Gesundheitsamt Hindenburgstraße 20/1 Ludwigsburg Telefon (07141) 144-1300 Telefax (07141) 144-1340 An die Gemeinschaftseinrichtung (Kindergarten, Schule o.a.) Erkrankten / Familie u.ä. zur Verteilung in den betroffenen Klassen, Gruppen und an sonstige Kontaktpersonen Fachbereich Gesundheitsschutz E-mail: [email protected] Meldung einer Windpockenerkrankung oder eines Windpockenverdachts Sehr geehrte Damen und Herren, aus Ihrem Kindergarten oder Ihrer Schule bzw. Ihrer Familie wurde uns eine Windpockenerkrankung bzw. ein Verdacht einer Windpockenerkrankung gemeldet. Wir informieren Sie mit diesem Schreiben als mögliche Kontaktperson, Eltern, Erzieher, Lehrer oder behandelnden Arzt, um die Weiterverbreitung der Erkrankung möglichst zu verhindern. Sicheren Schutz vor Windpocken bietet allein die Impfung. Sie ist gut verträglich und wird von der Ständigen Impfkommission Deutschland (STIKO) für alle Kinder im ersten und zweiten Lebensjahr empfohlen. Alle Kontaktpersonen sollten auf jeden Fall auf Verdachtssymptome hin beobachtet werden bzw. sich selbst beobachten und beim Auftreten der unten beschriebenen Krankheitszeichen vom Kindergarten bzw. von der Schule zuhause bleiben. Bitte informieren Sie in diesem Fall die Einrichtung und den Haus- oder Kinderarzt. Im Weiteren bitten wir Sie folgende Informationen zu beachten. Windpocken (Varizellen) Windpocken sind eine sehr ansteckende Viruserkrankung, die häufig bereits im Kindergartenalter durchgemacht wird und infolge einer Reaktivierung später in Form der Gürtelrose (Herpes Zoster) auftreten kann. Übertragung Eine Ansteckung erfolgt luftgetragen durch virushaltige Tröpfchen (Husten, Niesen, Sprechen) auch über größere Entfernungen, besonders in geschlossenen Räumen. Ferner ist eine Schmierinfektion durch virushaltigen Bläscheninhalt oder Kontakt zu Krusten möglich. Inkubationszeit und Dauer der Ansteckung Die Inkubationszeit beträgt in der Regel etwa 2 Wochen (8 bis 28 Tage). Der Erkrankte ist ansteckend bereits 1 – 2 Tage vor dem Auftreten des Ausschlags bis ca. 1 Woche nach Erscheinen der letzten Bläschen. Krankheitsbild Die Krankheit beginnt mit leichtem Fieber und kleinen blassroten, juckenden Flecken, die sich rasch in Bläschen verwandeln und unter Krustenbildung meist ohne Narben eintrocknen und abheilen. Durch Kratzen oder bakterielle Superinfektion der Bläschen können Narben zurückbleiben. Bei Personen mit gestörter Immunabwehr, Neugeborenen oder Schwangeren können sich je nach Zeitpunkt der Erkrankung Komplikationen und schwere Verläufe entwickeln. Behandlung und Hygienemaßnahmen Gegen den Juckreiz helfen vom Arzt verschriebene juckreizlindernde Medikamente. Die Fingernägel sollten kurz geschnitten werden, da sonst durch Aufkratzen und Infektion mit Bakterien Narben zurück- 1 bleiben können. Sorgfältige Hautpflege und ggf. Abdecken oder Verbinden der Bläschen sollen ebenfalls das Risiko einer bakteriellen Superinfektion minimieren. Im häuslichen Milieu sind spezielle Maßnahmen für Patienten und Kontaktpersonen in der Regel nicht notwendig. Da Windpocken auch noch im Umkreis von mehreren Metern sehr ansteckend sind, sind Kontakteinschränkungen im häuslichen Bereich schwierig, Kontakte außerhalb der Familie oder zu Gruppen sollten weitestgehend vermieden werden. Personen mit Abwehrschwäche sollen keinen Kontakt zu Erkrankten haben. Allgemeine Impfempfehlung: Die Impfung wird für folgende Personengruppen empfohlen: jeweils eine Impfung im 1. und 2. Lebensjahr ungeimpfte Jugendliche, die noch keine Windpocken hatten Seronegative* Frauen mit Kinderwunsch Seronegative Patienten vor Organtransplantation oder immunsuppressiver Therapie Seronegative Personen im Gesundheitsdienst oder in Gemeinschaftseinrichtungen für das Vorschulalter Empfängliche* Personen mit schwerer Neurodermitis oder mit Kontakt zu Immunsupprimierten oder zu Personen mit schwerer Neurodermitis (*seronegativ = keine Antikörper gegen Windpocken im Blut nachweisbar) (*empfänglich = keine Impfung und keine Erkrankung bisher oder keine Antikörper gegen Windpocken im Blut nachweisbar) Impfempfehlung nach Kontakt* zu an Windpocken Erkrankten: Bei ungeimpften Kontaktpersonen, die bisher noch nicht an Varizellen erkrankt sind und selbst Kontakt zu Risikopersonen haben (s. u.) ist eine Impfung innerhalb von 5 Tagen nach Kontakt* oder innerhalb von 3 Tagen nach Beginn des Ausschlags beim Erkrankten zu erwägen. Kontakte zu Risikopersonen sind für die Dauer der Inkubationszeit strikt zu vermeiden. Für Personen mit einem erhöhten Komplikationsrisiko wird eine passive Immunisierung mit Antikörpern innerhalb von 96 Stunden nach Kontakt* zur erkrankten Person empfohlen. Sie kann den Ausbruch der Erkrankung verhindern oder deutlich abschwächen. Bitte befragen Sie hierzu Ihren Haus- oder Kinderarzt. (*Kontakt = Aufenthalt ≥ 1 Stunde mit infektiöser Person in einem Raum oder im Nahbereich (face-to-face-Konakt) oder Haushaltskontakt) Risikopersonen sind z. B.: Ungeimpfte Schwangere ohne bekannte Windpockenvorerkrankung Patienten mit gestörter Immunfunktion und mit unbekanntem Windpockenschutz Neugeborene, deren Mutter 5 Tage vor bis 2 Tage nach der Entbindung an Varizellen erkrankte Besuch der Gemeinschaftseinrichtung Bei unkompliziertem Verlauf ist ein Ausschluss für eine Woche ab Beginn der Erkrankung in der Regel ausreichend. Ein schriftliches ärztliches Attest wird vom Gesundheitsamt nicht gefordert. Gesunde Kontaktpersonen dürfen die Einrichtung besuchen. Information zur Meldepflicht: Falls Ihr Kind oder Sie selbst eine Gemeinschaftseinrichtung besuchen und in Ihrer Familie (Wohngemeinschaft) der Verdacht auf eine Windpockenerkrankung besteht, sind Sie nach dem Infektionsschutzgesetz zur Mitteilung an die entsprechende Einrichtung verpflichtet. Bitte informieren Sie uns, wenn Ihnen noch weitere Erkrankungen bekannt werden. Weitere Informationen erhalten Sie auch auf den Internetseiten des Robert Koch-Institutes Berlin unter www.rki.de und der BZGA unter www.infektionsschutz.de . Bei Fragen können Sie sich auch gerne telefonisch an uns wenden. Mit freundlichen Grüßen GESUNDHEITSAMT LUDWIGSBURG GT 501/Hi Stand 5/2013 2