Aroma Nr. 4 / September 2016

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aroma
N0 4 – 2016
DAS GENUSSMAGAZIN
VON PISTOR
Auf der Pirsch
Ein Bäcker auf der Walz S. 8 / Gerichte mit Geschichte
im Hotel Wetterhorn S. 20 / Farmy.ch: die Gründer im Gespräch S. 32
Das Tessiner Kulturgut Marroni S. 36
«Verführerische Desserts
zaubern geht jetzt ganz einfach –
Stück für Stück abschneiden,
dekorieren, fertig.»
Domenico Miggiano, Küchenchef, Createur und
Inhaber des Gasthofs Löwen in Bubikon, Zürich
«Le Dessert» ist individuell portionierbar, rasch zubereitet und lässt kreativen Freiraum für die Dekoration. Vier verführerische Geschmacksvariationen sorgen für
Abwechslung: Chocolat Noir, Chocolat et Cerises, Noisette und Mango-Passion –
alle ohne Gelatine. Entdecken Sie «Le Dessert» – eine weitere gute Idee von Profis
für Profis. Exklusiv erhältlich bei Pistor.
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Inhaltsverzeichnis / Editorial
S. 8
S. 25
S. 32
S. 20
S. 36
Aufgetischt
«Wir machen Sie wild»
06––––––––––– Kurzfutter: Tipps. Online. Geschichte. Aus der Natur.
18 ––––––––––– Im Einkaufswagen: Wildes für Herd und Ofen
25 ––––––––––– Aufgefallen: Ein Fest für Ohren und Gaumen
Dossier
04––––––––––– Auftakt: Herbstfülle
08 ––––––––––– Z
u Besuch: bei Wandergeselle Camillo
in der Bäckerei Rösseler
14 ––––––––––– Essenz: Kampf gegen drei Übeltäter
Weidmannsheil, liebe Leserin, lieber Leser
Ich mag es, wenn Pferde wild über die Weide
galoppieren, wenn der wilde Mohn
im Feld blüht und die Wellen am Meer wild
ans Ufer schlagen. Aber so richtig wild
mag ich es nur einmal im Jahr: auf dem Teller –
im Herbst. Damit entspreche ich dem
Schweizer Durchschnitt. Ein- bis dreimal pro
Jahr isst der Schweizer Wildfleisch. Ich
schätze das zarte Fleisch von Reh, Hirsch und
Wildschwein, weil es mager und leicht
verdaulich ist. Auch mir geht es wie dem Rest
der Schweiz: je herbstlicher das Jahr,
desto grösser die Lust auf wilde Speisen.
Die vierte Ausgabe von unserem Genussmagazin widmet sich ganz der goldenen
Jahres­zeit und seinen Vorzügen.
«Halali» – auf zur Jagd nach herbstlichwildem Lesespass!
Nina Vagli
Chefredaktion Aroma
20 ––––––––––– Zu Besuch: im Hotel Wetterhorn auf dem Hasliberg
32 ––––––––––– Im Gespräch: Roman Hartmann und Tobias Schubert,
Farmy AG
Wissen
27 ––––––––––– Tipp: Das Wandern ist des Bäckers Lust
28 ––––––––––– Wissensdurst: Buntes vom Herbst
31 ––––––––––– Amuse-Bouche: Quitte
Mise en Place
16 ––––––––––– Zu Tisch: Herbstlicher Dessertzauber
36 ––––––––––– Auf Reisen: M(mmh)arroni
41 ––––––––––– Kalender: Branchen-Highlights von September bis
November 2016
42 ––––––––––– 5 Fragen an: Sandra Köpfli
Impressum
Herausgeber: Pistor AG, Hasenmoosstrasse 31, 6023 Rothenburg, Tel. 041 289 89 89,
Fax 041 289 89 90, [email protected], www.pistor.ch Redaktion: Nina Vagli (Chefredaktion),
Erich Büchler, Franziska Dubach, Felicia Gähwiler, Hubert Koch, Sandra Liegl-Gil, Viviana Schüpfer
E-Mail: [email protected] Konzept: Infel Corporate Media, Zürich Layout: Lara Amrhein,
Franz Basler, Patrik Walker, Mathilde Waser Titelbild Bäckerei: Stefan Bienz Titelbild Gastronomie:
Alfons Gut Inserate: Ursula Halter, Tel. 041 289 82 48, [email protected] Druck: Abächerli
Media AG, Sarnen Gesamtauflage: 9900 Exemplare Erscheinungsweise: 6x jährlich in deutscher
und französischer Sprache Copyright: Pistor AG.
No 4 / 2016 Pistor
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Herbstfülle
BILD: iStock Roberto A Sanchez
Leuchtendes Herbstlaub, letzte wärmende Sonnenstrahlen,
ausgedehnte Wanderungen, knisterndes Kaminfeuer, Wild, Kürbisse,
Erntezeit. Die dritte Jahreszeit ist voller Farben und Lichtspiele.
Eine Zeit, die wir mit allen Sinnen geniessen, bevor der Winter Einzug
hält. Wir zeigen Ihnen, wie und wo Sie das Beste
aus dem Herbst herausholen.
Auftakt
No 4 / 2016 Pistor
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Kurzfutter
Durchschnittlich werden in der Schweiz
eine bis drei Wildmahlzeiten pro
Jahr und Person verspeist. Für erwachsene
Durchschnittskonsumenten besteht
deshalb kein Gesundheitsrisiko beim Verzehr
von Wild, das mit bleihaltiger Munition
geschossen wurde. Bis zu zehn Portionen im Jahr
stellen für das menschliche Nervensystem
kein Risiko dar. Das Schwermetall ist in geringen
Dosen nur für Ungeborene und Kinder schädlich.
Mehr zu Blei im Wildfleisch: www.blv.admin.ch
Familienerlebnis rasch zur Hand
Mit der App «Family Trips» von Schweiz
Tourismus finden Sie herbstliche Familien­
erlebnisse in Sekunden. Ganz einfach
die Wunschkriterien wählen und aus über
1000 Schweizer Ausflugs­tipps auslesen.
Ob verregneter Sonntag oder schulfreier
Mittwochnachmittag, die spielerische App
für iPad, iPhone, Android sowie Win­dows 8 liefert spannende Erlebnisse für
die ganze Familie. Das Gute liegt oft so
nah! Besonders praktisch: eine Empfeh-
6
Pistor No 4 / 2016
lung für eine familienfreundliche Unterkunft bei Ihrer nächsten Ent­deckung gibt
es automatisch dazu.
Für Smartphone oder iPad:
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Französisch, Italienisch
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Kurzfutter
Herbstküche auf Pinterest
Pinterest – der digitale Treffpunkt für
Food-Blogger und Food-Lovers aus
der ganzen Welt. Im kostenlosen sozialen Netzwerk finden sich zum Thema
«Herbst- und Wildküche» viele virtuelle
Pinnwände mit Rezeptideen. Sei es für
Herd oder Backstube, für Getränke oder
für Inspirationen zu herbstlichen Dekorationen.
Einige Vorschläge: www.pinterest.com/
––leckerde/lecker-durch-den-herbst
––springlanede/herbst-rezepte/
––damndelicious/fall-recipes/
––minimalistbaker/fall/
––melhartwright/
autumn-harvest-themed-dinner/
––kristenwhitby/fall/
––marlameridith/pumpkin-love/
DIE LEGENDE DES
HEILIGEN HUBERTUS
Der Legende nach wurde der Namens­
geber von Hubertus-Terrine und Co., der
heutige Schutzpatron der Jäger, nach
dem Tod seiner Frau ein zügelloser Jäger.
Aus lauter Unmut schoss er auf alles,
was sich im Wald bewegte, und versuchte
mit der gesetzlosen Jagd seinen Kummer zu
betäuben. Da trat ihm bei einem seiner
wilden Streifzüge ein Hirsch, mit strahlendem Kreuz im Geweih, vor den Bogen.
Vom Licht geblendet, liess er den Pfeil
fallen und sank auf die Knie. Der Hirsch
sprach zum jungen Hubertus und ermahnte ihn, sein ausschweifendes Leben
aufzugeben und sich Gott zuzuwenden.
Nach dieser Begegnung unterzog er sich
einem radikalen Wandel und lebte von
da an als Einsiedler. In Gedenken an ihn
soll mit Wild und Wald in gottgefälliger
Weise umgegangen werden.
VOM WALD
IN DEN KOCHTOPF
BILDER: Schweiz Tourismus; iStock anelluk
LASS DAS WILD IN RUHE
Unsere Wälder sind voller wilder Tiere.
Meist leben sie zwar nah, aber in ihrer
eigenen Welt. Doch unsere Wege kreuzen
sich immer öfter. Die Menschen zieht es
für Freizeitaktivitäten vermehrt in den
Lebensraum von Wildtieren. Ob im Wald,
in den Bergen oder vor der eigenen
Haustüre – wer sich richtig verhält, schützt
sich und das Tier:
––Wildruhezonen und Wildschutzgebiete
respektieren und Lärm vermeiden
––Waldränder in der Dämmerung meiden
––Wintereinstände von Wildtieren
weiträumig umgehen
––Saisonale Felssperrungen während
der Vogelbrutzeit respektieren
––Hunde auf Waldwegen anleinen
(wenn kein guter Appellgehorsam)
––Abfälle nie im Wald entsorgen
––Bei Verkehrsunfällen Wildhüter
benachrichtigen
––Abstand zu Schilfbeständen wahren
Weiterführende Informationen:
www.respektiere-deine-grenzen.ch
www.tierschutz.com
Das erste Wild-Kochbuch, das der ganzen
Tradition der Jagd nachgeht. Neben den
Rezepten von Stéphane Reynaud stecken
im neuen Wild-Kochbuch Geschichten
von echten Jägern und viel Expertenwissen zu Tieren und Jagd. Humorvolle
Zeichnungen und viele Fotos von Wildschwein, Hirsch und
Fasan runden das
liebevoll gestaltete
Kochbuch ab. Ein
Muss für Einsteiger
und alte Hasen der
Wildküche.
Das Buch dazu:
Wild. Auf der Jagd nach neuen Rezepten.
ISBN 978-3-95961-010-0
CHF 37.40
No 4 / 2016 Pistor
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RÖSSLER
Bäckerei – Konditorei –
Confiserie – Café
Ruth & Urs Rössler
Hofackerstrasse 1
8422 Pfungen
Filiale in Neftenbach
www.baeckerei-roessler.ch
8
Pistor No 4 / 2016
Zu Besuch
Camillo
auf der Walz
Bäcker Urs Rössler und Wandergeselle Camillo
begegnen sich ein erstes Mal auf der Pfungener
Mülldeponie. Camillo ist auf der Suche nach Arbeit
und spricht Urs Rössler, der am Entsorgen ist, an.
Doch Urs Rössler hat vorerst keine Zeit.
TEXT: [email protected] | BILDER: Stefan Bienz
Z
wei Stunden später spricht Camillo
erneut bei Urs Rössler vor. «Mit einem Spruch, der sich keiner merken
kann, hat er um Arbeit gefragt», erzählt dieser. Camillo kommt wie gerufen, da
Urs Rössler aufgrund einer Verletzung momentan nicht im Betrieb mitarbeiten kann.
Deshalb stellt er Camillo nach unkompliziert eingeholter Arbeitsbewilligung ein.
In Deutschland gehen nicht nur Tischler
und Zimmerleute auf die Walz (Wanderschaft), sondern auch Bäcker ziehen ihre
karierte Kluft (Tracht) an und gehen auf
die Bäckerwalz. Vor fünfzehn Monaten hat
Camillo seinen geregelten Alltag als Bäcker
gegen das Abenteuer getauscht. Mit fünf
Euro in der Tasche ist er als Camillo, fremder Bäcker-Konditor – den Nachnamen legen Wandergesellen ab –, losgezogen. Mit
Stolz trägt er seither sein erlerntes Handwerk in die Welt hinaus, erweitert dabei
sein Wissen, sammelt Erfahrungen und
arbeitet an verschiedensten Orten, um das
unterwegs benötigte Geld zu verdienen.
Für vier Wochen arbeitet er in der Bäckerei Rössler in Pfungen, bevor es ihn weiter
nach Afrika ziehen wird.
Mit fünf Euro in der Tasche
Die Walz beginnt mit der symbolischen
Überquerung des Ortsschildes am Wohnort. Von da an hat der Wandergeselle die
ersten 50 km zu Fuss zu gehen. Er darf die
sogenannte Bannmeile frühestens nach
zwei Jahren und einem Tag wieder betreten.
Camillo ist schon in seiner Jugendzeit viel
herumgekommen: Er wurde in Berlin geboren, hat einige Zeit in Südfrankreich gelebt
und in der Schweiz – in der Bäckerei Jetzer
in Basel – seine Lehre gemacht. Deshalb hat
Camillo mit Urs Rössler, seinem Chef auf Zeit.
No 4 / 2016 Pistor
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Zu Besuch
Camillo bei der Arbeit in der Backstube – engagiert und mit viel Berufsstolz.
Camillo sogar drei Bannmeilen erhalten.
Eine in der Schweiz, eine in Deutschland
und eine in Südfrankreich.
Gestartet hat Camillo sein Abenteuer im
Jura. Zu Fuss und nach den ersten 50 km
auch mal per Anhalter – Gesellen dürfen
kein Geld für ihre Reise ausgeben – ging
es weiter Richtung Emmental. Von da hin­
auf auf den Napf. Dann weiter Richtung
Bodensee. Später durch Deutschland hoch
bis nach Hamburg. «Anschliessend bin ich
kreuz und quer durch die Republik ‹geballert›», wie Camillo zu sagen pflegt. Danach
hat er mehrere europäische Länder bereist,
wie zum Beispiel Frankreich, Ungarn, Rumänien, England oder die Beneluxstaaten,
oft per Anhalter und auch in grossen Teilen wandernd. In Rumänien hat er einige Monate in einer Bäckerei gearbeitet.
beiten nicht nur für Kost und Logis, sondern
erhalten einen angemessenen Lohn für ihre
Arbeit, wie andere Angestellte auch. Dazwischen engagieren sie sich gerne auch mal in
sozialen Projekten oder nehmen auch für
einige Tage einen Handlangerjob an. «Das
Geld, das ich auf der Wanderschaft verdiene, bleibt auf Wanderschaft. Man geht
mit 5 Euro los und sollte auch wieder mit
5 Euro zurückkehren. Den Rest kann man
‹verfeiern›», witzelt Camillo.
Ein Altgeselle bringt dich los
Auf der Walz gibt es viele Regeln und Traditionen. Das will gelernt sein, deshalb sucht
sich ein Interessent einen erfahrenen Wandergesellen, einen sogenannten Altgesellen, der ihn losbringt, wie dies traditionell
genannt wird. Das war auch bei Camillo
«Das Geld, das ich auf der Wanderschaft
verdiene, bleibt auf Wanderschaft.»
Camillo
Das bescheidene Leben der Menschen, die
aber trotzdem oder gerade deswegen glücklich und zufrieden sind, hat ihn beeindruckt.
«Du lernst alle möglichen Menschen
kennen – von arm bis reich, von links bis
rechts –, das finde ich sehr bereichernd.
Und du bekommst extrem viel mit», erzählt
er. «Oft brauchst du nicht einmal mehr die
Zeitung zu lesen und du kannst spontan entscheiden, in welche Richtung du als nächstes gehen willst.» Handwerksgesellen ar-
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Pistor No 4 / 2016
nicht anders. Der Altgeselle hat ihn die ersten zwei Monate begleitet und ihm in dieser
Zeit alles Notwendige beigebracht. Gleichzeitig bürgt der Altgeselle in der Zeit von
Camillos Wanderschaft dafür, dass er sich
in der Wanderzeit «ehrbar und löblich»
verhält. Benehmen sich Gesellen daneben,
wird ihnen der Ohrring herausgerissen und
sie werden somit zum Schlitzohr. Der Ohrring wird ihnen übrigens mit Nagel und einem gezielten Hammerschlag gestochen.
Camillo hat inzwischen schon selber «jemanden auf Wanderschaft gebracht», einen
Zimmermann. «So nach einem Jahr ständig
unterwegs ist man in der Lage, dass man
das kann und darf», erklärt Camillo. «Die
Regeln der Walz sind in jedem Handwerk
gleich: In den ersten zwei Monaten, in denen ich ihn begleitet habe, ging es darum,
ihm zu zeigen, wo man was findet, und ich
habe dafür gesorgt, dass er mit der neuen
Situation umgehen kann und Vertrauen gewinnt. Nach dieser Einführungsphase kennen sie auch die Orte, wo man sich mit anderen Gesellen treffen und austauschen kann,
wenn man Lust dazu hat», schliesst Camillo
seine Ausführungen.
Der Stenz findet dich
Handwerksgesellen tragen auf der Wanderschaft ihre traditionelle Handwerkstracht.
Sie wird «Kluft» genannt und besteht bei
Bäckergesellen aus einem schwarzen Hut,
einem weissen Hemd, einer Schlaghose,
einem karierten Gilet (Weste) und Jackett
sowie aus dunklen Lederschuhen. Die acht
Knöpfe am Gilet symbolisieren die maximale Arbeitszeit von acht Stunden am Tag.
Auf dem Giletrücken trägt Camillo stolz das
Logo des Bäckerschachts, in dem er Mitglied
ist. Schächte sind Gemeinschaften von Wandergesellen, vergleichbar mit Studentenverbindungen. Die Knöpfe am Jackett, es sind
sechs an der Zahl, stehen für sechs Arbeitstage in der Woche. Ein treuer Begleiter des
Gesellen ist dessen Wanderstock, «Stenz»
genannt. «Ein Sprichwort besagt, ‹du suchst
nicht nach dem Stenz, sondern der Stenz findet dich›», weiss Camillo. «Wie der Stenz zu
einem findet, lernt man vom Altgesellen»,
erklärt Camillo weiter. Die Windungen im
Holz stehen für die Reisejahre. Sein Hab und
Gut packt der Wandergeselle in den Charlottenburger. Ein bedrucktes Tuch, das auch
Charlie oder Berliner genannt wird. Viel Gepäck ist es nicht: Nebst Wechselwäsche sind
es zwei weisse Hemden, Bäckerklamotten
und Schuhe zum Arbeiten in der Backstube,
das Wanderbuch und ein paar persönliche
Utensilien sowie ein Fotoapparat. Das einzige Luxusgerät, welches Camillo dabei hat
Qualität, die
begeistert.
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das in höchster Qualität.
«Du suchst nicht nach dem Stenz, sondern der Stenz findet dich»,
besagt ein Sprichwort.
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zum Frühstück
und dabei haben darf. Der Name des Tuchs
stammt von der Stadt Charlottenburg, heute
ein Stadtteil von Berlin. Dort wurden früher rucksacktragende Handwerksgesellen
nicht hereingelassen, weil sich Ungeziefer
in ihren Rucksäcken scheinbar gut halten
konnte. Aufgrund der Charlottenburger Regel wurde es üblich, die Habseligkeiten in
Tüchern zu transportieren.
Schlafplatz unbekannt
Die Ungewissheit ist auf der Wanderschaft
manchmal ein ebenso treuer Begleiter wie
das Abenteuer. «Man weiss nie, wo man
schläft», so Camillos Aussage, die er sogleich relativiert: «Mit der Zeit ist es gar nicht
mehr so schwer, Schlafplätze zu finden. Ich
bin immer wieder selbst fasziniert und überrascht, wie ich unterwegs auf Leute zugehe
• Eifix Vollei, Eigelb und
hoch aufschlagfähiges
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Zu Besuch
Camillos Wanderbuch zeigt die verschiedenen
Stationen seiner Reise.
Obwohl oder gerade weil es gut geworden ist in Pfungen,
zieht es Camillo weiter nach Afrika.
oder wie die Leute dich ansprechen.» So
ergeben sich viele Schlafmöglichkeiten.
«Auf einem Schiff schlafen, vor der Tür
vorsprechen und für ein Bett fragen …», sinniert Camillo. Einmal hat er bei Zigeunern
unter der Brücke übernachtet. «Wir haben
zusammen gefeiert und es war ein ‹meeega
geiler Abend›.» Die «Zigeuner-Oma» habe
zu den Gesellen gesagt: «Was seid ihr für
Verrückte!» Camillo und seine Genossen
haben ihre Aussage als grosses Kompliment
verstanden. «Kneipen absitzen ist auch so
ein Ding – sitzen, sitzen, ein bisschen laut
vertönen lassen, dass man noch keinen
Schlafplatz hat», beschreibt er einen weiteren Trick unter Wandergesellen auf der Suche nach einem Schlafplatz. Oft hilft auch
die traditionelle Kleidung, um Unterstützung auf der Strasse zu kriegen, ist Camillo
überzeugt. Gezwungenermassen draussen
bleiben und die Nacht im Freien verbringen
musste er erst ein- oder zweimal.
Wenn’s anfängt gut zu werden
Abschied nehmen ist bekanntlich schwer.
Das geht auch Camillo nicht anders: «Das
Schlimme ist: jetzt fängt’s an gut zu werden
und trotzdem geht’s nächste Woche weiter
nach Afrika. An jedem neuen Ort fühlst du
dich anfänglich wie ein Auszubildender im
ersten Lehrjahr – alles ist neu: die Arbeit, die
Rezepturen und die daraus resultierenden
Produkte, die Abläufe in der Produktion,
die Menschen, mit denen du zusammen-
arbeitest», erzählt Camillo und ergänzt:
«Und doch gewöhnt man sich schnell an die
neuen Gegebenheiten. Es ist mir jetzt schon
zweimal passiert, dass ich mich so richtig
wohlgefühlt habe. Auch Pfungen ist so ein
Ort, wo ich mir gut hätte vorstellen können,
noch etwas länger zu bleiben. Aber …», sagt
er und zitiert folgenden Spruch: «Wenn
der Postbote anfängt, dich zu grüssen, dich
beim Namen zu nennen, und der Hund aufhört zu bellen, dann hast du zu gehen.» Maximal drei Monate bleiben Wandergesellen
an einem Ort, bevor sie weiterziehen. So erlebt Camillo viele schöne, aber auch immer
wieder schwere Momente auf seiner Reise.
«Ich bin aber noch nicht in der Phase, wo ich
genug davon habe», meint er strahlend.
Auf nach Afrika
Bereits nächste Woche geht seine Reise
weiter nach Afrika. In Malawi wird er ehrenamtlich arbeiten und mithelfen, eine
Bäckerei aufzubauen. Den Retourflug zahlt
die Stiftung. Nebst Afrika hat Camillo noch
weitere Ziele auf seiner Walz. Nach seinem
Afrikatrip möchte er erneut einen Betrieb
finden, wo er nochmals so richtig gefordert wird. Besonders im Bereich Konditorei
wünscht er noch dazuzulernen. Skandinavische Länder, «die haben richtig gutes Brot
und gute Backwaren», sowie das Geheimnis der Weissbrotherstellung in Frankreich
sind weitere Ziele des Wandergesellen
Camillo, fremder Bäcker.
No 4 / 2016 Pistor
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Essenz
Kampf gegen drei Übeltäter
Alle Lebensmittel sind verderblich, doch die Haltbarkeit kann dank
verschiedener Methoden verlängert werden. Das Ziel ist es immer,
die Kleinstlebewesen, die für den Verderb der Lebensmittel verantwortlich
sind, zu minimieren, zu töten oder ihren Stoffwechsel zu verlangsamen.
auerstoff, Wärme und Wasser treiben
den Verderb von Lebensmitteln voran. Wirken alle drei gleichzeitig, geht es
besonders schnell: Gemüse wird schlapp,
Brot setzt Schimmel an, Butter wird ranzig.
Schon vor Jahrtausenden hat der Mensch
den Kampf gegen die Übeltäter aufgenommen und viele Methoden entwickelt, Lebensmittel länger haltbar zu machen.
O2
°C
H2O
Lufttrocknen
Pilze, Enzyme und Bakterien schwirren
durch die Luft und greifen Lebensmittel an,
um sich zu ernähren. Dabei zerstören sie die
Lebensmittel. Um diesen Prozess zu verlangsamen, werden Lebensmittel getrocknet oder gedörrt. Ohne Wasser verlangsamen die Kleinstlebewesen ihre Aktivität
oder sterben. Zum Einsatz bei dieser Konservierungsart kommen Sonne, Wind oder
das Schnelltrocknen, das Dörren, im Ofen.
Der Wasseranteil von getrockneten oder ge-
14
Pistor No 4 / 2016
dörrten Lebensmitteln beträgt ca. 25 % des
ursprünglichen Gehalts. Der Wasserentzug
verlängert die Haltbarkeit bis zu einem Jahr.
Bei Früchten bleibt die Süssigkeit erhalten,
aber der Vitamingehalt sinkt. Diese Konservierungsart eignet sich für Fische, Fleisch,
Gemüse und Früchte.
Räuchern
Wie beim Lufttrocknen wird den Lebensmitteln in der Räucherkammer Wasser
entzogen. Der Rauch stammt von Buchen-,
Eichen- oder Erlenspänen, die über Kohlen
verglühen. Die Substanzen im Rauch töten
Bakterien ab. Die geringe Konzentration
ist für den Menschen aber unbedenklich.
Die Bestandteile des Rauchs verändern
die Struktur der Proteine und erschweren
den Kleinstlebewesen den Genuss der Lebensmittel. Oftmals werden geräucherte
Lebensmittel in der ersten Phase gesalzen
oder gepökelt, um die Haltbarkeit zu verlängern.
Erhitzen
Das Erhitzen der Lebensmittel lässt Proteine fest werden. In festen Proteinen ist kein
Leben möglich. Da etliche Kleinstlebewesen wie Bakterien aus Proteinen bestehen,
werden diese durch die Hitze getötet. Beim
Erhitzen von Lebensmitteln in luftdichten
Konserven oder Tetrapacks bleiben diese
gar keimfrei. Der Nachteil dieser Konservierungsmethode ist der Verlust an Geschmack
und Nährstoffen. Allerdings bleiben die
noch verbliebenen Nährstoffe dem Lebensmittel länger erhalten.
Haltbarkeit durch Strahlen
Seit Mitte der sechziger Jahre dürfen Lebensmittel mit Gamma-, Röntgen- oder Elektronenstrahlen behandelt werden. Diese
Strahlen durchdringen Lebensmittel samt
der Verpackung und töten Bakterien, Insekten, Larven oder Salmonellen. Diese teure
Methode wird vorallem bei ausgewählten
Lebensmitteln wie Kartoffeln, getrockneten
Kräutern, Geflügel oder Meeresfrüchten
angewendet. Bei Früchten wie Erdbeeren,
Papaya oder Champignons verbessert sich
die Lagerfähigkeit, da die Reifung infolge
reduzierter Bakterienflora verzögert wird.
BILDER: iStock hsvrs, Olga_Gavrilova, frinz
S
Essenz
In der Kälte und ohne Sauerstoff vermehren sich die Kleinstlebewesen kaum.
Tiefkühlen
Gefrieren heisst: Dem Lebensmittel die
Wärme entziehen. Das Lebensmittel wird
in dünnen Schichten ausgebreitet und bei
mindestens minus 18 °C schockgefroren.
Bei dieser Temperatur können Pilze und
Bakterien nicht gedeihen. Sie überstehen
aber den Tiefkühl-Aufenthalt grösstenteils
unbeschadet und wachsen schon während
des Auftauens munter weiter. Die enthaltenen Vitamine und Geschmacksstoffe bleiben den Lebensmitteln erhalten.
Schon immer engagiert –
Auch in Zukunft
Haltbarkeit durch Druck
High Pressure Processing (HPP) ist eine
neuere Methode, um Lebensmittel haltbar
zu machen, ohne sie zu erhitzen. Das Lebensmittel wird dabei in der Verpackung
sehr hohem Druck ausgesetzt, was zur Inaktivierung einer Grosszahl der darin lebenden Mikroorganismen führt. Während
dieses Vorgangs werden bis zu 6000 Bar
Druck auf das bereits verpackte Lebensmittel abgegeben. Dies entspricht fünf Mal
mehr Druck als an der tiefsten Stelle des
Westpazifiks, dem Marianengraben. Diese
Hightech-Methode schafft es, ohne Hitze
und Chemie eine längere Haltbarkeit zu
garantieren. Das HPP-Verfahren ist in der
Lage, schwache Bindungen wie beispielsweise Bakterien zu zerstören. Dies grenzt
aber «einfachere» Verbindungen wie Vitamine oder Enzyme aus. Deswegen kann
HPP Mikroorganismen inaktivieren, ohne
dabei merklich Nährstoffe anzugreifen oder
sie zu beeinflussen.
TEXT: [email protected]
Schweizer Qualität –
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Seit 1902 züchten wir Hefe. Als einziges Unternehmen setzen wir dabei komplett auf landwirtschaftliche Rohstoffe,
die aus der Schweiz stammen. Daraus entstehen verschiedene Hefearten, die hervorragende Qualität aufweisen und
das Arbeiten in der Backstube wesentlich erleichtern. Setzen
Sie auf ein Schweizer Produkt – heute und in Zukunft!
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Zu Tisch
Herbstlicher Dessertzauber
Marroni, Kürbis und Co. haben im Herbst Hochsaison.
Daraus lassen sich verführerische Dessertkreationen zaubern.
Heinz Brassel vom Hotel Seedamm Plaza in Pfäffikon (SZ)
verrät uns, wie ein perfekter Abschluss eines Wildschmauses sein könnte.
BILDER: Hotel Seedamm Plaza, Pfäffikon (SZ)
TEXT: [email protected] | REZEPTE: Heinz Brassel, Hotel Seedamm Plaza, Pfäffikon (SZ)
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Pistor No 4 / 2016
Zu Tisch
Rezeptur Schokoladen-Marroni-Tranche
für 6 Personen
Schokoladenkuchen
125 g Butter (Art.-Nr. 2780)
60 g Couverture Vanille (Art.-Nr. 824)
60 g Couverture Bitter (Art.-Nr. 10810)
60 g Eigelb (Art.-Nr. 672)
75 g Zucker (Art.-Nr. 352)
90 g Eiweiss (Art.-Nr. 671)
40 g Zucker (Art.-Nr. 352)
1 Prise Salz (Art.-Nr. 6719)
25 g Weissmehl Typ 400 (Art.-Nr. 501)
40 g Mandeln gemahlen (Art.-Nr. 69)
Die Butter und Couverturen zusammen
schmelzen. Eigelb mit Zucker (75 g)
schaumig schlagen. Eiweiss und Zucker
(40 g) mit einer Prise Salz zu Schnee
schlagen. Mehl und gemahlene Mandeln
mischen. Flüssige Butter-CouvertureMischung mit der Eigelbmasse vermischen.
Das geschlagene Eiweiss vorsichtig
darunter ziehen und zuletzt die MehlMandel-Mischung unterheben.
In eine rechteckige Form abfüllen und bei
170 °C während ca. 22 Minuten backen.
In der Form abkühlen lassen.
Ganache-Glasur
70 g Rahm (Art.-Nr. 2760)
20 g Glukose (Art.-Nr. 446)
70 g Couverture Vanille (Art.-Nr. 824)
Den Rahm mit der Glukose auf kochen und
die Couverture darin schmelzen lassen.
Auf Zimmertemperatur abkühlen lassen.
Apfelpüree beimischen und je nach Bedarf
einfärben. Gelée auf Platte dünn ausgiessen und kühl stellen. In gewünschte
Form ausstechen.
Zwetschgen-Zimt-Püree
100 g frische Zwetschgen
Zimt (Art.-Nr. 2315)
Zucker (Art.-Nr. 352)
Den Schokoladen-Marroni-MousseKuchen dünn mit Ganache-Glasur überziehen und nochmals kühl stellen. Aus der
Form lösen und in Tranchen schneiden.
Zwetschgen im Zuckerwasser pochieren
und pürieren. Mit Zimt abschmecken und
kalt stellen.
Tipp: Den Kuchen kurz anfrieren lassen, so
lässt er sich besser schneiden.
ANRICHTEN
Granny-Smith-Apfelgelée
100 g Apfelsaft (Art.-Nr. 3625)
30 g Zucker (Art.-Nr. 352)
4 Blatt Gelatine (Art.-Nr. 2485)
100 g Grünes Apfelpüree (Art.-Nr. 16542)
Wenig grüne Lebensmittelfarbe (Art.-Nr. 2197)
Apfelsaft und Zucker erhitzen. Eingeweichte Gelatine beigeben und auf lösen.
Schokoladen-Marroni-Tranche auf ausgestochenem Granny-Smith-Apfelgelée
anrichten. Mit eingedicktem Kürbissaft
einen Spiegel auf den Teller giessen.
Einige Tupfen Zwetschgen-Zimt-Püree
dressieren und darauf ausgestochene, im
Vanille-Sirup gekochte Kürbisscheiben
anrichten. Mit Apfelchips, Kresse und
Speiseblüten dekorieren.
Marroni-Mousse
250 g Marronipüree (Art.-Nr. 1510)
12 g Kirsch (Art.-Nr. 1908)
40 g Milch (Art.-Nr. 2300)
3½ Blatt Gelatine (Art.-Nr. 2485)
90 g Couverture weiss (Art.-Nr. 1894)
225 g Rahm geschlagen (Art.-Nr. 2760)
Das Marronipüree mit dem Kirsch vermischen. Milch erhitzen und die Gelatineblätter darin auf lösen. Die weisse
Couverture beigeben und schmelzen
lassen. Mit dem Marronipüree vermischen. Rahm schlagen und vorsichtig
unter die Masse ziehen.
Das Marroni-Mousse gleichmässig auf
den Schokoladenkuchen streichen.
Kühl stellen.
HINGEHEN
SEEDAMM PLAZA
Ein Ort, wo man geniesst, sich
trifft, tagt, feiert und entspannt. Das Eventhotel ganz
oben am Zürichsee ist bekannt
für seine ausgezeichnete Küche, die in drei verschiedenen
Restaurants jeden Gaumen
begeistert. Von Italienisch über
Japanisch bis zum Gourmetmenu. Heinz Brassel, Küchenchef und Geschäftsleitungsmitglied, leitet das 50-köpfige
Küchenteam. Allesamt qualifizierte Fachkräfte, die durch
ambitioniertes Tüfteln immer
wieder überraschende Rezepte
kreieren. Ein kulinarischer
Tipp, nicht nur zur Wildzeit.
Ort: Pfäffikon (SZ)
www.seedamm-plaza.ch
No 4 / 2016 Pistor
17
Wildes für Herd
und Ofen
INTENSIVSTES WILDFLEISCH-AROMA
Rechtzeitig für die Spezialitäten der Jagdsaison:
der neue Wildfond CHEF von Nestlé. Er besticht
durch seine ausgewogene, geröstete Note. Der
Fond kombiniert intensive Wildfleisch-Aromen
mit Wein und Gemüse. Der Fond ist einfach in
der Dosierung, löst sich schnell auf und bildet
keine Klumpen. Die hohe
Deckkraft, gepaart mit der
natür­
lichen Farbe, überzeugt. Eine authentische
Rezeptur.
Wildfond, Chef, 500 g,
Art.-Nr. 45065
18
Pistor No 4 / 2016
GLUTENFREIE EIERSPÄTZLI
Eierspätzli, die in Geschmack und Konsistenz
ihrem Pendant nach klassischer Rezeptur aus
Hartweizengriess in nichts nachstehen. Die gluten- und laktosefreien Spätzli wirken wie frisch
von Hand gemacht. Genuss ohne
Einschränkungen – dank Pastinella. Die Alternative für jede
Wildkarte!
Eierspätzli, glutenfrei, laktosefrei,
tiefgekühlt, Pastinella, 10 × 300 g,
Art.-Nr. 40218
BILDER: iStock foodandwinephotography
Im Einkaufswagen
Im Einkaufswagen
GANZ SCHÖN GEPFEFFERT
Von keinem Wildteller wegzudenken – der Pfeffer. Der Wildpfeffer ist und bleibt bei den Gästen
der beliebteste Klassiker zur wilden Saison. Die
fixfertigen Wildpfeffer von Albert Spiess werden
traditionell hergestellt und dürfen auf keiner
Speisekarte fehlen. Als passender Begleiter bieten sich Spätzle oder Schupfnudeln an.
Hirschpfeffer, gekocht, Spiess (NZ)
(42 % Hirschfleisch) (Zuchtwild),
Art.-Nr. 10777
Rehpfeffer, gekocht, Spiess (AT, DE)
(37 % Rehfleisch) (Wild aus freier Wildbahn),
Art.-Nr. 10778
WILD AUF RÜCKEN
Wollen Sie Ihre Gäste beeindrucken? Dann servieren Sie den edlen Rehrücken aus dem Hause
Bischofberger als Hauptgang Ihres Wildmenüs
und tranchieren Sie den Rücken direkt vor dem
Gast. Das Highlight der Wildsaison für jeden
Gast! Dazu passt eine herbstliche Gemüseauswahl, wie Rosenkohl, Rotkraut und Marroni.
Reh-Rücken 10 Rippen, tiefgekühlt, Bischofberger,
ca. 1.5 – 2.2 kg (CZ), Art.-Nr. 41086
FEINES AUS DEM JAGDREVIER
Die wilde Variante vom Fleischvogel bietet die
perfekte, saisonale Abwechslung zum konventionellen Fleischvogel. Bei jedermann
beliebt und einfach in der Zubereitung. Tipp: Nach dem Ablöschen mit
Rotwein die Fleischvögel mit Wildfond aufgiessen. Verleiht dem Gericht
eine besondere, zusätzliche Wildnote.
Wild Fleischvögel, tiefgekühlt, Geiser,
10 × 5 × 150 g (NZ, EU), Art.-Nr. 84539
KERNIG
Im Spezialverfahren geröstete Sonnenblumenund Kürbiskerne verfeinert mit Chia Samen, das
ist der neue Kernenmix von Zwicky. Der ideale
Begleiter für Salate, Brote, frische Wähen oder
Müesli. Der Kernenmix ist im Beutel à 200 g erhältlich und verleiht jedem herbstlichen Gebäck
oder Gericht eine neue, überraschende Komponente.
Kernenmix mit Chia Samen, Zwicky, 200 g,
Art.-Nr. 45027
DIE TRADITIONSBEILAGE
In zwei Minuten fix und fertig – das Rotkraut von
Kühne für die schnelle Küche. Mit Apfelstücken
verfeinert und mild-fruchtig im Geschmack, eignet es sich hervorragend als Beilage für verschiedenste Wildgerichte. Nur zwei Minuten erhitzen,
anrichten und sofort servieren.
Rotkraut, fixfertig, Kühne, 2 × 5 kg, Art.-Nr. 5055
AUF DIE WIESN
Der süsse Hausmachersenf ist der Klassiker aus
dem Hause Händlmaier. Das Traditionsprodukt
wird seit 1914 nach bewährter Originalrezeptur
zubereitet und ist nicht nur zur Weisswurst ein
absolutes Muss. Der Senf schmeckt auch hervorragend zu Fleischkäse und sorgt beim Verfeinern von Dressings für einen unvergleichlichen
Geschmack. Der perfekte Begleiter für die Oktoberfest-Saison!
Süsser Hausmachersenf, Händlmaier’s, Art.-Nr. 13917
MIT CHUTNEYS VERZAUBERN
Die Kreationen aus Früchten und aromatischen
Gewürzen sorgen für ein Geschmacksfeuerwerk.
Mit den Wiberg Chutneys garnieren und akzentuieren Sie im Handumdrehen! Der Genuss aus
dem Glas erobert Gourmet-Herzen im Sturm. Die
herbstlichen Sorten PflaumePreiselbeere und Kürbis-Apfel
sorgen für Abwechslung auf dem
Wildteller und verleihen sowohl
süssen als auch pikanten Speisen
das gewisse Etwas.
Chutney Pflaume-Preiselbeere,
WIBERG, 390 g, Art.-Nr. 14204
Chutney Kürbis-Apfel, WIBERG,
390 g, Art.-Nr. 14202
No 4 / 2016 Pistor
19
Zu Besuch
Gerichte mit Geschichte
Vor der Türe des Hotels Wetterhorn entfaltet sich die Schönheit
der Hasliberger Berglandschaft, im Innern wirkt der wilde Mix von Gastronomie
und Kultur. Im Wetterhorn gilt das Spezielle als normal.
TEXT: [email protected] | BILDER: Sinnvoll Gastro
M
it Küchenchef Kevin Odermatt
steht hier oben einer am Herd,
der perfekt in diese «BergGastro-Kultur» passt. In der
rauen Natur des Haslibergs ist der quirlige
Kevin daheim, da sind seine Wurzeln. «Als
naturverbundener Bursche habe ich auf dem
Hasliberg meinen Platz gefunden. Hier habe
ich genügend Raum, um meine Ideen zu realisieren», freut sich Kevin, während er einen
Bund frischen Basilikum pflückt. Er, der hier
oben nebst der Küche «seinen» Garten hinter dem Hotel Wetterhorn pflegt, schätzt sein
berufliches Umfeld sehr. «Für mich war es
schon immer ein Traum, an meinem Arbeitsplatz Garten zu haben, wo Essbares wächst.
Einfach daran vorbeilaufen, etwas abschneiden und dies dann in der Küche verarbei­ten – dafür schlägt mein Koch-Herz.»
Knackig grün leuchtende Kräuter und
Gemüse im Wetterhorn-Garten. Man riecht
den taufrischen Genuss. Mit viel Geschick
kombiniert Kevin in seinen Kochtöpfen die
selbst angebauten Lebensmittel mit jenen
regionaler Produzenten. «Natürlich reichen
unsere Gartenprodukte nicht zur Selbstversorgung. Aber geschickt im Menü eingebaut, schmeckt man die Hasliberg-Power.
Zusammen mit regionalen Produzenten
biete ich unseren Gästen so meine charakteristische, saisonale Küche.»
20
Pistor No 4 / 2016
Nach und nach hat Kevin Odermatt sich ein
Netz von Beziehungen zu örtlichen Produzenten geschaffen. Es gehört mittlerweile
im Wetterhorn zur Normalität, wenn Hasliberger Bäuerinnen ihren frisch geernteten
Rosenkohl oder andere Gemüse direkt in
die Küche tragen. «Von den umliegenden
Bauernbetrieben oder den lokalen Produzenten bekomme ich viele frische Naturerzeugnisse, wie zum Beispiel: Bergkäse,
geräucherte Fleischwaren oder Fleisch vom
Hochlandrind. Alles Produkte, die ich gerne
in die Menüplanung integriere oder für die
ich das Menü entsprechend kurzerhand
umgestalte. Diese herzhaft echten und mit
viel Liebe gepflegten Lebensmittel machen
meine Küche zu dem, was sie auszeichnet.»
Geschichte zum Essen
Bei so viel Liebe zu den Naturprodukten erstaunt es nicht, dass die Wetterhorn-Crew
zum jeweiligen Gericht immer auch eine
Geschichte zu erzählen hat. «Das ist für
mich wichtig. Wir verkaufen nicht bloss Gerichte mit irgendwelchen Zutaten, sondern
immer auch Erlebnisse.» Kevin Odermatt
legt das Messer, mit welchem er den Basilikum für die Sugo schneidet, zur Seite und
Atemberaubende Abendkulisse auf dem Hasliberg.
HOTEL
WETTERHORN
Genuss und Kultur
vereint
auf dem Hasliberg.
by Sinnvoll Gastro
Hohfluh
6083 Hasliberg
www.wetterhorn-hasliberg.ch
Herr der Töpfe im Wetterhorn:
Küchenchef Kevin Odermatt
No 4 / 2016 Pistor
21
Zu Besuch
führt weiter aus: «Wir berichten von speziellen Produkten und den jeweiligen Begebenheiten dahinter. Und zwar immer echte
und stimmige Geschichten. Das schafft
zusätzlich zum kulinarischen Genuss bleibende Erinnerungen. Sicherlich auch ein
Erfolgsfaktor unseres Wetterhorns.» Dazu
«Wir erzählen mit
den Gerichten
wahre Geschichten.»
Kevin Odermatt
braucht es natürlich engagierte Mitarbeitende in Küche und Service. «Ja, wir sind
eine spezielle, oft auch etwas wilde Truppe.
Ein Team, das immer dasselbe Ziel verfolgt – den Kunden Erlebnisse zu bescheren.
Egal ob Servicefachangestellte, Koch oder
Betriebsleiter. Keiner ist bei uns im Wetterhorn-Team wichtiger als der andere! Diese
Wetterhorn-Denkweise geht wie ein Virus
auf uns Mitarbeitende über.»
Mit dem Kauf im Jahre 2012 hauchte die
Sinnvoll Gastro neues Leben ins altehrwürdige, im Jahr 1907 erbaute Hotel Wetterhorn. Es wurde stilvoll modernisiert, umgebaut und ein «neues» Betriebskonzept
wurde erarbeitet. Nur noch alteingesessene
Hasliberger wussten damals über die längst
vergangenen rauschenden Konzertnächte
zu berichten. Grund genug für die neuen Besitzer, dies neu, in ihrer eigenen «SinnvollGastro-Form», auferstehen zu lassen.
Kultur im Keller
Hasliberger Gartenpower
Das Wetterhorn hat allerdings nicht nur
rosige Zeiten hinter sich. Bevor die Sinnvoll Gastro – die heutige Betreiberin – das
Wetterhorn im Jahr 2012 unter seine Fit­
tiche nahm, lag es in einem fast 20-jährigen
Dornröschenschlaf. Nichts erinnert heute
mehr an die Zeit, als das Wetterhorn geschlossen vor sich hin lotterte. Es gab sogar
Zeiten als öffentlich der Abbruch des Hotels
gefordert wurde. Dazu kam es zum Glück
nicht. So bleibt ein gutes Stück Hasliberger
Hotelgeschichte bestehen.
Dies hatte logischerweise Konsequenzen
beim Umbau. Eine Etage unter dem Restaurant wurde die kulturelle Geschichte mit
dem Konzertlokal zu neuem Leben erweckt.
Zwar in der «Unterwelt», aber dank der offenen Treppe im Saal mitten in der Gastronomie. Nebst einer kleinen Bühne befindet
sich dort auch die Wetterhorn-Bar. Gemäss
Kevin Odermatt ein Treffpunkt für Jung
und Alt. Hier trifft man sich als Hasliberger
auf ein Feierabendbier, der Feinschmecker
geniesst seinen Apéro vor dem Dinner und
der Musikliebhaber schaut auf einen Heuschnaps vorbei, bevor das Konzert beginnt.
Bergler und Gäste erleben hier spontan gute
Art. Nr. / No art. 45065
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Zu Besuch
Im Saal wird genussvoll diniert …
gemeinsame Gespräche. Viele Konzerte und
Auftritte von Künstlern gehören zu den speziellen Highlights von Besuchern und Stars.
So nahe am Publikum ist man als arrivierter
Künstler selten.
Claudia Orlando, die zuständige Kulturund Eventmanagerin, zeigt ein gutes Händchen für einen bunten Mix der Acts. Seit der
Wiedereröffnung des Wetterhorns erfreuten unzählige nationale und internationale
Musiker die Wetterhorn-Gäste. Stiller Has
ebenso wie Baschi oder Jaël, die ehemalige
Leadsängerin von Lunik, werden das Ambiente auf dem Hasliberg mit ihren Songs verzaubern. Die speziell arrangierten Kulturmenüs aus der Wetterhorn-Küche garantieren
den Gästen den absolut perfekten GastroKultur-Genuss.
Ob Hotelübernachtung, ein gediegenes
Essen zu zweit oder ein kombinierter Konzertabend – ein Wetterhorn-Besuch ist in jedem Fall ein entspannter Genuss für Körper
und Seele.
… um anschliessend einen Stock
tiefer abzurocken.
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Ein Fest für
Ohr und Gaumen
So richtig wild wird’s im September.
Nicht nur auf dem Teller von Guido Sgier, sondern auch
auf der «Muletg da Cavals» in der Surselva.
TEXT: [email protected]
A
lles beginnt in der Post in Andiast …
Abends trifft sich dort die «Expeditionsgruppe» und geht auf die Pirsch. Begleitet vom ehemaligen Wildhüter Daniel
Hunger, erreicht die Gruppe nach einem
kurzen Marsch den Beobachtungsplatz
«Muletg da Cavals». Dank seiner langjährigen Erfahrung weiss Hunger viel über
Fauna und Flora dieser Region zu erzählen.
Doch nun gilt es, Ruhe zu wahren und dem
Schauspiel der Natur zu folgen. Der alljährliche Kampf um die Vorherrschaft als «Platzhirsch» beginnt. Lautstarkes Röhren kapitaler Hirsche vertreibt die ersten Mitbuhler.
Mit grossem Imponiergehabe stechen sich
die Stärksten aus. Die Geweihträger, die
jetzt noch nicht beeindruckt sind, lassen
sich auf Machtkämpfe ein. Brachial krachen
Geweihe aufeinander, es wird gestossen
und gerangelt, bis der Gewinner erkoren ist.
Der «Platzhirsch» herrscht nun alleine über
seine Hirschkühe, genannt «Kahlwild».
Nach der faszinierenden Wildbeobachtung folgt der Abstieg ins Hotel Postigliun
in Andiast. Dort wartet Gastgeber Guido
Sgier mit einem delikaten Wildmenu. Sein
Restaurant ist mit 13 Gault-Milliau-Punkten
ausgezeichnet und bekannt für auserlesene
Wildspezialitäten aus heimischer Jagd und
hausgemachte Bündner Spezialitäten. Was
gibt es Schöneres, als gemeinsam in gemütlicher Atmosphäre kulinarisch verwöhnt
zu werden und mit einem guten Glas Wein
über das Erlebte zu sinnieren? Der perfekte
Abschluss für die ereignisreiche Exkursion
und ein gelungener Start in die Wildsaison.
Hotel Postigliun
7159 Andiast
www.postigliun-andiast.ch
No 4 / 2016 Pistor
25
fruchtig & würzig
www.emmi-kaltbach.com | www.facebook.com/EmmiKALTBACH
12 Monate gereift
Ein Meisterwerk
aus der Höhle
Ideales Höhlenklima und besondere Pflege: Nur die besten Laibe aus ausgesuchten Käsereien schaffen es
in unsere Sandsteinhöhle, wo sie von unseren erfahrenen Höhlenmeister veredelt werden. So bekommt
nur ein KALTBACH den unverwechselbaren charaktervollen Geschmack sowie seine rustikale Naturrinde.
KALTBACH Le Gruyère AOP – Der Klassiker mit dem kräftigen und harmonischen Aroma. KALTBACH
Emmentaler AOP – Der Käse mit den charakteristischen Löchern und dem nussartigen Aroma. Zusammen
ergeben sie die perfekte Kombination für Ihre saisonale Käseplatte.
Höhlengereift. In Ruhe.
Tipp
Kohlenhydrate
Damit die Leistungsfähigkeit auf einer
mehrstündigen Wanderung erhalten
bleibt, muss dem Körper über den
gesamten Zeitraum der Wanderung leicht
verdauliche, kohlenhydratreiche Nahrung
zugeführt werden.
Anzahl Mahlzeiten
Vielen kleinen Zwischenmahlzeiten den Vorzug geben, da sie
den Körper weniger belasten.
Übersäuerung
Um einer Übersäuerung vorzubeugen, empfehlen sich Mandeln
oder Bananen.
Beide sind sehr basisch.
Im Rucksack
Getränke
Pro Kopf sollte mindestens ein Liter Wasser
und ½ Liter Apfelsaft oder leicht
gesüsster Tee eingepackt werden. Bier oder
andere alkoholische Getränke machen
durch den enthaltenen Alkohol nicht nur
müde, dieser entzieht dem Körper auch
Wasser und Energie.
BILD: Pistor AG
Neben dem Proviant nicht vergessen:
Sonnenschutz, Wind-/Regenjacke,
Taschenmesser, leere Plastiktüte für den
Abfall, Taschenapotheke mit Rettungsdecke, Wanderkarte und Handy.
Das Wandern ist
des Bäckers Lust
Der Sommer neigt sich langsam dem Ende
zu. Die Wälder ziehen ihr neues, goldenes
Kleid an. Die Sicht in die Ferne wird glasklar.
Bald bedeckt der Winter die Landschaft wieder mit Schnee. Höchste Zeit, seinen Rucksack zu packen, um in der Natur die letzten
warmen Sonnenstrahlen zu ergattern.
Für den grossen Wandertag sollte ein ausgewogenes Proviantpäckchen geschnürt werden, das bei Bedarf neue Energie schenkt
und den Körper nicht belastet. Denn Marschieren mit zu vollem Bauch kann schmerzhaft enden: Seitenstechen und bei starker
Anstrengung und Hitze sogar Durchfall.
Deshalb gilt auch beim Wandern: In der
Ruhe liegt die Kraft. TEXT: [email protected]
No 4 / 2016 Pistor
27
Wissensdurst
Jetzt wird es bunt
Der Herbst und seine Vorzüge: Spaziergänge im bunten Blättermeer, Zeit
der Ernte von frischem Obst und Gemüse und endlich die flauschigen Socken
aus dem Schrank nehmen. Als Vorbote des Winters und mit all seinen
kulinarischen Eigenheiten – jedes Jahr aufs Neue wieder eine Freude.
Altbekanntes, neu recherchiert, und Neues zur dritten Jahreszeit haben
wir für Sie auf dieser Doppelseite zusammengestellt.
ALTWEIBERSOMMER
Was hat der Herbst mit alten Weibern zu
tun? Eigentlich gar nichts. Der Begriff
ist indirekt von den Spinnen abgeleitet.
Genauer von den Spinnweben, die im
Herbst vermehrt zu bewundern sind.
«Weiben» ist ein veralteter Ausdruck
für weben.
260 Kilogramm kann ein ausgewachsener
Rothirsch auf die Waage bringen,
bis zu 12 Kilogramm wiegt alleine das
Geweih.
Bereits im 16. und 17. Jahrhundert wurde Wild in der
Schweiz zu einer exklusiven Spezialität. Sondervorschriften bestimmten, wann und von wem Wild
gegessen werden durfte. Im letzten Jahrhundert
verspeiste man bei uns sogar noch Bären. Besonders
geschätzt waren der Bärenschinken und die nach
altem Berner Rezept zubereiteten Bärentatzen.
28
Pistor No 4 / 2016
BILDER: iStock mikedabell, ryasick
BÄRENSTARK
Wissensdurst
Der Kürbis und seine Eigenheiten
Versteinerte Samen
aus der Zeit von
ca. 10 000 vor Christus
belegen, dass der
Kürbis die älteste gezüchtete Nutzpflanze
der Welt ist.
Kürbisse zählen
zu den Beeren.
In der Schweiz
gibt es 30 000
aktive Jäger,
davon sind
1500 Frauen.
TO-DO-LISTE
FÜR DEN HERBST
Es gibt mehr als
850 verschiedene
Kürbissorten.
Wandern
Marroni braten
Herbstsonne geniessen
Eicheln sammeln
Im Herbstlaub rascheln
Kürbissuppe essen
Drachen steigen lassen
Räbeliechtli schnitzen
Kaminfeuer machen
In Pfützen springen
Vermicelles schlemmen
Pilze sammeln
Heisse Schokolade trinken
Früchte einmachen
Ein Kürbis kann
bis zu 150 Kilo
schwer und 3 Meter
breit werden.
3 Meter
150 kg
Reife Kürbisse
erkennt man mit
Hilfe der Klopfprobe: Klingt der
Kürbis hohl und
dumpf, schmeckt
er am besten.
HERBST IST …
… wenn Männer rumlaufen,
als wäre es Sommer, und
Frauen, als wäre es Winter.
Ein Drittel
des in der Schweiz konsumierten Wildes stammt aus der Schweiz.
Und nur noch ein kleiner Teil davon hat den Namen
tatsächlich verdient und stammt aus der Jagd.
No 4 / 2016 Pistor
29
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Feinste Trockenfrüchte
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Amuse-Bouche
Quitte
Die Quitte ist – wie Apfel und Birne – ein Kernobst.
Die alten Griechen haben dem «goldenen Apfel»
zur kulinarischen Ehre verholfen.
Als Frucht der Aphrodite galt sie als heilig.
INFO
KAUF UND LAGERUNG
Beim Kauf sollte auf den Duft
der Quitten geachtet werden. Reife
Früchte duften intensiv nach
Zitrone und Apfel. Ausserdem ist
auf ihrer Schale kaum noch
etwas vom charakteristischen
Flaum zu finden. Kleine Quitten
schmecken besser als Grosse.
Quitten sind bei kühler Lagerung
mehrere Wochen haltbar.
Bestellung
Portionenkonfitüre Quittengelée, 25 g,
Hero, Art.-Nr. 13858
Quittengelée, 250 g, Ottiger, Art.-Nr. 11923
Carpe Diem Quitte, 5 dl, Art.-Nr. 8628
Telefon 041 289 89 89
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E
twa 200 Sorten Quitten finden sich
rund um den Globus. Sie sind bekannt
unter den Namen Apfel-, Birnen- oder
Zierquitten. Ihre Bezeichnung verdankt
die Quitte der griechischen Stadt Kydonia,
heute Chania, auf der Insel Kreta. Die ursprüngliche Heimat liegt aber in Mesopotamien (Vorderasien). In dessen bewässerten
Gärten begann vor spätestens 3000 Jahren
die Geschichte der flaumigen Frucht.
Die griechische Mythologie, in der die
Quitte als Symbol für Liebe, Glück und
Fruchtbarkeit stand, brachte der Frucht
dann ihren weltweiten Ruhm. Die Römer
legten die Quitte wegen ihres köstlichen
Duftes als Raum-Erfrischer aus und in Mitteleuropa gehörte sie zur Hochzeitstafel. Sie
sollte die Hochzeitsnacht in Schwung bringen und schöne Kinder bescheren.
In südlichen Gegenden gibt es weiche Quittensorten, meist aber sind die Früchte hart
und holzig, so dass man sie nicht roh essen
kann. Wegen ihres besonderen Aromas sind
sie beliebt für Kompott, Konfitüre oder Gelée. Der Nährstoffgehalt der Früchte ähnelt
dem von Äpfeln und Birnen. Quitten enthalten jedoch mehr Fruchtsäure und Faserstoffe, darunter Pektin (Mehrfachzucker).
Sie können ein Vielfaches ihres eigenen
Gewichtes an Flüssigkeit binden. Deshalb
gelingen Konfitüren und Gelées aus Quitten auch ohne Geliermittel. Die Quitte gilt
als eine der ersten Früchte, aus denen Konfitüre hergestellt wurde. Man geht davon
aus, dass das Wort «Marmelade» vom portugiesischen Wort «marmelo» für Quitte
abstammt.
TEXT: [email protected] | ILLUSTRATION: Konrad Beck
No 4 / 2016 Pistor
31
Im Gespräch
«Farmy gleich
100-prozentige
Transparenz»
Die Schweizer Bevölkerung hat genug von Fast Food. Oder davon,
dass der Apfel aus Neuseeland kommt. Roman Hartmann und
Tobias Schubert treffen mit dem Online-Hofladen Farmy den Zeitgeist.
Warum haben Sie Farmy gegründet?
Roman Hartmann (RH): Wir wollten selbst ein Unternehmen gründen und haben nach dem richtigen
Produkt gesucht. Etwas, wofür wir uns begeistern. Die
Begeisterung liegt bei mir «im Magen». Ich koche und
esse gerne. Bei einem Produzenten direkt einzukaufen,
empfand ich immer als schönes Erlebnis. Für mich ist
das Ziel, dieses Erlebnis in die Online-Welt zu übertragen und täglich verfügbar zu machen.
Tobias Schubert (TS): Dem schliesse ich mich an.
Ich esse gerne und interessiere mich für hochwertige Ernährung. Weiter ging es darum, ein Geschäft
aufzubauen, wo man nicht nur einen interessanten
Markt hat, sondern allgemein Positives bewirken kann.
Wir unterstützen Kleinproduzenten und die Umwelt,
indem wir «local sourcing» anstelle von «global sourcing» betreiben.
32
Pistor No 4 / 2016
Was kann ich bei Farmy kaufen?
RH: Im Frischprodukte-Bereich führen wir mit Obst,
Gemüse, Fleisch, Fisch, Milchprodukten, sowohl in
Bio- als auch in hochwertiger regionaler Qualität, ein
Komplettsortiment. Das Ziel ist, dass wir den gesamten Wocheneinkauf eines Haushalts abdecken. Da
sind wir auf gutem Weg. Wir entwickeln uns weiter
und bauen neue Kategorien auf. Aktuell bietet Farmy
ca. 2000 Produkte von ca. 180 Produzenten an. Bis
Ende des Jahres werden es gegen 3000 Produkte sein.
Ein wichtiger Faktor ist die 100-prozentige
Transparenz bezüglich Produzenten/Zulieferer.
Wie garantieren Sie diese Transparenz?
RH: Wir nehmen kein einziges Produkt auf, bei dem
wir die Herkunft nicht kennen und nachweislich
darlegen können. Auch wenn es um Produkte geht,
Im Gespräch
ZUR PERSON
die wir über einen Zwischenhandel beziehen, was bei
ausländischen Produkten der Fall ist. Mit den Produzenten und Zulieferern aus der Schweiz sind wir stetig
in Kontakt. Wir telefonieren und sind alle paar Monate
vor Ort. Wenn man eine Produktseite auf farmy.ch
öffnet, hat man immer «das Gesicht» dazu.
Die Zeitspanne von der Produktion bis zur Aus­
lieferung ist eine Herausforderung. Wie gestalten
sich die Lieferfristen?
TS: Wichtig zu erwähnen ist, dass wir kein Lager führen. Dieser Punkt unterscheidet uns von einem OnlineSupermarkt. Der Kunde kann bis 24.00 Uhr bestellen.
Am nächsten Morgen sind die Lebensmittel bis spätestens 10.00 Uhr direkt vom Produzenten frisch angeliefert. Wir packen die Lebensmittel um und portionieren
sie auf die einzelnen Kundenbestellungen. Am Abend
ROMAN HARTMANN UND
TOBIAS SCHUBERT
Beide sind verheiratet und je
Vater einer kleinen Tochter.
Kennengelernt haben sich die
beiden E-Commerce-Spezia­listen in Russland, der Heimat
von Roman Hartmann. Nun
haben sie ihre Leidenschaft und
hohe Affinität zu biologischen
sowie regionalen Lebensmitteln
zum Beruf gemacht. Und weil
sie nicht jedes Mal Zeit hatten,
selbst von Hofladen zu Hofladen
zu fahren, wurde Farmy ins
Leben gerufen.
No 4 / 2016 Pistor
33
Im Gespräch
INFO
CONVENIENCE VON
FARMY
Farmy testet einen neuen
Sortimentsbereich mit
Fertiggerichten, die im
Steamer schonend erwärmt
werden. Es gilt, die richtigen Partner und spannende
Rezepte zu eruieren. In
ihre Showküche laden sie
Produzenten und Köche
ein, um leckere Rezepturen
umzusetzen. Das A und O
sind auch hier Qualität und
Frische. Sind Sie interessiert, für Farmy zu kochen?
Melden Sie sich:
[email protected]
Möchten Sie eine Pick-upStation in Ihrem Betrieb
einrichten? Kontaktieren Sie:
[email protected]
verlassen die Lebensmittel Farmy und werden an die
Kunden in den Kantonen Zürich und Zug ausgeliefert.
Alle anderen Kantone werden am nächsten Vormittag
beliefert. Es sind nicht mehr als 24 bzw. 36 Stunden
vergangen. Die Lebensmittel werden erst hergestellt
oder geerntet, nachdem die Bestellung eingegangen
ist. Dadurch garantieren wir maximale Frische und
verhindern Food Waste.
E-Shop ist in aller Munde. Wie kann sich Farmy
gegen die Grossen wie Migros und Coop behaupten?
TS: Wir stehen nicht in direkter Konkurrenz mit
LeShop oder Coop@home, da sie viel mehr Artikel und
ein Lager führen. Wir sind jung und klein. Und dadurch
wesentlich agiler und schlagkräftiger. Unser grosser
Pluspunkt ist die Emotionalität. Der Kunde tut sich und
den Bauern etwas Gutes.
Pistor ist eine strategische Partnerschaft mit Farmy
eingegangen. Pistor Kunden können von soge­
nannten Pick-up-Stationen profitieren. Welche
konkreten Vorteile sehen Sie?
TS: Es ist geplant, in Bäckereien-Konditoreien-Confiserien oder anderen Betrieben Pick-up-Stationen
einzurichten. Wir stellen diesen Betrieben einen
Kühlschrank zur Verfügung. Die Kundenbestellungen
liefern wir am Vormittag an. Zu den Vorteilen: Die
Betriebe schaffen einen Mehrwert für ihre Kunden.
Diese können beispielsweise nicht nur das Brot kaufen,
sondern gleichzeitig die Farmy-Bestellung kostenlos
abholen. Die Betriebe generieren durch Zusatzverkäufe mehr Umsatz und haben die Möglichkeit, ihr
Sortiment auf farmy.ch anzubieten. Zusammengefasst
bedeutet eine Pick-up-Station ein umsatzsteigerndes
Instrument für die Betriebe. Weiter haben sie die
Möglichkeit, eigene Werbung den Kundenbestellungen
beizulegen.
TEXT: [email protected] | BILDER: Alfons Gut, Farmy AG
34
Pistor No 4 / 2016
Publireportage
Parmadoro Premium
Morcheln
getrocknet, 280 g PET-Dose
Sie stammen aus Europa
oder Nord- und Südamerika
und überzeugen
durch Topqualität.
Parmadoro Premium
Steinpilze
getrocknet, 300 g PET-Dose
Sie stammen aus Europa
mit charakteristischem,
aromatischem Geschmack.
Was wäre der Herbst ohne Pilze?
Pilze sind sehr beliebte und bekannte Nahrungsmittel.
Das liegt unter anderem daran, dass ihr Geschmack von scharf,
würzig bis zu aromatisch, mild reicht. Sie verleihen einem Gericht
eine einzigartige, charakteristische Note.
Eine einfache und natürliche Methode, Pilze aufzube­
wahren und zu konservieren, ist das Trocknen. Ge­
trocknet werden können beinahe alle Speisepilze.
Besonders eignen sich Steinpilze, Champignons,
Spitz- und Speisemorchel, Shiitake, Judasohren, To­
tentrompeten und Austernseitlinge. Beim Trocknen
verlieren die Pilze bis zu 90 % ihrer Feuchtigkeit.
Trockenpilze haben viele Vorzüge. Sie verlieren wäh­
rend des Trocknungsprozesses nur Feuchtigkeit,
nicht aber an Geschmack und Aroma. Ganz im Ge­
genteil, die Trockenpilze verfügen über beides in sehr
hoher Konzentration. Deshalb reicht bereits eine klei­
ne Menge an Trockenpilzen aus, um einem Gericht
einen einzigartigen Geschmack zu verleihen.
Getrocknete Speisepilze werden idealerweise an küh­
len, trockenen und luftigen Orten gelagert. Sie werden
im warmen Wasser (kein kochendes Wasser) einge­
weicht und lassen sich ganz einfach zubereiten, sind
sehr gesund und kalorienarm. Nicht zuletzt gibt es bei
Trockenpilzen keinen Abfall. Nach dem Quellvorgang
sind die Pilze um ein Vielfaches grösser als vorher.
Das Pilzfleisch sollte dann weich und elastisch, aber
keinesfalls schleimig sein.
Parmadoro Morcheln und Steinpilze
In Zusammenarbeit mit der Firma Merlini präsentiert
Hero unter der Marke Parmadoro drei verschiedene
Sorten getrocknete Wildpilze in der praktischen PETDose. Die Firma Merlini entstand zu Beginn des letz­
ten Jahrhunderts in Verona, Italien. Damals begann
Riccardo Merlini, Vater des gleichnamigen heutigen
Besitzers, in einer kleinen Werkstatt in der Altstadt
von Verona, Konserven von wildwachsenden Pilzen
herzustellen. Seither hat sich die Firma Merlini wei­
terentwickelt und ist heute als hochspezialisiertes Un­
ternehmen in der Beschaffung und Verarbeitung von
Pilzen weltweit bekannt.
www.gastro.hero.ch
Parmadoro Steinpilze
getrocknet, 500 g PET-Dose,
für Risotto
Sie stammen aus Europa
und überzeugen durch
ein charakteristisches und
wohlschmeckendes Aroma.
Auf Reisen
M(mmh)arroni
BILD: iStock 270770
Für Feinschmecker. Für Naturliebhaber. Für Sonnentanker.
Für Marroni-Fans. Es gibt wohl keine bessere Zeit als den milden Herbst,
um das Tessin zu erkunden. Und auf einmal erlebt man,
dass Ascona noch ganz anderes zu bieten hat als eine südländische
Seepromenade, charmante Strassencafés und Boutiquen.
36
Pistor No 4 / 2016
Auf Reisen
P
rall und glänzend lachen sie mich an.
Schauen frech aus den Jutesäcken heraus. Ich kann den Blick kaum abwenden.
Ihret­wegen habe ich den weiten Weg aus der
deutschen Schweiz auf mich genommen.
Wegen der Kastanien. Wegen der heiss geliebten Marroni. Sie begegnen mir alle paar
Meter. Kein Wunder – es ist Castagnata.
Castagnata
Das wohl bekannteste Tessiner Kastanien­
fest, die Castagnata in Ascona, ist in vollem Gange. An der Uferpromenade heizen
die Tessiner Marronimänner («Maronatt»)
mächtig ein. Das Feuer lodert. Über 2000
Kastanien rösten über den Flammen. Aus
den grossen Kesseln qualmt ein süsslichnussiger Geruch, dem sich keiner entziehen
kann. Dazu gesellt sich die Tessiner Lebenslust: kleine Konzerte, tanzende Kinder und
ein Glas Wein. Edle Tropfen, die in der Sonnenstube der Schweiz gereift sind. Ein Papiersäckchen voll von dieser feinen, gerösteten Frucht geniesse ich während meines
Streifzugs am entzückenden Seeufer. Wer
denkt, dass das schon alles ist, der täuscht
sich. Marroni kann man auf unzählige andere Arten geniessen. An diesem urchigen
Stand mit blau-weiss gestreiftem Stoffdach
gibt es Kastanienpasta zu kaufen. Nur wenige Schritte weiter Kastanienbrot und Kastanienmarmelade. Auch Stände mit Kastaniensuppe oder Kastanienlikör und vielen
weiteren Köstlichkeiten finden sich dicht
aneinandergereiht. Und nicht zu vergessen
die süssen Marrons glacés. Doch mit dem
Naschen und Festen alleine gebe ich mich
nicht zufrieden. Ich möchte wissen, woher
die Kastanien kommen, möchte den Kastanienwald riechen, erleben.
Kastanienland
«Den Malcantone bezeichnen wir auch
als Kastanienland», erzählt mir Antonio.
Ihn traf ich in Arosio am Ausgangspunkt
des Kastanienweges, während ich mir die
Schuhe schnürte. Er selbst kann sich keinen
schöneren Ort vorstellen, um zu leben. Der
Malcantone liegt oberhalb von Lugano. Er
erstreckt sich vom Seegebiet am Luganersee
Die Tessiner Marronimänner («Maronatt») leisten ganze Arbeit.
über die dicht bewachsene Hügellandschaft
bis ins Gebirge des Monte Lema. Das Besondere an ihm, so Antonio: «Wildromantische Natur.» Üppige Kastanienwälder mit
Wildbächen, Wasserfällen und schmalen
Bergstrassen prägen die Region. Über 300
Kilometer lange Wanderwege verbinden
26 malerische Tessiner Dörfer. Mittendrin –
der authentische Kastanienweg.
«Sentiero del Castagno»
Der Kastanien- und Erlebnisweg «Sentiero
del Castagno» auf 750 bis 800 Metern Höhe
lädt zu einer Themenwanderung rund um
die Kastanie ein. Ich starte in Arosio. Aber
nicht bevor ich mich auf der rustikalen Terrasse des Grotto Sagambada habe verwöhnen lassen. Gestärkt nehme ich die schönste
Etappe des Kastanienweges in Angriff: von
Arosio nach Iduna. Schon bald erreiche ich
die Jahrhunderte alten Kastanienbäume.
Darunter breiten sich die stacheligen Scha-
len der Kastanien aus. Gute Schuhe sind
hier trotz den noch warmen Temperaturen ein Muss. Vier bis fünf Stunden – Zwischenhalte mit eingerechnet – dauert die
Wanderung. Sie kann aber an mehreren
Stellen abgekürzt werden. Ich kombiniere
Naturerlebnis mit etwas Weiterbildung und
erfahre so einiges mehr über die leckere
Baumfrucht – immer dem Kastaniensymbol
folgend. Nun bin ich endgültig mit dem Kastanienfieber infiziert. Der ausgeschilderte
15 Kilometer lange Pfad führt mich durch
die Ortschaften Mugena, Vezio, Fescoggia,
Breno und Caroggio. Typische Tessiner
Dörfer mit ihren architektonischen Besonderheiten. Sie fügen sich zwischen Esskastanienwäldern, Birkenwäldern entlang an
Bächen und Wiesen harmonisch ein. An
den verschiedenen Aussichtspunkten geniesse ich immer wieder den Blick auf das
gesamte Gebiet. Ursprüngliche Natur. So
wie ich sie selten gesehen habe.
No 4 / 2016 Pistor
37
Auf Reisen
Damals
Profi sein kennt keine Altersgrenze.
Die Profis
INFO
«SENTIERO DEL CASTAGNO»
Kastanienweg, Malcantone
Offen: ganzes Jahr (ausser es
liegt Schnee)
www.ticino.ch
Der Wind, der durch die Äste zieht, und das
knisternde Laub unter meinen Füssen und
denen der Profis sind die einzigen Geräusche, die ich höre. Ganz recht: Profis. Man
erkennt sie an den Körben und Säcken, die
sie mit sich tragen. Mit Stöcken und vorgebeugtem Oberkörper, den Blick auf den
Boden gerichtet, durchsuchen sie das Laub.
Ich habe mir sagen lassen, dass nicht alle
«Igel», die auf dem Boden liegen, erntefähig sind. Alte Früchte erkennt man an ihren
feuchten, dunklen Schalen. Ich ernte also
nur die frisch gefallenen Kastanien. Den
Wanderern ist das Sammeln erlaubt. Aber
das war nicht immer so.
PERFEKTE GASTRONOMIE?
GASTRONOMIE PARFAITE?
Über Jahrhunderte hinweg galt die Kastanie für das ländlich geprägte Tessin als
Grundnahrungsmittel, das die Menschen
durch den Winter brachte. Jedem Bewohner
wurde ein Baum zugeteilt und nummeriert.
Die Früchte, die bis Mitte November herabfielen, standen dem Besitzer zu. Erst danach durften die Kastanien von Wanderern
gesammelt werden.
Bis zu zwei Mal am Tag kam die Kastanie
bis Mitte des 20. Jahrhunderts auf den Teller.
Nach der Ernte im Herbst kann die Kastanie
frisch gegessen werden. Wichtig war damals
aber, die Kastanie konservieren zu können.
Dies erreichte man mit der Errichtung der
traditionellen Dörrhäuser. In diesen aus
Stein gebauten Gebäuden, auch «Grà» oder
«Graa» genannt, lagen hunderte Kilo Maronen. Während dreier Wochen wurden sie
über dem Feuer getrocknet. Stämme und
Äste dienten als Brennholz. Die Haine mit
Kastanienbäumen, früher auch als Brotbaum der Armen bezeichnet, hatten einen
hohen Nutzwert. Sie wurden als Baumaterial eingesetzt, getrocknete Blätter wurden
als Viehfutter verwendet, das Laub wurde in
Bettsäcke gefüllt, die als Matratzen dienten.
BRAVO FÜR DICH!
BRAVO À VOUS!
Pantone
295 C
38
Pistor No
4 / 2016
Pantone
1795 C
Pantone
348 C
Auf Reisen
HINGEHEN
CASTAGNATA
Kastanienfest, Ascona
Samstag, 1. Oktober 2016, von 10 bis 18 Uhr
www.ticino.ch
Geröstete Leckerei im traditionellen «Papiersäckli».
Heute
Die typische Rolle der Frucht und des Baumes ging allmählich verloren. Schade um
dieses hochwertige Kulturgut, wie ich finde.
Der Wiederaufschwung der Kastanie vor
rund zwanzig Jahren ist einer privaten Initiative zu verdanken. Grosse Bestände von
bis zu tausend Jahre alten Hainen wurden
rekultiviert. Inzwischen erfreuen sich die
Kastanie und die unzähligen Möglichkeiten
ihrer Verarbeitung neuer Wertschätzung.
Vor allem in der Tessiner Küche. Von der
Vorspeise mit der Marronisuppe über den
Hauptgang mit Marroni als Fleischersatz
oder den Tessiner Maronen-Risotto bis zum
Dessert als süsses Vermicelles, hat die Edelkastanie in den Tessiner Küchen den Siegeszug angetreten.
RISTORANTE AL
CASTAGNETO
Kosten Sie
die Hausspezialität
«Halbgefrorenes»
mit Marroni.
Ponte Brolla
6652 Tegna
Tel. 091 796 14 19
DANESI PANETTERIA-TEA-ROOM
Leckere Kastanientorten aus dem Hause Danesi –
probieren Sie diese Gaumenfreuden.
Fabio Danesi, Via Cantonale, 6818 Melano, Tel. 091 648 28 45
Zurück
Mit meinem nur leicht gefüllten Rucksack –
andere vor mir waren wohl schneller – beende ich meinen Weg wieder am Ausgangsort Arosio. Das Postauto bringt mich zurück
nach Lugano. Ich freue mich schon auf meine
selber gesammelten «heissi Marroni». Ob
sie wohl so gut schmecken werden wie an
der Castagnata? Ansonsten trifft man mich
wieder nächstes Jahr, im Herbst, in Ascona …
TEXT: [email protected], BILDER: Ticino Turismo
No 4 / 2016 Pistor
39
Publireportage
Aeschbach Chocolatier –
Genuss mit allen Sinnen erleben
Aeschbach Chocolatier kreiert seit 1972 hochwertige Schokoladenund Confiseriespezialitäten. Hauseigene Originalrezepte, auserlesene natürliche Zutaten, liebevolle Handarbeit und täglich frische
Produkte bilden das Erfolgsgeheimnis.
Neben über 100 Sorten Pralinés, Truffes und anderen
handgefertigten Schokoladenspezialitäten stellt in der
Schweiz nur noch das Innerschweizer Familienunter­
nehmen Schokoladentaler und -münzen mit Prägun­
gen nach Kundenwunsch her.
Viele dieser Spezialitäten werden seit Jahren aus­
schliesslich für den Fachhandel hergestellt und es
freut Aeschbach, schon seit Jahren zu den PistorPlusLieferanten zu gehören.
Schweizweit einzigartig und unverwechselbar
Aeschbach Chocolatier hat mit dem neu erbauten
ChocoDromo in Root bei Luzern ein Ausflugs- und
Genussziel erschaffen, das unverwechselbar ist: Im
modernen Gebäude mit der charakteristischen rotbraunen Fassade können die Besucherinnen und
Besucher durch grosse Fenster direkt in die Cho­
coManufaktur sehen. Sie erleben direkt mit, wie mit
dem Lauf der Jahreszeiten die süssen Spezialitäten
in Handarbeit hergestellt werden. Eine Industrie- oder
Kunstwelt würde nicht zu Aeschbach Chocolatier pas­
sen, denn Frische, Kreativität und Authentizität sind
die Pfeiler des Unternehmenserfolges.
Das ChocoDromo ist Produktionsgebäude, aber auch
Besucherzentrum für Privatpersonen, Touristen aus
aller Welt sowie Firmen und Vereine. In der schweiz­
weit einzigartigen ChocoWelt werden auf 800 Qua­
dratmetern an interaktiven Stationen die Produkti­
onsschritte vom Kakaobaum bis zur genussfertigen
Schokoladenspezialität inszeniert. Besucherinnen
und Besucher können sehen, riechen, degustieren –
und durch grosse Fenster immer wieder einen Blick
in die ChocoManufaktur werfen. Besonders spekta­
kulär ist der Blick durch den Glasboden in die Welt
der handwerklichen Likörstängeli-Herstellung. Ein
Genuss für alle Sinne.
In den angrenzenden Eventräumen und im ChocoStu­
dio erleben Gruppen die Schokolade ganz individuell
und privat. Hier werden einzigartige Feste gefeiert,
aber auch Kurse durchgeführt.
Abgerundet wird das süsse Angebot mit dem verfüh­
rerischen ChocoLaden, dem ChocoCafé und dem
ChocoBistro. Auch hier kommt Genuss nicht zu kurz.
www.chocolatier.ch
Kalender
SEPTEMBER BIS NOVEMBER 2016
Alle Veranstaltungen unter: www.pistor.ch/agenda
17.9.2016
30.9. – 2.10.2016
25.10.2016
NUSSFEST IN SÉVERY
HERBSTFEST LUGANO
ZÖLIAKIE UND INTOLERANZEN
Erfahren Sie alles über die Baumnuss, das Nuss­öl und den Setzling. Ein Markt mit Restaura­
tion, Degustation, Holzofenbroten und alten
Mehlmühlen erwartet die Besucher.
Ort: Moulin de Sévery, Sévery
Web: www.huilerie-de-severy.ch
Feiern Sie mit am grossen folkloristischen
Anlass in der Fussgängerzone von Lugano und
geniessen Sie, was die Gastronomie im Tessin
zu bieten hat.
Ort: Fussgängerzone, Lugano
Web: www.ticino.ch
Kurs über die Herstellung von neuen,
innovativen Produkten im Bereich glutenfreier
Backwaren.
Ort: Richemont, Luzern
Web: www.richemont.cc
26.10.2016
25. – 26.9.2016
PROBACK NEU- UND
JUNGUNTERNEHMERTAGUNG
CHEF-SACHE KÖLN 2016
Zahlreiche Aussteller aus dem Premiumsegment präsentieren ihre hochwertigen
Produkte aus verschiedenen Bereichen
der gehobenen Gastronomie:
Gourmetprodukte, Catering, Backen, Kochen
und Getränke.
Ort: Palladium, Köln
Web: www.chef-sache.eu
BILD: Lugano Tourismus
7. – 10.10.2016
GOURMESSE 2016
27.9.2016
STOLLENSPEZIALITÄTEN
Lernen Sie verschiedene Variationen von
Stollen kennen, bei denen bereits kleine
Nuancen bei den Zutaten viel bewirken
können.
Ort: Richemont, Luzern
Web: www.richemont.cc
Ein Unternehmen erfolgreich zu führen, ist
planbar. Neu- und Jungunternehmer erhalten
wichtige Informationen und wertvolle Tipps
von Fachspezialisten.
Ort: Pistor AG, Rothenburg
Web: www.proback.ch
Die Gourmesse Zürich ist die Messe für alle
Geniesser. Seien Sie dabei, wenn es in Zürich
um Delikatessen und Genuss geht.
Ort: Kongresshaus, Zürich
Web: www.gourmesse.ch
28.10. – 1.11.2016
GOÛTS & TERROIRS
Die Messe für heimische Schweizer Genüsse
präsentiert kulinarische Delikatessen aus ihren
Ursprungsregionen.
Ort: Espace Gruyère, Bulle
Web: www.gouts-et-terroirs.ch
11.10.2016
PistorONE
FORTGESCHRITTENEN-KURS
Lernen Sie die wichtigsten Zusatzfunktionen
von PistorONE kennen.
Ort: Pistor AG, Rothenburg
Web: www.pistor.ch
BILD: gouts-et-terroirs
13. – 16.11.2016
22. – 25.10.2016
SÜDBACK STUTTGART
BILD: Richemont
Eine der wichtigsten Trendmessen für
Bäckerei- und Konditoreihandwerk lädt zum
Entdecken ein.
Ort: Messe Stuttgart, Stuttgart
Web: www.suedback.de
GASTRONOMIA
Die Westschweizer Fachmesse für Hotellerie,
Gastronomie und den Care-Bereich.
Ort: Expo Beaulieu, Lausanne
Web: www.gastronomia.ch
No 4 / 2016 Pistor
41
5 Fragen an
Wie haben Sie Ihr erstes Geld verdient? In der Lehre als Koch.
Was würden Sie in der Welt verändern, wenn Sie könnten? Schwierige
Frage … Unserer Gesellschaft geht
es extrem gut, unsere Probleme sind
klein und wir jammern oft auf hohem
Niveau. Ich wünschte mir, wir könnten
vieles etwas gelassener nehmen. Es
gibt so viele Menschen auf der Welt,
die viel weniger haben als wir und
trotzdem sehr glücklich sind. Von
dieser Haltung sollten wir uns eine
Scheibe abschneiden.
Welche Superfähigkeiten hätten Sie
gerne? Fliegen. Ich finde es faszinierend, die Welt von oben zu betrachten.
Besonders im Frühling, nach einem
langen Winter, wenn die Rapsfelder
und die Wiesen wieder blühen.
Was fehlt in Ihrem Kühlschrank nie?
Jogurts. Wenn der Tag nicht mit einem
Kaffee und einem Jogurt startet, fehlt
etwas.
Wie sieht Ihr perfektes Wochenende aus? Ich geniesse es sehr, am
Sonntag etwas länger zu schlafen und
anschliessend ausgiebig zu brunchen.
Ein gesellig-lustiger Abend mit Familie
und Freunden gehört zu meinem persönlichen Wohlfühlprogramm. Dabei
dürfen gutes Essen und ein Glas Wein
nie fehlen.
Als Mitarbeiterin des Verkauf Innendienst
macht sie unsere Kunden mit ihrem Wissen und ihrer
aufgestellten Art jeden Tag aufs Neue glücklich.
Sie selbst liebt Jogurt und Musik. Mit dem Cornet gibt
sie in einer Brassband den Ton an.
42
Pistor No 4 / 2016
BILD: Pistor AG
Sandra Köpfli
Mayonnaise «Profi-Chef»
im Dressier-Beutel
NEU
• Zeitsparend - All-in-One Beutel
• Spezieller Verschluss zum
Dressieren von Rosetten.
Ideal für diverse Garnituren
• Stichfeste Textur
• Weniger Abfall
Nettogewicht - 950g
Verkaufseinheit - 4 pro KartoArtikel-Nr. 45098
REITZEL (SUISSE) SA I CH-1860 AIGLE I WWW.HUGOREITZEL-FOODSERVICE.CH
POMMES FRITES
AUS DER REGION
Bärner Frites, Züri Frites, Ostschwiizer Frites und Frites Région Léman:
Die beliebteste Beilage der Schweizer jetzt neu aus 100 % regional angebauten Kartoffeln und
100 % hochwertigem Schweizer Sonnenblumenöl. Frei von allergenen Zutaten und Konservierungsstoffen.
Wie hausgemacht – dank Schale und unverwechselbarem Schnitt.
Bärner Frites
Züri Frites
Ostschwiizer Frites
Frites Région Léman
«KADI terroir ist gut
für unsere Region.
Da mache ich sehr
gerne mit.»
«Züri Härdöpfel
für Züri Frites –
das liegt nahe.»
«KADI terroir hilft,
das Image der Landwirtschaft positiv zu
beeinflussen.»
«KADI terroir wertet
das Produkt Kartoffel
entscheidend auf.»
Michael Probst,
Koppigen BE
Patrick Meier,
Alten ZH
Urs Hutter,
Kriessern SG
Eric Joly,
Longirod VD
Mehr Infos unter: www.kaditerroir.ch
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