Hochofenschlacken – Produkte für den modernen Hoch- und Tiefbau Fachverband Eisenhüttenschlacken e. V. Hochofenschlacken entstehen bei der Hochofenstückschlacke (HOS) Roheisenerzeugung – Grundbestandteile sind Kalk, Kieselsäure, Magnesia und Tonerde Einleitung Begriffe Bereits seit tausenden von Jahren wird Eisen durch Verhüttungsprozesse gewonnen. In Deutschland erfolgt die Roheisenherstellung in Hüttenwerken an verschiedenen Standorten. Die bei der Roheisenerzeugung entstehenden Hochofenschlacken werden mit den bei der Stahlerzeugung entstehenden Stahlwerksschlacken unter dem Begriff „Eisenhüttenschlacken“ zusammengefaßt. Der Begriff „Schlacke“ ist ein metallurgischer Ausdruck. Er bezeichnet allgemein die nichtmetallischen mineralischen Bestandteile, die bei der Gewinnung von Metallen aus den Rohstoffen entstehen. In der Stahlindustrie hat man sich zu allen Zeiten intensiv damit befaßt, hochqualifizierte Produkte aus Eisenhüttenschlacken herzustellen. Diese Anstrengungen haben dazu geführt, dass Eisenhüttenschlacken heute insbesondere im Bauwesen und als Düngemittel eingesetzt werden. Hochofenschlacke besteht wie auch viele Naturgesteine aus den Grundbestandteilen Kalk, Kieselsäure, Magnesia und Tonerde. Organische Bestandteile können aufgrund der hohen Entstehungstemperaturen nicht vorhanden sein. Aus der homogenen, schmelzflüssigen Hochofenschlacke lassen sich je nach Abkühlungsbedingungen unterschiedliche Produkte erzeugen: Bei langsamer Abkühlung in Schlackenbeeten entsteht die kristalline Hochofenstückschlacke, aus der durch Brechen und Klassieren Gesteinskörnungen und Gesteinskörnungsgemische hergestellt werden. Die Verarbeitungsschritte während der Produktion entsprechen denen, die auch bei Naturgestein angewendet werden. Hüttensand (HS) Bei schneller Abkühlung mit Wasser in Granulationsanlagen entsteht der glasige, feinkörnige Hüttensand. Aufgrund seiner hydraulischen Eigenschaften wird er in der Regel als Hauptbestandteil von Normzementen verwendet. Für den Straßenbau wird der Hüttensand in Gemischen mit anderen Gesteinskörnungen eingesetzt. Grundlage für die Nutzung von Eisenhüttenschlacken bilden Normen und weitere Technische Regelwerke, die Eigenschaften, Anforderungen und Prüfungen beschreiben. Hochofenstückschlacke (M=1:3) Hüttensand (M=1:3) Herstellung von Baustoffgemischen Die durch gezielte Abkühlung aus dem schmelzflüssigen Zustand bei etwa 1.500 ºC entstehende Hochofenschlacke unterscheidet sich grundsätzlich von den Aschen, die Rückstände aus Verbrennungsprozessen sind. Eisenhüttenschlacken sind industriell erzeugte künstliche Gesteine. Sie werden durch verschiedene Maßnahmen gezielt in ihrer chemischen und mineralischen Zusammensetzung, ihrer physikalischen Beschaffenheit und den mechanischen Eigenschaften hergestellt. Ihre Entstehung und Nutzung entspricht der natürlicher magmatischer Gesteine, wie beispielsweise Basalt oder Granit. Einsatz als Düngemittel und im Verkehrswegebau Anwendungsbereiche Eigenschaften Die aus der kristallinen Hochofenstückschlacke hergestellten Produkte werden heute überwiegend im Bauwesen mit Erfolg eingesetzt. Im Verkehrswegebau reicht das Spektrum vom Einsatz im Erdbau über Frostschutz- und Schottertragschichten bis hin zu Asphaltschichten und Schichten mit hydraulischen Verarbeitbarkeit Bindemitteln. Im Bereich des Betons hat sich der Einsatz in Normbetonen, aber auch in Hochleistungsbetonen bewährt. Außerhalb des Bauwesens wird Hochofenstückschlacke auch als Düngemittel eingesetzt. Die Verwendung von „Hüttenkalk“ als Kalkdüngemittel in der Land- und Forstwirtschaft hat eine lange Tradition und im Vergleich zu Konkurrenzprodukten eine nachgewiesenermaßen hohe Düngeeffizienz. Hochofenstückschlacke und Hüttensand werden in diesen Anwendungsgebieten seit Jahrzehnten vollständig vermarktet. Insgesamt konnten seit 1945 über 500 Millionen Tonnen eingesetzt werden. Die Einbaudichte von Gesteinskörnungsgemischen aus Hochofenschlacke ist nur geringfügig von Wassergehaltsveränderungen abhängig. Der Einbau in Tragschichten ohne Bindemittel ist daher auch bei schwierigen Witterungsverhältnissen gut möglich. Die verdichteten Schichten können unmittelbar belastet werden. Tragfähigkeit/Standfestigkeit Gute Kornform, Kantigkeit sowie rauhe Oberfläche der Hochofenstückschlacke bewirken, dass die geforderten Werte für die Tragfähigkeit beim Bau von Frostschutz- und Schottertragschichten schon beim Einbau sicher erreicht werden. Kornform, Kantigkeit und Oberfläche der Hochofenstückschlacke gewährleisten hervorragende Tragfähigkeits- und Standfestigkeitswerte Diese vorteilhaften Eigenschaften verleihen auch Asphalttragschichten einen hohen Verformungswiderstand. Asphaltmischgut mit Gesteinskörnungen aus Hochofenstückschlacke bietet sich daher für den Einbau bei Verkehrsflächen mit besonderer Beanspruchung an. Ist die Tragfähigkeit des Untergrunds nicht ausreichend oder ungleichmäßig, ist eine Untergrundverbesserung mit grobkörniger Hochofenstückschlacke vorteilhaft. Verwitterungsbeständigkeit Hochofenstückschlacke und Hüttensand sind verwitterungsbeständig und erfüllen sicher die Anforderungen des einschlägigen Regelwerks. Definierte Korngrößenverteilungen gewährleisten die Frostsicherheit der produzierten Gesteinskörnungsgemische nach ihrem Einbau in die Straße. Die Raumbeständigkeit ist aufgrund der Erzeugungstechnologie heutzutage immer gegeben. Selbsterhärtung Umweltverträglichkeit Gesteinskörnungsgemische aus Hochofenstückschlacke erhärten nach dem Einbau in die Tragschichten ohne Bindemittel. Dieses führt zu einer Erhöhung der Tragfähigkeit des Straßenoberbaus. Der zeitliche Verlauf der Erhärtung kann durch Zugabe von Hüttensand beschleunigt werden. Hochofenstückschlacke besteht aus Mineralen, die auch in vielen natürlichen Gesteinen vorkommen. Der Feststoffgehalt an Schwermetallen ist bedingt durch die Betriebsweise des Hochofens geringer als in vielen Naturgesteinen. Zudem sind die Schwermetalle fest in das Kristallgitter der Minerale eingebaut. Die Verbesserung der Tragfähigkeit solcher selbsterhärtender Schottertragschichten aus Hochofenstückschlacke und Hüttensand wurde durch systematische Untersuchungen an Erprobungsstrecken nachgewiesen. Die positiven Erfahrungen führten zur Einführung des „Merkblatts über die Verwendung von Hüttensand in Frostschutz- und Schottertragschichten“. Nach diesem Merkblatt kann die Asphaltüberdeckung von selbsterhärtenden Schottertragschichten verringert werden. Die wasserwirtschaftliche Verträglichkeit der Gesteinskörnungen aus Hochofenstückschlacke bzw. Hüttensand wurde seit jeher durch umfassende Untersuchungen sowohl unter verschiedenen baupraktischen Gegebenheiten im Straßen- und Wegebau als auch unter verschiedensten Laborbedingungen festgestellt. Die dabei gewonnenen Erfahrungen zeigen, dass sich bei Auslaugung mit Wasser pHWerte im alkalischen Bereich einstellen. Durch die Einwirkung von CO2 aus der Luft und dem Boden bildet sich Calciumcarbonat, wodurch sich der pHWert wieder zum Neutralbereich hin verschiebt. Aufgrund der langjährigen Erfahrungen mit Produkten aus Hochofenstückschlacke und Hüttensand sind bei der Prüfung der wasserwirtschaftlichen Merkmale nur bestimmte Parameter nachzuweisen. Die durch das geltende Regelwerk vorgegebenen Richt- und Grenzwerte werden eingehalten. Beim Einsatz von Hochofenstückschlacke sind die örtlichen Wasserverhältnisse zu beachten. Der Baukörper darf weder während noch nach der Bauphase in stehendem oder extrem langsam sickerndem Wasser („stauende Nässe“) liegen, weil sich unter diesen Bedingungen Schwefelverbindungen im Wasser anreichern können. Auch die Durchlässigkeit der Unterlage muß gewährleistet sein. Asphaltschichten mit Hochofenstückschlacke: Technisch und wirtschaftlich vorteilhaft Wirtschaftlichkeit Vorschriften Die geringe Rohdichte der Hochofenschlacke ermöglicht im Vergleich zu vielen natürlichen Gesteinen niedrige Einbaugewichte. Dadurch ist die Verwendung von Hochofenstückschlacke im Straßenbau besonders wirtschaftlich. Weitere wirtschaftliche Vorteile bildet die bei selbsterhärtenden Tragschichten aus Hochofenstückschlacke und Hüttensand mögliche Verringerung der Asphaltüberdeckung. Seit Jahrzehnten werden Hochofenstückschlacke und Hüttensand vollständig genutzt. Aufgrund der guten Erfahrungen beim Einsatz dieser Produkte im In- und Ausland wurden frühzeitig Normen, Richtlinien und Merkblätter geschaffen bzw. die Schlackenprodukte in bestehende Regelwerke für das Bauwesen und insbesondere für den Straßenbau aufgenommen. Bereits seit 1941 gibt es in Deutschland die DIN 4301 „Eisenhüttenschlacke und Metallhüttenschlacke im Bau- wesen“, welche Eigenschaften beschreibt und grundlegende Anforderungen festlegt. Im Rahmen der Harmonisierung der europäischen Normen wurden Hochofenstückschlacke und Hüttensand in europäischen Normungsgremien behandelt. Die dort erarbeiteten europäischen Normen beinhalten Anforderungen und Prüfkriterien für die Produkte aus Hochofenschlacke. Selbstverständlich halten Gesteinskörnungen aus Hochofenschlacke alle relevanten Anforderungen der TL Gestein-StB bzw. der TL SoB-StB auf Basis der Europäischen Normen ein. Auf der Grundlage der Zertifizierung seiner werkseigenen Produktionskontrolle (WPK) erklärt der Hersteller die Konformität seiner Produkte mit den geltenden Vorschriften. Einhaltung der entsprechenden Anforderungen verleiht die Gütegemeinschaft ein von RAL – Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V. anerkanntes Gütezeichen. Im Vergleich mit dem auf die WPK gestützten Konformitätsnachweissystem 2+ halten die Mitglieder der Gütegemeinschaft die strengeren Fremdprüfungen durch neutrale anerkannte Prüfstellen als wichtigen Baustein für die Qualitätssicherung bei. Baustoffeingangsprüfungen werden hierdurch überflüssig. Von dieser Steigerung des Sicherheitsniveaus sollen ausschreibende Stellen und Baufirmen gleichermaßen profitieren: Qualität schafft Vertrauen! Darüber hinaus aber werden Produkte aus Hochofenschlacke auch entsprechend den RAL-Bestimmungen für Eisenhüttenschlacken überwacht. Die Gütegemeinschaft Eisenhüttenschlacken e. V. überwacht im Rahmen von Eigen- und Fremdüberwachung die Einhaltung festgelegter Güte- und Prüfbestimmungen hinsichtlich technologischer Eigenschaften und wasserwirtschaftlicher Verträglichkeit. Bei Fachverband Eisenhüttenschlacken e. V. Bliersheimer Straße 62 47229 Duisburg Telefon: 02065 49220 Telefax: 02065 900963 E-Mail: [email protected] Forschung und Entwicklung Eine kontinuierliche Forschungs- und Entwicklungsarbeit ist die Voraussetzung für die Sicherstellung von Markteinführung, Marktpräsenz und Produktimage der Eisenhüttenschlacken. Bereits seit 1954 wird seitens der deutschen Eisenhüttenindustrie gemeinschaftliche Forschung betrieben. Im FEhS – Institut für Baustoff-Forschung e. V., 1968 als Forschungsgemeinschaft Eisenhüttenschlacken gegründet, werden Kompetenz und Engagement zur Nutzung von Eisenhüttenschlacken gebündelt. Beratung und Vertretung Die Vertretung der fachlichen Interessen der Produzenten und Verarbeiter liegt im Tätigkeitsbereich des Fachverbands Eisenhüttenschlacken e. V. Weiterer Schwerpunkt der Arbeit ist die technische Beratung für Verwendungsmöglichkeiten von Gesteinskörnungen aus Hochofenschlacke. Durch langjährige Arbeit konnten wertvolle Erfahrungen gesammelt werden, die bundesweit anerkannt und in Regelwerke umgesetzt wurden. 12/2006 Qualitätssicherung