Sachinformationen zu jedem Bild

Werbung
Kreismedienzentrum Heilbronn – Ausstellung Naturformen
Formen | Farben | Muster der Natur
Einblicke in verborgene Lebenswelten
Eine Ausstellung mit Fotos von Karlheinz Baumann
Fotos: K. Baumann
Begleittexte zu allen Bildern
Flur rechts: 7
Flur links: 15
Kreismedienzentren Heilbronn und Tübingen; teilweise entnommen aus:
Baumann, Karlheinz: Formen | Farben | Muster der Natur, Gomaringen (2015)
1
Kreismedienzentrum Heilbronn – Ausstellung Naturformen
Flur links
1-3 Laubblatt: Zersetzung durch Mikroorganismen
Riesige Mengen Laubblätter werden jeden Herbst von Bäumen abgeworfen. Würden sie nicht
natürlich zersetzt, würde die Natur unter Laubbergen verschwinden, und die enthaltenen Stoffe
würden den Pflanzen fehlen. So aber ist die Zersetzung Teil eines effektiven Kreislaufs.
An der Zersetzung sind viele Lebewesen beteiligt, z. B. Bakterien, Pilze oder Fraßinsekten. Am
Ende ist das Falllaub abgebaut und in die Stoffe zerlegt, aus denen es aufgebaut worden ist, z. B.
Mineralstoffe. Diese werden in der Humusschicht im Boden angereichert und stehen den Bäumen
für das Wachstum und die Bildung junger Blätter erneut zur Verfügung.
In verschiedenen Vergrößerungen erkennt man, dass bei der Zersetzung das härtere, weil
verholzte Blattmaterial am längsten Bestand hat: Die Blattadern, also Leitbündel. Sie dienen
dem Transport von Wasser und den Produkten der im Blatt stattfindenden Fotosynthese (also
Kohlenhydrate) in andere Teile der Pflanze.
Die Blattadern sind netzartig angeordnet und erreichen so, immer feiner verzweigend, jeden
Bereich des Blattes.
4 Früchte des Wiesen-Sauerampfer
Diese beiden nur millimetergroßen Nussfrüchte des Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa) sind
Teil einer viel größeren Rispe. Jede Frucht ist von flügelartigen ehemaligen Blütenblättern
umgeben, die bei der Verbreitung durch Wind hilfreich sind.
Der Sauerampfer ist in der Grünlandwirtschaft nicht beliebt, da er sich in Heu oder Silage nicht gut
konservieren lässt; auch Nutzvieh meidet ihn wohl. Für den Menschen ist er dagegen als
Grüngemüse wegen seines hohen Vitamin-C-Gehalts interessant.
5 Reifes Sporenlager des Echten Wurmfarns
Der Echte Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) ist ein in Europa sehr verbreiteter Waldfarn. Zum
Namen: In seinen Wurzelstöcken finden sich Substanzen, die Darmparasiten wie den Bandwurm
lähmen. Darum wurden früher Wurzelextrakte zur Wurmbekämpfung eingesetzt.
Entwicklungsgeschichtlich gesehen gehören die Farne zu einer sehr alten Pflanzengruppe, die es
lange vor den Samenpflanzen gab. Farne haben keine Blüten und bilden keine Samen zur
Verbreitung aus, sondern bilden Sporen an der Unterseite ihrer Blätter.
Die Sporen können in entsprechend feuchtem Milieu zu einer Vorstufe (dem sog. Prothallus)
heranwachsen, auf dem später nach einem Befruchtungsvorgang durch Geschlechtszellen die
Farnpflanze entsteht.
2
Kreismedienzentrum Heilbronn – Ausstellung Naturformen
6 Frucht des Reiherschnabels
Reiherschnabel und Storchschnabel (vgl.  Bild 7) gehören zu den Storchschnabelgewächsen
(Geraniaceae) – genauso wie unsere Zier-Geranien.
Die Blüte des Reiherschnabels (Erodium manescavii) entwickelt nach der Bestäubung eine lange,
schnabelartige Frucht. Sie besteht wie bei allen Geranien aus fünf Einzelsamen, die bei der
Reifung einzeln freigesetzt werden. Das Fünftel des Schnabels, das am Samen hängt, trocknet
dabei und rollt sich spiralig auf. Unter Mitwirkung der Haare an den Samen bleiben letztere leicht
an Tierfell oder Kleidern hängen und werden so zu neuen Lebensräumen transportiert.
Die Spiralform des Stiels ist nicht zufällig: Sie hat eine Funktion. Bei Feuchtigkeit streckt sich eine
Schicht, und der Stiel entwindet und streckt sich. Ist der Same in Bodennähe entsprechend in der
Krautschicht verhakt, wird der spitze Same in den Boden gebohrt.
7 Mehrteiliger Fruchtstand des Storchschnabels
Ebenso wie der Reiherschnabel (vgl.  Bild 6) bildet auch der Blutrote Storchschnabel (Geranium
sanguineum) eine fünfteilige, spitz zulaufende Frucht, die zunächst wie ein Storchenschnabel
aussieht. Die Einzelsamen werden freigesetzt, wenn der Schnabelteil eintrocknet und sich biegt.
8 Fliegenpilz: Fruchtkörper
Der auffällige rote und weiße Fruchtkörper des Fliegenpilzes (Amanita muscaria) ‚warnt‘ vor seiner
Giftigkeit. Der Fruchtkörper dient dem Pilz zur Verbreitung seiner Sporen. Unter dem roten Hut
finden sich Lamellen, an denen sich die Sporen entwickeln (vgl.  Bild 9). Mit den Sporen kann
der Pilz neue Lebensräume im Wald erreichen.
Die meiste Zeit, und bevor der Fruchtkörper ans Licht drängt, lebt der Pilz für uns fast unsichtbar
als feines Gespinst im Boden. Wie viele andere Pilzarten zersetzt er Reste anderer Lebewesen,
hier z. B. Blätter oder Nadeln im Waldboden. Auch Totholz wird in erster Linie von Pilzen zersetzt
(vgl.  Bild 10).
Pilze sind weder Pflanzen noch Tiere, sondern eine eigene Lebensform. Viele Waldpilze wie der
Fliegenpilz bilden zusammen mit feinen Baumwurzeln eine Lebensgemeinschaft (Mykorrhiza), von
der beide Partner Vorteile haben: Der Pilz löst z. B. Mineralstoffe aus dem Boden, die der Pflanze
zugutekommen; die Pflanze wiederum ‚versorgt‘ den Pilz mit energiereichen Stoffen, die sie durch
Fotosynthese herstellt.
9 Lamellen im Fruchtkörper des Orangeseitlings
Der Orangeseitling (Phyllotopsis nidulans) ist ein Pilz, der in altem, verrottendem Holz wächst; vor
allem in bergigen Gebieten auf Stümpfen von Nadelbäumen. Sein Fruchtkörper mit den Lamellen
(vgl.  Bild 8) findet man vom Herbst bis in den Frühling.
10 Marmorfäule im Holz der Rotbuche
Das Muster in diesem Holzquerschnitt einer Rotbuche (Fagus sylvatica) wird durch verschiedene
Pilzarten hervorgerufen, die den gefällten Baumstamm allmählich zersetzen.
Die Pilzgeflechte durchdringen dabei das Holz in alle Richtungen und besetzen ihre Areale;
verschiedene Farben deuten auf verschiedene Pilzarten hin, die sich den Raum teilen müssen. Im
Querschnitt erscheinen die Areale dann oft ansprechend marmoriert. Ein Rotbuchenstamm ist so
in einem feuchten, dunklen Laubwald nach etwa zehn bis fünfzehn Jahren zerfallen.
3
Kreismedienzentrum Heilbronn – Ausstellung Naturformen
11 Fraßbild von Borkenkäfern im Holz eines Baumes
Das für verschiedene Käferarten charakteristische Fraßbild kommt dadurch zustande, dass das
Weibchen entlang eines Fraßgangs mehrere Eier ablegt. Die geschlüpften Käferlarven fressen
sich senkrecht zu diesem Gang abzweigend ins Holz bzw. ins Bastgewebe der Rinde. Da diese
Schicht den Nährstofffluss des Baumes sicherstellt, führt der Befall meist zu seinem Absterben.
12 Karlheinz Baumann: Biographische Daten und Portrait
13 Spiralige Wuchsform einer alten Kiefer im Ancient Bristlecone Pine Forest,
Kalifornien
Viele der Bäume dieses Schutzgebiets scheinen völlig abgestorben. Etliche überdauern aber, am
Leben gehalten nur von einem dünnen Rindenstreifen, auch umgestürzt noch viele hundert Jahre.
Auch nach ihrem Tod verrotten sie nicht, sondern werden wie Geistergestalten noch weitere
tausend Jahre von den Elementen langsam geformt und abgetragen (vgl.  Bild 14).
14 Uralte Kiefer im Ancient Bristlecone Pine Forest, Kalifornien
In einer Höhe von über 3000 Metern befindet sich in den White Mountains im Regenschatten der
Sierra Nevada ein Schutzgebiet mit uralten, bizarr geformten Bäumen: Den Langlebigen Kiefern
(Pinus longaeva).
1958 ergab eine Auszählung von Jahresringen eines Exemplars ein Alter von mehr als 4700
Jahren. Damit war der Baum die damals älteste bekannte individuelle Pflanze der Erde und wurde
liebevoll „Methusalem“ genannt.
Die unwirtliche, karge Umgebung mit sehr geringen Niederschlägen führt dazu, dass sich die
Bäume nur sehr langsam entwickeln – kaum drei Zentimeter im Umfang in hundert Jahren. Das
Holz ist entsprechend hart und beständig (vgl.  Bild 13).
4
Kreismedienzentrum Heilbronn – Ausstellung Naturformen
Flur rechts
15 Belag aus verschiedenen Arten von Krustenflechten auf Felsen
Flechten sind keine einheitlichen Lebewesen, sondern Lebensgemeinschaften eines Pilzes mit
einer Alge (oder Cyanobakterium). Der Pilz beherbergt den empfindlichen Partner, der ihm durch
Fotosynthese Energie in Form von Kohlenhydraten liefert.
Durch diese sogenannte Symbiose können gemeinsam auch schwierige Standorte wie etwa
nackter Fels besiedelt werden. Einzelne der weltweit etwa 28.000 verschiedenen Arten von
Flechten findet man in der Antarktis, aber auch in den Wüsten.
Farbe und Wuchsform unterscheiden die verschiedenen Arten. Gruppen sind: Krustenflechten, die
flach und fest angewachsen sind, ( siehe auch Bild 17), Blattflechten mit eher lappiger Form (
Bild 16) und Strauchflechten, die große Bärte bilden können.
16 Gewöhnliche Gelbflechte & Ziegen-Schwielenflechte
Gelbflechten und Schwielenflechten gehören zu den Blattflechten ( Bild 15). Meist wachsen sie
auf der nährstoffreichen Borke von Laubbäumen, bei großem Nährstoffangebot aber auch auf
Mauern und Steinen. Zu sehen sind die Gelbflechte Xanthoria parietina und die ZiegenSchwielenflechte Physcia aipolia.
17 Fransen-Nabelflechte, umgeben von verschiedenen Krustenflechten
Die grau-schwarze Fransen-Nabelflechte (Umbilicaria cylindrica) ist eine Blattflechte (vgl.  Bild
15) und wächst auf einem Silikatfelsen wie z. B. Gneis oder Granit, d. h. auf einem eher sauren
Untergrund. Sie ist hier umgeben von mehreren Krustenflechten-Arten. Die Nabelflechten sind auf
der Unterseite in der Mitte an einer Stelle (den Nabel) auf dem Felsen festgewachsen.
18 Schaummuster auf einem Schwarzwasserfluss im Amazonasgebiet
Natürlicher Schaum auf Oberflächengewässern kann durch Stoffe entstehen, die beim Abbau
von Pflanzenresten wie z. B. Blättern ausgeschwemmt werden. Der Schaum entsteht an
Stromschnellen und sammelt sich an ruhigeren Stellen wie z. B. in einem Kehrwasser.
In den Tropen überwiegen drei Flussarten: Schwarzwasser-, Weißwasser- und Klarwasserflüsse.
Schwarzwasserflüsse entspringen oft in Mooren oder humusreichen Waldböden; sie enthalten
darum viele Huminsäuren und erscheinen kaffeefarbig.
Weißwasserflüsse sehen hellbraun oder weiß aus, weil sie große Mengen an Trübstoffen mit
sich führen. An ihrem Grund lagern so nährstoffreiche Sedimente.
Klarwasserflüsse haben sehr wenige Nährstoffe und Schwebstoffe, die Sichtweite unter Wasser
beträgt daher mehrere Meter.
5
Kreismedienzentrum Heilbronn – Ausstellung Naturformen
19 Wachstumsphase eines Schleimpilzes
Echte Schleimpilze (Myxomyceten) gehören zu den geheimnisvollsten Lebensformen. Sie
bestehen nur aus einer einzigen riesigen Zelle mit mehreren Zellkernen, sind aber weder Tier
noch Pflanze noch Pilz!
In der Wachstumsphase (Plasmodium) bilden sich in der amöbenartigen Zelle aderförmige
Plasmaströme aus; die Zelle wächst und bedeckt schleimartig neuen Untergrund, oft Totholz, den
sie zersetzt.
Beim Ausreifen bilden Schleimpilze Fruchtkörper auf Stielen (vgl.  Bild 20), die ihnen den
irreführenden Namen eingetragen haben. Die vom Wind freigesetzten Sporen werden bei
genügender Feuchtigkeit wieder zu amöbenartigen Lebewesen.
20 Unausgereifte Fruchtkörper eines Schleimpilzes
Die Fruchtkörper des Schleimpilzes Trichia decipiens sind frisch ausgeformt, aber noch nicht
ausgereift. Etwa zwei Tage später sind die ausgereiften Fruchtkörper olivfarben und mit Sporen
gefüllt (vgl.  Bild 19).
21 Tropische Blütenpflanze aus Ecuador: Gesneria spec.
Eine Vielzahl von Pflanzenarten im Urwald von Ecuador ist bis heute nicht komplett erforscht. Eine
dieser Gruppen ist die Familie der Gesneriengewächse (Gesneriaceae) innerhalb der Ordnung der
Lippenblütlerartigen (Lamiales).
22 Gongora-Orchidee und zwei Schmuckbienen im Urwald von Ecuador
Die Schmuckbiene, die von der Gongora-Orchidee angelockt wurde, schabt mit den Vorderbeinen
Duftstoffe aus der Blüte. Die auf ihrem Rücken haftenden gelben Pollenpakete (Pollinien)
stammen von einer zuvor besuchten Blüte und können nun diese Blüte bestäuben. Eine weitere
Schmuckbiene ist bereits im Anflug.
Die Schönheit der Farben und die kunstvollen Formen der Orchideenblüten dienen allein dem Ziel
der Bestäubung durch Insekten. Manche Orchideenarten sind wie in einer Partnerschaft so
spezialisiert, dass nur eine einzige Insektenart für die Bestäubung in Frage kommt.
6
Herunterladen