Ameisen - der Erfolg weiblicher Staaten

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INFO
Ameisen – der Erfolg weiblicher Staaten
Suchbegriffe
Die Kolonie – der Superorganismus
Ameisen, Hautflügler (Hymenoptera), Ökosystem, Sozialstaat, Kasten, Fliegende Ameisen, Gefährdungsstatus
von Ameisen, Rote Liste, Stechen Ameisen?, Trockenrasen, Trophobiose, Blattschneiderameisen, Amazonenameisen, Treiberameisen, Naturnaher Garten, Gartenschädlinge, Vergrämung von Ameisen
Ein Meilenstein zum globalen Erfolg der Ameisen war
die ‚Erfindung’ des Sozialstaates. Alle Ameisen leben in
Staaten, den Kolonien, in denen eine straff organisierte
Arbeitsteilung vorherrscht: Jede Kolonie besteht aus
mindestens drei verschiedenen Einheiten, den Kasten,
die jeweils verschiedene Aufgaben erfüllen. Neben den
Arbeiterinnen findet man in jeder Kolonie noch die
Kasten der Königinnen und Männchen. Alle Ameisen
sind nur innerhalb der Kolonie lebensfähig. Einzelne
Individuen können ohne ihre Schwestern nicht länger als
wenige Tage überleben.
Allgemeine Info
Ameisen werden wie Bienen der Gruppe der Hautflügler
und damit den Insekten zugeordnet. Bisher sind ca.
9.600 Ameisenarten von Wissenschaftlern beschrieben
worden. Tausende Arten harren jedoch noch ihrer Entdeckung. Vor allem in den bisher kaum untersuchten
Baumkronenregionen tropischer Regenwälder leben
vermutlich noch zahlreiche unentdeckte Arten.
Ameisen zählen zu den wichtigsten Akteuren in beinahe
sämtlichen terrestrischen Ökosystemen dieser Erde. Sie
sind für viele Ökosystemfunktionen essentiell. Ameisen
lagern in ihrer Gesamtheit mehr Bodenmaterial um als
Regenwürmer, schaffen durch ihre Bauaktivitäten einen
heterogenen Lebensraum, halten Schädlinge unter Kontrolle und sind selbst für die Verbreitung vieler heimischer, krautiger Pflanzen unabkömmlich.
Ameisen sind schwergewichtige Komponenten terrestrischer Ökosysteme: Die gesamte Masse an Ameisen in
einem Regenwald Amazoniens ist etwa viermal größer
als die Masse sämtlicher Landwirbeltiere (Säugetiere,
Vögel, Reptilien und Amphibien) zusammengenommen.
Und auch in der einheimischen Fauna ist eine Ameise
meist das erste Tier auf das man trifft.
Das Zentrum einer jeden Kolonie bilden die Königinnen, von denen eine bis mehrere zusammen in einem
Nest leben können. Ameisenköniginnen können mehrere Jahre alt werden und widmen sich nach der Nestgründung zeitlebens der Produktion von Nachkommen.
Hierbei handelt es sich meist um Arbeiterinnen (geschlechtlich verkümmerte Weibchen) als der zahlenmäßig bedeutendsten Kaste. Arbeiterinnen erfüllen sämtliche in der Kolonie anfallenden Arbeiten, wie die Nahrungssuche, die Gestaltung des Nestes, die Versorgung
der Brut und der Königin sowie die Verteidigung der
Kolonie. Männchen, als die dritte Kaste sind in Ameisenstaaten vergleichsweise unbedeutend. Sie werden nur
während bestimmter Zeiten im Jahr produziert. In einem nur kurzen Leben haben sie vorwiegend eine einzige Aufgabe: Potenzielle Königinnen in einem Hochzeitsflug zu begatten.
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Ameisen in Deutschland – Lebensraumverluste bedrohen 77% aller Arten
In der Bundesrepublik Deutschland leben derzeit 111
Ameisenarten, darunter mindestens 3 aus wärmeren
Klimazonen eingeschleppte Arten. Der Artenreichtum
ist ungleich verteilt; ein allgemeiner Anstieg der Artenvielfalt von Nord- nach Süddeutschland ist zu beobachten. Während eine minimale Artenzahl in SchleswigHolstein mit lediglich 48 Arten besteht, steigert sich die
Artenzahl in Baden-Württemberg bis auf ein Maximum
von 98 Arten.
Mehr als ¾ aller Ameisenarten stehen auf der Roten
Liste der gefährdeten Arten Deutschlands. Von 108 natürlich in Deutschland vorkommenden Arten sind 11
vom Aussterben bedroht, 17 stark gefährdet, 31 Arten
gefährdet, 7 extrem selten bzw. geographisch begrenzt.
12 Arten finden sich in der Vorwarnliste wieder. Auch
international trägt Deutschland eine große Verantwortung zur Erhaltung der Ameisendiversität: 10 in
Deutschland lebende Ameisenarten finden sich auch auf
der internationalen Roten Liste der weltweit gefährdeten
Arten wieder. Die bekanntesten dürften die hügelbauenden Roten Waldameisen, Formica polyctena und Formica
rufa sein.
Die Gefährdungsursache Nr. 1 ist wie für viele andere
Arten auch der Verlust von natürlichen Lebensräumen.
Dabei könnte der Mensch für die Erhaltung der Ameisenfauna ein guter Partner sein. Da viele Ameisenarten
äußerst wärmeliebend sind, enthält ein offener, extensiv
bewirtschafteter Trockenrasen deutlich mehr Arten als
etwa ein geschlossener Buchenwald am gleichen Standort. Die Nutzung einer Landschaftsfläche ist also durchaus mit der Erhaltung einer außergewöhnlichen Biodiversität vereinbar.
Aber auch naturnahe Eichenwälder, mit einem unvollkommenen Kronenschluss und einem großen Anteil an
Totholz, vor allem an steilen Südhängen, beheimaten
eine ungewöhnlich reiche Ameisengemeinschaft. Für die
Erhaltung der gesamten Ameisenfauna gilt wie für die
meisten anderen Tiergruppen auch: Das Vorkommen
verschiedener Lebensraumtypen ist entscheidend!
Besonders Wissenswertes
Fliegende Ameisen – der Hochzeitsflug von Königinnen
und Männchen
Die Geschlechtstiere von Ameisen, Männchen und die
künftigen Königinnen, werden häufig auch als ‚fliegende
Ameisen’ bezeichnet. Im Gegensatz zu den Arbeiterinnen verfügen Sie über gut entwickelte Flügel, die anders
als etwa bei den nah verwandten Bienen, nur bei den
Hochzeitsflügen eingesetzt werden. Hochzeitsflüge finden bei den meisten heimischen Arten während der
Sommermonate statt, wo man sie zuweilen als große
Insektenwolken entdecken kann. Während die Männchen unmittelbar nach dem Hochzeitsflug sterben, suchen sich die begatteten Königinnen einen geeigneten
Lebensraum, werfen dann ihre Flügel ab und gründen
einen neuen Staat (neben dieser einfachsten Form der
Koloniegründung treten bei vielen Arten aber auch andere, oft komplexere Formen auf ).
Stechen Ameisen?
Nur manche heimische Ameisen sind in der Lage zu
stechen. Ameisen besitzen wie die Nahe verwandten
Bienen ursprünglich einen Stachel, der bei vielen Arten
jedoch im Laufe der Evolution zurückgebildet wurde.
Die oft im Siedlungsbereich anzutreffende Schwarze
Wegameise (Lasius niger) sowie die Gelbe Wiesenameise
(Lasius flavus) besitzen keinen Stachel mehr. Auch die
vielerorts bewunderten Roten Waldameisen (Formica
rufa, Formica polyctena), deren Kuppelbauten aus Zweigen und Nadeln meist vor den eigentlichen Baumeistern
ins Auge fallen, können nicht stechen, sondern verteidigen sich ausschließlich über Bisse und versprühte Ameisensäure. Die Gefahr von einer Ameise gestochen zu
werden ist also allein deshalb sehr gering, weil man selten auf stechende Ameisen trifft. Hinzu kommt, dass
sich Ameisen außerhalb ihres Nestes äußerst ‚friedfertig’
verhalten. Lediglich wenn man die Kolonie stört und
diese in Gefahr schwebt, werden manche Ameisenarten
zu Berserkern und verteidigen ihre Schwestern und Königinnen bis zum eigenen Untergang. Wird man doch
einmal von einer Ameise gestochen gilt das gleiche wie
im Falle von Bienenstichen: Nur für Allergiker kann ein
Stich tatsächlich auch gefährlich werden.
Fazit: Prinzipiell können manche Ameisen stechen, die
Gefahr gestochen zu werden ist aber gering.
Der Trockenrasen – ein bedrohtes Ameisenparadies
Von Gräsern dominierte, an Pflanzen wie Tieren artenreiche Trockenrasen sind in Deutschland oftmals sehr
fragil. Sie werden meist durch eine gemäßigte Bewirtschaftung (etwa durch eine extensive Beweidung) ohne
zusätzlichen Nährstoffeintrag (z.B. durch Düngung) am
Leben erhalten. Ist die Beweidung zu stark, nimmt der
Artenreichtum an Pflanzen wie Tieren ab, ist sie zu
schwach kommt es zunächst zur Verdichtung des Grasbewuchses, dann zur Verbuschung der Fläche. Auch
durch Düngung wird der Grasbewuchs verdichtet.
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Durch eine dichte Grasschicht oder dichtes Gebüsch
dringt nur noch wenig Licht bis an den Boden, und das
Mikroklima wird für Ameisen äußerst ungünstig. Dies
spiegelt sich in einem starken Abfall des Artenreichtums
wieder. Gedüngte, dichte Grasbestände, z.B. auf Fettwiesen, sind wesentlich artenärmer als etwa offene, nährstoffarme Kalkmagerrasen.
Durch die Aufgabe einer extensiven Bewirtschaftung auf
vielen Rasenflächen, bei einer zu starken Verbuschung,
aber auch durch einen zusätzlichen Nährstoffeintrag
sind viele wärmeliebende Ameisen Mitteleuropas bedroht. Hierzu zählen beispielsweise die äußerst seltenen
und vom Aussterben bedrohten Arten Formica bruni,
Plagiolepis xene und Camponotus aethiops oder die stark
gefährdete Amazonenameise Polyergus rufescens.
Die Vielfalt von Ernährungsstrategien unter den Ameisen – Ameisen als Viehhalter, Sklavenhalter, Pilzzüchter
und plündernde Horden
Ameisen haben verschiedene Strategien der Nahrungsbeschaffung entwickelt. Häufig bilden sie mit anderen
Tieren, Pflanzen oder Pilzen mutualistische Beziehungen
aus, d.h. Beziehungen zum Vorteil aller beteiligten Partner. Eine solche Beziehung stellt beispielsweise die
Trophobiose oder auch die Beziehung zwischen Blattschneiderameisen und Pilzen dar. Die Nahrungsbeschaffungsstrategien anderer Ameisenarten, wie der sklavenhaltenden Amazonenameisen oder der in wüsten Raubzügen jagenden afrikanischen Treiberameisen erscheinen
demgegenüber etwas grausamer.
Trophobiose – Ameisen als Viehzüchter
Eine große Zahl an Ameisenarten, sowohl heimische als
auch tropische haben sich auf die Haltung von Blattoder Wurzelläusen spezialisiert (wie etwa die Glänzend
Schwarze Holzameise Lasius fuliginosus oder die Gelbe
Wiesenameise Lasius flavus). Diese saugen Pflanzensäfte
aus geeigneten Pflanzenarten und produzieren Honigtau, der begierig von Ameisen ‚gemolken’ wird. Die
Blattläuse genießen im Gegenzug den - in einer gefährlichen Welt mit räuberischen Marienkäfern nicht hoch
genug einzuschätzenden – Schutz durch die Ameisen.
Blattschneiderameisen – Pilzzüchter Amerikas
Zero Emission Konzepte werden momentan als zukunftweißende Technologien heiß diskutiert. Eine der
momentan schon bestentwickeltsten Konzepte ist die
Veredelung von pflanzlichen Abfällen durch Pilze. Hier-
bei werden Pilzkulturen auf pflanzlichen Abfällen aus
anderen Produktionsprozessen gezüchtet. Die Pilze
werden anschließend wiederum in einer vielfältigen
Form durch den Menschen genutzt. Das innovative
Konzept der Pilzzucht auf Pflanzenmaterial wurde längst
von der Natur erfunden – durch Ameisen. Die in riesigen Kolonien lebenden Blattschneiderameisen Amerikas
(wie etwa Atta sexdens), die mittlerweile auch in einigen
Zoos Einzug gehalten haben, ernähren sich von auf
Pflanzenmaterial gezüchteten Pilzen. Die Ameisen
schneiden mit ihren Mundwerkzeugen, den Mandibeln,
transportierbare Blattstücke aus Blättern von Bäumen
und Sträuchern aus, die von den Ameisen zum Nest
transportiert werden. Der Transport findet meist auf
Straßen statt, die durch die Masse an ‚wandernden’
Blattstückchen grün eingefärbt sind. Im Nest angelangt,
werden die Blattstücke von kleineren Ameisen weiter
zerstückelt, mit Speichel vermengt und anschließend an
einen Pilz verfüttert. Der Pilz, der ausschließlich in Gemeinschaft mit den Ameisen vorkommt, wächst auf dem
angebotenen Substrat bestens heran und kann nach
einiger Zeit von den Ameisen abgeerntet werden.
Amazonenameisen – arbeitsunfähige Sklavenhalter
Die Amazonenameise Polyergus rufescens gehört zu den
wohl interessantesten heimischen Arten. Diese Ameisenart unternimmt großangelegte Raubzüge, in denen sie
die Larven und Puppen anderer Ameisenstaaten raubt.
Die Arbeiterinnen der überfallenen Ameisenarten werden von den dolchartigen Mandibeln der Angreifer eliminiert oder durch einen Propaganda-Duftstoff zur
Flucht getrieben. Die Larven und Puppen werden zum
Nest der Amazonenameise transportiert, wo die geschlüpften Arbeiterinnen den Rest ihres Lebens als ‚Sklaven’ verbringen: Die Arbeiterinnen der Amazonenameise sind selbst nicht mehr in der Lage typische Nestaufgaben, wie die Versorgung der Brut oder die Nahrungsbeschaffung durchzuführen. Diese müssen daher von den
Arbeiterinnen der überfallenen Kolonien erledigt werden. Polyergus rufescens gilt in Deutschland als stark
gefährdet. Ihre Bestände sind stark rückläufig. Wer einmal einen Raubzug der Amazonenameisen in Natura
beobachten will, sollte sich in den Sommermonaten in
die Trocken- und Halbtrockenrasengebiete der südlichen Bundesländer begeben.
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Treiberameisen – Hunnen und Tartaren der Insektenwelt
Ähnliche Überfälle wie bei den Amazonenameisen, aber
in einem insgesamt größeren Ausmaß, werden von den
tropischen Treiberameisen vollführt. Die ‚Hunnen und
Tartaren der Insektenwelt’ leben in gigantischen Kolonien von bis zu 20 Millionen Individuen, die von einer
einzigen Königin (ca. 5 cm groß) erzeugt werden.
Im tropischen Regenwald stellen Treiberameisen die
vielleicht bedeutendsten Räuber dar. Treibnetzartig
durchstreifen die Ameisen der ostafrikanischen Art
Dorylus molestus in Millionenheeren den Waldboden.
Hier jagen und töten sie sämtliche Tiere, meist Insekten,
die nicht in der Lage sind zu fliehen oder über andere
geeignete Schutzmechanismen verfügen. Die erbeuteten
Organismen werden in feine Portionen zerschnitten und
über - von angriffslustigen Soldaten bewachten Strassen
- zurück zum Nest transportiert. Jeder einzelne Raubzug
kann mehr als 100 m lang sein und eine Fläche von mehr
als 1000 m² erfassen. Im Laufe von wenigen Tagen räumen die Treiberameisen sukzessiv das Regenwaldgebiet
in der Nähe ihres Nestes aus. Nach einigen Tagen jedoch, wahrscheinlich dann wenn die Nahrungsvorräte
zunehmend knapper werden, gibt die Kolonie ihren
alten Nestplatz auf, zieht in einem großen Wanderungszug zu einem neuen Nest und fällt über die hier noch
nahrungsreichen Jagdgründe her.
Die Raubzüge von Treiberameisen gelten als Schlüsselprozesse in tropischen Regenwaldökosystemen, die für
die Erhaltung der reichen Artenvielfalt entscheidend
sind: In den durch Raubzüge ausgebeuteten Flächen
findet im Laufe einiger Wochen eine Sukzession innerhalb der Insektenfauna statt. In den ersten Phasen der
Sukzession wandern ‚Pionierarten’ in die ‚leeren’ Flächen ein, die über sehr gute Verbreitungsfähigkeiten
verfügen (z.B. geflügelte Insekten). Später stoßen auch
andere Arten dazu. Meist können sich diese späteren
Einwanderer -wenn einmal ansässig- aber besser durchsetzen und verdrängen im Laufe der Zeit die Pioniere.
Nach einiger Zeit werden aber auch sie wieder Opfer der
Treiberameisen und ein Regenerationszyklus kann von
neuem beginnen. Ein Aussterben der Treiberameisen
würde zur Folge haben, dass nach einiger Zeit nur noch
die am besten konkurrierenden Arten – meist die späten
Einwanderer - vorherrschen und die Pionierarten verschwinden würden. Die Aktivität der Treiberameisen gilt
daher als Garant für die Erhaltung der tropischen Artenvielfalt.
Was kann der Einzelne tun?
Ameisen sind wichtige Komponenten im naturnahen
Garten
Ameisen sind in der Zivilisationslandschaft meist ungeliebte Gäste. Während sie im Haus keine allzu große
Funktion haben, sind sie im naturnahen Garten bedeutende Komponenten des Ökosystems. Hier sorgen Sie
für eine natürliche ‚Reinigung’ und die Erhaltung eines
ökologischen Gleichgewichts: Aas oder tote Insekten
werden schnell und effizient entfernt. Und als bedeutende Räuber im Ökosystem halten sie die Populationen
von zahlreichen Insekten- und Spinnenarten niedrig.
Auch für die Verbreitung vieler typischer Wildpflanzen
wie der Weißen Taubnessel (Lamium album) oder des
Schöllkrauts (Chelidonium majus) sind Ameisen wichtig:
Die Samen dieser so genannten ‚myrmecochoren’ (=
durch Ameisen verbreiteten) Pflanzen besitzen ein fettreiches, ameisenlockendes Anhängsel, das von den Ameisen zusammen mit dem Samen ins Nest getragen
wird. In der Umgebung des Nestes findet der Same bzw.
die Pflanze bessere Keimungs- und Wachstumsbedingungen vor. Eine Beziehung zu beiderseitigem Vorteil –
gut für die Pflanze und gut für die Ameise.
Ameisen als ‚Gartenschädlinge’
Trotz vieler guter Eigenschaften haben Ameisen im Garten auch ihre für den Gärtner schlechten Eigenschaften.
Viele Ameisenarten pflegen eine gute Beziehung zu
Blatt- und Wurzelläusen. Blatt- und Wurzelläuse werden
von den Ameisen als Nutztiere auf vielen Pflanzen
‚gehalten’. Sie produzieren Honigtau, den Ameisen als
Nahrung nutzen, und genießen im Gegenzug den Schutz
vor Fressfeinden. Diese für Ameisen und Blatt- wie Wurzelläuse erfolgreiche Zusammenarbeit ist dem Gärtner
häufig ein Dorn im Auge. Die von Laus & Ameise befallenen Pflanzen verlieren einen Teil der produzierten
Energie und können bei starkem Befall unter Kümmerwuchs leiden. Dies ist vor allem im Falle von Nutzpflanzen besonders ärgerlich und es stellt sich dann die Frage:
Wie werde ich die Ameisen wieder los?
Wird der Befall von Pflanzen durch Blatt- oder Wurzelläuse zu groß, greift der Gärtner, um seine Ernte zu
retten, gerne zu geeigneten Mitteln der Ameisenbekämpfung. Dabei verbietet sich im naturnahen Garten der
Einsatz von chemischen Giften. Eine schonende Methode zum Loswerden der unliebsamen Gäste ist das ‚Umpflanzen’ von Ameisenkolonien: Blumentöpfe werden
mit feuchter Stroh/Holzwolle gefüllt und umgedreht
über die Kolonien von Ameisen gestülpt. Nach einiger
Zeit zieht das Volk in den warmen Tontopf mitsamt
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Königin und Brut. Die Kolonie kann anschließend im
Topf zu einer anderen, geeigneteren Stelle getragen werden und wieder aus dem Topf entlassen werden. Ameisen scheinen sich auch durch einige biologische Mittel
vergrämen zu lassen: Zur Vertreibung von Ameisen
kann Wermutjauche eingesetzt werden (300 Gramm
Frisches oder 30 Gramm getrocknetes Kraut in zehn
Liter Wasser etwa 14 Tage vergären lassen), welche direkt über die Ameisenbauten gegossen wird. Eine andere
Möglichkeit ist das Auspflanzen oder Verteilen eines
Aufgusses von Aromapflanzen wie Lavendel, Thymian
oder Majoran, deren Düfte Ameisen widerstreben.
Zugänge zum Haus, welche von den Ameisen benutzt
werden, mit Silikon verschlossen werden und (2) Lebensmittel, insbesondere Süßigkeiten, sorgfältig aufbewahrt und nicht offen liegen gelassen werden.
Auch das Ausstreuen von Algenkalk oder alter Kaffeesatz
- bevorzugt auf den Ameisenstraßen oder im Nestbereich - soll die unliebsamen Gäste wirkungsvoll vertreiben.
NABU (2002) Bienen, Wespen und Hornissen. Kein
Grund zur Panik!. Die Broschüre informiert über die
Gruppe der Hautflügler. Auch ein Kurztext über
Ameisen ist darin zu finden. Die Broschüre ist gegen
1,50 € zuzüglich Porto bei der NABUBundesgeschäftsstelle erhältlich.
Insgesamt sollten bei allem Frust, den ein übermäßiger
Befall der Gartenpflanzen durch Ameisen erzeugen
kann, ihre essentiellen und nützlichen Eigenschaften im
Haushalt der Natur nicht vergessen werden!
Ameisenbekämpfung im Haus
Die Faszination für Ameisen hört spätestens dann auf,
wenn eine Ameisenstrasse durch das eigene Wohnzimmer in die Küche zieht. Ameisen machen, sofern sie
geeignete Nistmöglichkeiten und Nahrung finden, vor
keinem Gebäude halt. Selbst die Trakte großer im Stadtzentrum liegender Krankenhäuser sollen zwischen rivalisierenden Kolonien und Arten aufgeteilt werden. Solche
Gäste (wie die Pharaoameise) sind meist bei Naturschützern wie Krankenhauspersonal gleichsam unbeliebt,
handelt es sich doch hierbei oftmals um aus tropischen
Gefilden eingeschleppte Arten – so genannte invasive
Arten (auch Neozoen genannt). Diese fühlen sich unter
den ganzjährig frostfreien klimatischen Verhältnissen im
Inneren der Gebäude pudelwohl, noch dazu wo ihre
natürlichen Feinde vollkommen fehlen.
Wie wird man die ungebetenen Gäste im Haus wieder
los? Eine Methode zur Vergrämung von Ameisen im
Haus besteht darin, die betroffenen Stellen mit Zimt zu
bestreuen und dann mit konzentriertem Lavendelöl zu
beträufeln. Auch andere Öle wie z.B. Thymian-, Nelkenund Paraffinöl haben sich in ihrer Wirkung bereits bewährt. Des Weiteren kann der Fußboden mit Zitronenessig oder Essigessenz geputzt werden. Hierdurch werden die bestehenden, durch Duftnoten von den Ameisen
markierten, Ameisenstrassen wirkungsvoll aufgelöst. Die
getränkten Putzlappen werden vor die Einschlupfstellen
gelegt und immer feucht gehalten. Diesen Vorgang öfters
wiederholen. Am wichtigsten ist es jedoch, dass (1) die
Weitere Quellen
NABU (2001): Gartenlust. Für mehr Natur im Garten.
Die Broschüre informiert über das Anlegen eines naturnahen Gartens. Die Broschüre ist gegen 1,00 € zuzüglich Porto bei der NABU-Bundesgeschäftsstelle
erhältlich.
Hölldobler B., Wilson E. O. (1990) Ants. The Belknap
Press of Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts. 3,5 Kilo. Ganz in Englisch gehalten, keine
deutsche Übersetzung. Das Standard-Werk über
Ameisen schlechthin, von den wohl bekanntesten
Ameisenforschern weltweit geschrieben. Mit dem
Pulitzer Preis ausgezeichnet. Ein hervorragend illustriertes und geschriebenes Fachbuch, das die bisher
umfassendste Darstellung der Biologie von Ameisen
präsentiert.
Hölldobler B., Wilson E. O. (1995) Ameisen. Die Entdeckung einer faszinierenden Welt. Birkhäuser Verlag,
Basel. 265 S. Der Würzburger Zoologieprofessor Bert
Hölldobler und der Harvard-Biologe Edward O. Wilson haben es mit diesem Buch geschafft, die Schönheit und Faszination einer sonst eher als Mauerblümchen präsentierten Tiergruppe auf eine ungemein spannende und absolut lesenswerte Art zu
vermitteln (inkl. vieler hervorragender Abbildungen). Auch als Taschenbuch erhältlich.
Seifert, B. (1996) Ameisen beobachten, bestimmen.
Naturbuch Verlag, Augsburg. 352 S. Das aktuelle Bestimmungsbuch für die heimischen Ameisenarten.
Mit vielen Farbabbildungen ausgestattet, bietet das
Buch neben dem illustrierten Bestimmungsschlüssel
viele Hintergrundinformationen zur Biologie, Ökologie und zum Gefährdungsstatus von Ameisen in
Deutschland.
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Ansprechpartner
NABU-Bundesfachausschuss Entomologie – BAG Hymenopteren (Bienen, Wespen, Ameisen), Melanie von
Orlow, Liesborner Weg 13, 13507 Berlin, Tel. 01636859596, E-Mail: [email protected]
NABU-Bundesgeschäftsstelle, 53223 Bonn, Tel. 02284036-0, Fax: 0228-4036-200
Deutsche Ameisenschutzwarte, Eva M. Kucher-Tetzlaff,
Klosterhof Allerheiligen, 77728 Oppenau, Tel. 078041200, Fax: 07804-1254, E-mail:
[email protected], Homepage:
www.ameisenschutzwarte.de
NABU Landesverbände
NABU Baden-Württemberg: Tübinger Str. 15, 70178 Stuttgart. NABU-Partner Bayern – Landesbund für Vogelschutz
(LBV): Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein. NABU Berlin: Wollankstr. 4, 13187 Berlin. NABU Brandenburg: Lindenstr.
34, 14467 Potsdam. NABU Bremen: Contrescarpe 8, 28203 Bremen. NABU Hamburg: Osterstr. 58, 20259 Hamburg.
NABU Hessen: Friedenstr. 26, 35578 Wetzlar. NABU Mecklenburg-Vorpommern: Zum Bahnhof 24, 19053 Schwerin.
NABU Niedersachsen: Calenberger Str. 24, 30169 Hannover. NABU Nordrhein-Westfalen: Merowingerstr. 88, 40225
Düsseldorf. NABU Rheinland-Pfalz: Frauenlobstr. 15-19, 55118 Mainz. NABU Saarland: Antoniusstr. 18, 66882 Lebach. NABU Sachsen: Löbauer Str. 68, 04347 Leipzig. NABU Sachsen-Anhalt: Schleinufer 18a, 39104 Magdeburg.
NABU Schleswig Holstein: : Färberstr. 51, 24534 Neumünster. NABU Thüringen: Leutra 15, 07751 Jena.
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© NABU Bundesverband
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Stand: 2006
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