1110 Wärme braucht energie und energie ist teuer. Wie

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Die Kunst
Ernst Primas zeigt,
wie Energie gespart
werden kann.
des Heizens
Wärme braucht Energie und Energie ist teuer.
Wie also kann man möglichst vernünftig heizen?
Das „Wiener Journal“ erkundigt sich bei Spezialisten
für Energiemanagement.
Te x t : C h r i s t i a n H o f f m a n n
E
rnst Primas und die Firma Omtec
bieten Energieberatung an. Mit Hilfe von Datenloggern wird der Energieverbrauch sowohl von Privaten
als auch von Firmen erfasst und auf
Möglichkeiten zur Einsparung untersucht.
Deswegen hat Ernst Primas schon viele Heizungen gesehen und kennt viele Fälle, in denen
Energie auf bizarre Weise verloren geht.
Falsche Einstellungen im Heizsystem
sind eine der häufigsten Ursachen für den
Verlust von Energie. Zum Beispiel in dem
Einfamilienhaus, in dem die Ventile zur Fußbodenheizung im Obergeschoß irrtümlich
geschlossen waren und die Therme zu immer
höheren Leistungen angetrieben wurde, um
halbwegs erträgliche Temperaturen zu liefern.
Oder das Warmwasser permanent auf 85 Grad
aufgeheizt wurde – 24 Stunden 365 Tage im
Jahr -, obwohl man maximal 60 Grad und das
nur am Morgen und am Abend braucht. „So
läuft das meistens ab“, sagt Ernst Primas. „Im
oberen Stockwerk bleibt es kühl und dann legt
der Laie selbst Hand an.“ Dann wird dort >
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an einem Ventil gedreht und da ein
Schalter umgelegt, was nur mit sehr viel
Glück zu einem guten Ergebnis führt.
Die modernen Heizungssysteme sind
nämlich so komplex, dass auch unter den
Installateuren meistens nur die befriedigende Ergebnisse erzielen, die eigens auf
eine bestimmte Marke geschult sind.
Firmenkunden geht es dabei nicht
besser. Zu den legendären Fällen des
Ernst Primas gehört zum Beispiel eine
Firma mit einem Verkaufslokal, deren
Mitarbeiter sich über die morgendliche
Kälte in den Arbeitsräumen beschwerten. Zugleich war die Vorlauftemperatur
der Heizung, mit der das Wasser in den
Heizkreislauf gepumpt wird, auf geradezu fantastische 80 Grad eingestellt. Und
außerdem zeigte eine Auswertung der
Daten, dass gegen 23 Uhr, wenn niemand
mehr in den Geschäftsräumen anwesend
war, weder Kunden noch Mitarbeiter, die
beinahe tropische Temperatur von 28
Grad herrschte.
Auch hier war die Lösung dieselbe
wie in dem zuvor erwähnten Einfamilienhaus. Das System war auf das Programm
zwei „Einfamilienhaus“ eingestellt, das
die Temperauren zwischen 23 Uhr und
sechs Uhr absenkte, mit dem Effekt, dass
es morgens bei Arbeitsbeginn um sechs
Uhr unangenehm kalt war. Als sich die
Mitarbeiter beim Haustechniker darüber
beschwerten, tat der das, was die meisten Laien auch tun: Er erhöhte Schritt
für Schritt die Vorlauftemperatur, ohne
etwas an der falschen Programmierung
zu ändern. Das Ergebnis war niemals
zufriedenstellend, die Energierechnung
dementsprechend hoch. Mit einer richtigen Einstellung des Programms war das
Problem einfach zu beheben.
Umwälzungen. Das sind nur zwei
Beispiele, die zeigen, dass sich eine einfache Überprüfung der Heizanlage bei
den Energiekosten auswirkt. „Außerdem
gilt natürlich immer noch“, ergänzte
Ernst Primas, „dass etwa ein Grad weniger Raumtemperatur die Energiekosten
um etwa sechs Prozent senkt.“ Wenn man
dann auch noch vernünftig lüftet, also
kürzer und öfter, anstatt Fenster lange
offen stehen zu lassen, dann wirken sich
schon diese einfachen Maßnahmen spürbar in der Abrechnung aus.
Natürlich gibt es auch viel krassere
Fälle. Ernst Primas lacht, wenn er von dem
Bürogebäude mit Glasfronten erzählt, das
er mit der Firma Omtec untersucht hat.
Eine der Glasfronten schaute nach Süden,
die andere nach Norden. An sonnigen
Wintertagen stiegen im Gegensatz zur
Nordfront die Temperaturen an der Südfront deutlich an, was die Klimaanlage auf
den Plan rief, deren Messfühler in den
südseitigen Büros die Temperaturen zu
hoch fanden. „Wirklich, so etwas gibt es!“,
sagt er. „Die Klimaanlage arbeitet gegen
die Heizung.“ In solchen Fällen erarbeitet
dann die Firma Omtec ein gesamtes Konzept, das alle Details von Heizung, Klima
und Lüftung einschließt.
Doch zurück in die Welt der privaten Heizer und deren Kampf um ein
behagliches Raumklima: Neben der Einstellung des Systems gibt es da noch ein
geheimnisvolles Wesen, das viele nie beachten und das trotzdem auf das Alltagsleben der Bewohner einen beträchtlichen
Einfluss hat: die Pumpe, die das heiße
Wasser zu den Heizkörpern transportiert.
Die meisten dieser Pumpen verfügen über
mindestens drei mögliche Einstellungen
Ein Grad weniger Raumtemperatur
entspricht zehn Prozent niedrigerem
Verbrauch.
und wenn von denen die richtige im Einsatz ist, wird abermals Energie gespart.
Die beste Wahl sind heutzutage natürlich
drehzahlgeregelte Umwälzpumpen, die
von sich aus wissen, wie viel Wasser wann
in den Heizkreislauf zu pumpen ist und
überflüssigen Aufwand sparen. Eine Investition von rund 100 Euro für die Pumpe plus Arbeitszeit zum Einbau kann sich
in einem relativ kurzen Zeitraum bezahlt
machen.
Ein dritter Punkt, mit dem sich beim
Heizen bei gleichem Ergebnis Kosten
drastisch senken lassen, ist der Einsatz
von Brennwertkesseln. Bei dieser Technik
wird die Wärme der vom Heizkessel erzeugten Abgase noch einmal genutzt. Sie
gilt zwar schon seit gut zwanzig Jahren als
der letzte Stand der Entwicklung, wird
aber in vielen älteren Anlagen noch nicht
genutzt. Man kann damit mindestens
zehn Prozent, bei älteren Kessel sogar bis
25 Prozent an Energie gewinnen. Eine andere Zahl kann die Dimension ebenfalls
gut verdeutlichen: Während alte Ölheizkessel ihre Abgase mit ungefähr 180 Grad
Celsius abgegeben haben, bleiben bei modernen Brennwertkesseln in Kombination
mit einem Niedertemperatur-Heizsystem
gerade einmal 60 bis 70 Grad. Manchmal ergeben sich aus diesem Punkt auch
Schwierigkeiten beim Umrüsten, weil so
mancher ältere Kamin die höhere Temperatur braucht, um entsprechenden Zug zu
entwickeln und auch mit der entstehenden Feuchtigkeit fertigzuwerden.
In die Tiefe. Doch für die Fachleute des Heizens sind die bisher genannten Punkt gerade einmal Fußnoten zu
den viel größeren Fragen des effizienten
Heizens. Thomas Stejskal von der Firma Central Danube, die sich ebenfalls
mit Energieeffizienz befasst, wirft den
Begriff „Behaglichkeit“ in die Debatte.
Der Körper, sagt er, empfinde nur einen Mittelwert aus Lufttemperatur und
Temperatur der umgebenden Flächen
(Wände, Boden, Decke, Fenster). Behaglichkeit kann sich je nach Heizsystem
bereits bei einem geringeren Input an
Leistung ergeben. Aus diesem Blickwinkel seien grundsätzlich alle großflächigen
Niedrigtemperatur-Heizungen wie Fußboden- oder Wandheizung dem äl- >
Heizkörper
Heizungsvorlauf
HeizungsRücklauf
Pumpe
Heizkessel
Die Pumpe, das unbekannte Wesen:
Ist sie gut eingestellt, hilft sie Kosten sparen.
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So heizen Österreichs Haushalte
Anteile 2009/2010
Erdgas
Solar 0,7%
Wärmepumpen
23,0%
26,1%
2,5%
Strom
7,2%
20,5%
20,0%
Holz,
Hackschnitzel,
Pellets,
Holzbriketts
Fotos: Corbis, Fotolia, Sternisa (1), Ziegler (1), Wikipedia; Grafik (S. 14)/Quelle: APA
> teren
Fernwärme
System der HochtemperaturHeizung mit Radiatoren vorzuziehen.
Auch bei rein rechnerisch derselben
Heizleistung fühlt sich der Mensch bei
der gleichmäßig abgestrahlten Wärme
wohler als bei der ständigen Zirkulation
der erwärmten Luft und kalten Umgebungsflächen. Außerdem ist die relative
Luftfeuchtigkeit dadurch etwas höher,
die Luft nicht mehr „so trocken“ und
das Raumklima im Winter gesünder.
Thomas Stejskal kommt beim Thema
Heizen und Behaglichkeit auch im Sommer gleich auf das Grundsätzliche. Um
Energie auf vernünftige Weise in behagliche Wärme umzuwandeln, sind für ihn
drei Grundvoraussetzungen entscheidend,
nämlich erstens eine gute Dämmung
für geringe Heizleistung, zweitens hohe
Speichermasse der Wände und Decken
für angenehmes Sommerklima und drittens – wo möglich - die Ausrichtung des
Hauses nach dem Lauf der Sonne mit
außen liegender Beschattung, die so angebracht ist, dass im Winter die Wärme der
tief stehenden Sonne genutzt wird und im
Sommer zumindest die Fenster beschattet
sind. Häuser verlieren durchschnittlich
ein Drittel ihrer Wärme über das Dach,
ein weiteres Drittel über die Fenster und
Heizöl,
Flüssiggas
Lüftung sowie das dritte Drittel über die
Wände und Boden. Natürlich ist aus diesem Blickwinkel das Passivhaus, das dank
seiner Konstruktion kaum Wärme verliert
und „schon mit einem Haarföhn ausreichend geheizt“ werden kann, aus heiztechnischer Sicht ideal.
Doch abgesehen von solchen idealen Häusern, die immer noch recht selten
sind, was halten die Spezialisten für die
beste Form der Heizung beziehungsweise
Wärmeversorgung? Die ideale Heizung
gibt es nicht, so wie jedes Haus an die
individuellen Bedürfnisse und die Umgebung angepasst werden muss. Im urbanen
dicht verbauten Bereich sind beispielsweise Fernwärme-Systeme, eventuell mit Abwärmenutzung aus Kraftwerken, oder auch
Brennwert-Gaskessel sinnvoll. Im ländlichen, weniger dicht besiedelten Raum
können auch Holz-, Hackschnitzel- und
Pelletskessel mit heimischen, nachwachsenden Brennstoffen sinnvoll sein.
Bei Passivhäusern ist die Antwort
eindeutig und kommt ohne Zögern: die
Wärmepumpe – genau genommen die
Sole-Wasser- oder Wasser-Wasser-Wärmepumpe –, die aus einer Kilowattstunde
Strom durchschnittlich vier bis fünf Kilowattstunden Wärme gewinnen kann. Das
ist, um es primitiv auszudrücken, eine Art
umgekehrter Kühlschrank. Die Idee geht
auf das Jahr 1824 zurück, als der französische Physiker Nicolas Sardi Carnot auf
die energetischen Potenziale in Temperaturgefällen hinwies. Fast zweihundert
Jahre später werden diese Beobachtungen
praktisch angewandt, in dem man Brunnen oder bis zu 150 Meter tiefe Löcher in
die Erde bohrt und darin Rohrleitungen
verlegt oder auch entsprechend lange
Rohrleitungen horizontal im Erdreich
verlegt. Darin zirkuliert zumeist eine
Sole, ein Wasser-Frostschutzgemisch, die
über die Wärmepumpe dem Boden Wärme entzieht, mit der die Heizung betrieben werden kann, sofern es sich um eine
Niedrigtemperaturanlage wie eine Fußbodenheizung handelt. (Im Gegensatz dazu
entzieht im Kompressorkühlschrank das
Kühlmittel dem Inneren des Schrankes
Wärme, die es nach außen abgibt. Das
Prinzip, das auf der Theorie von Carnot
beruht, bleibt dasselbe.)
„Und außerdem“, fügt Ernst Primas hinzu, „kann mit dieser Technik das
Haus im Sommer gekühlt werden. Die
Wärme kann direkt in das Erdreich geschickt werden.“ Und zwar umweltschonend ohne zusätzliche Klimaanlage und
mit geringem Einsatz von Energie. Der
umgekehrte Kühlschrank eben. Wobei in
vielen Fällen die Wärmepumpe im Sommer gar nicht laufen muss, sondern nur
die Umwälzpumpen. Auch wenn dieses
System vorläufig in der Anschaffung
noch fast doppelt so teuer ist wie herkömmliche Heizkessel, ist die Kühlung
ohne zusätzlichen Investion und mit minimalen Betriebskosten schon inkludiert.
Diesem System gehört nach Ansicht der
Experten die Zukunft. Wenig Begeisterung wecken bei ihnen Heizungen mit
elektrischen Paneelen oder gar Ideen
wie die Infrarotheizung, die beachtliche
Mengen – das Vier- bis Fünffache gegenüber der Wärmepumpe – an elektrischem
Strom verbrauchen.
INTERNET.
Omtec Energiemanagement:
www.omtec.at
Central Danube:
www.centraldanube.at
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