Fachhochschule Südwestfalen Hochschule für Technik und Wirtschaft E l e k t r o n i k III Dr.-Ing. Arno Soennecken EEX European Energy Exchange AG Neumarkt 9-19 04109 Leipzig Mob.: Fax: Email: (+49)173/361 73 70 (+49)341/2156-109 [email protected] Vorlesung „Operationsverstärker “ im WS 2003/04 Elektronik III Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ 10. Operationsverstärker Operationsverstärker (OV´s) sind Gleichspannungsverstärker mit hoher Verstärkung (Spannungseingang; Spannungsausgang; meistens Differenzeingang) und relativ großer Bandbreite Schon vor Realisierung in integrierter Technik wurden OV´s diskret in Analogrechnern eingesetz. Heutzutage Realisierung von OV´s in integrierter Technologie mit besonders guten Daten (hohe Zuverlässigkeit, niedrige Kosten, kleine Offset- und Driftgrößen, kleine Abmessungen) Sein Verstärkungsfaktor (Differenzverstärkung) ist sehr groß; statisches und dynamisches Übertragungsverhalten von OV´s wird von Beschaltungsnetzwerk weitgehend bestimmt. 10.1 Eigenschaften und Kenngrößen Ein invertierender und nicht invertierender Eingang Einen (unsymmetrischen) Ausgang Folie 2 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Folie 3 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Meistens zwei Betriebsspannungen unterschiedl. Polarität erforderlich Ausgangsspannungen beliebiger Polarität bei OV-Schaltungen unterstellt man sehr häufig im ersten Ansatz einen idealen OV (i. Bedarfsfall außerdem verschiedene nichtideale OV-Eigenschaften relevant) Eigenschaften eines idealen OV´s Unendliche Verstärkung (innere Verstärkung, Leerlaufverstärkung, offene Verstärkung, open loop gain) und Bandbreite: V = ∞, B = ∞ Unendlich hohe Gleichtaktunterdrückung: CMRR = ∞ Unendlich hohen Differenz- und Gleichtakteingangswiderstand: rd = ∞, rgl= ∞ Ausgangswiderstand Null: ra = 0 Vernachlässigbare Ruheströme, Offset- und Driftgrößen: UA = 0 für UD = 0 Rauschfreiheit Rückwirkungsfreiheit Folie 4 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Folie 5 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Folie 6 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ 10.2 Schaltungsstruktur von Operationsverstärkern: Folgende Forderungen an OV´s: Möglichst groß: V, CMRR (common mode rejection ratio), B, Sr, rd, rgl, Gleichtaktaussteuerbereich, max. Ausgangsstrom Möglichst klein: Fehlersignale (Eingangsruhestrom, Offsetgrößen, Drift, Rauschen) Je nach Anwendung Kompromisse bzw. unterschiedliche OV-Typen erforderlich OV´s mit Bipolar-Eingangsstufen bei niedrigem Signalquellen-Innenwiderstand (≤ 50 kΩ) wegen ihrer kleinen Offsetspannungsdrift vorteilhaft OV´s mit FET-Eingang bei hohem Signalquellen-Innenwiderstand (>> 50 kΩ) wegen ihrer kleinen Eingangsströme und sehr geringen Offsetstromdrift vorteilhaft Interessante Möglichkeiten z.B. durch programmierbare OV´s (durch externe Beschaltung z.B. Veränderung der B) Blockschaltbild einer typischen OV-Schaltungsstruktur (s. Bild 11.13) Folie 7 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Eingangsstufe: meistens Differenzverstärker mit kleinem Eingangsruhestrom, hohem Eingangswiderstand, niedriger Drift, guten dynamischen Daten, Möglichkeit zum Offsetabgleich des OV´s (außen anschaltbares Potentiometer) Zweite Stufe: meist ebenfalls Differenzverstärker; Wirkung als Phasenaddierer (Übergang: symmetrisch → unsymmetrisch) Weitere Stufen: hohe Spannungsverstärkung, Ansteuerung der Endstufe Endstufe: großer max. Ausgangsstrom, große Ausgangsspannung und niedriger Ausgangswiderstand; Komplementär-AB-Endstufe mit Schaltung zur Kurzschlußstrom-Begrenzung Folie 8 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Häufig: Kombination von Bipolartransistoren und FET auf einem Chip Verbesserung der technischen Daten durch monolithische Fertigung von OV´s; dennoch sind Eingangsoffsetspannungs- bzw. Eingangsstromdrift nicht vernachlässigbar klein Hochgenaue Verstärkung kleiner Gleichspannungen und -ströme: Einsatz von Modulationsverstärkern (Prinzip: Gleichgrößeneingangssignal → Wechselspannung → driftfreie Verstärkung → phasenrichtige Umwandlung in Gleichspannung) oder Verstärker mit Driftkorrektur Nachfolgend einige Schaltungsbeispiele von einsetzbaren OV´s: OV µA 741: Eingangsdifferenzverstärker: komplementär-Kaskode-Stufe mit npn-Transistoren hoher Stromverstärkung (T1, T2) und Lateral-pnp-Transistoren geringer Stromverstärkung (T3, T4); Verstärkung hoher Frequenzen (keine große Miller-Kapazität); Verhinderung der Rückwirkungen des Ausgangskreises auf den Eingang; als Konstantstromquelle wirkende Stromspiegelschaltung (T8, Folie 9 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Folie 10 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ T9); phasenaddierende Schaltung (T5, T6, T7) bildet (aktiven) Arbeitswiderstand → volle Kollektorstromdifferenz wirkt auf T16 (keine Gleichtaktaussteuerung) Zweite Stufe: Darlington-Schaltung mit hohem Eingangswiderstand (T16, T17); Konstantstromquelle als aktive Last (T13); Pegelanpassung über “UBE-Vervielfacher“ (T18, R6, R7) Komplementär-AB-Endstufe (T14, T20) mit Kurzschlußstrom-Begrenzung (T15, T19, R10, R11) Ruhestromeinstellung mittels R5, interne Frequenzgangkompensation mittels C1 Andere OV-Beispiele: Hoher Eingangswiderstand, geringere Leistungsaufnahme, gute Verstärkung, geringer Chipflächenbedarf, reduzierte Betriebsspannungen ... Folie 11 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Folie 12 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Folie 13 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Folie 14 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ 10.3 OV´s-Eingangsstufe: Differenzverstärker Ausgangsspannung ist proportional zur Differenzspannung zw. den Eingangsklemmen, Gleichtaktspannungen, die an Eingängen mit gleicher Amplitude und Phasenlage wirken, werden vom idealen Differenzverstärker nicht verstärkt Differenz- und Gleichtakteingangsspannung: Ud = Ue1 - Ue2 Ugl = Ue1 + Ue2 2 (Differenzeingangsspannung) (Gleichtakteingangsspannung) Reine Differenzverstärkung (Annahme: Ud = Ue1 = - Ue2; Ugl = 0; symmetrische Schaltung → Emitterpotential bleibt konst.; Ansteuerung mit Signalamplitude Ud/2) Vds = Folie 15 (WS 2003/04) Ua2 - Ua1 Uad = U Ud d Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Folie 16 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Reine Gleichtaktverstärkung (Annahme: Ud = Ugl = Ue1 = Ue2; symmetrische Schaltung → Kollektor-, Emitter- und Basisströme beider Transistoren stimmen überein; symmetrische Hälften; Emitterpotential der Transistoren gleich → Verbindungsleitung zw. Emittern weglassen) Ua2 Vgl = U gl (... Ergebnisse der Emitterschaltung mit Stromgegenkopplung) Gleichtaktverstärkung wird um so kleiner, je größer der Gegenkopplungswiderstand 2 RE Gleichtaktunterdrückung: Quotient beider Verstärkungsfaktoren (common mode rejection ratio) Vds CMRR = V gl (... in dB) hohe Gleichtaktunterdrückung erwünscht: große Werte RE (Tab 4.1); Realisierung durch Transistor: Stromquelle mit hohem differentiellem Innenwiderstand und kleinem Gleichspannungsabfall; 60 ... 80 dB; weitere Erhöhung durch Kettenschaltung mehrerer Differenzverstärker Folie 17 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Folie 18 (WS 2003/04) Elektronik I Vorlesung „Operationsverstärker“ Exkurs: Ermittlung der Spannungsverstärkung bei Emitterschaltung (Vgl = Ua2/Ugl): Ib 2 B C rbe β·Ib Ugl RC Ua2 E 1 1 Maschenumlauf: Ugl = IB · rbe + (IB + β IB) ·2RE Ugl = IB ·(rbe + (1 + β) ·2RE) 2 Knoten: Ua2 β · IB + R = 0 C Ua2 IB = β ·RC Folie 19 (WS 2003/04) 2RE Elektronik I Vorlesung „Operationsverstärker“ Einsetzen von Ib in Ugl-Beziehung: Ugl = - Ua2 · (rbe + (1 + β) ·2RE) β ·RC β→∞ - β ·RC RC Ua2 = ≈ Ugl 2RE rbe + (1 + β) ·2RE (s. Tab 4.1) Inwieweit läßt sich bei großen ß die Spannungsverstärkung der Emitterschaltung beeinflußen ? Emitterschaltung: wichtigste der drei Bipolargrundschaltungen: Realisierung der höchsten Leistungsverstärkung, relativ günstige Eingangsund Ausgangswiderstände → direkte Hintereinanderschaltung mehrerer Stufen (hohe Verstärkung !) Folie 20 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Folie 21 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Weitere Charakteristika (s. Tab 4.1) Übertragungskennlinie: statische Übertragungskennlinie IC = f (Ue1 - Ue2); wie groß ist der lineare Aussteuerbereich ? Strom-Spannungs-Kennlinie von T1 und T2 in aktivem Betriebsbereich für exp(UBE/UT) >> 1: UBE1 IC1 ≈ IE1 = IES1 · exp UT Gleiche Kennlinien, gleiche Temperaturen: IC2 ≈ IE2 = IES · UBE2 exp UT , IES1 = IES2 = IES bei Differenzaussteuerung bleibt der Strom durch RE konst.: IEges = IE1 + IE2 ; Einsetzen von IE2: UBE2 IEges = IE1 + IES · exp UT Folie 22 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ aus IE1: UBE1 exp UT IC1 ≈ IE1 = IES · IC1 IES = UBE1 exp UT in IEges: UBE2 IC1 exp IEges = IE1 + · UBE1 UT exp UT 1 IEges = IC1 ·1 + U U BE1 BE2 exp UT - IEges = IC1 ·1 + exp → IC1 = Folie 23 (WS 2003/04) (UBE1 - UBE2) UT IEges - (UBE1 - UBE2) 1 + exp UT Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Analog: IE2 ≈ IC2 → UBE1 und UBE2 vertauschen; max. Steilheit der Übertragungskennlinie bei Ud = 0: dIC1 d(Ue1 - Ue2) IEges = 4·U T je größer IEges, desto größer die Differenzverstärkung (wachsende Verlustleistung) Linearer Aussteuerbereich: - UT < Ud < UT (UT ≈ 30 mV) Differenzverstärker wirkt als Begrenzer für Eingangsspannungen : | Ud | > 4 UT Folie 24 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Folie 25 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Folie 26 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ 10.4 Einfluß und Kompensation von Offset-, Drift- und Rugegrößen wichtigste Fehlerquellen bei Verstärkung kleiner Gleichspannungen und -ströme beim OV: Eingangsoffsetspannung UF : diejenige Spannung, die zwischen die Eingangsklemmen gelegt werden muß, damit Ua = 0 wird; typische Werte: 1...3 mV; Ursache (UF: unvermeidbare Unsymmetrien im OV) Die Eingangsruheströme IP, IN: der beiden Eingänge vom OV (→ Ua = 0); in Datenblättern auch als Eingangsruhestrom IB = ½ (IP + IN) angegeben; typische Werte: 100 pA... 200 nA; Ursache für IP und IN: beim OV mit Bipolareingangsstufe: Basisruheströme der beiden Eingangstransistoren Der Eingangsoffsetstrom IF = IP - IN: Differenz der beiden Eingangsströme für Ua = 0; typische Werte: 10 pA... 50 nA; Die Temperatur-, Betriebsspannungs- und Langzeitdriften dieser genannten Größen s.Bild zu Offset- und Ruhegrößen Folie 27 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Bild 11.7: Ersatzschaltbild zur Berücksichtigung des Einflusses der Offset- und Ruhegrößen UF, IP und IN Folie 28 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Driftanteile (∆UF, ∆IP, ∆IN): UF = UF0 + ∆UF IP = IP0 + ∆IP IN = IN0 + ∆IN → IF = IF0 + ∆IF = IP - IN UAF = UAF0 + ∆UAF (Eingangsoffsetstrom) (Ausgangsoffsetspannung überlagert eigentliche Ausgangssignalspannung) Wichtigste Driftgrößen: Offsetspannungsdrift ∆UF: δUF δUF δUF ∆UF = ·∆T + ·∆t + ·∆ UCC δT δt δ UCC Offsetstromdrift ∆IF: δIF δIF δIF ∆IF = ·∆T + ·∆t + ·∆ UCC δT δt δ UCC Folie 29 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ (z.B. Temperaturdrift bei Offsetspannung: 2 ...25 µV/K; zugehörige Langzeitdrift: 10 µV ...1 mV/d; zugehörige Betriebsspannungsdrift: 10 ...100 µV/V) Einfluß der Eingangsruheströme und der Eingangsoffsetspannung IP und IN erzeugen an Widerständen des Eingangskreises (s. Bild 11.7) Spannungsabfälle → zusätzlich störende Differenzeingangsspannung Schaltungsstruktur (Bild 11.7): nachfolgende Betrachtung trifft für invertierende und nichtinvertierende OV zu; Ausgangsoffsetspannung: RF R2 UAF = UAF0 + ∆UAF = UF ·1 + R + RF ·IN - IP ·R R 1 1 F (idealer OV mit UF ≠ 0, IP ≠ 0, IN ≠ 0) Einfluß von IN und IP läßt sich weitestgehend kompensieren: Fall IP = IN (s.o.): → R2 = R1 RF (s.B.: Bild 3.1-15) bei realen OV´s: IP und IN unterscheiden sich kaum → Einführung des Eingangsoffsetstromes IF = IP - IN (<< IP, IN) Folie 30 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Mit R2 = R1 RF gilt dann: RF UAF = UAF0 + ∆UAF = UF ·1 + R - IF ·RF 1 zugehörige Drift: RF ∆UAF = ∆UF ·1 + R - ∆ IF ·RF 1 Anteil UAF0 der Ausgangsoffsetspannung läßt sich durch Offsetkompensation (Bild 11.8) eliminieren. Driftanteile lassen sich durch einfachen Abgleich nicht beseitigen. Varianten der Offsetkompensation: Bild 11.8 a) & b): in diesen Fällen führt man den OV-Eingang kleine Gleichspannung mit geeigneter Polarität zu, so daß Ausgangsoffsetspannung zu Null wird Folie 31 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Folie 32 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Folie 33 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Bild 11.8: Schaltungen zur Offsetkompensation (Dimensionierungsbeispiele) a) bei invertierenden Schaltungen; b) bei nichtinvertierenden Schaltungen; c) Kompensation durch Einspeisen eines Stroms in den Anschluß zur Frequenzgangkompensation beimTyp A 109 Folie 34 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Bild 11.8 c): Falls Eingangsklemmen frei bleiben sollen, speist man z.B. einen Kompensationsstrom in eine separate herausgeführten Anschluß ein (hochohmige Einspeisung verhindert zu starke Reduzierung der Leerlaufverstärkung vom OV) OV´s zur Verstärkung sehr kleiner Gleichspannungen müssen eine möglichst kleine Offsetspannungsdrift aufweisen; OV´s zur Verstärkung sehr kleiner Gleichströme müssen eine kleine Offsetstromdrift (bzw. Ruhestromdrift) aufweisen Folie 35 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Folie 36 (WS 2003/04) Elektronik III Vorlesung „Operationsverstärker“ Folie 37 (WS 2003/04)