Medienpaket für Kinder VIII – Energie aus Atomkernen Inhalte 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. Einführungstext: Riesenenergie aus Miniteilchen (mit Grafik) Infobox: Zahlen, bitte! Hintergrund: Gefährliche Strahlen Hintergrund: Immer Ärger mit dem Müll Wusstest du, dass…? – Atommüllberg Stichwort: Uran Blitzmerker: 1) Wichtige Winzlinge 2) Es geht kleiner! 3) Die Hälfte von der Hälfte von der Hälfte Kurzes Atomkraft-ABC Alles mal anders herum: Kernfusion Wusstest du, dass…? – Gefährliche Strahlen für die Medizin Extra: Kernkraft als Bombe Grafik Fotos!: 1 Bei Nutzung der Fotos sind die Fotocredits und Captions zu beachten.! Atomkraft: Riesenenergie aus Miniteilchen Wie wäre es, wenn man aus einem Zuckerwürfel die Energie holen könnte, um zwölf Millionen Frühstückseier zu kochen? Das geht! Allerdings nicht so gut mit Zucker. Sondern besser mit einem anderen Stoff, der Uran genannt wird. Es ist ein Metall, das in der Natur vorkommt. Aus ihm lassen sich unglaubliche Energiemengen gewinnen. So viel, dass man aus einem zuckerwürfelgroßen Stück die Energie Zwei große Kühltürme sind schon von Weitem zu sehe: Das ist das bekommt, um Millionen Eier zu Atomkraftwerk Biblis in Hessen Foto: Boris Roessler, dpa kochen. Gemacht wird das mit einer besonderen Technik in Atomkraftwerken. Das Uran für die Kraftwerke wird zum Beispiel unter der Erde abgebaut und dann noch behandelt. Die Energie steckt im Innersten der winzigen Bausteine des Urans: in den Kernen seiner Atome. Man kann sie sich wie lauter Minikugeln vorstellen, so klein, dass niemand sie sehen kann. Die Atomkerne sind aus noch kleineren Kügelchen zusammengesetzt, ähnlich wie eine Brombeere. Eine starke Kraft hält die Kügelchen der Beere zusammen. Wenn alles einfach so in Ruhe da ist, ist von der vielen Energie darin noch nichts zu ahnen. Um die Kernenergie freizusetzen, muss man die Atomkerne kaputt machen. Sie werden dazu mit noch kleineren Teilchen beschossen, den Neutronen. Wenn ein Neutron auf einen Atomkern trifft, spaltet es ihn. Zwei neue Kerne entstehen. Doch dabei geschieht etwas Sonderbares: Die beiden neuen Kerne wiegen zusammen weniger als der Kern, aus dem sie entstanden sind. Die Masse ist aber nicht einfach verschwunden. Sie wandelt sich um. In Energie! In Atomkraftwerken wird das massenhaft gemacht. Das geht bei Uran besonders gut: Teilt man nämlich ein Uran-Atom in zwei Teile, geben sie zwei bis drei der kleinen Neutronen ab. Eines davon kann dann wieder ein Uran-Atom nebenan spalten. Das gibt wieder Neutronen ab… Und so weiter, und so weiter. Das nennt sich Kettenreaktion. Im Kraftwerk wird sie genau gesteuert. Bei jeder Spaltung wird ein bisschen Energie frei. Insgesamt kommt eine Menge zusammen. Und zwar als Wärme. In Atomkraftwerken wird mit der Wärme Wasser erhitzt. Das kennt ihr von zu Hause: Wenn Wasser kocht, dampft es. In einigen Atomkraftwerken treibt der Dampf eine Art Windrad an, das Turbine genannt wird. Die Turbine dreht einen riesigen Dynamo – so wie am Fahrrad, nur viel größer. Der Dynamo im Kraftwerk heißt Generator. Er wandelt das Drehen in elektrische Energie um. Also in Strom. Das Besondere ist, dass aus sehr wenig Uran ziemlich viel Strom gewonnen werden kann. Das klingt alles super toll. Doch Kernenergie birgt viele Gefahren. Uran ist sehr giftig. Und es setzt gefährliche Strahlen frei, die Menschen, Tieren und Pflanzen schaden oder sie sogar töten können. Im Atomkraftwerk schirmt daher ein dicker Betonmantel den Bereich ab, in dem Uran liegt. So dringt nichts nach außen. In anderen Ländern gab es aber schon Unfälle. Gefährlich ist auch der Atommüll, der zum Teil Zehntausende Jahre strahlt. Man weiß noch nicht, wo man diesen Abfall aufbewahren soll. Deswegen wird über Atomkraft viel gestritten. Gerade jetzt auch wieder. Denn eigentlich sollten die Atomkraftwerke in Deutschland bis etwa 2022 eins nach dem anderen abgeschaltet werden. Doch die Regierung von Bundeskanzlerin Merkel will sie nun länger laufen lassen. Darüber wird noch viel gesprochen und diskutiert. Infobox: Zahlen, bitte! - 17 Atomkraftwerke produzieren in Deutschland im Moment Strom. Fast die Hälfte davon steht in Bayern und in Baden-Württemberg. - 235 Diese Zahl hängt am Namen des Urans, das in unseren Atomkraftwerken genutzt wird. Es heißt ganz genau Uran-235 – weil 235 kleine Kügelchen seinen Atomkern bilden. - 450 Etwa so viel Atomkraftwerke gibt es weltweit. - 1961 gab es in Deutschland das erste Mal Atomstrom. Hintergrund: Gefährliche Strahlen Sie sind unsichtbar, man hört und riecht sie nicht: Die Rede ist von Strahlen, die bei der Kernspaltung frei werden. Fachleute nennen sie auch radioaktive Strahlen. Diese Strahlen entweichen, wenn Atomkerne von allein zerfallen. Das gibt es auch bei Uran. Weil auf der Erde immer irgendwo Atome zerfallen, bekommen wir alle ständig ein bisschen dieser Strahlen ab. Das schadet in der Regel nicht. Sehr gefährlich aber sind große Strahlenmengen. Denn die Strahlen zerstören die Zellen, aus denen Menschen, Tiere und Pflanzen aufgebaut sind. Wer viel abbekommt, kann sehr krank werden oder sogar sterben. Ein schwerer Unfall in einem Atomkraftwerk kann zum Beispiel dazu führen, dass Regionen für sehr lange Zeit Hier darf kein Fremder weiter gehen. Das Schild warnt vor Strahlung und hängt in einem Atomkraftwerk in Bayern. Foto: dpa. unbewohnbar werden. So passierte es bei einem schlimmen Unfall 1986, also vor 24 Jahren, in der Ukraine im Osten Europas. Da explodierte eine Anlage im Atomkraftwerk des Ortes Tschernobyl. Es war der bisher schwerste Unfall in der Geschichte der Atomkraft. Die deutschen Werke sind ganz anders gebaut und gelten als sehr sicher. Hintergrund: Immer Ärger mit dem Müll Bei der Atomkraft gibt es ein Müll-Problem. Denn nach einiger Zeit ist das Uran in den Kraftwerken verbraucht. Es kann nicht mehr genug Energie daraus gewonnen werden. Neues Uran muss her. Doch wohin mit dem alten? Es ist Atommüll. Und der hat es in sich: Atommüll ist sehr gefährlich, er strahlt und ist super giftig. Und zwar für Hunderte oder Tausende Jahre! Einfach wegwerfen geht also auf keinen Fall. Deshalb wird erstmal versucht, ihn fest und sicher zu verpacken, damit nichts davon verstreut wird. Oft wird er in spezielle Fässer gefüllt. Und die lagert man im Moment meist in alten Bergwerken ein, damit nichts von den Strahlen auf die Erde dringt. Doch dort kann der Müll nicht für immer bleiben. Gibt es irgendwann ein Erdbeben, bricht ein Vulkan aus oder wird es extrem kalt, könnten die Fässer kaputtgehen und der Inhalt nach oben kommen oder das Grundwasser verschmutzen. Ein Demonstrant in Ahaus (Kreis Deshalb suchen Fachleute schon seit vielen Jahren auch bei Borken) Als Atomfass verkleidet und uns fieberhaft nach einem geeigneten Ort. Sie wollen hält ein Schild „keiner will mich“. Atomkraftgegner demonstrierten an sozusagen eine Müllkippe für die Ewigkeit finden. Bisher ist diesem Tag bundesweit gegen Atomdas noch nicht gelungen. Aber jeden Tag kommt mehr Aenergie. Foto: Frico Gentsch, dpa tommüll hinzu. Wusstest du, dass…? - Atommüllberg Wusstest du, dass allein die deutschen Atomkraftwerke jedes Jahr 450 Tonnen gefährlichen Abfall produzieren? Dieser Atommüll wiegt also so viel wie 90 große Elefanten zusammen. Nimmt man den Müll aller Atomkraftwerke anderswo auf der Welt hinzu, kommt noch viel mehr zusammen. In diesen gelben Fässern ist Atomüll gelagert. Sie stehen rund 500 Meter unter der Erde in einem Stichwort:Foto Uran Zwischenlager Jens Wolf, dpa Uran ist ein Metall. In reiner Form ist es silberweiß und recht weich. Doch in reiner Form findet man Uran in der Natur nicht. Denn es verbindet sich sehr schnell mit anderen Stoffen, etwa mit dem Sauerstoff aus der Luft. Daher wird es an der Luft schnell gelblich und dann schwarzbraun. Uran wird zum Beispiel in Bergwerken abgebaut. Früher wurde das auch in Deutschland gemacht. Heute sind die Uranminen hier geschlossen. Blitzmerker: 1) Wichtige Winzlinge Stell dir vor, die Natur wäre komplett aus Lego gebaut. Dann wären Atome die einzelnen Legosteine, die Bausteine der Natur. Atome sind winzig klein, man kann sie nicht sehen. Alles auf der Erde besteht aus verschiedenen dieser Winzlinge. Sogar du selbst. Wie klein Atome sind, wird an folgendem Beispiel klar: Ein Wassertropfen besteht aus 6.000.000.000.000.000.000.000 Atomen! Das sind sechs Trilliarden. 2) Es geht kleiner! Noch viel kleiner als das Atom ist der Atomkern in seiner Mitte. In ihm steckt die Energie, die in Atomkraftwerken genutzt wird. Und wie klein ist viel kleiner? Stellen wir uns vor, ein Atomkern wäre so groß wie eine Kirsche. Und diese Kirsche läge im Mittelkreis eines Fußballstadions. Dann wäre das Atom insgesamt ungefähr so groß wie das ganze Fußballstadion. Ehrlich gesagt können sich nicht mal Erwachsene wirklich vorstellen, wie winzig das alles ist. 3) Die Hälfte von der Hälfe von der Hälfte… Wie lange dauert es, bis zerfallende Atomkerne nicht mehr strahlen? Diese Frage ist super wichtig – zum Beispiel, wenn man wissen will, wie lange Atommüll gefährlich bleibt. Das zu berechnen, ist etwas kniffelig. Denn man weiß vorher gar nicht, wann ein einzelner Atomkern zerfallen wird. Das kann ganz schnell gehen oder unheimlich lange dauern. Man weiß immer nur, wie lange es dauert, bis von ganz vielen Atomkernen die Hälfte zerfallen ist. Genau gesagt ist es so: Nach einer bestimmten Zeit, sagen wir: nach 30.000 Jahren, ist die Hälfte zerfallen. Damit von der übrigen Hälfte noch mal die Hälfte zerfällt, dauert es wieder 30.000 Jahre. Und dann noch einmal 30.000 Jahre, bis die Hälfte der Hälfte der Hälfte zerfallen ist. Und so weiter… Kurzes Atomkraft-ABC Brennelement - Brennstäbe - Kühlturm - Reaktor - Ein Bündel Brennstäbe im Atomkraftwerk In ihnen steckt in Atomkraftwerken das Uran. Es wird in Tablettenform hineingefüllt. Mehrere Brennstäbe sind gebündelt zu sogenannten Brennelementen So etwa sieht ein Brennelement mit Ein Turm, der oft wie eine Brennstäben aus. Dies hier ist ein Modell. Foto: Maurizio Gambarini, Sanduhr geformt ist. Viele dpa Atomkraftwerke haben einen oder mehrere. In ihm wird das Kühlwasser, wenn es warm wurde, wieder abgekühlt So heißt eine Anlagen, in der Atomkerne in einer geregelten Kettenreaktion gespalten werden. Im Kraftwerk ist das der Bereich, auf den es ankommt. Hier wird die Energie aus den Atomkernen freigesetzt Alles mal anders herum: Kernfusion Was ist unglaublich heiß, wahnsinnig hell und liefert uns am meisten Energie? Die Sonne, genau! Ihr Energiegeheimnis steckt in ihrem Innern. Dort passiert das Entgegengesetzte wie bei der Kernspaltung. Kerne verschmelzen! Genauer: Wasserstoffatome. Im Inneren der Sonne wimmelt es nur so von ihnen. Wenn sie schnell zusammenprallen, verschmelzen sie. Es entsteht Helium. Ihr kennt das Gas vielleicht: Wenn man Helium in Luftballons füllt, schweben sie. Ähnlich wie beim Spalten von schweren Atomen wird auch beim Verschmelzen von leichten viel Energie frei. Deshalb ist die Sonne so heiß und wärmt unsere ganze Erde. Forscher versuchen, das nachzubauen – sozusagen eine Sonne im Kleinen als Kraftwerk auf der Erde. Doch das ist nicht einfach. Viele Wissenschaftler aus der ganzen Welt tüfteln nun schon seit Jahren daran. Das Prinzip nennt sich übrigens Kernfusion (gesprochen: Kern-fusjon). Wusstest du, dass…? – Gefährliche Strahlen für die Medizin Wusstest du, dass die gefährlichen Strahlen, die zerfallende Atome freisetzen, auch Gutes bewirken können? In der Medizin werden sie zum Beispiel zum Kampf gegen Krebs benutzt. Dazu werden die Krebszellen beispielsweise gezielt mit diesen Strahlen beschossen, um sie zu abzutöten. Extra: Kernkraft als Bombe Was viel Energie hat, kann oft auch viel Schaden anrichten. So ist das auch bei der Atomkernspaltung. Diese Technik kann missbraucht werden, um eine Bombe zu bauen. Eine Atombombe. In solchen Waffen finden im Grunde die gleichen Uran-Kettenreaktionen statt wie in Kernkraftwerken. Nur nicht so langsam und kontrolliert, sondern alle Atomkerne werden auf einmal gespalten. So wird in ganz kurzer Zeit wahnsinnig viel Energie frei. Ein unvorstellbarer Blitz und ein Knall entstehen. Atombomben können ein ganzes Land zerstören und unbewohnbar machen. Wahrscheinlich besitzen neun Staaten auf der Erde solche Waffen. Seit vielen Jahren wird versucht, Atomwaffen langsam abzuschaffen. Dazu haben zum Beispiel über 200 Länder einen Vertrag unterschrieben. In ihm versichern Länder, die solche Waffen haben, dass sie sie nicht weitergeben. Länder, die keine haben, dürfen sich solche Waffen auch nicht besorgen. Das wird auch kontrolliert.