Sprechstunde: Eltern fragen - Ärzte antworten Den Puls messen? Mein Sohn Ralf ist am Herzen operiert worden. Jetzt hat er laut Arztbrief einen kompletten Rechtsschenkelblock. Was bedeutet das? Nach meinen jetzigen Erkenntnissen ist durch die Operation das Reizleitungssystem im Tawara-Schenkel (rechts) unterbrochen worden. Sind dies keine Herzrhythmusstörungen? Welche Folgen sind zu erwarten? Es fällt mir schwer bei unserem zappeligen Sohn den Puls zu messen. Am Handgelenk kann ich seinen Puls nur schwer finden, und dann noch eine Minute zählen und auf den gleichmäßigen Rhythmus achten ist fast unmöglich. Vielleicht kennen Sie einen Trick oder eine Methode. Wie kann ich sonst noch Herzrhythmusstörungen erkennen? Fam. D., Brandenburg Nach dem mir vorliegenden Brief Ihrer Herzklinik besteht bei Ihrem Sohn ein Rechtsschenkelblock. Somit hat er im eigentlichen Sinne gar keine Herzrhythmusstörungen, die Sie beunruhigen müssten. Herzrhythmusstörungen liegen dann vor, wenn es durch Störungen des herzeigenen Impulsgebers (Reizbildung) oder Störungen der Fortleitung des Impulses zum Herzmuskel (Erregungsleitung) zu einer unregelmäßigen, zu schnellen oder zu langsamen Herzaktion kommt oder kommen kann. Dies alles liegt bei Ihrem Sohn Ralf jedoch nicht vor. Bei ihm besteht ein sogenannter Rechtsschenkelblock, der bei der Art der durchgeführten Operation in nahezu allen Fällen entsteht, weil dabei durch die notwendige Eröffnung der rechten Herzkammer ein Teil des Erregungsleitungssystem naturgemäß betroffen ist. Die jenseits dieser Durchtrennung gelegenen Abschnitte des 10 Muskels der rechten Herzkammer erhalten in derartigen Fällen jedoch – zwar über Umwege und daher etwa wenige Tausendstelsekunden später – ganz sicher und genau so regelmäßig ihren elektrischen Impuls zur Auslösung der mechanischen Aktivität des Herzens. Das heißt, bei einer derartigen Änderung der Erregungsleitung wie bei einem Rechtsschenkelblock besteht keine Herzrhythmusstörung im eigentlichen Sinn, sondern weiterhin ein Sinusrhythmus wie auch im Brief Ihrer Herzklinik an Ihre Kinderärztin beschrieben ist. Es ist daher auch nicht notwendig, dass Sie eine regelmäßige Pulskontrolle bei Ralf durchführen. Wenn Sie dies aus anderen Gründen vielleicht dennoch tun wollen, so empfehle ich unseren Eltern immer die Anschaffung eines einfachen Stethoskops und das Abhören der Herztöne direkt über dem Herzen. Dies zu erlernen ist auch mit nur wenig Übung relativ einfach und sicher. Eine solche Fähigkeit kann nicht schaden, falls sie nicht von allzu ängstlichen Eltern zu häufig (z.B. mehrmals täglich) angewandt wird und dann mehr zur Verunsicherung als zur Beruhigung beiträgt. Prof. Dr. med. Herbert Ulmer Solche und andere Fragen können in der Telefonsprechstunde der Deutschen Herzstiftung jeden ersten Mittwoch im Monat zwischen 18 und 20 Uhr unter der Telefonnummer (069) 95 51 28 -200 gestellt werden.