Strategy View Rückblick 2016 Ausblick 2017

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NORD/LB Economics – Strategy View
Ausblick 2017: Politische Risiken
bleiben bestimmender Faktor
4. Januar 2017
NORD/LB Economics ♦ Strategy View ♦ 4. Januar 2017
Inhaltsverzeichnis
Seite
Einleitung
2017 – von der Zwietracht in die Zwickmühle
3
USA
Neue Politik durch Trump
6
Euroland
Konjunktur trotzt politischen Risiken – EZB bleibt expansiv
11
Exkurs
Populismus größtes politisches Risiko in 2017
17
Deutschland
Dynamischer Konjunkturaufschwung setzt sich fort
20
Frankreich
Präsidentschaftswahlen im Fokus der Märkte
25
Schweiz
Wirtschaft lässt Frankenschock nur langsam hinter sich
28
Großbritannien
Wie geht es weiter nach dem Brexit-Votum?
30
Japan
Guter Jahresausklang und Start in 2017
33
China
Der Renminbi könnte 2017 zur Belastungsprobe werden
35
Indonesien
Anhaltende Verbesserung
39
Singapur
Externe Risikofaktorn auch für 2017 dominant
40
Kanada
Blick auf den Ölpreis und die USA gerichtet
41
Aktien
Schon zu viel Optimismus
43
Rohöl
Hat die OPEC die Wende eingeläutet?
45
Prognosen
46
Wir bitten um Beachtung der besonderen Hinweise auf den letzten Seiten dieser Studie.
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2017 – von der Zwietracht in die Zwickmühle
Torsten Windels (Chefvolkswirt)
Ausblick 2017 2017 wird von Unsicherheit geprägt sein. Es muss in Szenarien gedacht
werden. Wir stellen in dieser Publikation unser eher optimistisches Basisszenario vor:
• In den USA und Großbritannien bleibt die ökonomische Vernunft bestimmend für die Wirtschafts-, Finanz- und Handelspolitik.
• Die Regierungen in den USA und in Großbritannien brauchen höheres
Wachstum. Beide Länder setzen dabei auf keynesianische Klassiker,
Staatsausgaben erhöhen und Steuern senken. Das stützt die Finanzmärkte. Die Staatsverschuldung wird dagegen weiter steigen, ohne wesentliche Beeinträchtigung der Bonitätseinschätzungen durch RatingAgenturen oder den Finanzmärkten. Die Geldpolitik von Fed und BoE
bleibt expansiv, akkommodierend.
• Kontinentaleuropa bleibt dagegen im fiskalischen Konsolidierungsmodus mit langsamen Fortschritten und einer expansiven EZB-Geldpolitik.
Auch hier stehen politische Risiken durch Populismus und wechselnde
Regierungen im Zentrum der Unsicherheit. Die EZB bleibt mit „ungewöhnlichen Instrumenten“ Garant für Stabilität.
Ein kritisches Szenario Im Folgenden beschreiben wir dagegen ein eher kritisches Szenario.
Protektionismus und Im Jahr 2016 gab es einige Überraschungen, die sich 2017 (hoffentlich)
Populismus sind als Wahlkampfspektakel oder (hoffentlich nicht) als radikaler Richtungs1
Hauptrisiken 2017 wechsel erweisen werden. Gemeint sind die Entscheidung zum Brexit und
die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Einige Asset Manager
verwiesen bereits jetzt auf die im Nachgang guten Börsen und sahen damit die Risiken wieder als gebannt. Da aber weder das eine noch das andere Ereignis bereits realitätswirksam geworden sind, steht der Praxistest
noch bevor. In Großbritannien streitet man noch um das „ob“, „wann“ und
„wie“ des Brexit und in den USA stehen die Trumponomics noch völlig in
den Sternen.
Politische Disruptionen Bei so viel Unsicherheit sollten Anleger und Entscheider vorsichtig sein.
Doch in einer Mischung aus Selbstsuggestion, dass die Verantwortlichen
es schon richten werden sowie der ambivalenten Hoffnung auf noch mehr
Geld durch die Zentralbanken und eine globale Kapitalschwemme schieben die Anleger die Unsicherheiten beiseite. Immerhin, dies verschafft Zeit
für Verbesserungen. Doch welche sollten dies sein? Sind es doch gerade
die Zweifel am „weiter so“ und der Dissens über das richtige Zukunftskonzept, die zu den politischen „Disruptionen“ führen. Zudem folgen noch weitere Verunsicherungen in 2017. Die Wahltermine sind dabei nur gut greifbar: Niederlande, Frankreich, Deutschland. Um nur die wichtigsten in Europa zu nennen. Unangekündigt aber bereits erkennbar sind dagegen die
kritischen Haltungen zu internationalen Institutionen oder Abkommen.
TTIP, TPP, NATO, NAFTA, EU, Türkei, Russland sind hier einige der
zahlreichen Krisenstichworte für 2017. Die Neubewertung der „Ein-ChinaPolitik“ der USA durch Trump sind erste Vorboten entweder einer Lernkurve, die Trump noch zu vollziehen hat, oder internationaler Konfrontationen, die die Hoffnungen auf mehr Stabilität und Wachstum nicht verbes1
Vgl. Control Risks, Riskmap 2017 – 2017: A Year Of Acute Uncertainty For Business, 12.12.2016; www.controlrisks.com
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sern. Das deutsche Festhalten an der „Ein-China-Politik“ durch Kanzlerin
Merkel zeigt, dass dies keine bilateralen „Diskussionen“ sind, sondern ein
einseitiges Rütteln an Pfeilern der Weltordnung. Die in diesem Zusammenhang deutlich werdende kaufmännische Trump-Logik2 bringt das USamerikanische (mehrheitliche) Politikverständnis klar auf den Punkt:
Hauptsache, es nutzt mir.
Protektionismus und Ein Kernproblem der populistischen „Konzepte“ ist das Verständnis von
Konfrontation Politik und Ökonomie. Es gibt gute Gründe, Zweifel an dem Globalisie-
rungsversprechen zu allseitiger Beglückung und Bereicherung zu haben.
Doch liegen diese eher in der Entwicklungs-, Umwelt- und Sozialpolitik
sowie der Entwicklung der Kapitalströme. In der, sagen wir vereinfachend,
OECD-Welt war es überwiegend Konsens das offene Märkte die Wohlfahrt aller (OECD-)Teilnehmer steigert und Rückstände in Teilräumen
entweder durch eine (nationale) Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit
oder durch Finanztransfers auszugleichen sind. Eine nationalistische Politik will die Gestaltungshoheit über den nationalen Raum zurückgewinnen
(„take back control“). Hierzu wird zumeist eine vereinfachende Konfrontation des „entweder die“ (Bösen, Fremden) „oder wir“ (Guten, Heimischen)
behauptet.
Backen statt schlachten
3
Mexiko und China hätten US-Arbeitsplätze gestohlen, so Trump im Wahlkampf. Diese werde er zurückholen. Protektionismus ist daher die außenwirtschaftliche Antwort der Populisten auf die Versuche der heimischen
Bevölkerung ein größeres Stück Fleisch zu präsentieren.
Das „Establishment“ verweist gern auf die Unumkehrbarkeit der Globalisierung, die Alternativlosigkeit der gegebenen Politik. Dies ist unpolitisch
und ein Irrtum. Das „Ende der Globalisierung“ (Harold James, 2002) ist
keineswegs unmöglich. Die Schwäche des Welthandels, die protektionistischen Entwicklungen in allen Teilen der Welt, die damit steigende Gefahr
von Handelskriegen mit wechselseitiger Marktabschottung und die hiermit
verbundenen Tendenzen zum Bilateralismus zeigen gefährliche Parallelen zu den 30er Jahren. Die weitere Entwicklung der 30er Jahre war zwar
kein Automatismus, zeigt aber die gefährlichen Eigendynamiken. Das
konfrontative „entweder oder“ erscheint logisch, eindeutig, einfach. Dagegen ist das komplementäre „sowohl als auch“ kreativer, aber oft auch
komplizierter. Wir brauchen offene Märkte UND soziale Integration.
Selbstüberschätzung Es fällt auf, dass die hier exemplarisch betrachteten USA und Großbritanund Chauvinismus nien einerseits zu den reichsten Ländern der Welt zählen, andererseits
beide an beharrlichen Leistungsbilanzdefiziten leiden. Insofern sind sie
besonders. Aus ökonomischer Sicht haben beide Länder fortlaufend über
ihre Verhältnisse gelebt und stets mehr verbraucht als produziert. Zur Finanzierung der damit steigenden Außenverschuldung ist es hilfreich, dass
beide Länder führende Finanzplätze sind. Für die USA wird am Ende entscheidend sein, weiterhin die Weltreservewährung zu emittieren. Deshalb
und wegen der Größe des Binnenmarktes bleibt der Brexit viel riskanter
2
„ich verstehe nicht, warum wir an eine ,Ein-China-Politik‘ gebunden sein müssen, solange wir nicht einen Deal mit China über andere Dinge haben, darunter den Handel.“ Donald Trump, Interview mit Fox News am 11.12.2016, zitiert nach
https://www.welt.de/politik/deutschland/article160226586/Wir-stehen-zur-Ein-China-Politik.html
3
Vgl. Robert Reich (US-Arbeitsminister 1993-1997), Backen statt schlachten, Die Zeit, 04.02.1994. Reich plädiert für das Backen, bei dem
durch die geschickter Auswahl der Zutaten der gemeinsame Kuchen größer wird. Das Schlachten ist dagegen ein einmaliger Vorgang mit
Rivalität um die gegebene Menge Fleisch.
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für Großbritannien als die Trumponomics für die USA. Beide Strategien
schöpfen ihre Hoffnung auf eine verbesserte Lage aus vergangener Größe („make America/Britain great again“). Die USA haben aber jenseits
von Währung und Militär nicht mehr die dominante, globale Bedeutung
der 50er Jahre. China und Asien haben deutlich an Gewicht zugelegt.
Neue asiatische Institutionen zeigen diesen Schwund an US-Macht an.
Die USA und Großbritannien sind aber gleichwohl groß genug, um mit ihrer Abkehr vom Multilateralismus global (USA) oder europäisch (Großbritannien) Schaden anzurichten.
Deflationsgefahr durch Verlorenes Territorium jetzt durch Abschottung gegenüber deutlich ärmeAbschottung ren Regionen zurückzuholen wirkt kurios. Apple lässt seine „i-products“
überall auf der Welt fertigen und nutzt dabei Lohn- und Steuerdifferentiale,
um riesige Gewinne zu machen. Gleiches gilt für viele andere global tätige
Unternehmen. Jetzt die billigen Arbeitsplätze in die USA zurückzuverlagern, bringt entweder den US-Mindestlohn unter Druck, die US-Preise
nach oben oder drückt die Gewinne wahrscheinlich sowohl als auch. Das
Mehr an Jobs und Einkommen in den USA wird mit einem Weniger an
Jobs und Einkommen in Mexiko oder China erkauft. Wenn die betroffenen
Länder dann mit Gegenmaßnahmen reagieren, ist die Wahrscheinlichkeit
real, dass beide verlieren. Die Weltwirtschaft könnte in eine Stagflation geraten: Steigende Preise gehen mit sinkendem Wachstum einher.
Globalisierung als Die zumindest als unzureichend empfundene politische und ökonomische
Sündenbock Partizipation großer Teile der Bevölkerung, als zentrale Ursachen des Po-
pulismus sind aber weniger der Globalisierung anzulasten, die in den letzten Jahrzehnten gerade in den entwickelten Ländern ein Motor für Wachstum war. Vielmehr dürfte sie einer unzureichenden Bildungs-, Innovations, Regional-, Struktur- und Sozialpolitik zuzuschreiben sein. Es wurde verPartizipation und Ausgleich säumt, neue Industrien und höherwertige Beschäftigungsmöglichkeiten zu
entwickeln sowie einen regional- und sozialpolitischen Ausgleich herbeizuführen. Stattdessen wurden Steuern gesenkt, Verkehrs-, Bildungs- und
Kommunikationsinfrastrukturen sowie nicht-zentrale Räume vernachlässigt und die Ausbildung stärker der privaten Finanzierbarkeit überlassen.
International wird dieser Aspekt ebenso wie zunehmend über die Zusammenhänge von Wachstum und Verteilung diskutiert.4
Fazit 2016 war und 2017 wird überwiegend von den politischen Rahmenbedin-
gungen bestimmt. Dies ist in Umbruchphasen (Deleveraging, Digitalisierung, Migration) nicht verwunderlich. Das „Durchwursteln“ durch schwierige Zeiten geht voraussichtlich weiter. Dies erscheint vielleicht nicht befriedigend, ist aber noch eine der besseren Perspektiven.
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre und ein erfolgreiches Jahr 2017!
4
Vgl. IMF, Inclusive Growth: Measurement and Determinants, IMF Working Paper, Mai 2013; Redistribution, Inequality, and Growth, IMF
Staff Discussion, April 2014; IMF, World Economic Outlook (WEO), Uneven Growth: Short- and Long-Term Factors, April 2015; IMF,
Causes and Consequences of Income Inequality : A Global Perspective, Juni 2015; IMF, World Economic Outlook (WEO): Too Slow for
Too Long, April 2016; IMF, Fiscal Capacity Development Can Boost Inclusive Growth, April 2016; OECD, In It Together: Why Less Inequality Benefits All, Mai 2015; OECD, All on Board – Making Inclusive Growth Happen, Mai 2015; Stronger growth remains elusive: Urgent
policy response is needed, Interim Economic Outlook, Feb. 2016; World Economic Forum, The Inclusive Growth and Development Report
2015, Sept. 2015; Bertelsmann-Stiftung, Projekt Inklusives Wachstum: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/inclusivegrowth/; Hanne Albig u.a. (DIW), Zunehmende Ungleichheit verringert langfristig Wachstum, (Hrsg. Friedrich-Ebert-Stiftung), Dez. 2016
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USA: Neue Politik durch Trump
Tobias Basse, Bernd Krampen
Rückblick USA 2016 Nach Wachstumsraten von 2,4% in 2014 und 2,6% in 2015 dürften die
USA in 2016 auf der Basis der Zahlen für die ersten drei Quartale letztlich ein Wachstum von etwas moderateren 1,6% aufweisen. Die größte
Volkswirtschaft der Welt war im ersten Halbjahr 2016 Gegenwinden in
Form der verzögerten Belastungen durch einen starken US-Dollar,
durch den Ölpreiseinbruch sowie durch eine globale Entschleunigung,
was eine signifikanten Wachstumsverlangsamung insbesondere im
verarbeitenden Sektor zur Folge hatte. Im III. Quartal kam es dagegen
zu einer Gegenbewegung und einer Wiederaufnahme des hohen
Wachstumstempos der beiden Vorjahre. Die Aussichten für 2017 sind
mit einigen besonders ausgeprägten politischen Unsicherheiten versehen: Am aktuellen Rand präsentiert sich die Volkswirtschaft zwar robust, aber vieles wird von den Maßnahmen der neuen Regierung unter
Donald Trump abhängen.
Konsum solide, Auch im Jahr 2016 bildete erneut der private Konsum eine wesentliche
Investitionen schwach, Stütze der amerikanischen Wirtschaft. Anhaltend niedrige Zinsen sowie
Aussichten verbessert Aufhellungen auf dem Arbeits- und Immobilienmarkt sorgten für eine soli-
de Konsumbereitschaft der Amerikaner. Zudem unterstützten niedrige Ölpreise die Konsummöglichkeiten der privaten Haushalte. Diese Entwicklungen entlasteten auch die Unternehmen. Sie bekamen aber ebenfalls
noch zeitverzögert die Belastungen durch einen starken US-Dollar und
durch die globale Entschleunigung zu spüren. Entsprechend war keine
höhere Investitionsbereitschaft zu verzeichnen. Immerhin konnte sich der
wichtige Frühindikator ISM PMI Manufacturing, der zum Jahreswechsel
2015/16 unter die kritische Marke von 50 Punkten abgetaucht war, wieder
deutlich erholen und notiert bei 54,7 Punkten. Die entsprechende Stimmungsumfrage für Unternehmen im Dienstleistungssektor liegt bei über
57,2 Punkten im klar expansiven Bereich, so dass sowohl Produktionsals auch Service-Sektor mittlerweile für eine Fortsetzung der Erholung
sprechen. Auch auf dem Immobilienmarkt war eine sukzessive Verbesserung der Situation zu verzeichnen.
Abb. 1: Stimmungsindikatoren und BIP-Wachstum
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
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Lage auf dem Arbeitsmarkt Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich auch in 2016 weiter klar aufgeverbessert sich hellt. Zwar reduzierte sich das Tempo beim Beschäftigungsaufbau im
Vergleich der beiden Vorjahre erwartungsgemäß ein wenig, bleibt aber
hoch genug, um weiterhin die Arbeitslosenzahl zu verringern. So fiel die
Arbeitslosenquote im Jahresverlauf von 5,0% auf 4,6%. Auch andere
wichtige Indikatoren des Arbeitsmarktes weisen in eine positive Richtung.
Der Lohndruck nahm sukzessive weiter zu und sollte sich früher oder später auch auf die Inflationstendenzen auswirken. Die insgesamt zur Verfügung stehende höhere Lohnsumme spiegelte sich auch in einem robusten
Konsum wider.
Abb. 2: Arbeitsmarkt – Beschäftigungsaufbau und Arbeitslosenquote
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Federal Reserve setzt
Normalisierung
der Geldpolitik
nur behutsam fort
Die Federal Reserve hob in 2016 letztlich nur einmal im Dezember den
Leitzins von 0,50% auf 0,75% an. Während im ersten Halbjahr der
schwächere Konjunkturverlauf und das Brexit-Referendum für ein Zögern
der Federal Reserve sorgten, könnte bis zum Spätherbst die anstehende
US-Präsidentschaftswahl zu einem Abwarten geführt haben. Allerdings
sprachen im Dezember die verbesserten Konjunkturlage, die anhaltende
Aufhellung auf dem Arbeitsmarkt und das Anziehen der Inflationsrate auf
1,7% eindeutig für einen Zinsschritt. Hinzu kommen die Aussichten auf eine absehbar klar expansiver ausgerichtete Fiskalpolitik, die die Fed von
nun an mit einkalkulieren muss. In den Kommentaren des FOMC wurde
angemerkt, dass die zukünftige Geldpolitik von den gemeldeten Daten
abhängig sei. Die Zinsschritte dürften auch weiterhin relativ behutsam
vorgenommen werden.
Rendite zehnjähriger
US-Treasuries steigt
rasant – aber erst
nach der US-Wahl
Nachdem die Rendite zehnjähriger US-Treasuries im Juli bei 1,32% ihr
Allzeittief markierte, zog sie bis November auf 1,80% wieder an. Die dominierenden Themen waren Safe-Haven Zuflüsse und nur moderates
Wachstum weltweit. Die Wahl Donald Trumps zum zukünftigen Präsidenten sorgte in den letzten Wochen des Jahres aber für einen rasanten Anstieg der Renditen bis auf 2,60%. Inflationssorgen und die Aussichten auf
eine dynamischere Konjunkturentwicklung unter der zukünftigen Regierung Donald Trump haben mittlerweile eine Zinswende eingeleitet. Die
lange Jahre vorherrschende Suche nach Safe-Haven-Anlagen und die im
Vergleich zu anderen Währungsräumen relativ hohe Verzinsung dürften
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aber – wie schon in den Vorjahren – als Begrenzungspfeiler für die Anstiegsbewegungen anzusehen sein.
Euro in USD zwischen Deutlich niedriger als zu Jahresbeginn 2016 und in den meisten Phasen
1,03 und 1,16 des Jahres notiert der Euro zuletzt bei etwa 1,05 USD. Die europäische
Gemeinschaftswährung nahm damit die Mitte 2014 begonnene Abwertungsbewegung ausgehend von 1,40 USD wieder auf. Der zwischenzeitliche Hochpunkt wurde bereits im Mai 2016 bei knapp über 1,16 USD markiert, als sich die Wachstumsaussichten der USA schwächer präsentierten. Danach stabilisierte sich der Greenback wieder, auch das BrexitReferendum trug hierzu sicherlich bei. Rückenwind erhielt der US-Dollar
erst nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und der zu erwartenden expansiver ausgerichteten Fiskalpolitik. Nach kurzen Irritationen am Tag nach der Wahl, als der Euro bis 1,13 USD anstieg, fiel er rasant bis 1,05 USD. Die Volksabstimmungen in Italien und Österreich Anfang Dezember hatten dann allerdings keine nachhaltigen Implikationen
für die europäische Gemeinschaftswährung.
Ausblick für das Jahr 2017 Nachdem Donald Trump überraschend die US-Präsidentschaftswahl ge-
winnen konnte, kamen an den Finanzmärkten nur sehr kurzfristig Sorgen
auf. Die mit der Verunsicherung einhergehenden Turbulenzen haben entsprechend nicht lange angehalten und wirken damit sicherlich nicht dämpfend auf die US-Wirtschaft. Der nun vor allem am Aktienmarkt der USA
aufkommende ausgeprägte Optimismus spricht sogar dafür, dass die
wirtschaftspolitischen Pläne als konjunkturstützend wahrgenommen werden. Da Wirtschaft immer auch Psychologie ist, kann die gute Stimmung
an den Börsen schon eine bedeutsame Rolle für die Konjunktur spielen.
Neue Regierungspolitik Nun wird abgewartet werden müssen, welche Projekte die neue Regieim Fokus rung im Kongress auch durchsetzen können wird (s. Strategy View Nr.
130 „Implikationen von Trumponomics“). Hinsichtlich der geplanten Steuersenkungen dürfte es relativ leicht werden, einen Konsens mit den Republikanern im Repräsentantenhaus und dem Senat zu erreichen. Die
„Parteifreunde“ Donald Trumps im Senat sollten sich aber vor allem bei
der geplanten Ausgabenerhöhung querstellen. Insofern sieht das als am
wahrscheinlichsten anzusehende Szenario vor, dass Donald Trump aufgrund einer gewissen Blockadehaltung im Kongress sukzessive kaum in
der Lage sein wird, seine Pläne komplett in die Tat umzusetzen. Es beruht
auf der grundsätzlichen Annahme, dass der Kongress den Präsidenten
teilweise blockieren wird. Insbesondere der Senat wird die praktische Umsetzung des Neo-Merkantilismus sehr weitgehend verhindern. Es dürfte
im Übergang immer wieder zu kurzfristigen Irritationen kommen, was die
internationalen Kapitalmärkte zwischenzeitlich unter Druck setzen sollte.
Entsprechend haben wir unsere US-Wachstumsprognose, die schon vor
der Präsidentschaftswahl als nicht pessimistisch bezeichnet werden konnte, nur in den Details leicht angepasst. Wir sehen für 2017 ein BIPWachstum von 2,3% voraus. Sollte die expansive Fiskalpolitik nachhaltigere makroökonomische Wirkung entfalten, würden sich positive Effekte
wohl erst ab dem 2. Halbjahr 2017 zeigen.
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Abb. 3: BIP-Wachstum mit Prognosen
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Konjunktur und Inflation In diesem Kontext ist festzuhalten, dass die US-Wirtschaft bereits am akaufwärts gerichtet tuellen Rand in recht guter Verfassung zu sein scheint. Die im 2. Halbjahr
2016 gemeldeten Zahlen zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze deuten klar in diese Richtung. Der US-Verbraucher bleibt somit auch beim
Start ins Jahr 2017 in Spendierlaune. In einem Umfeld einer starken
Nachfrage wird Inflation natürlich zu einem wichtigeren Thema. Bereits vor
der Präsidentschaftswahl hatten sich in den Vereinigten Staaten einige
Hinweise in Richtung drohender höherer Inflationsraten ergeben. Durch
die sich nun abzeichnende Neuausrichtung der US-Wirtschaftspolitik, die
zumindest für eine Verstetigung des Trends hin zu steigenden Preisen
sorgen dürfte, hat eine durch die Wahl ausgelöste Aufwärtsbewegung die
Rendite von 10J US-Staatsanleihen bis zu 2,60% anziehen lassen. Der
Blick auf den CDS-Markt zeigt, dass Sovereign Credit Risk nur einen ganz
kleinen Teil dieses Zinsanstiegs der Treasuries erklären kann. Es handelt
sich somit offenbar um einen vor allem durch höhere Inflationserwartungen der Marktteilnehmer ausgelösten Impuls bei den US-Kapitalmarktzinsen, wobei der aufkeimende Konjunkturoptimismus auch eine Rolle
spielen dürfte.
Fed wird in 2017 zweimal Wie bereits angedeutet sollten die politischen Pläne der neuen US(oder dreimal) handeln Regierung in der näheren Zukunft in der Summe für höhere Inflationsraten
sorgen; mit Blick auf steigende Staatsausgaben lässt sich bei einer empirischen Betrachtung der Zusammenhänge sogar klar ein signifikanter erhöhender Effekt auf die Inflation finden. Auch wenn die empirische Evidenz hinsichtlich des Außenhandels nicht so eindeutig ist, spricht vor allem die ökonomische Theorie dafür, dass höhere Handelsbarrieren (vor
allem über das Fehlen von ausländischen Gütern in den USA) die Inflationsraten in den Vereinigten Staaten anziehen lassen werden. Für dieses
Szenario würde auch sprechen, dass die von der neuen Administration
geplante expansivere Ausrichtung der Fiskalpolitik die Nachfrage in den
Vereinigten Staaten erhöhen wird. Diese zusätzliche Nachfrage würde
nämlich auf ein zunächst fixes Angebot treffen, da die US-Firmen ihre
Produktionskapazitäten kurzfristig nicht ausweiten können werden. Die
Ausweisung von illegalen Einwanderern, die nicht nur für die Produktion in
der US-Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielen, und die zu befürchten-
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den neuen Handelsbarrieren, die nicht nur direkt dämpfend auf das Angebot wirken würden, sondern auch die Lieferketten von US-Unternehmen
beeinträchtigen dürften, sprächen vorerst sogar für ein rückläufiges Angebot in den USA. In diesem Umfeld muss Inflation fast schon zwangsläufig
zu einem relevanteren Phänomen werden. Für das Jahr 2017 rechnen wir
entsprechend mit einen zügigeren Vorgehen der Federal Reserve und mit
zwei Zinsanhebungen – drei wollen wir auch nicht ganz ausschließen.
Dieses geldpolitische Umfeld hat aber Implikationen für die USKapitalmarktzinsen, die sich entsprechend schon am aktuellen Rand auf
einem höheren Niveau präsentieren.
US-Geldpolitik hilft Der US-Dollar pendelt im Bereich von 1,05 USD pro EUR. Die Währung
dem Dollar zunächst der USA profitiert noch immer von der Aussicht auf langsam steigende
Leitzinsen. Die US-Geldpolitik wirkt aufgrund der zu erwartenden Inflationsentwicklung im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zunächst als klar
stützender Faktor für den Dollar. Zentrale Frage ist nun, was im FXBereich passieren wird, wenn Donald Trump beispielsweise undiplomatische Äußerungen tätigen sollte. Wenngleich der Abwärtstrend für den Euro intakt ist und weitere Tiefs bis zu nahe der Parität möglich sind, gehen
wir aktuell von einer Übertreibungsphase aus und sehen den Euro im Verlauf des Jahres wieder in Richtung 1,10 USD tendieren.
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Euroland: Konjunktur trotzt politischen Risiken – EZB bleibt expansiv
2016: BIP-Wachstum von
1,7% liegt im Bereich
unserer Prognose
von vor einem Jahr
In der Eurozone hat sich die Konjunkturerholung im Jahr 2016 wie erwartet fortgesetzt. Im ersten Quartal hatten einige, teils witterungsbedingte
Sondereffekte einen durchaus dynamischen Start ins Jahr bewirkt. Das
Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte kräftig um 0,5% Q/Q zu. In den beiden
Folgequartalen setzte sich der Aufwärtstrend mit etwas geringerer Dynamik von je 0,3% Q/Q fort (für Q3 erwarten wir eine leichte Aufwärtsrevision). Vor dem Hintergrund einer wie schon im Vorjahr nur mäßigen globalen Expansion stellt dies durchaus eine bemerkenswert solide Entwicklung dar. Für die letzten drei Monate des Jahres 2016 zeichnet sich für die
Eurozone zudem eine deutlich beschleunigte Expansion der Wirtschaftsleistung ab, wir rechnen mit einer Quartalswachstumsrate von rund 0,5%.
Im Gesamtjahr 2016 ergibt sich für das reale BIP eine Jahresveränderungsrate von 1,7%. Im Rückblick erweist sich unsere vor einem Jahr erstellte Wachstumsprognose von 1,6% damit als sehr treffsicher.
Abb. 4: BIP-Wachstumsraten (swda, Progn.) 2016
5,0
Christian Lips
Abb. 5: Wachstumsbeiträge zum BIP
1,2 Q/Q, in %-P.
Y/Y in %
0,8
4,5
0,8
4,0
3,5
0,5
0,4
0,3
0,2
0,3
0,4
0,2
0,4
0,4 0,3
0,5 0,5
0,3 0,3
3,0
0,0
2,5
2,0
-0,1
-0,3
-0,3
-0,4
-0,4 -0,2
1,5
1,0
-0,8
0,5
I/2012
0,0
GR LV IT EE BE FR PT AT FI EC DE LT NL SI CY ES SK MT LU IE
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Konjunkturelle Divergenz
im Euroraum bleibt hoch –
Italien und Frankreich mit
strukturellen Problemen
I/2013
I/2014
Privater Konsum
Bruttoanlageinv.
Außenbeitrag
I/2015
I/2016
Staatsausgaben
Vorräte
BIP-Wachstum
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Allerdings ergab sich auch im Jahr 2016 ein recht heterogenes Bild der
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (vgl. Abbildung 4). Unter den großen
Volkswirtschaften sticht erneut Spanien mit einem sehr hohen Wirtschaftswachstum hervor, das im Gesamtjahr wieder oberhalb von 3,0%
Y/Y liegen wird. Auch die Niederlande und Deutschland verzeichneten
überproportionale Expansionsraten. Gedämpft entwickelte sich hingegen
die Wirtschaft in Frankreich und Italien. Beide Länder leiden nach wie vor
unter strukturellen Problemen, die auch dazu beigetragen haben, dass
sich die innerhalb des gemeinsamen Währungsraumes bestehenden
Nachteile im Bereich der preislichen Wettbewerbsfähigkeit verfestigt haben. Während Frankreich vor allem unter der hohen Arbeitslosigkeit leidet,
hat Italien mit einem Stillstand beim Produktivitätswachstum sowie einem
hohen Anteil von Problemkrediten und einer entsprechend dünnen Eigenkapitalausstattung der italienischen Banken zu kämpfen. Es erscheint wenig erfolgversprechend, wenn die Anpassungslast, die sich aufgrund der
Spreizung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit innerhalb des gemeinsamen Währungsraumes ergibt, nur von diesen beiden Ländern erbracht
werden soll. Wie schon im Vorjahr blieb die konjunkturelle Dynamik vor
diesem Hintergrund in Frankreich (+1,2% Y/Y) und Italien (+0,9% Y/Y)
deutlich hinter der Entwicklung im übrigen gemeinsamen Währungsraum
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zurück. Das Schlusslicht bildete 2016 erneut Griechenland, das sich im
Jahresverlauf aber – ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau – zumindest stabilisieren konnte und im Gesamtjahr eine positive Verlaufsrate
erreicht hat. Die dynamischste Entwicklung weist voraussichtlich erneut
das Statistikamt Irlands aus. Nachdem sich für 2015 rechnerisch eine Fabelwachstumsrate von knapp 28% (!) ergab, steuert die grüne Insel für
2016 ein BIP-Wachstum von gut 4% an. Diese Zahlen sind mit äußerster
Vorsicht zu genießen, da sie vor allem steuerinduzierte Standortverlagerungen von mehreren Unternehmen widerspiegeln. Diese Buchungsvorgänge dürfen nicht mit tatsächlichen Wertschöpfungssteigerungen im Inland mit entsprechenden Einkommens- und Beschäftigungseffekten verwechselt werden. Zudem sind solche Standortentscheidungen jederzeit
umkehrbar. Vor allem aber kommt hierin der wieder verschärfte Wettbewerb innerhalb des Euroraums um die für Konzerne günstigsten Steuerregelungen und die niedrigsten Steuersätze zum Ausdruck. Ein weiterer
Beleg dafür, dass das Bewusstsein im Euroraum noch geschärft werden
muss, dass für ein Funktionieren der Währungsunion ein hinreichend homogener Wirtschaftsraum eine notwendige Bedingung darstellt.
Konsum wichtigste Während die außenwirtschaftlichen Impulse im vergangenen Jahr erneut
Wachstumssäule recht schwach ausfielen, lieferten sowohl der private als auch der öffentli-
che Konsum kräftige Wachstumsimpulse. Der private Konsum profitierte
von dem sukzessiven Rückgang der Arbeitslosigkeit und dem damit einhergehenden Beschäftigungszuwachs. Die Arbeitslosenquote ist im Jahresmittel deutlich von 10,9% im Vorjahreszeitraum auf nur noch 10,1% im
Jahr 2016 gesunken. Im Oktober 2016 lag sie bei 9,8%, dem niedrigsten
Stand seit Mitte 2009. Zudem profitierten die real verfügbaren Einkommen
von der erneut sehr geringen Verbraucherpreisinflation. Vor diesem Hintergrund dürfte der private Konsum ähnlich stark wie im Vorjahr expandiert
haben (+1,8% Y/Y), der öffentliche Konsum legte sogar mit einer Jahresrate von rund 2% so stark wie seit 2009 nicht mehr zu. Nach den Konsolidierungsanstrengungen der Vorjahre reduzierte sich die Defizitquote im
Jahr 2016 vor allem aus konjunkturellen Gründen auf voraussichtlich 1,8%
vom BIP. Weitergehende Konsolidierungserfordernisse bestehen noch
immer vor allem für Spanien, Italien und Frankreich.
Brexit, Trump, Renzi –
Investitionszurückhaltung
durch zunehmende
politische Unwägbarkeiten
Nach einer immer breiter werdenden Belebung der Investitionstätigkeit
zum Jahreswechsel 2015/16 hat sich ab der Jahresmitte zumindest vorübergehend eine gewisse Investitionszurückhaltung bemerkbar gemacht.
Mitte des Jahres reagierten die Finanzmärkte kurzzeitig geschockt auf das
Brexit-Votum der britischen Bevölkerung. Allerdings stabilisierte sich die
Börsenlandschaft nach einer ersten hochvolatilen Phase zügig, auch dank
der durch mehrere Zentralbanken angekündigten Bereitschaft, bei Bedarf
stützend einzugreifen. Bei den meisten Frühindikatoren waren nur direkt
im Nachgang kurzzeitige Einbußen festzustellen gewesen. Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die übrigen Länder der EU und insbesondere Deutschland sind schwer zu prognostizieren, zumal viel von dem
Verlauf des noch zu beginnenden Verhandlungsprozesses und dem zukünftigen Verhältnis zwischen der EU und Großbritannien abhängen wird.
Weitere politische Unwägbarkeiten stellten die US-Wahlen und das italienische Verfassungsreferendum dar. Die Unsicherheit über die zukünftigen
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politischen Rahmenbedingungen hat sich mit der Wahl Donald Trumps
bzw. der Niederlage der Regierung Renzi in Italien nochmals deutlich erhöht. Hinzu kommt die Gefahr, dass sich der Trend eines höheren Einflusses (rechts-)populistischer und EU-feindlicher Strömungen bei den
Wahlen im Jahr 2017 verfestigt (siehe unsere Einschätzung zur politischen Lage im Exkurs auf S. 17-19). Das Ausmaß an wirtschaftspolitischer Unsicherheit ist jedenfalls aktuell auch messbar deutlich erhöht und
dürfte somit vorerst einer nachhaltigen Belebung der Investitionstätigkeit
im Wege stehen (vgl. Abbildung 6).
Abbildung 6: Investitionen und wirtschaftspolitische Unsicherheit
10
Y/Y, in %
Y/Y, in %
-60
-40
5
-20
0
0
20
-5
40
-10
60
-15
80
I/99
I/01
I/03
I/05
I/07
I/09
I/11
I/13
I/15
Bruttoanlageinvestitionen EMU
Economic policy uncertainty index (EMU), geglättet Y/Y in %, r.S. (invertiert)
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics. Daten: www.policyuncertainty.com . Vgl.: S. Baker, N.
Bloom, S. Davis (2015): Measuring economic policy uncertainty, NBER Working Paper Nr. 21633.
Inflationsrate erneut unter
EZB-Ziel – Kerninflation
signalisiert geringen
binnenwirtschaftlichen
Preisdruck
Die Inflation lag im Jahr 2016 mit durchschnittlich 0,2% Y/Y lediglich
knapp über der Nulllinie und nur marginal über dem Wert für 2015. Damit
hat die EZB nunmehr das vierte Jahr in Folge ihr Inflationsziel – zum Teil
recht deutlich – verfehlt. Vor allem der nochmalige ausgeprägte Preisrückgang an den internationalen Rohölmärkten mit Preisen für ein Barrel
der Sorte Brent von zwischenzeitlich nur noch knapp über USD 25,00
drückte die HVPI-Inflationsrate zeitweise wieder recht deutlich in den negativen Bereich. Von der Preiskomponente Energie gingen zeitweise
deutlich negative Beiträge zur HVPI-Gesamtinflationsrate aus (vgl. Abbildung 7). Neben dem niedrigen Ölpreis geht dies aber auch auf einen das
ganze Jahr 2016 sehr geringen binnenwirtschaftlichen Preisdruck zurück.
Die Kernrate ex Energie lag im Dezember mit 0,9% Y/Y unverändert auf
dem sehr niedrigen Niveau, das Ende des Jahres 2015 markiert worden
war. Dieser sehr geringe Preisdruck führte auch zu einem nochmaligen
Rückgang der mittelfristigen Inflationserwartungen, die sich erst zum Jahresende dem Bereich von 2,0% Y/Y zumindest wieder angenähert haben.
Die EZB hat sich vor diesem Hintergrund im ersten Halbjahr 2016 dazu
veranlasst gesehen, ihre ohnehin bereits sehr lockere Geldpolitik noch
expansiver zu gestalten. So wurden die Leitzinsen im März auf ein neues
Allzeittief gesenkt (Hauptrefinanzierungssatz: 0,00%; Einlagefazilitätensatz: -0,40%; Spitzenrefinanzierungssatz: 0,25%), was entsprechend zu
weiter sinkenden Geldmarktsätzen führte. Im Rahmen des Erweiterten
Ankaufprogramms (Expanded Asset Purchase Program, EAPP) wurden
ab April 2016 monatlich Anleihen im Wert von EUR 80 Mrd. angekauft, ei-
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ne Beschleunigung gegenüber dem vorherigen Tempo um immerhin EUR
20 Mrd. Der Großteil der Ankäufe entfiel weiter auf öffentliche Anleihen
(Public Sector Purchase Program, PSPP). Zusätzlich startete die EZB
aber ab der Jahresmitte Käufe von Unternehmensanleihen im Rahmen
des Corporate Sector Purchase Programme (CSPP). Aufgrund des Brexit
blieb die Kommunikation des EZB-Präsidenten Draghi sehr dovish.
Abbildung 7: HVPI-Inflation und Kernrate ex Energie
5,0
Y/Y, in %-P.
Y/Y in %
Prognose
100
4,0
75
3,0
50
2,0
25
1,0
0
0,0
-25
-1,0
-50
-2,0
2001
2003
2005
Kernrate ex Energie
2007
2009
Energie
2011
2013
HVPI-Gesamt Y/Y
-75
2015
2017
Ölpreis Y/Y (r.S.)
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Ausblick 2017:
Aufschwung setzt sich mit
ähnlicher Dynamik fort –
politische Risiken
bestimmender Faktor
Für das Jahr 2017 sind wir verhalten optimistisch und erwarten eine Fortsetzung des Aufschwungs. Wir rechnen mit einem BIP-Wachstum von
1,6% im Vergleich zum Vorjahr. Die wichtigste Stütze bleibt die Binnenwirtschaft und hier vor allem der private und öffentliche Konsum. Allerdings wird die aufgrund von Basiseffekten höhere Inflation (Prognose
2017: +1,4% Y/Y) dazu führen, dass das verfügbare Einkommen in realer
Rechnung mit einer etwas geringeren Dynamik wächst. Der private Konsum dürfte somit nicht mehr ganz so stark wie in den beiden Vorjahren zulegen, mit 1,5% Y/Y aber immerhin 0,8 Prozentpunkte zum BIPWachstum beitragen. Trotz des Anstiegs wird der Rohölpreis relativ niedrig bleiben, woraus sich zusammen mit einem schwachen Euro und einer
Fortsetzung der geldpolitischen Stimulierung durch die EZB positive Impulse für das Wirtschaftswachstum ergeben sollten. Beim Abbau der Arbeitslosigkeit erwarten wir weitere spürbare Verbesserungen, während
das Tempo der Konsolidierung der öffentlichen Finanzen moderat ausfallen dürfte. Wie schon im Jahr 2016 sollten hier vor allem konjunkturbedingte Fortschritte erzielt werden. Es bestehen jedoch erneut erhebliche
Risiken für die Prognose: Neben den dauerhaften Risikofaktoren globaler
Terrorismus und geopolitische Konflikte sind hier vor allem die politischen
Risiken zu nennen. Ins erste Halbjahr 2017 fallen die Amtseinführung der
Regierung Trump, sehr wahrscheinlich die förmliche Mitteilung des Austrittswunsches Großbritanniens gemäß Art. 50 Abs. 2 EUV an den Europäischen Rat sowie wichtige Wahlen in den Niederlanden und Frankreich
(Präsidentschafts- und Parlamentswahlen). In beiden Ländern drohen
rechtspopulistische und EU-feindliche Parteien einen stärkeren Zulauf zu
erhalten. Marine Le Pen vom Front National (FN) ist gar eine ernstzunehmende Kandidatin für den Einzug in den Élysée-Palast.
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Basiseffekte lassen
Inflation 2017 auf 1,4%
steigen –
Geldpolitik bleibt bis weit
ins Jahr 2018 hinein extrem
expansiv
Die Inflation bleibt im Jahr 2017 das fünfte Jahr in Folge unterhalb des
Zielwertes der EZB. Basiseffekte beim Ölpreis dürften zwar im ersten
Quartal 2017 zu einem temporär recht ausgeprägten Anstieg der HVPIInflation über die Marke von 1,5% Y/Y führen. Bereits im Frühjahr ist jedoch mit einem erneuten Sinken der Inflationsrate zu rechnen. Erst in der
zweiten Jahreshälfte dürfte der Trend dann wieder leicht aufwärts weisen
und auch bei der Kernrate ex Energie langsam nachhaltig Raten oberhalb
der Marke von 1,0% Y/Y erzielt werden. Mario Draghi hat im Dezember
die neuen EZB-Projektionen vorgestellt. Die aktualisierten Prognosen der
Notenbank deuten auf eine nur schleppende Normalisierung der Inflation
bis zum Jahr 2019 hin. Zudem korrigierte die EZB die zuvor überhöhten
Prognosen zur Kernrate, der binnenwirtschaftliche Preisdruck sollte auch
nach diesen Prognosen schwach bleiben. Die Mehrheit im EZB-Rat denkt
derzeit noch nicht einmal daran, von der sehr expansiven Geldpolitik abzurücken. Im Dezember 2016 kam es hinsichtlich der Ausweitung des
EAPP zwar zu einem Kompromiss. Demnach wurde die Mindestlaufzeit
um neun Monate und damit etwas stärker als erwartet erhöht, wofür im
Gegenzug das monatliche Ankauftempo einmalig ab April 2017 wieder auf
die ursprüngliche Ankaufsumme von EUR 60 Mrd. je Monat abgesenkt
wird. Aber selbst dieser Kompromiss könnte den Tauben in die Hände
spielen, da die nächste Verhandlungsrunde über die Zukunft des EAPP
nun wahrscheinlich in den Zeitraum Juli bis September 2017 fällt und damit in die Phase der – gemäß Prognosen – niedrigsten Inflation im kommenden Jahr. Es ist somit alles andere als ausgemacht, ob und ggf. wie
die EZB bereits Anfang 2018 einen Exit aus dem EAPP organisiert. So
darf auch bezweifelt werden, ob Mario Draghi als Italiener so kurz vor dem
regulären Wahltermin in Italien das Signal eines baldigen Endes der Unterstützung durch die EZB in Form von Staatsanleihekäufen senden
möchte. Zinserhöhungen vor dem Jahr 2019 halten wir für ausgeschlossen. Klar ist, dass mit dem EAPP und evtl. auch in etwas größerem Umfang durch das im März noch anstehende vierte und letzte gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäft (TLTRO II.4) die Überschussliquidität
2017 und 2018 weiter anschwillt (vgl. Abbildung 8). Die Geldmarktsätze
dürften damit noch etwas näher an den Einlagesatz heranrutschen.
Abbildung 8: EZB-Geldpolitik, Überschussliquidität und Zinsentwicklung
6
Mrd. EUR
in %
Prognose
2400
5
2000
4
1600
3
1200
2
800
1
400
0
0
-1
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
EONIA
EZB Einlagesatz
Überschussliquidität (r.S.)
-400
EZB Tendersatz
Rendite Bundesanleihen (10J)
EZB: Anleihen aus geldpol. Zwecken (r.S.)
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
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Kapitalmarktrenditen:
Politische Risiken, EZB und
Inflation die wesentlichen
Treiber im Jahr 2017
Hinsichtlich der Entwicklung der Kapitalmarktrenditen wurden auch 2016
neue Rekorde aufgestellt. So sank infolge des Brexit-Votums die Rendite
zehnjähriger Bundesanleihen auf ein Allzeittief von -0,205%. Zudem engten sich die Spreads der Staatsanleihen einiger Mitgliedsländer zu Bunds
noch etwas weiter ein, was allerdings nicht auf italienische Papiere zutraf.
Der Brexit verschwand schon nach wenigen Monaten aus dem Fokus der
Marktteilnehmer. Seit Oktober ging dann an den Bondmärkten ein Gespenst um: Tapering! Schon eine obskure Meldung über angebliche Gedankenspiele im EZB-Rat reichte aus, um die Marktteilnehmer in Aufregung zu versetzen. Die Angst vor einem baldigen Ende der sehr expansiven Geldpolitik war ebenso ausgeprägt wie unbegründet. Dennoch kam
es zu einem merklichen Anstieg der Kapitalmarktrenditen in der Eurozone,
die Rendite deutscher Bundesanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit kletterte von -0,12% Ende September bis knapp unter +0,40% kurz vor der
Dezembersitzung der EZB. Zwischenzeitlich erfuhr dieser Trend zusätzliche Unterstützung über den internationalen Zinszusammenhang aufgrund
der massiven Renditesteigerungen bei US-Treasuries. Der Wahlerfolg
Donald Trumps und das Szenario Growflation – also eine Kombination
aus fiskalpolitisch getriggerter Konjunkturstimulierung und Inflationsbelebung – sorgten seit der Wahl für einen Renditesprung bei US-Treasuries
(10J) um fast 80 Basispunkte, während die Aktienmärkte in Feierlaune
kamen. Neben der EZB-Politik bleiben vor allem im ersten Halbjahr die
politischen Risiken in Europa und darüber hinaus ein bestimmender Faktor. Zwar nahmen die Märkte das Ergebnis des italienischen Verfassungsreferendums („Renzirendum“) mit schon beinahe stoischer Gelassenheit
auf – der Spread italienischer Staatsanleihen (10J) zu deutschen Bunds
engte sich nach wenigen Wochen sogar wieder auf unter 160 Basispunkte
ein. Insbesondere im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen in Frankreich
Ende April/Anfang Mai 2017 besteht aber noch einmal Potenzial für eine
temporäre risk-off-Phase und entsprechende safe-haven-inflows bei
Bunds. Dies würde auf kurze Sicht zu einem nochmaligen Rückprall der
Rendite deutscher Bundesanleihen und spiegelbildlich stattlichen Kursgewinnen führen – auf politische Kurse zu setzen ist aber sehr riskant,
zumal bei einem „guten“ Ausgang der Wahlen zügige Kursverluste vorprogrammiert wären. Sobald der Rauch der größten politischen Unsicherheit Mitte 2017 verzogen ist, ist für Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit ein
Anstieg bis zum Jahresende in den Bereich von knapp unter 1,0% zu erwarten. Hierfür sprechen anhaltend solide Wachstumszahlen, die bereits
jetzt erheblich höheren Renditen in den USA und eine zumindest ernster
zu nehmende Diskussion über ein EZB-Tapering in der zweiten Jahreshälfte. Die schrittweise Normalisierung der Inflation sollte sich über den
Fisher-Effekt ebenfalls in zumindest sukzessiven Steigerungen der Kapitalmarktrenditen niederschlagen. Dieser prognostizierte Jahresverlauf wird
auch durch die Emissionsplanung der Deutschen Finanzagentur gestützt,
die einen Tilgungsschwerpunkt im ersten Quartal und stärkere Neuemissionen im Kapitalmarktbereich für die Folgequartale vorsieht. Insgesamt
liegt die Summe von Tilgungen und Fälligkeiten aber jeweils deutlich unter
dem Vorjahreswert, weshalb die primärmarktseitigen Einflüsse im Jahr
2017 geringer ausfallen dürften.
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Exkurs: Populismus größtes politisches Risiko in 2017
Angst vor Globalisierung
macht Populismus zum
größten politischen Risiko
im Jahr 2017
Christian Lips, Florian Schierhorn
Donald Trump konnte überraschend die US-Präsidentschaftswahlen
gewinnen, die Bürgerinnen und Bürger Großbritanniens haben für den
Austritt aus der Europäischen Union gestimmt und auch die Italiener
haben sich beim Verfassungsreferendum auf die Seite der euroskeptischen Parteien geschlagen. Auch wenn die Gründe vielfältig und nicht
notwendigerweise vergleichbar sind, ist 2016 durch ein Aufflammen
von protektionistischen und nationalistischen Strömungen gekennzeichnet. Terrorismus, Flüchtlingskrise, Sparmaßnahmen, Ungleichheit
in der Gesellschaft und andere wirtschaftspolitische Faktoren führten
zu einem Erstarken von Anti-Establishment-Parteien in Dänemark,
Frankreich, Deutschland, Griechenland, Spanien, Großbritannien und
weiteren Ländern. Insbesondere durch ihre Rhetorik oder sogar durch
Partizipieren in Regierungskoalitionen können diese Parteien die politischen Gegebenheiten entscheidend beeinflussen und ihre Macht ausbauen.5 Laut einer Bertelsmann-Studie ist die Angst vor der Globalisierung der entscheidende Faktor für den Erfolg (rechts-)populistischer
Parteien. Dabei gilt, dass je höher das Alter und je niedriger das Bildungsniveau sind, desto stärker ist die Ablehnung gegenüber der Globalisierung.6 Die sogenannten etablierten Parteien scheitern daran,
den Bürgerinnen und Bürgern die Vorteile der Globalisierung aufzuzeigen. Der Versuch, die heutigen (komplexen) Herausforderungen durch
scheinbar einfache nationale Lösungen zu bewältigen, findet mehr und
mehr Gehör bei der Bevölkerung. Eben dieser Populismus wird als das
größte politische Risiko für 2017 angesehen.7
Politische Neuordnung Für den März 2017 ist bereits die Parlamentswahl in den Niederlanden
durch terminiert, bei der sich die Partei um den Rechtspopulisten Geert Wilders
populistische Parteien? berechtigte Hoffnungen machen darf, stärkste Kraft zu werden. In Frank-
reich stehen im April/Mai Präsidentschaftswahlen an. Auch hier steht mit
Marine Le Pen vom (rechts-)nationalistischen Front National eine aussichtsreiche Kandidatin in den Startlöchern. Die im Herbst 2017 anstehende Bundestagswahl in Deutschland wirft ebenso ihre Schatten voraus,
insbesondere die Frage über das Abschneiden der Alternative für
Deutschland (vgl. für einen Überblick Abbildung 9). Wird aber am Ende alles doch nicht so schlimm? Das wahrscheinlichste Szenario dürfte in der
Tat sein, dass Marine Le Pen nicht die nächste Präsidentin der zweitgrößten Volkswirtschaft der Europäischen Union wird, und damit eine ernsthafte Anti-EU Debatte bei den Franzosen ausbleibt. Sowohl Wilders in den
Niederlanden als auch Le Pen profilierten sich zwar in den Zeiten vor
Brexit und Trump. Nennenswerte Zuwächse konnten sie seither aber nicht
verzeichnen. Ohnehin gibt es derzeit keine konkreten Kampagnen zum
Verlassen der EU.8 Auch in Deutschland sollte Angela Merkel große
Chancen auf eine weitere Amtszeit haben. Ein starkes Abschneiden der
AfD liegt zwar im Bereich des Möglichen. Dies dürfte per se aber nicht zu
5
Vgl. Freely, E., Kay, S., Macey-Dare, J. (2016: 4), Geopolitical Threats for the Year Ahead: Marsh’s Political Risk Map 2016, Marsh, January.
Vgl. De Vries, C. und Hoffmann, I. (2016), Globalisierungsangst oder Wertekonflikt? Wer in Europa populistische Parteien wählt und warum, BertelsmannStiftung, November, Gütersloh.
7
Vgl. Riecke, T. und Scheuer, S. (2016), Globale Unsicherheit, Handelsblatt, 12.12.2016, S. 8.
8
Vgl. Lea, D. (2016: 1), Europe after Brexit, Control Risks, http://riskmap.controlrisks.com/theme/diplomacy-disrupted/
6
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größeren Verwerfungen in der politischen Landschaft führen. Zwei verschiedene Strategien können identifiziert werden, dem Populismus zu begegnen.9 Einerseits kann eine veränderte Rhetorik der politischen Entscheidungsträger wirkungsvoll sein. Ängste und Ressentiments zu politisieren birgt aber auch gewisse Risiken. Andererseits sind es politische
Veränderungen, mit denen die Wählerschaft „zurückgewonnen“ werden
soll. So hat sich die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel seit Anfang 2016
stark gewandelt, u.a. durch die Vereinbarung zwischen EU und Türkei,
das Aussetzen des Familiennachzugs und die Deklarierung bestimmter
Länder als sichere Herkunftsstaaten.
Abbildung 9: Überblick zu den wichtigsten Wahlterminen in der EU
Datum
Land
Wahl
04.12.2016
Italien
Verfassungsreferendum
04.12.2016
Österreich
22./29.01.2017 Frankreich
Anmerkungen
Deutliche Abstimmungsniederlage für Renzi;
Hält die Nachfolge-Regierung bis Frühjahr 2018?
Van der Bellen siegt deutlicher als erwartet;
Präsidentschaftswahl
FPÖ führt Umfragen für Nationalratswahlen an.
Kann Valls sich gegen interne Kritiker durchsetzen?
Vorwahlen Sozialisten
Wie zersplittert ist die frz. Linke?
Wie stark wird die Partei von Rechtspopulist
Parlamentswahl
Geert Wilders? Stabile Regierung möglich?
François Fillon (Republikaner) und rechtsextreme
Präsidentschaftswahl, 1. Durchgang
Marine Le Pen (FN) dürften in Stichwahl gelangen
Aktueller Stand: Fillon dürfte Nase vorn haben;
Präsidentschaftswahl, Stichwahl
Problem: Mobilisierung linkes Spektrum
15.03.2017
Niederlande
23.04.2017
Frankreich
07.05.2017
Frankreich
11.06.2017
Frankreich
Parlamentswahl, 1. Durchgang
Wie schneidet der Front National (FN) ab?
18.06.2017
Frankreich
Parlamentswahl, 2. Durchgang
Droht Cohabitation?
Herbst 2017
Deutschland
Bundestagswahl
vorraussichtl.
Italien
Frühjahr 2018
Parlament
Neue Amtszeit für Angela Merkel?
Wie schneidet die AfD ab?
Wie stark werden die Populisten/Euro-Kritiker
(Fünf Sterne, Lega Nord, Forza Italia)
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Weitere multiple Risiken für Darüber hinaus gibt es zahlreiche Herausforderungen in 2017 zu meis2017; den Märkten ist das tern. Die Unsicherheiten sind dementsprechend vielfältig und können po(noch) egal pulistische Strömungen verstärken. Wie wird die konkrete Wirtschafts-
und Handelspolitik Donald Trumps aussehen und sich auswirken – insbesondere auf stark exportorientierte deutsche Unternehmen? Wie steht es
um die Zukunft des Freihandels? Griechenland bleibt angeschlagen und
hoch verschuldet. Italiens multiple Beinahe-Krisen könnten sich zu handfesten ausweiten und den Euro ernsthaft gefährden. Nach wie vor zeichnet es sich nicht ab, ob es einen harten oder soften Brexit geben wird –
auch die Entscheidung des Supreme Courts zur Mitbestimmung des Parlaments hinsichtlich des Austrittsantrags nach Artikel 50 des EU-Vertrages
steht noch aus. Auch geopolitische Risiken – bspw. ausgehend von Russland – dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Währenddessen bedroht
die (anhaltende) Flüchtlingskrise weiterhin das Schengen-Abkommen
über die Personenfreizügigkeit. Wie reagieren die Öffentlichkeit und die
Politik auf ein etwaiges Verschärfen der Flüchtlingskrise oder gar auf weitere Terroranschläge? Geschehnisse wie diejenigen um den Anschlag auf
den Berliner Weihnachtsmarkt haben das Potenzial, die gesellschaftliche
wie politische Stabilität richtungsweisend zu beeinflussen. Interessanterweise werden viele dieser Risiken zum jetzigen Zeitpunkt nahezu vollständig von den Märkten verdrängt. Der ZEW-Konjunkturindikator zeichnet im Dezember sowohl für Deutschland als auch prinzipiell für die Euro9
Vgl. De Vries/Hoffmann (2016), a.a.O., S. 30f.
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zone ein durchaus optimistisches Bild. Auch der ifo-Geschäftsklimaindex
zeigt für Deutschland eine vielversprechende Einschätzung zur Lage und
Perspektive der Wirtschaft für das laufende Jahr. Der DAX hat zudem
zum Jahresende 2016 die psychologisch wichtige Marke von 11.000
Punkten weit überschritten. In den Vereinigten Staaten herrschte zum
Jahresende gar eine gewisse Trump-Euphorie – die Hoffnung liegt ganz
klar auf einer expansiven Fiskalpolitik, von der sich wichtige Impulse für
Wirtschaftsleistung und Einkommen erhofft werden.
Vorsicht ist geboten Vorsicht ist vor dem Hintergrund der zuvor gemachten Ausführungen aber
in jedem Fall angebracht. Politische, gesellschaftliche wie wirtschaftliche
Risiken bestimmen das Jahr 2017 und führen zu großen Unsicherheiten,
die sowohl für Investoren aber auch für die europäische Bevölkerung zu
einer (auch sich selbst verstärkenden) Beunruhigung führen könnten. Es
gilt für die Zukunft, Globalisierungsgewinne gerechter zu verteilen. Diejenigen, die nicht direkt profitieren, müssen in irgendeiner Weise unterstützt
werden. Insbesondere Maßnahmen zur Erhöhung des Bildungsniveaus
können hierzu – wenngleich mit zeitlichem Vorlauf – einen wertvollen Beitrag leisten.10 Wie geht es weiter mit der EU nach dem Brexit? Es bietet
sich eine einmalige Chance, Konstruktionsfehler zu beheben und Vertrauen aufzubauen. Ein anderes – wahrscheinlicheres – Szenario könnte
aber folgendes sein: „The British decision to leave will not kill the EU, but if
it makes it stronger, it will be via a series of marginal gains, rather than the
dawning of a bold new era.“11 Es wird demnach wahrscheinlich auf ein
“Business as usual” hinauslaufen. Impulse für eine Bekämpfung des Populismus sind von der Seite eher weniger zu erwarten. Außer Acht gelassen werden dürfen auch nicht die seit kurzum heftig diskutierten Fake
News und Desinformationskampagnen, von denen ein erhebliches Gefahrenpotenzial für die Demokratie ausgeht. In diesem Zusammenhang sind
auch sogenannte Social Bots zu nennen, also programmierte SoftwareRoboter, die Daten und Informationen sammeln und zum Ziel haben, öffentliche Meinungen und Trends zu beeinflussen. Auch hier sind Maßnahmen zur Stärkung der Medienkompetenz der Bürgerinnen und Bürger
unabdingbar.
10
11
Vgl. De Vries/Hoffmann (2016), a.a.O., S. 32.
Lea (2016), a.a.O., S. 3.
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Deutschland – Dynamischer Konjunkturaufschwung setzt sich fort
Rückblick:
Beschleunigtes
Wirtschaftswachstum
im Jahr 2016
Der konjunkturelle Aufschwung hat sich in Deutschland im Jahr 2016 wie
erwartet nochmals beschleunigt. Mit Quartalswachstumsraten von saisonund kalenderbereinigt 0,7% bzw. 0,4% Q/Q expandierte das reale Bruttoinlandsprodukt in der ersten Jahreshälfte sehr kräftig. Verglichen mit dem
gleichen Vorjahreszeitraum erhöhte sich das reale BIP im ersten Halbjahr
2016 um 2,3% Y/Y. Die Dynamik lag damit deutlich über dem Potenzialpfad. Nach der durch den milden Winter nach oben verzerrten Entwicklung im ersten Quartal kam es zu einer Korrektur dieser Sondereffekte –
vor allem im Bausektor – im II. Quartal. Die weltwirtschaftliche Dynamik
blieb im gesamten Jahr 2016 wie schon in den beiden Vorjahren mäßig.
Nach dem guten Start ins Jahr 2016 ist das Wachstum im Sommer etwas
schwächer ausgefallen. Es wäre jedoch falsch, dies mit dem Brexit erklären zu wollen. Die deutsche Wirtschaft hat im dritten Quartal offensichtlich
nur eine kurze Verschnaufpause eingelegt. Bereits im letzten Vierteljahr
2016, für das noch keine offiziellen Zahlen vorliegen, ist mit einer deutlichen Wachstumsbeschleunigung zu rechnen. So haben sich die Exporterwartungen der Unternehmen wieder aufgehellt. Auch die Auftragseingänge für die Industrie legten im Berichtsmonat Oktober kräftig zu
(+4,9% M/M). Auch wenn einzelne Monatswerte, gerade bei den hochvolatilen Auftragseingängen, nicht überinterpretiert werden sollten, deutet
alles auf eine spürbare Belebung der Industriekonjunktur im Schlussquartal hin. Hierzu passt der Anstieg des Markit PMI Industrie im Berichtsmonat Dezember auf 55,5 Punkte und somit den höchsten Stand seit Anfang
2014. Die in diesen Zahlen zum Ausdruck kommende Robustheit ist
schon beachtlich. Schließlich hatten das Brexit-Votum im Juni und der
Wahlsieg Donald Trumps in den USA Anfang November wegen dessen
kritischer Haltung gegenüber dem Freihandel Sorgen vor Belastungen der
Außenwirtschaftsbeziehungen Deutschlands aufkommen lassen. Berücksichtigt man den statistischen Überhang in Höhe von 0,5 Prozentpunkten,
ergibt sich für das Gesamtjahr 2016 eine Expansion des realen Bruttoinlandsproduktes (BIP) in einer Größenordnung von 1,9%. Saison- und kalenderbereinigt liegt die Jahreswachstumsrate mit 1,8% etwas niedriger,
was darauf zurückzuführen ist, dass im Jahr 2016 ein Arbeitstag mehr zur
Verfügung stand als im Jahr 2015. Damit hat sich unsere Prognose von
vor einem Jahr in Höhe von 2,0% wieder als sehr treffsicher erwiesen.
Abb. 10: Wachstumsbeiträge zum realen BIP
5
4
3
2
1
0
-1
-2
-3
-4
-5
-6
-7
in %-P.
3,0
3,7
1,7
1,2
0,0
0,7
4,1 3,7
3,3
Prognose
1,6 1,7 1,9 1,5
1,1
0,5
0,5
-0,7
2000
Christian Lips
-5,6
2002 2004 2006 2008 2010
Privater Konsum
Bruttoanl.-Investitionen
Außenbeitrag
2012 2014 2016
Öff. Konsum
Vorratsveränderung
BIP-Wachstum
Abb. 11: Beiträge (Länder) zum Exportwachstum
Y/Y, in %-P.,
25
6MMA
20
15
10
5
0
-5
-10
-15
-20
-25
2006
2008
EMU
NAFTA
Übriges Asien
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
NORD/LB Economics
2010
2012
übrige EU
Übriges Amerika
Rest
2014
2016
Non-EU
China
Gesamt
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
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Konsum erneut
wichtigste
Wachstumsstütze –
positive Lohn- und
Arbeitsmarktentwicklung
Auch im Jahr 2016 war der Konsum die wichtigste Wachstumsstütze. Wie
erwartet führten die merkliche Beschäftigungszunahme sowie steigende
Nominallöhne zu einem robusten Wachstum des privaten Konsums.
Durchschnittlich waren im Jahr 2016 nochmals rund 100.000 Personen
weniger arbeitslos gemeldet als im Vorjahr, die Arbeitslosenquote sank
von 6,4% auf 6,1%. Zudem erreichte die Zahl der Erwerbstätigen mit aktuell rund 43,6 Mio. Menschen den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Und dieser Trend dürfte sich auch im Jahr 2017 fortsetzen (vgl.
Abbildung 12). Zusätzlich sorgten die geringen Energiepreise für eine hohe Geldwertstabilität, die Verbraucherpreisinflation lag 2016 mit 0,4% Y/Y
nur marginal oberhalb der Nulllinie. In realer Rechnung ergibt sich aus
diesem Dreiklang eine Zuwachsrate des privaten Verbrauchs von fast
2,0% Y/Y, womit die hohe Dynamik des Vorjahres weitgehend gehalten
werden konnte. Zusätzlich expandierte der öffentliche Konsum mit voraussichtlich mehr als 4,0% Y/Y so kräftig wie seit 1992 nicht mehr. Vor
einem Jahr hatten wir darauf hingewiesen, dass die vermehrte Zuwanderung zumindest kurzfristig wie ein kleines Konjunkturprogramm wirkt, dieses Ausmaß hat uns aber dann doch noch einmal überrascht. Vor dem
Hintergrund der guten Lage des öffentlichen Gesamthaushalts konnten
die finanziellen Belastungen gut geschultert werden. Dank des anhaltend
niedrigen Zinsniveaus kann sogar trotz der Mehrausgaben erneut ein
stattlicher Haushaltsüberschuss für das Jahr 2016 ausgewiesen werden.
Abbildung 12: Langfristige Arbeitsmarktentwicklung (inkl. Prognose)
38
in Mio.
Mio. Personen
5,0
Prognose
39
4,5
40
4,0
41
3,5
42
3,0
43
2,5
44
2,0
45
2000
1,5
2002
2004
2006
2008
Arbeitslosenzahl (sa, r.S.)
2010
2012
2014
2016
Erwerbstätige, sa (invertiert)
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Investitionen und Enttäuschend entwickelten sich hingegen im Jahr 2016 der Außenhandel
Nettoexporte entwickeln sowie die Bruttoanlageinvestitionen. Nach einem guten Start ins Jahr ginsich schwach gen sowohl die Investitionen in Ausrüstungen als auch in Bauten im zwei-
ten Quartal deutlich zurück. Bei den Bauinvestitionen war dies vor allem
auf ein witterungsbedingtes Vorziehen der Frühjahrsbelebung zurückzuführen. Im Sommer hat sich die Bauproduktion wieder normalisiert, zudem
sprechen Auftragseingänge, Baugenehmigungen und Baubeginne für eine anhaltend gute Baukonjunktur. Die migrationsbedingte Nachfragesteigerung, das niedrige Zinsniveau und der Mangel an renditeträchtigen Anlagealternativen stützen die Nachfrage mittelfristig. Bei den Ausrüstungen
jedoch spiegelt sich eine Investitionszurückhaltung infolge zumindest vo-
NORD/LB Economics
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NORD/LB Economics ♦ Strategy View ♦ 4. Januar 2017
rübergehend erhöhter Unsicherheit wider. Im zweiten und dritten Quartal
2016 wurden die Ausrüstungsinvestitionen erheblich gedrosselt (kumuliert
um fast -3%). Auch die Industriekonjunktur blieb im Jahr 2016 erneut
schwach. Vom Außenhandel kamen nur geringe Impulse. Der zunächst
sehr positive Effekt der Abwertung des Euro hat sich allmählich abgeschwächt, zwischenzeitlich machte der deutschen Exportwirtschaft zudem
die gedämpfte globale Nachfrage zu schaffen. In realer Rechnung dürfte
sich das Exportwachstum 2016 auf nur noch rund 2% abgeschwächt haben, auch wenn das vierte Quartal besser gelaufen sein dürfte. Insgesamt
ergibt sich sogar ein leicht negativer Wachstumsbeitrag des Außenhandels im Jahr 2016, da sich die Importe preisbereinigt etwas dynamischer
entwickelten als die Ausfuhren.
Drohen mittelfristig Die schwache Exportperformance und die ausgeprägte InvestitionszuBelastungen durch Brexit rückhaltung müssen im Kontext der geringen globalen Nachfrage und der
und Trump für den Export? deutlich erhöhten politischen Unsicherheit gesehen werden. Mit dem
Brexit-Votum der Briten stehen der EU schwierige Verhandlungen über
den Austritt bevor, ein harter Brexit könnte u.a. die Exportmöglichkeiten
deutscher Unternehmen verringern. Zudem wurde im November mit Donald Trump ein impulsiver Populist zum 45. US-Präsidenten gewählt. Seine sehr kritischen Äußerungen zu Handelsabkommen und Freihandel generell lassen nicht nur hiesige Exporteure mit Sorgenfalten auf die zukünftige Politik der USA blicken. Die Hoffnung ist, dass Trump gerade bei zu
starken Eingriffen in den Freihandel auch Gegenwind aus den eigenen
Reihen zu spüren bekommt. Zudem könnte eine stark expansive Fiskalpolitik der USA den Export anregen. Dennoch besteht nunmehr bei zwei
Haupthandelspartnern Deutschlands die Gefahr einer fortschreitenden
Desintegration. Die USA waren im Jahr 2015 der Haupthandelspartner
deutscher Exporteure, mit abgenommenen Waren im Wert von mehr als
EUR 113 Mrd. ließen sie Frankreich (EUR 102,8 Mrd.) hinter sich. Großbritannien folgte mit EUR 89 Mrd. auf Platz drei. Zusammen gehen in die
USA und Großbritannien fast 17% der deutschen Exporte (vgl. Abbildung
13). Strukturell gibt es eine auffällige Gemeinsamkeit: Die deutsche Fahrzeugindustrie hat einen überproportionalen Anteil an den Exporten sowohl
in die USA als auch nach Großbritannien (vgl. Abbildung 14). Zuletzt ließ
sich ein deutlicher Rückgang der Exporte in beide Länder beobachten.
Dennoch bleiben wir vorsichtig optimistisch, dass der Export nicht zu stark
belastet wird. Hierzu wären eine Vermeidung eines harten Brexit und ein
pragmatischer Präsident Trump wichtige Voraussetzungen.
Abb. 13: USA & UK wichtige Exportländer (2015)
übrige Welt
3,4%
Abb. 14: Brexit könnte Fahrzeugbau belasten
80
Übr. Amerika
3,6%
Anteil Auslandsumsatz in %
USA
9,5%
Maschinenbau
70
Eurozone
36,2%
Pharmaind.
60
Chemie
50
Metalle
Gummi/
Kunststoffe
40
Asien
16,4%
Metallerzeugn.
30
Ernährung
20
10
übriges
Europa
9,3%
übrige EU
14,1%
UK
7,4%
Quelle: Feri, NORD/LB Economics
Fahrzeugbau
Elektronik
Kokerei/
Mineralöl
0
-10
-5
0
5
10
15
20
Abw. Exportanteile UK/Welt (in %-Punkten)
Hinweis: Größe der Blasen entspricht dem Anteil der Branche am
Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes. Daten für 2015.
Quelle: Feri, Destatis, NORD/LB Economics
NORD/LB Economics
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NORD/LB Economics ♦ Strategy View ♦ 4. Januar 2017
Ausblick: Für das Jahr 2017 erwarten wir eine ähnlich hohe konjunkturelle Dynamik
Deutsche Wirtschaft wächst wie im Vorjahr. So hat sich die Stimmungslage bis zum Jahreswechsel
auch 2017 kräftig trotz aller potenziellen Belastungsfaktoren sukzessive verbessert. Die vom
ZEW erhobenen Konjunkturerwartungen verbesserten sich auf 18,1 Saldenpunkte. Auch der ifo-Geschäftsklimaindex notiert mit 111,0 Punkten
auf sehr hohem Niveau. Die aktuelle Lage wurde von den Unternehmen
zuletzt Ende 2011 besser als zum Jahreswechsel 2016/17 beurteilt. Insgesamt deuten alle wichtigen Frühindikatoren eine höhere Dynamik im
Winterhalbjahr an (vgl. Abbildung 15). Schwer einzuschätzen ist, ob Terroranschläge wie auf den Berliner Weihnachtsmarkt stärkere Auswirkungen auf das Unternehmens- oder Verbrauchervertrauen entwickeln. Derzeit gehen wir hiervon aber nicht aus. Die weiter sehr expansive Geldpolitik der EZB sowie moderate Energiepreise und ein schwacher Außenwert
des Euro sind gute Voraussetzungen für eine Fortsetzung des Wachstumskurses. Die Aussichten für den privaten Konsum bleiben positiv. So
wird die Inflation wegen des niedrigen Ölpreises unter 2,0% Y/Y im Jahresmittel liegen. Die Reallöhne werden somit weiter steigen, allerdings
nicht mehr ganz so kräftig wie in den Vorjahren. Alles in allem rechnen wir
mit einem Plus von 1,3% beim privaten Konsum, der öffentliche Konsum
dürfte etwas stärker expandieren (+2,6% Y/Y). Der Export wird von einer
etwas höheren weltwirtschaftlichen Dynamik profitieren, das Wachstum
mit ca. +3,5% Y/Y aber hinter früheren Aufschwungphasen zurückbleiben.
Zusätzlich ist mit einer regen Bautätigkeit zu rechnen. Mit immer stärker
ausgelasteten Kapazitäten sollte grundsätzlich die Investitionsbereitschaft
steigen. Allerdings sehen wir bei Ausrüstungen insbesondere im ersten
Halbjahr wegen der politischen Unwägbarkeiten noch eine gedämpfte
Entwicklung. Gegenüber dem Vorjahr dürfte die Wirtschaftsleistung im
Jahr 2017 um rund 1,5% zulegen. Der Unterschied zu 2016 ist das Ergebnis eines Kalendereffekts. Rechnerisch stehen 2017 zwei Arbeitstage
weniger zur Verfügung, was einem Wachstumseffekt von -0,25 Prozentpunkten entspricht. Im Jahr 2018 ist aus unserer Sicht mit einer Fortsetzung des dynamischen Aufschwungs zu rechnen, wobei jedoch die Risikofaktoren Brexit und Trump im Auge behalten werden müssen.
Abbildung 15: Frühindikatoren – höhere Dynamik im Winterhalbjahr
3
Y/Y in %
standardisiert
6,0
2
4,0
1
2,0
0
0,0
-1
-2,0
-2
-4,0
-3
-6,0
-4
1995
-8,0
1997 1999 2001 2003 2005
BIP yoy (rechts, in %)
Industrievertrauen (EU-Komm.)
2007
2009 2011 2013 2015
ifo-Geschäftsklima
ZEW-"Konjunkturklima"
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
NORD/LB Economics
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NORD/LB Economics ♦ Strategy View ♦ 4. Januar 2017
Inflationsrate trotz
Normalisierung auch 2017
unter 2,0% Y/Y –
Schuldenabbau dank guter
Konjunktur und niedrigem
Zinsniveau
Die Inflationsrate wird zu Beginn des Jahres 2017 aufgrund von Basiseffekten und dem jüngsten Anstieg des Rohölpreises deutlich steigen, vorübergehend könnte gar die Marke von 2,0% Y/Y übersprungen werden.
Dieser kurzfristige Impuls verpufft aber bereits im Frühjahr, so dass im
Jahresmittel nur eine Preissteigerungsrate von rund 1,7% Y/Y zu erwarten
ist. Vor allem ist der inländische Preisdruck noch recht moderat, die Kernrate lag im November bei nur 1,2% Y/Y. Dies ist aus Sicht der EZB viel zu
niedrig, zumal angesichts erforderlicher interner Anpassungen in Südeuropa und der damit verbundenen gedämpften Inflationsentwicklung
Deutschland eine überdurchschnittliche Inflationsrate aufweisen müsste.
Für die Jahre 2016 und 2017 ist trotz anhaltend hoher Ausgaben für
Flüchtlinge auf gesamtwirtschaftlicher Ebene jeweils mit einem positiven
Finanzierungssaldo (Maastricht) zu rechnen (vgl. Abbildung 16). Die
Staatsschuldenquote sinkt bereits 2016 deutlich unter 70% vom BIP und
bis 2020 rückt das Maastricht-Kriterium (Staatsschuldenquote max. in Höhe von 60% vom BIP) in greifbare Nähe. Die öffentlichen Finanzen profitieren weiter massiv von der guten konjunkturellen Lage und dem niedrigen Zinsniveau. Um sich diese vorteilhaften Konditionen längerfristig zu
sichern, scheint die Finanzagentur im Jahr 2017 verstärkt längere Laufzeiten bei ihrer Emissionstätigkeit für den Bund ins Visier zu nehmen. Die
Bundrenditen werden im kurzen bis mittleren Laufzeitenspektrum wegen
der sehr expansiven Geldpolitik der EZB auf niedrigem Niveau weitgehend verharren, während für Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit im Zuge
der schrittweisen Normalisierung der Inflation, solider Wachstumszahlen
und deutlich höheren Renditen in den USA ein Anstieg bis zum Jahresende auf gut 0,70% zu erwarten ist.
Abbildung 16: Haushaltslage trotz Flüchtlingskosten hervorragend
5,0
in % vom BIP
90
in % vom BIP
Prognose
2,5
80
0,0
70
-2,5
60
-5,0
50
-7,5
40
-10,0
30
1991
1994
1997
2000
2003
Defizitquote (Maastricht) in % vom BIP
2006
2009
2012
2015
Schuldenstandsquote (Maastricht, r.S.)
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
NORD/LB Economics
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NORD/LB Economics ♦ Strategy View ♦ 4. Januar 2017
Frankreich – Präsidentschaftswahlen im Fokus der Märkte
Konjunktur mit
mäßiger Dynamik –
hohe Arbeitslosigkeit
dämpft Wachstum
Christian Lips
Frankreichs Wirtschaft war vielversprechend ins Jahr 2016 gestartet. Da
die hohe Wachstumsrate im ersten Quartal aber auf nennenswerte Einmal- und Vorzieheffekte zurückzuführen war, wurde dies in den Folgequartalen korrigiert. Nach zwei schwachen Quartalen mit mehr oder weniger Stagnation hat die französische Wirtschaft zum Jahresende aber wieder Fahrt aufgenommen. Das BIP-Wachstum dürfte sich im vierten Quartal 2016 auf ca. 0,5% Q/Q beschleunigen. Der Einkaufsmanagerindex für
den Dienstleistungssektor kletterte im Dezember auf 52,6 Punkte. Besonders bemerkenswert ist aber der Sprung beim PMI Industrie: Mit 53,5
Punkten wird hier im Dezember der höchste Stand seit mehr als fünf Jahren markiert. Dennoch wird das BIP im Gesamtjahr 2016 nur um voraussichtlich 1,2% gegenüber dem Vorjahr zugelegt haben (die Zahlen für das
vierte Quartal liegen noch nicht vor). Wachstumsimpulse gingen vom privaten und öffentlichen Konsum aus, die jeweils ähnlich stark wie im Vorjahr expandierten (+1,5%). Zudem wurden die Bruttoanlageinvestitionen
so stark wie zuletzt vor der Finanzkrise ausgeweitet (+2,7% Y/Y). Allerdings ging die Investitionsbereitschaft ab dem Frühjahr deutlich zurück,
die Ausrüstungsinvestitionen wurden im III. Quartal sogar erheblich gedrosselt. Zudem belastete im Jahr 2016 der Außenhandel das Wachstum,
die Nettoexporte steuerten einen negativen Wachstumsbeitrag von -0,7
Prozentpunkten zum BIP-Wachstum bei. Auch der Saldo der Leistungsbilanz drehte wieder deutlich in den negativen Bereich. Neben dem generellen Stimmungsaufschwung zum Jahresende ist aber auch erfreulich, dass
sich parallel hierzu die Beschäftigungsaussichten im privaten Sektor etwas verbessern konnten. Zuletzt hat sich die Arbeitslosenzahl leicht unter
die Marke von 3,5 Mio. bewegt. Allerdings hinkt der französische Arbeitsmarkt der Entwicklung im übrigen Euroland hinterher, lediglich Italien zeigte eine ähnlich schwache Performance (vgl. Abbildung 17). Zudem bleibt
die Beschäftigungsdynamik vorerst noch zu schwach, so dass die Arbeitslosenzahl auch zum Termin der Präsidentschaftswahlen im April/Mai recht
deutlich über dem Wert von vor fünf Jahren liegen wird.
Abbildung 17: Frankreichs Arbeitsmarkt hinkt hinterher (ILO-Konzept)
30 in %, sa
25
20
15
10
5
0
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Euroland
Deutschland
Frankreich
Italien
Niederlande
Spanien
Portugal
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics. Arbeitslosenquoten gemäß ILO-Konzept.
NORD/LB Economics
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NORD/LB Economics ♦ Strategy View ♦ 4. Januar 2017
Wahlen werfen ihren Mit den Präsidentschaftswahlen und den nur wenige Wochen später folSchatten voraus genden Parlamentswahlen befindet sich Frankreich bereits zum Jahres-
wechsel 2016/17 im Vorwahlkampf. Angesichts der schwachen ökonomischen Bilanz dürfte es kaum überraschen, dass der amtierende Präsident
François Hollande nicht für eine Kandidatur für eine zweite Amtszeit zur
Verfügung stehen will. Letzten Anstoß dürften die in Umfragen wirklich
desaströsen persönlichen Zustimmungswerte gegeben haben. Zudem
ging aus den Vorwahlen von Les Républicains – der liberal-konservativen
Partei Frankreichs – mit François Fillon ein ernstzunehmender Kandidat
hervor. Überraschend schaffte der Vorgänger Hollandes, Sarkozy, es
noch nicht einmal in die Stichwahl seiner Partei. Die Sozialisten (PS) bestimmen ihren Kandidaten ebenfalls in Vorwahlen am 22. und 29. Januar,
aussichtsreiche Bewerber sind Ministerpräsident Manuel Valls und Arnaud
Montebourg. Allerdings deutet sich schon jetzt an, dass das linke Lager
nicht geschlossen in die Wahlen gehen wird. Der frühere Wirtschaftsminister Emmanuel Macron und seine im April 2016 gegründeten Bewegung
„En marche!“ tritt zur Präsidentschaftswahl an. Aufgrund seiner hohen
Popularität ist ihm im ersten Wahlgang durchaus ein Achtungserfolg zuzutrauen, mehr aber wohl nicht. Zusätzlich wird das linke Spektrum geschwächt, da auch der linksradikale Jean-Luc Mélenchon die Vorwahlen
boykottiert. Da sich die Kandidaten des Mitte-Links-Lagers gegenseitig die
Stimmen abjagen werden, dürfte sich das Rennen um den Einzug in den
Élysée-Palast zwischen Fillon und der Rechtsextremen Marine Le Pen
entscheiden.
Wahlausgang mit
Implikationen für
Wirtschaftspolitik und
Prognose
Die Wahlkampfphase wird somit sehr spannend, Verunsicherungen durch
schwankende Umfragewerte – insbesondere mit Blick auf die Siegchancen Le Pens – könnten spürbare Auswirkungen auf das Unternehmensund Verbrauchervertrauen sowie die Marktentwicklungen haben. Für die
Prognose der Wirtschaftsentwicklung treffen wir auch eine Annahme zum
Wahlausgang, gerade auch wegen der teils diametralen Ausrichtung der
Kandidatinnen und Kandidaten in Fragen der Fiskal-, Steuer-, Arbeitsmarkt- und Europapolitik. Wir rechnen mit einem Sieg von François Fillon
in der Stichwahl Anfang Mai gegen Marine Le Pen. Der Sieg dürfte recht
eindeutig ausfallen, wobei die Mobilisierung des linken Spektrums durch
Fillon in einer Stichwahl gegen Le Pen kein Selbstläufer sein dürfte. Hintergrund ist einerseits das sehr konservativ-katholische Gesellschaftsbild
Fillons und andererseits das deutlich wirtschaftsliberale Programm. Es ist
gut möglich, dass er hier bis zur heißen Wahlkampfphase noch einige
Korrekturen vornimmt. Dennoch steht nach der Wahl eine andere Wirtschaftspolitik in Aussicht. Wir denken auch nicht, dass sich in der kurzen
Frist von nur einem Monat von der Stichwahl bis zu den Parlamentswahlen die politische Stimmung deutlich ändert. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass der Präsident keine eigene Mehrheit im Parlament haben
wird. Eine solche Phase der Cohabitation war früher öfter möglich, seit der
Zusammenlegung der Wahltermine ist dieses Risiko aber geringer einzuschätzen. Für 2017 erwarten wir ein mäßiges und erneut unterdurchschnittliches BIP-Wachstum von 1,3% Y/Y. Weiterhin solide Beiträge sind
vom Konsum zu erwarten. Die erwartete geringere Investitionsdynamik
sollte durch eine geringere Belastung vom Außenbeitrag aufgefangen
werden. Die Inflation bleibt mit 1,4% Y/Y gedämpft.
NORD/LB Economics
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NORD/LB Economics ♦ Strategy View ♦ 4. Januar 2017
Abbildung 18: Rendite Staatsanleihen (10J, 2J) und Spread zu Bunds
4
in %
in Bp
350
3
300
2
250
1
200
0
150
-1
100
-2
50
-3
0
1/10 7/10 1/11 7/11 1/12 7/12 1/13 7/13 1/14 7/14 1/15 7/15 1/16 7/16 1/17
Spread (10J, r.S.)
Frankreich (10J)
Deutschland (10J)
Frankreich (2J)
Deutschland (2J)
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Staatsanleihen
steht volatile Phase bevor –
fiskalische Konsolidierung
wichtige Aufgabe der neuen
Regierung
Den Finanzmärkten könnte – je nachdem, wie knapp das Rennen um die
Präsidentschaft wird – ein turbulentes erstes Halbjahr bevorstehen. Besonders dramatisch wäre eine Präsidentin Marine Le Pen, da sie als erklärtes Ziel die Zerstörung der EU hat. Insofern werden Nachrichten, die
ihre Wahlchancen erhöhen, zu entsprechenden Reaktionen an den Märkten führen. Diese abzusehende Phase erhöhter Nervosität dürfte auch an
den französischen Staatsanleihen nicht spurlos vorübergehen. Bereits
kurz nach dem Sieg Donald Trumps hat die allgemeine Sorge vor wachsendem Populismus den Spread französischer Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit gegenüber den deutschen Pendants über die Marke von
50 Basispunkten getrieben – immerhin das erste Mal seit Anfang 2014
und trotz des laufenden Ankaufprogramms der EZB (vgl. Abbildung 18).
Wir rechnen mit einem temporären Rauslaufen des Spreads auf rund 60
Basispunkte vor der Wahl. Dies dürfte aber nicht von Dauer sein, insbesondere bei dem von uns angenommenen Wahlausgang ist eine zügige
Gegenbewegung zu erwarten. Neben der Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit wird für die neue Regierung auch die fiskalische Konsolidierung
eine wichtige Aufgabe darstellen. Sowohl 2016 als auch 2017 wird bei der
Defizitquote nicht nur das Maastricht-Ziel (max. 3% vom BIP) gerissen. Es
ist sogar zweifelhaft, ob die angestrebte Besserung, wie sie gegenüber
der EU-Kommission avisiert wurde, erreicht werden kann. Damit dürfte
spätestens ab 2018 eine schärfere fiskalpolitische Konsolidierung eingefordert werden, was den fiskalischen Spielraum des neuen Präsidenten
deutlich einengen wird. Das Wachstum sollte somit auch 2018 nicht viel
höher ausfallen als 2017. In Hoffnung auf mittelfristige Verbesserungen
der Haushaltslage könnten die Märkte aber einen Präsidenten Fillon mit
einem gewissen Vertrauensvorschuss ausstatten. Eine stärkere Spreadeinengung auf 20 bis 30 Basispunkte ist somit durchaus bereits ab Mitte
2017 möglich.
NORD/LB Economics
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NORD/LB Economics ♦ Strategy View ♦ 4. Januar 2017
Schweiz – Wirtschaft lässt Frankenschock nur langsam hinter sich
Konjunktur fasst wieder
Tritt im Jahr 2016 –
fester Franken bleibt größte
Herausforderung für
Unternehmen und Politik
Christian Lips
Im Jahr 2016 konnte die Konjunktur in der Schweiz wieder Tritt fassen,
nachdem das vorherige Jahr noch stark unter dem Eindruck des Frankenschocks infolge der Aufgabe der mehr als drei Jahre geltenden
EUR/CHF-Mindestkurspolitik gestanden hatte. Vor allem das erste Halbjahr war von einer recht dynamischen Wirtschaftsentwicklung gekennzeichnet gewesen. Im dritten Quartal stagnierte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) annähernd und legte nur minimal um annualisierte 0,2% zu.
Trotz des zwischenzeitlichen Rückgangs der Stimmungsindikatoren infolge des Brexit-Votums hatten wir aber mit einer etwas höheren Dynamik
gerechnet. Zum Jahresende kletterten die Stimmungsindikatoren jedoch
wieder zurück in den Expansionsbereich, so dass von einer deutlichen
Wachstumsbeschleunigung bereits im IV. Quartal 2016 auszugehen ist.
Für das Gesamtjahr 2016 ergibt sich somit eine moderate Wachstumsbeschleunigung von 0,8% im Jahr 2015 auf voraussichtlich 1,4% Y/Y.
Abbildung 19: BIP-Wachstum und Frühindikatoren (standardisiert)
6
standardisiert
Y/Y in %
5
3
2
4
1
3
2
0
1
-1
0
-1
-2
-2
-3
-3
-4
1995
-4
1997 1999 2001
BIP sa Y/Y
2003
2005 2007 2009
PMI Industrie (r.S.)
2011
2013 2015 2017
KOF-Indikator (r.S.)
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Erholung breit unterstützt,
anziehende Stimmung –
für 2017 BIP-Wachstum von
gut 1,5% Y/Y prognostiziert
Verwendungsseitig wurde die Erholung breit gestützt. Das reale Wachstum des privaten Konsums blieb mit knapp 1,0% Y/Y im Jahr 2016 mäßig,
während der öffentliche Konsum erneut deutlich stärker zulegen konnte.
Nennenswerte Impulse kamen von den Bruttoanlageinvestitionen (+2,5%
Y/Y) sowie vom Außenhandel (ohne Wertsachen). Die Frühindikatoren
deuten auf eine Fortsetzung des konjunkturellen Aufschwungs im Jahr
2017 hin. Insbesondere in der Industrie hat sich die Stimmung merklich
aufgehellt. Der PMI Industrie kletterte im November auf 56,6 Punkte und
damit auf den höchsten Stand seit fast drei Jahren. Die Subindizes Produktion und Auftragsbestand notierten gar bei fast 60 Punkten. Zudem hat
sich auch die Beschäftigungskomponente weiter verbessert und setzt sich
oberhalb der Marke von 50 Punkten fest. Die langsame, aber stetige Aufhellung am Arbeitsmarkt sollte anhalten, die Arbeitslosenquote wird im
Mittel bei niedrigen 3,3% verharren. Auch das KOF-Konjunkturbarometer
deutet mit einem Indexstand von 102,2 Punkten im Dezember ebenfalls
auf eine anziehende Wirtschaftsleistung hin. Das BIP-Wachstum wird
2017 mit 1,5% Y/Y nur leicht höher als im Vorjahr ausfallen.
NORD/LB Economics
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NORD/LB Economics ♦ Strategy View ♦ 4. Januar 2017
Abbildung 20: EUR/CHF-Kurs und Zinsspreads
1,70
EUR in CHF
in %-P.
2,8
1,60
2,4
1,50
2
1,40
1,6
1,30
1,2
1,20
0,8
1,10
0,4
1,00
0
0,90
2007
2008
2009 2010 2011 2012
CHF/EUR
10J-Spread Bunds-Schweiz (r. Skala)
-0,4
2013 2014 2015 2016
2017
2J-Spread Bunds-Schweiz (r. Skala)
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
SNB bleibt Gefangene
der EZB-Politik –
politische Risiken treiben
Anleger in sicheren Hafen
Schweizer Franken
Die SNB hat 2016 keine Änderungen an ihrer geldpolitischen Ausrichtung
beschlossen. Die Leitzinsen blieben unverändert im negativen Bereich.
Zudem bekräftigten die Währungshüter, dass sie bei Bedarf zu Devisenmarktinterventionen bereit sind. Die bedingte Inflationsprognose der SNB
wurde zudem gesenkt. Wir rechnen nach einer negativen Inflationsrate
von -0,4% Y/Y in 2016 nur mit einer schwach positiven Inflation von 0,2%
Y/Y im Jahr 2017. Die Geldpolitik der SNB bleibt 2017 Gefangene von
zwei Entwicklungen: Die absehbar anhaltend expansive Geldpolitik der
EZB lässt der SNB praktisch keine andere Wahl als sich weiter mit Negativzinsen und Devisenmarktinterventionen gegen einen zu starken Franken zu stemmen (vgl. Abbildung 20). Zudem bleibt der Franken eine klassische safe-haven-Währung und liegt mit Blick auf die wichtigen Wahlen
in der EU im Fokus der Investoren. Bis in den Kapitalmarktbereich hinein
sehen wir bei den Renditen Schweizer Bundesanleihen auch in 2017 negative Vorzeichen vorherrschen. Der EUR/CHF-Frankenkurs könnte im
ersten Halbjahr den Tiefpunkt aus 2016 testen, bevor ein stabileres politisches Umfeld den Weg bis 1,10 CHF je EUR bis Ende 2017 freimacht.
Abbildung 21: BIP, Inflation, SNB-Zielsatz und Kapitalmarktrenditen
6
in %
Prognose
5
4
3
2
1
0
-1
-2
-3
-4
I/2000
I/2002
BIP, sa, Y/Y
I/2004
I/2006
LIBOR-Zielwert
I/2008
I/2010
I/2012
10J Staatsanleihen
I/2014
I/2016
Inflationsrate (VPI, Y/Y)
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
NORD/LB Economics
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Großbritannien – Wie geht es weiter nach dem Brexit-Votum?
Dr. Jens Kramer
Eine Mehrheit der Briten Es mangelte im Jahr 2016 nicht an turbulenten und mindestens zum Teil
stimmt am 23. Juni 2016 für auch wegweisenden Ereignissen im Vereinigten Königreich. Der ehemaliden Brexit ge Premierminister David Cameron setzte mit dem vermeintlichen Rü-
ckenwind einiger mit den Regierungsvertretern der anderen Länder der
Europäischen Union (EU) ausgehandelter Sonderbehandlungen für
Großbritannien eine Volksabstimmung über den Verbleib des Landes in
der EU an. Beim Referendum am 23. Juni sprach sich eine Mehrheit von
51,9% der Wähler für den Brexit, also den Ausstieg aus der EU aus.
Cameron, der für den Verbleib geworben hatte und dem bei massiver Kritik an seiner Arbeit sicher ein Anteil am Abstimmungsergebnis zuzuschreiben war, musste daraufhin zurücktreten.
Der weitere Weg bleibt Die bisherige Innenministerin Theresa May übernahm die Amtsgeschäfte
noch unklar und kündigte die Einreichung des Antrags zum Austritt aus der EU nach
Artikel 50 des Lissabon-Vertrags bis Ende März 2017 an. Der High Court
hatte allerdings am 3. November geurteilt, dass die britische Regierung
jenen Antrag nicht im Alleingang stellen kann, sondern dem Parlament ein
Mitspracherecht einräumen muss. Fraglich ist nun, wie ein letztinstanzliches Berufungsverfahren beim Supreme Court ausgehen wird. Vieles
spricht für eine Bestätigung der Rechtsauffassung der Richter am High
Court. Der Einstieg in den Ausstieg könnte sich damit verzögern und die
Verhandlungslinie an gewisse Bedingungen geknüpft werden. Eindeutig
ist zumindest dies: Sollte Großbritannien den Zugang zum EUBinnenmarkt verlieren, hätte dies gravierende Konsequenzen für die wirtschaftliche Zukunft. Um dies zu verhindern, müssten die Briten allerdings
einige Konzessionen bei der beabsichtigten Begrenzung der Freizügigkeit
machen. Gerade der Wunsch vieler Wähler, den Zuzug von Ausländern
fortan zu unterbinden, hatte aber das Referendum zugunsten des Brexit
maßgeblich entschieden.
Notenbank verabreicht Die Bank of England hat am 4. August mit einer Leitzinssenkung und eiIntensivmedizin – ner Ausweitung des Ankaufprogramms sowie der Ausschreibung eines
mit Nebenwirkungen Term Funding Scheme der bis dato zwar noch robusten, perspektivisch
aber von den Brexit-Unsicherheiten gefährdeten britischen Wirtschaft eine
hoch dosierte Intensivmedizin verabreicht. Die Devisenmarktreaktionen
führten unmissverständlich vor Augen, dass diese Medikation nicht ohne
Nebenwirkungen bleiben konnte. Die Schadensbegrenzung bei der Erosion der wirtschaftlichen Aktivität nach dem Brexit-Votum erfolgt um den
Preis einer nachhaltig schwachen Währung und steigender Inflationsraten. Danach hatte die Notenbank in London gar keine andere Wahl, als
mit unverändertem Leitzins und Ankaufprogramm bis auf weiteres geradeaus zu fahren. Governor Mark Carney betonte allerdings mehrfach, es
gebe Grenzen, innerhalb derer ein überschießender Anstieg der Inflation
durch das schwache Pfund tolerabel sei.
NORD/LB Economics
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NORD/LB Economics ♦ Strategy View ♦ 4. Januar 2017
Abbildung 22: Großbritannien Wachstum, Inflation und Leitzinsen
5
Prognose
4
3
2
1
0
-1
CPI Y/Y
GDP Y/Y
Bank Rate
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Im Spagat zwischen Die Bank of England gerät damit mehr und mehr in einen schwierigen
Konjunktur- und Spagat zwischen der Gewährleistung der Preisniveaustabilität und der AbInflationsrisiken federung früher oder später eben doch drohender schädlicher Wirkungen
des Brexit auf die wirtschaftliche Verfassung auf der Insel. Im Umfeld der
weiterhin unklaren Umsetzung und Ausgestaltung des Austritts Großbritanniens aus der EU zeigt die wirtschaftliche Dynamik in-zwischen einige
Bremsspuren. Zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr war die Beschäftigungsentwicklung zuletzt rückläufig, das Verbrauchervertrauen trübte
sich im November und Dezember spürbar ein. Ausschlaggebend hierfür
war offenbar die Angst vieler Konsumenten vor steigenden Preisen und
damit schwindender Kaufkraft. In der Tat macht sich der zunehmende
Preisauftrieb in Folge des schwachen Pfunds nicht nur auf den Vorstufen,
sondern inzwischen auch bei den Lebenshaltungskosten bemerkbar. Die
Inflationsrate bei den Verbraucherpreisen kletterte im November auf 1,2%
Y/Y und wird nach unseren Prognosen schon bald eine zwei vor dem
Komma aufweisen.
Ausblick 2017: Schwäche- Nachdem die britische Wirtschaftsleistung im III. Quartal und damit im ersres Wachstum, steigende ten Berichtszeitraum nach dem Brexit-Votum um beachtliche 0,6% Q/Q
Inflationsraten, gewachsen war, deutet sich für den weiteren Verlauf eine merkliche Ab-
kühlung der Dynamik an. Für das Schlussquartal 2016 erwarten wir nach
Maßgabe der bisher verfügbaren Informationen zwar einen Anstieg der
geradeaus Wertschöpfung um immerhin noch 0,3% Q/Q, schon im ersten Halbjahr
2017 wird das Inselreich allerdings eine Stagnation bzw. sogar einen
Rückfall der wirtschaftlichen Aktivität zu verkraften haben. Gleich mehrere
Einflussfaktoren sind dafür verantwortlich: Die gehörigen Unwägbarkeiten
über den Verlauf und die Bedingungen des EU-Austritts werden die Unternehmen zu Vorsicht und Zurückhaltung zwingen. Dies betrifft sowohl
die für Großbritannien sehr bedeutsamen ausländischen Direktinvestitionen als auch die binnenwirtschaftliche Investitionstätigkeit. Zudem werden
die Konsumausgaben der privaten Haushalte, die das Wachstum bisher
maßgeblich unterfüttert hatten, zunehmend in den Strudel steigender Inflationsraten und nur mäßiger nominaler Einkommenszuwächse geraten.
Nach einem Wirtschaftswachstum von voraussichtlich 2% im Jahr 2016
Bank of England fährt
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stehen für das Jahr 2017 nur noch magere 0,5% in Aussicht. Die Inflationsrate auf der Verbraucherpreisstufe wird bei einem weiterhin schwachen Pfund auf 2,4% und damit jenseits des Zielwerts der Bank of England springen. Der Notenbank bleibt keine andere Option, als an ihrer
geldpolitischen Ausrichtung bis auf weiteres festzuhalten. Die Zinsstrukturkurve britischer Staatsanleihen wird damit einen recht steilen Verlauf
mit wenig Bewegung im an der Bank Rate orientierten kurzen Laufzeitband und perspektivisch steigenden Renditen bei den längeren Laufzeiten
aufweisen.
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Japan – Guter Jahresausklang und Start in 2017
Dr. Stefan Große
Robustes Wirtschafts- Die japanische Wirtschaft startete trotz der chinesischen Finanzmarktkapwachstum in 2016 riolen sehr dynamisch in das Jahr 2016. Während in der ersten Hälfte des
Jahres vor allem der private Konsum einen stabilen Wachstumsbeitrag
lieferte und der Außenbeitrag negativ war, ließ der Binnenkonsum im
zweiten Halbjahr zwar nach, billiger Yen und ein Anstieg in der Exportnachfrage halfen den Ausfuhren dann jedoch wieder auf die Sprünge.
Insgesamt wird Japans Wirtschaft in 2016 knapp über 1,0% wachsen, im
nächsten Jahr werden es 1,3%.
Abbildung 23: Japan BIP inkl. Prognosen
2,50%
Prognose
1,50%
2015: 1,2%
2016e: 1,0%
2017: 1,3%
0,50%
-0,50%
-1,50%
-2,50%
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Notenbank mit
Negativzinsschocker,
Switch zur
Zinskurvensteuerung
Die Bank of Japan hatte in 2016 mit einem Paukenschlag begonnen und
Ende Januar Negativzinsen eingeführt. Dies traf die Wirtschaftsakteure
und insbesondere die Banken unvorbereitet und hatte entsprechende negative Konsequenzen, der Geldmarkt etwa wurde einige Zeit quasi zum
Erliegen gebracht. In der Folge sanken die japanischen Renditen auch im
längerfristigen Bereich, im Sommer notierten die 10-jährigen Papiere sogar bei fast -0,30%. Immerhin gelang es, die Kreditvergabe so zu stimulieren, wovon vor allem der Bausektor profitierte. Im September änderte die
Notenbank dann den Fokus der Geldpolitik und führte eine Zinskurvensteuerung ein. Ein Vorteil dieses Instruments könnte eine Entspannung
bei den Banken und Versicherungen sein, wenn gelingt die Kurve zu versteilern. Der Nachteil, insbesondere wenn man sich – wie aktuell der Fall
– auf einen Zielzins (derzeit 0,00%) bei der zehnjährigen Restlaufzeit festlegen lässt, ist, dass man Marktveränderungen zu sehr ausgeliefert ist. So
führte die Aktien-Hausse und Renten-Baisse im Anschluss an die amerikanischen Präsidentschaftswahlen zu deutlichen Zinsanstiegen auch in
Japan. Das konjunkturelle Umfeld macht derzeit keine Änderungen der
Geldpolitik notwendig: Die Inflation nimmt wieder zu, die Wirtschaft
wächst. Aber allein der marktbedingte Zinsanstieg könnte nun die BoJ dazu nötigen, expansiver aufzutreten um etwa von 0,10% wieder auf 0,00%
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herunterzukommen. Die japanischen Geldpolitiker haben damit einmal
mehr den Fehler begangen, sich vielleicht zu sehr zu kommitten. So wie
etwa sich nicht nur auf ein zu hohes Inflationsziel festzulegen, sondern
dieses auch noch mit einem Datum zu versehen.
Ausblick Wir rechnen für die japanische Wirtschaft mit einem dynamischen Start in
das Jahr 2017. Der billige Yen hat schon zum Jahresausklang 2016 die
Exporte stimuliert, der Effekt wird anhalten. Die abgewertete Währung hat
auch einen preistreibenden Effekt, ebenso wie die aktuellen Preisanstiege
bei den Rohstoffen. Auch das im September beschlossene Konjunkturprogramm der Regierung sollte die Inflation zumindest stabilisieren. Insgesamt rechnen wir mit einer etwas höheren Preissteigerungsrate, dennoch dürfte die Zielinflation der Bank of Japan in Höhe von 2,0% in 2017
nicht erreicht werden. Da die Geldpolitiker das Datum für die Erreichung
schon mehrfach verschoben haben, dürfte es ihn nicht schwerfallen es
2017 abermals zu tun. In der ersten Jahreshälfte wird das im Konjunkturprogramm auf die Wirtschaft wirken. Aufgrund der avisierten bis zu drei
weiteren Leitzinssteigerungen – wir rechnen aktuell mit zwei – in den USA
sollte der Yen weiter günstig bleiben. Wenn da nicht die vielen vor allem
politischen Unsicherheitsfaktoren wären. Eine Rückkehr der Unsicherheit
etwa im Umfeld der europäischen Wahlen oder geopolitische Verspannungen würde eine Rückkehr zum sicheren Hafen Yen und entsprechende Aufwertungen bedeuten. Dies ist zum Teil in unserer Prognose enthalten. Eine große Unwägbarkeit ist auch die Politik des neu gewählten USPräsidenten. Zieht Donald Trump tatsächlich eine harte Abschottungspolitik durch, wird dies Japan und China empfindlich treffen. Das mühselig
verhandelte Transpazifische Freihandelsabkommen will der ImmobilienMagnat gleich zum Amtsantritt kassieren. Es bleibt abzuwarten, wie er
sich weiter positioniert. Die letzten Tweets verheißen bislang wenig Gutes.
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China – Der Renminbi könnte 2017 zur Belastungsprobe werden
Frederik Kunze
Rückblick 2016 Dass das Jahr 2016 insbesondere für die Finanzmärkte der weltweit
zweitgrößten Volkswirtschaft äußerst turbulent gestartet ist, könnte nach
dem erfolgten Jahreswechsel fast in Vergessenheit geraten. Daher zur Erinnerung: Bereits in der ersten Handelswoche des noch jungen Jahres
2016 sendeten sowohl der Aktien- als auch der Devisenmarkt Schockwellen vom chinesischen Festland in Richtung der internationalen Finanzmärkte. Nach einer zwischenzeitlichen Stabilisierung sowohl bei den Dividendenpapieren als auch mit Blick auf die chinesische Währung drängten
sich zum Jahresende erneut Fragen in Bezug auf die Verfassung des chinesischen Finanzmarktes in den Vordergrund. Vor allem der Devisenmarkt stand und steht dabei wieder im Zentrum der Debatte, so dass sich
die Marktteilnehmer im jüngst gestarteten Jahr 2017 auf eine neuerliche
Abwertung wohl einstellen werden müssen. Realwirtschaftlich präsentiert
sich die chinesische Volkswirtschaft hingegen weitaus robuster, was
durchaus stabilisierend wirken könnte.
Abbildung 24: BIP-Wachstum
18
16
14
12
10
8
6
4
09/2001
11/2003
01/2006
03/2008
05/2010
07/2012
09/2014
Wachstum BIP Sekundärer Sektor (Y/Y; in %)
Wachstum BIP Tertiärer Sektor (Y/Y; in %)
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Binnennachfrage stützt – Die Binnenaktivität präsentierte sich zum Jahresende vergleichsweise dyAußenhandel schwächelt namisch. So notieren die einschlägigen Einkaufsmanagerumfragen so-
wohl für den verarbeitenden Sektor als auch für das Dienstleistungssegment oberhalb der 50-Punkte-Marke und damit nach technischer Auslegung im expansiven Bereich. Auch die Industrieproduktion bleibt auf einem durchaus noch ansehnlichen Wachstumskurs und konnte in den Monaten Januar bis November um 6,0% gegenüber dem Vorjahr zulegen.
Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten im gleichen Zeitraum mit 10,2%
einen zweistelligen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Auch mit Blick auf
die Preisentwicklung kann von einer grundsätzlich zu begrüßenden Entwicklung gesprochen werden. Dies gilt insbesondere für den Produzentenpreisindex (PPI). Der aufgrund der anhaltenden Talfahrt – und den
damit verbundenen Implikationen für die von Überkapazitäten gezeichneten Industrieunternehmen im Reich der Mitte – wichtige Indikator hat die
Kehrtwende vollzogen. Die Produzentenpreise haben im November mit
3,1% Y/Y immerhin den dritten Monat in Folge zulegen können und verNORD/LB Economics
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schaffen damit den zum Teil stark schuldengeplagten Betrieben eine gewisse Entlastung – zumindest so lange hinreichende Preisüberwälzungsspielräume bestehen. Der Außenhandel hingegen kann auf kein wirklich
erfolgreiches Jahr zurückblicken. In den Monaten Januar bis November
gingen die Exporte um durchschnittlich 7,2% Y/Y zurück. Dass dennoch
ein recht auskömmlicher Handelsbilanzüberschuss zu Buche steht, ist dabei wohl nur auf die zurückhaltende Entwicklung bei den Importen zurückzuführen (Januar bis November -6,2% Y/Y). Auch für die deutschen Exporteure zeichnet sich auf der Makroebene kein übermäßig erfolgreiches
Geschäftsjahr ab: Bis November 2016 summierten sich den offiziellen Daten der Zollbehörden im Reich der Mitte folgend die Ausfuhren von
Deutschland in Richtung China auf USD 78 Mrd. – zum Vergleich in den
Jahren 2015 (USD 80 Mrd.) und insbesondere 2014 (USD 95 Mrd.) standen hier zum Teil deutlich höhere Werte zu Buche. Diese Entwicklung ist
unseres Erachtens vor allem auf zwei Umstände zurückzuführen: Erstens
hat sich bekanntermaßen die Konjunktur in China spürbar abgeschwächt,
was einen geringeren Bedarf an Waren und Dienstleistungen impliziert.
Zweitens spiegelt sich der Umbau des Wachstumsmodells in den deutschen Ausfuhren mit Zieldestination China wider. Schließlich setzt Peking
zunehmend auf den Binnenmarkt als Wachstumstreiber und versucht dabei auch die eigenen Produzenten voranzubringen (Stichwort „local content“). Deutsche Unternehmen bekommen damit Konkurrenz durch „Made
in China“. Außerdem wandelt sich die Wertschöpfung im Reich der Mitte,
was allein durch den höheren Dienstleistungsanteil einen perspektivisch
geringeren Bedarf an klassischen Industrieimporten impliziert. China ist
schließlich immer weniger als Werkbank der Welt zu klassifizieren.
China als Marktwirtschaft: Die Debatte in Bezug auf die außenwirtschaftlichen Beziehungen mit
europäisch-chinesische Deutschland, der EU insgesamt sowie den USA wird im neuen Jahr ebenBaustelle? falls eine neue Dynamik gewinnen. Nachdem die Aufnahme Chinas in die
Welthandelsorganisation am 11. Dezember 2001 nun ziemlich genau 15
Jahre zurückliegt, erwartet Peking auch die Anerkennung als Marktwirtschaft. Seitens der Vertreter der Europäischen Union überwiegt am aktuellen Rand aber noch die Skepsis, dass dies mit einer nicht hinnehmbaren
Gefahr für europäische Unternehmen verbunden ist. Zu denken ist hier
insbesondere an die damit schwindenden Schutzmechanismen (vor allem
über Einfuhrzölle) gegen Preisdumping aus dem Reich der Mitte. Argumentativ wird die Haltung in Brüssel, dass China noch nicht als Marktwirtschaft anerkannt wird, entsprechend durch die staatlich regulierten Märkte
und die damit verbundene Wettbewerbsverzerrung begründet. Das Unverständnis der chinesischen Regierung ist hingegen groß, denn der
Schritt hätte für Peking auch einen nicht zu unterschätzenden symbolischen Wert. So will das Land auf der internationalen Bühne nicht mehr als
Billiganbieter angesehen werden und darüber einen Gesichtsverlust vermeiden. Bisher kam es nur zu verbalen Äußerungen aus Peking, die nicht
mit konkreten Maßnahmen – wie z. B. Importzöllen für Waren aus der EU
– verbunden waren. Ein nicht ganz unwesentlicher Grund für die abwartende Haltung Pekings könnten die möglichen Implikationen darstellen,
die sich aus der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten ergeben. Seine härtere Gangart auf der außenpolitischen Bühne könnte die
Verhandlungspositionen in Brüssel und Peking spürbar beeinflussen.
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Zentralbank im Fokus: Bereits in der Rolle als möglicher Kandidat für das Präsidentenamt hat BeKommt 2017der Fall reits in der Rolle als möglicher Kandidat für das Präsidentenamt hat Dodes Renminbi? nald Trump China als einen wichtigen Angriffspunkt seiner Wirtschaftspoli-
tik identifiziert. Vor allem die Rolle des „Währungsmanipulateurs“ wäre
demnach dem Reich der Mitte zuzuschreiben. Eine schwache Währung
würde schließlich die Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Exporteure
erhöhen und so Arbeitsplätze in den USA kosten. Auch wenn mit dem
entsprechenden formalen Votum im Jahr 2017 diesbezüglich eine wichtige Entscheidung ansteht, wird es für die chinesische Währung nicht die
größte Unwägbarkeit sein. Am aktuellen Rand bereitet nämlich erneut der
auch nach unserer Auffassung anhaltende Abwertungsdruck auf den
Renminbi (RMB) die größere Herausforderung dar. Die beständigen Kapitalabflüsse haben die Währungshüter in Peking bereits zu einschneidenden Maßnahmen gezwungen. Zu nennen sind die Ende November 2016
implementierten erhöhten Meldeanforderungen für Kreditinstitute bei
grenzüberschreitenden Zahlungen, die einen Wert von USD 5 Mio. übersteigen. Der anhaltende Rückgang der Devisenreserven, die von ihrem
Spitzenwert von beinahe USD 4.000 Mrd. im Sommer 2014 auf nunmehr
USD 3.052 Mrd. abgeschmolzen sind, ist zu einem nennenswerten Anteil
auf die fortlaufende Unterstützung der chinesischen Währung zurückzuführen. Dass Peking spätestens seit der Aufnahme des RMB in den IWF
Währungskorb der Sonderziehungsrechte wahrscheinlich noch stärker als
zuvor auf zwei Währungspaare – also den USD in Onshore-RMB sowie
den US-Dollar in Offshore-RMB –fokussieren muss, dürfte die Lage noch
einmal verschärft haben. Gleichwohl darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Währungshüter im Reich der Mitte noch reichlich Pulver für
das Währungsmanagement trocken haben. Dennoch sehen wir für den
RMB im Jahr 2017 eine spürbare Abwertung voraus. Diese sollte auch
dem Entschluss geschuldet sein, den Marktkräften mehr Spielräume zu
lassen.
Abbildung 25: Devisenreserven
4.000
5,0%
Devisenreserven (in Mrd. USD; l.S.)
Devisenreserven (M/M in %; r.S.)
4,0%
3.500
3,0%
2,0%
3.000
1,0%
0,0%
2.500
-1,0%
-2,0%
2.000
-3,0%
1.500
-4,0%
04/2010
02/2011
12/2011
10/2012
08/2013
06/2014
04/2015
02/2016
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Pekings Plan In diesem Umfeld werden die ökonomischen und politischen Entscheifür das Jahr 2017 dungsträger der Zentralregierung vor allem versuchen, ein als notwendig
erachtetes Maß an Stabilität zu erhalten. Vor dem Hintergrund der durch-
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aus als angespannt zu bezeichnenden Lage auf dem chinesischen Finanzmarkt wird Peking über eine expansive Fiskalpolitik versuchen, diese
Stabilität zu generieren bzw. zu erhalten. Das Budgetdefizit dürfte entsprechend auch in 2017 abermals erhöht werden. Das Wachstumsziel,
das traditionell erst im März verkündet wird, sollte für das neue Kalenderjahr erneut nahe bei 6,5% liegen, um die ambitionierten Vorgaben aus
dem 13. Fünfjahresplan 2016-2020 zu erreichen. Auf der bedeutenden
Zentralen Ökonomischen Arbeitskonferenz haben die wirtschaftlichen
Entscheidungsträger der Kommunistischen Partei hervorgehoben, dass
sie außerdem für 2017 eine „vorsichtige und neutrale Geldpolitik“ anstreben und versuchen werden, einen „Ausgleich zwischen Wachstumsstabilisierung und der Kontrolle von Preisblasen“ zu erreichen. Die Gefahr von
Überhitzungen besteht am aktuellen Rand insbesondere beim Immobilienmarkt und mit Blick auf Unternehmensanleihen. Die jüngsten Verschärfungen der regulatorischen Anforderungen, die die Stabilisierung des
Bankensektors zum Ziel haben, könnten als Auslöser für neue Turbulenzen dienen. So nehmen die Regulatoren am aktuellen Rand die so genannten Wealth Management Products (WMP) ins Visier. Da diese Geldanlageprodukte als wichtige Fundingquelle dienen, könnten Banken gezwungen werden, ihre Engagements vergleichsweise kurzfristig zu reduzieren. Wie das Beispiel des chinesischen Aktienmarktes gezeigt hat,
könnte dieser regulatorische Kurswechsel in der Konsequenz zu Verwerfungen an den Finanzmärkten führen. Im Fokus wäre im Jahr 2017 womöglich der Bondmarkt im Reich der Mitte.
Die Quintessenz Die kommenden zwölf Monate dürften weder für die Entscheidungsträger
für 2017 in Peking noch für die internationalen Finanzmärkte ein ruhiges Fahrwas-
ser im Reich der Mitte bereithalten. Wir gehen zwar nach wie vor von einer robusten konjunkturellen Verfassung der weltweit zweitgrößten
Volkswirtschaft aus. Nach den von uns erwarteten 6,7% BIP-Wachstum in
2016 projizieren wir für das Jahr 2017 einen Zuwachs der Wirtschaftsleistung von noch 6,4%. Nicht zuletzt bedingt durch die jüngsten Meldungen,
dass Staatspräsident Xi Jinping auch bereit sei, für das Jahr 2017 ein
Wachstum von weniger als 6,5% zu tolerieren, um mit dem globalen Umfeld und den eigenen Herausforderungen umzugehen, bekräftigen uns in
dieser Prognose. Neben dem Außenhandel sollte auch der abflauende
Immobilienboom eine gewisse Bremswirkung entfalten. Allerdings schweben mit dem konkreten Verlauf der Brexit-Verhandlungen sowie den weiteren politischen Weichenstellungen in den USA nennenswerte Unsicherheitsfaktoren, von denen sich auch das Reich der Mitte nicht abkoppeln
kann. Im Kern hat sich an Pekings Rhetorik in Bezug auf die ökonomischen Zielsetzungen keine große Veränderung ergeben: Schlagworte wie
Reformen, mehr Markt und Stabilität sind nicht wirklich neu. In 2017 sollte
unseres Erachtens insbesondere der RMB zu einer Belastungsprobe oder
zumindest zu einem Lackmustest werden. Wir rechnen mit einer spürbaren Abwertung gegenüber dem US-Dollar und erwarten ausgehend von
aktuellem Niveau bei 6,94 CNY je USD zum Jahresende 2017 einen
Wechselkurs von 7,25 CNY je USD.
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Indonesien – Anhaltende Verbesserung
Dr. Stefan Große
Indonesien nimmt Fahrt auf Indonesien hatte als Rohstoffproduzent unter dem Preisverfall gelitten. In
2016 ist es aber gelungen, vor allem durch die Stärke des Binnenkonsums die Abhängigkeit deutlich zu reduzieren. In den ersten drei Quartalen 2016 wuchs das Land um 5,0% annualisiert, während es 2015 4,8%
waren. Für das Gesamtjahr rechnen wir mit 5,1%. In 2017 wird es einen
noch deutlicheren Anstieg der Wirtschaftsleistung um 5,4% geben. Die indonesische Notenbank unterstützt das Wachstum durch eine expansivere
Ausrichtung. Sie senkte etwa im September und Oktober die Leitzinsen
um jeweils 25 Basispunkte.
Abbildung 26: Indonesien BIP-Komponenten
8,00%
6,00%
4,00%
Stat. Diskrepanz
Bestandsänderungen
2,00%
Außenhandel
Bruttoanlageinvestitionen
Konsum Staat
0,00%
Konsum Non-Profit Inst.
Konsum Haushalte
-2,00%
Reales BIP gesamt
-4,00%
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Ausblick Im Jahr 2017 wird es dabei bleiben, dass die Stärke vor allem von der
Binnenwirtschaft kommt und die Exporte sollten dank der positiven Preisentwicklung etwa beim Rohöl auch endlich wieder wertmäßig zum Wachstum beitragen. Die Regierung will in 2017 ihre Infrastrukturausgaben um
27,8% Y/Y erhöhen. Das ist mehr als die doppelte Wachstumsrate von
2016. Dies wird weiter von Reformanstrengungen gestützt, die auch
wachstumswirksam werden sollten. Die Bemühungen sind es auch, die
dazu geführt haben, dass sich das Land im „Ease of Doing Business“Ranking der Weltbank am aktuellen Rand um 11 Plätze verbessert hat.
Es gibt freilich einige Unwägbarkeiten. Unmittelbar steht vor allem die
Frage im Vordergrund, ob es gelingt die privaten Investitionen zu stimulieren. Hier könnte die Steueramnestie des laufenden Jahres durchaus von
Nutzen sein. Sie entlastet nicht nur den Staatshaushalt, sondern sorgt bei
potenziellen Investoren auch für mehr Liquidität. Mittelbar ist es ungewiss,
inwiefern Donald Trumps Außen- und Wirtschaftspolitik zu größeren Konflikten mit China führt. Die Volksrepublik könnte hier ein stärkeres Gewicht
bekommen, was nicht ohne Reibung von statten gehen dürfte.
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Singapur – Externe Risikofaktorn auch für 2017 dominant
Frederik Kunze
Wachstum hat sich in 2016 In Folge eines zurückhaltenden Welthandels sowie einer geringeren Wirtspürbar moderiert schaftsaktivität bei wichtigen Absatzmärkten hat sich Singapurs Außen-
handel in 2016 abgeschwächt. Immerhin präsentierten sich die Exporte
zuletzt robuster – die Wachstumsbeitrage der Nettoausfuhren müssen allerdings zu einem nennenswerten Anteil auf eine schwächere Importentwicklung zurückgeführt werden. Der volkswirtschaftliche Expansionsprozess dürfte nicht nur aufgrund der internationalen Verflechtung in den vergangenen zwölf Monaten noch einmal an Dynamik verloren haben.
Geldpolitik adjustiert Die Monetary Authority of Singapore (MAS) hat im April 2016 ihre Ausrich-
tung angepasst und verfolgt damit einen „neutralen“ Kurs. Das Ziel einer
0%-Steigung des nominalen effektiven Wechselkurses deutet im Mittel in
Richtung einer gewichteten Seitwärtsbewegung des Singapur Dollar. Auf
der Oktobersitzung wurde diese Geldpolitik bestätigt und keine Anpassungen an Zielsteigung sowie Lage und Bandbreite vorgenommen. Diese
Entscheidung ist insbesondere auf die weitestgehend unveränderten makroökonomischen Rahmenbedingungen in Singapur und bei bedeutenden
Handelspartnern sowie auf die Inflationserwartungen zurückzuführen.
Ausblick 2017 Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass es seitens der MAS
im Rahmen der Aprilsitzung keinen Kurswechsel geben wird. Die größten
kurzfristigen Risikofaktoren für das „Tor nach Asien“ zeichnen sich im
Ausland ab. Insbesondere mögliche, durch einen harten Brexit ausgelöste
ökonomische Verwerfungen in Europa, drohende Wachstumsdellen in
China und vor allem die befürchteten Friktionen im Welthandel im Zuge
einer neuen US-Wirtschaftspolitik könnte die konjunkturelle Dynamik in
Singapur belasten. Wir bleiben mit unserer BIP-Wachstumsprognose von
1,8% für das Gesamtjahr 2017 verhalten optimistisch. Diese Projektion
führen wir nicht zuletzt darauf zurück, dass die Risiken – zumindest im
Basisszenario – nicht vollumfänglich schlagend werden dürften. Außerdem rechnen mit wir mehr staatlich induzierter Nachfrage.
Abbildung 27: Singapur BIP (Mrd. SGD; real)
110
6,00%
90
70
4,00%
50
30
2,00%
10
-10 Q1/14
Q3/14
Q1/15
Q3/15
Q1/16
Q3/16 0,00%
Konsum (staatlich)
Konsum (privat)
Investitionen
Nettoexporte
Vorratsveränderungen
BIP (Y/Y in %; r.S.)
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
NORD/LB Economics
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Kanada – Blick auf den Ölpreis und die USA gerichtet
Tobias Basse, Bernd Krampen
Ölpreis als Die kanadische Wirtschaft konnte auf mehrere Jahre soliden Wachstums
wichtiger Faktor: zurückblicken. So betrug das durchschnittliche BIP-Wachstum in den JahSowie positiv… ren 2010 bis 2014 etwa 2,6%. In 2015 und 2016 hat allerdings die Dyna-
mik mit 0,9% bzw. vermutlich 1,3% spürbar abgenommen: Kanada fuhr
dabei im Fahrwasser der wirtschaftlichen Entwicklung der USA – als größtem Handelspartner. In den ersten Jahren dieses Jahrzehnts profitierte
Kanada als einer der größten Öl- und Gasförderer der Welt von dem deutlichen Anstieg der Energiepreise. Dem nördlichen Nachbarn der USA gelang es, mit den vor allem in den Provinzen Alberta und Saskatchewan
vorhandenen Ölreserven (vornehmlich Ölsande) sowie Gasvorkommen
(mit der Förderung über das Fracking) zum weltweit drittgrößten Öl- und
viertgrößten Gasförderer aufzusteigen. Dabei vollzog sich im Gefüge der
Regionen bei der wirtschaftlichen Entwicklung eine scharfe Trennung zwischen den genannten und den restlichen Provinzen und Territorien. Das
teilweise Auseinanderdriften erschwerte zunehmend die Wirtschaftspolitik
– insbesondere die Entscheidungen der Geldpolitik: Während in den beiden genannten Provinzen ein Boom mit teilweise inflationären Tendenzen
zu beobachten war, entwickelten sich die übrigen Regionen weniger dynamisch, da sie zudem von dem Energiepreisanstieg tendenziell eher belastet wurden.
… als auch negativ Mit dem seit Mitte 2014 zu beobachtendem Einbruch beim Ölpreis (Hal-
bierung von über 100 USD je Barrel auf unter 30 USD je Barrel) geriet
dieses System aber unter Anpassungsdruck. So erscheinen im Zuge des
Ölpreisverfalls einige neue Explorationsvorhaben nicht mehr lukrativ und
werden beendet. Einige Förderprojekte waren zudem zu überdenken. Mit
der zuletzt zu beobachtenden Erholung der Erdölpreise verbessern sich
die Aussichten für diesen Sektor aber wieder deutlich. Teilweise ist diese
Entwicklung bereits zu beobachten, kann doch insbesondere bei den angewendeten unkonventionellen Methoden die Förderung relativ schnell
wieder hochgefahren werden. Wie der südliche Nachbar USA bekommen
auch in Kanada einige wenige Provinzen den Ölpreisverfall und -anstieg
deutlich zu spüren, während die restlichen Provinzen und Territorien davon profitieren bzw. umgekehrt leiden.
Durchwachsenes Ausgehend von den zum Jahreswechsel vorliegenden KonjunkturindikatoKonjunkturbild ren präsentieren sich die Aussichten für das Land eher gemischt. Im III.
Quartal wies die kanadische Wirtschaft mit annualisierten 3,5% Q/Q immerhin das stärkste Wachstum seit zwei Jahren auf. Nach den Waldbränden und dem deutlichen BIP-Rückgang im II. Quartal folgte eine Gegenbewegung, die sogar etwas höher als erwartet ausfiel. Sie war zudem von
einer Belebung sowohl beim Export als auch im Konsumsektor geprägt.
Insbesondere der Energiebereich erfährt zunehmend abklingende Belastungen vom mittlerweile zwei Jahre währenden Ölpreisschocks, was in einigen Bereichen der Investitionen zum Ausdruck kommt. Entsprechend
konnten auch die Stimmungsindikatoren für den Unternehmenssektor zulegen: So notieren der Markit PMI und der Ivey bei 51,8 bzw. 56,5 Punkten deutlich über der kritischen Marke von 50 Punkten, die eine wirtschaftNORD/LB Economics
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liche Expansion signalisiert. Der Arbeitsmarkt zeigt sich trotz der schwächeren konjunkturellen Phase in den letzten Quartalen relativ robust. Die
Arbeitslosenquote ist zuletzt wieder leicht auf 6,8% zurückgegangen. Gemischt präsentiert sich der Immobilienmarkt, der von großen regionalen
Disparitäten gekennzeichnet ist, welche auch in unterschiedlichen Hauspreisentwicklungen zum Ausdruck kommt und die Arbeit der Bank of Canada erschwert. Während die Baugenehmigungen wieder deutlich anzogen, gingen die Baubeginne zurück. Der Konsum weist entsprechend der
konjunkturellen Entwicklung ein etwas weniger starkes Wachstum auf; die
Einzelhandelsumsätze legten zuletzt nichtsdestotrotz um 3,8% Y/Y zu.
Die mittlerweile zu verzeichnenden anziehenden Kreditzinsen könnten zu
einer gewissen Konsum- und Investitionszurückhaltung beitragen.
Kanadischer Dollar bestimmt Parallel zu dem Ölpreisrückgang geriet auch der kanadische Dollar seit
vom Ölpreis und der Fed Mitte 2014 unter Druck – zum Jahresbeginn 2016 zog der US-Dollar so-
gar bis auf über 1,45 CAD an. Es folgte eine Phase schwächerer USKonjunkturdaten und eine Abwertung des Greenbacks bis auf 1,25 CAD.
Von den Aussichten auf eine Zinsanhebung der Federal Reserve profitierte der US-Dollar im weiteren Verlauf des Jahres dann wieder. Der Wahlsieg Donald Trumps konnte dagegen den Loonie etwas beflügeln, was
aber auch an dem gestiegenen Ölpreis gelegen hat.
Bank of Canada Als Reaktion auf die zu erwartenden ölpreisbedingten konjunkturellen Gespielt weiter auf Zeit genwinde und die Finanzmarktrisiken senkte die Bank of Canada den
Leitzins zweimal in 2015 auf 0,25%, dem dann in 2016 aber keine weiteren Zinsschritte mehr folgten. Die kanadische Notenbank scheint auf Zeit
zu spielen – sogar in der Phase der Waldbrände im kanadischen Alberta
und dem Konjunkturrückgang im 1. Halbjahr wartete sie ab. Mittlerweile
beendete der Ölpreis seinen Abwärtstrend, was die Konjunktur stabilisieren wird. Entsprechend scheint eine weitere Zinssenkung nicht mehr erforderlich zu sein. Angesichts der expansiver ausgerichteten Fiskalpolitik
des kanadischen Premierministers Justin Trudeaus, der nach seiner Wahl
vor einem Jahr umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen einleitete, dürfte
der nächste Zinsschritt eher nach oben gerichtet sein – aber noch nicht in
2017.
Fazit: Starke Trotz des zuletzt anziehenden Ölpreises und der unterstützenden FiskalÖl- und US-Abhängigkeit der politik Justin Trudeaus als Positivfaktoren bleiben die Aussichten für Kakanadischen Wirtschaft nada unsicher: Die große Sorge ist seit dem 8. November, dass sich die
Wahl Donald Trumps zum zukünftigen US-Präsidenten auf die beiderseitigen Handelsbeziehungen negativ auswirken könnte; 75% der Exporte
gehen in die USA, wo der zukünftige Präsident Donald Trump mit einer
einerseits zur erwartenden expansiven Fiskalpolitik aber andererseits
möglichen Handelsfriktionen für die kanadische Wirtschaft gegenläufige
Signale sendet. Auf die Analyse der US-amerikanischen Wirtschafts- und
Handelspolitik wird der Fokus der nächsten Monate liegen müssen. Da wir
damit rechnen, dass der von den Republikanern dominierte Kongress die
meisten der von Trump angekündigten Maßnahmen mit Handelsrestriktionen kaum absegnen wird, sollte aber der Gegenwind für Kanada milde
ausfallen. So rechnen wir mit einem nur moderaten Wachstum von 1,8%
in 2017 nach 1,3% in 2016.
NORD/LB Economics
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NORD/LB Economics ♦ Strategy View ♦ 4. Januar 2017
Aktien – Schon zu viel Optimismus?
Tobias Basse, Bernd Krampen
Turbulente Zeiten: Rück- Auch im Jahr 2016 war das Geschehen an den Börsen wieder einmal
blick 2016 durch eine Jahresendrally bei den Dividendenpapieren gekennzeichnet.
Nachdem die Rekordjagd an den US-Börsen bereits direkt nach der Präsidentschaftswahl im Land der unbegrenzten Möglichkeiten an Fahrt gewonnen hatte, zeigte sich in Deutschland etwas später ein sehr ausgeprägter Kursanstieg. Im Dezember konnte der DAX dann endlich auch
wieder die vor allem psychologisch wichtige Marke von 11.000 Punkten
überbieten. Der Euro Stoxx 50 hat sich im Rahmen dieser Aufwärtsbewegung nachhaltig oberhalb von 3.000 Zählern stabilisiert. Der US-Leitindex
S&P 500 stieg nach der Rekordjagd über die Marke von 2.200 Punkten.
Dabei sah es zum Start des Jahres beim Blick auf die Kurse zunächst gar
nicht so freundlich aus. Die üblichen Sorgen um die Stabilität des chinesischen Finanzsystems hatten in Verbindung mit wachsenden Bedenken
bezüglich der Robustheit des US-Aufschwungs zunächst zu einer verschlechterten Stimmung am Markt geführt. In der Tat zeigten sich in den
Vereinigten Staaten zum Start von 2016 Bremsspuren bei der konjunkturellen Entwicklung des Landes, die auch auf den niedrigen Ölpreis zurückzuführen waren. Der Preisverfall beim schwarzen Gold hatte die Fracking-Industrie in den USA zwischenzeitlich deutlicher unter Druck gesetzt
und dabei sogar das makroökonomische Investitionsverhalten negativ beeinflusst. Sukzessive verbesserte sich das Sentiment am Aktienmarkt
dann aber wieder. Dabei half sicherlich die Tatsache, dass sich der Pessimismus mit Blick auf die US-Wirtschaft nach und nach zu legen begann;
im Laufe des Jahres zeichnete sich in der Tat immer klarer ab, dass sich
die ökonomische Aktivität im 2. Halbjahr 2016 wahrscheinlich freundlicher
präsentieren würde. Die positiveren Wirtschaftsaussichten in den USA
halfen den internationalen Aktienmärkten natürlich. Verschiedentlich präsentierte sich die Nachrichtenlage in 2016 zwar unerfreulich, beispielsweise entschied sich Großbritannien überraschend für den Brexit, die Kurse
der Dividendenpapiere kamen aber nicht nachhaltig unter Druck. Die USPräsidentschaftswahl führte ebenfalls nicht zu dem eigentlich vom Aktienmarkt erwarteten Resultat. Mit Donald Trump als Sieger des Urnengangs war von den Marktteilnehmern nicht gerechnet worden. Die Finanzmärkte haben sich jedoch schnell an den unvorhergesehenen Wahlausgang gewöhnt.
Vor allem Washington im Tatsächlich scheint es Donald Trump mittlerweile wirklich gelungen zu
Fokus: Ausblick 2017 sein, die Aktienmärkte in eine optimistische Stimmung zu versetzen. Of-
fenkundig hat der zukünftige US-Präsident an den Börsen Hoffnungen auf
ein nachhaltiges Anziehen der US-Konjunktur wecken können. Trump
trumpft damit regelrecht auf. Momentan handelt es sich aber noch um
Vorschusslorbeeren und man wird abwarten müssen, welche Vorhaben
der neuen Regierung im Kongress überhaupt Mehrheiten finden werden.
Vor allem die bei den Republikanern weitgehend unumstrittenen Steuersenkungspläne, die also mit hoher Wahrscheinlichkeit umgesetzt werden
dürften, scheinen hilfreich für den Aktienmarkt zu sein. So kann eine verstärkte Repatriierung von durch US-Firmen im Ausland geparkten Gewinnen sicherlich zu vermehrten Aktienrückkäufen, zusätzlichen DividendenNORD/LB Economics
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NORD/LB Economics ♦ Strategy View ♦ 4. Januar 2017
zahlungen und zur Realisierung von weiteren die Kurse stützenden Investitionsprojekten mit einem positiven NPV führen. Auch generell niedrigere
Unternehmenssteuern dürften positiv auf die Kurse der USDividendenpapiere wirken. Weniger klar ist, in welchem Umfang sich der
Kongress für schuldenfinanzierte staatliche Investitionen in Infrastrukturprojekte erwärmen können wird. Von entsprechenden Maßnahmen würde
das Wirtschaftswachstum im Land der unbegrenzten Möglichkeiten potentiell profitieren, was natürlich hilfreich für die Unternehmensgewinne in den
USA sein müsste. Zudem kann eine expansive Fiskalpolitik die Inflation
erhöhen. Dies mag die Preisüberwälzungsspielräume der Firmen auf dem
US-Markt vergrößern, was ebenfalls stützende Effekte auf die Unternehmensgewinne haben müsste. Vor allem die Republikaner im Senat blicken aber immer sehr skeptisch auf eine Erhöhung der staatlichen Aktivität. Hier wird die neue Regierung massiv Überzeugungsarbeit leisten
müssen. Generell bleibt festzuhalten, dass die Finanzmärkte durchaus
bestehende Risiken beim Blick auf die sich abzeichnende neue USRegierungspolitik momentan sehr weitgehend auszuklammern scheinen.
Dies gilt insbesondere für die Verschuldungssituation der öffentlichen
Hand in den USA. Zudem muss die US-Geldpolitik in diesem Kontext im
Auge behalten werden. Ein verstärkter Protektionismus könnte in Verbindung mit expansiven fiskalpolitischen Maßnahmen (wie bereits angedeutet) zu höheren Inflationsraten führen. Darauf würde die Notenbank in
Washington mit zumindest etwas zügigeren Leitzinsanhebungen reagieren müssen, was den Aktienmarkt schon unter Druck setzen könnte. Zudem sind US-Dividendenpapiere inzwischen generell gesprochen auch
nicht mehr sonderlich günstig bewertet. Auf der Basis der KonsensGewinnschätzung für das Jahr 2017 notiert das KGV des S&P 500 mittlerweile im Bereich von 17. Daher sollte unserer Einschätzung nach zum
Start des Jahres – quasi als Reaktion auf die Jahresschlussrally – über
Gewinnmitnahmen zumindest nachgedacht werden. In der Tat mag es im
1. Halbjahr 2017 zu gewissen Rückschlägen kommen. Nach einem Abbau von Exposure im Equity-Segment sollten Gegenbewegungen und vor
allem auch deutlichere Rückschläge dann aber wohl im Laufe des Jahres
2017 recht konsequent für Zukäufe genutzt werden; wir sehen den Markt
in 12 Monaten nämlich nicht nachhaltig unterhalb des aktuellen Kursniveaus und erwarten im Dezember 2017 beispielsweise einen DAX-Stand
im Bereich von 11.500 Punkten. Angesichts einer auch in 2017 wahrscheinlich noch nicht an der Zinsschraube drehenden EZB dürfte das
Zinsniveau vor allem in der Eurozone ein stützender Faktor für die Kurse
der Dividendenpapiere bleiben. Das schon in 2016 bedeutende Thema
„Anlagenotstand“ sollte somit in Euroland wohl auch im neuen Jahr von
hoher Relevanz für das Marktgeschehen sein.
NORD/LB Economics
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NORD/LB Economics ♦ Strategy View ♦ 4. Januar 2017
Rohöl – Hat die OPEC die Wende eingeläutet?
Frederik Kunze
Rückblick 2016 Das bedeutendste Ereignis für die Rohölmärkte im Jahr 2016 war sicher-
lich die Übereinkunft der OPEC in Bezug auf Fördermengenbegrenzungen. Auf dem 171. offiziellen Meeting in Wien haben sich die Verhandlungspartner auf ein Produktionsziel in Höhe von 32,5 Mio. Barrel pro Tag
geeinigt, das deutlich unter dem Volumen von derzeit rund 34 Mio. Barrel
pro Tag liegt. Die Änderungen sollen mit Wirkung zum 1. Januar 2017 mit
einer halbjährlichen Laufzeit sowie einer Verlängerungsoption um weitere
6 Monate in Kraft treten. An den internationalen Rohölmärkten hat die Einigung, die bereits Ende September in Algier vorbereitet wurde, für bisher
durchaus als nachhaltig wahrzunehmende Preisanstiege gesorgt.
Angebot und Nachfrage: Insbesondere wenn neben den OPEC-Ländern auch Russland (FördervoAuf dem Weg zum lumen 10/2016: 11,3 Mio. Barrel pro Tag) an den vereinbarten FörderAusgleich? mengenbegrenzungen festhält, könnte von einem erfolgreichen Wende-
manöver gesprochen werden. Moskau hat eine Reduzierung um immerhin 300.000 Barrel pro Tag in Aussicht gestellt. Allerdings würden wir diese Zusage noch nicht als gesichert betrachten und sehen entsprechend
Enttäuschungspotenzial. Immerhin hat sich das globale Rohölüberangebot den Zahlen des U.S. Department of Energy zufolge zuletzt spürbar
neutralisiert, was nicht zuletzt auch einer dynamischen Entwicklung auf
der Nachfrageseite geschuldet ist.
Abbildung 28: Die globale Rohölbilanz
100
5,00
98
3,75
95
2,50
93
90
1,25
88
0,00
85
-1,25
83
Saldo (Mio. Barrel pro Tag; r.S.)
Verbrauch (Mio. Barrel pro Tag; l.S.)
Angebot (Mio. Barrel pro Tag; l.S.)
80
78
75
12/2007
12/2009
12/2011
12/2013
-2,50
-3,75
-5,00
12/2015
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Ausblick 2017 Allein aufgrund des psychologischen Moments der OPEC-Einigung ist in
2017 ein wesentlicher Fokus auf Meldungen aus dem Umfeld des Rohölkartells zu legen. Die nächste turnusmäßige Sitzung in Wien am 25. Mai
ist hier als wichtiger Termin vorzumerken. Bis dahin werden vor allem Angaben zur Rohölproduktion (und hier insbesondere auch mit Blick auf
Nordamerika sowie Russland) und den globalen Lagerbeständen nennenswerten Markteinfluss haben. Für 2017 rechnen wir mit einer weiteren
– wenn auch dezenten – Erholung und prognostizieren für das Jahresende einen Brentpreis von 62 US-Dollar je Barrel.
NORD/LB Economics
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NORD/LB Economics ♦ Strategy View ♦ 4. Januar 2017
Übersicht Prognosen
Fundamentalprognosen
BIP-Wachstum
in %
Arbeitslosenquote1
Inflationsrate
2015
2016
Haushaltssaldo2
2015
2016
2017
2015
2016
2017
2017
2015
2016
2017
USA
2,6
1,6
2,3
0,1
1,3
1,9
5,3
4,8
4,7
-4,4
-5,6
-5,7
Euroland
1,9
1,7
1,6
0,0
0,2
1,4
10,9
10,1
9,6
-2,1
-1,8
-1,8
Deutschland
1,7
1,9
1,5
0,1
0,4
1,7
6,4
6,1
5,9
0,7
0,6
0,3
Frankreich
1,2
1,2
1,3
0,1
0,3
1,4
10,4
10,0
9,6
-3,5
-3,8
-3,6
Schweiz
0,8
1,4
1,5
-1,1
-0,4
0,2
3,2
3,3
3,3
0,0
-0,1
0,2
Großbritannien
2,2
2,0
0,5
0,1
0,6
2,4
5,4
5,0
5,5
-4,3
-3,6
-3,5
Japan
1,2
1,0
1,3
0,8
-0,2
1,0
3,4
3,1
3,2
-5,4
-5,5
-5,2
China
6,9
6,7
6,4
1,5
2,0
2,8
4,3
4,2
4,2
-2,4
-3,1
-3,2
Kanada
0,9
1,3
1,8
1,1
1,5
1,9
6,9
7,0
7,0
-1,3
-1,3
-1,5
Veränderung ggü. Vj. in %; 1 in % der Erwerbstätigen (Deutschland: BA-Definition); 2 in % des BIP. Quelle: Feri, NORD/LB Economics
Leitzinsen
Wechselkurse
EUR
in %
6M
12M
in...
USD
EUR
JPY
GBP
CHF
CNY
03.01.17
0,75
0,00
0,10
0,25
-0,75
1,50
3M
0,75
0,00
-0,40
0,25
-0,75
1,50
1,00
0,00
-0,40
0,25
-0,75
1,50
1,25
0,00
-0,40
0,25
-0,75
1,50
USD
JPY
GBP
CHF
CNY
CAD
CAD
0,50
0,50
0,50
0,50
03.01.17
1,04
123
0,85
1,07
7,23
1,40
3M
6M
1,08
121
0,90
1,07
7,61
1,44
1,10
125
0,90
1,08
7,87
1,47
12M
1,11
130
0,95
1,10
8,05
1,51
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Zinsen (Staatsanleihen)
3M-Sätze
03.01.
3M
Renditen 2J
6M
12M
03.01.
3M
6M
Renditen 5J
12M
03.01.
3M
6M
Renditen 10J
12M
03.01.
3M
6M
12M
USD
1,00
0,95
1,10
1,30
1,21
1,10
1,15
1,45
1,94
1,90
1,90
2,10
2,44
2,30
2,30
2,50
EUR
-0,32
-0,32
-0,33
-0,35
-0,78
-0,80
-0,70
-0,65
-0,51
-0,50
-0,40
-0,20
0,26
0,10
0,40
0,70
JPY
-0,03
-0,05
-0,10
-0,10
-0,20
-0,22
-0,25
-0,05
-0,10
-0,13
-0,19
0,01
0,04
-0,02
-0,10
0,10
GBP
0,37
0,40
0,40
0,40
0,14
0,10
0,20
0,35
0,56
0,60
0,70
0,85
1,33
1,40
1,50
1,60
CHF
-0,73
-0,75
-0,75
-0,75
-0,96
-1,05
-1,00
-0,90
-0,61
-0,80
-0,70
-0,55
-0,13
-0,30
-0,10
0,10
Spreads (Bp)
3M EURIBOR
2J Bund
5J Bund
10J Bund
03.01.
3M
6M
12M
03.01.
3M
6M
12M
03.01.
3M
6M
12M
03.01.
3M
6M
12M
USD
132
127
143
165
199
190
185
210
246
240
230
230
218
220
190
180
JPY
29
27
23
25
58
59
45
60
41
37
21
21
-22
-12
-50
-60
GBP
69
72
73
75
91
90
90
100
108
110
110
105
107
130
110
90
CHF
-41
-43
-42
-40
-18
-25
-30
-25
-10
-30
-30
-35
-39
-40
-50
-60
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
Aktienindizes
Rohstoffe (in USD)
03.01.17
3M
6M
12M
11.584
10.800
11.200
11.500
3.315
3.100
3.200
3.300
Dow Jones
19.882
19.200
19.300
19.600
Nikkei
19.114
19.000
19.100
19.200
Dax
EuroStoxx50
03.01.17
3M
6M
12M
Öl (BFOE)
54,98
58
58
60
Öl (WTI)
52,33
56
56
60
Quelle: Bloomberg, NORD/LB Economics
NORD/LB Economics
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NORD/LB Economics ♦ Strategy View ♦ 4. Januar 2017
Ihre Ansprechpartner
NORD/LB Economics
Torsten Windels (Chefvolkswirt): Tel. 0511/361-2008, E-Mail: [email protected]
Tobias Basse (USA, Kanada, Mexiko, Strategy): Tel. 0511/361-9473, E-Mail: [email protected]
Dr. Stefan Große (Japan, Indonesien, Euroland, Deutschland, Strategy): Tel. 0511/361-2365, E-Mail: [email protected]
Dr. Jens Kramer (UK, Italien, Spanien, Euroland, Deutschland, Strategy): Tel. 0511/361-6083, Mail: [email protected]
Bernd Krampen (USA, Kanada, Mexiko, Strategy): Tel. 0511/361-9472, E-Mail: [email protected]
Frederik Kunze (China, Singapur, Rohöl, Strategy): Tel. 0511/361-5380, E-Mail: [email protected]
Christian Lips (Euroland, Deutschland, Frankreich, Schweiz, Strategy): Tel. 0511/361-2980, E-Mail: [email protected]
NORD/LB Economics
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NORD/LB Economics ♦ Strategy View♦ 22. Dezember 2016
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Jedes in dieser Analyse in Bezug genommene Finanzinstrument kann ein hohes Risiko einschließlich des Kapital-, Zins-, Index-, Währungs- und Kreditrisikos, politischer Risiken, Zeitwert-, Rohstoff- und Marktrisiken aufweisen. Die Finanzinstrumente können einen plötzlichen und großen Wertverlust bis hin zum Totalverlust des Investments erfahren. Jede Transaktion sollte nur aufgrund einer eigenen
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Ausgestaltungsmerkmale wie die der in dieser Analyse dargestellten Finanzinstrumente haben sowie Absicherungsgeschäfte zur Absicherung von Positionen vornehmen. Diese Maßnahmen können den Preis der in dieser Analyse dargestellten Finanzinstrumente beeinflussen.
Wir bitten um Beachtung der besonderen Hinweise auf den letzten Seiten dieser Studie.
NORD/LB Economics ♦ Strategy View♦ 22. Dezember 2016
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sich weiterhin vor, ihr wirtschaftliches Risiko aus einem mit ihr abgeschlossenen Derivat mittels eines spiegelbildlichen Gegengeschäfts
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zum Umgang mit Interessenkonflikten
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funktional, räumlich und/oder durch dv-technische Maßnahmen von anderen Bereichen (z.B. dem NORD/LB-Research) abgeschottet.
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Zusätzliche Informationen für Empfänger in Österreich
Keine der in dieser Analyse enthaltenen Informationen stellt eine Aufforderung oder ein Angebot der NORD/LB oder mit ihr verbundener
Unternehmen dar, Wertpapiere, Terminprodukte oder andere Finanzinstrumente zu kaufen oder zu verkaufen oder an irgendeiner Anlagestrategie zu partizipieren. Nur der veröffentlichte Prospekt gemäß dem Österreichischen Kapitalmarktgesetz kann die Grundlage für
die Investmententscheidung des Empfängers darstellen.
Aus Regulierungsgründen können Finanzprodukte, die in dieser Analyse erwähnt werden, möglicherweise nicht in Österreich angeboten
werden und deswegen nicht für Investoren in Österreich verfügbar sein. Deswegen kann die NORD/LB ggf. gehindert sein, diese Produkte zu verkaufen bzw. auszugeben oder Anfragen zu akzeptieren, diese Produkte zu verkaufen oder auszugeben, soweit sie für Investoren mit Sitz in Österreich oder für Mittelsmänner, die im Auftrag solcher Investoren handeln, bestimmt sind.
Zusätzliche Informationen für Empfänger in Belgien
Die Bewertung individueller Finanzinstrumente auf der Grundlage der in der Vergangenheit liegenden Erträge ist nicht notwendigerweise
ein Indikator für zukünftige Ergebnisse. Die Empfänger sollten beachten, dass die verlautbarten Zahlen sich auf vergangene Jahre beziehen.
Zusätzliche Informationen für Empfänger in Zypern
Diese Analyse stellt eine Finanzanalyse i.S.d. Abschnitts über Begriffsbestimmungen der Zypriotischen Richtlinie D1444-2007-01 (Nr.
426/07) dar. Darüber hinaus wird diese Analyse nur für Informations- und Werbezwecke zur Verfügung gestellt und stellt keine individuelle Aufforderung oder Angebot zum Verkauf, Kauf oder Zeichnung eines Investmentprodukts dar.
Zusätzliche Informationen für Empfänger in Dänemark
Diese Analyse stellt keinen Prospekt i.S.d. Dänischen Wertpapierrechts dar und dementsprechend besteht keine Verpflichtung, noch ist
es unternommen worden, sie bei der Dänischen Finanzaufsichtsbehörde einzureichen oder von ihr genehmigen zu lassen, da diese
Analyse (i) nicht im Zusammenhang mit einem öffentlichen Anbieten von Wertpapieren in Dänemark oder der Zulassung von Wertpapieren zum Handel auf einem regulierten Markt i.S.d. Dänischen Wertpapierhandelsgesetzes oder darauf erlassenen Durchführungsverordnungen erstellt worden ist oder (ii) im Zusammenhang mit einem öffentlichen Anbieten von Wertpapieren in Dänemark oder der Zulassung von Wertpapieren zum Handel auf einem regulierten Markt unter Berufung auf einen oder mehrere Ausnahmetatbestände von
dem Erfordernis der Erstellung und der Herausgabe eines Prospekts nach dem Dänischen Wertpapierhandelsgesetz oder darauf erlassenen Durchführungsverordnungen erstellt worden ist.
Zusätzliche Informationen für Empfänger in Griechenland
Die in dieser Analyse enthaltenen Informationen beschreiben die Sicht des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und dürfen vom
Empfänger nicht verwendet werden, bevor nicht feststeht, dass sie zum Zeitpunkt ihrer Verwendung zutreffend und aktuell sind.
Erträge in der Vergangenheit, Simulationen oder Vorhersagen sind daher kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse. Investmentfonds haben keine garantierten Erträge und Renditen in der Vergangenheit garantieren keine Erträge in der Zukunft.
Wir bitten um Beachtung der besonderen Hinweise auf den letzten Seiten dieser Studie.
NORD/LB Economics ♦ Strategy View♦ 22. Dezember 2016
Zusätzliche Informationen für Empfänger in Irland
Diese Analyse wurde nicht in Übereinstimmung mit der Richtlinie 2003/71/EG (in der gültigen Fassung) betreffend Prospekte (die „Prospektrichtlinie“) oder aufgrund der Prospektrichtlinie ergriffenen Maßnahmen oder dem Recht irgendeines Mitgliedsstaates oder EWRVertragsstaates, der die Prospektrichtlinie oder solche Maßnahme umsetzt, erstellt und enthält deswegen nicht alle diejenigen Informationen, die ein Dokument enthalten muss, das entsprechend der Prospektrichtlinie oder den genannten Bestimmungen erstellt wird.
Zusätzliche Informationen für Empfänger in Luxemburg
Unter keinen Umständen stellt diese Analyse ein individuelles Angebot zum Kauf oder zur Ausgabe oder eine Aufforderung zur Abgabe
eines Angebots zum Kauf oder zur Abnahme von Finanzinstrumenten oder Finanzdienstleistungen in Luxemburg dar.
Zusätzliche Informationen für Empfänger in den Niederlanden
Der Wert Ihres Investments kann schwanken. Erzielte Gewinne in der Vergangenheit bieten keinerlei Garantie für die Zukunft. (De
waarde van uw belegging kan fluctueren. In het verleden behaalde resultaten bieden geen garantie voor de toekomst).
Zusätzliche Informationen für Empfänger in Polen
Diese Analyse stellt keine Empfehlung i.S.d. Regelung des Polnischen Finanzministers betreffend Informationen zu Empfehlungen zu
Finanzinstrumenten oder deren Aussteller vom 19.10.2005 dar.
Zusätzliche Informationen für Empfänger in Portugal
Diese Analyse ist nur für institutionelle Kunden gedacht und darf nicht (i) genutzt werden von, (ii) in irgendeiner Form kopiert werden für
oder (iii) verbreitet werden an irgendeine andere Art von Investor, insbesondere keinen Privatkunden. Diese Analyse stellt weder ein Angebot noch den Teil eines Angebots zum Kauf oder Verkauf von in der Analyse behandelten Wertpapiere dar, noch kann sie als eine Anfrage verstanden werden, Wertpapiere zu kaufen oder zu verkaufen, sofern diese Vorgehensweise für ungesetzlich gehalten werden
könnte. Diese Analyse basiert auf Informationen aus Quellen, von denen wir glauben, dass sie verlässlich sind. Trotzdem können Richtigkeit und Vollständigkeit nicht garantiert werden. Soweit nicht ausdrücklich anders angegeben, sind alle hierin enthaltenen Ansichten
bloßer Ausdruck unserer Recherche und Analyse, die ohne weitere Benachrichtigung Veränderungen unterliegen können.
Zusätzliche Informationen für Empfänger in Schweden
Diese Analyse stellt keinen Prospekt, kein öffentliches Angebot, kein sonstiges Angebot und keine Aufforderung (und auch keinen Teil
davon) zum Erwerb, Verkauf, Zeichnung oder anderen Handel mit Aktien, Bezugsrechten oder anderen Wertpapieren dar. Sie und auch
nur Teile davon dürfen nicht zur Grundlage von Verträgen oder Verpflichtungen jeglicher Art gemacht oder hierfür als verlässlich angesehen werden. Diese Analyse wurde von keiner Regulierungsbehörde genehmigt. Jedes prospektpflichtige Angebot von Wertpapieren
erfolgt ausschließlich gemäß der EG-Prospektrichtlinie und diese Analyse ist nicht an Personen oder Investoren in einer Jurisdiktion gerichtet, in der eine solche Analyse vollständig oder teilweise rechtlichen Beschränkungen unterliegt oder wo eine solche Analyse einen
zusätzlichen Prospekt, Registrierungen oder andere Maßnahmen erfordern sollte.
Zusätzliche Informationen für Empfänger in der Schweiz
Diese Analyse wurde nicht von der Bundesbankenkommission (übergegangen in die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA am
01.01.2009) genehmigt.
Die NORD/LB hält sich an die Vorgaben der Richtlinien der Schweizer Bankvereinigung über die Unabhängigkeit von Finanzanalysen (in
der jeweils gültigen Fassung).
Diese Analyse stellt keinen Ausgabeprospekt gemäß Art. 652a oder Art. 1156 des Schweizerischen Obligationenrechts dar. Diese Analyse wird allein zu Informationszwecken über die in dieser Analyse erwähnten Produkte veröffentlicht. Die Produkte sind nicht als Bestandteile einer kollektiven Kapitalanlage gemäß dem Bundesgesetz über Kollektive Kapitalanlagen (CISA) zu qualifizieren und unterliegen daher nicht der Überwachung durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA.
Zusätzliche Informationen für Empfänger in Kanada
Diese Analyse wurde allein für Informationszwecke im Zusammenhang mit den hierin enthaltenen Produkten erstellt und ist unter keinen
Umständen als ein öffentliches Angebot oder als ein sonstiges (direktes oder indirektes) Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren in einer Provinz oder einem Territorium Kanadas zu verstehen.
Keine Finanzmarktaufsicht oder eine ähnliche Regulierungsbehörde in Kanada hat diese Wertpapiere dem Grunde nach bewertet oder
diese Analyse überprüft und jede entgegenstehende Erklärung stellt ein Vergehen dar.
Mögliche Verkaufsbeschränkungen sind ggf. in dem Prospekt oder anderer Dokumentation des betreffenden Produktes enthalten.
Zusätzliche Informationen für Empfänger in Estland
Es ist empfehlenswert, alle Geschäfts- und Vertragsbedingungen der von der NORD/LB angebotenen Dienstleistungen genau zu prüfen.
Falls notwendig, sollten sich Empfänger dieser Analyse mit einem Fachmann beraten.
Zusätzliche Informationen für Empfänger in Finnland
Die in dieser Analyse beschriebenen Finanzprodukte dürfen, direkt oder indirekt, Einwohnern der Republik Finnland oder in der Republik
Finnland nicht angeboten oder verkauft werden, es sei denn in Übereinstimmung mit den anwendbaren Finnischen Gesetzen und Regelungen. Speziell im Falle von Aktien dürfen diese nicht, direkt oder indirekt, der Öffentlichkeit angeboten oder verkauft werden – wie im
Finnischen Wertpapiermarktgesetz (746/2012, in der gültigen Fassung) definiert.
Der Wert der Investments kann steigen oder sinken. Es gibt keine Garantie dafür, den investierten Betrag zurückzuerhalten. Erträge in
der Vergangenheit sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.
Zusätzliche Informationen für Empfänger in Tschechischen Republik
Es gibt keine Garantie dafür, den investierten Betrag zurückzuerhalten. Erträge in der Vergangenheit sind keine Garantie für zukünftige
Ergebnisse. Der Wert der Investments kann steigen oder sinken.
Die in dieser Analyse enthaltenen Informationen werden nur auf einer unverbindlichen Basis angeboten und der Autor übernimmt keine
Gewähr für die Richtigkeit des Inhalts.
Wir bitten um Beachtung der besonderen Hinweise auf den letzten Seiten dieser Studie.
NORD/LB Economics ♦ Strategy View♦ 22. Dezember 2016
Die Weitergabe vertraulicher Informationen, die Einfluss auf Wertpapierkurse haben kann, wird durch die von den Handels-, Geschäftsund Abwicklungsabteilungen unabhängige Compliance-Stelle der NORD/LB überwacht. Diese neutrale Stelle kontrolliert täglich die von
der NORD/LB und ihren Mitarbeitern durchgeführten Transaktionen, um sicherzustellen, dass diese den Marktbedingungen entsprechen.
Die Compliance-Stelle kann evtl. erforderliche Handelsverbote und -beschränkungen aussprechen, um sicherzustellen, dass Informationen, die Einfluss auf Wertpapierkurse haben können, nicht missbräuchlich verwendet werden und um zu verhindern, dass vertrauliche
Informationen an Bereiche weitergegeben werden, die nur öffentlich zugängliche Informationen verwenden dürfen. Um Interessenkonflikte bei der Erstellung von Finanzanalysen zu verhindern, sind die Analysten der NORD/LB verpflichtet, die Compliance-Stelle über die Erstellung von Studien zu unterrichten und dürfen nicht in die von ihnen betreuten Finanzinstrumente investieren. Sie sind verpflichtet, die
Compliance-Stelle über sämtliche (einschließlich externe) Transaktionen zu unterrichten, die sie auf eigene Rechnung oder für Rechnung eines Dritten oder im Interesse von Dritten tätigen. Auf diese Weise wird die Compliance-Stelle in die Lage versetzt, jegliche nichterlaubten Transaktionen durch die Analysten, wie Insiderhandel und Front- und Parallel Running, zu identifizieren. Bei der Erstellung einer Finanzanalyse, bei der offen zu legende Interessenkonflikte innerhalb der NORD/LB Gruppe bestehen, werden Informationen über
Interessenkonflikte erst nach der Fertigstellung der Finanzanalyse von der Compliance-Stelle verfügbar gemacht. Eine nachträgliche Änderung einer Finanzanalyse kommt nur nach Einbindung der Compliance-Stelle in Betracht, wenn sichergestellt ist, dass die Kenntnis
dieser Interessenkonflikte das Ergebnis der Studie nicht beeinflusst. Weitere Informationen hierzu sind unserer Finanzanalyse bzw. Interessenkonflikt-Policy zu entnehmen, die auf Nachfrage bei der Compliance Stelle der NORD/LB erhältlich ist.
Redaktionsschluss
04. Januar 2017 12:24h
Offenlegung möglicher Interessenkonflikte der NORD/LB nach § 34b Abs. 1 WpHG und § 5 FinAnV
Keine
Zusätzliche Angaben
Quellen und Kursangaben
Für die Erstellung der Finanzanalysen nutzen wir emittentenspezifisch jeweils Finanzdatenanbieter, eigene Schätzungen, Unternehmensangaben und öffentlich zugängliche Medien. Wenn in der Studie nicht anders angegeben, beziehen sich Kursangaben
auf den Schlusskurs des Vortages. Im Zusammenhang mit Wertpapieren (Kauf, Verkauf, Verwahrung) fallen Gebühren und Provisionen an, welche die Rendite des Investments mindern.
Bewertungsgrundlagen und Aktualisierungsrhythmus
Für die Erstellung der Finanzanalysen verwenden wir jeweils volkswirtschaftliche Modelle fundamentaler Art, quantitative / statistische Methoden und Modelle sowie Verfahrensweisen aus der technischen Analyse. Hierbei ist zu beachten, dass die Ergebnisse der Analysen Momentaufnahmen sind und die Wertentwicklung in der Vergangenheit kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Erträge ist. Die Bewertungsgrundlagen können sich jederzeit und unvorhersehbar ändern, was zu abweichenden Urteilen führen kann. Die vorstehende Studie wird je nach Markt- und Datenlage erstellt. Ein Anspruch des Empfängers auf Veröffentlichung
von aktualisierten Studien besteht nicht.
Wir bitten um Beachtung der besonderen Hinweise auf den letzten Seiten dieser Studie.
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