10/14 Nr.117 THEMENAUSWAHL Editorial Wissenswertes Aus die Laus! Neuheiten PROXEED PLUS® 2 Prostatakrebs 7 Dimeticon gegen Läuse 11 Pflegemittel für Kontaktlinsen 14 Nahrungsergänzungsmittel zur Unterstützung der Fruchtbarkeit FLUTIFORM® 3 Neues Kombipräparat gegen Asthma SANADERMIL®Ectoin Der Natur abgeschaut Bild des Monats: Augentäuschung zum Schulanfang 6 In Kürze 20 Editorial Mhmm! Alle Jahre wieder nach den Sommerferien herrscht Läusealarm in den Schulklassen! Kein Wunder, denn die Kinder bringen neben lustigen manchmal auch juckende Erinnerungen aus ihren Ferien zurück… In dieser Nummer servieren wir Ihnen einen ganz besonderen Cocktail aus kleinen Viechern, Linsen und fruchtbarkeitsfördernden Nahrungsergänzungsmitteln. En Guete! Jérôme Berger Pierre Bossert Julia Farina Marie-Thérèse GuanterGermanier Séverine Huguenin Caroline Mir Martine Ruggli Neuheiten PROXEED PLUS® Sigma Tau preist dieses Präparat als „weltweite Nummer 1 der empfohlenen Nahrungsergänzungsmittel zur Unterstützung der männlichen Fertilität und Aufrechterhaltung der natürlichen männlichen reproduktiven Gesundheit“ an.1 Was ist von diesem Versprechen zu halten? Ist die Wirksamkeit dieses Präparats wirklich belegt? PROXEED PLUS® enthält L-Carnitin (dasselbe gilt für CARNITENE SIGMA-TAU® vom selben Hersteller), Fructose, Zitronensäure, Selen, Coenzym Q10, Vitamin C, Zink, Folsäure und Vitamin B12. Dank dieser gemäss Hersteller „sorgfältig nach neusten Forschungsresultaten ausgewählten“ Zusammensetzung soll das Nahrungsergänzungspräparat die Spermienbildung und –qualität verbessern. Ausserdem soll sie die Beweglichkeit, Geschwindigkeit, Quantität und Konzentration der Samenzellen erhöhen. Die Wirkung von PROXEED PLUS® auf die Konzentration, die Mobilität und die Morphologie der Spermien wurde im Rahmen von klein angelegten klinischen Studien geprüft. Weitere durch den Hersteller finanzierte Studien zeigen, dass die Anzahl natürlicher Schwangerschaften unter PROXEED PLUS® 21.8% vs 1.7% unter Placebo beträgt.1 Wie möchten Sie aber daran erinnern, dass 1 http://www.proxeed.nl/fr/default.php © Pharma-News Seite 2 Nummer 117, Oktober 2014 bei Nahrungsergänzungspräparaten die legalen Anforderungen deutlich tiefer sind als bei Arzneimitteln: ein klarer Wirksamkeitsbeweis ist nicht erforderlich, sodass die Hersteller bei der Auslobung des Präparats sehr viel mehr Spielraum haben. Demzufolge werden Studien hauptsächlich zu Werbezwecken angelegt, wissenschaftliche Überlegungen bleiben auf der Strecke. Zum Vergleich beträgt die Anzahl Schwangerschaften nach in-vitro Befruchtung 30%. Somit erscheint der vom Hersteller genannten Prozentsatz extrem hoch. Trotz mehrfacher Nachfrage beim Hersteller wurden uns die detaillierten Studien leider nicht zur Verfügung gestellt, sodass wir die effektive Wirksamkeit des Präparats nicht objektiv einschätzen können. PROXEED PLUS® ist erhältlich als Pulver im Beutel und wird zweimal täglich in Wasser oder Fruchtsaft gelöst eingenommen. Die empfohlene Therapiedauer beträgt mindestens sechs Monate, eine Packung enthält 30 Beutel. Es gibt nur wenige Angaben zu unerwünschten Nebenwirkungen. Der Hersteller erwähnt allerdings Magenschmerzen, Sodbrennen (Pyrosis), Blähungen und weichen Stuhlgang und empfiehlt den Patienten beim Auftreten solcher unerwünschten Wirkungen die Dosis über den Tag zu verteilen (d.h. je ½ Beutel um 8, 13, 17 und 22 Uhr einzunehmen) bzw. PROXEED PLUS® mit Wasser (Fruchtsäfte mit Zitrusfrüchten vermeiden) zu mischen und zusammen mit einer Mahlzeit einzunehmen. Bei Allergien auf einen der Inhaltsstoffe darf das Präparat nicht eingenommen werden. Daten zu Wechselwirkungen mit anderen Präparaten liegen nicht vor. Das Präparat ist frei verkäuflich und nicht kassenzulässig. Eine Packung mit 30 Beuteln kostet ca. 60 CHF. Für eine sechsmonatige Behandlung muss der Patient also mehr als 300 CHF ausgeben.1 Angesichts dieses Preises und mangels eindeutiger Wirksamkeitsbelege empfehlen die Autoren der PN Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch eher einen Arztbesuch. PROXEED PLUS® – wichtig für die Beratung: Nahrungsergänzungspräparat, das die Spermienbildung und die männliche Fruchtbarkeit erhöhen soll Zwei Beutel täglich während mindestens sechs Monaten Therapiekosten: über 300 CHF Die vom Hersteller ausgelobte Wirksamkeit kann mangels Wirksamkeitsbelegen nicht überprüft werden FLUTIFORM® (Fluticasone + Formeterol) Seit kurzem ist in der Schweiz eine neue Fixkombination aus einem inhalativen Glucocorticoid (ICS) und einem langwirksamen Bronchodilatator (LABA) für Patienten mit Asthma bronchiale ab 12 Jahren erhältlich. Das Arzneimittelpräparat enthält Fluticason (AXOTI-DE®) und Formoterol (FORADIL®) und ist erhältlich als Dosieraerosol (DA) mit 120 Dosen in den Dosierungen 50/5, 125/5 und 250/10 µg. Die empfohlene Dosierung von FLUTIFORM® 50/5 und 125/5 µg beträgt zweimal täglich zwei Inhalationen, die in der Regel am Morgen und © Pharma-News Seite 3 Nummer 117, Oktober 2014 Abend verabreicht werden. Die Dosierung soll stets auf die niedrigste Dosis eingestellt werden, die noch eine wirksame Symptomkontrolle gewährleistet. FLUTI-FORM® 250/ 10 µg darf nur bei Erwachsenen angewendet werden, wobei die Anwendung (zwei mal zwei Inhalationen täglich) dieselbe ist wie bei den niedriger dosierten Präparaten.1 Wer mehr wissen möchte… LABA gehören zur Asthma-Basistherapie bei mangelnder 2,3 Asthmakontrolle unter inhalativen Glucocorticoiden (ICS). Da sie aber keine antientzündliche Wirkung haben, dürfen sie nicht als Einzeltherapie eingesetzt werden und müssen bei regelmässigem Einsatz in jedem Fall mit einem ICS kombiniert werden. In Kombination mit ICS tragen sie zur Linderung der Symptome bei, besonders in der Nacht, verbessern die Lungenfunktion und reduzieren die Häufigkeit von 2 Exazerbationen und dem Einsatz von Notfallmedikamenten. ICS/LABA-Fixkombinationen sind nicht für die Anfangsbehandlung des leichten Asthmas bestimmt und kommen erst zum Einsatz bei: • Asthmapatienten, deren Symptome ungenügend kontrolliert sind unter einer Dauertherapie mit einem inhalativen Glucocorticoid (ICS) wie z.B. AXOTIDE® oder PULMICORT® und einer Bedarfstherapie mit einem kurzwirksamen Beta-2-Sympathomimetikum (SABA) wie Salbutamol (VENTOLIN®). FLUTIFORM® ersetzt das ICS, das SABA wird beibehalten. • Als Alternative bei Patienten, die bereits erfolgreich mit einer Kombination aus einem ICS und einem langwirksamen Beta-2-Sympathomimetikum (LABA) wie Formoterol (FORADIL®, OXIS®) oder Salmeterol (SEREVENT®), bzw. einer in folgender Tabelle aufgeführten Fixkombination therapiert werden.2 Die in der Schweiz erhältlichen Fixkombinationen aus ICS und LABA sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst. FLUTIFORM® ist nur zur Behandlung von Asthma zugelassen, im Gegensatz zu anderen Fixkombinationen, die auch bei COPD eingesetzt werden dürfen. Spezialität ICS LABA DA erfordert keine Koordination SERETIDE® Fluticason Salmeterol X Diskus® SYMBICORT® Budenosid Formoterol nein Turbuhaler® VANNAIR® Budenosid Formoterol X nein RELVAR® Fluticason Vilanterol nein InhalerEllipta® FLUTIFORM® Fluticason Formoterol X nein Richtige Anwendung des Dosieraerosols Dosieraerosole erfordern eine gute Hand-Mund Koordination. Die Patienten müssen in der Lage sein, gleichzeitig mit dem Zeigefinger am Druckgasbehälter zu drücken um den Sprühstoss auszulösen und durch den Mund zu inhalieren. Die Lungenligen empfehlen, langsam und tief durch den Mund einzuatmen und mitten in der Einatmung auf den Druckgasbehälter zu drücken. Die Inhalationstechnik muss regelmässig vom Apothekenteam überprüft werden. Im Falle von Schwierigkeiten sind andere Inhalationsdevices verfügbar, die keine komplexe Koordination erfordern. 2 Arzneimittelkompendium der Schweiz, Documed, 2014 © Pharma-News Seite 4 Nummer 117, Oktober 2014 Asthma bronchiale Asthma bronchiale ist eine chronische-entzündliche Erkrankung der Atemwege, die durch eine dauerhaft bestehende Überempfindlichkeit der Bronchien und eine wechselnde Verengung der Atemwege gekennzeichnet ist. Bei entsprechend veranlagten Personen führt die Entzündung zu anfallsweiser Atemnot (Dyspnoe) infolge einer Verengung der Atemwege, einer sogenannten Bronchialobstruktion. Diese Atemwegsverengung wird durch vermehrte Sekretion von Schleim, Verkrampfung der Bronchialmuskulatur und Bildung von Ödemen der Bronchialschleimhaut verursacht. Vor allem das Ausatmen fällt schwer und wird oft von pfeifenden Atemgeräuschen begleitet (exspiratorischer Stridor). Teilweise tritt Husten auf, oft in Form von Hustenanfällen. Häufigkeit und Schweregrad der Asthmaanfälle können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, von einer leichten 6 vorübergehenden Atemnot bis hin zu stark einschränkenden Dyspnoen. Weltweit leiden dreihundert Millionen Menschen an Asthma, davon eine halbe Million in der Schweiz. Bei Kindern stellt sie häufigste chronische Erkrankung dar; in der Schweiz ist 2 ein Kind von zehn betroffen. 2 Arzneimittel gegen Asthma werden in zwei Gruppen eingeteilt: • Arzneimittel zur Basistherapie: Diese werden täglich und langfristig eingesetzt, um die Entzündung der Bronchialschleimhaut zu lindern. Hierzu gehören (inhalative und orale) Glucocorticoide, LABA (immer in Kombination mit einem ICS), Leukotrienrezeptorantagonisten (LTRA) wie ACCOLATE® oder SINGULAIR®, Cromone wie LOMUDAL®, Theophyllin Retard (EUPHYLLINE®, UNIFYL®) und Anti-IgE (XOLAIR®)• Arzneimittel zur Bedarfs- oder Anfallstherapie: Sie werden kurzfristig („on demand“) eingesetzt für eine schnelle Symptomlinderung. Hierzu gehören SABA wie z.B. VENTOLIN® und inhalative Anticholinergika wie z.B. ATROVENT®. Zum Erreichen der Asthmakontrolle wurden fünf Therapiestufen festgelegt, die verschiedene Therapieoptionen beinhalten. Asthma ist eine variable Erkrankung! Ein „Step-up“ der Therapie bei nicht kontrolliertem Asthma ist wie ein „Step-down“ bei objektiv vorhandener guter Asthmakontrolle wichtig, um eine Über- bzw. Unterbehandlung zu verhindern. Bei intermittierendem Asthma wird keine Basistherapie durchgeführt, sondern nur eine Bedarfstherapie mit einem inhalativen rasch wirkenden Beta-2-Sympathomimetikum (SABA). Ist eine Dauertherapie erforderlich, haben ICS das vorteilhafteste Nutzen/Risiko-Profil. Sie vermindern die Häufigkeit der Anfälle und somit eine übermässige Anwendung des SABA. Dabei ist es wichtig, die minimal wirksame Dosis ICS zu finden, um die unerwünschten Wirkungen zu minimieren. Ist die Kombination ICS/SABA nicht genügend wirksam, wird ein LABA wie Formoterol, Salmeterol oder Vilanterol hinzugefügt. Wegen potentieller Risiken dürfen LABA nur zusammen mit einem inhalativen Glukokortikoid (ICS) verabreicht werden! Sobald das Asthma 7 kontrolliert und stabil ist, sollte das LABA wieder abgesetzt werden. Bei Verschlechterung der Asthmasymptome wird die Zweifachkombinationstherapie mit dem einen oder anderen der oben genannten Arzneimittel ergänzt. Es gibt keinen spürbaren Wirksamkeitsunterschied zwischen den verschiedenen inhalativen Glucocorticoiden wie Beclometason (BECLO® Orion, QVAR®), Budenosid (PULMICORT®) und Fluticason (AXOTIDE®). Ihre entzündungshemmende Wirkung ist vergleichbar. Fluticason scheint jedoch mehr unerwünschte Wirkungen hervorzurufen, sowohl lokal (Halsschmerzen, Mundsoor) wie auch systemisch (Nebennierenrinden-Insuffizienz, Myopathien.3,5 Unabhängig davon, welches Präparat angewendet wird, ist es wichtig, den Mund nach jeder Inhalation mit Wasser zu spülen. LABA sind langwirksame Bronchodilatatoren mit einer Wirkdauer von bis zu zwölf Stunden.2 Ihre Wirkung tritt 30 bis 60 Minuten nach der Inhalation ein. Formoterol scheint schneller zu wirken (Wirkungseintritt nach bereits 15 Minuten), ist aber nicht geeignet zur Anfallsbehandlung. Neben einer Basisbehandlung mit einer ICS/LABA-Fixkombination wie FLUTIFORM® braucht der Patient zusätzlich noch ein kurzwirksames Beta-2-Sympathomometikum wie z.B. VENTOLIN® als Bedarfsmedikation. FLUTIFORM®ist als Druckgas-Dosieraerosol (pMDI) erhältlich (wie auch VENTOLIN® DA) und erfordert eine gute Hand-Mund Koordination.4 Der Inhalator verfügt über eine eingebaute Dosisanzeige, die die Anzahl der verbleibenden Sprühstösse herunterzählt. Er ist mit einer Vorschaltkammer (AEROCHAMBER PLUS® von GSK) anwendbar. Idealerweise ist die Anwendung von zwei Einzelpräparaten einer ICS/LABA-Fixkombination vorzuziehen. Mit zwei verschiedenen Präparaten ist es möglich, eine Dosisanpassung des ICS unabhängig vom LABA vorzunehmen, bzw. die Therapie mit dem LABA zu unterbrechen und nur mit dem ICS weiterzuführen. Für viele Patienten sind diese Therapien jedoch recht komplex und eine gute Therapie-Adhärenz (mit weniger Inhalationen täglich) kann einem medizinisch optimalen, aber wenig patientenfreundlichen Therapieplan überlegen sein.5 3 CQ update 2014, SSPh La Revue Prescrire, avril 2014, no 366, 257 5 La Revue Prescrire, octobre 2008, no 300, 796 4 © Pharma-News Seite 5 Nummer 117, Oktober 2014 Gemäss den Autoren der PN ist FLUTIFORM® eine weitere ICS/LABA-Fixkombination, die aber keinen besonderen Vorteil im Vergleich zu den herkömmlichen bringt. FLUTIFORM® (Fluticason + Formoterol) – wichtig für die Beratung: Neue ICS/LABA-Fixkombination erhältlich in der Schweiz Zugelassen zur Behandlung von Asthma Dosieraerosol mit 120 Dosen, anwendbar mit dem AEROCHAMBER von GSK Mundspülung nach Anwendung Bringt keinen besonderen Vorteil im Vergleich zu den herkömmlichen ICS/LABAFixkombinationen SANADERMIL®Ectoin Care und SANADERMIL®EctoinAcute Der neue Wirkstoff Ectoin, den Vifor bereits in TRIOFAN® Heuschnupfen, Augentropfen und Nasenspray einsetzt, ist seit diesem Sommer auch als Creme unter dem Namen SANADERMIL® erhältlich.6,7 Ectoin ist eine sogenannte osmoprotektive Substanz, die im Zytoplasma von besonderen Bakterien anzutreffen ist. Diese stark wasserbindende, niedermolekulare organische Verbindung ermöglicht es diesen Bakterien unter Extrembedingungen wie Trockenheit, hohen Temperaturen, UV-Exposition oder hohem Salzgehalt zu überleben. Ausgehend von diesem in der Natur entwickelten Zellschutzkonzept gegen schädliche Umwelteinflüsse hat die Pharmaindustrie in den letzten Jahren begonnen, pflegende Produkte - u. A. Kosmetika mit Ectoin zu entwickeln, zum Schutz gegen die Auswirkungen von Trockenheit, Salz, Hitze oder Frost auf der Haut.8 Trotz des Namens SANADERMIL® sind SANADERMIL® Ectoin Care 3.5% und SANADERMIL®EctoinAcute 7% keine Arzneimittel, sondern Medizinalprodukte zur Pflege der gereizten Haut. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Präparaten, die weder Farbstoffe, noch Parfum oder Konservierungsstoffe enthalten, betrifft die Ectoinkonzentration. Gemäss Hersteller ist SANADERMIL®Ectoin Care für die Pflege der trockenen und empfindlichen Haut und SANADERMIL®EctoinAcute eher für die Linderung von Hautrötungen und Juckreiz bei gereizter und geschädigter Haut bestimmt. Beide Crèmes können zweimal täglich oder nach Bedarf angewendet werden. Was uns betrifft, haben wir weder Studien zur Wirksamkeit von Ectoin beim Menschen, u. A. in der Dermatologie, noch Angaben zu den in der Praxis anzuwendenden Konzentrationen gefunden. Es fällt uns also schwer, ein Urteil über die Wirksamkeit dieser 6 La Revue Prescrire, mai 2013, no 355, 331 pharmaDigest, SSPh,Beta-2-mimetika mit langer Wirkdauer:niemals ohne Corticoide inhalieren(05.12.2013) 8 http://hal.archives-ouvertes.fr/docs/00/89/54/58/PDF/hal-00895458.pdf 7 © Pharma-News Seite 6 Nummer 117, Oktober 2014 Präparate zu fällen, bzw. ihre Vor- und Nachteile gegenüber anderen Spezialitäten zur Linderung von Hautreizungen abzuwägen, wie z.B. ANTIDRY®, BEPANTHOL®, EUCERIN®, EXCIPIAL®, LINOLA®. Wir nutzen die Gelegenheit, um Sie noch einmal daran zu erinnern, dass die Pharma-Industrie nicht verpflichtet ist, die Wirksamkeit von Medizinprodukten nachzuweisen (siehe PN Nr. 88 vom November 2011). Unter diesen Bedingungen bedauern wir es, dass solche Medizinprodukte unter dem Namen bekannter Arzneimittel und ähnlich verpackt wie Medikamente verkauft werden dürfen. Dies ist irreführend für die Verbraucher und schadet unserer Glaubwürdigkeit. SANADERMIL®Ectoin Care und SANADERMIL®EctoinAcute – wichtig für die Beratung: Medizinprodukt zur Pflege der gereizten Haut Ectoin ist eine Zellschutzsubstanz, welche es Bakterien ermöglicht unter extrem feindlichen Bedingungen zu überleben Enthält weder Parfüm noch Farbstoffe oder Konservierungsstoffe Wird zweimal täglich oder bei Bedarf angewendet Keine Studien verfügbar und deshalb schwer mit anderen erhältlichen Präparaten zur Pflege von Hautreizungen vergleichbar Wissenswertes XTANDI UND DER PROSTATAKREBS An Prostatakrebs erkranken erkranken jedes Jahr ca. 6000 Männer in der Schweiz. Damit ist das Prostatakarzinom als bösartige Vergrösserung der Prostata der häufigste maligne Tumor des Mannes: auf ihn entfallen fast 30% der Krebsdiagnosen bei Männern. Fast alle Patienten (99%) sind zum Zeitpunkt der Diagnose über 50 Jahre alt, 54% sind sogar 70 Jahre oder älter.9 Die meisten Tumoren in der Prostata entwickeln sich sehr langsam: Der Tumor kann über zehn Jahre symptomlos bleiben, sofern die Erkrankung auf das Innere der Prostata beschränkt bleibt. Eine Vielzahl von Männern stirbt an einer ganz anderen Ursache, ohne jemals gewusst zu haben, dass sie eine maligne Prostatavergrösserung hatten.10Erst wenn der Krebs die Harnröhre einengt, treten Probleme beim Wasserlösen auf. Beispiele sind schwacher Harnstrahl, häufiger Harndrang sowie Schmerzen oder andere Schwierigkeiten beim Urinieren. Bei älteren Männern kommen solche Beschwerden allerdings sehr häufig vor. In den meisten Fällen werden sie nicht durch Prostatakrebs, sondern durch eine gutartige Prostatavergrösserung verursacht (BPH). Treten Beschwerden auf, empfiehlt sich aber eine ärztliche Untersuchung, um den Verdacht auf Prostatakrebs zu erhärten oder auszuschliessen.10 9 Planetesante.ch ; consulté en juillet 2014 La ligue suisse contre le cancer ; brochure « le cancer de la prostate »; version 2006 10 © Pharma-News Seite 7 Nummer 117, Oktober 2014 Zu den üblichen Untersuchungen gehören das Zur Erinnerung Abtasten der Prostata und die Bestimmung des PSA- Die Prostata ist eine Drüse, die unterhalb der Werts im Blut. PSA ist eine Abkürzung für männlichen Harnblase liegt und die Harnröhre um„prostataspezifisches Antigen“. Dieses ist ein Eiweiss, schliesst. In der Prostata wird der Teil der Samenflüssigkeit produziert, der die Beweglichkeit der Sperwelches ausschliesslich von der Prostata gebildet mien garantiert. Von der Geburt bis zur Pubertät wird und der Verflüssigung der Samenflüssigkeit vergrössert sich das Prostatavolumen und bleibt dann dient. Im PSA-Test wird gemessen, wie viel PSA im stabil bis ca. zum 40. Lebensjahr. Danach fängt die Prostata wieder an zu wachsen. Da sie die Harnröhre Blut zirkuliert. Auch gesunde Männer haben eine vom Blasenausgang bis zum äusseren Schliessmuskel gewisse PSA-Menge im Blut, wobei der PSA- ringförmig umgreift, kann diese Vergrösserung zu Normwert vom Alter abhängt. Dieser Normwert ist einer Einengung der Harnröhre und zu Miktionsstörungen führen. Man spricht dann von einer benigaber lediglich als Orientierung zu sehen, da es nen Prostatahyperplasie: BPH. Dabei handelt es sich unmöglich ist, einen allgemeingültigen Grenzwert zu um eine gutartige Vergrösserung der Vorsteherdrüse, bestimmen. Generell gilt aber: Bei Prostatakrebs sind welche immer auf die Prostata beschränkt bleibt und sich klar vom Prostatakrebs unterscheidet. die PSA-Werte häufig deutlich höher als die Referenzwerte und nehmen im Verlauf durch das Tumorwachstum auch immer weiter zu. Bei Verdacht auf Prostatakrebs muss unter örtlicher Betäubung eine Gewebeprobe aus der Prostata entnommen werden. Mittels bildgebender Verfahren wie Computertomographie, Magnetresonanztomographie, Röntgenaufnahmen und Knochenszintigramm klärt man das Vorliegen von Ablegern (Metastasen) in anderen Organen ab. Metastasen treten vor allem in Knochen, den Lymphknoten oder den Lungen auf. Die Behandlung von Prostatakrebs hängt unter anderem vom Alter und Gesundheitszustand des Patienten ab und auch davon, wie weit sich der Tumor schon ausgebreitet hat und wie aggressiv er wächst.11 In den meisten Fällen handelt es sich um einen örtlich begrenzten Tumor ohne Metastasen. Da diese Karzinome kaum Auswirkungen auf die Lebenserwartung der Patienten haben, wird bei älteren Patienten mit kleinen, langsam wachsenden Tumoren manchmal auf eine Therapie verzichtet.11 Wenn die Entscheidung für eine Behandlung gefallen ist, zählen die Operation und die verschiedenen Formen der Bestrahlung zu den gängigen Verfahren. Die antihormonelle Therapie oder die Chemotherapie werden vor allem bei fortgeschrittenen Tumoren nach Operation oder Bestrahlungeingesetzt.10 Nach heutigem Stand der Forschung ist die radikale operative Entfernung von Prostata und Samenblasen die Therapie der Wahl. Sie kann über einen Schnitt vorne oberhalb des Schambeins (retropubisch) oder im Dammbereich (perineal) erfolgen. Zunehmender Beliebtheit erfreut sich die laparoskopische radikale Prostatektomie (Laparoskopie bedeutet Bauchspiegelung), die ebenso gute Ergebnisse wie die offenen chirurgischen Verfahren bringt, aber Vorteile wie kleine Schnitte (für den Patienten) und eine Kamerasicht mit Vergrösserung (für den Operateur) bietet.Die radikale Prostatektomie bleibt dennoch ein relativ grosser und komplexer Eingriff, da gleichzeitig der gesamte Tumor entfernt und die Harn-Kontinenz (Blasenkontrolle) sowie die Erektionsfähigkeit aufrecht erhalten werden soll. Tatsächlich leidet ein nicht unerheblicher Prozentsatz der Patienten nach Prostatektomie unter Harninkontinenz. Vor allem in den ersten Monaten nach dem Eingriff kann es zu unwillkürlichem Urinabgang kommen, besonders beim Niesen, Husten oder Heben schwerer Lasten. In den meisten Fällen sind die Beschwerden vorübergehender Natur und verschwinden wieder,10 bei ca. 25% Patienten halten sie jedoch an.12 In unmittelbarer Umgebung der Prostata liegen auch viele Nerven und Blutgefässe, die für die Erektion notwendig sind. Diese - soweit möglich - zu erhalten, wird bei jeder radikalen Prostatektomie angestrebt. Trotzdem muss ein hoher Prozentsatz der Patienten (ca. 75%) nach dem Eingriff mit einer erektilen Dysfunktion (Impotenz) rechnen.10,12 Die Erektionsschwierigkeiten 11 12 La Revue Prescrire 2014; « idées-forces - cancer de la prostate » La revue Prescrire, idées-force 2014 : « cancer intracapsulaire de la prostate : traitement » © Pharma-News Seite 8 Nummer 117, Oktober 2014 können aber unter Umständen medikamentös mit einem Phosphodiesterasehemmer wie VIAGRA®, CIALIS®, usw. behandelt werden. Die perkutane Strahlentherapie (Bestrahlung von aussen) und die Brachytherapie (innere Bestrahlung) können bei lokal begrenztem und lokal fortgeschrittenem Prostatakrebs ohne Fernmetastasen zum Einsatz kommen, erstere zudem bei Lymphknotenbefall. Ziel ist es, die Tumorzellen durch Strahlen so zu schädigen, dass sie absterben und gleichzeitig das umliegende, gesunde Gewebe so gut wie möglich zu schonen. Dank der technischen Fortschritte kann die Strahlentherapie heutzutage in vielen Fällen die Chirurgie ersetzen. Sie kann auch ergänzend zur Chirurgie oder zur Behandlung von Metastasen eingesetzt werden. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen sind entzündliche Irritationen der Blase und des Enddarms mit Zunahme der Frequenz des Wasserlassens und, davon unabhängig, des Stuhlgangs sowie das Gefühl, Harn- oder Stuhldrang zu haben, ohne dass dieser wirklich eintritt. Diese Beschwerden treten meist während der Zeit der Strahlentherapie auf und können noch mehrere Wochen danach andauern. Potenzstörungen sind seltener nach Radiotherapie als nach Prostatektomie. Ein langsamer Potenzverlust innerhalb von fünf Jahren nach der Bestrahlung ist möglich, aber in den meisten Fällen medikamentös gut therapierbar.10,11 Im fortgeschrittenen Stadium, wenn sich der Tumor durch eine Operation oder Bestrahlung nicht mehr entfernen bzw. zerstören lässt oder sich bereits Fernmetastasen gebildet haben, ist eine Hormontherapie das Mittel der Wahl. Das Hauptziel der Hormonentzugstherapie besteht darin, die Bildung bzw. die Wirkung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron zu hemmen, da dieses den Prostatatumor zum Wachstum anregt. Grundsätzlich lassen sich zwei Formen der Hormonentzugstherapie unterscheiden: • Die Wirkung von Testosteron an den Tumorzellen in der Prostata wird durch AntiAndrogene wie CASODEX® oder ANDROCUR®blockiert.2 Die Anti-Androgene können unter bestimmten Umständen zusätzlich zu LHRH-Analoga eingesetzt werden („Maximale Androgenblockade“), um den Krebs vollständig vor wachstumsstimulierenden Hormonen abzuschirmen, die in geringen Mengen trotz der Therapie noch vorhanden sind. Teilweise werden Anti-Androgene auch von Beginn an allein und als Alternative zu LHRH-Analoga eingesetzt, da ihre Nebenwirkungen geringer sind.13 • Die Bildung des männlichen Geschlechtshormon wird unterdrückt: Die LHRH-Analoga ähneln in ihrer Struktur dem Hormon LHRH (lutein hormone releasing hormone). Das Hormon wird vom Hypothalamus (Teil des Gehirns) ausgeschüttet und spielt eine Rolle bei der Übermittlung des Signals zur Testosteronproduktion in den Hoden. Die LHRH-Analoga lösen zunächst eine ähnliche Signalkaskade aus, führen aber durch eine „Dauerstimulation“ letzten Endes zu einer Blockade der Testosteronproduktion. Goserelin (ZOLADEX® und Generika) ist die Behandlung der ersten Wahl. LHRH-Analoga wie LUCRIN DEPOT®, DECAPEPTYL® sind weniger wirksam.14 Mögliche Nebenwirkungen sind Hitzewallungen und Schweissausbrüche – beide lassen sich jedoch mit Medikamenten in den Griff bekommen. Während der Behandlungszeit müssen die Patienten zudem mit einer Abnahme des sexuellen Antriebs und mit Impotenz rechnen. Darüber hinaus steigt das Risiko für die Entstehung von Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) sowie einer Reduktion der Knochendichte (Osteoporose). Bei Patienten mit metastasierendem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom, deren Erkrankung während oder nach einer Chemotherapie mit Docetaxel fortschreitet, oder wenn die Patienten keine oder nur milde Symptome haben und eine Chemotherapie klinisch noch nicht indiziert ist, 13 La Revue Prescrire, idées-force 2014 : « cancers de la prostate métastasés : traitements hormonaux et cytotoxiques » 14 La Revue Prescrire 2012 ; 32 (349) : 843-847 © Pharma-News Seite 9 Nummer 117, Oktober 2014 können Anti-Androgene der neuen Generation wie Abirateron (ZYTIGA®) oder Enzalutamid (XTANDI®) als zweites oder drittes Arzneimittel® in Kombination mit LHRH-Agonisten hinzugefügt werden.14 Prostatakrebs spricht in den meisten Fällen (80-90%) zunächst auf eine Hormontherapie an und führt zu einer Besserung der Beschwerden, einer Verkleinerung des Tumors und zu einem Abfall des PSA-Wertes und des Testosteron-Blutspiegels. Aus noch nicht restlos geklärten Gründen schreitet er trotzdem nach einigen Jahren fort, was sich am Wiederanstieg des PSA-Werts oder an Krankheitszeichen, meist Knochenschmerzen zeigt. Obwohl der Tumor zuvor offenbar nicht vollständig beseitigt war, spricht man hier dennoch von einem Rezidiv (Wiederauftreten der Erkrankung). Weil der Tumor bei unterdrücktem Androgenspiegel fortschreitet, nennt man ihn Androgen-unabhängiges oder Androgen-insensitives Prostatakarzinom. In diesen Fällen wird eine Chemotherapie erwogen.14 Wirken all diese Behandlungsoptionen nicht oder nicht mehr, stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung: eine palliative Therapie, also eine Behandlung, deren Ziel per Definition nicht die Heilung der Erkrankung ist, sondern die Linderung der Symptome und die Erhaltung einer bestmöglichen Lebensqualität. eine Chemotherapie, z.B. mit Docetaxel (TAXOTERE®) in Kombination mit Prednison. Diese Behandlung kann die Lebenserwartung bestenfalls um einige Wochen verlängern, beinhaltet aber viele unerwünschten Wirkungen.14JEVTANA®stellt die Chemotherapie der Wahl dar, ist aber sehr toxisch.15 Erweist sich die Chemotherapie alleine als ungenügend wirksam, kann eines der beiden oben genannten Anti-Androgene ZYTIGA oder XTANDI® zusätzlich eingesetzt werden, sofern diese Therapieoption nicht bereits vor der Chemotherapie eingesetzt wurde. ZYTIGA® und XTANDI® sind also zwei neue Behandlungen, die fast immer als letzte Option eingesetzt werden. Da es sich um orale Behandlungen handelt, die theoretisch auch in der Offizin abgegeben werden können, möchten wir uns trotzdem näher damit befassen. Beide Arzneimittel sind Anti-Androgene der letzten Generation. Im Gegensatz zu den älteren Anti-Androgenen CASODEX® und ANDROCUR®, welche nur die Bindung der Androgene an ihren Rezeptoren blockieren, induziert XTANDI® auch den Tod (Apoptose) der Krebszellen.15 Die Wirkung von ZYTIGA® beruht auf einer Blockade der Glukokortikoid-Produktion (z.B. Cortisol) und der Östrogen-Biosynthese (Östron, Östradiol) in der Nebennierenrinde und der AndrogenBiosynthese (DHEA und Testosteron) in den Hoden, den Nebennieren, der Prostata sowie im Tumor. Es gibt zwar keine direkte Studie zum Vergleich der Wirksamkeit von ZYTIGA® und XTANDI®, indirekte Vergleichsstudien deuten aber darauf hin, dass beide Medikamente eine ähnliche Wirkung auf den Überlebensgewinn haben, und zwar ca. 5 Monate. Ausser- 15 La Revue Prescrire 2014 ; 34 (367) : 330-334 © Pharma-News Seite 10 Nummer 117, Oktober 2014 dem verzögern beide Anti-Androgene das Auftreten krebsbedingter Schmerzen um mehrere Monate.15 Für beide Präparate beträgt die empfohlene Tagesdosis vier Tabletten oder Kapseln als Einmaldosis: 160 mg XTANDI® (4 Kapseln zu 40 mg) oder 1000 mg ZYTIGA® (4 Tabletten zu 250 mg). Tabletten und Kapseln sind als Ganzes, unzerkaut und mit Wasser einzunehmen. Die Einnahmezeit unterscheidet sich wie folgt: XTANDI® kann mit oder ohne Nahrung eingenommen werden, ZYTIGA® darf nicht zusammen mit Nahrungsmitteln und sollte frühestens zwei Stunden nach einer Mahlzeit eingenommen werden. Nach der Einnahme von ZYTIGA® sollte der Patient für mindestens eine Stunde keine Nahrungsmittel zu sich nehmen. Da ZYTIGA® die Produktion von Cortisol in der Nebennierenrinde unterdrückt, muss es immer mit einer niedrigen Dosis Prednison oder Prednisolon (10 mg täglich) verabreicht werden.16 Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen der Anti-Androgene (der neuen und alten Generation) gehören endokrine Störungen wie Hitzewallungen, Gynäkomastie, Brustschmerzen und Erektionsstörungen, gastro-intestinale Beschwerden wie Durchfall und Erbrechen, Kopfschmerzen und arterielle Hypertonie.7 ZYTIGA® veruracht häufiger Leber- und Herz-KreislaufStörungen (Rhythmusstörungen, Oedeme), XTANDI® dafür mehr Krämpfe, neuropsychische Störungen wie Schlaflosigkeit, Amnesie und Halluzinationen und Stürze mit Frakturen (unabhängig von Metastasen des Prostatakarzinoms).16 ZYTIGA® verursacht wenig klinisch bedeutsame Wechselwirkungen.17 XTANDI® ist ein potenter Induktor von Cytochromen und vermindert die Wirksamkeit vieler anderer Arzneimittel. Daran sollte man denken bei Therapiebeginn und -abbruch, oder wenn eine neue Behandlung eingeführt wird. Besondere Vorsicht ist geboten bei Makrolid-Antibiotika, Immunmodulatoren (Ciclosporin), Benzodiazepinen, Antiepileptika, Antikoagulantien, antiretroviralen Arzneimitteln u.v.m. Achtung, die Halbwertszeit von XTANDI® ist extrem lang: die Enzyminduktion kann noch über einen Monat nach Therapiestopp anhalten!17 Die Wahl zwischen diesen beiden Präparaten hängt davon ab, welche unerwünschten Wirkungen für welche Patienten am besten erträglich und vertretbar sind. 16 17 Swissmedicinfo.ch La Revue Prescrire 2013; 33 (361) 807-808 © Pharma-News Seite 11 Nummer 117, Oktober 2014 PROSTATAKREBS - wichtig für die Beratung: Häufige Krebsart beim Mann, aber mit langsamem Fortschreiten Die Therapieauswahl (Prostatektomie, Strahlen-, Hormon- oder Chemotherapie) hängt vom Schweregrad und vom Stadium des Karzinoms ab XTANDI® und ZYTIGA® sind zwei neue Anti-Androgenpräparate. Sie werden fast immer als letzte Option eingesetzt. Orale Einnahme: vier Tabletten oder Kapseln als Einmaldosis am Morgen ZYTIGA®: darf nicht zusammen mit dem Essen eingenommen werden. Gleichzeitige Einnahme von Cortison immer notwendig. Unerwünschte Wirkungen betreffen Leber und Herz XTANDI®: potenter Enzyminduktor → hohes Wechselwirkungsrisiko. Kann Krämpfe verursachen LÄUSEBEHANDLUNG MIT DIMETICON Im März 2014 hat die Revue Prescrire einen Artikel zum Thema Läusebehandlung publiziert, in dem Dimeticon (HEDRIN®) als Läusemittel der ersten Wahl empfohlen wurde und nicht mehr Permethrin (LOXAZOL®) oder Malathion (PRIODERM®).18Wir nutzen die Gelegenheit, um die zwar harmlosen, aber leidigen Läuse unter die Lupe zu nehmen. Haben Sie „Pedikulose“ gesagt? Die Pedikulose (Pediculosis) ist eine Parasitose, bei der es zu einem Befall der Haut durch Kopf- oder Kleiderläuse kommt. Sie ist übertragbar, häufig und tritt weltweit unabhängig von der klimatischen Zone auf. In den USA steht sie an zweiter Stelle der häufigsten Infektionen bei Schulkindern - nur Erkältungen sind noch häufiger.19 Die Pedikulose kann von einem unangenehmen und zum Teil starken Juckreiz begleitet sein, kann aber auch symptomlos verlaufen. Kopfläuse übertragen keine Krankheiten. Allerdings kann es zu allergischen Reaktionen auf die Fäkalien und den Speichel der Laus kommen, oder die durch Kratzen verursachten Verletzungen der Haut können zu Infektionen führen, die sich dann oft in nässenden Ausschlägen zeigen. Das eigentliche Problem dieser Parasitose ist die hohe Ansteckungsfähigkeit von Person zu Person.18 Schuld ist die Laus! Die Kopflaus Pediculus humanus capitis ist ein flügelloses Insekt mit 3 Beinpaaren, das im ausgewachsenen Zustand die Grösse von Sesamsamen hat (ca. 3 mm). Die Weibchen sind etwas grösser als die Männchen. Lebende Läuse und Nissen sitzen auf dem Haarboden und dem kopfhautnahen Teil der Haare und überleben dort 2-4 Wochen. Sie ernähren sich vom Blut, das sie an der Kopfhaut regelmässig innert weniger Stunden saugen. Die weibliche Laus legt täglich 5-10 18 19 Revue Prescrire, mars 2014, tome 34, Nr. 365, 198-202 www.uptodate.com: « pediculosiscapitis » © Pharma-News Seite 12 Nummer 117, Oktober 2014 silbergraue und sehr kleine Eier. Sie werden in einer chitinhaltigen Hülle mit einer Kittsubstanz direkt 1-2 mm über der Kopfhaut an die Haare geklebt. Die Larven schlüpfen nach ca. 7-10 Tagenund reifen innert 9-12 Tagen zu geschlechtsreifen Läusen heran. Darum ist es wichtig, das Laus-Shampoo noch einmal anzuwenden, wenn die Läuse zwar aus den Eiern geschlüpft, aber noch nicht geschlechtsreif sind. Kopfläuse haben sich auf den Menschen als Wirt spezialisiert und befallen ausschliesslich das Kopfhaar. Sind Läuse ein Grund die Schule zu schwänzen? Nein! In der Schweiz sind Läuse kein Grund mehr für den Schulausschluss. Bis die Eltern die Läuse auf dem Kopf des Kindes bemerken, können gut sechs Wochen vergehen. Bis dahin haben sich die Läuse längst verbreitet. Ein Schulausschluss bringt also nichts und ist aufgrund der Harmlosigkeit der Parasitose 20 nicht gerechtfertigt. Fliegen und springen können diese Läuse zwar nicht, allerdings sind sie sehr flinke Krabbler. Bei engem Kontakt können sie durch krallenartige Fortsätze an ihren Beinen schnell von einem Kopf zum anderen wandern. Bleiben die Insekten ohne regelmässige Blutzufuhr, sterben sie innerhalb von zwei bis drei Tagen ab. Innerhalb dieser Zeit können sie durch das gemeinsame Benutzen von Kämmen, Bürsten, Hauben, Schals oder Handtüchern theoretisch an andere weitergegeben werden. In diesem Punkt sind sich die Experten allerdings uneinig, und so kam eine 2010 publizierte Studie zu dem Schluss, dass es wenig bis keine Evidenz für eine Übertragung von Läusen über Gegenstände gibt. Nach wie vor sind viele Menschen der Meinung, Kopfläuse seien ein Indiz für mangelnde Körperpflege und Hygiene. Diese Annahme, die viele Betroffene und deren Familien stark belastet, ist allerdings völlig falsch. Tatsache ist vielmehr: ob ein Kopf täglich gewaschen wird oder zweimal die Woche, ist den Schmarotzern völlig gleichgültig!20 Wie findet man Kopfläuse? Am besten erkennt man Läuse auf trockenem Haar. Das Haar ist am besten mit einem Läusekamm über einem weissen Blatt Papier zu kämmen. Befinden sich Kopfläuse im Haar, werden sie auf das Papier fallen. Läuse sind gut erkennbar – sie können nicht übersehen werden. Betroffene sollten auch besonders nach Laus-Eiern (Nissen) Ausschau halten. Nissen befinden sich nahe der Kopfhaut, vor allem hinter den Ohren und am Hinterkopf. Wenn nötig (z.B. bei langen, krausen Haaren) kann man die Haare vorher mit einer Pflegespülung (Conditioner) und einem normalen Kamm entwirren. • • • Findet man Nissen, aber keine Läuse, sollte man nicht behandeln und die Nachkontrolle eine Woche später durchführen. Findet man Nissen und Läuse: unverzüglich Schule, Kindergarten, Hort, Freunde und Nachbarn usw. informieren und behandeln Findet man weder Läuse noch Nissen: nicht behandeln Behandlung Läuse stellen keinen Notfall dar, die Behandlung muss nicht in jedem Fall sofort erfolgen. Man kann gut das Ende der Woche abwarten, wenn es besser passt!20 Um die lästigen Krabbler loszuwerden, gibt es zwei Gruppen von Produkten. Unabhängig davon, welches Produkt man wählt, müssen bei der Beratung in der Offizin die gängigen Empfehlungen (siehe Ende des Artikels) abgegeben werden. Chemische Pedikulizide In dieser Gruppe finden sich hauptsächlich zwei Wirkstoffe: Permethrin (LOXAZOL®) und Malathion (PRIODERM®).Lange Jahre wurden diese Läusemittel als Therapie der ersten Wahl betrachtet. Aufgrund der zunehmenden Resistenzen sind diese Mittel nicht mehr so zuverlässig wirksam wie früher. Zudem können sie unerwünschte Wirkungen verursachen, wie z.B. Juckreiz, 20 Les poux de tête: l’essentiel pour comprendre le changement de pratique, Canton de Vaud, Office des écoles en santé (ODES) © Pharma-News Seite 13 Nummer 117, Oktober 2014 Rötung, Brennen, Stechen oder allergische Reaktionen. Malathion ist ein Cholinesterase-Hemmer und schwere Intoxikationen durch orale Einnahme wurden beschrieben. Malathion wird bei Kindern unter zwei Jahren und bei schwangeren Frauen nicht empfohlen.18 In Anbetracht ihres ungünstigen Nebenwirkungsprofils und ihrer verminderten Wirksamkeit werden diese Arzneimittel nicht mehr als Therapie der ersten Wahl betrachtet. Physikalisch wirkende Pedikulizide Diese Stoffe ersticken oder dehydrieren die Laus. Resistenzen sind sehr unwahrscheinlich, da eine Laus immer Sauerstoff und Wasser zum Leben braucht. Aufgrund ihrer physikalischen Wirkung weisen diese Stoffe keinerlei pharmakologische Giftigkeit auf. In der Schweiz sind diese Präparate als Medizinprodukt registriert. Es handelt sich also nicht um Arzneimittel, die behördlich getestet und zugelassen wurden. Das einzige Präparat das wissenschaftlich untersucht wurde ist Dimeticon (HEDRIN®). Es gibt auch andere Produkte, deren Wirksamkeit aber nicht bewiesen ist: Kokosnussoder Olivenöl, ätherische Öle wie Anis- oder Lavendelöl. PARANIX® mit Kokosnussöl, Anisöl und Ylang-Ylang-Öl ist ein solches Beispiel. Dimeticon ist farblos, geruchsfrei, hydrophob und wird nicht über die Haut resorbiert. Es verklebt die Tracheen der Kopfläuse, die dann ersticken. Eine Untersuchung zeigte, dass Dimeticon durch Ummantelung des Haarschaftes das Auskämmen der Eier und Nissen erleichtert und damit erfolgreicher macht. Dimeticon ist bei Kleinkindern ab 6 Monaten zugelassen und ebenso während Schwangerschaft und Stillzeit. Aufgrund der belegten Wirksamkeit und grossen Sicherheit ist Dimeticon neu die Therapie der ersten Wahl gegen Läuse.18 Wie mit den chemischen Pedikuliziden muss die Kopflausbehandlung mit Dimeticon nach sieben Tagen wiederholt werden, um die nachgeschlüpften Larvenaus bei der ersten Behandlung eventuell nicht abgetöteten Eiern abzutöten. Allgemeine Empfehlungen Für eine sichere und wirksame Anwendung sind folgende Empfehlungen bei der Abgabe des Kopflausmittels unerlässlich: • Die Auswahl der galenischen Form ist wichtig. Lotionen sind wirksamer als Shampoos, weil die Einwirkzeit in der Regel länger ist. • Bei schwangeren Frauen und Säuglingen ist Dimeticon zu bevorzugen21 • Unabhängig davon, ob es sich um ein chemisch oder physikalisch wirkendes Pedikulizid handelt, wird folgendes Behandlungsschema empfohlen: zwei Anwendungen, die erste am Tag 0 und die zweite am Tag 7 oder 10, je nach Patientenanweisung. • Bei Therapieversagen ist sicherzustellen, dass der Patient das Schema auch wirklich befolgt hat. Wenn nicht, muss man ihn ermuntern, dieselbe Behandlung zu wiederholen und nicht das Lausmittel zu wechseln. • Es ist wichtig, alle mit Läusen oder Eiern befallenen Kontaktpersonen eines Patienten (Familie, Spiel- und Schulkameraden) zeitgleich zu behandeln, um einer Re-Infestation vorzubeugen.18 • Schlafanzüge, Bettwäsche, Handtücher, Leibwäsche, Mützen und Schals sind bei 60°C zu waschen. Alles was bei dieser Temperatur nicht gewaschen werden kann und worauf Kopfläuse gelangt sein könnten (Schmusekissen, Stofftiere usw.) ist 15 Tage lang in einem Plastiksack zu lagern oder mit einem Insektizid wie SANYTOL® zu behandeln. 21 www.lecrat.org © Pharma-News Seite 14 Nummer 117, Oktober 2014 Wirkstoff und Handelsname Galenische Einwirkzeit Form Anwendung wiederholen nach Permethrin (LOXAZOL®) Lotion mindestens 30 Minuten 7 bis 14 Tagen Shampoo Mindestens 30 Minuten. Haare mit lauwarmem Wasser spülen und an der Luft tro- 7 bis 14 Tagen cknen lassen (kein Fön) Malathion (PRIODERM®) Lösung Dimeticon (HEDRIN®) Gel Andere physikalisch wirkende Pedikulozide Shampoo wie Kokosnussöl (PARANIX®) Lösung: 60 Minuten auf trockenes Haar von den Haarwurzeln bis zu den Haarspitzen auftragen. Einmassieren und gut spülen. Gel: 15 Minuten 7 Tagen 15 Minuten auf trockenes Haar, ausspülen und 10 Tagen auskämmen der Läuse und Nissen LÄUSEBEHANDLUNG MIT DIMETICON – wichtig für die Beratung: Lausbefall ist harmlos, aber häufig und betrifft alle Gesellschaftsschichten. Hauptproblem ist die hohe Ansteckungsgefahr durch direkten Kontakt. Läuse sind kein Grund für den Schulausschluss! Dennoch sollten die Eltern den Kinderhort, Kindergarten oder die Schule informieren. Die Therapie der ersten Wahl ist neu Dimeticon (HEDRIN®). Welches Lausmittel auch immer gewählt wird, es ist wichtig die Anwendung nach 7 bis 10 Tagen zu wiederholen. KONTAKTLINSEN UND IHRE PFLEGE Gemäss schweizerischem Optikerverband tragen ca. 16% der 5.6 Millionen Sehhilfenträger in der Schweiz Kontaktlinsen. Das ist doppelt so viel wie vor 20 Jahren.22 Tatsächlich stellen Kontaktlinsen eine bequeme und diskrete Sehhilfe dar. Linsen beschlagen nicht, und sie verstauben auch nicht beim Tragen. Viele schätzen sie vor allem beim Sport, denn ohne Brille ist man weniger ver22 http://d-inside.drogoserver.ch/f/0609/linsen.pdf © Pharma-News Seite 15 Nummer 117, Oktober 2014 letzungsgefährdet und kann sich freier bewegen. Fehlsichtigkeiten, die durch Unregelmässigkeiten auf der Hornhaut hervorgerufen werden, lassen sich durch Kontaktlinsen besonders gut korrigieren. Ein weiterer Vorteil der Kontaktlinsen ist, dass sie das Blickfeld nicht so einengen, wie es durch die Brillenfassung geschieht. Je stärker ein Brillenglas zudem ist, desto unschärfer wird die Abbildung am Rand des Glases. Bei starker Kurzsichtigkeit kann man mit Kontaktlinsen besser sehen, weil der Verkleinerungseffekt durch das Brillenglas entfällt. Allerdings bringen die „unsichtbaren Brillen“ auch Nachteile mit sich: besonders weiche Linsen kann man nicht unbegrenzt tragen, denn die Kunststofflinsen stören die Sauerstoffversorgung der Hornhaut. In jedem Fall benötigt also ein Linsenträger zusätzlich auch eine Brille. Wichtig ist zudem die sorgfältige Hygiene und Pflege der Haftschalen. Pflegefehler und Verunreinigungen können schnell zu Reizungen und sogar zu bakteriellen Infektionen und Pilzinfektionen führen. In diesem Artikel finden Sie einen Überblick über die verschiedenen Kontaktlinsen und Pflegmittel mit ihren Vor- und Nachteilen. Kontaktlinsen: Arten und Eigenschaften Kontaktlinsen sind optische Hilfsmittel, gehören zu den Sehhilfen und stellen als solche eine Alternative zur Brille dar. Mit ihnen lassen sich die meisten Fehlsichtigkeiten (Ametropien) korrigieren, wie: • Kurzsichtigkeit oder Myopie: der Betroffene sieht in der Nähe besser als in der Ferne (häufigste Anwendung). • Weitsichtigkeit oder Hypermetropie: der Betroffene sieht in der Ferne besser als in der Nähe. • Astigmatismus oder Stabsichtigkeit, oder Hornhautverkrümmung: es handelt sich dabei um einen besonderen Brechungsfehler des Auges mit Verzerrung der Bilder. • Presbyopie oder Alterssichtigkeit: damit bezeichnet man den fortschreitenden, altersbedingten Verlust der Nahanpassungsfähigkeit des Auges mittels Akkommodation. Ein scharfes Sehen in der Nähe ist deshalb ohne geeignete Korrektur nicht mehr möglich. Der Betroffene liest mit ausgestreckten Armen. • Unregelmässigkeiten der Hornhaut: sie lassen sich besonders gut durch Kontaktlinsen korrigieren, meist besser als mit einer Brille. Man unterscheidet zwischen formstabilen (harten) und weichen Kontaktlinsen:23 23 www.lentillesdecontact.info © Pharma-News Seite 16 Nummer 117, Oktober 2014 Eigenschaften Weiche Kontaktlinsen Vorteile Nachteile Hoher Tragekomfort Schlechte Sauerstoffdurchlässigkeit =>erhöhtes Komplikationsrisiko Tageslinsen Einmallinsen Saubere und sterile Linse, wird jeden Morgen eingesetzt (Pflegemittel nicht nötig) Ideal bei Verlustgefahr (Sport, usw.) oder bei Gelegenheitstragen Infektionsrisiko vermindert Nur die häufigsten Korrekturen sind erhältlich Teuer bei häufiger Anwendung Austauschsysteme (Wochen- bzw. Quartalslinsen) Je nach dem verwendetem Material alle 2 bis 12 Wochen auszutauschen Breite Korrekturpalette Verschmutzung ist aufgrund der kurzen Lebensdauer der Linse begrenzt Erste Wahl Pflege obligatorisch:1x/Tag reinigen und desinfizieren und 1x/Woche mit Enzymreiniger Proteinentfernung wenn Anwendungsdauer>2 Wochen Jahreslinsen Müssen jährlich gewechselt werden Bei besonderen Korrekturen (starke Korrektur, aussergewöhnliche Grösse) Linsen, für mehrtägiges ununterbrochenes Tragen Können ununterbrochen von 7 bis zu 30 Tagen getragen werden Klares Sehen bereits beim Aufwachen Keine Pflege nötig Erhöhtes Unverträglichkeits- und Infektionsrisiko Gute Qualität des Sehens Beeinträchtigen den Stoffwechsel des Auges wenig (gasdurchlässig) Gut verträglich bei trockenen Augen Einfach und günstig im Unterhalt Längere Eingewöhnungszeit: in den ersten Tagen vermehrter Tränenfluss und Lidkrämpfe Erhöhtes Verlustrisiko (Sport , Stoss) Formstabile (harte und halbharte Kontaktlinsen) Pflege obligatorisch: 1x/Tag reinigen und desinfizieren und 1x/Woche mit Enzymreiniger Proteinentfernung Die Auswahl der Kontaktlinsen hängt von der benötigten Sehkorrektur, der Geometrie des Auges, der Augenoberfläche und dem Tränenfilm ab. In der Regel werden Anpassungen mit Probekontaktlinsen durchgeführt, um die optimalen Kontaktlinsen zu finden. Kontaktlinsenpflege Im Laufe des Tages sammeln sich Staub- und Schmutzpartikeln aus der Luft, Pollen, Mikroorganismen, Kosmetika- und Bestandteile der Tränenflüssigkeit (Mucopolysaccharide, Eiweisse, Fette, Salze usw.) auf den Kontaktlinsen. Diese Ablagerungen behindern nicht nur die Sicht, sie führen auf Dauer zu einer ungenügenden Sauerstoffdurchlässigkeit der Linse. Dadurch entsteht ein Nährboden für Bakterien und andere Mikroorganismen. Insbesondere auf und in flexiblen, also weichen Kontaktlinsen siedeln sich schnell Keime an, da sie mit wassergefüllten Poren durchsetzt sind. Aber auch formstabile (harte) Linsen bieten Mikroorganismen gute „Aussichten“, wenn besagter © Pharma-News Seite 17 Nummer 117, Oktober 2014 Biofilm auf der Oberfläche der Linse haftet. Eine tägliche Reinigung der Kontaktlinsen ist deshalb bei allen Linsentypenunerlässlich, ausser bei den Wegwerf-Tageslinsen. Eine wöchentliche Enzymreinigung (Proteinentfernung) empfiehlt sich um Eiweisse, die sich auf den Linsen ablagern, zu spalten und abzubauen. Klebt zuviel Protein auf der Oberfläche der Schälchen, kann das erstens die Sicht beeinträchtigen und zweitens die Linsenverträglichkeit herabsetzen. Drittens sind die Eiweisse Bestandteil des unerwünschten Biofilms.24 Die verschiedenen Pflegemittel dienen der Reinigung, Desinfektion und, sofern nötig, auch der Neutralisation, Proteinentfernung, Aufbewahrung, Spülung und Benetzung der Kontaktlinsen. Eine Lösung erfüllt in der Regel mehrere Funktionen. Ob hart oder weich - alle Kontaktlinsen müssen feucht gehalten werden. Man unterscheidet zwei Arten von Kontaktlinsen-Pflegesystemen: die multifunktionalen all-inone-Lösungen und die Peroxidsysteme. Manche eignen sich sowohl für weiche wie für harte Linsen, die meisten sind aber auf eine Art von Linsen beschränkt (nur harte oder nur weiche). 1. Multifunktionale Lösungen Sie reinigen, desinfizieren und sind zugleich zum Abspülen, zur Aufbewahrung und zur Benetzung geeignet. Sie werden wie folgt angewendet: − Die Kontaktlinse vorsichtig auf die innere Handfläche legen und mit ein wenig Reinigungslösung benetzen. Die Linsenoberfläche behutsam und mindestens 20 Sekunden mit dem kleinen Finger der anderen Hand abreiben. Nach der manuellen Reinigung den gelösten Schmutzfilm mit der Reinigungslösung abspülen. DasselbeProzedere mit der zweiten Linse wiederholen. − Die Linsen in den dafür vorgesehenen Behälter legen, mit der Reinigungslösung auffüllen und je nach Lösung mindestens vier bis sechs Stunden (idealerweise die ganze Nacht) zur Desinfektion einweichen lassen. − Vor dem erneuten Einsetzen in die Augen müssen die Kontaktlinsen abgespült werden. Dazu kommt entweder die all-in-one-Lösung oder bei empfindlichen Augen eine sterile Kochsalzlösungen zum Einsatz. − Den Kontaktlinsenaufbewahrungsbehälter ausleeren und trocknen lassen. Bei einige Lösungen mit dem Vermerk „no rub“ (englisch: nicht abreiben) soll gemäss Hersteller die manuelle Reinigung entfallen, Spülen und Einweichen reichen aus. Eine Studie mit zweimonatlichen Kontaktlinsen konnte jedoch zeigen, dass bei der zusätzlichen manuellen Reinigung die Kontaktlinsen signifikant besser gereinigt werden als durch Abspülen und Aufweichen alleine.25 Besonders wichtig ist diese Massnahme bei Kontaktlinsen, die länger als einen Monat getragen werden: die zunehmende Verschmutzung der Kontaktlinsen kann sowohl den Tragekomfort wie auch die Sauerstoffdurchlässigkeit beeinträchtigen. Kontaktlinsenträger sollten deshalb ermuntert werden, diesen Handgriff 20 Sekunden täglich durchzuführen. 2. Peroxidsysteme Wasserstoffperoxidlösung 3% stellt ein sehr wirksames und gut verträgliches Desinfektionsmittel dar, sofern es richtig angewendet wird. Peroxide erzielen bessere Ergebnisse in der Reinigung und Desinfektion. Sie benötigen ausserdem keine Konservierungsmittel und sind daher besser verträglich und auch für 24 25 pharManuel 2012, 61-65 Ophtalmicphysiol opt 2009 ; 29 (1) : 49-57 © Pharma-News Seite 18 Nummer 117, Oktober 2014 Menschen mit Allergien gegen bestimmte Konservierungsmittel geeignet. Dieses System wird häufig bei weichen Kontaktlinsen eingesetzt, kann aber auch bei formstabilen Linsen angewandt werden. Peroxide sind toxisch für die Hornhaut und verursachen ein starkes Verbrennungsgefühl, wenn sie mit dem Auge in Kontakt treten. Es ist deshalb unbedingt nötig, sie mit einer Neutralisationslösung zu entfernen. Die Peroxidlösung wird durch Zugabe eines Katalysators neutralisiert. Es handelt sich dabei entweder um: • • ein Plättchen aus Platin, welche in den Aufbewahrungsbehälter eingeführt wird (z.B. AOSEPT® oder BAUSCH LOMB EASY SEPT®) oder eine Katalase-Tablette zur zeitverzögerten Neutralisierung der Wasserstoffperoxidlösung. Ein Farbindikator zeigt in der Regel an, wann die Neutralisation vollständig erfolgt ist (z.B. OXYSEPT COMFORT®) Während der Neutralisationsreaktion wird Peroxid in Wasser und Sauerstoff umgewandelt. Am Ende der Neutralisationsreaktion bleibt nur noch Wasser im Kontaktlinsenbehälter. Deshalb wird empfohlen, einen neuen Reinigungszyklus durchzuführen wenn die Kontaktlinsen länger als 24 Stunden nach der Neutralisation im Behälter bleiben ohne eingesetzt zu werden. Sie werden wie folgt angewendet: Die Kontaktlinsen in den dafür vorgesehenen Behälter legen, mit der Peroxidlösung auffüllen, wenn nötig die Neutralisierungstablette hinzufügen, den Behälter schliessen und über Nacht bzw. während der vom Hersteller empfohlenen Mindestzeit (in der Regel sechs bis acht Stunden, manchmal auch weniger) einweichen lassen. Bevor die Mindestzeit abgelaufen ist, dürfen die Kontaktlinsen nicht ins Auge eingesetzt werden. Die noch nicht neutralisierten Peroxidrückstände könnten Verätzungen am Auge verursachen. Ein manuelles Abreiben der Linsen ist hier nicht nötig, die Sauerstoffbläschen, die während der Neutralisationsreaktion freigesetzt werden, haben einen ähnlichen Effekt.23 Die Kontaktlinsen können dann aus dem Behälter herausgenommen und direkt ohne Spülen oder Abreiben eingesetzt werden.23 In manchen Fällen kann es von Vorteil sein, eine sterile Kochsalzlösung anzuwenden, um die Linse vor dem Einsatz gut zu benetzen. Vor- und Nachteile beider Pflegesysteme sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst : Reinigungssystem Vorteile Nachteile Multifunktionale all-in-one-Lösung • einfache Anwendung • Kein zusätzlicher Reinigungszyklus nötig • Niedrigere Reinigungskraft • Manuelles Abreiben nötig • Enthalten Konservierungsmittel und andere • • Peroxidsystem • • • • • © Pharma-News wenn die Linsen acht Tagen lang oder weniger nicht getragen werden Die Kontaktlinsen können nach kurzer Zeit, z.B. nach einem Mittagsschlaf, wieder eingesetzt werden Empfehlenswert, wenn die Kontaktlinsen regelmässig ausgetauscht oder unregelmässig getragen werden Grosse Reinigungskraft Keine Konservierungsstoffe Abreiben nicht notwendig Keine chemischen Rückstände und daher oftmals besser verträglich Empfehlenswert wenn die Kontaktlinsen täglich getragen oder nur jährlich ausgetauscht werden Seite 19 Bestandteile, die Augenreizungen verursachen können • Verätzungsgefahr • Erneuter Reinigungszyklus nötig, wenn die • Kontaktlinsen länger als 24 Stunden in der neutralisierten Lösung aufbewahrt wurden Die Kontaktlinsen dürfen nicht wieder eingesetzt werden, bevor die gesamte Neutralisationszeit abgelaufen ist Nummer 117, Oktober 2014 Die Wahl des Pflegesystems wird einerseits von den Eigenschaften der Kontaktlinsen und andererseits vom Träger selber abhängen, wobei sowohl die Anwendungsart (Tragedauer und Häufigkeit) als auch die Empfindlichkeiten des Trägers (Trockenheit der Augen, Allergien usw.)zu berücksichtigen sind.24 Ein gut verträgliches System sollte nicht ohne Grund gewechselt werden. Bei schlechter Verträglichkeit oder Reizungen mit einer all-in-one-Lösung ist ein Versuch mit einem Peroxidsystem sinnvoll. Bleibt der Erfolg aus, ist eine Kontrolle beim Kontaktlinsenspezialisten zu empfehlen. Gut zu wissen… Farbige Kontaktlinsen, die nur die Augenfarbe verändern, benötigen dieselbe Pflege wie Korrekturlinsen. Eine multifunktionale all-in-one-Lösung ist besser als ein Peroxidsystem geeignet. Peroxide können nämlich 23 die Farbe beeinträchtigen. Es ist auch möglich, ein Peroxydsystem für die alltägliche Reinigung und zusätzlich eine all-in-oneLösung für bestimmte Situationen, wie z.B. Ferien oder Mittagsschlaf usw. anzuwenden. Wichtig ist es dann, zwei verschiedene Behälter anzuwenden, um Verwechslungen zu vermeiden und die verschiedenen Lösungen nicht zu vermischen. Proteinentfernung: Nebst der täglichen Reinigung, empfehlen die Hersteller, einmal die Woche sogenannte Enzymreiniger, auch als Proteinentferner bezeichnet, zu benutzen. Diese Mittel sind als Tabletten erhältlich (z.B. ULTRAZYME®), spalten Eiweisse, die sich auf den Linsen ablagern, und bauen sie ab. Klebt zuviel Protein auf der Oberfläche der Schälchen, kann das erstens die Sicht beeinträchtigen und zweitens die Linsenverträglichkeit herabsetzen. Drittens sind die Eiweisse Bestandteil des unerwünschten Biofilms. Die Proteinentfernung ist besonders wichtig für Kontaktlinsen, die länger als einen Monat getragen werden. Nach der Proteinentfernung müssen die Kontaktlinsen sorgfältig abgespült werden. Richtige Anwendung der Kontaktlinsen23,24 − Bei jeder Verwendung die Hände gründlich mit einer nicht fettenden Seife waschen und mit einem nicht fusselnden Tuch abtrocknen − Kontaktlinsen nach jedem Einsatz mit einem geeignetem Pflegesystem reinigen − Desinfektionsdauer einhalten − Die Reinigungslösung im Behälter täglich wechseln, Behälter ausleeren und während des Tragens der Linsen trocknen lassen − Den Behälter regelmässig wechseln (alle drei bis sechs Monate) − Unterschiedliche Pflegesysteme nicht im Behälter mischen (Wechselwirkungsrisiko) − Die Linsen nie mit Leitungswasser abspülen, sondern immer eine sterile Kochsalzlösung anwenden (die im Wasser enthaltenen Mineralien verstopfen die Poren der Kontaktlinsen; ausserdem können manche Erreger aus dem Leitungswasser, etwa die Acanthamöbe, schwere Augeninfektionen auslösen) − Die Kontaktlinsen nie länger als zwölf Stunden tragen − Bei längerer Arbeit am Computer sollte man die Kontaktlinsen regelmässig mit linsenverträglichen Benetzungstropfen befeuchten, um eine Reizung der Augen durch Augentrockenheit zu verhindern (das Auge blinzelt weniger vor dem Bildschirm) − Augen vor dem Einsatz der Linsen schminken und Linsen vor dem Abschminken wieder herausnehmen. Nach Möglichkeit keine „waterproof“-Produkte anwenden − Bei Aktivitäten im Wasser sind Wegwerflinsen zu bevorzugen wegen des erhöhten Verlustrisikos und der Kontaminationsgefahr durch pathogene Keime wie z.B. Amöben − Regelmässige Augenkontrolle (mindestens alle zwölf Monate), um eine übermässige und unkontrollierte Gefässneubildung (Neovaskularisation) der Hornhaut aufzuspüren und geeignete Massnahmen vorzunehmen: sauerstoffdurchlässigere Kontaktlinsen anwenden, tägliche Tragedauer reduzieren © Pharma-News Seite 20 Nummer 117, Oktober 2014 − Hat man mit Kontaktlinsen in den Augen geschlafen (was nicht empfehlenswert ist), muss man sie mit einer Kochsalzlösung oder befeuchtenden Augentropfen benetzen, bevor man sie aus den Augen herausnimmt(um die Hornhaut nicht zu beschädigen) − Auf langen Reisen in klimatisierten Fahrzeugen (z.B. im Flugzeug) möglichst keine Kontaktlinsen tragen, weil die Luft dort sehr trocken ist. Wussten Sie das? − Kontaktlinsen vor der Anwendung von Augentropfen herausda Vinci hat die ersten Kontaktnehmen und mindestens 15 Minuten warten, bevor man sie Leonardo linsen im Jahr 1508 gezeichnet. Allerdings wieder einsetzt. wurde die erste Kontaktlinse erst Ende − Vor der Anwendung von befeuchtenden Augentropfen die des 19. Jahrhunderts in Zürich vom deutAugenarzt Eugène Fick, konstruiert. Verträglichkeit mit den Linsen überprüfen, denn manche Kon- schen Sie war aus schwerem braunem Glas, servierungsstoffe können die Kontaktlinsen schädigen. Fol- hatte einen Durchmesser von 18 bis 21 gende Augentropfen sind Kontaktlinsen-kompatibel: ARTELAC mm und war sehr unbequem. In den 30er des letzten Jahrhunderts wurden SPLASH®, CELLUFLUID®, HYABAK®, HYCOSAN5®, HYLO-CARE®, Jahren die Kontaktlinsen dank Plastikeinsatz HYLO-COMOD®, MEPHA-TEARS®… leichter. Die ersten weichen Kontaktlinsen wurden um 1970 eingeführt. 27 Komplikationen und Alarmzeichen Werden die Kontaktlinsen nicht regelmässig gereinigt und gepflegt oder zu lange getragen, kann es zu folgenden Komplikationen kommen:26 − Bindehautentzündungen (einschliesslich infektiöse): begünstigt durch zu lange Tragezeiten, Hitze, Umweltverschmutzung, usw. Dies führt zu einem vermehrten Tränenfluss und begünstigt die Bildung eines Biofilms − Hornhautabszess nach Infektion mit Perforationsrisiko − Neovaskularisation: übermässige und unkontrollierte Gefässneubildung in der Hornhaut (diese ist normalerweise nicht vaskularisiert) wenn die Kontaktlinsen zu wenig luftdurchlässig sind und die Sauerstoffzufuhr zu stark vermindern: diese kleinen Gefässe können überwuchern und das Sehen beeinträchtigen Auch mechanische Reize können eine Bindehautentzündung hervorrufen. Mechanische Reize durch Kontaktlinsen können auftreten, wenn das Auge zu trocken ist. Risiken für trockene Augen sind: trockene Luft, langes Starren auf einen Bildschirm ohne Blinzeln, zu wenig Tränenflüssigkeit oder wenn Fremdkörper (Staub, Pollen, …) ins Auge eindringen. Dies begünstigt wiederum eine Augeninfektion, die, wenn sie nicht richtig behandelt wird, zu einem Hornhautabszess führen kann. Jegliche Störungen im Zusammenhang mit dem Tragen von Kontaktlinsen sind deshalb ernst zu nehmen. Sind die Augen gerötet und schmerzen, ist die Kontaktlinse sofort herauszunehmen und das Auge mit einer sterilen Kochsalzlösung zu spülen. Hält der Schmerz an, sollte möglichst schnell ein Augenarzt konsultiert werden.27 KONTAKTLINSEN UND PFLEGEMITTEL - WICHTIG FÜR DIE BERATUNG: Die tägliche Reinigung mit einem geeigneten Pflegesystem ist ein Muss, und eine intensive Enzymbehandlung (Proteinentfernung) einmal die Woche empfehlenswert Multifunktionelle all-in-one-Lösung: manuelle Abreibung mit dem Finger wichtig (auch mit den „no rub“- Produkten) Peroxidsystem: gutes Reinigungsergebnis und oftmals besser verträglich aber Verätzungsgefahr wenn die Peroxidlösung nicht neutralisiert bzw. nicht lange genug neutralisiert wurde (Mindestneutralisationszeit unbedingt beachten) Bei Augenrötungen und –schmerzen ist Vorsicht geboten: Halten die Schmerzen an nach dem die Kontaktlinsen entfernt wurden, ist möglichst schnell ein Augenarzt zu konsultieren 26 27 www.planetesante.ch: se prémunir du danger des lentilles de contact Forum Med Suisse 2009; 9 (11): 228-232 © Pharma-News Seite 21 Nummer 117, Oktober 2014 In Kürze ISENTRESS® (Raltgravir): Kautabletten… nicht kassenzulässig bei Erwachsenen! ISENTRESS®(Raltegravir)ist angezeigt in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln zur Behandlung einer Infektion mit dem HI-Virus. Raltegravir hemmt die katalytische Aktivität der Integrase, einem HIV-kodierten Enzym, das zur Virusreplikation erforderlich ist. Die Hemmung der Integrase verhindert die Integration des HIV-Genoms in das Wirtszellgenom. Seit Kurzem sind auch ISENTRESS®-Kautabletten mit Orangen-Bananen-Geschmack in den Stärken 25 und 100 mg erhältlich. Sie sind also deutlich niedriger dosiert als die Standard-Tabletten, welche 400 mg Raltegravir enthalten. Allerdings sind die Kautabletten noch nicht in der SL eingetragen und offiziell nur bei Kindern von zwei biself Jahren zugelassen. Es empfiehlt sich also, bei der Krankenkasse nachzufragen, obdie Behandlung auch wirklich bezahlt wird - sowohl bei Kindern wie bei Erwachsenen MYSTAR® Extra: neues Blutzuckermessgerät mit HbA1c-Schätzwert und Trend In den PN Nr. 101 vom März 2013 wurden Blutzuckermessgeräte besprochen. Alle Geräte messen den Blutzuckerwert zu einem bestimmten Zeitpunkt, z.B. am Morgen nüchtern. Weil der Blutzuckerwert immer nur eine Momentaufnahme darstellt, bestimmt der Arzt in regelmässigen Abständen (idealerweise alle drei Monate) den sogenannten HbA1c-Wert („Langzeitwert“ oder auch „Blutzucker-Gedächtnis“ genannt). Der HbA1c-Wert kommt dadurch zustande, dass sich ein Teil des Traubenzuckers an die HbA1-Fraktion des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin, abgekürzt: Hb) in den Erythrozyten (rote Blutkörperchen) anlagert. Der Anteil des „verzuckerten“ Hämoglobins HbA1c ist umso grösser, je höher der Blutzuckerspiegel ist. Der HbA1c-Wert spiegelt den durchschnittlichen Glukosegehalt im Blut in den vergangenen acht bis zwölf Wochen wieder (dies entspricht ungefähr der Lebensdauer der roten Blutkörperchen, die ständig neu gebildet werden). Im Rahmen einer Diabetesbehandlung werden HbA1c-Werte unter 7.0 angestrebt. MYSTAR® Extra wird als erstes und einzigartiges Blutzuckermessgerät vorgestellt, das einen HbA1c-Schätzwert und einen HbA1c-Trend berechnet, basierend auf den vom Patienten durchgeführten Blutzuckermessungen (das Gerät kann bis zu 1865 Blutzuckermessungen inkl. Datum, Uhrzeit und Durchschnittswert speichern). Ein solches Gerät kann für gut informierte Patienten von Vorteil sein, die aktiv bei der Therapie mitmachen, es ersetzt aber nicht die ärztlich durchgeführte HbA1c-Messung! Das Gerät braucht keine Codierung und arbeitet mit den bereits bekannten BIGSTAR®-Teststreifen. Grippeimpfstoffe - jetzt bestellen! In den letzten Jahren gab es bei der Lieferung der saisonalen Grippeimpfstoffe immer wieder Engpässe. In diesem Jahr werden vier Hersteller ca. 1,15 Millionen Grippeimpfungen auf den Markt bringen. INFLEXAL V® ist nicht mehr erhältlich. Zur Verfügung stehen AGRIPPAL®, FLUAD®, FLUARIX®, INFLUVAC® und MUTAGRIP®. Alle Influenza-Impfstoffe für die Saison 2014/2015 setzen sich gemäss den Empfehlungen der WHO und des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) aus den Antigenen weltweit zirkulierender Varianten der folgenden Viren zusammen: • A/California/07/2009 (H1N1) pdm 09-ähnlich • A/Texas/50/2012 (H3N2)-ähnlich • B/ Massachusetts/2/2012-ähnlich Die Virenstämme für die Impfung werden in befruchteten Hühnereiern gezüchtet (Achtung bei Allergien). FLUAD® ist der einzige Impfstoff mit einem Wirkverstärker (Adjuvans) und ist spezifisch © Pharma-News Seite 22 Nummer 117, Oktober 2014 ab 65 Jahren zugelassen. Anmerkung des Herausgebers Die Empfehlungen in Pharma-News geben die Meinung der Autoren auf Grund der bei Redaktionsschluss vorhandenen Daten wieder. Der CAP trägt dafür keinerlei Verantwortung. Resultate des Lesetests der PN 115 – die Gewinnerinnen: Ohne Fehler! Fatio Marie-Jeanne Pharmacie de Chardonne Ein oder zwei entschuldigte Fehler ! Trepier Patricia pharmacieplus de colombier sa Fournier Nathalie Pharmacie de Nendaz Bühlmann Amélie Pharmacie Schneeberger Rapit Fanny Pharmacie Sun Store Fioritto Priscille Pharmacie Schneeberger Gerber Valérie Pharmacie Schneeberger Werner Marie-Thérèse PharmaciePopulaire Tranchées Fankhauser Christiane pharmacie plus de la neuveville CottierTifanny Pharmacie Vouilloz Boson Malika Pharmacie Vouilloz Albertoni Véronique Pharmacie de St-Sulpice Sacco Bruno Maria-Angela Pharmacie de Malagnou Fonseca Solange Pharmacie de Malagnou Adani Alissia Pharmacie 24 S.A. Guyot Alizée Pharmacie Sun Store Peguiron Nicole Pharmacie de la Vallombreuse Gonseth Agnès Pharmacie du 1er Mars Chardonne Colombier Haute-Nendaz Tramelan Lausanne Tramelan Tramelan Genève La Neuveville Martigny Martigny St-Sulpice Genève Genève Lausanne Le Locle Prilly Les Geneveys-sur-Coffrane Die glückliche Gewinnerin ist Marie-Jeanne Fatio! Sie gewinnt einen Bon ihrer Wahl über 100 CHF. NEUE OPTION: ab 2014 können Sie auch einen Bon beim CAP über 120 CHF anrechenbar für Kurse Ihrer Wahl auswählen © Pharma-News Seite 23 Nummer 117, Oktober 2014 LESETEST Pharma-News Nr. 116 Kreuzen Sie die richtige Antwort oder die richtigen Antworten an, machen Sie einen Kreis um RICHTIG oder FALSCH oder beantworten Sie die Frage. 1) Kreuzen Sie die richtigen Aussagen zur Sonnenallergie: a) b) c) d) e) Die Einwirkung der UVA-Strahlen löst sie aus Die Polymorphe Lichtdermatose betrifft hauptsächlich Kinder Die Polymorphe Lichtdermatose wird auch Lichtallergie genannt Der Hautausschlag kann an verschiedenen Körperstellen auftreten, das Gesicht wird in der Regel ausgespart In schweren Fällen kann der Hautarzt eine Phototherapie in Erwägung ziehen 2) RICHTIG oder FALSCH zur Fieberkrämpfen? a) Ein Kind, das ein Fieberkrampfanfall hatte, wird zwangsläufig im Erwachsenenalter eine Epilepsie entwickeln b) Fieberkrämpfe verursachen ZNS-Schädigungen c) Während der Krämpfe wird das Kind bewusstlos und kann sich nachträglich an nichts mehr erinnern d) Fieber konsequent mit Paracetamol oder Ibuprofen senken, um Fieberkrampfrezidive zu verhindern e) Eine Diazepam-Behandlung ist nur bei häufigen und langanhaltenden Anfällen indiziert RICHTIG/FALSCH RICHTIG/FALSCH RICHTIG/FALSCH RICHTIG/FALSCH RICHTIG/FALSCH 3) Wählen Sie aus! a) ® LAXIPEG ist ein Laxativum aus derselben Gruppe wie ® ® DULCOLAX MOVICOL ® b) LAXIPEG enthält ausschliesslich Macrogol 4000 Elektrolyte ® ® c) Im Vergleich zu GATINAR verursacht LAXIPEG weniger Blähungen mehr Blähungen ® d) LAXIPEG kann angewendet werden sowohl bei Kindern wie bei Erwachsenen nur bei Erwachsenen ® ® e) Im Vergleich zu BULBOID ist der Wirkungseintritt von LAXIPEG Verzögert schneller 4) SATIVEX® a) ist legales Cannabis zum Rauchen b) ist ein neues Medikament zur Linderung von gewissen Beschwerden bei MS-Patienten c) erfordert die Anwendung eines zuverlässigen Verhütungsschutz beim Mann nur während der Therapiedauer d) ist ein Spray zur Anwendung in der Mundhöhle, das im Kühlschrank aufbewahrt wird e) ist eine von der Grundversicherung bezahlten Therapieoption bei MS 5) Für welche Indikationen sind rezeptpflichtige Ginkgopräparate zugelassen? − − − − © Pharma-News Seite 24 Nummer 117, Oktober 2014 6) Kreuzen Sie die Arzneimittelkombinationen an, die kontraindiziert sind bzw. Wechselwirkungen haben a) SYMFONEL® - SINTROM® b) SATIVEX® - DIGOXINE® c) JAYDESS® - DAFALGAN® d) PALEXIA® - LAXIPEG® e) SATIVEX® - LIORESAL® 7) Ja oder Nein zur Hyposensibilisierung? a) Eine Hyposensiblisierung gegen Bienen und Wespen kann oral erfolgen b) Die gespritzte Allergendosis bleibt während der Hyposensibilisierungstherapie unverändert c) Bei Gräserpollen führt die Hyposensibilisierung zu einer vollständigen Heilung d) Während einer Hyposensibilisierung kann eine schwere allergische Reaktion auftreten e) Eine Hyposensibilisierung kann bereits bei Kindern durchgeführt werden 8) Betrifft die UVA- und/oder die UVB-Strahlen? a) Lösen Sonnenbrand aus b) Sind verantwortlich für die Hautbräunung c) Sind verantwortlich für die Hautalterung d) Werden in Solarien eingesetzt e) Die in den Sonnencremes enthaltenen Filter blockieren sie JA/NEIN JA/NEIN JA/NEIN JA/NEIN JA/NEIN UVA/UVB UVA/UVB UVA/UVB UVA/UVB UVA/UVB 9) Kreuzen Sie die Massnahmen an, die bei Fieberkrämpfen beim Kind vorzunehmen sind: a) Das Kind festhalten, um die Zuckungen zu unterdrücken b) Das Kind in die stabile Seitenlage bringen c) Das Kind ausziehen, um die Temperatur zu senken d) Immer den Notfall rufen e) Dem Kind Wasser zu trinken geben 10) Betrifft MIRENA®und/oder JAYDESS®? a) Intrauterines Gestagen-abgebendes System b) Die kontrazeptive Wirkung hält fünf Jahre an c) Zugelassen zur Behandlung der Hypermenorrhoe d) Das kleinste zugelassene intrauterine System e) Wird von BAYER vertrieben Mirena/Jaydess Mirena/Jaydess Mirena/Jaydess Mirena/Jaydess Mirena/Jaydess Senden Sie einen Test pro Pharma-AssistentIn vor dem 25. Oktober 2014 per Fax an die Nr. 022-3630085 Name Vorname Unterschrift Stempel der Apotheke © Pharma-News Seite 25 Nummer 117, Oktober 2014