKREISZEICHEN, PROPHEZEIUNGEN, GÖTTER UND PLAGEN Schon immer haben Menschen ihre Götter und Hoffnungen, Anzeichen drohender Plagen und warnende Vorzeichen am Himmel gesucht – und gefunden! Bis ins 17. Jahrhundert war die Betrachtung des Himmels untrennbar mit religiösen Motiven verknüpft oder – anders ausgedrückt – mit dem Bestreben, die eigene ungewisse Existenz zu begreifen. Darauf beruhen bis heute viele Irrmeinungen in Bezug auf Himmelserscheinungen. türlichen Umwelt erst seit kurzer Zeit entfremdet, und daran tragen nicht nur das künstliche Licht und das Fernsehen Schuld. Wir blicken vermutlich deshalb nicht mehr oft zum Himmel, weil wir ihn nicht mehr brauchen, um uns in unserer Umwelt zu orientieren, um Zeitspannen zu messen und Tag- und Nachtstunde zu bestimmen. Wir sind nicht mehr angewiesen auf die einfachen periodischen Himmelserscheinungen wie dem Auf- und Untergang von Sonne und Sternen und dem Zu- und Abnehmen des Mondes. Andererseits verfügen wir heute über ein großes Wissen und nutzen immer raffiniertere und leistungsfähigere lich. Aber Sonne und Gestirne durchlaufen einen Kreis, denn nach einem Jahr beginnt alles von vorn, wobei der Mond sogar nur 28 Tage braucht. Die Ursache dieser periodischen Erscheinungen, mit denen die Menschen seit jeher Zeit und Jahreszeiten bestimmt haben, ist unsere Erde selbst, die sich um sich und um die Sonne dreht. Instrumente, die uns so weit in Raum und Zeit blicken lassen, dass wir – möglicherweise etwas anmaßend – meinen, das Rätsels vom Ursprung des Weltalls lösen zu können. Durch das Fernsehen und andere Medien stürmen fast täglich Bilder von immer ferneren und geheimnisvolleren Himmelsräumen auf uns ein, aber es gelingt uns nicht, sie einzuordnen, weil wir keine genaue Vorstellung vom Himmel haben und weil wir nicht von dem ausgehen können, was wir mit unseren Augen sehen. Begeben wir uns also auf eine Reise, die uns dem Himmel wieder näher bringt und das himmlische Schauspiel so zeigt, wie wir es heute sehen und verstehen, mit unseren eigenen wie auch mit den vielen neuen und immer besseren künstlichen Augen. Wie viele Sterne gibt es? In einer sternklaren mondlosen Nacht mag uns der Himmel wie ein mit unzähligen Sternen bedeckter Mantel erscheinen, der sich über dem Beobachter ausbreitet. Wir haben dann den Eindruck, dass es ungeheuer viele Sterne gibt, in Wirklichkeit jedoch können wir gar nicht so viele erkennen, höchstens drei- oder viertausend. Viele dieser mit dem bloßen Auge sichtbaren Sterne sind uns vertraut; sie sind gut erforscht und tragen seit alters her Eigennamen – jedenfalls seit den alten Ägyptern oder Griechen. Wenn wir uns jedoch eines Fernrohrs bedienen, welches das von den Sternen stammende Licht auffängt wie ein Wasserbecken Regentropfen und dieses Licht besse, als unsere Augen vermögen konzentriert, zeigen sich am Himmel Abermillionen Sterne aller Helligkeiten und Farben, wie sie auf dem großen Bild auf dieser Seite zu sehen sind. D ER P LATZ DES M ENSCHEN IM K OSMOS Chaco-Zeit, in denen Die bis vor wenigen ließ die Menschen Jahrzehnten alltägliche über den eigenen Platz die Spirale, wie häufig und selbstverständli- im Kosmos nachden- in sehr alten Kulturen, che Vertrautheit mit ken. Dies zeigen bei- den Himmel darstellt. spielsweise diese dem Himmel und seinen Erscheinungen Zeichnungen aus der H EUTE . D IE FERNEN W EITEN DES Heute sehen wir wei- gen Objekten – aus ter denn je in Raum Nebeln, in denen sich und Zeit hinein – mit Sterne bilden, und Instrumenten, die wir aus Galaxien verschiedener Formen aufgrund des Fortschritts in Optik, Me- und Ausdehnungen, die jede Milliarden chanik und Elektronik fortwährend ver- Sterne enthalten. Die Galaxien verbinden bessern. Der heute beobachtbare Himmel sich ihrerseits zu besteht nicht nur aus Gruppen mit abertausend Galaxien. So erSternen, sondern auch aus andersarti- gibt sich ein Bild des ✶ I–1 ✶ H IMMELS Himmels, in dem die vielen unterschiedlichen Objekte, die ihn bevölkern, hierarchisch geordnet sind. Das Bild unten zeigt die Galaxie UGC10214, die man wegen ihrer seltsamen Form gelegentlich »Kaulquappe« nennt. ✶ 1 ✶ the sky upon us ✶ JENSEITS DER SINNE Die Mäuse tanzen Im Sternbild Coma Berenice tanzen zwei »Mäuse«. So nämlich heißen die beiden Galaxien im nebenstehenden Bild, deren Kerne langen Schwänze aus Gas und Sternen aufweisen. Möglicherweise beobachten wir hier die Annäherung der beiden Komponenten des Doppelsystems der Galaxie, die Astronomen als NGC4676 bezeichnen. Vermutlich verschmelzen die beiden ursprünglichen Galaxien im Lauf der Zeit zu einem einzigen massereichen System. Ein ähnliches Schicksal könnte unserem Milchstraßensystem bevorstehen: In Milliarden Jahren werden sich unsere Galaxis und die nahe Andromeda-Galaxie (M31) vereinen, denn sie bewegen sich jetzt ähnlich aufeinander zu wie die beiden Mäuse-Galaxien. Der mit bloßem Auge beobachtbare Himmel liefert nur das erste Teil eines riesigen Puzzles. Immer empfindlichere und raffiniertere Instrumente zeigen viele neu- und andersartige Phänomene. Umwerfend schöne Bilder wie jene auf dieser Seite verdanken wir »künstlichen Augen« – Teleskopen und Radioteleskopen auf der Erde oder an Bord von Raumfahrzeugen. Weil sie Himmelskörper immer besser »auflösen«, unterscheiden wir immer mehr Einzelheiten, können also die Phänomene genauer beobachten und besser verstehen. Die letzten 25 Jahre sind die revolutionärste Periode in der Geschichte der Astrophysik, weil es gelang, Instrumente über die Atmosphäre hinaus zu bringen und das Universum von dort in allen Wellenlängenbereichen, in allen seinen »Farben«, zu beobachten. Nachdem der Mensch den Himmel jahrtausendelang immer nur von der Erde aus betrachten konnten, machen wir uns jetzt mit Hilfe von Sternwarten ein Bild vom Himmel, die die Erde jenseits der schützenden Atmosphäre im Bereich der elektromagnetischen Strahlung umrunden. Jedes dieser Bilder, jede dieser neuen »Farben«, offenbart einen anderen und neuen Aspekt des Himmels – und damit ein weiteres Puzzleteil. 1 2 3 4 5 ✶ I–2 ✶ DER HIMMEL UND Wenn wir den Himmel mit anderen Instrumenten als mit den Augen betrachten , sehen wir vieles, was wir sonst nicht wahrnehmen können. In den nebenstehenden Abbildungen sehen wir in (1) den von der Erde aus beobachtbaren Himmel im sichtbaren Licht, wie er unseren Sinnen zugänglich ist. (2) zeigt den Himmel im Radiowellenbereich und lässt uns die Verteilung des neutralen Wasserstoffs bei extrem niedrigen Temperaturen »sehen«. Der Himmel im Infrarot (3) gibt ein Bild davon, wie Staub, Gas und »kalte« Sterne, die schon in einem fortge- FARBEN schrittenen Entwicklungsstadium sind, im Raum verteilt ist. Wenn wir den Himmel mit Instrumenten beobachten, die für Gammastrahlen empfindlich sind, erkennen wir wie in (4) die Verteilung der Himmelskörper, in denen sich »energiereichere« Phänomene abspielen und heftige Ausbrüche in wenigen Sekunden gewaltige Energiemengen freisetzen. Am Himmel, der sich im Röntgenbereich (5) zeigt, spielen sich energiereiche Phänomene ab, bei denen die Temperaturen Millionen Grad erreichen. SEINE A LTE VORSTELLUNGEN ÜBERLEBEN Auch wenn das Ungeachtet aller Horoskop wohl nur Fortschritte in der Erforschung des Uni- ein Spiel ist, kann es versums sehen wir im von dem aufregenden Abenteuer der wisHimmel weiterhin senschaftlichen EntVorzeichen, Prophezeiungen und Anzei- deckungen ablenken. chen der Zukunft. Eine Sternkinderstube In dem erstaunlichen nebenstehenden Bild, einem himmlischen Aquarell gleich, sehen wir die Mitte des Omega- oder Schwanennebels. Dieser etwa 5500 Lichtjahre von uns entfernte Nebel gehört zum Sternbild Schütze; der im Bild gezeigte Teil ist 3500-mal größer wie unser Sonnensystem. Man könnte ihn einen Sternkindergarten nennen, denn die Sterne, die wir dort sehen, sind gerade erst entstanden, also sehr jung und noch in leuchtendes Gas gehüllt. Der gesamte Bereich der Sternen-Genesis ist in eine gewaltige Wolke aus kaltem und dunklem Wasserstoff gebettet. DER TAGHIMMEL Unser Himmel wird tagsüber von der Sonne beherrscht. Sie bestimmt durch ihre Anwesenheit die Länge des Tages, die sich entlang der Längengrade von einem Ort der Erdoberfläche zum anderen verändert – vom Äquator, wo jeder Tag 12 Stunden dauert, zu den Polen, wo sechs Monate heller Tag eine ebensolange währende Nacht ablösen. Der Tag-Nacht-Rhythmus bestimmt seit Urzeiten das Leben auf unserem Planeten und die Sonne ist auch heute noch der große Lebensspender, obwohl wir uns mit den Mitteln der Technik vor ihrer enormen Hitze ebenso schützen können wie vor der Kälte, die ihre scheinbare winterliche Schwäche mit sich bringt. Da die Sonne an jedem Tag an einem etwas anderen Punkt am Horizont auf- und untergeht, unterscheidet sich jeder der von ihr beschriebenen Bögen ein wenig vom vorhergehenden und ist mehr oder weniger flach. Diese Bewegung wiederholt sich alljährlich und erlaubt die Berechnung von Tages- und Jahreszeit. Da die Sonne mehr als 99 % der Masse des inneren Sonnensystems enthält, durch fortwährende Rotation ein Magnetfeld erzeugt und in allen Wellenlängenbereichen unablässig Teilchen ausstrahlt, dominiert sie das ganze innere Sonnensystem: Sie bestimmt die Bewegung von Planeten, Satelliten, Asteroiden und Kometen. D IE FARBEN DER Die Sonne, der uns nächste Stern, ist im Mittel etwa 150 Millionen Kilometer entfernt. Ihr Durchmesser beträgt 1.392.000 Kilometer, ihr »Alter« wird auf 4,6 Milliarden Jahre geschätzt. Sie ist als mittelgroßer gelber Zwergstern in einem einigermaßen stabilen Gleichgewicht, ungefährdet von heftigen oder katastrophalen Ereignissen. Die von der Sonne beispielsweise in Form von Strahlung ausgehende Energie entsteht im Inneren, dem Kern, in dem bei Temperaturen von mehr als 15 Millionen °C und extrem hohem Druck Atomkerne verschmelzen: Im Wesentlichen verwandelt sich dabei Wasserstoff in Helium, was sehr viel Energie freisetzt. S ONNE Diese Energie gelangt im Lauf von Millionen Jahren nach Durchqueren mehrerer Schichten in die Photosphäre, den für uns sichtbaren Teil der Oberfläche der Sonne. Über der Photosphäre liegen Chromosphäre und Korona, zwei Gasschichten, die Millionen Kilometer hoch reichen. Die Sonne strahlt außer dem sichtbaren Licht auch Radiowellen, Ultraviolett- und Röntgenstrahlung aus. Im großen Bild und in den Aufnahmen links sehen wir die Sonne in jeweils anderen Wellenlängenbereichen. Ein riesiger Schatz Die Sonnenmasse, 20.000 Milliarden Milliarden Milliarden Kilogramm, dient als Einheit für der Masse von Sternen. Im Vergleich zu ihr (siehe unten) ist die Erde ein winziger Ball, aber auch die Massen und Größen der anderen Planeten, selbst die des riesigen Jupiter, sind gegen sie vernachlässigbar klein. Zu den bekannten Phänomenen auf der Sonnenoberfläche gehören die Sonnenflecken, Bereiche, auf denen Magnetstürme toben und sich dunkel von den dahinterliegenden Flächen abheben. Die Flecken erscheinen und verschwinden regelmäßig in einem Zyklus von etwa elf Jahren. Protuberanzen, wie wir sie auf diesen Bildern sehen, sind heftige Ausbrüche von sehr heißem Gas, die Millionen Kilometer hoch reichen. Protuberanz Photosphäre E INE G OTTHEIT, GEFÜRCHTET UND ERSEHNT Näherungsweise Größe der Erde im Vergleich zur Sonne ✶ I–3 ✶ Für die Hindus ist die Sonne Garuda, bei den Inka hieß sie Inti, bei den alten Ägyptern Ra, bei den Griechen Helios oder Apollon und bei den Römern Sol oder Apollo. Die Sonne wurde im Altertum unter unzählig vielen Namen als Gottheit verehrt. Die Ägypter fürchteten die Sonne, weil sie das ganze Jahr über glühende Hitze brachte, die Völker des Nordens ersehnten ihre Wiederkehr, wenn sie in der langen Winterzeit schwach, unzuverlässig und kalt schien. Sonnenflecken Kern D IE A NATOMIE Wir können zwar nicht in das Sonneninnere tauchen, uns aber doch aus dem, was sich auf der Oberfläche abspielt, S TERNS eine Vorstellung vom Inneren machen und ein Modell konstruieren. In der Mitte, dem Kern, erzeugen Kernreaktionen Ener- UNSERES gie, die zur sichtbaren Oberfläche der Sonne, der Photosphäre, emporsteigt, von wo sie in alle Richtungen ausgestrahlt wird. FACKELN , S ONNENBEBEN UND TÖDLICHE A NZIEHUNGSKRAFT vier Bilder rechts »großer Attraktor« des skops angebrachten Vermutlich ereignet zeigen die Stoßwelle inneren Systems, der Metallscheibe versich auf der Sonne eines »Sonnenbevieles, über das wir gelegentlich kleinere deckt, was uns die wenig wissen. Wegen Objekte verschluckt. Spuren von zwei Ko- bens«, das sich über ihrer im Vergleich zu In den beiden Bilder meten erkennen lässt, die gasförmige Sondie auf sie fallen und nenoberfläche ausanderen Objekten des links wird die Sonbreitet. Sonnensystems riesi- nenscheibe von einer damit ihr »Leben« gen Masse ist sie ein im Inneren des Tele- aushauchen. Die SONNE UND MOND Der Löwe und seine Mähne M ÄNNLICH , WEIBLICH UND UMGEKEHRT Sonne und Mond spielen in den Mythologien aller Völker Hauptrollen. Merkwürdig ist allerdings, dass sich nicht nur ihre Rolle und Bedeutung, sondern auch das Wesen der Göttlichkeit von Sonne und Mond je nach geografi- ✶ I–4 ✶ scher Breite, in der ein Kulturkreis beheimatet ist, ändert. So ist beispielsweise für viele Völker die Sonne eine männliche Gottheit und der Mond eine weibliche, während es sich bei anderen genau umgekehrt verhält. Die unerwartete Verdunkelung der Sonnenscheibe durch den Mond hat die Menschen früher erschreckt und verängstigt. Heute erscheint uns der Gedanke lächerlich, aber stellen wir uns vor, was naturwissenschaftlich ungebildete Menschen gefühlt haben müssen, wenn die Sonne – Lebenspender und Zeitmesser – verschwand. Die Totalität, wie man eine vollständige Finsternis nennt, ist eines der ganz großen Naturschauspiele. In den wenigen Minuten ihrer Dauer zeigt sich die Sonnenkorona als eine Art Lichterkranz. Die Korona umhüllt die Sonne mit sehr dünnem, aber ungeheuer heißem Gas, das von der Sonnenoberfläche, der Photosphäre, Hunderttausende Kilometer hoch in den Raum reicht. Vom Licht zum Dunkel und umgekehrt Während einer Sonnenfinsternis vollzieht sich der Übergang vom Tageslicht zu völliger Finsternis in wenigen Minuten, und es wird allmählich wieder hell, noch bevor der Mond ganz an der Sonnenscheibe vorübergegangen ist. Während der totalen Finsternis gelangt nur schwaches, aschgraues Licht von der Sonnenkorona bis zur Erde. Der plötzliche Temperaturwechsel in der Erdatmosphäre kann zu geringen Veränderungen führen, etwa zu einem schwachen kalten Wind oder zu flackernden Schatten. Im Bild oben sind die Phasen der Sonnenfinsternis vom August 1999, der letzten des vergangenen Jahrhunderts, und im großen Bild links die Totalitätzu sehen. Tagsüber erhellt die Sonne den Himmel, weswegen wir keine anderen Sterne bemerken, obwohl sie da sind. An manchen Tagen des Monats zeigt sich auch der Mond am Tage, und einige Planeten sind gleich nach Sonnenauf- oder –untergang sichtbar, wie im Bild rechts, auf dem die Venus den Mond zu begleiten scheint. Das Erstaunlichste, was Sonne und Mond gemeinsam bewirken, ist zweifellos eine Sonnenfinsternis. Sie ist ein rein perspektivisches Phänomen, das Ähnlichkeit hat mit dem, was wir sehen, wenn im Kino jemand vor der Leinwand vorübergeht. Das System Erde—Sonne—Mond hat die Besonderheit, dass der scheinbare Durchmesser von Sonne und Mond von der Erde aus gesehen bis auf etwa ein halbes Grad übereinstimmt. Tatsächlich ist der Durchmesser des Mondes 500-mal kleiner als jener der Sonne, aber die Entfernung vom Mond zur Erde, 384.000 Kilometer, ist etwa 500-mal kleiner als die Entfernung von der Erde zur Sonne, und deshalb erscheinen uns die beiden Scheiben am Himmel gleich groß. E IN HIMMLISCHER K OMPASS Schon immer hat die und Himmelsrichtung Bewegung der Sterne abgelesen. Wenn wir den Himmel im Lauf die Zeitmessung und die Raumbestimmung des Jahres regelmäßig ermöglicht. Tagsüber verfolgen, erkennen ist das relativ einfach: wir, dass sich die Sterne mit genau derselMan orientiert sich nach der Sonne, denn ben Geschwindigkeit bewegen, mit der sich ihre Höhe und Steldie Sonne ihren Weg lung über dem Horizont geben die Tages- bahnt. Wir merken zeit und die Nord-Süd- dann auch, dass nicht DER NACHTHIMMEL Wenn die Sonne untergeht und ihr Licht den Himmel nicht mehr durchflutet, wird es dunkel, und es erscheinen Sterne, Planeten, manchmal der Mond und viele andere Phänomene, die wir nachts auch mit bloßem Auge beobachten können. Der Nachthimmel bietet einen immer wieder überraschenden, wunderbaren Anblick. T IERE , G ÖTTER , HIMMLISCHE S CHIFFE Mit bloßem Auge sind viel weniger Sterne sichtbar, als man denken würde, nämlich nur etwa 4000. Im Lauf der Jahrhunderte haben alle Völker diese Sterne zu Bildern geordnet, die Tiere, Gegenstände und Gottheiten darstellen sollen. Es handelt sich um Fantasieprodukte, denn jeder Kulturkreis sieht andere Formen und Gestalten und schreibt ihnen andere Bedeutungen zu. ✶ I–5 ✶ Richtung an. Letztere lässt sich auch aus der Beobachtung des höchsten Sonnenstands über dem Horizont herleiten. Die Bahn des Mondes ist viel weniger leicht vorhersagbar als die der Sonne, und weil zudem der Mond nicht in jeder Nacht zu sehen ist, benötigt man Bezugspunkte, deren Bewegung sich zuverlässig beobachten lässt. Seefahrer, Landwirte und Reisende haben sich deshalb Sternbilder erdacht und an ihnen Uhrzeit, Jahreszeit nur im Lauf der Nacht, sondern auch im Lauf des Jahres immer wieder andere Sterne über dem Horizont stehen. Einige Sternbilder, so der Große Wagen, sind immer sichtbar, andere tauchen nur zu bestimmten Zeiten auf. Mittlerweise wissen wir, dass dies auf die Umlaufbahn der Erde um die Sonne und die Neigung dieser Bahn zurückzuführen ist, aber um diese Erkenntnis haben Menschen viele Jahrhunderte lang gerungen. Die meisten heutigen Menschen haben haben die Fähigkeit verloren, über die Vorgänge am Himmel zu staunen. Unser Leben entfernt sich immer mehr von der Natur, der Umwelt und ihren Rhythmen. Dabei macht der Himmel, wie uns beispielsweise in den Bergen oder an einem menschenleeren Strand klar wird, die Hälfte der Umwelt aus, in der wir leben. In unseren immer heller beleuchteten Städten sehen wir kaum noch etwas vom Himmel, wenn wir mit Auto oder Bahn zur Arbeit fahren und den Tag in Räumen verbringen, in denen andauernd künstliches Licht brennt. Wir erfahren immer mehr über Himmelsräume, die immer weiter von uns entfernt sind und die unsere Augen nicht sehen können. Wir analysieren Bilder von Galaxien in Milliarden Lichtjahren Entfernung oder von Röntgen- und Gammastrahlquellen, die in wenigen Augenblicken soviel Energie liefern, wie unsere ruhige Sonne in Abermilliarden Jahren erzeugt, und von Gaswolken, die Sterne am Ende ihrer Entwicklung mit nahezu Lichtgeschwindigkeit ausstoßen. Diese Bilder sind wunderschön Ein großer Stein mit langen leuchtenden Haaren und ihre Farben eindrucksvoll – wie ungeheure Aquarelle, gemalt, um unseren Sinn für Ästhetik zu erfreuen. Womöglich aber Der Nachthimmel bietet einen besonders eindrucksvollen und freudvollen Anblick, wenn ein Komet mit einem richtigen Schweif vorüberzieht. Kometen kommen aus den fernsten Weiten des Sonnensystems – tausendmal ferner als Pluto, dem fernsten der Planeten – und bestehen aus einem steinigen Kern mit von einigen Kilometern Durchmesser, der mit einer dünnen Schicht aus gefrorenem Gas umgeben ist. Wenn sich ein solcher »schmutziger Schneeball« der Sonne nähert, verdampft das Eis der Hülle, weil die Sonnenstrahlung den Kometenkern erhitzt. Dabei lösen sich Tausende winzige Eisteilchen, mit weniger als einem Millimeter Durchmesser, von der Oberfläche ab und umlaufen zusammen mit dem Kometen die Sonne, wobei sie das Sonnenlicht reflektieren und den majestätischen Schweif bilden, der sich über Millionen Kilometer erstrecken kann. Wir sehen den Kometen dann viele Nächte lang mehr oder weniger hell am Himmel – zum einen, während er sich der Sonne nähert, und zum anderen, wenn er in die kalten Tiefen des Raums zurückkehrt, aus denen er kam. entfremdet uns dieser segensreiche Überfluß an Bildern und die Nachrichten von aufregenden neuen, wenn auch fernen Ereignissen von den einfacheren Erscheinungen, die sich in unserer Nähe abspielen: Sie überraschen uns heute nicht mehr sonderlich, obwohl sie über Jahrtausende die Menschen in Erstaunen versetzten, neugierig machten und in ihnen den Wunsch nährten, die Geheimnisse des Himmels aufzudecken. Halten wir also einen Moment inne und betrachten wir das, was sich vor unseren Augen am Nachthimmel abspielt. Ein Reigen aus Lichtpunkten Wir sehen am Himmel kleine, unterschiedlich hell leuchtende Punkte. Sie wurden schon im antiken Griechenland katalogisiert und ihrer Leuchtkraft entsprechend, die man als »Größe« bezeichnete, in sechs Klassen eingeteilt. Aber erst die mit Galileo Galilei und seinem Fernrohr beginnende moderne Naturwissenschaft war in der Lage, dieses Licht näher zu untersuchen. Schrittweise haben wir seither begriffen, dass es sich bei diesen Lichtpunkten um näher oder weiter entfernte leuchtende Gaskugeln unterschiedlicher Farben, Größen und Temperaturen handelt. Viele Sterne erscheinen uns nur deshalb als lichtschwach, weil sie so weit entfernt sind. Doch auch mit bloßem Auge lässt sich in einer klaren, mondlosen Nacht Interessantes über diese wesentlichen Bestandteile des Nachthimmels herausfinden: In bestimmten Teilen des Himmels scheinen sie miteinander verzahnt zu sein, sogar miteinander zu verschmelzen und sich um einen unsichtbaren Punkt, den Himmelspol, zu drehen, wie auf den beiden Bildern oben und links zu sehen. NÄCHTLICHE EREIGNISSE L ANGSAME B EWEGUNGEN UND PLÖTZLICHE F LAMMEN Gelegentlich scheinen sie sich sogar zu verei- nur einen Augenblick nigen, aber das ist im- dauern, so das plötzlisich Planeten einanmer eine Täuschung, che Aufflammen einer der anzunähern, so die von unserem Be- Sternschnuppe, wenn, auf dem Bild links, wie auf dem nebendas Venus und Jupiter obachtungsort abhängt. Wir beobach- stehenden Bild, in über dem Himmel ten am Himmel auch nächtlicher Finsternis von Paris zeigt. ein Meteorit aufblitzt. Erscheinungen, die Manchmal scheinen Am Nachthimmel nehmen nicht nur Mond und Sterne ihren Lauf, sondern es ereignet sich vieles, was uns allen gelegentlich auffällt und unsere Neugierde weckt. Schon in der Antike bemerkten unsere Vorfahren, dass neben den »Fixsternen« mit ihren scheinbar immer gleichen Bahnen fünf Gestirne den Himmel auf komplizierten Bahnen durchqueren und Bögen, Schleifen und andere seltsame Kurven beschreiben. Diese sternähnlichen Himmelskörper nannte man »Wandelsterne« oder, nach dem griechischen Wort für wandern, Planeten. Die Sichtbarkeit von Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn hängt von den Umlaufbahnen und der jeweiligen Stellung zur Erde ab. Gelegentlich laufen sie in wenigen Stunden von einem Ort zum anderen, während sie manchmal tagelang festgenagelt zu sein scheinen, bevor sie ihre lange Bahn weiterziehen. Der Himmel bietet auch flüchtige und unvorhersagbare Schauspiele, zum Beispiel wenn ein Meteor das ganze Himmelsgewölbe am hellichten Tag einige Sekunden lang beleuchtet oder – was besonders in polnahen Gebieten vorkommt – Polarlichter die Nacht mit großen buntschillernden Flammen erhellen. Leuchtende himmlische Irrläufer Wir lernen die fünf mit bloßem Auge sichtbaren Planeten relativ leicht Nacht für Nacht zu verfolgen, weil sie etwas anders aussehen als Fixsterne. Sie bewegen sich, so scheint es uns hier auf der Erde, viel rascher als andere Himmelskörper, weil sie, obwohl sehr fern, uns doch ungeheuer viel näher sind. Saturn, der fernste unter diesen Planeten, ist uns zehntausendmal näher als der sonnennächste Fixstern. Selbst ein bescheidene Fernglas zeigt, dass Venus, genau wie der Mond, Phasen durchläuft und dass Saturn von Ringen umgeben ist, die einen spektakulären Anblick bieten. Auf dem Bild unten sehen wir Jupiter und Venus über dem Himmel von Brüssel. J UPITER , D ONNERER UND V ERFÜHRER Der Planet Jupiter ist gut sichtbar. Vielleicht setzten ihn die Menschen der Antike deshalb mit dem gefürchteten Göttervater gleich. Die Griechen nannten ihn Zeus und die Römer Jupiter, sein Blitz konnte die Sterblichen vernichten und seine Liebesabenteuer einiges Durcheinander anrichteten. ✶ I–6 ✶ Vielfarbige elektrische Flammen Am Himmel ereignen sich unzählige Phänomene. In den Ländern des Nordens kommt es oft zu so genannten »Nordlichtern«, oder Auroren, ähnlich wie es in der Nähe des Südpols »Südlichter« gibt. Dann ziehen nächtelang flammende Streifen über den Himmel, die oft die Farbe verändern. Dieses faszinierende Schauspiel kann bis zum Horizont reichen. Diese Polarlichter entstehen, wenn Ströme geladener und energiereicher Teilchen von der Sonne in die Erdatmosphäre eindringen, also das Schutzschild überwinden, welches das irdische Magnetfeld vor dem Beschuss durch den Sonnenwind schützt. Wenn diese Teilchen dort ihre elektrische Ladung abgeben, regen sie die Atome der Atmosphäre zum Leuchten an. Für uns sieht das aus, als ob fortwährend große Feuerzungen aufflammen und schillern. Das Polarlicht ist eigentlich ein meteorologisches und kein astronomisches Phänomen, zeugt aber doch von der Aktivität der Sonne. V ENUS , L IEBE UND S CHLÄUE Dieser Planet, der sowohl Abend- als auch Morgenstern sein kann, ist der hellste und klarste des Nachthimmels. In der Mythologie ist Venus die Liebesgöttin, die – wie der große Homer in der Ilias erzählt – mit ihrer Schläue den Trojanischen Krieg auslöste. K ÜNSTLICHE S TERNE Heute können wir uns ten halten. Mittlerbeim Betrachten des weile umrunden Himmels leicht irren! Tausende kleine und Nicht wenn wir, wie große künstliche Satelliten die Erde, die wir im nebenstehenden nachts als vorbeihuFoto, eine herrliche Aurora sehen, sondern schende Lichtpunkte wenn wir Menschen- sehen. Sie sind allerwerk für einen seltsa- dings viel rascher als men Stern oder einen »richtige« Gestirne. exzentrischen Plane- Der Mond ist der uns nächste Himmelskörper, und nach der Sonne, deren Licht er reflektiert, der zweithellste. Sein faszinierender Anblick ändert sich unablässig, wenn er rasch, in etwa 28 Tagen, den Himmel durchquert und sich von uns mal am Tage, mal in der Nacht bewundern lässt. Gelegentlich bleibt er tagelang verschwunden. Wir sehen immer dasselbe »Mondgesicht«, denn der Mond dreht sich in derselben Zeit, in der er die Erde umläuft, einmal um seine eigene Achse. Der Anblick seiner Oberfläche erzählt auch dem bloßen Auge von einer stürmischen Vergangenheit, von vielen Zusammenstößen mit anderen Himmelskörpern, sehr großen Me- DER MOND teoriten etwa oder sogar Asteroiden, die tiefe Krater hinterließen. Das hat vor allem damit zu tun, dass dem Mond eine Atmosphäre fehlt, die diese Körper »bremsen« oder jedenfalls ihren Aufprall mildern könnte, wie es die irdische Atmosphäre vermag. Die 73,5 Milliarden Tonnen Masse des Mondes haben nicht genug Schwerkraft, um die Teilchen festzuhalten, die eine Atmosphäre bilden. Wegen dieser geringen Gravitationsanziehung, nur etwa ein Sechstel der irdischen, konnten sich die Gasmoleküle seiner Umgebung im Lauf der Zeit vom Mond entfernen. Weil keine Atmosphäre die durch die Sonnenstrahlung einfallende Wärme speichert, unterscheidet sich seine Oberflächentemperatur am Tag (etwa +200 °C) wesentlich von der in der Nacht (etwa –150 °C). Der Durchmesser des Mondes beträgt mit 3476 Kilometern etwa ein Viertel des Erddurchmessers, seine mittlere Dichte ist aber geringer als die der Erde. Weil es gelegentlich leichte Mondbeben gibt, vermutet man auch geologische Aktivität, die zwar gering ist, aber immerhin 4,5 Milliarden Jahren überdauerte; dieses Alter nämlich haben Altersbestimmungen an Gestein ergeben, das bei Mondflügen gesammelt wurde. M ONDFINSTERNISSE : E INE F RAGE DER G RÖSSE Der Mond ist der ein- etwa 400.000-mal, von mente zeigen. Immer weiter, bis zur vollzige natürliche Satellit uns entfernt. Aufgrund dieser Kombi- ständigen Verfinstedes Planeten Erde und insofern im Son- nation von Größe und rung, taucht der Entfernung sehen wir Mond in den großen nensystem ein Sonderfall, als er im Ver- Sonne und Mond als Schattenkegel ein, den die Erde etwa 1,4 Milhältnis zu seinem Pla- gleichgroße »Scheilionen Kilometer weit neten besonders groß ben«, und deshalb in den Raum wirft. verdunkelt die Erde und mas-sereich ist. Während der totalen Die scheinbaren Grö- den Mond und hindert das Sonnenlicht Finsternis – sie dauert ßen von Sonne und Mond unterscheiden daran, auf seine Ober- wenige Minuten, da sich nur um etwa ein fläche zu fallen, wenn sich Erde und Mond halbes Grad, sind also sie zwischen Erde und ja unablässig im Raum praktisch gleich. Die Mond steht. Dann se- bewegen – sehen wir die Mondscheibe, weil Sonne ist enorm viel hen wir eine Mondgrößer und masserei- finsternis, von der uns die Erdatmosphäre Sonnenlicht in den die Bilder oben die cher als der Mond, Raum streut. aber auch viel weiter, entscheidende Mo- MONDGESICHT UND MONDPHASEN Der Mond fasziniert und Sonne – und es käme zu einer Sonschon immer wegen nenfinsternis –, und seines Aussehens, seiner Helligkeit und einmal von der Sonne wegen des Phänomens aus gesehen »hinter« der Phasen. Die Bahn, der Erde – es käme die der Mond mit ei- zur Mondfinsternis. ner Geschwindigkeit Wegen der Neigung von etwa 37.000 km/h der Umlaufbahnen von Erde und Mond in etwa 28 Tagen durchläuft, hat einen liegen Sonne, Erde mittleren Durchmes- und Mond jedoch ser von 384.000 Kilo- nur selten auf einer Geraden, und Finstermeter und ist etwas elliptisch. Relativ zur nisse sind entspreUmlaufbahn der Erde chend seltener. um die Sonne ist die Der Mond dreht sich in derselben Zeit um Ebene der Bahn des Mondes um die Erde seine eigene Achse, in der er sich um die Erum sechs Grad geneigt. Diese Tatsache de dreht. Weil die Bewegung des Mondes ist wichtig für das Phänomen der Fins- um die Erde, die Revolution, und die um ternisse. Wäre die die eigene Achse, die Mondbahn nämlich nicht um einige Grade Rotation, synchron sind, wendet uns der geneigt, stünde der Mond in jedem Monat Mond immer dieselbe einmal zwischen Erde Seite zu. Das Phäno- E INE K OLONIE FÜR M ENSCHEN ? Der Mond ist der ein- dauern, denn wegen zige Himmelskörper, der fehlenden Atmosphäre gibt es auf den Menschen besucht haben. Im Juli dem Mond keinerlei meteorologische Ver1969 betraten zwei amerikanische Astro- änderungen. Nachdem das Interesse am nauten im Rahmen Mond gegen Ende des des Apollo-Programms als erste un- letzten Jahrhunderts seren Begleiter, erkun- längere Zeit brach lag, denkt man heute wiedeten einen kleinen Bereich und brachten der über die Eignung des Mondes als SiedProben des Oberflächengesteins zur Erde. lungsort für Menschen nach, denn Die Spuren, die die Astronauten dort hin- mittlerweile vermutet man unter seiner terließen, werden Oberfläche Wasser. Jahrhunderte über- »METALLISCHE« EBENEN UND ÜBERRESTE VON VULKANEN geben Hinweise auf lassen auf sehr alte gehalt des Bodens Die Oberfläche des vulkanische Bereiche physikalische Eigenschließen lässt. Im Mondes bietet eine schaften, in diesem vielfältige Zusammen- Mare Serenitatis unten schließen. setzung. In nebenste- rechts zeigt dagegen Dieses »Falschfarben- Fall die metallischen Bestandteile der die Orange-Färbung bild« ist ein Mosaik hendem Bild sehen einen geringen Gehalt aus vier Aufnahmen Oberfläche. wir links das Mare an diesem Metall an. der NASA-Raumsonde Tranquilitatis blau schimmern, was auf Die Einspengsel aus Galileo vom Dezember dunklerem Purpurrot 1992. Die Falschfarben einen hohen Titan- ✶ I–7 ✶ men der Phasen, das uns den Mond abwechselnd vollständig oder teilweise beleuchtet oder auch ganz dunkel sehen lässt, hat mit seiner Bewegung und seiner Stellung relativ zu Sonne und Erde zu tun. Wenn der Mond zwischen Erde und Sonne liegt, ist die uns zugewandte Seite vollständig dunkel, wir haben »Neumond«, wenn er jedoch auf der der Sonne abgewandten Seite der Erde liegt, sehen wir den ganz beleuchteten »Vollmond«. Dazwischen liegen die Phasen, bei denen ein mehr oder weniger großer Teil der Mondoberfläche von der Sonne beschienen wird. Die erste Phase einer möglichen Kolonisierung wäre die Einrichtung von Fernsehsendern mit großer Reichweite, astronomische Observatorien, die das Weltall ohne den Filter der irdischen Atmosphäre untersuchen können, und die durch die geringe Schwerkraft auf dem Mond erleichterte Herstellung beispielsweise von Pharmazeutika. Maria, Terrae, Regolite auf dem Mond »Meere«, »Hochland«, Flecken auf dem Mond Selbst mit bloßem Auge oder einem gewöhnlichen Fernglas unterscheidet man auf dem Mond helle und dunkle Bereiche. Die dunklen Bereiche sind »junge« flache sogenannte Maria, »Meere« aus fein gemahlenem Basalt, einem dunklen vulkanischen Gestein. Das größte dieser Maria, Oceanus Procellarius, ist doppelt so groß wie das Mittelmeer. Die hellen Bereiche, Terrae genannt, sind Ketten- und Ringgebirge, die durch Meteoreinschläge am Rand der Maria entstanden. Die Mondoberfläche ist mit kleinen Flecken übersät, so genannten Regoliten, die beim Beschuss der Oberfläche durch kleine Meteoriten entstanden. Die Bezeichnungen Mare und Terra stammen von den ersten Mondbeobachtern des 17. Jahrhunderts, treffen aber überhaupt nicht zu, denn wir wissen mittlerweile, dass die Maria staubige Flächen sind, die vermutlich entstanden, als Basaltströme Krater füllten. DAS SYSTEM ERDE-MOND Zwei Teile desselben Planeten? Vor dem Zeitalter der Raumfahrt behauptete die glaubwürdigste Hypothese über den Ursprung des Systems Erde-Mond, der Mond sei ein Körper des Sonnensystems, der, als er in die Nähe der Erde gelangte, von ihr »eingefangen« und gezwungen wurde, sie zu umrunden. Die Forschung und die Ergebnisse, die wir Mondflügen und -sonden und Analysen des Mondgesteins verdanken, legen jedoch nahe, dass sich der Mond aus einem riesigen Stück Erde bildete, das sich während ihrer Entstehung löste. Möglicherweise hat ein kosmischer Zusammenstoß mit einem Körper von der Größe des Mars, der fast so groß ist wie die Erde, enorm viel Materie von der Erde in den Raum geschleudert, aus der im Lauf der Zeit der Mond entstand. Erde und Mond stehen im Panorama unseres Sonnensystems in einer ganz besonderen Beziehung. Der Mond ist relativ zu seinem Planeten der massereichste und wichtigste Satellit. Sein Durchmesser ist nur wenig kleiner als der der Erde und seine Masse beträgt etwa ein Hundertstel der Erdmasse. Wegen der relativen Nähe und der nicht unbeträchtlichen Masse des Mondes wirken zwischen Erde und Mond starke Gravitationskräfte. Die Erde »zieht« den Mond »an« und umgekehrt der Mond die Erde. Wir sind uns gewöhnlich vor allem der Wirkung bewusst, die die Anziehungskraft des Mondes auf die Erde ausübt; sie bewirkt beispielsweise die Gezeiten. Aber aufgrund ihrer viel größeren Masse beeinflusst die Erde den Mond weitaus mehr. Dieser Einfluss hat im Lauf von Jahrmillionen zum Beispiel dazu geführt, dass sich der Mond in derselben Zeit um seine eigene Achse dreht, wie er sich um die Erde dreht, uns also immer dasselbe »Gesicht« zeigt. Das kostet auch die Erde einen Preis, denn es verlangsamt die Drehgeschwindigkeit der Erde um ihre Achse in jedem Jahrhundert um zwei Millisekunden. Der Wert scheint lächerlich klein, ist aber keineswegs vernachlässigbar, wenn wir in astronomischen Zeiträumen denken. Vor »nur« 900 Millionen Jahren, als es die Erde schon lange gab, war die Drehgeschwindigkeit der Erde um ihre Achse eine ganz andere: Das Jahr hatte 481 Tage, und jeder Tag hatte 18 Stunden. E IN ALTES , EINFACHES U NIVERSUM Die Mythologie verknüpft den Mond stets mit der Sonne und nicht der Erde. So wurde er in altrömischen Sagen mit Diana, der Göttin der Jagd und der Fruchtbarkeit, in Verbindung gebracht, der Zwillingsschwester des Sonnengotts Apoll. Die Erdgottheit dagegen ist Ceres, die Mutter von Proserpina, ihrerseits die Göttin der Unterwelt. Auch die Erde ist ein Gestirn! Alle Himmelserscheinungen, die wir im Laufe unseres Lebens mit bloßem Auge am Himmel sehen, sind an unseren Beobachtungsort gebunden. Wir sind an periodische Erscheinungen wie das Auf- und Untergehen von Sonne und Mond so gewöhnt, dass wir sie kaum noch bemerken und jedenfalls nicht absichtlich beobachten. Das nebenstehende Bild zeigt die Erde aus Sicht der Astronauten, die Ende der 1960er Jahre auf dem Erdbegleiter landeten. Vom Mond aus gesehen ist auch die Erde ein »Himmelskörper«, der sich aufgrund der Drehung des Mondes um seine Achse und seines Umlaufs um die Erde bewegt. Vom Mond aus gesehen verändert »offensichtlich« die Erde ihren Anblick. E INSAM IN DER S CHWEBE systems sehr klein. Auch wenn uns die Im Verhältnis zu ihrer Erde sehr groß vorkommt und der Mond Größe sind Erde und Mond sogar enorm sehr nah, sind Erde und Mond verglichen weit, nämlich das 30mit den meisten ande- fache des Erddurchmessers, voneinander ren Planeten und Monden des Sonnen- entfernt. ERDE ✶ I–8 ✶ MOND DIE ERDE AUS DEM WELTRAUM Von der Sonne aus gezählt ist die Erde der dritte Planet des Sonnensystems; sie ist der fünfgrößte, aber der dichteste. Seit dem 17. Jahrhundert wissen wir dank des großen Astronomen Kopernikus, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Weltalls ist, sondern nur als kleiner Planet einen mittelgroßen Stern, die Sonne, umrundet. Die Erde hat einen Durchmesser von 12.763 Kilometer, umläuft die Sonne in Chin es Meeisches r Chile Indo nesi en Ozean Pazifischer liarden Milliarden Kilogramm. Durch Untersuchungen, die mit Instrumenten auf der Erde und auf Satelliten durchgeführt wurden, wissen wir viel über die Erdoberfläche und -atmosphäre. Vom Inneren Australien E L N IÑO AUS DEM R AUM BETRACHTET mel aus gemessene lichen Aufnahmen Wir erforschen die Erde von ihrer Ober- von Satellitenkameras Temperaturverteilung fläche aus, aber auch die Erstellung genauer im Pazifischen Ozean die Beobachtung aus Erdkarten und bessere die Auswirkungen dem Weltraum erweist Wettervorhersagen. In von »El Niño« (Christsich als sehr nützlich. der Abbildung oben kind): Durch dieses Seit 30 Jahren ermög- zeigen die vom Him- Klimaphänomen er- einer mittleren Entfernung von 149,6 Millionen Kilometer und hat eine Masse von etwa 600.000 Mil- unseres Planeten kennen wir nur wenige wissenschaftlich gesicherte Daten, und diese stammen vor wärmt sich das Wasser vor der chilenischen Küste um 6 °C (gelb) bis 8 °C (rot). allem aus der Untersuchung vulkanischer Phänomene. Die feste Oberfläche des Planeten, die Erdkruste, hat eine Tiefe von etwa 40 Kilometer und besteht überwiegend aus Silikaten. Unter der Kruste liegt eine etwa 3000 Kilometer mächtige Schicht aus Magma, das Ähnlichkeit mit vulkanischer Asche hat, und darunter der eisenhaltige Erdkern mit einem Durchmesser von etwa 3500 Kilometer. E IN LEUCHTENDER P LANET Vom Raum aus gese- sieht, wird vermutlich hen scheint die Erde ein großer Teil davon vergeudet. Deswegen nachts besonders in den Industrieländern sehen wir in den Städdes Nordens wie mit ten oft gar keinen dunklen Himmel leuchtenden Nadeln gespickt. Künstliches mehr. Das Bild Licht vermehrt unser entstand durch ÜberWohlbefinden und er- lagerung nächtlicher Satellitenaufnahmen höht die Sicherheit, aber wie man auf dem mehrerer Gegenden nebenstehenden Bild des Planeten. S TETER T ROPFEN HÖHLT DEN S TEIN Die Erdoberfläche ist zu 71 % mit Wasser bedeckt. Die Erde ist der einzige bekannte Planet mit flüssigem Oberflächenwasser, der Grundvoraussetzung für die Existenz von Leben, wie wir es kennen. Flüssiges Wasser ist auch notwendig für eine einigermaßen gleichmäßige Temperatur der Atmosphäre, weil die Weltmeere unablässig mit der Atmosphäre Wärme austauschen. Deshalb ist das Studium der Meere so wichtig für die Meteorologie. Außerdem formten die Meere durch Auswaschung im Lauf der langen Existenz der Erde, 4,6 Milliarden Jahre, die Küsten der Kontinente. L ANGSAME , ABER UNAUFHÖRLICHE Die Erdkruste, der feste Teil unseres Planeten, besteht aus mehreren Kontinentalplatten, die auf einem einige Dutzend Kilometer dicken Magmamantel »schwimmen«. Die Abbildung zeigt den europäischen Teil ✶ I–9 ✶ A NNÄHERUNG der Eurasischen Kontinentalplatte, der sich allmählich der Afrikanischen Platte nähert. Der Zusammenstoß der Kontinentalplatten führt immer wieder zu gewaltigen Erdbeben auf der Oberfläche. ✶ II–1 ✶ DAS SONNENSYSTEM Gewöhnlich denken wir bei Sonnensystem an die Sonne und ihre neun Planeten. In Wirklichkeit ist das System viel komplexer, denn zu ihm gehören außer den neun Planeten auch mehr als hundert Planetenmonde, einige tausend Asteroiden und eine unbekannte Anzahl von Kometen. Die Sonne ist die unbestrittene Herrscherin. Ihr Radius von etwa 600.000 Kilometer ist etwa zehnmal so groß wie der des größten Planeten, Jupiter, und ihre Masse macht etwa 99 % der Masse des ganzen Systems aus. Aufgrund dieser Übermacht hält sie das ganze System zusammen, denn sie übt ihre starke Anziehung auf alle Planeten, Monde, Asteroide, Kometen und Meteore aus. Die Sonne beherrscht auch das Magnetfeld, das das System umgibt und weit nach außen reicht. Außerdem sendet unser Mutterstern fortwährend elektromagnetische Strahlung aus, von der wir einen kleinen Bruchteil als sichtbares Licht wahrnehmen. Dieser Energiestrom bringt uns Licht und Wärme und vermittelt uns Information über die Körper des Sonnensystems, die nicht selbst Licht aussenden. Die Sonne und die neun Planeten bilden lediglich den innersten Teil des Sonnensystems, denn sie werden in einer Größen und Entfernungen im Sonnensystem Entfernung, die1000-mal größer ist als der Abstand der Sonne Auf dem nebenstehenden Bild sehen wir eine erdachte Rekonstruktion der Planeten des Sonnensystems, also Merkur, Venus, Erde und Mond, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun, ohne den kleinen Pluto. Es ist praktisch unmöglich, die Größenverhältnisse und Entfernungen zwischen den Planeten auf einer einzigen Seite maßstabsgetreu darzustellen. Die Größen von Merkur, Venus, Erde und Mars sind vergleichbar, Jupiter jedoch ist 14-mal größer als die Erde. Wenn wir die Entfernung zwischen Erde und Sonne als Einheit nehmen, hat Jupiter die Entfernung 5 und Pluto, der äußerste der Planeten, sogar 40! So gesehen sind die Planeten kleine Punkte in einem im Wesentlichen »leeren« Raum. WAS IST WIRK - LICH GROSS ? TITAN 5150 KM GANYMED 5262 KM IO 3642 KM MOND 3476 KM MERKUR 4880 KM EUROPA 3188 KM TRITON 2706 KM CALLISTO 4806 KM PLUTO 2300 KM TITANIA 1580 KM Wir stellen uns die Planeten des Sonnensystems gewöhnlich als »große« Körper vor, und ihre Monde als sehr klein. Wie das nebenstehende Bild zeigt, sind manche Monde, so Ganymed, der größte Jupitermond, oder Titan, der größte Saturnmond, größer als Merkur oder Pluto. zum Pluto, von der Oortschen Wolke umhüllt, die Milliarden gefrorener Körper enthält, die viel kleiner sind als die Planeten. Wenn wir das Sonnensystem von außen sehen könnten, erschiene es uns als eine Kugel, die mit lauter Lichtpunkten besteckt ist, die Kometen und Asteroiden darstellen (nebenstehendes Bild), in deren Zentrum eine Art von kleinem leuchtenden Kern die Sonne und die neun Planeten birgt. N AMEN IM S ONNENSYSTEM Die Namen der Plane- weidete, als Jupiter ten und Monde stam- ihn in Adlergestalt men im Allgemeinen raubte und zum aus der Sagenwelt der Olymp, dem GötterAntike, also des alten himmel, entführte, wo er den Göttern als Griechenlands und Mundschenk diente. des kaiserlichen Callisto dagegen war Roms. eine Flussgottheit, Ganymed beispielsweise war ein griechi- Jagdgefährtin der scher Hirte, der seine Zeustochter Diana. Schafe am Berg Ida klein, groß, gasförmig, steinig ... DIE NEUN PLANETEN VENUS Zu unserem Sonnensystem gehören neun Planeten, die gewöhnlich in die sonnennahen »inneren« (Merkur, Venus, Erde, Mars) und die sonnenfernen »äußeren« (Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun) eingeteilt werden. Die Unterschiede sind beachtlich. Zum einen sind die inneren Planeten viel kleiner als die äußeren, die deshalb auch Riesenplaneten genannt werden, zum anderen unterscheiden sie sich nach ihrer chemischen Zusammensetzung und ihrem Aufbau. Die inneren Planeten sind fest, steinig und mit weniger als 15.000 Kilometer Durchmesser relativ klein, die äußeren hingegen sind große Gaskugeln mit Durchmessern von mehr als 50.000 Kilometer ohne deutliche Oberfläche. Eine Ausnahme macht der fernste Planet, Pluto, der wie die inneren klein und steinig ist. Neueste Untersuchungen zeigen, dass Pluto nicht zur selben Zeit entstand wie die anderen, sondern als großer Asteroid erst nach den anderen Planeten eingefangen wurde. Nicht nur der Saturn, sondern alle Riesenplaneten haben mehr oder weniger ausgeprägte Ringsysteme aus Staub und Gestein. MERKUR Klein, sehr dicht, sehr heiß und mondlos Übersetzung fehlt! Il transito di Mercurio osservato con TRACE il 15 Nov 1999 Der Merkur, der erste der »inneren« Planeten, ist nur wenig größer als der Mond. Er war schon zur Zeit der Sumerer, also im 3. Jahrtausend vor Christus, bekannt. Wegen seiner großen Sonnennähe (er ist nur 58 Millionen Kilometer von ihr entfernt) lässt er sich von der Erde aus nur schwer beobachten. Der Merkur hat eine Masse von 330 Milliarden Tonnen und einen Durchmesser von 4878 Kilometer. Sein Volumen ist also 18-mal kleiner als das der Erde, seine Dichte aber fast 5,5-mal so groß wie die von Wasser, also enorm hoch. Der Merkur dreht sich sehr rasch um die Sonne (einmal in etwa 88 Erdtagen) und sehr langsam um sich selbst (in etwa 58,6 Tagen), deshalb dauert ein Tag auf Merkur 176 Erdentage! Merkur hat keinen Mond. Die nebenstehende Montage aus mehreren Aufnahmen der Raumsonde Mariner 10 aus den Jahren 1973 und 1974 zeigt eine der besten Ansichten des Merkur. Der Krater Kuiper in der Mitte des Bildes, von dem hellere Strahlen auszugehen scheinen, war der erste auffällige Befund auf den Aufnahmen der Sonde. DIE OBERFLÄCHE DER VENUS EIN LANGE GEHÜTETES GEHEIMNIS ten. Beim Umrunden Die Venus ist vollständig in eine Wol- der Venus sandten sie kendecke gehüllt, die Radarsignale aus, die zu mehr als 96 % aus sich dreidimensional Kohlendioxid besteht rekonstruieren ließen. und für Licht und da- Das Bild unten, eine mit auch für unsere der wenigen DirektAugen und Fernrohre aufnahmen der undurchdringlich ist. Venusoberfläche, Die Erforschung ihrer wurde 1982 von Oberfläche war erst der russischen Sonde möglich, als Sonden Venere 13 gemacht. den Planeten erreich- Die Abbildungen oben zeigen die aus Radardaten rekonstruierten Berge Danu und Maat, die sich etwa 1500 Meter über die Umgebung erheben, sowie den Venusvulkan Sacawacea Patera, der eine Grundfläche von 120 × 215 Kilometer aufweist. 251mm G EFÄHRLICHE N ÄHE Auf den Abbildungen Die Geschichte des links, die in mehreren Merkur ist geprägt Farben einen Vorüberdurch die große Sonnennähe, die die gang des Merkur vor Oberfläche auf mehr der Sonne zeigen, erkennt man, wie wichals 800 °C erhitzt. tig der Einfluss der Sonnenstrahlung ist: Sie raubte dem Planeten im Lauf der Zeit die Atmosphäre. H EUTE . D ER FERNE H IMMEL von etwa 19 KilomeDie Oberfläche des ter, die größeren, so Merkur ist wie die genannten »Becken«, des Mondes voller dagegen von mehr als Krater. Das zeugt nicht nur von Einfäl- 200 Kilometer. Man len großer Meteoriten vermutet, dass der oder Asteroiden, son- Planet einen stark eisenhaltigen flüsdern lässt auch auf sigen Kern hat, der frühere vulkanische durch die Rotation Aktivität unter der des Planeten das von heute ebenen OberMariner 10 aufgespürfläche des Planeten te starke Magnetfeld schließen. Die kleineren Krater bewirkt. haben Durchmesser ✶ II–2 ✶ Abend- und Morgenstern: die zwei Gesichter der Venus MERKUR, DER GÖTTERBOTE Für die alten Römer war Merkur der griechische Gott Hermes, der Gott der Redekunst, des Glücksspiels und des Handels. Merkur, Sohn von Zeus und Maja, war der Bote der olympischen Götter. DIE PHASEN DER Die Venus liegt zwischen Sonne und Erde. Deshalb können wir bei ihr – wie beim Mond – Phasen beobachten (rechts). Die Beobachtung der VENUS Phasen der Venus, die Galileo Galilei mit seinen ersten Fernrohren gelang, trug wesentlich dazu bei, den großen Wissenschaftler von der KUKULKAN, VENUSKRIEGER DER MAYA in einem Zyklus von Die Maya kannten etwa acht Jahren abdie komplizierten Bewegungen der Ve- wechselnd Morgenund Abendstern ist. nus, in der sie die Deshalb richteten sie Kriegsgöttin sahen, viele ihrer Bauwerke sehr gut. Sie wussten, dass der Planet nach Lauf und Ort Gültigkeit der Kopernikanischen Theorie zu überzeugen. DER des Planeten am Himmel aus und bestimmten sogar den Beginn wichtiger Schlachten danach. Die Venus ist mit einer mittleren Entfernung von 109 Kilometer der von der Sonne aus zweite Planet und der erdnächste. Die sehr dichte und stark reflektierende Atmosphäre macht diesen Planeten zu einem der hellsten Himmelskörper, 12-mal heller als Sirius, der hellste mit bloßem Auge sichtbaren Stern. Zu bestimmten Zeiten verläuft die Bahn des Planeten in der Morgendämmerung in Sonnennähe, zu anderen Zeiten in der Abenddämmerung, deshalb hielt man ihn in der Antike für zwei Sterne und sprach vom Morgen- und Abendstern. Die dichte Gashülle erzeugt einen Treibhauseffekt, denn sie hält Sonnenstrahlung, die die Wolkendecke durchdringt, zurück. Diese erhitzt die Oberfläche auf mehr als 400 °C. Die Venus hat etwa 80 % der Erdmasse, und auch ihr Durchmesser (12.103 km) ist mit dem der Erde vergleichbar. Die Venus hat keinen Mond. Die Karte des Planeten (oben) wurde in drei Jahren, von 1990 bis 1993, nach genauen Radarmessungen der Sonde Magellan erstellt und zeigt eine mit Kratern bedeckte Oberfläche mit mehr als 1600 Vulkanen, Bergen, weiten Ebenen und großen Lavaflächen. LANDUNG AUF DEM ROTEN PLANETEN 1 Warum erkunden wir den Mars? Der Rote Planet steht schon lange im Mittelpunkt menschlicher Aufmerksamkeit. Als von der Sonne aus vierter Planet ist der erste, dessen Umlaufbahn außerhalb der Erdbahn liegt. Wir kennen diesen Planeten besser als andere, und die Raumagenturen aller Welt schenken ihm besondere Beachtung, seit die NASA 2002 bekannt gab, man habe in der Nähe eines Kraters in mehr als 1 Meter Tiefe unter der Oberfläche gefrorenes Wasser entdeckt – einen verborgenen Schatz, der mindestens zwei große Seen füllen könnte. Noch sind die Daten nicht ausgewertet, die die Mars2 sonde Odyssey im Oktober 2001 sammelte, aber es ist zu vermuten, dass der Mars in ferner Vergangenheit geologisch und klimatisch viel Ähnlichkeit mit der Erde hatte. Außerdem hegen die Menschen seit 50 Jahren den Traum, auf dem Roten Planeten zu landen, und dessen Verwirklichung ist nach der ersten Mondlandung 1969 nicht mehr so unwahrscheinlich. Der Mars ist jedoch weniger gut erforscht als der Mond und etwa 180-mal weiter entfernt. Ein unglaublich große Schlucht Die Marsoberfläche ist durch starke vulkanische und tektonische Aktivität gekennzeichnet. So gibt es auf dem Mars einen der größten Vulkane des Sonnensystems, den 600 Kilometer langen und 26 Kilometer hohen Olympus Mons, und die tektonische Aktivität zeigt sich in einem Netz gigantischer Schluchten, den Valles Marineris, die mehr als 8 Kilometer tief und 4500 Kilometer lang sind. Die Vulkane können auf dem Mars die enorme Höhe von 26 Kilometer erreichen, weil der Mars im Gegensatz zur Erde keinerlei Plattentektonik zeigt und 3 seine Schwerkraft viel geringer ist. Auf der Erde liegt die Höchstgrenze für Erhebungen bei 12 Kilometer. 4 S PAZIERGÄNGE AUF DEM M ARS des Pathfinder dieselBesonders wichtige Ergebnisse verdanken be Zusammensetzung haben wie die Oberwir der Marssonde flächenproben, die die Pathfinder und dem Viking-Sonde 1976 Geländefahrzeug entnahm. Die Bilder, Sojourner (3). Die Untersuchungen, die die die Telekamera Sojourner an Gestein vom Sonnenuntergang wie dem Felsbrocken (1) machte, lassen vermuten, dass der Staub »Yogi« (5) vornahm, in der feinen Atmodas ihm auf seinem Weg begegnete (4), zei- sphäre des Mars bis in gen, dass die kleinen Höhen von 30 KilomeTeile im Landebereich ter reicht. ✶ II–3 ✶ 5 F REMDARTIGE S PHINX ODER OPTISCHE T ÄUSCHUNG ? von 3 Kilometer und Die »Geschichte« dieses Bildes beginnt einer Höhe von 250 1976, als die amerika- Meter ist das Gebilde nische Viking-Sonde eine der Formationen der Marsebene Cydoein Gebilde fotogrania. Die endgültige fierte, das an ein menschliches Antlitz Bestätigung kam 2001, denken ließ. Die Wis- als die Sonde Global Surveyor neue Aufsenschaftler waren sich nicht einig, denn nahmen machte. Jetzt einige verfochten die besteht kein Zweifel alte Hypothese einer mehr: Es gibt keinerMarsbevölkerung, an- lei Zeugnisse von alten dere hielten es für ei- Zivilisationen. ne optische Täuschung. Schließlich machte Global Surveyor 22 Jahre später Aufnahmen, die deutlich eine einfache hügelige Erhebung zeigen. Mit einer Länge K RIEG , G RAUEN E NTSETZEN Mars, der auch mit dem bloßen Auge gut zu sehen ist, ist seit dem Altertum bekannt. Er wurde – vermutlich wegen seiner rötlichen Farbe – nach dem römischen Kriegsgott benannt. Auch seine beiden Monde, Deimos (Furcht) und Phobos (Schrecken), tragen die Namen zweier Begleiter des Gottes Mars (»Und die Rosse gebot er dem Grauen und Entsetzen anzuschirren und zog hell strahlendes Waffengeschmeid an.« Ilias XV, 119–20) UND MARS Auf dem Mars, der wegen seiner Farbe auch »Roter Planet« heißt, sind die Umweltbedingungen erdähnlicher als irgendwo sonst im Sonnensystem. Deshalb hielt man den Mars immer für den Himmelskörper, in dem die Entstehung – wenn auch nicht die Entwicklung – von Leben am wahrscheinlichsten ist. Der Mars ist mit einem Durchmesser von 6704 Kilometer der siebtgrößte Planet des Sonnensystems und hat eine Masse von D IE B EDEUTUNG Das nebenstehende Bild zeigt, wie Mars dem menschlichen Auge erscheint. Die genaue Bestimmung der Farben hat nicht nur ästhetischen Wert, sie gibt auch Aufschlüsse über chemi- DER FARBEN sche Verbindungen und Minerale auf dem Planeten. Das Bild rechts, ein Falschfarbenbild im Infrarot, zeigt Einzelheiten, die im sichtbaren Licht verborgen bleiben. D IE FARBEN DES Die vollständige Marskarte wurde durch Zusammensetzen sehr detaillierter Bilder des Planeten gewonnen, die das Hubble-Raumteleskop 2001 auf- M ARS nahm. Es fehlen die Breiten unter 60° Süd, weil das Teleskop wegen der Neigung des Mars nicht die gesamte Südhalbkugel fotografieren kann. 64 Milliarden Milliarden Tonnen. Er umläuft die Sonne in einer mittleren Entfernung von 227.940.000 Kilometer, was dem 1,52-fachen der mittleren Entfernung zwischen Erde und Sonne entspricht. Seine Kruste ist dicker als die Erdkruste und enthält bei ähnlicher Zusammensetzung nur halb soviel Silizium, aber dreimal soviel Eisen, was seine Rotfärbung bewirkt. Die Marsoberfläche ist sehr vielgestaltig: Sie hat Berge, Täler, Krater, Becken und Vulkane. Der Mars war das häufigste Reiseziel von Weltraumfahrten, wobei über die Hälfte der 32 Flüge fehlschlug; einige aber konnten weich landen. Tauwetter auf dem Mars Eines der wichtigsten Kennzeichen des Mars sind seine Polkappen: Sie bestehen aus Schichten von Kohlendioxid und Sand. Im Sommer der Nordhalbkugel verdampft das gefrorene Kohlendioxid auf der der Sonne zugewandten Seite, und die Polkappen verschwinden bis auf einen Rest von Wassereis. Die südliche Kappe ist kleiner, verschwindet aber nie ganz. In der kalten Jahreszeit dehnen sich die beiden im großen Bild unten deutlich sichtbaren Polkappen aus. 18. September 1996 15. Oktober 1996 S ANDSTÜRME Über die Marsoberfläche fegen große Sandstürme. Die beiden Bilder oben, 1996 im Abstand von einem Monat vom Hubble-Raumteleskop aufgenommen, zeigen einen Sandsturm in der Nähe des Nord- pols des Mars. Man erkennt den Sturm im rötlichen Fleck oberhalb der Polkappe, der am 18. September einmal von der Seite und einmal von oben aufgenommen wurde. Der Sturm füllt einen Bereich mit einem Durchmesser von etwa 1000 Kilometer, also etwa der Größe Deutschlands. Einen Monat später (am 15. Oktober) hat er sich offensichtlich teilweise aufgelöst. Solche Information über das Klima auf dem Mars sind wichtig für die Erforschung der jüngeren Vergangenheit des Planeten und für die Suche nach optimalen Landebedingungen für Sonden. Z WEI M ONDE , NICHT GRÖSSER ALS EIN B ERG AUF DER E RDE Deimos (links) ist ei- nuten. Phobos (rechts) Oberfläche ist dunDer Mars hat zwei kleine Monde, beide förmig und misst nur ist länglich und unre- kel und wie die des gelmäßig; er ist größer Deimos mit Kratern 7,5 x 6,1 x 5,5 Kilounregelmäßig und durchsetzt. Vermutals Deimos und hat länglich: Deimos und meter. Seine Masse beträgt 1800 Milliar- mit 10.800 Millionen lich waren beide Phobos, deren Exisursprünglich AsteroiTonnen viel mehr den Tonnen. Seine tenz der amerikanische Astronom Asaph Umlaufzeit entspricht Masse. Er umrundet den, die der Planet Hall schon 1877 ver- seiner Rotationsperio- Mars mit einer Perio- aufgrund seiner de von 7 Stunden und Schwerkraft »einfande und beträgt 30 mutete, lange bevor gen« konnte. 39 Minuten. Seine sie entdeckt wurden. Stunden und 18 Mi- ✶ II–4 ✶ K RATER Der Asteroidengürtel ist dicht bevölkert, und deshalb gibt es viele, gelegentlich auch sehr heftige Zusammenstöße. Wegen der hohen Geschwindigkeiten führen die Zusammenstöße nicht nur zu Oberflächenkratern, sondern sogar zum Zersplittern der Körper in unzählige kleine Bruchstücke, die möglicherweise ihrerseits weitere Zusammenstöße verursachen (oben). Auf dem nebenstehenden Bild ist ein Einfallskrater auf der Erde mit einem auf einem Asteroiden zu sehen. ASTEROIDEN Zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter liegt der Asteroidengürtel, ein Bereich mit Tausenden kleinen, unregelmäßig geformten und steinigen Körpern, zahlreicher als alle anderen Körper des Sonnensystems. Wir kennen die Bahnen von etwa 5000 dieser Körper, aber es gibt viele weitere mehr, die sehr klein oder noch nicht katalogisiert sind. Ihre gesamte Masse ist geringer als die des Mondes. Der erste bekannte Asteroid war Ceres, den der Astronom Guiseppe Piazzi am 1. Januar 1801 entdeckte, als man noch nichts von Asteroiden wußte. Sein Durchmesser beträgt nur 900 Kilometer. Auch heute wissen wir wenig über ihre Herkunft. Vielleicht sind die Asteroiden die Reste eines »verhinderten Planeten«, der zwischen Mars und Jupiter entstanden wäre, wenn sich die dort vorhandene Materie unter dem Einfluss ihrer eigenen Schwerkraft zusammengeballt hätte. Dies verhinderte jedoch der riesige Jupiter, weil seine Deimos Gaspra F LÜCHTIGE A STEROIDEN Die Asteroiden sind sehr unterschiedlich und unregelmäßig geformt. Vermutlich haben Mars und Jupiter einige Asteroiden, die dem Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter entkamen, als Monde »angesaugt«. Davon überzeugt ein Vergleich der Ähnlichkeit zwischen den beiden Marsmonden Phobos und Deimos mit dem Asteroiden Gaspra. Phobos G EFOLTERTE $G EQUÄLTE $?$ KLEINE W ELTEN Nachdem sie den As- den überstand, geWie die mehr als langen der Sonde teroiden umrundet 150.000 Bildes des und die Geschwindig- Aufnahmen von der Asteroiden Eros zeiOberfläche. Sie zeikeit auf 8 km/h gegen, die die Sonde NEAR 2001 übermit- drosselt hatte, steuerte gen glatte Ebenen sie Eros an und mach- mit rundlichen Matelte, ist seine karge Oberfläche von klei- te beim Landeanflug ssen und »Teiche« Aufnahmen, die Ein- aus bläulichem Staub, nen Kratern übersät eine Miniaturwelt mit zelheiten mit 1 cm (ganz oben). NEAR war die erste Sonde, Durchmesser zeigten. 34 Kilometer Durchmesser, die sich unabdie auf einem solchen Nach der Landung, Felsbrocken landete. die NEAR ohne Scha- lässig dreht (Mitte) ✶ II–5 ✶ und geologisch recht kompliziert ist. Die Farben geben die Höhenmessungen über dem Boden des Asteroiden an (oben). I DA UND IHR KLEINER M OND Ida ist der erste Aste- links. Diese Entderoid, bei dem ein win- ckung verdanken wir der Sonde Galilei, zig kleiner Asteroidenmond, Dactylos, die sich Ida bis auf entdeckt wurde – der 2400 Kilometer näherte. kleine Punkt rechts von seinem MutterAsteroid auf dem Bild Schwerkraft die Materie unterschiedlich stark beschleunigte und so ihr Verschmelzen und damit die Entstehung eines größeren Körpers verhinderte. Für diese Hypothese sprechen die Umlaufbahnen. Bruchstücke einer unvollständigen Welt Asteroiden unterscheiden sich nicht nur durch ihre Ausmaße voneinander, sondern auch durch die chemische Zusammensetzung. Einige bestehen überwiegend aus Metallen, andere aus basaltischem Gestein, andere wieder aus kohlenstoffreichen Verbindungen und Wassereis. Zum wichtigsten Typ C gehören mehr als 75 % der Asteroiden, so beispielsweise Gaspra, der größte im nebenstehenden Bild, und Ida, der kleinere, aus unterschiedlichen Winkeln aufgenommene im unteren Bild. Ihre Oberflächen sind tief dunkelgrau, was an der kohlenstoffreichen Zusammensetzung liegt, und mit Einfallskratern übersät. JUPITER Jupiter, der fünfte Planet des Sonnensystems, ist etwa 750 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Er ist mit einem Durchmesser von 142.800 Kilometer der größte Planet, der in seinem Inneren mehr als 1000 Planeten von der Größe der Erde Platz böte. Mit 19.000 Milliarden Milliarden Tonnen (1,9 × 1030 Gramm) ist er auch der massereichste Planet; seine Masse beträgt mehr als das 318-fache der Erdmasse und mehr als die aller anderen Planeten zusammen. Die Gravitationsanziehung des Jupiter hat folglich beträchtliche Wirkung auf seine Nachbarn im Sonnensystem. Der Jupiter ist ein Gasplanet, der vermutlich einen kleinen festen Eisen-Silikat-Kern besitzt, dessen Masse etwa 10- bis 15-mal so groß ist wie die Masse der Erde. Der Planet ist von einer dichten Atmosphäre umgeben, die vorwiegend aus Wasserstoff und Helium besteht und Spuren von Stickstoff, Methan und Wasserdampf enthält. Wir haben weder beim Jupiter noch bei anderen Gasplaneten direkte Information über das Innere, sondern müssen uns mit indirekten Hinweisen begnügen. Das auffälligste Kennzeichen des Jupiter ist wohl der »Große Rote Fleck« (links). D ER B ESCHÜTZER DES R ÖMISCHEN R EICHES Mit dem größten und Himmel wohnt. Zeus eindrucksvollsten der war der Schutzherr Planeten verbindet die des kaiserlichen Rom; ihm war der größte griechisch-römische Mythologie den zorni- Tempel der Ewigen gen Göttervater Jupi- Stadt geweiht. ter oder Zeus, der im DER NORDPOL IST Beobachtungen vom Raum (rechts) und von der Erde aus (links), bestätigen, dass Jupiter in der ÜBERALL KALT Nähe des Nordpols einen stabilen kalten, sechseckigen Scheitel hat, der Ähnlichkeit mit unserer Antarktis zeigt. Die Mitte wurde bei beiden Aufnahmen künstlich geschwärzt. EIN ORKAN GRÖSSER ALS DIE ERDE Sonnensystems und Der »Große Rote mit einem DurchmesFleck« des Jupiter ser von 20.000 Kilowurde schon vor meter – dem doppelüber 300 Jahren beten der Erde – auch obachtet. Er ist das beständigste meteoro- das größte. Im Bild logische Gebilde des oben, das die Sonde Galileo im nahen Infrarot machte, fallen insbesondere die ungewöhnlichen Wolken mit Ammoniakkristallen auf. WIE EIN HIMMEL VON VAN GOGH ... Ein Bild der Jupiter- Polarregionen des Plaatmosphäre zwischen neten, die sich abwechselnd nach Osten 10 und 50 ° Breite. Die Bewegungen der und Westen ziehen. Jupiteratmosphäre zei- Die Richtung und die gen sich an gasförmi- Geschwindigkeit diegen Bändern zwischen ser atmosphärischen dem Äquator und den Bänder bestimmen die Farbe und das Gefüge der Wolken. Das linke Bild zeigt die Originalfarben, das rechte hebt die Besonderheiten mit Falschfarben hervor. ✶ II–6 ✶ Ein riesiger Veränderlicher Über die Oberfläche des Jupiter ziehen parallele Bänder unterschiedlicher Breite hinweg – Wolkengebilde, die durch starke, parallel zum Äquator des Planeten wehende Winde angetrieben werden und Geschwindigkeiten von mehr als 600 km/h erreichen. Die typische Färbung rührt von Kristallen des gefrorenen Ammoniaks und Kohlenstoffverbindungen mit Schwefel und Phosphor her. Die Farben der Atmosphäre geben Hinweise auf chemische Verbindungen und möglicherweise auch chemische Reaktionen. Sie variieren außerdem mit der Höhe der Wolken zwischen Rot und Blau. Ihr Aussehen ändert sich in wenigen Stunden oder Tagen, wie man auf den Teilbildern des nebenstehenden Bildes erkennt. DAS »JUPITERSYSTEM« Als Galileo Galilei in der Nacht zum 7. Januar 1610 das erste Mal ein Fernrohr auf einen Planeten richtete, entdeckte er die vier hellsten Jupitermonde: Io, Europa, Ganymede und Kallisto. Ihm kam damals der Gedanke, dass Jupiter und seine ihn umrundenden Monde ein kleineres Abbild des Sonnensystems sein könnten, dass sich also die Planeten, einschließlich der Erde, um die Sonne drehen und nicht die Sonne um die Erde. Auch heute noch sind – obwohl AURORA BOREALIS Oben sehen wir ein Polarlicht über dem Jupiter, das den Nordpol des Planeten wie ein Schleier aus leuch- wir etwa 40 Jupitermonde kennen – die so genannten Galileischen Monde Io, Europa, Ganymed und Kallisto die intendem Gas einhüllt. Weil das starke Magnetfeld des Jupiter die Elektronen mit sehr viel Energie versorgt, leuchtet das Gas der Atmosphäre ähnlich wie in Leuchtstoffröhren. WENIG BEKANNTE E INZELHEITEN (1–2) Der Jupiter hat 1 sehr dünne und schwache Ringe, die aus kleinen steinigen Körpern bestehen und im Gegensatz zu denen des bekannteren Saturnsystems kein Eis enthalten. (3) Jupiter gibt mehr Energie ab, als er von der Sonne erhält, 2 denn in seinem Kern laufen Vorgänge ab, die Energie erzeugen und ihn auf über 20.000 °C erhitzen. (4) Das Magnetfeld des Jupiter ist viel stärker als das der Erde. Seine Magnetosphäre erstreckt sich über mehr als 3 650 Kilometer und ist so ausgedehnt, dass sie uns, wäre sie sichtbar, am Himmel größer erschiene als der Vollmond! 4 ✶ II–7 ✶ teressantesten. Sie sind sehr unterschiedlich. Kallisto beispielsweise hat viele große und kleine Einfallskrater; Europa hat keine Krater, sondern eine glatte Eiskruste; Ganymed, der größer, aber masseärmer als Merkur und der größte Mond des ganzen Sonnensystems ist, bietet einen bizarren Anblick, denn seine Oberfläche ist ein Gemisch aus dunkRIESEN UND ZWERGE Von den Galileischen Monden (rechts, im Vordergrund Io) haben zwei etwa die Größe unseres Mondes (der Radius des Mondes beträgt 1738 km, der von Europa 1569 km, der von Io 1815 km), und zwei sind viel größer, wie Kallisto (2400 km) und Ganymed (2631 km). Sie alle sind wahre Riesen im Vergleich zu den anderen Jupitermonden, die nur wenige Dutzend Kilometer Durchmesser haben. S PEKTAKULÄRE E RUPTIONEN Die Jupitermonde können einige Superlative für sich in Anspruch nehmen. So besitzt Io beispielsweise den aktivsten, heißesten und höchsten Vulkan des ganzen Sonnensystems. Außergewöhnliche Aufnahmen wie die nebenstehende, die die Sonde Galilei von Io machte, haben es ermöglicht, die vulkanische Aktivität und die Kruste des Mondes im einzelnen zu erforschen. lem zerkratertem Gelände und sehr hellen, glatteren Gebieten, die von mäandernden Furchen durchzogen sind. Ein Quartett auf der Suche nach Ordnung Neben den von Galilei entdeckten Monden hat Jupiter viele andere, von denen einige sehr unregelmäßige (unten) vermutlich Asteroiden sind, die von der starken Schwerkraft des Planeten eingefangen wurden. Die Bahnen von Io, Europa und Ganymed sind durch eine Bahnresonanz gebunden, denn aufgrund der Gravitationsanziehung, die sie wechselseitig auf einander und auf Jupiter ausüben, stehen ihre Bahnperioden in der Beziehung 1:2:4. Deswegen braucht Europa für einen Umlauf um Jupiter doppelt so lange wie Io und halb so lang wie Ganymed. SATURN Der Saturn, der »Herr der Ringe«, ist ein Riese, der vor allem aus Wasserstoff und Helium besteht und an Größe nur vom Jupiter übertroffen wird. Ein Jahr dauert bei ihm so lange wie 29,5 Erdenjahre, ein Tag nur 10 Stunden und 39 Minuten, denn er dreht sich schnell um eine etwa 25 ° zur Umlaufbahn geneigte Achse. Saturn ist der »Pfannkuchen« unter den Planeten des Sonnensystems (oben rechts). Die Abplattung rührt wie bei Jupiter von der raschen Rotation und der geringen Dichte her, der geringsten aller Planeten. Saturn ist mit bloßem Auge zu sehen und seit dem Altertum bekannt. Seine Berühmtheit stammt aus dem 17. Jahrhundert, als die ersten Fernrohre sein spektakuläres Ringsystem zeigten. Weil die Bahnebenen von Erde und Saturn zueinander geneigt sind, scheinen die Ringe fortwährend ihre Richtung zu ändern. Alle 15 Jahre, wenn die Erde die Bahnebene des Saturn durchquert, sehen wir sie von der Seite (unten rechts). Auch die etwa 20 Saturnmonde liegen im Bereich der Ringe; die Foto- L EBEN BEI –200 °C? von Leben außerhalb Der größte der Saturnmonde ist Titan, der Erde bestätigen lassen, auch wenn den das Bild rechts seine Oberflächenzeigt. Titan ist ganz in eine dichte Atmo- temperatur fast 200 °C sphäre eingehüllt, die unter dem Gefrierpunkt liegt und er viel Stickstoff und Methan enthält – ähn- eine ziemlich problelich wie die Erdatmo- matische Umwelt sphäre vor 4 Milliar- bietet. Titan ist nach dem Jupitermond den Jahren, als sich die ersten organischen Ganymed der zweitgrößte Mond des SonMoleküle bildeten. Deshalb könnten sich nensystems und gröauf Titan Hypothesen ßer als die Planeten Merkur und Pluto. über das Entstehen montage links aus mehreren Aufnahmen der Sonde Voyager 1 zeigt einige von ihnen: Im Vordergrund sehen wir Dione, unten rechts Tethys und Mimas, links Enceladus und Rhea und oben rechts Titan. Der Herr der Ringe Das Hauptkennzeichen des Saturn ist das ihn umgebende Ringsystem, das aus sehr vielen Steinen und Eiskristallen besteht, die wahrscheinlich entstehen, wenn der Aufprall von Meteoritenen kleine Monde zertrümmert. Dieses Ringsystem ist nicht das einzige im Sonnensystem, mit mehr als 100.000 Kilometer Ausdehnung und einer Dicke von nur 1,5 Kilometer aber das majestätischste und hellste. Von der Erde aus sehen wir zwei gleich laufende Streifen, zwischen denen eine seit 1675 bekannte Lücke liegt, die nach ihrem Entdecker »Cassinische Lücke« heißt. In der großen Fotomontage aus fünf zwischen 1996 und 2000 entstandenen Aufnahmen lassen sich die jahreszeitlichen Veränderungen verfolgen. 4 D ER H ERR DER Z EIT In der griechisch-rö- Er herrschte vor mischen Mythologie Jupiter über die Götwar Saturn der Gott ter. Seine drei Söhne der Zeit, dessen Waffe Jupiter, Neptun und eine große Sichel war. Pluto teilten sich die EINE WACHSENDE FAMILIE Die große »Familie« des Saturn wird immer größer. Das Hubble-Raumteleskop entdeckte 1995 zwei neue Monde (Bildfolge rechts), und damit stieg die Zahl der Monde auf 22. Heute kennen wir fast 30 Monde, und außerdem schwirrt noch ein weiteres Dutzend umher, wahrscheinlich Asteroiden, die durch die starke Anziehungskraft des Planeten eingefangen wurden. H UNDERT B ÄNDER Vom Raum aus scheint die Ringstruktur des Saturn aus einigen hundert Einzelringen aus Staub, Eis und Bruchstücken von Meteoren zu bestehen, die den Planeten auf festen Bahnen umkreisen. In diesem Bild verdeutlichen die Falschfarben ihren Aufbau und die unterschiedliche physikalisch-chemische Zusammensetzung aus Eis, Silikaten und Eisen. BUNTE ✶ II–8 ✶ Herrschaft über Himmel, Wasser und Tod, jene drei, die die Zeit nicht zerstören kann. WASSERSTOFF WOLKEN UND R INGE Uranus wurde bisher nur von einer Sonde, Voyager 2, erforscht, die seine Atmosphäre 1986 analysierte. Wie dieAtmoshäre anderer Gasplaneten besteht sie überwiegend aus Wasserstoff und weist ebenfalls Wolkenbänder auf, die von starken Winden angetriebene, horizontale Streifen bilden. Sie haben Ähnlichkeit mit jenen auf Jupiter und Saturn, sind aber weniger dicht. FEINE 1 E INE GÖTTLICHE S CHEIDUNG Als zwischen Uranus, dem Gott des Himmels, und Gaia, der Göttin der Erde, ein heftiger Streit entbrannte, trennte er sich auf immer von ihr. Seither sind Erde und Himmel auf ewig geschieden. 2 NEPTUN URANUS Eine Zufallsentdeckung Uranus, der siebte Planet des Sonnensystems, ist 20-mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Er hat einen Durchmesser von etwa 50.000 Kilometer, und er war lange unbekannt, weil seine Helligkeit an der Grenze der Sehfähigkeit des Auges liegt, bis Wilhelm Herschel ihn 1781 eher zufällig entdeckte. Mit Jupiter, Saturn und Neptun gehört er zu den Gasgiganten. Wie Neptun (2) hat auch Uranus (1) ein Ringsystem, das jedoch viel dünner und weniger dicht ist als das des Saturn, und mindestens 15 Monde, von denen die fünf größten und ihm nächsten schon lange bekannt sind, die anderen jedoch erst von der Sonde Voyager 2 entdeckt wurden. D ER G OTT M EERE In der griechisch-römischen Mythologie ist Neptun der Gott der Meere, was zur starken Blaufärbung des Planeten passt. DER Wirbel. Der wichtigste dieser 1989 von der Sonde Voyager entdeckten Stürme heißt »Großer Dunkler Fleck«. Der blaue Riese Zwei große eisige Asteroiden Praktisch all unser Wissen über den blauen Riesen beruht auf den Daten der Sonde Voyager 2, die 1989 am Neptun vorbeiflog. Kürzlich machte jedoch das Hubble-Raumteleskop sehr interessante Aufnahmen des Planeten (oben). Neptun ist ähnlich groß wie Uranus, aber 30-mal weiter als die Erde von der Sonne entfernt. Die starke Blaufärbung stammt von der mit Methangas gesättigten Atmosphäre. Wir kennen acht Neptunmonde, die mit Ausnahme von Triton, dessen Durchmesser 1350 Kilometer beträgt, alle von mittlerer Größe sind. … UND PLUTO DIE LETZTEN GÖTTER Pluto war der Gott der Unterwelt und Charon der Fährmann, der die Seelen dorthin bringt. Damit endet die mythologische Sicht des Universums, denn sie geht nicht über das Sonnensystem hinaus. Aber unser Planetensystem ist nur ein Sandkorn an einem unendlichen Strand, dessen Grenzen wir nicht absehen können. ✶ II–9 ✶ M ETHANSTÜRME Wie die anderen Riesenplaneten ist auch Neptun gasförmig. Seine Atmosphäre zeigt Wolkenfelder, und ähnlich wie die Jupiters Flecken und Der erst 1930 entdeckte Pluto ist der neunte, kleinste und äußerste Planet des Sonnensystems. Mit 3200 Kilometer Durchmesser ist er kleiner als der Mond. Pluto ist fest, denn er besteht aus Stein und Eis, und wegen seiner großen Entfernung von der Sonne liegt seine Temperatur immer unter –200 °C. Sein einziger Mond, Charon, ist im Verhältnis zu seinem Planeten mit etwa 1200 Kilometer Durchmesser sehr groß. Plutos Bahn um die Sonne ist elliptischer als die der anderen Planeten. Wegen dieser Besonderheiten gelten Pluto und Charon auch als Doppelsystem aus zwei großen Asteroiden, und nicht als Planet und Mond. Das bekannteste Bild des Sonnensystems umfasst die Sonne, ihre neun Planeten und deren 100 Monde. Aber das ist nur der innere und kleinere Teil des Ganzen. Außer Sonne, Planeten und Planetenmonden enthält das Sonnensystem sehr viele kleine Körper, nämlich Tausende von Asteroiden und etwa eine Milliarde Kometenkerne. Die Asteroiden konzentrieren sich vor allem in zwei Bereichen, dem »Asteroidengürtel« zwischen Mars und Jupiter, und dem »Kuipergürtel« jenseits der Bahn des Pluto. Die Ausdehnung des Kuipergürtels ist noch nicht bekannt. Mögli- Das übrige Inventar an KOMETEN, METEOREN K ÖRNER AUS FUNKELNDEM S TAUB Zu den spektakulärs- sern von einem Milliten Erscheinungen am meter verdampfen. Sie Nachthimmel gehören sind in der Umgebung der Erde überreichlich Meteorschauer. Sie vorhanden und werentstehen, wenn in den vor allem von der Erdatmosphäre Kometen freigesetzt, kleine Teilchen aus während sie ihre Bahn Gestein, Eis und Staub mit Durchmes- um die Sonne ziehen. ✶ II–10 ✶ K OMET, EINE RISIKOREICHE E XISTENZ Die mit Eis bedeckten mals nah an der steinigen Kometenker- Sonne vorbeigehen. Gelegentlich aber bene von einigen Kilometer Länge entstehen enden sie ihr Leben auf dramatische Weiin der sehr fernen Oortschen Wolke oder se, indem sie auf einen Planeten fallen. im Kuipergürtel. Wenn sie in die Nähe Wir hatten das Glück, dieses sehr seltene der Sonne gelangen, lässt die Sonnenstrah- Ereignis im Juli 1994 lung die Teilchen der mitzuerleben, als der Komet ShoemakerOberflächenkruste verdampfen, die dann, Levy zunächst in millimeterklein, aber mehrere Teile zernach Milliarden zäh- brach (2) und dann lend, den Schweif bil- auf Jupiter stürzte (3). den (1). Kometen verzehren sich allmählich, wenn sie mehr- cherweise reicht er 1000-mal weiter als die Entfernung zwischen Sonne und Pluto. Der Kuipergürtel ist nicht zu verwechseln mit der »Oortschen Wolke«, einer Kugel mit einem Radius, der mindestens 5000-mal so groß ist wie ... 2 3 Asteroiden der Größe 3 × 5 Kilometer, der die Erde am 8. Dezember 1992 streifte. Er hat die Form einer Hantel und besteht vermutlich aus zwei Asteroiden, die einander berühren. der Abstand zwischen Sonne und Pluto. Sie enthält mindestens eine Milliarde Kometenkerne, Ansammlungen aus Eis und Gestein mit höchstens einigen Dutzend Kilometer Durchmesser. Kleinplaneten, im Dunkel verloren 1 F ELSZWILLINGE Die nebenstehenden Bilder, die mehr Einzelheiten zeigen als alle früheren, lieferten grundlegende Information für die Erforschung der Asteroiden. Sie zeigen Toutatis, einen Der Kuipergürtel wurde nach dem amerikanischen Astronomen niederländischer Herkunft benannt, der ihn 1951 vorhersagte. Zu ihm gehören die ungeheuer vielen Himmelskörper, die die Sonne jenseits von Pluto umrunden. Diese in einer dichten, unser Planetensystem umgebenden Scheibe versammelten Miniaturwelten, die vor allem aus Gestein und Eis bestehen, sind sehr weit von der Sonne entfernt. Analog zum bekannten Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter ist der Kuipergürtel sowohl als »Vorratskammer« für Kometen wichtig, als auch, weil er wie ein Labor die Erforschung der Vorgänge erlaubt, die sich zur Zeit der Bildung der Planeten abspielten. In den letzten Jahren hat man mit Hilfe neuer Instrumente und Beobachtungsverfahren sowohl von der Erde aus als auch aus dem Raum einige dieser Körper auch in größerer Nähe – nur wenig jenseits des Pluto – entdeckt. Auf dem Bild oben veranschaulicht eine realistische Illustration, wie Varuna, das erste dieser 2001 entdeckten Objekte, aussehen könnte. Mit dem beträchtlichen Durchmesser von 1000 Kilometer ist es nur wenig kleiner als Pluto. ALH84002,0 M ETEORITEN – S PRÖSSLINGE KOSMISCHER S TÖSSE deren Vielfalt ihre sind, die Erhitzung Meteoriten (wie die Abstammung von durch Luftreibung auf dem Bild oben) unterschiedlichen sind Überreste fester überleben und den metallischer oder stei- Erdboden erreichen. Himmelskörpern widerspiegelt. Ihre niger Körper, die mit Meteoriten werden gründliche Analyse großer Geschwindig- nach ihrer chemischen Zusammenset- kann uns viel über keit in die ErdatmoAufbau und Zusamsphäre eingedrungen zung unterschieden, mensetzung jener Körper verraten, von denen sie herkommen, so beispielsweise über Mond und Mars. DIE INSTRUMENTE DER ASTROPHYSIK Im Gegensatz zur Chemie oder Physik ist die Astronomie eine Beobachtungs- und keine Experimentalwissenschaft. Seit der Zeit Galileo Galileis ist das Experiment das Kennzeichen jeder Naturwissenschaft, also die Notwendigkeit, aufgestellte Hypothesen zu beweisen, indem am Forschungsgegenstand Messsungen vorgenommen und im Laboratorium reproduziert werden. Ein Chemiker kann eine chemische Reaktion beliebig oft wiederholen, um sie zu untersuchen, und ein Physiker einen Stein 1000-mal von einem Turm fallen lassen, bis er verstanden hat, welcher Bahn ein in bestimmter Höhe losgelassener Stein folgt. In der Astronomie ist Experimentieren im eigentlichen Sinn unmöglich, denn wir können Planeten, Sterne oder Galaxien nicht im Labor erschaffen! Zur Erforschung der Gestirne sind wir auf die Beobachtung beschränkt. All unser Wissen über die Sterne und die anderen Himmelskörper müssen wir dem Licht und anderer elektromagnetischer Strahlung entnehmen, die es uns gelingt einzufangen. Die Strahlung, die uns in vielen Formen und Wellenlängenbereichen erreicht, liefert zwei grundlegende Informationen: Erstens erfahren wir dadurch etwas über den Ort des Himmelskörpers, was es uns ermöglicht, die Geometrie des Kosmos zu rekonstruieren. Zweitens zeigt uns die Analyse der Strahlung, was für ein Objekt wir betrachten, woraus es besteht und wie weit es von uns entfernt ist. Durch die Beobachtung sehr vieler Himmelskörper können wir so die Gestirne typisieren und Verbindungen zwischen den Typen finden. VON STEINERNEN Seit Urzeiten kennen Menschen die Vorteile von Sternwarten für die Beobachtung der periodischen Phänomene des Himmels, also den Auf- und Untergang von Sonne und Gestirnen, ihre Veränderungen und ihre Wiederkehr. So entstanden steinzeitliche Anlagen wie Stonehenge (ganz oben), ein System riesiger Steine, gleichzeitig Kultstätte und rudimentäre Sternwarte. Nach und nach wuchs auch das Wissen von den Himmelserschei- ✶ III–1✶ S TERNWARTEN ZU nungen und ihres Nutzens, beispielsweise für die Seefahrt. Es begann die große Zeit der Astrolabien, wie dieses maurischen (links), das vermutlich um 1280 in Granada konstruiert wurde. Es handelte sich um tragbare Instrumente aus Kupfer oder Messing, mit deren Hilfe sich die Höhe der Sonne oder eines Gestirns über dem Horizont bestimmen und damit Probleme der sphärischen Astronomie rasch lösen ließen. C OMPUTERNETZEN Das Astrolabium war schel, der berühmte besonders für Seefah- aus Hannover stammende englische Astrer und Astrologen ronom, den Planeten nützlich, mehr noch Uranus und viele Neals für die Astronomen, für die es nicht bel entdeckte und diegenau genug war. Die ses Teleskop baute (oben Mitte). Heutige eigentliche wissenschaftliche Revolution Teleskope sind höchst raffinierte Instrumenbegann im Januar 1610, als Galilei erst- te, in denen Spiegel mit 10 Meter Durchmals ein Linsenfernmesser von Hunderten rohr zum Himmel Computern gesteuert richtete (oben links). werden. Und die Seitdem wurden die nächste Generation Fernrohre fortwähder Teleskope wird es rend verbessert und immer größer, beson- der Größe nach mit Bauwerken wie dem ders im 18. Jahrhundert, als Wilhelm Her- Eiffelturm aufnehmen. Die Instrumente der nahen Zukunft Die wissenschaftliche Forschung kennt keinen Stillstand. Gegenwärtig haben die besten irdischen Teleskope Spiegel mit 10 Meter Durchmesser, aber man plant neue Instrumente mit Durchmessern zwischen 50 und 100 Meter, die im zweiten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts einsatzbereit sein sollen. Der Grund für diese unablässige exponentiale Zunahme der Größe von Teleskopen ist nicht der Größenwahnsinn der Forscher, sondern die Notwendigkeit, immer mehr Licht zu sammeln, um die Information zu analysieren, die aus immer schwächeren Quellen zu uns gelangt. In dem Bild oben sehen wir eine Rekonstruktion des zukünftigen Teleskops OWL (Eule) das derzeit von der ESO, der Europäischen Südsternwarte, geplant wird. OWL soll über einen Spiegel verfügen, der einen Durchmesser von 100 Metern hat, indem Hunderte von 2-Meter-Spiegeln gleichzeitig ausgerichtet werden. Es wird Signale empfangen und analysieren können, die von Sternen und Galaxien stammen, deren Leuchtkraft 10.000-mal schwächer ist als die der bislang beobachteten. Von 2015 an, dem Jahr, in dem OWL in Betrieb genommen werden soll, wird die Astrophysik eine wichtige »Waffe« für die Untersuchung beispielsweise der Planeten anderer Sonnensysteme oder sehr ferner Sterne und Galaxien haben, und den Raum und damit auch die Zeit in der Nähe des Ursprungs des Universums erforschen. E IN EINFACHES , ABER Zur »Messung« der Himmelserscheinungen braucht es nicht viel. In den vergangenen Jahrhunderten haben Reisende die Zeit nachts mit einem rudimentären Bleilot gemessen. Sie nutzten dabei, dass sich der sichtbare Himmel auf der Nordhalbkugel um den Polarstern zu drehen scheint. Wenn die Hand, die den Faden hält, den Polarstern bedeckt, sind die anderen Sterne des Kleinen Wagens wie Uhrzeiger, deren Abstand vom Lot die Stunde anzeigt. WIRKSAMES I NSTRUMENT DAS LICHT UND ANDERES Die vier Giganten F ERN DER M ENSCHEN Die Beleuchtung un- tes Problem. Die für serer Städte wird im- die astrophysikalische mer heller. Diese Tat- Forschung benutzten sache, die das Alltags- Teleskope werden immer größer, um mehr leben offensichtlich erleichtert, bedeutet Licht einfangen zu für die Himmelsbeob- können, und die Inachtung ein sehr erns- strumente, die die Daten der Teleskope analysieren, immer empfindlicher: Das auf dieser Seite abgebildete VLT würde bemerken, wenn auf dem Mars ein Streichholz angezündet wird! Wir beobachten den Himmel von der Erde oder vom Raum aus. Seit 25 Jahren Das Bild rechts zeigt das gegenwärtig größte astronomische Observatorium. Es handelt sich um das VLT (Very Large Teleskop), ein System von vier Teleskopen, deren Spiegel je 8,2 Meter Durchmesser haben. Dieses Teleskop wird von ESO, der Europäischen Südsternwarte, betrieben und steht auf dem mehr als 2000 Meter hohen Cerro Paranal in Chile. Die vier Teleskope können jedes für sich arbeiten; wenn sie gleichzeitig eingesetzt werden, entspricht das mit Hilfsgeräten kombinierte Ergebnis dem eines Teleskops mit 167 Meter Durchmesser. Die großen Spiegel der einzelnen VTL-Teleskope haben ein Gewicht von 50 Tonnen und dienen nur dazu, so viel Licht wie möglich aufzufangen. Das empfangene Lichtsignal wird von optischen Hilfsinstrumenten in eines der vielen Geräte für die qua-litative oder quantitative Analyse eingegeben, mit denen die Teleskope ausgestattet sind. Deshalb stehen die modernsten Observatorien heute an Orten, die, wie die Höhen der chilenischen Anden, sehr weit von der Zivilisation entfernt sind. RADIOWELLEN INFRAROTLICHT GAMMASICHTBARES ULTRAVIOLETT- RÖNTGENSTRAHLUNG STRAHUNG STRAHULNG LICHT ermöglicht es die Raumfahrt, oberhalb der Atmosphäre an Bord künstlicher Satelliten astronomische Beobachtungen anzustellen. Heutige Teleskope sind auf die Vermessung vieler unterschiedlicher Wellenlängenbereiche spezialisiert und können alle Farben und Phänomene des Himmels wahrnehmen. Auch die erdgebundene Astronomie machte unglaublich rasche und wichtige Fortschritte, was technologischen Entwicklungen in unterschiedlichsten Bereichen zu verdanken ist – von der Steuerelektronik bis zu immer schnelleren und leistungsfähigeren Rechnern, von der Raffinesse feinmechanischer Präzisionsinstrumente bis zur Systemsteuerung und Optik. Ein modernes Observatorium unterscheidet sich gewaltig von einer Sternwarte aus den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Damals beruhte die Funktionsfähigkeit wesentlich auf Optik und der Mechanik. Die heutigen Instrumente stehen an immer abgelegeneren Orten, weil die Luftunruhe die sehr empfindlichen Instrumente stört. 1999 Teleskope der jüngsten Generation, wie jene auf dieser Seite, sind Instrumente, die Dutzende von Computern benötigen, die das Teleskop fortwährend über- 1994 1991 wachen und mittels vieler Subsysteme auch winzigste Störungen in Echtzeit korrigieren. Um eine Vorstellung von der Kompliziertheit zu geben, die Teleskope mit »aktiver Optik« erreichen, sei das VLT hier links genannt: Ein raffiniertes System von Steuerungsmechanismen hält den Spiegel in der optimalen Position, und die Lichtkollektoren, die Durchmesser von mehreren Metern und 6 ein Gewicht von einigen Dutzend Tonnen aufweisen, stellen sie mehrmals in der Sekunde auf Bruchteile von Millimetern genau ein. 5 1 2 3 4 In zehn Jahren von Europa in die Anden Die Abbildungen oben erzählen die »Geschichte« eines der vier Teleskope des VLT. Der Bau war kein einfaches Unterfangen. Das Glas für den mehr als 8 Meter großen Hauptspiegel wurde in besonderen Behältern geschmolzen, in denen man das Rohmaterial monatelang erhitzte und rührte, damit es so homogen und seine Form der endgültigen so ähnlich wie möglich würde. Die Abkühlung des geschmolzenen Glases erforderte weitere Monate der Wartung und des Wartens (1). Nach der entscheidenden Bearbeitung wurde der Spiegel per Schiff von Europa nach Südamerika und dort mit Spezialfahrzeugen (2) zum Observatorium gebracht, wo das Metallgerüst des eigentlichen Teleskops, die so genannte Montierung (3), schon vorbereitet war. Die folgenden drei Bilder (4, 5, 6) zeigen Arbeitsphasen beim Aufstellen der vier Teleskope auf dem Cerro Paranal. Neben dem Teleskop sind besonders die Instrumente wichtig, die das von den Spiegeln eingefangene Licht analysieren. Rechts sehen wir eines der wichtigsten Instrumente des VLT, einen Spektrografen, der Licht quantitativ analysiert und beispielsweise herausfinden hilft, ob ein Stern um sich selbst rotiert oder ob eine Galaxie sich uns nähert. ✶ III–2 ✶ R ADIOSIGNALE Neben der sichtbaren Strahlung empfangen wir auf der Erde auch Radiosignale, wie sie von vielen Himmelskörpern ausgesandt werden. Diese Signale werden mit Hilfe von Radioteleskopen auf- gefangen, Instrumenten, die nach einem sehr einfachen Prinzip gebaut sind und analog zu optischen Teleskopen arbeiten, in der Praxis jedoch sehr komplex sind. Ein Radioteleskop besteht typischer-, aber nicht notwendigerweise aus einem Paraboloid, das wie ein Teleskopspiegel Strahlung auffängt und an die Antenne leitet, die als Empfänger dient. Von dort wird die Strahlung zu einem komplizierten elektronischen Apparat weitergeleitet, der sie untersucht, und herausfindet, wo sich die Quelle befindet und welche Kennzeichen sie hat. M ETALLOHREN HORCHEN AM H IMMEL fenheit vorenthält. Auf der Erde können lung blockiert. Das wir nur einen kleinen hat offenbar Vorteile Um den gesamten Wellenlängenbereich Teil der von Himmels- für das Leben auf körpern ausgesandten der Erde, jedoch den untersuchen zu könelektromagnetischen Nachteil, dass es uns nen, müssen wir astronomische ObservaWellen auffangen, weil grundlegende Information über die Him- torien auf künstliche die Erdatmosphäre Satelliten montieren einen großen Teil der melskörper und die in ihnen ablaufenden und über die AtmoStrahlung, nämlich physikalischen Prozes- sphäre hinausgehen. Röntgen-, Gammaund Ultraviolettstrah- se und ihre Beschaf- TEILCHEN AUS DEM RAUM UND SELTSAME TELESKOPE In den vergangenen 30 Jahren hat die Beobachtung des Himmels vom Raum aus ungeheure Fortschritte gemacht und den Zugang zu einer Vielfalt von Signalen eröffnet, die Himmelskörper im Bereich zwischen Radio- und Röntgenwellen aussenden. Bis dahin hatten wir zu ihnen keinen Zugang, weil die Atmosphäre sie absorbiert und nicht auf die Erde gelangen lässt. Wir verdanken es den außerordentlichen Errungenschaften der Raumfahrt und der dafür entwickelten Technologie: Sehr widerstandsfähiges und federleichtes Material, die Miniaturisierung der Elektronik, die es erlaubt, Kapazität und Intelligenz von Milliarden Transistoren auf wenigen Quadratzentimetern unterzubringen, und immer bessere und genauere Steuerverfahren für Satelliten und Raumstationen. All dies ermöglicht Raumflüge an der Grenze des Fantastischen, wie die Annäherung an einen Kometen, die der Sonde Gi- E IN URALTES G EHEIMNIS WIRD GELÜFTET Philosophen wie Aristoteles und Naturwissenschaftler wie Galilei hatten völlig irrige Vorstellungen von der Natur der Kometen. Die europäische Sonde Giotto enthüllte das Geheimnis, das die Menschen seit Jahrtausenden faszi- niert, als sie sich dem Kometen Halley 1986 bis auf wenige Dutzend Kilometer näherte und Aufnahmen vom Kern machte, die einen »schmutzigen Schneeball« zeigten, einen eisigen Stein mit einigen Kilometern Durchmesser. otto gelang, oder sogar Landungen, damit Proben entnommen und analysiert werden können, wie die der Sonde Rosetta. Mit derselben Technologie können wir auch unter der Erdkruste forschen, dem besten Ort, um mit höchst außergewöhnlichen Instrumenten Elementarteilchen zu untersuchen, die von der Sonne oder aus den Tiefen des Weltraums kommen. Dies liefert wertvolle Informationen über die Geschichte der Sterne und der Galaxien. A NTENNEN UND R AUMTELESKOPE Z UKUNFT Spiegel ist doppelt Die Beobachtung 1 so groß wie der des aus dem Raum birgt Hubble-Raumtelegegenüber der erdskops, dem wir viele gebundenen außerAufnahmen in diesem ordentliche Vorteile, Buch verdanken. weil die ErdatmoRadioteleskope im sphäre einen großen Raum (2) haben den Teil der Strahlung großen Vorteil, dass der Himmelskörper absorbiert. Deswegen sie mit Radioteleskowerden trotz enormer pen auf der Erde so zusammenarbeiten, Kosten und großer als ob es sich um ein technischer Schwierigkeiten immer grö- Teleskop handeln ßere und vielseitigere würde. Damit verfügen wir über ein Raumobservatorien Instrument, dessen geplant. So soll im Jahr 2006 das James- Schüsseldurchmesser Webb-Teleskop (1) der so groß ist wie die Neuen Generation in Umlaufbahn des Satelliten um die Erde (3). 2 Betrieb gehen. Sein DER Moderne Kunst oder Teleskop? VOM H IMMEL » REGNET « EINE V IELFALT VON T EILCHEN trifft, wo in jeder Mi- 1932 systematisch etwa 1000 KernteilVon der Sonne und chen pro Sekunde pro nute pro Quadratme- untersucht, als Bruno auch aus dem interRossi sie in bahnbreter bis zu 1.000.000 stellaren Raum gelangt Quadratmeter, der Kernteilchen aller Ar- chenden Experimenauch so genannte kos- eine wahre Lawine ten in Florenz entten entstehen. Diese mische Strahlung zur auslöst, wenn er auf deckte (rechts). Erde – ein Strom von die obere Atmosphäre Strahlung wird seit ✶ III–3 ✶ Die Detektoren für Signale aus dem Kosmos haben gelegentlich so bizarre Formen wie der Detektor Borexino. Er hat einen Durchmesser von mehreren Metern und soll Sonnenneutrinos auffinden, flüchtige ungeladene Teilchen, die von der Sonne kommen und entscheidenden Aufschluss über die Kernreaktionen in Sternen geben könnten. Um das Gerät von jeder möglichen Interferenz mit anderer Strahlung aus dem Kosmos abzuschirmen, wurde es im mittelitalienischen Gran-Sasso-Massiv in einem unterirdischen Tunnel aufgestellt. 3 DIE STERNE … nah und fern, klein und groß Trotz der Unmenge heute zugänglicher Information sind viele unserer Vorstellungen von den Sternen immer noch der antiken Kosmologie verhaftet – ernsthaften ersten Versuchen, das dem bloßem Auge Sichtbare zu erklären und verstandesmäßig zu begreifen. Ein typisches Beispiel für diese naiven Überzeugungen bieten die Sternbilder. Im Lauf der Zeit haben wohl alle Kulturen, die die Erde bevölkerten, in einigen »scheinbaren« Sterngruppen mythologische Gestalten erkennen wollen. Zwischen den Sternen eines Sternbilds besteht gewöhnlich keinerlei physikalischer Zusammenhang, denn es handelt sich lediglich um einen perspektivischen Effekt, der uns scheinbar weit entfernte Sterne nebeneinander sehen lässt. Diese Seite zeigt ein typisches Beispiel. Die Sterne des oberen Bildes, zur Verdeutlichung mit Strichen verbunden, stellten für die alten Griechen den großen Jäger Orion dar, den Apoll aus Eifersucht tötete. Ein heutiges Kind sieht darin jedoch die ihm sicherlich sympathischere Schaukel eines Karussels. Sirius, der hellste Stern am Nachthimmel In einer klaren und mondlosen Nacht und weitab von künstlichem Licht erscheint uns der Himmel als dunkler, mit unzähligen Sternen übersäter Teppich. In Wirklichkeit können wir mit bloßem Auge nur etwa 4000 bis 6000 Sterne nach Ort und scheinbarer Leuchtkraft unterscheiden, also gar nicht besonders viele. Nebenstehend sehen wir den Sternenhimmel und eines der Teleskope des Observatorium des Nordhimmels auf den kanarischen Inseln, einem der besten astronomischen Beobachtungsorte der Welt. Der große Stern oben rechts ist Sirius, einer der hellsten Himmelskörper. Größe der Sterne Größe der Erdumlaufbahn Größe der Jupiterbahn W INZLINGE UND Sterne haben ganz unterschiedliche Massen und Größen. Oben sehen wir zwei Sterne an den äußeren Enden des Bereichs der Variabilität. Der kleine Punkt in der Mitte ist der Stern Gliese 229B, der 1995 als erster »brauner Zwerg« direkt be- DER NÄCHSTE STERN IST SEHR FERN! Ein besonders wichtiger Parameter, den es bei Himmelskörpern zu bestimmen gilt, ist ihre Entfernung. Die direkte Messung der Verschiebung oder Parallaxe der nächsten Sterne gegenüber ferneren im Lauf eines Jahres ist nur bei den etwa 100 nächsten Sternen möglich. Der Raum zwischen den Sternen ist ungeheuer groß. In einem Maßstab, in dem der Abstand von der Erde zur Sonne einen Meter beträgt, wäre der äußerste Planet, Pluto, 40 Meter entfernt, der uns nächste Stern, Proxima Centauri, jedoch gut 200 Kilometer. ✶ III–4 ✶ R IESEN obachtet wurde. Dieser Himmelskörper gehört mit einer Masse von weniger als 10 % der Sonnenmasse, 100.000 mal weniger Leuchtkraft und mit einem Durchmesser von lediglich dem 20-fachen des Planeten Jupiter zum Typ der kleinsten uns be- kannten Sterne. Links davon sehen wir Betelgeuze, was auf Arabisch »Schulter« bedeutet – einen sehr leuchtkräftigen roten Überriesen mit etwa 800-fachem Sonnendurchmesser, der zum Sternbild Orion gehört. Alpha Centauri A & B Proxima Centauri m 0k .0 00 m 0 0k 0.0 .00 0 .0 00 .00 .20 00 41 0.0 0 .9 39 Sonne