Information Engineering FB Informatik und Informationswissenschaft Universität Konstanz Informationsmanagement Vorlesung WS 07/08 Prof. Dr. Marc H. Scholl Folien weitestgehend von Prof. Keim übernommen Organisatorisches (1) • Vorlesung – Mo. 10:15 - 11:45 in Hörsaal C 252 – Do. 12:15 - 13:45 in Hörsaal R 511 • Dozent Prof. Dr. Marc H. Scholl Email: Tel.: Raum: [email protected] 07531/88-4432 E 211 • Sprechstunde nach Vereinbarung (per Email) • Folienskript – zum Download als PDF – „Lückentexte“ (daher auch manchmal „fehlende“ Seitennummern) – ersetzt nicht das Nachlesen in einem Lehrbuch! Informationsmanagement, WS 2007/08 1-2 Organisatorisches (2) • Übungen Di. 14:15 - 15:45 in D 247 [Mi. 14:15 - 15:45 in D 247] • Assistentin Svetlana Mansmann E 203 Tel. 88-4039 • Sprechstunde: nach Vereinbarung ( per Email ) • HiWis: Sören Schubert, Halldór Janetzko • Wichtig: Übungsblätter werden jeweils Montags ins Netz gestellt. Bearbeitete Übungsblätter müssen montags vor der Vorlesung (also bis 10:00h) ausgedruckt abgegeben oder über die Upload-Funktion elektronisch eingereicht werden! Informationsmanagement, WS 2007/08 1-3 Organisatorisches (3) • Vergabe des Leistungsnachweises und der Credit Points – über erfolgreich bestandene Abschluss-Klausur, d.h. Erreichen von mind. 50% der möglichen Klausurpunkte – Zulassung zur Klausur: mind. 50% der Punkte jedes Übungsblattes – Übungsaufgaben können in max. 2-er Gruppen bearbeitet werden – Klausurtermin und Anmeldeprozedur werden noch bekannt gegeben • Informationen zur Vorlesung im Web unter http://www.inf.uni-konstanz.de/dbis/teaching/ – – – – zum Download: Vorlesungsunterlagen und Übungsblätter zum Upload: Lösungen der Übungen Ankündigungen, Mitteilungen Tragen Sie sich bitte auch über das Account-Tool für diese Lehrveranstaltung ein (-> autom. generierte Mailingliste) Informationsmanagement, WS 2007/08 1-4 Überblick über die Vorlesung (1) 1 Einführung 1.1 Überblick 1.2 Terminologie 2 Grundlagen 2.1 Grundlagen des Informationsmanagements 2.1.1 Strategisches Informationsmanagement 2.1.2 Administratives Informationsmanagement 2.1.3 Operatives Informationsmanagement 2.2 Grundlagen des Datenmanagements 2.2.1 Begriff des Informationssystems 2.2.2 Idee und Aufgaben von Datenbanksystemen 2.2.3 Datenmodelle und Architektur 2.3 Grundlagen des Software-Managements 2.3.1 Idee und Aufgaben des Software-Managements 2.3.2 Vorgehensmodelle und Phasen des Software-Lebenszyklus 2.3.3 Phasen des Software-Managements Informationsmanagement, WS 2007/08 1-5 Überblick über die Vorlesung (2) 3 Modellierung statischer Information (Datenbanken) 3.1 Entity-Relationship Modell 3.2 Relationale Datenmodellierung 3.3 Entwurfstheorie 3.4 Objektorientierte Datenmodellierung 3.5 Modellierung textueller Information (XML) 4 Modellierung dynamischer Information (Software) 4.1 Software Modellierung (UML) 4.2 Workflow-Modellierung 4.3 Dialog-Modellierung Informationsmanagement, WS 2007/08 1-6 Überblick über die Vorlesung (3) 5 Effiziente und Effektive Verarbeitung von Information 5.1 Suche nach Information 5.1.1 Datenbankanfragesprachen 5.1.2 Information Retrieval 5.2 Analyse von Information 5.2.1 Überblick über den Datenanalyseprozeß 5.2.2 Data Warehousing und Data Mining 6 Visualisierung von Information 6.1 Klassifikation 6.2 Beispiele 7 Ausblick Informationsmanagement, WS 2007/08 1-7 Literaturhinweise (1) • L. J. Heinrich, F. Lehner: Informationsmanagement: Planung, Überwachung und Steuerung der Informationsinfrastruktur, R. Oldenbourg Verlag, 2005 • A. Kemper, A. Eickler: Datenbanken - Eine Einführung, R. Oldenbourg Verlag, 6.Auflage, 2006 • A. Heuer, G. Saake: Datenbanken - Konzepte und Sprachen, International Thomson Publishing, 2. Auflage, 2000 • A. Heuer, G. Saake, K.-U. Sattler: Datenbanken kompakt, International Thomson Publishing, 2003 • R. Elmasri, S. B. Navathe: Grundlagen von Datenbanksystemen, Pearson Studium, 3. Auflage, 2002 • G. Vossen: Datenbankmodelle, Datenbanksprachen und DatenbankManagement-Systeme, R. Oldenbourg Verlag, 3. Auflage, 1999 Informationsmanagement, WS 2007/08 1-8 Literaturhinweise (2) • A. Silberschatz, H. F. Korth, S. Sudarshan: Database System Concepts, McGraw-Hill, 4. Auflage, 2002 • G. Saake, I. Schmitt, C. Türker: Objektdatenbanken, International Thomson Publishing, 1997 • M. Vetter: Objektmodellierung, B. G. Teubner, 1998 • C. Batini, S. Ceri, S. B. Navathe: Conceptual Database Design - An EntityRelationship Approach, Benjamin Cummings, 1991 • B. Oestereich: Analyse und Design mit UML 2.1 , R. Oldenbourg Verlag, 2006 • M. Born, E. Holz, O. Kath, Softwareentwicklung mit UML 2. Addison-Wesley, München,2004 • L. Balzert: Lehrbuch der Software-Technik, Spektrum Akademischer Verlag, 2. Auflage, 2000 • B.-U. Pagel, H.-W. Six: Software Engineering Band I, Addison-Wesley, 1994 Informationsmanagement, WS 2007/08 1-9 Literaturhinweise (3) • P. Stevens, R. Pooley: UML – Softwareentwicklung mit Objekten und Komponenten, Pearson Studium, 2001 • I. Sommerville: Software Engineering, Pearson Studium, 6. Auflage, 2001 • J.-H. Wieken: Der Weg zum Data Warehouse, Addison-Wesley, 1999 Informationsmanagement, WS 2007/08 1-10 Hinweise zum erfolgreichen Lernen • Sich den Stoff fortlaufend erarbeiten. • Übungsaufgaben selbstständig lösen. • Vor- und Nachbereitung anhand von Büchern / mit Kommilitonen. • Fragen! • „Code of Ethics“: suchen Sie mal nach university code of ethics in Ihrer bevorzugten Suchmaschine ... Informationsmanagement, WS 2007/08 1-11 1 Einführung 1.1 1.2 Überblick Terminologie Terminologische Grundlagen Was ist Information? Fragen: Information = Nachrichten? Information = Daten? Information = Wissen? Der Duden sagt: "Auskunft, Nachricht, Belehrung" Informationsmanagement, WS 2007/08 1-13 Informationsbegriff • Etymologie (lat. informare) "eine Form, eine Gestalt geben" • Definitionsversuche "Information ist eine gegenwarts- und praxisbezogene Mitteilung über Dinge, die uns im Augenblick zu wissen wichtig sind." (nach Seiffert 1971) "Information umfaßt eine Nachricht zusammen mit ihrer Bedeutung für den Empfänger." (nach Informatik-Duden 1988) "Information ist handlungsbestimmendes Wissen über historische, gegenwärtige und zukünftige Zustände der Wirklichkeit und Vorgänge in der Wirklichkeit." (nach Heinrich 1999) Informationsmanagement, WS 2007/08 1-14 Daten und Wissen • … – Menge von Fakten, die formatiert und maschinell verarbeitbar festgehalten und explizit bekannt sind (z.B. elektronisch in der vorgegebenen Struktur einer Datenbank oder als unstrukturierter Volltext) – Beispiel: 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89 • … – Menge von explizit und implizit bekannten Fakten und Zusammenhängen/Regeln – Beispiel: Fibonacci-Zahlen • … sind i.d.R. eine Teilmenge des Informationsmanagement, WS 2007/08 … 1-15 Daten - Beispiel Daten haben nur eine syntaktische Dimension! Informationsmanagement, WS 2007/08 1-17 Information - Beispiel Tabelle der BAT-Grundvergütungen (West; monatlich in Euro, ab 5/04) für die Angestellten der Vergütungsgruppen I bis X nach Vollendung des 21. bzw. 23. Lebensjahres Information hat auch eine semantische Dimension! Informationsmanagement, WS 2007/08 1-18 Wissen - Beispiel • "Je älter die BAT-Angestellten sind, desto höher ist ihre Grundvergütung" • "Die Grundvergütung der BAT I-Angestellten steigt alle zwei Jahre jeweils mit der Vollendung eines 'ungeraden' Lebensjahres um mindestens 163,26 Euro" • Mit Wissen (implizite) Informationen ableiten – Mit der Information, dass ein BAT I-Angestellter zurzeit mit 3011,68 Euro vergütet wird, weiß man auch aufgrund der zweiten Regel, dass die Grundvergütung dieses Angestellten in zwei Jahren mind. 3174,94 Euro betragen wird (unter der Prämisse, dass es bis dahin keine Tarif/Regeländerung gibt und der Angestellte weiterhin der Vergütungsgruppe BAT I angehört) Informationsmanagement, WS 2007/08 1-19 Daten, Wissen und Information Datenmodell/Datenrepräsentation Information wird zugetragen … Datenverarbeitung/ Datenanalyse … + Wissensverarbeitung/ Anwendung von Regeln … Wissensrepräsentation (Regeln, Gesetze) Wissen = “gesicherte Erkenntnis” Informationsmanagement, WS 2007/08 Abbau von Unwissen, Unsicherheit 1-20 Repräsentation von Daten und Wissen • Objekte, Tabellen Buch • Ableitungsregeln • Integritätsbedingungen, Trigger BuchID Titel Jahr ISBN 1369 Objektdatenbanken 1997 3-8266-0258-7 4711 Datenbanken 1995 3-8266-0619-1 ... ... ... ... • Programme, Prozeduren, Funktionen • Text • Bild, Audio, Video (Multimedia) • Web-Seiten • ... Informationsmanagement, WS 2007/08 1-22 Interdisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Informationsbegriff • Informatik • Informationswissenschaft • Nachrichtentechnik / Statistik • Elektrotechnik / Informationstechnik • Kommunikationswissenschaft • Linguistik • Biologie • Künstliche Intelligenz • Philosophie Informationsmanagement, WS 2007/08 1-23 Nachrichtentechnischer Informationsbegriff • Reduzierung von Information auf Nachricht • Nachrichtentechnischer Informationsbegriff versucht, Informationsgehalt eines Zeichens zu ermitteln – gemessen durch statistische Auftretenswahrscheinlichkeit eines Zeichens • Ziel: quantitative Aussagen über den Informationsgehalt von Zeichenketten • Problem: keine Berücksichtigung von Sender, Empfänger, Anwendungskontext, Zweck, etc. Informationsmanagement, WS 2007/08 1-24 Datenorientierter Informationsbegriff • Reduzierung von Information auf Daten Information = verfügbarer Datenbestand • technisch orientiert • Datenverwaltung = Informationsverwaltung • Problem: nur im vorgegebenen Anwendungskontext verwendbar Informationsmanagement, WS 2007/08 1-25 Informationswissenschaftlicher Informationsbegriff • Differenzierung: Information und Wissen • Wissen ist der Bestand an Modellen über Objekte und Sachverhalte der Welt, die in Individuen, in Gruppen etc. vorhanden sind • Information ist immer gebunden an einen spezifischen Problemlösungszusammenhang – Im Problemlösungsprozeß werden Daten und Wissen in Information transformiert • "Information ist Wissen und Daten in Aktion" • Information kommt in einem Kommunikationsprozeß zustande – Situation und Kontext des Informationserzeugers (Senders) und Informationsverarbeiters (Empfängers) sind relevant Informationsmanagement, WS 2007/08 1-26 Ebenen der Informationsübermittlung (nach Gitt 2000) ... Ergebnisaspekt (Wirkung beim Empfänger) ... Handlungsaspekt (Absicht des Senders) ... Sender Bedeutung (z.B. Wert ist in € angeben) Empfänger ... strukturelle Merkmale (z.B. Satzbau und Anordnungen) … rein mathematische Eigenschaften (z.B. Anzahl der Buchseiten/Zeichen) Informationsmanagement, WS 2007/08 1-27 Shannonsche Informationstheorie (1) • Informationsgehalt (Shannon 1948) Maß dafür, wie viel Information eine diskrete Nachricht enthält, die vom Sender an Empfänger übermittelt wird • Grundidee: Informationsgehalt = Gehalt an Neuem – Nachricht = ... – „Neues“ wird in diesem Zusammenhang als Auftreten von seltenen Zeichen (geringe Wahrscheinlichkeit) interpretiert – Information liegt nur dann vor, wenn sie ... – Information ist Maß für Unwahrscheinlichkeit eines Ereignisses, Unwahrscheinlichen Nachrichten misst man ... • Lediglich die statistische Dimension der Information wird erfasst, d.h. Information wird auf bedeutungsfreien Aspekt eingeengt Informationsmanagement, WS 2007/08 1-29 Shannonsche Informationstheorie (2) Vorraussetzung: • Wahrscheinlichkeiten für Auftreten einzelner Zeichen / Nachrichten voneinander unabhängig • Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines beliebigen Zeichens xi ist pi=1/N Definition des Informationsgehalts nach Shannon, so dass gelten soll: i. Informationsgehalte von k unabhängigen Nachrichten (Zeichen, Folge von Zeichen) addieren sich, d.h. es soll eine Beziehung der Form ............................. gelten ii. Informationsgehalt I einer Nachricht steigt mit zunehmender „Überraschung“, d.h. mit abnehmender Wahrscheinlichkeit pi eines Zeichens xi steigt sein Informationsgehalt I , ... iii. Im einfachsten symmetrischen Fall, wenn der Zeichenvorrat aus nur zwei Zeichen besteht die gleich häufig auftreten (p1=0.5 und p2=0.5), sei dem Informationsgehalt I eines solchen Zeichens ... Informationsmanagement, WS 2007/08 1-31 Shannonsche Informationstheorie (3) Berechnung Informationsgehalt • Nach Wahrscheinlichkeitsrechung gilt für 2 unabhängige Nachrichten: (1) • Forderung (i) wird erfüllt, wenn Gleichung (1) logarithmiert wird. Forderung (ii) wird erfüllt, indem statt der Wahrscheinlichkeiten p1 und p2 deren Kehrwerte verwendet werden: (2) • Die noch offene Basis des Logarithmus wird durch (iii) festgelegt: (3) Informationsmanagement, WS 2007/08 1-33 Shannonsche Informationstheorie (4) Entropie H: Informationsgehalt: p(xi) = Wahrscheinlichkeit, dass Zeichen xi auftritt n = Anzahl Zeichen in einer Zeichenkette N = Anzahl verschiedener Zeichen eines Zeichenvorrates Iges=Informationsgehalt der gesamten Zeichenkette Informationsmanagement, WS 2007/08 1-35 Shannonsche Informationstheorie: Beispiel • Beispiel: Informationsgehalt einer n-stelligen natürlichen Zahl (alle 10 Ziffern seien gleichwahrscheinlich) – Auftrittswahrscheinlichkeit einer Ziffer: – Informationsgehalt einer Ziffer: – Informationsgehalt einer n-stelligen nat. Zahl: Informationsmanagement, WS 2007/08 1-37 Syntax • Definition in der Sprachwissenschaft: Die Syntax (griech. syntaxis, Zusammenstellung) behandelt die Muster und Regeln, nach denen Wörter zu größeren funktionellen Einheiten wie Phrasen und Sätzen zusammengestellt und Abhängigkeiten zwischen diesen formuliert werden • Syntax wird in der Informatik durch eine formale Grammatik festgelegt, um bei einer formalen Sprache (z. B. Programmiersprachen) erlaubte Konstruktionen festzulegen und unerlaubte Konstruktionen auszuschließen. • Die Backus-Naur-Form oder Backus-Normalform, kurz BNF ist eine kompakte formale Metasyntax, die benutzt wird, um kontextfreie Grammatiken darzustellen. Hierzu zählt die Syntax gängiger höherer Programmiersprachen. Sie wird auch für die Notation von Befehlssätzen und Kommunikationsprotokollen verwendet. Informationsmanagement, WS 2007/08 1-39 Syntax: BNF Grundlagen (1) • Komponenten der BNF: • Terminalsymbole (terminals) = sichtbare (elementare) Zeichen Bsp: (A,a,B,b,...,0,1,...) • Nicht-Terminalsymbole (non-terminals, häufig in <spitzen Klammern> dargestellt) • Ableitungsregeln, in denen Nicht-Terminalsymbole definiert werden: ::= wird zur Definition verwendet | (vertikaler Strich) dient als Alternative (log. EXKLUSIVES ODER), • Beispiele: • Alternative: <Ziffer> ::= 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 , d.h. Ziffer kann 0,1,...,9 sein • Sequenz, wobei Terminalsymbole und Nicht-Terminalsymbole als Element auftreten dürfen <Zweistellige Zahl> ::= <Ziffer> <Ziffer> <Zehn bis Neunzehn> ::= 1 <Ziffer> <Zweiundvierzig> ::= 4 2 • Rekursion <Positive Zahl> ::= <Ziffer> | <Ziffer> <Positive Zahl> Informationsmanagement, WS 2007/08 1-40 Ein einfaches Syntaxbeispiel • Beispiel-Syntax gemäß folgender BNF - Form: – <Exp>::= <GanzeZahl> | <Exp> <Exp>|<Exp> <Exp>| <Exp> <Exp>| `[`<Exp>`]` – <GanzeZahl> ::= `-` <Zahl> | <Zahl> – <Zahl> ::= <Ziffer> | <Ziffer> <Zahl> – <Ziffer> ::= `0` | `1` | `2` | `3 `| `4` | `5` | `6` | `7` | `8` | `9` Eine Syntaxanalyse besteht aus der Rückführung eines Ausdrucks auf das Nicht-Terminalsymbol <Exp>: 37 73 35 7 2.5 10 7 6 [4 8 9] Informationsmanagement, WS 2007/08 1-41 Ein weiteres Syntaxbeispiel • Beispiel-Syntax gemäß folgender BNF - Form: <postanschrift> ::= <persönlich> ::= <namenteil> ::= <strassenteil> <stadtteil> ::= ::= Hans Müller H. Müller Universitätsstr. 10 D-78457 Konstanz D-78457 Konstanz Universitätsstr. 10 EOL bedeutet "end of line" Informationsmanagement, WS 2007/08 1-43 Und noch ein Syntaxbeispiel (1) • Beispielcode eines Java-Programms public class HelloWorld { public HelloWorld () { System.out.println(“Hello World”); } public static void main(String[] args) { HelloWorld hw = new HelloWorld(); } } Informationsmanagement, WS 2007/08 1-45 Und noch ein Syntaxbeispiel (2) • Definition einer Programmiersprache <Klasse> ::= <Bezeichner> :: = <Restbezeichner> ::= <Buchstabe oder Ziffer> ::= <Buchstabe> ::= <Ziffer> ::= public class HelloWorld { … } Informationsmanagement, WS 2007/08 Klassendefinition (Vorlage für ein Objekt) 1-47 Und noch ein Syntaxbeispiel (3) • Definition einer Programmiersprache <methoden> ::= <methode> ::= <static> <rueckgabetyp> <m_parameter> <parameter> <typ> <array> ::= ::= ::= ::= ::= ::= public static void main(String[] args) { … } Informationsmanagement, WS 2007/08 Methodendefinition 1-49 Und noch ein Syntaxbeispiel (4) • Definition einer Programmiersprache <befehle> ::= <befehl> ::= <funktionsaufruf> ::= <m_bezeichner> ::= <objekt> ::= <variablendeklaration> ::= <berechnung> <operand> <wert> ::= ::= ::= System.out.println(“Hello World”); Informationsmanagement, WS 2007/08 Befehle 1-51 Syntaxüberprüfung • „Vorwärts“: • „Rückwärts“: Informationsmanagement, WS 2007/08 1-53 Syntaxbäume • Analyse eines Textes anhand einer Syntaxdefinition kann in Form eines Syntaxbaumes dargestellt werden. • Beispiel (siehe vorn): – – – – <Exp>::= <GanzeZahl> | <Exp> <Exp>|<Exp> <Exp>| <Exp> <Exp>| `[`<Exp>`]` <GanzeZahl> ::= `-` <Zahl> | <Zahl> <Zahl> ::= <Ziffer> | <Ziffer> <Zahl> <Ziffer> ::= `0` | `1` |` 2` | `3 `|` 4` |` 5` | `6` | `7` | `8` |` 9` – Analyse von „6 [4 8 9]“ liefert: Informationsmanagement, WS 2007/08 1-55 Syntaxsprache BNF • Vorteil: – Syntax formal exakt, ohne die Ungenauigkeiten natürlicher Sprachen, darstellbar • Beachte: – Auch diese „Meta“-Sprache (Sprache zur Definition von Sprachen) muss irgendwo definiert werden. – In der Praxis wird oft eine erweiterte BNF (EBNF) verwendet, die noch nützliche Abkürzungen bietet. Informationsmanagement, WS 2007/08 1-56 Semantik Der Duden sagt: „Lehre von der Bedeutung sprachlicher Zeichen“ In der Informatik: „Lehre und Wissenschaft von der Bedeutung von Programmen oder allgemein der Bedeutung von syntaktischen Konstrukten“ Je nach Kontext unterscheidet man Semantik eines Programms, Semantik einer Programmiersprache und Semantik von Programmiersprachen. Bsp: unsigned int function fak (unsigned int i) { if (i==0) return 1 else return (i * fak (i-1) ); } Obwohl Informatiker sofort erkennt, dass diese Funktion die Fakultät berechnet, handelt es sich zunächst um reine Syntax. Informationsmanagement, WS 2007/08 1-57 Ein einfaches Semantikbeispiel (1) • Semantik ( S sei Semantikfunktion S (Exp)→ Z ): für alle e, e1,e2,e3 ∈ Exp gilt: – S (e) = `e`, `e` ∈ ganze Zahlen Z – S (e1 e2) = e1 * e2 (Multiplikation) – S (e1 e2) = e1 + e2 (Addition) – S (e1 e2) = e1 - e2 (Subtraktion) – – – – – – – S (e1 e2 e3) = S(e1 S(e2 e3)) S (e1 e2 e3) = S(e1 S(e2 e3)) S (e1 e2 e3) = S(S(e1 e2) e3) S (e1 e2 e3) = S(S(e1 e2) e3) S (e1 e2 e3) = S(e1 S(e2 e3)) = S(S(e1 e2) e3) S (e1 e2 e3) = S(S(e1 e2) e3) = S(e1 S(e2 e3)) S( [e1 op e2]) = S(e1 op e2) Informationsmanagement, WS 2007/08 1-59 Ein einfaches Semantikbeispiel (2) Beispiele: Informationsmanagement, WS 2007/08 1-60 Ein einfaches Semantikbeispiel (3) • Semantik ( S1 sei Semantikfunktion S1 (Exp)→ Z ): für alle e, e1,e2,e3 ∈ Exp gilt: – S1 (e) = `e`, `e` ∈ ganze Zahlen Z – S1 (e1 e2) = e1 * e2 (Multiplikation) – S1 (e1 e2) = e1 + e2 (Addition) – S1 (e1 e2) = e1 - e2 (Subtraktion) – – – – – – – S1 S1 S1 S1 S1 S1 S1 ed i ch s r e t n U zu S ?? (e1 e2 e3) = S1(S1(e1 e2) e3) (e1 e2 e3) = S1(S1(e1 e2) e3) (e1 e2 e3) = S1(e1 S1(e2 e3)) (e1 e2 e3) = S1(e1 S1(e2 e3)) (e1 e2 e3) = S1(e1 S1(e2 e3)) = S1(S1(e1 e2) e3) (e1 e2 e3) = S1(S1(e1 e2) e3) = S1(e1 S1(e2 e3)) ([e1 op e2]) = S1(e1 op e2) Informationsmanagement, WS 2007/08 1-62 Ein einfaches Semantikbeispiel (4) Beispiele: Informationsmanagement, WS 2007/08 1-63 Wirtschaftliche Bedeutung von Information • Von der Industrie- zur Informationsgesellschaft – alte Produktionsfaktoren (Boden, Arbeit, Kapital) durch den Faktor Information ergänzt, teilweise sogar ersetzt • "Informatisierung" verändert Prozesse, Führung, Produkte, zwischenbetriebliche Koordination und Märkte – Optimierung innerbetrieblicher Prozesse – verteilte Strukturen und Führung – neue Produkte und Dienstleistungen – zwischen- und überbetriebliche Koordination – neue Märkte und Marktzugänge Informationsmanagement, WS 2007/08 1-65 Zusammenfassung – Information Information • ist abhängig vom Sender und Empfänger • basiert auf Daten und Wissen des Senders • • muß dem Kontext (Daten und Wissen) des Empfängers angepaßt werden muß mengenmäßig angepaßt werden: zuviel Information ist genau so schlecht wie zuwenig Information – Informationsflut versus Informationsdefizit • ist zielgerichtet und planorientiert, wobei Unsicherheit über die Pläne bestehen kann • wird nach ihrem Neuheitswert und ihrer Handlungsrelevanz beurteilt Informationsmanagement, WS 2007/08 1-66 Was ist Informationsmanagement? Sammelbegriff für alle Prozesse, die mit der Beschaffung, Speicherung und Verarbeitung von Information zusammenhängen (Der Begriff "Informationsmanagement" wird häufig als positives Mode-, Fülloder Schmuckwort und in der Praxis recht heterogen und ungenau verwendet) Informationsmanagement, WS 2007/08 1-67 Perspektiven von Informationsmanagement Leitungszentriertes Informationsmanagement Informationsbeschaffung Informationserschließung InformationsRessourcenManagement Informationsmanagement SoftwareManagement Datenmanagement (Datenbanken) Prozeßmanagement (Workflows) Informationsmanagement, WS 2007/08 1-68 Informationsmanagement Definition im Rahmen dieser Vorlesung: Management von Information im Sinne einer effizienten und effektiven Modellierung, Speicherung und Verarbeitung von Information auf dem Computer Ziel dieser Vorlesung: Vermittlung der Methoden und Techniken zur effizienten und effektiven Modellierung, Speicherung und Verarbeitung von Information NB.: es gibt auch eine eher betriebswirtschaftliche Sichtweise auf das Informationsmanagement, bei der die organisatorischen Aspekte des Umgangs mit dem „Wirtschaftsgut Information“ (v.a. innerbetrieblich) im Vordergrund stehen. Informationsmanagement, WS 2007/08 1-69