[ Gemeinsame Pressekonferenz Vorstellung des Versorgungskonzeptes zur zahnmedizinischen Prävention „Frühkindliche Karies vermeiden“ am Freitag, 07.02.2014, um 10.00 Uhr im Haus der Bundespressekonferenz, Berlin Als Gesprächspartner stehen Ihnen zur Verfügung: Prof. Dr. Christian H. Splieth Univ. Greifswald, Abt. für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde Dr. Wolfgang Eßer Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung Susanne Steppat Präsidiumsmitglied des Deutschen HebammenVerbandes e.V. Prof. Dr. Dietmar Oesterreich Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer Für Rückfragen: Dr. Reiner Kern Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung Behrenstraße 42, 10117 Berlin Tel.: 030 – 28 01 79 27 Fax: 030 – 28 01 79 21 Mobil: 0173 – 260 31 67 E-Mail: [email protected] Jette Krämer Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Bundeszahnärztekammer Chausseestraße 13, 10115 Berlin Tel.: 030 – 40 00 51 50 Fax: 030 – 40 00 51 59 Mobil: 0172 – 394 63 27 E-Mail: [email protected] [ Gemeinsame Presseinformation Nuckelflaschenkaries eindämmen Neues Konzept zur Prävention frühkindlicher Zahnschäden Berlin, 7. Februar 2014 – Frühkindliche Zahnschäden sind entgegen dem allgemeinen Kariesrückgang ein wachsendes Problem. Karies gilt als häufigste chronische Erkrankung bei Kindern im Vorschulalter. Hier besteht Handlungsbedarf, erklärten Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz zusammen mit Wissenschaft und Hebammen. Die Zahnärzteschaft will Vorsorge und Therapie bei Kleinkindern bis zum dritten Lebensjahr verbessern. BZÄK und KZBV haben gemeinsam mit dem Bundesverband der Kinderzahnärzte (BuKiZ), dem Deutschen Hebammenverband (DHV) und unter wissenschaftlicher Begleitung der Universität Greifswald ein Versorgungskonzept entwickelt, das in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Unter dem Titel „Frühkindliche Karies vermeiden“ fordern die Autoren, für Kleinkinder zwischen dem 6. und 30. Lebensmonat drei systematische zahnärztliche Früh- erkennungsuntersuchungen einzuführen und im ‚gelben Heft‘ für ärztliche Kinder-Untersuchungen zu dokumentieren. Die Früherkennung soll präventive und gesundheitserzieherische Maßnahmen umfassen. Damit Karies frühzeitig erkannt, schmerzfrei behandelt und im Anfangsstadium sogar ausgeheilt werden kann, sollen Eltern über richtige Mundhygiene und zahngesunde Ernährung aufgeklärt werden. „Bisher sind zahnmedizinische Früherkennungsmaßnahmen in der Gesetzlichen Krankenversicherung erst ab dem 30. Lebensmonat vorgesehen. Das ist eindeutig zu spät. Eine dental-präventive Betreuung durch den Zahnarzt ist vom ersten Milchzahn an wichtig. Diese Versorgungslücke wollen wir mit unserem Konzept schließen“, erläuterte Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der KZBV. 1/2 Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der BZÄK, ergänzte die Präventionsziele: „Wir haben ein ambitioniertes Ziel. Im Jahr 2020 sollen 80 Prozent der 6-Jährigen kariesfrei sein. Daher setzen wir getreu unserem Motto ´Prophylaxe ein Leben lang´ mit diesem Konzept einen Schwerpunkt bei der Zielgruppe der Kleinkinder. Gleichzeitig bieten wir Gesundheitspolitik und Krankenkassen mögliche Lösungswege für das bestehende Versorgungsproblem." Die Bedeutung der frühzeitigen Elternberatung betonte Susanne Steppat, Präsidiumsmitglied des DHV: „Nach der Geburt interessieren sich Mütter besonders stark für Informationen, die die Gesundheit ihrer Babys betreffen. Die Erfahrungen der Hebammen zeigen jedoch, dass die Mütter dabei zu selten an die Mundhygiene denken. Wir wollen daher sowohl die Zahngesundheit der Mutter in der Schwangerschaft als auch die Vorsorge beim Kind zukünftig noch stärker thematisieren.“ Erklärtes Ziel des Konzeptes ist es, allen Kindern die gleichen Chancen auf ein zahngesundes Leben zu eröffnen. „Milchzahnkaries ist keine Nebensache. schmerzhaft. Sie ist Und für der die betroffenen frühzeitige Kleinstkinder Verlust von oft sehr Milchzähnen beeinträchtigt das Kauvermögen, behindert die Sprachentwicklung und Entwicklung der bleibenden Zähne. Die Lebensqualität von Kindern und Eltern wird durch die Nuckelflaschenkaries erheblich eingeschränkt“, machte Prof. Christian Splieth von der Universität Greifswald deutlich. Druckfähiges Bildmaterial der Pressekonferenz steht ab 14 Uhr zum Download bereit unter: www.kzbv.de/bildarchiv und www.bzaek.de Pressekontakt: KZBV: Dr. Reiner Kern Telefon: 030 280 179-27, E-Mail: [email protected] BZÄK: Dipl.-Des. Jette Krämer Telefon: 030 40005-150, E-Mail: [email protected] 2/2 Pressestatement Greifswald, 7. Februar 2014 Frühkindliche Karies – eine unterschätzte Gefahr? Prof. Dr. Ch. H. Splieth, Präsident DGKiZ Abt. für Präventive Zahnmedizin & Kinderzahnheilkunde, Universität Greifswald Gegenwärtig gilt die frühkindliche Karies als häufigste chronische Erkrankung im Vorschulalter und dominiert mit zum Teil massiver Gebisszerstörung das Gesamtkariesaufkommen bei Kleinkindern – und das mit steigender Tendenz und zunehmender Polarisation. Daher sollten aus wissenschaftlicher Sicht existierende erfolgreiche Maßnahmen zur Prävention flächendeckend umgesetzt werden, um vorzugsweise die Risikogruppen zu erreichen. Insgesamt ist Karies auf dem Rückmarsch. Bei der Milchzahnkaries stagniert allerdings dieser „caries decline“. Ursache für diese unbefriedigende Situation ist die bereits kurz nach dem Zahndurchbruch auftretende, rasch voranschreitende frühkindliche Karies, die ebenfalls unter dem Begriff „Early Childhood Caries“ bekannt ist. Bei der auch als Nuckelflaschenkaries bezeichneten Erkrankung manifestieren sich neben Plaque, Gingivitis und kreidigweißen (Initial-)Läsionen deutliche kariöse Defekte vornehmlich an den Oberkieferfrontmilchzähnen, die in schweren Fällen auf das Gesamtgebiss übergreifen. Als Risikofaktoren gelten der exzessive Gebrauch der Nuckelflasche mit kariogenen, erosiven Getränken nachts, die frühzeitige orale Infektion mit Mutans-Streptokokken und mangelhafte Mundhygiene, was insgesamt häufig mit einem niedrigen sozioökonomischen Status einhergeht. Die Häufigkeit liegt bei 10-15%, in sozialen Brennpunkten steigen die Prävalenzen bis auf 40%. Diese Durchschnittswerte kaschieren allerdings die reale Kariesverteilung. Die verstärkte Polarisierung der Karies führt dazu, dass immer weniger Kinder die Mehrheit der Läsionen auf sich vereinigen. So weisen bei den 3-Jährigen nur zwölf Prozent der Kinder 95 Prozent des Kariesbefalls auf sich. Unzureichende Sanierung Somit stellt die frühe Milchzahnkaries häufig ein ernsthaftes Problem für den kleinen Patienten, die Eltern und natürlich den behandelnden Zahnarzt dar, weil die Compliance der betroffenen Kinder noch nicht für die erforderliche, meist invasive und umfangreiche Therapie ausreicht. Folglich bleiben viele behandlungsbedürftige Zähne im Kleinkindalter unversorgt. Ein unzureichender Sanierungsgrad wird in zahlreichen Studien belegt. Bei den durchschnittlich 6-8 betroffenen Zähnen können Versorgungen oft nur in Narkose vorgenommen werden. Bleiben kariöse Milchzähne unversorgt, kann dies neben Zahnschmerzen und nachfolgend sich bildenden Fisteln oder Abszessen, die zum vorzeitigen Milchzahnverlust mit allen negativen Folgen für die spätere Gebissentwicklung führen, auch erhebliche Einbußen in der Lebensqualität der Kinder und deren Eltern nach sich ziehen. Seitens der Pädiater werden hinsichtlich der extrem hohen Flüssigkeitsaufnahme eine resultierende Appetitlosigkeit sowie eine unphysiologische Nierenbelastung bestätigt. Das Erkrankungsbild der frühkindlichen Karies mit den sogenannten „white spots“, also kreidig weißen Entkalkungen ausgehend von den Glattflächen wird häufig von den Eltern nicht erkannt oder zu spät wahrgenommen, so dass eine zahnärztliche Konsultation erst im fortgeschrittenen Stadium erfolgt. Demzufolge machen diese von Karies betroffenen, kleinen Kinder 2 ihre ersten Zahnarzterfahrungen nicht, um Präventionsmaßnahmen in Anspruch zu nehmen, sondern sie sind primär auf die akute Schmerzausschaltung ausgerichtet. Meist kann eine adäquate zahnärztliche Betreuung von den betroffenen Kindern, die in der Regel umfangreichen Therapiemaßnahmen wie Nerv- und Wurzelbehandlungen, Stahlkronen, Extraktionen mit anschließendem Lückenmanagement erfordern, nicht beim Hauszahnarzt erfolgen und es ist eine Überweisung an spezialisierte Kinderzahnärzte nötig. Aufgrund des rapiden Voranschreitens der Karies und der Ungleichverteilung der Karies müssen Präventionsbemühungen intensiv und frühzeitig zum Einsatz kommen und flächendeckend alle Bevölkerungsgruppen erreichen, um den Grundstein für eine Kindheit ohne Karieserfahrung zu legen. Präventionsstrategien Zur Prävention von frühkindlicher Karies sollten nur wissenschaftlich positiv evaluierte Maßnahmen wie regelmäßige Fluoridapplikationen, Putztrainings sowie Eltern- und Multiplikatorenschulungen eingesetzt werden. Alleinige Mundgesundheitsaufklärungen sind bei der Vermeidung von frühkindlicher Karies häufig nicht erfolgreich. Aufgrund der Schwere des Problems sind dafür alle möglichen Zugangskanäle auszubauen. Einerseits sollte die zugehende Gruppenprophylaxe in Kinderkrippen ausgebaut werden und explizit der gesetzliche Auftrag dazu von 3 Jahren auf das erste Lebensjahr abgesenkt werden. Da auf absehbare Zeit viele Kinder nicht in eine Krippe gehen werden, sollte auch die Frühprophylaxe beim Zahnarzt von 2 ½ Jahren auf 6-8 Monate vorgezogen werden, da viele Kinder bisher mit 3 Jahren bereits auf dem OP-Tisch liegen. Daher sollte das in Deutschland bewährte Konzept von Gruppen- und Individualprophylaxe auch auf die 0-3-jährigen ausgedehnt werden. Neben der aufsuchenden Betreuung in Kinderkrippen sollte eine individualprophylaktische Ergänzung als zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen incl. der Prävention vom ersten Zahn an erfolgen, um eine systematische Betreuung abzusichern. Frühkindliche Karies – eine unterschätzte Gefahr? Freitag, 7. Feb. 2014, 10.00 Uhr Pressekonferenz Frühkindliche Karies, Berlin Weitere Informationen und ggf. Bildmaterial oder persönlischer Kontakt: Prof. Dr. Christian Splieth (Präsident DGKiZ) Rotgerberstraße 8, 17475 Greifswald T +49 3834 86-71 01 E [email protected] Frühkindliche Karies – eine unterschätzte Gefahr? f Prof. Ch. H. Splieth Präventive Zahnmedizin & Kinderzahnheilkunde Universität Greifswald Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde Kariesrückgang bei Kindern und Jugendlichen (IDZ 2006, Pieper 2010) 9 88 8,8 88 8,8 8 7 D M F T 6 5,3 5 4 3 2,5 1,8 2 1 0,98 0,7 0,7 2004 2006 2009 0 1973 1983 1989 1995 1999 3J 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 6J 9J 0 7 /0 8 0 8 /0 9 0 9 /1 0 1 0 /1 1 1 1 /1 2 1 2 /1 3 0 2 /0 3 0 3 /0 4 0 4 /0 5 0 5 /0 6 0 6 /0 7 9 6 /9 7 9 7 /9 8 9 8 /9 9 9 9 /0 0 0 0 /0 1 0 1 /0 2 12 J 1991 1992 1993 1994 1995 d m ft/D M F T Kariesentwicklung bei 3‐, 6‐, 9‐ und 12jährigen (1991‐2013; MV) Jahr Frühkindliche Karies Karies, die sehr kleine Kinder bekommen? (Sauger-/Nuckel-) Flaschenkaries = Karies auf Grund häufigen Zucker-/ Säurekonsums Epidemiologie der NFK Nuckelflaschenkaries (NFK) = häufigste chronische Erkrankung im Kleinkind‐ und Vorschulalter mit steigender Tendenz [Birkeland & Haugejorden 2002, Frencken et al. 1990, Marthaler et al. 1996, Speechley & Johnston 1996, Burt & Arbor 1994, Künzel & Möller 1996, Hetzer et al. 1995, in Deutschland et al. 1998, Boemans Borutta et al. 2003, Robke NFK-Anteile et al. 2002, Hirsch et al. 2000, Gräßler et al. 1997, Robke 2004] 20% 15% 10% 16,8% 12,4% 13,6% 9,2% 7,3% 17,2% 7,5% 5% 0% t r en lle en en in fur ve durchschnittlicher dmft sdbei allen Kindern 1,85 Ha Er no md st e ieß l e n r E o G D Ha -H durchschnittlicher dmft bei NFK‐Kindern 8,12 wig les h Sc (Robke et al. 2002) Risikofaktoren • • • • • geringer Bildungsgrad i instabile bil Familien F ili Sozialhilfe, Arbeitslosigkeit Aussiedler, Ausländer, Asylsuchende „alternativ“‐orientierte Familien => Karies als soziale Erkrankung Risikofaktoren (dental) • häufiger g Kohlenhydrat‐ konsum • keine Mundhygiene oder nur durch Kind Schlußfolgerungen • Die bisherigen kariespräventiven Maßnahmen waren auf das bleibende Gebiss mit einer Komm‐Struktur ausgerichtet. => Karies ist eine vorwiegend sozial bedingte Erkrankung geworden. • Die frühkindliche Karies stellt zur Zeit aufgrund ihrer Häufigkeit und Problematik in der Therapie eines der Hauptprobleme der Kinderzahnheilkunde in Deutschland dar. • Es müssen präventive Strategien gefunden werden, die strukturell über die bisherigen Maßnahmen hinausgehen. Die Narkosesanierung löst keine langfristigen Probleme. Non‐Kooperation und Erkrankungsaktivität bestehen fort! Primär‐Primär‐Prävention in der Schwangerschaft Kariesisikoklassifikation Aufklärung über Zahnentwicklung Ernährung Z h fl Zahnpflege Fluoridnutzung Flaschenkaries bei Kleinkindern Säugling Aufklärung der Eltern über Zahnen und Bedeutung eines gesunden Milchgebisses Übertragung von kariogenen Keimen Early-childhood-caries (Flaschenkaries, NBS) Formung von Ernährungsgewohnheiten Nachputzen durch Eltern Fluoridnutzung Kieferausformung und Nuckeln Ergebnisse Kowash et al. 2006 • Kosten für 1,75 Läsionen incl. Untersuchung, Narkosesanierungen etc. 53 T € • Kosten für Dental Health Educators 9,4 T€ • Benefit/Cost-Ratio 5.6 2 7 €/gerettete Fläche • Kosten/Effektivität 2,7 • Ca. 4,70 Euro Ersparnis pro Kind Interventionsprogramm zur Prävention frühkindlicher Karies (ECC) Material & Methode Elternaufklärung • Entstehung und Vermeidung von ECC Entstehung und Vermeidung von ECC • Mundhygieneinstruktion: „lift the lip“ [Lee et al., 1994] Notwendigkeit elterlichen Nachputzens • Fluoridanwendung: Fluoridanwendung: ab 1. Milchzahn Fluoridzahnpasta 1x täglich möglichst abends [DGZMK, 2002 a‐c] Schlussfolgerungen • Erfolg durch frühzeitige Wissensvermittlung an die Eltern, möglichst ab der Schwangerschaft, und ein gezieltes Ansprechen und Trainieren der Eltern in i lt A h dT i i d Elt i ihrer Lebenswelt • Erweiterung der interdisziplinären Zusammenarbeit von Gynäkologen, Hebammen, Kinder‐ und Zahnärzten • Verstärkung der Gruppenprophylaxe in Krippen k d h l • Präventiver Zahnarztbesuch vom 1. Zahn an Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! STATEMENT Gemeinsame Pressekonferenz von KZBV und BZÄK zur Vorstellung des Konzeptes zur zahnmedizinischen Prävention bei Kleinkindern: „Frühkindliche Karies vermeiden“ 7. Februar 2014 in Berlin Dr. Wolfgang Eßer Vorsitzender des Vorstandes der KZBV Es gilt das gesprochene Wort! STATEMENT Es gilt das gesprochene Wort! Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben als Zahnärzteschaft ein großes langfristiges Ziel: Es soll der Normalfall werden, dass die Menschen in Deutschland ihre natürlichen Zähne über den gesamten Lebensbogen gesund erhalten. Der Schlüssel zur Verwirklichung dieses Ziels liegt in einer konsequenten Präventionsorientierung. Konsequent ist diese Orientierung dann, wenn es für jede Alters- und Risikogruppe passgenaue Versorgungskonzepte gibt. Konsequent ist sie dann, wenn sie zum frühestmöglichen Zeitpunkt ansetzt. Deswegen wollen wir unsere Vorsorgeinstrumente stärker ausdifferenzieren und auf den spezifischen Bedarf der einzelnen Gruppen zuschneiden. Beginnen müssen wir im Säuglings- bzw. Kleinkindalter. Dazu bieten wir mit unserem Konzept zur Vermeidung frühkindlicher Karies einen praktikablen Vorschlag an. Es gibt bereits heute vielfältige Aktivitäten zur Förderung der Mundgesundheit bei Kindern und Jugendlichen. So sieht das SGB V zur Verhütung von Zahnerkrankungen eine flächendeckende Gruppenprophylaxe in Kindergärten und Schulen vor. Im Jahr 2011/2012 erreichten die gruppenprophylaktischen Angebote fast 1,9 Millionen Kinder in Kindertagesstätten und Kindergärten. Die Gruppenprophylaxe ist damit das Angebot zur Vorsorge und Gesundheitsförderung mit der größten Reichweite in Kitas und Kindergärten. Allerdings besteht hier auch eine große Präventionslücke. Kinder unter 3 Jahren werden nur ungenügend erreicht, da noch nicht einmal 25 Prozent dieser Altersgruppe eine betreute Einrichtung besuchen. Neben der Gruppenprophylaxe in Kindergärten und Schulen gibt es auch heute schon eine Individualprophylaxe für Kinder, die der Zahnarzt in der Praxis durchführt. Aber auch hier haben wir eine Lücke: Die Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses sehen vor, dass die individuellen zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen Lebensmonat beginnen sollen. erst mit dem 30. 2 STATEMENT Damit liegt bei jüngeren Kindern die Verantwortung für die Mundgesundheit bisher weitgehend bei den Kinderärzten. Immer öfter aber weisen Kinder bereits kariöse Zähne auf, wenn sie in das Alter kommen, in dem wir sie mit unseren Prophylaxemaßnahmen erreichen können. Dies ist für uns ein deutliches Zeichen, dass die dental-präventive Betreuung vom ersten Milchzahn in den Händen der Zahnärzte liegen sollte. Kleinkinder müssen auch von uns Zahnärzten möglichst frühzeitig begleitet werden, denn die Nuckelflaschenkaries ist ein ernsthaftes und bisher ungelöstes zahnmedizinisches Versorgungsproblem. Und wir können dieses Versorgungsproblem im Rahmen der Selbstverwaltung des Gesundheitswesens lösen. Anders als bei der Umsetzung unserer Präventionsstrategie für ältere Menschen mit Pflegebedarf und Menschen mit Behinderung brauchen wir den Gesetzgeber nicht. Daher fordern wir im Gemeinsamen Bundesausschuss, den Maßnahmenkatalog der GKV um zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen für Kinder ab dem 6. Lebensmonat zu erweitern. Und wir fordern, diese Untersuchungen im Kinder-Untersuchungsheft - dem gelben Heft, das alle Eltern für ihre Neugeborenen bekommen - zu verankern. Dazu streben wir eine enge Vernetzung und Zusammenarbeit mit den Kinderärzten an, denn diese sehen die Kleinkinder in den ersten drei Lebensjahren besonders häufig und regelmäßig. Wir wünschen uns, dass die Kinderärzte die Eltern zukünftig auf die notwendigen zahnärztlichen Frühuntersuchungen hinweisen und im gelben Heft prüfen, ob die Eltern mit ihrem Kleinkind beim Zahnarzt waren. Da bereits im jüngsten Alter die Basis für ein späteres zahngesundes Leben gelegt wird, müssen Kinder bis zum 30. Lebensmonat besonders intensiv oral-präventiv betreut werden. Deshalb sollten Eltern bereits mit dem Durchbruch des ersten Milchzahnes den ersten Termin beim Zahnarzt wahrnehmen und auch danach regelmäßig mit ihrem Kind in die Zahnarztpraxis gehen. Analog zu den ärztlichen Früherkennungsuntersuchungen empfehlen wir jeweils eine zahnärztliche Untersuchung zwischen dem 6. bis 9. Lebensmonat, zwischen dem 10. und 20. Lebensmonat sowie ab dem 21. Lebensmonat. Ab dem 30. Lebensmonat greift dann das schon heute bestehende Prophylaxesystem. 3 STATEMENT Die zahnärztlichen Frühuntersuchungen sollen in erster Linie präventive sowie gesundheitserzieherische Maßnahmen umfassen. Wir Zahnärzte wollen bei Kleinkindern bis zum 30. Lebensmonat zukünftig nicht nur die Mundgesundheit überprüfen, sondern vor allem auch die Eltern aufklären: über die Bedeutung der Mundhygiene, über die richtige Zahnputztechnik und über die zahngesunde Ernährung ihres Kindes. Wenn es sein muss, werden wir aber selbstverständlich auch kurativ tätig. Solange etwa nur der Zahnschmelz angegriffen ist, können wir Zahnärzte mit einer Fluoridierung eine beginnende Karies sogar frühzeitig ausheilen und somit Füllungen vermeiden. Die Möglichkeiten dazu haben Kinderärzte natürlich nicht. Für die Kinder ist die Behandlung beim Zahnarzt übrigens unproblematisch und vor allem schmerzfrei. Sie bauen daher schon früh und ganz ohne Angst Vertrauen zum Zahnarzt auf. Dass wir mit unserem Konzept den richtigen Weg einschlagen, zeigen Projekte in verschiedenen Bundesländern. Dort gibt es zwischen einzelnen Krankenkassen und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen bereits freiwillige Vereinbarungen zu zusätzlichen Präventionsbemühungen für Kleinkinder. Darüber hinaus haben wir auf Bundesebene kürzlich mit der BARMER GEK eine Kooperation zur dentalen Frühprävention geschlossen. Wir begrüßen es sehr, wenn eine große Krankenkasse sich über die Grenzen des Sozialgesetzbuchs hinaus für die Zahngesundheit von Kindern einsetzt. Als Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung wollen wir aber nun für alle Kinder die gleich guten Voraussetzungen für gesunde Milchzähne und ein weiteres zahngesundes Leben schaffen – egal, aus welchem Bundesland sie stammen, bei welcher Krankenkasse sie versichert sind und welchen familiären Hintergrund sie auch haben. 4 Gemeinsame Pressekonferenz zum ECC-Konzept, Berlin, 07. Februar 2014 Statement von Susanne Steppat, Deutscher HebammenVerband e.V., Beirätin für den Angestelltenbereich Hebammen sind die zentralen Ansprechpartnerinnen für junge Eltern. Alle Fragen rund um Schwangerschaft, Geburt und die erste Zeit mit dem Baby beantworten Hebammen kompetent und umfassend. Hebammen sind die Botschafterinnen für alle Fragen in dieser Lebensphase, da sie Kontakt mit allen jungen Eltern haben und ein Vertrauensverhältnis zu diesen aufbauen. Was hat dies mit Zahngesundheit zu tun? Zahnärztliche Kinderuntersuchungspässe ausgeben, auf ungesundes Verhalten wie Ablecken von Schnullern und Löffeln oder Dauernuckeln hinweisen, zahnärztliche VorsorgeUntersuchungen erklären – es gibt vieles, das die Hebammen zur Zahngesundheit von Kindern beitragen können. Um noch mehr Eltern mit diesem wichtigen Thema zu erreichen, arbeitet der Deutsche Hebammenverband e.V. (DHV) nun mit der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) zusammen. Beispielsweise haben wir einen Comic ohne Worte zur KariesprophylaxeAnleitung gemeinsam mit unserer Verbandszeitschrift HebammenForum entwickelt. Hebammen betreuen Frauen und junge Familien von Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit. Nach der Geburt sind die Mütter besonders interessiert an Informationen, die die Gesundheit des Babys betreffen – beispielsweise zu Stillen, Hautpflege und Impfungen. Die Mund- und Zahnhygiene sprechen Eltern allerdings nur selten selbst an. Meist sind sie der Meinung, dass diese erst mit Beginn der Zahnung eine Rolle spielt und die Fluoridierung mit Tabletten ausreicht. Hebammen sollen hier präventiv tätig sein und aktiv sowohl die Zahngesundheit der Mutter in der Schwangerschaft thematisieren als auch die Prophylaxen beim Kind. Warum Kariesprophylaxe durch Hebammen? Viele Gründe sprechen für eine intensive Beratung zur Kariesprophylaxe. Bisher sind nur wenige zahnärztliche Maßnahmen für Kleinkinder vorgesehen. Der Fokus liegt dabei auf der Therapie und nicht auf der Prophylaxe, obwohl diese noch sinnvoller wäre. Erst wenn ein Kind Karies hat, können Zahnärztinnen und Zahnärzte (laut Gebührenkatalog) Leistungen abrechnen. Das heißt, erst wenn ein Kind eine aktive Karies hat, kann gehandelt werden die wichtige Prävention und die Früherkennung von Plaque spielt eine sehr untergeordnete Rolle. Schöne Zähne spielen bei Jugendlichen und auch bei Erwachsenen eine immer größere Rolle und spiegeln auch einen sozialen Status wider. Noch gibt es keine Vorstellung davon, wie schöne Gebisse durch die gesetzlichen Krankenversicherungen in Zukunft finanziert werden. Auch unangenehme Besuche (und eventuelle Schmerzen) bei der Zahnärztin bleiben den Kindern durch eine gute Vorsorge erspart. Der Grundstein für die Zahngesundheit wird bereits im frühen Kleinkindalter gelegt. Hebammen können hier einen wichtigen Beitrag leisten. Die Rolle der Hebammen Hebammen sollten die ersten Untersuchungen bei der Zahnärztin erklären. Zentral ist, immer wieder auf falsches Verhalten wie das Ablecken von Schnullern und Löffeln (vor dem Füttern oder In-den-Mund-Stecken beim Kind) hinzuweisen. Da Hebammen die Mütter oder beide Eltern in der ersten Wochenbettzeit bis zum Ende des ersten Lebensjahres häufig beraten, können sie schon früh und wiederholt auf ungünstige Verhaltensweisen hinweisen. Diese Wiederholung kann das Verhalten der Eltern beeinflussen. Wichtig ist zudem, auf die negativen Effekte des Dauernuckelns hinzuweisen. Den Eltern ist oft nicht bewusst, dass auch Flüssigkeiten Karies fördern können. Sie sehen die Gabe von Flüssigkeiten meist weniger kritisch als die von (süßen) Lebensmitteln. Hebammen handeln bereits in vielen Bereichen präventiv, beispielsweise beim Thema Stillen im Hinblick auf die Mutter-/Eltern-Kind-Bindung. Seitdem Hebammenleistungen im Sozialgesetzbuch (SGB) V verankert sind, haben Mütter und deren Kinder einen verbindlichen Anspruch auf die Unterstützung und Betreuung durch Hebammen. Neben der bisher üblichen Wochenbettbetreuung kann hier die Beratung zu Zahngesundheitsthemen ein weiterer Baustein in der salutogenetischen Handlungsweise und präventiven Arbeit von Hebammen sein. In der Zusammenarbeit mit Zahnärztinnen und Zahnärzten gehen wir damit einen Weg, der auch international, zum Beispiel vom Europäischen Hebammenverband (EMA), unterstützt wird. ......... Der Deutsche Hebammenverband e.V. (DHV) ist der größte Hebammenberufsverband in Deutschland und setzt sich aus 16 Landesverbänden mit über 18.500 Mitgliedern zusammen. Er vertritt die Interessen aller Hebammen. Im DHV sind angestellte und freiberufliche Hebammen, Lehrerinnen für Hebammenwesen, Hebammenwissenschaftlerinnen, Familienhebammen, hebammengeleitete Einrichtungen sowie Hebammenschülerinnen und Studierende vertreten. Über die berufliche Interessenvertretung hinaus ist eine gute medizinische und soziale Betreuung der Frauen und ihrer Kinder vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit ein zentrales Anliegen des Verbandes. Als Mitglied in der European Midwives Association (EMA), im Network of European Midwifery Regulators (NEMIR) und in der International Confederation of Midwives (ICM) setzt er sich auch auf europäischer und internationaler Ebene für die Stärkung der Hebammenarbeit sowie die Gesundheit von Frauen und ihren Familien ein. Kontakt und weitere Informationen: Deutscher Hebammenverband e.V. Pressestelle Telefon: 030/89390802 E-Mail: [email protected] „ „ Position Frühkindliche Karies vermeiden Ein Konzept zur zahnmedizinischen Prävention bei Kleinkindern Pressekonferenz am 7. Februar 2014 in Berlin Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer Sperrfrist 7. Februar 2014 Es gilt das gesprochene Wort „ Sehr geehrte Damen und Herren, I Zahnärzte sind in der Prävention erfolgreich Vor mehr als 25 Jahren hat sich die Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde neu ausgerichtet, hin zu einer minimalinvasiven, ursachengerechten und präventionsorientierten Zahnheilkunde. Dies hat Früchte getragen. Deutschland befindet sich mit dem Rückgang der Karieserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen im Spitzenfeld der internationalen Kariesliga wieder. Dieser Erfolg beruht auf regelmäßigen Mundhygienemaßnahmen, auf Fluoridanwendungen und Versiegelungen der Kauflächen der Backenzähne sowie der regelmäßigen Nutzung zahnärztlicher Kontrolluntersuchungen. II Mundgesundheitsziele der Bundeszahnärztekammer - Prävention ausweiten Mit diesen Erfolgen ist die Karies allerdings noch nicht besiegt. Es zeigt sich eine starke Polarisierung des Kariesrisikos. Neben Kariesfreien gibt es eine Patientengruppe, darunter auch Kleinkinder bis zum dritten Lebensjahr, bei denen Karies massiv auftritt. Es muss gelingen, allen Menschen, insbesondere den schwächsten Bevölkerungsgruppen, im Rahmen der solidarischen Krankenversicherung eine Chance zur Mundgesundheit zu ermöglichen. Für diese Herausforderung hat die Bundeszahnärztekammer Mundgesundheitsziele definiert. Deutschland ist damit eins der wenigen Länder, das die internationalen Zielempfehlungen der WHO und FDI an die nationalen Besonderheiten angepasst hat. Mundgesundheitsziele sollen dabei eine Argumentationsbasis in der versorgungspolitischen Diskussion – mit Möglichkeiten der Evaluation der zahnärztlichen Tätigkeit sowie der gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen – und vor allen Dingen präventiv ausgerichtet sein. Hinsichtlich der Karies bei den 6-Jährigen verfolgen wir das ambitionierte Ziel, dass im Jahr 2020 80 Prozent dieser Altersgruppe kariesfreie Milchgebisse besitzen sollen. Die vorliegenden Daten, letztmalig aus dem Jahr 2009, zeigen auf, dass der Anteil naturgesunder Gebisse bei den 6- bis 7-Jährigen lediglich durchschnittlich bei 54 Prozent liegt. Es ist davon auszugehen, dass annährend die Hälfte aller kariösen Defekte, die bei der Einschulung festgestellt werden, bereits in den ersten drei Lebensjahren entstanden ist. Aktuelle oral-epidemiologische Studien aus Deutschland zur Häufigkeit der frühkindlichen Karies zeigen eine Prävalenz zwischen 7 Prozent und 15 Prozent. Auch hier ist bei Familien in sozial schwierigen Lebenslagen wie auch bei bildungsfernen Schichten ein besonders hohes Kariesaufkommen festzustellen. Diese Daten belegen, dass: 1. Die präventiven Ansätze für unter 3-Jährige, die derzeit ausschließlich in der Verantwortung der Kinderärzte liegen, um zahnärztliche Maßnahmen ergänzt werden müssen, um eine wirksame Reduktion der Milchzahnkaries zu erreichen. 2. Verpflichtende Kinderuntersuchungen in der Altersphase von 0 bis 3 Jahren (Vorsorgeprogramme/Früherkennungsuntersuchungen) in der Zahnmedizin gesundheitspolitisch bislang nicht vorliegen. 3. Informationen zu mundgesundem Ernährungsverhalten, Mundhygienemaßnahmen bzw. das Wissen um die rechtzeitige Vorstellung zur zahnärztlichen Betreuung in der Bevölkerung nicht ausreichend verankert sind. 4. Gruppenprophylaktische Ansätze für diese Altersphase derzeit erst im Aufbau und nicht für alle Kinder zugänglich sind. 5. Zwar die Effekte der Fluoridzufuhr in dieser Lebensphase unbestritten sind, aber die Empfehlungen nicht einheitlich zwischen Kinderärzten und Zahnärzten konsentiert der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. 2/4 BZÄK |Prof. Dr. Oesterreich |7. Februar 2014 |Es gilt das gesprochene Wort III Ansätze zur zahnmedizinischen Prävention bei Kleinkindern, um frühkindliche Karies zu vermeiden Grundsätzlich sind Milchzähne nicht nur wichtig für die Entwicklung des Kauorgans, der Sprache und der Physiognomie, sondern auch für die psychosoziale und allgemeingesunde Entwicklung des Kindes. Dies wird häufig unterschätzt und bagatellisiert. Schließlich wird die frühkindliche Karies auch im Zusammenhang mit Kindesvernachlässigung benannt. Medizinische Vernachlässigung liegt dann vor, wenn Eltern über den Krankheitszustand der Zähne ihres Kindes aufgeklärt und informiert wurden und dennoch einer angebotenen (zahnärztlichen) Behandlung nicht nachkommen. So ist eine schlechte Mundgesundheit von Kleinkindern ein wichtiger Prädiktor zur Einschätzung der psychosozialen Entwicklung und zur Beurteilung von Interventionsstrategien. Derzeit wird bereits eine hervorragende Prophylaxearbeit in den Kindergärten, Schulen und anderen Einrichtungen geleistet. Die Maßnahmen der Gruppenprophylaxe sind ein wichtiger Beitrag für die gesundheitliche Chancengleichheit und haben Vorbildwirkung für andere Medizinbereiche. Sie kombiniert somit Aspekte der Verhaltens- und der Verhältnisprävention über den sog. Setting-Ansatz, insbesondere im Lebensumfeld Kindertagesstätten und Schulen. Gesundheitserziehung/Mundgesundheitserziehung muss fester Bestandteil des pädagogischen Lehrplans sein. DAJ-Empfehlungen Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ), in der GKV-Spitzenverband, Bundeszahnärztekammer, Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung, Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und kommunale Spitzenverbände zusammengeschlossen sind, hat im Jahr 2012 eine Empfehlung „Frühkindliche Karies: Zentrale Inhalte der Gruppenprophylaxe für unter Dreijährige“ veröffentlicht, die Handlungsanleitungen zur Förderung der Mundgesundheit in Tageseinrichtungen und in der Kindertagespflege einschließt. Zentral dabei ist die zahnmedizinisch richtige Schulung der Tagesmütter und Erzieherinnen, die Heranführung an die Mundhygiene und die Vermittlung von notwendigen Informationen an die Eltern. Zahnärztliche Kinderpässe Die Zahnärzteschaft hat auf freiwilliger Basis in vielen Bundesländern zahnärztliche Kinderpässe eingeführt. Entsprechend einer „Rahmenempfehlung“ der Bundeszahnärztekammer zu den Inhalten und Zeitintervallen der zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen wurde ein wichtiges Informations- und Anreizmedium geschaffen. Insbesondere wurde die Kooperation mit ärztlichen Berufsverbänden und Geburtseinrichtungen gesucht. Dies schließt bereits die Beratung der Eltern während der Schwangerschaft z.B. durch Gynäkologen ein. IV Frühkindliche Karies vermeiden - Ein Konzept zur zahnmedizinischen Prävention bei Kleinkindern Die Aktivitäten der vielfältigen Akteure in der zahnmedizinischen Prävention haben auch gleichzeitig die Grenzen aufgezeigt. Kinder müssen bereits mit Durchbrechen des ersten Milchzahnes systematisch zahnmedizinisch betreut werden. Eltern benötigen ausreichende Informationen und Anreizsysteme, um sich effektiv um die Mundgesundheit ihrer Kinder zu kümmern. Deshalb schlagen wir mit unserem Konzept vor, dass in das ärztliche Kinderuntersuchungsheft des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) verbindliche Hinweise auf zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen (FU) ab dem 6. Lebensmonat aufgenommen werden. Der erste zahnärztliche Termin nach der Geburt sollte bereits beim Durchbruch der ersten Milchzähne stattfinden. Analog zu den kinderärztlichen Früherkennungsuntersuchungen BZÄK |Prof. Dr. Oesterreich |7. Februar 2014 |Es gilt das gesprochene Wort 3/4 (U) wären zahnärztliche Untersuchungen (FU) zur Vermeidung der frühkindlichen Karies an drei Terminen, beginnend zwischen dem 6. bis 9. Lebensmonat (FU1) notwendig. Um eine maximale Zahl der Kinder erreichen zu können, sollen die zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen mit einer entsprechenden verbindlichen Verweisung zum Zahnarzt in das ärztliche Kinderuntersuchungsheft eingeführt werden. Entscheidend ist, dass das kleine Kind mit Durchbruch des ersten Zahnes dem Zahnarzt vorgestellt wird. Das Tätigkeitsspektrum der zahnärztlichen Betreuung der unter 3-Jährigen umfasst vor allen Dingen gesundheitserzieherische, gesundheitsförderliche und präventive sowie in geringem Umfang kurative Maßnahmen. Beispielhaft seien genannt: - - „Mundgesundheitscheck, insbesondere unter Beachtung der Entstehungsmechanismen von frühkindlicher Karies wie deutliche Plaqueakkumulation, Gingivitis oder kariöse Initialläsionen, Aufklärung über Hygienemaßnahmen, Einübung der Zahnputztechnik durch Eltern, Ernährungsberatung der Eltern, Fluoridanamnese, allgemeine Fluoridierungsempfehlungen und ggf. lokale Fluoridierung der initialen Kariesläsionen mit Lack, Sanierung bei Bedarf. Mit dem vorliegende Konzept setzt die Bundeszahnärztekammer nicht nur getreu ihrem Motto von „Prophylaxe ein Leben lang“ einen weiteren Schwerpunkt bei der Zielgruppe der Kleinkinder, sondern bietet damit gleichzeitig Gesundheitspolitik und Krankenkassen mögliche Lösungswege für das dargestellte Versorgungsproblem an. Es schließt nicht nur eine Lücke in der zahnmedizinischen Prävention, sondern bietet vor allen Dingen für jedes Kleinkind einen gesunden Start in sein Leben. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Für Rückfragen: Dr. Sebastian Ziller, Telefon: +49 30 40005-160, E-Mail: [email protected] Pressekontakt: Dipl.-Des. Jette Krämer, Telefon: +49 30 40005-150, E-Mail: [email protected] 4/4 BZÄK |Prof. Dr. Oesterreich |7. Februar 2014 |Es gilt das gesprochene Wort