Welt in Flammen Der Ansturm der Achsenmächte 1939 1942 PDF erstellt mit Hilfe des OpenSource-Werkzeugs „mwlib“. Für weitere Informationen siehe http://code.pediapress.com/ PDF generated at: Fri, 16 Jul 2010 16:12:52 UTC Inhalt Artikel Kriegführende Staaten im Zweiten Weltkrieg Kriegsbeginn und Westfeldzug Polenfeldzug 1 6 6 Sitzkrieg 24 Unternehmen Weserübung 26 Westfeldzug 37 Unternehmen Seelöwe 65 Luftschlacht um England 67 Operation Jubilee 79 Atlantikschlacht 83 Mittelmeer, Afrika und Balkan 94 Balkanfeldzug (1941) 94 Luftlandeschlacht um Kreta 99 Deutsches Afrikakorps 115 Unternehmen Theseus 120 Zweite große Belagerung Maltas 123 Unternehmen Felix 126 Der Krieg im Osten 128 Operation Barbarossa 128 Schlacht um Kiew 129 Schlacht um Moskau 132 Fall Blau 142 Deutscher Angriff auf Stalingrad 147 Japans Ansturm im Pazifik 193 Angriff auf Pearl Harbor 193 Japanische Invasion Südostasiens 219 Schlacht im Korallenmeer 237 Schlacht um Midway 247 Der Krieg in den Schatten David Stirling 258 258 Special Operations Executive 259 Office of Strategic Services 263 Long Range Desert Group 268 Résistance 270 Sowjetische Partisanen 275 Jugoslawische Volksbefreiungsarmee 281 ELAS 283 Die Gegenseite - Deutsche Spionage 286 Abwehr (Nachrichtendienst) 286 Brandenburg (Spezialeinheit) 291 Reichssicherheitshauptamt 303 Geheime Staatspolizei 312 Schutzstaffel 326 Sicherheitsdienst des Reichsführers SS 333 Referenzen Quellen und Bearbeiter der Artikel 339 Quellen, Lizenzen und Autoren der Bilder 342 Artikellizenzen Lizenz 350 Kriegführende Staaten im Zweiten Weltkrieg 1 Kriegführende Staaten im Zweiten Weltkrieg Kriegführende Staaten im Zweiten Weltkrieg gehörten mehrheitlich einem der beiden großen Bündnisse an, dem von Deutschland geführten einerseits („Achse“ oder Dreimächtepakt) oder dem, das sich aus der britisch-französischen Zusammenarbeit entwickelt hat (Alliierte). Einige Staaten haben nur gegen einen Teil des gegnerischen Bündnisses Krieg geführt, und manche haben während des Krieges die Seite gewechselt. Mächtegruppen etwa gegen 1943–1945, allerdings in den Grenzen von 1939 Die folgende Auflistung spiegelt nicht unbedingt die eigentlichen Verhältnisse wider. Große Teile der Welt waren damals Kolonien, diese Länder konnten aber durchaus durch Truppenkontingente aktiv beteiligt sein (Beispiel Indien). Andere Staaten waren formal unabhängig, aber stark von einer Großmacht beeinflusst (Commonwealth, mittelamerikanische Staaten, Kroatien, Slowakei), oder einer Besatzung unterworfen (Vichy-Frankreich). Die USA sind zwar erst Ende 1941 offiziell in den Krieg eingetreten, haben aber bereits zuvor Großbritannien mit Material unterstützt. Andere Staaten haben zwar eine Kriegserklärung abgegeben, sich aber nicht in nennenswertem Umfang an den Kämpfen beteiligt und waren nur für die Seekriegsführung von gewisser Bedeutung. Formale Kriegserklärungen sind nur dann berücksichtigt, wenn nicht schon durch einen Angriff der Kriegszustand hergestellt wurde, da diese dann belanglos sind. Dreimächtepaktstaaten und Verbündete Staat Kriegseintritt Grund bzw. Art des Kriegsbeginnes und Bemerkungen Deutsches Reich 1. September 1939 Angriff auf Polen, erklärte den USA am 11. Dezember 1941 den Krieg Slowakei 1939 Aktive Kriegsteilnahme. Deutscher Satellitenstaat seit 1939, von Staaten wie USA, Frankreich, Sowjetunion anerkannt, hatte eigene Streitkräfte Finnland 30. November 1939 Wurde von der Sowjetunion angegriffen, Friedensschluss 1940. Ab 25. Juni 1941 „Fortsetzungskrieg“ nur gegen die Sowjetunion. Erklärte nach der Kapitulation vor den Sowjets 1944 zunächst seine Neutralität, dann aber dem Deutschen Reich am 3. März 1945 den Krieg (rückwirkend vom 19. September 1944, seit dem finnische und sowjetische Truppen die Wehrmacht aus Finnland drängten) Italien 10. Juni 1940 Eintritt in den Krieg gegen Großbritannien und Frankreich. Die Regierung von Pietro Badoglio, seit Juli 1943, erklärte Deutschland am 13. Oktober 1943 den Krieg (die Italienische Sozialrepublik, ein Satellitenstaat Hitlers, blieb an deutscher Seite). Ungarn 11. April 1941 Gegen Jugoslawien. Am 28. 12. 1944 Kriegserklärung der provisorischen Regierung an Deutschland Bulgarien 19. April 1941 Kriegseintritt erst nach massivem deutschen Druck. Erklärte am 27. August 1944 seine Neutralität und schließlich Deutschland am 8. September 1944 den Krieg. Unabhängiger Staat Kroatien 1941 Aktive Kriegsteilnahme. Satellitenstaat, nur von Achsenmächten anerkannt, hatte allerdings eigene Streitkräfte Rumänien 22. Juni 1941 Teilnahme am Krieg gegen die Sowjetunion. Erklärte Deutschland am 25. August 1944 den Krieg. Japan 1936 7. Dezember 1941 Angriff auf die USA (siehe Angriff auf Pearl Harbor). Mandschukuo 1936 7. Dezember 1941 Japanischer Satellitenstaat war von 24 Staaten anerkannt (darunter sechs Staaten, die nicht der Achse angehörten oder achsenfreundlich waren) Thailand 21. Dezember 1941 Unterzeichete ein Militärbündnis mit Japan. Aktive Kriegsteilnahme in Burma. Kriegführende Staaten im Zweiten Weltkrieg Italienische Sozialrepublik 23. September 1943 2 nach Seitenwechsel Italiens norditalienischer Satellitenstaat des Dritten Reiches, nur von den Achsenmächten anerkannt, hatte eigene Streitkräfte, De-facto-Anerkennung durch Kriegserklärung der Alliierten. Bestand bis Ende April 1945. Hinzu kommen von Deutschland und Japan eingesetzte Regierungen in den besetzten Ländern und neu geschaffene Staaten, die im Allgemeinen kaum eigene Armeen besaßen, sondern die jeweiligen unterstützten. Alliierte und Verbündete Abgesehen von Kanada, den USA, Mexiko und Brasilien erklärten alle amerikanischen Staaten den Achsen den Krieg, beteiligten sich aber an diesem nicht militärisch. Kriegserklärungen sind nicht unbedingt an alle Staaten des gegnerischen Bündnisses ergangen. Staat Kriegseintritt Grund bzw. Art des Kriegsbeginnes und Bemerkungen China 1936/1937 bzw. 9. 12. 1941 von Japan angegriffen bzw. Kriegserklärung an Deutschland, aber seit 1940 projapanische Marionettenregierung in Nanking, die 1941 dem Antikominternpakt beitrat Polen 1. 9. 1939 bzw. 11. 12. 1941 von Deutschland ohne Kriegserklärung angegriffen; Kriegserklärung an Japan durch Exilregierung Großbritannien 3. 9. 1939 Kriegserklärung an Deutschland infolge des Beistandspaktes mit Polen Frankreich 3. 9. 1939 Kriegserklärung an Deutschland infolge des Beistandspaktes mit Polen Australien 3. 9. 1939 Kriegserklärung an Deutschland als Mitglied des Britischen Commonwealth Indien 3. 9. 1939 Kriegserklärung an Deutschland als Mitglied des Britischen Commonwealth Neuseeland 3. 9. 1939 Kriegserklärung an Deutschland als Mitglied des Britischen Commonwealth Südafrikanische Union 6. 9. 1939 Kriegserklärung an Deutschland als Mitglied des Britischen Commonwealth Kanada 10. 9. 1939 Kriegserklärung an Deutschland als Mitglied des Britischen Commonwealth Sowjetunion 17. 9. 1939 bzw. 22. 6. 1941 bzw. 08.08. 1945 Einmarsch in Polen; von Deutschland angegriffen, eine Kriegserklärung erfolgt nicht; Kriegserklärung an Japan Norwegen 9. 4. 1940 von Deutschland ohne Kriegserklärung angegriffen Belgien 10. 5. 1940 von Deutschland ohne Kriegserklärung angegriffen Luxemburg 10. 5. 1940 bzw. 15. 1. 1942 von Deutschland ohne Kriegserklärung angegriffen; Kriegserklärung durch Exilregierung Niederlande 10. 5. 1940 von Deutschland ohne Kriegserklärung angegriffen Griechenland 28. 10. 1940 bzw. 6. 4. 1941 von Italien bzw. Deutschland angegriffen Jugoslawien 6. 4. 1941 von Deutschland ohne Kriegserklärung angegriffen Tuwinische Volksrepublik 25. 6. 1941 Kriegserklärung an Deutschland (großer sowjetischer Einfluss); tuwinische Einheiten kämpften in der Roten Armee USA 7. 12. 1941 bzw. 11. 12. 1941 von Japan angegriffen (Kriegserklärung erfolgt am 8. Dezember) bzw. Kriegserklärung Deutschlands Philippinen 8. 12. 1941 bzw. 14. 6. 1942 von Japan angegriffen bzw. Kriegserklärung an Deutschland (selbstverwaltete US-Kolonie bis 1946), aber projapanische Marionettenregierung Laurel im Antikominternpakt Costa Rica 8. 12. 1941 bzw. 13. 1. 1942 Kriegserklärung an Japan bzw. Italien (großer amerikanischer Einfluss); an keinen Kämpfen beteiligt Guatemala 9. 12. 1941 bzw. 11. 12. 1941 Kriegserklärung an Japan bzw. an Deutschland (großer amerikanischer Einfluss); an keinen Kämpfen beteiligt Kriegführende Staaten im Zweiten Weltkrieg 3 Kuba 9. 12. 1941 bzw. 12. 12. 1941 Kriegserklärung an Japan bzw. an Deutschland (großer amerikanischer Einfluss); an keinen Kämpfen beteiligt Panama 9. 12. 1941 bzw. 16. 1. 1942 Kriegserklärung an Japan bzw. an Deutschland (großer amerikanischer Einfluss); an keinen Kämpfen beteiligt Tschechoslowakei 9. 12. 1941 bzw. 17. 12. 1941 Kriegserklärung der Exilregierung an Dreimächtepaktstaaten; Exiltruppen kämpften an der Ostfront Dominikanische Republik 11. 12. 1941 Kriegserklärung an Dreimächtepaktstaaten (großer amerikanischer Einfluss); an keinen Kämpfen beteiligt El Salvador 12. 12. 1941 Kriegserklärung an Dreimächtepaktstaaten (großer amerikanischer Einfluss); an keinen Kämpfen beteiligt Haiti 12. 12. 1941 Kriegserklärung an Dreimächtepaktstaaten (großer amerikanischer Einfluss); an keinen Kämpfen beteiligt Honduras 12. 12. 1941 Kriegserklärung an Dreimächtepaktstaaten (amerikanischer Einfluss); an keinen Kämpfen beteiligt Nicaragua 12. 12. 1941 Kriegserklärung an Dreimächtepaktstaaten (großer amerikanischer Einfluss); an keinen Kämpfen beteiligt Mexiko 22. 5. 1942 Kriegserklärung an Deutschland (US-Einfluss); mit Lufteinheiten 1945 im Pazifik beteiligt (→ Escuadrón Aéreo de Pelea 201) Brasilien 22. 8. 1942 bzw. 6. 6. 1945 Kriegserklärung an Deutschland bzw. Japan, aktive Kriegsteilnahme an der Italienischen Front (→ Brazilian Expeditionary Force) Äthiopien 1. 12. 1942 Kriegserklärung an Deutschland; war bis 1941 von Italien besetzt Irak 16. 1. 1943 Kriegserklärung an Deutschland; April 1941 prodeutscher Putsch der von den Briten niedergeschlagen wird Bolivien 7. 4. 1943 Kriegserklärung an Deutschland und Japan (großer amerikanischer Einfluss); an keinen Kämpfen beteiligt Iran 9. 9. 1943 bzw. 1. 3. 1945 Kriegserklärung an Deutschland bzw. Japan; wurde 1941 von der Sowjetunion (im Norden) und Großbritannien besetzt Kolumbien 27. 11. 1943 Kriegserklärung an Deutschland (großer amerikanischer Einfluss); an keinen Kämpfen beteiligt Liberia 27. 1. 1944 Kriegserklärung an Deutschland; an keinen Kämpfen beteiligt Ecuador 2. 2. 1945 Kriegserklärung an Deutschland und Japan (erst nach politischem Druck aus den USA); an keinen Kämpfen beteiligt Paraguay 8. 2. 1945 Kriegserklärung an Deutschland und Japan (großer amerikanischer Einfluss); an keinen Kämpfen beteiligt Peru 12. 2. 1945 Kriegserklärung an Deutschland und Japan (großer amerikanischer Einfluss); an keinen Kämpfen beteiligt Chile 14. 2. 1945 bzw. 16. 2. 1945 Kriegserklärung an Japan bzw. an Deutschland (großer amerikanischer Einfluss); an keinen Kämpfen beteiligt Venezuela 16. 2. 1945 Kriegserklärung an Deutschland (großer amerikanischer Einfluss); an keinen Kämpfen beteiligt Uruguay 23. 2. 1945 Kriegserklärung an Deutschland (erst nach politischem Druck aus den USA); an keinen Kämpfen beteiligt Türkei 23. 2. 1945 bis 1943 wohlwollende Neutralität zugunsten Deutschlands, im Februar 1945 auf britischen Druck hin Kriegserklärung an Deutschland, zu einem Eingreifen auf dem Balkan kommt es jedoch nicht mehr Ägypten 26. 2. 1945 Kriegserklärung an Deutschland nachdem prodeutsche Regierung 1942 von Briten gestürzt worden war, zudem wurde 1941 und 1942 auf ägyptischem Boden gekämpft Syrien 26. 2. 1945 Kriegserklärung an Deutschland; zuvor 1941 von den Freien Franzosen und Briten besetzt Kriegführende Staaten im Zweiten Weltkrieg 4 Libanon 27. 2. 1945 Kriegserklärung an Deutschland; zuvor 1941 von den Freien Franzosen und Briten besetzt Saudi-Arabien 28. 2. 1945 Kriegserklärung an Deutschland; an keinen Kämpfen beteiligt Argentinien 27. 3. 1945 Kriegserklärung an Deutschland und Japan (großer amerikanischer Einfluss) war vorher aber zumindest nicht antideutsch; an keinen Kämpfen beteiligt Mongolei 11.08.1945 Kriegserklärung nur an Japan, starker Einfluss der Sowjetunion, war Aufmarschgebiet für die UdSSR Neutral, aber am Krieg beteiligt Staat Kriegseintritt Bemerkungen Dänemark im Krieg seit 9. 4. 1940 von Deutschland angegriffen und besetzt; eine Kriegserklärung erfolgte nicht; statt dessen Beitritt zum Antikominternpakt, bis 29. August 1943 mit eigenständiger Regierung, auch danach keine Exilregierung oder Kriegserklärung, sondern „Nichtzusammenarbeit“ mit der Besatzungsmacht Monaco neutral 1940 von Italien, ab 1943 von Deutschland besetzt, 1944 von RAF bombardiert und 1944 von Frankreich besetzt Nepal neutral trotz starkem britischem Einfluss, britische Armee rekrutierte Gurkha in Nepal mit Billigung der Regierung San Marino neutral 1943/44 von der Wehrmacht, 1944/45 von den Briten besetzt Schweden neutral sendete mit staatlicher Unterstützung Freiwillige und Material an Finnland 1939; Wehrmacht und Alliierte hatten reguläre Truppen durch Schweden geschickt; bis 1943 prodeutsche Wirtschaftsabkommen; 1945 pro-alliierte Mobilmachung Schweiz neutral mobilisiert von 1939 bis 1945, territorialer Grenzschutz mit Luftabwehrkämpfen am nördlichen/nordöstlichen Grenzverlauf. Spanien neutral sendete mit staatlicher Unterstützung Freiwillige und Material an Deutschland (siehe Blaue Division) Portugal neutral ursprünglich achsenfreundlich, später aber immer mehr alliiertenfreundlich; erlaubte den Alliierten Errichtung von Basen auf den Azoren Neutrale Staat Kriegseintritt Bemerkungen Afghanistan neutral als Staat neutral Andorra neutral befand sich seit dem Ersten Weltkrieg de jure noch bis zum 25. September 1939 im Kriegszustand mit Deutschland Bhutan neutral trotz starkem britischen Einfluss Irland neutral bestimmte Stützpunkt- und Unterstützungsabkommen mit Großbritannien, aber antibritische Sympathien für Deutschland, daher Freiwillige auf beiden Seiten, vor allem auf britischer Seite, einziges Land, das zum Tod Adolf Hitlers kondolierte, und letztes neutrales Land mit Beziehungen zu Deutschland Jemen neutral trotz starkem britischen Einfluss Liechtenstein neutral Freiwillige (ohne Unterstützung) in Wehrmacht und SS; Putsch der Liechtensteiner Nationalsozialisten scheiterte 1939, 1945 Aufnahme russischer Soldaten, die auf deutscher Seite gestanden hatten Vatikan als Staat neutral, diplomatische Verwicklungen der Kirche gab es aber (zwischen den Alliierten und den Achsenmächten) neutral Kriegführende Staaten im Zweiten Weltkrieg Siehe auch • Anti-Hitler-Koalition • Zweiter Weltkrieg 5 6 Kriegsbeginn und Westfeldzug Polenfeldzug Polenfeldzug 1939 Teil von: Zweiter Weltkrieg Die Schleswig-Holstein beim Beschuss des Marinehafens der polnischen Stadt Gdynia (deutsch Gdingen). Datum 1. September–6. Oktober 1939 Ort Polen und die Freie Stadt Danzig Ausgang Sieg der deutschen Truppen Folgen Besetzung und Zerschlagung des polnischen Staates, Teilung Polens zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion, Eingliederung der Freien Stadt Danzig in das Deutsche Reich Friedensschluss keiner, am 6. Okt. 1939 letztes Gefecht mit regulären Truppen Konfliktparteien Polen Deutsches Reich und SS-Heimwehr Danzig Slowakei Befehlshaber Edward Rydz-Śmigły (Oberbefehlshaber) Walther von Brauchitsch (Oberbefehlshaber des Heeres) Truppenstärke Polenfeldzug 37 Divisionen, 12 Brigaden 4.300 Geschütze 750 gepanzerte Fahrzeuge 900 Flugzeuge Gesamtstärke: 1.000.000 Polen 7 61 deutsche Divisionen, 6 deutsche Brigaden, 3 slowakische Divisionen 10.000 Geschütze 3.600 gepanzerte Fahrzeuge 1.929 Flugzeuge Gesamtstärke: 1.600.000 Deutsche, 50.000 Slowaken Verluste 66.300 Tote, 133.700 Verwundete, 694.000 Gefangene, 16.376 ermordete Zivilisten (Sept./Okt. 1939) Heer: 16.843 Tote, 36.473 Verwundete, [1] 320 Vermisste Luftwaffe: 549 Tote, 407 Verwundete Kriegsmarine: 77 Tote, 3 Vermisste, [2] 115 Verwundete Wehrmacht insgesamt: 17.469 Tote, 323 Vermisste, 36.995 Verwundete Slowakei: 37 Tote, 18 Vermisste, [3] 114 Verwundete Einige Tausend ermordete Volksdeutsche Mit dem Polenfeldzug im September 1939 löste das vom Nationalsozialismus regierte Deutsche Reich den Zweiten Weltkrieg in Europa aus. Dieser völkerrechtswidrige Angriffskrieg[4] wird in Deutschland oft als Überfall auf Polen, in Polen als Septemberfeldzug (Kampania wrześniowa) oder Verteidigungskrieg von 1939 (Wojna obronna 1939 roku) bezeichnet. Er begann am 1. September 1939 ohne vorherige Kriegserklärung mit dem Einmarsch der Wehrmacht in den Westteil der Zweiten Polnischen Republik und endete am 6. Oktober mit der Kapitulation der letzten polnischen Feldtruppen, nicht jedoch der ins Exil geflohenen polnischen Regierung. Am 3. September 1939 erklärten Frankreich und Großbritannien im Rahmen ihrer Beistandsverträge mit Polen Deutschland den Krieg. Sie eröffneten aber nur minimale militärische Aktivitäten, die Polen keine reale Entlastung brachten. Gemäß dem geheimen Zusatzprotokoll zum Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom 24. August 1939 marschierte am 17. September die Rote Armee in Ostpolen ein. Die sowjetische Besetzung Ostpolens wird manchmal in den Begriff „Polenfeldzug“ eingeschlossen.[5] Im Kriegsverlauf und unter der deutschen Besetzung Polens 1939–1945 verübten Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD und Wehrmachtsangehörige teils planmäßig, teils spontan Massenmorde an polnischen Intellektuellen, Priestern, Gewerkschaftern, Adligen[6] und Juden. Dies gilt als der „Auftakt zum Vernichtungskrieg“, wie er zwei Jahre darauf im Krieg gegen die Sowjetunion geführt wurde[7] , und zum Holocaust. Polenfeldzug Politische Vorgeschichte Deutsch-polnische Spannungen (1919–1933) Die souveräne Zweite Polnische Republik wurde am 11. November 1918 neu gegründet. Sie gehörte für die Siegermächte des Ersten Weltkriegs zum osteuropäischen Cordon Sanitaire, der Westeuropa vor der Sowjetunion schützen und auch mögliche neue Großmachtambitionen Deutschlands eindämmen sollte. Der Versailler Vertrag schlug Westpreußen mitsamt des multiethnischen Territoriums des Korridors Polen zu und trennte damit Ostpreußen vom übrigen Reichsgebiet. Danzig wurde als Freie Stadt mit einem polnischen Freihafen aus Deutschland ausgegliedert und unter die Kontrolle des Völkerbunds gestellt. Für die ethnischen Minderheiten in Polen – vor allem Ukrainer, Juden, Weißrussen und Deutsche – waren Sonderrechte vorgesehen. Mit den im Versailler Vertrag festgelegten Grenzen war weder die polnische noch die deutsche Seite einverstanden. Polen erweiterte sein Staatsgebiet nach Osten über die in den Pariser Friedensverhandlungen vorgeschlagene Grenze (Curzon-Linie) hinaus zu Lasten Litauens und Sowjetrusslands im Polnisch-Sowjetischen Krieg. Der genaue Grenzverlauf zwischen Deutschland und Polen wurde erst nach bürgerkriegsartigen Aufständen in Oberschlesien im Juli 1921 festgelegt und blieb weiterhin ständiger Streitpunkt. Alle Regierungen der Weimarer Republik strebten im Sinne großer Bevölkerungsteile eine Revision der Ostgrenzen an, um die 1919 verlorenen Gebiete zurückzugewinnen (Vertragsrevisionismus). So garantierte der Vertrag von Locarno 1925 zwar die neue deutsche Westgrenze, doch eine ähnliche Regelung für die Ostgrenzen lehnte Gustav Stresemann ab. Stattdessen leitete die Reichsregierung einen ergebnislosen Zollkrieg gegen die polnische Wirtschaft ein. Gleichzeitig näherte sie sich 1922 mit dem Vertrag von Rapallo und dem Berliner Vertrag 1926 politisch der UdSSR an, mit der sie auch militärisch zusammenarbeitete, um Versailler Beschränkungen zu umgehen. Die polnische Regierung hatte eine ebenso unnachgiebige Haltung in den Grenzfragen und versuchte, Polen zu einer Führungsmacht in Ostmitteleuropa zu machen, von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer (→ Międzymorze). Unter Józef Piłsudski, dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte, der seit 1918 der eigentliche Machthaber war, schloss das Land am 25. Juli 1932 schließlich einen Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion, um zunächst die 1921 erfolgte Grenzziehung abzusichern. Kursänderungen nach Hitlers Amtsantritt Die NSDAP gehörte seit 1919 zu den schärfsten Gegnern des Versailler Vertrages. Adolf Hitler erklärte zudem die Gewinnung von „Lebensraum im Osten“ in Mein Kampf zum für ihn entscheidenden Politikziel.[8] Er richtete es vor allem gegen die Sowjetunion, ohne Polen zu erwähnen. Dies sieht der Historiker Wolfgang Wippermann als Indiz dafür, „wie wirklichkeitsfremd dieses Programm war“.[9] Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 mobilisierte die polnische Regierung zunächst einen Teil ihrer Streitkräfte und sondierte in Paris wahrscheinlich die Möglichkeit einer gemeinsamen Militäraktion gegen Deutschland.[10] Nach der Liebmann-Aufzeichnung vom 3. Februar 1933 wies Hitler auf die Bedrohung durch das militärisch stärker gerüstete Polen hin.[11] Um Deutschland ungehemmt aufrüsten und ausdehnen zu können, verfügte er zunächst den Austritt aus dem Völkerbund. Daraufhin kündigte Piłsudski den vertraglichen Minderheitenschutz und begann eine Polonisierung der Minderheiten seines Landes.[12] Doch Hitler zeigte Polen Verhandlungsbereitschaft, etwa indem er die Zusammenarbeit mit der UdSSR demonstrativ beendete. Am 26. Januar 1934 schlossen Polen und das Deutsche Reich den auf zehn Jahre befristeten deutsch-polnischen Nichtangriffspakt. Einige Historiker betrachten diesen als Wendepunkt in der deutschen Ostpolitik, der die Konfrontation der Weimarer Zeit beendete.[13] Andere sehen darin nur eine taktische Maßnahme, die Polen zu einem Werkzeug deutscher Interessen machen sollte.[14] In den folgenden Jahren zerfiel das polnisch-französische Bündnis unter dem Eindruck der neuen Bündniskonstellationen. Der französisch-sowjetische Beistandspakt vom 2. Mai 1935 entfernte die ehemaligen 8 Polenfeldzug Partner weiter voneinander, während Polen und das Deutsche Reich politisch und wirtschaftlich enger zusammenarbeiteten. Dies zeigte sich vor allem nach dem Münchner Abkommen vom 30. September 1938: Hatte sich die polnische Regierung von der deutschen Besetzung des Rheinlandes (7. März 1936) noch scharf distanziert, so nutzte sie die Lage nun für eigene Interessen aus. Am 2. und 3. Oktober besetzte Polen den tschechischen Teil der 1919 getrennten, ehemals Teschen genannten Stadt (Český Těšín) sowie das Olsagebiet.[15] Am 10. Oktober 1938 besetzten die Deutschen gemäß dem Münchner Abkommen das Sudetenland. Deutsch-polnische Verhandlungen Am 24. Oktober 1938 begann der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop Verhandlungen mit der polnischen Regierung zur „Lösung” aller strittigen Fragen. Er verlangte die Wiedereingliederung der Freien Stadt Danzig in das Deutsche Reich sowie Transitverkehr über ein neuzubauendes exterritoriales Teilstück der Reichsautobahn Berlin – Königsberg und über den Schienenweg (ehem. Preußische Ostbahn) durch den polnischen Korridor. Dafür bot er die Anerkennung der übrigen deutsch-polnischen Grenzen, eine Verlängerung des deutsch-polnischen Nichtangriffspakts auf 25 Jahre, einen Freihafen in beliebiger Größe in Danzig, und lud zudem Polen zum Beitritt in den Antikominternpakt ein.[16] Die polnische Regierung zögerte mit einer Antwort auf Ribbentrops Vorschläge, ging auf die meisten gar nicht erst ein und stellte nur graduelle Veränderungen in Aussicht. Außenminister Józef Beck lehnte den Nichtangriffspakt mit Deutschland auch deshalb ab, um das Verhältnis zur UdSSR nicht unnötig zu belasten und die von Polen angestrebte Führungsrolle im „Dritten Europa“ nicht zu gefährden.[17] Ribbentrops Angebot war nach Klaus Hildebrand eine „unannehmbare Zumutung“ für Polen, weil es sich bei Annahme völlig von seinem bisherigen Verbündeten Frankreich isoliert hätte. Das Land hätte damit „künftig an der Kette des Reiches gelegen“ und wäre zu einem „Satrapen für den Eroberungszug im Osten“ geworden.[18] Die deutsch-polnischen Verhandlungen zogen sich deshalb ergebnislos hin. Am 14. März 1939 schloss das Deutsche Reich einen „Schutzvertrag“ mit der Slowakei, um deren Trennung von der „Rest-Tschechei“ zu beschleunigen. In diese marschierten schon am Folgetag deutsche Truppen ein. Damit brach Hitler nach wenigen Monaten das Münchner Abkommen, ohne effektive Sanktionen der daran beteiligten Regierungen fürchten zu müssen. Auf deutschen politischen Druck hin verzichtete Litauen am 23. März auf das 1920 von Deutschland getrennte und 1923 annektierte Memelland. Damit erreichte Hitler ohne Krieg eine teilweise Revision der Versailler Gebietsverluste; unter anderem der strittige Korridor samt Danzig stand noch aus. Diese Politik machte die Bedrohung auch für Polen offensichtlich. Der Weg in den Krieg Am 26. März 1939 wies Polens Regierung das deutsche Angebot endgültig zurück und stellte klar, dass sie jede einseitige territoriale Veränderung als Kriegsgrund behandeln würde. Zudem leitete sie eine Teil-Mobilmachung ihrer Streitkräfte ein, um einer handstreichartigen deutschen Annexion Danzigs vorzubeugen. Großbritannien beendete nach dem deutschen Bruch des Münchener Abkommens seine bisherige Appeasement-Politik. Am 31. März sicherte der britische Premierminister Neville Chamberlain Polen militärische Unterstützung zu, falls dessen Existenz bedroht werde. Auf Bitte Polens wurde am 6. April ein förmlicher Beistandspakt zwischen beiden Staaten unterzeichnet. Am 13. April wurde auch die polnisch-französische Allianz erneuert. Daraufhin kündigte Hitler am 28. April 1939 den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt und das deutsch-britische Flottenabkommen. Bereits am 11. April hatte er der Wehrmacht Weisung zur Ausarbeitung eines Kriegsplanes gegen Polen erteilt.[19] Bei seiner Rede vor den Oberbefehlshabern am 23. Mai 1939 verkündete er das eigentliche Ziel des bevorstehenden Feldzuges:[20] „Danzig ist nicht das Objekt, um das es geht. Es handelt sich für uns um Arrondierung des Lebensraumes im Osten und um Sicherstellung der Ernährung … In Europa ist keine andere Möglichkeit zu sehen.“ 9 Polenfeldzug Damit wollte Hitler die Abhängigkeit von westlichen Importen verringern und eine Seeblockade, die im Ersten Weltkrieg zur militärischen und politischen Niederlage Deutschlands beigetragen hatte, vermeiden. Er setzte die Verhandlungen um Danzig noch bis zum August 1939 fort, um Zeit für Kriegsvorbereitungen zu gewinnen und Großbritannien und Frankreich möglichst vom militärischen Eingreifen abzuhalten. Diese hätten Polen durch einen Einmarsch in Deutschland von Westen her helfen können, waren darauf aber trotz zahlenmäßiger Überlegenheit ihrer Divisionen nicht vorbereitet oder nicht dazu bereit. Um Polen auf dessen Gebiet militärisch wirksam unterstützen zu können, verhandelten die Westmächte seit Sommer 1939 über eine Militärkonvention mit der UdSSR. Diese verlangte ein Durchmarschrecht für die Rote Armee durch Polen. Dessen Regierung befürchtete, dass die Sowjets dieses Recht zur Rückgewinnung ihrer 1921 verlorenen Gebiete ausnutzen würden. Polens Außenminister lehnte diese Bedingung daher am 15. August 1939 endgültig ab.[21] Noch während dieser Gespräche handelte der sowjetische Außenminister Molotow mit Ribbentrop in Moskau zuerst den Deutsch-Sowjetischen Wirtschaftsvertrag aus, der sowjetische Rohstofflieferungen auch unter Blockadebedingungen ermöglichen sollte. In einer Ansprache vor den versammelten Führern der Wehrmacht, von der mehrere Aufzeichnungen existieren, definierte Hitler auf dem Berghof am 22. August als Ziel des bevorstehenden Feldzuges: „Vernichtung Polens = Beseitigung seiner lebendigen Kraft“.[22] Der Feldzug werde keine großen Probleme mit den Westmächten nach sich ziehen: „Mit einem Dazwischentreten Englands und Frankreichs rechne er nicht, sei vielmehr überzeugt, daß beide Staaten wohl drohen, mit dem Säbel rasseln, Sanktionen verhängen, vielleicht auch eine Blockade aufrichten, aber niemals militärisch eingreifen würden.“ Um Deutschland einzudämmen, hätten sie bislang auf ein Bündnis mit der Sowjetunion gehofft – „auch diese Karte habe ich ihnen nun aus der Hand geschlagen.“ Am 23. August 1939 folgte der Hitler-Stalin-Pakt, dessen geheimes Zusatzprotokoll die Interessengebiete aufteilte: Danach sollten Ostpolen und das Baltikum unter sowjetische Verwaltung kommen. Nach dem Scheitern der britisch-sowjetischen Verhandlungen bat die britische Regierung Warschau nochmals um Verhandlungen mit Berlin. Wegen der westlichen Garantieerklärungen und dem hohen Vertrauen in die eigenen Streitkräfte sah die polnische Führung jedoch keinen Grund mehr für weitere diplomatische Bemühungen. Hitler hatte seine Forderungen inzwischen gesteigert und mit einem Ultimatum verbunden. Daraufhin leitete die polnische Regierung am 29. August die Generalmobilmachung der polnischen Streitkräfte ein. Feindpropaganda und fingierte Grenzzwischenfälle Während der sich verschärfenden Lage hatten auf beiden Seiten die Berichte über Grenzverletzungen und Zwischenfälle zugenommen. Seit Anfang 1939 war es zu Ausschreitungen gegen „Volksdeutsche“ in Polen gekommen. Die NS-Propaganda, die während der Dauer des deutsch-polnischen Nichtangriffspaktes nicht negativ über Polen berichten durfte, nutzte diese Vorfälle seit März 1939, um ein Feindbild von Polen zu verstärken. Deutsche Polizeiberichte schilderten etwa den polnischen Beschuss von militärischen und zivilen Flugzeugen und zahlreiche Übergriffe, auch mit Todesfolge auf deutscher Seite.[23] Auch die Polen machten eine Aufstellung von Zwischenfällen.[24] Seit dem 22. August 1939 täuschten zudem als polnische Freischärler verkleidete SD- und SS-Angehörige sowie dazu genötigte KZ-Häftlinge (die ermordet und als Beweis für Kampfhandlungen liegengelassen wurden) mehrere „Grenzzwischenfälle“ vor. Sie sollten dem Ausland von Polen ausgehende kriegerische Akte demonstrieren, gegen die Deutschland sich nur militärisch verteidigen könne. Dazu gehörte auch der angebliche Überfall auf den Sender Gleiwitz.[25] Hitler erwähnte Gleiwitz in seiner Reichstagsrede am 1. September nicht.[26] Deutsche Wochenschauen vom September 1939 zeigten brennende deutsche Bauernhöfe im Korridor, Artilleriebeschuss der oberschlesischen Grenzstadt Beuthen sowie die Beerdigung eines erschossenen Danziger SS-Mannes als Kriegsbegründungen. 10 Polenfeldzug Militärischer Verlauf Deutsche Vorbereitungen Das Oberkommando des Heeres (OKH) schloss seine Planung bis zum 15. Juni 1939 ab (Codename Fall Weiß).[27] Die Vorbereitungen wurden als Manöverübungen, Bau von Grenzbefestigungen u. a. verdeckt durchgeführt. So wurden zur 25-Jahr-Feier der Schlacht bei Tannenberg in Ostpreußen eine Infanterie- und eine Panzerdivision aus dem Reich abgeordnet. Die eigentliche Generalmobilmachung begann jedoch verdeckt erst am 25. August 1939. Ausgangsstellungen der Heere und geplante Bedingt durch den Grenzverlauf und Bündnispolitik hatte Deutschland Hauptstoßrichtungen schon von Beginn an Polen von mehreren Seiten her eingekesselt – vom Nordwesten bis zum Gebiet der verbündeten Slowakischen Republik im Süden, dazu von Nordosten aus Ostpreußen. Nach Kriegsbeginn kam das dahin neutrale Danziger Gebiet hinzu, und im Osten lag die verbündete Sowjetunion. Daher befanden sich die deutschen Streitkräfte in einer vorteilhaften Lage. Für den Angriff wurden sie in zwei Heeresgruppen unterteilt: Die Heeresgruppe Nord (630.000 Mann unter Generaloberst Fedor von Bock) sollte zunächst die polnischen Streitkräfte im polnischen Korridor zerschlagen, um eine Verbindung zwischen Ostpreußen und dem Hauptgebiet des Deutschen Reiches herzustellen. Danach sollte sie direkt auf Warschau vorstoßen, um damit den Hauptangriff, der im südlichen Polen stattfinden sollte, zu entlasten. Die Heeresgruppe Süd (886.000 Mann unter Generaloberst Gerd von Rundstedt) verfügte über drei Armeen. Die 14. Armee unter Generaloberst Wilhelm List sollte von Schlesien und der Slowakei aus die polnischen Grenzbefestigungen in Ostoberschlesien einnehmen, danach die deutschen Operationen nach Galizien hin mit Angriffen decken und auf den Fluss San vorrücken. Die 10. Armee unter General der Artillerie Walter von Reichenau sollte den Hauptangriff auf Warschau führen. Dazu wurden ihr die meisten motorisierten Verbände zugeteilt. Auf ihrer linken Flanke sollte die 8. Armee unter General der Infanterie Johannes Blaskowitz die Operationen nach Posen hin abschirmen. So hoffte die deutsche Führung, die Masse des polnischen Heeres noch westlich der Weichsel zu umfassen und zu vernichten. Schon am 25. August befand sich ein großer Teil der Truppen in ihren Bereitstellungsräumen. Hitler befahl den Angriff für den 26. August, zog den Angriffsbefehl aber kurzfristig zurück, nachdem er erfahren hatte, dass Italien nicht kriegsbereit sei und England und Polen ihre gegenseitigen Zusagen vertraglich fixiert hatten. So erhielt die Wehrmachtführung andererseits Zeit, um die Mobilmachung der Truppen abzuschließen. Ein Kommandounternehmen gegen den seit 1938 polnisch besetzten Deutsche Soldaten mit bespanntem Bahnhof von Mosty konnte jedoch nicht mehr rechtzeitig gestoppt Infanteriegeschütz, Aufnahme aus dem werden. Nach anfänglichen Erfolgen der Kommandosoldaten mussten Bundesarchiv sie sich wieder über die Grenze zurückziehen.[28] Auch an der Weichselbrücke Dirschau kam es zu einigen Zusammenstößen deutscher und polnischer Truppenteile, bei denen beiderseits erste Verluste zu verzeichnen waren.[29] 11 Polenfeldzug Polnische Pläne Polens Militärs hatten nach dem 1933 gescheiterten Versuch, Frankreich für einen präventiven Angriff gegen deutsche Rüstungszentren zu gewinnen, einen „Plan West“ (Plan Zachód) auch Frankreichs General Gamelin unterbreitet und diesen ab März 1939 weiter ausgearbeitet. Dem polnischen Generalstab und der polnischen Führung war nur teilweise klar, dass Polens Streitkräfte inzwischen denen der Wehrmacht materiell und operativ unterlegen waren. So meinte der Kriegsminister Tadeusz Kasprzycki: „Man rät uns zum Bau von Festungen und zur Vorbereitung eines Verteidigungskrieges, empfiehlt uns Rückzugsmanöver und Widerstand an unseren Flussläufen. Nichts davon werden wir tun. Wir kennen nur die Offensive, und im Angriff werden wir siegen.“[30] Die Devise lautete Marsz na Berlin! Marsz na Berlin! (Auf, gegen Berlin)[31] Polen verfügte über umgerechnet etwa 44 Divisionen gegenüber etwa 57 deutschen Divisionen, die noch dazu besser ausgerüstet und bewaffnet waren. 2400 leichten und mittleren deutschen Panzern standen ca. 800 leichte (Tanketten, 7TP) und veraltete Panzer Renault FT-17 gegenüber. Panzerdivisionen nach deutschem Muster gab es bis auf eine motorisierte Brigade nicht. Den deutschen Luftflotten 1 und 4 mit zusammen 1929 einsatzbereiten, zum Teil modernsten Flugzeugen konnten die Polen nur 842 Maschinen der Typen PZL P.7, PZL P.11, PZL.23 Karaś, PZL.37 Łoś und einige ältere Modelle entgegenstellen. Frankreich hatte der polnischen Regierung vertraglich zugesichert, spätestens zehn Tage nach Kriegsbeginn mit dem Großteil seiner Divisionen Deutschland anzugreifen und ihm so einen Zweifrontenkrieg aufzuzwingen. Demgemäß wollte die polnische Armee dem Angreifer zunächst solange hinhaltenden Widerstand leisten, bis die französische Offensive sie entlasten würde. Für die zweite Phase plante man einen Gegenangriff. Die günstigste Verteidigungslinie verlief entlang der Flüsse Narew-Bug-Weichsel-San mitten durch Polen. Doch die meisten unersetzlichen Rüstungsbetriebe lagen westlich dieser Linie in den ehemals deutschen Gebieten Ostoberschlesien beziehungsweise der Provinz Posen, wo auch der Großteil der Reservisten lebte. Um diese Gebiete möglichst lange zu behaupten, beschloss das polnische Oberkommando, den deutschen Angriff schon an den Grenzen zu empfangen und sich falls nötig später auf die Verteidigungslinie zurückzuziehen. Zur geplanten Verteidigung der Landesgrenzen wurden die polnischen Streitkräfte weit verteilt. Am äußersten rechten Flügel stand die Operationsgruppe Narew, die nach Beginn eines deutschen Angriffs sofort Ostpreußen von Osten bedrohen und die polnischen Grenzen gegen Litauen sichern sollte. Daran schloss sich die Armee Modlin an, die in den ausgebauten Befestigungen der Mlawa-Stellung stand, um einen direkten Angriff aus Ostpreußen auf Warschau abzuwehren. Im polnischen Korridor stand die Armee Pomerellen und südlich davon 1. September 1939 Wieluń die Armee Posen. An der schlesischen Grenze stand mit der Armee Lodz und der Armee Krakau die Masse des polnischen Heeres. Aufgrund der feindlichen Haltung der Slowakei wurde später im Süden noch die Karpatenarmee aufgestellt. Im Hinterland marschierten die Reserveverbände auf. Ein etwaiger sowjetischer Einmarsch wurde nicht in Erwägung gezogen. Einen Kampf gegen die später einmarschierenden sowjetischen Truppen untersagte das polnische Oberkommando. Nur bei direkten sowjetischen Angriffen auf polnische Truppen sollten diese sich verteidigen.[32] 12 Polenfeldzug 13 Der Kriegsbeginn Der exakte Zeitpunkt und Ort der ersten Kampfhandlung ist umstritten. Ab 4:45 Uhr, kurz vor Sonnenaufgang, beschoss das Linienschiff Schleswig-Holstein die polnische Garnison auf der Westerplatte auf dem Territorium der Freien Stadt Danzig. In der Stadt selbst wurde das polnische Postamt gestürmt. Beide Orte stellten polnische Exklaven besonderen Rechtes (gemäß Versailler Vertrag) auf dem Gebiet des Staates Freie Stadt Danzig dar. Nach polnischen Angaben noch vor 4:45 Uhr, nach deutschen um 5:40 Uhr, griff die deutsche Luftwaffe mit 29 Sturzkampfbombern die Stadt Wieluń an. Im Verlaufe des Tages erfolgten noch zwei weitere Angriffe mit je 29 Flugzeugen, wobei die Stadt zu 70 Prozent zerstört wurde und insgesamt 1.200 Menschen starben. Deutsche Soldaten und polnische [33] Grenzbeamte stellen den Abriss des polnischen Schlagbaums bei Zoppot nach Weitere Aktionen sollten die Sprengung von Eisenbahnbrücken verhindern. Bereits um 4:26 Uhr morgens des 1. September startete der Oberleutnant Bruno Dilley, Führer der 3. Staffel im Sturzkampfgeschwader 1, mit insgesamt drei Stuka-Flugzeugen vom Typ Ju 87 B im ostpreußischen Landkreis Elbing, mit dem Auftrag die Zündstellen der Weichselbrücke Dirschau auszuschalten und so eine Brückensprengung zu verhindern. Um 4:34 Uhr flogen sie in zehn Meter Höhe über der Weichsel auf den Bahndamm links neben der Staffel von Junkers Ju 87 („Stukas“) über Polen Brücke zu, wo polnische Pioniere neben den Zündapparaten standen. Kurz vor dem Damm lösten die Flugzeuge ihre Bomben aus und zogen über dem Damm hinweg. Dabei war das Ziel genau getroffen worden.[34] Dennoch wurde die Brücke von Polen gesprengt. Hitler sagte am Vormittag desselben Tages in einer im Rundfunk übertragenen Reichstagsrede: „Polen hat heute nacht zum erstenmal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten![35] “ Das Wort „Krieg“ war für den „Septemberfeldzug“ anfangs verboten. Frankreich und Großbritannien forderten ultimativ den sofortigen Rückzug aller deutschen Truppen aus Polen. Als Hitler dies ablehnte, erklärten beide Staaten dem Deutschen Reich am 3. September den Krieg. Eine große Offensive der Westmächte blieb aber trotz der Zusagen gegenüber Polen aus; an der deutschen Westgrenze kam es zum „Sitzkrieg“. Polenfeldzug 14 Kämpfe bis zum 6. September Der Angriff der Heeresgruppe Nord kam in den ersten Tagen zumindest im Bereich der 4. Armee unter General der Artillerie Günther von Kluge planmäßig voran. Im Korridor wurden Teile der polnischen Armee Pomerellen während der Schlacht in der Tucheler Heide bei Graudenz eingeschlossen und zerschlagen. Nur zwei ihrer Divisionen entkamen der Niederlage und schlossen sich der Armee Posen an. Deutsche Panzertruppen an der Brahe Lageentwicklung bis zum 14. September Zur Illustration der hoffnungslosen Unterlegenheit der polnischen Armee wird oft angeführt, dass sie noch eine Kavallerie hatte und berittene polnische Soldaten deutsche Panzer mit Lanzen und Säbeln angegriffen haben sollen. Hinter dieser Legende steht das Gefecht bei Krojanty, in dem am 1. September 1939 ein polnisches Ulanenregiment eine Infanterie-Einheit der Wehrmacht angriff, aber von dazukommenden Panzerspähwagen überrascht und zurückgeschlagen wurde. Zugleich stockte der Angriff der 3. Armee unter Generaloberst Georg von Küchler vor der Mlawa-Stellung. Die dort kämpfende Armee Modlin zog sich erst zurück, als die deutschen Kräfte ihre rechte Flanke umgangen hatten. Sie sammelte sich jedoch wieder in der Festung Modlin und am Bug. Die Armeen der Heeresgruppe Süd drängten unterdessen die polnischen Verbände in Richtung Warschau zurück. Allerdings gelang es ihnen nicht, die polnischen Truppen aufzureiben oder zu umfassen. Erst am 6. September gelang der 10. Armee ein tiefer Einbruch in die polnische Abwehrfront. Am gleichen Tag besetzte die 14. Armee Krakau. Sie konnte die polnische Armee Krakau jedoch nicht wie geplant einkreisen. Der schnelle Vorstoß der deutschen Verbände überholte die polnische Strategie, so dass das polnische Oberkommando schon nach fünf Tagen den Rückzug hinter die geplante Verteidigungslinie an den Flüssen befahl. Die polnische Regierung setzte sich nach Brest-Litowsk ab. Der Rückzugsbefehl erfolgte für die polnischen Infanterieverbände aber zu spät, um die Flüsse noch vor den Wehrmachtspanzern erreichen zu können. Das deutsche OKH wiederum glaubte, die Masse des polnischen Heeres nicht mehr westlich der Weichsel zerschlagen zu können. Es befahl deshalb der 3. Armee und 14. Armee, ihre Kräfte östlich der Weichsel für eine Umfassungsschlacht zu konzentrieren. Das mit Polen verbündete Rumänien erklärte sich angesichts des raschen deutschen Vorrückens und ausbleibender Eingriffe der Westmächte am 6. September für neutral, so dass Polen militärisch vollständig isoliert blieb. Polenfeldzug 15 Kämpfe bis zum 17. September Vom Kriegsbeginn an besaß die deutsche Luftwaffe fast völlige Luftüberlegenheit. Die Luftangriffe auf Wieluń, Frampol und Warschau gelten als die ersten Flächenbombardements, die als Mittel der Kriegführung im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden. Die deutschen Flugzeuge nutzten dabei den sowjetischen Sender Minsk als Orientierung, der auf eine Bitte Hermann Görings hin seine Sendedauer verlängerte.[36] Die Heeresgruppe Süd nutzte ihren Durchbruch, um ein Panzerkorps auf die polnische Hauptstadt anzusetzen. Dieses erreichte schon am 8. September die Vorstädte von Warschau. Dort stießen sie auf starken Widerstand der polnischen Verteidiger. Um einen verlustreichen Häuserkampf zu vermeiden, stoppten die Panzer ihren Vormarsch. Lageentwicklung nach dem 14. September Am 9. September gelang es dem rechten Flügel der 10. Armee starke polnische Kräfte zu überholen und einzukesseln, die sich über die Weichsel zurückzuziehen versuchten. Daraus entwickelte sich die Schlacht bei Radom. Zeitgleich griff die polnische Armee Posen, die unbemerkt von der deutschen Aufklärung herangerückt war, nördlich von Kutno überraschend den linken Flügel der 8. deutschen Armee an (siehe: Schlacht an der Bzura). Dieser einzige polnische Gegenstoß zwang die Heeresgruppe Süd, bei Radom, vor Warschau und an der Bzura gleichzeitig zu kämpfen. Sie wehrte den Flankenangriff unter schweren Verlusten ab. Die Heeresgruppe Nord stand schon östlich der Weichsel am Narew und am Bug und musste nun gemäß dem Umfassungsbefehl des OKH große Teile der 4. Armee durch Ostpreußen an ihren linken Flügel verlegen, was einige Tage dauerte. Danach schloss sie am 9. September die Festung Modlin und Warschau von Norden her ein. Am 12. September kapitulierten die polnischen Truppen im Kessel bei Radom (60.000 Gefangene). Am 13. September wurde die Kleinstadt Frampol nahe Lublin durch einen deutschen Luftangriff vollständig zerstört. Danach befahl die polnische Armeeführung allen verbliebenen Truppen, sich eigenständig nach Südosten zurückzuziehen. Man hoffte, sich dort in unwegsamem Gelände noch länger halten zu können, bis Nachschub der Westalliierten über Rumänien geliefert würde. Straßenkämpfe deutscher Infanteristen während Im Südosten kämpfte bisher nur die deutsche 14. Armee. Diese des Polenfeldzuges, Aufnahme einer schwenkte nun aber nach Nordosten, um sich hinter dem Fluss Bug mit Propagandakompanie der Heeresgruppe Nord zu vereinen. Mit den freigewordenen Verbänden konnte die Heeresgruppe Süd nun auch die Armee Posen einschließen und bis zum 17. September aufreiben (170.000 Gefangene). Das zerschlug die polnische Hoffnung, wenigstens den Südosten des Landes verteidigen zu können. Östlich des Bug stießen starke Panzerkräfte nach Süden vor und vereinigten sich südlich von Brest-Litowsk am 18. September mit den Truppen der 14. Armee. Damit war die Masse der polnischen Kräfte umfasst worden. Polenfeldzug 16 Kämpfe bis zum 6. Oktober Seit Frankreichs und Großbritanniens Kriegserklärung hatten die Deutschen ihre sowjetischen Vertragspartner gedrängt, wie vereinbart ihrerseits in Polen einzumarschieren. Die Regierung in Moskau wollte jedoch erst nach einem vollständigen Zusammenbruch des polnischen Staates eingreifen, da sie befürchtete, in einen Krieg mit den beiden Westmächten hineingezogen zu werden, die ja die Unabhängigkeit Polens garantierten. Erst am 17. September besetzte die Rote Armee Ostpolen, das bis auf das Grenzschutzkorps militärisch entblößt war. Die Regierung in Warschau, die gerade ihre Flucht nach Rumänien organisierte, war auf den sowjetischen Einmarsch nicht vorbereitet und konnte dem Grenzschutzkorps keine Instruktionen geben, wie es sich zu verhalten hatte. In Tarnopol (Ternopil), Stanisławów (Stanislau), Łuck (Luzk) und Równe (Riwne) wurde die Rote Armee deshalb von den kommunalen Behörden in völliger Verkennung der Lage freundlich begrüßt.[37] Europa im September und Oktober 1939 Die Kämpfe zwischen Wehrmacht und polnischer Armee konzentrierten sich nun auf das Gebiet zwischen Weichsel und Bug, wo die Reste des polnischen Heeres eingeschlossen waren. Südöstliche polnische Truppen, die sich nach Rumänien zurückziehen wollten, wurden in den Schlachten um Lemberg und Rawa Ruska aufgerieben. Mit der Niederlage des größten Teils der übrigen polnischen Streitkräfte in der Schlacht bei Lublin am 23. September endete der organisierte Widerstand der polnischen Armee. Nachdem Warschau bereits seit dem 9. September weitgehend eingeschlossen war, drangen deutsche Panzer am 10. September erstmals in die Stadt ein, mussten sich jedoch nach Verlusten wieder zurückziehen.[38] Danach begannen die Luftwaffe und das Heer die Stadt heftig zu bombardieren und zu beschießen. Dabei wurden bis zu 26.000 Zivilisten getötet. Am 28. September kapitulierten die etwa 120.000 verbliebenen Verteidiger der Hauptstadt.[39] Am 29. September kapitulierte auch die Festung Modlin, am 1. Oktober die Besatzung der Halbinsel Hel. Aufnahmen zum NS-Propagandafilm Feldzug in Polen (1940): Hitler nimmt eine Parade deutscher Truppen in Polen ab Polens letzte Feldtruppen kapitulierten am 6. Oktober nach der Schlacht bei Kock. Dies gilt als Ende des Polenfeldzuges. Die polnische Regierung war am 18. September 1939 nach Rumänien geflohen. Der Oberkommandierende Marschall Rydz-Śmigły folgte am 27. September 1939 nach. Nur Bruchteile der polnischen Armee entkamen der deutsch-russischen Umklammerung nach Ungarn und Rumänien. Eine offizielle Kapitulation des polnischen Oberkommandos, Staates oder der Regierung blieb aus. Polenfeldzug Seekrieg Im Gegensatz zu den Landstreitkräften war die polnische Marine der deutschen Kriegsmarine auch zahlenmäßig stark unterlegen (→ Kräfteverhältnis der Seestreitkräfte zu Beginn des Krieges). Das polnische Marineoberkommando unter Konteradmiral Józef Unrug erkannte diese Tatsache an und evakuierte im Rahmen der Operation Peking schon Ende August drei Zerstörer nach Großbritannien. Zu ersten Kampfhandlungen kam es am 1. September, als deutsche Stuka die verbliebenen beiden großen polnischen Einheiten ORP Gryf und ORP Wicher in der Danziger Bucht angriffen. Das erste Seegefecht fand am 3. September vor Hel statt. Die Kriegsmarine musste dabei die beiden eingesetzten Zerstörer Z 1 Leberecht Maass und Z 9 Wolfgang Zenker zurückziehen, nachdem Z 1 durch einen Artillerietreffer einer Landbatterie beschädigt worden war. Am selben Tag wurden die Reste der polnischen Überwasserstreitkräfte im Hafen von Hel mehrfach bombardiert und vernichtet. Alle fünf polnischen U-Boote sollten ursprünglich die polnische Ostseeküste verteidigen (→ Plan Worek) und konnten später entkommen. Sie erzielten aber keine Kampferfolge gegen feindliche Schiffe – abgesehen vom deutschen Minensucher M 85, der auf eine vom U-Boot ORP Żbik verlegte Seemine lief. Die zwei U-Boote ORP Wilk und ORP Orzeł konnten sich nach Großbritannien absetzen. Die restlichen drei U-Boote ließen sich in Schweden internieren. Die Marinebasis auf der Halbinsel Hel verteidigte sich noch bis zum 1. Oktober und fiel als eine der letzten polnischen Stellungen. Begleiterscheinungen und Folgen Kriegstote, Gefangene, Verluste Wieviele polnische Zivilisten der deutsche Angriffskrieg das Leben kostete, ist unbekannt. Geschätzt werden 66.000 bis 100.000 gefallene und etwa 133.000 verwundete polnische Soldaten.[40] Mehr als 400.000 polnische Soldaten, darunter etwa 16.000 Offiziere, gerieten in deutsche Gefangenschaft. Dazu kamen noch etwa 200.000 als „verdächtige Elemente“ gefangengenommene Zivilisten. Etwa 61.000 Juden wurden umgehend von den übrigen polnischen Kriegsgefangenen getrennt und schlechter behandelt.[41] Etwa 100.000 polnischen Soldaten gelang die Flucht ins Ausland.[42] Auch für die deutschen Verluste gibt es keine endgültigen Angaben. In einer ersten Verlautbarung sprach das OKH zunächst von 10.572 Gefallenen, 3.409 Vermissten und 30.322 Verwundeten. Von diesen entfielen 734 Soldaten auf die Luftwaffe.[43] Diese Angaben beruhten in erster Linie auf den Daten der Sanitätsinspektion, die während des Feldzuges 10.244 gefallene Soldaten und 593 gefallene Offiziere registriert hatte. Dies unterschied sich schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von den Eintragungen in den Kriegstagebüchern der Truppenteile, deren Verlustlisten 14.188 Soldaten und 759 Offiziere umfassten. Die Wehrersatzdienststelle bzw. die Abteilung Wehrmachtverlustwesen errechneten bis 1944 sogar einen Gesamtverlust von 15.450 Soldaten und 819 Offizieren, betonten jedoch, dass die Recherchen noch nicht vollständig abgeschlossen seien.[44] Die Erhöhung der offiziellen Verlustangaben erklärt sich wahrscheinlich daraus, dass anfangs als „vermisst“ gemeldete Soldaten nun als „gefallen“ galten und einige verwundete Soldaten inzwischen an ihren Verletzungen gestorben waren. Nach Angaben von Norman Davies soll die polnische Abwehr der Wehrmacht über 50.000 Tote[45] eingebracht haben, die New York Times vermeldete am 28. September 1939, dass laut polnischen Angaben die deutschen Verluste 90,000[46] Gefallene, 400 Panzer und 500 Flugzeuge betragen würden. Die materiellen Verluste der Wehrmacht waren beträchtlich. So meldeten die meisten Divisionen den Ausfall von bis zu 50 Prozent ihres Fahrzeugbestandes, mehrheitlich aufgrund von Verschleiß im unwegsamen polnischen Gelände. Die motorisierten Divisionen waren zum Teil erst im Frühjahr 1940 wieder voll einsatzbereit.[47] Der Verlust an Flugzeugen betrug rund 285 Maschinen, darunter 109 Bomber und Stukas.[43] 17 Polenfeldzug Massenmorde Mit dem Polenfeldzug begann das NS-Regime die gezielte organisierte Massenvernichtung polnischer Zivilisten, die bis 1945 andauerte. Fünf der sechs dazu von Heinrich Himmler aufgestellten Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD begleiteten die fünf Armeen der Wehrmacht, die sechste Gruppe war in Posen tätig. Ihr aller Auftrag war die „Bekämpfung aller reichs- und deutschfeindlichen Elemente rückwärts der fechtenden Truppe“ und die weitgehende „Vernichtung der polnischen Intelligenz“. Nach vorbereiteten Fahndungslisten ermordeten sie bis Ende 1939 etwa 60.000 polnische Staatsbürger: darunter Lehrer, Ärzte, Juristen, Professoren, katholische Priester und Bischöfe sowie Vertreter von Parteien und Gewerkschaften der polnischen Arbeiterbewegung.[48] Diesen Massakern fielen auch etwa 7000 polnische Juden zum Opfer. Sie wurden nicht nur als Angehörige polnischer Eliten, sondern auch wahllos ermordet, um die Überlebenden in den sowjetischen Machtbereich zu vertreiben.[49] Weniger bekannt sind Morde an Patienten psychiatrischer Einrichtungen, erstmals in Kocborowo am 22. September. Sie gelten als Vorlauf der in Deutschland im Januar 1940 begonnenen Euthanasie-Morde.[50] Zudem verübte der „Volksdeutsche Selbstschutz“, eine später zur SS gehörende, überwiegend aus in Polen lebenden Deutschen bestehende Miliz, Massenmorde an Polen als „Abrechnung“ für polnische Vorkriegsangriffe auf „Volksdeutsche“. Daran waren Angehörige der Wehrmacht, der Danziger Heimwehr, des SD und der SS beteiligt.[51] Insgesamt wurden nach polnischen, meist auf Augenzeugenberichten beruhenden Ermittlungen im September und Oktober 1939 in Polen bei 714 Aktionen 16.376 Menschen erschossen. Das Zusammenwirken der Tätergruppen war zu diesem Zeitpunkt meist noch nicht zentral gelenkt und aufeinander abgestimmt, aber ideologisch gewollt und im nationalsozialistischen Weltbild angelegt. Dessen Kern bildete der „Kampf ums Dasein“ zwischen „höheren und niederen Rassen“, wobei die Polen aus NS-Sicht zu den slawischen „Untermenschen“ gehörten. Sie sollten ihrer Führungskräfte beraubt werden, um die übrige Bevölkerung einzuschüchtern und Widerstand gegen die folgenden Deportations-, Vertreibungs- und Zwangsarbeitsmaßnahmen zu verhindern. Die polnische Nation sollte zerstört werden; langfristig waren die slawischen Polen zur Vernichtung durch Zwangsarbeit, die angeblich „deutschblütigen“ Polen zur vollständigen Assimilation bestimmt. Kriegsverbrechen Wehrmachtssoldaten führten während des Polenfeldzuges etwa 60 Prozent der Massenmorde an polnischen Zivilisten aus.[52] Abseits der Kampfhandlungen wurden mehr als 3.000 polnische Soldaten von deutschen Soldaten ermordet[53] , etwa beim Massaker von Ciepielów. Nach vielen Berichten wurden vor allem jüdische Soldaten direkt nach ihrer Gefangennahme ausgesondert und an Ort und Stelle ermordet.[54] In Wolhynien misshandelte die Wehrmacht im September 1939 Juden und steckte Synagogen in Brand.[55] Dies waren Kriegsverbrechen nach dem damals gültigen Kriegsvölkerrecht, das Deutschland 1934 mit der Unterzeichnung der Genfer Kriegsgefangenenkonvention vom 27. Juli 1929 anerkannt hatte.[56] Obwohl am 5. September 1939 im Reich eine scharfe Strafverordnung gegen „vorsätzliche Ausnutzung der durch den Kriegsverlauf verursachten außergewöhnlichen Verhältnisse“ erlassen worden war, begingen Wehrmachtsangehörige massenhaft Plünderungen und auch einige Vergewaltigungen. Für Jochen Böhler war dies „zugleich Ausdruck einer tiefen Verachtung für die slawische Bevölkerung und Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden, das man verursachte.“[57] Laut dem US-Historiker Alfred de Zayas erschossen auch Polen deutsche Kriegsgefangene[58] , in absoluten Zahlen jedoch weit weniger als es die Wehrmacht ihrerseits tat. Zayas stützt sich auf Akten der Wehrmacht-Untersuchungsstelle, deren unkritische Verwendung Historiker des Bundesarchivs kritisierten.[59] Polen ermordeten nach Kriegsbeginn außerdem mindestens 5.437 Angehörige der deutschen Minderheit.[60] Die NS-Propaganda verzehnfachte diese Zahl und behauptete 58.000 deutsche Opfer. Darin eingeschlossen waren die beim „Bromberger Blutsonntag“ am 3. September Ermordeten: Realistische Schätzungen reichen von 300 bis zu 1.500 deutschen Opfern. Als Vergeltung dafür ermordete die Einsatzgruppe IV zwischen dem 7. und 12. September in Bromberg nach Augenzeugenberichten 1.306 Polen – Geistliche, Juden, Frauen und Jugendliche.[61] Weitere 18 Polenfeldzug Morde und Besatzungsverbrechen an zehntausenden Polen in Brombergs Umgebung wurden ebenfalls mit der polnischen Tat gerechtfertigt.[62] Deutsche Heeresgeneräle protestierten gegen die „Verwilderung“, und Kriegsgerichte leiteten einige Untersuchungsverfahren wegen Morden an Juden und Polen ein. Doch Hitler erklärte im September, er könne nicht mit „Heilsarmee-Methoden“ Krieg führen. Am 4. Oktober 1939 ließ er die Verfahren einstellen[63] und amnestierte die Täter.[64] Viele Kriegstagebücher deutscher Soldaten berichten über Aktivitäten von „Banden“ und „Freischärlern“, die deutsche Trossabteilungen überfallen hätten. Dies waren jedoch oft versprengte reguläre Einheiten der polnischen Armee, die schnell vorrückende Wehrmachtseinheiten von ihren Verbänden abgeschnitten hatten.[65] Viele Morde an polnischen Zivilisten wurden als Teil von Partisanenbekämpfung ausgegeben. Weitere Kriegsverbrechen im Sinne des damaligen Völkerrechts waren die Bombardements unverteidigter polnischer Städte und der Einsatz chemischer Massenvernichtungsmittel. Laut britischen Zeitungsberichten und Angaben des polnischen Informationsbüros in London soll die deutsche Luftwaffe am 3. September 1939 mit Giftgas gefüllte Bomben auf die Warschauer Vorstadt abgeworfen haben. Opfer wurden nicht genannt.[66] Am 8. September 1939 wurden bei Jasło 14 deutsche Soldaten bei der Beseitigung einer polnischen Brückensperre mit Senfgas (Lost) vergiftet, zwei davon starben.[67] Verwaltungsstruktur und Bevölkerungspolitik Am 8. Oktober teilten das Deutsche Reich und die Sowjetunion im Abkommen von Brest-Litowsk das polnische Gebiet durch eine Demarkationslinie unter sich auf. Die bis zu dieser Linie eroberten Gebiete Ost- und Südpolens wurden deutsches Generalgouvernement, die in Versailles 1919 aberkannten ehemaligen deutschen Ostgebiete und große Teile Mittelpolens wurden im Sinne der von Hitler angestrebten „Arrondierung“ annektiert. Damit war die sowjetische Seite einverstanden. Molotow sagte am 31. Oktober 1939 nach einem Moskauer Zeitungsbericht: „Ein einziger Schlag gegen Polen, erst seitens der deutschen, dann seitens der Roten Armee, und nichts blieb übrig von dieser Missgeburt des Versailler Vertrags, die ihre Existenz der Unterdrückung nichtpolnischer Nationalitäten verdankt hatte.“[68] Mit der Abschaffung aller bestehenden polnischen Verwaltungsbehörden, Bezirksregierungen, politischen Organisationen und Errichtung neuer Verwaltungsbezirke, für die Hitler dem OKH unterstellte Verwaltungschefs ernannte, löste das Besatzungsregime den Nationalstaat Polen komplett auf. Dabei überließ es die Exekutive im Generalgouvernement formal der Heeresführung, deren Truppen sie sicherten. Faktisch aber war der Chef des Generalstabs fast nur mit der Operationsführung beschäftigt, während die Verwaltung von Berlin aus, großenteils mit einfachen Verordnungen, gelenkt wurde.[69] Die deutsche Besatzungspolitik zielte auf möglichst rasche „Germanisierung“. Etwa 200.000 Juden flohen vor den Deutschen in das sowjetisch besetzte Ostpolen, so dass sich dort ihre Zahl von 1,2 auf 1,4 Millionen erhöhte. Bis Ende 1939 wurden etwa 90.000 Juden und Polen aus den annektierten Gebieten in das Generalgouvernement vertrieben, bis 1945 insgesamt 900.000. Die übrigen Juden wurden im Holocaust ermordet. An ihrer Stelle wurden insgesamt etwa 400.000 „Reichsdeutsche“ aus dem „Altreich“ und 600.000 „Volksdeutsche“ aus ganz Osteuropa im besetzten Polen angesiedelt.[70] Diese Gewaltmaßnahmen waren wiederum vielerorts von willkürlichen Massenerschießungen begleitet. 19 Polenfeldzug Polnischer Widerstand Insgesamt flohen rund 140.000 polnische Militärangehörige nach Rumänien, Ungarn oder Litauen, wo sie jedoch auf deutschen Druck hin vielfach interniert wurden. Auch die polnische Regierung war am 17. September 1939 nach Rumänien geflüchtet und wurde dort interniert. Daraufhin trat Staatspräsident Ignacy Mościcki zurück. Sein Amt übernahm der im französischen Exil lebende Wladyslaw Raczkiewicz, der im folgenden Jahr einen Nationalrat anstelle des aufgelösten Sejm bildete und eine neue Truppe aufstellen ließ. Vielen geflohenen Polen gelang es in der Folgezeit, weiter nach Frankreich zu fliehen und die Exilsarmee zu verstärken. Die von Polens Exilregierung aufgestellten Truppenverbände nahmen an allen wichtigen Operationen des Zweiten Weltkrieges teil. Infolge ihrer brutalen Unterdrückungspolitik bildete sich auch in Polen selbst ein breiter Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht. Ein regelrechter „Untergrundstaat“ wurde geschaffen, der mit geheim hergestellter Presse und einem konspirativen System für höhere Bildung der rassistischen Besatzungspolitik der Deutschen entgegentrat. Die militärischen Bemühungen des polnischen Widerstandes gipfelten 1944 unter der Ägide der Exilregierung im Warschauer Aufstand. Ein Teil derjenigen, die die sowjetischen Gulags überlebten, bildete 1941 während der zeitweisen Zusammenarbeit mit Josef Stalin, die auf Drängen Großbritanniens zustande kam, die Armee des Generals Władysław Anders. Auf dem Umweg über Persien und Palästina nahm diese Armee den Kampf gegen die Deutschen wieder auf. Sie wurde in Nordafrika und in Italien eingesetzt. Weitere Polen wurden ab 1943 in die von den Sowjets aufgestellte Armee des Generals Zygmunt Berling integriert und kämpften ab 1944 an der Ostfront. Siehe auch • • • • Geschichte Polens – Konsolidierung des neuen Staates Unternehmen Tannenberg Sonderfahndungsbuch Polen Haupttreuhandstelle Ost Literatur Vorgeschichte • Erwin Oberländer (Hg.): Hitler-Stalin-Pakt. Das Ende Ostmitteleuropas?. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-596-24434-X. • Manfred Messerschmidt: Außenpolitik und Kriegsvorbereitungen. In: Wilhelm Deist, Manfred Messerschmidt, Hans-Erich Volkmann und Wolfram Wette: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Bd. 1: Ursachen und Voraussetzungen der deutschen Kriegspolitik. Hrsg. v. Militärgeschichtlichen Forschungsamt, DVA, Stuttgart 1979, ISBN 3-421-01934-7. • Horst Rohde: Hitlers erster „Blitzkrieg“ und seine Auswirkungen auf Nordosteuropa. In: Klaus A. Maier, Horst Rohde, Bernd Stegemann, Hans Umbreit: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Bd. 2: Die Errichtung der Hegemonie auf dem europäischen Kontinent. Hrsg. v. Militärgeschichtlichen Forschungsamt, DVA, Stuttgart 1979, ISBN 3-421-01935-5, S. 79–156. (zu Planungs- und Aufmarschphase, weniger Kampfhandlungen) • Herbert Schindler: Mosty und Dirschau 1939 – Zwei Handstreiche der Wehrmacht vor Beginn des Polenfeldzuges. Freiburg 1971, ISBN 3-7930-0151-2. (zu zwei Kommandounternehmen vom 26. August 1939) • Günther Wollstein: Die Politik des nationalsozialistischen Deutschlands gegenüber Polen 1933–39/45. In: M. Funke (Hrsg.): Hitler, Deutschland und die Mächte – Material zur Außenpolitik des Dritten Reichs. Düsseldorf 1976. Kriegsverlauf • Der Zweite Weltkrieg im Kartenbild, Bd 1. Der Polenfeldzug. Ein Lageatlas der Operationsabteilung des Generalstabs des Heeres, Maßstab 1:3000000. Biblio-Verlag, 1989, ISBN 3-7648-1760-7. 20 Polenfeldzug • Rolf Elble: Die Schlacht an der Bzura im September 1939 aus deutscher und polnischer Sicht, Freiburg 1975, ISBN 3-7930-0174-1. (zur Verschiedenheit der Heere und einer polnischen Operation) • Janusz Piekałkiewicz: Polenfeldzug. Hitler und Stalin zerschlagen die Polnische Republik. Augsburg 1998, ISBN 3-86047-907-5. (zur polnischen Sicht, mit vielen bislang unbekannten Bildern und Zeitdokumenten) • Bertil Stjernfelt, Klaus-Richard Böhme: Westerplatte 1939, Freiburg 1978, ISBN 3-7930-0182-2. (Standardwerk) • Nikolaus von Vormann: Der Feldzug 1939 in Polen, Prinz-Eugen-Verlag, Weissenburg 1958, ASIN B0000BP152. (zu allen Kampfhandlungen, polenfeindliche Sicht der Vorgeschichte eines damaligen Referenten in Hitlers Hauptquartier) • Jochen Böhler: Der Überfall. Deutschlands Krieg gegen Polen, Frankfurt am Main 2009, ISBN 3-821-85706-4 Kriegsverbrechen • Jochen Böhler (Hg): „Größte Härte…”. Verbrechen der Wehrmacht in Polen September – Oktober 1939, Fibre, Osnabrück 2005, ISBN 3-938400-07-2. (Katalog mit allen Fotos und Beschreibungen zur gleichnamigen Ausstellung von 2006, dazu zwei Aufsätze) • Jochen Böhler: Auftakt zum Vernichtungskrieg. Die Wehrmacht in Polen 1939. Eine Publikation des Dt. Historischen Instituts Warschau, Fischer TB, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-596-16307-2 /oder: Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Schriftenreihe Bd. 550, 2006, ISBN 3-89331-679-5. (zur Rolle der Wehrmacht bei Kriegsverbrechen im Polenfeldzug) • Martin Broszat: Nationalsozialistische Polenpolitik 1939–1945, Fischer Bücherei, Frankfurt am Main und Hamburg 1965, ASIN B0000BGVJ0. • Czeslaw Madajczyk, Berthold Puchert: Die Okkupationspolitik Nazideutschlands in Polen 1939–1945, Pahl-Rugenstein, Berlin / Köln 1988, ISBN 3-7609-1198-6. • Michael Wildt: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Kap. 6: Polen 1939: Die Erfahrung rassistischen Massenmords, Hamburg 2002, S. 419–485. Folgen • Christoph Kleßmann (Hrsg.): September 1939. Krieg, Besetzung, Widerstand in Polen, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1997, ISBN 3-525-33559-8. • John Mosier: The Blitzkrieg Myth: How Hitler and the Allies Misread the Strategic Realities of World War II. HarperCollins, 2004, ISBN 0-06-000977-2. • Jan T. Gross: Revolution from Abroad: The Soviet Conquest of Poland's Western Ukraine and Western Belorussia, Princeton University Press 2002, ISBN 0-691-09603-1. Weblinks • • • • Der polnische Präsident Ignacy Mościcki am 1. September 1939: Aufruf an das polnische Volk [71] Faksimile des Leitartikels der Zeitung Polska Zbrojna („Bewaffnetes Polen“) [72] (PDF; 3,85 MB) Sven Felix Kellerhoff: „Kein ganz normaler Feldzug [73]“, Artikel in Die Welt, 26. September 2006 „Deutsche und Polen. 1.9.39. Abgründe und Hoffnungen“ [74], Ausstellung zum 70. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen im Deutschen Historischen Museum vom 28. Mai 2009 bis 6. September 2009 21 Polenfeldzug Referenzen [1] [2] [3] [4] Wehrmacht Zentralstatistik, Stand 30. November 1944, Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg (BA-MA RH 7/653) Fritz Hahn, Waffen und Geheimwaffen des Deutschen Heeres 1933–1945, S. 196. Axis Slovakia: Hitler’s Slavic Wedge, 1938–1945, S. 81. Angriffskriege waren von der Staatengemeinschaft in einem Völkerbundsbeschluss vom 24. September 1927 und im Briand-Kellogg-Pakt vom 27. August 1928, dem Deutschland beigetreten war, als internationale Verbrechen geächtet worden; siehe: Gerhard L. Binz: Umbruch im Kriegs-Völkerrecht, in: Wehrwissenschaftliche Rundschau, Bd. 8 (1/1958), S. 17 f. [5] Janusz Piekałkiewicz: Polenfeldzug. Hitler und Stalin zerschlagen die Polnische Republik. Augsburg 1998 [6] Martin Broszat, Nationalsozialistische Polenpolitik 1939–1945, Fischer Bücherei, Frankfurt am Main und Hamburg 1965, S. 41 ff. [7] Jochen Böhler: Auftakt zum Vernichtungskrieg. [8] Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945, Siedler Verlag, Berlin 1994, S. 124 ff. [9] Wolfgang Wippermann: Der konsequente Wahn. Ideologie und Politik Adolf Hitlers. Bertelsmann Lexikon Verlag 1989, S. 47. [10] Hans Roos: Die „Präventivkriegspläne“ Pilsudskis von 1933. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 3, 1955, S. 344–363 [11] Thilo Vogelsang: Neue Dokumente zur Geschichte der Reichswehr. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 2, 1954, S. 435. [12] Richard Blanke: Orphans of Versailles – The Germans in Western Poland 1918–1939, Kentucky University Press, Lexington 1993. [13] z. B. Norbert Schramm: Grundmuster der deutschen Ostpolitik 1918–1939. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum Unternehmen Barbarossa. Piper Verlag, München/Zürich 1991, S. 16. [14] Beate Kosmala: Artikel Polen. In: Wolfgang Benz, Hermann Graml und Hermann Heiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1997, S. 642; Klaus Hildebrand: Das vergangene Reich. Deutsche Außenpolitik von Bismarck bis Hitler. Stuttgart 1996, S. 590. [15] Beate Kosmala: Artikel Polen. In: Wolfgang Benz, Hermann Graml und Hermann Heiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1997, S. 642 f. [16] Léon Noël: Der deutsche Angriff auf Polen. Paris 1948, S. 252 f. [17] Jörg K. Hoensch: Der Hitler-Stalin-Pakt und Polen. In: Erwin Oberländer (Hrsg.): Hitler-Stalin-Pakt. Das Ende Ostmitteleuropas? Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1989, S. 45 f. [18] Klaus Hildebrand: Das vergangene Reich. Deutsche Außenpolitik von Bismarck bis Hitler. Stuttgart 1996, S. 678 f. [19] Horst Rohde: Hitlers erster „Blitzkrieg“ und seine Auswirkungen auf Nordosteuropa, in: Klaus A. Maier/Horst Rohde/Bernd Stegemann/Hans Umbreit: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 2: Die Errichtung der Hegemonie auf dem europäischen Kontinent, Hrsg. v. Militärgeschichtlichen Forschungsamt, DVA, Stuttgart 1979, S. 82 [20] beide folgenden Zitate unter Holocaustreferenz: Lebensraum (http:/ / www. h-ref. de/ krieg/ lebensraum/ ) [21] Jean-Baptiste Duroselle: Politique étrangère de la France. La décadence 1932–1939, Paris 1979, S. 428–435 [22] Auch zum Folgenden Winfried Baumgart: Zur Ansprache Hitlers vor den Führern der Wehrmacht am 22. August 1939. Eine quellenkritische Untersuchung (http:/ / www. ifz-muenchen. de/ heftarchiv/ 1968_2. pdf), in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 2/1968, S. 120–149, die Zitate S. 133 und 145 [23] Walther Hofer: Die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges, S. 97–101 (http:/ / books. google. com/ books?id=W80Md-C7ASsC& pg=RA1-PA254& vq=Grenzzwischenfälle& sig=sk8qaYJ4BEd1Q69UJbSBe8P_Rs0#PRA1-PA97,M1). [24] ebenda (http:/ / books. google. com/ books?id=W80Md-C7ASsC& pg=RA1-PA254& vq=Grenzzwischenfälle& sig=sk8qaYJ4BEd1Q69UJbSBe8P_Rs0#PRA1-PA101,M1) [25] Die Chronik. Geschichte des 20. Jahrhunderts bis heute (http:/ / books. google. com/ books?id=vCdDBLeHjdoC& pg=PA273& dq="Bombe+ mit+ Bombe+ vergolten"+ gleiwitz& lr=& as_brr=3& sig=yewD91KHQPXH96RHdU0KTFZgpFs); Hanno Ballhausen: Chronik des Zweiten Weltkriegs (http:/ / books. google. com/ books?id=Y3wFMlgitBIC& pg=PA17& dq="Bombe+ mit+ Bombe+ vergolten"+ gleiwitz& lr=& as_brr=3& sig=s2kFJ3g40eDiPiEVO5ofCjGdVos) [26] Adolf Hitler: Rede vor dem Reichstag (1. September 1939) (http:/ / www. nationalsozialismus. de/ dokumente/ texte/ adolf-hitler-reichstagsrede-mit-kriegserklaerung-an-polen-vom-01-09-1939-2. html) [27] Nachrichtenmagazin Der Spiegel: „Sprung ins Dunkle“ von Klaus Giegrefe, Nr. 35/2009 vom 24. August 2009, S. 59 [28] Der II. Weltkrieg – Schritt über die Grenzen. Zeitgeschichte in Wort, Bild und Ton – 1938–1941. Verlag für Geschichtliche Dokumentation, 1989, ISBN 3-88199-536-6, S. 106 f. [29] Herbert Schindler: Mosty und Dirschau 1939 – Zwei Handstreiche der Wehrmacht vor Beginn des Polenfeldzuges (http:/ / books. google. com/ books?id=5IIYGQAACAAJ& dq=Mosty+ und+ Dirschau), Freiburg 1971, S. 25–29 [30] zitiert nach Raymond Cartier: Der Zweite Weltkrieg, Band 1, Lingen Verlag, Köln 1967, S. 16 [31] Lesław M. Bartelski: Pieśń niepodległa: pisarze i wydarzenia 1939–1942, 1988 (http:/ / books. google. com/ books?id=iuQ1AAAAIAAJ& q=Tadeusz+ Kasprzycki+ berlin& dq=Tadeusz+ Kasprzycki+ berlin& lr=& pgis=1) [32] Israel Gutman (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust, Piper, München-Zürich 1998, S. 1123 [33] Bundeszentrale für politische Bildung: Der Schlagbaum (http:/ / www2. bpb. de/ themen/ OPQSTQ,1,0,Das_Ende_des_Zweiten_Weltkriegs. html) [34] CHR. Zentner: Der Zweite Weltkrieg 1939 – 1945: Der Feldzug in Polen, aus: Der Zweite Weltkrieg – Daten, Fakten, Kommentare, 3. Auflage 2003, S. 27 22 Polenfeldzug [35] Zitiert nach Adolf Hitler: Rede vor dem Reichstag (http:/ / www. nationalsozialismus. de/ dokumente/ textdokumente/ adolf-hitler-rede-vor-dem-reichstag-01091939), 1. September 1939; auf: Nationalsozialismus.de. Originalton (http:/ / www. wdr. de/ themen/ _config_/ bin/ mkram. jhtml/ mk. ram?rtsp:/ / ras01. wdr. de/ online/ 2005/ kultur/ rundfunk/ polen. rm) der Rede auf wdr.de (RealPlayer-Audiodatei, 0:44 min); vgl. Verhandlungen des Reichstags (http:/ / mdz1. bib-bvb. de/ cocoon/ rtb2/ Blatt_bsb00000613_00048. html), Band 460, S. 47: 3. Sitzung, 1. September 1939. [36] Jan Tomasz Gross: Die Sowjetisierung Ostpolens 1939–1941, in: Bernd Wegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum Unternehmen Barbarossa, Piper Verlag, München und Zürich 1991, S. 56 [37] Jan Tomasz Gross, Die Sowjetisierung Ostpolens 1939–1941, in: Bernd Wegner (Hg.), Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum Unternehmen Barbarossa, Piper Verlag, München und Zürich 1991, S. 59 f. [38] Reinhardt 4. Panzer-Division, S. 237 ff. [39] Maier, Rohde: Das Deutsche Reich und der zweite Weltkrieg Band 2, DVA-Stuttgart, S. 131 [40] Enzyklopädie des Nationalsozialismus 1998, Artikel Polenfeldzug, S. 646 [41] Christoph Studt: Das Dritte Reich in Daten S. 115 [42] Rüdiger Overmans: Die Kriegsgefangenenpolitik des Deutschen Reiches 1939 bis 1945, in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 9/2; hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, München 2005, S. 743 f. [43] Cajus Bekker: Angriffshöhe 4000 – Ein Kriegstagebuch der deutschen Luftwaffe 1939–1945, München 1993, S. 64 [44] Rüdiger Overmans: Deutsche militärische Verluste im Zweiten Weltkrieg, in: Beiträge zur Militärgeschichte, Bd. 46; hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, München 2004, S. 54. [45] Norman Davies: Zweites Kapitel: Das Erbe der Niederlage, 1. Die Ära des Hitler-Stalin-Pakts, 1939–41, aus: Im Herzen Europas – Geschichte Polens; 4., durchgesehene Auflage 2006, S. 60 [46] Poles Say 90,000 Germans Were Killed (http:/ / www. freeimagehosting. net/ image. php?cdbae543be. jpg) [47] Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende – Der Westfeldzug 1940, in: Operationen des Zweiten Weltkrieges, Bd. 2; hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, München 1940, S. 27. [48] Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-15158-5, S. 49 [49] Dieter Pohl: Holocaust, Herder, Freiburg im Breisgau 2000, S. 36 [50] Christoph Studt: Das Dritte Reich in Daten, München 2002, S. 115 [51] Wolfgang Schumann u. a. (Hrsg.-Kollegium): Nacht über Europa: die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus (1938–1945). Achtbändige Dokumentenedition, Bd. 2, Die faschistische Okkupationspolitik in Polen (1939–1945). Köln 1989, ISBN 3-7609-1260-5, S. 346 ff. [52] Richard C. Lukas: The Forgotten Holocaust – The Poles under German Occupation 1939–1944, New York 1997, S. 3 [53] Jochen Böhler, a.a.O., S. 241 [54] Jochen Böhler, a.a.O., S. 176 f. [55] Timothy Snyder: Leben und Sterben der Juden in Wolhynien in: Osteuropa, 57. Jahrgang, April 2007, ISSN 0030-6428, S. 130 [56] Christian Hartmann, Johannes Hürter, Dieter Pohl, Andreas Toppe: Wehrmacht in der nationalsozialistischen Diktatur. Ein Forschungsprojekt des Instituts für Zeitgeschichte (http:/ / www. ahf-muenchen. de/ Forschungsberichte/ Jahrbuch2000/ Hartmann. shtml) [57] Jochen Böhler, Auftakt zum Vernichtungskrieg S. 186 [58] Alfred M. De Zayas: Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle – deutsche Ermittlungen über alliierte Völkerrechtsverletzungen im 2. Weltkrieg, Frankfurt am Main/ Berlin 1987 (4. Auflage) [59] Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz. Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus (1938–1945). Achtbändige Dokumentenedition. Bd. 8, Analysen, Quellen, Register, Heidelberg 1996, ISBN 3-7785-2338-4, S. 349 [60] Jürgen Runtzheimer: Bromberger Blutsonntag, in: Wolfgang Benz: Legenden Lügen Vorurteile, dtv 1992, ISBN 3-423-03295-2, S. 47 ff. [61] Dorothee Weitbrecht: Ermächtigung zur Vernichtung – Die Einsatzgruppen in Polen im Herbst 1939, in: Klaus-Michael Mallmann/ Bogdan Musial (Hrsg.): Genesis des Genozids – Polen 1939–1941, Darmstadt 2004, S. 61 [62] Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945, a.a.O. S. 49 [63] Christoph Studt: Das Dritte Reich in Daten S. 113 und 116 [64] Dieter Pohl: Holocaust S. 36 [65] Jochen Böhler: „Tragische Verstrickung“ oder Auftakt zum Vernichtungskrieg? – Die Wehrmacht in Polen 1939, in: Mallman/Musial: Genesis des Genozids Polen 1939–1941, S. 48 f. [66] The Times, 6. September 1939: Poland’s gallant fight against odds; 21. November 1939: German Use of Poison Gas. Polish Statement. Dazu Julian Perry Robinson: The Rise of CB Weapons, in: Stockholm International Peace Research Institute (Hrsg.): The Problem of Chemical and Biological Warfare, Bd. 1, Stockholm/ New York 1971, S. 153 f. und Fußnoten 375 ff. [67] Günther W. Gellermann: Der Krieg, der nicht stattfand, Koblenz 1986, S. 135 ff. [68] Isvestija, 1. November 1939 [69] Hans Umbreit: Die Verantwortlichkeit der Wehrmacht als Okkupationsarmee, in: Rolf-Dieter Müller, Hans-Erich Volkmann (Hrsg.): Die Wehrmacht. Mythos und Realität, München 1999, ISBN 3-486-56383-1, S. 747 ff. [70] Enzyklopädie des Holocaust, Artikel Polen, S. 1125. [71] http:/ / quellen. herder-institut. de/ M01/ texte/ Abt04/ Dok11. doc/ TextQuelle_view [72] http:/ / quellen. herder-institut. de/ M01/ quellen/ 1939_Kriegsbeginn. pdf 23 Polenfeldzug 24 [73] http:/ / www. welt. de/ data/ 2006/ 09/ 26/ 1051105. html?prx=1 [74] http:/ / www. dhm. de/ ausstellungen/ deutsche-polen/ index. html Sitzkrieg Sitzkrieg, früher auch Seltsamer Krieg (französisch Drôle de guerre („komischer, drolliger Krieg“), englisch Phoney War) beschreibt den Umstand, dass zu Beginn des Zweiten Weltkrieges Großbritannien und Frankreich gemäß der Britisch-französischen Garantieerklärung am 3. September 1939 zwar Deutschland den Krieg erklärt hatten, Polen militärisch aber nicht beistanden, sondern weitgehend passiv blieben. Der Sitzkrieg ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass die französische Armee nur über relativ geringe Offensivstreitkräfte verfügte: Bei Kriegsbeginn bestand das französische Heer aus nur 875.000 Mann. Die Mobilisierung erhöhte diese Zahl zwar binnen weniger Tage auf fast fünf Millionen, doch hatte über die Hälfte davon noch keine militärische Ausbildung. Für das britische Expeditionskorps (9 Divisionen) kam ein Angriff ohne Mitwirkung der Franzosen nicht in Frage. Die Alliierten planten daher, den erwarteten deutschen Angriff an der Maginot-Linie aufzuhalten und nach Aufstockung ihrer Offensivkräfte im Frühsommer 1941 zur Offensive überzugehen, um den Krieg ins Land des Feindes zu tragen.[1] Europa 1939/40 während und nach dem Polenfeldzug. Trotz der britisch-französischen Kriegserklärung vom 3. September 1939 folgten an der Westfront keine Kampfhandlungen. Auf deutscher Seite galt ein Befehl Adolf Hitlers vom 31. August 1939[2] : „Im Westen kommt es darauf an, die Verantwortung für die Eröffnung von Feindseligkeiten eindeutig England und Frankreich zu überlassen. Geringfügigen Grenzverletzungen ist zunächst rein örtlich entgegenzutreten. Die deutsche Westgrenze ist an keiner Stelle ohne meine ausdrückliche Genehmigung zu überschreiten.“ November 1939: Angehörige des britischen Expeditionskorps und der französischen Luftstreitkräfte vor einem Verschlag mit der Bezeichnung „Downing Street No. 10“ (die Adresse des britischen Premierministers) Zudem wurde der Sitzkrieg durch materielle Mängel wie unzureichende Munition und fehlende operative Planungen erzwungen und durch die Verzögerungstaktik der am Erfolg zweifelnden Führungsstäbe verlängert. Der Sitzkrieg endete am 10. Mai 1940 mit dem Beginn des Westfeldzuges der Wehrmacht. Bereits bis zum 12. September 1939 waren französische Truppen bis zu 8 km auf deutsches Gebiet vorgedrungen, hatten 12 Ortschaften entlang der geräumten Grenzzone im Saargebiet vor dem Westwall mit 12 deutschen Ortschaften eingenommen und bis Mitte Oktober besetzt[3] .[4] Sitzkrieg Vom 1. September 1939 bis 9. Mai 1940 verlor die Wehrmacht auf dem westlichen Kriegsschauplatz fast 10.000 Mann, davon an die 5.000 Tote und vermißt Gebliebene. Auf das Heer entfielen nur knapp 40% der Gesamtverlustzahl.[5] Alfred Jodl sagte bei den Nürnberger Prozessen: „Dass wir nicht bereits im Jahr 1939 gescheitert sind, war nur dem Umstand zu verdanken, dass während des Polenfeldzuges die schätzungsweise 110 französischen und britischen Divisionen im Westen komplett inaktiv gegen die deutschen 23 Divisionen gehalten wurden.“[6] Der Begriff wurde von der britischen Presse geprägt und als ironisches Antonym von Blitzkrieg gebraucht. Verwendung in jüngerer Zeit erfuhr der Begriff 1991 während des Zweiten Golfkrieges, als die alliierte Strategie zunächst vor allem auf einen massiven Luftschlag setzte, während die Fronten vor Kuwait noch ruhten. Weblinks • Der Sitzkrieg bei dhm.de [7] • Halford Mackinder’s Necessary War [8] (engl.) • Robert Thibault, 12ème Régiment d’Artillerie, 1939–1940 [9] (engl.) Referenzen [1] Jean Doise und Maurice Vaïsse, Diplomatie et outil militaire 1871-1991, Taschenbuchausgabe, Éditions du seuil, Paris 1991, S. 396f und 416f [2] Zitiert nach: Hans-Walter Herrmann: Saarbrücken unter der NS-Herrschaft. In: Rolf Wittenbrock: Geschichte der Stadt Saarbrücken, Bd. 2. Saarbrücken 1999, S. 256 [3] Chemins de memoire (http:/ / www. cheminsdememoire. gouv. fr/ page/ affichepage. php?idLang=de& idPage=87) [4] Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 2, Stuttgart 1979, S. 272. [5] Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 2, Stuttgart 1979, S. 307. [6] IMT Vol XV S.350 (http:/ / www. loc. gov/ rr/ frd/ Military_Law/ NT_major-war-criminals. html) [7] http:/ / www. dhm. de/ lemo/ html/ wk2/ kriegsverlauf/ sitzkrieg/ [8] http:/ / www. engdahl. oilgeopolitics. net/ History/ MacKinder/ mackinder. html [9] http:/ / www. peachmountain. com/ 5star/ Robert_Thibault_French_Soldier. aspx 25 Unternehmen Weserübung 26 Unternehmen Weserübung Unternehmen Weserübung Teil von: Zweiter Weltkrieg Norwegen und Westfeldzug 1940 Datum 9. April–10. Juni 1940 Ort Norwegen, Dänemark Ausgang Besetzung Dänemarks und Norwegens durch das Deutsche Reich Konfliktparteien Alliierte Deutsches Reich Neutrale Befehlshaber William Wain Prior (Dänemark), Otto Ruge (Norwegen) Erich Raeder, Nikolaus von Falkenhorst Truppenstärke ca. 14.500 (Dänemark), ca. 60.000 (Norwegen) und 35.000 (Alliierte) 120.000 Verluste 4.400 Briten 1.335 Norweger 530 Franzosen & Polen 17 Dänen 1.317 Gefallene 2.375 Vermisste 1.604 Verwundete Bedeutende Militäroperationen während des Westfeldzuges der deutschen Wehrmacht Fall Gelb – Fall Rot – Fall Weserübung – Luftschlacht um England – Schlacht von Dünkirchen Das Unternehmen Weserübung, auch Fall Weserübung, bezeichnet die Invasion der Wehrmacht des Deutschen Reiches in Norwegen und Dänemark am 9. April 1940. Militärisches Ziel der Invasion war die Besetzung der norwegischen Häfen, um Großbritannien zuvorzukommen, womit einerseits eine Seeblockade verhindert und andererseits die Eisenerz-Versorgung der deutschen Rüstungsindustrie aus Kiruna (Schweden) über Narvik gesichert werden sollte. Dänemark erschien den Planern unter General Nikolaus von Falkenhorst als Nachschubweg hierfür unverzichtbar. Sowohl Dänemark als auch Norwegen waren neutral. Dänemark hatte 1939 als einziges nordeuropäisches Land einen Nicht-Angriffsvertrag mit Deutschland geschlossen. Deutschland bot in einem Ultimatum beiden Staaten an, die territoriale Integrität und politische Unabhängigkeit, also Neutralität und Selbständigkeit, anzuerkennen, falls sie Unternehmen Weserübung 27 sofort kapitulierten. Norwegen lehnte ab und wählte den Krieg, die Dänen akzeptierten nach wenigen Stunden Kampf. In einer ersten Schlacht um Narvik erlitt die deutsche Wehrmacht ihre erste Niederlage des Krieges, doch Anfang Mai war der britisch-norwegische Widerstand weitgehend gebrochen. Allerdings kapitulierte Norwegen erst am 10. Juni 1940, als der deutsche Sieg im Westfeldzug absehbar war und die Wehrmacht sich auch in Narvik durchsetzen konnte. Strategische Überlegungen Zu Beginn des Krieges spielten Überlegungen, für die Kriegsmarine in Norwegen Stützpunkte zu gewinnen, für die deutsche Admiralität eine entscheidende Rolle. Diese Behauptung stützen zahlreiche Indizien, die seit der Denkschrift des Vizeadmirals Wegener mit dem Titel Die Seestrategie des Weltkrieges aus dem Jahre 1926 belegt sind. Demnach hätte im Ersten Weltkrieg vor einer deutschen maritimen Offensive eine Verständigung mit Dänemark über die Besetzung seiner Gewässer und die Öffnung der von Dänemark gesperrten Belte erreicht werden müssen, um so den Schlüssel zur Ostsee zu gewinnen und die Seeherrschaft über die nordischen Handelswege zu erlangen. Die Weserübung kam den britischen Planungen zuvor. Am 28. März 1940 hatten sich London und Paris auf die Operation Wilfred geeinigt: Die norwegischen Küstengewässer sollten vermint, neben Narvik auch Stavanger, Bergen und Trondheim erobert werden. Anschließend sollten die schwedischen Erzfelder in Besitz genommen und eine zweite, skandinavische Front gegen das Reich eröffnet werden. Am 8. April stach das alliierte Expeditionskorps in See - aber da war das Unternehmen Weserübung bereits angelaufen.[1] „Keine formelle Verletzung des Völkerrechts kann uns (...) die Sympathie der neutralen Länder rauben. Im Namen des Völkerbundes haben wir das Recht, ja die Pflicht, vorübergehend die Gültigkeit gerade derjenigen Gesetze aufzuheben, denen wir wieder Geltung und Sicherheit verschaffen wollen. Die kleinen Nationen dürfen uns nicht die Hände binden, wenn wir für ihre Rechte und die Freiheit kämpfen.“ – Winston Churchill Vorgeschichte Raeders Lagevortrag bei Hitler am 10. November 1939 Großadmiral Raeder drängte Hitler schon seit Oktober 1939 zur Besetzung Norwegens. Es gelte, den Engländern zuvorzukommen, die Deutschland den Krieg erklärt hatten und dies früher oder später mit großer Wahrscheinlichkeit selbst tun würden. Einen weiteren Vorstoß unternahm der Großadmiral bei Hitler am 10. November 1939. Bei seinem Vortrag forderte er eine Forcierung der Belagerung Englands, was nur eine Umschreibung für den uneingeschränkten U-Boot-Krieg bedeutete. Raeder führte in diesem Zusammenhang aus, dass die Eroberung der holländischen Küste für den U-Boot-Krieg keine Vorteile bringe, wohl aber Stützpunkte an der norwegischen Küste, die möglicherweise mit Hilfe sowjetischen Druckes erworben werden könnten; konkret wurde Trondheim genannt. Großadmiral Erich Raeder, der Urheber des Unternehmen Weserübung Unternehmen Weserübung Der Winterkrieg und die Folgen für Skandinavien Die Situation der skandinavischen Staaten änderte sich schlagartig mit dem Ausbruch des russisch-finnischen Winterkrieges am 30. November 1939. Während die skandinavischen Staaten am 7. Dezember 1939 übereinkamen, in der Frage des russisch-finnischen Konfliktes strikte Neutralität wahren zu wollen, sahen die Westalliierten eine vorzügliche Möglichkeit, unter dem Vorwand der Unterstützung Finnlands gegen die Sowjetunion ihren Einfluss auf diese Staaten zu vergrößern. Nach der Vorstellung Churchills wollte man für die Unterstützung Finnlands mit Truppen und Gerät von Norwegen und Schweden die Gewährung freien Durchzuges verlangen. Favorisiert wurde die Route über Narvik, von dort mit der Eisenbahn über Kiruna, Gällivare nach dem Ostseehafen Luleå und von dort in Richtung Osten nach Finnland. Churchill schreibt in seinen Memoiren: „die Gelegenheit wollten wir dann benutzen, um uns die Erzgruben von Gällivare zu sichern“. Diese Unterstützung scheiterte aber an der Weigerung der skandinavischen Staaten, wodurch die finnischen Truppen ohne die benötigten Materialien blieben. Besuch des norwegischen Politikers Quisling in Berlin Für Hitler erhielt die Norwegenfrage neue Aktualität durch den Besuch des ehemaligen norwegischen Kriegsministers (Staatsrats) Quisling in Berlin im Dezember 1939. Quisling war Parteiführer der Nasjonal Samling, einer kleinen und wenig bedeutsamen nationalistischen Partei, zu der das Außenpolitische Amt der NSDAP (nicht zu verwechseln mit dem Auswärtigen Amt) unter Leitung des Reichsleiters Alfred Rosenberg schon vor dem Krieg Verbindung aufgenommen hatte. Auf Vermittlung Rosenbergs wurde Quisling von Raeder am 11. Dezember 1939 empfangen. Am 12. Dezember 1939 informierte Raeder Hitler über den Besuch Quislings und empfahl ihm, den norwegischen Politiker zu empfangen, um sich selbst ein persönliches Urteil zu bilden. Am 14. Dezember 1939 kam es zur ersten Begegnung zwischen Hitler und Quisling; am selben Tag befahl Hitler dem Oberkommando der Wehrmacht, sich mit der Planung eines möglichen Angriffs auf Norwegen zu befassen. Altmark-Zwischenfall Die Frage der norwegischen Neutralität, die Erwägungen über die Absichten Großbritanniens und Frankreichs und die deutschen Präventivüberlegungen erhielten Mitte Februar besondere Bedeutung durch den sogenannten Altmark-Zwischenfall. Die Altmark war ein mit lediglich zwei Fliegerabwehrmaschinengewehren bewaffnetes Trossschiff der Kriegsmarine, welches das deutsche Panzerschiff Admiral Graf Spee im Nord- und Südatlantik zu versorgen hatte. Die Altmark hatte 303 britische Seeleute an Bord, die von den Schiffen stammten, die die Admiral Graf Spee aufgebracht hatte. Unter Führung des Kapitän Dau war es gelungen, die britische Blockade zu durchbrechen, und sie erreichte am 14. Februar 1940 nördlich von Trondheim die norwegischen Hoheitsgewässer. Die Altmark war zweifellos ein Hilfsschiff der deutschen Kriegsmarine, führte aber die Reichsflagge und galt aus deutscher Sicht nicht als Kriegsschiff, was von britischer Seite ganz anders beurteilt wurde. Am 14. Februar wurde die Altmark zweimal von zwei verschiedenen norwegischen Torpedobooten angehalten und oberflächlich kontrolliert. Es gab keine Beanstandungen. Hiermit gab sich der Chef des Zweiten Norwegischen Seeverteidigungsabschnittes, Konteradmiral Tank-Nielsen, der von den britischen Internierten an Bord der Altmark wusste, nicht zufrieden. Er griff persönlich ein, begab sich mit dem Torpedoboot Gam selbst zur Altmark und verlangte eine neuerliche Untersuchung. Dies lehnte Kapitän Dau ab; sein Versuch, auf dem Funkweg die deutsche Botschaft in Oslo zu erreichen, wurde von den Norwegern verhindert. Immerhin gestattete der norwegische Admiral die Weiterfahrt unter dem Begleitschutz norwegischer Torpedoboote. Die Briten hatten vermutlich aufgrund des lebhaften Funkverkehrs die Altmark orten können. Gegen 14:50 Uhr wurde das deutsche Schiff von drei englischen Flugzeugen innerhalb der norwegischen Hoheitsgewässer aufgeklärt. Gegen 16:00 kamen auf der Höhe von Egersund drei britische Zerstörer in Sicht. Um der Kaperung zu entgehen, zog sich Kapitän Dau mit seinem Schiff in den teilweise vereisten Jøssingfjord zurück. Inzwischen hatten die norwegischen Torpedoboote Anweisung, sich längsseits der Altmark zu legen, um ein Entern des Schiffes durch die Engländer zu verhindern. Der Befehl wurde indessen widerrufen, und die Norweger beschränkten sich den Engländern gegenüber auf Protest. Eine halbe Stunde 28 Unternehmen Weserübung vor Mitternacht lief der britische Zerstörer Cossack in den Fjord ein, legte sich längsseits der Altmark und ließ diese durch ein Stoßtruppkommando entern. Bei der folgenden Schießerei kamen sieben deutsche Seeleute ums Leben. Die Cossack übernahm die britischen Kriegsgefangenen und kehrte mit ihnen nach England zurück. Zu diesem Vorgang schrieb Raeder in seinen Erinnerungen: „Durch dieses Ereignis erhielt die Norwegenfrage ein wesentlich anderes Gesicht, denn nun war eindeutig bewiesen, dass die norwegische Regierung nicht in der Lage war, ihre Neutralität aufrechtzuerhalten.“ Berufung des Sonderstabes Gruppe XXI Noch ehe weitere Nachrichten zu den Absichten der Briten eintrafen, sich in Norwegen Marine- und Luftstützpunkte zu verschaffen, befahl Hitler am 20. Februar 1940 den Kommandierenden General des XXI. Armeekorps, General von Falkenhorst, in die Reichskanzlei. Nachdem Hitler am 21. Februar von Falkenhorst in das beabsichtigte Norwegenunternehmen eingewiesen hatte, übertrug er ihm den Auftrag, das Unternehmen vorzubereiten. Für den Fall der Durchführung der Operation sollte der General das Kommando übernehmen. Im Anschluss wurde die Gruppe XXI gebildet und dem OKW unmittelbar unterstellt. Operative Idee Angesichts der überwältigenden Überlegenheit der Royal Navy war für das Gelingen der Operation Weserübung die absolute Geheimhaltung aller Vorbereitungsmaßnahmen geradezu Bedingung. Um die gegnerischen Nachrichtendienste täuschen zu können, mussten auch die für die Durchführung des Unternehmens vorgesehenen Kriegsschiffbesatzungen, die Verbände des Heeres, der Luftwaffe und die Besatzungen der zur Versorgung benötigten Handelsschiffe über die wahren Absichten der deutschen Führung im Unklaren gelassen werden. Die Geheimhaltung ging so weit, dass man den Oberbefehlshaber der Luftwaffe Hermann Göring nicht informierte. Die Grundüberlegung zielte darauf ab, der Unternehmung den Charakter einer friedlichen Besetzung zu geben, und zwar unter dem Vorwand, der Neutralität der beiden Länder bewaffneten Schutz zu geben. Entsprechende Forderungen sollten bei Beginn der Besetzung den Regierungen Dänemarks und Norwegens auf diplomatischen Wege mitgeteilt werden. In der späteren Durchführung sollte sich die friedliche Besetzung als ein Unsicherheitsfaktor erweisen, da die deutschen Streitkräfte dem Gegner den ersten Schuss überlassen mussten, um dessen Haltung im Zweifelsfall als feindselig erkennen zu können. Das Kernstück der operativen Idee bestand aus der Forderung, durch überfallartige Landungen mit Flugzeugen, von Kriegsschiffen und sonstigen Seefahrzeugen durch je eine Kampfgruppe an je sieben Landungsplätzen in Dänemark und Norwegen an einem bestimmten Tag (dem Wesertag) im Schutze der Nacht zu einer bestimmten Zeit (der Weserzeit) gleichzeitig aufzutreten. In Dänemark sollten auf dem Seewege Heereskampfgruppen bei Middelfart, Nyborg, Korsør, Kopenhagen und Gedser angelandet werden. Gleichzeitig sollten eine Infanteriedivision und eine durch Panzer verstärkte motorisierte Schützenbrigade die Grenze nach Dänemark in breiter Front überschreiten. Die Besetzung Dänemarks (Tarnbezeichnung Weserübung Süd) war nach übereinstimmender Einschätzung der Stabsoffiziere der drei Wehrmachtteile hauptsächlich aus Gründen der Versorgung Voraussetzung für die erfolgreiche Besetzung Norwegens (Tarnbezeichnung Weserübung Nord). Die für die Besetzung Norwegens vorgesehenen Landeplätze Narvik, Trondheim, Bergen, Kristiansand, Egersund, Arendal und Oslo waren von Kriegsschiffgruppen anzulaufen. Stavanger sollte aus der Luft genommen werden und durch Heerestruppen, die von Handelsschiffen nachgeführt wurden, gesichert werden. Auftrag der Heerestruppen war es, die Städte in Besitz zu nehmen und vorläufig gegen voraussehbare britische Gegenangriffe zu verteidigen. Da die Norweger über eine Milizarmee verfügten, sollte als nächstes Ziel die Inbesitznahme der in der Nähe befindlichen Ausbildungslager (Übungsplätze) des norwegischen Heeres in Angriff genommen werden, weil diese Einrichtungen zugleich Mobilisierungszentren waren. 29 Unternehmen Weserübung Durchführung der Operation Noten der deutschen Reichsregierung an Dänemark und Norwegen In gleichlautenden Noten an die dänische und norwegische Regierung erklärte die Reichsregierung am 9. April, ihr militärisches Vorgehen sei alleine dazu bestimmt, einem Angriff der Westmächte auf die beiden Länder zuvorzukommen. Sie könne es "unter keinen Umständen dulden, daß Skandinavien von den Westmächten zum Kriegsschauplatz gegen Deutschland gemacht werde". Die deutschen Truppen kämen "nicht in feindseliger Gesinnung". Die beiden Regierungen wurden aufgefordert, den deutschen Maßnahmen keinen Widerstand entgegenzusetzen. Dänemark beugte sich unter Protest den deutschen Forderungen und konnte so gewährleisten, dass die Regierung bis zur Verhängung des Ausnahmezustandes durch die deutschen Besatzungsbehörden am 29. August 1943 im Amt blieb und die dänischen staatlichen Strukturen im Wesentlichen erhalten blieben. König Christian X. blieb im Land. Besetzung Dänemarks Oberst Oster vom Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht verriet am 4. April 1940 die Operation an den niederländischen Militärattaché, Major Sas, der sein Wissen unverzüglich an den dänischen Marineattaché, Fregattenkapitän Frits A. Kjølsen, sowie norwegische und britische Diplomaten weiterleitete. Auch der dänische Heeresnachrichtendienst war durch seine Agenten in Norddeutschland über deutsche Truppenkonzentrationen informiert und gab diese Informationen an die Regierung weiter. Diese Nachrichten wurden jedoch von den Regierungen der betroffenen Staaten wenig ernst genommen. In Dänemark wirkte sich das Überraschungsmoment für die deutschen Truppen in vollem Umfang aus. Am 9. April um 4.15 Uhr überschritten deutsche Truppen die Grenze. Widerstand leistete die dänische Armee nur stellenweise (in Dänemark Kopenhagen, in Südjütland, im Bereich der Storstrømbrücke und auf Sjælland). In Kopenhagen verteidigte das Garde-Ausbildungsbataillion Schloss Amalienborg gegen die Landungstruppen, die das deutsche Transportschiff Hansestadt Danzig an der Langelinie ausgeschifft hatte. Teile der Garnison von Roskilde marschierten durch Sjælland nach Helsingør und setzten mit einer requirierten Fähre nach Schweden über, da ihr Kommandeur annahm, Schweden sei ebenfalls angegriffen worden. Die Garnison von Tønder (Tondern) legte auf ihrem Rückzug nach Norden improvisierte Straßensperren an. Der dänische Oberbefehlshaber, General Prior, plädierte für symbolischen, hinhaltenden Widerstand, konnte sich aber nicht gegen Regierung und König durchsetzen. Auf Befehl Christians X. wurde der Kampf eingestellt. Auf dänischer Seite waren 17 Gefallene zu verzeichnen. Am Abend des 9. April war Dänemark vollständig besetzt. Bereits an diesem Tag konnte die Wehrmacht das dänische Eisenbahnnetz und die Flugplätze in Jütland zur Versorgung und Unterstützung der deutschen Truppen in Norwegen benutzen. Die Operation Weserübung Süd war bereits am 10. April erfolgreich abgeschlossen. Dänemark hatte vom Tag der Besatzung bis zum 5. November 1942 eine besondere Stellung unter den von Deutschland besetzten Ländern. Da bei der Invasion kaum Widerstand geleistet wurde und die Regierung entschlossen war, die Verhältnisse im Land selber zu regeln, blieben König, Regierung, Parlament, Verwaltung und sogar Armee und Marine unangetastet und intakt. In Dänemark unvergessen ist die Rettung der dänischen Juden 1943. Auch blieb das nach dem Ersten Weltkrieg nach Volksabstimmung von Deutschland abgetrennte Nordschleswig dänisch. 30 Unternehmen Weserübung 31 Invasion Norwegens Für die Invasion Norwegens hatte die Seekriegsleitung fünf Kriegsschiffgruppen zusammengestellt. Die für Narvik bestimmte Kriegsschiffgruppe 1 bestand aus zehn Zerstörern. Auf jedem Zerstörer waren 200 Gebirgsjäger des Gebirgsjägerregiments 139 eingeschifft worden. Die für Trondheim bestimmte Kriegsschiffgruppe 2 setzte sich aus dem Schweren Kreuzer Admiral Hipper und vier Zerstörern zusammen. Die Kriegsschiffgruppen 1 und 2 nahmen am 7. April 1940 um 3:00 Uhr unter dem Schutz der Schlachtschiffe Gneisenau und Scharnhorst aus der deutschen Bucht gemeinsame Fahrt nach Norden auf. Es handelte sich um den größten Flottenverband, den die Kriegsmarine im Verlauf des Zweiten Weltkrieges für eine offensive Operation jemals zusammenstellen konnte. Um 14:30 Uhr wurde der Verband von zwölf Wellington-Bombern erfolglos angegriffen. Noch am 7. April 1940 ging bei der Gruppe XXI die Meldung ein, dass der Flottenverband der Narvik-Trondheim-Gruppen von einem britischen Aufklärungsflugzeug erfasst und dessen Kurs zutreffend angegeben worden war. In der Nacht vom 7. auf den 8. April durchbrachen die Kampfgruppen die Enge zwischen den Shetlands und Bergen nach Norden. In dieser Nacht frischte der Wind aus Südwest erheblich auf und erreichte Windstärken von 7 bis 8. Da die Zerstörer bei dem zunehmenden Seegang die Geschwindigkeit von 26 Knoten nicht halten konnten, war in der Nacht die Verbindung zu neun Zerstörern abgerissen. Norwegen Narvik Hauptartikel: Schlacht um Narvik Die Kriegsschiffgruppe 1 erreichte planmäßig zur Weserzeit Narvik. Die Küstenpanzerschiffe Eidsvold und Norge, deren Kommandanten Widerstand leisten wollten, wurden vor und im Hafenbecken von Narvik von den Zerstörern Z 21 Wilhelm Heidkamp und Z 11 Bernd von Arnim torpediert und versenkt. Der Standortkommandant von Narvik, Oberst Sundlo, übergab die Stadt ohne Gegenwehr. Für den Führer der Zerstörer, Kommodore Bonte, stellte sich das Problem des Rückmarsches, weil von den zwei vorgesehenen Tankern nur die Jan Wellem Narvik erreicht hatte. Die Ladung des Tankers war zwar ausreichend, doch gestaltete sich die Ölübernahme so zeitraubend, dass die gemäß Operationsbefehl vorgesehene Auslaufzeit am Abend des 9. April 1940 nicht eingehalten werden konnte. Am Morgen des 10. April drang eine britische Zerstörer-Flottille bis zum Hafen vor Narvik vor und versenkte zwei der deutschen Zerstörer, das Führerboot Z 21 Wilhelm Heidkamp und Z 22 Anton Schmitt. Kommodore Bonte fand Deutsche Zerstörer im Hafen von Narvik Der Schwere Kreuzer Admiral Hipper bei der Besetzung Norwegens, vermutlich beim Ausladen der Truppen in Trondheim Unternehmen Weserübung dabei den Tod. Bei ihrem Rückzug stießen die britischen Schiffe auf erneute Gegenwehr in Form einer von Fregattenkapitän Bey geführten Zerstörerflottille und verloren dabei ihr Führungsschiff, den Flottillenführer HMS Hardy und den Zerstörer HMS Hunter. Die Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau übernahmen die Fernsicherung auf See und trafen hier auf den britischen Schlachtkreuzer HMS Renown. Die Gneisenau erhielt dabei einen Volltreffer in den Artillerieleitstand auf der Vormarsplattform. Die deutschen Schiffe brachen das Gefecht ab und kehrten ein paar Tage später nach Wilhelmshaven zurück. Am 13. April 1940 kam es vor Narvik zu einem erneuten Gefecht mit einem britischen Flottenverband unter Führung von Vice-Admiral Whitworth, als das britische Schlachtschiff HMS Warspite mit den Zerstörern HMS Icarus, HMS Hero, HMS Foxhound, HMS Kimberley, HMS Forester, HMS Bedouin, HMS Punjabi, HMS Eskimo und HMS Cossack zu den Liegeplätzen der deutschen Schiffe vordrang. Im Verlauf des Gefechts versenkten HMS Warspite, HMS Bedouin und Der Schwere Kreuzer Admiral Hipper bei der HMS Eskimo Z 13 Erich Koellner, und HMS Cossack und HMS Besetzung Norwegens, vermutlich beim Ausladen der Truppen in Trondheim Foxhound versenkten Z 12 Erich Giese. Die HMS Hero torpedierte Z 18 Hans Lüdemann. Die übrigen deutschen Zerstörer wurden nach Erschöpfung ihrer Treibstoff- und Munitionsbestände von ihren Besatzungen entweder auf Grund gesetzt oder selbst versenkt. Auch einige der britischen Zerstörer wurden zum Teil erheblich beschädigt. Jedoch wurde keiner von ihnen versenkt. Die HMS Punjabi erhielt Artillerietreffer und die HMS Eskimo verlor ihr Vorschiff durch einen Torpedotreffer von Z 2 Georg Thiele. Die HMS Cossack wurde durch Artillerietreffer von Z 17 Dieter von Roeder und das Auflaufen auf ein Wrack stark beschädigt. Das Bordflugzeug der Warspite versenkte das deutsche U-Boot U 64. Ein Angriff von U 25 gegen den britischen Verband am 13. April 1940 sowie ein weiterer Angriff von U 25 und U 48 im Vestfjord gegen das Schlachtschiff Warspite am 14. April 1940 schlugen wegen Torpedoversagern fehl. Am 14. April 1940 versenkte der Schwere Kreuzer HMS Suffolk nordwestlich Bodø den deutschen Versorgungstanker Skagerrak (6044 BRT). Trondheim Auf dem Marsch nach Norden versenkte der Schwere Kreuzer Admiral Hipper am Morgen des 8. April den britischen Zerstörer HMS Glowworm. Durch Rammstoß hatte dieser die Admiral Hipper noch schwer am Bug beschädigt. Die Kriegsschiffgruppe 2 unter Kommando von Kapitän z.S. Heye drang planmäßig in den zum Hafen von Trondheim führenden Fjord ein. Dem Kommandeur des Gebirgsjäger-Regiments 138, Oberst Weiß, gelang es mit etwa 100 Gebirgsjägern Trondheim zu besetzen. In Trondheim selbst befanden sich kaum norwegische Truppen. Bergen und Stavanger Die Kriegsschiffgruppe 3 hatte den Auftrag, rund 1900 Mann Heerestruppen und Marineartillerie-Einheiten nach Bergen zu bringen. Der Befehlshaber der Kampfgruppe, Konteradmiral Schmundt, erreichte im Schutz von dichtem Nebel die Einfahrt nach Bergen unbehelligt. Als am 9. April 1940 um 0:00 die norwegischen Außenfeuer gelöscht wurden, war für Schmundt klar, dass der Überraschungsmoment verloren war. Um 5:15 Uhr Weserzeit steuerte der Verband in den Byfjord ein und geriet in den Wirkungsbereich der Küstenbatterien bei Kvarven. Das 32 Unternehmen Weserübung Artillerieschulschiff Bremse und der Leichte Kreuzer Königsberg erhielten Treffer, und auf dem Schnellbootbegleitschiff Carl Peters wurden einige Heeressoldaten bei einem Treffer in den Mast durch Splitter getötet und verwundet. Bergen selbst konnte kampflos besetzt werden; bald darauf wurden auch die Küstenbatterien von deutschen Truppen eingenommen. In Stavanger wurde nach vorausgegangenem Angriff von Sturzkampfbombern Ju 87 der norwegische Zerstörer Aeger versenkt. Die 8. und 9. Staffel des Kampfgeschwaders 4 konnte zwei Bataillone des Infanterieregiments 193, eine Kompanie Fallschirmjäger, Flak- und Versorgungseinrichtungen auf dem Luftweg landen. Kristiansand, Egersund, Arendal Vier Boote der 2. Minensuchflottille mit einer Radfahrerkompanie an Bord eroberten Egersund planmäßig, um die dortige Kabelstation einzunehmen, wo sie auf keinen Widerstand stießen. Wegen dichten Nebels konnte die Kriegsschiffsgruppe 4 nicht den Hafen von Kristiansand anlaufen. Als es um 6:00 Uhr, 45 Minuten nach Weserzeit, einigermaßen aufklarte, versuchte der Verband in die Fjordeinfahrt einzulaufen. Drei Angriffsversuche scheiterten am Abwehrfeuer der dem Hafen Kristiansand vorgelagerten Küstenbefestigungen auf dem Felsen Odderöy und der Küstenbatterie Gleodden. Der zufällig vor Kristiansand liegende deutsche Frachter Seattle geriet in das Kreuzfeuer von Angreifern und Verteidigern, wurde in Brand geschossen und sank später. Erst gegen 11:00 Uhr gelang den kleineren Einheiten unter Feuerschutz des Leichten Kreuzers Karlsruhe der Einbruch in den Hafen. Stadt und Küstenbatterien wurden von den deutschen Truppen eingenommen. Zwei im Hafen liegende norwegische U-Boote, B 2 und B 3, wurden durch Herausnehmen der Drucklager fahruntüchtig gemacht. Das Torpedoboot Greif lief Arendal an und setzte dort die Radfahrkompanie 234 an Land. Ohne auf Widerstand zu stoßen, wurde Arendal eingenommen und gesichert. Auf dem Rückmarsch erhielt die Karlsruhe am Abend des 9. April durch das britische U-Boot HMS Truant einen Torpedotreffer, der sie so schwer beschädigte, dass sie nach der Abbergung der Besatzung nahe der Kristiansand vorgelagerten Insel Oksøy durch zwei Torpedos der Greif versenkt werden musste. Oslo Das Landeunternehmen in Oslo war für das Gelingen der Gesamtoperation im Sinne einer sogenannten friedlichen Besetzung von zentraler Bedeutung. Die Erfüllung der deutschen Forderungen auf dem Verhandlungswege setzte voraus, dass durch raschen Zugriff der norwegische König und dessen Regierung in deutschen Gewahrsam gerieten. Die Besetzung von Oslo durch die 163. Infanteriedivision (Kommandeur: Generalmajor Engelbrecht) wurde deshalb nicht nur von See her geplant, sondern gleichzeitig – sofern die Wetterlage dies zuließ – auf dem Luftwege. Nach Einnahme des Flughafens Oslo-Fornebu durch das I/Fallschirmregiment 1 sollten ferner dort mit der 1. Lufttransportstaffel zwei Bataillone des Infanterieregiments 324 und eine Pionierkompanie gelandet werden, um so eine Ausgangsstellung für die Inbesitznahme von Oslo zu gewinnen. Die Kriegsschiffgruppe 5 war unter Prestigegesichtspunkten Oslofjord mit Festung Oscarsborg zusammengestellt worden. Zum Durchbruch durch den gut 100 Kilometer langen Oslofjord waren die schweren Einheiten wenig geeignet, weil es in dem engen Fahrwasser wenig Ausweichmöglichkeiten gibt. Der Kampfverband wurde am 9. April 1940 gegen 0:00 Uhr beim Passieren der Küstenbefestigungen auf Bolærne und Rauøy von Scheinwerfern erfasst. Kurze Zeit darauf hatten die Norweger die Leuchtfeuer an und im Fjord gelöscht. Der Kampfgruppenführer konnte also mit dem Überraschungsmoment nicht mehr rechnen. Es ist insofern unklar, weshalb Konteradmiral Kummetz die Durchquerung der Drøbak-Enge mit seinem Flaggschiff, dem Schweren Kreuzer Blücher, versuchte. 33 Unternehmen Weserübung Die Blücher erhielt von der Festung Oscarsborg zwei 28-cm-Treffer. Gleichzeitig eröffnete die 15-cm-Batterie nördlich Drøbak das Feuer und erzielte mindestens 13 Treffer. Zwei Torpedos, die von einer vorzüglich getarnten Torpedobatterie auf der Insel Nord-Kaholmen abgeschossen wurden, besiegelten das Schicksal des Schiffes. Um 7:23 Uhr sank die Blücher östlich der Insel Askholmen. Dort liegt das Wrack noch heute in einer Tiefe von 90 m. Die 28 cm-Geschütze der Festung Oscarsborg waren Ende des 19. Jahrhunderts von Krupp in Deutschland hergestellt worden. Trotz des Verlusts der Blücher wurde Oslo letztendlich von Luftlandetruppen eingenommen. Der norwegische Minenleger Olav Tryggvason versenkte das deutsche Räumboot R 17. Die Küstenschutzschiffe Harald Haarfagre und Tordenskjöld sowie die Torpedoboote Balder und Gyller wurden von deutschen Besatzungstruppen erbeutet und nach Umbau als Flakschiffe Thetis und Nymphe, als Torpedoboote Leopold und Löwe, und als Minenleger Brummer wieder in Dienst gestellt. Das norwegische Torpedoboot Aegir versenkte den deutschen Nachschubfrachter Roda (6780 BRT) und wurde durch einen Fliegerangriff der III/KG.4 versenkt. Auch die Landung von Truppen auf dem Flugplatz von Oslo verlief nicht wie geplant. Die 1. Lufttransportstaffel mit 29 Flugzeugen vom Typ Ju 52 stieß auf dichten Nebel in der Nähe von Oslo. Daraufhin befahl der Gruppenkommandeur abzudrehen, weil seine Piloten nicht im Blindflug ausgebildet waren. Zwei Piloten empfingen den Befehl nicht und landeten auf dem Flugplatz. 18 Fallschirmjäger und 50 Infanteristen nahmen Fornebu ein. Das X. Fliegerkorps hob den Umkehrbefehl auf, als von einem deutschen Schiff die Meldung kam, Deutsche Panzer (Neubaufahrzeug) im Hafen von dass auf Fornebu deutsche Flugzeuge landeten und starteten. Im Oslo unmittelbar nach dem Entladen der Verlauf des Nachmittags griffen Verbände des X. Fliegerkorps Transportschiffe. Bolærne, Rauøy, Horten und Drøbak an. Um 18:30 Uhr waren die norwegischen Stellungen niedergekämpft und konnten besetzt werden. Am Vormittag des 10. April liefen die Schiffe der Kampfgruppe in den Hafen von Oslo ein. Alles in allem war die Unternehmung Weserübung mit der Stabilisierung der Lage in Oslo am 10. April, soweit vorausgeplant, gelungen, obgleich die Norweger mit alliierter Unterstützung weiterhin Widerstand leisteten. Erst am 10. Juni 1940 unterschrieb der norwegische Oberstleutnant i.G. Roscher-Nielsen für das norwegische Oberkommando in Trondheim die Kapitulationsurkunde. Als Reichskommissar für das besetzte Norwegen wurde Josef Terboven ernannt. Ergebnis Das Unternehmen Weserübung, die größte triphibische Operation der damaligen Kriegsgeschichte, richtete sich mittelbar gegen Großbritannien. Direkt angegriffen wurden jedoch zwei neutrale Staaten, obwohl zwischen dem Deutschen Reich und Dänemark am 31. Mai 1939 ein Nichtangriffspakt abgeschlossen worden war. Diese Tatsache hat das Verhältnis zwischen Deutschland und den skandinavischen Staaten über Jahrzehnte schwer belastet. Unter operativen Gesichtspunkten war Weserübung für die Das Schlachtschiff Tirpitz mit Zerstörereskorte in Kriegsmarine wegen der hohen Verluste ein Fehlschlag. Die erweiterte einem norwegischen Fjord. geostrategische Ausgangsbasis konnte von der Seekriegsleitung kaum ausgenutzt werden. Trotzdem war die Operation Weserübung sicherlich eine Voraussetzung für die Fortsetzung der deutschen Kriegsführung. Der Export der schwedischen Eisenerze und der Stahlveredlungsmetalle aus dem skandinavischen Raum nach Deutschland blieb für die gesamte Dauer des Krieges gesichert. Nach britischer Einschätzung hätte das Deutsche Reich ohne die kriegswirtschaftlich notwendigen skandinavischen Erze den Krieg nicht länger als 12 Monate durchhalten können. 34 Unternehmen Weserübung Durch die Besetzung Dänemarks und Norwegens blieb die Ostsee unter deutscher Kontrolle. Schließlich ist durch das Unternehmen Weserübung eine weitere Front in Skandinavien verhindert worden, die vor allem Frankreich zu seiner Entlastung gefordert hatte. Propagandistisch-innenpolitisch war die Militäroperation ebenfalls ein Erfolg und verstärkte an der Heimatfront den politischen Mythos der „unbesiegbaren Wehrmacht“. Nachdem 1941 der Krieg gegen die Sowjetunion begonnen hatte und die USA Waffen und anderen Nachschub nach Murmansk und Archangelsk lieferten (siehe auch Leih- und Pachtgesetz), konnte die Wehrmacht die Häfen und Flugstützpunkte in Nord-Norwegen dazu nutzen, diese Geleitzüge anzugreifen und die russischen Häfen zu bombardieren. Siehe auch • Beteiligte deutsche Schiffe des Unternehmens Weserübung Literatur • Thomas K. Derry: The Campaign in Norway. London 1952 • Olivier Desarzens: Nachrichtendienstliche Aspekte der "Weserübung" 1940. Osnabrück 1988 (= Studien zur Militärgeschichte, Militärwissenschaft und Konfliktforschung, Band 34) • Martin A. Doherty: The Attack on the Altmark. A Case Study in Wartime Propaganda. In: Journal of Contemporary History 38/2003, S. 187–200 • Walther Hubatsch: Weserübung. Göttingen 1960 • Sebastian Jakubzik: Unternehmen Weserübung - Die Besetzung Dänemarks und Norwegens im 2.Weltkrieg, Berlin 2008 ISBN 3-638-93874-3 • Klaus A. Maier, Bernd Stegemann: Die Sicherung der europäischen Nordflanke, in: Klaus A. Maier/Horst Rohde/Bernd Stegemann/Hans Umbreit: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Bd. 2: Die Errichtung der Hegemonie auf dem europäischen Kontinent, Stuttgart: DVA 1979, ISBN 3-421-01935-5, S. 189–231 • Hans-Martin Ottmer: „Weserübung“ - Der deutsche Angriff auf Dänemark und Norwegen im April 1940, München 1995 (= Operationen des Zweiten Weltkrieges, Bd.2, Hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt). ISBN 3-486-56124-3 3 Film • Jens Becker, Ralf Daubitz (Regie): Krieg in der Arktis. Zweiteilige Filmdokumentation Deutschland (MDR), 2007, 52 Min. (Der erste Teil zeigt Planung und Umsetzung des Angriffs mit teilweise bislang unbekannten Archiv- und Privat-Filmaufnahmen und lässt Zeitzeugen berichten. Teil 2 (Verbrannte Erde) zeigt den Alltag an der arktischen Front und das weitere Schicksal finnischer und norwegischer Frauen, die deutsche Soldaten liebten.) • Kampf um Norwegen - Feldzug 1940 deutscher Propagandafilm 1940, Regie: Martin Rikli 35 Unternehmen Weserübung Weblinks • • • • • • • • • • Weisung für "Fall Weserübung" [2] 3. Gebirgsdivision [3] http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/40-04.htm A detailed article about the German invasion of Denmark [4] A short introduction to the German invasion of Norway [5] Norway 1940: A detailed description of the chain of events [6] The Royal Navy: Norwegian invasion and campaign [7] T.K. Derry: The Campaign in Norway [8] Halford Mackinder's Necessary War [8] Info zur norwegischen Armee [9] Referenzen [1] [2] [3] [4] Manuel Ruoff: Deutschland kam England zuvor. Preußische Allgemeine Zeitung, Nr. 13, 3. April 2010, S. 10 http:/ / www. ns-archiv. de/ krieg/ 1940/ weseruebung. php http:/ / members. aon. at/ dbundsch/ gd3. htm http:/ / www. milhist. dk/ besattelsen/ 9april/ 9april. html [5] [6] [7] [8] [9] http:/ / www. nuav. net/ weserubung2. html http:/ / hem. fyristorg. com/ robertm/ norge/ http:/ / www. naval-history. net/ WW2194004. htm#nor http:/ / www. ibiblio. org/ hyperwar/ UN/ UK/ UK-NWE-Norway/ index. html#contents http:/ / hem. fyristorg. com/ robertm/ norge/ norway_reference. html 36 Westfeldzug 37 Westfeldzug Westfeldzug Teil von: Zweiter Weltkrieg Datum 10. Mai–25. Juni 1940 Ort Frankreich, Benelux Ausgang Deutscher Sieg Konfliktparteien Belgien Niederlande Luxemburg Frankreich Vereinigtes Königreich Kanada Exil-Tschechoslowaken Exil-Polen Deutsches Reich Befehlshaber Maurice Gamelin Maxime Weygand Lord Gort (British Expeditionary Force) Leopold III. Henri Winkelman Władysław Sikorski Gerd von Rundstedt (Heeresgruppe A) Fedor von Bock (Heeresgruppe B) Wilhelm von Leeb (Heeresgruppe C) Truppenstärke 144 Divisionen, 2.862.000 Soldaten, 13.974 Geschütze, 3.384 Panzer, [1] 4.469 Flugzeuge 141 Divisionen, 3.350.000 Soldaten, 7.378 Geschütze, 2.445 Panzer, [1] 3.578 Flugzeuge Verluste 360.000 tot oder verwundet, 1.900.000 Gefangene, ? Panzer, [1] 1.921 Flugzeuge 27.074 Tote, 110.034 Verwundete, 18.384 Vermisste; 714 Panzer, [1] 1.559 Flugzeuge [2] [1944 festgestellt]: 46.059 Tote (nur Heer) [3] ca. 3.200 Tote und Vermisste (Luftwaffe) 600–700 Tote und Vermisste (Kriegsmarine) [4] – insgesamt rund 49.000 Tote [5] Westfeldzug 38 Der Westfeldzug bezeichnet die Eroberung der Niederlande, Belgiens, Luxemburgs (Fall Gelb) und Frankreichs (Fall Rot) durch die deutsche Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges vom 10. Mai bis 25. Juni 1940. Zu Beginn des Polenfeldzuges hatten Frankreich und Großbritannien Deutschland den Krieg erklärt, ohne militärisch wirksam einzugreifen. Dieser „Sitzkrieg“ endete erst Anfang April 1940, als es zu einem britisch-deutschen Wettlauf um die Besetzung Norwegens kam. Das „Unternehmen Weserübung“ war Anfang Mai weitgehend zugunsten Deutschlands entschieden, worauf der Angriffsbefehl im Westen erteilt wurde. In einer Art „Sichelschnitt“ drangen deutsche Panzerkommandeure, teils eigenmächtig handelnd, binnen weniger Tage „blitzkriegartig“ durch die Ardennen bis zur Kanalküste vor, und zwangen die britischen Truppen, sich von Dünkirchen aus auf ihre Insel zurückzuziehen. Von den besetzten Benelux-Ländern aus erfolgte Anfang Juni der Angriff auf das französische Kernland, der mit der Besetzung von Paris am 14. Juni vorentschieden wurde. Der Waffenstillstand, der am 25. Juni 1940 in Kraft trat, teilte Frankreich in das verbliebene Vichy-Regime im Süden, in eine deutsche Besatzungszone entlang der Küsten im Westen und Norden, sowie in eine italienische Zone in den Westalpen, die Mussolini in den letzten Kriegstagen erobern ließ[6] . Ausgangssituation Ende 1939 Die Kampfhandlungen mit Großbritannien wurden in der Luftschlacht um England fortgeführt. Ergebnis von Westfeldzug und Norwegen 1940 Westfeldzug 39 Vorgeschichte Frankreich in Hitlers strategischem Kalkül Hitlers langfristiges Kriegsziel seit den 1920er Jahren war die Eroberung von Lebensraum im Osten. In seiner programmatischen Schrift Mein Kampf, hatte Hitler als Bedingung für die Eroberung von „Lebensraum im Osten“ die Ausschaltung Frankreichs zur Rückendeckung für den Feldzug gegen die Sowjetunion gefordert.[7] Hitler schrieb: „Erst wenn dies in Deutschland vollständig begriffen sein wird, daß man den Lebenswillen der deutschen Nation nicht mehr bloß in passiver Abwehr verkümmern läßt, sondern zu einer endgültigen aktiven Auseinandersetzung mit Frankreich zusammenrafft und in einen letzten Entscheidungskampf mit deutscherseits größten Schlußzielen hineinwirft: erst dann wird man imstande sein, das ewige und an sich so unfruchtbare Ringen zwischen uns und Frankreich zum Abschluß zu bringen; allerdings unter der Voraussetzung, daß Deutschland in der Vernichtung Frankreichs wirklich nur ein Mittel sieht, um danach unserem Volke endlich an anderer Stelle die mögliche Ausdehnung geben zu können.“ Verlauf der Maginot-Linie – Adolf Hitler: Mein Kampf[8] Diese Zielsetzung verkündete er auch am 28. Februar 1934 in einer Rede in der Reichskanzlei vor Reichswehroffizieren, indem er erklärte, zur Gewinnung neuen Lebensraumes „kurze entscheidende Schläge erst nach Westen, dann nach Osten“ zu führen.[9] Hitler blieb aber in der Frage, wo er den Krieg eröffnen wolle, flexibel; so bekannte er in einer Rede vor den Oberbefehlshabern am 23. November 1939: „Ich habe lange gezweifelt, ob ich erst im Osten und dann im Westen losschlagen sollte.“[10] Schließlich entschied er sich für den Polenfeldzug. Britische Truppen beim Passieren einer Zugbrücke an der Maginotlinie am Fort de Sainghain nahe der belgischen Grenze Als Hitler 1935 seine Macht gefestigt hatte und sich mit Italien zu verbünden begann, setzen sich in der Politik Frankreichs und Großbritanniens die Prinzipien des Appeasement durch. Ihre Vertreter waren bereit, für eine spannungsfreie Koexistenz der großen mitteleuropäischen Staaten auch Revisionen des Vertrages von Versailles zu dulden. Unter diesem Aspekt ist u. a. der Deutsch-Britische Flottenvertrag, die Duldung der Rheinlandbesetzung, sowie die Akzeptanz der Annexion Österreichs und des Sudetenlandes zu sehen. Die vertragswidrige Besetzung der Rest-Tschechoslowakei beendete die Appeasementpolitik. Die Westmächte versuchten nun, durch Beistandsverträge mit Polen, Rumänien, Jugoslawien, Griechenland, der Türkei und der Sowjetunion eine weitere Expansion Deutschlands und Italiens zu verhindern. Diese Eindämmungsversuche mussten mit dem Abschluss des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts als gescheitert gelten. Hitler hatte die Zugeständnisse der Westmächte als Schwäche von Staaten rezipiert, die – wenn nicht selbst angegriffen – auch in Zukunft eine militärische Konfrontation mit Deutschland scheuen würden. Diese zuletzt nur mehr mit Außenminister Joachim von Ribbentrop geteilte Beurteilung führte dazu, dass Hitler bis zum britischen Ultimatum vom 3. September 1939 überzeugt war, dass es wegen Polen zu keiner militärischen Konfrontation mit den Westmächten kommen würde.[11] Nachdem Polen geschlagen war, konnte sich Hitler nunmehr der Ausschaltung Frankreichs zuwenden. Westfeldzug Taktik Das operative Nachkriegsdenken Frankreichs wurde von Marschall Henri Philippe Pétain, dem Generalinspekteur der französischen Armee, geprägt. Angesichts der schrecklichen Verluste, die Frankreich bei seinen Offensivoperationen im Ersten Weltkrieg erlitten hatte und gestützt auf persönliche Abwehrerfolge („Held von Verdun“) räumte er der Verteidigung Priorität ein und forcierte den Ausbau eines starken Verteidigungswalls, der Maginot-Linie. Zur Rolle der Panzerwaffe enthalten seine Grundsatzweisungen von 1921 nur den Satz: „Panzer unterstützen das Vorgehen der Infanterie durch Niederkämpfen von Feldbefestigungen und von hartnäckigem Widerstand der Infanterie.“[12] . Der junge Panzeroffizier Charles de Gaulle schlug hingegen in seinem Buch „Vers l'Armée de Métier“ vor, als Kern der Landstreitkräfte hochmobile, gepanzerte Großverbände aus Berufssoldaten zu rekrutieren, die die Entscheidung im Angriff suchen. Mit diesen Ideen konnte er sich allerdings erst nach Hitlers Sieg in Polen durchsetzen; bis zum Beginn des Westfeldzuges kam es jedoch zu keiner wesentlichen Umsetzung der neuen Strategie. Unter dem Eindruck von Hitlers Rheinlandbesetzung und der Inaktivität Frankreichs erklärte Belgien am 14. Oktober 1936 seine Neutralität. Der Beistandspakt mit den Westmächten wurde durch die grobe Geheimabsprache ersetzt, im Falle einer deutschen Invasion in der „Dyle-Breda Stellung“ gemeinsam Widerstand zu leisten. Diese Linie verlief entlang der belgischen Maas bis Namur, dann über die sogenannte „Lücke von Gembloux“ nach Wavre und von dort entlang der Dyle über Antwerpen und Breda bis Moerdijk mit Anschluss an die „Festung Holland“. Im Deutschen Reich wurde die Taktik von Generaloberst Hans von Seeckt bestimmt, der ab 1920 die Reichswehr führte. Er war überzeugt, dass die Kriege der Zukunft von optimal ausgebildeten, hochmobilen und von Fliegern unterstützten Heeren gewonnen werden würden. Da man Deutschland ein solches Heer in Versailles verwehrt hatte (Verbot von Panzer- und Luftfahrzeugen, Beschränkung auf 100.000 Mann Berufssoldaten), wollte er zumindest die Voraussetzungen dafür schaffen. Zur Sicherstellung einer raschen Expansion nach dem Wegfall der Restriktionen erhielt die Masse der Reichswehrsoldaten eine weit über ihre aktuelle Funktion hinausgehende Ausbildung als Führungskraft oder Spezialist. Bezüglich der Entwicklung moderner Waffensysteme wurde die Kooperation mit dem Ausland angestrebt. Bedeutsam war vor allem die von 1922 bis 1933 laufende deutsch-sowjetische Kooperation (Panzer, Kampfflugzeuge, Giftgas). Die Restriktionen fielen am 17. März 1935; die Aufstellung deutscher Offensivstreitkräfte begann. Ihre Taktik: Panzerkräfte erzwingen gemeinsam mit der Infanterie unter Luftwaffenunterstützung den Durchbruch und stoßen dann rasch in die Tiefe des Gefechtsfeldes vor. Die (motorisierte) Infanterie folgt, schaltet Widerstandsnester aus und sichert die Flanken des Vormarsches mit Hilfe von Panzerabwehrkanonen ab. Planungen Alliierte Die alliierte Strategie wurde von den Franzosen bestimmt. Diese planten, vor dem Frühsommer 1941 keine grenzüberschreitenden Operationen vorzunehmen. Deutsche Angriffe sollten an der von der Grenze zur Schweiz bis Sedan reichenden Maginotlinie abgewehrt werden, in der die Heeresgruppen 2 (Besson) und 3 (Pretélat) eingesetzt waren. Einen Angriff über Belgien wollte man in der Dyle-Breda-Stellung zum Stehen bringen. In ihr sollte die Heeresgruppe 1 (Billotte) gemeinsam mit dem Britischen Expeditionskorps (9 Divisionen), sowie Teilen der belgischen und niederländischen Armee zum Einsatz kommen. Kommandostruktur: Oberbefehlshaber Gamelin hatte am 6. Januar 1940 die Verantwortung über die Nordostfront (Heeresgruppen 1–3) an seinen Stellvertreter General Alphonse Georges überantwortet; die Koordinierung des Einsatzes der französischen Heeresgruppe 1, des britischen Expeditionskorps und der belgischen sowie niederländischen Streitkräfte wurde nach der Invasion Belgiens an General Gaston Billotte übertragen. 40 Westfeldzug Belgier und Niederländer Die Belgier verfügten mit Lüttich, Antwerpen und Namur über drei befestigte Plätze, die Masse des Heeres (20 Divisionen) sollte jedoch in den Grenzstellungen zu Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden sowie in der Tiefe am Albertkanal zum Einsatz kommen. Mit dem Ausbau einer dritten Verteidigungslinie, der K.-W.-Stellung (Koningshooikt-Wavre-Stellung), von den Alliierten als Dyle-Breda-Stellung bezeichnet, wurde erst im August 1939 begonnen. In den Niederlanden hoffte man, wie im Ersten Weltkrieg den Neutralitätsstatus wahren zu können, war daher nicht bereit, Verteidigungsabsprachen zu treffen. Die eigene Verteidigung plante man entlang Maas und IJssel; als zweite Linie war die Peel-Raam- und Grebbe-Stellung vorgesehen. Die „Festung Holland“ (Bereich Amsterdam, Rotterdam, Den Haag) sollte an der „Neuen-Wasser-Linie“ auf der Höhe von Utrecht verteidigt werden. Der Ausbauzustand dieser Linien war im Vergleich zu jenen der Belgier gering; auch im Ausbildungsstand der Truppen lagen die Niederländer hinter dem südlichen Nachbarn zurück.[13] Deutsche Als Hitler am 27. September 1939 seinen Entschluss bekanntgab, unverzüglich nach Ende des Polenfeldzuges die Westmächte anzugreifen, löste dies in der Generalität aufgrund des Stärkeverhältnisses „größtes Entsetzen“[14] aus. Nachdem Hitler alle Gegenargumente verworfen hatte, liefen die Planungen an. In den ersten drei Operationsentwürfen lag das Schwergewicht im Norden (Heeresgruppe B). Als Gegenvorschlag präsentierte der Generalstabschef der Heeresgruppe A (Generalleutnant von Manstein) seinen gemeinsam mit Generalleutnant Guderian entwickelten Verschiedene Entwürfe für den Westfeldzug Sichelschnittplan, der als Kern einen Überraschungsstoß der Heeresgruppe A durch die Ardennen vorsah. Dieser Plan fand bei Generalstabschef Franz Halder wegen des panzerungünstigen Schlüsselgeländes in den Ardennen keine Gegenliebe. Er versetzte den unbequemen Manstein nach Stettin. Alte und neue Pläne Am 10. Januar wurde der gesamte bisherige Plan jedoch durch einen bizarren Vorfall zu Makulatur, als der junge ehrgeizige Luftwaffenoffizier Major Helmut Reinberger mit brisanten Akten auf der Reise zu einer in Köln angesetzten Stabsbesprechung in Münster aufgehalten wurde. Er entschloss sich, das Angebot anzunehmen, in einer Kuriermaschine der Luftwaffe mitzufliegen, um sich die lange Fahrt mit dem Nachtschnellzug zu sparen, obwohl er damit gegen einen eindeutigen Befehl Hermann Görings verstieß, Geheimsachen nicht auf dem Luftweg zu überbringen. Seine Aktentasche enthielt den streng geheimen Plan für einen wichtigen Teil des deutschen Einfalls in Frankreich und die Niederlande. Bald nach dem Start der Messerschmitt Bf 108 vom Flugplatz Münster-Loddenheide verdichteten sich dünne Nebelschleier zu einer geschlossenen Wolkendecke, und starker Ostwind bewirkte eine Windversetzung von etwa 30 Grad. Der Rhein, eine wichtige Orientierungslinie, wurde bei schlechter Sicht unbemerkt überflogen. Der Flugzeugführer, Major Erich Hönmanns, sichtete schließlich einen Messerschmitt Bf 108 Flusslauf, erkannte aber, dass es nicht der Rhein sein konnte. In der feuchten, eiskalten Luft vereisten die Tragflächen und der Vergaser ihrer Maschine. Schließlich setzte der Motor aus. Hönmanns fand gerade noch rechtzeitig ein kleines Feld, auf dem notgelandet wurde. Unverletzt mussten die beiden Wehrmachtsoffiziere erkennen, dass sie die Maas überflogen hatten und 80 Kilometer westlich von Köln bei Vucht in Belgien (heute: Maasmechelen) bruchgelandet waren. 41 Westfeldzug Reinberger wollte sofort die Papiere verbrennen. Da aber keiner der beiden Zündhölzer bei sich hatte, liehen sie sich ein Feuerzeug von einem herbeigeeilten Bauern. Gerade, als es Reinberger gelungen war, die Papiere trotz des starken Windes in Brand zu setzen, trafen belgische Gendarmen ein und löschten die Flammen. Am gleichen Abend lagen die lesbaren Dokumente dem belgischen Generalstab vor, der sofort die Mobilmachung der belgischen Streitkräfte anordnete. Die Belgier übermittelten auch den französischen und britischen Armeen in Nordfrankreich eine Zusammenfassung des Inhalts der bei Reinberger gefundenen Unterlagen. Aus diesem Operationsplan ging hervor, dass das deutsche Heer in einer Umfassungsbewegung durch Belgien nach Frankreich hinein vorstoßen sollte – ähnlich dem Schlieffen-Plan. In Berlin machte Hitler Göring heftige Vorwürfe und befahl, den Kurier bei seiner Rückkehr erschießen zu lassen, wozu es nie kam, da Reinberger und Hönmanns den Rest des Krieges in einem kanadischen Kriegsgefangenenlager verbrachten. Die Umstände aber führten zu einer der wichtigsten Entscheidungen: Der deutsche Angriffsplan musste völlig neu ausgearbeitet werden. Erich von Manstein arbeitete einen Angriffsplan aus und verwarf den alten, vorausberechenbaren Plan eines durch Belgien führenden Hauptstoßes. Wie er Hitler am 17. Februar 1940 erklärte, sollte der deutsche Angriffsschwerpunkt statt dessen in den Ardennen liegen, einem undurchdringlich erscheinenden bewaldeten Bergland im Grenzgebiet zwischen Belgien, Frankreich und Luxemburg: Durch die unerwartete Angriffsrichtung hätten die Deutschen nicht nur den Vorteil des Überraschungsmoments auf ihrer Seite, sie standen auch vor dem verteidigungsschwächsten Abschnitt der französischen Grenze. Die deutschen Panzer würden die französischen Stellungen bei Sedan durchstoßen, einen Keil bis zum Ärmelkanal vortreiben und die anglo-französischen Armeen aufspalten. Die deutsche Luftwaffe sollte die Panzer- und Fahrzeugkolonnen auf dem Marsch über die engen Ardennenstraßen schützen und dann einen Bombenteppich vor die Panzer legen, wenn sie nach Frankreich vorstießen. Unternehmen Weserübung Im Unternehmen Weserübung kamen die Deutschen im April den Briten bei der Besetzung Norwegens zuvor. Streitkräfte Gesamtstärke (Nordostfront) Frankreich Drei Panzerdivisionen (eine vierte Division in Aufstellung), drei leichte mechanisierte Divisionen (eine vierte Division in Aufstellung NAf.), fünf leichte Kavalleriedivisionen, eine Kavalleriebrigade, drei Sphahibrigaden, Infanterie: sieben motorisierte-, eine Gebirgs-, eine leichte-, 64 Feld- (davon 14 Kolonialdivisionen) und zwölf Festungs-Divisionen + Festungstruppen) Großbritannien Elf vollmotorisierte Infanteriedivisionen, davon eine Division im Bereich der Maginotlinie. Eine Panzerbrigade, Maginotlinie (später auch eine Panzerdivision und eine weitere Infanteriedivision). Belgien 18 Infanteriedivisionen, zwei Jägerdivisionen, zwei Kavalleriedivisionen und eine mechanisierte Kavalleriebrigade. Niederlande Acht Infanteriedivisionen, eine leichte Division, eine Grenz-Division und mehrere unabhängige Brigaden und Regimenter. Mobilität gering. Panzerkräfte minimal. Polen 42 Westfeldzug 43 Eine Infanteriedivision (drei weitere in Aufstellung) und eine mechanisierte Kavalleriebrigade in die französische Armee integriert. Deutsches Reich 117 Infanteriedivisionen (davon 41 Heeresreserve), davon eine Gebirgsjäger-, eine Jäger-, eine Luftlande- und eine Fallschirmjägerdivison, sechs motorisierte Divisionen (davon zwei Waffen-SS), eine mot. Schützenbrigade, ein mot. Schützenregiment (GD), zwei mot. Waffen-SS-Reg., zehn Panzerdivisionen und eine Kavalleriedivision. Alliierte Typ/Bewaffnung Panzer Zahlen/Panzerung Großbritannien Mark II Matilda 40 mm ca. 160 Pz:80 mm Cruiser Mark IIA 40 mm ca. 240 Pz:30 mm Cruiser Mark IIIA 40 mm ca. 240 Pz:14 mm Frankreich Renault FT-17 37 mm 278 Pz:30 mm (AMR)+AMC (MG)-47 mm 450 Pz:(13mm) 40 mm FCM 37 mm 100 Pz:40 mm Renault R-35 37 mm 900 Pz:45 mm Hotchkiss H-39 37 mm 770 Pz:45 mm D1+D2 47 mm 145 Pz:40 mm Somua S-35 47 mm 300 Pz:55 mm Char B1 bis 47 mm + 75 mm 274 Pz:60 mm Belgien T13/T15 47 mm 270 Pz:60 mm Niederlande Landverk 40 Summe: ca. 4200 Westfeldzug 44 Panzertruppen Alliierte Panzer Französischer Char B1-Panzer Außer Gefecht gesetzter britischer Cruiser-Panzer, 30. Mai 1940 Mit dem starken Renault Char B1 (1935) und dem schnellen Somua S-35 (1936) verfügten die Franzosen über Panzer, die in Bewaffnung und Panzerstärke überzeugen konnten. Aufgrund ihrer Grundkonzeption (der Char B1 als Infanteriebegleiter) waren sie jedoch für einen Bewegungskrieg nur beschränkt tauglich. Nachteile: • Der Char B1 hatte zu kleine Treibstoffbehälter: häufige Tankpausen, Nachtanken nur durch nicht geländegängige, verwundbare Tankfahrzeuge, dadurch Verzögerungen, Versorgungskrisen und Ausfälle programmiert. • Einmanntürme: Der Panzerkommandant musste auch als Lade- und Richtschütze agieren, wodurch der Gesamtüberblick verloren ging. • Funkgerätemangel beim S 35: Nur die Fahrzeuge vom Kompaniekommandanten aufwärts waren mit Funkgeräten ausgestattet. Fazit: Kommunikation innerhalb der Einheiten und mit Unterstützungswaffen blieb stark eingeschränkt. Mit Blick auf die Art der Wiederbewaffnung des Deutschen Reichs wurde im September 1936 ein Mechanisierungsprogramm der Streitkräfte beschlossen. Ziel: Aufstellung von drei leichten mechanisierten Divisionen (D.L.M.) und zwei Panzerdivisionen (D.C.R.). Zu Kriegsbeginn wurde das Programm erweitert. Die mobilen Kräfte sollten auf zwanzig mechanisierte Divisionen aufgestockt den Kern einer neuen offensiven Kriegsdoktrin bilden, auf deren Basis die Alliierten im Sommer 1941 zur Offensive gegen das Deutsche Reich antreten wollten. Im Mai 1940 war jedoch die Mehrzahl der Panzerfahrzeuge weiterhin bei der Infanterie eingesetzt und das langsame, systematische Vorgehen ohne klare Schwergewichtsbildung weiterhin das Charakteristikum französischer Panzerangriffe. Unterstützungswaffen: Die Artillerie war sehr stark, aber ebenso wie die schwache Fliegerabwehr weder von der Taktik noch von den Zugmitteln her auf einen Bewegungskrieg vorbereitet. Die französische Panzerabwehr hatte mit der 47-mm-Panzerabwehrkanone (Pak) eine moderne Waffe, die aber erst in der Einführung stand. Panzerminen waren ausreichend vorhanden; die Verlegung wurde aufgrund der Gefährdung eigener Truppen bzw. der Zivilbevölkerung immer wieder hinausgezögert und fand schließlich aus Zeitgründen fast nicht mehr statt. Deutsche Panzer Die Überlegenheit der deutschen Panzerwaffe im Westfeldzug 1940 beruhte auf der Tatsache, dass die Kommandeure bereits in der Reichswehr intensiv in der Führung und Durchführung rascher, gut koordinierter Bewegungen auf dem Gefechtsfeld geschult worden waren und über Kampferfahrung verfügten. Die Kommandeure bis hinauf zur Division führten ihre Verbände grundsätzlich von vorgeschobenen, mobilen Gefechtsständen aus, konnten daher auf Lageänderungen schnell reagieren. Unter anderem standen zu Beginn der Offensive 14 Exemplare des Panzerbefehlswagen 35 (t) und 64 unbewaffnete Panzerbefehlswagen III zur Verfügung. Westfeldzug 45 Deutsche Typ/Bewaffnung Panzer Anzahl/Panzerung Panzer I MG 523 Pz:13 mm Panzer II 20 mm 955 Pz:14,5 mm Panzer III 37 mm 398 Pz:30 mm Panzer IV 75 mm kurz 280 Pz:30 mm Panzer 35(t) 37 mm 118 Pz:25 mm Panzer 38(t) 37 mm 228 Pz:25 mm Summe: 2502 (Stand: 10. Juni 1940) Deutlich besser als bei den Alliierten war die Zusammenarbeit mit der motorisierten Begleitinfanterie, der Fliegerabwehr, der Artillerie und der Luftwaffe. Darüber hinaus konnte man sich auf eine gut eingespielte Instandsetzungs- und Nachschuborganisation stützen. Diese Vorteile glichen die teilweise eklatante Unterlegenheit im Bereich Panzerung und Feuerkraft aus, die man − meist erfolgreich − durch Einsatz von Unterstützungswaffen, Umgehung von Widerstandskernen und Nutzung des Überraschungseffektes zu kompensieren versuchte. Luftstreitkräfte Armée de l’air Die Armée de l’air verfügte zu Beginn des Westfeldzuges über 2400[15] Jagdflugzeuge, 1160 Bomber und 1464 Aufklärer, damit über 5026 Maschinen. Darunter befanden sich etwa 1000 Jagdeinsitzer moderner Bauart (Dewoitine D.520: 351 bis zur Kapitulation produziert, Curtiss P-36 amerikanischer Produktion: etwa 290, Bloch MB.152: etwa 500). Hierin ist noch nicht die große Zahl (1000 Stück) der als zu diesem Zeitpunkt vergleichsweise rückständigen Morane-Saulnier MS.406, auf die dennoch ein großer Teil der französischen Luftsiege ging, mitgerechnet. Fairey Battles der RAF und Curtiss P-36 der französischem Armée de l’air im Formationsflug, Februar 1940 Im Bereich der Bomber hatte die Ausrüstung mit modernen Kampfflugzeugen der Typen LeO 451, Amiot 351 / 354, Douglas DB-7 (später von den Briten als „Boston“ bezeichnet), Glenn-Martin 167, Bloch MB.174 und Breguet 691/693 erst vor kurzer Zeit begonnen. Dennoch gelangten bis zur Kapitulation im Juni 1940 insgesamt knapp 800 moderne Bomber zu den französischen Bomberstaffeln (rund 370 LeO 451, etwa 200 Breguet 691/693, etwa 80 Glenn-Martin 167, etwa 70 Amiot 351 / 354, etwa 70 Douglas DB-7, 25 Bloch MB.174). Über Sturzkampfbomber verfügte (in kleinen Zahlen) nur die Marine (je zwei Staffeln Loire-Nieuport LN.401 / 402 und Vought V-156, insgesamt ca. 50 Flugzeuge). Am 10. Mai 1940 waren nur etwa 25 % der verfügbaren Ressourcen der Armée de l’air an der Westfront im Einsatz. Zudem war der Anteil der in Nordfrankreich stationierten britischen Jagdflugzeuge mit 30 % (der Gesamtzahl an Jägern in Frankreich) größer als der Anteil der französischen (25 %).[16] Westfeldzug Als eine deutsch-französische Kontrollkommission nach dem Waffenstillstand allein im unbesetzten Frankreich 4268 einsatzbereite Maschinen vorfand,[17] zu denen noch 1800 Maschinen in Nordafrika zu zählen waren, erhob sich die Frage, warum nur ein Bruchteil der Maschinen im Fronteinsatz standen. Man führte dies auf die Teilmobilisierung der Luftwaffe zurück, die sich auf eine längere Kriegsdauer eingestellt hatte. Abgesehen davon erwies sich auch die Koordination der Kampfführung zwischen der traditionell selbständigen Luftwaffe und den Kampftruppen als völlig unzureichend. Royal Air Force Die Royal Air Force (RAF) war in Jagdwaffe (Fighter Command), Bomber (Bomber Command), Versorgung (Transport Command) und Marineflieger (Coastal Command) gegliedert. Zu Beginn des Westfeldzuges waren auf dem Kontinent 456 Maschinen (262 Jäger, 135 Bomber, und 60 Aufklärer) eingesetzt[18] . Die Jagdverbände waren teilweise noch mit dem Doppeldecker Gloster Gladiator, mehrheitlich jedoch mit der modernen Hawker Hurricane ausgestattet. Die Briten lehnten ab dem 15. Mai jede zusätzliche Entsendung von Jagdflugzeugen ab, um die Luftverteidigung der Insel, die bereits unter den von Hugh Dowding geforderten 52 Staffeln lag,[19] nicht weiter zu schwächen. In der Schlussphase griffen in Südengland stationierte Verbände in den Kampf ein, die teilweise mit der Spitfire ausgestattet waren, deren Kampfkraft der Messerschmitt Bf 109 zumindest ebenbürtig war. Als Schlachtflugzeug setzte die RAF die veraltete, einmotorige Fairey Battle ein; sie musste nach schweren Verlusten abgezogen werden. Mit der Vickers Wellington und der Handley Page Hampden verfügte das Bomber Command über moderne Bomber zur taktischen Luftunterstützung. Luftstreitkräfte der Benelux-Staaten Die niederländische Koninklijke Luchtmacht verfügte im Mai 1940 in den Niederlanden über rund 140 Flugzeuge, von denen rund 90 als einigermaßen modern angesehen werden konnten. Die Jagdverbände setzten sich aus 36 einmotorigen Fokker D.XXI (Tiefdecker mit noch starrem Fahrwerk) und 27 zweimotorigen Fokker G.I zusammen. Die Bomberstreitmacht wurde im Wesentlichen von 16 mittleren Bombern Eine niederländische Fokker G.I im Flug Fokker T.V repräsentiert, von denen allerdings nur neun flugtauglich waren. Aus den USA waren zudem 18 leichte Bomber Douglas DB-8A geliefert worden, die aber nicht zum Einsatz gelangten. Der Rest der Luftstreitkräfte setzte sich aus älteren Beobachtungsflugzeugen verschiedener Typen zusammen. Nur wenig mehr konnten die Luftstreitkräfte Belgiens aufbieten. Das Gros ihrer Ausrüstung bestand aus 154 veralteten leichten Aufklärungsbombern vom Typ Fairey Fox. Sie verfügten aber auch über 20 Jäger Hawker Hurricane Mk.I, 22 Jäger Gloster Gladiator und 27 italienische Jäger Fiat CR.42. Die einzigen einigermaßen modernen Bomber waren 16 einmotorige Fairey Battle. Dazu kamen noch etwa 100 Beobachtungs- und Trainingsflugzeuge diverser Typen. Die in den USA bestellten Jäger vom Typ Brewster B-339 (40 Stück) und Bomber vom Typ Douglas DB-7 (16 Stück) konnten vor dem Mai 1940 nicht rechtzeitig geliefert werden. Luxemburg verfügte über keinerlei Luftstreitkräfte. Insgesamt verfügten die Niederlande und Belgien also über etwa 130 Jäger und 40 Bomber, die in Bezug auf ihre Modernität mit britischen, französischen und deutschen Mustern vergleichbar, insgesamt aber relativ veraltet waren. 46 Westfeldzug 47 Luftwaffe Zu Kriegsbeginn lag das Schwergewicht der deutschen Luftrüstung bei Flugzeugen zur Erringung der Luftüberlegenheit und zur Gefechtsfeldunterstützung hoch mobiler Truppen. Bei den Jagdflugzeugen setzte man auf die im spanischen Bürgerkrieg im Rahmen der Legion Condor bewährte Messerschmitt Bf 109, die ab 1939 in der Version Bf 109-E ausgeliefert wurde. Der Kampfzerstörer Messerschmitt Bf 110 sollte den Bombern einen Weg durch feindlichen Jagdschutz bahnen und Bomber abschießen. Zur unmittelbaren Gefechtsfeldunterstützung diente der ebenfalls in Spanien erprobte Doppeldecker Henschel Hs 123, der sowohl als Schlachtflieger wie auch als Sturzkampfbomber zum Einsatz kam. Noch vor dem Westfeldzug wurde die Hs 123 als Sturzkampfbomber von der leistungsstärkeren Junkers Ju 87 abgelöst. Die Kampfgeschwader waren mit zweimotorigen Bombern der Typen Heinkel He 111, Dornier Do 17 und Junkers Ju 88 ausgestattet. Im Bereich Truppentransport und Versorgung griff die Luftwaffe auf die bewährte Junkers Ju 52 zurück. In Frankreich zwischen 12. und 14. Mai 1940 abgeschossene Junkers Ju 88 wird durch Bergungsmannschaft demontiert Im Bereich der Heeresgruppe B war die Luftflotte 2 unter General Albert Kesselring für die Luftunterstützung verantwortlich. Hier sollte auch das Luftlandekorps unter General Student zum Einsatz kommen, das aus der 7. Fliegerdivision (Fallschirmjäger) und der 22. (Luftlande) Infanterie-Division sowie dem II. Flak-Korps unter General Deßloch bestand. Die Luftflotte 3 unter General Hugo Sperrle war der Heeresgruppe A zugeordnet und verfügte über die Fliegerkorps I (Grauert), V (Greim), II (Lörzer), die Verbände des Jagdfliegerführers 3 sowie über ein Flak-Korps. Für den Westfeldzug standen etwa 900 Jagdflugzeuge Bf 109, etwa 220 Kampfzerstörer Bf 110, etwa 1100 zweimotorige Bomber, etwa 320 Sturzkampfbomber Ju 87 sowie 45 Schlachtflieger Hs 123 zur Verfügung. Luftstreitkräfte im Vergleich In den späten 1930er-Jahren setzten so gut wie alle Industrienationen überhöhte Erwartungen in die kriegsentscheidende Wirkung eines Luftkrieges. Das traf auch auf das Deutsche Reich zu, man konnte sich aber die Entwicklung einer strategischen Luftflotte aus wirtschaftlichen Gründen nicht leisten. Man konzentrierte sich daher auf die Optimierung der taktischen Luftstreitkräfte, von denen man sich auch operative Auswirkungen versprach. Neben dem Standardjäger Messerschmitt Bf 109 und neuen Sturzkampfflugzeugen wurde der Bau von vergleichsweise leichten, schnellen zweimotorigen Horizontalbombern forciert, die in relativ kurzer Zeit in relativ hohen Stückzahlen hergestellt werden konnten. In der deutschen Propaganda wurden diese Flugzeuge als „Blitzbomber“ gepriesen, weil sie angeblich die alliierten Abfangjäger an Geschwindigkeit übertrafen. Das traf zwar auf unbeladene Einzelmaschinen in großer Flughöhe zu, nicht aber auf voll beladene, in Formation fliegende Verbände in Angriffshöhe. Auf ausreichende Abwehrbewaffnung musste ebenfalls aus Gewichtsgründen verzichtet werden. Das Fehlen strategischer Bomber zwang zwar zum Verzicht auf die Führung eines strategischen Luftkrieges, ermöglichte aber kurzfristig die Formierung großer taktischer Verbände. Viele Flugzeugführer hatten bereits im Spanischen Bürgerkrieg und im Polenfeldzug Einsatzerfahrung gesammelt, was unter anderem zur Umstellung des engen Verbandsfluges aus Zeiten des Ersten Weltkrieges auf einen weitgestreckten, den ausgestreckten Fingern einer Hand ähnlichem Schwarm, der ab 1941 auch von den Alliierten als „finger four“ übernommen wurde.[20] Damit war es möglich, schnelle Jäger ohne die Gefahr der Kollision in größeren Gruppen aus bis zu 40 Maschinen im Kampf zu Westfeldzug führen. Demgegenüber wurde die Modernisierung der Luftstreitkräfte Frankreichs durch die Priorität des Ausbaues der Maginotlinie sowie durch politische und soziale Spannungen innerhalb des Landes gebremst. So wurde angeblich die Produktion des Jägers Bloch MB.152 durch Sabotage kommunistischer Arbeiter verzögert. Die auf den Stellungskrieg konzentrierte Verteidigungsdoktrin ließ nach dem gewonnenen Ersten Weltkrieg kein realistisches Bedrohungsbild entstehen; erst die deutlich sichtbare Luftrüstung Deutschlands ab 1935 führte zu Modernisierungsversuchen, um gegenüber den unterschätzten Deutschen nicht in Rückstand zu geraten. Die Maßnahmen, die unter anderem in der Bestellung von bis zu 3000 Dewoitine D.520 bestanden, liefen 1940 erst an; so war bei der Kapitulation mit 351 Exemplaren erst ein Bruchteil dessen technisch einsatzbereit, praktisch fehlte es der breiten Basis der Kampfpiloten an Erfahrung. Die Royal Air Force betrieb seit 1935 ebenfalls ein Modernisierungsprogramm, das hauptsächlich auf die Verteidigung der Britischen Inseln abgestimmt war. Dabei wurde der Einsatz von Radar mit den damals neuartigen Methoden der Einsatzforschung im Jahr 1940 ermöglicht. Die Operationen der Landstreitkräfte auf dem Kontinent sollten mit visuellen Ortungsmethoden wie zur Zeit des Ersten Weltkrieges erfolgen. Der Einsatz von leichten Bombern zur taktischen Unterstützung der Bodentruppen wurde zwar praktiziert, scheiterte aber an modernen Flugabwehrgeschützen und deutscher Luftüberlegenheit, außerdem stand mit der nicht sturzkampffähigen Fairey Battle nur ein für diesen Zweck unzulängliches Flugzeug zur Verfügung. Erst im Laufe des Afrikafeldzuges bis 1943 wurden schlagkräftige taktische Verbände geschaffen, die entscheidend zum Erfolg der Alliierten während der Landung in der Normandie beitrugen. Obwohl die alliierten Luftstreitkräfte in Summe über etwa 1300 Jagdflugzeuge in Frankreich und den Beneluxländern verfügten,[21] konnten diese Kräfte nie koordiniert gegen die deutsche Luftwaffe eingesetzt werden. Selbst wenn ein Angriffsverband lokalisiert werden konnte, trafen in der Regel maximal 20 bis 24 alliierte Jagdflugzeuge auf etwa 40 deutsche Messerschmitt Bf 109, was einer typischen Jagdgruppe entsprach.[22] Aufgrund der engen Formation der Alliierten behinderten diese sich oft selbst im Kampf, dazu kamen die alliierten Sprachprobleme. Dennoch konnten die alliierten Jagdflugzeuge der deutschen Luftwaffe im Verlauf des Westfeldzuges über 500 Luftsiege abringen, was bei einer längeren Dauer des Feldzuges zu einer Abnutzungssituation zum Nachteil der Luftwaffe geführt hätte. Durch die schnelle Bodenoffensive kam dies aber nicht offen zur Wirkung. Die Siegeseuphorie und die deutsche Propaganda lenkten davon ab, dass die Erholungsphase der Luftwaffe bis zur „Luftschlacht um England“ zu kurz war. Ausgangslage „Sitzkrieg“ 48 Westfeldzug Zwei Tage nach dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939 erklärten Frankreich und Großbritannien dem Deutschen Reich den Krieg; eine ernsthafte Offensive zur Entlastung der unter schwerem Druck stehenden Polen fand allerdings weder auf dem Boden noch in der Luft statt. Frankreich beschränkte sich auf ein Vorrücken bis einige Kilometer vor dem Westwall („Saar-Offensive“), das britische Expeditionskorps (BEF) begann Truppen nach Nordfrankreich zu verlegen. Von der Royal Air Force (RAF) geplante Angriffe auf Ziele im Deutschen Reich wurden von den Franzosen mit dem Hinweis auf mögliche Gegenangriffe untersagt. Als Polen nach dem sowjetischen Einmarsch kapitulierte, nahm der französische Oberbefehlshaber Maurice Gamelin seine Truppen bis 4. Oktober 1939 wieder an die Maginot-Linie zurück. 49 November 1939: Angehörige des britischen Expeditionskorps und der französischen Luftstreitkräfte vor einem Verschlag mit der Bezeichnung „Downing Street No. 10“ (die Adresse des britischen Premierministers) Die folgenden Monate wurden als die Zeit des Sitzkrieges (La drôle de guerre, Phoney War) bezeichnet, da sich die Aktivitäten auf beiden Seiten auf die Aufklärung beschränkten. Im politisch tief gespaltenen Frankreich nahm die Kriegsmüdigkeit weiter zu. Einen wesentlichen Anteil daran hatte die politische Kehrtwendung des Kremls. Stalin am 8. September 1939 vor Molotow, Schdanow und Dimitroff [23] : „Der Krieg wird zwischen zwei Gruppen kapitalistischer Staaten geführt … wir haben nichts dagegen, wenn sie aufeinander einschlagen und sich schwächen. Nicht schlecht, wenn Deutschland die Lage der reichsten kapitalistischen Länder (vor allem Englands) ins Wanken brächte … Die Kommunisten der kapitalistischen Länder müssen entschieden gegen ihre Regierungen, gegen den Krieg auftreten.“ Die Kommunistische Partei Frankreichs (KPF) erhielt daraufhin über die Komintern die Weisung, das Volksfront-Bündnis mit den Sozialisten zu lösen und die Kriegsanstrengungen des Landes zu sabotieren. Angebliche Sabotageakte in der französischen Rüstungsindustrie[24] dienten als Vorwand, die KPF bis zum 26. September 1939 in ganz Frankreich zu verbieten. Der tatsächliche Umfang der Sabotage der französischen Verteidigungsbemühungen wird als extrem gering eingeschätzt.[25] Eine kommunistische Organisation innerhalb der Armee existierte nicht, ebenso wenig wie organisierte Sabotage-Aktionen.[26] Tatsächlich ist nur ein Fall in der Fabrik Farmann bekannt, in dem Anfang 1940 Kommunisten auf eigene Faust Sabotage verübten. Die Regierung machte jedoch die kommunistische Propaganda für die Verschlechterung der Moral und den mangelnden Kriegsenthusiasmus verantwortlich, obwohl diese weder Defätismus verbreitete noch ihre Mitglieder zur Desertion oder zur Verbrüderung mit dem Feind anhielt.[27] Besetzung von Dänemark und Norwegen Dänemark und Norwegen waren im Ersten Weltkrieg neutral geblieben, was den Briten die Blockade der Nordsee wesentlich erleichtert hatte. Den Vorschlägen des deutschen Oberkommandos der Marine (OKM) bezüglich einer Besetzung dieser beiden Länder folgend, gab Hitler am 14. Dezember grünes Licht für die Planungen. Hauptziel: Sicherstellung der kriegswichtigen schwedischen Eisenerzlieferungen. Nach der Invasion Finnlands durch die Sowjetunion (30. November 1939) entwickelten auch die Briten und Franzosen Pläne, sich in diesem Bereich zu engagieren. Neben der Eröffnung eines Landweges zur Unterstützung der Finnen wollte man auch die schwedischen Erzlieferungen über Narvik unterbinden. Nach der finnischen Kapitulation und dem finnisch-sowjetischen Friedensvertrag vom 12. März 1940 wurde beschlossen, Anfang April auch nur des Erzes wegen Truppen nach Norwegen zu entsenden. Weitgehend zeitgleich startete die Wehrmacht am 9. April 1940 das Unternehmen Weserübung. Die Royal Navy fügte den mit Masse auf dem Seeweg vorgehenden Invasionstruppen erhebliche Verluste zu. Sie konnte jedoch keine der Anlandungen verhindern und musste sich nach Luftangriffen aus dem Küstenbereich absetzen. Die ab 15. April in Narvik und Mittelnorwegen anlandenden britischen Bodentruppen blieben isoliert und mussten nach einigen Wochen evakuiert werden. Westfeldzug 50 In Frankreich wie in Großbritannien löste die Invasion Norwegens Regierungskrisen aus. In Frankreich wurde Paul Reynaud Ministerpräsident, Daladier übernahm das Heeresressort. Auch in London musste Premierminister Arthur Neville Chamberlain wegen der Durchführung des Norwegen-Unternehmens schwere Vorwürfe hinnehmen. Obwohl er die Vertrauensabstimmung − wenn auch knapp − gewann, trat er zurück. Sein Nachfolger wurde am 10. Mai Winston Churchill, der eine Koalitionsregierung bildete. Fall Gelb Noten der deutschen Reichsregierung Das deutsche Außenministerium hatte am 9. Mai 1940 eine Note erstellt, die den belgischen und niederländischen Botschaftern am Folgetag um 05:45 Uhr übergeben wurde. Belgien und die Niederlande hätten demnach „völlig einseitig die Kriegsgegner Deutschlands begünstigt und ihren Absichten Vorschub geleistet“. Es würde daher „der Befehl erteilt, die Neutralität dieser Länder mit allen militärischen Machtmitteln des Reiches sicherzustellen.“ Weiter wurde behauptet, „dass Deutschland nicht die Absicht habe, durch diese Maßnahme die Souveränität des Königreiches Belgien und des Königreiches der Niederlande noch den europäischen noch außereuropäischen Besitzstand dieser Länder jetzt oder in Zukunft anzutasten.“ Der luxemburgischen Regierung wurde in einer Note mitgeteilt, dass die Reichsregierung sich gezwungen sehe, die von ihr eingeleiteten Operationen „auch auf das luxemburgische Gebiet“ zu erstrecken.[28] Der Verlauf von Fall Gelb Invasion der Niederlande und Dyle-Breda-Plan Deutsche Maßnahmen 10.–16. Mai: Eroberung der Niederlande und In den Morgenstunden des 10. Mai 1940 bezog Hitler das zuvor Angriff auf Belgien ausgebaute Führerhauptquartier Felsennest in Münstereifel-Rodert in der Nordeifel. Von dort aus leitete er die erste Phase des Westfeldzuges, den Angriff auf die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Nordfrankreich. Nur wenige Kilometer von Rodert entfernt wurde beim Forsthaus Hülloch ein Hauptquartier für das Oberkommando des Heeres unter Generaloberst von Brauchitsch errichtet. Der Angriff der Heeresgruppe B begann am 10. Mai 1940 um 05:35 Uhr mit Aktionen des Luftlandekorps Student. Neben Teilen der Grenzbefestigungen der Belgier am Albert-Kanal (Fort Eben-Emael) wurden vor allem Brücken und Flugplätze in der Tiefe des Raumes angegriffen und besetzt. Der rasche Zugriff sollte zumindest in Holland ein Eingreifen der Alliierten unterbinden und die Verteidigungskräfte aufsplittern. Die Inbesitznahme der Ziele gelang fast überall, aber oft nur unter schweren Verlusten. So büßten die im Bereich des Regierungssitzes Den Haag auf den Flugplätzen von Ockenburg, Ypenburg und Valkenburg mit Ju 52 anlandenden Teile der 22. Infanteriedivision zwei Drittel ihrer Stärke ein; die Flugplätze mussten aufgegeben werden. Auch der Fallschirmeinsatz der 7. Fliegerdivision verlief nicht ohne Verluste; es gelang aber, die Brücken über das Hollandsch Diep bei Moerdijk, über die Noord bei Dordrecht und die Neue Maas bei Rotterdam unversehrt in Besitz zu nehmen und zu halten. Lediglich die Brücke bei Arnheim (die 1944 das Endziel von Operation Market Garden sein sollte) konnte rechtzeitig gesprengt werden. Die Entscheidung brachten die Bodentruppen. Die 18. Armee erreichte bereits am ersten Tag das IJsselmeer und am 12. Mai mit der 9. Panzerdivision Moerdijk und schnitt damit Holland auf dem Landweg ab. Da Westfeldzug nun die französische 7. Armee (Giraud) Holland nur mehr auf dem Seeweg unterstützen konnte, beschränkte sich Giraud auf die Verteidigung der Küste der Westerschelde vom Kanal bis Antwerpen. Am 13. Mai 1940 wurde noch immer um Rotterdam, einen der Eckpfeiler der „Festung Holland“, gekämpft. Den deutschen Fallschirmjägern stand hier mit den Mariniers (Marinekommandoeinheiten) eine Elitetruppe gegenüber. Als am 14. Mai ein Versuch, den holländischen Stadtkommandanten, Oberst Scharroo, zur Übergabe der Stadt zu bewegen, scheiterte, befahl der Oberbefehlshaber der 18. Armee, General Küchler, den Verteidigern von Rotterdam einen Bombenangriff anzudrohen, der um 15:00 Uhr notfalls auch durchgeführt werden sollte. Die Verhandlungen mit dem Foto Rotterdams nach dem Bombenangriff und Stadtkommandanten verliefen aufgrund der Weisungen des anschließender Enttrümmerung (aufgenommen holländischen Oberkommandierenden Henri Winkelman weiterhin im Jahre 1942) schleppend; man einigte sich gegen 14:00 Uhr darauf, die Waffenruhe bis 18:00 Uhr zu verlängern. Das bereits im Anflug auf Rotterdam befindliche Kampfgeschwader 54 konnte jedoch über Funk nicht mehr erreicht werden und die für diesen Fall vereinbarten Leuchtzeichen zum Abbruch des Angriffs wurden erst von der zweiten Angriffswelle deutscher Bomber erkannt. So warfen 57 von hundert Bombern, in der falschen Annahme, ihr Angriffsbefehl würde noch bestehen, insgesamt 97 Tonnen Sprengbomben ab. Die Verteidigungsanlagen am Flussufer erlitten kaum Treffer, die Altstadt hingegen wurde eingeäschert, wobei 814 Zivilpersonen starben.[29] Dieses Ereignis wird – neben der Androhung eines weiteren Angriffes auf das ebenfalls zäh verteidigte Utrecht und der nahezu hoffnungslosen militärischen Gesamtlage – als entscheidend für den Entschluss zur Gesamtkapitulation der niederländischen Streitkräfte im Mutterland gesehen. Sie wurde am 14. Mai um 20:30 Uhr über den Rundfunk verkündet. Alliierte Maßnahmen Da die Alliierten das deutsche Angriffsschwergewicht im Norden Belgiens vermuteten, begannen sie am 10. Mai mit dem für diesen Fall geplanten Vormarsch zur Dyle-Breda-Stellung. Am 12. Mai kam es bei Mons zu einem historischen Treffen, bei dem sich der belgische König Leopold III., der französische Verteidigungsminister Daladier und General Georges darauf einigten, dass General Billotte die Koordination der Kämpfe in Belgien übernehmen würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte die britische Expeditionsarmee (BEF) den Abschnitt zwischen Wavre und Löwen und die französische 1. Armee den Abschnitt von Wavre bis zum Maasknie bei Namur bereits besetzt und mit dem Stellungsausbau begonnen. Die französische 9. Armee hatte ihren linken Flügel bis zur belgischen Maas und bis Namur vorgeschoben. Die französische 7. Armee befand sich im Anmarsch auf Antwerpen. Das Schlüsselgelände der Dyle-Stellung war das „Trouée de Gembloux“, die Gembloux-Lücke, wo sich die Verteidiger auf keine natürlichen Hindernisse abstützen konnten. Um der 1. Armee Zeit zu verschaffen, auch hier entsprechende Stellungen auszubauen, wurde in diesem Abschnitt das einem deutschen Panzerkorps vergleichbare Korps Prioux (2. und 3. leichte mechanisierte Division) mit ihren mehr als 400 modernen Panzern vorgestaffelt. Am 12. Mai konnte Prioux das Panzerkorps Hoepner, das über Lüttich Richtung Gembloux vorstieß, bei Hanut stoppen und dessen vorwiegend leichten Panzereinheiten schwere Verluste zufügen. Da jedoch Prioux seine Kräfte linear und ohne Schwergewichtsbildung aufgestellt hatte, gelang Hoepner am Folgetag durch Schwergewichtsbildung und Luftwaffenunterstützung dennoch der Durchbruch durch die Widerstandslinie von Prioux, dem der Stoß auf die Gemblouxstellung und der Einbruch in diese folgte. Hoepners Stoß war ein wichtiger Teil jenes Ablenkungsmanövers, das Liddell Hart mit einem Stierkampf verglich: „Die Heeresgruppe B im Norden stellte die Capa, also das rote Tuch des Toreros, dar. Sie sollte die alliierten Interventionstruppen reizen, wie ein wütender Stier nach Belgien zu eilen – hinein in die Falle. Denn nun konnten die bei der Heeresgruppe A konzentrierten Panzerdivisionen wie der Degen des Toreros in die 51 Westfeldzug entblößte rechte Flanke stoßen.“ Am 15. Mai unterzeichnete General Winkelman die Kapitulation der niederländischen Armee. Königin Wilhemina hatte zuvor das Land verlassen und eine Fortführung des Widerstandes angekündigt. Die Dyle-Stellung wurde am 16. Mai durchbrochen, einen Tag später fiel Brüssel; die belgische Armee wurde im Raum Brügge eingekesselt und ergab sich am 28. Mai. König Leopold III. ging mit seinen Soldaten in Gefangenschaft. Durch die Ardennen Deutsche Maßnahmen Die Erfolgsaussichten des Ardennenstoßes waren eng mit dem Faktor Zeit verbunden. Der Erfolg hing davon ab, dass den belgischen und französischen Kräften keine Zeit verblieb, ihren Einsatz in den Ardennen zu koordinieren und Verstärkungen heranzuführen. So gab der Führer der Angriffsspitze, General der Panzertruppe Heinz Guderian, bei seinem XIX. Armeekorps (1., 2. und 10. Panzerdivision, Infanterieregiment „Großdeutschland“) das Motto aus: „In drei Tagen an die Maas, am vierten Tag über die Maas.“[30] In diesen drei Tagen Deutsche Panzer I und Panzer II in einem Wald sollte die Angriffsspitze 170 km kurvenreiche Straßen in oft tief im Mai 1940 eingeschnittenen Tälern bewältigen, wobei neben den luxemburgischen Grenzsperren zwei belgische und eine französische Befestigungslinie zu überwinden waren. Erst dann kam mit der Überwindung der Maas und den starken Befestigungswerken im Bereich Sedan die eigentliche Herausforderung, die Bildung eines Brückenkopfes südlich der Maas. Die Marschplanung hielt lediglich einen Tag. Eine angebliche Flankenbedrohung zwang zu Umgliederungen, zahlreiche Brücken- und Straßensprengungen hemmten das Marschtempo. Da man der Panzergruppe einen eigenen Gefechtsstreifen verwehrt hatte, zwängten sich immer wieder Infanterieverbände der nachfolgenden Armeen in die Marschkolonnen der Panzergruppe. Dies führte zu einem Kolonnenstau, der zeitweise eine Länge von 250 km aufwies. Trotz dieser Friktionen erreichten die Spitzen Guderians bereits am Abend des 12. Mai, also bereits 57 Stunden nach dem Angriffsbeginn, die Maas bei Sedan. Alliierte Maßnahmen Die Belgier hatten zur Sicherung der Ardennen die Gruppe „K“ (1. Ardennenjägerdivision, 1. Kavalleriedivision, Pioniereinheiten) eingesetzt. Ihre Aufgabe war es, die zahlreichen vorbereiteten Sperren auszulösen und sich nach kurzen Gefechten bei Lüttich hinter die Maas abzusetzen und dort gemeinsam mit den Hauptstreitkräften das belgische „Réduit“ zu verteidigen. Die Franzosen hatten bezüglich der Verteidigung der Ardennen mit den Belgiern keine Detailabsprachen getroffen, was in der verfügbaren Zeit nicht mehr nachzuholen war. Es kam daher zu keiner nennenswerten Zusammenarbeit der Gruppe „K“ mit der französischen 5. leichten Kavalleriedivision, der die Überwachung des Vorfeldes der Maasverteidigung übertragen worden war. Die Kavalleriedivision erwies sich trotz des günstigen Geländes als nicht sehr standfest. 52 Westfeldzug Überschreiten der Maas Deutscher Angriff Der Angriff über die Maas (Schlacht von Sedan 1940) wurde von General Kleist auf den 13. Mai festgelegt. Er wurde mit schweren Bombenangriffen der Luftwaffe eingeleitet. Allein in den letzten 90 Minuten vor dem Beginn der Bodenoffensive (16:00 Uhr) kamen 750 Horizontalbomber und „Stukas“ zum Einsatz. Nach der Verlegung der Lufteinsätze in die Tiefe gelang es der Infanterie und den Sturmpionieren der 1. Panzerdivision rasch, Brückenköpfe über die Maas zu errichten und diese bis zum Einbruch der Dämmerung bis auf die beherrschenden Höhen von Marfée (zwei Kilometer südlich des Einheiten der 1. Panzerdivision überqueren auf Flusses) auszudehnen. Die Sturmpioniere der 10. Panzerdivision einer Pontonbrücke die Maas benötigten hingegen mehrere Ansätze, um am Südufer Fuß zu fassen; der 2. Panzerdivision gelang dies erst im Laufe der Nacht. In den Morgenstunden des 14. Mai rollten die ersten Panzer über die bei Sedan errichtete Pontonbrücke. Auf ihr überquerten an diesem Tag 60.000 Mann sowie 22.000 Fahrzeuge, davon 850 Panzer die Maas. Neben dem Korps Guderian überschritt an diesem Tag auch das Panzerkorps Reinhardt die Maas und zwar bei Monthermé. Dem Panzerkorps Hoth war der Übergang 30 km weiter nördlich bereits am 12. Mai gelungen. Am 13. Mai konnte dieser Brückenkopf durch die 7. Panzerdivision (Rommel) beträchtlich ausgeweitet werden. Reaktionen der Verteidiger Da sich die Überzeugung, dass die Ardennen für Panzer unpassierbar seien („Les Ardennes sont impérmeables aux chars!“), bei der französischen Armee zum Dogma entwickelt hatte,[31] rechnete der Oberbefehlshaber der territorial zuständigen 2. Armee (General Huntziger) damit, dass die Wehrmacht erst drei Wochen nach dem Angriffsbeginn einen ernsthaften Versuch unternehmen könnte, die Maas zu überschreiten. Man maß diesem Abschnitt daher eine eher geringe Bedeutung bei und setzte mit der 55. Infanteriedivision (General Lafontaine) nur eine Division der Kategorie B (Reservisten 16. Mai bis 21. Mai: Durchbruch durch die über 30 Jahre) ein. Auch der unerwartet rasche Vorstoß der Deutschen Ardennen und Einkesselung der französischen beunruhigte die Führung zunächst nicht. Selbst das Luftbombardement und britischen Truppen konnte die Zuversicht nicht erschüttern, da die starken Befestigungsanlagen dem Bombardement standhielten. Größere Ausfälle hatte es lediglich bei der ungeschützten Feldartillerie gegeben. Aus diesem Bereich gab es dann einen falschen Panzeralarm, der zu einer Fluchtbewegung bei Teilen der 55. Infanteriedivision führte. Sie löste die Rückverlegung der Kommanden der 55. und 71. Infanteriedivision mit der daraus resultierenden Unterbrechung der Verbindungen nach vorne aus, was endgültig zur „Panik von Bulson“ führte, von der nicht nur die Masse der 19., sondern auch Teile der benachbarten 71. Infanteriedivision erfasst wurden und die in der Nacht zum 14. Mai die Maasverteidigung bei Sedan zusammenbrechen ließ. Noch vor dem Ausbruch dieser Panik hatte man General Lafontaine die Korpsreserve (zwei Infanterieregimenter, zwei Panzerbataillone) mit dem Auftrag unterstellt, unverzüglich den deutschen Brückenkopf zu beseitigen. Lafontaine trat nicht unverzüglich, sondern erst 15 Stunden später an, wobei er noch vor den Höhen von Marfée auf deutsche Panzer traf. Das Gefecht wurde nach schweren Verlusten auf beiden Seiten durch deutsche 8,8-cm-Kanonen entschieden. 53 Westfeldzug 54 Am Nachmittag des 14. Mai sollte der operative Gegenschlag durch das verstärkte XXI. Armeekorps (Flavigny) erfolgen. Die Chancen der sechs überwiegend mobilen Divisionen, darunter die 3. Panzerdivision, den deutschen Brückenkopf einzudrücken, standen ausgezeichnet. Da Guderian mit der Masse seines Korps bereits weitergestoßen war, standen den mehr als 300 Panzern Flavignys zum befohlenen Angriffszeitpunkt lediglich 30 Panzer IV der 10. Panzerdivision und schwache Infanteriekräfte gegenüber. General Flavigny zeigte sich jedoch von den Lageschilderungen der geschlagenen Korpsreserve so beeindruckt, dass er seine Kräfte auf 20 km Breite auseinanderzog und zur Verteidigung übergehen ließ. Seine Rechtfertigung: „Ich wollte um jeden Preis eine Katastrophe vermeiden!“[32] Nachdem er dies gemeldet und in der Nacht zum 15. Mai nochmals den Befehl erhalten hatte, sofort anzugreifen, war er den ganzen 15. Mai vergeblich bemüht, seine verstreuten Kräfte wieder zu sammeln. Der Angriff fand nicht statt, Flavignys Divisionen verzettelten sich in Einzelaktionen, in deren Mittelpunkt immer wieder das exponiert gelegene Dorf Stonne stand, das vom 15. bis 17. Mai siebzehnmal den Besitzer wechselte. Politische Reaktionen der Alliierten Nachdem Churchill am Morgen des 15. Mai einen Anruf des französischen Ministerpräsidenten Reynaud erhalten hatte, dass „die Schlacht verloren“ sei, flog er am Folgetag nach Paris und traf dort mit Reynaud, Kriegsminister Daladier und Oberbefehlshaber Gamelin zusammen. Nach dem Lagevortrag Gamelins, der die Aussage Reynauds bestätigte, stellte Churchill die Frage nach den operativen Reserven. Sie wurde von Gamelin mit „Aucune“ („Keine!“) beantwortet. Churchill konnte das kaum glauben und dachte zunächst, der General hätte ihn missverstanden. Er stellte die Frage noch einmal auf französisch.[33] Vorstoß zur Kanalküste Deutsche Maßnahmen Die Detailplanung des Falles Gelb endete mit der Einnahme von Sedan. Zumindest am 14. Mai waren ausnahmsweise alle vorgesetzten Kommandeure des Generals Kleist der Meinung, dass eine Konsolidierung des Brückenkopfes absolute Priorität habe. Diese Konsolidierung sollte gemäß Heeresgruppe A die 12. Armee (Generaloberst List) sicherstellen, dem auch die Panzergruppe Kleist unterstellt wurde. Kleist wehrte sich sowohl gegen die Unterstellung als auch gegen die Verwässerung des Sichelschnittplanes, der einen raschen, kompromisslosen Stoß zur Küste vorsah. Nun konnten nurmehr vollendete Tatsachen die Selbständigkeit der Panzergruppe wieder herstellen. Die Panzerkorps kamen diesen Intentionen Kleists auch entgegen. Sie stießen nicht nur mit genehmigter Aufklärung, sondern mit Masse weiter in Richtung Westen vor. So ließ Guderian zum Schutz des Brückenkopfes Sedan lediglich die 10. Panzerdivision und etwas Infanterie zurück und ging mit der 1. und 2. Panzerdivision auf Montcornet vor, wo er am 16. Mai auf das Panzerkorps Reinhard traf, das den Ort bereits am Vortag genommen hatte. Weiter nördlich rieb das Panzerkorps Hoth am 15. Mai die 1. französische Panzerdivision bei Flavion auf; in der Nacht zum 17. Mai stieß Rommel bis Le Cateau durch, was der um Konsolidierung ringenden 9. französischen Armee (Corap) den Todesstoß versetzte. In dieser Phase kam es auch zu einem Stimmungsumschwung in der obersten 21. Mai bis 4. Juni: Vorstoß zur Kanalküste und Einkesselung des britischen Expeditionskorps und weiterer alliierter Kräfte bei Dünkirchen Deutsche Soldaten in Frankreich auf dem Vormarsch im Sommer 1940 Westfeldzug Führung. Während sich im Oberkommando des Heeres (OKH) plötzlich Siegeszuversicht breit machte und auf Tempo gedrückt wurde, wuchs Hitlers Furcht vor Flankenangriffen ebenso wie der Ärger über ungehorsame Panzerführer. Halder notierte am 17. Mai 1940 in seinem Kriegstagebuch: „Ein recht unerfreulicher Tag. Der Führer ist ungeheuer nervös. Er hat Angst vor dem eigenen Erfolg. Er tobt und brüllt, man sei auf dem Wege, die ganze Operation zu verderben.“[34] Diese Erregung führte am 17. Mai zur (kurzfristigen) Kommandoenthebung des zu schnellen Guderian und zum „Haltebefehl von Montcornet“, der erst am 18. Mai 18:00 Uhr aufgehoben wurde. Zwei Tage später erreichte die 6. Panzerdivision ohne ernsthafte Gegenwehr bei Noyelles die Kanalküste. Die 7. Panzerdivision hingegen wurde am 20. Mai bei Arras in einen heftigen, aber schlecht koordinierten Gegenangriff des britischen Expeditionskorps verwickelt, der − nicht ohne erhebliche Verluste − abgewehrt werden konnte. Am 24. Mai waren die deutschen Verbände bis auf 15 Kilometer an Dünkirchen herangekommen. Teile hatten bereits das letzte natürliche Hindernis, den Aa-Kanal überschritten. Zwischen ihnen und dem einzigen noch verbliebenen Kanalhafen der Alliierten befanden sich keine nennenswerten alliierten Verbände; diese standen mit ihrer Masse noch immer etwa 100 Kilometer landeinwärts im Gefecht mit der 6. und 18. Armee. Am frühen Nachmittag kam dann der zweite Haltebefehl; jener von Dünkirchen. Alliierte Maßnahmen Die Alliierten verfügten zum Beginn des deutschen Angriffes über hinreichende Reserven. Neben der 7. Armee (Giraud) konnte das starke Kavalleriekorps Prioux sowie vier Panzerdivisionen für Gegenschläge kurzfristig verfügbar gemacht werden. Als man das Schwergewicht im Norden erkannt zu haben glaubte, wurde zunächst das Kavalleriekorps und wenig später trotz der Proteste von General Georges auch die 7. Armee (Giraud) nach Norden in Marsch gesetzt. Das Schicksal der übrigen Reserven: • Die 1. Panzerdivision (General Bruneau) wurde mit 167 modernen Panzern, darunter 65 Char B, am Vormittag des 15. Mai bei Flavion von Rommels 7. Panzerdivision beim Tanken überrascht und mit Masse vom Panzerregiment 31 der 5. Panzerdivision zerschlagen, obwohl dieser Verband lediglich über 30 Panzer der Typen III und IV verfügte. • Die 2. Panzerdivision (Bruché) erhielt zwischen dem 11. und 15. Mai fünf verschiedene Einsatzbefehle. Da die Kettenfahrzeuge mittels Eisenbahn und die Trosse auf der Straße verlegt wurden, kam es zur Aufsplitterung und letztendlich Lähmung des Verbandes. Zitat aus dem Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission: „Am 16. Mai gibt es keine 2. Panzerdivision mehr, sondern nur verstreute Einheiten, deren Führer mit allen Mitteln bemüht sind, Ordnung zu halten, Abänderungsbefehlen nachzukommen, Luftangriffen und deutschen Panzerspitzen auszuweichen, während Kommandostellen aller Art sich um sie streiten und die Verwirrung vermehren.“[35] • Die 3. Panzerdivision (Brocard) versäumte bei Sedan den Zeitpunkt für den Gegenschlag und verzettelte sich anschließend in den Gefechten um Stonne. • Die 4. Panzerdivision (de Gaulle) war es, die der deutschen Führung die größten Sorgen bereitete. De Gaulle griff am Morgen des 17. Mai von der Aisne her Richtung Norden an, überrollte deutsche Fahrzeugkolonnen und konnte erst am Ortsrand von Montcornet von Panzerabwehrkanonen und 8,8-cm-Geschützen gestoppt werden. Nach Luftangriffen und einem Gegenangriff der 10. Panzerdivision musste sich die Division nach schweren Verlusten zurückziehen. Zwei Tage später kam sie nochmals bei Crécy sur Serre zum Einsatz. Dort wurde das Gefecht vor allem durch den Einsatz der Luftwaffe entschieden. De Gaulle wird man vorwerfen, keine Luftunterstützung angefordert zu haben. Nach der Zerschlagung der letzten namhaften mobilen Reserven griff Oberbefehlshaber Gamelin erstmals persönlich in das Kampfgeschehen ein. Er ordnete am 19. Mai einen Angriff an, der gleichzeitig von Norden und Süden geführt, die deutschen Panzerspitzen abschneiden sollte. Zur Umsetzung kam es nicht, da Gamelin noch am gleichen Tag von General Weygand abgelöst wurde, der diese Weisung sofort aufhob. Nach zeitraubenden persönlichen 55 Westfeldzug 56 Konsultationen in Belgien und Frankreich gab der neue Oberkommandierende am 22. Mai seinen „Weygand-Plan“ bekannt. Dieser sah einen Zangenangriff der Heeresgruppe 1 (Billotte) von Norden und der (neu geschaffenen) Heeresgruppe 3 (Besson) von Süden her vor. Dazu Churchill: „Man wird erkennen, dass Weygands neuer Plan sich nur durch seine energische Formulierung von dem widerrufenen Befehl Nummer 12 Gamelins unterschied.“[33] In der Zwischenzeit war es aufgrund einer britischen Initiative bereits zu einem Gegenangriff bei Arras gekommen. Der rein britische Angriff fügte den deutschen Kräften (besonders Rommels 7. Panzerdivision) zwar Verluste zu, schlug jedoch wegen mangelhafter Koordinierung mit den Franzosen und den Unterstützungswaffen nicht durch. Der Zeitpunkt zur Umsetzung des eigentlichen Weygandplanes wurde mehrmals verschoben und am 27. Mai endgültig ad acta gelegt. „Rätsel“ Dünkirchen Nach dem Scheitern der Gegenangriffe auf Sedan kam es zum Sinneswandel im Oberkommando des Heeres (OKH). Generaloberst Brauchitsch und sein Generalstabschef Halder waren nun bereit, alle Risiken des Sichelschnittplanes in Kauf zu nehmen und plädierten für einen raschen, ungebremsten Vorstoß zum Kanal und die unverzügliche Einschließung und Vernichtung der alliierten Kräfte nördlich der Somme. Hitler und Rundstedt wollten das Risiko des ungebremsten Vorgehens nicht auf sich nehmen. Am 23. Mai wurden sie durch eine von der Panzergruppe Kleist abgegebene Meldung bestärkt, man sei „nach bis zu 50 % Verlusten an Panzern gegenüber ,starkem' Feind nicht stark genug für den Angriff nach Osten.“ Diese Meldung, die lediglich als verärgerte Reaktion auf die Zuordnung mehrerer Nebenaufträge zu deuten ist, nahm die Heeresgruppe als willkommenen Anlass für den „Aufschließbefehl“, der den Panzerverbänden am 23. Mai die Unterbrechung des Angriffes für die Dauer von 24 Stunden verordnete. Über die Verzögerungstaktik Rundstedts verärgert, griff nun Brauchitsch erstmals persönlich ein und entzog der in der Zwischenzeit auf 71 Divisionen angewachsenen Heeresgruppe A das Kommando über die 4. Armee (von Kluge), der alle Panzerdivisionen der Heeresgruppe unterstellt waren, und übertrug es der Heeresgruppe B (21 Divisionen). Die Heeresgruppe B war nun allein für die rasche Einschließung und Vernichtung der im belgisch-französischen Grenzbereich befindlichen alliierten Kräfte zuständig, während der Aufbau einer Front in Richtung Süden ausschließlich Aufgabe der Heeresgruppe A sein sollte. Diese operativ durchaus sinnvolle Maßnahme hatte man Hitler nicht mitgeteilt, da er zur Front unterwegs war. Er erhielt von diesem Befehl erst am Folgetag, dem 24. Mai, Kenntnis, und zwar durch Generaloberst Rundstedt, einem ausgesprochenen Gegner dieser Maßnahme. Schwer verärgert über die „Eigenmächtigkeit“ des Oberkommandos des Heeres hob Hitler den Unterstellungsbefehl auf Aufklärer der RAF im Anflug auf den durch Luftangriffe der deutschen Luftwaffe schwer getroffenen Hafen von Dünkirchen Im Juni 1940 bei Dünkirchen gefangen genommene britische Soldaten und traf zusätzlich eine in der Kriegsgeschichte nahezu einmalige Entscheidung. Nicht das Oberkommando des Heeres, sondern die Heeresgruppe A möge entscheiden, wann der Angriff auf Dünkirchen fortgesetzt würde. Es war Westfeldzug also nicht Hitler, sondern Rundstedt, der am 24. Mai um 12:45 Uhr den berühmt gewordenen Haltebefehl gab und es war auch Rundstedt, der diesen Haltebefehl drei Tage und acht Stunden später wieder aufhob. Während dieser Zeit scheiterten alle Versuche, Hitler bzw. Rundstedt zur Weiterführung des Angriffes zu bewegen. Briten und Franzosen errichteten in diesen Tagen unter Einsatz mehrerer Divisionen einen Verteidigungsring um die Hafenstadt. Er sollte die „Operation Dynamo“, die Evakuierung der bei Dünkirchen eingeschlossenen Truppen, sicherstellen. Obwohl diese Operation praktisch erst am 28. Mai anlief, konnten bis 4. Juni dennoch insgesamt 338.682 Soldaten nach Großbritannien übergesetzt werden. Zusammen mit den aus anderen Häfen evakuierten Soldaten stieg diese Zahl auf rund 370.000 Mann, davon etwa 250.000 britische Soldaten. Die besondere Bedeutung der Rettung des britischen Expeditionskorps lag in der Tatsache, dass es sich bei den geretteten Soldaten ausschließlich um Berufssoldaten handelte, ohne die der rasche Aufbau eines schlagkräftigen Heeres auf Basis der allgemeinen Wehrpflicht nur schwer vorstellbar gewesen wäre. Die Bedeutung des Haltebefehls spiegelt sich auch heute noch in der Existenz verschiedener Theorien wider, die sich um die Deutung von Hitlers Motiven bemühen. Der Historiker Karl-Heinz Frieser führt den Befehl auf die Tatsache zurück, dass Hitler vor Rundstedt und dem Oberkommando des Heeres demonstrieren wollte, dass er als Oberkommandierenden der Wehrmacht alle wichtigen Entscheidungen getroffen habe und treffe; nicht zuletzt in Hinblick auf die Zuordnung von Verdiensten nach dem absehbaren Sieg über Frankreich.[14] Ohne Zweifel wurde Hitler in dieser Haltung durch Göring bestärkt, der ihm am 23. Mai versicherte, dass er mit „seiner“ Luftwaffe den Alliierten in Dünkirchen allein den „Gnadenstoß“ versetzen könne. Dieses Versprechen konnte er nicht einlösen. Den Briten gelang es aufgrund der kurzen Anflugwege von ihren südenglischen Basen immer wieder, die Luftherrschaft über Dünkirchen an sich zu reißen und dabei 156 deutsche Flugzeuge abzuschießen,[36] nicht ohne selbst 177 Flugzeuge zu verlieren.[37] Da auch noch Schlechtwetterperioden den Einsatz der Luftwaffe hemmten, blieb Görings Gesamtbilanz weit von seinem hochgesteckten Ziel entfernt. Fall Rot Als die deutschen Truppen Anfang Juni in die Bereitstellungsräume zur Fortführung des Angriffes Richtung Süden einrückten, hatte sich das Kräfteverhältnis umgekehrt. Die Alliierten konnten der Wehrmacht in der Weygand-Linie an Somme und Aisne nur mehr die neue Heeresgruppe 3 (6., 7., und 10. Armee) entgegensetzen, die kaum mehr über gepanzerte Kräfte verfügte. Die Masse der noch verfügbaren 66 Divisionen blieb weiterhin in der Maginotlinie gebunden. Die Wehrmacht konnte dagegen 104 Divisionen aufbieten; weitere 19 Großverbände standen als Reserve zur Verfügung. Für den Angriff hatte man der Heeresgruppe B den Abschnitt zwischen Reims und der Kanalküste zugeordnet. Sie sollte mit ihren gepanzerten Speerspitzen (Panzergruppe Kleist mit zwei Korps, Verlauf des Falles Rot Panzerkorps Hoth) nach dem Durchbruch durch die Weygand-Linie über Paris nach Süden vorstoßen. Die Heeresgruppe A stellte sich zwischen Reims und Sedan zum Angriff bereit. Sie hatte den Auftrag, mit der Panzergruppe Guderian voraus entlang der Marne in Richtung der Schweizer Grenze vorzugehen. 57 Westfeldzug 58 Der Angriff begann am 5. Juni und stieß auf ungewohnt heftigen Widerstand, der allerdings nach dem Durchbruch durch das tief gestaffelte Stellungssystem rasch nachließ. So konnte die Heeresgruppe B bereits am 14. Juni das unverteidigte Paris nehmen, während die Heeresgruppe A am 17. Juni bei Pontarlier die Grenze zur Schweiz erreichte und damit die Verteidiger der Maginot-Linie (über 500.000 Mann) einkesselte. Am Folgetag suchte die neue französische Regierung unter Marschall Pétain um Waffenstillstand nach. Deutsche Siegesparade vor dem Arc de Triomphe in Paris am 14. Juni Kriegsverbrechen Im Laufe des Feldzuges und unmittelbar nach dem Waffenstillstand kam es zu zahlreichen Kriegsverbrechen an Kriegsgefangenen wie an Zivilisten. Bereits am 27. Mai 1940 hatten deutsche Truppen ein Massaker in Vinkt verübt, bei dem über 130 Zivilisten ums Leben kamen. In Oignies und Courrières wurden am folgenden Tag insgesamt 114 Zivilisten ermordet, weil sich deutsche Truppen von Franktireurs angegriffen wähnten.[38] Die Leibstandarte-SS Adolf Hitler ermordete am selben Tag zwischen 80 und 97 britische und französische Soldaten beim Massaker von Wormhout. Die SS-Division Totenkopf ist ebenfalls für zahlreiche Morde an Kriegsgefangenen verantwortlich, etwa für das Massaker von Le Paradis an 99 britischen Soldaten, oder für die Ermordung schwarzafrikanischer Kriegsgefangener. Schätzungsweise 1500 bis 3000 Angehörige der Senegalesischen Infanterie und anderer französischer Kolonialtruppen, die im Laufe des Feldzuges in die Hände deutscher Truppen fielen, wurden ermordet.[39] Nach einem Befehl des OKW sollten in Kriegsgefangenschaft geratene Reichsdeutsche (also etwa Emigranten oder Österreicher) und ehemalige tschechoslowakische Staatsangehörige in französischer oder britischer Uniform noch in den Gefangenensammelstellen standrechtlich erschossen werden.[40] Durchführungsbestimmungen zu diesem Befehl ergingen nicht mehr vor dem Waffenstillstand am 22. Juni 1940, deshalb ist dem Heer dieses Verbrechen vermutlich erspart geblieben.[41] Auch zog die französische Armeeführung gefährdete Soldaten von der deutschen Front zurück.[42] Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen OKW-Befehl vom Juni 1940 behauptete dagegen Raul Hilberg, dass deutsche Juden, die in Einheiten der französischen Armee dienten, meist bald nach der Gefangennahme, noch vor dem Abtransport in die Stammlager, abgesondert und ermordet wurden. Dieser Aussage schlossen sich weitere Autoren an.[43] Von alliierter Seite begangene Verbrechen wurden von der Wehrmacht-Untersuchungsstelle dokumentiert.[44] Dabei handelt es sich vor allem um Fälle von angeblicher Misshandlung notgelandeter Flieger und Beraubung von Kriegsgefangenen. Ein französischer Oberleutnant wurde am 27. Oktober 1940 von einem deutschen Feldkriegsgericht zum Tode verurteilt, weil er den Tod zweier deutscher Kriegsgefangener verursacht haben sollte. Die Strafe wurde später in eine Freiheitsstrafe umgewandelt.[45] Westfeldzug 59 Frankreich vor und nach dem Waffenstillstand Weg zum Waffenstillstand Ende Mai hatte Ministerpräsident Paul Reynaud den 84-jährigen Marschall Pétain zu seinem Stellvertreter ernannt. Als Reynaud am 17. Juni für die Fortsetzung des Kampfes und für die von Churchill vorgeschlagene britisch-französische Allianz (u. a. gemeinsame Währung und gemeinsame Staatsbürgerschaft) plädierte, blieb er im Kabinett in der Minderheit. Er trat zurück; sein Stellvertreter Pétain wurde neuer Ministerpräsident und suchte um Waffenstillstand nach. Am Tag darauf, dem 18. Juni, rief General De Gaulle von Radio Londres aus die Franzosen mit dem „Appell des 18. Juni“ zur Fortführung des Widerstandes auf. Am 22. Juni wurde in Compiègne der Waffenstillstand geschlossen, der am 25. Juni um 01:35 Uhr in Kraft trat. Die Bedingungen des Waffenstillstandes: Frankreich nach dem Waffenstillstand • Etwa 60 Prozent des Landes bleiben besetzt (Artikel II.), die Besatzung soll aber nach einem Sieg über England auf ein Minimum reduziert werden (Artikel III.). Elsass-Lothringen wird unter deutsche Verwaltung gestellt. • Die Kosten für die Besatzung hat der französische Staat zu tragen (Artikel XVIII.) • Die französischen Kriegsgefangenen bleiben bis zu einem Friedensvertrag Kriegsgefangene (Artikel XX.) • Die französischen Truppen werden mit Masse demobilisiert und abgerüstet (Artikel IV.), der Vichy-Regierung werden in Frankreich Truppen in der Stärke von 100.000 Mann zugebilligt, die Streitkräfte in den Überseegebieten bleiben erhalten. • Entwaffnung der französischen Flotte unter deutscher Aufsicht in den Heimatgewässern Hitler (Hand in die Seite gestützt) vor der Statue von Marschall Foch, bevor der Waffenstillstand unterzeichnet wird Überreichung der Waffenstillstandsbedingungen Hitler mit Begleitung nach der Besichtigung des Eiffelturms im Juni 1940 Deutscher Soldat in Paris (1943) Westfeldzug 60 Frankreich nach dem Waffenstillstand Noch vor dem Waffenstillstand hatte man die schwersten Einheiten der starken französischen Flotte unter dem Kommando von Admiral François Darlan in den Kriegshafen Mers-el-Kébir (Algerien) verlegt, um sie einem deutschen Zugriff zu entziehen. Da das britische Kabinett trotz der französischen Zusage, keine Schiffe an die Deutschen auszuliefern, kein Risiko eingehen wollte, wurde am 3. Juli die Operation Catapult durchgeführt. Der französische Flottenverband in Mers-el-Kébir wurde von der britischen Force H unter Führung von Admiral Somerville ultimativ aufgefordert, zu kapitulieren. Als die französische Marineführung das Ultimatum verstreichen ließ, wurde ein großer Teil der vor Anker liegenden Schiffe versenkt bzw. beschädigt. Dabei fanden 1297 französische Seeleute den Tod, 350 wurden verwundet. Zu ähnlichen Einsätzen der Force H kam es am 3. Juli vor Oran und am 8. Juli in Dakar. Die Regierung Pétain brach daraufhin die diplomatischen Beziehungen zu Großbritannien ab. Am 10. Juli übertrug das Parlament Pétain die Vollmacht zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung. Auf deren Basis wurde der Marschall am 17. Juli zum „Chef de l'Etat“ des Vichy-Regimes mit weitreichenden Vollmachten gewählt. Er erklärte sein Land für neutral und lehnte am 24. Oktober den Vorschlag Hitlers ab, gemeinsam gegen Großbritannien Krieg zu führen. Französisches Kriegsschiff unter Beschuss von britischen Schiffen während der Operation Catapult, 3. Juli 1940 De Gaulle wurde am 28. Juni von Churchill zwar als „Leader of all Free Frenchmen“ anerkannt, eine Gegenregierung zum Vichy-Regime durfte er jedoch erst im Mai 1943 etablieren. Bilanz Der Westfeldzug wurde von der deutschen Propaganda als Durchbruch zu einer neuen, revolutionären Taktik gepriesen. Man gab dieser Kampfform den Namen Blitzkrieg. Diese Darstellung wurde von den Besiegten akzeptiert, weil das Auftreten umwälzender Neuerungen eigene Fehler und Versäumnisse entschuldbarer erscheinen ließ. Zwar war der Westfeldzug tatsächlich als Blitzkrieg konzipiert, aber die Durchführung lag nach Mansteins Abgang mit Rundstedt und dessen Generalstabschef Sodenstern in den Händen eher konservativer Denker, die ihre Panzerdivisionen lediglich als Vorausabteilungen der zu Fuß nachrückenden eigentlichen Kampfverbände sahen. Der Erfolg des Feldzuges ist nicht zuletzt jenen Panzerführern zuzuschreiben, die wie Guderian und Rommel gegen Befehle handelten. Sanitäter versorgen verwundete Wehrmachtssoldaten Am Erfolg war auch die Gegenseite beteiligt. Das starre Maginot-Denken mit seiner völlig defensiven Ausrichtung war die größte Schwäche der Alliierten, demgegenüber die Deutschen mit ihrem äußerst flüssigen Blitzkrieg die operative Überlegenheit hatten. Die am Stellungskrieg orientierte alliierte Führungsorganisation war den Anforderungen eines Bewegungskrieges ebenso wenig gewachsen wie die taktischen Grundsätze ihrer mobilen Kräfte. Die deutsche Panzerwaffe konnte ihre zahlenmäßige Schwäche sowie die schlechtere Bewaffnung und Panzerung ihrer Fahrzeuge durch Zusammenfassung der Panzer in den Panzerdivisionen, durch bessere Führung, bessere Kommunikation, durch eine effektivere Nachschub- und Instandsetzungsorganisation sowie durch enge Westfeldzug 61 Zusammenarbeit mit den Unterstützungswaffen am Boden und in der Luft mehr als wettmachen, so zum Beispiel waren die deutschen Generäle vorne bei ihren Truppen, während General Gamelin weit im Hinterland den Kontakt zum französischen Parlament hielt. Bei den Luftstreitkräften war die Situation ähnlich. Durch die enge Zusammenarbeit der deutschen Luftflotten mit den Heeresgruppen bis hinunter auf die taktische Ebene war es möglich, rasche und effiziente Luftunterstützung sicherzustellen und die zahlenmäßige Schwäche durch Schwergewichtsbildung auszugleichen. Diese Defizite wurden von den Alliierten zwar erkannt, die Kürze des Feldzuges erlaubte es jedoch nicht, diese auch zu beseitigen. Materielle Verluste Die deutsche Wehrmacht verlor 714 Panzer, davon 428 der Typen I und II, an Flugzeugen büßte sie 1236 Maschinen ein, weitere 323 wurden beschädigt.[46] Die Briten und Franzosen verloren die Masse ihrer Panzerfahrzeuge, der Flugzeugverlust betrug bei den Briten 1020 Maschinen, davon 477 Jagdflugzeuge. Bei den Franzosen lagen die Verluste bei 800 Flugzeugen. Personelle Verluste und Folgen des Westfeldzugs Von den 1,6 Millionen französischen Kriegsgefangenen verblieb etwa 1 Million bis Kriegsende in deutscher Gefangenschaft, wo sie vorwiegend als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Von ihnen kamen etwa 40.000 meist aufgrund von Krankheit ums Leben.[47] Jüdische Kriegsgefangene wurden in den Stammlagern abgesondert und wurden gezwungen, ein besonderes Kennzeichen zu tragen. Erst die Intervention des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz führte zu einem Kennzeichnungsverbot.[48] Französische Kriegsgefangene im Mai 1940 Von den im Zuge des „Service du Travail Obligatoire“ (STO) des Vichy-Regimes in Deutschland eingesetzten 720.000 Zwangsarbeitern kamen ebenfalls an die 40.000 Personen ums Leben. Dies ist aber nur ein kleiner Teil jener 350.000 zivilen Opfer, die allein Frankreich als Kriegsfolgen zu beklagen hatte. Von den 75.721 meist nach Auschwitz verschleppten französischen Juden kehrten lediglich 2566 zurück. Zusammen mit den 3000 bereits in den französischen Internierungslagern Umgekommenen beläuft sich die Bilanz der Shoa in Frankreich auf etwa 80.000.[49] 20.000 Mitglieder der französischen Widerstandsbewegung Résistance fielen im Kampf, 30.000 wurden hingerichtet und 60.000 in Konzentrationslager verbracht, von denen weniger als die Hälfte zurückkehrte.[50] Der Rest kam im Zuge der Kampfhandlungen (Bodenkämpfe und Luftangriffe) ums Leben oder wurde Opfer von Repressionsmaßnahmen der Besatzer oder des Vichy-Regimes. Allein bei Geiselerschießungen starben 29.662 Franzosen.[51] In diesen Zahlen sind weder jene 70.000 Juden noch jene ähnlich hohe Zahl von Menschen anderer Konfessionen enthalten, die sich nach Frankreich geflüchtet hatten und von den französischen Behörden ausgeliefert wurden. Nach dem Krieg wurden im Zuge der „Épuration sauvage“ („Wilden Reinigungsphase“) etwa 11.000 vermeintliche oder echte „Kollaborateure“ getötet, über 6000 wurden in ordentlichen Gerichtsverfahren zum Tode verurteilt. Westfeldzug Weitere Folgen Deutschland • Hitlers Selbstvertrauen und Status als Stratege stieg aufgrund der erfolgreichen Umsetzung des vom Generalstab abgelehnten Manstein-Planes. (Wilhelm Keitel bezeichnete Hitler bei Siegesfeiern als den „Größten Feldherrn aller Zeiten“) • Die Widerstände des Generalstabes gegen einen Angriff auf die Sowjetunion nahmen ab • Der deutsche politische Widerstand, der ein Scheitern des Westfeldzuges prognostizierte, erlitt einen schweren Rückschlag, da auch die Zustimmung der Bevölkerung zu Hitlers Politik stieg • Deutschland erhielt Zugriff auf die umfangreichen Rohstoffreserven und das industrielle Potential Frankreichs • Deutschland strebte die Bildung einer „kontinentalen Allianz“ mit Italien, Spanien und Frankreich zum gemeinsamen Kampf gegen Großbritannien an, was nicht zuletzt an konkurrierenden territorialen Ansprüchen scheiterte.[52] • Die Voraussetzungen zur Führung eines See- und Luftkrieges gegen Großbritannien hatten sich entscheidend verbessert, mehrere französische Atlantikhäfen werden zu U-Bootstützpunkten ausgebaut. Die Luftschlacht um England sollte das Unternehmen Seelöwe, die Invasion Großbritanniens, vorbereiten. • Die deutsche Panzertaktik wurde zur neuen bis heute international gültigen Panzerdoktrin Frankreich • Das Vichy-Regime erklärte sich als neutral und war bereit, mit den Deutschen an der „Neuordnung Europas“ mitzuwirken • Frankreich musste am 20. Juni 1940 den Japanern Stützpunkte und Durchmarschrechte in Indochina zubilligen. Großbritannien • Die Briten standen im Westen im Kampf gegen das Deutsche Reich zunächst allein, konnten jedoch auf materielle und militärische Hilfe (Konvoischutz) durch die USA bauen. Die Vichy-Regierung wurde anerkannt, ein offener Krieg mit Frankreich sollte vermieden werden, da die Ressourcen dafür nicht reichten. Auf alle Fälle sollte der Zugriff der Deutschen auf die französische Flotte (Überfall auf Oran), auf Syrien (Ölinteressen im Irak) und die Nutzung der Häfen Dakar und Diego Suarez (Madagaskar) unterbunden werden. • Statt Paris wurde London das Zentrum europäischer Exilpolitik, zur Drehscheibe internationaler Geheimdienste entwickelte sich das neutrale Schweden. Italien • Italien trat am 10. Juni in den Krieg ein und okkupierte französisches Territorium an der Côte d'Azur, es wurde durch seinen missglückten Überfall auf Griechenland zum Auslöser des Balkankrieges und verwickelte das Deutsche Reich in den Krieg in Nordafrika, der 1943 mit der Niederlage der deutsch-italienischen Streitkräfte in Tunesien endete. USA • Franklin Delano Roosevelt mobilisierte politische Kräfte, um im Widerspruch zur neutralistischen Grundstimmung in den USA Großbritannien unterstützen zu können. Im Februar 1941 kam es zum Leih- und Pachtgesetz. Durch den Geleitschutz für Konvois nach Großbritannien befanden sich die USA im Atlantik bereits ab September 1940 faktisch im Kriegszustand mit Deutschland. UdSSR • Der sowjetische Außenminister Molotow gratulierte am 17. Juni zum Sieg über Frankreich, sowjetische Truppen okkupierten am gleichen Tag die baltischen Staaten • Stalin selbst erteilte im Dezember 1940 den Befehl zur Serienproduktion des Schlachtflugzeuges Iljuschin Il-2; die vorgesehenen Produktionszahlen lagen bei über 30.000 Stück. Rumänien 62 Westfeldzug • Rumänien trat nach der sowjetischen Reannexion Bessarabiens der Achse bei. Literatur • J. R. M. Butler: History of the Second World War. Grand Strategy. Volume II (London 1957) • Hans Umbreit: Der Kampf um die Vormachtstellung in Westeuropa, in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 2 Stuttgart, 1979 ISBN 3-421-01935-5 • Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940 München: Oldenbourg, 1995 ISBN 3-486-56124-3 3. Aufl. 2005 (=Operationen des Zweiten Weltkrieges, Band 2) • Julian Jackson: The fall of France: the Nazi invasion of 1940, Oxford: Oxford University Press, 2003 ISBN 0-19-280300-X • Alistair Horne: To lose a battle. France 1940, Middlesex: Penguin, 1969 • Jean-Paul Pallud: Blitzkrieg in the West then and now, London: Battle of Britain prints, 1991 ISBN 0-900913-68-1 Weblinks • Militärwissenschaftliche Zusammenstellung von C. M. V Abegglen [53] • Gliederung der französischen Armee 1940 (englisch) [54] • Die Maginot-Linie im Krieg 1939–1940 [55] Referenzen [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] Karl-Heinz Frieser, Blitzkrieg-Legende, 2. Aufl., München 1996, S. 57. Rüdiger Overmans: Deutsche militärische Verluste im Zweiten Weltkrieg. 3. Aufl., Oldenbourg, München 2004, S. 54. Olaf Groehler: Geschichte des Luftkrieges, 5. Aufl., Berlin (Ost) 1981, S. 246. Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 2. DVA, Stuttgart 1979, S. 307. Frieser a.a.O., S. 400. siehe en:Italian invasion of France Vgl. Manfred Messerschmidt: Hitlers „Programm“ und das Kontinuitätsproblem. In: Wilhelm Deist, Manfred Messerschmidt, Hans-Erich Volkmann, Wolfram Wette: Ursachen und Voraussetzungen des Zweiten Weltkriegs – Frankfurt am Main 1989, S. 652 [8] Adolf Hitler: Mein Kampf. Zwei Bände in einem Band, München 1937, S. 766 [9] Klaus Hildebrand: Deutsche Außenpolitik 1933–1945. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1976, S. 38 [10] Hans-Adolf Jacobsen: 1939–1945, Der Zweite Weltkrieg in Chronik und Dokumenten. Darmstadt 1961, S. 133 ff. [11] Paul Schmidt: Statist auf diplomatischer Bühne. Bonn 1953, S. 473. [12] Alistair Horne: To lose a battle. France 1940. New York 1979. [13] Hans Umbreit: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Der Kampf um die Vormachtstellung in Westeuropa. Band 2. [14] Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940. 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[22] Mike Spick, Luftwaffe Fighter Aces: The Jagdwaffe and their Tactics and Techniques, Ivy Books, 1997, ISBN 0-8041-1696-2. [23] Dimitroff. Tagebücher Band 1. [24] Alistair Horne: To lose a battle.(Penguin 1979) Seite 147. [25] Tablot Imlay: Mind the Gap. The Perception And Reality of Communist Sabotage of French War Production During the Phoney War. In: Past and Present, No. 189, (Nov. 2005), S. 179-234. Joel Blatt: The French Defeat of 1940. Reassessments. Berghahn Books: Oxford, 1998, ISBN 1-57181-226-1, S. 141. [26] Thomas Rodney Christofferson, Michael Scott Christofferson: France During World War II: From Defeat to Liberation Fordham University Press 2006. ISBN 0-8232-2562-3, S. 20. 63 Westfeldzug [27] Julian Jackson: The Fall of France. Oxford University Press, Oxford 2003, ISBN 0-19-280300-X, S. 154f. [28] Für die Zitate des ganzen Absatzes: Manfred Overesch/Friedrich Wilhelm Saal: Das III. Reich. Eine Tageschronik der Politik, Wirtschaft, Kultur. Bd. 2: 1939–1945. Weltbild Verlag, Augsburg 1991, ISBN 3-89350-349-8, S. 80 (zuerst Droste, Düsseldorf 1983). [29] Cajus Becker: Angriffshöhe 4000. Oldenburg 1964. [30] Mitteilung General a. D. Graf von Kielmannsegg, in: Frieser: Blitzkrieg-Legende. S. 129. [31] Liddell Hart: Jetzt dürfen sie reden. S. 189 f. [32] Pierre Le Goyet: Contre-attaques manquées. In: Revue Historique des armées. 4/1962. S. 111. [33] Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg. Frankfurt 2003 (3. Aufl.), ISBN 3-596-16113-4. [34] Franz Halder: Kriegstagebuch. Bd. 1, Stuttgart 1962. [35] Zitiert in Hoth: Schicksal der französischen Panzerwaffe. S. 376. [36] David Divine: The Nine Days of Dunkirch. White Lion Publrs., 1976, ISBN 0-7274-0195-5. [37] Richard Collier: Dünkirchen. Heyne Verlag, 1982, ISBN 3-453-01164-3, S. 331. [38] Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg. Oldenbourg, München 2007, S. 518. [39] Raffael Scheck: Hitler’s African victims. The German Army massacres of Black French soldiers in 1940. Cambridge UP, Cambridge 2006, ISBN 978-0-521-85799-4, S. 165; deutsch: Hitlers afrikanische Opfer. Die Massaker der Wehrmacht an schwarzen französischen Soldaten. Assoziation A, Berlin 2009. Rezension von Bernhard Schmid, in „Dschungel“, Beilage zu jungle world 14. Jan. 2010, S. 2–6 ( Inhalt engl. (http:/ / catdir. loc. gov/ catdir/ toc/ ecip0515/ 2005018176. html)). [40] vgl. z.B. AOK 16, Abt. Ic vom 17. Juni 1940, gez. Model. [41] Beitrag Jürgen Förster. In: Wolfram Wette, Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Kriegsverbrechen im 20. Jahrhundert. Darmstadt 2001, S. 139; Fußnote 8 verweist auf: TU Berlin, Zentrum für Antisemitismusforschung. [42] Raffael Scheck: Hitlers afrikanische Opfer. Berlin 2009, S. 163. [43] Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Band II, Fischer, Frankfurt 1993, ISBN 3-596-10612-5, S. 658f. Ebenso z.B. Vicki Caron: Uneasy Asylum: France and the Jewish Refugee Crisis, 1933–1942. Stanford University Press, Stanford 1999, ISBN 0-8047-4377-0, S. 263. [44] Alfred M. de Zayas: Die Wehrmachtuntersuchungsstelle. Ullstein, Frankfurt am Main 1987, S. 180–188 und S. 254–261. [45] Alfred M. de Zayas: Die Wehrmachtuntersuchungsstelle. Ullstein, Frankfurt am Main 1987, S. 187f. [46] Frieser: Blitzkrieg-Legende. S. 400. [47] Yves Durand: Das Schicksal der französischen Kriegsgefangenen in deutschem Gewahrsam (1939–1945). In: Bischof/Overmans: Kriegsgefangenschaft im Zweiten Weltkrieg. Ternitz 1999. [48] Raul Hilberg, Die Vernichtung der europäischen Juden. Band II, Fischer, Frankfurt 1993, ISBN 3-596-10612-5, S.659. [49] Zahlen der L'association des Fils et Filles des déportés juifs de France (Vorsitzender: Serge Klarsfeld (1985). [50] Wikipedia français: Résistance intérieure française. [51] Zahlenangabe des französischen Chefanklägers in den Nürnberger Prozessen. [52] Percy E. Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1944–1945, Teilband 1, ISBN 3-7637-5933-6. [53] http:/ / www. homepage. bluewin. ch/ abegglen/ papers/ westfeldzug_1940. pdf [54] http:/ / france1940. free. fr/ oob/ oob. html [55] http:/ / mysite. verizon. net/ vzev1mpx/ maginotlineatwar/ 64 Unternehmen Seelöwe Unternehmen Seelöwe Das Unternehmen Seelöwe war der im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht erarbeitete, aber nicht umgesetzte Plan für eine Invasion Großbritanniens unter dem Oberbefehl von Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt. Die Planungen für das Unternehmen Seelöwe wurden Adolf Hitler nach der abgeschlossenen Besetzung Frankreichs im Juli 1940 von Strategen der Kriegsmarine vorgelegt. Heer und Plan des Unternehmen Seelöwe Marine waren sich über Ort, Zeitpunkt der Invasion und andere Zuständigkeiten uneinig. Aufgabe der Luftwaffe und Voraussetzung für die Invasion war in jedem Fall die Erringung der totalen Luftüberlegenheit über dem Invasionsraum sowie die operative Unterstützung von Heer und Marine. Das deutsche Heer wollte an möglichst vielen Stellen landen und Großbritannien auf breiter Front angreifen. Die deutsche Marine wollte hingegen nur auf einem schmalen Korridor in der Straße von Dover landen, da die Marine zu schwach war, mehrere Landungsoperationen gegen die überlegene Royal Navy zu schützen, selbst bei totaler Luftüberlegenheit. Nach Plänen der Marine sollte der Korridor links und rechts von Minensperren und von vorgeschobenen U-Booten geschützt werden. Daraufhin griff Hitler ein und entschied folgenden Plan, der weder die Marine noch das Heer befriedigte: • Die 9. Armee startet in den Häfen Le Havre und Boulogne und landet im Gebiet zwischen Bognor und Eastbourne • Die 16. Armee startet in den Häfen Calais, Dünkirchen, Ostende, Antwerpen und Rotterdam und landet im Gebiet zwischen Eastbourne und Dover, beide Armeen unter dem Oberbefehl von Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt • Die 6. Armee wird in Cherbourg in Reserve gehalten unter dem Oberbefehl von Generalfeldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb. Dafür wurden folgende Wasserfahrzeuge benötigt: • • • • 168 Frachter (etwa 700.000 BRT) 1.910 Kähne 419 Schlepper und Fischerboote 1.600 Motorboote Hitler selbst stand dem Unternehmen skeptisch gegenüber. In seinem Einsatzbefehl, der Weisung Nummer 16 vom 16. Juli 1940[1] , hieß es: „planen und, wenn nötig, auch durchführen“. Er unternahm auch nichts, um Druck auszuüben. Der Versuch, wie geplant die Luftherrschaft zu erringen, führte zur Luftschlacht um England, die von der deutschen Luftwaffe verloren wurde: Die Luftwaffe verzettelte sich über der Insel aufgrund einer uneinheitlichen Strategie und unterlag schließlich der immer stärker werdenden Royal Air Force, welche von vielen Piloten aus besiegten Ländern (Frankreich, Polen und Tschechoslowakei) unterstützt wurde. Ebenfalls zum Nachteil gereichte der Luftwaffe die 65 Unternehmen Seelöwe Tatsache, dass die meisten abgeschossenen deutschen Piloten tot oder in Kriegsgefangenschaft geraten waren, während die meisten der abgeschossenen britischen Piloten, wenn sie überlebt hatten, wieder als Flieger zur Verfügung standen. So konnten Heer und Marine die Schuld auf die Luftwaffe schieben und das Datum der Landung vom 15. September 1940 zuerst um sechs, dann um weitere drei Tage und schließlich auf unbestimmte Zeit hinausschieben. Mit der Einleitung des Unternehmen Barbarossa, dem Angriff auf die Sowjetunion, wurde der Plan einer Eroberung Großbritanniens allmählich und seit 5. Februar 1941 zugunsten der Seeblockade Großbritanniens ganz aufgegeben. Es kam auch nicht im Winter 1940/41, trotz Absage der Invasion, zur Wegnahme Gibraltars durch Spanien, so dass Italiens Hochseeflotte im Mittelmeer operativ eingesperrt blieb. Hitler ordnete Anfang 1942 den zügigen Bau des sogenannten Atlantikwalls an, der eine kommende Invasion der Anglo-Amerikaner gleichfalls abhalten sollte. Literatur • Richard Cox (Hrsg.): Operation Sea Lion, Presidio Press, San Rafael/ California 1977. ISBN 0-89141-015-5 • Peter Fleming: Operation Sea Lion - The projected invasion of England in 1940, Simon & Schuster, New York 1957. • Geoff Hewitt: Hitler's Armada - The German invasion plan, and the defence of Great Britain by the Royal Navy, April - October 1940, Pen & Sword Maritime, Barnsley 2008. ISBN 978-1-8441-5785-3 • Karl Klee: Das Unternehmen "Seelöwe" - Die geplante deutsche Landung in England 1940, Verlag Musterschmidt, Göttingen 1958 (= Studien und Dokumente zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges, Bd.4a). • Karl Klee (Hrsg.): Dokumente zum Unternehmen "Seelöwe" - Die geplante deutsche Landung in England 1940, Verlag Musterschmidt, Göttingen 1959 (= Studien und Dokumente zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges, Bd.4b). • Ronald Wheatley: Operation Sea Lion - German plans for the invasion of England, 1939-1942, Greenwood Press, Westport/ Conn. 1978, ISBN 0-313-20605-8 Referenzen [1] http:/ / www. lexikon-der-wehrmacht. de/ Chronik/ 1940. htm 66 Luftschlacht um England 67 Luftschlacht um England Luftschlacht um England Teil von: Zweiter Weltkrieg Datum je nach Quelle: Mitte 1940–Anfang 1941 Ort Vereinigtes Königreich Ausgang Abbruch von Deutscher Seite Folgen Deutsche Invasion verhindert, Briten behalten Luftherrschaft Konfliktparteien Deutsches Reich, sowie Italien Vereinigtes Königreich und Commonwealth Befehlshaber Hermann Göring Albert Kesselring Hugo Sperrle Hans-Jürgen Stumpff Hugh Dowding Keith Park Trafford Leigh-Mallory Christopher Quintin-Brand Richard Saul Truppenstärke (zu Beginn) 1576 Bomber, 809 einmotorige Jäger, 300 zweimotorige Jäger (zu Beginn) 500 Bomber, 700 einmotorige Jäger, 96 zweimotorige Jäger Verluste 873 Jäger, 1014 Bomber 1023 Jäger, 376 Bomber, 148 Seeflugzeuge Bedeutende Militäroperationen während des Westfeldzuges der deutschen Wehrmacht Fall Gelb – Fall Rot – Fall Weserübung – Luftschlacht um England – Schlacht von Dünkirchen Die Luftschlacht um England (Großbritannien) war der Versuch der deutschen Luftwaffe, im Zweiten Weltkrieg zwischen Sommer 1940 und Anfang 1941 mit Bombeneinsätzen gegen das britische Militär und Angriffen gegen britische Städte die Kapitulation Großbritanniens zu erzwingen oder wenigstens die Invasion der Insel vorzubereiten. International bekannt als Battle of Britain, war es eine Serie von Luftgefechten im britischen Luftraum, die von der deutschen Luftwaffe gegen die Royal Air Force (RAF) geführt wurde. Britische Historiker legen den Zeitraum der Schlacht vom 10. Juli bis zum 31. Oktober 1940 fest, da ab diesem Tag die Tagangriffe in größerem Ausmaß ausblieben. Manche Quellen und Statistiken beziehen sich auf einen Zeitraum bis zum Mai 1941, als die Kampfgruppen der Bombergeschwader der Luftwaffe für das Unternehmen Barbarossa abgezogen wurden. Ziel des Oberkommandos der Wehrmacht in der Luftschlacht um England war die Erringung der Luftherrschaft über den britischen Luftraum durch die Vernichtung der Kampfkraft der Royal Air Force. Dies galt als Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Invasion, deren Planung bereits im Dezember 1939 zwischen Hitler und Großadmiral Raeder besprochen wurde (Operation Seelöwe). Hitler hoffte jedoch später, Großbritannien durch verstärktes Bombardement zu Friedensverhandlungen zwingen zu können; Ende September 1940 wurden die Luftschlacht um England Invasionspläne intern auf unbestimmte Zeit verschoben, also aufgegeben. Der Begriff Luftschlacht um England (eigentlich Battle of Britain) wurde vom britischen Premierminister Winston Churchill geprägt, der am 18. Juli 1940 in einer Rede vor dem Unterhaus erklärte: „Die Schlacht, die General Weygand die Schlacht um Frankreich nannte, ist vorbei. Ich erwarte, daß jetzt die Schlacht um (Groß-)britannien beginnen wird.“[1] Hintergrund In den 1930er Jahren wurde die Rolle der Luftstreitkräfte in einem Krieg von Politikern ebenso wie von Militärs als entscheidend angesehen. Diese Meinung stützte sich auf die Erfolge der im Ersten Weltkrieg von deutschen Luftschiffen und Bombern auf Großbritannien durchgeführte Bombenangriffe, die trotz der geringen Zahl eingesetzter Luftfahrzeuge und der kleinen abgeworfenen Bombenlasten die britische Rüstungsproduktion spürbar geschädigt hatten. Der Schaden an zerstörtem Gerät und der Ausfall der getroffenen Betriebe wurde dabei weit übertroffen durch den Produktionsausfall, der dadurch verursacht wurde, dass Fabrikarbeiter aus Furcht vor weiteren Bombenangriffen nicht am Arbeitsplatz erschienen. Diese Beobachtung machte in der Planung des Luftkrieges die Moral der Bevölkerung zu einem wichtigen Faktor. Die Entwicklung der Luftfahrttechnik führte außerdem dazu, dass in den 1920er und 1930er Jahren größere und schnellere Bomber mit schwererer Bombenlast gebaut wurden, als sie im Ersten Weltkrieg existierten. Militärs und Politiker erwarteten daher, dass die Wirkung zukünftiger Bombenangriffe die im Ersten Weltkrieg beobachteten Effekte weit übertreffen würde. Durch den geringen Leistungsvorsprung der in der Zwischenkriegszeit gebauten Jagdflugzeuge gegenüber den Bombern und das Fehlen eines funktionsfähigen Luftraumüberwachungssystems ging man davon aus, dass es den feindlichen Jagdflugzeugen selten gelingen würde, die Bomber überhaupt abzufangen. Sollten die Jagdflugzeuge doch einmal in Schussposition gelangen, wurde erwartet, dass die Bomber aufgrund ihrer verbesserten Abwehrbewaffnung bei gegenseitiger Feuerunterstützung im engen Formationsflug alle Angriffe von Jagdflugzeugen abwehren könnten. Der einflussreiche britische Politiker Stanley Baldwin äußerte 1932: „Der Bomber wird immer [zum Ziel] durchkommen“ und drückte die damals verbreitete Ansicht aus, ein zukünftiger Krieg würde durch Luftangriffe auf die Zivilbevölkerung entschieden werden. Gemäß der 1928 formulierten Trenchard-Doktrin ging man davon aus, dass Bombenangriffe auf „alle Objekte, die wirksam zur Zerstörung der gegnerischen Mittel des Angriffs beitragen und seine Entschlossenheit zum Kampf verringern“ strategisch günstiger seien, als gegen feindliche Streitkräfte in direkter Feldschlacht vorzugehen, und begann bereits mit der Entwicklung der Stabbrandbombe, der Hauptwaffe des späteren Bombenkrieges. Als 1934 ein Krieg gegen Deutschland absehbar war, formulierte die britische Regierung einen auf fünf Jahre angelegten Plan zur Erweiterung der britischen Luftstreitkräfte, der sowohl die Aufstellung einer starken Streitmacht von Bombern zum Angriff auf Deutschland, als auch die Schaffung eines Luftverteidigungssystems zur Abwehr deutscher Bombenangriffe vorsah. Dieser Plan wurde in wesentlichen Teilen entsprechend dem ursprünglichen Entwurf umgesetzt. Der Aufbau eines Netzes von Fliegerhorsten in Südengland und die Ausbildung eines Kaders von Piloten und Besatzungen hatten dabei Priorität. Die Ausrüstung der Royal Air Force mit modernen Kampfflugzeugen konnte dagegen erst gegen Ende des Planungszeitraums stattfinden. Das Fehlen einer einsatzbereiten Luftwaffe beeinflusste die britische Politik und wird häufig als einer der Gründe für Chamberlains Appeasement-Politik angesehen. Umgekehrt war sich das Deutsche Reich der von seiner neugeschaffenen Luftwaffe ausgehenden Drohwirkung voll bewusst und nutzte sie zur Unterstützung seiner expansiven Politik. 68 Luftschlacht um England Erst der Zweite Weltkrieg zeigte, dass die Erwartungen an die Kampfkraft von Bombern weit übertrieben gewesen waren. Bereits 1939 wurde durch britische Angriffe auf deutsche Kriegsschiffe und Marinestützpunkte an der Nordsee deutlich, dass durch Suchradar geführte Jagdflugzeuge die Bomber zum Kampf stellen und den Bomberformationen trotz ihrer Abwehrbewaffnung vernichtende Verluste zufügen konnten. Diese Erfahrung ließ das britische Luftverteidigungssystem als wesentlich wichtiger erscheinen, als man vor dem Krieg erwartet hatte. Gleichzeitig hatten sich die Bomber als weniger wirkungsvoll erwiesen als gedacht. Trotzdem hielten die Briten an der Erwartung fest, dass Bombenangriffe gegen die Zivilbevölkerung kriegsentscheidend sein würden. Auch die deutschen Luftangriffe während der darauffolgenden Luftschlacht um England richteten sich in der Endphase, von der die Entscheidung erwartet wurde, gegen den Großraum London und damit gegen die Zivilbevölkerung Großbritanniens. Siehe auch: Luftkrieg. Ausgangssituation Seitdem 1934 der Erweiterungsplan für die Royal Air Force (RAF) unter dem Namen Plan A verabschiedet worden war, arbeiteten die Briten systematisch am Aufbau einer modernen Luftwaffe. Die wichtigsten Schritte waren dabei der Ausbau eines Netzwerks von Fliegerhorsten, der Aufbau einer Basis von geschultem Bodenpersonal und eines Kaders von Piloten, und später – etwa in den zwei Jahren zwischen dem Münchner Abkommen und der Luftschlacht um England – die Ausrüstung der RAF mit modernen Bombern und Jagdflugzeugen. Am 1. September 1939 hatte das Deutsche Reich Polen angegriffen. Frankreich und Großbritannien erklärten Deutschland daraufhin den Krieg, der Zweite Weltkrieg in Europa hatte begonnen. In mehreren Blitzkriegen konnte Deutschland 1940 den Die Situation in Europa 1940 Alliierten massive Verluste zufügen und während des Westfeldzugs die Beneluxländer und weite Teile Frankreichs besetzen. Die britischen Truppen auf dem Festland wurden bei Dünkirchen in Frankreich eingekesselt und konnten in der Operation Dynamo gerade noch vor der Vernichtung gerettet werden. Die Rettung der Expeditionsarmee (ca. 240.000 Soldaten) und von 100.000 weiteren Soldaten verbündeter Staaten förderte sehr die britische Moral. Da die Soldaten bei der Evakuierung alle schweren Waffen zurücklassen mussten, war die erfolgreiche Verteidigung der britischen Inseln gegen eine deutsche Invasion noch nicht sicher. Der überragende Abwehrerfolg weniger Tage bildete aber die entscheidende Grundlage für Churchills kategorisches Nein, mit dem Deutschen Reich Friedensverhandlungen aufzunehmen und war der frühzeitige Anfang vom Ende von Hitlers globaler Kriegsstrategie. Hitler entschloss sich für den Angriff auf die Sowjetunion, den ideologischen Hauptgegner, ohne vorher den Gegner im Westen besiegt zu haben oder mit ihm zu einem modus vivendi gekommen zu sein.[2] Am 22. Juni wurde zwischen der französischen Armee und der deutschen Wehrmacht ein Waffenstillstand unterzeichnet, sehr zur Enttäuschung Großbritanniens und der USA. Begründet durch den schnellen Sieg über alle Kriegsgegner außer Großbritannien wurden Signale erwartet, die den Wunsch auf Beendigung der Kampfhandlungen seitens der Briten ausdrückten. Tatsächlich gab es politische und populäre Strömungen, die dazu bereit waren. 69 Luftschlacht um England Doch Arthur Neville Chamberlain, der bis dahin die Appeasement-Politik vertreten hatte, war am 10. Mai 1940 als Premierminister zurückgetreten; und der energische Winston Churchill trat an seine Stelle. Er stellte am 13. Mai klar, dass der „Krieg gegen eine monströse Tyrannei, wie sie nie übertroffen worden ist, im finsteren Katalog der Verbrechen der Menschheit“ nur mit einem „Sieg um jeden Preis“ beendet werden dürfe. Die Angriffe der britischen RAF auf deutsche Städte begannen mit dem Angriff auf Mönchengladbach am 11. Mai 1940 mit 35 Bombern. Am 16. Juli 1940 gab Hitler den Befehl zur Vorbereitung der Operation Seelöwe. Um diesen Plan durchführen zu können, war sich der deutsche Generalstab sicher, müsse man erst die Luftherrschaft über England gewinnen. Hitlers Appell an die Vernunft Englands, es könne weiteres Blutvergießen vermieden werden, ausgesprochen in einer Rede vor dem Reichstag am 19. Juli, führte zu keiner Reaktion. Bombe mit der Aufschrift „Extra-Havanna für Aus heutiger Sicht wird der Plan zur Landung in Großbritannien als Churchill“, August 1940 unrealistisch angesehen. Weder die Ausrüstung der Marine noch des Heeres war für dieses Vorhaben geeignet. Es fehlten Transportmöglichkeiten für eine Invasionsarmee. An einen Eroberungskrieg gegen Großbritannien hatte man in der Aufrüstungsphase bis 1939 nicht gedacht. Deutscher Operationsplan Oberbefehlshaber der Luftwaffe war Generalfeldmarschall Hermann Göring. Er zeichnete sich stets durch seinen vorauseilenden Gehorsam gegenüber Hitler aus, der ihm am 19. Juli den eigens für ihn geschaffenen Rang Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches verlieh. Hitler sah sich nach dem siegreichen Krieg gegen Frankreich, von dem ihm der Stab des Oberkommandos der Wehrmacht eindringlich abgeraten hatte, als hervorragenden Feldherrn. Der einzig verbliebene Gegner im Westen war Großbritannien, und obwohl er noch Anfang 1939 versichert hatte, nie gegen England Krieg zu führen, schien ihm dies jetzt möglich. Göring konnte bei der Schlacht um Dünkirchen seine Ankündigung, das britische Expeditionskorps zu vernichten, nicht erfüllen. Dies ermöglichte den Alliierten in der Operation Dynamo die Verbände in großen Teilen zu retten. Gleichwohl sah Göring die Möglichkeit, die Kampfkraft der Luftwaffe, insbesondere die Wirkung strategischer Bombardements auf der britischen Insel, beweisen zu können. Die Deutsche Wehrmacht teilte ihre Luftstreitkräfte in insgesamt fünf Luftflotten auf. Drei davon wurden für den Angriff aufgeboten: Luftflotte 2 unter Generalfeldmarschall Albert Kesselring mit dem Ziel, den Südosten und London anzugreifen; Luftflotte 3 unter Generalfeldmarschall Hugo Sperrle mit dem Ziel den Westen, die Midlands und den Nordwesten anzugreifen; Luftflotte 5 unter Generaloberst Hans-Jürgen Stumpff war in Norwegen und Dänemark stationiert und sollte den Norden Englands und Schottland angreifen. Gegen Ende der Luftschlacht griff auch eine Einheit der italienischen Luftwaffe, das Corpo Aereo Italiano, unter dem Kommando von Rino Corso Fougier in die Kämpfe ein. Einem Befehl Görings zufolge sollte die britische Luftraumüberwachung und die küstennahen Stützpunkte der RAF in vier Tagen ausgeschaltet werden. In einem weiteren Schritt sollten innerhalb von vier Wochen vor allem Produktionsanlagen für Jäger und andere Flugzeuge angegriffen werden. Doch die britische Verteidigung war stärker als erwartet, und die Befehlshaber der Luftflotten wollten die Strategie unterschiedlich umsetzen, wurden aber auf ein einheitliches Vorgehen festgelegt. Während Kesselring vor allem direkt London bombardieren lassen wollte, beabsichtigte Sperrle, zunächst die britischen Fliegerhorste angreifen zu lassen. Sperrles Plan wurde umgesetzt. Die Deutschen hatten kaum geheimdienstliche Informationen über die britische Luftverteidigung und schätzten die Stärke der Royal Air Force konstant als zu gering ein. 70 Luftschlacht um England 71 Britischer Operationsplan Bis Oktober 1940 war der verantwortliche Oberbefehlshaber des Fighter Command Air Marshall Hugh Dowding. Auf ihn geht das Dowding-System – also das britische Luftverteidigungskonzept – zurück. Räumlich wurde die Luftverteidigung des britischen Luftraumes vier Gruppen zugeteilt: • Südwestengland und Wales: 10 Fighter Group, unter dem Kommando von Sir Christopher Quentin Brand; • Südostengland mit dem Großraum London: 11 Fighter Group, unter dem Kommando von Air Vice-Marshall Keith Park; • Mittelengland: 12 Fighter Group, unter dem Kommando von Air Vice-Marshall Trafford Leigh-Mallory; • Norden: 13 Fighter Group unter dem Kommando von Air Vice-Marshall Richard Saul. Eine weitere Aufteilung erfolgte in Sektoren, die über jeweils zwei bis vier Squadrons verfügten. Die Befehlszentralen wurden Sector Stations genannt. Britische Radarüberwachung; Großbritannien gewann die Luftschlacht um England unter anderem deshalb, weil es die gesamte Küste mit Radar überwachen konnte. Aufbauend auf dem im Ersten Weltkrieg zur Abwehr der strategischen deutschen Luftangriffe entwickelten Luftverteidigungssystem, hatten die Briten ein modernes System zur Identifizierung und Abwehr von Luftangriffen entwickelt, das auf einem von Radarbesatzungen und Luftraumbeobachtern mit Meldungen über eigene und feindliche Flugbewegungen versorgten Informations- und Befehlsnetz beruhte. An der britischen Küste befanden sich zahlreiche Radarstationen (Chain Home), deren Reichweite sich von der britischen Küste bis zu den Luftwaffenstützpunkten in Frankreich erstreckte. Über dem Binnenland wurden Flugzeuge vom sogenannten Beobachter-Korps optisch verfolgt und telefonisch gemeldet. Die so gewonnenen Informationen wurden zunächst im Hauptquartier des Fighter Command der RAF, dem Bentley Priory, einem Herrschaftshaus nahe Stanmore, gesammelt und beurteilt. Die Feindbewegungen wurden auf großen Kartentischen dargestellt und die Informationen wurden an die Operation Rooms der Sector Stations weitergeleitet. Von dort aus erfolgte die Alarmierung und Leitung der Abfangjäger. Diese wurden dann mittels Sprechfunk-Anweisungen an den Feind herangeführt. Limitierend dabei war die Hochfrequenz-Technologie, welche die Kommunikation nur über eine geringe Reichweite ermöglichte und deshalb ab September 1940 durch Kurzwellen ersetzt wurde. Obwohl Deutschland bei der Erforschung und Entwicklung des Radars (unter dem Namen Funkmessung) einen technologischen Vorsprung hatte, war die einsatznahe Anwendung der vorhandenen Ausrüstung von der Ortung der feindlichen Flugzeuge bis hin zur Leitung der Abfangjäger höchst effektiv. Die Entzifferung des deutschen Enigma-Codes in Bletchley Park, als Unternehmen bekannt unter dem Kodenamen Ultra, lieferte auch wichtige Informationen über die Angriffe der Deutschen. Um dem Pilotenmangel zu begegnen, wurden Piloten aus dem Commonwealth, Frankreich, den USA, Polen und der Tschechoslowakei unter dem Befehl der Royal Air Force eingesetzt. Luftschlacht um England 72 Kräfteverhältnis zu Beginn der Luftschlacht Bei einer als Abnutzungsschlacht geführten Auseinandersetzung kommt dem Zahlenverhältnis eine gewisse Bedeutung zu, wenn auch nicht die alleinige. Die Anzahl der für die Schlacht zur Verfügung stehenden Flugzeuge (wie in der Tabelle unten dargestellt) unterscheidet sich von den tatsächlich einsatzbereiten Maschinen um ungefähr 10 bis 25 %. Der Bestand an einsatzklar gemeldeten Maschinen variierte täglich. Die Produktion an einsitzigen Jagdflugzeugen betrug dank Lord Beaverbrook (Minister für Flugzeugproduktion) in den Monaten Juli bis September bei der RAF durchschnittlich 440 Stück. Beaverbrook hatte die Produktion von Jagdflugzeugen auf Kosten jeder anderen Flugzeugart gesteigert und wurde von der Führung der RAF teils heftig dafür kritisiert, unter anderem weil die Herstellung von Schulflugzeugen für die Pilotenausbildung, die für die RAF von kritischer Bedeutung war, durch Beaverbrooks Maßnahmen beeinträchtigt wurde. Bei der Luftwaffe war der monatliche Ausstoß mit näherungsweise 230 Jagdflugzeugen durchschnittlich nur halb so groß,[3] verantwortlich dafür war Generalluftzeugmeister Ernst Udet. Während in Deutschland monatlich etwa 800 ausgebildete Piloten die Fliegerschulen verließen, kam die RAF nur auf knapp über 200. Die Tabelle spart die 84 Messerschmitt Bf 109 E der Luftflotte V (Norwegen) aus, da sie aufgrund ihrer Reichweite keine Möglichkeit hatten, die britische Küste zu erreichen. Es standen außerdem eine beträchtliche Anzahl von Aufklärern und Verbindungsflugzeugen auf beiden Seiten zur Verfügung. Die Luftwaffe verfügte darüber hinaus über eine nennenswerte Zahl von Seenotrettungsflugzeugen, die in der Luftschlacht um England später eine wichtige Rolle spielten. Insgesamt nannte die RAF um diese Zeit in etwa 3000 Flugzeuge ihr eigen, die Luftwaffe dagegen um 4500, auf fünf Luftflotten verteilt. Britischer Luftraumbeobachter auf einem Hausdach in London Luftwaffe: Luftflotten II, III und V (20. Juli 1940) Royal Air Force (Juni 1940) Bomber 1576, davon 316 einmotorige Ju 87 ca. 500 einmotorige Jäger 809 Bf 109 E ca. 700, davon ca. 250 Spitfires zweimotorige Jäger 300 Bf 110 ca. 96 Bristol Blenheim IF Verlauf der Luftschlacht Kanalkampf: 10. Juli–11. August 1940 Obwohl bereits auch bei Tage Ziele an der englischen Küste angegriffen wurden, konzentrierten sich in dieser Phase die Angriffe der Luftwaffe auf Konvois im Ärmelkanal, in der Themsemündung sowie auf Marineeinrichtungen entlang der Küste. Bei Nacht wurden Ziele im Landesinneren bombardiert. Sowohl die Luftwaffe als auch die RAF nahmen diese Gelegenheit wahr, ihre Taktik und Kampfkraft zu vergleichen. Die Verluste bei den Konvois waren so hoch, dass Konvois im Ärmelkanal strengstens untersagt wurden. Luftschlacht um England Angriffe auf küstennahe Ziele: 12. August–23. August 1940 Am 12. August kam es schließlich zu einem Großangriff durch die Erprobungsgruppe 210 auf vier Radarstationen bei Portland und Dover, bei dem über 200 Bomber beteiligt waren. Auch einige küstennahe Stützpunkte der britischen Abfangjäger wurden von Bombern und Jagdflugzeugen angegriffen. Die Radarstationen waren jedoch sechs Stunden nach dem Angriff wieder einsatzbereit. Mit dem 13. August, dem „Adlertag“, begann eine Serie von Großangriffen auf die Einrichtungen der RAF, im Speziellen die Stützpunkte der 11 Fighter Group unter der Führung von Luftmarschall Keith Park. Auch küstennahe Radarstationen und Einrichtungen der Marine waren immer wieder das Ziel der Angriffe. Am 15. August griff die Luftflotte 5 im Norden Englands an, da man vermutete, dass die Luftverteidigung auf den Süden konzentriert sei. Dies erwies sich jedoch als ein fataler Fehler, und Formation He 111 über dem Ärmelkanal, 1940 zahlreiche Bomber wurden abgeschossen. Daher wird der Tag auf britischer Seite auch als The Greatest Day (deutsch: Der großartigste Tag) bezeichnet. Ein Grund für die hohen Verluste war auch der Mangel an Begleitjägern mit hoher Reichweite. Die zweimotorige Messerschmitt Bf 110 (Me 110) besaß zwar die entsprechende Reichweite, war jedoch den einmotorigen Jägern unterlegen und hatte selbst hohe Verluste zu verzeichnen. Die Luftflotte 5 konnte sich während der gesamten Luftschlacht nicht mehr von den hohen Verlusten erholen. Der 18. August wird als The Hardest Day (deutsch: Der härteste Tag) bezeichnet, da beide Seiten die höchsten Verluste der gesamten Schlacht hatten. Am Vortag stellte Oberst Schmidt, der für Geheimdienstaufgaben zuständiger Offizier des Luftwaffenoberkommandos, folgende Einsatzstärke der britischen Luftverteidigung fest: 430 Hurricanes, Spitfires und Defiants. Davon seien 70 % einsatzbereit, also etwa 300. Tatsächlich verteilten sich die Kräfte am 18. August wie folgt: Bordkamera einer Spitfire zeigt Leuchtspurmunition, die eine He 111 trifft, über England am 25. Sep. 1940 73 Luftschlacht um England 74 Einsatzbereite Kräfte am Morgen des 18. August: Luftwaffe, Luftflotten I, II u. V. RAF (Fighter Command) Bomber 1134, davon 276 einmotorige Ju 87 einmotorige Jäger 780 Bf 109 E 826, davon 262 Spitfires zweimotorige Jäger 214 Bf 110 51 Bristol Blenheim IF Flugzeuge zerstört oder schwer beschädigt 100 136, davon 60 am Boden zerstört Piloten gefallen oder in Gefangenschaft 62, davon 17 in Gefangenschaft 30 Verluste bis Abend des 18. August: Unter den 60 am Boden zerstörten Maschinen der RAF befanden sich Schulungs- und Verbindungsflugzeuge, Aufklärer und Seerettungsflugzeuge, aber keine einzige Hurricane oder Spitfire. Diese wurden alle rechtzeitig zum Kampf in die Luft gebracht. Die Verteilung der Verluste dieses einzigen Tages ist symptomatisch für die gesamte Schlacht: Der Schwund unter den Piloten der Luftwaffe durch Verwundung, Gefangenschaft und Tod war stets deutlich höher als bei der RAF. Die britischen Piloten kämpften in der Regel über dem Heimatland und waren so nach einer Notlandung wieder einsatzbereit, während deutsche Piloten unter ähnlichen Umständen in Gefangenschaft gingen. Nach diesem Tag zog Göring das Sturzkampfflugzeug Ju 87 Stuka weitestgehend von der Luftschlacht ab. Dieses Flugzeug stand als Symbol für den Blitzkrieg, erwies sich jedoch in der Luftschlacht um England als zu stark gefährdet und die Verluste waren extrem hoch. Dadurch verlor die Luftwaffe aber ihr Potenzial an Präzisionsangriffen. Göring veranlasste ebenfalls, dass die Bf 110 nur dann eingesetzt werden sollte, wenn es absolut notwendig sei. Göring stoppte auch die Angriffe auf Radarstationen, da er die Angriffe als wirkungslos ansah. Dies erwies sich als strategischer Fehler, da in der Folge die britischen Verteidiger immer wussten, wann und wo sie auf die Deutschen treffen würden, eine Erleichterung für die Struktur der britischen Luftverteidigung. Angriffe auf Flugplätze und Flugzeugwerke in Südengland: 24. August–6. September 1940 Je mehr die Ziele ins Landesinnere rückten, desto schwieriger wurde die Situation für die Angreifer. Ein großes Handicap der deutschen Messerschmitt Bf 109 war ihre für den Einsatz als Begleitschutzjäger unzureichende Eindringtiefe. Ab Erreichen der englischen Küste hatten die Piloten der Bf 109 noch einen Treibstoffvorrat für etwa 30 Minuten Kampfzeit. Mussten sie Bomber 15 Minuten (etwa 100 Kilometer) weit ins Landesinnere begleiten, blieb praktisch kein Treibstoff für einen Kampf gegen die britischen Jagdflugzeuge. Die eigentlich als Langstrecken-Begleitschutz vorgesehene zweimotorige Messerschmitt Bf 110 verfügte zwar über die nötige Eindringtiefe, erwies sich aber für diese Aufgabe als völlig ungeeignet und erlitt schwere Verluste. Dennoch kamen die Stützpunkte der 11 Fighter Group, zuständig für die Verteidigung Südenglands und London, in schwere Bedrängnis. Jedoch waren die von der Luftwaffe angenommenen Verluste auf britischer Seite fehlerhaft und von der Propaganda verändert. Viele der Do 17 und Spitfire im Luftkampf über England, als Totalverlust gezählten Flugzeuge der RAF waren tatsächlich nur 1940 beschädigt und die wichtigen Piloten konnten, sofern diese unverletzt blieben, noch am selben Tag mit neuen Flugzeugen wieder eingesetzt werden. Die deutsche Aufklärung versagte und die Auffassung seitens der deutschen Führung entstand, dass die RAF de facto nicht mehr einsatzfähig sei. Göring ließ verlauten, dass die RAF höchstens noch über 50 Spitfires verfügt, tatsächlich war der Bestand an täglich einsatzbereiten Jagdmaschinen zu keiner Zeit geringer als 650, Hurricanes und Spitfires zusammengenommen. Luftschlacht um England 75 Tagangriffe auf London: ab 7. September 1940 Als Reaktion auf einen Nachtangriff der RAF am 25. August auf Berlin befahl Hitler am 4. September, von nun an London anzugreifen. Als die Bombardierung der südenglischen Jägerstützpunkte eingestellt wurde, konnte sich die britische Luftverteidigung erholen und in weiterer Folge voll gegen die unzureichend ausgerüsteten Verbände deutscher Bomber und Jagdbomber entfalten. Zur Verteidigung Londons wurde außerdem nun auch die 12 Fighter Group unter Führung von Air Vice Marshall Leigh-Mallory hinzugezogen. Damit wurden erstmals zahlenmäßig starke Verbände britischer Jäger zum Einsatz gebracht. Während der Angriffe diente die Londoner U-Bahn als Luftschutzbunker. In einem Stollen wurde eine Munitionsfabrik betrieben und eine Bahnstation wurde zum Teil für Kabinettssitzungen benutzt. Am Morgen des 17. Septembers verschob Hitler die Operation Seelöwe auf „unbestimmte Zeit“, am 12. Oktober verlautbarte Generalfeldmarschall Keitel: „Der Führer hat beschlossen, daß ab heute bis zum Frühjahr die Vorbereitungen für Seelöwe (Landung in England) lediglich zu dem Zweck fortgeführt werden sollen, um Großbritannien politisch und militärisch weiterhin unter Druck zu setzen. Sollte die Landeoperation im Frühjahr oder im Frühsommer 1941 wieder in Erwägung gezogen werden, ergehen weitere Befehle […][4] “ Ab dem 29. Oktober 1940 wurden die Großangriffe auf London bei Tage eingestellt. Vereinzelte Angriffe mit Bombern und Jagdbombern wurden jedoch weiterhin geflogen. Die Nachtangriffe wurden bis Mai 1941 weitergeführt. Um auch effektive Nachtangriffe fliegen zu können, wurde das Knickebein-Funknavigationssystem entwickelt, bei dem einmal aus Norddeutschland und einmal aus Nordfrankreich Radiostrahlen gesendet wurden, die sich über dem Abwurfgebiet kreuzten. Die Briten nahmen die Geheimdienstberichte über dieses System zunächst nicht ernst. Als MI6-Agent Reginald Victor Jones die Existenz der Strahlen nachweisen konnte, wurden jedoch erfolgreiche Gegenmaßnahmen eingeleitet. Dazu wurden Störsignale und Strahlen gesendet, die das System unbrauchbar machten. Die Angriffe auf die Stadt Coventry am 14. November 1940 und am 8. April 1941 waren die schwersten Bombenangriffe des Krieges bis dahin. Diese Angriffe prägte in der deutschen Propaganda den Begriff Coventrieren, der das Vernichten einer Stadt bedeutet, um die Moral des Feindes zu brechen. Diese Formulierung war indes eine propagandistische Übertreibung, da sich die Angriffe in erster Linie gegen militärische Produktionsstätten richteten. Die Opfer unter der Zivilbevölkerung betrugen 1236 Tote. Außerdem wurden viele tausend Wohnungen und zirka 75 % der Fabriken zerstört, was jedoch nicht zu nennenswerten Produktionsrückgängen führte. Die Flächenbombardements der Royal Air Force ab 1942, etwa gegen das Altstadtzentrum von Lübeck, galten anfangs als Rache für Coventry. Notgelandete Bf 109 am Ärmelkanal in Frankreich, 1940 Ausländische Unterstützung Großbritannien In der Royal Air Force flogen auch freiwillige Piloten fremder Nationen. Neben den freiwilligen Piloten stellten auch die Regierungen, die vor den deutschen Truppen nach Großbritannien geflohen waren, eigene Flugeinheiten auf, die unter dem Kommando der RAF an den Kämpfen teilnahmen. Besonders die tschechoslowakischen und polnischen Piloten erwiesen sich als effektiv. So hatten die polnischen Piloten (5 %) etwa 12 % der Abschüsse zu verzeichnen. Luftschlacht um England Polnischen Angaben zufolge soll der Anteil der Polen in der RAF ein Fünftel, der auf sie zurückgehenden Abschüsse sogar ein Drittel betragen haben. Deutsches Reich Die deutsche Luftwaffe wurde gegen Ende der Luftschlacht von einem italienischen Geschwader, dem Corpo Aereo Italiano, unterstützt. Angeblich einer Bitte Benito Mussolinis folgend, wurden 80 Fiat BR.20 Bomber, unterstützt durch eine unbestimmte Zahl von Fiat G.50 und Fiat CR.42 Jagdflugzeugen, in Belgien stationiert. Bei geringem eigenen Erfolg wurden dem Verband am 11. November durch Hurricanes der RAF schwere Verluste zugefügt. Ergebnis Opfer unter der englischen Zivilbevölkerung bis April 1941: 27.450 Tote, 32.138 Verletzte. Verluste der RAF zwischen 10. Juli und 31. Oktober 1940: 544 Piloten gefallen, 1547 Flugzeuge zerstört, davon 915 im Luftkampf abgeschossen.[5] Verluste der deutschen Luftwaffe im Luftkrieg gegen Großbritannien bis Mai 1941: 2000 Luftwaffenangehörige gefallen, 2600 Luftwaffenangehörige vermisst oder in Gefangenschaft, 2200 Flugzeuge zerstört, davon 1733 im Zeitraum vom 10. Juli bis 31. Oktober im Luftkampf abgeschossen.[6] Die Luftschlacht um England führte zu einer deutlichen Niederlage der deutschen Luftwaffe. Die Ursachen lagen unter anderem in verfehlten deutschen Vorstellungen über die Möglichkeiten eines strategischen Luftkrieges, schlechter Einsatztaktik des deutschen Oberkommandos, Fehlen strategischer Bomber und Langstreckenbegleitjäger, mangelhafter Geheimdienstarbeit sowie im leistungsfähigen, radargestützten britischen Jägerleitsystem. Außerdem erlitt die deutsche Luftwaffe in der als Abnutzungskrieg geführten Luftschlacht größere Verluste, während die Briten ihre Verluste durch eine gesteigerte Produktion von Jagdflugzeugen, eine beschleunigte Pilotenausbildung und das Anwerben von Piloten aus fremden Nationen wettmachen konnten. Winston Churchill bemerkte über die Bedeutung der Schlacht: „Nie zuvor in der Geschichte des kriegerischen Konflikts verdankten so viele so wenigen so viel“. Damit war der legendäre Ausdruck The Few (Deutsch: die Wenigen) als Synonym für die Piloten der Royal Air Force geprägt. Er spielte damit auch auf die zu Beginn der Operation wahrgenommene Unterlegenheit in Hinsicht auf die Anzahl der einsatzbereiten Kampfflugzeuge an. Die britische Öffentlichkeit hatte über den Zeitraum von Herbst 1940 bis Frühjahr 1941 keine klare Wahrnehmung über das Ende der Schlacht und über ihren eigenen Sieg. Die Bedrohung aus der Luft war aufrechterhalten durch die Nachtangriffe, und die Bedrohung durch deutsche U-Boote, die verstärkt gegen Versorgungskonvois vorgingen, war alarmierend. Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Sieg in der (Luft)Schlacht um England bei einer großen Zeremonie in London gefeiert. Im Herbst 1940 kam es als Folge der Big-Wing-Kontroverse zur Ablösung Dowdings durch Charles Portal. Auch Keith Park wurde durch Trafford Leigh-Mallory abgelöst, der dann während der Invasion 1944 die gesamten alliierten Luftstreitkräfte leiten sollte. Hitler versuchte noch im Oktober 1940, mit Franco (Spanien) und Pétain (Vichy-Frankreich) neue Verbündete im Kampf gegen Großbritannien zu gewinnen, scheiterte aber auch in diesem Ansinnen. Sogar mit der Sowjetunion wurden Verhandlungen über eine Anti-England-Koalition begonnen, die aber ebenfalls scheiterten. Die deutschen Jägerpiloten wurden in der Folge von ihrem Oberkommandeur Hermann Göring der Feigheit bezichtigt. Göring erneuerte diesen Vorwurf im weiteren Verlauf des Krieges verschiedene Male, um Niederlagen der Luftwaffe zu erklären und von seinem eigenen Versagen als Befehlshaber abzulenken. 76 Luftschlacht um England Propaganda Die Zensur der privaten Post im Juni 1940 führte zu der Erkenntnis, dass unter der britischen Bevölkerung der Krieg nicht sehr „populär“ sei. Sozial schwächere Schichten hielten den Krieg für eine Unterstützung der Interessen der Privilegierten. Die plötzliche Erkenntnis, dass Großbritannien ab dem Waffenstillstand Frankreichs alleine gegen Hitler (dieser war ein weit stärkeres Feindbild als das deutsche Volk an sich, sogar „die Franzosen“ waren wegen ihrer vermeintlichen Feigheit verhasster als „die Deutschen“) kämpfte, und die energischen Reden Churchills vor dem britischen Unterhaus („[…] verspreche ich euch Blut, Schweiß und Tränen […]“) änderten die Stimmung. Als die Bomben massive Opfer der Zivilbevölkerung forderten, erübrigte sich jede Propaganda zur Erzeugung eines Feindbildes. Nun war Durchhalten gefragt, weswegen die Abschusszahlen deutscher Flugzeuge bewusst überhöht angegeben wurden, und zwar bis zu einem Vierfachen der tatsächlichen deutschen Verluste. Filmmaterial wurde ganz im Gegensatz zu Deutschland nicht in großem Maßstab verbreitet. Plakate warnten vor gefährlicher Geschwätzigkeit und ermutigten zur Mitwirkung an Kriegsaktivitäten. Zum Schutz gegen die verheerenden nächtlichen Bombenangriffe wurde die baldige Einsatzreife von Geheimwaffen verkündet. Damit waren Luftminenfelder, mit Präzisionsradar ausgerüstete Nachtjäger und zielsuchende Boden-Luft-Raketen gemeint. Keines dieser Projekte erreichte während des Krieges Einsatzreife. Auf deutscher Seite konzentrierte man sich darauf, die Bevölkerung weiter auf die Person Adolf Hitlers einzuschwören. Die schnellen militärischen Erfolge im Westen, in Bild und Ton verbreitet durch „Die Deutsche Wochenschau“, dienten dazu hervorragend. Die regelmäßige und spektakuläre Darbietung von Filmmaterial von der Front zeigte Wirkung bei allen Altersgruppen. Der deutschen Bevölkerung war das Kriegsgeschehen am Ärmelkanal jedoch zu weit entfernt, um dafür eine besondere Leidenschaft zu entwickeln. Die zunehmenden Nachtangriffe durch britische Bomber wurden allerdings verwertet, um die Briten und vor allem Winston Churchill als Feindbild aufzubauen. Die Luftwaffe halbierte ihrerseits ihre Verluste gegenüber der Kriegsberichterstattung. Bis zum Angriff auf die Sowjetunion 1941 wurde die Invasiondrohung gegenüber Großbritannien aufrechterhalten, um von den Vorbereitungen bezüglich Unternehmen Barbarossa abzulenken. Flugzeugtypen Die wichtigsten eingesetzten Flugzeugtypen werden im Folgenden aufgelistet. Luftwaffe • Bomber: Junkers Ju 87, Dornier Do 17, Heinkel He 111, Junkers Ju 88 • Jäger: Messerschmitt Bf 109, Messerschmitt Bf 110 Royal Air Force • Jäger: Hawker Hurricane, Supermarine Spitfire, Boulton-Paul Defiant, Bristol Blenheim, Bristol Beaufighter Literatur • Stephen Bungay: The Most Dangerous Enemy: a History of the Battle of Britain. Aurum Press, London 2001. ISBN 1-85410-801-8. • John Colville: Downing Street Tagebücher 1939–1945. Goldmann, München 1991. ISBN 3-442-12811-0. • Len Deighton: Luftschlacht über England. 2. Aufl. Heyne, München 1985. ISBN 3-453-01447-2. • Alfred Price: The Hardest Day, The Battle of Britain, 18 August 1940. Cassell, London 1998. ISBN 0-304-35081-8. • Percy E. Schramm (Herausgeber): Kriegstagebuch des OKW (Oberkommando der Wehrmacht). Eine Dokumentation. Weltbild, Augsburg 2005. ISBN 3-8289-0525-0. 77 Luftschlacht um England • Edward H. Sims: Jagdflieger – Die Großen Gegner von Einst. 11. Aufl., Motorbuch, Stuttgart 1985. ISBN 3-87943-115-9. • Theo Weber: Die Luftschlacht um England. Flugwelt-Verlag, Wiesbaden 1956. • Richard Collier: Adlertag – Die Luftschlacht um England. Heyne, München 1978. ISBN 3-453-00189-3. Filme • Luftschlacht um England, Großbritannien 1969 • Dark Blue World, Film [7] von Jan Sverak, Tschechien 2001 Weblinks • • • • • ZDF-Zeitgeschichte zum Thema [8] Die Schlacht um England [9] (englisch) bei Battle of Britain Historical Society Tagesberichte (1940) [10] (englisch) der Royal Air Force (RAF) Battle of Britain-Denkmal Eröffnung vom 18. September 2005 [11] (englisch) bei BBC Recollections of WWII [12] (englisch), a directory of oral history collections in the UK Referenzen [1] Walter Anger: Das Dritte Reich in Dokumenten. Sammlung Res publica. Band 7. Europ. Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1957. S. 135. [2] Vgl. Ian Kershaw: Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg 1940/41. DVA, München 2. Aufl. 2008, ISBN 978-3-421-05806-5, S. 25 - 76: London, Frühjahr 1940. Großbritannien beschließt, weiterzukämpfen. [3] Rolf-Dieter Müller: Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte. 10. Auflage, Band 21: Der Zweite Weltkrieg, 1939–1945. Herausgegeben von Wolfgang Benz, Klett-Cotta, Stuttgart 2004. ISBN 3-608-60021-3. S. 88. (Müller schreibt genau genommen von einer doppelt so großen britischen Produktionsfähigkeit mit 470 Jägern pro Monat.) [4] Walter Anger: Das Dritte Reich in Dokumenten. Sammlung Res publica. Band 7. Europ. Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1957. S. 138. [5] Battle of Britain Historical Society: Battle of Britain. [6] ZDF: Battle of Britain Historical Society. [7] http:/ / www. darkblueworld. com [8] http:/ / www. zdf. de/ ZDFde/ inhalt/ 25/ 0,1872,1017529,00. html [9] http:/ / www. battleofbritain1940. net [10] http:/ / www. raf. mod. uk/ bob1940/ bobhome. html [11] http:/ / news. bbc. co. uk/ 1/ hi/ uk/ 4257084. stm [12] http:/ / www. recollectionsofwwii. co. uk 78 Operation Jubilee 79 Operation Jubilee Operation Jubilee Teil von: Zweiter Weltkrieg, Westfront Zerstörte Landungsboote, Churchill-Panzer und tote kanadische Soldaten am Strand von Dieppe Datum 19. August 1942 Ort Dieppe (Frankreich) Ausgang Sieg der Wehrmacht Konfliktparteien Deutsches Reich Alliierte Befehlshaber Louis Mountbatten (Oberbefehlshaber) Gerd von Rundstedt (Oberbefehlshaber West) Truppenstärke etwa 6100 Soldaten etwa 1500 Soldaten Verluste (schätzungsweise) 1179 Tote, 2190 Kriegsgefangene (schätzungsweise) 310 Tote, 280 Verwundete Operation Jubilee war eine am 19. August 1942 durchgeführte Landungsoperation der Westalliierten hauptsächlich kanadische Truppen - gegen den Hafen von Dieppe im deutsch besetzten Nordfrankreich. Beteiligt waren 237 Schiffe und 7500 amerikanische, britische, kanadische, polnische und französische Soldaten. Ziel des Angriffs war die kurzzeitige Inbesitznahme der Stadt Dieppe, die nach wenigen Stunden wieder geräumt werden sollte. Die Operation scheiterte jedoch unter hohen alliierten Verlusten von bis zu 70 % der eingesetzten Streitkräfte. Im englischen Sprachraum ist der Angriff auch als Dieppe Raid bekannt. Operation Jubilee 80 Angriffsvorbereitung Deutsche Soldaten bei Dieppe Der Vorstoß gegen Dieppe ging maßgeblich von Admiral Lord Louis Mountbatten, Chef der Combined Operations, aus. Der Angriff sollte ursprünglich im Juli 1942 stattfinden und erhielt den Codenamen Operation Rutter. Das Ziel lag hauptsächlich in der Erprobung der Möglichkeit, einen Hafen auf dem besetzten Festland über einen kurzen Zeitraum zu halten. Des Weiteren sollten nachrichtendienstliche Informationen gesammelt und das Verhalten der deutschen Besatzer analysiert werden. Für den Angriff wurden überwiegend kanadische Soldaten ausgewählt, die nach längerer Zeit wieder einen Kampfeinsatz bestreiten sollten. Operation Rutter wurde im Mai 1942 genehmigt. Der Hauptangriff sollte auf den Strand von Dieppe durchgeführt werden. Mit Unterstützung der RAF und der britischen Marine sollten in erster Linie Fallschirmspringer der 2. kanadischen Division das Gebiet besetzen. Allerdings verhinderte schlechtes Wetter das Unternehmen, so dass Rutter am 7. Juli abgebrochen wurde. Brennendes britisches Landungsboot am Strand von Dieppe Verwundete kanadische Soldaten vor zerstörtem Churchill-Kampfpanzer Nachdem der Angriff auf Dieppe zu dieser Zeit nicht ausgeführt werden konnte, und sogar General Montgomery ein solches Unternehmen auf unbestimmte Zeit verschieben wollte, arbeitete Mountbatten Pläne für einen erneuten Vorstoß aus. Der Angriff erhielt nun die Bezeichnung Operation Jubilee. Obwohl er nicht die nötige Unterstützung übergeordneter Stellen erhielt, ließ Mountbatten nicht von seinem Vorhaben ab und begann mit entsprechenden Angriffsvorbereitungen Mitte Juli des Jahres 1942. Es wurde später von alliierter Seite vermutet, dass der deutsche Geheimdienst zu jener Zeit detaillierte Informationen über den Angriff besaß, die in Großbritannien operierende Agenten geliefert hatten. Angeblich soll Hitler auf Grund dieser Berichte kampferprobte Einheiten der Wehrmacht nach Nordfrankreich verlegt haben. Weitere Indizien stützten den Verdacht einer baldigen Landung, wie beispielsweise auffälliger britischer Schiffsverkehr entlang des Kanals. Ebenfalls hielten die Deutschen am 17. August in Angers Planspiele bezüglich eines alliierten Angriffs auf Dieppe ab. Diese Vermutungen konnten allerdings nicht bestätigt werden. Für Jubilee wurde erneut die 2. kanadische Division unter Leitung von Major General J. H. Roberts ausgewählt. Nach ihrer Landung bei Pourville und Puys sollten sie einen Frontalangriff auf Dieppe durchführen. Verteidigungsstellungen im Westen bei Gefallene alliierte Soldaten Varengeville-sur-Mer und Quiberville sowie im Osten bei Berneval sollten zuvor durch Kommandoeinheiten ausgeschaltet werden. Bodenunterstützung wurde durch 30 Kampfpanzer des Typs Churchill gewährleistet. Von Seeseite her gaben 252 britische Schiffe Operation Jubilee 81 Feuerschutz, und das Bomber Command sowie die 8. amerikanische Luftflotte boten 74 Flugzeugstaffeln auf. Zusammen mit der RAF war auch das polnische Exil-Jagdgeschwader im Einsatz. Insgesamt sollten 6100 alliierte Soldaten – darunter 5000 Kanadier – an der Küste abgesetzt werden. Erbeuteter Pz-Spähwagen Daimler Dingo Auf deutscher Seite stand die 302. Infanteriedivision, insbesondere das Infanterieregiment 571 mit etwa 1500 Soldaten, zur Verteidigung des Abschnitts bereit. Verlauf Am Abend des 18. August 1942 verließen etwa 240 Schiffe mehrere englische Kanalhäfen. Den ersten Zwischenfall gab es, als ein Schiffsverband, der den 3. Kommandotrupp transportierte, am frühen Morgen des 19. August auf einen deutschen Konvoi stieß. Dieser konnte zwar schnell aufgerieben werden, er alarmierte zuvor jedoch noch die Küstenverteidigung. Nach dem Zwischenfall waren die Einheiten zerstreut, weswegen nur 18 Kommandosoldaten die Küste Deutsche MG-Stellung bei Berneval erreichten, wo sie die Mannschaften einiger Verteidigungsstellungen überwältigen konnten. Obwohl es ihnen nicht möglich war, die Anlagen zu sprengen, hielten sie die Stellungen anderthalb Stunden. Die Soldaten des 4. Kommandotrupps landeten vollzählig bei Varengeville, wo sie die Küstenbatterie zerstörten und sich wieder einschifften. Die alarmierten deutschen Einheiten des IR 571 unter Oberstleutnant Hermann Bartelt hatten sich inzwischen bei den gefährdeten Küstenabschnitten positioniert. Ein kanadisches Regiment landete nach 5:00 Uhr – später als erwartet und damit nicht mehr im Schutze der Dunkelheit – bei Puys, wo es sofort unter Beschuss genommen wurde. Innerhalb einer Stunde fielen 225 von 600 kanadischen Soldaten; 264 gaben auf und nur 33 konnten nach England zurückkehren. Um 4:50 Uhr waren die South Saskatchewan und die Cameron Highlanders bei Pourville gelandet. Auch sie konnten ihre Ziele auf Grund starken deutschen Widerstands nicht erreichen und mussten sich zurückziehen. Um 5:20 Uhr landeten Soldaten der Royal Hamilton und Essex Scottish am Strand von Dieppe, wo sie sofort starkem Maschinengewehrfeuer ausgesetzt waren. Die zur Unterstützung bereitgestellten Churchill-Panzer wurden zu spät abgesetzt und blieben in Sperren stecken; sie wurden größtenteils zerstört. Wegen gestörter Nachrichtenübermittlung war die alliierte Führung nicht über die Vorgänge an den Landungszonen informiert und entschied, weitere Einheiten abzusetzen. Die bereits hoffnungslose Lage am Strand vermochten auch die Verstärkungstrupps nicht zu ändern. Um 10:50 Uhr gab die alliierte Führung den Rückzugsbefehl. Bis dahin hatten sie 4359 Mann an Verlusten zu beklagen, darunter 1179 Gefallene und 2190 Gefangene. Die britische RAF und die kanadische RCAF verloren 119 Flugzeuge, vor allem Spitfires; die deutsche Luftflotte 3 verlor am 19. August 1942 74 Flugzeuge (davon 50 Totalschäden): 5 Aufklärer, 29 Jagdflugzeuge und 40 Bomber. 109 Mann betrugen die Personalverluste der Luftwaffe, davon 25 Verwundete und 37 Vermisste.[1] . Die Wehrmacht hatte insgesamt mindestens 311 Gefallene und 280 Verwundete zu beklagen. Operation Jubilee Folgen In Großbritannien verfestigte sich die Erkenntnis, dass die von Stalin geforderte zweite Front in Westeuropa 1942 noch nicht aufgebaut werden konnte. Des Weiteren lieferte der Dieppe-Angriff wichtige Erkenntnisse für die spätere Operation Overlord. Insgesamt zeigte sich, dass die deutschen Truppen sehr schnell reagierten und eine starke und konsequente Gegenwehr organisieren konnten, der die alliierten Angreifer nicht gewachsen waren. Die deutsche Propaganda bezeichnete den alliierten Vorstoß als lange geplanten Invasionsversuch, der gegen jegliche militärische Logik verstoßen und rein politischen Zwecken gedient habe. Weblinks • „The Raid on Dieppe“ (englisch) [2] • „Operation Rutter – The Planned Attack on Dieppe 7 July 1942“ (englisch) [3] Referenzen [1] Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg, Verlustlisten RL 2/III [2] http:/ / users. pandora. be/ dave. depickere/ Text/ dieppe. html [3] http:/ / www. rickard. karoo. net/ articles/ battles_rutter. html 82 Atlantikschlacht 83 Atlantikschlacht Atlantikschlacht Teil von: Zweiter Weltkrieg Datum 3. September 1939 – 7. Mai 1945 Ort Atlantik, Nordsee, Irische See, Labradorsee, Sankt-Lorenz-Golf, Karibik, Golf von Mexiko, Outer Banks, Arctic Ocean Ausgang Sieg der Alliierten Konfliktparteien Deutsches Reich Italien (1940–1943) Vichy-Regime Vereinigtes Königreich • Neufundland Kanada Norwegen Polen Forces Françaises Libres Belgien Niederlande Vereinigte Staaten (1941–1945) Frankreich (1939–1940) Befehlshaber Erich Raeder Karl Dönitz Martin Harlinghausen Sir Percy Noble Sir Max K. Horton Percy W. Nelles Leonard W. Murray Ernest J. King Truppenstärke 28.000 Seeleute 783 U-Boote 30.264 Seeleute (zivil) 3500 Handelsschiffe 175 Kriegsschiffe 119 Flugzeuge Atlantikschlacht ist ein Sammelbegriff für die Kampfhandlungen der deutschen Kriegsmarine gegen Kriegsschiffe, Geleitzüge und andere Einrichtungen der Alliierten im Atlantik über die gesamte Dauer des Zweiten Weltkrieges. Atlantikschlacht Meilensteine dafür sind unter anderem der U-Bootangriff von Kapitänleutnant Günther Prien auf den Stützpunkt der Royal Navy im Hafen von Scapa Flow am 14. Oktober 1939, die Sprengung des Panzerschiffes Admiral Graf Spee in der Mündung des Río de la Plata am 17. Dezember 1939 und die Versenkung des Schlachtschiffes Bismarck am 27. Mai 1941 im Atlantik. Nach dem Rückzug der letzten schweren deutschen Überwasserstreitkräfte aus den französischen Atlantikhäfen (Unternehmen Cerberus) wurde die Atlantikschlacht fast ausschließlich als U-Boot-Krieg geführt. Hintergrund und Vorbereitung Durch den Vertrag von Versailles als Resultat des verlorenen Ersten Weltkrieges war das Deutsche Reich unter anderem signifikant am Aufbau einer schlagkräftigen Kriegsmarine gehindert. Der Besitz von U-Booten war generell untersagt, ebenso die Entwicklung und der Bau von Flugzeugträgern. Die meisten politischen Gruppen der Weimarer Republik hatten eine Revision dieses Vertrages zum Ziel. Die 1933 zur Macht gekommene NSDAP unter Adolf Hitler machte darin keine Ausnahme und ging rücksichtslos an deren Verwirklichung. Ein 1934 beschlossener Flotten-Ersatzplan ließ unter optimistischer Beurteilung des diplomatischen Klimas den Bau eines Flugzeugträgers und mehrerer großer Kriegsschiffe in Auftrag geben, deren Größe und Anzahl mehrfach nach oben korrigiert wurden. Das deutsch-britische Flottenabkommen von 1935 lockerte die Einschränkungen aus dem Vertrag von Versailles und ermöglichte offiziell den Aufbau einer U-Bootflotte. Als Argument für die Notwendigkeit eines Flottenausbaues über die Maßgaben des Versailler Vertrages hinaus diente die Forderung nach einem Gleichgewicht zu den Seestreitkräften Frankreichs (Parität). Die Schlüssigkeit dieser Forderung war stets umstritten, denn die Wahrscheinlichkeit eines Seekrieges mit Frankreich war aufgrund der langen gemeinsamen Grenze, die einen Landkrieg ermöglichte, nur hypothetisch. Der Drang zum Ausbau der Flotte hatte eher seine Begründung in dem Bedürfnis einer aufstrebenden Großmacht, auch eine bedeutende Kriegsflotte zu befehligen. Das Vorbild dazu lieferte Großadmiral Alfred von Tirpitz, der um die Jahrhundertwende mit uneingeschränkter Unterstützung von Kaiser Wilhelm II. den Aufbau einer deutschen Hochseeflotte forcierte. Im Gegensatz zum Deutschen Kaiser vor dem Ersten Weltkrieg war Hitler diesem Vorhaben gegenüber reserviert. Doch Admiral Raeder als Oberbefehlshaber der Kriegsmarine verstand es, durch regelmäßige Vorsprachen bei Hitler die Belange der Kriegsmarine zu protegieren. Bereits 1934 machte Raeder nach einer Besprechung mit Hitler eine Notiz, dass England ein künftiger Gegner sein könnte. Offiziell wurde aber bis zum Frühjahr 1939 stets betont, dass die Royal Navy aufgrund ihrer überlegenen Flotte nicht als Gegner für die Kriegsmarine in Frage käme. In Folge des Flottenabkommens verdoppelten sich 1935 zwar die Rüstungsausgaben für die Kriegsmarine aus dem Jahr 1934, blieben aber in ihrem Zuwachs bis 1938 hinter den Wehrmachtsteilen Heer und Luftwaffe deutlich zurück. So waren nicht die Rüstungsabkommen, sondern allein die Leistungsfähigkeit der deutschen Rüstung und die Verteilung der Rohstoffe an diese bestimmend für die Stärke der deutschen Kriegsmarine bei Kriegsbeginn. Ein Flottenausbauplan (Z-Plan) wurde erst im Januar 1939 von Hitler verabschiedet, welcher den Bau einer großen Schlachtflotte sowie von vier Flugzeugträgern vorsah. Ab Januar 1939 wurde dem Flottenausbauprogramm höchste Priorität eingeräumt. Bei Kriegsbeginn verfügte die Kriegsmarine zwar über mehrere größere Überwasserkriegsschiffe und eine U-Bootflotte, sowie über Seerettungsflugzeuge und Seeaufklärungsflugzeuge, die Verwirklichung des Z-Planes war jedoch gerade erst in Angriff genommen worden. Von den zusätzlichen Schlachtschiffen waren in der kurzen Zeit nur die Kiele gelegt worden, Bauarbeiten daran wurden bei Kriegsausbruch sofort gestoppt. Von den geplanten Flugzeugträgern war nur einer (Graf Zeppelin) kurz vor der Fertigstellung, diese wurde jedoch durch den Kriegsverlauf zugunsten der U-Boot-Produktion immer wieder hinausgezögert und fand letztendlich nie statt. Außer der Royal Navy, mit der Großbritannien seine Handelsschifffahrt schützen musste, um die Versorgung mit Rohstoffen von den Kolonien und den USA zu gewährleisten, und Frankreich stellten sich 1939 der deutschen Kriegsmarine europaweit keine gleichwertigen Gegner. Die Royal Navy vernachlässigte im Vergleich zur deutschen Kriegsmarine den Ausbau der U-Bootwaffe, da sie damit ihre Geleitzüge nicht vor Angriffen schützen konnte. 84 Atlantikschlacht 85 Stattdessen forcierte sie, ähnlich den USA und der kaiserlichen japanischen Marine, den Einsatz von Flugzeugträgern. Kräftevergleich der Seestreitkräfte 1939 England Frankreich Deutschland USA Flugzeugträger 8 2 0 6 Schlachtschiffe 15 9 2 15 Schlachtkreuzer 3 0 0 0 Panzerschiffe 0 0 3 0 Schwere Kreuzer 15 7 2 18 Leichte Kreuzer 49 12 6 19 Zerstörer 201 71 22 k. A. U-Boote 38 76 57 90 Ziele Die Operationen der deutschen Kriegsmarine im Atlantik waren zunächst durch Einzeloperationen großer Überwasserkriegsschiffe und U-Boote gekennzeichnet. Beim Unternehmen Weserübung, der Eroberung Dänemarks und Norwegens im Frühjahr 1940, waren fast alle Kräfte der deutschen Kriegsmarine beteiligt. Während die Eroberung gelang, zeigten sich im Bereich der Marine bereits Schwierigkeiten, der Royal Navy zu begegnen. Ab dem Westfeldzug 1940 erfolgte eine deutliche Schwerpunktlegung des Seekrieges auf die Versorgungsrouten der britischen Inseln. Der einzige im Westen verbleibende Gegner sollte nach misslungener Luftschlacht um England und Invasionsdrohung durch Abschneiden der lebenswichtigen Versorgung zur Aufgabe gezwungen werden. Winston Churchill räumte ein, dass er 1941 Zweifel am Überleben Englands hatte. Operationen deutscher Überwasserkriegsschiffe Kaperfahrt der Admiral Graf Spee von September bis Dezember 1939 Am 21. August 1939 verließ das Panzerschiff Admiral Graf Spee Wilhelmshaven, um sich im Atlantik südlich des Äquators in eine Warteposition zu begeben. Am 26. September erhielt es den Befehl, alliierte Handelsschiffe anzugreifen. Vom 30. September bis zum 7. Dezember versenkte das Schiff im Atlantik und im Indischen Ozean insgesamt neun britische Handelsschiffe mit zusammen 50.089 Bruttoregistertonnen. Am 13. Dezember 1939 traf die Admiral Graf Spee vor der Mündung Das brennende Wrack der Admiral Graf Spee nach der Sprengung in der Mündung des Rio de des Río de la Plata auf einen gegnerischen Schiffsverband, bestehend la Plata aus dem britischen Schweren Kreuzer HMS Exeter, sowie dem britischen Leichten Kreuzer HMS Ajax und dem neuseeländischen Leichten Kreuzer HMNZS Achilles. Im Laufe des Gefechts wurde die abgesetzt von den beiden leichten Kreuzern operierende HMS Exeter schwer beschädigt (61 Tote und 23 Verwundete) und außer Gefecht gesetzt. Die beiden Leichten Kreuzer, aber auch die Admiral Graf Spee, erhielten Beschädigungen und brach das Gefecht ab, um in Atlantikschlacht Montevideo einzulaufen. Dieses Seegefecht ging in die alliierte Seekriegsgeschichte auch als Battle of Honour ein. Aufgrund von politischem Druck auf Uruguay aus Großbritannien musste das Schiff wieder auslaufen, ohne dass notwendige Reparaturen durchgeführt werden konnten. Um einen sinnlosen Opfergang der Mannschaft zu verhindern, wurde die Admiral Graf Spee am 17. Dezember von der eigenen Besatzung in der Mündung des Río de la Plata versenkt. Der verantwortliche Kapitän zur See Hans Langsdorff starb kurz darauf durch Suizid. Unternehmen Weserübung von April bis Juni 1940 Anmerkung: Das Unternehmen Weserübung wird in manchen deutschsprachigen Publikationen als Trennlinie zwischen der Ersten Atlantikschlacht und der Zweiten Atlantikschlacht betrachtet. In englischsprachigen Publikationen wird der Ausdruck Erste Atlantikschlacht (engl. first battle of the atlantic) auf den Seekrieg im Ersten Weltkrieg bezogen, die Zweite Atlantikschlacht (engl. second battle of the atlantic) auf den Seekrieg im Zweiten Weltkrieg. Für das Unternehmen Weserübung hatte die Seekriegsleitung Der Leichte Kreuzer Köln mit einem Heinkel He insgesamt 11 Kriegsschiffgruppen zusammengestellt, die ersten 5 60-Seeaufklärer davon waren für die Eroberung Norwegens bestimmt. Die für Narvik bestimmte Kriegsschiffgruppe 1 bestand aus zehn Zerstörern. Auf jeden der Zerstörer waren 200 Gebirgsjäger des Gebirgsjägerregiments 38 eingeschifft worden. Die für Trondheim bestimmte Kriegsschiffgruppe 2 setzte sich aus dem Schweren Kreuzer Admiral Hipper und vier Zerstörern zusammen. Die Kriegsschiffgruppen 1 und 2 nahmen am 7. April 1940 um 3:00 Uhr unter dem Schutz der Schlachtschiffe Gneisenau und Scharnhorst aus der deutschen Bucht gemeinsame Fahrt nach Norden auf. Es handelte sich um den größten Flottenverband, den die Kriegsmarine im Verlauf des Zweiten Weltkrieges für eine offensive Operation zusammenstellen konnte. Auf dem Marsch nach Norden versenkte der Schwere Kreuzer Admiral Hipper am Morgen des 8. April den britischen Zerstörer HMS Glowworm. Die Kriegsschiffgruppe 1 erreichte planmäßig Narvik. Die Küstenpanzerschiffe Eidsvold und Norge wurden vor und im Hafenbecken von Narvik von den Zerstörern Z 21 Wilhelm Heidkamp und Z 11 Bernd von Arnim torpediert und versenkt. Die als Fernsicherung weiter entfernt von der Küste nach Norden steuernden Scharnhorst und Gneisenau trafen hier auf den britischen Schlachtkreuzer HMS Renown. Die mit nur sechs schweren Geschützen in der Feuergeschwindigkeit unterlegene Renown konnte dank der größeren Reichweite ihrer 38,1-cm-Geschütze die deutschen Schiffe auf Distanz halten und entkam ohne Treffer. Die Gneisenau bekam einen Volltreffer in den Artillerie-Leitstand auf der Vormars-Plattform. Die deutschen Schiffe brachen das Gefecht ab und kehrten ein paar Tage später nach Wilhelmshaven zurück. Nachdem es bereits am 10. April im Ofotfjord zu einem Gefecht kam, in dem die Zerstörer Z 21 Wilhelm Heidkamp und Z 22 Anton Schmitt sanken und die Briten ihrerseits die Zerstörer HMS Hardy und HMS Hunter verloren, kehrten die Briten drei Tage später mit Verstärkung zurück. Am 13. April 1940 kam es zu einem Gefecht mit einen britischen Flottenverband bestehend aus dem Schlachtschiff HMS Warspite und neun Zerstörern. Dabei gingen alle acht deutschen Zerstörer verloren. Diese hatten nicht rechtzeitig den Rückmarsch antreten können, da die Treibstoffübernahme zu lange dauerte. Ohne Möglichkeit, den Angriffen auszuweichen, verschossen sie ihre gesamte Munition und alle Torpedos und mussten schließlich aufgegeben werden. Einige britische Zerstörer wurden beschädigt. Eine vom Katapult der HMS Warspite gestartete Fairey Swordfish versenkte das deutsche U-Boot U 64. Ein Angriff von U 25 gegen den britischen Verband am 13. April 1940, sowie ein weiterer Angriff von U 25 und U 48 im Vestfjord gegen das Schlachtschiff HMS Warspite am 14. April 1940 schlugen wegen Torpedoversager fehl. Am 14. 86 Atlantikschlacht April 1940 versenkte der Schwere Kreuzer HMS Suffolk nordwestlich Bodo den deutschen Versorgungstanker Skagerrak (6.044 BRT). Die Kriegsschiffgruppe 3, bestehend aus den Leichten Kreuzern Köln und Königsberg und mehreren kleineren Schiffen, konnte sich erfolgreich in Bergen und Stavanger durchsetzen. Ebenso die Kriegsschiffgruppe 4 mit dem Leichten Kreuzer Karlsruhe in Kristiansand. Die Kriegsschiffgruppe 5 bestehend aus den schweren Kreuzern Blücher und Lützow, dem Leichter Kreuzer Emden und mehreren Torpedobooten, wurde beim Durchbruch durch den gut 100 Kilometer langen Oslofjord von Küstenbatterien beschossen. Die Blücher erhielt mehrere Geschütz- und Torpedotreffer und sank östlich der Insel Askholmene. Der norwegische Minenleger Olav Tryggvason versenkte das deutsche Räumboot R 17. Das norwegische Torpedoboot Aegir versenkte den deutschen Nachschubfrachter Roda (6.780 BRT) und wurde seinerseits durch einen Fliegerangriff versenkt. Am Vormittag des 10. April liefen die Schiffe der Kampfgruppe in den Hafen von Oslo ein. Erst am 10. Juni 1940 unterschrieb das norwegische Oberkommando die Kapitulationsurkunde, und die Bevölkerung ging teilweise zum aktiven und passiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus über. Unternehmen Juno im Juni 1940 Am 4. Juni 1940 liefen die Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau, der Schwere Kreuzer Admiral Hipper sowie die Zerstörer Hans Lody, Hermann Schoemann, Erich Steinbrinck und Karl Galster von Kiel zur Operation Juno aus. Der Verband, der damit aus praktisch allen noch einsatzfähigen Schiffen der Deutschen Flotte bestand, sollte durch Angriffe auf Truppenkonvois und den Hafen von Harstad die schwer bedrängten deutschen Truppen in Narvik entlasten. Am 8. Juni Der britische Flugzeugträger HMS Glorious standen die Schiffe auf der Höhe von Harstad (Nordnorwegen). Hier traf man auf den Rückzugskonvoi der restlichen britischen Truppen aus Norwegen. Die Admiral Hipper versenkte mit ihren Zerstörern den U-Jäger HMS Juniper, den großen Tanker Oil Pioneer und den Truppentransporter Orama. Danach trennte sich der deutsche Verband. Die Admiral Hipper lief mit den Zerstörern nach Trondheim. Scharnhorst und Gneisenau blieben in besagtem Seegebiet, wo sie schließlich den Flugzeugträger HMS Glorious und seine Begleitzerstörer HMS Acasta und HMS Ardent stellten und versenkten. Dabei erhielt die Scharnhorst einen Treffer durch einen Torpedo, der von der selbst bereits schwer getroffenen HMS Acasta abgeschossen wurde. Dieser traf die Scharnhorst im Bereich des achteren 28-cm-Geschützturms, dessen Mechanik beschädigt wurde, womit sie für weitere Operationen ausfiel. Am 20. Juni sollte die Admiral Hipper mit der Gneisenau die britischen Rückzugsbewegungen stören. Dieser Einsatz endete schon am Fjordausgang von Trondheim. Hier wurde die Gneisenau vom britischen U-Boot HMS Clyde torpediert. Beide Schiffe kehrten nach Trondheim zurück. Am 25. Juli lief die Admiral Hipper zum Handelskrieg ins Nordmeer aus, während die Gneisenau nach Kiel zurückkehrte. Am 1. August konnte ein finnischer Frachter als Prise aufbracht werden. In den nächsten Tagen operierte der Kreuzer erfolglos in der Barentssee. Schließlich wurde die Admiral Hipper nach Deutschland zurückbeordert. Am 10. August ging das Schiff in die Werft. 87 Atlantikschlacht 88 Kreuzerkrieg der Admiral Scheer von Oktober 1940 bis April 1941 Am 23. Oktober 1940 verließ das Schwesterschiff der Admiral Graf Spee, das Panzerschiff Admiral Scheer Gotenhafen (heute: Gdingen) und begab sich nach Brunsbüttel, das als Ausgangspunkt für die bevorstehende Fernunternehmung ausersehen war. Als sie am 27. Oktober von dort ausgelaufen war, gelang es ihr nach einem kurzen Aufenthalt in Stavanger unbemerkt die Dänemarkstraße zu passieren und am 1. November den Nordatlantik zu erreichen. Dort stieß sie fünf Tage später auf den vom kanadischen Halifax nach England gehenden Konvoi HX-84 und versenkte aus diesem sechs Frachter. Dabei kam es zum Gefecht mit dem Hilfskreuzer Jervis Bay, dessen Gegenwehr dem Gros des Geleitzuges das Entkommen ermöglichte, während er selbst in diesem ungleichen Kampf unterlag und unterging. Mitte Dezember operierte die Admiral Scheer im Südatlantik, und im Februar stieß sie in den Indischen Ozean bis zu den Seychellen vor. Danach trat sie den Rückmarsch an und lief am 1. April 1941 in Kiel ein. Bei diesem Einsatz hatte die Admiral Scheer in 155 Tagen rund 46.000 Seemeilen zurückgelegt. Ihre Versenkungszahl belief sich auf 17 Schiffe mit über 113.000 BRT. Es war somit die für die Alliierten verlustreichste Einzeloperation eines deutschen Überwasserkriegsschiffes. Unternehmen Berlin von Januar bis März 1941 Zusammen mit ihrem Schwesterschiff Gneisenau, lief die Scharnhorst am 22. Januar 1941 aus Gotenhafen (heute: Gdingen) zu einer Atlantikunternehmung aus. Ein Durchbruchsversuch durch die Färöer-Island Passage scheiterte, und die deutschen Schiffe zogen sich nach Osten zurück. Nach einer Ölübernahme gelang es, ein paar Tage später durch die Dänemarkstraße in den Atlantik zu gelangen. Die Scharnhorst konnte in den nächsten Wochen acht Schiffe mit rund 50.000 BRT versenken; die Gneisenau etwa 65.000 BRT. Geleitzüge, die durch britische Schlachtschiffe gesichert waren, wurden befehlsgemäß gemieden. Am 22. März 1941 liefen beide Schiffe in Brest ein. Unternehmen Rheinübung im Mai 1941 Um den Druck auf die Nachschubtransporte zu den britischen Inseln zu erhöhen und um den U-Boot-Krieg zu unterstützen, lief im Mai 1941 ein Geschwader aus Gotenhafen mit Ziel Atlantik aus. Es bestand aus dem neuen Schlachtschiff Bismarck, dem Schweren Kreuzer Prinz Eugen und den Zerstörern Z 10 Hans Lody, Z 16 Friedrich Eckholdt und Z 23, die bei Norwegen zurückblieben. Die Operation bekam den Decknamen Rheinübung. Erstmals sollte es mit dem neuen Schlachtschiff Bismarck, das angeblich allen anderen Schlachtschiffen seiner Zeit in Panzerung und Bewaffnung überlegen war, auch Geleitzüge angreifen, die durch alliierte Schlachtschiffe gesichert waren. Der englische Matrose Alfred R. Newall an Bord der HMS Suffolk auf Ausschau nach der Bismarck Das Geschwader wurde vom schwedischen Flugzeugmutterschiff Gotland gesichtet, welches die Briten mit einem kurzen Funkspruch informierte. Daraufhin verstärkten sich die Aufklärungsanstrengungen der Briten fieberhaft. Die Großkampfschiffe wurden schließlich in dem norwegischen Korsfjord bei Bergen von einem Aufklärungsflugzeug vom Typ Supermarine Spitfire ausgemacht. Der an Bord des Flaggschiffes Bismarck befindliche Flottenchef Admiral Günther Lütjens gedachte, über die Dänemarkstraße zwischen Grönland und Island in den Atlantik auszubrechen. Am 24. Mai kam es in der Dänemarkstraße zum Gefecht mit zwei britischen Großkampfschiffen. Dabei wurde der Schlachtkreuzer HMS Hood mehrfach getroffen, der daraufhin explodierte und versank. 1.418 Mann starben bei der Atlantikschlacht Explosion, nur 3 überlebten. Die HMS Prince of Wales, die ebenfalls schwer getroffen wurde, zog sich aus dem Kampfgeschehen zurück und wurde nicht durch die Deutsche Kriegsmarine verfolgt. Da die Bismarck beschädigt war und Treibstoff verlor, sollte sie in den von der Deutschen Kriegsmarine kontrollierten Hafen von St. Nazaire zurückkehren und die Schäden reparieren lassen. Die Prinz Eugen bekam um 18.34 Uhr Befehl, selbständig Handelskrieg zu führen und wurde somit entlassen. Der Kreuzer ergänzte seinen Brennstoff beim Tanker Spichern, um am 26. Mai befehlsgemäß mit dem Handelskrieg zu beginnen, musste aber kurze Zeit später weitere Operationen unterlassen, da Schäden an der Antriebsanlage auftraten. Das Schiff steuerte daraufhin den Hafen von Brest an, den es am 1. Juni unbehelligt erreichte. Am 27. Mai 1941 wurde die Bismarck erneut angegriffen. Durch einen Treffer in die Ruderanlage wurde sie manövrierunfähig und sank – nachdem sie in dem darauf folgendem Gefecht schwer beschädigt worden war – vermutlich durch Eigensprengung. Von britischen Schiffen wurden 114 Besatzungsmitglieder der Bismarck gerettet, von deutschen U-Booten weitere sechs der insgesamt 2.106 Mann starken Besatzung. Unternehmen Regenbogen von Dezember 1942 bis Januar 1943 siehe auch Schlacht in der Barentssee Zusammen mit dem schweren Kreuzer Admiral Hipper und mehreren Zerstörern griff das Panzerschiff Lützow den britischen Konvoi JW-51 B östlich der Bäreninsel an. Dem Plan gemäß sollte die Admiral Hipper die Eskorten von Geleit weglocken und die Lützow während dessen die schutzlos gewordenen Handelsschiffe beschießen und versenken. Das Vorhaben scheiterte an den extrem schlechten Sichtbedingungen. Die Lützow fuhr in 2–3 Seemeilen Abstand an dem Konvoi vorbei, während dessen Geleitschutz die Admiral Hipper verfolgte. Die Feuereröffnung auf den Konvoi unterblieb jedoch, weil man auf der Lützow glaubte, die eigenen Schiffe vor sich zu haben. Der Zerstörer Friedrich Eckoldt steuerte irrtümlich den Kreuzer HMS Sheffield an und wurde daraufhin von diesem versenkt. Auf britischer Seite wurden der Zerstörer HMS Achates und der Minensucher HMS Bramble versenkt. Nicht zu Verwechseln ist diese Operation mit dem gleichlautenden Codewort Regenbogen. Das Codewort Regenbogen sollte bei seiner Ausgabe am Ende des Zweiten Weltkrieges die Auslösung eines Befehls für die deutsche U-Bootwaffe bewirken. Dieser Befehl hatte die Selbstversenkung der U-Boote durch ihre Besatzungen zum Ziel. Die Bedeutung der alliierten Flugzeugträger Insgesamt kamen auf verschiedenen Kriegsschauplätzen 32 Geleitflugzeugträger und 24 Flotten-Flugzeugträger der Royal Navy, und 121 Geleitflugzeugträger und 36 große Flugzeugträger der US-Navy zum Einsatz. Diese Stärke von 213 Flugzeugträgern auf alliierter Seite hatte seine Ursache in der Steigerungsfähigkeit der Produktion der amerikanischen Rüstungsindustrie. Von 1935 bis 1938 entsprachen die Rüstungsausgaben der USA und Großbritanniens Die USS Wake Island, ein Geleitflugzeugträger zusammen dem Gegenwert von vier Milliarden US-Dollar, die der Casablanca-Klasse Rüstungsausgaben des Deutschen Reiches beliefen sich mit umgerechnet 12 Milliarden US-Dollar auf ein Dreifaches. 1941 investierten die beiden Verbündeten mit 13 Milliarden US-Dollar bereits mehr als doppelt soviel in die Rüstungsindustrie als das Deutsche Reich mit dem Gegenwert von 6 Milliarden US-Dollar. Die größte Bedeutung hatten die Träger im Atlantik im Bereich des U-Boot-Krieges. Kein großes deutsches Überwasserkriegsschiff wurde durch Flugzeuge eines Flugzeugträgers versenkt. Die große Herausforderung für die alliierten Seestreitkräfte war die Sicherung von Geleitzügen. Dazu gehörte die Bildung von Hunter-Killer-Groups, 89 Atlantikschlacht 90 einem Verband bestehend aus einem Geleitflugzeugträger und mehreren Zerstörern. Diese Verbände konnten auch über die unmittelbare Nähe eines Geleitzuges hinaus ein U-Boot verfolgen und bis zu seiner Zerstörung aus der Luft und zu Wasser bekämpfen. Von trägergestützten Flugzeugen der Royal Navy, die unter der Fleet Air Arm (FAA) zusammengefasst waren, wurden 31 U-Boote versenkt, von Flugzeugen der US-Navy 83 der insgesamt 250 von Flugzeugen zerstörten U-Boote. Admiral Dönitz bemerkte in einer Denkschrift vom 8. Juni 1943: „Die Erfolge des Feindes stiegen so, dass das feindliche Flugzeug der gefährlichste Gegner unserer U-Boote ist. Die Krise im U-Boot-Krieg (Anmerkung: 38 U-Boote im Vormonat verloren) ist daher eine Folge der feindlichen Luftherrschaft im Atlantik.“ Siehe auch: Liste historischer Flugzeugträger U-Boot-Krieg Hauptartikel: U-Boot-Krieg Zunächst konnten durch U-Boote den Geleitzügen und der Royal Navy empfindliche Verluste zugefügt werden. Im Verlauf des Krieges wurde die Lage der Kriegsmarine durch die Entwicklung von Radar und andere technische Neuerungen zur U-Boot-Ortung, nicht zuletzt auch durch die Entzifferung des Seefunkverkehrs durch britische Kryptoanalytiker aussichtslos. Waren die Verluste gemessen an versenkten Bruttoregistertonnen alliierter Handelsschiffe mit 5,7 Millionen BRT noch beträchtlich, so gingen die Verluste 1943 auf 1,6 Millionen BRT zurück, 1944 waren noch 175.013 versenkte BRT zu beklagen. Ein torpedierter alliierter Tanker sinkt (1942) Bezogen auf die Verluste an alliierten Schiffen pro Monat stellt der Juni 1942 den Höhepunkt mit 124 Handelsschiffen mit über 600.000 Bruttoregistertonnen dar. Während im März 1943 noch eine halbe Million BRT versenkt wurden, vollzog sich bis Mai 1943 die Wende zugunsten der Alliierten. Bis zum Jahresende wurden 150 U-Boote der Kriegsmarine versenkt. Faktoren der Schlacht Leih- und Pachtgesetz Am 18. Februar 1941 verabschiedete der US-amerikanische Kongress das Leih- und Pachtgesetz, das den USA erlaubte, Großbritannien ohne Barzahlung Rüstungsgüter wie zum Beispiel dringend benötigte Zerstörer und Geleitflugzeugträger zur U-Bootbekämpfung zu überlassen. Ab dem Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 beteiligten sich Einheiten der US Navy unter dem Befehl von Admiral Ernest J. King aktiv am Geleitschutz im Atlantik. Dem Krieg gegen das Deutsche Reich wurde Vorrang gegenüber dem Krieg gegen Japan gegeben, da es als der gefährlichere Gegner betrachtet wurde. Entschlüsselung des Marinecodes Bereits vor dem Angriff auf Polen fielen dem britischen Geheimdienst zwei Exemplare der Verschlüsselungsmaschine Enigma in die Hände. Daraufhin wurden die verschlüsselten Funksprüche zwischen den Leitstellen der Luft- und Seestreitkräfte abgefangen. Obwohl die Verschlüsselungsmethoden mehrere Male während des Krieges geändert wurden, gelang es dem britischen Geheimdienst immer wieder, diese Lücke zu schließen. So wurde im Mai 1941 eine Enigma-M3-Maschine mit den dazugehörigen Codetabellen aus dem sinkenden U-Boot U 110 durch den britischen Zerstörer HMS Bulldog geborgen. Der Oberbefehlshaber der deutschen U-Boote, Admiral Karl Dönitz erklärte, von diesem Umstand trotz Verdacht erst nach dem Krieg erfahren zu haben. Offiziell Atlantikschlacht 91 bestätigt wurde diese Tatsache von den Alliierten erst in den 1970er Jahren. Die durch die so genannten Ultra-Entschlüsselungen gewonnenen Positionsangaben der U-Boote trugen maßgeblich zu deren erfolgreicher Bekämpfung bei. Die deutsche Marine operierte nur zwischen Februar bis Dezember 1942 unter einem durch die Alliierten nicht entschlüsselten Code.[1] Seeaufklärungsflüge Sowohl die alliierten Luftstreitkräfte als auch die Kriegsmarine führten mit verschieden Seeaufklärungsflugzeugen nach Möglichkeit flächendeckend Aufklärungsflüge durch. Die Flugzeuge der Kriegsmarine hatten in erster Linie die Aufgabe, Geleitzüge aufzuspüren und dann U-Boote oder landgestützte Bomber heranzuführen. Manche Flugzeuge waren selbst mit geringer Bombenzuladung ausgerüstet und konnten einzelne Schiffe oder schwach geschützte Konvois selbstständig angreifen. Mit dem verstärkten Einsatz von alliierten Geleitflugzeugträgern nahmen die Verluste durch alliierte Jagdflugzeuge drastisch zu. Focke-Wulf FW 200 Langstreckenseeaufklärer Besonders die Operationen mit bewaffneten Langstreckenaufklärern des Musters Focke-Wulf Fw 200 Condor fügten den Geleitzügen Verluste zu, weshalb Churchill sie als „Geißel des Atlantiks“ Short Sunderland Mk. V Seeaufkärer des Coastal bezeichnete. So war bis März 1941 das Verhältnis der versenkten Command Tonnage zwischen U-Booten und Fernkampfflugzeugen zehn zu eins (2.720.157 BRT durch U-Boote, 272.485 BRT durch Flugzeuge). Von April 1941 bis Dezember 1941 verschlechterte sich dieses Verhältnis auf 20:1 (1.582.389 BRT durch U-Boote, 79.677 BRT durch Flugzeuge). Die Flugzeuge der Alliierten hatten zur Aufgabe, feindliche Verbände, im speziellen U-Boote, zu finden und deren Aktivitäten zu stören. Die zum Einsatz gebrachten Bomber konnten auch größere Verbände angreifen, wobei beim Kampf gegen die Bismarck auch einmotorige Torpedoflugzeuge von Flugzeugträgern aus eingesetzt wurden. Das britische Coastal Command begann 1940, Flugzeuge mit Wasserbomben für die U-Bootbekämpfung auszurüsten, später kamen bordgestützte Radargeräte dazu. Die US-Navy wurde von landgestützten Langstreckenbombern der USAAF unterstützt. Von 1939 bis 1940 gingen nur zwei U-Boote durch Luftangriffe verloren. Bis Kriegsende wurden mehr als 250 deutsche U-Boote von Coastal Command, USAAF und anderen allieerten Luftwaffen einschließlich der trägergestützten Verbände der US Navy und des FAA versenkt. Aufspürungsmethoden Die zu Kriegsbeginn verbreitete Methode zum Aufspüren von U-Booten war die Verwendung von Sonar (Sound navigation and ranging), die bei der Royal Navy übliche Bezeichnung lautete ASDIC (Anti- Submarine Detection Investigation Committee, gegründet 1917 zur Erforschung und Erprobung von Sonar). Außerdem hatten sowohl die deutsche Forschung als auch die Alliierten weitreichende theoretische Kenntnisse über die Einsatzmöglichkeiten von elektromagnetischen Wellen. In der waffentechnischen Ausführung wurde von der Kriegsmarine bereits 1939 ein Feuerleitsystem eingesetzt, das mit Funkmesstechnik arbeitete (Codename Seetakt). Das mit Seetakt ausgerüstete Panzerschiff Admiral Graf Spee wurde nicht zuletzt deshalb selbst versenkt, um zu verhindern, dass diese Technologie den Feinden in die Hände fällt. Auf alliierter Seite wurde die Technik mehr und mehr auf die Ortung von Flugzeugen und U-Booten gelenkt. Der Begriff Radar wurde 1943 erstmals von der US-Navy eingeführt. Atlantikschlacht Ein verwandtes Verfahren arbeitete nicht aktiv (d. h. es sendete keine eigenen Strahlen aus) sondern passiv durch Anpeilen von Funkquellen, wobei von der Royal Navy der Ausdruck Huff-Duff (von: HF/DF, High Frequency Direction Finding, deutsch: Hochfrequenz-Funkmesstechnik) verwendet wurde. Eine große Anzahl deutscher U-Boote, die ihre Standortmeldung an das Hauptquartier in Frankreich funkten, verrieten sich so ungewollt ihren Verfolgern. Ab 1942 wurde mit MAD (Magnetic Anomaly Detection) ein neuartiges Verfahren, welches Veränderungen im Erdmagnetfeld misst und interpretiert, zur U-Bootjagd von Flugzeugen aus angewendet. Kombinierte Anwendungsformen wie die Verwendung eines besonders leistungsfähigen Scheinwerfers (Leigh Light) und Radar von Flugzeugen aus oder der Sonar-gesteuerte Wasserbombenwerfer brachten weitere Verbesserungen. Mit der geräuschempfindlichen Mark 24 mine wandering Annie kam ab Mai 1943 ein zielsuchender Torpedo zum Einsatz, mit dessen Hilfe bis Kriegsende 38 U-Boote versenkt wurden. Den endgültigen Erfolg bei der U-Bootjagd brachte die Zusammenarbeit mehrerer Einheiten, die jeweils ihre Messungen miteinander abglichen. Durch den Umbau von großen Kriegsschiffen und Handelsschiffen in spezielle Geleitflugzeugträger konnten Hunter-Killer-Groups (deutsch: Jäger-Zerstörer-Gruppen) äußerst effektiv in der Nähe von Geleitzügen operieren. Mit dieser Technik war bis Mai 1943 die Bewegungsfreiheit der langsamen U-Boote derart eingeengt, dass Dönitz sie in ihre Basen zurückbeorderte. Ab da erfolgten hauptsächlich wenig erfolgversprechende Einzelaktionen. Nachwirkungen und Ergebnis Zwischen 1939 und 1945 wurden auf alliierter Seite 36.000 Matrosen der Handels-und Kriegsmarine Opfer des Krieges. Es wurden über 5.000 alliierte Schiffe versenkt, davon waren 175 Kriegsschiffe (20,3 Millionen Bruttoregistertonnen, davon 14,3 Millionen BRT durch U-Boote). Dem gegenüber verlor die deutsche Kriegsmarine über 30.000 Matrosen, 783 U-Boote und fast alle größeren Alliierte Analyse von versenktem Schiffsraum Überwasserkriegsschiffe, auch wenn diese ab 1941 größtenteils vom Kriegsschauplatz Atlantik abgezogen wurden und anderorts versenkt wurden. Von 40.000 ausgebildeten deutschen U-Boot Besatzungen kamen 27.000 um. Am nächsten war die deutsche Kriegsmarine ihrem primären Ziel, der Isolation Englands, 1941 vor dem Kriegseintritt der USA. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Deutschen Reiches war mit der Führung eines sechs Jahre dauernden Seekrieges total überfordert. Der zu Beginn des Krieges verantwortliche Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großadmiral Erich Raeder, wusste das und kommentierte anlässlich der Flottenstärke, dass die Kriegsmarine im Kampf gegen England lediglich „mit Anstand sterben“ könne. Raeder, nach den Misserfolgen der Überwasserkriegsschiffe durch Hitler in seiner Ehre gekränkt, wurde auf eigenen Wunsch im Januar 1943 durch Dönitz als Oberbefehlshaber der Kriegsmarine abgelöst. Auch die Royal Navy sah 1943 einen Führungswechsel, als im September dieses Jahres der Erste Seelord Sir Dudley Pound[2] krankheitshalber von Andrew Cunningham abgelöst wurde. Pound verstarb noch im Oktober 1943. Mit Verlauf des Krieges stieg auch die Rücksichtslosigkeit der Kriegsführung aller beteiligten Seiten. Während vereinzelt nach Prisenordnung gekämpft wurde, entbrannte bald ein uneingeschränkter Seekrieg, der sich auch gegen Zivilpersonen, insbesondere Flüchtlingsschiffe, richtete. Ein Befehl von Admiral Dönitz, den Schiffbrüchigen der angegriffenen Schiffe nicht zu helfen (Laconia-Befehl), führte zu einer Behandlung bei den Nürnberger Prozessen 1946. Dönitz wurde in diesem Punkt vom Admiral der US Navy Chester Nimitz entlastet, der klarstellte, dass die alliierten U-Boote im Pazifik unter ähnlichen Anweisungen operierten. Mehrere Angehörige der ehemaligen deutschen Kriegsmarine wurden nach dem Krieg wegen begangener Kriegsverbrechen verurteilt. 92 Atlantikschlacht Literatur • • • • • • • • • • • Lothar-Günther Buchheim: U-Boot-Krieg. Piper, München 1997. ISBN 3-492-02216-2 Jochen Brennecke: Jäger – Gejagte. Deutsche U-Boote 1939–1945. Heyne, München 1994. ISBN 3-453-02356-0 John Costello, Terry Hughes: Atlantikschlacht. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1995. ISBN 3-404-65038-7 Michael Hedley: Der Mythos der deutschen U-Boot-Waffe. Mittler & Sohn, Hamburg 2001. ISBN 3-8132-0771-4 David Miller: Deutsche U-Boote bis 1945. Motorbuch, Stuttgart 2000. ISBN 3-7276-7134-3 V. E. Tarrant: Kurs West. Motorbuch, Stuttgart 1998. ISBN 3-613-01542-0 Dan van der Vat: Schlachtfeld Atlantik. Heyne, München 1988. ISBN 3-453-04230-1 Jürgen Rohwer: Der Krieg zur See. Flechsig, Würzburg 2004. ISBN 3-88189-504-3 Percy E. Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des OKW. 8 Hlbde. Weltbild, Augsburg 2005. ISBN 3-8289-0525-0 Richard Overy: War and Economy in the Third Reich. Clarendon Press, Oxford 1995. ISBN 0-19-820599-6 Guido Knopp: Der Jahrhundertkrieg. Ullstein, München 2003. ISBN 3-548-36459-4 Weblinks • Verlauf der Atlantikschlacht in acht Phasen [3] auf deutschekriegsmarine.de • Atlantikschlacht [4] in der ZDF-Zeitgeschichte • uboat.net [5] (englisch) • Chronik des Seekrieges 1939–1945 [6] – Ausführliche Chronologie, zusammengestellt von Jürgen Rohwer (Militärhistoriker) Referenzen [1] [2] [3] [4] [5] [6] David Kennedy: Freedom from Fear - The American People in Depression and War, Oxford, 1999, S. 571, 589 Dudley Pound in der englischsprachigen Wikipedia http:/ / www. deutschekriegsmarine. de/ Willkommen/ hauptteil_geschichte/ Die_Atlantikschlacht/ die_atlantikschlacht. html http:/ / www. zdf. de/ ZDFde/ inhalt/ 17/ 0,1872,1017521,00. html http:/ / www. uboat. net/ http:/ / www. wlb-stuttgart. de/ seekrieg/ chronik. htm 93 94 Mittelmeer, Afrika und Balkan Balkanfeldzug (1941) Während des am 6. April 1941 begonnenen Balkanfeldzuges (Unternehmen Marita) griff das Dritte Reich Jugoslawien und Griechenland an. Dabei wurde es von italienischen und ungarischen Armeen unterstützt. Die jugoslawischen Streitkräfte kapitulierten am 17. April, Griechenland am 23. April. Die Kämpfe auf der Insel Kreta, wo britische Truppen gelandet waren, zogen sich allerdings bis zum 1. Juni hin. Vor dem Balkanfeldzug war ein Angriff Italiens von den griechischen Streitkräften erfolgreich zurückgeschlagen worden. Vorangegangen war der Sturz der den Achsenmächten zuneigenden Regierung in Belgrad am 27. März 1941. Ziel des Balkanfeldzugs war zu verhindern, dass Großbritannien oder die Sowjetunion in dieser Mittelmeerregion Fuß fassen und von dort aus den Europa nach dem Balkanfeldzug im Juni 1941 geplanten deutschen Angriff auf die Sowjetunion bedrohen könnten. Der Balkanfeldzug verzögerte den Start des Krieges gegen die Sowjetunion um sechs Wochen und erschwerte den Plan der Wehrmacht, in einem Blitzkrieg noch vor Wintereinbruch Moskau einzunehmen. Vorgeschichte Die Großmachtambitionen des italienischen Ministerpräsidenten Mussolini waren bereits seit den 1930er Jahren auf den Balkan gerichtet. Am 28. Oktober 1940 griffen italienische Verbände mit ca. 155.000 Soldaten vom seit 1939 italienisch besetzten Albanien aus Griechenland an. Griechenland hatte zu dieser Zeit eine Kavallerie- und 14 Infanteriedivisionen, nach der Mobilmachung standen dem Oberbefehlshaber Papagos etwa 430.000 Mann zur Verfügung. Tags darauf besetzte Großbritannien die Insel Kreta und verminte die griechischen Gewässer. Bereits am 4. November wurde der italienische Angriff in Epirus gestoppt und Mussolinis Blitzkrieg scheiterte. Die griechischen Streitkräfte gingen in den Gegenangriff über und zwangen die Streitkräfte Italiens bis hinter ihre Ausgangsstellungen zurück. Am Freitag, dem 13. Dezember 1940, unterschrieb Adolf Hitler die Weisung Nr. 20, einen Operationsplan für den Angriff auf Jugoslawien und Griechenland. Während der Zeit von Dezember bis März befanden sich die italienischen Streitkräfte weiterhin in der Defensive. Alle Durchbruchsversuche der Italiener scheiterten am Widerstand der Griechen und wurden unter hohen Verlusten abgewiesen. Schließlich wurden sie ganz eingestellt. Balkanfeldzug (1941) Diplomatische Vorbereitungen Am Dienstag, dem 25. März 1941, unterzeichnen jugoslawische Regierungsvertreter in Wien den Beitritt zum Dreimächtepakt. Jugoslawien stand seit 1934 dem Deutschen Reich nahe, militärisch gab es bis 1941 aber keine Kooperation. Auf diese Nachricht hin kam es in Jugoslawien zu antideutschen Demonstrationen. Am Donnerstag, dem 27. März 1941, kam es in Belgrad zu einem Staatsstreich. Prinz Paul musste daraufhin nach Griechenland fliehen, während der 17-jährige Peter II. den Thron bestieg. General Dušan Simović bildete eine neue Regierung und annullierte den unter Hitlers Druck zustandegekommenen Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt. Unterdessen wurde der vormalige Premierminister Dragiša Cvetković als einer der Unterzeichner des Vertrages verhaftet und ebenso andere ehemalige Regierungsmitglieder. Am selben Abend noch gab Adolf Hitler die Weisung Nr. 25 heraus, einen Blitzfeldzug gegen Jugoslawien und Griechenland zu beginnen. In Bulgarien nahm die deutsche 12. Armee, 8 Divisionen und drei Regimenter, ihre Angriffspositionen ein. Der jugoslawische Operationsplan „R-41“ sah einen defensiven Einsatz von 27 Divisionen entlang der Grenze vor. Zerschlagung Jugoslawiens Am 6. April 1941 um 5.15 Uhr griffen Wehrmachtsverbände ohne vorherige Kriegserklärung oder Ultimatum mit 33 Divisionen (davon sechs Panzerdivisionen) und insgesamt 680.000 Soldaten Griechenland und Jugoslawien an. Die deutsche 12. Armee stieß von Bulgarien aus auf Saloniki vor, die 2. Armee und die Panzergruppe 1 mit 15 Divisionen operierten von der Steiermark, Ungarn, Rumänien und Bulgarien aus gegen Jugoslawien. Nach kurzer Zeit griffen die ungarische 3. Armee (10 Brigaden) sowie die italienische 2., 9. und 11. Armee (38 Divisionen) in die Kämpfe ein. 1.153 deutsche Flugzeuge und 320 italienische Flugzeuge wurden eingesetzt. Das jugoslawische Heer gliederte sich in 32 Divisionen und neun Brigaden, die Luftstreitkräfte verfügten über 400 Flugzeuge. Griechenland besaß 21 Divisionen, vier Brigaden, und 80 Flugzeuge. Dazu kamen zwei britische Infanteriedivisionen, eine Panzerbrigade sowie sieben Staffeln (84 Maschinen) der Royal Air Force. 484 Bomber und Stukas sowie 250 Jagdflugzeuge der Achsenmächte eröffneten den Krieg mit dem für die Zivilbevölkerung verheerenden Luftangriff auf Belgrad im Jahr 1941 und auf jugoslawische Flugplätze. Am selben Tag begann auch der Angriff zweier Armeekorps der Wehrmacht auf den rechten und linken Flügel der jugoslawischen Armee Ost-Mazedonien unter General Bakopoulus. Am 8. und 9. April näherten sich deutsche Verbände Belgrad. Im Laufe des 10. Aprils wurde Zagreb besetzt. Belgrad wurde am 12. Zerstörungen in Belgrad, 1941 April von der aus drei Richtungen vordringenden Panzergruppe 1 eingenommen. Am Donnerstag, dem 17. April um 21 Uhr unterschrieb General Danilo Kalafatović als Vertreter des jugoslawischen Obersten Befehlshabers in Belgrad die bedingungslose Kapitulation der jugoslawischen Streitkräfte, es gingen 6.298 Offiziere sowie 337.864 Unteroffiziere und Mannschaften serbischer und montenegrinischer Abstammung in deutsche Kriegsgefangenschaft. Die slowenischen, bosnisch-muslimischen, kroatischen, ungarischen, deutschen (donauschwäbischen) und mazedonischen Soldaten der jugoslawischen Armee wurden freigelassen. König Peter und sein Regierungskabinett gingen außer Landes. Jugoslawien wurde in zehn Teile mit unterschiedlichem staatsrechtlichem Status aufgeteilt. Kroatien erklärte sich bereits am 15. April zum Unabhängigen Staat Kroatien, einem von der Ustascha regierten Vasallenstaat Deutschlands zu dem auch Slawonien, Syrmien und fast ganz Dalmatien, Bosnien und die Herzegowina gehörten. Serbien, bestehend aus Altserbien (dem ehemaligen Gebiet Serbiens innerhalb der Grenzen von 1912, ohne Mazedonien) und dem Westbanat, wurde zur ausschließlich deutschen Einflusszone erklärt und unter Militärverwaltung von Wehrmacht und SS gestellt, mit einer von den Deutschen abhängigen Landesregierung. Kroatien wurde von Deutschland als selbständiger Staat anerkannt, Serbien nicht. Sein Gebiet umfasste mehr als ein 95 Balkanfeldzug (1941) 96 Viertel der Gesamtfläche des ehemaligen Jugoslawien. Von den Gebieten, die vor 1941 noch zu Serbien zählten, besetzte Ungarn die Südbaranja und die Batschka, Bulgarien den Großteil von Mazedonien. Die jugoslawischen Kriegsgefangenen wurden je nach ethnischer Zugehörigkeit behandelt. Kroaten, Mazedonier und Volksdeutsche, die Hälfte der jugoslawischen Armee, wurde noch aus den Sammellagern heraus nach Hause entlassen. Etwa 180.000 Serben wurden zum Arbeitseinsatz nach Deutschland gebracht. Die Unterschiede in der Behandlung der jugoslawischen Völker hatte keine Begründung in der nationalsozialistischen Rassenlehre. Ressentiments aus dem Ersten Weltkrieg, für dessen Auslöser in Deutschland und Österreich die Serben standen, waren hierbei maßgeblich. Zerstörte jugoslawische Panzer Vier Infanteriedivisionen wurden speziell als Besatzungstruppen für den Balkan zusammengestellt, die 704., 714., 717. und 718. Infanteriedivision. Zwei davon in Österreich, die 717. im Wehrkreis XVII, die 718. im Wehrkreis XVIII. Auch nach der Neuaufstellung der 717. als 117. Jägerdivision und der Zuführung von Offizieren und Mannschaften aus anderen Wehrkreisen stellten Österreicher die Mehrheiten der Mannschaften. Beide in den österreichischen Wehrkreisen aufgestellten Divisionen blieben bis zur Kapitulation auf dem Balkan; die 718. Infanteriedivision in Kroatien, die 717. Infanteriedivision und spätere 117. Jägerdivision wurde im Frühjahr 1943 von Jugoslawien nach Griechenland verlegt.[1] In der Folgezeit wurden die Besatzer von verschiedenen Partisanengruppen bekämpft, wobei sich die Jugoslawische Volksbefreiungsarmee unter Marschall Tito durchsetzen konnte. Nachdem seit Anfang Oktober 1941 die Kämpfe mit Partisanen- und Tschetnik-Einheiten erheblich zugenommen hatten, erschoss die Wehrmacht unter dem Befehl des Kommandierenden Generals General der Infanterie Franz Böhme ab Mitte Oktober Zivilisten als Vergeltungsmaßnahme für die Angriffe. Bekannter sind die Massaker von Kraljevo und Kragujevac in Serbien. Operationen in Griechenland Die in Bulgarien stationierte deutsche 12. Armee unter Generalfeldmarschall Wilhelm List überschritt am 6. April 1941 die Grenze nach Griechenland. Dabei kam ihnen der Umstand zugute, dass am 7. April bei einem Luftangriff auf den Hafen Piräus dieser durch einen Zufallstreffer auf ein Munitionsschiff total verwüstet wurde und die britischen Truppen daraufhin Nachschubprobleme bekamen. Am 9. April durchbrach ein Wehrmachtskorps mit starker fliegerischer Unterstützung durch Sturzkampfflugzeuge die Gebirgsbefestigungen der Metaxas-Linie bei dem Fort Roupel im Tal des Strymonas. Am gleichen Tag erreichten deutsche Panzerverbände Thessaloniki und besetzten die Stadt, die somit eingeschlossene griechische 2. Armee kapitulierte daraufhin. Griechenlandfeldzug Balkanfeldzug (1941) Gleichzeitig rückten deutsche Verbände nach der Einnahme der Vardarska banovina (heutiges Mazedonien) entlang des Vardar-Tals (Axios) sowie auf der Ebene Florina-Bitola (Monastir) nach Griechenland vor und trafen dabei auf die Westflanke der von gemischten britischen und Commonwealth-Verbänden unter dem Befehl von General Henry M. Wilson ("W Force") gehaltenen Aliakmonas-Linie. Am 11. April 1941 eroberten deutsche Verbände, darunter auch die SS-Division Leibstandarte Adolf Hitler, den Klidi-Pass südöstlich von Florina sowie am 14. April Kozani. Das gegnerische Expeditionskorps zog sich hierauf hinter den Aliakmonas sowie im Osten nach Platamon am Fuße des Olymp zurück. Am 16. April gab General Wilson dem griechischen Oberbehlshaber Frontlinien am 15. April Alexandros Papagos seine Entscheidung bekannt, die Aliakmonas-Linie aufzugeben und bei den Thermopylen eine neue Verteidigungsstellung aufzubauen. Parallel begannen Vorbereitungen für die Evakuierung der alliierten Truppen. Dadurch wurde den deutschen Truppen der Weg über das Pindos-Gebirge nach Epirus freigegeben. Am 16. April versperrten Wehrmachtsverbände der sich von der Epirus-Front zurückziehenden griechischen 1. Armee den Rückzugsweg durch den Katarra-Pass bei Metsovo. Die vom Gebirgsmassiv eingeschlossenen griechischen Truppen wurden nun von den Achsenmächten im Westen und Osten bedrängt. Am 18. April beging Ministerpräsident Alexandros Koryzis in Athen Selbstmord, die neue Regierung bildete Emmanouil Tsouderos. Am 20. April entband General Georgios Tsolakoglou in Absprache mit anderen Offizieren den Befehlshaber der Epirus-Armee Ioannis Pitsikas seines Kommandos und präsentierte anschließend SS-Obergruppenführer Josef Dietrich die Kapitulation. Dies erfolgte gegen den ausdrücklichen Befehl des Oberkommandierenden der griechischen Armee General Alexandros Papagos. Nach italienischen Protesten über dieses Vorgehen wurde am Folgetag eine zweite Kapitulation in Anwesenheit italienischer Offiziere in Ioannina sowie am 23. April in Thessaloniki eine dritte, offizielle Kapitulation Griechenlands gegenüber Deutschland und Italien vollzogen. Am gleichen Tag schiffte sich König Georg II. mit seiner Regierung nach Kreta ein. Am 21. April ordnete der alliierte Oberbefehlshaber im Mittelmeer und Nahen Osten Archibald Wavell endgültig die Evakuierung der verbleibenden alliierten Truppen nach Kreta und Ägypten (Operation Demon) an. Bis zum 30. April konnten von der Royal Navy rund 50.000 Mann über Häfen in Attika und auf dem Peloponnes evakuiert werden, allerdings ohne schwere Waffen und Gerät. Am 24. April gaben die alliierten Nachhutverbände die bis dahin verteidigte Thermopylen-Stellung auf. Am Samstag dem 26. April besetzten Wehrmachtverbände Korinth und am 27. April rückten Vorausabteilungen der 5. Panzerdivision in Athen ein. Der Feldzug Hitlers auf dem griechischen Festland endete am 29. April mit der Einnahme von Kalamata im Süden des Peloponnes. Einige größere ägäische Inseln, darunter Lemnos, Lesbos und Chios wurden bis Anfang Mai von deutschen Infanterie- und Luftlandetruppen besetzt. Italienische Truppen besetzten gleichzeitig die Ionischen Inseln. Die alliierten Verluste auf dem Festland betrugen ca. 12.000 Mann, die in Gefangenschaft gerieten, sowie das gesamte schwere Kriegsgerät. Die Wehrmachtsverluste auf dem Festland betrugen 2.559 Tote, 5.820 Verletzte und 3.169 Vermisste. Kreta gab Großbritannien als militärische Basis die Möglichkeit, den Zugang zur Ägäis zu kontrollieren und die Ölfelder in Rumänien zu bombardieren. Am 20. Mai begann die deutsche Luftlandeoperation zur Eroberung Kretas unter Beteiligung von Heereskräften sowie der deutschen und italienischen Marine. Sie gelang unter hohen Verlusten der deutschen Truppen. Im Anschluss wurde Griechenland von den Achsenmächten in Besatzungszonen aufgeteilt, Italien besetzte den größten Teil. König Georg II. und seine Regierung gingen ins englische Exil. Bis zur Kapitulation wurden ewa 210.000 Soldaten der griechischen Armee in deutschen Gewahrsam genommen, danach die gesamte etwa 430.000 Mann umfassende Armee zu Kriegsgefangenen erklärt. Nach kurzer Zeit wurden 97 Balkanfeldzug (1941) sie jedoch nach Hause entlassen. Ein Teil der griechischen Streitkräfte konnte sich dem deutschen Zugriff entziehen und in Ägypten sammeln. Sie bildeten die ca. 20.000 Mann starke griechische königliche Armee, die unter britischem Oberbefehl unter anderem in El Alamein und 1944 in Italien kämpfte. Literatur • Kurt von Tippelskirch: Der deutsche Balkanfeldzug 1941, in: Wehrwisenschaftliche Rundschau, 5 (1955), S.49–65. • Jozo Tomasevich: War and Revolution in Yugoslavia: 1941–1945: Occupation and Collaboration, Verlag: Stanford University Press, ISBN 0-804-73615-4 • Detlef Vogel: Das Eingreifen Deutschlands auf dem Balkan, in: ders. / Gerhard Schreiber/ Bernd Stegemann (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd.3, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1984, S.417–511. ISBN 3-421-06097-5 • Detlef Vogel: Deutschland und Südosteuropa - Von politisch-wirtschaftlicher Einflußnahme zur offenen Gewaltanwendung und Unterdrückung, in: Wolfgang Michalka (Hrsg.): Der Zweite Weltkrieg - Analysen, Grundzüge, Forschungsbilanz, Verlag Piper, München/ Zürich 1989, S.532–550. ISBN 3-492-10811-3 Weblinks • Balkanfeldzug bei dhm.de [2] Referenzen [1] Walter Manoschek, Hans Safrian: Österreicher in der Wehrmacht in: E.Talos, E.Hanisch, W.Neugebauer (Hrsg.): NS-Herrschaft in Österreich 1938-1945, Wien 1988, ISBN 3-900351-84-8, S.342f. [2] http:/ / www. dhm. de/ lemo/ html/ wk2/ kriegsverlauf/ balkan/ 98 Luftlandeschlacht um Kreta 99 Luftlandeschlacht um Kreta Luftlandeschlacht um Kreta Teil von: Zweiter Weltkrieg Die deutsche Luftlandung auf Kreta Datum 20. Mai 1941–1. Juni 1941 Ort Kreta Ausgang Besetzung Kretas durch Deutsche und Italiener Konfliktparteien Deutsches Reich, Italien Vereinigtes Königreich, Australien, Neuseeland, Griechenland Befehlshaber Generalleutnant Kurt Student Generalmajor Bernard Freyberg Truppenstärke [1] 22.040 Soldaten zuzüglich Jagdflieger- und Bomberunterstützung [1] 42.640 Soldaten zuzüglich Freischärler und Paramilitärs Verluste 1.915 Gefallene 1.759 Vermisste [2] 2.004 Verwundete 3.500 Gefallene 15.000 Gefangene Die Luftlandeschlacht um Kreta, auch Unternehmen Merkur, war eine Schlacht im Zweiten Weltkrieg und zugleich die erste große Luftlandeoperation der Geschichte. Nach der Einnahme Griechenlands im Verlauf des Balkanfeldzuges 1941 wurde das von alliierten Truppen verteidigte Kreta durch die deutsche Wehrmacht erobert und bis 1945 besetzt. Vorgeschichte Kreta war aus britischer Sicht von strategischem Interesse, da der Besitz der Insel wegen seiner wichtigen geografischen Lage die Verteidigungsmöglichkeiten Ägyptens und Maltas direkt beeinflussten. Deshalb war die Besetzung Kretas bereits in der logistischen Vorbereitung. Als am 28. Oktober 1940 Italien Griechenland angriff und die griechische Regierung von London Hilfe erbat, landeten bereits am 1. November Vorauskommandos aus Alexandria auf Kreta. In den folgenden Monaten folgten einige britische Infanterieverbände und Luftabwehreinheiten, obwohl die Verteidigungsstellungen nicht wesentlich ausgebaut wurden. Athen zog die Masse Luftlandeschlacht um Kreta der auf Kreta stationierten griechischen Verbände im November 1940 an die Epirus-Front auf das Festland ab. Bis Februar 1941 wurden in Maleme, Rethymno und Iraklio drei Landeplätze für die Verbände der Royal Air Force eingerichtet. Zu Beginn des Jahres 1941 standen etwa noch 1000 griechische Soldaten auf der Insel. Mitte April 1941 zeichnete sich nach dem deutschen Eingreifen die Niederlage der von den britischen Expeditionsstreitkräften unterstützten griechischen Armeen ab. Als etwa 250 deutsche Transportflugzeuge nach Plowdiw in Bulgarien verlegt wurden und deutsche Fallschirmjäger nach ihrem Einsatz in Korinth Griechenland nicht wieder verließen, rechnete die britische Führung mit einem deutschen Luftlandeunternehmen. London beschloss, seine Truppen aus Griechenland abzuziehen. Auf Anweisung des britischen Premierministers Churchill wurde ein Teil des britischen Expeditionskorps nach Kreta transportiert, um die dortige Verteidigung zu verstärken. Die Masse der britischen Truppen wurde jedoch nach Ägypten verbracht. Churchill sah trotz der Vorbehalte, die die britischen Oberbefehlshaber im Nahen Osten und in Nordafrika wegen unzureichenden militärischen Kapazitäten äußerten, die Gelegenheit gekommen, den deutschen Angreifern erhebliche Verluste zuzufügen oder aber im günstigsten Falle die Insel zu halten. Zudem erwartete er von seinem Entschluss, Kreta zu verteidigen bzw. zu halten, günstige politische Auswirkungen auf die Türkei und den gesamten Nahen Osten. Da die griechischen Armeen vor der Deutschen 12. Armee kapitulierten mussten, beging der griechische Ministerpräsident Alexandros Koryzis angesichts der aussichtslos erscheinenden militärischen Lage Selbstmord. Der griechische König Georg II. bildete eine neue Regierung unter Emmanouil Tsouderos, die von Kreta aus den Widerstand fortsetzen wollte. Sie verließ das griechische Festland am 23. April 1941 und errichtete in Chania den Sitz einer unabhängigen griechischen Regierung. Aus deutscher Sicht boten die britischen Stützpunkte auf Kreta – und auch auf Malta − den Briten die Möglichkeit, den Schiffsverkehr bzw. den Nachschub der Achsenmächte nach Nordafrika wirkungsvoll zu behindern. Von Kreta aus waren zusätzlich Vorstöße der Briten in die Ägäis möglich. Außerdem befürchtete Hitler, dass von Kreta aus Luftangriffe auf die rumänischen Erdölfelder (z. B. Ploieşti) geführt werden könnten, die für den geplanten und kurz bevorstehenden Krieg gegen die Sowjetunion von kriegswichtiger Bedeutung waren. Auch die deutsche Seekriegsleitung drängte auf eine Eroberung Kretas, weil sie davon ausging, dass die Zurückdrängung der Briten aus dem östlichen Mittelmeer entscheidend für die weitere Kriegsführung gegen England sei. Genauso wie die Luftwaffenführung ging sie davon aus, von Kreta den Nachschubverkehr der Briten durch den Suez-Kanal lahmlegen zu können. Erste strategische Überlegungen dazu wurden bereits Ende Oktober 1940 durch den Chef des Wehrmachtsführungsstabes (WFSt) angestellt, die darauf abzielten, dass eine militärische Aktion der Italiener gegen Nordgriechenland und den Piräus mit Sicherheit zu einer Inbesitznahme der Insel Kreta durch die Engländer führen würde.[3] Am 15. April 1941 wurde durch den General der Flieger Alexander Löhr dem Reichsmarschall Hermann Göring ein konkreter Plan zur Eroberung Kretas durch Luftlandetruppen vorgelegt. Im vorgeschobenen Führerhauptquartier „Frühlingssturm“ überzeugte Kurt Student am 21. April 1941 in Begleitung des Generalstabschefs der Luftwaffe Jeschonnek den widerstrebenden Hitler von den strategischen Notwendigkeiten der Inbesitznahme Kretas. Dieser befahl daraufhin per Führerweisung Nr. 28, das Unternehmen Merkur mit Luftlandetruppen, Fallschirmjägerverbänden und der Unterstützung der 5. Gebirgsdivision Mitte Mai 1941 durchzuführen. 100 Luftlandeschlacht um Kreta 101 Militärische Lage und Planung vor dem Angriff Deutscher Angriffsplan Göring beauftragte die Luftflotte 4 in Wien mit der Planung und Durchführung der Operation. Dem General der Flieger Löhr wurde dazu das XI. Fliegerkorps unter Student mit seinen Luftlande- und Fallschirmjägerverbänden unterstellt. Die Jagd- und Bomberstaffeln des VIII. Fliegerkorps unter Richthofen sollten ihren Schutz übernehmen sowie nach der Erringung der Lufthoheit die kämpfenden Bodentruppen aktiv unterstützen. Außerdem sollte die 12. Armee in Griechenland Teile der 5. Gebirgsdivision zur Verstärkung des XI. Fliegerkorps abstellen und aus weiteren Teilen der 6. Gebirgsdivision Reserven bilden. Weil der deutschen Marineführung im Mittelmeerraum keine nennenswerten Schiffsverbände zur Verfügung standen, wurde Italien um Unterstützung gebeten. Alexander Löhr und Wolfram von Richthofen (1942) Löhrs Plan sah vor, zunächst die Hauptstadt Chania und Maleme, den größten Flugplatz Kretas, mit Luftlande- und Fallschirmtruppen zu erobern und danach nach Osten vorzustoßen. Student wollte dagegen alle wichtigen Punkte der Insel gleichzeitig aus der Luft angreifen und danach auf den eroberten Flugfeldern Heeresverbände landen lassen, die den Rest der Insel besetzen sollten. Richthofens Fliegerverbände hatten aber für die Sicherung einer größeren Zahl von Absetzorten keine ausreichende Stärke. Deswegen sah der endgültige Plan vor, nur vier Punkte aus der Luft zeitlich gestaffelt anzugreifen. Im ersten Anflug in den Morgenstunden des Angriffs sollte wie in Löhrs Plan das Gebiet von Chania und Maleme angegriffen werden, im zweiten Anflug am Nachmittag Rethymno und Iraklio. Angesichts der Überlegenheit der Royal Navy auf See entschloss sich die deutsche Führung, den größten Teil der Soldaten auf dem Luftweg zu transportieren, zumal dem maritimen „Admiral Südost“ Schuster nur zwei Schiffsstaffeln mit zusammen etwa 60 Motorseglern zur Verfügung standen. Die italienische Marine übernahm den Schutz dieser improvisierten Flotte von Griechenland über die Insel Milos nach Kreta. Nach der Sicherung von Brückenköpfen und Anlandungsstellen durch Luftlandetruppen sollten weitere Truppen und Kriegsmaterial per Schiff auf die Insel gebracht werden. Der ursprünglich früher geplante Zeitpunkt für den Angriff wurde wegen Engpässen in der Versorgung mit Flugbenzin endgültig auf den 20. Mai gelegt. Schon in den ersten Maitagen begannen jedoch Verbände des VIII. Fliegerkorps mit Aufklärungsflügen und anschließenden Angriffen auf Konvois und Schiffe der Briten. Ab der zweiten Maiwoche wurde der britische Schiffsverkehr an der Nordseite Kretas, wo die wichtigsten Häfen lagen, praktisch blockiert. Von den Anfang Mai eingeschifften rund 27.000 Tonnen wichtiger Nachschubgüter für Kreta konnten nur etwa 3000 Tonnen gelandet werden, während der Rest umkehren musste[4] . Luftlandeschlacht um Kreta 102 Auf deutscher Seite war ein schneller und kontrollierter Angriff von Gebirgsund Fallschirmjägern vorgesehen. Diese waren gut ausgebildet und besaßen auf Grund ihrer ausschließlich leichten Ausrüstung zwar nur eine geringe absolute Feuerkraft, bedingt durch ihre hohe Mobilität und Motivation sowie ihren ausgeprägten Korps- und Kampfgeist einen hohen Einsatzwert. Kurt Student (1941), kommandierender General des XI. Fliegerkorps Die Deutschen verfügten über 15.000 Fallschirmjäger der 7. Flieger-Division, die nach der Eroberung eines Flugfeldes von etwa 14.000 Gebirgsjägern und 700 Kradschützen der 5. Panzerdivision durch Lufttransporte unterstützt werden sollten. Weitere Verstärkung sollte dann auch über See angelandet werden. Dazu kam Unterstützung von 46 Kampf- und 16 Jagdflugzeugen der Italiener von den Dodekanes. Für die Überführung dieser Kräfte nach Kreta war Generalmajor Konrad verantwortlich, der zehn Kampfgruppen zur besonderen Verwendung (z. B.V.) mit 550 Transportmaschinen Ju 52 und 60 Lastenseglern zur Verfügung hatte. Das zur Sicherung und Unterstützung eingeplante VIII. Fliegerkorps hatte 280 Bomber, 150 Sturzkampfbomber, 180 Jagdflugzeuge und 40 Aufklärer zur Verfügung. Zur See war die Kriegsmarine mit zwei Dampferstaffeln und zwei Motorseglerstaffeln beteiligt. Die Sicherung erfolgte durch die Marina Militare (Kapitän zur See Peccori-Giraldi) mit zwei Zerstörern und zwölf Torpedobooten, mehreren U-Booten, Schnellbooten und Minensuchern[5] . Der deutsche Militär-Nachrichtendienst Abwehr unterschätzte die tatsächliche Anzahl feindlicher Soldaten auf Kreta erheblich und war der Ansicht, auf der Insel seien maximal 15.000 britische Soldaten und nur wenige griechische Truppen stationiert. Die Bevölkerung Kretas sei den Deutschen wohlgesinnt. Dort befänden sich viele antimonarchische Kräfte, welche die alte griechische Regierung abgelehnt hätten. Die Aufklärung der 12. Armee ging zwar von mehr Truppen aus, unterschätzte aber die tatsächlichen Zahlen ebenfalls. Nach dem gelungenen Abschluss des Unternehmens Merkur sah die Wehrmachtführung eine weitere Verwendung der Luftlandetruppen während des in Vorbereitung befindlichen Russlandfeldzuges vor. Zu diesem Zweck sollte die 7. Fliegerdivision auf die drei Heeresgruppen Nord, Mitte und Süd aufgeteilt und punktuell im Bedarfsfalle während des Vormarsches eingesetzt werden[6] . Bewaffnung der deutschen Soldaten Die Fallschirmjäger besaßen beim Absprung nur Pistolen und Handgranaten. Maschinengewehre, Karabiner und Maschinenpistolen wurden in Abwurfbehältern an Lastenfallschirmen abgeworfen. Das sollte den Fallschirmjäger vor Verletzungen bei der Landung schützen. Die Fallschirme der Waffenbehälter waren farbig markiert. Erst nach Kreta wurde durch die Erfahrungen mit dem Absprung mit Waffe am Mann experimentiert. Rund 25 Prozent der Truppen waren mit MP40-Maschinenpistolen ausgerüstet, für jeden achten bis zwölften Soldaten war ein MG34-Maschinengewehr vorgesehen. Die Deutschen setzten auf Kreta mit dem Leicht-Geschütz 40 (LG40) erstmals eine neue Panzerabwehrwaffe ein, die leichter als die bisherigen Waffen war. Diese wurden aber erst mit den Gebirgsjägern luftgelandet und konnten nicht an Fallschirmen abgeworfen werden. Schwere Waffen wie Feldkanonen oder gar Haubitzen standen den luftgelandeten „Leichten Infanterieverbänden“ nicht oder nur als Beutewaffen zur Verfügung. Luftlandeschlacht um Kreta 103 Verteidigungsvorbereitungen der Briten und Griechen Am 30. April wurde Generalmajor Freyberg, der die neuseeländischen Truppen auf dem griechischen Festland unter General Wavell befehligt hatte, das Kommando auf Kreta übertragen. Gleichzeitig wurde mit den Verteidigungsvorbereitungen, die den Decknamen „Scorcher“ bekamen, begonnen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das britische Expeditionskorps von 30.000 Mann, das zuvor in Griechenland gekämpft hatte und evakuiert wurde, noch zum Teil auf der Insel. Das ursprüngliche Inselkontingent umfasste etwa 5000 Soldaten, dazu kamen noch etwa 2500 kretische Gendarmen. Die griechischen Soldaten waren schlecht ausgerüstet, da zu Beginn des Balkankrieges alle neueren und schweren Waffen auf das Festland gebracht worden waren. Die meisten Gewehre waren deutscher oder österreichischer Herkunft, vor allem Mannlicher-Schönauer Gebirgskarabiner im Kaliber 6,5x54 (M.-Sch.) und Steyr-Mannlicher M1895 (im Rahmen des Versailler Vertrags beschlagnahmt). Etwa 1000 Griechen waren noch mit antiquierten Gras-Gewehren bewaffnet. Weiterhin waren veraltete Maschinengewehre unterschiedlicher Fabrikate und Kaliber vorhanden. Zudem herrschte Munitionsmangel – die Briten hatten für viele griechische Waffen keine entsprechende Munition in ihren Beständen. Lieutenant General Sir Bernard Freyberg VC. Durch die Evakuierung waren die britischen Einheiten auf der Insel (1944) stark vermischt und mussten neu geordnet werden. Dem Oberbefehlshaber der Royal Navy im Mittelmeer, Admiral Cunningham, gelang es trotz der Angriffe deutscher Flugverbände auf seine Schiffe, etwa 7000 nicht benötigte Soldaten von der Insel abzuziehen, rund 2000 Mann an Kampftruppen auf die Insel zu schaffen und die ärgsten Lücken in Ausrüstung und Bewaffnung zu schließen. Es mangelte an schweren Waffen, nur 85 Artillerie-Geschütze konnten aus eroberten italienischen Beständen aufgeboten werden. Zur Flugabwehr konnte die British Army 50 Flak-Geschütze und 24 Scheinwerfer einsetzen. An gepanzerten Fahrzeugen verfügten die Verteidiger nur über 16 veraltete Cruiser-Mk-I-, neun Matilda- und 16 leichte Mk-VI-Panzer. Für die Panzer stand aber hauptsächlich panzerbrechende Munition zur Verfügung, deren Einsatz gegen Infanterie wenig sinnvoll ist. Auch gab es kaum Ersatzteile für die Panzer und das Gelände erschwerte deren Einsatz. So wurden einige Panzer in befestigte Stellungen eingebaut. Der bei Fallschirmjäger-Anlandungen angezeigte bewegliche Einsatz von Panzerkräften wurde dadurch zusätzlich behindert. Der Bestand der Royal Air Force umfasste Anfang Mai sechsunddreißig Maschinen auf Kreta, wobei nur deren Hälfte einsatzfähig waren. Diese Flugzeuge wurden einen Tag vor dem deutschen Angriff nach Ägypten verlegt, um sie der Vernichtung zu entziehen und für andere Einsätze zu erhalten[7] . Unmittelbar vor der Verlegung flogen die Briten aber noch Angriffe gegen die deutschen Häfen. Daraus schlossen wiederum die Deutschen, dass die Engländer die Vorbereitungen für Operation Merkur erkannt hatten[8] Die Royal Navy kontrollierte weiterhin die See um Kreta, die Lufthoheit hatten jedoch die Achsenmächte. Luftlandeschlacht um Kreta Alliierter Verteidigungsplan Freyberg ging von einem kombinierten Luft-See-Angriff aus und legte die Masse seiner Truppen an die Nordküste in den Bereich Maleme–Chania–Souda-Bucht mit dem Auftrag, Hauptstadt, Flugplatz und Hafen zu halten. Es befanden sich • • • • in Maleme die 2. Neuseeländische Division, 11.500 Mann, darunter 3500 Griechen in Chania/Souda verschiedene britische und australische Einheiten, 17.400 Mann, davon 930 Griechen in Rethymno die 19. Australische Brigade, 4800 Mann, davon 3200 Griechen in Iraklio die 14. britische Brigade, davon 2700 Griechen Admiral Cunningham gab General Wavell folgende Verteidigungsabsichten seiner Schiffsverbände südlich von Kreta bekannt: • Force C unter Konteradmiral Glennie auf der Dido mit Kandahar, Kingston, Juno und Coventry sollten Iraklio und Sitia abschirmen. • Force D unter Konteradmiral King auf der Naiad mit Phoebe und zwei Zerstören sollte jede Landung westlich Rethymno verhindern. • Force B mit Gloucester und Fiji sollten deutsche Verbände nordwestlich von Kreta vernichten oder Verband D unterstützen. • Force A unter Vizeadmiral Pridham-Whippell auf der Queen Elizabeth mit Barham und fünf Zerstörern sollte die anderen Verbände abschirmen. • Reserveverbände, die in Alexandrien verblieben: Warspite, Valiant, Formidable, Orion, Ajax sowie verfügbare Zerstörer • U-Boot Rorqual sollte um Lemnos operieren. • eine Schnellboot-Flottille wurde in der Soudabucht stationiert. • Minenfelder wurden durch die Abdiel zwischen Kephalonia und Levkas gelegt, um die Verbindung durch den Kanal von Korinth zu unterbrechen • Luftaufklärung war vorgesehen, aber zu schwach • Kommandeur der Operationen auf See war der Oberbefehlshaber Mittelmeer in Alexandrien, doch sollten die einzelnen Verbände selbstständig operieren. Da die Briten die deutsche Verschlüsselungsmaschine Enigma auslesen konnten, waren sie über die Angriffspläne in annähernd allen Einzelheiten informiert. Abgehört wurden fast alle Funksprüche zwischen dem Oberkommando der Luftwaffe und den in Griechenland mit der Vorbereitung und Planung befassten militärischen Stäben, so dass die Alliierten gezielte Abwehrmaßnahmen einleiten konnten und General Freyberg daraufhin die Verteidigung der Flugfelder verstärken ließ. Er musste jedoch einsehen, dass die schlechte Ausbildung von Teilen und die schlechte Ausstattung aller seiner Truppen eine effektive Verteidigung erschwerten. Freyberg plante daher, die Flugfelder so zu beschädigen, dass diese unbenutzbar würden. Doch wurde ihm dies vom Oberbefehlshaber der britischen Armee Wavell untersagt. Wavell ging davon aus, dass allein das Wissen über den Angriffsplan genügen würde, um den Angriff abzuwehren und eine Zerstörung der Flugfelder nur eine schnelle Ausstattung der Insel mit eigenen Flugzeugen verhindert hätte. Bis heute ist diese Entscheidung umstritten; sie gilt als ein Grund für den deutschen Sieg. Die deutschen Transportflieger nahmen allerdings teilweise bewusste Bruchlandungen auf Stränden und Feldern in Kauf. Einige Historiker glauben, dass für die deutsche Führung der Verlust einer beträchtlichen Anzahl von Flugzeugen nachrangig war beziehungsweise einkalkuliert wurde. Im Vordergrund hätte allein der Erfolg des Angriffs gestanden, der somit auch ohne die Eroberung von Flugfeldern gelungen wäre. 104 Luftlandeschlacht um Kreta Operationsverlauf Die deutschen Landungskräfte gliederten sich wie folgt: Gruppe West (erste Welle) unter Generalmajor Meindl mit Angriffsziel Maleme • • • • • • • • • • • Regimentsstab (Major Braun) Bataillonsstab I./Luftlande-Sturm-Regiment (Major Koch) Stoßtrupp Brücke (Oberleutnante Schächter und Trebes) 3./Luftlande-Sturm-Regiment (Oberleutnant v. Plessen) 4./Luftlande-Sturm-Regiment (Hauptmann Sarazin) II./Luftlande-Sturm-Regiment (Major Stenzler) III./Luftlande-Sturm-Regiment (Major Scherber) IV./Luftlande-Sturm-Regiment (Hauptmann Gericke) 3./Fallschirm-Fla-MG-Bataillon (Oberleutnant Theuerling) 1./Fallschirm-Artillerie-Abteilung (Hauptmann Schramm) 1. Zug, Fallschirm-Sanitäts-Abteilung (Oberarzt Dr. Dietzel) Gruppe Mitte (zweite Welle) unter Generalleutnant Süßmann mit den Angriffszielen Chania, Rethymno, das Dorf Souda und die Soudabucht • • • • • • • • • • Divisionsstab 7. Flieger-Division (Generalleutnant Süßmann) 1./Luftlande-Sturm-Regiment (Oberleutnant Genz) 2./Luftlande-Sturm-Regiment (Hauptmann Altmann) Stab/Fallschirm-Jäger-Regiment 3 (Oberst Heidrich) I./Fallschirm-Jäger-Regiment 3 (Hauptmann Freiherr von der Heydte) II.Fallschirm-Jäger-Regiment 3 (Major Derpa) III./Fallschirm-Jäger-Regiment 3 (Major Heilmann) 3./Fallschirm-MG-Bataillon (Hauptmann Schmidt) Fallschirm-Pionier-Bataillon (Major Liebach) 1./Fallschirm-Sanitäts-Abteilung (Stabsarzt Dr. Mallison) Gruppe Ost (dritte Welle) unter Generalleutnant Ringel mit den Angriffszielen Stadt und Flugplatz Iraklio • • • • • • • Stab/Fallschirm-Jäger-Regiment 1 (Oberst Bräuer) I./Fallschirm-Jäger-Regiment 1 (Major Walther) II./Fallschirm-Jäger-Regiment 1 (Hauptmann Burckhardt) III./Fallschirm-Jäger-Regiment 1 (Major K.-L. Schulz) II./Fallschirm-Jäger-Regiment 2 (Hauptmann Schirmer) 1./Fallschirm-Fla-MG-Bataillon (?) 2./Fallschirm-Sanitäts-Abteilung (Stabsarzt Dr. Langemeyer) 105 Luftlandeschlacht um Kreta 106 Erster Tag: 20. Mai Am Dienstag dem 20. Mai gegen 07:15 Uhr begann Unternehmen Merkur mit der Bombardierung der vorgesehenen Absetzzonen durch die deutsche Luftwaffe. Bei Maleme war die britische Flugabwehr praktisch sofort außer Gefecht. Während das Bombardement noch im Gange war, begannen bereits westlich des Flugplatzes Lastensegler des I./Luftlande-Sturm-Regiments der Gruppe West (erste Welle), in echter oder in Bruchlandung niederzugehen.[9] Die britischen Truppen, überrascht wegen der schonungslosen und draufgängerischen Art und Weise der Landung sowie der Kampfstärke der Landetruppen, begannen die Gleiter sowie die ausbootenden Soldaten der Luftlande-Sturmeinheiten mit Granatwerfern unter Feuer zu nehmen. Die sofortige Einnahme des Flugfeldes Maleme verhinderten die Neuseeländer im Nahkampf. Das Absetzen des II., III. und IV. Bataillons der ersten Welle gelang fast ohne Schwierigkeiten und nur sieben der 493 aufgestiegenen Ju 52 gingen verloren.[10] Die niederschwebenden Fallschirmjäger wurden jedoch unerwartet hohem Sperrfeuer ausgesetzt, wodurch viele bereits in der Luft verwundet oder getötet wurden. Selbst wenn sie heil am Boden ankamen, waren sie teilweise vom Wind weit verstreut und mussten sich, nur leicht bewaffnet, erst zu den Waffenbehältern durchkämpfen um sich dann neu zu gruppieren. Des Weiteren wurden sie durch die große Anzahl feindlicher Truppen und das starke Abwehrfeuer überrascht, da die Aufklärung weit geringeren Widerstand vorausgesagt hatte. Deutsche Gebirgsjäger im Transportflugzeug Fallschirmjäger springen über Kreta ab (Ju 52) Durch zeitliche Verzögerungen erwies sich das geplante Zusammenführen von Bomber- und Transportverbänden als Ein deutscher Lastensegler nach einer undurchführbar. Zum einen mussten die zu ihren Stützpunkten Bruchlandung zurückgekehrten Transportmaschinen zum Teil mühsam mit Handpumpen aus Fässern aufgetankt werden, zum anderen war eine größere Ansammlung von Flugzeugen in der Luft wegen der enormen Staubentwicklung beim Start nicht möglich. So wurde die Gruppe Mitte (zweite Welle) gegen 16:15 Uhr bei Rethymno und um 17:30 Uhr bei Iraklio verspätet abgesetzt, nachdem der vorausgangende Bombenangriff bereits einige Stunden vorher stattgefunden hatte und die entstandenen Schäden notdürftig beseitigt worden waren. Die zweite Welle der deutschen Luftlandeverbände erlitt deshalb ebenfalls schwere personelle Ausfälle im Abwehrfeuer. Gegen Ende des Tages hatten die Deutschen keines ihrer Ziele erreicht. Dennoch zeichneten sich auf britischer Seite erste Probleme ab. Es mangelte an Fahrzeugen, hauptsächlich an sachgemäß bewaffneten Panzern, vor allem aber an Kommunikationsmitteln, um wenigstens die vorhandenen Fahrzeuge gegen die einzelnen provisorisch errichteten deutschen Widerstandsnester zum Einsatz zu bringen. Außerdem erschwerte die deutsche Lufthoheit die britischen Verteidigungsbemühungen. Dadurch konnten die deutschen Fallschirmjäger ihre provisorisch errichteten Stellungen behaupten. Die vorgesehenen 200-Watt-Funksender der deutschen Landungstruppen gingen beim Aufprall der Lastensegler teilweise zu Bruch und die Gruppe West und Mitte hatte keine Verbindung zum Gefechtsstand in Athen. So hatte der kommandierende General des XI. Fliegerkorps keine Kenntnis darüber, dass der Angriff auf den Flugplatz Maleme vorerst gescheitert war, der Kommandeur der 7. Fliegerdivision Kreta gar nicht erreicht hatte, weil er über der Insel Luftlandeschlacht um Kreta 107 Ägina abgestürzt war und dass manche der Landeeinheiten nur noch über einen Bruchteil ihrer Kampfstärke verfügten.[11] Bei Sonnenuntergang des ersten Tages waren von den ursprünglich 10.000 gelandeten Fallschirmjägern nur noch 6000 Mann kampffähig.[12] Als General Student in der Nacht vom 20. zum 21. Mai über die Lage auf Kreta unterrichtet wurde, befahl er, alle zur Verfügung stehenden Kräfte vordringlich auf die Einnahme des Flugplatzes bei Maleme zu konzentrieren. Zweiter Tag: 21. Mai In der Nacht zum 21. Mai wurde jede im Südosten Europas verfügbare deutsche Transportmaschine nach Kreta abgezogen, um die Überführungsflüge für die Fallschirmjäger zu unterstützen, da innerhalb kurzer Zeit mehr als 150 Maschinen Ju 52 während der Kampfhandlungen ausgefallen waren. Dazu stellte die Luftwaffe hauptsächlich die erst kürzlich in den Iran aufgenommenen [13] Versorgungsflüge wieder ein. Truppentransporter Ju 52 im Tiefflug über Kreta Am Mittwoch, dem 21. Mai 1941, sprang der bereits 52-jährige Oberst Ramcke bei Maleme ab und übernahm anstelle des verwundeten Generalmajor Meindl die Führung über die Gruppe West. Die Landebahn selbst lag jedoch unter dem Beschuss der britischen Granatwerfer, Geschütze, Maschinengewehre sowie mehrerer leichter und schwerer Flak, die auf der dominierenden Höhe 107 (heute deutscher Soldatenfriedhof Maleme) aufgestellt war. Trotzdem landeten die ersten Ju 52 unter hohen Verlusten auf den Pisten und dem westlich angrenzenden unebenen Gelände. Schrittweise gelang es den Deutschen, ihre Position westlich des Flughafens auszubauen sowie Material und Personal anzulanden. Nach schwerer Bombardierung durch Sturzkampfbomber gelang die schrittweise Eroberung der Höhe 107 durch deutsche Truppen, die dann neu koordiniert das Flugfeld von Maleme von Westen aus angriffen und gegen 17:00 Uhr einnahmen. Zur Unterstützung des Angriffes erfolgte eine zweite Absprungwelle deutscher Fallschirmjäger.[14] Ein nächtlich unternommener Gegenangriff der Briten und verbündeter Einheiten drang bis zum Rand des Flugplatzes vor; der Angriff musste jedoch bei Tagesanbruch und mit Wiedererscheinen der deutschen Luftwaffe eingestellt werden.[15] Toter Fallschirmjäger Ju 52 nach Bruchlandung Luftlandeschlacht um Kreta 108 In der Nacht zum 22. Mai wurde ein aus Piräus in Richtung Kreta ausgelaufener erster deutscher Geleitzug (Oberleutnant zur See Oesterlin), bestehend aus kleinen Dampfern und Motorseglern und mit über 2300 Gebirgsjägern an Bord, durch die britische Force D (Konteradmiral Glennie) gestellt, der über drei Kreuzer (Ajax, Dido, Orion) und vier Zerstörer (Hasty, Hereward, Janus, Kimberley) verfügte. Nur das entschlossene Eingreifen des italienischen Torpedoboots Lupo war dafür verantwortlich, dass der Konvoi vor der völligen Vernichtung bewahrt blieb und sich auflösen konnte. Fallschirmjäger erklimmen einen Hügel Trotzdem fanden rund 300 deutsche Soldaten den Tod. Ein zweiter deutscher Geleitzug mit 4000 Gebirgsjägern wurde bei Tagesanbruch durch vier Kreuzer und drei Zerstörer der Force C (Konteradmiral King) entdeckt. Jedoch erschien die deutsche Luftwaffe rechtzeitig; zusammen mit dem sichernden Torpedoboot Sagittario konnte der Konvoi erfolgreich verteidigt werden, lediglich zwei Segler wurden versenkt.[16] [17] Dritter Tag: 22. Mai Das britische Unterhaus wurde durch den Premierminister seit dem Beginn der deutschen Invasion laufend über die Kampfhandlungen unterrichtet. Am 21. Mai erklärte Churchill zur Lage auf Kreta: „Meldungen General Freybergs geben folgendes Bild: Die meisten der 3000 mit Flugzeugen und Fallschirmen in der Suda-Bay am Dienstag gelandeten deutschen Truppen wurden in einer zweistündigen Schlacht unschädlich gemacht. […] Am heutigen Mittwoch ist mir ein zweiter Lieutenant General Freyberg, Kommandierender amtlicher Bericht übermittelt worden, aus dem unzweifelhaft General der alliierten Einheiten auf Kreta hervorgeht, dass die deutschen Fallschirmtruppen, die bei Rythemnon landeten, in englischer Kampfausrüstung gekleidet waren.[18] “ Und am 22. Mai abends: „Es handelt sich um eine ungewöhnliche und erbitterte Schlacht, in welcher wir keine Unterstützung durch die Luftwaffe haben, da wir, obwohl es an Flugzeugen nicht mangelt, keine Flugplätze haben. Der Gegner verfügt seinerseits über keine oder sehr wenig Artillerie und keine Kampfwagen. Rückzugsmöglichkeiten sind auf beiden Seiten nicht vorhanden. Es ist eine außerst heftige Schlacht.[19] “ Am 22. Mai gelang es den deutschen Einheiten, das Flugfeld bei Maleme zu einer brauchbaren Operationsbasis auszubauen. Stündlich landeten nun durchschnittlich 20 Transporter und brachten Nachschub. Noch entscheidender war jedoch die Tatsache, dass diese Flugzeuge nun auch wieder aufsteigen konnten, um neue Truppen einzufliegen.[20] Weiterhin bekämpfte die Luftwaffe die britischen Marineeinheiten, die die Überführung deutscher Truppen nach Kreta in der Nacht verhinderten. Die Force C und D sowie deren Deckungsgruppe unter Konteradmiral Rawlings mit mehreren Zerstörern und Kreuzern mussten unter den ständigen Luftangriffen die Gewässer nördlich Kreta, zum Teil schwer beschädigt, verlassen. Es zeigte sich ganz klar, dass die deutsche Luftüberlegenheit den Schlachtverlauf entscheidender beeinflusste als die britische Seeherrschaft. Ab dem 23. Mai war auch der Seeweg für Nachschublieferungen der Achsenmächte nach Kreta offen.[21] Souda-Bucht: Durch Luftangriffe in Brand geschossene Schiffe Luftlandeschlacht um Kreta 109 Die deutsche Öffentlichkeit wurde erst spät über die angelaufenen militärischen Operationen auf Kreta informiert. In einer Sondermeldung vom 24. Mai gab das Oberkommando der Wehrmacht unter anderem folgendes bekannt: „Die Erklärung Churchills, dass auf Kreta deutsche Truppen in neuseeländischen Uniformen abgesetzt worden sein, ist unwahr. Sollte sie der Anlaß oder die nachträgliche Begründung dafür sein, dass deutsche Fallschirmjäger nicht nach den Regeln des Völkerrechtes behandelt werden oder behandelt worden sind, so wird das Oberkommando der deutschen Wehrmacht die entsprechende Vergeltung an der zehnfachen Anzahl britischer Kriegsgefangener anordnen.[22] “ Mit der Ausweitung des Landekopfes bei Maleme fiel am 26. Mai die endgültige militärische Entscheidung zu Gunsten der deutschen Truppen, worauf das britische Oberkommando in der Nacht zum 27. Mai den Entschluss fasste, Kreta zu räumen. Am 27. Mai fiel die Hauptstadt Chania, am 28. Mai der Hafen in der Soudabucht in deutsche Hand. Am 29. Mai kapitulierte Rethymno.[23] Evakuierung der Alliierten vom 28. Mai bis zum 1. Juni Der bereits durch Fliegerangriffe angeschlagenen britischen Flotte oblag die Aufgabe der Evakuierung der rund 22.000 Mann von Kreta. Die Einschiffungen erfolgten vornehmlich vom offenen Strand bei Sfakia. Mindestens 15.000 Mann der Empiretruppen lagen dort im felsigen Gelände verborgen und warteten auf ihre Einschiffung, während die britische Nachhut in steter Gefechtsfühlung mit den nachstoßenden deutschen Verbänden blieb. In mehreren nächtlichen Aktionen konnte vom 28. bis zum 31. Mai ein Großteil der Truppen an Bord genommen werden, um sie unter ständigen Luftangriffen fast 350 Seemeilen nach Alexandria in Sicherheit zu bringen.[24] Brennendes britisches Fahrzeug nach einem Luftangriff Eine gleichzeitig durchgeführte Expedition Admiral Rawlings zur Rettung der Garnison in Iraklio erlitt auf der Rückfahrt durch die Luftwaffe empfindliche Verluste und einige Totalausfälle an Schiffsraum. Die Bombenabwürfe begannen um 6:00 Uhr und dauerten bis 15:00 Uhr, als sich das mit über 4000 evakuierten Soldaten belegte Geschwader Alexandria bereits auf 100 Seemeilen genähert hatte. Viele Bombentreffer hatten in Anbetracht der Überbelegung der Schiffe verheerende Auswirkungen, und bei der Ankunft wurde festgestellt, dass mindestens jeder fünfte Mann tot oder verwundet war.[25] Den Briten stellte sich die Frage, inwieweit die Flotte zur Rettung der Truppen riskiert werden könne. Verwundete britische Truppen gehen nach der Evakuierung im Befürchtungen der Armee wurden jedoch durch Admiral Cunningham mit der ägyptischen Alexandria von Bord Bemerkung „It takes three years to build a ship, it takes three centuries to build a tradition.“ (dt. Es braucht drei Jahre, um ein Schiff zu bauen, es braucht drei Jahrhunderte, um eine Tradition aufzubauen) zerstreut, und die Einschiffungen wurden fortgesetzt. Luftlandeschlacht um Kreta 110 Die deutschen und mittlerweile angelandete italienische Truppen versuchten, den zurückweichenden alliierten Truppen den Weg abzuschneiden. Gebirgsjäger und Krad-Schützen konnten sich wesentlich schneller in dem gebirgigen Gelände bewegen, doch wurden größere Einkreisungen durch die erbitterte Gegenwehr der Alliierten sowie das felsige Terrain verhindert. In der Nacht zum 31. Mai wurde General Freyberg auf Anweisung des Generalstabes ausgeflogen. Der griechische König und der britische Gefangennahme britischer Soldaten Gesandte wurden einige Tage zuvor unter erheblichem Risiko evakuiert.[26] Die Truppeneinschiffungen wurden am 1. Juni gegen 03:00 Uhr eingestellt. Es gelang der Royal Navy, fast 17.000 Mann britischer und Empiretruppen nach Ägypten zu bringen. General Wavell ermächtigte die über 5000 auf Kreta verbliebenen Soldaten zur Kapitulation. Etwa 500 Commonwealth-Soldaten zogen sich jedoch stattdessen in die umliegenden Berge zurück, nachdem auch der letzte Hafen Chora Sfakion von deutschen Truppen eingenommen worden war. Teile der Landbevölkerung leisteten ihnen und den griechischen Soldaten Beistand. Im Falle der Entdeckung drohte ihnen durch die deutsche Besatzungsmacht drakonische Strafen. Da die schweren Waffen fast vollständig zerstört oder bereits aufgegeben waren, wurde die noch vorhandene Munition an Partisanen verteilt. Widerstand der Bevölkerung gegen die deutsche Besetzung Zur Stärkung der Verteidigungskräfte auf Kreta waren in den Tagen und Wochen vor dem deutschen Angriff Milizen und Bürgerwehren aufgestellt worden. Unmittelbar nach Beginn der Landung deutscher Fallschirmjäger schlossen sich zahlreiche kretische Zivilisten diesen Verbänden an oder unterstützten Truppen der griechischen Armee oder der Gendarmerie im Kampf gegen die Angreifer. Als deutsche Truppen im Kampf auf bewaffnete Zivilisten stießen, wurden diese als Freischärler betrachtet und gewöhnlich an Ort und Stelle erschossen.[27] Im weiteren Verlauf der Kämpfe wurden wiederholt deutsche Soldaten aus der kretischen Bevölkerung heraus angegriffen. Insbesondere verwundete und versprengte Fallschirmjäger wurden von kretischen Zivilisten misshandelt und wurden zum Teil von alliierten Soldaten vor Übergriffen geschützt.[27] Deutsche, italienische und bulgarische Besatzungszonen in Griechenland und auf Kreta Der Widerstandswille der kretischen Bevölkerung kam für die deutsche Führung völlig überraschend, hatte sich doch die Bevölkerung auf dem griechischen Festland während des deutschen Vormarsches in aller Regel passiv verhalten. Diese Erfahrung und das Auffinden von deutschen Gefallenen, die vermeintliche Verstümmelungen aufwiesen, führten zu zahlreichen spontanen Vergeltungsmaßnahmen von Seiten der eingesetzten deutschen Truppen.[27] Vor allem um die Moral der durch große Verluste geschwächten Truppe aufrechtzuerhalten und als Abschreckung[27] erließ General Student am 31. Mai 1941 folgenden Befehl [28] : „… Jetzt ist die Zeit gekommen, allen derartigen Fällen planmäßig nachzugehen, Vergeltung zu üben und Strafgerichte abzuhalten, die auch als Abschreckungsmittel für die Zukunft dienen sollen. Ich beabsichtige, in dieser Richtung mit äusserster Härte vorzugehen. … Als Vergeltungsmaßnahmen kommen in Frage: 1.) Erschiessungen 2.) Kontributionen 3.) Niederbrennen von Ortschaften (vorher Sicherstellung aller Barmittel, die restlos den Angehörigen zugute kommen sollen) 4.) Luftlandeschlacht um Kreta Ausrottung der männlichen Bevölkerung ganzer Gebiete. Die Genehmigung zu 3.) u. 4.) behalte ich mir vor. Sie ist auf dem kürzesten Wege einzuholen (mit stichwortartiger Begründung). Es kommt nun darauf an, alle Maßnahmen mit größter Beschleunigung durchzuführen, unter Beiseitelassung aller Formalien und unter bewusster Ausschaltung von besonderen Gerichten. Bei der ganzen Sachlage ist dies Sache der Truppe und nicht von ordentlichen Gerichten. Sie kommen für Bestien und Mörder nicht in Frage.[29] “ Diese von Student befohlenen Maßnahmen waren auch im Sinne des damals geltenden Kriegsvölkerrechts keine zulässigen Repressalien, sondern Kriegsverbrechen. Unmittelbar nach der Beendigung der Kampfhandlungen auf Kreta wurden am 2. Juni 1941 auf Befehl von Oberleutnant Horst Trebes in Kondomari eine unbekannte Anzahl von männlichen Zivilisten erschossen (auf einem Gedenkstein im Ort sind 23 Namen verzeichnet). Noch während der Kämpfe erging, wie ihr Kommandeur Generalmajor Ringel am 4. Juni berichtete, an die Erschießung von Zivilisten in Kondomari 5. Gebirgsdivision der Befehl,[30] für jeden deutschen Gefallenen zehn Kreter zu erschießen. Außerdem wurden Gehöfte und Dörfer, aus denen heraus deutsche Truppen beschossen worden waren, niedergebrannt und in allen Orten Geiseln genommen.[31] Wegen des Widerstandes der Bevölkerung während der Invasion wurden zwei Sonderunternehmen durchgeführt. In Zusammenarbeit mit dem Reichssicherheitshauptamt, das die Fahndungslisten und die standgerichtlichen Urteile erstellte, wurden eine Anzahl von Personen gefangengenommen. Beim Sonderunternehmen Völkerbund, das von der 5. Gebirgsdivision geführt wurde, wurden 110 Männer zum Tode verurteilt und erschossen, weitere 39 Zivilisten bei bewaffnetem Widerstand oder „auf der Flucht“. Unter anderem wegen des Widerstandes der Bevölkerung wurden in der Folge bis zu 50.000 Mann deutsche Besatzungstruppen auf Kreta stationiert. Alleine in den ersten Monaten fielen mehr als 2000 Kreter den Maßnahmen der deutschen Truppen zum Opfer.[32] Militärische Bewertung der Operation Bei der Durchführung dieser militärischen Unternehmung zeigte sich grundsätzlich die deutsche Lufthoheit der britischen Seeherrschaft als überlegen. Letztlich war es nur dieser Luftüberlegenheit zu verdanken, dass nach dem dritten Angriffstag deutsche Verstärkungen auf dem Seewege nach Kreta überführt und die britische Flotte die Landungsoperation nicht nennenswert behindern konnte. Die Besetzung Kretas durch die Achsenmächte sicherte deren Südostflanke angesichts des bevorstehenden Überfalls auf die Sowjetunion. Dennoch hatte die Besetzung Kretas durch deutsche und italienische Truppen keinerlei strategische Auswirkungen auf die weitere Kriegsführung auf diesen Kriegsschauplatz, obwohl die Insel bis zur Kapitulation am 8. Mai 1945 in deutscher Hand blieb. Außerdem spielte sicherlich die Tendenz der deutschen Führung, Afrika, den Mittelmeerraum und den Vorderen Orient als Nebenkriegsschauplätze zu betrachten, eine Rolle. Die Nichtauslösung des im April 1942 beschlossenen und für Juli festgesetzten Unternehmen Herkules, der geplanten Besetzung der Insel Malta, entwertete zum großen Teil die Eroberung Kretas und war sicherlich auch auf die blutigen Erfahrungen von „Merkur“ zurückzuführen. Gleichzeitig war dies ein Anzeichen für das generelle Fehlen einer deutschen Gesamtkriegskonzeption. So blieben die Befürchtungen der Alliierten, dass das Deutsche Reich nach dem Balkanfeldzug eine Entscheidung im Mittelmeerraum und in Afrika anstreben würde, grundlos. Die deutsche Wehrmacht verfügte lediglich über eine Luftlandedivision, nämlich die 7. Fliegerdivision. Diese großteils aus hochmotivierten Freiwilligen bestehende Division verlor nahezu die Hälfte ihrer Soldaten im Kampf gegen die englischen, australischen, neuseeländischen und griechischen Verteidiger.[33] Nach dem verlustreichen Kreta-Einsatz wurde die Division wieder aufgefüllt und in verschiedenen "Feuerwehr"-Einsätzen verwendet.[34] 111 Luftlandeschlacht um Kreta Die Operation „Merkur“ wurde durch die deutschen Truppen nur unter großen Verlusten erfolgreich abgeschlossen. Die Ursachen dafür lagen in Führungsfehlern, vorhandenen Mängeln in der Bodenorganisation und zu knapp bemessener Vorbereitungszeit. Die Hauptgründe waren jedoch die völlige Unterschätzung des Gegners, die Annahme, dass die Bevölkerung die deutschen Truppen freundlich empfangen würde, sowie das fehlende Überraschungsmoment, da die Engländer in fast allen Einzelheiten über den bevorstehenden Angriff informiert waren. Im Schlachtbericht des XI. Fliegerkorps heißt es unter anderem: „Die britischen Bodentruppen auf Kreta waren ungefähr dreimal so stark wie angenommen. Die Kampfgebiete auf der Insel waren mit größter Sorgfalt und mit allen Mühen zur Verteidigung vorbereitet worden […] Alle Befestigungen waren sehr geschickt getarnt […] Die auf den Mangel an Informationen zurückzuführende Unkenntnis über die genaue Lage des Feindes gefährdete den Angriff und führte zu außerordentlich hohen und blutigen Verlusten.[35] “ Die Westalliierten waren von der Schlagkraft der deutschen Fallschirmjäger beeindruckt. Winston Churchill befahl darauf den Aufbau von britischen Luftlandeeinheiten. Die Alliierten unternahmen im Verlaufe des Krieges große Luftlandungen während der Landung auf Sizilien, der Landung in der Normandie, der Luftlandung während der Operation Market Garden, mit der größten Luftlandung während der Operation Varsity 1945. Verluste Das „Unternehmen Merkur“ forderte auf deutscher und britischer Seite sowie unter der griechischen Zivilbevölkerung erhebliche Verluste an Menschenleben und Material. Die Royal Navy erlitt in den Seegefechten vor Kreta und hauptsächlich während der Evakuierung hohe Verluste. So wurden drei Kreuzer (Gloucester, Fiji und Calcutta) und sechs Zerstörer (Kelly, Greyhound, Kashmir, Hereward, Imperial und Juno) versenkt sowie sechs Kreuzer, fünf Zerstörer, drei Schlachtschiffe und der einzige Flugzeugträger zum Teil stark beschädigt. Dabei fanden über 2000 britische Seeleute den Tod. Insgesamt gerieten etwa 5000 britische und Empiresoldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft, wobei später durch Kommando-Unternehmen einigen Hundert zur Flucht verholfen wurde.[36] Die Deutschen hatten nach offiziellen Angaben Verluste von 6200 Soldaten zu beklagen, darunter 3714 Gefallene und 2494 Verwundete. Nach dem Krieg zählte eine australische Kriegsgräberkommission bei Maleme und Soudabucht über 4000 deutsche Soldatengräber und weitere tausend bei Rethymno und Iraklio[37] . Alle auf Kreta geborgenen 4465 deutschen Gefallenen wurden 1974 in den neugestalteten Deutschen Soldatenfriedhof Maleme umgebettet. Prominentester Verwundeter war die Boxlegende Max Schmeling, der sich am 21. Mai bei der Landung eine Verletzung zuzog. Von den 493 durch die Luftwaffe eingesetzten Ju 52 wurden 271 abgeschossen oder waren so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr einsetzbar waren. 112 Luftlandeschlacht um Kreta 113 Verweise Interne Verweise • Deutsche Besatzungszeit Kretas • Kandanos • Kondomari Literatur • Peter Antill: Crete 1941: Germany's Lightning Airborne Assault. Osprey Publishing, Oxford 2005, ISBN 1-84176-844-8. • Antony Beevor: Crete. The Battle and the Resistance. John Murray Ltd, 1991. Penguin Books, 1992. Pbk ISBN 0-14-016787-0 Boulder : Westview Press, 1994. 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[2] Hans Rudolf Fuhrer, Adrian Baschung: Operation «Merkur»: Die deutsche Luftlandung auf Kreta als Prüfstein des neuseeländischen Gefechtsnachrichtendienstes (http:/ / docs. google. com/ viewer?a=v& q=cache:rkssQz5RX2oJ:129. 132. 36. 135/ serviceengine/ Files/ SSN/ 45234/ ipublicationdocument_singledocument/ 1c4663f4-8eed-4f0a-9dbb-31c0782f37f3/ de/ Land_Power_Revue_N_3. pdf+ Kreta+ 22040+ 42640& hl=de& gl=de& pid=bl& srcid=ADGEEShXmYHzRPm_Zx73wHpanQxqitZYHNaXcdHp4_ydNMJCHlnLIVIshDNP4ghaEHEzXLIBINGMve2B_Od5OpUeEouCJny1FCbVm9B9Q27cw sig=AHIEtbTecgU8jmbzGagolpfA0s7_F7aqGQ). Land Power Revue der Schweizer Armee Nr. 3, Beilage zur ASMZ 12/2005, S. 26, abgerufen am 2. Juni 2010. Luftlandeschlacht um Kreta [3] Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht, Hrsg. Percy E. Schramm, Teilband I, 1940-1941, Seiten 129 ff. Dadurch würde die Verbindung zwischen Italien und Libyen dauernd bedroht sein. Eine überraschende italienische Aktion gegen Kreta sei zwar möglich, aber nur unter vollem Einsatz der italienischen Schlachtflotte und nach Erringung weiterer Erfolge in Nordafrika (Wegnahme von Marsa Matruk) sowie einer Schwächung des englischen Alexandria-Geschwaders durch Stukas, Minen und U-Boote, um dessen Eingreifen gegen Kreta zu verhindern. Diese Gedanken wurden jedoch wegen der am 28. Oktober 1940 begonnenen Offensive der Italiener gegen Griechenland nicht weiter verfolgt. [4] Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg, Scherz Verlag 1948, Seite 492. [5] Janusz Piekalkiewicz: Der Zweite Weltkrieg, Düsseldorf 1985, Seite 462 [6] vergl. hierzu: Kriegstagebuch des OKW, Percy E. Schramm (Hrsg.) Teilband , Seite [7] Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg Seite 493 [8] Kriegstagebuch des OKW Teilband II, Hrsg. Percey E. Schramm, Graefe Verlag München 1982, Seite 395 ff. Mit Eintrag vom 19. Mai wird dokumentiert, dass Engländer Luftangriffe auf deutsche Einsatzhäfen führen und die Vorbereitungen für Merkur erkannt haben. Die Insel Antikythera sollte gestern, Kreta soll morgen weggenommen werden [9] Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg Seite 494 [10] Janusz Piekalkiewicz Der Zweite Weltkrieg, Band 2, Seite 462 [11] J. Piekalkiewicz: Der Zweite Weltkrieg, Seite 463 [12] G. Forty: Battle of Crete ISBN 0-7110-2758-7, Seite 9 [13] J. Piekalkiewizc, Der Zweite Weltkrieg, Seite 463 [14] Der Zweite Weltkrieg, erschienen im Bertelsmann Lexikon Verlag, Seite 284 [15] Winston Churchill:Der Zweite Weltkrieg, Seite 493. Nach Erinnerungen Churchills schien das deutsche Oberkommando gegen Verluste gleichgültig: Mindestens 100 Transportmaschinen sollen in diesem Raume zu Bruch gegangen sein. [16] Harald Fock: Z-vor! Internationale Entwicklung und Kriegseinsätze von Zerstörern und Torpedobooten, Bd. 2. Im Zweiten Weltkrieg: 1940-1945. Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg 2001, ISBN 3-7822-0762-9, S. 232 [17] Janusz Piekalkiewicz: Der Zweite Weltkrieg, Seite 460 ff; vergl auch: Standardwerk Der Zweite Weltkrieg, erschienen im Bertelsmann Lexikon Verlag, Seite 190 ff [18] Kreesers Archiv der Gegenwart, Eine Sammlung amtlicher Dokumente, Herausgeber und Verlag: Archiv der Gegenwart Gesellschaft m.b.H., Seite 5035. Bereits einen Tag vorher erklärte Churchill, dass deutsche Truppen in der Sudabucht neuseeländische Ausrüstung trugen [19] Ebenda.Seite 5032 [20] W. Churchill: Der Zweite Weltkrieg, Seite 495. Nach britischer Schätzung führten die Deutschen am 22. und 23. Mai über 600 mehr oder weniger erfolgreiche Landungen durch. [21] J. Piekalkiewicz: Der Zweite Weltkrieg, Seite 464 ff. Zum Einsatz kamen die Ju 87-Gruppen des Stuka-Geschwaders 2 „Immelmann“ (Oberstleutnant Dinort). [22] Kreesers Archiv der Gegenwart, Seite 5035 A [23] Daten hierzu: Der Zweite Weltkrieg - Ein Lexikon-, Christian Zentner (Hrsg.), Seite 306 [24] W. Churchill: Der Zweite Weltkrieg, Seite 496 [25] W. Churchill: Der Zweite Weltkrieg, Seite 497 ff [26] W. Churchill: Der Zweite Weltkrieg, Seite 498 [27] Karl-Heinz Golla: Die deutsche Fallschirmtruppe, 1936-1941. Ihr Aufbau und ihr Einsatz in den ersten Feldzügen der Wehrmacht. Mittler, Hamburg 2006, ISBN 3-8132-0684-X, Seiten 353-558. [28] Student-Befehl vom 31.5.1941: Vergeltungsmassnahmen (http:/ / www. kreta-wiki. de/ wiki/ Student-Befehl_31. 5. 1941) [29] Gen.Kdo. XI. Fliegerkorps, Der Kom. Gen., 31.5.1941, Bundesarchiv BA-MA, RH 28-5-4b. Auszugsweise auch bei Xylander, Marlen von: Die deutsche Besatzungsherrschaft auf Kreta. Freiburg i.B. 1989, S.32 [30] Ringel-Befehl vom 23. Mai 1941 (http:/ / www. kreta-wiki. de/ wiki/ Ringel-Befehl) [31] Auszug aus dem Gefechtsbericht von Major Julius Ringel vom 4. Juni 1941: „Mittlerweile war die Gruppe Schaette in Ausführung ihres Auftrages bei Kastelli mit Freischärlern, die teils in deutschen Fallschirmjägeruniformen kämpften, in Feindberührung getreten ... Ein zäher und verbissener Kampf, […] an dem sich sogar Frauen und Kinder beteiligten. Es wird schärfstens durchgegriffen! Nachdem die Greueltaten […] bekannt geworden waren, befahl die Division, für jeden getöteten oder verwundeten deutschen Soldaten 10 Kreter zu erschießen, Gehöfte und Dörfer, aus denen deutsche Soldaten beschossen wurden, niederzubrennen, in allen Orten Geiseln sicherszustellen…“ Europa unterm Hakenkreuz, Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus 1938 - 1945, Hrsg.: Militärgeschichtliches Forschungsamt (MGFA), Band 6, Seite 157 [32] G. C. Kiriakopoulos, The Nazi Occupation of Crete, 1941-1945. Greenwood Publishing Group, Minneapolis 1995, S. 29, ISBN 0-275-95277-0. [33] vgl. W. Churchill, Der Zweite Weltkrieg, Seite 499. Der britische Premier bezeichnete es zudem als große Dummheit der deutschen Führung, diese Elitetruppe zu riskieren. [34] Stimpel: Die deutsche Fallschirmtruppe 1942 - 1945 [35] vgl. W. Churchill, Der Zweite Weltkrieg, Seite 499 [36] W. Churchill: Der Zweite Weltkrieg, Seite 499 [37] Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg, Seite 499 Es wurden auf diesen Friedhöfen aber auch nach „Unternehmen Merkur“ bis Anfang 1945 Gefallene beigesetzt. 114 Luftlandeschlacht um Kreta [38] [39] [40] [41] 115 http:/ / lccn. loc. gov/ 93047914 http:/ / www. kreta-wiki. de/ wiki/ Kondomari http:/ / library2. lawschool. cornell. edu/ donovan/ pdf/ Nuremberg_4/ Vol_XII_25_02_03. pdf http:/ / www. kreta-wiki. de/ wiki/ Weixler Deutsches Afrikakorps Deutsches Afrikakorps (DAK) Das Signet des DAK: eine stilisierte Palme mit Hakenkreuz. Aktiv Land 21. Februar 1941–30. Juni 1943 (formelle Auflösung) Deutsches Reich Streitkräfte Wehrmacht Teilstreitkraft Heer / Luftwaffe Aufstellungsort Tripolis Motto „Ritterlich im Kriege, wachsam für den Frieden“ Zweiter Weltkrieg Afrikafeldzug Das Deutsche Afrikakorps (DAK) war ein Expeditions-Korps der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Das Operationsgebiet befand sich von 1941 bis 1943 in Nordafrika und erstreckte sich im Verlaufe des Krieges von Tunesien über Libyen bis Ägypten. Wichtigster Kriegsgegner wurde der britische General Bernard Montgomery als Befehlshaber der 8. Britischen Armee. Geschichte Vorgeschichte Der Afrikafeldzug begann am 13. September 1940 mit einem Angriff der zahlenmäßig weit überlegenen Italiener von Libyen auf die britische Armee in Ägypten. Die Briten konnten den Angriff nicht nur abwehren, sondern sogar in einem Gegenangriff, der Operation Compass, nach Libyen eindringen. Um die Niederlage Italiens abzuwenden, schickte das Deutsche Reich in dem „Unternehmen Sonnenblume“ ein Vorauskommando des späteren DAK zur Verstärkung der italienischen Truppen. Die ersten deutschen Verbände trafen am 11. Februar 1941 in Tripolis ein.[1] Aus der anfänglichen Unterstützungsrolle wurde bald die eines Hauptbeteiligten; die Deutschen trieben die Briten, die zu der Zeit ihre Hauptkräfte nach Griechenland verlegt hatten, überraschend nach Osten zurück. Deutsches Afrikakorps 116 Ziele In den deutschen Kriegsplänen hatte die Kriegsfront in Nordafrika dagegen nur eine untergeordnete Bedeutung, der deutsche Schwerpunkt lag bei den kräfteverschlingenden Feldzügen in der Sowjetunion. Adolf Hitler hatte deswegen erst nach einigem Zögern der Entsendung deutscher Truppen nach Afrika zugestimmt. Für Großbritannien war Afrika zu dieser Zeit dagegen das einzige Kampfgebiet mit direktem Kontakt zu seinem Hauptgegner Deutschland, und so wurden große Anstrengungen auf diesem Ein Panzerkampfwagen III des Afrikakorps in Kriegsschauplatz unternommen. Während Großbritannien durch seine Nordafrika Kolonien über sichere Versorgungswege verfügte, trotz weiter Entfernungen sowie stets latenter U-Bootgefahr, litt das Afrikakorps ständig unter dem Problem, seinen Nachschub über das Mittelmeer sichern zu müssen, wo es den Angriffen der Royal Navy und Royal Air Force ausgesetzt war. Mit den Militärstützpunkten auf Gibraltar und der Insel Malta verfügten die Briten über wichtige Schlüsselstellungen gegen die deutschen Nachschublinien. Welches das strategische Fernziel des Afrikakorps war, ist in der Forschung umstritten. Der Historiker Christian Hartmann vertritt die These, dass das Afrikakorps in erster Linie defensive Aufgaben hatte und nur als Reaktion auf die drohende italienische Niederlage in Libyen aufgestellt wurde.[2] Dietrich Eichholtz sieht das Afrikakorps dagegen im Zentrum von Hitlers Strategie. In seinem 2006 entstandenen Buch „Krieg um Öl“ beschreibt er eine angeblich geplante „Kaukasuszange“: Ziel sei der Suezkanal und damit die Ölversorgung Großbritanniens gewesen, die vom Afrikakorps einerseits und andererseits von Truppen aus dem Kaukasus oder aus dem Irak, der unter Ministerpräsident Raschid Ali al-Gailani zwischenzeitlich auf Seiten Deutschlands zu stehen schien, erobert werden sollte.[3] Schlachten Wichtige Schlachten fanden bei Tobruk und El Alamein statt. Der Kommandierende General Erwin Rommel konnte bis zur Oase Siwa in Ägypten vordringen. Der Nil und der Suez-Kanal lagen in Reichweite. Die wichtigen Ölfelder Arabiens, des Irak, des Irans und sogar eine Verbindungsaufnahme mit der im Kaukasus vorrückenden deutschen Heeresgruppe stellten damit denkbare strategische Fernziele dar. Niederlage Nach wechselvollen Kämpfen wurde der Vormarsch der Afrika-Armee schließlich in El Alamein kurz vor Alexandria in Ägypten gestoppt. Die deutschen Truppen waren aufgrund der vorangegangenen schweren Schlachten weitgehend erschöpft, die Nachschubverbindungen waren trotz der Einnahme der Hafenstadt Tobruk überdehnt. Später wurden die deutschen Einheiten unter schweren Verlusten zum Rückzug gezwungen. Kurz darauf erfolgte die Landung anglo-amerikanischer Truppen (Operation Torch) in Marokko und Algerien, wodurch es Ende 1942 zu einem Zweifrontenkrieg in Afrika kam. Dadurch wurde ein Verbleib auf dem Kriegsschauplatz endgültig unmöglich. Von Alliierten erbeuteter Tiger, 1943 nahe Tunis Trotzdem verlegten Deutschland und Italien noch einmal starke Truppenverbände nach Tunesien, wohin sich die Panzerarmee Afrika zurückzog. Angesichts der aussichtslosen Lage mussten die deutschen und italienischen Truppen bis zum 13. Mai 1943 kapitulieren. Das Versäumnis, diese Streitkräfte rechtzeitig nach Italien Deutsches Afrikakorps zurückzunehmen, ließ nur wenige Monate nach der Schlacht von Stalingrad 120.000 Wehrmachtssoldaten und eine noch größere Zahl Italiener in Kriegsgefangenschaft geraten. Zwei Monate später, am 10. Juli 1943, landeten die Alliierten auf Sizilien. Dies bedeutete eine zweite Front auf dem europäischen Kontinent. Judenvernichtung Obwohl Rommel dafür bekannt war, selbst kein Antisemit zu sein, schuf er mit dem Vormarsch des Afrikakorps doch die Voraussetzung dafür, dass auch die Juden Nordafrikas in den Holocaust einbezogen werden konnten. In Tunesien wurden Arbeitslager für sie errichtet, wo über 2500 von ihnen umkamen. Für die Juden in Palästina stellte der deutsche Vorstoß eine immense Bedrohung dar. In Athen stand eine Einsatzgruppe unter dem Kommando von SS-Obergruppenführer Walther Rauff bereit, die mit der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in Ägypten und Palästina beginnen sollte und am 20. Juli 1942 von Rommels Stab die notwendigen Instruktionen für ihre Tätigkeit im rückwärtigen Heeresgebiet erhalten hatte. Die arabische Bevölkerung Palästinas sehnte einen Sieg der Deutschen herbei, weil sie auf eine Vertreibung der Juden hoffte. Angesichts der näherrückenden Truppen des Afrikakorps hielten es die Briten daher trotz der angespannten militärischen Lage des Sommers 1942 für nötig, Teile ihrer 9. Armee in Palästina zu belassen, um die ansässigen Juden vor Pogromen durch die Araber zu schützen.[4] Organisation Im Juli 1941 gehörten zwei deutsche Divisionen, die 21. Panzer-Division (umbenannt und umgegliedert aus der 5. leichten Division) und die 15. Panzer-Division, die Mitte Mai 1941 eingetroffen war, zum DAK unter Generalleutnant Ludwig Crüwell. Das DAK war dem Kommando der Panzergruppe Afrika (später umbenannt in Panzerarmee) unterstellt, das seit dem 1. Juni 1941 von Rommel geführt wurde und unter italienischem Oberbefehl stand. Zur Panzergruppe Afrika gehörten auch italienische Kräfte, das italienische XXI. Armeekorps unter General Navarini mit den drei teilmotorisierten Divisionen Bologna, Pavia und Brescia sowie ein weiteres motorisiertes Korps, das Corpo ’d’armata di manovra unter General Bastico, gebildet aus der Panzerdivision Ariete und den motorisierten Divisionen Trento und Trieste. Anfang 1943 schließlich wurden die aus Libyen zurückflutenden Einheiten mit den aus Italien nach Tunesien verlegten Kräften zur Heeresgruppe Afrika zusammengefasst. Strukturelle Entwicklung A. 21. Panzer-Division (vorher 5. leichte Division), Februar 1941 • • • • • • • • Panzer-Regiment 5 Stabs-Regiment 200 zbV (mot.), bestehend aus MG Bataillon 2 und MG Bataillon 8 Panzeraufklärungs-Abteilung 3 (mot.) I. Abteilung Artillerie-Regiment 75 (mot.) Panzerjäger-Abteilung 39 (mot.) Panzerjäger-Abteilung 605 (sfl.) Flak-Bataillon 606 (mot.) I. Abteilung Flak-Regiment 33 (mot.) B. 15. Panzer-Division, Mai 1941 • Panzer-Regiment 8 • 15. Schützen-Brigade (mot.), bestehend aus 104. Schützen-Regiment, 115. Schützen-Regiment und Kradschützen-Bataillon 15 • Artillerie-Regiment 33 (mot.) • Panzeraufklärungs-Abteilung 33 (mot.) • Panzerjäger-Abteilung 33 (mot.) 117 Deutsches Afrikakorps 118 • Panzerpionier-bataillon 33 (mot.) • Panzernachrichten-Abteilung 78 (mot.) • Divisions-Nachschubführer 33 (mot.) C. 90. leichte Afrika-Division (vorher Afrika-Division zbV), November 1941 • • • • • • • Schützenregiment 155 Afrika-Regiment 361, inklusive Artillerie-Abteilung 361 und Flak-Kompanie I./613 III./Infanterie-Regiment 255 III./Infanterie-Regiment 347 Panzerjäger-Abteilung 605 (sfl.) von 21. Panzer-Division Pionier-Bataillon 900 (mot.) Oasen-Bataillon 300 zbV D. 164. leichte Afrika-Division (vorher Festungs-Division „Kreta“), September 1942 • • • • • Panzergrenadier-Regiment 125 (mit drei Bataillonen) Panzergrenadier-Regiment 382 (mit drei Bataillonen) Panzergrenadier-Regiment 433 (mit drei Bataillonen) Artillerie-Regiment 220 (mot.) Aufklärungs-Abteilung 220 (mot.), zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig • Pionier-Bataillon 220 (mot.) • Divisions-Nachschubführer 220 (mot.) Der Monat und das Jahr geben den Zeitpunkt des ersten Einsatzes in Afrika an. Abkürzungen: • sfl. = Selbstfahrlafette • mot. = motorisiert • zbV = zur besonderen Verwendung Kommandierende Generale • Generalleutnant Erwin Rommel --- 14. Februar bis 14. August 1941 • Generalleutnant Ferdinand Schaal --- 15. bis 31. August 1941 • General der Panzertruppe Philipp Müller-Gebhard --- 1. bis 14. September 1941 • General der Panzertruppe Ludwig Crüwell --- 15. September 1941 bis 8. März 1942 • General der Panzertruppe Walther Nehring --- 9. bis 18. März 1942 • General der Panzertruppe Ludwig Crüwell --- 19. März bis 28. Mai 1942 • General der Panzertruppe Walther Nehring --- 29. Mai bis 31. August 1942 • General der Panzertruppe Gustav von Vaerst --- 1. September 1942 • General der Panzertruppe Wilhelm Ritter von Thoma --- 2. September bis 3. November 1942 • Oberst Fritz Bayerlein --- 4. bis 15. November 1942 (mit der Führung beauftragt) • General der Panzertruppe Gustav Fehn --- 16. November 1942 bis 27. Februar 1943 • General der Panzertruppe Hans Cramer --- 28. Februar bis 30. Juni 1943 Generalfeldmarschall Erwin Rommel mit Stabsoffizieren Deutsches Afrikakorps Mediale Rezeption Das Deutsche Afrikakorps wurde in der deutschen Presse mehr als alle anderen Einheiten der Wehrmacht gefeiert, da man den Eindruck eines „sauberen“ und „ritterlichen“ Feldzuges vor Augen hatte. Tatsächlich setzte Rommel sich schon in den ersten Tagen der Ankunft über die Befehle des Oberkommandos hinweg und entwickelte einen Offensivplan, der die Briten überraschte. Durch die Erfolge des Korps wurde die NS-Propaganda schnell auf Rommel aufmerksam, der sich im Frankreichfeldzug mit der „Gespensterdivision“ bereits einen Namen gemacht hatte. Er wurde zum Helden der Nation hochstilisiert, was nicht zuletzt daran lag, dass er als Rittmeister (zur damaligen Zeit eine Bezeichnung für einen Offizier, der nicht mehr „auf der Höhe der Zeit“ war) charakterisiert wurde. Weiterführende Informationen Interne Verweise • Heeresgruppe Afrika • Soldatenfriedhof Bordj Cedria (Tunesien) • Lili Marleen • Georg Gärtner Literatur • Bernd Peitz: Das Afrikakorps – in Original-Farbfotografien. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2007. ISBN 978-3-613-02794-7. • Paul Carell: Die Wüstenfüchse. Mit Rommel in Afrika. Herbig, 2003. ISBN 3-7766-2340-3. • Battistelli, Pier Paolo: Rommel’s Afrika Korps – from Tobruk to El Alamein. Osprey Battle Orders 20. 2006. ISBN 978-1-84176-901-1. • Wolf Heckmann: Rommels Krieg in Afrika. Tosa, 2006. ISBN 978-3-85003-040-3. Referenzen [1] deutsches-afrikakorps.de: Auszug aus dem Kriegstagebuch des OKH – Verlauf der Operationen des DAK im Februar 1941 (http:/ / www. deutsches-afrikakorps. de/ html/ verlauf_februar_1941. html) [2] Christian Hartmann, Halder. Generalstabschef Hitlers 1938–1942, Schoeningh, Paderborn 1991, S. 219 [3] Dietrich Eichholtz, Krieg um Öl. Ein Erdölimperium als deutsches Kriegsziel 1938–1943, Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2006 [4] Klaus-Michael Mallmann und Martin Cüppers, „Beseitigung der jüdisch-nationalen Heimstätte in Palästina“. Das Einsatzkommando bei der Panzerarmee Afrika 1942, in: Jürgen Matthäus und Klaus-Michael Mallmann (Hg.), Deutsche, Juden, Völkermord. Der Holocaust als Geschichte und Gegenwart, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, S. 153–176 119 Unternehmen Theseus 120 Unternehmen Theseus Unternehmen Theseus Teil von: Afrikafeldzug (Zweiter Weltkrieg) Datum 26. Mai–21. Juni 1942 Ort Cyrenaika, Libyen Ausgang Sieg der Achsenmächte Konfliktparteien Deutsches Reich Italien Großbritannien Freie Franzosen Commonwealth-Truppen Befehlshaber Erwin Rommel Neil Ritchie Bedeutende Militäroperationen während Afrikafeldzuges (1940–1943) der Achsenmächte 1940: Operation Compass 1941: Unternehmen Sonnenblume – Operation Crusader 1942: Unternehmen Theseus - Erste Schlacht von El Alamein – Zweite Schlacht von El Alamein – Operation Torch 1943: Tunesienfeldzug (Schlacht am Kasserinpass) Unternehmen Theseus war die Tarnbezeichnung einer deutsch-italienischen Offensive in Nordafrika während des Zweiten Weltkriegs. Das Ziel des Unternehmens war der Durchbruch durch die Gazala-Front und die Eroberung der Festung Tobruk. Vorgeschichte Gegen Ende des Jahres 1941 hatten die Achsenmächte in Nordafrika einige Rückschläge hinnehmen müssen. Am 26. November gelang den Briten der Durchbruch zur Festung Tobruk, die zuvor von deutschen und italienischen Verbänden umstellt war. Der Oberbefehlshaber der Panzergruppe Afrika, General Erwin Rommel, konnte zwar noch einige Gegenschläge durchführen, musste sich schließlich jedoch zurückziehen. Eines der Hauptprobleme Rommels war der schleppend anlaufende Nachschub. Die Briten konnten von Malta aus immer wieder schwere Angriffe gegen die italienischen Versorgungskonvois durchführen und das Mittelmeer faktisch abriegeln. Aus diesem Grund flogen die Achsenmächte zum Ende des Jahres 1941 schwere Luftangriffe gegen die Insel, wodurch die Nachschublieferungen langsam wieder anlaufen konnten. Am 21. Januar 1942 begannen die Deutschen eine Offensive zur Eroberung der Cyrenaika. Bereits acht Tage später konnte die wichtige Stadt Bengasi besetzt werden. Der weitere Vormarsch führte über Barka und die Hafenstadt Derna bis kurz vor Gazala, wo die Briten einen Verteidigungsgürtel errichteten, der bis tief in die Wüste nach Bir Unternehmen Theseus 121 Hakeim reichte. Weiterer Verlauf und die Eroberung Tobruks Nachdem es in den Monaten Februar und März keine entscheidenden Kampfhandlungen gab, startete Rommel am 26. Mai 1942 schließlich das Unternehmen Theseus. Da die Achsenmächte nach der verlustreichen Einnahme Kretas (Luftlandeschlacht um Kreta) die geplante Eroberung Maltas (Unternehmen Herkules) aufgaben, war der Nachschub trotz leichter Besserungen weiterhin gefährdet. Für Rommel war es deshalb von entscheidender Wichtigkeit, Tobruk einzunehmen, um somit die britischen Treibstoffdepots in seinen Besitz zu bringen. Rommel begann seine Offensive mit einem Täuschungsangriff auf die stark befestigte Gazala-Linie, worauf die dort stehende britische 8. Armee ihre Einheiten verstärkte. Rommel befahl dem X. und dem XXI. italienischen Korps einen direkten Angriff auf die britischen Stellungen, während seine Hauptstreitkräfte die Linie südlich umgehen sollten. Nachdem dieser Vorstoß weitestgehend unbemerkt blieb, versuchten die deutschen Verbände in das Gebiet hinter der Gazala-Linie vorzurücken, wo sie jedoch auf erbitterten Widerstand stießen. Obwohl die britische Panzerabwehr Rommels motorisierten Streitkräften zu schaffen machte, mussten sich die Verteidiger bis nach El Adem zurückziehen. Ein Erfolg war das Unternehmen zu jenem Zeitpunkt noch nicht, da die Gazala-Linie trotz schwerer Angriffe nicht durchbrochen werden konnte. Die mangelnde Treibstoff- und Wasserversorgung machte den Panzertruppen ebenfalls zu schaffen. Am 27. Mai 1942 standen die Achsenmächte vor Bir el Hacheim. Der weitere Vormarsch verzögerte sich durch einen Minengürtel. Die Deutsche motorisierte Einheiten rücken in Alliierten, darunter auch Teile der Freien Franzosen (Forces Tobruk vor Françaises Libres) und einige indische Brigaden, unternahmen inzwischen gewaltige Anstrengungen, um die deutschen und italienischen Einheiten zurückzuwerfen. Die Briten, die sich mit modernen amerikanischen Panzern vom Typ M3 Grant ausgerüstet hatten, verwickelten die deutschen Panzertruppen vor Bir el Hacheim in schwere Kämpfe. Auch durch permanente Luftangriffe auf die nun im Sand feststeckenden Achsenstreitkräfte verschlechterte sich die Situation von Tag zu Tag, so dass sogar einige hochrangige deutsche Offiziere einen Rückzug in Betracht zogen. Am 1. Juni 1942 ließ Rommel schwere Luftangriffe durch Sturzkampfflugzeuge (Stukas) durchführen, die den alliierten Verbänden im Hinterland der Front hohe Verluste zufügten und somit deutschen Truppen den Durchbruch durch einige der schwer verteidigten Linien ermöglichten. Bei Bir el Hacheim hatte der französische General Marie-Pierre Kœnig die Angriffe der italienischen Ariete-Division immer wieder erfolgreich abgewehrt. Rommel beschloss, Bir el Hacheim zu stürmen Tobruk im August 1942 und drehte mit seinen Einheiten nach Süden ab, um das Fort einzuschließen. Nach einer mehrtägigen Belagerungszeit konnte Bir el Hacheim schließlich am 11. Juni 1942 eingenommen werden, wobei jedoch der 1. freien französischen Brigade zuvor der Ausbruch gelang. Unternehmen Theseus Nach der Eroberung des Forts schickte Rommel alle verfügbaren Einheiten in Richtung Norden. Bis zum 16. Juni 1942 kam es zu weiteren schweren Kämpfen, so auch wieder bei El Adem. An der gesamten Gazala-Front mussten die Alliierten nun Rückschläge hinnehmen, worauf sich die britische Führung zunehmend auf die Verteidigung von Tobruk konzentrierte. Noch bevor jedoch ausreichende alliierte Kräfte die Hafenstadt erreichen konnten, standen Rommels Truppen vor der Stadt. Die Stukas bombardierten die Deutsche Soldaten nahe dem Hafen von Tobruk Festung und zerstörten die wichtigsten Kommunikationseinrichtungen. Am 20. Juni begann schließlich aus südöstlicher Richtung der Sturm auf die britischen und südafrikanischen Verteidiger, deren Verbände im weiteren Kampfverlauf gespalten wurden. Am darauf folgenden Tag musste der alliierte Befehlshaber, Generalmajor Hendrik B. Klopper, kapitulieren. Folgen Den Achsenmächten fielen in Tobruk die gesamten britischen Versorgungslager in die Hände, darunter ungefähr 10.000 Tonnen Treibstoff. Ungefähr 32.200 Commonwealth-Soldaten gerieten in Gefangenschaft. Erwin Rommel wurde nach seinem Sieg von Hitler zum Generalfeldmarschall befördert. Zusammen mit den erbeuteten alliierten Panzern konnte Rommel bis nach Ägypten vorstoßen, wo das Afrika-Korps noch einige militärische Erfolge verbuchen konnte, bis es bei El Alamein gestoppt wurde. Literatur • Adalbert von Taysen: Tobruk 1941 – Der Kampf in Nordafrika, Verlag Rombach, Freiburg 1976 (= Einzelschriften zur militärischen Geschichte des Zweiten Weltkrieges, Bd.21). ISBN 3-7930-0180-6 122 Zweite große Belagerung Maltas 123 Zweite große Belagerung Maltas Die "Zweite große Belagerung Maltas" fand während des Zweiten Weltkrieges statt. Eigentlich handelte es sich weniger um eine Belagerung, als um eine Seeblockade mit permanenten Luftangriffen der italienischen und später auch der deutschen Luftwaffe (Achsenmächte). Italien war am 10. Juni 1940 in den Zweiten Weltkrieg eingetreten; bereits am 11. Juni begann die Bombardierung der darauf nicht vorbereiteten Insel. Malta gehörte damit zum Kriegsschauplatz Mittelmeerraum. Die Strategische Lage Maltas Die geographisch – strategische Lage Maltas Malta war bereits seit dem Jahr 1800 von den Briten besetzt, und wurde wenig später zur britischen Kolonie. Es deckte den Seeweg ins östliche Mittelmeer und kontrollierte die Passage zwischen Sizilien und Nordafrika. Im Verlauf des zweiten Weltkriegs dienten die großen natürlichen Häfen Maltas, Grand Harbour und Marsamxett Harbour, den Alliierten aufgrund der strategisch wichtigen Lage – Ruinen auf Malta in Folge der Luftangriffe Beherrschung des östlichen Mittelmeeres, zwischen Sizilien und der nordafrikanischen Küste, Suez-Kanal-Route – als Marine-Stützpunkt. Zunächst wurde vom britischen Militär angenommen, dass die in einer halben Stunde Luftlinie zu den italienischen Flugplätzen auf Sizilien gelegene Insel nicht lange zu halten wäre. So verteidigten anfangs nur 4000 Soldaten und 3 ältere Gloster Sea Gladiator Doppeldecker, von den Maltesern Faith, Hope und Charity genannt, die Insel. Anfang Juli 1941 wurden sie durch Hawker Hurricanes verstärkt (261. Squadron der RAF). Weitere zwölf Hurricanes kamen mit der HMS Argus im August. Sie hielten die italienischen Bomber meist auf Distanz und in großer Höhe, so dass viele Bomben nur ungenau trafen. Der wichtigste Schlag gegen die italienische Flotte gelang am 12. November 1940 mit dem Luftangriff auf Tarent. Dabei verlor die "Regia Marina" auf einen Schlag die Hälfte ihrer Schlachtschiffe und das Kräfteverhältnis im Mittelmeer verschob sich für mehrere Monate zu Gunsten der "Royal Navy". Nach dem Sieg von Rommels Afrikakorps bei El Agheila im Januar 1942 ging der britische Luftstützpunkt in der libyschen Cyrenaica verloren und die Luftangriffe auf die Insel Malta verstärkten sich erneut. Die Lage wurde bedrohlich, weil deutsche, erfahrene Flieger des X. Fliegerkorps mit Bf-109E-Jagdflugzeugen erfolgreich gegen die Hurricanes antraten. (Die deutsche Luftwaffe wurde Juni/Juli 1942 zunächst nach Libyen und dann nach Frankreich abgezogen) Zweite große Belagerung Maltas Im Laufe von etwa 3.000 Angriffen gegen die Insel fielen ungefähr 14.000 Tonnen Bomben und zerstörten unter anderem fast 35.000 Häuser; auf die Fläche Maltas bezogen, fielen hier die meisten Bomben pro Quadratmeter dieses Krieges. In Anerkennung des Mutes und der Tapferkeit während der Angriffe verlieh der damalige britische König Georg VI. der maltesischen Bevölkerung am 15. April 1942 das Georgs-Kreuz, welches seitdem die maltesische Flagge ziert. 124 Die Flagge Maltas mit dem Georgskreuz Der Kampf um den Nachschub für Malta • Die Seeschlacht bei Punta Stilo wurde am 8. Juli 1940 südlich von Kalabrien, zwischen den Alliierten (Royal Navy und Royal Australian Navy) und der italienischen Marine (Regia Marina), ausgetragen und endete unentschieden. Es kam lediglich zu Beschädigungen einzelner Schiffe, ohne dass Versenkungen erzielt wurden. • Die Schlacht bei Kap Matapan fand am 28. März 1941 zwischen britischen und italienischen Seestreitkräften im östlichen Mittelmeer zwischen Kap Matapan und der Insel Gavdos statt. Eine indirekte Folge dieser Schlacht war, dass Malta nicht mehr eingenommen werden konnte, da die italienische Marine für einen See-Angriff nicht mehr schlagkräftig genug war und Hitler nach den hohen Verlusten bei der Luftlandeschlacht um Kreta weitere Luftlandeoperationen ablehnte (→„Unternehmen Herkules“). • Das Zweite Seegefecht im Golf von Syrte' fand am 22. März 1942 nördlich von Libyen statt. Beteiligt waren auf britischer Seite fünf Kreuzer und elf Zerstörer, auf italienischer Seite ein Schlachtschiff, drei Kreuzer und zehn Zerstörer. Der unter dem Geleit fahrende britische Konvoi konnte wegen des Gefechts Malta nicht direkt anlaufen und musste sich weit nach Süden zurückziehen. Das gab der deutschen und italienischen Luftwaffe am 23. März die Gelegenheit zu einem Luftangriff: Ein Handelsschiff und ein Tanker gingen dabei verloren; auch in Malta selbst kam es noch zu Verlusten. Von 25.000 Tonnen Nachschub erreichten nur 5.000 Tonnen ihr Ziel. Die Wende im Jahr 1942 Nach sechs Monaten Blockade kam im August der erste größere Versorgungskonvoi (Operation Pedestal) nach Malta durch. Der "Santa Marija Konvoi" (vor allem mit dem Tanker SS Ohio) erreichte nach schwersten Verlusten am Mariä Himmelfahrtstag die Inselgruppe, die kurz vor der Kapitulation stand, und brachte die Rettung. Dazu gehörten auch die 31 Spitfire MK V, die vom Träger HMS Furious mitgebracht wurden. Von August bis Oktober gingen rund ein Drittel aller Transporte der Achsenmächte verloren, allein im Oktober 1942 wurden mit vier Tankern 66 % des Siege-Bell-Memorial in Valletta Treibstoffnachschubs vernichtet. Der britische Sieg bei El Alamein (23. Oktober–4. November, Ägypten) löste dann die Blockade. Am 1. Dezember traf unter der Codebezeichnung Operation Portcullis der erste Konvoi seit 1941 ein, bei dem es keine Verluste gab. Portcullis kam mit vier Frachtern von Port Said mit insgesamt 55.000 Tonnen dringend benötigter Gütern. Der Begleitschutz bestand aus einem Kreuzer, 18 Zerstörern und einem Minenleger. An die bei den Luftangriffen Gefallenen erinnert das, im Inneren mit einer riesigen Glocke ausgestattet, Siege-Bell-Monument (Die Glocke der überstandenen Belagerung). Es kam zu diversen Schnellbootangriffen auf die Häfen. Auf der Insel befand sich ein wichtiges britisches Kommandozentrum (Lascaris War Rooms – Operation Husky). Von zusätzlichen eingerichteten Flugfeldern – Zweite große Belagerung Maltas TaQali, HalFar, Safi, Qrendi, auch von Gozo – von denen das bekannteste das Luqa Airfield war (heute Maltas Flughafen) starteten alliierte Bomberverbände in Richtung Italien, Jagdflieger überwachten den Luftraum über den Gewässern des Archipels. 1943 bis 1945 1. Juni 1943: König Georg VI. besucht die Insel. Nach der Eroberung Siziliens, 10.–17. August 1943, war Malta nicht mehr an den Kämpfen beteiligt. Es wurde wieder zur Lazarett- und Hafeninsel. Filme • Malta Story, 1953, s/w Kriegsfilm, Regie Brian Desmond Hurst. Siehe engl. WP [1] • National Geographic: HMS Southwold: Maltas Hoffnung. Reportage u. Dokumentation. 45 Min (Am 24. März 1942 sinkt der britische Zerstörer HMS Southwold von Alexandria als Geleitschutz kommend wenige Meilen vor Malta an einer deutschen Minensperre. Ein Kamerateam auf Spurensuche. Mit vielen Zeitdokumenten. Aus der NG-Serie “Die Seejäger II”, Folge 12, 2006. Literatur • Michael Galea: Malta Diary of a War 1940–1945. Publishers Enterprise Group, Malta, 1994. 307 S. ISBN 99909-0-029-9 (englisch) • Joseph Attard: The Battle of Malta: An Epic True Story of Suffering and Bravery. Progress Press Co Ltd, 1988. ISBN 99909-3-014-7 (englisch) • Charles J. Boffa: The ' Illustrious' Blitz: Malta in Wartime. Progress Press Co, 1995. ISBN 99909-3-042-2 (englisch) • James Holland: Fortress Malta: An Island Under Siege, 1940–1943. Cassell Military Paperbacks. 2004. ISBN 0-304-36654-4 (englisch) • Anthony Rogers: Battle Over Malta. Sutton Books, 2000. (englisch) • Tony Spooner: Supreme Gallantry : Malta's Role in the Allied Victory, 1939–1945. London, 1996. 360 S. ISBN 0-7195-5706-2 (englisch) • Caroline Vernon: Our Name Wasn't Written – A Malta Memoir. Canberra, Australia, 1992 – 2. A. ISBN 0-646-07198-X (engl. Über die Lebensbedingungen der Zivilisten) • John Wingate: The Fighting Tenth: The Tenth Submarine Flotilla and the Siege of Malta. London, Periscope Publishing Ltd. 1991 u. 2003. ISBN 1-904381-16-2 (engl. Über die brit. 10. U-Boot-Flottille) Siehe auch • • • • • • Belagerung von Malta (1565) Erstes Seegefecht im Golf von Syrte (Dezember 1941) HMS Maori (F24) (14. Februar 1942) Operationen Vigorous und Harpoon (brit. Geleitzüge, Juni 1942) SS Ohio (Tankschiff, beteiligt an der) Operation Pedestal (brit. Geleitzug, August 1942) Adriano Visconti und Franco Lucchini (Damals bekannte italienische Jagdflieger) 125 Zweite große Belagerung Maltas Weblinks • Mittelmeerlage im II. Weltkrieg [2] • Angriff auf Tarent (Taranto) [3] (engl.; 12. November 1940) • Schilderung der Versenkung des Tarigo Konvois am 16. April 1941 [4] (englisch) Referenzen [1] [2] [3] [4] http:/ / en. wikipedia. org/ wiki/ Malta_Story http:/ / www. geschichtsthemen. de/ dtkriegsmarine04-WKII. htm http:/ / www. regiamarina. net/ engagements/ taranto/ taranto_us. htm http:/ / www. regiamarina. net/ engagements/ tarigo/ tarigo_us. htm Unternehmen Felix Das Unternehmen Felix war ein Plan der deutschen Militärführung im Zweiten Weltkrieg, der vorsah, 1941 den britischen Flottenstützpunkt auf Gibraltar zu erobern, um die Kontrolle der Seeverbindung zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer zu erlangen. Zusätzlich hätten die Deutschen die Verbindungen zwischen Großbritannien und seinen Stützpunkten im Süden erheblich gestört, wenn nicht sogar unterbunden. Der Plan zum Unternehmen Felix wurde – bis auf anfängliche verdeckte Aufklärungsmaßnahmen von spanischem Gebiet aus – nicht in die Tat umgesetzt. Ausgangslage Nach dem Fall Frankreichs im Juni 1940 grenzte der deutsche Machtbereich direkt an das faschistische Spanien. Anknüpfend an die Beziehungen während des Spanischen Bürgerkriegs, trafen sich Adolf Hitler und Generalissimo Franco im Oktober 1940 im baskischen Hendaye und erörterten die Umstände unter denen Spanien in den Krieg eintreten würde. Franco forderte dabei exzessive deutsche Hilfe beim Ausbau der Infrastruktur, bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Öl und bei der Aufrüstung der spanischen Armee. Planung Trotz der Unklarheit über den Status Spaniens im weiteren Verlauf des Krieges wurden beim Oberkommando der Wehrmacht konkrete Angriffsoperationen auf den Felsen von Gibraltar geplant. Dabei sollten zwei Armeekorps der Wehrmacht, das XXXIX. (39.) Armeekorps unter General Rudolf Schmidt und das XLIX. (49.) Gebirgs-Armeekorps unter General Ludwig Kübler am 10. Januar 1941 über spanisches Territorium nach Süden vorstoßen. Schmidts XXXIX. Armeekorps sollte bei Valladolid, Cáceres und Sevilla Stellung beziehen, um die Flanke des Angriffs gegen eine mögliche britische Intervention zu sichern. Küblers Armeekorps würde den eigentlichen Angriff durchführen, wofür ihm nicht nur zwei Elite-Regimenter (Großdeutschland und das Gebirgsjäger-Regiment 98), sondern auch eine Abteilung der Spezialeinheit Brandenburger sowie eine Spezialeinheit der Abwehr, unterstellt wurden. Zwei weitere Divisionen waren dafür vorgesehen, nach dem gelungenen Angriff nach Afrika überzusetzen und Marokko zu besetzen. Die Ergebnisse einer Erkundungsreise durch Offiziere des Amtes Abwehr fielen zwar ernüchternd aus, jedoch hielt man die Eroberung des Felsens grundsätzlich für möglich. Der anschließend erstellte Angriffsplan veranschlagte die Dauer der Kampfhandlungen auf drei Tage, wobei mit einer außerordentlich verlustreichen Aktion gerechnet wurde, da die Briten sich in günstigen Verteidigungspositionen befanden und ein Überraschungsvorteil nicht gegeben war, weil vom Überschreiten der französisch-spanischen Grenze bis zum Angriff mit 38 Tagen gerechnet wurde. 126 Unternehmen Felix Verschiebung Da Franco seine Zustimmung zum Unternehmen Felix verweigerte, wurde der Angriffstermin zunächst verschoben und im Zuge der Vorbereitungen auf den Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 ganz zurückgestellt. Als Unternehmen Felix-Heinrich sollte der Plan erneut zur Durchführung kommen, wenn der Feldzug gegen die Sowjetunion erfolgreich verlief. Tatsächlich wurden jedoch keine konkreten Operationen mehr vorbereitet, lediglich Pläne für eine etwaige Landung der Alliierten in Spanien wurden noch erstellt. Die ablehnende Entscheidung Francos ist bis heute in der Geschichtsforschung nicht endgültig geklärt. Zwar äußerte er mehrmals gegenüber Hitler und Mussolini, dass er einem Kriegsbeitritt auf Seiten der Achsenmächte nicht ablehnend gegenübersteht; jedoch stellte er derart offensichtlich unerfüllbare wirtschaftliche Forderungen an das Reich, dass sie auch als Ausdruck des Bestrebens gewertet werden können, sich unter dem Vorwand, dass sein Land eben noch nicht so weit sei, einem Kriegseintritt zu entziehen. Eventuell unterlag Madrid aber auch der letztendlichen Fehleinschätzung, dass Deutschland England besiegen und Gibraltar anschließend kampflos an Spanien fallen würde. Siehe auch • Decknamen deutscher Militäroperationen im Zweiten Weltkrieg • Kontinentalblock Weblinks • Leonard Spencer Cooley, What Next? The German Strategy Crisis during the Summer of 1940 Dissertation Louisiana State University 2003 [1] • Unternehmen Felix [2] Referenzen [1] http:/ / etd. lsu. edu/ docs/ available/ etd-01262004-193945/ [2] http:/ / www. sonic. net/ ~bstone/ history/ felix. shtml/ 127 128 Der Krieg im Osten Operation Barbarossa 1. weiterleitung Unternehmen Barbarossa Schlacht um Kiew 129 Schlacht um Kiew Schlacht um Kiew Teil von: Zweiter Weltkrieg Datum 23. August bis 26. September 1941 Ort Kiew, Sowjetunion Ausgang Deutscher Sieg Konfliktparteien Deutsches Reich Sowjetunion Befehlshaber Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt Semjon Michailowitsch Budjonny Truppenstärke 500.000 Mann 850.000 Mann Verluste 100.000 Gefallene und Verwundete 163.600 Tote und Verwundete 665.000 Kriegsgefangene Bedeutende Militäroperationen während des Deutsch-Sowjetischen Krieges 1941: Białystok-Minsk – Dubno-Luzk-Riwne – Smolensk – Uman – Kiew – Odessa – Leningrader Blockade – Rostow – Wjasma-Brjansk – Moskau 1942: Charkow – Operation Blau – Operation Braunschweig – Operation Edelweiß – Stalingrad – Operation Mars 1943: Woronesch-Charkow – Operation Iskra – Nordkaukasus – Charkow – Unternehmen Zitadelle – Smolensk – Dnepr 1944: Dnepr-Karpaten-Operation – Leningrad-Nowgorod – Krim – Wyborg–Petrosawodsk – Weißrussland – Lwiw-Sandomierz – Iaşi–Chişinău – Belgrad – Petsamo-Kirkenes – Baltikum – Karpaten – Budapest 1945: Weichsel-Oder – Ostpreußen – Westkarpaten – Ostpommern – Plattensee – Oberschlesien – Wien – Berlin – Prag Die Schlacht um Kiew war eine Schlacht im Zweiten Weltkrieg zwischen der Sowjetunion und dem Deutschen Reich unter Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt. Die Schlacht fand von Mitte August bis zum 26. September 1941 statt. Hintergrund Nach den raschen Erfolgen der Wehrmacht zu Beginn des Russlandfeldzugs befahl Hitler entgegen der anfänglichen Meinung des Generalstabes und des Oberkommandos der Heeresgruppe Mitte im September 1941 die vollständige Eroberung der Ukraine noch vor dem Stoß auf Moskau.[1] Hitler argumentierte, dass das Ziel sei, die Feindkräfte dort zu vernichten, wo sie stehen und nicht Land zu erobern. Dazu schwenkte die Panzergruppe 2 der Heeresgruppe Mitte nach Süden ab, um die zwischen Dnepr und Kiew aufgestellten vier (5., 21., 26. und 37.) sowjetischen Armeen in einer Kesselschlacht zu umfassen. Kräfte der Heeresgruppe Süd sollten von Krementschuk her angreifen und die Verbände der Heeresgruppe Mitte unterstützen. Durch die Panzerschlacht bei Dubno-Luzk-Riwne war der Großteil der mechanisierten sowjetischen Kräfte ausgeschaltet worden, so dass die verbleibenden Kräfte über unverhältnismäßig wenige Panzer verfügten. Schlacht um Kiew 130 Die Schlacht Der Schwerpunkt der Offensivbewegung der Heeresgruppe Süd lag auf dem Nordflügel, welcher in einem möglichen Zusammenwirken mit Teilen der Heeresgruppe Mitte das Industriegebiet am Donez erobern sollte. Die zentrale Rolle fiel der 17. Armee zu, welche in allgemeiner Richtung Woroschilowgrad und Stalingrad vorgehen sollte. Die Aufgabe des Flankenschutzes fiel der 11. und 6. Armee zu. Die Panzergruppe 1 sollte in Richtung Charkow vorgehen. Interessant ist, dass zu diesem Zeitpunkt nicht an eine Umfassungsoperation, sondern an ein keilförmiges Vortreiben gedacht war, da Generalstabschef Halder jenseits des Dnepr keine geschlossene Widerstandskraft der Roten Armee erwartete. Ostfront zur Zeit der Schlacht um Kiew Eine günstige Ausgangsbasis wurde geschaffen mit dem Erreichen des Dnepr und Bildung von Brückenköpfen bei Dnepropetrovsk, Krementschug und Tscherkassy, wobei einzig die 6. Armee schwer vorankam, weil sie immer noch Angriffen aus den von Anfang an unterschätzten Pripjat-Sümpfen ausgesetzt war. Die Möglichkeit eines offensiven Zusammengehens mit der Heeresgruppe Mitte zeichnete sich am 20. August ab, als die 2. Armee Gomel genommen hatte. Ungeduldig wegen der langen Bereinigung des Pripjat-Raumes traf Hitler am 21. August die noch folgenreiche Entscheidung, dass die Heeresgruppe Mitte mit der Heeresgruppe Süd zusammenwirken soll und dabei ohne Rücksicht auf spätere Operationen so viele Kräfte anzusetzen habe, wie sie als notwendig betrachtete.[2] Dazu wurde die Panzergruppe 2 des Generalobersten Guderian angesetzt, welcher anfangs gegen diesen Kräfteansatz argumentierte, da er sich auf die Wege- und Treibstoffsituation und das Auffrischungsbedürfnis der schnellen Truppen unter der Prämisse des baldigen Vorgehens gegen Moskau berief. Erst nach einer Unterredung mit Hitler schlug Guderian sogar von sich aus den Einsatz der gesamten Panzergruppe 2 vor, was wiederum Friktionen mit dem OB der Heeresgruppe Mitte, Bock, mit sich brachte, da dieser seine Kräfte für den Stoß auf Moskau zusammenhalten wollte.[3] Die am 25. August eröffnete Offensive der Panzergruppe 2 kam anfangs rasch in Gang, auch weil man in Nowgorod-Sewerski eine Desna-Brücke unversehrt in die Hand bekam. Da jedoch dieser Desna-Brückenkopf hart attackiert wurde und auch die mit sieben Divisionen angetretene 2. Armee nur schwer vorankam, verzögerte sich der Vormarsch. Die Heeresgruppe Süd befahl am 4. September den Angriff der 17. Armee von ihrem Brückenkopf aus in Richtung Mirgorod-Lubny, um die am mittleren Dnepr und in Kiew stehenden Feindkräfte zu umfassen. Guderians Einheiten überquerten am 9. September den Sejm und erreichten einen Tag später Romny, womit der eigentliche Treffpunkt mit der Panzergruppe 1 erreicht war. Diese kam jedoch wegen nahezu unpassierbarer Schlammwege kaum voran, so dass Guderians Truppen noch bis Lochwiza vorgingen. Dort wurde der noch dünne Ring am 15. September geschlossen. Neben dieser weit umspannenden Einschließung der Hauptkräfte der sowjetischen Südwestfront kam es mit dem Dnepr-Übergang der 6. Armee zu einer Einschließung Kiews, welche am 19. September fiel. Die Kesselschlacht im Osten Kiews ging am 26. September zu Ende. Rund 665.000 sowjetische Soldaten gerieten in deutsche Kriegsgefangenschaft; zudem wurden 884 Panzer, 418 Pak und 3018 Geschütze erbeutet.[4] Laut anderen Quellen verlor die Rote Armee in der Kiewer Verteidigungsoperation vom 7. Juli bis zum 26. September 1941 700.544 Soldaten (616.304 davon Tote, Vermißte und Gefangene).[5] Schlacht um Kiew Besetzung von Kiew Die Einnahme Kiews sollte folgenreiche Probleme bezüglich der Sicherheit der Truppen in der Stadt mit sich bringen. Nach Abschluss der Kämpfe stellte sich heraus, dass nicht nur umfangreiches Material abtransportiert und die Bahnverbindungen nachhaltig unterbrochen worden waren, sondern auch umfangreiche nachträgliche Zerstörungen durch mit Funk auszulösende Sprengungen vorbereitet waren. So befahl bereits am 13. September das Oberkommando der 6. Armee, dass sich die Truppe in der Innenstadt nur mit schriftlicher Bestätigung Kiew nach dem Großbrand des AOK aufhalten dürfe. Durch einen anonymen Hinweis erfuhren die Besatzungstruppen von vorbereiteten Sprengsätzen in größeren, für Stabs- und Truppenunterkünfte geeigneten Gebäuden, was am 19. September eine teilweise erfolgreiche Suchaktion auslöste. Am 24. September löste dann ein sowjetischer Sprengsatz neben dem Hauptpostgebäude in einem Beuteund Munitionslager einen Großbrand aus, welcher rasch Teile der Stadt ergriff und durch das Feuerwehrregiment "Sachsen" nicht gelöscht werden konnte. Zur Eindämmung des um sich greifenden Feuers mussten große Brandschneisen gesprengt werden.[6] Erst am 29. September konnte das Großfeuer unter Einsatz der Truppe, der Technischen Nothilfe, der einheimischen und der deutschen Feuerwehr gelöscht werden. Aufgrund der großen Verluste der deutschen Verbände in der Stadt befahl Hitler für die Zukunft, dass befestigte Großstädte nun nicht mehr im direkten Angriff zu nehmen sind, sondern zu umgehen, anschließend zu belagern und schließlich mit Artillerie und Luftangriffen zu Fall zu bringen sind. Am 12. Oktober bestätigte er das Betretungsverbot für Verbände nochmals mit Blick auf Moskau und Leningrad, um die Truppen nicht Verlusten durch Spreng- oder Sabotageaktionen auszusetzen. Letztendlich wurde diese Verfahrensweise aber nie – abgesehen von der Leningrader Blockade – angewendet, und zwar schon deshalb nicht, weil die Truppe auf diese Verkehrsknotenpunkte und die Unterkünfte für Stäbe, Depots und sonstige Versorgungseinrichtungen nicht verzichten konnte.[7] Die Folgen Mit dem Ende der Schlacht bei Kiew und den enormen sowjetischen Verlusten verband das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) die Hoffnung, noch vor Einbruch des Winters sowohl in den Kaukasus vorstoßen zu können als auch die Halbinsel Krim einzunehmen. Die ungeheuren Verluste der Roten Armee berechtigten die deutsche Heeresführung zu der letztendlich falschen Annahme, dass der Stoß auf Moskau trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit gelingen könnte. Erst jetzt beschloss Hitler den direkten Marsch auf Moskau - mitten im für Panzer ungeeigneten Herbstschlamm. Referenzen [1] Horst Boog, Jürgen Förster, Joachim Hoffmann, Ernst Klink, Rolf-Dieter Müller, Gerd R. Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion. ( = Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.) Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 4). 2. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1987, ISBN 978-3-421-06098-3, S. 509ff. [2] Jacobson, Greiner, Schramm: Kriegstagebuch des OKW , Band I, Verlag für Wehrwesen, 1965, ASIN: B0000BKI1D, S. 1062 ff. [3] Halder übte heftige Kritik am "Umfallen" Guderians; dieser wehrt sich dagegen in: Heinz Guderian: Erinnerungen eines Soldaten. , ISBN 3-87943-693-2 [4] Horst Boog, Jürgen Förster, Joachim Hoffmann, Ernst Klink, Rolf-Dieter Müller, Gerd R. Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion. ( = Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.) Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 4). 2. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1987, ISBN 978-3-421-06098-3, S. 516. [5] http:/ / www. soldat. ru/ doc/ casualties/ book/ chapter5_10_1. html#5_10_5 [6] Horst Boog, Jürgen Förster, Joachim Hoffmann, Ernst Klink, Rolf-Dieter Müller, Gerd R. Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion. ( = Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.) Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 4). 2. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1987, ISBN 978-3-421-06098-3. Daran beteiligt waren das Pionierbataillon 99 u. Sprengtrupps der 99. Leichten Division und 71. Infanteriedivision. 131 Schlacht um Kiew 132 [7] Horst Boog, Jürgen Förster, Joachim Hoffmann, Ernst Klink, Rolf-Dieter Müller, Gerd R. Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion. ( = Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.) Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 4). 2. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1987, ISBN 978-3-421-06098-3, S. 516. Schlacht um Moskau Schlacht um Moskau Teil von: Zweiter Weltkrieg Verlauf der Front zwischen dem 22. Juni und dem 5. Dezember 1941 Datum 2. Oktober 1941–30. Januar 1942 Ort Um Moskau, Sowjetunion Ausgang Sowjetischer Sieg Konfliktparteien Deutsches Reich Sowjetunion Befehlshaber Fedor von Bock Georgi Konstantinowitsch Schukow Truppenstärke etwa 1.500.000 etwa 1.500.000 Verluste Nov. 1941: 145.000 Dez. 1941: 103.600 [1] Jan. 1942: 144.900 1.026.000 Mann (654.000 Gefallene und Gefangene) Bedeutende Militäroperationen während des Deutsch-Sowjetischen Krieges 1941: Białystok-Minsk – Dubno-Luzk-Riwne – Smolensk – Uman – Kiew – Odessa – Leningrader Blockade – Rostow – Wjasma-Brjansk – Moskau 1942: Charkow – Operation Blau – Operation Braunschweig – Operation Edelweiß – Stalingrad – Operation Mars 1943: Woronesch-Charkow – Operation Iskra – Nordkaukasus – Charkow – Unternehmen Zitadelle – Smolensk – Dnepr 1944: Dnepr-Karpaten-Operation – Leningrad-Nowgorod – Krim – Wyborg–Petrosawodsk – Weißrussland – Lwiw-Sandomierz – Iaşi–Chişinău – Belgrad – Petsamo-Kirkenes – Baltikum – Karpaten – Budapest 1945: Weichsel-Oder – Ostpreußen – Westkarpaten – Ostpommern – Plattensee – Oberschlesien – Wien – Berlin – Prag Schlacht um Moskau Die Schlacht um Moskau war eine Schlacht im Zweiten Weltkrieg. Sie war Teil des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion und dauerte vom 2. Oktober 1941 bis Ende Januar/Anfang Februar 1942. Dabei handelte es sich um eine wichtige Entscheidungsschlacht, die den Ausgang des Krieges auf dem europäischen Kriegsschauplatz mitbestimmte. Ausgangslage Im Verlauf des Krieges gegen die Sowjetunion war die deutsche Wehrmacht seit dem 22. Juni 1941 weit auf sowjetisches Territorium vorgedrungen. Zahlreiche sowjetische Armeen waren in großen Einkesselungsschlachten vernichtet worden, so dass viele in- und ausländische Beobachter der Meinung waren, dass die Sowjetunion in absehbarer Zeit nicht mehr zur Fortsetzung des Kampfes in der Lage sei. Nach Hitlers Plänen sollten vor der Eroberung Moskaus die sowjetische militärische Verteidigungskraft weitgehend ausgeschaltet und gleichzeitig die wirtschaftlich wichtigsten Gebiete im Norden und Süden Russlands sowie der Ukraine in Besitz genommen werden. Außerdem wünschte Hitler die Einnahme der Krim, um die Bedrohung der rumänischen Erdölgebiete durch Luftangriffe der Roten Luftwaffe auszuschließen. Die deutsche Generalität sah im Gegensatz dazu ein vorrangiges Ziel in der alleinigen und sofortigen Einnahme Moskaus. Moskau hatte nicht nur aus geographischer Sicht eine große Bedeutung, sondern auch als Verkehrs- und Nachrichtenzentrale, als politischer Mittelpunkt und als wichtiges Industriegebiet. Der Fall der sowjetischen Hauptstadt hätte aller Voraussicht nach einen ungeheuren moralischen Eindruck auf das russische Volk, aber auch auf die übrige Welt machen müssen. In der Kesselschlacht bei Smolensk (10. Juli bis 3. August 1941) war eine erste sowjetische Verteidigungsstellung vor Moskau durchstoßen worden. Hitler ließ jedoch im August 1941 die Panzerdivisionen der Heeresgruppe Mitte nach Norden Richtung Leningrad und nach Süden Richtung Kiew abdrehen, während der Mittelabschnitt zur Verteidigung übergehen sollte. Mit der Blockade Leningrads und der Eroberung der Ukraine konnte die Wehrmacht zwar weitere beträchtliche Erfolge erringen (Schlacht um Kiew), Stalin gewann aber dringend benötigte Zeit und konnte dadurch die Verteidigung der Hauptstadt organisieren und neue Reserven aufstellen. Außerdem rückten die Schlammperiode und der eisige russische Winter immer näher. In einer Hitler vorgelegten Denkschrift kam das OKW am 26. August 1941 zu der Feststellung, dass es unmöglich sei, den Feldzug im Osten in diesem Jahr noch zu beenden. Diese Darstellung fand schließlich auch Hitlers Zustimmung. Nach dem sich abzeichnenden Fiasko der Roten Armee im Raume Kiew Anfang September änderte Hitler jedoch überraschend seine Meinung und er erließ am 6. September 1941 mit der Führerweisung Nr. 35 den Befehl an die Heeresgruppe Mitte, die Vorbereitungen für einen Angriff auf Moskau bis Ende September abzuschließen[2] . Situation in Moskau Ende Juli 1941 nahm Moskau nach den ersten deutschen Luftangriffen langsam das Aussehen einer Frontstadt an. Die Schaufenster der Geschäfte wurden mit Sandsäcken oder Brettern verbarrikadiert, an denen zum Teil riesige Propagandaplakate hingen. Nachts herrschte strenge Verdunkelung und der Straßenverkehr wurde auf das Nötigste minimiert. Bei den Tarnungsanstrengungen vor der deutschen Luftwaffe wurden keine Mühen gescheut. Die Umrisse fast der gesamten Stadt wurden in Kleinstarbeit umgeändert. So sahen zum Beispiel der Swerdlowplatz und das Bolschoi-Theater aus der Luft betrachtet wie eine Gruppe kleiner Häuser aus. Die Kreml-Mauern wurden mit Farbe zu Reihenwohnhäusern umstilisiert, die goldenen Kuppeln der Kirchen wurden grün angemalt. Auf allen großen Straßen malte man Zickzack-Linien, die von oben wie Hausdächer aussahen. Alle großen Plätze wurden mit Hausdächern bemalt und freie Plätze wie Sportstadien wurden mit Attrappen von Hausdächern aus Holz bedeckt. Sogar einige Schleifen der Moskwa wurden vollständig mit Holz überdeckt, um den deutschen Fliegern die Orientierung zu erschweren. In den Wäldern der Vorstädte wurden Hunderte von Flak-Scheinwerfern und schwere 133 Schlacht um Moskau 134 Flak-Batterien aufgestellt und an den Moskauer Ausfallstraßen stiegen Fesselballons empor, um Tiefflieger abzuhalten. Die Moskauer Luftverteidigung war stärker ausgebaut als die von Berlin und London zusammengenommen. Der Moskauer U-Bahn-Betrieb lief nur auf wenigen wichtigen Strecken planmäßig weiter. Entlang der Schienen wurden Holzbretter aufgestellt und die unterirdischen Bahnhöfe und Bahnschächte zu einem riesigen Luftschutzkeller für die Moskauer Zivilbevölkerung umfunktioniert. Jeder Moskauer, der nicht irgendwie an der Luftverteidigung beteiligt war, musste in einen Keller gehen. Zuwiderhandlungen wurde durch Geldstrafen oder Haft geahndet. Beim ersten Nachtangriff der Deutschen, genau einen Monat nach Kriegsbeginn, flogen die deutschen Maschinen zum ersten und einzigen Mal in sehr geringer Höhe über Moskau. In der ersten Nacht kamen sie gewöhnlich in einer Höhe von 300 Metern. Danach änderten die Deutschen ihre Taktik und bombardierten Moskau aus großer Höhe[3] . Die Zahl der einfliegenden deutschen Bomber wurde jedoch von Angriff zu Angriff geringer. Waren es in der Nacht vom 21./22. Juli 1941 noch 127 Maschinen, die Moskau angriffen, so waren es bereits eine Nacht später 115, und in der Nacht zum 24. Juli dann 100 Maschinen. Bis zum Jahresende 1941 wurden in 59 von 76 Angriffen auf Moskau weniger als zehn deutsche Flugzeuge vom Typ He 111 und Ju 88 eingesetzt. In Moskau bereitete man sich auf die Möglichkeit eines plötzlichen Zusammenbruchs der Front oder die Landung von Fallschirmtruppen vor. Dazu wurden sowjetische Jägerbataillone und Komsomolbrigaden in einzelnen Kasernen zusammengezogen. Das gesamte Verteidigungssystem, die sogenannte Moskauer Verteidigungszone, wurde dem Kommando des Moskauer Militärbezirks (GenLt. P. M. Artemjew) unterstellt, dem die Mobilisierung der Bevölkerung zu Schanz- und Befestigungsarbeiten sowie die Aufstellung und Bewaffnung von Arbeiterbataillonen unterlag. Artemjew war außerdem für die Industrieproduktion, das Transportwesen, die Nachrichtenverbindungen und für die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung verantwortlich. So lagen die wichtigsten Lebensfunktionen der Hauptstadt in den Händen des Militärs, genauer gesagt des NKWD. Frauen heben einen Panzergraben vor Moskau aus, 1941 Schlamm erschwert den deutschen Vormarsch Vergleich der Streitkräfte Die Gliederung der Roten Armee unterschied sich von der deutschen durch das Fehlen eines Korpsverbandes. Bei den Divisionsstärken entsprachen etwa 2 1/2 sowjetische Divisionen einer deutschen Division. Die Rote Luftflotte war der Armee unterstellt und bildete keine eigene Waffengattung wie die deutsche Luftwaffe. Schlacht um Moskau Die deutschen Streitkräfte Die Heeresgruppe Mitte (GFM von Bock) wurde für den Angriff auf Moskau durch die Panzergruppe 4 (Hoepner) erheblich verstärkt, die von Leningrad zur Mittelfront abgezogen wurde. Insgesamt verfügten die Deutschen über 14 Panzerdivisionen, 9 motorisierte Divisionen und 56 Infanteriedivisionen. Unterstützung aus der Luft kam von der Luftflotte 2 (Kesselring) und von Teilen der Luftflotte 4 (Löhr). Insbesondere die motorisierten und gepanzerten Einheiten der Heeresgruppe Mitte waren wegen Zurücklegung großer Kilometerleistung auf ungeeigneten Straßen unter fast ständiger Feindeinwirkung stark in Mitleidenschaft gezogen und hätten dringend der Überholung und Auffrischung bedurft, was aus zeitlichen und organisatorischen Gründen nur unzureichend geschah. Außerdem stellten die von den deutschen Streitkräften gewonnenen Kesselschlachten zwar für sich gesehen taktische Erfolge dar, jedoch verschafften sie den sowjetischen Streitkräften Zeit für Verteidigungsvorbereitungen an wichtigen Abschnitten. Die deutschen Truppen hingegen wurden schwächer, die Flugzeuge, Panzer und Fahrzeuge verschlissen, die begrenzten Ressourcen an Treibstoff und Munition wurden aufgebraucht. Ersatz konnte nur notdürftig gestellt werden. Völlig fehlte es an warmer Kleidung für die Soldaten, obwohl der russische Winter in einigen Wochen beginnen würde. Die Verluste der Wehrmacht im Ostfeldzug vom 22. Juni bis 26. September 1941 beliefen sich auf 534.086 Tote, Verwundete und Vermisste, rund 15 % der Anfangsstärke. Die sowjetischen Streitkräfte Die Rote Armee konnte die Front vor Moskau, die östlich Smolensk, ca. 300 km westlich der Hauptstadt verlief, im Verlauf des Sommers sichern und ausbauen. In einigen Abschnitten führte die Rote Armee heftige Gegenangriffe durch. So musste Anfang September 1941 die Heeresgruppe Mitte einen Frontvorsprung bei Jelna, etwa 70 km südöstlich von Smolensk, unter dem Druck der Roten Armee räumen. Dabei handelte es sich um den ersten operativen Rückzug deutscher Truppen im Zweiten Weltkrieg überhaupt[4] . Im Norden und Süden der Rollbahn Smolensk-Moskau standen acht sowjetische Armeen der Westfront unter Oberbefehl Marschall Timoschenkos und mit Hauptquartier in Wjasma. Außerdem entstand die fast 300 km lange Moschaisk-Verteidigungslinie von Kalinin im Norden über Wolokolamsk, Borodino, Moschaisk bis nach südlich von Kaluga im rückwärtigen Gebiet rund 100 km vor Moskau. Diese Verteidigungsstellung bestand aus drei Hauptlinien mit Fallgruben, Panzergräben, breiten Minengürteln, elektrisch gesteuerten Flammenwerfern und PaK-Stellungen. Im Moskauer Raum befand sich ein Großteil der sowjetischen Stawka-Reserven; die sowjetischen Luftstreitkräfte konzentrierten dort fast 40 % der einsatzbereiten Flugzeuge und hatten den Vorteil, dass sie friedensmäßig ausgebaute Flugplätze nahe der Front zur Verfügung hatten. Mitte August 1941 funkte der als Korrespondent der Frankfurter Zeitung getarnte Agent Dr. Sorge nach Moskau, dass der japanische Kronrat beschlossen habe, den Kampf gegen die Sowjetunion von Mandschukuo aus endgültig einzustellen und eher bereit wäre, einen Krieg gegen die USA und England in Kauf zu nehmen, als auf die Rohstoffvorkommen Süd-Indochinas zu verzichten. Hierdurch besaß das sowjetische Oberkommando die strategische Möglichkeit, größere Reserven in Form von sibirischen Truppen aus dem Fernen Osten nach Westen zu verlegen. Die sibirischen Truppen, fast 700.000 Mann, waren die zu diesem Zeitpunkt letzten gut ausgerüsteten Reserveverbände der Roten Armee. Die Truppentransporte nahmen für die über 8.000 km lange Strecke zwischen Moskau und Wladiwostok mehrere Wochen in Anspruch. Während nur Restkommandos vor Ort verblieben, um mit fingierten Funksprüchen das Vorhandensein der Truppen vorzutäuschen, fuhren die Militärtransporte unter Verzicht auf das übliche Blocksystem direkt auf Sicht und rollten mit absolutem Vorrang mit einer Tagesleistung von etwa 750 km westwärts[5] . 135 Schlacht um Moskau Verlauf Deutsche Vorstöße Im Morgengrauen des 2. Oktober wurde den deutschen Soldaten Hitlers Tagesbefehl vorgelesen, indem der Beginn der letzten Entscheidungsschlacht dieses Jahres angekündigt wurde, mit dem Hinweis auf die große Gefahr, „die seit den Zeiten der Hunnen und später der Mongolenstürme entsetzlicher nicht mehr über dem Kontinent schwebte“. Um 05:30 Uhr traten etwa 350 km vor Moskau von Nord nach Süd an: 9. Armee (Strauß), Panzergruppe 3 (Hoth), 4. Armee (von Kluge), Panzergruppe 4 (Hoepner), 2. Armee (von Weichs). Beabsichtigt war, beiderseits der Rollbahn Smolensk-Moskau vorzugehen und Moskau durch die PzGr. 3 im Norden und die PzGr. 4 im Süden zu umfassen. Bei der sogenannten „Rollbahn“ handelte es sich um die Hauptverkehrsstraße zwischen Moskau und Smolensk, die streckenweise autobahnähnlich vierspurig ausgebaut war (heute Magistrale Nr. 1). Einige Streckenabschnitte bestanden jedoch noch aus unbefestigten Sandwegen bzw. aus Kopfsteinpflaster. Die Panzergruppe 2 (Guderian) begann den Angriff bereits am 29. September und sollte den Zangengriff von Südwesten her unterstützen und hatte über Orjol, Tula bis nach Moskau mit über 600 km den längsten Weg. Gleichzeitig begann der Angriff der Heeresgruppe Süd auf Kursk, Charkow und das Donezbecken. Zu diesem Zeitpunkt verfügten die motorisierten Verbände der Heeresgruppe Mitte nur noch über etwa 30–40 % ihres Bestandes. Die Versorgung der Truppen machte der Wehrmacht Probleme, da die sowjetischen Eisenbahnen auf einer anderen Spurbreite fuhren, die Schienen erst umgenagelt werden mussten und die Transportkapazitäten der Reichsbahn an ihre Grenzen stießen. Überfälle von Partisanen verschärften dieses Problem noch. Am 3. Oktober wurde durch die Panzergruppe 2 (Guderian) die Stadt Orjol derartig überraschend eingenommen, dass die elektrischen Bahnen in der Stadt noch fuhren. Eine offensichtlich geplante industrielle Räumung konnte nicht mehr durchgeführt werden. Zwischen Fabriken und dem Bahnhof lagen allerwärts die Maschinen und Kisten mit Werkzeugen und Rohstoffen an den Straßen[6] . Nach dem Eindrehen der Panzergruppe 2 in Richtung Nordwesten wurde am 6. Oktober Brjansk erobert und die östlich der Stadt eingesetzten Rasputiza: Verschlammte Straße im Herbst 1941 Sowjetverbände eingekesselt. Armeegeneral Schukow wurde durch in der Sowjetunion Stalin aus Leningrad abberufen und mit der Verteidigung Moskaus beauftragt. Tags darauf schloss sich ein weiterer Kessel bei Wjasma. Das sowjetische Komitee der Staatsverteidigung traf den Beschluss, etwa 15 bis 20 km vor Moskau eine halbkreisförmige Verteidigungsstellung, die aus mehreren Verteidigungslinien bestehen sollte, zu errichten. Ebenfalls am 7. Oktober verbot Hitler jegliche Annahme einer eventuell unterbreiteten Kapitulation Moskaus. Durch den Reichspressechef Dr. Dietrich wurde am 8. Oktober der In- und Ausländischen Presse mitgeteilt, dass der „Russlandkrieg“ mit der Zertrümmerung der Heeresgruppe Timoschenko entschieden und die UdSSR geschlagen sei. Am 12. Oktober eroberte die Wehrmacht Kaluga, am 13. Oktober drang sie in die Vororte von Kalinin ein. Ebenfalls am 13. Oktober begann die gefürchtete Schlammperiode (Rasputiza) und es kam zu ersten Gefechtsberührungen zwischen Wehrmacht und Truppen der Fernostarmee. Am nächsten Tag erreichten die deutschen Panzerspitzen die Moschaisk-Verteidigungslinie, die sich fast 300 km lang von Kalinin bis nach Kaluga erstreckte. Am 15. Oktober konnte Klin erreicht werden, wurde jedoch erst am 25. November vollständig besetzt. Jetzt waren es noch 100 km bis nach Moskau. Unterdessen wurden alle wichtigen Behörden, das Politbüro und fast sämtliche ausländische Diplomaten aus Moskau nach Kuibyschew (heute Samara) evakuiert. Stalin und Stawka blieben in der Stadt. In einer geheimen Mission wurde Moskau durch zwei Kompanien Bergbauspezialisten zur Sprengung vorbereitet[7] . Unterdessen errichteten 500.000 Moskauer, überwiegend Frauen, Befestigungsanlagen vor Moskau. 136 Schlacht um Moskau Am 14. bzw. 17. Oktober wurden die Kessel von Wjasma und Brjansk geräumt. Das OKW meldete die Vernichtung von 80 Divisionen; 663.000 Gefangene wurden gemacht, 1242 Panzer und 5412 Geschütze zerstört oder erbeutet. In Moskau brach zwischen dem 16. und 18. Oktober eine Massenpanik unter der Bevölkerung aus, nachdem sie erstmals über die Bedrohung durch die Deutschen informiert wurde. Die meisten Betriebe standen still, viele Geschäfte und Warenhäuser wurden geplündert, erhebliche Teile der Bevölkerung versuchten die Stadt zu verlassen. Am 19. Oktober wurde das Standrecht verhängt und Sperrverbände des NKWD unter Generalleutnant P. M. Artemjew griffen hart durch. Meuterer wurden erschossen, Deserteure gehängt. An diesem Tage wurde auch in Tokio Richard Sorge durch die japanische Militärpolizei Tekko verhaftet. Er hatte mit seinem Funker Klausen (Deckname Fritz) seit 1939 insgesamt 141 Berichte mit über 65.000 Wörtern nach Moskau gefunkt, sowie zahlreiche Mikrofilme per Kuriere gesandt. Die von Schukow reorganisierte Westfront zählte zu diesem Zeitpunkt sechs Armeen mit fast 70 Divisionen. Die alljährlich einsetzende Herbstschlammperiode sowie die dadurch aufgeweichten Wege und Straßen erwiesen sich jedoch als Stalins wirksamste Helfer im Kampf gegen die Deutschen. Der Nachschub der an den Angriffsoperationen unmittelbar beteiligten Divisionen sank schlagartig von 900 Tonnen täglich auf nur noch rund 20 Tonnen. Das Erlahmen des Deutschen Angriffes nutzen die Sowjets zum Ausbau der Verteidigungsanlagen. Ab 1. November durfte die Rollbahn Smolensk-Moskau nur mit Sondergenehmigung befahren werden, um sie nicht noch mehr „aufzuwühlen“, bis am 3. November leichter Frost einsetzte und die Straßen und Wege wieder befahrbar machte. Jedoch brauchte die Wehrmacht fast zwei Wochen, bis Munition und Treibstoff herangeschafft und der Angriff fortgesetzt werden konnte. Am 6. November setzte bereits strenger Frost ein und die Soldaten der Wehrmacht waren noch immer ohne Winterbekleidung. Am gleichen Tage fand in der Moskauer U-Bahn Station Majakowski-Platz eine feierliche Sitzung des Moskauer Sowjet statt, in der Stalin in einer leidenschaftlichen Rede die Kampfkraft seiner Soldaten und die Widerstandskraft der sowjetischen Bevölkerung beschwor. Tags darauf wurde auf dem Roten Platz trotz der Gefahr deutscher Luftangriffe eine militärische Parade zum Gedenken an die Oktoberrevolution abgehalten. Die teilnehmenden Truppen der Roten Armee marschierten anschließend direkt zur Front. In Moskau waren zu diesem Zeitpunkt fast zwei Millionen Menschen evakuiert. In den Stadtbezirken wurden Arbeiterbataillone aufgestellt. Viele Kunstwerke aus den Museen und des Kremls, selbst der einbalsamierte Leichnam Lenins, wurde aus der Stadt nach Osten in Sicherheit geschafft. Über 200.000 Arbeiter verließen mit ihren Betrieben die Stadt. Am 16. November begann erneut der deutsche Angriff, der auf verbissenen Widerstand der Roten Armee traf. Größere Teile der deutschen Luftflotte 2 (Kesselring) wurden in den Mittelmeerraum verlegt und dadurch konnten die sowjetischen Luftstreitkräfte in den wichtigsten Abschnitten die Lufthoheit erringen. 137 Schlacht um Moskau 138 Am 23. November melden von Bock und Guderian dem OKH die bedrohliche Lage, sowie die Erschöpfung der Truppe. Sie erhielten jedoch Befehl, die Offensive mit einem „letzten Kraftaufgebot“ fortzusetzen. Die deutsche Führung ging davon aus, dass auf beiden Seiten das letzte Bataillon im Einsatz stehe. Am 25. November legte Marschall Schaposchnikow Stalin den Plan einer Gegenoffensive vor. Es standen bereits 21 der insgesamt 34 Fernosteinheiten im Raum Moskau bereit, die in der Planung eine entscheidende Rolle spielten. Am 26. November wurde die Stadt Istra 35 km vor Moskau durch deutsche Truppen genommen. Am 27. November sanken die Temperaturen bereits unter 35 Grad Minus und forderten bei den Deutschen hohe Ausfälle an Erfrierungen, während die Rote Armee seit Mitte November vollständig mit warmer Kleidung ausgerüstet war. An diesem Tage beorderte Stalin die 1. Stoßarmee (Kusnetzow), die 20. Armee (Wlassow), die 10. Armee (Golikow) und weitere Divisionen aus der strategischen Reserve der Stawka an die Westfront zur Vorbereitung der Gegenoffensive. Die Meldungen der Luftaufklärung über erkannte Truppenausladungen im Raum Moskau wurden von der deutschen Führung als „Gespenstereien“ betrachtet. Deutscher Panzerangriff bei Istra am 25. November 1941 Am 30. November nahmen die Deutschen die Orte Krasnaja Poljana [8] [9] und Putschki ein und kamen dadurch 18 km an Moskau heran. Die Angriffe der Panzergruppe 2 auf Tula konnten die Sowjets abwehren. Ebenfalls an diesem Tage meldete Schukow Stalin die Bereitschaft zur Offensive. Stalin beschloss, noch bis zum 6. Dezember zu warten, um die Kräfte besser zu koordinieren und weitere Reserven abzuwarten. Am 2. Dezember gelang es einem Erkundungstrupp des Panzerpionierbataillons 62 bis zum Moskauer Vorort Chimki[10] [11] , ca. 8 km vor der Stadtgrenze, vorzudringen. Es war der dem Kreml nächstgelegene Punkt, den die Wehrmacht erreicht hatte, und dessen Türme waren durch die Scherenfernrohre zu sehen[12] [13] . Die Moskauer Festungsbatterien schossen nun in die vordersten deutschen Linien[14] . Sowjetische Gegenoffensive Der sowjetische Gegenangriff sah vor, zuerst die für Moskau gefährlichsten deutschen Einheiten der Panzergruppe 3 und 4 einzukesseln, abzuschnüren und zu vernichten. Danach sollte im Zuge weit nach Westen reichender Operationen und Kesselschlachten die gesamte Heeresgruppe Mitte ausgeschaltet werden, während an den übrigen Frontabschnitten in Norden und Süden gleichzeitig stattfindende Stör- und Tarnangriffe ein Abziehen deutscher Reserven an die Mitte der Front unmöglich machen sollten. Die Rote Luftwaffe konnte fast 1400 Flugzeuge einsetzen. Das sowjetische Oberkommando stellte aus der strategischen Reserve etwa 1.060.000 Mann, fast 700 Panzer und eine verstärkte Artillerie zur Verfügung. Sowjetische Panzer und Infanterie während der Offensive im Dezember 1941 Schlacht um Moskau Am 30. November segnete Stalin den Plan ab und betraute General Schukow mit der Führung, der bereits für seine Erfolge 1939 in der Schlacht am Chalchin Gol gegen Japan zum Held der Sowjetunion ernannt worden war. In der Nacht zum 5. Dezember landeten 416 sowjetische Fallschirmspringer nahe der Stadt Juchnow und sollten den dortigen Flugplatz sichern, gleichzeitig zerstörten sowjetische Partisanen im Hinterland Schienenwege oder besetzten wichtige Straßenkreuzungen. Soldaten der Wehrmacht auf Wache im Danach begann zeitlich versetzt der sowjetische Hauptangriff im Dezember 1941 westlich von Moskau Norden beiderseits des Wolga-Staudammes durch die Kalininer Front (Konew) mit südwestlichen Angriff auf Klin. Im Anschluss führte die Westfront (Schukow) Frontalstöße beiderseits der Rollbahn Moskau-Smolensk nach Westen durch. Weiter südlich ging am 6. Dezember die Südwestfront (Timoschenko) zum Angriff über und schlug bei Jelez eine Bresche in die deutsche Front. Die sowjetischen Truppen waren bestens auf den Winter vorbereitet und verfügten über Ski- und Schneeschuheinheiten, die der Infanterie im tief verschneiten Gelände hohe Bewegungsfähigkeit ermöglichten. Außerdem war die Rote Armee mit dem neuen T-34-Panzer ausgestattet, der den deutschen Panzermodellen in vielerlei Hinsicht überlegen war und gegen den die Wehrmacht über keine effektive Panzerabwehr verfügte. Die deutsche Heeresgruppenführung reagierte nur zögerlich auf den sowjetischen Angriff, bis sie diesen als Großangriff erkannte. Erst am Abend des 6. Dezember befahl sie den eigenen Angriff auf Moskau einzustellen und in den Ausgangsstellungen zur Verteidigung überzugehen. Am 7. Dezember wurde die sowjetische Bevölkerung zum ersten Mal durch das Sowinformbüro über die Offensive gegen die „deutsch-faschistischen Truppen“ informiert, die hohe Verluste erlitten hätten, während die eigenen Truppen im Vorgehen seien. An diesem Tag überfielen die Japaner den amerikanischen Flottenstützpunkt auf Pearl Harbor. In der Nacht vom 7./8. Dezember fand verstärkter Einsatz sowjetischer Kosakenregimenter statt. Hinter der Front verübten sie Überfälle auf Versorgungslager, Trosse und rückwärtige Stäbe und stifteten einige Verwirrung. Zwei Tage später befahl die Heeresgruppe Mitte den allgemeinen Rückzug auf die Winterstellung. von Brauchitsch überzeugte sich bei einem Frontbesuch persönlich von der Richtigkeit dieses Befehls, konnte Hitler aber nicht von der Notwendigkeit überzeugen. Am 11. Dezember erklärte das Deutsche Reich den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) den Krieg. Am 16. Dezember lehnte Hitler jede Absetzbewegung ab und formulierte in einer Führerweisung vom 18. Dezember neue Richtlinien der Kampfführung und zwang dadurch die Truppen, „fanatisch“ in ihren Stellungen auszuhalten. An die Heeresgruppe Mitte 1. Der Führer hat befohlen: „Größere Ausweichbewegungen können nicht durchgeführt werden. Sie führen zum völligen Verlust von schweren Waffen und Gerät. Unter persönlichem Einsatz der Befehlshaber, Kommandeure und Offiziere ist die Truppe zum fanatischen Widerstand in ihren Stellungen zu zwingen, ohne Rücksicht auf durchgebrochenen Feind in Flanke und Rücken. Nur durch eine derartige Kampfführung ist der Zeitgewinn zu erzielen, der notwendig ist, um die Verstärkungen aus der Heimat und dem Westen heranzuführen, die ich befohlen habe. Erst wenn Reserven in rückwärtigen Sehnenstellungen eingetroffen sind, kann daran gedacht werden, sich in diese Stellungen abzusetzen.“ 2. ….[15] Am 16. Dezember wurde Kalinin von der Roten Armee befreit. Am 19. Dezember entließ Hitler von Brauchitsch und übernahm selbst den Oberbefehl über das Heer. Am 21. Dezember versuchte die Rote Armee handstreichartig 139 Schlacht um Moskau Kaluga zu besetzen und es begannen drei Tage dauernde Straßenkämpfe. Am 25. Dezember konnte die Rote Armee Istra, Rusa und Wolokolamsk befreien. Guderian nahm in diesen Tagen eigenmächtig seine Truppen entgegen ausdrücklicher Haltebefehle zurück und wurde deswegen seines Kommandos enthoben und zur Führerreserve versetzt. Am 30. Dezember fiel Kaluga endgültig wieder in sowjetische Hand, am 7. Januar Moschaisk. Am 8. Januar musste Hoepner seine Truppen (XX. Korps) zwingend zurücknehmen, um sie der drohenden Einkesselung zu entziehen. Auch hier lag ein strikter Haltebefehl des OKH vor. Da sich derartige „Rebellionen“ häuften, statuierte Hitler ein Exempel an Hoepner, indem er ihn seines Kommandos enthob und unehrenhaft aus der Wehrmacht ausschloss. Von diesem Tage an musste jeder Rückzugsbefehl bis Kriegsende persönlich von Hitler genehmigt werden. Am 15. Januar befahl Hitler in Anbetracht der Notwendigkeiten den Rückzug auf die Winterstellung. Freilich kam dieser Befehl viel zu spät und die größtenteils zu Fuß zurückweichenden deutschen Truppen mussten mangels Pferden, Zugmaschinen oder Betriebsstoff das gesamte schwere Gerät zurücklassen. Der Begriff „Winterstellung“ hatte seinen Ursprung in der NS-Propaganda, die dem deutschen Volk einen geordneten Rückzug auf ausgebaute Stellungen vorgaukeln sollte. Von einer im militärischen Sinne ausgebauten Stellung mit Schützengräben, Bunkern, Artilleriestellungen und sonstigen Befestigungsanlagen war nicht die Rede. Tatsächlich wurde hier eine von Hitler willkürlich gezogene Linie auf der Landkarte, die sich hauptsächlich an logistischen Notwendigkeiten im Sinne von nahen Versorgungspunkten und kurzen Wegen entlang der Entladebahnhöfe des Nachschubes, der fast vollständig über die Reichsbahn erfolgte, sowie eventueller strategisch günstiger Aufmarschgebiete für kommende Offensiven als „Winterstellung“ bezeichnet. Die Deutschen verloren schätzungsweise 500.000 Mann an Toten oder Verwundeten sowie zusätzlich mindestens 100.000 Mann an Ausfällen durch Erfrierungen, dazu 1300 Panzer, 2500 Geschütze und über 15.000 Kfz. Trotzdem konnte die Wehrmacht Ende Januar 1942 bei Rschew und Juchnow, (auch unter Mitwirkung des XX. Korps) größere Abwehrerfolge erringen, die den Aufbau einer neuen Verteidigungslinie ermöglichten. Stalin hatte zwar nur einen Teil seines Planes verwirklichen können – die Heeresgruppe Mitte wurde nicht vernichtet –, aber die Schlacht um Moskau war für das Deutsche Reich verloren. Folgen Im Zuge der sich anschließenden sowjetischen Winter- und Gegenoffensive wurden größere deutsche Truppenverbände in Demjansk (Kesselschlacht von Demjansk) und Cholm, an der Nahtstelle zur Heeresgruppe Nord, eingeschlossen, die erst im Frühjahr 1942 nach mühseliger und verlustreicher Luftversorgung entsetzt werden konnten. In der sowjetischen Verteidigungsoperation (30. September bis 5. Dezember 1941) wurde die Rote Armee auf der 700 bis 1110 km Bergung von Verwundeten im Winter 1941 vor breiten Front 250 bis 300 km nach Osten zurückgeschlagen und erlitt den Toren Moskaus gewaltige Verluste von etwa 656.000 Mann (514.000 Tote). [16] In der Moskauer Angriffsoperation (5. Dezember 1941 bis 7. Januar 1942) stieß sie auf der 1000 km breiten Front 11 bis 250 km nach Westen vor und verlor dabei 370.000 Mann (140.000 davon Tote). [17] Nachdem die Sowjetunion durch den deutschen Angriff im Russlandfeldzug militärisch in ernste Bedrängnis geriet [18] , konnte sie mit dem ersten großen Sieg über Deutschland die Lage wieder ausgleichen. Dies sorgte nicht nur für eine Verbesserung der Moral in der Bevölkerung und der Roten Armee, sondern auch die Westalliierten erkannte die Sowjetunion als gleichwertigen Bündnisspartner an und ebneten den Weg zur Konferenz von Teheran. Das Scheitern des „Unternehmens Taifun“ bedeutete gleichzeitig den völligen Fehlschlag des gesamten „Unternehmens Barbarossa“ und der deutschen Blitzkriegstrategie in Russland. Die angestrebte Linie 140 Schlacht um Moskau 141 Archangelsk–Astrachan lag in unerreichbarer Ferne, die Rote Armee war keinesfalls entscheidend geschwächt und die Feindkoalition begann sich wirkungsvoll gegen Deutschland zu formieren. Nach Hitlers Kriegserklärung an die USA unmittelbar nach Pearl Harbor und mitten im Verlauf der sowjetischen Gegenoffensive im Winter vor Moskau weitete sich der Krieg auch zu einer tatsächlich global geführten militärischen Auseinandersetzung mit allen seinen Folgen aus. Das Gleichgewicht der Kräfte verschob sich kriegsentscheidend zu Ungunsten Deutschlands. Militärisch und wirtschaftlich war der Krieg bereits Ende 1941 für das Deutsche Reich nicht mehr zu gewinnen [19] , obwohl es noch über 40 Monate dauerte, bis es schließlich kapitulierte. Zum 50. Jahrestag der Schlacht gab die russische Staatsbank 1991 eine Gedenkmünze im Wert von 3 Rubeln aus. Literatur • In der Datenbank RussGUS [20] werden an die 50 Publikationen nachgewiesen (dort Suche - Formularsuche - Sachnotation: 12.3.4.5.3.4.2.4.1) • Günther Blumentritt: Schlacht um Moskau. Erinnerungen über die Heeresgruppe Mitte. (In: Seymour Freiden, William Richardson (eds.): The Fatal Decisions. New York, 1958.) • Janusz Piekalkiewicz: Die Schlacht um Moskau, Der Zweite Weltkrieg. russ. Gedenkmünze von 1991 Weblinks • • • • • Vereinigtes Internationales Biographisches Zentrum:Soldat 20 weka. Schlacht um Moskau [21] (russisch) Moskauer Verteidigungsoperation in Russische Zivilisation [22] (russisch) Moskauer Angriffsoperation in Russische Zivilisation [23] (russisch) Moskauer Verteidigungsoperation [24] (russisch) Moskauer Angriffsoperation [25] (russisch) Referenzen [1] http:/ / militera. lib. ru/ research/ myagkov/ index. html [2] Janusz Piekalkiewicz: Der Zweite Weltkrieg. Band 2, ECON Verlag GmbH, Wien 1985, Seite 513 [3] So sahen sie den Krieg, Augenzeugen berichten über den 2. Weltkrieg. Hier: Erskine Caldwell, New York 1942, erschienen im Wilhelm Heyne Verlag München, Heyne - Sachbuch - Nr. 127, Stuttgart 1966 [4] J. Piekalkiewicz, Schlacht um Moskau, Seite 99. Der von der 4. Armee gehaltene Frontbogen musste unter dem Druck der 24. sowjetischen Armee (GenMaj. Rakutin) geräumt werden. Vergl. auch Kriegstagebuch des OKW, Herausgeber Percy E. Schramm, 1940-1941 Teilband 2, Seite 614 mit Eintrag vom 5. September 1941:…Die Rückverlegung der HKL westlich Jelna verläuft planmäßig… [5] J. Piekalkiewicz: Schlacht um Moskau, Seite 95. Als erste wurden verlegt: Aus den Baikalregionen sieben Schützen- und zwei Kavalleriedivisionen, zwei Panzerbrigaden und drei Luftgeschwader; aus der äußeren Mongolei eine Schützendivision, eine Panzerbrigade, ein Luftgeschwader; aus der Gegend um Ussuri fünf Schützen- und ein Kavalleriedivisionen sowie drei Panzerbrigaden. [6] Heinz Guderian, Erinnerungen eines Soldaten, Motorbuch Verlag 15. Auflage 1996, Seite 209 [7] Janusz Piekalkiewicz: Die Schlacht um Moskau, Lübbe Verlag 1981, Seite 136. Nach den blutigen Erfahrungen der großteils mit Zeitzündern unterminierten Stadt Kiew verbot Hitler das Betreten Moskaus und Leningrad durch die Wehrmacht [8] http:/ / www. russlandfeldzug. de/ karte3. jpg [9] Krasnaya Polyana, Oblast Moskau, Russland (http:/ / maps. google. de/ maps?f=q& hl=de& geocode=& q=Krasnaya+ Polyana,+ Oblast+ Moskau,+ Russland& sll=56. 906003,37. 485352& sspn=2. 102616,6. 976318& ie=UTF8& z=14& g=Krasnaya+ Polyana,+ Oblast+ Moskau,+ Russland& iwloc=addr) Schlacht um Moskau 142 [10] Karl-Heinz Janßen: Bis Chimki - Warum der deutsche Musketier nicht bis zum Kreml kam (http:/ / www. zeit. de/ 1991/ 51/ Bis-Chimki), DIE ZEIT Nr. 51/1991,, 13. Dezember 1991 [11] Wie die Rote Armee die Wehrmacht zerrieb (http:/ / www. stern. de/ politik/ historie/ :Militär-Wie-Rote-Armee-Wehrmacht/ 537685. html?eid=537265& s=7), Stern [12] http:/ / jop-kriegskunst. de/ IIwelt/ su/ mosk. htm [13] http:/ / www. russlandfeldzug. de/ dieostfront3. htm [14] J. Piekalkiewicz: Die Schlacht um Moskau, Seite 205. Vergl. auch: Der Zweite Weltkrieg - Ein Lexikon, Christian Zentner, Seite 381 [15] Kriegstagebuch des OKW 1940-1941, Hrsg. Percy E. Schramm, Teilband II, S. 1084f, Fernschreiben an H. Gr. Mitte vom 18. Dezember 1941, GenStdH Op.Abt. (III), Nr. 1736/41 g.Kdos. Chefs. [16] http:/ / www. soldat. ru/ doc/ casualties/ book/ chapter5_10_1. html#5_10_9 [17] http:/ / www. soldat. ru/ doc/ casualties/ book/ chapter5_10_1. html#5_10_12 [18] Der Zweite Weltkrieg - Ein Lexikon, Hrsg. Christian Zentner, Seite 508, Tosa Verlag Wien 1998, ISBN 3-85001-863-6. , Es erscheint verbürgt, dass Stalin als Kalinin fiel, sogar an eine Kapitulation dachte und Berija für den "äußersten Fall" den Auftrag gab, Hitlers Bedingungen für ein "zweites Brest" zu erkunden. aus: Geschichte der Sowjetunion, S. 604 ff, von Manfred Hildermeier, Verlag C.H.Beck, München [19] vergl. hierzu: Karl-Heinz Frieser in der Einleitung von: Karl-Heinz Frieser/ Klaus Schmider/ Klaus Schönherr/ Gerhard Schreiber/ Krisztián Ungváry/ Bernd Wegner: Die Ostfront 1943/44 – Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten, Im Auftrag des MGFA hrsg. von Karl-Heinz Frieser, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-421-06235-2, S. XV [20] http:/ / www. ib. hu-berlin. de/ ~pbruhn/ russgus. htm [21] http:/ / wwii-soldat. narod. ru/ OPER/ ARTICLES/ 013-moscow. htm [22] http:/ / www. rustrana. ru/ article. php?nid=3415 [23] http:/ / www. rustrana. ru/ article. php?nid=3440 [24] http:/ / www. soldat. ru/ doc/ casualties/ book/ chapter5_10_1. html#5_10_9 [25] http:/ / www. soldat. ru/ doc/ casualties/ book/ chapter5_10_1. html#5_10_12 Fall Blau Fall Blau Teil von: Zweiter Weltkrieg Deutsche Panzer II in der Kalmückensteppe Datum 28. Juni–November 1942 Ort Donezbecken, Kaukasus, Kuban Gebiet, Sowjetunion Ausgang Strategische deutsche Niederlage Konfliktparteien Deutsches Reich Sowjetunion Befehlshaber Fall Blau 143 Wilhelm List (Heeresgruppe A) Semjon Timoschenko Maximilian Freiherr von Weichs (Heeresgruppe B) Truppenstärke Heeresgruppe A: 11. Armee 17.Armee 1. Panzerarmee Vierte Rumänische Armee Heeresgruppe B: 2. Armee 6. Armee 4. Panzerarmee Dritte Rumänische Armee Achte Italienische Armee Zweite Ungarische Armee Insgesamt: ca. 1.500.000 1500 Panzerfahrzeuge 1550 Flugzeuge Südfront Südwestfront Donfront Nordkaukasische Front Transkaukasusfront Insgesamt: über 2.300.000 Verluste unbekannt unbekannt Bedeutende Militäroperationen während des Deutsch-Sowjetischen Krieges 1941: Białystok-Minsk – Dubno-Luzk-Riwne – Smolensk – Uman – Kiew – Odessa – Leningrader Blockade – Rostow – Wjasma-Brjansk – Moskau 1942: Charkow – Operation Blau – Operation Braunschweig – Operation Edelweiß – Stalingrad – Operation Mars 1943: Woronesch-Charkow – Operation Iskra – Nordkaukasus – Charkow – Unternehmen Zitadelle – Smolensk – Dnepr 1944: Dnepr-Karpaten-Operation – Leningrad-Nowgorod – Krim – Wyborg–Petrosawodsk – Weißrussland – Lwiw-Sandomierz – Iaşi–Chişinău – Belgrad – Petsamo-Kirkenes – Baltikum – Karpaten – Budapest 1945: Weichsel-Oder – Ostpreußen – Westkarpaten – Ostpommern – Plattensee – Oberschlesien – Wien – Berlin – Prag Bei der Operation Blau (eigentlich: Fall Blau) handelt es sich um den Decknamen des ersten Teils der deutschen Sommeroffensive des Jahres 1942 in der Sowjetunion. Vorgeschichte Nachdem der Überfall auf die Sowjetunion 1941 nicht zum erwarteten Zusammenbruch der Sowjetunion geführt hatte und die deutschen Angriffskeile vor Leningrad, Moskau und Sewastopol zum Stehen gekommen waren, sah sich die Wehrmacht im Winter 1941/42 mit ersten Gegenoffensiven der Roten Armee konfrontiert. Deutsche motorisierte Infanterie im Sommer 1942 in Süd-Russland Als Reaktion darauf ernannte sich Hitler selbst zum Oberbefehlshaber des Heeres und gab den Befehl zum Halten der Frontlinie, was zwar größere Gebietsverluste verhinderte, jedoch auch wichtige Ressourcen aufbrauchte, die für die nächsten Operationen dringend benötigt wurden. Dennoch wollte Hitler im Sommer 1942 eine Offensive am südlichen Frontabschnitt starten, um Deutschland die kriegswichtigen Ölfelder von Maikop, Grosny und Baku zu sichern. Dem stand entgegen, dass der Teil des Fall Blau 144 deutschen Heeres, der gegen die Sowjetunion eingesetzt wurde, vom 22. Juni 1941 (Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion) bis Frühjahr 1942 bereits über 30 Prozent ihrer Ausgangsstärke von 3,2 Millionen Mann als Verluste (Gefallene, Verwundete, Vermisste) eingebüßt hatte.[1] Im Entwurf Halders vom 28. März 1942 hatte das Kennwort für die Operation noch "Siegfried" gelautet, sie wurde am 5. April 1942 durch Deckname Fall Blau ersetzt.[2] Planung In der Weisung Nr. 41 vom 5. April 1942 legte Adolf Hitler die Ziele der Operationen fest, welche die drei Heeresgruppen im Sommer durchführen sollten. Der Heeresgruppe Süd fiel hierbei die Aufgabe zu, sowohl den strategisch wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Stalingrad im Norden ihres Operationsgebietes einzunehmen, als auch zu den Ölfeldern bei Maikop, Grosny und Baku im äußersten Süden des Angriffsgebietes vorzustoßen. Um beide Ziele gleichzeitig in Angriff nehmen zu können, ließ Hitler daher die Heeresgruppe Süd in die Heeresgruppen A und B aufspalten. Die Heeresgruppe A sollte nach Süden in Richtung Kaukasus und Baku vorstoßen, wofür ihr die 11. und 17. Deutsche Armee, die Rumänische 4. sowie die 1. Panzerarmee unterstellt wurden. Die Aufgabe der Heeresgruppe B, der die 2. und 6. Armee, die 4. Panzerarmee, sowie die Rumänische 3. Armee, die Ungarische 2. Armee und die Achte Italienische Armee zugeteilt wurden, war es, Stalingrad zu erobern und somit die Wolga für den russischen Nachschub zu sperren. Obwohl auf dem Papier der Heeresgruppe A weit überlegen, war die Heeresgruppe B in Wirklichkeit die schwächere der beiden. Dies hatte mehrere Gründe. Zum einen bestand die Heeresgruppe B bis auf die 2. und 6. Deutsche Armee sowie der bereits erheblich geschwächten 4. Panzerarmee hauptsächlich aus Armeen verbündeter Staaten, die wenig bis gar keine Kampferfahrung hatten und zu einem großen Teil schlecht bewaffnet waren. So verfügte die Rumänische 3. Armee nur über ein veraltetes 3,7-cm-Geschütz pro Brigade. Ein weiterer Schwachpunkt der Heeresgruppe B war die langgezogene Nordflanke, zu deren Verteidigung immer zwei bis drei Armeen abgestellt waren, die beim Vormarsch fehlten und trotzdem eine so lange Front im Falle eines Angriffs nicht effektiv verteidigen konnten. Hitler jedoch nahm diese Risiken bewusst in Kauf, da für ihn die Eroberung der Ölfelder absolute Priorität hatte und er erneut – wie schon zu Beginn der Operation Barbarossa – nach den zahlreichen für Deutschland siegreich beendeten Kesselschlachten mit hohen sowjetischen Verlusten die verbliebene Stärke der Roten Armee unterschätzte. Deutsche Artillerie im August 1942 Am 19. Juni 1942 – kurz vor Beginn der deutschen Sommeroffensive – unternahm der Ia der 23. Pz.-Div., Major Reichel, einen Erkundungsflug; die Maschine musste knapp hinter den sowjetischen Linien notlanden. Den Sowjets fielen dabei Karten und Pläne für die erste Operationsphase in die Hände. Fall Blau 145 Operationsverlauf Die Offensive begann am 28. Juni 1942. Nahezu überall zogen sich die russischen Verteidiger zurück, da das Russische Oberkommando die deutsche Sommeroffensive bei Moskau erwartet hatte und 50% der Roten Armee dort stationiert waren. Schon am 5. Juli erreichten die deutschen Panzerspitzen den Don bei Woronesch. Am 23. Juli gelang es der Heeresgruppe A schließlich, nach schweren Gefechten die Stadt Rostow an der Donmündung zu erobern. Diese wurde aber kurz darauf bei einem sowjetischen Gegenangriff zurückerobert. Bis zum 10. August war es schließlich doch gelungen, die Rote Armee großteils von der Ostseite des Don zu vertreiben, wenn auch stellenweise weiter Widerstand geleistet wurde. Der deutsche Vorstoß vom 7. Mai bis zum 18. November 1942. █ bis zum 7. Juli█ bis zum 22. Juli█ bis zum 1. August█ bis zum 18. November Deutscher Panzerjäger „Marder II“ auf einem Feld im Süden Russlands Im Gegensatz zur Heeresgruppe B fand die Heeresgruppe A nach der Überquerung des Don am 25. Juli eine äußerst breite Front vor. Die 17. und Teile der 11. Armee wandten sich südwärts in Richtung des Schwarzen Meeres, während die 1. Panzerarmee das von der Roten Armee weitestgehend verlassene Kubangebiet eroberte und schon am 9. August die Ausläufer des Kaukasus erreichte, was einem Vorstoß von 500 Kilometern in weniger als zwei Wochen entsprach. Die Überquerung des Don durch die 6. Armee am 21. August erlaubte es der Heeresgruppe B, Verteidigungsstellungen entlang des Dons einzunehmen, die weniger als 60 Kilometer von Stalingrad entfernt lagen. Dies nutzte die Luftwaffe, die zeitweise mehr als die Hälfte ihrer einsatzfähigen Flugzeuge in den Bereich der Heeresgruppe B verlegt hatte, für massive Luftangriffe auf die Stadt, bei denen mehr als 40.000 Menschen starben und die Stadt großteils in Schutt und Asche gelegt wurde. Panzer III in einem Dorf im Süden Russlands Der Hauptangriff auf Stalingrad sollte in zwei parallelen Angriffen erfolgen. Die 6. Armee sollte im Norden vorstoßen, während die 4. Panzerarmee weiter südlich angriff. Auf diese Weise sollten die sowjetische 62. und die 64. Armee, die jedoch jeweils nur einem deutschen Korps entsprachen, eingeschlossen werden. Am 29. August begann die 4. Panzerarmee planmäßig mit der Offensive und stieß weit in Richtung Stalingrad vor. Da die 6. Armee jedoch noch damit beschäftigt war, einen russischen Gegenangriff abzuwehren, konnte sie erst drei Tage später angreifen, was den sowjetischen Armeen die Möglichkeit gab, aus dem Kessel zu entkommen. Erst am 13. September erreichten deutsche Einheiten den Stadtrand von Stalingrad. Fall Blau Die 2. Phase der Sommeroffensive von 1942 wurde dann unter den Decknamen Braunschweig und Edelweiß durchgeführt. Ergebnis Als der Winter 1942/43 begann, hatte die Wehrmacht weite Teile des Landes zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer besetzt. Die Ölfelder von Maikop waren unter deutscher Kontrolle und auf dem Gipfel des Elbrus war die Reichskriegsflagge gehisst worden. Auch hatte man es geschafft, das westliche Donufer als Verteidigungslinie zu erobern. Jedoch war es nicht gelungen, die Rote Armee komplett aus Stalingrad zu vertreiben, was die 6. Armee in einen langwierigen und verlustreichen Häuserkampf zwang. Gleichzeitig war die nördliche Flanke besonders zwischen Don und Wolga nicht ausreichend gesichert und anfällig für einen Flankenangriff. Die Ölfelder von Maikop wiederum waren von den sowjetischen Verteidigern vor ihrem Rückzug aus der Stadt so nachhaltig zerstört worden, dass sie den deutschen Eroberern auf Monate hinaus nicht zur Verfügung standen und daher nicht im ursprünglich eingeplanten Umfang zur Verbesserung der Treibstoffversorgung der deutschen Armeen beitragen konnten. Insgesamt muss der Fall Blau als Misserfolg angesehen werden, da die primären Ziele, das Erreichen der Ölfelder von Grosny und Baku, die vollständige Eroberung von Stalingrad und die komplette Sperrung der Wolga für sowjetische Nachschubgeleitzüge nicht erreicht werden konnten. Die mit dieser Offensive verbundene enorme Überdehnung der deutschen Frontlinien führte schließlich zur Niederlage von Stalingrad und dem Verlust der eroberten Gebiete. Literatur • John Ray: The illustrated history of WWII. ISBN 0-297-84663-9. • Antony Beevor: Stalingrad, ISBN 3-442-15101-5, • Walter Hubatsch: Hitlers Weisungen für die Kriegsführung 1939–1945. Dokumente des Oberkommandos der Wehrmacht. ISBN 3-89555-173-2. • Andreas Hillgruber, Walter Hubatsch, Hans-Adolf Jacobsen: Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1940–1945. ISBN 3-7637-5933-6. Siehe auch • Schlacht von Stalingrad • Woronesch-Woroschilowgrader Operation Weblinks • ZDF.de: Der Angriff [3] Referenzen [1] P. E. Schramm: Kriegstagebuch des OKW, Teilband 1/1942, S. 304. [2] P. E. Schramm: Kriegstagebuch des OKW, Teilband 1/1942, S. 316. [3] http:/ / www. zdf. de/ ZDFde/ inhalt/ 18/ 0,1872,2025266,00. html 146 Deutscher Angriff auf Stalingrad 147 Deutscher Angriff auf Stalingrad Deutscher Angriff auf Stalingrad Teil von: Schlacht von Stalingrad (Zweiter Weltkrieg) Deutsche Infanterie in Stalingrad, Oktober 1942 Datum 13. September – 18. November 1942 Ort Stalingrad, Sowjetunion Ausgang Deutscher Fehlschlag, da vollständige Einnahme nicht erreicht wird Konfliktparteien Deutsches Reich UdSSR Befehlshaber Friedrich Paulus Hermann Hoth Wassili Iwanowitsch Tschuikow Truppenstärke 6. Armee 4. Panzerarmee 62. Armee Teile der 64. Armee NKWD-Einheiten Arbeiter-Milizen Verluste nicht genau bekannt mehr als 100.000 Tote, Verwundete, Gefangene oder Vermisste (6. Armee) [1] ca. 30.000 Tote, Verwundete, Gefangene oder Vermisste (4. Panzerarmee) Der Deutsche Angriff auf Stalingrad bildete den Höhepunkt der Schlacht von Stalingrad während des Deutsch-Sowjetischen Kriegs bei dem mehrere Divisionen der 6. Armee der Wehrmacht vergeblich versuchten, die Stadt in einer groß angelegten Materialschlacht gegen die verteidigende 62. Armee der Roten Armee einzunehmen. Die deutsche Offensivphase begann am 13. September 1942 und setzte sich bis zum Beginn der sowjetischen Großoffensive Operation Uranus am 19. November fort. Aus deutscher Sicht lassen sich die Kämpfe um die Eroberung Stalingrads in vier Phasen unterteilen:[2] • Angriff auf die Innenstadt, Südstadt und Mamajew-Hügel (13. bis 26. September 1942) • Angriff auf die Arbeitersiedlungen und Orlowka-Frontvorsprung (27. September bis 7. Oktober 1942) • Angriff auf die Industriekomplexe (14. bis 31. Oktober 1942) Deutscher Angriff auf Stalingrad • Angriff auf die letzten Brückenköpfe in den Fabrikanlagen (9. bis 18. November 1942) Obwohl große Teile der Stadt besetzt wurden, scheiterte letztendlich die vollständige Einnahme Stalingrads am verbissenen Widerstand der sowjetischen Verteidiger, die sich bis zum Ende auf dem westlichen Wolgaufer hielten. Die sowjetische Gegenoffensive unter dem Codenamen Operation Uranus führte am 22. November1942 zur Einkesselung der 6. Armee. Nach dem Scheitern des Entsatzunternehmens „Wintergewitter" Mitte Dezember 1942 und dem Verbot des Ausbruchsversuchs durch Hitler persönlich stellten im Nordkessel die letzten eingeschlossenen Verbände am 2. Februar 1943 die Kampfhandlungen ein und gingen in sowjetische Kriegsgefangenschaft. In der sowjetischen Militärliteratur wurde die Schlacht von Stalingrad als entscheidende Wende im Zweiten Weltkrieg angesehen.[3] In der zeitgenössischen Wahrnehmung wurden die Kämpfe in Stalingrad als die erbittertsten Kämpfe des Zweiten Weltkriegs (Piekalkiewicz), verbissenste Gefechte der überlieferten Geschichte (US-Kriegsberichtserstatter Walter Kerr), größte Schlacht aller Zeiten (Völkischer Beobachter) und größter Heroenkampf unserer Geschichte (Reichsmarschall Hermann Göring) bezeichnet.[4] . Ausgangslage Fall Blau und der Vormarsch zur Wolga Im Sommer 1942 begann die lange geplante deutsche Sommeroffensive Fall Blau im Südabschnitt der Ostfront mit dem Ziel, nach der Vernichtung eines Großverbands der Roten Armee bei Woronesch in zwei divergierenden Richtungen vorzugehen: einerseits die Landbrücke zwischen Don und Wolga zu überwinden und den wichtigen Verkehrsknoten und Industriestandort Stalingrad an der Wolga zu erobern und andererseits vom unteren Don aus in den Kaukasus vorzustoßen, um die wichtigen Erdölquellen von Baku zu nehmen und für die deutsche Kriegswirtschaft nutzbar zu machen.[5] Die schwersten Kämpfe fanden dabei Der deutsche Vorstoß vom 7. Mai bis zum 18. November 1942. █ bis zum im Raum Stalingrad statt, wobei die Stadt selbst 7. Juli█ bis zum 22. Juli█ bis zum 1. August█ bis zum 18. November kein strategisches, sondern eher ein taktisches Ziel darstellte.[6] Hitlers primäres Ziel war es, den Transport über die Binnenschiffahrt auf der Wolga zu unterbinden,[7] die Stalingrader Fabrikkomplexe hätten seiner Ansicht nach mit Artilleriebeschuss ausgeschaltet werden können. Aus der Sicht der Sowjetunion war die Industriestadt Stalingrad[8] jedoch von größter strategischer Bedeutung, da sie die Verbindung zum Kaukasus und den Rohstoffquellen am Schwarzen Meer darstellte.[6] Angesichts der zunehmenden Versorgungsknappheit und wachsender logistischer Schwierigkeiten der Wehrmachtsverbände war der Zugang zu den 148 Deutscher Angriff auf Stalingrad Erdölfeldern (Treibstoff für Panzer) mit von entscheidender Wichtigkeit für den Erfolg des gesamten Russlandfeldzugs.[9] Verteidigungsvorbereitungen Nach Auffassung Stalins und der STAWKA (Oberkommando der Sowjetarmee) wurde aufgrund der großen Geländeverluste die Phase der elastischen Verteidigung als beendet angesehen[10] und der 62. Armee wurde die bedingungslose Verteidigung der Stadt befohlen. Eine Verminung der Stadt wurde untersagt, die 200.000 Bewohner der Stadt wurden in Arbeitskolonnen eingeteilt und hatten Verteidigungswälle gegen den zu erwartenden Angriff anzulegen.[11] Stalin erließ zuvor den als „Keinen Schritt zurück!“ („Ни шагy назад!“) bekannten Befehl Nr. 227,[12] welcher ein weiteres Zurückweichen sowohl von Soldaten als auch Zivilisten vor den deutschen Angreifern mit der Todesstrafe ahndete. Allein in der Stadt Stalingrad wurden 13.500 Soldaten wegen Fahnenflucht von speziell dafür abgestellten Deutsche Offensive auf Stalingrad im September NKWD-Sondereinheiten exekutiert.[13] Am 12. Juli 1942 wurde die 1942 [6] Verteidigung Stalingrads organisiert und Ende August musste die 62. und 64. Armee den äußeren Verteidigungsgürtel Stalingrads aufgeben und der Häuserkampf wurde mit Beginn des deutschen Angriffs am 13./14. September 1942 eingeleitet.[14] Es war das erklärte Ziel der STAWKA, die deutschen Offensivkräfte in der Stadt dauerhaft in verlustreiche Abnutzungskämpfe zu binden und im Hintergrund die Operation Uranus, eine großangelegte Gegenoffensive im gesamten südlichen Frontbogen am Don mit dem Ziel der Einschließung der 6. Armee, vorzubereiten. Der 62. Armee kam hierbei die Hauptaufgabe der Verteidigung der Stadt um jeden Preis zu, weitere Verstärkung an zusätzlichen Reservetruppen konnten dieser Armeegruppe nicht zugesichert werden.[15] Am 23. August 1942 zerstörten 600 Bomber der Luftflotte 4 in einem schweren Bombardement Stalingrad völlig, in 1600 Einsätzen mit Spreng- und Brandbomben wurde die Stadt in ein Trümmerfeld verwandelt, ca. 40.000 Zivilisten fielen dem Luftangriff zum Opfer.[16] In der sowjetischen Verteidigungslinie bildeten strategisch wichtige Gebäude und Komplexe Stützpunkte der Abwehrlinie, welche mit Laufgräben verbunden wurden. Bereits bombardierte Gebäude konnten kaum noch weiter zerstört werden und wurden von Zügen, Kompanien oder Bataillonen in Rundumsicherung verteidigt. Jeder Soldat wurde nach Möglichkeit mit Panzerabwehrwaffen ausgestattet, meist waren es Panzergranaten oder Brandflaschen. In den Infanteriezügen wurden die Waffengattungen vermischt: u.a. Scharfschützen, Pioniere und Sanitäter. Mehrere Stützpunkte bildeten einen Verteidigungsknoten. Als ideale Verteidigungsknoten stellten sich Werkhallen, z.B. die Martinsofenhalle und massive Komplexe aus Stahl und Beton mit einem ausgedehnten Kellergeschoss heraus. Erst im Laufe der Schlacht wurde die Kanalisation Stalingrads als bevorzugtes Aufmarschgebiet für schnelle Vorstöße in die Tiefe der gegnerischen Linien entdeckt. An großen Straßen und Plätzen wurden die Feuerpunkte schachbrettförmig angeordnet, um deutsche Infanteristen aus den unterschiedlichsten Wirkungswinkeln zu bekämpfen.[17] Später dienten beschädigte Kettenfahrzeuge in den Straßentrümmern als eine Art unbewegliche Geschütze, sogenannte „Wellenbrecher“, nur der schwenkbare Turm ragte über Schutt und Trümmer hinaus und konnte so noch gegnerische Ziele bekämpfen.[18] Tschuikow befahl seiner Streitmacht in unmittelbarer physischer Nähe der vordersten deutschen Frontlinie zu bleiben, um Luftangriffe des Gegners zu neutralisieren und ihn in verlustreiche Nahkämpfe zu verwickeln.[19] 149 Deutscher Angriff auf Stalingrad 150 Einleitung der Schlacht und beteiligte Truppen Die 6. Armee galt als ein Eliteverband der Heeresgruppe Süd und hatte Abwehrschlachten wie die Schlacht bei Charkow im Mai 1942 erfolgreich bestanden. Nach ihrer Teilnahme an der Offensive bei Woronesch im Juni/Juli war sie in südöstlicher Richtung entlang des Don vormarschiert und hatte ihn nach einem kleineren Erfolg in der Kesselschlacht bei Kalatsch Anfang August im Bereich der Landbrücke zur Wolga überschritten. Da sie seit Wochen ununterbrochen im Einsatz stand, hatte sie kaum Möglichkeiten gehabt, ihre Verluste auszugleichen.[20] Auf einem Höhenzug vor Stalingrad vereinigten sich am 2. September 1942 die 6. Armee und die 4. Panzerarmee und begannen mit der Planung der Offensive auf die Innenstadt.[10] Durch die unerwartet hohe Intensität der Häuserkämpfe kam die gesamte Sommeroffensive 1942 bei Stalingrad zum Stillstand.[21] Kräfteverhältnis (nach sowjetischen Angaben) am 13. September 1942 im Stadtgebiet von Stalingrad[22] Kategorie 62. Armee 6.Armee Relation Mannschaftsstärke 45.000 80.000 1: 1,8 Artillerie 85 630 1: 7,5 Panzerabwehrkanonen 260 490 1: 1,9 Granatwerfer 150 760 1: 5 Panzer 108 390 1: 3,6 Am 3. September 1942 gelang der 6. Armee die Abriegelung Stalingrads und einen Tag später drangen deutsche Panzerverbände durch den äußeren Verteidigungsgürtel in die Südstadt ein. Am 10. September musste sich die 62. Armee aufgrund des zunehmenden Drucks des Gegners in den inneren Verteidigungsring zurückziehen.[23] Generalleutnant Wassili Tschuikow löste den erfolglosen General Anton Lopatin in der Verteidigung der Stadt ab. Die schwachen Kräfte der Roten Armee ließen das Oberkommando der 6. Armee in der Erwartung, Stalingrad in einem schnellen Handstreich nehmen zu können. Die gesamte Heeresgruppe B bestand am 3. September 1942 aus schätzungsweise 980.000 Mann (davon 580.000 deutsche Soldaten und 400.000 Verbündete anderer Nationalitäten). Die 6. Armee bestand zu diesem Zeitpunkt noch ungefähr aus 200.000 Mann. Für den Angriff auf das Großgebiet standen dem LI. Armeekorps 30.000 Kampftruppen zur Verfügung, zusätzlich 50.000 Mann vom IV. Panzerarmee-Korps. Dieser Angriffsverband wurde während der Kampfhandlungen durch die 100. Jäger-Division, 305. Infanterie-Division und 79. Infanterie-Division aufgestockt. Die Stärke der beteiligten Truppen auf beiden Seiten war einer fortgesetzten Schwankung ausgesetzt, da permanent Reserven in den kostspieligen Ortskampf eingesetzt werden mussten. Für den Angriff auf das Stadtgebiet waren anfangs neun und später zwölf deutsche Divisionen im Einsatz. Noch vor Beginn der Gefechte im Stadtgebiet war die 6. Armee in ihrem Abschnitt größeren militärischen Belastungen ausgesetzt und galt bereits als abgenutzt.[24] Die sowjetische Verteidigung Stalingrads setzte sich schwerpunktmäßig aus der 62. Armee, NKWD-Einheiten, sowie kleineren Teilen der 64. Armee und bewaffneten Arbeitermilizionären zusammen. Die Armeen waren unvollständig, da ein Großteil ihrer Artillerie am westlichen Wolgaufer zurückgelassen werden musste.[25] Stalingrad wurde am 12. September 1942 noch von 20.000 sowjetischen Soldaten verteidigt,[26] am östlichen Wolgaufer befanden sich weitere 25.000 Mann.[27] Die Kampfstärke setzte sich aus drei noch intakten Schützendivisionen und zwei Panzerbrigaden zusammen, welche nur noch über 40 einsatzfähige Panzer verfügten. Deutscher Angriff auf Stalingrad Einzelaspekte der Schlacht Geländebeschreibung Stalingrad war eine über etwa 50 Kilometer langgezogene und stellenweise bis 5 Kilometer breite Industriestadt, die im Norden aus Arbeitersiedlungen und dem sich daran anschließenden Fabrikbezirk, einem Geschäftsviertel in der Stadtmitte und einer Südstadt bestand. Während die Vorstädte und Arbeitersiedlungen noch vornehmlich aus einfachen Holzhütten erbaut wurden, galt die übrige Ortschaft als architektonisch mustergültig geplante stalinistische Modellstadt mit einer Reihe von modernen Appartmenthäusern, staatlichen Einrichtungen, Gärten und Parks. Im Westen vor der Stadt liegt eine Hügelkette, deren Höhen auf taktischen Karten mit Höhenangaben benannt wurden. Der Osten wird vom bis zu zwei Kilometer breiten Strom der Wolga mit ihren Flussinseln begrenzt. Über die Wolga wurde der gesamte sowjetische Nachschub über den Wasserweg transportiert und am steil abfallenden Westufer des Stromes gelagert. Dort wurden wegen ihrer geschützten Lage auch die Befehlsstände der 62. Armee eingerichtet. Auf dem Übersichtskarte Stalingrad 1942 höher liegenden Gelände im Nordwesten der Stadt liegen die Ortschaften Orlowka und Gorodischtsche und etwa zehn Kilometer nordwestlich der Stadtflughafen Gumrak. An den äußersten Norden Stalingrads grenzte die Industriestadt Rynok, der Flusslauf der Mokraia Metschetkaia und die tiefe Schlucht der Wischnjewaia Balka, die von der Roten Armee als natürliche Hindernisse gegen Angriffe aus dem Westen genutzt wurden. Der sich daran anschließende Industriebezirk bestand aus den zu Festungen ausgebauten Traktorenwerk, der Geschützfabrik „Barrikaden“, dem Stahlwerk „Roter Oktober“ und der Chemischen Fabrik „Lazur“. Zwischen den großen Anlagen befanden sich kleinere Fabriken wie der Ziegelei zwischen dem Traktorenwerk und der Geschützfabrik „Barrikaden“ und der Brotfabrik zwischen der Geschützfabrik und dem Stahlwerk „Roter Oktober“. Westlich der Geschützfabrik „Barrikaden“ erstreckte sich der Skuplturny-Park und noch weiter westlich die Silikatfabrik. Die chemische Fabrik „Lazur“ befand sich inmitten der Eisenbahnschleife „Tennisschläger“ zwischen Mamajew-Hügel und Wolga. Die tatarische Grabstätte Mamajew Kurgan als höchster Beobachtungspunkt trennte den nördlichen Industriebezirk von der Innenstadt. Am Nordwestbereich des Mamajew Hügels schloss sich ein kleines Flugfeld mit Flugschule an. Die tief eingeschnittenen Schluchten Bannyi, Krutoi und Dolgii verhinderten als natürliche Barrieren eine Nord-Süd-Bewegung des Gegners und schützten die Verteidiger vor Feindaufklärung und direktem Artilleriefeuer. Südlich der Razgulaewka Station und dem Hospital auf den Hügeln vor der Stadt, führte die Bahnlinie zum Stalingrader Hauptbahnhof, dessen taktische Bedeutung darin bestand, dass er sich in unmittelbarer Nähe des Roten Platzes und des Zentralen Wolgafähranlegers befand. Die tief ausgehöhlte Tsaritzaschlucht schnitt die Innenstadt von der Südstadt ab und diente ihrerseits als Barriere gegen West-Ost Bewegungen der 6. Armee. Die Südstadt erstreckte sich bis zu den Ufern des Elschanka Flusses und hatte den Südbahnhof und das von weiten sichtbare hoch aufragende Getreidesilo als markante Punkte. Die Bahnlinie von Woroponowo über Sadowaja endete am Südbahnhof, zwischen der Bahnlinie und dem Getreidesilo gab es eine Reihe von Fabriken, wie die Konservenfabrik und zahlreiche Lagerhäuser. Auf dem höher liegenden Gelände der Friedhof und ein größerer Barrackenkomplex und auf den Hügeln Kolchosen, Obstbaumanlagen, die Lederfabrik sowie die Motortraktorenstation. Südlich der Elschanka lagen die Vororte Minina und Kuporosnoje, sowie das sich am Südufer befindliche Elektrizitätswerk „Elektroles 25. Oktober“ und das Sägewerk Nr. 2. 151 Deutscher Angriff auf Stalingrad Ein Einkesseln war durch die besondere topographische Lage der Stadt unmöglich. Dies war einer der Hauptgründe, warum die 6. Armee kostspielige und verlustreiche Frontalangriffe gegen taktisch wichtige Gebäude und Orientierungspunkte durchführen musste. Die Stadt wurde vom AOK systematisch in Planquadrate eingeteilt, denen eine unterschiedliche taktische Bedeutung zugeordnet wurde, die Planung bestand darin, verschieden stark verteidigte Sektoren aus dem sowjetischen Abwehrriegel herauszubrechen, zu isolieren und separat zu bekämpfen. Definierte Gebäude und Orientierungspunkte wurden zu militärischen Zielen erklärt. Die Geschütze der deutschen Artillerie konnten nicht so stark geneigt werden, um den Stellungen der Roten Armee im Wolgasteilufer ernsthaft gefährlich zu werden. Die besondere Topographie Stalingrads ließ einen Vormarsch des Gegners nur auf drei Routen zu: einerseits entlang des Flusses Mokraia Metschetka über Spartanowka bis nach Rynok beziehungsweise in die Industriekomplexe (XIV. Panzerkorps) oder entlang des Tatarenwalls in südöstlicher Richtung über Gorodischte und Gumrak bis an den Mamajew Hügel (LI. Armeekorps). Die dritte Alternative bestand aus einer Marschrichtung entlang des Elschankaflusses über die Station Woroponowo in die Südstadt mit dem Ziel Südbahnhof (XXXXVIII. Panzerkorps).[28] Kampftechnik und Rattenkrieg Seit dem deutschen Vormarsch auf die Innenstadt entwickelte sich die Schlacht um Stalingrad zu einem erbitterten Häuserkampf, der sich durch Scharfschützenbeschuss und blutige Nahkämpfe auszeichnete. Es begann die Phase der asymmetrischen Schlacht, die später als so genannter „Rattenkrieg“ (russ. Krysinaja wojna, Крысиная война) bezeichnet wurde. Die Bezeichnung „Rattenkrieg“ entstammte der Tatsache, dass häufig um die Inbesitznahme unbedeutender Schützenlöcher und Kellergeschosse gekämpft wurde.[29] Weder die 6. noch die 62. Armee waren in der dreidimensionalen Kriegsführung um Häuser, Häuserblocks und Straßenzüge ausgebildet und mussten diese Kampftechnik unter großen Verlusten in der Praxis erlernen. Die Verlustrate war insbesondere unter jungen unerfahrenen Soldaten sehr hoch, die bislang noch keine Erfahrungen und Überlebensstrategien im Häuserkampf erlernen konnten. Etwa 30% der 13. Gardeschützen fielen innerhalb der ersten 24 Stunden und alle 15 Panzer wurden vernichtet.[30] Während dieser Phase der Schlacht waren jeder deutschen Infanterie-Kompanie 3-4 Kampfpanzer zugeteilt. Diese Taktik war jedoch schnell zum Scheitern verurteilt, da die Kettenfahrzeuge in Hinterhalte gerieten und dort mit panzerbrechenden Waffen bekämpft wurden, auch konnten die Panzer keine Schützen aus den höheren Stockwerken eines Gebäudes bekämpfen.[17] Insbesondere während der Abwehrmaßnahmen im Industriebezirk schuf die Rote Armee sogenannte „Todeszonen“, stark verminte Straßen und Plätze, in deren Umgebung Soldaten mit panzerbrechenden Waffen und Scharfschützen postiert waren, um deutsche Angreifer in einem Hinterhalt zu vernichten.[31] Auf den taktischen Karten erschienen die Einheiten beider Seiten als zusammenhängende Divisionen, Brigaden und Regimenter. In der Realität kämpften kleine Einheiten. Mit Ausnahme der Großangriffe auf den Mamajew Kurgan und die Traktorenfabrik wurde in der Stalingrader Innenstadt mit Stoßtrupps und –gruppen von max. 50 Soldaten operiert. Vor allem fügte die Rote Armee ihre kleinen mobilen Kampfeinheiten aus verschiedenen Nationalitäten und Waffengattungen zusammen. Wurde ein Gebäude von der Wehrmacht erobert und konnten einige Verteidiger fliehen, so konnten sie sich problemlos einer Nachbareinheit anschließen. Beide Konfliktparteien erlebten in der Schlacht um Stalingrad eine „geradezu alptraumhafte Umgebung“. Beim für die südrussische typisch plötzlichem Einbruch der Nacht wurden die deutschen Luft[32] - und Artillerieangriffe weitgehend eingestellt, ungewohnte nächtliche Geräusche und die permanente Bedrohung durch sowjetische Scharfschützen machten den Schlaf für die deutschen Soldaten unmöglich. Durch den Staub und den Ruß der eingestürzten und brennenden Gebäude waren die Soldaten äußerlich kaum voneinander zu entscheiden, so dass es insbesondere bei Nahkämpfen zu fatalen Verwechslungen zwischen Freund und Feind kam. Tschuikow studierte die taktischen Entscheidungen der deutschen Angreifer und fand rasch probate Gegenmaßnahmen, um die Einnahme Stalingrads so lange wie möglich hinauszuzögern. Er ermutigte seine Soldaten Guerillataktiken im Stadtkrieg anzuwenden und sogar die Kanalisation für Aufmärsche zu benutzen.[33] Soldaten und Offiziere schilderten den Häuserkampf in Stalingrad: 152 Deutscher Angriff auf Stalingrad „Um einen Häuserblock zu nehmen, können sie keine 10 Mann einsetzen, um den Eingang zu nehmen. Sie brauchen aber so viele Leute, die Feuerschutz gewähren, 2 bis 3 Leute, die den Mut haben, auf den Eingang zuzuspringen. Und dann springen die rein. Einer hat eine Handgranate und die anderen Maschinenpistolen. Mehr Leute brauche ich nicht. Die anderen müssen von außen Feuerschutz geben. Und das ist das Komplizierte. Und das mußten wir erst einmal lernen, vor Ort.“ – Hauptmann Gerhard Münch, III Bataillon, Infanterie-Regiment 194, 71. Infanterie-Division[34] „ In jeder Ecke des Gebäudes lauert der Tod. Es ist eine Situation, wie sie furchtbarer und ekelhafter nicht sein konnte.“ – Ritterkreuzträger Major i.G. Winrich Behr (Ordonnanzoffizier im Stab der 6. Armee)[34] „ Wenn die Russen plötzlich hineingesprungen sind, dann bleibt nur eins übrig. Spaten ziehen und dann so unterhalb des Kopfes die Schlagader erwischen “ – Günter Schröder, Wehrmachtssoldat[34] Wetter Das Klima im heutigen Wolgograd ist durch ein kontinentales Steppenklima mit extremen Temperaturschwankungen (tags +45°C, nachts 0°C)[35] geprägt. In den trockenen Sommern werden Temperaturen bis +45°C erreicht, während es im Winter bis zu starken Temperaturabfällen kommen kann.[36] Während bis Mitte September 1942 noch relativ hohe Temperaturen vorherrschten (außerhalb der Stadt in der Steppe bis maximal +50°C[37] ), sank die Außentemperatur mit Beginn der herbstlichen Starkregen kontinuierlich ab und erreichte ab Oktober 1942 bereits Minusgrade. Im Oktober setzte auch vereinzelt Schneefall ein. Ab November 1942 wurden Temperaturen von -20°C bis -30°C erreicht und die Eisschollen auf der Wolga behinderten den Schiffsverkehr. Hinzu kamen eiskalte Sturmwinde[38] , auf die die deutschen Infanteristen kleidungsmäßig nicht vorbereitet waren. Versorgungslage Schiffe über die Wolga versorgten die in der Stadt kämpfende 62. Armee mit Nachschubsgütern. Wegen starker deutscher Luftaktivität wurden die Versorgungsfahrten zumeist nachts unternommen. Für die deutschen Angreifer waren Nachschubsprobleme bereits Ende September 1942 kaum zu überwinden.[39] Die Personallage verschärfte sich im Verlauf des Herbst und am 18. November 1942 berichtet Generaloberst Friedrich Fromm, dass die Kräfte nicht mehr ausreichen, um besetzte Räume zu halten, geschweige denn weitere offensive Angriffsoperationen durchzuführen.[40] Während bei der 6. Armee die Gefechtsstärke kontinuierlich abnahm, stiegen die in die Schlacht transportierten Reserven bei der Roten Armee trotz schwieriger Bedingungen.[39] Noch kurz vor dem Großangriff auf das Traktorenwerk am 14. Oktober 1942 wurde ein kritischer Bestand an Handgranaten und Mörsermunition gemeldet.[41] 153 Deutscher Angriff auf Stalingrad 154 Verlauf der Kämpfe Kampf um Stalingrad-Mitte Die Kämpfe um Stalingrad-Mitte begannen mit der deutschen Großoffensive auf die Innenstadt am 13. September 1942 und ebbten gegen Ende September 1942 weitgehend ab.[42] Um Pawlows Haus wurde noch bis November 1942 und um den Mamajew-Hügel bis in den Februar 1943 gekämpft. Stalingrad-Mitte Gefechtsabschnitte IR 518, IR 194 und IR 191 Stalingrad-Mitte September 1942 Angriff auf den Stadtkern (13. bis 14. September 1942) Am 13. September 1942 um 4:45 Uhr (6:30 Uhr russischer Zeit) begann der deutsche Großangriff mit der Bombardierung durch Sturzkampfbomber und massivem Beschuss aus Feldartillerie und Mörsern auf den inneren Verteidigungsgürtel Stalingrads.[43] Um 8:00 Uhr wurde die breit angelegte Bodenoffensive eröffnet, dabei ging die 295. Infanterie-Division (ID) gegen den Mamajew-Hügel und die 71. Infanterie-Division gegen den Stalingrader Hauptbahnhof und den zentralen Fähranleger in der Innenstadt vor. Nahziel war ein Höhenzug in der Nähe der Ziegelei als Ausgangsstellung für den Sturm auf den Infanterie in Stalingrad Stadtkern.[44] Tschuikow verlegt sein Hauptquartier infolge von schwerem deutschen Artilleriefeuer am 14. September 1942 vom Mamajew-Hügel in die Zaritsa-Schlucht in der Nähe der Puschkinskaya Straßenbrücke.[45] Die 10. NKWD-Schützendivision unter General Sarajew hielt zunächst die Zugänge einschließlich der taktisch wichtigen Gebäude in der Innenstadt.[46] Am Hauptbahnhof kam es zu schweren Feuergefechten zwischen der 71. Infanterie-Division und den verteidigenden Rotarmisten.[47] Im Heeresbericht wurde um 8 Uhr 30 die Eroberung des Hauptbahnhofs durch die Sowjettruppen gemeldet, um 8 Uhr 40 Rückeroberung durch die Wehrmacht, 9 Uhr 30 durch die Sowjettruppen und 13 Uhr 20 war er wieder in deutscher Hand. Insgesamt wurde der Stalingrader Hauptbahnhof am selben Tag 13-mal erobert und wieder verloren. Nachts wurde der Hauptbahnhof durch ein NKWD-Bataillon wieder in Besitz genommen.[48] Deutscher Angriff auf Stalingrad Am Nachmittag des 14. September 1942 gelang es der 71. Infanterie-Division die sowjetische Front beim Hospital zu durchbrechen und in die nördliche Innenstadt einzudringen. Ziel war es die 62. Armee zu isolieren und zum Hauptfähranleger durchzubrechen.[49] Tschuikows neues Hauptquartier an der Zaritsa wurde von deutschen Stoßtrupps unter Beschuss genommen, während sich Verbände der 71. Infanterie-Division bis auf 100 Meter an das Wolgaufer und den Fähranleger vorarbeiten konnten.[50] Dabei wurde das „Haus der Spezialisten“ genommen und der Fähranleger kam in Luftangriff auf den Hauptbahnhof Reichweite der schweren Maschinengewehre. Die Sowjets verloren ebenso die Staatsbank und die Bierbrauerei in der Sowjetskaja-Straße („Sowjet-Straße“) an das I. Btl./Infanterie-Regiment (IR) 194 unter Hauptmann Ginderling.[18] Tschuikow mobilisierte seine letzten Reserven, um Stalingrad vor einer schnellen Eroberung durch die Wehrmacht zu retten. Aus seinem Stab, Polizisten, Feuerwehrkräften, Fabrikarbeitern und NKWD-Einheiten wurden militärische Verbände gebildet, um die Straßen vom Hauptbahnhof bis zum Fähranleger zu blockieren.[51] Ein zweiter Verband sollte die deutschen Infanteristen aus dem Haus der Spezialisten werfen, damit der Fähranleger nicht Bombardierung eines Gebäudes länger unter Maschinengewehrbeschuss lag, was die Landung von sowjetischen Entsatztruppen massiv erschwerte. Jeweils 50-100 Soldaten und Milizionäre waren abkommandiert, um die taktisch bedeutsamen Gebäude Stalingrads, welche in „Häuserfestungen“ (oder sogenannte „Ein-Mann-Festungen“) umgewandelt wurden, um jeden Preis zu halten. Zu diesem Zeitpunkt verteidigten nur ca. 1.500 Sowjets Stalingrad-Mitte.[52] In der Nacht gegen 21 Uhr trafen die ersten Entsatzkräfte der 13. Gardeschützen-Division (GSD) unter Generalmajor Alexander Iljitsch Rodimtzew ein, um den weiteren deutschen Vormarsch auf die Innenstadt aufzuhalten.[53] Ihr wurde der zentrale Gefechtsabschnitt zwischen Zaritza und Mamajew-Hügel zugewiesen. Während der Überfahrt auf der Wolga erlitten die Gardisten starke Verluste durch deutsche Luft- und Artillerieangriffe. Das 42. GSR unter Oberst Jelin griff als erste Einheit in die Gefechte um die Innenstadt ein, konnte den Brückenkopf am Wolgaufer weiter ausbauen und die Situation am Fähranleger stabilisieren.[54] Das 39. GSR wurde zur Rückeroberung des Mamajew-Hügels abgestellt, das 42. und 34. GSR erhielt den Befehl die Zugänge zum Wolgaufer abzuriegeln.[55] Vielerorts war die Wehrmacht bis auf 100 Meter zur Wolga vorgerückt, hatte jedoch zum Vorteil der Gardeschützen nicht die Zeit gehabt sich einzugraben oder ausgebaute Stellungen für die schweren Maschinengewehre zu schaffen. Südlich vom Platz des 9. Januars (auch Leninplatz genannt) gelang es dem 39. GSR die Grudinin-Mühle (russisch Mel'nica Grudnica, Мельница Грудинина) im Nahkampf freizukämpfen.[56] Die Mühle aus rotem Backstein diente dem 42. GSR später als Gefechtsstand und wichtigen Stützpunkt der zentralen Verteidigungslinie[57] , der Divisionsgefechtsstand der 13. Gardeschützen-Division und das Hauptquartier von Generalmajor Rodimtzew wurde 100 Meter weiter südlich davon in das Steilufer der Wolga errichtet. Am erbittertsten waren die Kämpfe an diesem Tag im Raum des Mamajew-Hügels, am Ufer der Zariza, beim Getreidesilo und am Westrand der Vorstadt Minina. Der Hauptbahnhof wechselte allein an diesem Tag viermal den Besitzer.[58] Die beiden angreifenden Armeen, vom Süden die 4. Panzerarmee und vom Nordwesten die 6. Armee, stellten an der Zarizarinne, die die alte Stadt vom neuen Geschäftsviertel trennt, die Verbindung her.[59] 155 Deutscher Angriff auf Stalingrad 156 Hauptbahnhof und Nagelfabrik (15. bis 17. September 1942) Grudinin-Mühle Frontverlauf Stalingrad-Mitte 16. September 1942 In den frühen Morgenstunden wurde der deutsche Angriff wieder aufgenommen und begann mit massiven Luftschlägen. Die 295., und 71. ID griffen erneut den Hauptbahnhof und den Mamajew-Hügel an.[50] Der Hauptbahnhof wechselte im Laufe des Tages mehrmals den Besitzer und konnte nachts von den Sowjets gehalten werden.[58] Die 71. Infanterie-Division konnte erfolgreich den Angriff des 34. GSR zusammen mit schweren Kampfpanzern auf das „Haus der Spezialisten“ abwehren. Deutsche Maschinengewehrschützen drangen in die Zaritsa-Schlucht ein, nahmen Tschuikows Hauptquartier erneut unter Feuer und konnten nur mühsam vom Armeewachbataillon zurückgedrängt werden.[58] Am Abend des 15. Septembers 1942 wurde Lt. Anton Kuzmich Dragan vom I. Btl./42. GSR auf persönlichen Befehl Tschuikows mit der Rückeroberung des Hauptbahnhofs beauftragt.[50] Seiner Einheit gelang es in den Hauptbahnhof einzusickern und mehrere deutsche Gegenangriffe bis zum Einbruch der Nacht abzuwehren.[60] Bei Tagesanbruch wurden Luftangriffe und Artillerieschläge auf den Hauptbahnhof fortgesetzt. 20 Kampfpanzer, abgestellt von der 24. Panzer-Division, trieben die Sowjetsoldaten aus dem Bahnhof, der bei einem Gegenangriff zurückerobert wurde. Am Abend wurde der Hauptbahnhof wieder von Dragans Gardeschützen kontrolliert.[61] Das IR 194 war am 16. September 1942 in ein turbulentes und verwirrendes Straße-zu-Straße und Gebäude-zu-Gebäude Großgefecht gegen die 34. und 39. GSR auf einer 3,5 Kilometer breiten Zone von Häusertrümmern und von Bomben pockennarbigen Straßen verwickelt, die sich von der Dolgii-Schlucht südwärts bis zum Hauptbahnhof ausdehnte. Die schwersten Kämpfe ereigneten sich in der Nähe des Platz des 9. Januars in den Gebäuden der Kommunistecheskaia Straße, die hartnäckig von Teilen des 34. und 42. GSR gehalten wurden.[62] Heftige Regenfälle am 17. September 1942 ließen die Temperaturen in Stalingrad drastisch sinken und verwandelten das Schlachtfeld in eine Schlammwüste, welche die Vorwärtsbewegung auf beiden Seiten stark [63] behinderte. Die Kämpfe um den Hauptbahnhof wurden fortgesetzt, wobei sich der Schwerpunkt in die Nagelfabrik verlagerte.[64] Die Nagelfabrik befand sich in einem Häuserblock südlich des Hauptbahnhofs und diente dem Infanteriezug Leutnant Dragans als Zufluchtsort, da der Hauptbahnhof von deutschen Soldaten eingekreist war und vorerst aufgegeben werden musste. Gefechte entwickelten sich ebenfalls auf dem Roten Platz, um den Barmaley-Brunnen, dem Warenhaus Uniwermag und auf den Bahngleisen.[65] Die 71. Infanterie-Division schnürte die Häuserblocks um den Hauptbahnhof weiter ein und eroberte die Nagelfabrik in schweren Nahkämpfen.[58] In der Nacht musste das Hauptquartier Tschuikows erneut aus der Zaritsa-Schlucht an das Steilufer der Wolga, ca. 800 Meter nördlich des Stahlwerkes Roter Oktober verlegt werden, da die Positionen an der Zaritsa nicht mehr zu halten waren.[66] Im Laufe der Kämpfe schmolzen die Einheiten auf beiden Seiten durch die unerwartet hohen Verluste drastisch zusammen, viele Regimenter bestanden teilweise nur noch aus 100 Soldaten. Nur die 10. NKWD-Schützen-Division (SD) unter Oberst Sarajew war noch weitgehend intakt.[67] Frontverlauf Stalingrad-Mitte 17.-19. September 1942 Deutscher Angriff auf Stalingrad Ein vertrautliches Kommuniqué der NKWD an Lawrenti Beria vom 16. September 1942 beschrieb die chaotischen und barbarischen Zustände in Stalingrad in der Anfangsphase der Straßenkämpfe, wo ohne das Eingreifen der 13. Gardeschützen-Division die Innenstadt hätte aufgegeben werden müssen.[68] Jeweils in den für die Rote Armee kritischsten Stadien der Schlacht, wurde „frisches Blut in den Fleischwolf Stalingrads“ geschickt, so wurde die 62. Armee von September bis Oktober 1942 um mehr als 100.000 neue Soldaten verstärkt, welche zumeist dem „Gemetzel“ zum Opfer fielen. Tschuikow konnte trotz kontinuierlichem Geländeverlust und schrumpfenden Perimeters des zu verteidigenden Raumes eine Sollstärke von 50.000 Soldaten somit aufrechterhalten. Die 6. Armee konnte im Gegensatz dazu ihre Verluste in keiner Weise kompensieren.[69] Hauptbahnhof, Eisenbahner- und Sedelnikowhaus (18. bis 19. September 1942) Obwohl nahezu das gesamte Gelände des Hauptbahnhofs in deutschem Besitz war, kämpften Rotarmisten jetzt in kleinen Einheiten aus kleinen verborgenen Unterständen, Kellergeschossen oder hinter umgestürzten oder zerstörten Eisenbahnwaggons.[70] Die Taktik erforderte, sich von deutschen Angriffswellen überrollen zu lassen und dann aus dem Hinterhalt anzugreifen. 20 Freiwillige unter Leutnant Dragan, ausgestattet mit einer 5-Tagesration, drangen erneut in den Hauptbahnhof ein und bekämpften gezielt deutsche MG-Stellungen und Panzerfahrzeuge zwischen den Gleisen. Bei der 71. Infanterie-Division galt der Hauptbahnhof als „Todesfalle“, da viele Offiziere durch Scharfschützen fielen, deren Position sich nicht ausmachen ließ.[55] Weitere Einheiten trafen zur Entlastung bei der Verteidigung von Stalingrad-Mitte ein. Das 39. GSR ging erneut gegen die Gleisanlagen im Bahnhofsbezirk vor, und verhinderte damit den völligen Einbruch der Wehrmacht in die Innenstadt Stalingrads.[71] Eine Sturmabteilung des 42. GSR konnte dabei unter dem persönlichen Einsatz von Oberst Jelin am 19. September 1942 das Eisenbahner-Haus nehmen. Die Wehrmacht hatte zwei Infanteriekompanien und eine Mörsergruppe dazu abkommandiert, das Haus zu verteidigen. Die Gardeschützen Brennende Häuser wurden im Schutz des Wolgaufers auf diese Operation vorbereitet und griffen in drei Angriffswellen an, jeweils 6-8 Mann stark mit ca. 80 Soldaten in Reservestellung.[72] Gegen 10 Uhr wurde nach starkem Artillerie-Sperrfeuer der Einbruch in das Gebäude gemeldet, der durch Nebelkerzen getarnt wurde.[73] Innerhalb von einer halben Stunde war das Haus feindfrei. Ein ähnlicher Angriff wurde von Lt. Sedelnikow auf das L-förmige Haus im Nordosten des Leninplatzes durchgeführt. Das L-förmige Haus war ein sechsstöckiges stark befestigtes Gebäude, von dem ein ganzer Straßenblock in direkter Nähe zum Wolgaufer beherrscht werden konnte, indem Mörser- und Maschinengewehre auf Sowjetischer Sturm und Einbruch einem breiten Uferabschnitt wirken konnten. Bei Dämmerung robbten sowjetische Sturmtruppen an das Gebäude heran. Der Einbruch erfolgte überfallartig in den frühen Morgenstunden des 19. September 1942 an toten Winkeln, welche außerhalb der Reichweite deutscher MGs lagen und nicht eingesehen werden konnten. Bevor die Deutschen von ihren Schusswaffen Gebrauch machen konnten, war das Erdgeschoss bereits vollständig im Besitz der Gardisten. Ein Drittel des Gebäudes wurde innerhalb von nur 20 Minuten gesäubert. Die im Keller eingeschlossenen Deutschen lehnten nach 26 Stunden Belagerung ein Ultimatum der Sowjetsoldaten ab und wurden schließlich durch die Explosion von Sprengladungen und den einstürzenden Trümmern verschüttet und lebendig begraben.[74] 157 Deutscher Angriff auf Stalingrad 158 Leutnant Dragans Rückzugsgefechte (20. bis 22. September 1942) Während des 20. und 21. Septembers 1942 wurde die Nagelfabrik mit starken deutschen Panzer- und Infanteriekräften angegriffen. Am Abend war das letzte sowjetische Bataillon in zwei Hälften zerschlagen. Ein Teil konnte sich erneut im zerstörten Bataillonsgefechtsstand im Kaufhaus Uniwermag verschanzen und den deutschen Angreifern eine Zeit lang heftigsten Widerstand leisten. Viermal wurde versucht Entsatz über den Roten Platz zu den im Kaufhaus Uniwermag eingeschlossenen Einheiten zu schicken, was jedes Mal blutig abgewiesen wurde. Fedosejew und sämtliche Offiziere fielen bei diesem Versuch. Auch im Kaufhaus Uniwermag überlebte kein sowjetischer Verteidiger den deutschen Beschuss. Leutnant Dragan konnte sich nicht länger in der völlig verwüsteten Nagelfabrik halten und zog sich mit seiner stark dezimierten Gruppe langsam aus dem Bahnhofsbezirk zurück. An der Straßenecke Krasnopiterskaja und Komsomolskaja bezog die 40 Mann starke Gruppe ein dreistöckiges Gebäude, verbarrikadierte dort Fenster und Türen und bereitete sich auf das zu erwartende Gefecht vor.[75] Fünf Tage lang konnte Widerstand gegen vermehrte deutsche Angriffe geleistet werden, dabei wurden 28 sowjetische Soldaten schwer verwundet und im Keller aufgebahrt, am Ende waren nur noch 12 Männer kampffähig, wobei noch zwei Gardisten desertierten. Der zähe Widerstand war beendet, als die schweren Maschinengewehre keine Munition mehr hatten und deutsche Panzer das Haus sturmreif schossen. Lediglich sechs Gardisten konnten auf die andere Seite der Wolga fliehen.[76] Die 71. ID klärte die Zaritza-Schlucht und Krutoi-Schlucht hinter dem Hauptbahnhof von liegengebliebenen sowjetischen Schützen.[49] Die Südstadt Stalingrads geriet mittlerweile vollständig in die Hand der Deutschen, nur im Süden der Zaritza-Schlucht konnten sich eingeschlossene sowjetische Marineinfanteristen behaupten.[77] Frontverlauf Stalingrad-Mitte 21. September 1942 Frontverlauf Stalingrad-Mitte 22. September 1942 Barmaley Brunnen am Roten Platz Deutscher Angriff auf Stalingrad 159 Am 21. September 1942 erreichte die 10000 Mann (darunter 3000 Matrosen) starke 284. Schützen-Division aus Sibirien das westliche Wolgaufer. Ihr Kommandeur Oberst Batjuk erhielt den Auftrag, den Raum zwischen Stahlwerk „Roter Oktober“ und Mamajew-Hügel zu sichern und die 13. GSD zu entlasten.[78] Ein verbundener Angriff aus Kampfflugzeugen, Panzern und Artillerie sollte die 13. Gardeschützen-Division vom Hauptkörper der 62. Armee abtrennen. Die 13. GSD musste sich am 22. September 1942 zwölf feindlicher Offensiven erwehren[79] , am Abend waren die Gardeschützen an eine Position nördlich des Hauptfähranlegers zurückgedrängt. Wehrmachtssoldaten des Infanterie-Regimentes 194 erreichten die Moskowskaja-Straße („Moskauer Straße“) in Nähe zum Wolgaufer.[80] und spalteten die 62. Armee in zwei Teile.[81] Endphase der Kämpfe in Mitte (23. bis 28. September 1942) Kaufhaus Univermag Ein sowjetischer Gegenangriff der 284. SD und 95. SD auf Hauptfähranleger, Hauptbahnhof und Gleisanlagen wurde am 23. September 1942 abgewehrt. Der 6. Armee gelang es den Korridor zum Wolgaufer dauerhaft zu sichern.[82] Eine Truppeninspektion durch das OKH ergab, dass die Kompaniestärke bei der deutschen 295. und 71. Infanterie-Division aufgrund der hohen Verluste während der Gefechte in Mitte teilweise auf 10 bis 15 Mann gesunken war. Insbesondere die hohen Verluste an Offizieren waren höchst bedenklich. Angriffe konnten nur unter Leitung eines Offiziers und Feuerschutz von mindestens einem Maschinengewehr erfolgen. Die Infanteristen waren dafür ausgebildet, zusammen mit Sturmgeschützen zu kämpfen, wurden diese ausgeschaltet und fehlte die Befehlsstruktur durch Offiziere, dann ließ die Effektivität des Angriffes stark nach. Auch wurde die Versorgungslage der kämpfenden Truppen durch die schwierigeren Verbindungswege zunehmend angespannt.[83] Die Kämpfe in Stalingrad-Mitte ebbten ab und die 62. Armee nutzt die verminderte Kampftätigkeit, um die Lage zu sondieren und nach versprengten Einheiten zu suchen. Das Gorki-Theater und die Parteigebäude um den Roten Platz standen kurz vor der Eroberung.[29] Ein sowjetischer Infanteriezug des 42. GSR eroberte ein freistehendes vierstöckiges Gebäude am südlichen Ende des Platz des 9. Januars in der Penzenskaja Straße, ungefähr 300 Meter von der Wolga entfernt. Während der Kämpfe fiel der Zugführer und wurde von Feldwebel Pawlow ersetzt. Die Gruppe richtete sich in dem Gebäude, welches später als Pawlows Haus bekannt wurde, zur Verteidigung ein. Bei Panzerangriffen zogen sich die Gardisten im Keller oder Dachgeschoss zurück, wo sie von Panzergranaten nicht erreicht werden konnten. 58 Tage konnten sie erfolgreich der deutschen Übermacht standhalten.[84] In einem Park in Nähe des Hauptbahnhofs wurde das 272. NKWD-Regiment (10. NKWD-Division) eingeschlossen und vernichtet.[85] Am 27. September nahm das LI. Armeekorps das Hauptquartier der Kommunistischen Partei am Roten Platz und hisste die Reichskriegsflagge. Dieses Ereignis wurde in der Wochenschau gezeigt und als kurz bevorstehender Sieg gefeiert. Hitler plante bereits eine öffentliche Rede in Berlin über die Eroberung Stalingrads.[86] Von jetzt ab verlagerte sich die Schlacht zunehmend in die Arbeitersiedlungen der Stalingrader Industriekomplexe. Deutscher Angriff auf Stalingrad Bilanz Die Wehrmacht verlor nach den Angaben Tschuikows[87] am 15. September 1942 2.000 Soldaten und 8.000 bis 10.000 in der Zeit zwischen dem 13. – 15. September 1942, außerdem wurden 54 deutsche Panzer vernichtet. Die Verluste der Sowjets sind nicht genau bekannt, übertrafen die deutschen jedoch um ein Vielfaches. Die 6. Armee verbrauchte in den Septemberkämpfen über 23 Mio. Gewehrpatronen und 750.000 Mörsergranaten, Munition, die bei späteren Operationen dringend fehlte.[88] Die extrem hohen Verluste Zerstörte Innenstadt der 71. ID infolge der Häuserkämpfe in der Innenstadt wurden in einer Statistik des Oberkommandos des Heeres (OKH) am 19. September 1942 dokumentiert: IR 191: 377, IR 194: 304 und IR 211: 392 Gefallene. 50% der Verluste kamen nach Angaben des OKH durch Artilleriebeschuss zustande.[89] Der spätere Brigadegeneral der Bundeswehr und Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 31 Gerhard Münch erinnerte sich an die Häuserkämpfe in Stalingrad-Mitte: „Ich habe als Hauptmann das Bataillon geführt, das beim Angriff auf Außenbezirke den Durchbruch zur Wolga in der Nähe des Hauptbahnhofs erreicht hat – aber um welchen Preis! Ich habe das psychisch bis heute nicht alles überwunden, die unglaubliche Brutalität des Straßenkampfes, das kann man nicht mehr abschütteln.“[90] Münch war der einzige Überlebende des III. Bataillons in der Schlacht von Stalingrad.[91] Die vierstöckige Getreidemühle mit ihren zahlreichen Einschusslöchern, die von der Intensität der Kämpfe um Stalíngrad-Mitte zeugen, wurde auf Wunsch der Stalingradveteranen[92] in ihrem ursprünglichem Zustand belassen und ist heute neben dem Mamajew-Hügel Denkmal und Museum der Schlacht um Stalingrad.[30] Mamajew Kurgan Der Mamajew-Hügel (russisch Mamajew Kurgan Мамаев курган, auch Mamai-Hügel und auf deutschen Gefechtskarten als Höhe 102 bezeichnet) war einer der zentralen Punkte im Verteidigungsverbund Stalingrads, da von dort aus die sowjetischen östlichen Wolgastellungen mit Artillerie beschossen werden konnten. Für beide Konfliktparteien bedeutete die Einnahme des Hügels einen großen taktischen Gewinn beim Zugang auf Innenstadt, Arbeitersiedlungen und Wolgaufer.[93] Am 13. September 1942 erwartete ein NKWD-Bataillon den Großangriff der deutschen 295. Infanterie-Division (IR 516 im Süden, IR 517 im Zentrum und Grp. Salzer im nördlichen Sektor[94] ) in stacheldrahtbewehrten Schützengräben. Aufgrund von schwerem flächendeckenden Mamajew Hügel 16. bis 17. September 1942 Artilleriebeschuss[95] musste Tschuikows Hauptquartier der 62. Armee am Mamajew-Hügel aufgegeben und in den sogenannten Zaritzyner Unterstand verlegt werden.[96] Obwohl die Vorwärtsbewegung durch Minenfelder und Stacheldrahtverhau stark behindert wurde, meldete die 295. Infanterie-Division um 12 Uhr die Einnahme des Mamajew-Hügels, erlitt dabei jedoch in den Schützengräben schwerste 160 Deutscher Angriff auf Stalingrad Verluste im Nahkampf. [97] Ein weiteres NKWD-Schützenbataillon erhielt den Befehl den Mamajew-Hügel zurückzuerobern, was jedoch nur teilweise gelang. Um die sowjetischen Verteidigungsstellungen zu zermürben, wurden schwere Luftangriffe gegen den Mamajew-Hügel und die als „Tennisschläger“ bezeichnete Eisenbahnschleife am Fuße des Höhe geflogen. GSR 42 unter Oberst Jelin erhielt den Auftrag, Mamajew-Hügel und „Tennisschläger“ um jeden Preis zurückzuerobern und kämpfte sich von der Linie Hauptbahnhof bis zum Südabhang des Hügels vor. In der Dämmerung konnten die mittlerweile fast völlig aufgeriebenen NKWD-Einheiten am Mamajew-Hügel von zwei Bataillonen des 42. GSR[98] und 416. Schützen-Regiment (SR) / 112. Schützen-Division unter schweren Mörser-Sperrfeuer abgelöst werden.[93] Granattrichter und Bombenkrater dienten den Gardeschützen als Schützenlöcher, die zu einem Stellungssystem verbunden wurden. Nach sowjetischen Darstellungen nahm Hauptmann Kirin die Positionen der Deutschen auf dem Nordabhang, während sich das 416. Regiment auf dem Nordostabhang zur Hügelspitze vorarbeitete. Leutnant Wdowitschenko und 30 Mann seines Infanteriezuges nahmen die Hügelspitze im Nahkampf, dabei überlebten nur sechs Soldaten. Deutsche Luftangriffe und ein kombinierter Gegenangriff von Infanterie und Panzern konnten die Sowjetsoldaten nicht mehr aus ihren Stellungen werfen. Zwei Panzer wurden bei diesem Angriff vernichtet. 161 Mamajew Hügel 20. September bis 5. Oktober 1942 Mamajew Hügel Sowjetische Stellungen Vom 15. bis 17. September 1942 nahm die Intensität der Gefechte am Hügel zu, es war teilweise unbestimmbar, wer die Kontrolle über den taktisch wichtigen Punkt hielt. Im Gegensatz zum Gefecht am Getreidesilo von unten nach oben, wurden die Kämpfe am Mamajew-Hügel aus deutscher Sicht bergab geführt, um die stark befestigten sowjetischen Stellungen am Osthang zu nehmen. Am 16. September 1942 eroberte das 42. Gardeschützenregiment der 13. Gardeschützen-Division unter Oberst Jelin in einem chaotischen und völlig unübersichtlichem Gefecht den nördlichen Teil des Mamajew-Hügels vom IR 518[99] zurück. Das 42. GSR (Jelin) und die Stuka über Stalingrad, rechts der Überreste der 112. Schützen-Division (Sologub) errangen einen Mamajew-Hügel Geländegewinn von 100-150 Metern und konnten sich auf der Hügelkuppe des Mamajew-Hügels festsetzen.[100] Da die deutschen Bemühungen nicht nachließen entstand eine Pattsituation zwischen den Kontrahenten an der Hügelkuppe. Die 95. Schützen-Division verstärkte am 19. September 1942 die stark abgenutzte sowjetische Verteidigungslinie[101] und einen Tag später erreichte die 284. Schützen-Division den Mamajew-Hügel. Am 22. September 1942 mussten Wuthmanns IR 516 und 518 ihre Vorstöße mit Flammenwerfern und geballten Ladungen gegen die Schützengräben und Erdbunker der 95. und 112. SD wiederholen, da Paulus dies als kompromisslose Vorbedingung für die bevorstehende Offensive auf den Industriebezirk ansah und somit die rechte Flanke des LI. Armeekorps deutlich entlastet werden würde. Hierzu wurden IR 517 und Kampfgruppe Sälzer (24. PD) zur Unterstützung mobilisiert. Trotz konzentrierter Luftschläge bei klarem Wetter konnten die Schützengräben der Roten Armee nicht zerstört werden, welche ihrerseits mit Mörser-, Artillerie- und Raketenwerferfeuer antworteten. Nach schwersten Feuergefechten drückten IR 516 und 517 Gorishnys Division langsam gegen den Deutscher Angriff auf Stalingrad südlichen Hügelabhang. Erst die neu eingetroffenen Schützenregimenter 1047 und 1045 der 284. SD verhinderten den totalen Verlust der tatarischen Grabstätte. IR 516 konnte die Verteidigungsstellungen der 95. SD auf der Hügelspitze nicht knacken, während das 26. Panzergrenadier-Regiment am Westabhang bereits im Abwehrkampf lag.[102] Am 26. September 1942 löste die 100. Jäger-Division der Wehrmacht die angeschlagene 295. Infanterie-Division ab, welche gegen den „Tennisschläger“ eingesetzt wurde.[103] Die 100. Jäger-Division drang ebenfalls in den „Tennisschläger“ ein und nahm dabei zwei Drittel der Fleischfabrik.[104] Am 27. September 1942 verblieb der Mamajew-Hügel zur Hälfte nach anfänglichen Teilerfolgen bei der Einnahme der Flugpiste und des Schießstandes auf der Nordwestseite in deutschem Besitz, nur der Osthang wurde von der 284. Schützen-Division (Oberst Batjuk) unvermindert hartnäckig verteidigt. Es wird vermutet, dass an diesem Höhenzug bis zu 30000 Soldaten beider Seiten im Laufe der Schlacht starben.[105] Bei einem einzigen Gegenangriff der Roten Armee soll angeblich ein Tagesverlust von 10000 Soldaten entstanden sein.[106] Eroberung des Getreidesilos Das Getreidesilo (russ. Elewator Stalingrada, Элеватор Сталинградa) stellte eines der höchsten Gebäude Stalingrads dar[107] und galt als taktisch bedeutsamer Beobachtungspunkt, von dem aus alle wichtigen Zugänge im Süden der Stadt kontrolliert werden konnten. Die 14. Panzer-Division trennte im schnellen Vorstoß die in der Südstadt stationierte 35. GSD (Oberst Dubyanski) vom Rest der 62. Armee ab[108] [109] und die 94. ID griff in den südlichen Vorstädten die Eisenbahnlinie in Richtung Wolgaufer an.[110] Die Kämpfe begannen am 15. September 1942, als sich 50 Gardeschützen der 35. GSD in der Wellblechkonstruktion des Seitenturms verschanzten.[111] Am 17. September 1942 waren nur noch 30 Gardisten am Leben. Sie wurden nachts durch einen achtzehn Mann starken Zug Marineinfanteristen (92. Spezial-Infanterie Brigade, genannt „Seeteufel“) unter Leutnant Andrej Chojsjanow verstärkt.[112] Die Marineinfanteristen waren mit PM 1910 Maxim-Maschinengewehren und Degtjarjow-PTRD-Panzerbüchsen bewaffnet und richteten sich für Stalingrad Südstadt Vormarsch auf das eine längere Belagerung ein. Am 17. September 1942, als die Schlacht Getreidesilo am 15. November 1942 in der Südstadt ihren Höhepunkt erreichte[113] befand sich das IR 276 und später auch das IR 274 im Kampf um das Getreidesilo und die befestigten Gebäude östlich der Bahnlinie. General Werner Kempf beschwerte sich, dass das Getreidesilo nicht schon beim ersten Vorstoß der 24. PD genommen wurde.[114] Am 18. September 1942 wurden im Laufe des Tages zehn Angriffe von Stoßtrupps der 94. Infanterie-Division, 14. Panzer-Division (Wehrmacht) und 29. Infanterie-Division (mot)[115] erfolgreich abgewehrt. Tagsüber wurde von der höchsten Stelle des Betonkomplexes verteidigt und nachts eine Rundumsicherung gelegt.[116] Vom 18. bis 25 September 1942 waren die 94.ID und 29. ID (mot) mit der schwierigen Aufgabe jedes einzelne von nur wenigen Sowjetsoldaten verteidigte Widerstandsnest zwischen Eisenbahnlinie, 162 Deutscher Angriff auf Stalingrad 163 Konservenfabrik und Wolgaufer oft im Nahkampf niederzukämpfen. Der Vormarsch löste sich in eine Unzahl kleiner lokal begrenzter hartnäckiger Feuergefechte auf. Beim Getreidesilo verdichteten sich die Kampfhandlungen und die 94. ID musste Teile der 24. PD zur Feuerunterstützung anfordern.[117] Deutsche Artillerie bereitete das Gelände mit einem massiven Granatenbeschuss für den Bodenangriff vor, dabei wurde das Getreide in Brand gesetzt. Am 20. September 1942 formierten sich die Panzerverbände der 14. PD vor dem Gebäude und die Munition der Sowjetsoldaten wurde knapp, darüber hinaus fielen die beiden schweren Maschinengewehre aus. Die Bedingungen für die Verteidiger wurden durch die starke Qualmentwicklung im Inneren und fehlendem Wasser unerträglich. Mehrere Kapitulationsangebote wurden abgelehnt.[116] Choisjanow ließ die Verwundeten zurück und unternahm einen Ausbruchsversuch, um Wasservorräte zu besorgen, dabei geriet seine Gruppe in Kriegsgefangenschaft. Getreidesilo deutscher Vormarsch Am 21. September 1942 rissen Bombentreffer Mauerdurchbrüche im Westen des massiven Betonkomplexes und den Soldaten des IR 267/94. ID gelang es, in das Innere einzudringen. Dabei musste der Treppenaufgang und jedes Stockwerk einzeln im Nahkampf, d.h. mit Maschinenpistolen, Messern und Klappspaten, freigekämpft werden.[118] Oberst Dubyanski schilderte die Kämpfe: „Die Lage hat sich verändert. Zuerst waren wir im oberen Teil des Silos und die Deutschen im unteren. Dann haben wir sie unten hinausgeworfen. Dafür sind sie oben eingedrungen. Jetzt wird im oberen Teil gekämpft.[119] “ Getreidesilo Das Getreidesilo war eines der ersten Gebäude in der Schlacht um Stalingrad, in dem eine Mehrfachbesetzung gleichzeitig durch deutsche und sowjetische Infanteristen stattfand und in dem auf verschiedenen Ebenen gekämpft wurde.[120] Gefeuert wurde häufig nur auf Stimmen des Gegners, da der Qualm die Sicht nahm.[121] „Wir hörten das Atmen des Feindes und jede seiner Bewegungen, konnten ihn im dichten Rauch aber nicht sehen. Deshalb schossen wir auf Geräusche.“[121] Artilleriebeschuss auf das Getreidesilo Sowjetische Marineinfanteristen landen am Wolgaufer Deutscher Angriff auf Stalingrad 164 Die dramatische Nahkampferfahrung während der extrem harten Gefechte im Getreidesilo traumatisierte die deutschen Infanteristen und ließen die Hoffnung auf eine schnelle Eroberung Stalingrads schon in der Anfangsphase der Schlacht schwinden: „Wenn alle Gebäude in Stalingrad so verteidigt werden, dann wird keiner unserer Soldaten nach Deutschland zurückkehren. Unsere Soldaten haben noch nie so bittere Gefechte erlebt. “ – Wilhelm Hoffmann Unteroffizier, Infanterie-Regiment 267/94. Infanterie-Division[31] In dieser Phase erlitten die deutschen Angriffsverbände hohe Verluste und die Mannschaftsstärken der Kompanien reduzierte sich teilweise auf 60 Mann.[122] Als das Getreidesilo am 23. September 1942 vollständig erobert wurde, fanden die Deutschen vierzig gefallene Rotarmisten.[123] Carell schildert, dass Infanteristen und Pioniere des IR 71/29. ID (mot) den Zugang zum Getreidesilo aufsprengten und tote sowjetische Soldaten entdeckten, die durch Explosionen getötet wurden, verbrannten oder erstickten. Die Eingänge zum Getreidespeicher waren zugemauert, um weitere Ausbruchsversuche zu verhindern. [124] Der Weizen, der aus dem brennenden Speicher gerettet werden konnte, diente der 6. Armee später als wichtige Nahrungsreserve.[118] Ähnlich wie der Narvikschild sollte ein Emblem die Stalingradkämpfer an die Eroberung des Getreidespeichers als Kampfauszeichnung erinnern. General der Panzertruppe Friedrich Paulus beauftragte die Propagandakompanie 637 und den Künstler Ernst Eigner mit dem Entwurf. Ein erster Entwurf, welcher die Ruinen der Stadt und das Gesicht eines toten Soldaten zeigte, wurde vom OKW als „wehrkraftzersetzend“ abgelehnt, daraufhin wurde auf Anregung von Paulus die Silhouette des Getreidespeichers mit den Worten „Stalingrad“ und „Wolga“ angefertigt und sollte als Ärmelschild auf die Uniformen aufgenäht werden.[125] Kampf um die Industriekomplexe Stalingrad war einer der wichtigsten Industriestandorte im Süden der Sowjetunion und für die Rüstungsproduktion der Roten Armee von entscheidender Bedeutung.[126] [127] Die Bombardierung Stalingrads schränkte die Produktion in den Industrieanlagen zwar stark ein, jedoch wurden noch während der Kampfhandlungen in der Geschützfabrik „Barrikaden“ 76-mm-Geschütze hergestellt und Raketenwerfer im Stahlwerk „Roter Oktober“.[128] Bereits Ende September 1942 verlagerte das Oberkommando der 6. Armee den Angriffsschwerpunkt in die Industriekomplexe im Norden der Stadt. Stalingrad-Mitte war bis auf wenige sowjetische „Häuserfestungen“ (u.a. Pawlows Haus) fast vollständig unter deutscher Kontrolle, nur im Norden war die Entscheidung um das Areal des taktisch bedeutsamen Mamajew-Hügel noch nicht gefallen. Vereinzelte Versuche am 23. September 1942 den benachbarten „Tennisschläger“ oder die Chemische Fabrik „Lazur“ zu nehmen scheiterten trotz großer Verluste auf sowjetischer Seite.[129] Stalingrad Industriekomplexe Einteilung in Planquadrate Die 284. Schützendivision löste die 13. Gardeschützen-Division auf dem Mamajew-Hügel ab und hielt trotz anhaltenden Artilleriefeuers ihre Stellungen in den Laufgräben am Süd- und Osthang, die Hügelspitze verblieb im Besitz der 295. Infanterie-Division. Nördlich davon richteten sich die 39. Gardeschützen-Division, 194. und 308. Schützen-Division Schützengräben zur Verteidigung des Westzuganges zu den Fabriken „Roter Oktober“ und „Barrikaden“ ein. Dort entstand unter Tarnmaßnahmen eine zweite Frontlinie, die Kämpfe am Mamajew-Hügel sollten von dem Stellungsbau im Norden ablenken. Im Bereich des Traktorenwerkes erreichten die 112. Schützen-Division und die 37. Gardeschützen-Division unter General Wiktor Scholudjew das westliche Wolgaufer.[130] General Tschuikow Deutscher Angriff auf Stalingrad musste nach Wegnahme des Wolgafähranlegers in Stalingrad-Mitte neue Flussübergänge im Norden improvisieren, um die Mannschaftsstärke seiner Divisionen in den Fabriken zu erhöhen. Aufgrund des starken deutschen Artilleriefeuers waren diese Manöver nur nachts möglich und war infolge deutscher Artillerie- oder Sturzkampfbomberangriffe mit hohen Verlusten verbunden. Bis Oktober 1942 konnten etwa 100.000 Soldaten über die Wolga verschifft werden. Allein im September 1942 verlor die 62. Armee in Stalingrad etwa 80.000 Soldaten, am westlichen Ufer der Wolga waren nur noch 53.000 Männer kampffähig.[131] General Tschuikow erhielt über seine Spähtrupps Kenntnis über deutsche Truppenbewegungen im Industriebezirk. Am 9. Oktober meldeten seine Aufklärer, welche sich in einem leeren Kohle-Eisenbahnwagon zwischen Mamajew-Hügel und Stahlwerk „Roter Oktober“ verbargen, das Verlegen von Feldgeschützen, Granatwerfern und Munition an das Hauptquartier der 62. Armee. Die deutschen Angriffspläne auf die Fabriken waren somit nicht länger geheim.[132] Paulus forderte von der Heeresgruppe Süd Ersatz über seine ausgefallenen 40.000 Soldaten an. Abgezogen und bereitgestellt werden konnte lediglich die 14. Panzer-Division und die 29. Infanteriedivision (mot).[132] Die sowjetischen Luftstreitkräfte errangen ab Mitte Oktober 1942 die nächtliche Lufthoheit über Stalingrad. Die zunehmenden Luftangriffe demoralisierten die erschöpften deutschen Soldaten und nahmen ihnen permanent die Nachtruhe. Besonders gefürchtet waren Angriffe aus sowjetischen Polikarpow-Po-2-Doppeldeckern (Кукурузник, russ. Kukurusnik), die wegen ihres Geräusches „Nähmaschinen“ oder „Kohlenschipper“ genannt wurden und gezielt nachts deutsche Unterstände bombardierten.[133] Ausweitung der Angriffsoperationen auf die Arbeitersiedlungen (27. September bis 7. Oktober 1942) Die 24. PD, 100. JD und 389. ID wurden am 26. September 1942 nach Norden in die Industriebezirke verlegt, um einen Gegenangriff der Roten Armee zu begegnen. Die Gruppe Edelsheim (Oberst Reichsfreiherr Maximilian von Edelsheim, Kommandeur des 26. Panzergrenadier-Regiments/24. PD[134] ) und Gruppe Winterfeld (Major Hild-Wilfried von Winterfeld, Kommandeur I Btl./24. Panzer-Regiment/24.PD[134] ) gingen gegen feindliche Stellungen entlang der Eisenbahnlinie im Buschgelände vor der Arbeitersiedlung „Roter Oktober“ nördlich vom Mamajew Kurgan vor. Die 284. SD unter Oberst Batjuk hatte den Auftrag die Panzersperren um die Dolgi-Schlucht verteidigen. Die 112. SD sollte das deutsche Vordringen in die Arbeitersiedlungen „Roter Oktober“ und „Barrikaden“ verhindern und die befestigten Gebäudefestungen in der Schule Nr. 20 und im Badehaus an der Kreuzung Kasachija und Dublinskaja Straße halten. Nach deutschen Teilerfolgen eroberten Deutsche Angriffe auf die Arbeitersiedlungen Rotarmisten die Geländegewinne der Deutschen nachts wieder zurück und konnten sich in der Kantine, im Badehaus und in der Schule Nr. 5 festsetzen.[135] Der deutsche Großangriff am 27. September 1942 auf die Arbeitersiedlung „Roter Oktober“ und die Erfolge am Mamajew Kurgan, wo Luftangriffe das Stellungssystem der 95. SD dem Erdboden gleichmachte und kurzzeitig die Kontrolle über den Hügel übernommen werden konnte, brachte die 62. Armee in schwere Bedrängnis. Gleichzeitig konnten die Minenfelder in der 165 Deutscher Angriff auf Stalingrad 166 Arbeitersiedlung „Barrikaden“ überwunden werden und der Druck auf die sowjetische Verteidigungslinie wuchs. Für beide Seiten war der vorläufige Höhepunkt der Schlacht erreicht.[86] „Noch ein solcher Kampf und wir sind in der Wolga “ – Generaloberst Wassili Iwanowitsch Tschuikow[86] Rotarmisten bei der Verteidigung der Arbeitersiedlungen Am 28. September 1942 nahm die 100. Jägerdivision 75% des Fleischkombinats am „Tennisschläger“ und die 24. PD konnte ihren Sektor 500 Meter nordwestlich der Geschützfabrik „Barrikaden“ klären. Ein weiterer Vormarsch der österreichischen Jäger auf den Tennisschläger konnte von der 284. SD verhindert werden. Zwischen 25. und 28. September 1942 konnten weitere Schützenbrigaden an der Front in den Arbeitersiedlungen in Stellung gebracht werden, um die Situation dort vorübergehend zu stabilisieren. Am 29. September 1942 nahmen deutsche Verbände einen Großteil der Arbeitersiedlung „Barrikaden“ und die Silikatfabrik. Es entwickelten sich die bislang härtesten Kämpfe in der Schlacht von Stalingrad gegen gut gesicherte Fabrikfestungen auf einer Frontbreite von 8 Kilometern von der Chemischen Fabrik Lazur bis zum Traktorenwerk im Norden, der Geländegewinn betrug nach sechs Tagen lediglich 400 Meter nach Osten. Von den Fabrikdächern und den Schornsteinen entwickelt sich eine verstärkte Scharfschützenaktivität. Am 30. September 1942 musste ein Gegenangriff der Roten Armee in den Siedlungen „Roter Oktober“ und „Barrikaden“ vornehmlich von der 100. Jäger-Division abgeschlagen werden, dabei wurde die Stadtbahn vor dem Stahlwerk „Roter Oktober“ an zwei Stellen besetzt. Der gewonnene Geländeabschnitt musste aufgrund von starkem Druck der Sowjetarmee schnell wieder preisgegeben werden, nur die Verbindung zur 24. PD konnte gehalten werden. Im Abschnitt des IR 276 entwickelte sich ein mit großer Härte geführter Nahkampf um sowjetische Bunkerstellungen an einem Brückenkopf nördlich der Balka in Planquadrat 74c. Folgende Verluste wurden an diesem Tag verzeichnet: 100. JD: 15 Gefallene und 68 Verwundete, 24. PD: fünf Gefallene und 30 Verwundete, 94. ID: zwei verwundete Offiziere. Am gleichen Tag verstärkte die 193. SD am Westsektor der Geschützfabrik “Barrikaden” und die 95. SD im Stahlwerk “Roter Oktober”. Zwischen 3. und 7. Oktober verlagerten sich die Kämpfe in Richtung Arbeitersiedlung „Traktorenwerk“, getragen von der 389. ID im äußersten Norden, der Gruppe Winterfeld und der Gruppe Edelsheim von der Silikatfabrik in Richtung auf den schwer befestigten „Schnellhefterblock" nördlich der Silikatfabrik. Aus der Luft betrachtet stellte diese Gruppe von Wohnblöcken das Bild eines aufgeschlagenen Aktenordners dar. Am 2. Oktober 1942 erreichte die Kampfgruppe Winterfeld die Wohnblöcke, die von den Sowjets auch als „sechsseitiger Gebäudeblock“ bezeichnet wurden.[136] Die Panzergrenadiere Edelsheim stießen im sehr solide konstruierten Schnellhefterblock auf erbittertsten Widerstand der Roten Armee, konnten am 3. Oktober vom Norden her eindringen, waren jedoch nicht in der Lage, den gesamten Komplex zu nehmen.[137] Im gesamten Raum zwischen Silikatfabrik, Schnellhefterblock, Stadion und Skulpturnypark entbrannten wütende Kämpfe zwischen den Panzergrenadieren und Soldaten der 308. SD. Die Einnahme dieses Sektors war von großer Bedeutung, um Zugang auf die untere Arbeitersiedlung „Traktorenwerk“ und die Fabrik an sich zu erhalten.[138] Am 3. Oktober 1942 erfolgte ein weiterer kombinierter Angriff der Gruppen Edelsheim und Winterfeld gegen die Südostseite des Schnellhefters. Nach der Einnahme richteten sich die Panzergrenadiere in der Südostseite zur Verteidigung gegen mögliche sowjetische Gegenangriffe ein. Erst am 4. Oktober 1942 war der Schnellhefterblock feindfrei, da Winterfelds Panzer zahlreiche T-34 Panzer an dieser Seite vernichten konnten. Auch im Inneren des Deutscher Angriff auf Stalingrad Blocks wurde noch weitergekämpft, da sich Scharf- und MG-Schützen in einigen der zahlreichen Fensterhöhlen verschanzt hatten und einzeln bekämpft werden mussten.[139] Beim Zusammentreffen der 39. GSD und der Gruppe Winterfeld entwickelten sich in der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober 1942 weitere schwere Kämpfe um den Schnellhefterblock. Die Kämpfe in Stalingrad konzentrierten sich am 6. und 7. Oktober 1942 auf die vorgelagerten Arbeitersiedlungen des Traktorenwerkes. Gekämpft wurde gegen die 37. Gardeschützen-Division in den Arbeiterwohnheimen, wo militärische Erfolge in der Anzahl der bereits eingenommenen Räume gemessen wurden. Nur ein einziger Wohnblock konnte bei Tagesende von den deutschen Infanteristen erobert werden. An diesem Tag kostete es die Deutschen vier Bataillone und 16 Panzer, um einen einzigen Wohnblock einzunehmen. „Wir haben 15 Tage lang um ein einziges Haus gekämpft, mit Mörsern, Granaten, MGs und Bajonetten. Schon am dritten Tag lagen 54 deutsche Leichen in den Kellern, auf den Treppenaufsätzen, in den Stiegenaufgängen. Die Front ist ein Gang zwischen ausgebrannten Räumen, die dünne Decke zwischen zwei Stockwerken. Hilfe kommt aus den Nachbarhäusern über Feuertreppen und Kamine. Das ist ein unaufhörlicher Kampf, Tag und Nacht. Die Gesichter geschwärzt, bewerfen wir einander von Stockwerk zu Stockwerk mit Granaten inmitten von Explosionen, Staub und Rauch, Schutthaufen, Strömen von Blut, Teilen von Möbeln und Menschen. Frage einen Soldaten, was eine halbe Stunde Nahkampf hier bedeutet. Und dann stell dir Stalingrad vor: 80 Tage und 80 Nächte Nahkampf. Die Straße wird nicht mehr in Metern gemessen, sondern in Leichen….Stalingrad ist keine Stadt mehr. Bei Tag ist es eine gewaltige Wolke aus brennendem und beißendem Rauch; ein riesiger Ofen, der vom Widerschein der Flammen beleuchtet wird. Und wenn die Nacht kommt, eine dieser sengenden, heulenden, blutigen Nächte, springen die Hunde in die Wolga und schwimmen verzweifelt ans andere Ufer. Die Nächte von Stalingrad sind schrecklich für sie. Tiere flüchten aus dieser Hölle; die härtesten Steine ertragen das nicht lange, nur Menschen halten das aus.“ – Leutnant Joachim Stempel, Panzergrenadier-Regiment 103 / 24. Panzer-Division[140] Die Arbeitersiedlungen waren Anfang Oktober 1942 in deutschem Besitz, so dass nur noch die Fabriken Traktorenwerk, Geschützfabrik „Barrikaden“ und Stahlwerk „Roter Oktober“ nennenswerte Befestigungen der sowjetischen Verteidigungslinie darstellten.[141] Korrektur des Orlowka-Frontbogens (29. September bis 8. Oktober 1942) Der Orlowka-Frontvorsprung trennte das XIV. Panzerkorps vom LI. Armeekorps und band somit Kräfte, die für die Eroberung der Fabrikkomplexe dringend erforderlich waren.[142] In der Eröffnungsphase der Offensive auf die Fabrikanlagen sollte aus taktischen Gründen der Orlowka-Frontvorsprung im äußersten Norden der Stadt von schnellbeweglichen deutschen Sturmkeilen eingedrückt werden. Zu diesem Zweck wurde die 16. Panzer-Division, 60. Infanterie-Division (mot), 389. Infanterie-Division Deutsche Angriffe auf den Orlowka-Frontvorsprung und die 100.Jäger-Division nach Norden transportiert und hatte den Auftrag die relativ schwachen sowjetischen Stellungen von Orlowka bis Rynok auf einer Frontlänge von 19 Kilometern zu erobern. Die 124. Spezial-Brigade unter Oberst 167 Deutscher Angriff auf Stalingrad 168 Andrjussenko und die Überreste der 196. Schützen-Division und 2. Schützen-Brigade (mot) verteidigten mit ca. 5000 Soldaten diese Stellungen. Von dort aus bedrohten sie die deutsche Flanke und konnten Störangriffe gegen die nördlichen Industriekomplexe von Stalingrad eröffnen.[143] Die 60. Infanterie-Division (mot) hatte den Auftrag Orlowka frontal, aus nordwestlicher Richtung kommend, anzugreifen. Die vornehmlich aus Kriegsveteranen bestehende 60. Infanterie-Division (mot) musste die Operation in dem ihr zugewiesenen Sektor auf offenem Gelände ohne Panzerunterstützung Sowjetischer T-34 Panzer durchführen. Der erste Angriff in den frühen Morgenstunden wurde von feindlichen Luftangriffen und Maschinengewehrfeuer abgewehrt. Dabei fielen viele deutsche Soldaten auch durch Artilleriedirektbeschuss. Die Operationsziele konnten jedoch später im Laufe des Tages erreicht werden und der sowjetische Widerstand brach an dieser Stelle völlig zusammen.[144] Die Angriffskeile drangen konzentrisch aus drei Richtungen in östliche Richtung vor und wurden auf den Höhen 135,4 und 147,6 in harte Begegnungsgefechte verwickelt. Verluste konnten zunächst noch mit Reserven aufgefüllt werden. Bei Gorodischtsche wurde um die Höhenzüge 109,4 und 108,9 mit Panzern und MPI-Schützen gekämpft. Dabei wurde die Gefechtsordnung des II Bataillons der 124. Spezial-Brigade vollständig überrannt. [145] Am 29. September war der Orlowka-Frontvorsprung abgetrennt, die eingeschlossenen Sowjetverbände brachen weder aus, noch kapitulierten sie.[146] Die Kämpfe am 30. September konzentrierten sich auf die Einnahme Orlowkas, dass im Norden und Süden der Ortschaft von zwei Schützen-Bataillonen gehalten wurde, östlich davon drohte jedoch der Einbruch der deutschen Angriffsverbände. Der Korridor über die Orlowskaya Balka nach Spartanowka und dem eigentlichen Angriffsziel der Traktorenfabrik war jetzt für die 6. Armee zugänglich. [147] Am 1. Oktober 1942 schlossen sich die deutschen Angriffszangen um das III Schützen-Bataillon[148] und in den Ortschaften Orlowka und Wodstroj wurden die hartnäckigen Stellungs- und Häuserkämpfe zwischen der 60. ID (mot) und einem sowjetischen Panzer-Regiment wieder aufgenommen.[149] Die 124. Spezial-Brigade war mit ihrer Mannschaftsstärke von 500 Mann jetzt von allen Seiten eingeschlossen und kämpfte noch bis zum 7. Oktober 1942 im Kessel weiter. Erst als die Munition vollständig aufgebraucht war, brach sie in südlicher Richtung über die Balka Mokraya Metschetkaya durch und konnte sich am Nordrand des Traktorenwerkes mit den dort stationierten Einheiten vereinigen. Die Operationen um Orlowka hatten der 6. Armee unvertretbare Verluste zugefügt und die Offensivbestrebungen in Nord-Stalingrad geschwächt. Angeblich hat die Wehrmacht vom 1. bis 7. Oktober 1942 über fünf Infanterie-Bataillone, 17 Panzer, 21 schwere Maschinengewehre, 2 mittlere Feldgeschütze, 6 Panzerabwehrkanonen und Granatwerferbatterien verloren, die für den geplanten Großangriff auf das Traktorenwerk nicht mehr zur Verfügung standen.[150] Vor dem Großangriff auf das Traktorenwerk (6. bis 13. Oktober 1942) Zerstörung im Fabrikgelände Bereits am 6. Oktober 1942 führte die 14. PD und 60. ID (mot) eine größere bewaffnete Aufklärungsoperation gegen das Fabrikgelände des Traktorenwerkes durch und traf dabei auf die 37. Gardeschützen-Division.[151] Die Offensive wurde jedoch abgebrochen, da fast ein gesamtes Bataillon der 60. ID (mot) auf offenem Gelände durch Beschuss aus Katjuscha-Raktenwerfern westlich der Eisenbahnbrücke über die Metschetka[140] vernichtet wurde.[152] Auch war die Kampfkraft der Infanterieverbände für weitere Offensivbemühungen bereits zu stark abgenutzt.[153] Tags darauf begann um 11 Uhr 30 mit zwei Divisionen ein weiterer Deutscher Angriff auf Stalingrad 169 begrenzter Angriff auf das Wohngebiet vor dem Traktorenwerk. Die 60. ID (mot) von Westen und die 14. PD mit 500 Kampfpanzern von Südwesten. In den Abendstunden nach schweren Gefechten konnten sie die 37. GSD zurückdrängen. Die Deutschen eroberten einen kompletten Wohnblock der Arbeitersiedlung[151] und bewegten sich auf das Sportak Sportstadion (Traktor Stalingrad Трактор Сталинград[154] ) zu. Die 193. SD nahm ein hartes Gefecht mit wechselseitigem Erfolg um das Badehaus im Stahlwerk Roter Oktober auf, nachdem keine Seite die Oberhand behielt, wurde das Badehaus zum Niemandsland.[155] Am 8. Oktober 1942 fügten deutsche Angriffsverbände der 193. SD im Badehaus weitere schwere Verluste zu und drängte die 37. GSD in das Stadion.[155] Es wurde festgestellt, dass die 6. Armee sich in keiner guten Verfassung befand: die 94. ID war reduziert auf 535 noch für den Kampfeinsatz tauglicher Soldaten und die 76. ID war bereits völlig abgekämpft. Die Kompanien bestanden durchschnittlich nur noch aus 60 Soldaten. Die relativ ausgeruhte 305. ID sollte die geringen deutschen Geländegewinne sichern. Das LI. Armeekorps machte kaum Hehl daraus einen Großangriff auf das Traktorenwerk zu planen, deutsche Kriegsgefangene bestätigten bei Verhören durch die Rote Armee dieses Vorhaben. Ein deutscher Funker wurde von einer sowjetischen Jägerpatrouille gefangen genommen und konnte relativ präzise Angaben über den deutschen Truppenaufmarsch machen.[156] Tschuikow fällte die riskante Entscheidung 3000 Mann[156] vom Mamajew Kurgan abzuziehen und in den Industriekomplexen zu stationieren. Die 3075 Soldaten der 95. SD zogen vom Mamajew-Hügel ab und bezogen Positionen in den Außenbezirken des Stahlwerkes „Roter Oktober“ zwischen 37. GSD und 308. SD. Die 95. SD erhielt zusätzlich 937 Matrosen der Wolgaflotte. 2300 Soldaten der 112. SD, einschließlich des 524. SR am östlichen Wolgaufer, marschierten vom Nordwesten in die Arbeitersiedlung „Traktorenwerk“. Die Fabrikhallen des Traktorenwerkes und der Ziegelei wurden zu Festungen umgebaut. Die STAWKA übergab am 9. Oktober 1942 die Befehlsgewalt von den Politkommissaren an die Frontoffiziere. Die Sowjettruppen im Norden (124., 143. und 115. Spezial-Brigade) konnten ihre Linien in Rynok, Spartanowka, Spartanowka-Wald und entlang der Arbeitersiedlung „Traktorenwerk“ am Metschetkafluss halten. Das Regiment der 10. NKWD SD wurde in Reserve gehalten. Die 6. Armee verordnete eine Kampfpause und befahl ihren Truppen in ihren Stellungen auszuharren und auf Verstärkung zu warten.[157] Das Kräfteverhältnis gestaltete sich am 9. Oktober wie folgt: 6. Armee: 90000 Soldaten, 2000 Artilleriegeschütze und Mörser, 300 Panzer sowie 1000 Jagdflugzeuge und Bomber der 4. Luftflotte 62. Armee: 55000 Soldaten, 950 Artilleriegeschütze, 500 Mörser, 80 Panzer und 188 Flugzeuge[156] Noch am 12. Oktober 1942 fand ein größerer sowjetischer Gegenangriff im Raum Arbeitersiedlung und Stadion südwestlich vom Traktorenwerk statt.[158] Die 37. GSD und ein Regiment der 95. SD unternahm lokale Störangriffe[31] gegen die westlichen Außenbezirke der Arbeitersiedlung „Traktorenwerk“. Sie machten 200–300 m Geländegewinn, bis sie vom massiven Hauptkörper der deutschen Streitkräfte aufgehalten wurden. Großangriff auf das Traktorenwerk "Dserschinski" (14. bis 17. Oktober 1942) Das 1930 erbaute Traktorenwerk „Felix Dserschinski“, auch STW – Stalingrader Traktorenwerk (russisch Сталинградский тракторный завод им. Ф. Э. Дзержинского) genannt, befand sich im äußersten Norden des Fabrikgeländes und produzierte Traktoren, T-34-Kampfpanzer und militärische Ausrüstungsgegenstände.[159] Etwa 20.000 Arbeiter waren im STW beschäftigt, vor der Offensive wurden Fabrikarbeiter als Milizsoldaten für die Verteidigung abkommandiert.[160] Luftangriff auf das Traktorenwerk Der minuziös geplante Großangriff der Wehrmacht auf das Traktorenwerk begann in den frühen Morgenstunden des 14. Oktober Deutscher Angriff auf Stalingrad 170 1942 mit einem massiven Sturzkampfbomberangriff. Beeinträchtigt wurde die Sicht durch große Rauch- und Staubwolken, welche von der intensiven Artillerievorbereitung herrührten. General der Artillerie Walther von Seydlitz-Kurzbach ordnete für den Oktober folgendes Ziel für die in Stalingrad stehenden Verbände an:[161] Traktorenwerk Eingang zum Traktorenwerk Deutscher Aufklärer „„Im Norden der Stadt stehen wir nun vor der schweren Aufgabe, noch die drei großen Industriewerke, das Traktorenwerk „Dserschinski“, die Geschützfabrik „Barrikaden“ und das Stahlwerk „Roter Oktober“ zu nehmen und auch dort überall das Wolgaufer zu erreichen. Der Angriffsplan sieht vor zunächst das Traktorenwerk „Dserschinski“ anzugreifen, dann die beiden anderen Industriewerke und schließlich das Öllager und den Rest des Stadtzentrum von Norden nach Süden aufzurollen.Für diese Aufgabe werden zwei Divisionen neu zugeteilt, die 305. Infanterie-Division unter General Oppenländer und die 14. Panzer-Division unter General Heim.““ Die Angriffsformation des LI. Armeekorps am 13. Oktober 1942 bestand aus Teilen der 24. Panzer-Division am Südflügel der Angriffsgruppe, der Gruppe Jänecke der 305. Infanterie-Division und Panzerschwadronen der 14. und 24. Panzer-Division, Teilen der 389. Infanterie-Division und Teilen der 16. Panzer-Division.[162] Der Infanterieangriff wurde mit einem massiven Luftschlag von über 300 Sturzkampfbombern vorbereitet. Vor dem Erreichen des Traktorenwerkes wurden die vorrückenden Wehrmachtstruppen in schwere Kämpfe mit Sowjetsoldaten in der vorgelagerten Arbeitersiedlung und in den zahlreichen Balka-Schluchten verwickelt. Das I. Bataillon des Panzergrenadier-Regiments 103 unter Hauptmann Domaschk war eines der ersten, das gegen 9 Uhr die Werkhallen erreichte.[163] Beim Eindringen in die Fabrik wurde auf dem Boden, von Werkhalle zu Werkhalle und in den Kanälen gekämpft. Das STW wurde von der 37. Gardeschützen-Division und 95. Schützen-Division gegen 150 deutsche Panzer verteidigt, die von abgesessenen Panzergrenadieren flankiert waren. Tschuikow berichtete von einer fünffachen Überlegenheit der Deutschen an Soldaten und sogar 12-fachen Überlegenheit an Panzern, was jedoch stark bezweifelt werden kann.[164] Die deutsche Luftaufklärung konnte aufgrund der starken Qualmbildung in der unübersichtlichen Ruinenlandschaft keine klare Kämpfe im Raum Traktorenwerk 5.-15. Oktober 1942 Hauptkampflinie (HKL) mehr erkennen. Später stellte sich heraus, dass die Tagesziele der gepanzerten Stoßverbände nicht erreicht werden konnten. Bis zum Mittag erreichte die 305. Infanterie-Division den Nordwestbereich des Traktorenwerkes und wurde im Planquadrat 96 D Deutscher Angriff auf Stalingrad in anhaltende Feuergefechte verwickelt.[165] Der starke Widerstand in den einzelnen Gebäudekomplexen erforderte ein ständiges Umgruppieren der Offensivkräfte, was zu viel Zeit in Anspruch nahm, um eine schnelle Entscheidung zu bewirken. Panzer durchbrachen die sowjetische Verteidigungslinie und gegen 11 Uhr 30 drangen die Sturmtrupps der 389. Infanterie-Division unter General Erwin Jaenecke in die weitläufigen Werkhallen der Traktorenfabrik ein. Innerhalb kürzester Zeit waren fast die kompletten Sturmspitzen der angreifenden Infanterie aufgerieben oder gefallen. Zeitzeugen berichteten, dass sich überall erbitterte Nahkämpfe entwickelten. In der Werkskantine entstand eine scharfe gewaltsame Auseinandersetzung als beide Parteien unvorbereitet aufeinander trafen.[166] Soldaten der 37. Gardeschützen-Division unter General Scholudjew verwehrten den deutschen Grenadieren lange Zeit den Zugang in die Traktorenfabrik. Von den 8000 sowjetischen Soldaten fielen 5000 innerhalb von 48 Stunden während der erbarmungslosen Kämpfe in der Traktorenfabrik.[166] 171 Angriff auf das Traktorenwerk 14.-15. Oktober 1942 Gegen 15 Uhr befand sich die 24. PD im Stadion, die 14. PD in den Schluchten am Planquadrat (PQ) 94B und die 305. ID am Nordrand des Stadtteils in PQ 86 D. Am späten Nachmittag konnten sich zwei Panzerspitzen in den zerstörten Werkhallen vereinigen. Ein Offizier der 14. PD schilderte seine Erlebnisse: „„Es war ein unheimlicher, zermürbender Kampf auf und unter der Erde, in den Trümmern, Kellern und Kanälen der Industriewerke.“[167] “ Bei Einsetzen der Dämmerung konnten einige Stoßtrupps bereits die Wolga erreichen. Der kurzzeitige Geländegewinn am Wolgaufer musste jedoch bereits in der Nacht wieder aufgegeben werden, da die in den Balkas verborgenen Rotarmisten die deutschen Angriffsspitzen in heftige Feuergefechte verwickelten.[168] Eine Panzerschlacht entwickelt sich vornehmlich im Nordbereich, als die 124. Schützen-Brigade (SB), 115. Schützen-Brigade und die 2. Schützen-Brigade (mot) einige Werkhallen im Gegenangriff zurückerobern konnten.[163] Deutscher Angriff auf das Traktorenwerk am 14. Oktober 1942 Die 62. Armee gruppierte ihre Kräfte um, die 37. GSD erhielt den Auftrag den Südteil des Traktorenwerkes zu halten und die 95. SD besetzte den Raum zwischen Traktorenwerk und Geschützfabrik „Barrikaden“.[169] Die Gesamtlage der 62. Armee war am 14. Oktober 1942 besonders kritisch, denn sämtliche Telefonleitungen zu den einzelnen Kampfverbänden waren beim Artilleriefeuer und schweren Luftangriffen völlig zusammengebrochen. Die wenigen Melder, welche das Gefecht überlebten, berichteten widersprüchliche Nachrichten an das Hauptquartier, so dass kein umfassendes Bild der Situation entstehen konnte.[170] Über behelfsmäßigen Funkverkehr wurde an alle im Traktorenwerk kämpfenden sowjetischen Einheiten die Parole zum bedingungslosen Durchhalten ausgegeben.[171] Oberst Gurtjew und die 308. Schützendivision wurden im Nordwesten der Geschützfabrik „Barrikaden“ in die Maschinenhallen gedrängt und vom Rest der 62. Armee abgeschnitten. Generalmajor Smechotworow erhielt den Befehl die Verbindung zur 308. SD wieder Deutscher Angriff auf Stalingrad 172 herzustellen. Dies gelang erst, als sich die Truppe vorsichtig vom Wolgaufer, während des schweren Artilleriegefechtes, an die eingeschlossenen Schützen im Kriechgang annäherte. Die deutsche Großoffensive spaltete die Verteidiger des Traktorenwerkes in drei Teile: Der nördliche Kampfverband musste nach Rynok ausweichen, die mittlere Gruppe wurde im Werksgelände eingeschlossen und kämpfte in der Metallgießerei und in der Montageabteilung und der südliche Truppenteil zog sich in die Kellern der Nischnisiedlung zurück.[172] Luftangriffe zerstörten den Divisionsgefechtsstand von General Scholudjew, welcher mit seinem Stab in den Trümmern verschüttet wurde.[173] Erst nachts erreicht die 62. Armee über Funk Lebenszeichen der eingeschlossenen 37. GSD.[174] Am 15. Oktober 1942 wurde der Schwerpunkt der Offensive weiter in den Südteil des Traktorenwerkes verlagert, das Ziel lautete immer noch Durchstoß bis zum Wolgaufer. Dabei stieß das Panzer-Regiment 36 (14. PD) tief in das Werksgelände vor, Panzergrenadier-Regiment 103 eroberte eine wichtige Bunkerstellung am Bahndamm und das Grenadier-Regiment 577 (305. ID) warf den Gegner über Bahnlinie in die Ziegelei zurück.[175] Durch die großen Verluste der Hauptkräfte geschwächt, übernahmen in den frühen Morgenstunden zunächst Sturmpioniere vom PiBtl. 389 Infanterieaufgaben. Die Pioniere führten Stoßtruppunternehmen vornehmlich in den unterirdischen Verbindungen und Tunneln zwischen den Werkanlagen durch. Sie waren darauf spezialisiert lautlos sowjetische Horchposten auszuschalten und benutzten im Nahkampf geballte Ladungen, Flammenwerfer, Klappspaten und Pionierhandbeile.[176] Im Laufe des Tages entwickelte sich im Traktorenwerk eine größere Materialschlacht, die sich auch auf die benachbarte Ziegelei ausdehnte. Die Wehrmacht konnte am Ende des Tages einen größeren Geländegewinn verzeichnen. Erst am 20. Oktober 1942 wurde das Traktorenwerk komplett von der Wehrmacht erobert, gleichzeitig waren erfolgreich Einbrüche in die Geschützfabrik „Barrikaden“ und die Einnahme des westlichen Teils des Stahlwerkes „Roter Oktober“ gemeldet worden. Die 62. Armee hatte vom 13. bis zum 17. Oktober 1942 in der Schlacht um das Traktorenwerk insgesamt 13.000 Mann verloren (25% der 53.000 westlich der Wolga eingesetzten Soldaten). Allein am 14. Oktober 1942 mussten 3500 Verwundete in die Lazarette östlich der Wolga gebracht werden, aber auch die Verwundetentransporte über den Fluss waren wegen der Stuka-Angriffe riskant.[177] Die Wehrmacht verlor bei dem Angriff 1500 Soldaten und 40 Kampfpanzer vornehmlich durch Panzerbüchsen.[169] Die Kämpfe im Traktorenwerk waren die bis dahin härtesten und verlustreichsten in der Schlacht um Stalingrad. Die asymmetrischen Gefechte und das Fehlen einer Hauptkampflinie (HKL) erschwerten taktische Entscheidungen und das genaue Beurteilen der militärischen Lage. „„Das Kämpfen nahm monströse Proportionen an, die überhaupt nicht mehr zu messen waren.““[178] Angriff auf die Geschützfabrik „Barrikaden“ (16. bis 26. Oktober 1942) Die 1914 gegründete Geschützfabrik „Barrikaden“ (russisch Производственное объединение «Баррикады») befand sich in der Mitte der Fabrikanlagen und war von den sowjetischen Verteidigern ebenso wie das Traktorenwerk und das Stahlwerk „Roter Oktober“ zu einer Festung ausgebaut worden.[179] Geschützfabrik Barrikaden 1942 Angriffsvorbereitungen wurde Die Offensive auf das Traktorenwerk hatte zur Folge, dass die 112. SD und Milizbrigaden vom Rest der 62. Armee abgeschnitten und die 37. GSD im Traktorenwerk eingekesselt wurde. [180] Von der 308. SD hatten ursprünglich zwei SR in der Geschützfabrik Stellung bezogen und ein weiteres in der nahe gelegenen Schlucht, um die offene Flanke zu sichern. In dem Grabensystem überstanden die Sowjetsoldaten zahlreiche Luftangriffe.[181] Kurz vor den deutschen die Verteidigung durch die 138. SD Deutscher Angriff auf Stalingrad Von Stukaangriffen zerstörte Industrieanlage Zerstörte Werkhallen 173 unter Oberst Iwan Iljitsch Ljudnikow übernommen. Die stark dezimierten Verbände der 308. SD wurden abgelöst.[182] Am 16. Oktober 1942 drangen Stoßtrupps der 305. Infanterie-Division von Norden und 14. Panzer-Division im Zentrum in das Areal der Geschützfabrik ein.[175] Einen Tag später ging die 100. Jäger-Division gegen den Südteil des Fabrikgeländes vor. Die Querstraße im Werksgelände der Geschützfabrik wurde vom Infanterie-Regiment 577 besetzt, parallel erreichte das Infanterie-Regiment 576 im schnellen Vorstoß die Wolga. Artillerieunterstützung konnte wegen Munitionsmangel kaum noch stattfinden. Sowjetische Autoren berichten hingegen, dass der erfolgreiche Einbruch deutscher Angriffsverbände in das Werksgelände erst am 23./24. Oktober 1942 erfolgte.[183] Vom 16. bis 18. Oktober 1942 wurde noch in der Arbeitersiedlung „Barrikady“ gekämpft. Am 17. Oktober 1942 befahl Tschuikow General Ljudnikow den unbedingten Gehorsam bei der Verteidigung der Geschützfabrik: „Sie sind für das Schließen des Durchbruchs mit der 138. Schützen-Division, das Sichern der rechten Flanke und Herstellen von engem Kontakt verantwortlich; unter keinen Umständen werden sie dem Feind erlauben, in die Barrikady-Fabrik einzudringen oder beim 138. SD durchzubrechen. Sie sind für die Linie verantwortlich.“ – Generaloberst Wassili Iwanowitsch Tschuikow[184] Der 18. Oktober 1942 war für die sowjetischen Streitkräfte ein kritischer Moment, so dass erstmalig in der Schlacht um Stalingrad ein taktischer Rückzug im Industriebezirk um 200 Meter angeordnet wurde.[184] Die Kämpfe in der Geschützfabrik „Barrikaden“ gestalteten sich als besonders schwierig, da es fast unmöglich war inmitten der Trümmer, Güterwaggons, Schlackehalden und zerstörten Werkhallen den Gegner zu lokalisieren. Generalleutnant Strecker beschrieb das schwierige Gelände wie folgt: Geschützfabrik Barrikaden 16.-18. Oktober 1942 „„Der Feind kommt einfach immer wieder und nützt die neu geschaffenen Ruinen zur Befestigung seiner [185] Verteidigungsstellungen.“ “ Die Kämpfe erreichten eine besonders hohe Intensität und waren für beide Seiten äußerst verlustreich. Die deutschen Angriffsverbände erlitten ihre größten Verlustzahlen in der Zeit vom 16. bis 18. Oktober 1942, als viele Kampfkompanien in der Materialschlacht teilweise auf wenige Soldaten dezimiert wurden. Ein Geländegewinn von nur 20 Metern wurde bereits als großer Erfolg gewertet, meist ging dieser durch nächtliche sowjetische Gegenangriffe wieder verloren.[186] Am 19. Oktober 1942 verlagerte sich der Schwerpunkt der Gefechte auf Deutscher Angriff auf Stalingrad 174 das Schluchtengelände zwischen Geschützfabrik „Barrikaden“ und Stahlwerk „Roter Oktober“, während die Kämpfe in den Werkshallen unvermindert fortgesetzt wurden. Besonders intensiv wurde um den Gefechtsstand des 339. Schützen-Regimentes im Hauptbüro von „Barrikady“ gekämpft, hier hielt der sowjetische Widerstand noch bis zum 26. Oktober 1942 an.[187] Am 25. Oktober 1942 erhielt die 100. Jäger-Division den Befehl „Barrikady“ vollends zu erobern. Als sich die Jäger am Bahndamm zum Angriff formierten, verfehlten die Stukas ihr Ziel und warfen ihre Bomben irrtümlich über die österreichischen Infanteristen ab, was den Angriff zum Scheitern brachte.[184] Der Angriff wurde auch am folgenden Tag zu einem verlustreichen Fiasko, die eingegrabenen Sowjettruppen ließen sich von den Sturmkeilen überrollen, kesselten eine größere deutsche Einheit ein und vernichteten diese.[188] Ähnlich wie das Stahlwerk konnte die Geschützfabrik nie vollständig eingenommen werden und in der anhaltenden Zermürbungs- und Barrikaden Frontverlauf 17.-25. Oktober 1942 Abnutzungsschlacht konnte durch wechselseitige Angriffe und Gegenangriffe keine Entscheidung herbeigeführt werden. Die Rotarmisten konnten im Gegensatz zu den Wehrmachtstruppen ihre Menschen- und Materialverluste durch stetigen Nachschub über die Wolga ausgleichen. Erst am 25. Oktober 1942 stellte die 6. Armee ihre Angriffsbemühungen in der Geschützfabrik vollständig ein, da die Verluste nicht mehr länger kompensiert werden konnten.[189] Angriff auf das Stahlwerk „Roter Oktober“ (23. bis 31. Oktober 1942) Das Stahlwerk „Roter Oktober“ (russisch: Волгоградский металлургический завод «Красный Октябрь») und seine zehn Werkshallen galt wegen seiner günstigen topographischen Lage und den verteidigenden sowjetischen Eliteeinheiten längere Zeit als uneinnehmbar. Ende Oktober war das nasskalte Herbstwetter endgültig beendet und es brach ein strenger Winter mit Temperaturen zwischen −20 °C bis −30 °C herein. Luftangriffe wurden durch einsetzende Winterstürme erschwert. Am 22. Oktober 1942 wurden bei der Vollendung der Offensivplanung unter Seydlitz-Kurzbach auf das Stahlwerk „Roter Oktober“ alle Infanteriezüge aufgelöst und es wurden Stoßtrupps zu jeweils ca. 15 Mann gebildet, die von Räumungstrupps begleitet wurden, welche die Aufgabe hatten liegen gebliebenen Feind zu vernichten.[191] Für die Offensive auf das Stahlwerk als letzte größere sowjetische Verteidigungsstellung wurde folgende Angriffsformation am 23. Oktober 1942 um 7 Uhr eingesetzt[192] : • 79. Infanterie-Division unter General von Schwerin wurde von der Donfront abgezogen und sollte mit dem verstärkten Jäger-Regiment Stahlwerk Roter Oktober 54 „Kampfgruppe Weber“ (100. Jäger-Division) das Stahlwerk aus dem gegnerischen Brückenkopf nehmen und zur Wolga durchstoßen[193] • 14. Panzer-Division sollte Panzersperren an der Brotfabrik durchbrechen und zur 79. ID aufschließen Deutscher Angriff auf Stalingrad 175 Verteidigt wurde das Stahlwerk „Roter Oktober“ von der 193. Schützen-Division und der 39. Gardeschützen-Division. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Verbände folgende Stärke: 138. Schützen-Division: ca. 1000 Mann und 193. Schützen-Division: ca. 400 Mann, Ersatzkräfte ca. 3000 Mann. Im Fabrikgelände von „Roter Oktober“ wurde besonders starke sowjetische Scharfschützenaktivität beobachtet. Wassili Saizew operierte dort häufig mit der „Akademie für Scharfschützen“ von den Dächern der Fabrik oder im Niemandsland zwischen dem Stahlwerk Rotarmisten beim Sturm auf ein Gebäude und der Chemischen Fabrik „Lazur“. Die Ausbildung in der Scharfschützentechnik fand in einem Gebäude der Chemischen Fabrik statt, kurz danach wurden die Rekruten unter reellen Gefechtsbedingungen an die Front geschickt.[194] Der eigentliche Angriff im Stahlwerk „Roter Oktober“ fand auf einer lediglich 2,5 km breiten Front statt. Zuvor fanden Erkundungen durch Spähtrupps statt, anhand deren Berichte die Kompanien ihre Angriffsräume zugewiesen bekamen. Die Offensivkräfte wurden für den bevorstehenden Häuserkampf umgestellt und neu gruppiert. Primäres Angriffsziel war die Werkbahn, sukzessive die Hallen 1-10 und schließlich das Wolgaufer einzunehmen.[195] Ein schneller Vormarsch wurde von Seydlitz ausdrücklich verboten: weitere Vorstöße waren nur gestattet, wenn alle sowjetischen Verteidigungsstellungen im eigenen Raum ausgeschaltet waren. Solange Artillerie und Luftwaffe Ziele unter Feuer nahmen, sollten die Infanteristen auf dem Boden liegen bleiben. Der Angriff der deutschen Infanterie wurde durch eine lange Kolonne fest miteinander verkuppelter Güterwagen auf der Stadtbahn behindert Stahlwerk Roter Oktober, Angriff 23. bis 31. und konnte erst dann fortgesetzt werden, nachdem Pioniere mit Oktober 1942 geballter Ladung eine Bresche schlugen. Die erste Verteidigungslinie am Bahndamm wurde unter großen Verlusten der Rotarmisten genommen.[196] Die Werkbahn wurde gegen 9 Uhr eingenommen und um 11 Uhr drangen die ersten Stoßtrupps in die Werkhallen ein. Gegen 13 Uhr geriet der Angriff ins Stocken, da der Funkverkehr mit den vordersten Einheiten abbrach. Das Oberkommando der 6. Armee ging von einem Fiasko aus, da schwere Waffen vorerst nicht mehr eingesetzt werden konnten. Erst gegen 16 Uhr erreichte Paulus der Funkspruch, dass das Wolgaufer östlich von Halle 7 erreicht wurde. Da andere Einheiten im zähen Häuserkampf in den Werkhallen gebunden waren, bestand allerdings bei dem an der Wolga stehenden Bataillon die Gefahr der Einschließung und Vernichtung.[197] Die zweite Angriffswelle erlitt die größten Verluste und „blutete in den Werkshallen aus“, wie ein Augenzeuge berichtete. (Uffz Willi Heller 4./208[198] ) In der Nacht musste sich das am weitesten vorgedrungene Bataillon vom Wolgaufer zurückziehen, da der Geländegewinn nicht weiter gehalten werden konnte. Der Ostsektor des Stahlwerkes „Roter Oktober“ war von größter strategischer Bedeutung, da von dort aus der Deutscher Angriff auf Stalingrad 176 tote Winkel des flach ansteigenden Wolga-Ufers beherrscht werden konnte. Die Rote Armee konnte sich in den Hallen 1 bis 3, Halle 8 und dem Schulgebäude erfolgreich behaupten. Der Angriff des verstärkten Jäger-Regiments 54 blieb an den Bunkeranlagen vor der Banni- (auch Bajonnet-)Schlucht im Planquadrat 62 genannt liegen.[198] Die Infanteriekompanien in den Werkhallen richteten sich improvisiert zur nächtlichen Verteidigung ein und mussten dabei zahlreiche massive Gegenangriffe der Roten Armee überstehen. Die Verluste bei der Wehrmacht betrugen 25% der Angriffsstärke, bei Offizieren durch Scharfschützenfeuer sogar 50%. Das Zentrum der 79. ID bestehend aus IR 208 und PiBtl. 179 sollte am 23. Oktober 1942, in Stoßkeilen gruppiert, die schwer befestigten Verwaltungsgebäude von „Roter Oktober“ nehmen: „H-Gebäude“, „Leiterhaus“, „Hakengebäude“ einschließlich der wichtigsten Hauptfabrikhallen 3-7.[199] Massives sowjetisches Artilleriefeuer brachte den Angriff von IR 208 und Jäger-Regiment 54 nach Einnahme der Hallen 3 und 6 im Vorfeld der Westseite von Halle 4 zum Stillstand. Der weite Vorstoß von seiner Ausgangsposition machte das Jäger-Regiment anfällig für Gegenangriffe der Roten Armee. Dennoch wurde gegen 18 Uhr die kurzfristige Einnahme der Südseite von Halle 4 vermeldet, wo sich das 120. Gardeschützen-Regiment unter Major Goriachew zur Verteidigung eingerichtet hatte.[200] Als Panzergrenadiere der 24. PD die Halle 4 (Martinsofenhalle, russ. Мартеновский заводской цех, Martenowski sawodskoi zech) stürmen wollten, fanden sie ein schreckliches Schlachtfeld inmitten der Industrietrümmer vor.[201] Schwerin beschloss den Fokus auf die vollständige Einnahme der Martinsofenhalle zu legen, da sich dort die Verteidiger teilweise in den noch unzerstörten Schornsteinen eingerichtet hatten und von dort aus fast den gesamten Abschnitt der 79. ID unter gezieltes Feuer nehmen konnten. IR 208 und PiBtl. 179 sollten in einem zweiphasigen Angriff die Gardeschützen endgültig aus der Martinsofenhalle vertreiben. Die Halle 4 mit den acht tief in den Boden eingelassenen Martinsöfen bildete das Zentrum der Sowjetverteidigung. Sie wurde von Rotarmisten der 39. GSD (Gardeschützendivision) verteidigt, deren gut positionierte MG-Stellungen jegliche Annäherung unmöglich machten. Auch waren auf den Schornsteinen des Stahlwerkes Maschinengewehrund Scharfschützen positioniert, welche das gesamte Werksgelände inklusive Straßen, Schluchten und Trampelpfaden durch das Trümmerfeld einsehen und unter wirkungsvollen Beschuss nehmen konnten.[202] Oberstleutnant Wolf (Kommandeur Infanterie-Regiment 208) berichtete von der Schlacht im Stahlwerk von einem Kampf im Trümmerfeld einer „grausigen Mondlandschaft“ mit umherirrenden Zivilisten und orientierungslosen eigenen Soldaten. Stahlwerk Roter Oktober, Deutscher Angriff 23./24. Oktober 1942, weitestes kurzzeitiges Vordringen bis zur Wolga, violett Angriffsplanung Stahlwerk Roter Oktober, Einnahme der Werkshallen bis auf Halle Vier im Oktober 1942 Deutsche Sturmpioniere in Angriffsvorbereitung Das Feuer ließ sich Deutscher Angriff auf Stalingrad 177 oft nicht lokalisieren, ob vom Gegner oder von den eigenen Einheiten.[202] Gekämpft wurde auch um den Kanaldurchlass zwischen Stadt- und Werkbahn, da die Zugänge zur Kanalisation von der Roten Armee beansprucht wurden. Die Gefechte konzentrierten sich lange Zeit um die massiven Verwaltungsgebäude der Fabrik und um Halle 4, wo immer noch keine Vorwärtsbewegung möglich war. Deutscher Soldat mit sowjetischer PPSch 41 Maschinenpistole Am 24. Oktober 1942 wurde die Einnahme des Stahlwerkes „Roter Oktober“ durch die 79.ID bis auf Halle 4 vom OKW bekannt gegeben. [203] Die Verluste waren wesentlich größer als angenommen, auch brach der Funkverkehr sehr häufig zusammen, so dass Melder geschickt wurden. In den ersten Kampftagen fielen allein 20 Melder durch Scharfschützen. Die Brotfabrik wurde zeitgleich mit der Eroberung des Stahlwerkes am 24. Oktober 1942 vom Panzergrenadier-Regiment 103 (14. PD) erobert. Die Hauptlast der Kämpfe trug hier die 14. Panzergrenadier-Brigade unter Oberstleutnant Hans Freiherr von Falkenstein.[204] Angriff auf die Martinsofenhalle am 3. November 1942 Halle 4 war vom Westen und vom Süden her eingeschlossen. Die Westseite von Halle 4 wurde für eine kurze Zeit erobert.[203] Eine Woche nach dem Angriff vom 24. Oktober 1942 war der Erfolg des LI. Armeekorps völlig absorbiert. Was zuvor als minimales Tagesziel in den Werkhallen 1, 5, 10 und der Martinsofenhalle ausgegeben wurde, wurde in der Nacht durch Tschuikows Verstärkungen über die Wolga wieder egalisiert. Die Verluste der Roten Armee bei Tag wurden nachts wieder ersetzt.[205] Am 25. Oktober 1942 fasste Schwerin die noch einsatzfähigen 2500 Soldaten der Division unter dem Oberbefehl von Oberstleutnant Richard Wolf (Kommandeur der Divisions-Mörsereinheiten und seit 1943 Ritterkreuzträger) zusammen und befahl erneut die Einnahme der Martinsofenhalle. Der erste Angriff schlug fehl, nachdem die Sturmtruppen in das Innere der Halle eindrangen und Gardeschützen aus einem unterirdischen Abflussgraben, welcher sich durch die Halle zog, an die Oberfläche gelangten und aus versteckten Positionen mit automatischen Waffen und Maschinengewehren unter geballtes Feuer nahmen. Verstärkungen vom IR 212 und 700 Pionieren des PiBtl. 179 sollten die Entscheidung bringen.[206] „Der Vorstoß von Westen, unterstützt von starkem Artillerie-Abwehrfeuer auf die Martinsofenhalle erzielte einen guten Anfangserfolg. Wir konnten bis zur Hälfte in Halle 4 eindringen, während Halle 1 und 2 zurückerobert wurden. Fortan verlief die vordere Grenze unserer Truppen entlang der östlichen Fabrikseite. Leider war der Erfolg in Halle 4 nicht von Dauer. Unsere Truppen waren Gegenangriffen des 120. Gardeschützen-Regiments ausgesetzt. Danach verlief die vorderste Linie nur noch entlang der Westseite von Halle 4 “ – Oberstleutnant Richard Wolf, 79. Infanterie-Division[206] Am 25. Oktober 1942 begann Phase zwei im Kampf um „Roter Oktober“ mit dem Ziel Halle 4 zu erobern. Hierzu wurden die Kampfgruppen umorganisiert und Oberstleutnant Richard Wolf unterstellt. Eine neue Kampfgruppe „Buchholz“ (Hauptmann Buchholz, IR 212), Teilen der 79. ID und Sturmpionieren wurden mit dieser Aufgabe betraut. Halle 4 wurde von einem großen unterirdischen Entwässerungsgraben, der direkt zur Wolga führte, versorgt. Deutscher Angriff auf Stalingrad Gardeschützen nutzten den Graben und die erkalteten Martinsöfen als Verfügungsraum. Nördlich der Martinsofenhalle wurden Halle 1 und 2 erobert, hier verlief die Hauptkampflinie in der Kampfphase zwei. Sturmpionieren gelang kurzzeitig der Einbruch bis zur Mitte der Martinsofenhalle, diese ging bei einem nächtlichen sowjetischen Gegenangriff aber wieder verloren. Ein Verband der 79. ID erlitt hohe Verluste, als bei einem Sturzkampfbomberangriff ein mit Panzerplatten beladener Waggon getroffen wurde und die darunter liegenden Soldaten tötete. Oft fanden tagsüber nur noch Luftangriffe und Artilleriegefechte auf beiden Seiten statt und in der Nacht Operationen der Stoßtrupps, teilweise mit Gefechtsfeldbeleuchtung. Verpflegung konnte wegen Scharfschützenbeobachtung auch nur nachts erfolgen. Die Stellungen der Rotarmisten auf der Steiluferseite konnten nicht genommen werden, da Artillerie und Mörser hier nicht wirken konnten.[207] Der Gefechtsstand der 62. Armee und der Bunker General Tschuikows lagen nur 50 Meter von der 14. PD entfernt. Es entwickelt sich ein verlustreicher Stellungskrieg in der Hauptkampflinie zwischen Geschützfabrik und Stahlwerk. In Halle 4 kämpfte das kroatische Regiment 369 unter Oberst Pavicic weiter um die Entscheidung. Von den 3865 kroatischen Soldaten waren am 21. Oktober 1942 nur noch 983 am Leben, davon nur 447 einsatzfähig. Das erst am 26. Oktober 1942 eingetroffene IR 226 wurde in den folgenden drei Tagen direkt in die anhaltenden Kämpfe um die Martinsofenhalle geschickt, war aber nicht in der Lage Halle 4 zu werfen.[208] „Während der Angriffe der 79. Infanterie-Division auf das Stahlwerk „Roter Oktober“ setzte sich die Erkenntnis durch, dass die Martinsofenhalle der Eckstein der Verteidigung der Roten Armee ist. Halle 4 mit ihren großen Martinsöfen innerhalb der massiven Außenwände ist eine Art natürliche Festung, die weder mit Stukas noch mit Artillerie zerstört werden kann. Auch die Infanterie ist ungeeignet für die Einnahme. Aufgrund seiner Konstruktion und seiner Verteidigungsanlagen ist sie ein bevorzugtes Ziel für die Sturmpioniere. “ – Oberstleutnant Richard Wolf, 79. Infanterie-Division[208] Am 29. Oktober 1942 konzentrierten sich Luftwaffe und Artillerie erneut auf die Martinsofenhalle als vorrangiges Angriffsziel, ein nächtlicher Großangriff der Infanterie mit Flammenwerfern und dem neu eingetroffenen Infanterie-Regiment 226/79. ID scheiterten am starken sowjetischen Abwehrfeuer.[209] IR 226 sollte die Schutthalde und die „Burg“ nordöstlich der Martinsofenhalle nehmen, somit verschob sich die HKL wieder auf den Ostrand der Hallen 1 und 2. Um Halle 4 zu werfen, waren nach Ansicht des Divisionsstabs der 79. ID ausgeruhte Truppen und Sturmpioniere notwendig. Luftangriffe waren bei den dickwandigen massiven Martinsöfen wirkungslos, diese konnten nur durch einen Frontalangriff der Infanterie mit verstärkten Kräften und hoher Truppenüberlegenheit genommen werden. Halle 4 war über 100 m lang und 40–80 m breit und das Kerngebäude des Stahlwerkes „Roter Oktober“. Seine Schornsteine waren von weithin sichtbar und in der Mitte befanden sich acht Martinsöfen, die tief in den Boden eingelassen waren. Von dort aus führten Treppen in 40 bis 50 m Tiefe in betonierte Unterkunftsräume und Hallen, Lagerräume und Kantinen. Von hier aus bestand auch eine Verbindung zum Wolgaufer und Nachschubswegen. Die Martinsofenhalle war im November 1942 ein Frontkeil, von dem aus die Rote Armee blitzartige Offensiven eröffnen und den Gegner in großer Zahl binden konnte. Mit Halle 4 konnte das Hintergelände bis zum Steilufer der Wolga beherrscht werden. Das sowjetische Verteidigungssystem bestand weiterhin aus Stellungen südöstlich der Schlackenhalde, der „Fingerschlucht“, dem Weißen und dem Roten Haus, deren natürliche Barriere die Halle 4 darstellte.[209] Für die Rote Armee hätte ein Wegfall der Martinsofenhalle das Preisgeben der Wolgaübersetzungsstellen und der befestigten Stützpunkte bedeutet, aus diesem Grund lag die Hauptbemühung der sowjetischen Verteidigung auf Halle 4.[210] Am 31. Oktober 1942 wurde die Martinsofenhalle wieder vollständig von der 39. Gardeschützen-Division zurückerobert.[211] Die Kämpfe hielten in Halle 7 und 10 an und vom Wasserturm verursachten sibirische Scharfschützen hohe Verluste unter Offizieren und vorgeschobenen Einheiten. Am 2. November 1942 griff das IR 369 erneut die Martinsofenhalle an und sollte die Kampfgruppe Buchholz, die sich in der Mitte der Halle 4 befand, entlasten. General Werner Sanne, Kommandeur der 100. Jäger-Division verlieh Zugführer Podobnik das Eiserne Kreuz Zweiter Klasse, da seine 178 Deutscher Angriff auf Stalingrad 179 Einheit einen wichtigen Bunker der Roten Armee werfen konnte, der ein komplettes deutsches Regiment am Fortkommen hinderte. Bis zum 31. Oktober 1942 waren alle Werkshallen bis auf Halle 4 in deutscher Hand, man stellte jedoch fest, dass Luftwaffe und Artillerie der Infanterie keine weitere Unterstützung mehr bieten konnten.[212] Die neu eingetroffene 45. Schützen-Division wurde am gleichen Tag über die Wolga verlegt und erhielt den Befehl die Martinsofenhalle, die Kalibrierungsabteilung und das Fertigwarenlager zurück zu erobern.[213] Angesichts der Zähigkeit der Kämpfe im Stalingrader Industriebezirk und dem möglichen Zulauf sozialistischer Kreise, ordnete Reichspropagandaminister Goebbels an, dass Begriffe wie Geschützfabrik „Barrikaden“ und Stahlwerk „Roter Oktober“ in der deutschen Presselandschaft nicht mehr verwendet werden dürfen.[214] Angriff gegen die letzten sowjetischen Verteidigungsstellungen (9. bis 14. November 1942) → Hauptartikel: Operation Hubertus Stalingrad Industrieanlagen Am 1. November 1942 brach der letzte Angriff der 79. ID im Stahlwerk „Roter Oktober“ im schweren Artilleriefeuer zusammen. „Die Wirkung der feindlichen Artilleriemassierung östlich der Wolga hat die Angriffskraft der Division entscheidend geschwächt.".[215] Aufgrund des Munitionsmangels konnte kein weiterer Geländegewinn mehr verzeichnet werden. Druck auf die sowjetischen Stellungen wurde nur noch mit punktuellen Kleinangriffen („gewaltsame Erkundungen durch Spähtrupps“) aufrechterhalten. Diese Ereignisse führten mitunter zu einem grundlegenden Strategiewechsel der 6. Armee, keine Offensiven mit Großverbänden, sondern gezielte Operationen durch Spezialeinheiten für besondere militärische Aufgaben: Hitlers Rede verkündete am 9. November 1942 im Münchner Bürgerbräukeller den Einsatz kleinerer Kampfverbände: „[] weil ich dort kein zweites Verdun haben will, sondern es lieber mit ganz kleinen Stoßtrupps mache. Die Zeit spielt dabei gar keine Rolle. Es kommt kein Schiff mehr die Wolga hoch und das ist das Entscheidende.“[216] Forciert wurde dieses Vorhaben federführend durch Generaloberst Wolfram Freiherr von Richthofen, Kommandeur Sowjetischer Gegenangriff der Luftwaffe, welcher sich gegenüber Paulus durchsetzte und die Freigabe der Sturmpioniere, einer Elitetruppeneinheit für Häuserkampf und andere Spezialaufgaben erwirkte.[217] [218] Vorausgegangen waren Konflikte zwischen Richthofen und der Heeresleitung mit Friedrich Paulus und Walter von Seydlitz-Kurbach, Richthofen beschwerte sich über den von ihm bezeichneten „Heereskonventionalismus“: „„Die Artillerie schießt nicht und die Infanterie nutzt Bombenabwürfe gar nicht aus. Unsere Flugzeuge werfen jetzt schon auf Handgranatenweite vor der Infanterie, die nichts tut.“[219] “ Für diese Operation waren 305. ID, 389. ID, Sturmpioniere und Sturmgeschütze vorgesehen, mit der Planung wurden Oberst Steinmetz, Kommandeur der 305. ID und Major Josef Linden, Deutscher Angriff auf Stalingrad Kommandeur des PiBtl. 672 betraut. Der Divisionsgefechtsstand befand sich im „Schnellhefterblock“, einem Häuserblock westlich der Geschützfabrik „Barrikaden“, der in der Phase der Kämpfe um die Arbeiterviertel schwere Verluste verursachte.[220] PiBtl. 336 und 294 wurden eingeflogen, PiBtl. 45 (mot), PiBtl. 50 und PiBtl. 162 erreichten am 4. November 1942 Stalingrad auf dem Landweg.[218] Diskutiert wurden unterschiedliche Vorgehensweisen: von Seydlitz sah vor das Wolgaufer mithilfe der Sturmpioniere im Gefechtsabschnitt der 295. ID zu gewinnen, während Hitler die Eroberung der Chemischen Fabrik „Lazur“ favorisierte. Schließlich entschied man sich für die zweite Variante, dazu bildete die 79. ID sowie Teile der 14. und 24. PD die „Kampfgruppe Schwerin“, während die 14. PD die „Kampfgruppe Seydel“ und die 24. PD die „Kampfgruppe Scheele“ formierte[218] [221] Am 6. November 1942 änderte Hitler seinen Plan und räumte der Eroberung des Wolgastreifens zwischen „Barrikaden“ und „Roter Oktober“ höchste Priorität vor der Einnahme von „Lazur“ ein.[221] 180 Operation Hubertus November 1942 Die letzten sowjetischen Verteidigungsstellungen befanden sich in der Geschützfabrik „Barrikaden“, Stahlwerk „Roter Oktober' und Eisenbahnschleife „Tennisschläger“. Das Angriffsziel des deutschen Angriffs war zunächst die „Apotheke“ (auch als „Weißes Haus“ bezeichnet, zwei Häuserzeilen im Rohbau zwischen „Roter Oktober“ und Wolga) sowie Haus 78, das Kommissarshaus (auch als „Rotes Haus“' bezeichnet, ein roter Backsteinbau 200 m links von der Apotheke), die Brotfabrik und die als uneinnehmbar geltende Martinsofenhalle im Stahlwerk „Roter Oktober“.[220] Frontverlauf Barrikaden – Roter Oktober Am 11. November 1942 fand unter dem Oberbefehl von General Schwerin (79. ID) ein Großangriff auf die Martinsofenhalle und die 400 dort verschanzten Verteidiger der 39. GSD statt. Schwerin gewann rasch die Erkenntnis, dass die dortigen Stellungen mit konventionellen Angriffswaffen der Infanterie nicht niederzukämpfen waren.[222] Hauptmann Helmut Welz führte das PiBtl. 179 (79. ID) gegen die von den Sowjets gehaltene Kanalisation der Halle 4.[223] Der Vormarsch der drei 30–40 Mann starken Stoßtrupps ging nur sehr zäh voran um jeden Meter, jede Häuserecke, Treppenabsatz und Kellerloch. Der Stoßtrupp wurde gefolgt vom Sicherungstrupp, um liegen gebliebene Rotarmisten zu eliminieren. Weiterhin sollte das im Nahkampf geschulte kroatische Infanterie-Regiment 369 nachrücken und das Gelände sichern. Tschuikow bemerkte, dass die von der Roten Armee kopierte und in Stalingrad sehr erfolgreiche Stoßtrupp-Taktik beim Angriff auf die Martinsofenhalle zum Scheitern verurteilt war, da sich die Angreifer auf offener Fläche und nicht wie die Sowjets in befestigten Laufgräben dem Angriffsziel näherten.[210] Das Infanterie-Regiment 369 wurde von Leutnant Rudolf Baricevic angeführt und unterstützte den vierzinkigen Angriff der als „Bunkerknacker“ vorgehenden Pioniere auf die Martinsofenhalle. Drei ihrer Angriffe wurden von Rotarmisten abgewehrt, einem vierten gelang der Einbruch, sie verloren jedoch die Orientierung in den Trümmern und wurden von sibirischen Scharfschützen getötet.[224] In den frühen Morgenstunden wurden starke Sprengladungen an den Hallenwänden ausgelöst. Getarnt durch die Rauchwolken der Explosion konnten die ersten Sturmpioniere in Halle 4 eindringen. Nach einem erbitterten dreistündigen Kampf wurde lediglich ein Geländegewinn von 70 Metern verzeichnet. Die Vorwärtsbewegung war durch die von Bomben völlig zerstörte Fabrikruine aus Eisenteilen, Mauerresten, zerstörten Maschinen, verbogenen Deutscher Angriff auf Stalingrad Stahlträgern, Draht und Geröll extrem mühselig bis unmöglich, vielerorts nur im Kriechgang durch das Dauerfeuer der sowjetischen Maschinengewehre. Die Stoßtrupps konnten nicht genug Wucht in ihrer Offensive entwickeln, um das gewonnene Terrain in Halle 4 zu halten. Stärkere Verbände konnten sich in den engen Ruinen wiederum nicht entfalten und somit scheiterte das Unternehmen, die Martinsofenhalle direkt mit beschränkten Mitteln an Mannschaftsstärke und Feuerkraft zu nehmen. Die Truppenteile, die in Halle 4 eindringen konnten, wurden vom massiven feindlichen Abwehrfeuer aus mehreren Richtungen gestoppt. Der Angriff der Wehrmacht geriet schließlich in einen größeren sowjetischen Gegenangriff[225] und wurde verlustreich abgeschlagen. 50% der Angriffsstärke fielen am ersten Tag bei den Sturmpionieren aus, insgesamt fielen 13 Unteroffiziere und 41 Mannschaftsdienstgrade. Die Kroaten zählten 33 Gefallene.[226] Es folgte der Wintereinbruch und die Temperaturen sanken auf −18 °C[221] [227] Stoßtruppunternehmen der 71., 295. ID und 100. JD sollten Täuschungsmanöver darstellen, um den Gegner von den eigentlichen Zielen der Operation Hubertus abzulenken.[228] Sowjetische Aufklärer, welche sich tief hinter den deutschen Stellungen befanden, lieferten der 62. Armee detaillierte Informationen über den Truppenaufmarsch.[229] Die in den Fabrikbezirk stehenden Schützendivisionen gruppierten sich ebenfalls taktisch um und erhielten den Auftrag ihre Brückenköpfe täglich um 100 Meter nach Westen zu erweitern.[230] Die 71., 79., 100., 295. 305. und 389. Infanterie-Division mit den angegliederten Pionierbataillonen eröffneten am 11. November 1942 den Angriff.[219] Da die 305. ID durch ihren pausenlosen Einsatz große Ausfälle hatte („Grabenstärke“ einer Kompanie nur noch 25–35 Mann), wurde der Angriff durch vier Bataillone Sturmpioniere begonnen, denen die 305. ID folgen sollte. Der Angriff wurde auf rund zwei Kilometern Breite vorgetragen und durch Fabriktrümmer und Geländehindernisse sehr erschwert. Die Bewaffnung und Munitionierung der deutschen Truppen war unzureichend. Die sowjetischen Verteidigungsstellungen wurden von Elitesoldaten der Gardeschützen verteidigt.[231] Eine Kompanie des PiBtl. 336 hatte schon in der Bereitstellung Ausfälle von 18 Mann in einer verminten Fabrikhalle.[232] Rotes und Weißes Haus waren von den Sowjets zu starken Stützpunkten ausgebaut worden und konnten vom PiBtl. 50 (mot) nicht eingenommen werden. Die Verluste am 9. November 1942 wurden mit 15% beziffert.[233] Ohne Nachführung von unverbrauchten Infanterie-Regimentern waren die Geländegewinne der Sturmpioniere nicht zu halten. Die Sturmpioniere konnten die Apotheke nach Plan einnehmen, gerieten aber beim Kommissarshaus in einen Feuerüberfall, der ihre erste Offensive zusammenbrechen ließ. Erst am nächsten Morgen gelang dem PiBtl. 50 (mot) der Einbruch.[234] Die sowjetischen Verteidiger zogen sich in den Keller zurück, wo sie mit Handgranaten und Benzinkanistern, die in Brand geschossen wurden, bekämpft wurden. Nebelkerzen um das Kommissarshaus sollten die Flucht der Rotarmisten unmöglich machen. [232] Am Abend gelang es einen Verband von 2000 Rotarmisten bei diesen Häusergruppen einzuschließen. Im Verlauf der Operation ging das Kommissarshaus wieder verloren. Im Kommissarshaus befand sich der Gefechtsstand von Oberst Ljudnikow und der Mittelpunkt des Brückenkopfes „Ljudnikows Insel“.' Ein weiteres schwer umkämpftes Gebäude das Haus 78 wurde nach dem Tod von Leutnant Kretz in Kretzhaus umbenannt. Der Widerstand der eingekesselten Rotarmisten konnte nicht gebrochen werden. Am 11. November 1942 stand im Wehrmachtsbericht: „In Stalingrad lebhafte Stoßtrupptätigkeit“, dabei wurden sowjetische Bunker im Raum Wasserwerk und Chemische Fabrik „Lazur“ genommen. Die Luftwaffe konnte zwar die Fabrikschornsteine zum Einsturz bringen, den Gegner aus seinen ausgebauten Stellungen in Gräben, Bunkern und Kellern aber nicht vertreiben.[235] Bei Dämmerung wurde eine größerer Gegenangriff der 62. Armee mit Schwerpunkt auf der 95. SD in Richtung auf die „Todesschlucht“ (so bezeichnet durch hohe sowjetische Ausfälle, da die Schlucht sich im Wirkungsbreich deutscher Scharfschützen befand).[236] zwischen „Barrikaden“ und „Roter Oktober“gestartet und sollte die deutschen Truppen daran hindern ihre Flanken zu schützen[237] Deutsches Mörserfeuer am 12. November 1942 zwang die Rotarmisten dazu ihren Vorstoß abzubrechen und ein Angriffskeil trieb zwei sowjetische SR auseinander. Dabei wurden die Öltanks am Wolgaufer erreicht. Die erste Phase der Operation Hubertus endete mit nur minimalen Raumgewinn und unverhältnismäßig hohen Verlusten auf beiden 181 Deutscher Angriff auf Stalingrad Seiten. Für die zweite Phase mussten die Offensivkräfte erneut umgruppiert werden.[228] Am 13. November 1942 wurden erneut Operationen gegen die Häuserfestungen der 62. Armee unternommen, Stoßtrupps gelang es, das Kommissarshaus für eine kurze Zeit zu nehmen. Die massiven Angriffe vom 12. bis 13. November brachten der Wehrmacht aber eine unvertretbare hohe Zahl von Ausfällen.[228] Hauptsächlich war es die sowjetische Artillerie unter General Woronow, welche deutsche Offensiven bereits im Verfügungsraum zusammenbrechen ließ.[238] Ungeachtet des Misserfolges bei der Operation Hubertus waren Nachfolgeoperationen für die zweite Novemberhälfte in Planung, die Operation Schwerin I sollte den Geländeabschnitt zwischen Roter Oktober und Barrikaden endgültig unter deutsche Kontrolle bringen und Operation Schwerin II hatte das Ziel die Martinsofenhalle zu isolieren.[238] Realisiert wurde keiner der beiden Pläne. Noch bis zum 15. November versuchte die 6. Armee die Martinsofenhalle in vereinzelten kleineren Kommandounternehmen einzunehmen, welche alle scheiterten. Ljudnikows Insel (16. bis 18. November 1942) Die Überreste der 138. SD unter General Ljudnikow wurde zwischen der Geschützfabrik Barrikaden und Wolga auf engem Raum in einem Geländedreieck von 350 x 200 Metern zurückgedrängt und von drei Seiten eingekreist.[239] Dieser Brückenkopf wird in der russischen Literatur als „Ljudnikows Insel“ (russisch: Остров Людникова) bezeichnet.[240] Die Division schrumpfte durch starke Ausfälle von 10.000 auf zuletzt 800 Mann. Eingeschlossen waren die Überlebenden und Verwundeten der SR 768, 344 und 650, welche kaum noch aus der Luft versorgt werden konnten. Die Nahrungsreserven mussten drastisch reduziert Ludnikows Insel 16.-18. November 1942 werden und die Kämpfe konnten teilweise nur noch mit erbeuteten Waffen und Munition fortgeführt werden. Am 17. November 1942 stand die 138. SD kurz vor dem Zusammenbruch und die Funkverbindung zur 62. Armee am östlichen Wolgaufer brach ab. Wehrmachtsverbände drangen in Stoßtruppstärke immer wieder in die eingekreisten Stellungen der 138. SD ein, waren ihrerseits aber zu schwach, um Erfolge oder größere Geländegewinne zu erzielen.[241] Erst am 20. November 1942 gelang es Schiffen dort am Wolgaufer zu landen und den isolierten Verband mit Nahrung und Munition zu versorgen, Ljudnikows Truppen kämpften in ihren eingeschlossenen Stellungen noch insgesamt 40 Tage weiter.[242] Nach der Schlacht von Stalingrad wurde das Gebiet zum Nationaldenkmal erklärt. Ebenfalls am 17. November erteilte Hitler dem Oberkommando der 6. Armee folgenden Befehl: „Die Schwierigkeiten des Kampfes um Stalingrad und die gesunkenen Gefechtsstärken sind mir bekannt. Die Schwierigkeiten für den Russen sind jetzt aber bei dem Eisgang auf der Wolga noch größer. Wenn wir diese Zeitspanne ausnützen, sparen wir uns später viel Blut. Ich erwarte deshalb, dass die Führung nochmals mit aller wiederholt bewiesener Energie und die Truppen nochmals mit dem oft gezeigten Schneid alles einsetzt, um wenigstens bei der Geschützfabrik und beim Metallurgischen Werk bis zur Wolga durchstoßen und diese Stadtteile zu nehmen. Luftwaffe und Artillerie müssen alles tun, was in ihren Kräften steht, diesen Angriff vorzubereiten und zu unterstützen.[243] “ Die Kämpfe im Industriebezirk endeten schließlich durch ein starkes Nachlassen der Kräfte am 18. November 1942, dokumentiert im Lagebericht des OKH: „Die bei der Lederfabrik [Fabrik im Stalingrader Vorort Kuporosnoje] eingeschlossenen Feindkräfte wurden bis auf zwei Offiziere und einige gefangen genommenen Soldaten vernichtet. An der übrigen Front der Heeresgruppe keine besonderen Kampfhandlungen.“[189] 182 Deutscher Angriff auf Stalingrad 183 Fazit Die vollständige Einnahme Stalingrads scheiterte vermutlich aus folgenden Gründen:[238] • deutsche Luft- und Artillerieangriffe zeigten nicht die gewünschte Wirkung gegen die sowjetische Verteidigungslinie[193] • Sturmgeschütze als Schwerpunktwaffe ließen sich aufgrund ihrer Unbeweglichkeit im Häuserkampf kaum nutzen • die Rote Armee nutzte den Geländevorteil der zerstörten Stadt effizient, um den Gegner, auf einem ihm unbekannten Gefechtsterrain, in verlustreiche Häuserkämpfe zu verwickeln, seine Reserven zu binden und in einer langwierigen Materialschlacht aufzureiben • die seit dem Ersten Weltkrieg überholte Taktik, wichtige Verteidigungsknoten wie zum Beispiel Pawlows Haus im Ludendorffschen Frontalangriff einnehmen zu wollen, führte zu zahlreichen unnötigen Menschenverlusten Lage nach dem Scheitern der vollständigen Einnahme Stalingrads • die Infanterie der Wehrmachtsverbände war nicht für den Ortskampf ausgebildet, die Verluste wurden so wesentlich höher als bei der Planung angenommen und konnten nicht mehr ausgeglichen werden • die 6. Armee konnte ihre Beweglichkeit in Stalingrad nicht entfalten, ihre Panzerverbände wurden gezielt ausgeschaltet und der deutschen Infanterie wurde eine ihr bislang unbekannte Kampfpraxis aufgezwungen: Nahkämpfe, Scharfschützenbeschuss und Nachtangriffe • das ebenfalls aus dem Ersten Weltkrieg stammende Falkenhaynsche Prinzip, den Gegner im Stellungskrieg ausbluten zu lassen (s. Schlacht um Verdun) ließ sich in Stalingrad nicht anwenden[212] • Material- und Personalüberlegenheit der Roten Armee durch Versorgung über die Wolga[244] Während der Schlacht von Stalingrad wurde die Stoßtrupptaktik[245] von der Sowjetarmee erfolgreich weiterentwickelt, Wehrmachtsverbände übernahmen diese Kampftechnik erst später während des Angriffs auf das Stahlwerk Roter Oktober. Zeit war ein bedeutsamer Faktor für die 62. Armee, je länger die Kampfhandlungen trotz unverhältnismäßig hoher Menschen-[246] und Materialopfer in die Länge gezogen werden konnten, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, Brückenköpfe am westlichen Wolgaufer zu halten.[247] Auf Stellungskrieg und die daraus resultierenden Nahkämpfe war das LI. Armeekorps nur unzureichend vorbereitet.[248] In den ersten Tagen der Kampfhandlungen gelang es den deutschen Truppen trotz zahlenmäßiger Überlegenheit lediglich, Stoßkeile durch Infiltration von MPi-Schützen im Zentrum voranzutreiben, es aber nicht in der Gesamtheit zu nehmen.[249] Neben den militärischen Besonderheiten des Häuserkampfes spielte die extrem hohe körperliche Belastung und psychischer Stress eine weitere Rolle für das Scheitern der Einnahme. Die Kämpfe waren nahezu durchgehend geprägt durch eine dichte räumliche Nähe zum Gegner, permanente Bedrohung durch Scharfschützen, wenig Kampfpausen und Möglichkeit zur Regeneration durch die angespannte personelle Lage und ein stark erhöhten Lärmpegel infolge von Artilleriefeuer und Luftangriffen. Hinzu kamen im unübersichtlichen Ortsgelände große Verluste durch friendly fire und durch die verwischten, asymmetrischen Frontlinien begünstigte Partisanentaktik durch bewaffnete Zivilbevölkerung und Fabrikarbeiter. Einen Großteil des sowjetischen Erfolges machten außerdem Nachtangriffe und Nahkämpfe aus, die den Wehrmachtssoldaten auf einem ihn fremden Terrain aufgezwungen wurden.[250] Letztendlich war es die extreme Härte der Häuserkämpfe und Widerstandsfähigkeit der Sowjetarmee, welche die 6. Armee vom September bis November 1942 stark abnutzte und somit das Ergebnis der weiteren Kämpfe vorherbestimmte. Die Operation „Uranus“ traf bei der 6. Armee nur noch auf geringen Widerstand und die Einschließung der Armee zusammen mit Teilen der 4. Panzerarmee und der 3. rumänischen Armee war die logische Konsequenz. Obwohl anfänglich eine stabile Kesselfront gehalten werden konnte, führte die sowjetische Operation „Kolzo“ (dt. Ring) mit ständigen Angriffen in Verbindung mit dem völlig unzureichenden Nachschub aus der Luft Deutscher Angriff auf Stalingrad und den Ausfällen durch den immer härter werdenden Winter zur schrittweisen Reduktion des Kessels, an dessen Ende der Untergang der 6. Armee stand. Hitlers Ansicht, dass jeder Krieg mit den „übrig“ gebliebenen Bataillonen gewonnen werden kann, welche gegenüber den vermeintlich geschlagenen Resten der Roten Armee den Ausschlag geben sollten, erwies sich als falsch.[251] Weblinks • • • • • • Private Website mit vielen Materialien zur Schlacht [252] mehrsprachige Informationsseite über die Stalingrad-Schlacht [253] niederländische Website über die Stalingrad Schlacht [254] linking researchers, collectors and gamers to the Stalingrad Battle [255] offizielle Wolgograd-Website [256] russische Website Zweiter Weltkrieg [257] Literatur Quellen • • • • • • • • D.V. Druzhinin: Zweihundert Tage unter Beschuß, Moskau 1968 Helmuth Groscurth: Tagebücher eines Abwehroffiziers. Stuttgart 1970 S.D. Gluchowski: Lyudnikovs Insel, Moskau 1963 Nikolai Krylow: Stalingradskij Rubez Stalingrad – Die entscheidende Schlacht des Zweiten Weltkriegs, Pahl-Rugenstein, Köln 1981, ISBN 3-7609-0624-9. Herbert Selle: Wofür? Erinnerungen eines Führenden Pioniers bis Stalingrad. Vowinkel, Neckargemuend 1977, ISBN 3-87879-118-6. Wassili Iwanowitsch Tschuikow: Die Schlacht des Jahrhunderts. 3. Auflage. Militärverlag der DDR, Berlin 1988 (Originaltitel: Сражение века, übersetzt von Arno Specht), ISBN 3-327-00637-7 (auch Verlag Sowjetskaja Rossija, 1975). Helmut Welz: Verratene Grenadiere, Dt. Militärverlag Berlin, 1967. Hans Wijers (Hrsg.): Der Kampf um Stalingrad, die Kämpfe im Industriegelände, 14. Oktober bis 19. November 1942, Augenzeugen berichten. Eigenverlag, Brummen 2001. Sekundärliteratur • John Antal: City Fights: Selected Histories of Urban Combat from World War II to Vietnam. Ballantine Books, New York 2003, ISBN 0-89141-781-8. • Peter Antill: Stalingrad 1942 (Campaign). Osprey Publishing, Oxford 2007, ISBN 978-1-84603-028-4. • Antony Beevor: Stalingrad. 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Stuttgart 1979, S. 25 [6] Raymond Cartier: Der Zweite Weltkrieg. Bd. 2 1942–1944. Lingen Verlag, Köln 1967, S. 573 [7] William E. Craig: Die Schlacht um Stalingrad. Tatsachenbericht. Heyne, München 1991, S. 16 [8] William E. Craig: Die Schlacht um Stalingrad. Tatsachenbericht. Heyne, München 1991, S. 32 [9] Raymond Cartier: Der Zweite Weltkrieg. Bd. 2 1942–1944. Lingen Verlag, Köln 1967, S. 576 [10] Raymond Cartier: Der Zweite Weltkrieg. Bd. 2 1942–1944. Lingen Verlag, Köln 1967, S. 575 [11] Antony Beevor: Stalingrad. Niedernhausen 2002, S. 125 [12] Antony Beevor: Stalingrad. Niedernhausen 2002, S. 110 [13] Antony Beevor: Stalingrad. Niedernhausen 2002, S. 12 [14] Manfred Kehrig: Stalingrad. Analyse und Dokumentation einer Schlacht. Stuttgart 1979, S. 32 [15] Manfred Kehrig: Stalingrad. Analyse und Dokumentation einer Schlacht. Stuttgart 1979, S. 33 [16] Guido Knopp: Stalingrad – Das Drama. München 2006, S. 114f [17] Wassili Iwanowitsch Tschuikow: Die Schlacht des Jahrhunderts. Militärverlag der DDR, Berlin 1988, S. 302ff [18] William E. Craig: Die Schlacht um Stalingrad. Tatsachenbericht. Heyne, München 1991, S. 88 [19] Wassili Iwanowitsch Tschuikow: Die Schlacht des Jahrhunderts. Militärverlag der DDR, Berlin 1988, S. 80, 101 [20] William E. Craig: Die Schlacht um Stalingrad. Tatsachenbericht. Heyne, München 1991, S. 11 [21] Manfred Kehrig: Stalingrad. Analyse und Dokumentation einer Schlacht. Stuttgart 1979, S. 36 [22] Vgl. Tschuikow: Die Schlacht des Jahrhunderts. Berlin (Ost) 1975, S. 95 [23] Guido Knopp: Stalingrad – Das Drama. München 2006, S. 132 [24] David M. Glantz: Armageddon in Stalingrad: September-November 1942 (The Stalingrad Trilogy, Volume 2). University of Kansas Press, Lawrence 2009, Vorwort [25] David M. Glantz: Armageddon in Stalingrad: September-November 1942 (The Stalingrad Trilogy, Volume 2). University of Kansas Press, Lawrence 2009, S. 28-31 [26] Antony Beevor: Stalingrad. Niedernhausen 2002, S. 157 [27] Mannschaftsstärke 62. Armee: 54.000, 64. Armee: 36.000 und 6. Armee: 170.000; in David M. Glantz: The Struggle for Stalingrad City Opposing Orders of Battle, Combat Orders and Reports, and Operational Maps, Part 1: The Fight for Stalingrad’s Suburbs, Center City, and Factory Villages, 3 September - 13 October 1942. 2008, S. 175 [28] David M. Glantz: Armageddon in Stalingrad: September-November 1942 (The Stalingrad Trilogy, Volume 2). University of Kansas Press, Lawrence 2009, S. 26-28 [29] Combat Studies Institute: Urban Operations: An Historical Casebook. (http:/ / www. globalsecurity. org/ military/ library/ report/ 2002/ urbanoperationsintro. htm) Command & General Staff College: Fort Leavenworth/Kansas 2002. [30] Antony Beevor: Stalingrad. Niedernhausen 2002, S. 164 [31] Will Fowler: Schlacht um Stalingrad. Die Eroberung der Stadt – Oktober 1942. Wien 2006, S. 55 [32] Luftangriffe fanden zumeist nur bei klarem Wetter und guter Sicht statt und nahmen im Herbst 1942 bei Wintereinbruch stark ab. [33] David M. Glantz: Armageddon in Stalingrad: September-November 1942 (The Stalingrad Trilogy, Volume 2). University of Kansas Press, Lawrence 2009, S. 166–167 [34] ZDF Dokumentarfilm „Stalingrad“ von Christian Klemke, 2002 [35] Guido Knopp: Stalingrad – Das Drama. München 2006, S. 97 [36] russland-reisen.suite101.de: Wolgograd – Stalingrad erkunden: Stadt an der Wolga und Mahnmal der Geschichte (http:/ / russland-reisen. suite101. de/ article. cfm/ wolgograd_stalingrad_erkunden#ixzz0mpzjnRBA), Zugriff am 12. Mai 2010 [37] Guido Knopp: Stalingrad – Das Drama. München 2006, S. 96 [38] dradio.de: Deutschlandfunk - Feldpostbriefe aus Stalingrad - Die Tücken des Winters (http:/ / www. dradio. de/ dlf/ sendungen/ stalingrad-feldpost/ 348519/ ), Zugriff am 12. Mai 2010 [39] Manfred Kehrig: Stalingrad. Analyse und Dokumentation einer Schlacht. Stuttgart 1979, S. 34 [40] Kehrig: Stalingrad. Analyse und Dokumentation einer Schlacht. Stuttgart 1979, S. 35 [41] Kehrig: Stalingrad. Analyse und Dokumentation einer Schlacht. Stuttgart 1979, S. 37 [42] Wassili Iwanowitsch Tschuikow: Die Schlacht des Jahrhunderts. Militärverlag der DDR, Berlin 1988, S. 24 [43] Guido Knopp: Stalingrad – Das Drama. München 2006, S. 158 [44] Arbeitsgemeinschaft Das Kleeblatt: Die 71. Infanterie-Division, 1939–1945. Hildesheim 1973, S. 237 [45] Wassili Iwanowitsch Tschuikow: Die Schlacht des Jahrhunderts. Militärverlag der DDR, Berlin 1988, S. 121 [46] Antony Beevor: Stalingrad. Niedernhausen 2002, S. 161 186 Deutscher Angriff auf Stalingrad [47] Arbeitsgemeinschaft Das Kleeblatt: Die 71. Infanterie-Division, 1939–1945. Hildesheim 1973, S. 240f [48] Guido Knopp: Stalingrad – Das Drama. München 2006, S. 136 [49] Peter Antill: Stalingrad 1942. Osprey Publishing, Oxford 2007, S. 55 [50] Wassili Iwanowitsch Tschuikow: Die Schlacht des Jahrhunderts. Militärverlag der DDR, Berlin 1988, S. 127 [51] Wassili Iwanowitsch Tschuikow: Die Schlacht des Jahrhunderts. Militärverlag der DDR, Berlin 1988, S. 123 [52] William E. Craig: Die Schlacht um Stalingrad. Tatsachenbericht. Heyne, München 1991, S. 87 [53] William E. Craig: Die Schlacht um Stalingrad. Tatsachenbericht. Heyne, München 1991, S. 89 [54] Die Soldaten der 13. GSD waren weitgehend kampfunerfahren, nach langem Marsch ermüdet, schlecht ausgerüstet und hatten keine exakten Karten über die Lage der strategisch wichtigen Gebäude Stalingrads. Die schwere Ausrüstung wurde im Verfügungsraum am östlichen Wolgaufer zurückgelassen, so dass sie von Tschuikow mit Gewehren, Maschinengewehren, Panzerbüchsen, Mörsern und Granaten notdürftig ausgestattet werden mussten. Sie hatten wenig Munition und nur 1000 Soldaten waren überhaupt mit Gewehren ausgestattet. Jedes Bataillon, das über die Wolga verschifft wurde, wurde unmittelbar und kaum vorbereitet in die Schlacht geworfen, die an Härte von Tag zu Tag zunahm. Aus Tschuikow: Die Schlacht des Jahrhunderts. 1975, S. 123f [55] William E. Craig: Die Schlacht um Stalingrad. Tatsachenbericht. Heyne, München 1991, S. 90 [56] Wassili Iwanowitsch Tschuikow: Die Schlacht des Jahrhunderts. Militärverlag der DDR, Berlin 1988, S. 131–136 [57] volfoto.ru: Волгоград: Музей-панорама «Сталинградская битва» - Руины мельницы (http:/ / www. volfoto. ru/ volgograd/ panorama/ melnitsa/ ), Zugriff am 12. Mai 2010 [58] Wassili Iwanowitsch Tschuikow: Die Schlacht des Jahrhunderts. Militärverlag der DDR, Berlin 1988, S. 128 [59] feldpost.mzv.net: Daten „Operation Blau“ – Sommeroffensive 1942 (http:/ / feldpost. mzv. net/ Daten/ Daten1/ body_daten1. html), Zugriff am 12. Mai 2010 [60] William E. Craig: Die Schlacht um Stalingrad. Tatsachenbericht. Heyne, München 1991, S. 92 [61] William E. Craig: Die Schlacht um Stalingrad. Tatsachenbericht. Heyne, München 1991, S. 95f [62] David M. Glantz: Armageddon in Stalingrad: September-November 1942 (The Stalingrad Trilogy, Volume 2). 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The battle rapidly disintegrates into a series of more or less separate and isolated conflicts around such ‚fortresses‘.“ Abschnitt „Small-Unit Operations“ in: U.S. Army FM 3-06.11 - COMBINED ARMS OPERATIONS IN URBAN TERRAIN, APPENDIX H: LESSONS LEARNED FROM MODERN URBAN COMBAT (http:/ / www. inetres. com/ gp/ military/ FM3-06_11H. html) [246] Die Lebenserwartung der Rotarmisten betrug häufig weniger als 24 Stunden: „… masses of Russian soldiers (whose life expectancy was less than 24 hours) …“, in: Military History Podcast: Urban Warfare at Stalingrad (http:/ / militaryhistorypodcast. blogspot. com/ 2006/ 04/ urban-warfare-at-stalingrad. html) [247] „During urban operations time is a critical factor, and a problem with the campaign for the Germans was how the Soviets perceived time. The Germans wanted to quickly accomplish their objectives, but the Soviet defenders were more interested in dragging the conflict out as long as they could to whittle the Germans down both physically and psychologically.“ In Eric Mailman: Urban operations: learning from past battles (http:/ / findarticles. com/ p/ articles/ mi_m0IAV/ is_2_97/ ai_n25436315/ ), Infantry Magazine, März/April 2008. [248] Nikolai Krylow: Stalingrad – Die entscheidende Schlacht des Zweiten Weltkriegs. Köln 1981, S. 141 [249] Nikolai Krylow: Stalingrad – Die entscheidende Schlacht des Zweiten Weltkriegs. Köln 1981, S. 142, 150f [250] Abschnitt „Urban Warfare“ in: U.S. Army FM 3-06.11 - COMBINED ARMS OPERATIONS IN URBAN TERRAIN, APPENDIX H: LESSONS LEARNED FROM MODERN URBAN COMBAT (http:/ / www. inetres. com/ gp/ military/ FM3-06_11H. html) [251] Raymond Cartier: Der Zweite Weltkrieg. Bd. 2 1942–1944. Lingen Verlag, Köln 1967, S. 659 [252] http:/ / feldpost. mzv. net/ Truppen-neu/ XI_AK/ 16_PD/ 24_PD/ 24pd24_pd. html [253] http:/ / www. stalingrad-info. com/ [254] http:/ / www. stalingradbattle. nl/ [255] http:/ / www. fireonthevolga. com/ [256] http:/ / www. volfoto. ru/ volgograd/ panorama/ [257] http:/ / www. world-war. ru/ [258] http:/ / www. archive. org/ stream/ russianarmyitsme012597mbp/ russianarmyitsme012597mbp_djvu. txt [30] [219] [6] [10] [18] [55] [118] [132] [166] [232] [134] [3] [175] [193] [212] [218] [221] [228] [238] 191 Deutscher Angriff auf Stalingrad [189] [49] [50] [58] [93] [116] [121] [210] [17] [161] [163] [169] [198] [202] [209] [220] 192 193 Japans Ansturm im Pazifik Angriff auf Pearl Harbor Angriff auf Pearl Harbor Teil von: Zweiter Weltkrieg, Pazifikkrieg Karte von Oʻahu mit den japanischen Anflugspfaden Datum 7. Dezember 1941 Ort Pearl Harbor, Oʻahu / Hawaiʻi Ausgang Japanischer Sieg Konfliktparteien USA Japan Befehlshaber Husband E. Kimmel Yamamoto Isoroku (Admiral), Nagumo Chūichi (Vizeadmiral) (Marine) Walter C. Short (Armee) Truppenstärke 8 Schlachtschiffe 8 Kreuzer 29 Zerstörer 9 U-Boote 391 Kampfflugzeuge 6 Flugzeugträger 2 Schlachtschiffe 3 Kreuzer 9 Zerstörer 6 U-Boote 441 Kampfflugzeuge Verluste Angriff auf Pearl Harbor 194 5 gesunkene Schlachtschiffe 3 Schlachtschiffe, 3 Kreuzer und 3 Zerstörer beschädigt 188 zerstörte Kampfflugzeuge 155 beschädigte Kampfflugzeuge 2.403 Tote 1.178 Verletzte 29 zerstörte Kampfflugzeuge 5 gesunkene U-Boote 1 Gefangener 61 Tote Überblick - Pazifikkrieg Der Angriff auf Pearl Harbor, auch bekannt als Überfall auf Pearl Harbor, war der Luftangriff der japanischen Flotte auf die in Pearl Harbor auf Oʻahu, Hawaii vor Anker liegende amerikanische Pazifikflotte am 7. Dezember 1941. Der Angriff wird als ein entscheidender Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg angesehen, weil er der Auslöser für den Kriegseintritt der USA war, die sich zwar zuvor schon durch beträchtliche materielle Unterstützung Großbritanniens und der UdSSR indirekt am Krieg beteiligt (Lend-Lease), aber formal als neutral gegolten hatten. Durch den Überraschungsangriff, der ohne vorherige Kriegserklärung erfolgte, wurde ein Großteil der amerikanischen Schlachtflotte ausgeschaltet, wodurch die japanische Flotte für mehrere Monate die absolute Überlegenheit im Pazifikraum besaß. Gleichzeitig mit dem Angriff begann die japanische Offensive gegen die britischen und niederländischen Kolonien in Südostasien, womit der Zweite Weltkrieg sich zu einem auch tatsächlich global geführten Krieg ausweitete. Zusätzlich wird der Angriff auf Pearl Harbor oft als die Schlacht angesehen, in der der Flugzeugträger das Schlachtschiff als dominierendes Element des Seekrieges ablöste. Obwohl der Angriff den USA eine erhebliche militärische Schwächung zufügte, erwiesen sich seine langfristigen Folgen als fatal für Japan. Durch den in den USA als „heimtückisch“ aufgefassten Angriff gelang es der amerikanischen Regierung, die bis dahin größtenteils pazifistisch und isolationistisch eingestellte US-Bevölkerung für den Kriegseintritt auf Seiten der Alliierten zu mobilisieren, was aufgrund des enormen amerikanischen Industriepotentials die Entscheidung zu deren Gunsten herbeiführte. Der Name Pearl Harbor gilt heute in den USA als Synonym für einen ohne jede Vorwarnung erfolgten vernichtenden Angriff. Aufgrund der stark pro-alliierten Einstellung der amerikanischen Regierung, die schon längere Zeit die Alliierten mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützte und dabei auch Zusammenstöße der US-Marine mit deutschen U-Booten im Atlantik provozierte, gibt es zu den Ereignissen zahlreiche Verschwörungstheorien. Kritiker werfen der US-Regierung vor, sie habe den Angriff durch ihre Politik und die Stationierung der Flotte auf Hawaii gezielt provoziert, bzw. sie habe vorher von dem Angriff erfahren und die Pazifikflotte absichtlich nicht gewarnt, um den Kriegseintritt der USA herbeizuführen. Die amerikanisch-japanischen Beziehungen vor Pearl Harbor Seit 1937 führte Japan in China den Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg. Die Vereinigten Staaten waren anfangs neutral, jedoch änderte sich ihre Haltung in den folgenden Jahren aufgrund des Panay-Vorfalls sowie sich häufender Berichte über japanische Gräueltaten wie zum Beispiel das Massaker von Nanking zugunsten Chinas. So unterstützten die USA China in zunehmendem Maße mit Materiallieferungen und einem (formal nicht-amerikanischen) Jagdgeschwader aus Freiwilligen. Ferner warnten die USA Anfang 1940 Japan davor, in Französisch-Indochina einzumarschieren, und verlegten demonstrativ ihre Pazifikflotte aus ihrer Heimatbasis San Diego an der Westküste nach Pearl Harbor auf den Hawaiʻi-Inseln. Als Japan im Juli 1940 trotz amerikanischer Warnung Truppen in Indochina stationierte, schränkte die amerikanische Regierung unter Präsident Franklin D. Angriff auf Pearl Harbor Roosevelt im September 1940 den amerikanischen Export von Erdöl und Stahl nach Japan ein (damals bezog Japan 80 % seines Erdöls aus den USA). Nachdem dies nicht die gewünschte Wirkung hatte und Japan im Juli 1941 weitere Truppen in Indochina stationierte, verhängten die USA am 25. Juli 1941 ein vollständiges Öl-Embargo gegen Japan und froren alle japanischen Guthaben ein. Da sich Großbritannien und Niederländisch-Indien diesem Schritt anschlossen, verlor Japan 75 % seines Außenhandels und 90 % seiner Öl-Importe[1] . Ohne die Öl-Importe reichten Japans Reserven für Industrie und Militär nur für wenige Monate, daher musste die japanische Führung unter Premierminister Hideki Tōjō innerhalb dieser Zeit die Ölzufuhr wiederherstellen, wenn sie den Zusammenbruch des Reiches verhindern wollte. Dazu sah sie nur zwei Möglichkeiten: • entweder erreichte Japan eine Aufhebung des Embargos durch Verhandlungen mit Washington als Gegenleistung für japanische Konzessionen oder • Japan stellte seine Versorgung mit Öl und anderen knappen Ressourcen durch Inbesitznahme der rohstoffreichen südostasiatischen Kolonien Großbritanniens und der Niederlande gewaltsam sicher[2] . Die Mehrheit der japanischen Führung hielt eine Einigung mit den USA, zu akzeptablen Bedingungen für Japan, für unwahrscheinlich. Außerdem würde Japan auch bei einer Einigung weiterhin von ausländischen Rohstoffen abhängig sein. Die Konsequenzen dieser Abhängigkeit waren akut. Japan nahm dennoch Verhandlungen mit der amerikanischen Regierung auf, die schließlich am 26. November 1941 zur Hull-Note führten. Diese wurde von Premierminister Tōjō und dem japanischen Kabinett als Ultimatum aufgefasst[3] . Währenddessen bereitete das Militär den Angriff auf die britischen und holländischen Kolonien im Süden vor. Aus Sicht Japans war die Gelegenheit günstig, da die Niederlande über keine nennenswerten Streitkräfte verfügten und Großbritanniens Kräfte wegen des Krieges in Europa gebunden waren. Zudem war Japan durch den Automedon-Vorfall in den Besitz der streng geheimen strategischen Direktiven des britischen Generalstabs für Fernost gekommen. Diese enthielten nicht nur eine detaillierte Analyse der vorhandenen britischen Streitkräfte in Asien und der geplanten Strategien im Kriegsfall, sondern auch die besonders wertvollen Informationen, inwiefern Großbritannien gewillt war, Kräfte von anderen Fronten nach Asien zu verlegen. Dadurch war das japanische Oberkommando besser über die britische Verwundbarkeit informiert als die meisten britischen Befehlshaber. Allerdings lagen zwischen Japan und den zu erobernden Rohstoffen immer noch die Philippinen, die zu diesem Zeitpunkt eine halbautonome Kolonie der USA waren. Von dort aus wären die USA in der Lage gewesen, im Falle eines Krieges mit Japan die Transportwege zwischen den Rohstoffen in Südostasien und der japanischen Industrie zu unterbrechen. Ein Kriegseintritt der USA als Folge des japanischen Angriffs in Südostasien war durch den in der amerikanischen Bevölkerung vorherrschenden Isolationismus und Pazifismus zwar äußerst unwahrscheinlich, jedoch hielten viele japanische Militärs aufgrund der amerikanischen Politik der vorangegangenen Jahre einen Konflikt letztendlich für unvermeidlich und forderten daher die Besetzung der Philippinen als Teil der Offensive. Sie verwiesen darauf, dass sowohl die Philippinen als auch andere im Westpazifik gelegene amerikanische Besitzungen wie Guam und Wake nur schwach verteidigt waren (so verfügte die Asienflotte der US-Navy lediglich über drei Kreuzer und 13 veraltete Zerstörer), sich dieses jedoch schnell ändern könne. Ferner hatten die USA nach dem Ausbruch des Krieges in Europa mit einem massiven Ausbau ihrer Flotte begonnen, zu dem auch zehn Schlachtschiffe der South-Dakota- und Iowa-Klassen sowie neun große Flugzeugträger der Essex-Klasse gehörten. Allein diese im Bau befindlichen Einheiten bildeten eine Flotte, die stärker war als die gesamte in 30 Jahren aufgebaute japanische Flotte. Ferner konnte Japan 1941 darauf hoffen, dass der Krieg in Europa einen Teil der amerikanischen Ressourcen binden würde. Zu einem späteren Zeitpunkt würde es alleine kämpfen müssen. Demgegenüber stand eine kleinere Gruppe von Offizieren und Politikern, die vor einem Krieg mit den USA warnten. Sie verwiesen auf die enorme industrielle Leistungskraft der USA, die nicht nur diese riesige Flotte bauten, sondern gleichzeitig riesige Mengen an Rüstungsgütern für Großbritannien und die Sowjetunion produzierten (vgl. Leih- und Pachtgesetz), ohne dass dies zu Einschränkungen in der Produktion von zivilen Konsumgütern führte. So waren in den Vereinigten Staaten 1940 etwa 4,5 Mio. Lastwagen gebaut worden, in Japan lediglich 48000.[4] Einer der 195 Angriff auf Pearl Harbor 196 prominentesten Gegner eines Krieges mit den USA war Admiral Yamamoto Isoroku, Oberbefehlshaber der japanischen Flotte und ehemaliger japanischer Marineattaché in Washington. Über die Aussicht, einen solchen Krieg zu gewinnen, sagte er: „Bekomme ich Befehl, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen Krieg zu führen, so werde ich 6 Monate oder 1 Jahr lang wild um mich schlagen. Sollte der Krieg aber ein zweites oder drittes Jahr dauern, sehe ich äußerst schwarz!“[5] . Dass der Krieg innerhalb eines Jahres gewonnen werden könne, glaubte niemand. Dennoch entschied sich die japanische Führung Ende November 1941 endgültig zum Krieg gegen die Vereinigten Staaten. In Washington wurden die diplomatischen Verhandlungen zum Schein noch bis zum Morgen des 7. Dezember weitergeführt. Am 6. Dezember begann Tokio, der japanischen Botschaft in Washington eine Note in 14 Teilen zu übermitteln, die dem amerikanischen Außenminister Punkt 13.00 Uhr Washingtoner Zeit (30 Minuten vor dem geplanten Angriffsbeginn) übergeben werden sollte. Mit dieser Note teilte Japan den USA offiziell mit, dass man auf Grund der Haltung der US-Regierung keinen Sinn in weiteren Verhandlungen sähe und diese daher abbreche. Die Note enthielt aber entgegen heute weit verbreiteter Meinung keine Kriegserklärung Japans[6] . Der entscheidende 14. Teil, der den Abbruch der Verhandlungen enthielt, wurde erst in der Nacht zum 7. Dezember geschickt. Obwohl die Note schon von Tokio ins Englische übersetzt worden war und nur noch entschlüsselt werden musste, dauerte das Vorbereiten der Note zu lange. Dies lag zu einem guten Teil daran, dass der übernächtigte Botschaftsmitarbeiter, der den Text nach der Entschlüsselung noch einmal mit der Schreibmaschine abtippen musste, am Anfang so viele Tippfehler machte, dass er sich schließlich entschloss, die ersten Seiten wegzuwerfen und sie noch einmal neu zu schreiben. Aber auch das Entschlüsseln dauerte länger als von Tokio erwartet. Dadurch wurde die Note erst mehrere Stunden nach dem Angriff überreicht [7] . Die US-Pazifikflotte In der Vorkriegszeit war die Pazifikflotte immer erheblich stärker gewesen als die Atlantikflotte. Nach dem Washingtoner Flottenvertrag von 1922 durften die USA 15 Schlachtschiffe und 6 Flugzeugträger besitzen, von diesen waren der Pazifikflotte 12 Schlachtschiffe und 4 Träger zugeordnet. Dabei handelte es sich auch um die schlagkräftigsten Schiffe, die drei Schlachtschiffe der Atlantikflotte (Arkansas, New York, Texas) waren die ältesten der Flotte. Der Grund für diese einseitige Verteilung war, dass im Pazifik mit Japan ein potenzieller Feind über die drittgrößte Flotte der Welt verfügte, während die größten Flotten im Atlantik Großbritannien und Frankreich gehörten, mit denen keine Konflikte zu erwarten waren. Pearl Harbor im Oktober 1941. In der Mitte Ford Island, links davon die Liegeplätze der Schlachtschiffe, die sogenannte Battleship Row (Schlachtschiff-Allee) Dies änderte sich, als mit der Niederlage Frankreichs 1940 die französische Flotte neutralisiert wurde und die Royal Navy alleine im Atlantik und im Mittelmeer gegen die deutsche und italienische Flotte kämpfen musste. Um Großbritannien dabei soweit wie möglich zu entlasten, dehnten die USA ihre Neutralitätspatrouille immer weiter in den Atlantik aus. So überwachten amerikanische Kreuzer die Dänemarkstraße und amerikanische Zerstörer eskortierten Konvois im Westatlantik, bis sie von britischen Zerstörern für den gefährlichsten Teil des Weges übernommen wurden. Dazu wurde ein Viertel der Pazifikflotte in den Atlantik verlegt, darunter die Schlachtschiffe New Mexico, Mississippi, Idaho und der Flugzeugträger Yorktown. Ferner wurden fast alle neu gebauten Flugzeuge entweder im Atlantik eingesetzt oder direkt per Leih- und Pachtgesetz an Großbritannien geliefert; die amerikanischen Streitkräfte im Pazifik mussten mit dem auskommen, was sie hatten[8] . Dennoch war die Pazifikflotte nach den bis dahin gültigen Maßstäben, die noch von einer Schlachtentscheidung durch Schlachtschiffe ausgingen, recht stark. Sie hatte neun Schlachtschiffe mit insgesamt 24 40,6 cm (16 Zoll) Geschützen und 68 35,6 cm (14 Zoll) Geschützen gegen zehn japanische Schlachtschiffe mit insgesamt 16 40,6 cm Angriff auf Pearl Harbor (16 Zoll) Geschützen und 80 35,6 cm (14 Zoll) Geschützen. Den Kern der Schlachtflotte bildeten die big five, die fünf Schlachtschiffe der Tennessee- und Colorado-Klassen. Diese erst nach dem Ersten Weltkrieg gebauten Schlachtschiffe waren die kampfstärksten der Flotte zwischen den Weltkriegen. Hinsichtlich ihrer Artillerie und Panzerung waren sie auch noch 1941 den damals modernsten Schlachtschiffen der Welt, wie der britischen King George V-Klasse oder der deutschen Tirpitz ebenbürtig. Nur bei der Geschwindigkeit waren sie inzwischen mit ihren relativ langsamen 22 Knoten den modernen Schlachtschiffen unterlegen. Da die japanische Flotte selbst jedoch ebenfalls aus Schlachtschiffen bestand, die während oder direkt nach dem Ersten Weltkrieg gebaut wurden, kam dieser Nachteil im Pazifik nicht zum Tragen. Bei den Flugzeugträgern bestand ein Verhältnis von drei amerikanischen zu elf japanischen (davon fünf kleinere Träger), allerdings sah man die Rolle der Träger eher in der Unterstützung der Schlachtschiffe durch Luftaufklärung. Vorbereitungen Die Planungen der USA für einen Krieg gegen Japan basierten lange Zeit auf dem War Plan Orange, nach dem die US-Pazifikflotte im Kriegsfall von ihrer Heimatbasis San Diego aus zu den Philippinen laufen würde, um diese vor einem japanischen Angriff zu verteidigen und dann als Basis für einen Vorstoß gegen Japan selbst zu nutzen. Im Verlauf dieser Operationen sollte es dann zu einer großen Entscheidungsschlacht zwischen den Schlachtschiffen kommen. Die Möglichkeit der Eröffnung des Krieges durch einen japanischen Überraschungsangriff ähnlich dem Angriff auf Port Arthur zu Beginn des Russisch-Japanischen Krieges 1904, wurde dabei durchaus für möglich gehalten. Man dachte dabei jedoch an einen Angriff auf Manila, die Basis der schwachen amerikanischen Asienflotte, oder die Insel Wake. Die US-Pazifikflotte befand sich in ihrem Heimatstützpunkt San Diego jedoch weit außerhalb der Operationsreichweite der japanischen Flotte. Mit der Verlegung der Pazifikflotte nach Pearl Harbor im Jahre 1940 änderte sich dies – Pearl Harbor lag knapp innerhalb des Bereiches, in dem japanische Flottenverbände mit vertretbarem Aufwand operieren konnten. Hin- und Rückweg waren mit einmaligem Betanken auf See zu schaffen. Als Japan mit den Planungen für einen Angriff begann, stieß man jedoch schnell auf Schwierigkeiten. Die topographische Form des Hafens, praktisch ein Binnengewässer, das nur durch einen natürlichen Kanal mit dem Meer verbunden ist, machte einen Torpedoangriff mit Zerstörern, wie er 1904 in Port Arthur erfolgt war, unmöglich. Die Zerstörer hätten erst durch den Kanal in den Hafen laufen müssen, um freies Schussfeld für ihre Torpedos zu bekommen, dabei mussten sie zwangsläufig entdeckt und zusammengeschossen werden. Als Alternative wurde ein Luftangriff untersucht. Auch dies war keine vollkommen neue Idee: Während einer gemeinsamen Übung von amerikanischer Armee und Marine zur Verteidigung Hawaiʻis im Jahr 1932 hatte Admiral Harry E. Yarnell, Kommandeur der angreifenden Streitkräfte, die Staffeln der Flugzeugträger Saratoga und Lexington einen Angriff auf Hawaiʻi fliegen lassen. Durch diesen am 7. Februar 1932 (wie der 7. Dezember 1941 ein Sonntag) aus nordwestlicher Richtung durchgeführten Angriff wurde den überraschten Verteidigern nach Ansicht der Schiedsrichter beträchtlicher Schaden zugefügt. Es ist durchaus möglich, dass dieses Manöver auch die japanischen Planungen beeinflusst hat, obgleich die amerikanische Marine die Ergebnisse damals als unrealistisch verwarf. Die Vorlage für den Angriff lieferten jedoch die Briten im Mittelmeer, als sie in der Nacht vom 11. auf den 12. November 1940 beim Angriff auf Tarent den italienischen Marinehafen Tarent mit Torpedobombern des Flugzeugträgers Illustrious angriffen und dabei drei italienische Schlachtschiffe versenkten. Dieser Angriff wurde sowohl vom japanischen als auch vom amerikanischen Admiralstab intensiv untersucht, da die Verhältnisse in Tarent jenen in Pearl Harbor sehr ähnlich waren, insbesondere was den Einsatz von Torpedos betraf. Die Verwendung von Torpedos war nach Ansicht der Planer unbedingt erforderlich, da dies die einzige Waffe war, mit der Flugzeuge Schlachtschiffe mit Aussicht auf Erfolg angreifen konnten. 197 Angriff auf Pearl Harbor Die verfügbaren Bomben waren nach allgemeiner Ansicht hingegen nicht in der Lage, die massiven Deckpanzerungen der Schlachtschiffe zu durchdringen und größere Schäden anzurichten. Da von Flugzeugen abgeworfene Torpedos durch ihr Gewicht jedoch erst einmal auf eine größere Tiefe sanken, bevor die eingebaute Tiefensteuerung sie wieder nach oben lenkte, galten flache Häfen wie Tarent und Pearl Harbor als sicher. Um zu verhindern, dass die Torpedos im Hafen auf Grund stießen und dort festliefen, waren die Torpedos mit kleinen Flügeln modifiziert worden, damit sie nach dem Abwurf länger in horizontaler Torpedobomber vom Typ Fairey Swordfish Lage blieben und nicht wie sonst in einem mit der Abwurfhöhe zunehmenden Winkel ins Wasser eintauchten. Zusätzlich waren die britischen Piloten extrem langsam und niedrig geflogen. Die Amerikaner erhielten diese Informationen von den Briten. Japanische Offiziere konnten sich in Tarent einen geborgenen britischen Torpedo ansehen [9] . Die US-Marine revidierte aufgrund des Angriffs ihre Richtlinien bezüglich des Torpedoschutzes von Schiffen im Hafen. Bis dahin wurde eine Wassertiefe von 76 Fuß (23 Meter) als Minimum für einen erfolgreichen Torpedoangriff aus der Luft erachtet. Im Juni 1941 wurde dies mit Hinweis auf den Angriff auf Tarent dahin korrigiert, das Torpedoangriffe auch bei geringeren Wassentiefen möglich seien[10] . Angriffe bei einer Wassertiefe von unter 20 Metern wurden aber als unwahrscheinlich eingestuft, womit Pearl Harbor bei einer durchschnittlichen Wassertiefe von 15 Metern weiterhin als sicher galt. Die Amerikaner glaubten auch, dass ein vergleichbarer Angriff auf Pearl Harbor unwahrscheinlich wäre, da die Entfernung zwischen Tarent und der britischen Basis in Alexandria viel geringer war als die zwischen Pearl Harbor und den nächstgelegenen japanischen Basen. Die unbemerkte Annäherung eines Feindes war daher erheblich schwieriger. Zusätzlich konnten die japanischen Torpedobomber Nakajima B5N Kate nicht so langsam fliegen wie die alten Doppeldecker vom Typ Fairey Swordfish der Briten, was eine Anwendung der britischen Methode ihrer Meinung nach ausschloss. Die Japaner hingegen kamen zu dem Schluss, dass ein Torpedoangriff durchführbar wäre, wenn man die Torpedos entsprechend modifizierte. Dies führte zur Entwicklung des Torpedos Typ 95, der kleiner und leichter als die üblichen japanischen Torpedos war. Zusätzlich modifizierte man panzerbrechende Granaten der Kaliber 35,6 cm und 40,6 cm so, dass sie als Bomben abgeworfen werden konnten. Aus einer Höhe von mindestens 3000 Metern abgeworfen sollten sie genügend Durchschlagskraft haben, um die Panzerung der Schlachtschiffe zu durchdringen. Es war eine dieser Panzersprengbomben, die die Munitionskammer der Arizona traf[9] . Der Plan Der Plan laut Zitat Admiral Yamamotos: „Zu Beginn des Krieges soll der Kampfverband, bestehend aus sechs Flugzeugträgern als Kern und kommandiert vom Oberbefehlshaber der 1. Luftflotte, seinen Weg zu den Hawaii-Inseln fortsetzen und die im Hafen vor Anker liegenden Hauptkräfte der US-Flotte aus der Luft angreifen. Der Kampfverband wird folglich ungefähr zwei Wochen vor dem Weg des Kidō Butai zum Angriff auf Pearl Ausbruch der Feindseligkeiten vom Heimatland auslaufen, sich Harbor den Hawaii-Inseln von Norden nähern und ein oder zwei Stunden vor Tagesanbruch alle Flugzeuge an Bord der Träger, etwa 400, starten. Der Überraschungsangriff auf die ankernden feindlichen Flugzeugträger und Schiffe sowie auf Flugzeuge am Boden wird von einem Punkt gestartet werden, ungefähr 200 sm nördlich der Insel Oahu. 198 Angriff auf Pearl Harbor 199 Der U-Bootverband, bestehend aus 27 U-Booten und kommandiert vom Oberbefehlshaber der 6. Flotte, wird fortwährend die Bewegung der feindlichen Flotte, die in Hawaii vor Anker liegt, erkunden und mit diesen Operationen einige Tage vor der Eröffnung der Feindseligkeiten beginnen. Falls die feindliche Flotte den Hafen verlässt, wird der U-Bootverband einen Überraschungsangriff ausführen oder versuchen, Fühlung mit ihr zu halten. Andererseits wird dem Spezial-Angriffsverband der U-Bootverband unterstellt, der unentdeckt in den Perlenhafen (Pearl Harbor) vorstoßen und gleichzeitig mit den Luftangriffen des Kampfverbandes einen überraschenden Angriff auf die feindliche Flotte starten wird.“ Dem japanischen Angriffsplan zufolge sollte sich der Flugzeugträgerverband auf einer etwa 6.000 Kilometer langen Route nördlich der üblichen Schifffahrtswege in einer Reise von 11 Tagen unbemerkt Pearl Harbor nähern und 350 Kilometer nördlich von dem Stützpunkt überraschend angreifen. Da sonntags die meisten Dienststellen der US-Streitkräfte nur mit vermindertem Personal arbeiteten, wurde als Angriffstermin der erste Sonntag im Dezember, der 7. Dezember gewählt. Der Angriff sollte vom Kidō Butai durchgeführt werden, bestehend aus den Flugzeugträgern Akagi, Kaga, Hiryū, Sōryū, Zuikaku und Shōkaku. Der Geleitschutz der Träger bestand aus den schnellen Schlachtschiffen Hiei und Kirishima, den schweren Kreuzern Tone und Chikuma sowie 9 Zerstörern, die vom leichten Kreuzer Nagara angeführt wurden. Die strategischen Hauptziele des Angriffs waren: • Neutralisierung der Pazifikflotte: Durch das Ausschalten der Schlachtschiffe und Flugzeugträger sollte die amerikanische Flotte nicht in der Lage sein, die japanische Offensive in Südostasien zu behindern. Die angreifenden Piloten erhielten ausdrückliche Anweisung, nur Schlachtschiffe und Träger anzugreifen und ihre Torpedos und Bomben nicht an andere Schiffe zu „verschwenden“ (nicht alle hielten sich während des Angriffs an den Befehl). • Ausschaltung des Stützpunktes Pearl Harbor: Durch Zerstörung der Dockanlagen und Treibstofftanks sollte es den USA unmöglich gemacht werden, auf absehbare Zeit von Pearl Harbor aus zu operieren. Die Docks von Pearl Harbor waren die einzigen Anlagen westlich von Kalifornien, in denen Reparaturen und größere Wartungsarbeiten durchgeführt werden konnten. Wurden sie vernichtet, mussten amerikanische Schiffe selbst für kleinere Reparaturen über den halben Pazifik an die Westküste fahren. Im Idealfall würde durch die Versenkung eines großen Schiffs im Zufahrtskanal Pearl Harbor sogar als Ankerplatz ausfallen, womit die gesamte Flotte für jede Operation erst von der Westküste herankommen müsste. Japanischer Jäger von Typ Mitsubishi A6M Zero Japanischer Sturzkampfbomber Aichi D3A Val Aus taktischen Gründen kam ein weiteres Ziel hinzu: • Vernichtung der Luftstreitkräfte: Die amerikanischen Flugplätze Japanischer Torpedobomber Nakajima B5N Kate mussten angegriffen werden, damit die dort stationierten Jäger nicht die Angriffe auf den Hafen behinderten und die Bomber keine Gegenangriffe auf den Angriffsverband flogen (falls dieser lokalisiert werden konnte). Da nicht genügend Flugzeuge zur Verfügung standen, um alle drei Aufgaben gleichzeitig zu erfüllen, wurde beschlossen, zuerst nur die Schiffe und die Flugplätze anzugreifen. Sobald die Maschinen zurückkamen, sollten sie neu betankt und munitioniert werden, um die Docks und Treibstofftanks anzugreifen[11] . Der erste Angriff sollte möglichst früh im Morgengrauen erfolgen. Da die Träger jener Zeit keine Katapulte verwendeten, wurde immer das halbe Deck als Startbahn benötigt. Damit konnte nur die Hälfte der Flugzeuge Angriff auf Pearl Harbor gleichzeitig zum Starten an Deck gebracht werden. Die zweite Hälfte konnte erst startklar gemacht werden, nachdem die erste Hälfte gestartet war. Da die Startvorbereitungen mindestens 30 Minuten dauerten, wurde entschieden, den ersten Angriff in zwei Wellen zu fliegen: die erste Hälfte flog voraus, die zweite folgte so schnell, wie man sie startklar machen konnte. Die erste Welle sollte aus 45 Jägern A6M Zero, 54 Sturzkampfbombern D3A Val und 90 Torpedobombern B5N Kate bestehen. 40 der Kate sollten Torpedos tragen, der Rest Bomben. Die zweite Welle sollte aus 36 Zero, 81 Val und 54 Kate (alle mit Bomben) bestehen. Da die Überraschung bei diesem Angriff elementar war, hatte der Befehlshaber des Angriffsverbands, Vizeadmiral Nagumo Chūichi, den Befehl, sofort umzukehren, falls er auf dem Anmarsch entdeckt würde. Würde er erst am Morgen des Angriffstages entdeckt, war es ihm überlassen, ob er den Angriff riskieren wollte. Auf keinen Fall sollte er seine Schiffe unnötigen Risiken aussetzen, da sie für Japan unersetzlich waren. Der Angriffsverband verließ Japan am 26. November 1941 von den Gewässern in den Kurilen aus. Während der Fahrt schickte Admiral Yamamoto am 2. Dezember eine kodierte Nachricht an Nagumo: Niitaka yama Nobore (Erklimmt den Berg Niitaka), womit der endgültige Befehl zur Durchführung des Angriffs erteilt wurde. Die amerikanische Funkaufklärung Die amerikanische Fernmeldeaufklärung gliederte sich in drei Arbeitsbereiche[7] : • Der Bereich Funkpeilung war für das Lokalisieren der Absender von aufgefangenen Funksprüchen zuständig. Dazu hatten die USA ein Netz von Abhörstationen aufgebaut, das Mid-Pacific Strategic Direction-Finder Net. Es erstreckte sich in einem riesigen Halbkreis von den Philippinen über Guam, Samoa, Midway und Hawaiʻi bis hinauf nach Alaska. • Im Bereich Funkverkehranalyse wurden die Muster der aufgefangenen Funksprüche analysiert. Anhand der Rufzeichen wurde festgestellt, wer mit wem sprach. Aus der Häufigkeit der Kommunikation versuchte man, die Beziehung zwischen den Stationen herauszufinden. Wenn z. B. die Stationen NOTA 1 und OYO 5 häufig mit KUNA 2 sprachen, aber selten miteinander und gar nicht mit anderen, so war anzunehmen, dass KUNA 2 der Befehlshaber von NOTA 1 und OYO 5 war, etwa das Flaggschiff eines Geschwaders, dem die Schiffe NOTA 1 und OYO 5 zugeteilt waren. Mit Hilfe der Funkpeilung war die Zuordnung der Rufzeichen möglich, wenn man wusste, welche Einheiten/Schiffe zum Sendezeitpunkt an der Sendeposition waren. • Der Bereich Kryptoanalyse war für das Entschlüsseln der aufgefangenen Nachrichten verantwortlich. Dies war der schwierigste und geheimste Teil der Funkaufklärung. Da es äußerst wichtig war, die Tatsache geheim zu halten, dass es gelungen war, den japanischen Code zu knacken, wurden die daraus gewonnenen Informationen lediglich einer kleinen Gruppe ranghoher Offiziere und Politiker zugänglich gemacht, während die Ergebnisse der Funkpeilung und Funkverkehranalyse einem weit größeren Kreis zugänglich waren. So erhielten z. B. die Befehlshaber auf Hawaiʻi, Admiral Husband E. Kimmel und General Walter C. Short, die Ergebnisse aus Funkpeilung und Funkverkehranalyse, aber nicht die aus der Kryptoanalyse, während der Befehlshaber auf den Philippinen, General Douglas MacArthur, Zugang zu allen Informationen hatte. Im Verlaufe des November 1941 stellte die Funkaufklärung anhand der japanischen Funkmuster die Vorbereitung einer großen Operation fest. Diese Muster entsprachen den drei Phasen, die man schon bei den Vorbereitungen zu den beiden Operationen zur Besetzung Indochinas beobachtet hatte. • Erste Phase: Es kam zu einem sprunghaften Anstieg des Funkverkehrs. Das Oberkommando gab Befehle und Anweisungen für die Operation an die Armee und Flottenbefehlshaber. Diese Instruktionen wurden über die gesamte Hierarchie an die Einheiten weitergeleitet, die sich auf die Operation vorzubereiten hatten. Auf diese Art konnte man oft schon die beteiligten Einheiten identifizieren, indem man prüfte, welche Rufzeichen an dem verstärkten Funkverkehr beteiligt waren. Da die japanische Flotte jedoch am 1. November ihren halbjährlichen Rufzeichenwechsel für ihre 20.000 Rufzeichen durchgeführt hatte, waren viele Rufzeichen noch nicht wieder 200 Angriff auf Pearl Harbor identifiziert. Allerdings wurde festgestellt, dass das japanische Oberkommando hauptsächlich mit den südlichen Befehlshabern kommunizierte, aber nicht mit den Kommandeuren in China. • Zweite Phase: Der Funkverkehr sank wieder auf die normale Menge an Meldungen. Die beteiligten Einheiten hatten sich gemäß den Anweisungen vorbereitet und warteten auf den Befehl, die Operationen zu beginnen. In den Funkmustern konnten Änderungen festgestellt werden, die durch Umgruppierungen entstanden waren. Stationen kommunizierten plötzlich mit neuen Stationen, aber nicht mehr mit ihren vorherigen Kommunikationspartnern. • Dritte Phase: Die Anzahl der Funkmeldungen nahm rapide ab und wurden einseitig. Die Operation hatte begonnen, die Flottenverbände waren ausgelaufen und hielten Funkstille, um ein Einpeilen auf ihre Position zu verhindern. Sie erhielten allerdings weiterhin an sie adressierte Funksprüche von anderen Einheiten (die Funkstille betraf also nur das Senden, nicht das Empfangen). Am 1. Dezember wechselte die japanische Flotte erneut ihre Rufzeichen. Dieser außerplanmäßige Wechsel alarmierte die Nachrichtendienste zusätzlich. Auf diese Art war allein schon aufgrund von Funkpeilung und Funkverkehranalyse bekannt, dass Japan eine große Operation in Richtung Süden durchführen wollte. Das Ziel war jedoch nicht eindeutig, es konnte sich dabei sowohl um einen Angriff auf die britischen und niederländischen Kolonien handeln (was vermutet wurde), als auch um einen Angriff auf die Philippinen oder weitere Truppenverlegungen nach Indochina (was als unwahrscheinlich galt). Am 24. und 27. November schickte deshalb der Chief of Naval Operations, Admiral Harold R. Stark, Kriegswarnungen an alle Kommandeure im Pazifik, in der ihnen mitgeteilt wurde, dass aggressive Handlungen Japans in den nächsten Tagen zu erwarten seien. Als mögliche Ziele eines japanischen Angriffs wurden Malaysia, Thailand, die Philippinen, Borneo und Guam genannt. Alle Kommandeure im Pazifik wurden angewiesen, entsprechende Maßnahmen zur Vorbereitung ihrer Truppen auf den Kriegsfall zu treffen, aber selbst keine offensiven Aktionen durchzuführen, solange Japan keine offene Kriegshandlung gegen die USA unternähme.[12] Die Aufklärungsdienste Großbritanniens und der Niederlande, die mit den Amerikanern beim Abfangen und Analysieren der Nachrichten zusammenarbeiteten, hatten das gleiche Bild. Großbritannien begann daraufhin seine Truppen im Bereich des Möglichen zu verstärken: Es verlegte das moderne Schlachtschiff Prince of Wales und den Schlachtkreuzer Repulse nach Singapur. Einen Sonderfall bildeten dabei die japanischen Trägerverbände. Von ihnen wusste man gar nichts, da bei ihnen totale Funkstille herrschte. Dass die Trägerverbände nicht nur keine Nachrichten sendeten, sondern auch keine Nachrichten an sie gesendet wurden, führte zu der Vermutung, dass sich die Träger weiterhin in den japanischen Heimatgewässern aufhielten. Dort konnten sie über schwächere Nahbereichsender kommunizieren, deren Sendeleistung zu schwach war, um von den weit entfernten Abhörstationen empfangen zu werden. Dieser Blackout war schon bei den vorherigen Operationen beobachtet worden. Auch damals hatte man die Träger in Japan vermutet und später auf verschiedene Weise festgestellt, dass sie tatsächlich dort gewesen waren. Das vermutete Verbleiben der Träger in Japan erweckte keinen Argwohn, denn es passte bestens in das Gesamtbild. Nach Ansicht der Analysten wurden die Träger für eine Offensive allein gegen die britischen und niederländischen Kolonien nicht gebraucht, stattdessen bildeten sie zusammen mit mehreren Schlachtschiffen eine strategische Reserve für den Fall, das die USA Großbritannien zu Hilfe kommen würden. Tatsächlich jedoch befand sich der Verband unter Funkstille auf dem Weg nach Pearl Harbor. Nachrichten an ihn wurden in allgemeinen, an große Flottenbereiche adressierten Funksprüchen versteckt. 201 Angriff auf Pearl Harbor Die für die Kryptoanalyse zuständige Abteilung bekam inzwischen große Probleme mit dem Umfang des abgefangenen Materials. Zusätzlich zur Entschlüsselung der Nachrichten musste dieses noch aus dem Japanischen ins Englische übersetzt werden. Die kleine Zahl der Übersetzer, die nicht nur für den militärischen, sondern auch für den diplomatischen Verkehr zuständig waren, konnte mit dem erheblich gesteigerten Volumen nicht mehr Schritt halten. Man versuchte, die Anzahl zu erhöhen, dies war jedoch schwierig. Die Übersetzer mussten nicht nur hervorragend Japanisch können, sondern auch absolut vertrauenswürdig sein. Solche Leute gab es nur wenige, und es waren größtenteils Amerikaner japanischer Abstammung, denen man ein generelles Misstrauen entgegenbrachte. So gelang der Marineabteilung für Kryptoanalyse 1941 trotz größter Bemühungen lediglich die Verdopplung der Übersetzer von 3 auf 6 Personen. Dies hatte zur Folge, dass Übersetzungen nach Art der Verschlüsselung gereiht Die japanische Schlüsselmaschine „PURPLE“ wurden. Zuerst kam der mit der Schlüsselmaschine „Purple“ verschlüsselte diplomatische Verkehr, dann der mit militärischen Hochsicherheitscodes verschlüsselte Verkehr, dann die mit einfacheren japanischen Codes verschlüsselten Texte. Auf diese Weise wurden mit Purple verschlüsselte Anweisungen an die japanischen Botschaften in Großbritannien und Niederländisch-Ostindien übermittelt, ihre „Purple“-Maschinen nach Japan zurückzuschicken und die Vernichtung ihrer restlichen Codes vorzubereiten. Dies bestätigte die Vermutung eines bevorstehenden Krieges mit diesen Ländern. Entsprechende Anweisungen an die Konsulate in den USA, welche keine „Purple“-Maschinen hatten, wurden jedoch nicht übersetzt. Die einzigen „Purple“-Maschinen innerhalb der USA waren in der japanischen Botschaft in Washington, wo sie noch gebraucht wurden. Dass es zuerst keine Anweisung gab, diese Maschinen zurück nach Japan zu schicken, wurde dahingehend interpretiert, dass kein Angriff auf die USA geplant war. Erst am 3. Dezember erhielt die Botschaft in Washington den Befehl, eine ihrer beiden Schlüsselmaschinen und einen Großteil ihrer Codes zu vernichten, wodurch für die Analysten die Möglichkeit eines Krieges zwischen den USA und Japan erheblich wahrscheinlicher wurde. Die entschlüsselten militärischen Nachrichten enthielten nichts Hilfreiches, um die Ziele näher zu identifizieren. Dies war auch nicht zu erwarten gewesen (dass es später bei der Schlacht um Midway gelang, Midway als das Ziel zu identifizieren, lag daran, dass es im weiten Umkreis um Midway keine anderen möglichen Ziele gab). Am 6. Dezember wurden die ersten 13 Teile der 14-teiligen japanischen Note, die am 7. Dezember übergeben werden sollte, empfangen und entschlüsselt. Obwohl der 14. Teil mit den wichtigsten Informationen noch fehlte (die ersten 13 Teile enthielten größtenteils einen geschichtlichen Abriss über die Beziehungen der USA und Japans, in dem die USA einer feindseligen Haltung Japan gegenüber beschuldigt wurden, aber nichts über die beabsichtigte japanische Politik), wurden die bereits empfangenen 13 Teile noch am Abend zu sämtlichen Personen gebracht, die befugt waren, diese geheimen Informationen zu sehen. Nach Durchsicht des Inhalts sagte Präsident Roosevelt zu seinem Berater Harry Hopkins: „Das bedeutet Krieg.“. Nachdem sie kurz die ihnen bekannten japanischen Flotten- und Truppenbewegungen in Südostasien diskutiert hatten, meinte Hopkins, es wäre ihm lieber, die USA würden den ersten Schlag führen und so etwaigen Überraschungen vorbeugen. Roosevelt entgegnete darauf, so etwas könne man als friedliebende Demokratie nicht tun. Roosevelt wollte noch mit Admiral Stark telefonieren, dieser war jedoch im Theater. Ihn dort herauszurufen war zwar möglich, hätte jedoch Aufsehen erregt, was der Präsident vermeiden wollte.[7] Alle anderen Personen, welche die ersten 13 Teile am Abend bekamen, wollten erst den 14. Teil abwarten, bevor sie Maßnahmen veranlassten. Marineminister Frank Knox arrangierte zu diesem Zweck eine Konferenz mit Kriegsminister Henry L. Stimson und Außenminister Cordell Hull für den nächsten Morgen. Auch Admiral Stark, 202 Angriff auf Pearl Harbor der erst spät am Abend vom Chef des Marinenachrichtendienstes von der Existenz der japanischen Note erfuhr, ordnete lediglich an, ihm am nächsten Morgen die vollständige Note ins Büro zu bringen. Der Generalstabschef der Armee, General George C. Marshall, bekam die Note nicht zu sehen, da er bereits schlief und man ihn nicht wecken wollte. Am nächsten Morgen machte er nach dem Frühstück einen Ausritt und war deshalb längere Zeit nicht zu finden, als man ihm den 14. Teil bringen wollte.[13] Die Anweisung an die japanische Botschaft in Washington, ihre verbliebenen Codes und die zweite Schlüsselmaschine zu vernichten, kam mit dem Begleittext zum 14. Teil der japanischen Note vom 7. Dezember, der auch die Anweisung enthielt, die Note um Punkt 13:00 Washingtoner Ortszeit (07:30 in Pearl Harbor) zu überreichen. Die Übersetzung des Begleittextes erreichte den verantwortlichen Nachrichtenoffizier Lieutenant Commander Alwin D. Kramer um 10:20 Washingtoner Zeit, knapp 3 Stunden vor Beginn des Angriffs auf Pearl Harbor. Er leitete die Nachricht sofort weiter, und um ca. 11:30 befahl General Marshall, sämtliche Kommandeure in Übersee vor möglichen japanischen Aktionen zu warnen, wobei die Philippinen höchste Priorität hätten. Diese Nachricht erreichte Pearl Harbor jedoch nicht rechtzeitig. Sie hatte auch auf den Philippinen und anderen Stützpunkten im Pazifik wie Wake und Guam keine große Wirkung, da die verbleibende Zeit bis zum Beginn des japanischen Angriffs zu kurz war[7] . Pearl Harbor am 7. Dezember Da auf Hawaiʻi nicht ernsthaft mit einem japanischen Angriff gerechnet wurde, waren die Liegeplätze der Schlachtschiffe um Ford Island nicht gesichert. Die Besatzungen hatten größtenteils Landgang. Die Feuer unter den Kesseln der Schiffe waren entweder ganz oder zur Hälfte gelöscht. Ohne Feuer unter den Kesseln konnten die Schiffe keinen Dampf für ihre Maschinen erzeugen und das Anfeuern eines Kessels dauerte mehrere Stunden, bis ausreichender Dampfdruck aufgebaut war. Für die Verteidigung der Insel selbst war die Armee verantwortlich. Auch hier waren die Truppen in keinerlei Weise auf einen Angriff vorbereitet. Die Flakgeschütze waren nicht um die militärischen Anlagen herum verteilt, sondern standen in Depots, da es sich bei den umliegenden Grundstücken um Privatbesitz handelte, deren Besitzer man nicht unnötig verärgern wollte. So hatte man z. B. die Heeres-Flak bei der neu gebauten Kāneʻohe Naval Air Station wenige Tage vorher wieder in die Kasernen verlegt. Die Flak-Munition wurde in separaten Munitionsdepots gelagert, diese waren wie alle anderen Munitionsdepots abgeschlossen. Teilweise sollen sich während des Angriffs die Schlüsselinhaber geweigert haben, die Munitionskammern ohne schriftlichen Befehl zu öffnen. Auf Anweisung von General Short waren auf den Flugplätzen sämtliche Flugzeuge von den üblichen Positionen am Rande des Feldes und den Unterständen in die Mitte des Feldes gestellt worden, da man sie so besser gegen Sabotage schützen konnte. Die sechs neuen mobilen Radarstationen, die erst im Oktober 1941 auf Hawaiʻi eingetroffen waren, arbeiteten nur zwischen 4:00 und 7:00 morgens.[5] Die Entscheidung, das Radar nicht rund um die Uhr, sondern nur zu dem wahrscheinlichsten Angriffszeitpunkt einzusetzen, war unter anderem in der Skepsis begründet, die dieser neuen Technologie trotz ihres erfolgreichen Einsatzes in der Luftschlacht um England noch immer entgegengebracht wurde. Dass der Zeitraum zwischen 4:00 und 7:00 morgens als wahrscheinlichster Zeitpunkt eines Angriffs galt, zeigte aber auch, dass man sich der Möglichkeit eines Angriffs bewusst war und (durchaus zutreffend) davon ausging, dass ein solcher Angriff zum frühestmöglichen Zeitpunkt nach Sonnenaufgang stattfinden würde. Ein japanischer Angriff galt also nicht als unmöglich, aber aufgrund der aktuellen Lagebeurteilung als äußerst unwahrscheinlich. 203 Angriff auf Pearl Harbor 204 Marineeinheiten in Pearl Harbor:[14] • Schlachtschiffe Nevada, Oklahoma, Pennsylvania, California, Maryland, West Virginia Arizona, Tennessee, Die Schlachtschiffe lagen bis auf die Pennsylvania, die sich im Trockendock befand, in einer Reihe vor Ford Island in der Hafenmitte vor Anker (Battleship Row). Das neunte Schlachtschiff der Pazifikflotte, die Colorado, befand sich in Bremerton, wo sie im Puget Sound Naval Shipyard aufgerüstet wurde. Die Battleship Row am 7. Dezember • Flugzeugträger Keine. Der Flugzeugträger Enterprise sollte am 6. Dezember einlaufen, er hatte mit 3 Kreuzern und 9 Zerstörern eine Staffel Jagdflugzeuge nach Wake Island transportiert (eine damals nicht ungewöhnliche Aufgabe für einen Flugzeugträger). Der Verband musste jedoch auf dem Weg durch einen Sturm laufen, was zu einer Verspätung von 24 Stunden und einem Einlaufen erst am Nachmittag des 7. führte. Die Lexington transportierte mit 3 Kreuzern und 5 Zerstörern eine weitere Jagdstaffel nach Midway. Da die Verlegung der beiden Staffeln jedoch nach Möglichkeit geheim gehalten werden sollte, befanden sich die Träger offiziell auf Übungsmissionen. Teilweise hat sich diese Tarngeschichte bis zum heutigen Tag gehalten; in nicht wenigen Artikeln und Büchern steht noch immer, dass die Träger kurz vor dem Angriff (die Lexington lief am 5. Dezember aus) den Hafen zum Üben verließen. Allerdings war vorher zumindest für die Enterprise tatsächlich die Teilnahme an einer Übung mit der ersten Schlachtschiffdivision (Arizona, Nevada und Oklahoma) in diesem Zeitraum geplant worden. Die Übung fand dann ohne sie statt, und die Schlachtschiffe liefen am 5. Dezember wieder in Pearl Harbor ein.[15] Der letzte der drei Träger der Pazifikflotte, die Saratoga, war nach einem Werftaufenthalt in Bremerton auf dem Weg nach San Diego. • Kreuzer Raleigh, Detroit, Phoenix, Honolulu, St. Louis, Helena, New Orleans, San Francisco • Zerstörer Ward (außerhalb des Hafens), Helm, Phelps, MacDonough, Worden, Dewey, Hull, Monaghan, Farragut, Dale, Aylwin, Henley, Patterson, Ralph Talbot, Selfridge, Case, Tucker, Reid, Conyngham, Blue, Allen, Chew, Shaw, Downes, Cassin, Mugford, Jarvis, Schley, Cummings, Bagley • U-Boote Narwhal, Dolphin, Cachalot, Tautog • Minenleger Oglala, Gamble, Ramsay, Montgomery, Breese, Tracy, Preble, Sicard, Pruitt • Minensucher Zane, Wasmuth, Trever, Perry, Turkey, Bobolink, Rail, Tern, Grebe, Vireo, Cockatoo, Crossbill, Condor, Reedbird • Kanonenboote Sacramento • Schnellboote Angriff auf Pearl Harbor PT-20, PT-21, PT-22, PT-23, PT-24, PT-25; auf dem Kai befanden sich PT-26 und PT-28; an Deck des Tankers Ramapo PT-27, PT-29, PT-30 und PT-42 • Zerstörer-Tender Dobbin, Whitney • Seeflugzeug-Tender Curtiss, Tangier, Avocet, Swan (im Dock), Hulbert, Thornton • Munitionsschiffe Pyro • Tanker Ramapo, Neosho • Werkstattschiffe Medusa, Vestal, Rigel • U-Boot-Tender Pelias • U-Boot-Rettungsschiff Widgeon • Hospitalschiffe Solace • Frachter Vega (in Honolulu), Castor, Antares (beim Einlaufen nach Pearl Harbor) • Schlepper Ontario, Sunnadin, Keosanqua (vor Pearl Harbor), Navajo (18 km außerhalb Pearl Harbors) • Hilfsschiffe Utah, Argonne, Sumner Das japanische Oberkommando war über die Schiffe im Hafen informiert, da das japanische Konsulat in Hawaiʻi seine Beobachtungen des Hafens kontinuierlich nach Tokio meldete (derartige Beobachtungen gehörten zu den Standardaufgaben der Konsulate aller Länder). Von Tokio aus wurden die Meldungen an die Flotte (und damit Nagumo) weitergeleitet. Damit wurde (im Bereich des Möglichen) sichergestellt, dass die Pazifikflotte in Pearl Harbor war und Nagumo nicht einen leeren Hafen angriff. Allerdings wussten sowohl Nagumo als auch das japanische Oberkommando bereits 24 Stunden vor dem Angriff, dass keine Flugzeugträger vor Ort waren. 205 Angriff auf Pearl Harbor 206 Der Angriff Am Abend des 6. Dezember verringerte die anlaufende Kidō Butai ihre Geschwindigkeit auf etwa 25 Knoten. Vizeadmiral Nagumo richtete einen letzten Rundspruch von der Akagi an alle seine Einheiten. Mit den Worten „Das Schicksal des Reiches hängt von dieser Operation ab. Jeder Mann muss sich seiner speziellen Aufgabe total hingeben.“ [16] schwor er die Schiffsbesatzungen und speziell die Besatzungen der Flugzeugstaffeln, die den Angriff fliegen sollten, noch einmal ein. Gegen 21:00 Uhr hatte die Flotte den 158. Meridian erreicht und war noch etwa 910 Kilometer nördlich von Hawaii. Heftige Winde hatten während der zwölftägigen Fahrt die gehissten Flaggen zerrissen und mehr als zehn Seeleute waren über Bord gespült worden. Doch alles verlief nach Plan, da die Flotte bisher nicht von anderen Schiffen oder Aufklärungsflugzeugen gesichtet worden war. Die beiden japanischen Angriffswellen am 7. Dezember 1941 Anflug Die erste japanische Angriffswelle mit 183 Maschinen startete um 6:10 Uhr am Morgen des 7. Dezember 1941 etwa 230 Seemeilen (400 Kilometer) nördlich von Oʻahu. Sie brauchte allerdings 20 Minuten länger als geplant, um sich über den Trägern zu formieren. Sechs nicht rechtzeitig gestartete Maschinen blieben zurück und starteten eine Stunde später mit der zweiten Welle. Die Besatzungen der Träger verabschiedeten die startenden Maschinen mit Banzai-Rufen. Zur gleichen Zeit starteten vom amerikanischen Flugzeugträger Enterprise, der sich rund 370 Meilen westlich von Pearl Harbor befand, 18 SBD Dauntless, die nach Ford Island vorausfliegen sollten. Zum ersten Zusammenstoß zwischen den Streitkräften Japans und der Vereinigten Staaten kam es um 6:37 Uhr Ortszeit vor dem Hafeneingang. In der Nacht wollte man bereits von Bord des Minensuchers Condor ein Periskop in der Nähe der Hafeneinfahrt gesehen haben und hatte den vor der Hafeneinfahrt patrouillierenden Zerstörer Ward alarmiert. Dieser konnte jedoch kein U-Boot finden. Gegen 6:30 Uhr meldete dann auch das Versorgungsschiff Antares die Sichtung eines U-Boots, worauf die Marine ein PBY Catalina-Flugboot startete, das die Ward unterstützen sollte. Gegen 6:45 Uhr fand und versenkte die Ward das U-Boot mit Geschützfeuer und Wasserbomben. Es handelte sich dabei um eines von fünf japanischen Kleinst-U-Booten des U-Boot-Spezialverbandes, welche versuchen sollten, in den Hafen einzudringen. Wenige Minuten später meldete die Catalina die Versenkung eines weiteren U-Boots vor der Hafeneinfahrt.[17] Der Kommandant der Ward, Lieutenant Outerbridge, der erst zwei Tage zuvor die Ward als sein erstes Kommando übernommen hatte, sendete eine verschlüsselte Nachricht Die Besatzung der Shōkaku verabschiedet eine startende Maschine mit Banzai-Rufen Der Zerstörer USS Ward Die Battleship Row zu Beginn des Angriffs. Oklahoma und West Virginia zeigen bereits Schlagseite, die West Virginia erhält gerade einen Torpedotreffer. Angriff auf Pearl Harbor an den Kommandeur des 14. Marinedistrikts, um diesen zu informieren, dass er in der Hafenverteidigungszone ein U-Boot bekämpfe. Verzögert durch den routinemäßigen Entschlüsselungsprozess (inklusive Textumformulierung, damit ein in falsche Hände gelangender Klartext nicht zum Einbruch in den verwendeten Code benutzt werden konnte) erreichte die Nachricht gegen 7:15 Uhr die diensthabenden Offiziere und wurde von dort bis zu Admiral Kimmel weitergeleitet. Angesichts zahlreicher falscher U-Boot-Meldungen in den vorherigen Wochen wollte Kimmel jedoch eine Bestätigung der Meldung abwarten, bevor er Maßnahmen traf. [17] Um 7:02 Uhr entdeckten die beiden Radarbeobachter der Opanah Radar-Station eine Gruppe von 50 oder mehr Flugzeugen in 130 Meilen Entfernung, die sich aus Norden näherten. Die Opanah Radar-Station war eine von sechs der neuen mobilen Radaranlagen, der Armee, welche seit weniger als einem Monat auf Oʻahu eingesetzt wurden. Es waren Geräte vom Typ SCR-270, eine Variante mit größerer Reichweite der Baureihe SCR-268.[18] Nach einer kurzen Diskussion riefen sie die Informationszentrale in Fort Shafter an und meldeten die Ortung sich nähernder Flugzeuge, ohne allerdings die Anzahl der georteten Maschinen zu erwähnen. Der Bericht wurde von einem Leutnant entgegen genommen, der erst zum zweiten Mal Dienst in der Informationszentrale tat und nicht weiter nachfragte. Er wusste, dass eine Gruppe von Bombern des Typs B-17 Flying Fortress erwartet wurde und glaubte, dass diese Maschinen geortet worden waren. Da er diese als vertraulich eingestufte Information aber nicht den Radarbeobachtern mitteilen durfte, sagte er ihnen lediglich, dass sie ihren Dienst beenden (das Radar war immer nur zwischen 4:00 und 7:00 Uhr in Betrieb) und sich um die Flugzeuge keine Sorge machen sollten (“Don’t worry about it.”).[5] [17] 207 Die sinkende California Die brennende Arizona Der vordere Mast ist auf die Kommandobrücke gestürzt Erster Angriff Die erste japanische Angriffswelle erreichte Pearl Harbor, ohne auf Widerstand zu stoßen. Auf dem Weg hatte sie mehrere amerikanische Flugzeuge abgeschossen. Wenigstens eine dieser Maschinen schaffte es noch, einen Funkspruch zu senden, dessen Inhalt aber schwer verständlich war. Um 7:49 Uhr befahl der Kommandant der Angriffswelle, Mitsuo Fuchida, den Angriff in der Variante für vollständige Überraschung durchzuführen, mit den Torpedobombern zuerst. Sein Funker sendete darauf dreimal das entsprechende Signal, bestehend aus to für totsugeki (Angreifen) und ra für raigeki (Torpedos/Torpedobomber). Das Signal to ra, to ra, to ra wurde auch auf dem Trägerverband empfangen, der dadurch wusste, dass die Überraschung geglückt war. Amerikanische Funker hörten es ebenfalls, sie verstanden jedoch tora, das japanische Wort für Tiger. Ein zerstörter B-17 Bomber auf Hickam Field Die brennende Nevada auf dem Weg zum Hafenausgang Angriff auf Pearl Harbor Dies führte dazu, dass der Funkspruch als Tora, tora, tora bekannt wurde.[17] [19] Der Angriff auf den Hafen begann um 7:55 Uhr mit der Bombardierung von Ford Island. Drei Minuten später schickte die dortige Funkstation an alle Stationen die Warnung „Luftangriff auf Pearl Harbor. Dies ist keine Übung“.[17] Die Nachricht wurde auch in Washington empfangen und bereits wenige Minuten nach Beginn des Angriffs dem Marineminister Frank Knox mitgeteilt. Dieser wollte es zuerst nicht glauben: „Das kann nicht stimmen, die müssen die Philippinen meinen“ (My God! This can’t be true, this must mean the Philippines.).[5] [19] 24 der insgesamt 40 japanischen Torpedobomber griffen die an der Ostseite von Ford Island liegenden amerikanischen Schlachtschiffe an. Der Nevada gelang es, zwei angreifende Maschinen abzuschießen, bevor sie von einem Torpedo und zwei Bomben getroffen wurde. Die California erhielt zwei Torpedo- und zwei Bombentreffer, einer der Bombentreffer brachte ein Magazin mit Flakmunition zur Explosion. Da nicht alle wasserdichten Schotten gesichert waren, kam es zu schweren Wassereinbrüchen, die man nicht unter Kontrolle bekam, weshalb das Schiff schließlich aufgegeben werden musste. Auf der Oklahoma erzielten die ersten angreifenden Maschinen drei Torpedotreffer, nach denen das Schiff zu kentern begann. Während des Kenterns schlugen noch mindestens zwei weitere Torpedos in Bordwand und Aufbauten des Schlachtschiffs ein. Über 400 Matrosen wurden unter Deck eingeschlossen, 32 von ihnen konnten in den folgenden Tagen aus dem Wrack befreit werden. Die West Virginia wurde von mindestens sechs Torpedos getroffen, doch durch schnelles Gegenfluten wurde ein Kentern des Schiffes verhindert, die West Virginia sank auf ebenen Kiel. Zusätzlich wurde sie von zwei Bomben getroffen, die einen Brand auf dem Achterdeck auslösten. Splitter eines Bombentreffers auf der benachbarten Tennessee verletzten den Kommandanten, Captain Mervyn S. Bennion, tödlich. Die Arizona wurde vermutlich von einem Torpedo getroffen, der unter dem neben ihr liegenden Werkstattschiff Vestal durchlief, bevor um 8:10 Uhr eine Panzersprengbombe zwischen den beiden vorderen Haupttürmen einschlug. Die Bombe löste eine Kettenreaktion aus, die zur Explosion der vorderen Hauptmagazine mit über 450 Tonnen Pulver führte. Durch die gewaltige Explosion wurde das Schlachtschiff 5 bis 6 Meter angehoben, wodurch es in zwei Teile zerbrach. Der vordere Teil des Schiffes wurde praktisch vollständig zerstört, zusätzlich entzündete die Explosion ausgelaufenes Öl auf der Wasseroberfläche. Dabei starben 1177 der 1400 Mann starken Besatzung, die Hälfte aller amerikanischen Toten des Angriffs, darunter auch der Kommandant Franklin van Valkenburgh und Konteradmiral Isaac C. Kidd. Die Arizona brannte noch zwei Tage nach dem Angriff. Die auf der Innenseite der Battleship Row liegenden Schlachtschiffe Maryland und Tennessee wurden vergleichsweise leicht beschädigt; von Torpedos konnten sie nicht getroffen werden, da auf der einen Seite Ford Island und auf der anderen Seite die außen liegenden Schlachtschiffe Oklahoma und West Virginia im Weg waren. Beide Schiffe wurden von je zwei Bomben getroffen, auf der Tennessee fielen dadurch zwei der zwölf 35,6 cm (14 Zoll) Geschütze aus. Die nach der Explosion der Arizona aufsteigenden dichten Rauchwolken erschwerten jedoch den japanischen Bombenschützen das Zielen auf die beiden Schiffe. Das Achterschiff der von den gesunkenen Schiffen eingeklemmten Tennessee erlitt jedoch starke Schäden durch Hitzeeinwirkung, da es zwei Tage lang im brennenden Öl der Arizona lag. Gleichzeitig griffen die restlichen 16 Torpedobomber die Nordwestseite von Ford Island an, wo sich auch die Liegeplätze der Flugzeugträger befanden. Dort lagen aber nur die Kreuzer Detroit und Raleigh, der Seeflugzeug-Tender Tangier sowie das zum Schulschiff für Flugabwehrkanoniere umgebaute alte Schlachtschiff Utah. Gemäß dem Befehl, nur Schlachtschiffe und Träger anzugreifen, drehten die meisten der Bomber ab, einige führten den Angriff trotzdem durch. Möglicherweise identifizierten sie die Schiffe falsch und hielten die Utah für eines der neueren Schlachtschiffe, die es auszuschalten galt. Die Utah wurde von zwei Torpedos getroffen und kenterte nach zehn Minuten. Die Raleigh erhielt einen Torpedotreffer, konnte aber mit einiger Mühe über Wasser gehalten werden. Die restlichen Torpedobomber überflogen Ford Island und setzten danach zu einem Angriff auf die Schlachtschiffe an, bis auf eine Maschine, die ihren Torpedo auf den Kreuzer Helena abwarf. Der Torpedo lief unter dem neben der Helena liegenden Minenleger Oglala hindurch und traf den Kreuzer Mittschiffs, wodurch ein Maschinenraum überflutet wurde. Die Wucht der Detonation fügte der Oglala so schwere Schäden zu, dass sie zwei Stunden später kenterte. 208 Angriff auf Pearl Harbor 209 Gleichzeitig mit dem Angriff der Torpedobomber griffen Sturzbomber und Jäger die Flugplätze Ewa, Hickam Field, Wheeler Field, Ford Island und Kāneʻohe an. Besonders auf den Armee-Flugplätzen Hickam und Wheeler waren die nebeneinander aufgereihten amerikanischen Maschinen leichte Ziele, aber auch den anderen Flugplätzen erging es nicht viel besser. Neben Bellows Field, das nur von einem einzigen Jäger beschossen wurde, blieb nur der kleine Flugplatz Haleʻiwa verschont. Der Großteil der Flugzeuge wurde am Boden zerstört oder beschädigt. Es gelang nur einer Handvoll amerikanischer Jäger der Typen P-36 Hawk und P-40 Warhawk zu starten. Am erfolgreichsten waren die Piloten Kenneth Taylor und George Welch, die während des Angriffs zweimal landeten, um neue Munition zu fassen und insgesamt sechs japanische Maschinen abschossen.[19] Während des Angriffs trafen auch die erwarteten B-17 Bomber ein, die aber keine Bordwaffen und nach dem langen Flug auch keine Treibstoffreserven mehr hatten. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als mitten im Angriff irgendwo die Landung zu versuchen, was allen 11 Maschinen trotz Angriffen japanischer Jäger gelang (einer der Bomber landete auf einem Golfplatz).[17] Weniger Glück hatten die ebenfalls eintreffenden Maschinen der Enterprise. Sie wurden nicht nur von japanischen Jägern, sondern auch von der amerikanischen Flak beschossen und verloren dabei 6 der 18 Bomber. Nachdem die letzten Maschinen der ersten Welle abgeflogen waren, kam es zu einer kurzen Ruhepause. Mehrere amerikanische Schiffe liefen aus dem Hafen aus, um den relativen Schutz der offenen See zu erreichen, die meisten von ihnen ohne vollständige Besatzung. So lief z. B. der Zerstörer Blue unter dem Kommando von vier Fähnrichen aus, alle anderen Offiziere waren nicht an Bord gewesen. Auf dem Weg zur Hafenausfahrt sahen Besatzungsmitglieder des Kreuzers St. Louis plötzlich zwei Torpedos auf das Schiff zulaufen, die jedoch an einem Unterwasserhindernis explodierten. Wahrscheinlich wurden sie von einem der japanischen Kleinst-U-Boote abgeschossen. Der Zerstörer Helm sichtete ein weiteres Kleinst-U-Boot an der Hafenausfahrt, sein Angriff auf das Boot blieb erfolglos, aber das U-Boot strandete auf einem Riff. Eines der beiden Besatzungsmitglieder ertrank, das andere, Leutnant Sakamaki Kazuo, wurde der erste japanische Kriegsgefangene der Amerikaner. Auch der Zerstörer Monaghan sichtete beim Auslaufen ein U-Boot im Hafenbecken, das er mit Wasserbomben versenkte. Von den Schlachtschiffen war die Nevada das einzige, das es schaffte abzulegen, da die Maryland und Tennessee durch die gesunkenen Oklahoma und West Virginia blockiert waren. Zweiter Angriff Die Nevada hatte das Hafenbecken noch nicht verlassen, als um 8:50 Uhr die aus Sturz-und Horizontalbombern bestehende zweite japanische Angriffswelle eintraf. 23 Bomber griffen die Nevada an in der Hoffnung, das Schlachtschiff im engen Zufahrtskanal zu versenken und damit den Hafen zu blockieren. Sie erzielten mindestens fünf direkte Treffer, von denen zwei Löcher in den Rumpf schlugen. Als klar wurde, dass die Nevada es nicht durch den Kanal schaffen würde, entschlossen sich die kommandierenden Offiziere, abzudrehen und setzten das Schlachtschiff am Hospital Point auf Grund. Das Schlachtschiff Pennsylvania befand sich während des Angriffs im Trockendock, zusammen mit den Zerstörern Cassin und Downes, die nebeneinander vor dem Schlachtschiff lagen. Die erste japanische Angriffswelle übersah die Pennsylvania vollständig, erst die Maschinen der zweiten Welle entdeckten und bombardierten sie. Dabei erzielten sie jedoch nur einen einzigen Treffer, der einige Geschütze mittschiffs ausschaltete, aber ansonsten nur geringe Schäden verursachte. Die beiden Zerstörer wurden jedoch von mehreren für die Die Wracks der Zerstörer Cassin und Downes vor der Pennsylvania Angriff auf Pearl Harbor Pennsylvania bestimmten Bomben getroffen, deren Fragmente ihre Rümpfe durchlöcherten und das aus ihren Treibstofftanks auslaufende Öl entzündeten. Die zahlreichen Brände sowie explodierende Munition richteten schwere Schäden an den Rümpfen der Zerstörer an, die Rümpfe wurden durch die entstehenden strukturellen Schäden praktisch zerstört. Auch am Bug der Pennsylvania entstand durch das Feuer ein allerdings eher oberflächlicher Schaden. Während des Angriffs wurde das Dock zur Hälfte geflutet, dadurch sollten im Falle der Zerstörung des Außentors des Docks Schäden durch hereinbrechendes Wasser verhindert werden. Die Cassin schwamm Das Wrack des Zerstörers USS Shaw im zerstörten Schwimmdock YFD-2 dabei teilweise auf und kippte gegen die Seite der Downes. Der in der Nähe in einem Schwimmdock liegende Zerstörer Shaw wurde dreimal im Vorschiff getroffen. Die resultierenden Brände bekam man nicht unter Kontrolle, so dass eine halbe Stunde später die vorderen Magazine des Zerstörers detonierten. Durch die Explosion wurde das Schwimmdock versenkt, außerdem verlor die Shaw ihren kompletten Bug, dessen Trümmer bis zu 800 Meter weit flogen. Andere Bomber der zweiten Welle griffen vereinzelt verschiedene Schiffe im Hafen an, so wurden die Raleigh und die Curtiss von je einer Bombe getroffen. Auch die Flugplätze wurden erneut bombardiert. Gegen 9:45 Uhr drehten die letzten japanischen Maschinen ab und kehrten zu ihren Flugzeugträgern zurück. Als eine der letzten Maschinen landete um 13:00 Uhr Fregattenkapitän Fuchida, der während des gesamten Angriffs über Pearl Harbor geblieben war, um die entstandenen Schäden zu beobachten. Nachdem Admiral Nagumo seine erste Beurteilung gehört hatte, befahl er um 13:30 Uhr den Rückzug ohne einen weiteren Angriff.[19] Amerikanische Aufklärer, die nach dem Angriff starteten, suchten im Norden nach dem japanischen Verband, konnten ihn aber nicht finden, da er viel weiter nördlich als angenommen stand. Daraufhin wurde vermutet, dass der beobachtete An- und Abflug der Japaner aus Richtung Norden nur eine Finte war und die japanischen Träger westlich oder südlich von Hawaiʻi standen. Verantwortlich für diese Fehleinschätzung waren die zu diesem Zeitpunkt noch unbekannten Reichweiten der japanischen Trägerflugzeuge, welche die ihrer amerikanischen Gegenstücke weit übertrafen. Während die japanischen Kate, Val und Zero Reichweiten von über 1500 km hatten, hatte der amerikanische Sturzkampfbomber SBD Dauntless eine Reichweite von 1200 km, der Torpedobomber TBD Devastator schaffte mit einem Torpedo ausgerüstet sogar nur 700 km (1150 km mit einer 453 kg Bombe). Die reine Flugstrecke für Hin- und Rückflug nach Pearl Harbor vom 400 km entfernten Startpunkt betrug schon 800 km. Zusätzlich flogen die meisten Maschinen nach dem Start zuerst im Kreis, während sie sich über den Trägern formierten und auf die restlichen Maschinen warteten. Auch während der Landung wurde zusätzlicher Treibstoff verflogen, da immer nur ein Flugzeug zur Zeit landen konnte und die anderen entsprechend lange warten mussten. Bei der Schlacht von Midway starteten die amerikanischen Träger ihre Maschinen erst, nachdem sie sich auf 200 km an ihr Ziel angenähert hatten. Dass die Japaner aus der doppelten Entfernung starten konnten, konnte man sich nicht vorstellen, weshalb die amerikanischen Aufklärer zu früh abdrehten. Diese Fehleinschätzung der Reichweiten führte in den folgenden Monaten auf Seiten der Alliierten immer wieder zu der falschen Annahme, japanische Flugzeugträger müssten in der Nähe sein, wenn japanische Flugzeuge dieser Typen an Orten gesichtet wurden, die nach fester Überzeugung der alliierten Kommandeure außerhalb der Reichweite japanischer Flugplätze lagen. 210 Angriff auf Pearl Harbor 211 Nagumos Entscheidung zum Rückzug Nach der ursprünglichen Planung hätte auf die ersten beiden Angriffswellen mindestens eine weitere folgen sollen, um die Werftanlagen und Treibstofftanks zu zerstören. Der Verlust dieser Anlagen und Vorräte hätte Operationen der US-Streitkräfte im Pazifik in den folgenden Monaten massiv eingeschränkt. Angesichts des Kriegsverlaufs sind viele Historiker der Auffassung, dass das Ausschalten von Pearl Harbor als Flottenstützpunkt für die USA ein weit schwererer Verlust gewesen wäre als die ausgeschalteten Schlachtschiffe. Dennoch entschloss sich Admiral Nagumo, die dritte Welle nicht zu starten, sondern sich zurückzuziehen, sobald die Angriffsverbände zurückgekehrt waren. Folgende Gründe führte er für seine Entscheidung an: Die U-Boot-Basis mit den daneben liegenden Treibstofftanks • die von der ersten und zweiten Angriffswelle eintreffenden Berichte ließen keinen Zweifel daran, dass die in Pearl Harbor liegenden Schlachtschiffe vernichtend getroffen worden waren. Ohne diese Schiffe war die US-Flotte selbst bei massiver Verstärkung durch Schiffe aus dem Atlantik nicht in der Lage, die gleichzeitig angelaufene japanische Großoffensive in Südostasien ernsthaft zu behindern. Das strategische Hauptziel des Angriffs war damit erreicht. • das Vorbereiten einer dritten Welle hätte beträchtliche Zeit gedauert. Die Maschinen der ersten Welle wurden nach der Landung sofort unter Deck gebracht, da die Flugdecks für die Landung der zweiten Welle frei sein mussten. Die Neuausrüstung mit Bomben und Treibstoff hätte zusätzlich Zeit benötigt, dann mussten die Maschinen zum Starten wieder auf das Flugdeck gebracht werden, wobei man gleichzeitig die auf dem Flugdeck stehenden gelandeten Maschinen in das Hangardeck bringen musste. Dieser komplexe und zeitraubende Prozess hätte bedeutet, dass die dritte Welle nicht vor Einbruch der Dunkelheit zurückgekehrt wäre. Nachtlandungen auf Trägern waren 1941 nicht üblich, es gab noch keine sicheren Verfahren für das Landen bei Dunkelheit und die Trägermaschinen waren zumeist nicht nachtflugtauglich. Eine Nachtlandung hätte höchstwahrscheinlich den Verlust vieler erfahrener Piloten bedeutet, die Japan nicht entbehren konnte. Darüber hinaus wären die Schiffe während der Neuausrüstung der Flugzeuge äußerst verwundbar gewesen. Sechs Monate später wurden die Flugzeugträger Akagi, Sōryū, Hiryū und Kaga in der Schlacht um Midway durch einen verhältnismäßig schwachen Angriff, der zufälligerweise während ihrer Startvorbereitungen erfolgte, vernichtet. • die Verluste der zweiten Welle waren doppelt so hoch gewesen wie die der ersten, da sie ohne Überraschungsmoment angriff. Ein weiterer Angriff würde aufgrund der mehrstündigen Pause gegen einen voll abwehrbereiten Feind fliegen und noch höhere Verluste erleiden. • solange die Maschinen unterwegs waren, musste Nagumo auf seiner Position bleiben, damit sie ihn zum Landen finden konnten. Dies würde jedoch amerikanischen Streitkräften die Möglichkeit zum Gegenschlag mit eventuell verbliebenen Bombern sowie ihren U-Booten geben. Obwohl die japanischen Geschwader zur Täuschung die Insel aus allen Richtungen angeflogen hatten, musste er damit rechnen, dass die Amerikaner bemerkt hatten, aus welcher Richtung die Maschinen an- und abflogen. • die Flugzeugträger wurden für die Offensive in Südostasien benötigt. Viele der Ziele in Indonesien und Neu Guinea lagen außerhalb der Reichweite landgestützter Flugzeuge. Er durfte seine Verbände (Träger und ihre Flugzeuge) keinem großen Risiko aussetzen, wenn es dafür keinen zwingenden Grund gab. Die Vernichtung des Stützpunktes Pearl Harbor war seiner Meinung nach nicht ausreichend dafür. Mehrere Stabsoffiziere sowie Geschwaderkommandanten der zurückgekehrten ersten Angriffswelle bedrängten ihn, den dritten Angriff dennoch durchzuführen, konnten ihn jedoch nicht umstimmen.[19] Angriff auf Pearl Harbor 212 Bilanz Verluste Die unmittelbaren Ergebnisse des Angriffs sind widersprüchlich beurteilt worden. Dies liegt daran, dass kleinere Schiffe oft nicht mitgezählt wurden oder es Unstimmigkeiten bei der Zählung von beschädigten oder zerstörten Schiffen gab. Die Toten und Verwundeten wurden teilweise getrennt nach Zivilisten, Marine- und Armee-Zugehörigkeit erfasst, in manchen Bilanzen wurden die zivilen Opfer gar nicht erfasst. Die folgende Bilanz gibt also nur ungefähr wieder, welche Zerstörung und wie viele Opfer in Pearl Harbor zu verzeichnen waren. Aufrichtung der Oklahoma im März 1943 Verluste auf US-amerikanischer Seite • • • • • • etwa 2403 Mann gefallen etwa 1178 Verwundete etwa 12 gesunkene oder gestrandete Schiffe etwa 9 beschädigte Schiffe etwa 164 zerstörte Flugzeuge etwa 159 beschädigte Flugzeuge Letztendlich wurden bis auf zwei Schiffe alle versenkten amerikanischen Einheiten wieder gehoben und noch im Zweiten Weltkrieg wieder eingesetzt. Zusammen mit der Mississippi schlugen West Virginia (vorn) und Tennessee schwer fünf der in Pearl Harbor versenkten oder beschädigten Schlachtschiffe beschädigt auf Grund liegend (Maryland, West Virginia, Tennessee, California und Pennsylvania) 1944 die Schlacht in der Surigao-Straße. In diesem letzten Gefecht zwischen Schlachtschiffflotten, ausgetragen von Schlachtschiffen aus dem Ersten Weltkrieg und nicht den moderneren Iowas und Yamatos, versenkten sie die japanischen Schlachtschiffe Yamashiro und Fusō. Die Nevada fuhr 1944 als Teil der Alliierten Invasionsflotte in Richtung Normandie. Die durch die Magazinexplosion fast völlig zerstörte Arizona ist heute eine Gedenkstätte, das Wrack des zum Flak-Ausbildungsschiff umgebauten alten Schlachtschiffs Utah wurde lediglich in eine Position gezogen, wo es nicht im Weg liegt. Als letztes Schiff wurde 1943 die gekenterte Oklahoma gehoben, die langwierige Reparatur ihrer massiven strukturellen Schäden lohnte sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Die Zerstörer Cassin und Downes waren zwar praktisch Totalverluste, jedoch baute man die größtenteils intakten Maschinen und Geschütze in neue Rümpfe ein. Diese erhielten die alten Rumpfnummern, womit die US Navy die Schiffe als „repariert“ betrachtete. Angriff auf Pearl Harbor 213 Verluste auf japanischer Seite • • • • etwa 65 Piloten und U-Boot-Besatzungsmitglieder gefallen, etwa 29 zerstörte Flugzeuge, etwa 5 versenkte Zwei-Mann-U-Boote, 1 Gefangener (U-Boot-Kommandant Leutnant Sakamaki Kazuo). Die geringen japanischen Verluste von lediglich 29 Flugzeugen übertrafen selbst die optimistischsten Prognosen der Planer des Angriffs. Man hatte mit weit höheren Verlusten gerechnet. Dass diese nicht eintraten, lag sowohl an der erreichten vollständigen Überraschung sowie an der mangelnden Kampfbereitschaft, in der sich die amerikanischen Streitkräfte vor dem Angriff befanden. Wrack eines japanischen Kleinst-U-Bootes Strategische Auswirkungen Gleichzeitig mit dem Angriff auf Pearl Harbor begann die erwartete japanische Offensive im Pazifik, japanische Truppen marschierten in Thailand ein und landeten auf den Philippinen. Am Morgen des 10. Dezember malaiischer Ortszeit (knapp 48 Stunden nach dem Angriff) versenkten japanische Bomber mit der Prince of Wales und der Repulse zum ersten Mal in der Geschichte Schlachtschiffe auf hoher See und in voller Gefechtsbereitschaft. Die Versenkung dieser schnellen und modernen Schiffe allein durch Luftstreitkräfte beendete die bis dahin dominierende Rolle des Schlachtschiffes in der Seekriegsführung. Die japanischen Eroberungen von 1937 bis März 1942 Mit nur noch einem verfügbaren Schlachtschiff, der nicht in Pearl Harbor liegenden Colorado, stellte die amerikanische Pazifikflotte keine Bedrohung mehr dar, was Japan erlaubte, seine gesamte Flotte in Südostasien einzusetzen. Durch seine jetzt gewaltige Überlegenheit zur See und in der Luft hatte es die uneingeschränkte Initiative im Kampfraum, wodurch es den Japanern gelang, die nominell gleichstarken alliierten ABDA-Streitkräfte (beide Seiten verfügten im Kampfgebiet über ca. 11 Divisionen an Landstreitkräften) innerhalb von drei Monaten ohne größere Schwierigkeiten zu überrennen. Der amerikanischen Pazifikflotte blieb nach dem Angriff nur die Defensive übrig. An offensive Operationen war für lange Zeit nicht zu denken, da die japanische Flotte jetzt in jeder Hinsicht überlegen war. Zwar gelang es, die leichter beschädigten Schlachtschiffe Maryland, Tennessee und Pennsylvania binnen dreier Monate in Tag- und Nachtarbeit zu reparieren, womit zusammen mit der Colorado und den aus dem Atlantik zurückverlegten Idaho, Mississippi und New Mexico wieder 7 Schlachtschiffe zur Verfügung standen. Damit war man jedoch den inzwischen um die Yamato verstärkten 11 japanischen Schlachtschiffen deutlich unterlegen. Bei den Flugzeugträgern war das Kräfteverhältnis noch ungünstiger. Obwohl man keinen Träger verloren hatte und Verstärkung durch die Yorktown und Hornet erhielt, standen den 5 amerikanischen Trägern 11 japanische gegenüber. Erheblich schwerer als die numerische Unterlegenheit wog der qualitative Unterschied in dieser nun äußerst wichtigen Waffengattung. Die Japaner verfügten über große Erfahrung in Trägeroperationen, ihre Mannschaften waren perfekt eingespielt und ihre Piloten hatten in den letzten vier Jahren über China Kampferfahrung sammeln können. Auf amerikanischer Seite waren größere Trägeroperationen zwar nichts Neues, denn man hatte in Manövern der Vorkriegszeit Angriffe von Flugzeugträgern auf den Panama-Kanal geübt und ausgewertet. Da aber die US-Träger in der Zwischenzeit mit neuen Flugzeugmustern ausgerüstet worden waren, hatte man anfangs Probleme mit der Koordination der Aktivitäten auf dem Flugdeck. Als sechs Monate später in der Angriff auf Pearl Harbor Schlacht um Midway die Träger Enterprise und Hornet alle Maschinen zu einem gemeinsamen Angriff starten sollten, dauerte es nach dem Start der ersten Hälfte der Maschinen zu lange, die zweite Hälfte startklar zu machen. Man war gezwungen, den gemeinsamen Angriff aufzugeben und die bereits gestarteten Flugzeuge alleine loszuschicken, bevor sie beim Warten zu viel Treibstoff verflogen. Als Folge davon erlitten die jetzt ohne Jagdschutz angreifenden Verbände schwere Verluste. Schwerer jedoch wog die mangelnde technische Ausrüstung, speziell bei Jagdflugzeugen und der Torpedowaffe. Die Grumman F4F war der Mitsubishi A6M in Manövrierfähigkeit, Steigleistung und Geschwindigkeit stark unterlegen und es dauerte bis Mitte 1943, bis geeignete Flugzeugmuster (Grumman F6F und Vought F4U) zur Verfügung standen. Allerdings ermöglichte die inzwischen von John S. „Jimmy“ Thach entwickelte neue Luftkampftaktik den US-Piloten auch mit den älteren Maschinen echte Chancen auf Luftsiege gegen die japanischen Typen. Bei den Torpedoflugzeugen war die Douglas TBD hoffnungslos veraltet. Zwar wurde sie nach der Schlacht um Midway durch die Grumman TBF ersetzt, aber die Torpedos selbst waren langsam und funktionierten nur selten. Aus Ersparnisgründen hatte man nur wenige Tests vor dem Krieg durchgeführt, so dass bis 1943 keine wirkungsvollen Torpedos zur Verfügung standen. Die Leistung des japanischen Long-Lance-Torpedos wurde jedoch nie erreicht. Da der Überwasserflotte auf absehbare Zeit nichts weiter übrig blieb als zu versuchen, die Stellung so gut es ging zu halten, bis von den Werften Verstärkung durch neue Schiffe kam, wurden die U-Boote zur einzigen Waffe, mit der offensiv gegen Japan agiert werden konnte. Als neuer Befehlshaber der Pazifikflotte wurde deshalb Chester W. Nimitz ernannt, einer der wenigen aus der U-Boot-Waffe hervorgegangenen Admiräle. In der Folgezeit führten die amerikanischen U-Boote gegen das auf seine Seeverbindungen angewiesene Japan einen Tonnagekrieg, der so erfolgreich war, dass er heute von allen Seiten als eine der Hauptursachen für den amerikanischen Sieg im Pazifik angesehen wird[20] . Das japanische Oberkommando betrachtete die Schlacht seinerzeit als einen strategischen Erfolg, der seine kühnsten Erwartungen übertraf. Die japanische Flotte hatte an der Grenze ihrer Reichweite operiert, den Feind in einem kaum für möglich gehaltenen Ausmaß überrascht und seine gesamte Schlachtflotte auf einen Schlag ausgeschaltet. Angesichts der unerwartet niedrigen eigenen Verluste von nur 29 Maschinen erschienen das Fehlen der Flugzeugträger sowie die Verschonung der Docks und Öllager als kleine Schönheitsfehler in einem ansonsten unglaublich perfekten japanischen Sieg. Heute wird der Angriff hingegen in allen Punkten als vollständiger strategischer Fehlschlag angesehen. Dass man keinen Flugzeugträger versenkte, war noch entschuldbar, da das japanische Oberkommando ihre Abwesenheit weder voraussehen, noch darauf reagieren konnte, als man über das Konsulat vom Auslaufen auch der Lexington am 5. Dezember erfuhr. Der Angriff konnte nur am 7. Dezember durchgeführt werden, der japanische Kampfverband hatte keine Treibstoffreserven, die ein Verschieben des Angriffs erlaubt hätte, geschweige denn, dass man die gesamte Offensive in Südostasien kurzfristig aufhalten konnte. Dass Nagumo es unterließ, den Stützpunkt mit dessen Einrichtungen anzugreifen und zu zerstören, war jedoch sehr nachteilig für die Japaner. Der Verlust der einzigen Docks im Zentralpazifik hätte die USA zweifellos am härtesten getroffen. Dass dies unterblieb, zeugt von einer falschen Setzung der Prioritäten sowohl bei Nagumo selbst als auch beim Oberkommando, das die Entscheidung, den Angriff abzubrechen, später als richtig ansah. Auch der Angriff auf die Schlachtschiffe wird oft kritisiert, da sie im flachen Hafenwasser sanken, konnten sie doch relativ einfach wieder gehoben und repariert werden. Hätte Japan gemäß dem ursprünglichen Kriegsplan (gültig vor der Verlegung der Flotte von San Diego nach Pearl Harbor) das Auslaufen der Flotte zur Verstärkung der angegriffenen Philippinen abgewartet und die Schlachtschiffe dann auf hoher See versenkt, wären diese permanent verloren gewesen. Hinzu kommt noch, dass sich die versenkten Schlachtschiffe aufgrund ihrer geringen Geschwindigkeit für die neue Rolle des Schlachtschiffs als Flugzeugträger-Eskorte ungeeignet erwiesen und während des Krieges hauptsächlich amphibische Landungen mit ihrer Artillerie unterstützten. 214 Angriff auf Pearl Harbor 215 Politische Auswirkungen Die schwerwiegendste Folge war die Wirkung des Angriffs auf die öffentliche Meinung in den USA: Isolationismus und Pazifismus verloren auf einen Schlag ihren Einfluss. Am 8. Dezember erklärten die USA Japan offiziell den Krieg, die Kriegserklärung wurde im vorher zwischen Isolationisten und Interventionisten gespaltenen Kongress mit nur einer Gegenstimme verabschiedet.[21] Vier Tage später erklärten Deutschland und Italien, die von dem Angriff ebenfalls überrascht worden waren, den USA den Krieg, womit die USA auch in den europäischen Teil des Krieges eintraten. Der Überraschungsangriff galt in den USA als hinterhältig und perfide, da er ohne vorherige Kriegserklärung (auch die am 7. Dezember verspätet überreichte Note enthielt lediglich den Abbruch der Verhandlungen) und für die Bevölkerung der USA vollkommen überraschend erfolgt war. In den USA gilt der Begriff Pearl Harbor seither als Metapher für einen verheerenden, unprovozierten und unvorhergesehenen Angriff. Der 7. Dezember 1941 wird oft als Day of Infamy (Tag der Ehrlosigkeit) bezeichnet, nach der Eröffnung der Rede Präsident Roosevelts, mit der er am nächsten Tag vom Parlament die Zustimmung zur Kriegserklärung einholte.[22] Der Wunsch nach Rache und Sieg über Japan führte dazu, dass die Werbebüros der Streitkräfte von Freiwilligen geradezu überrannt wurden. Den Hass bekamen japanischstämmige Amerikaner als erste zu spüren, sie wurden Opfer zahlreicher Übergriffe und schließlich in Internierungslagern inhaftiert. 1988 entschuldigte sich Präsident Ronald Reagan im Namen der US-Regierung für dieses auf „Rassismus, Vorurteilen und Kriegshysterie“ basierende Verhalten.[23] Franklin D. Roosevelt unterzeichnet als Reaktion am 8. Dezember die Kriegserklärung an Japan Zur Untersuchung des Angriffs setzte Präsident Roosevelt eine Untersuchungskommission unter dem Vorsitz des Verfassungsrichters Owen Josephus Roberts ein. Am 28. Januar 1942 erklärte die Kommission in ihrem Bericht Admiral Kimmel und General Short zu den Hauptverantwortlichen für die Niederlage.[24] Man warf ihnen aufgrund der mangelnden Gefechtsbereitschaft ihrer Streitkräfte Pflichtvernachlässigung vor. Sie hätten Warnungen nicht ernst genug genommen und besonders Short habe durch seine Entscheidung, Propagandaplakat: „Rächt Pearl Harbor“ sämtliche Flugzeuge in der Mitte der Flugplätze zu parken, diese zu leichten Zielen gemacht. Beide Kommandeure waren bereits Mitte Dezember 1941 von ihren Posten abgelöst worden, wodurch sie automatisch von ihren bisherigen (aber nur temporär für ihr Kommando vergebenen) 4-Sterne-Rängen in 2-Sterne-Ränge zurückfielen. Ihre Karrieren waren damit praktisch beendet. Die von der Roberts-Kommission vertretene Auffassung war von Anfang an kontrovers; viele sahen in Kimmel und Short Sündenböcke, die bei einer Anklage von einem Militärgericht jederzeit freigesprochen worden wären. 1944 führten zwei Kommissionen, eine der Armee (Army Pearl Harbor Board) und eine der Marine (Navy Court of Inquiry), eine weitere Untersuchung des Angriffs durch (insgesamt wurden nach der Roberts-Kommission bis 1946 sieben Untersuchungen des Angriffs durchgeführt). Tatsächlich befand der Navy Angriff auf Pearl Harbor Court of Inquiry, dass Admiral Kimmel nichts vorzuwerfen sei, der Bereitschaftsgrad der Flotte sei der Admiral Kimmel bekannten Lage angemessen gewesen. Besonderes Gewicht wurde darauf gelegt, dass die Flakgeschütze der Schiffe einsatzbereit waren und bei Beginn des Angriffs sofort das Feuer eröffneten, während die Flakgeschütze der Armee teilweise stundenlang auf Munition warteten. General Stark hingegen wurde massiv kritisiert, weil er die Möglichkeit eines Angriffs nicht vorhergesehen hatte und Pearl Harbor in seiner Kriegswarnung nicht als mögliches Angriffsziel erwähnt wurde.[25] Das Army Pearl Harbor Board hingegen befand, dass sich General Short tatsächlich der Pflichtvernachlässigung schuldig gemacht habe, kritisierte aber ebenfalls die Armeeführung in Washington, insbesondere General Marshall. Auch die Armeeführung hatte die Möglichkeit eines Angriffs nicht erkannt und den ihr bekannten geringen Bereitschaftsgrad der Armee auf Hawaii nicht korrigiert, obwohl sie mit einem bevorstehenden Krieg mit Japan rechnete.[26] Beide Berichte wurden jedoch während des Krieges geheim gehalten, zum einen, weil mehrere der kritisierten Offiziere inzwischen hohe Positionen innehatten und dort als hervorragend bewertete Arbeit leisteten; ihre Ablösung wurde für die Kriegführung als nachteilig angesehen. Ein anderer Grund war die Rolle, die die entschlüsselten japanischen Funksprüche für die Beurteilung durch die Kommissionen hatte. Dass der japanische Code gelesen werden konnte, musste aber während des noch laufenden Krieges geheim bleiben. Am 25. Mai 1999 schließlich verabschiedete der Senat mit 52 zu 47 Stimmen eine Resolution, die Kimmel und Short von allen Vorwürfen freisprach und sie posthum in den 4-Sterne Rang erhob, den alle anderen ranghöheren amerikanischen Offiziere des Zweiten Weltkrieges spätestens bei ihrem Ausscheiden aus den Streitkräften erhalten hatten.[27] In Japan löste der Angriff gemischte Gefühle aus. Admiral Yamamoto war entsetzt darüber, dass die japanische diplomatische Note erst nach dem Angriff überreicht worden war. Dies verschlimmerte die seiner Meinung nach von Anfang an nicht aussichtsreiche Lage Japans, den Krieg zu gewinnen. Den Tag nach Pearl Harbor soll er in Depressionen versunken verbracht haben, während sein Stab feierte. Es gibt zwar keinen Beleg, dass er den berühmten Satz „Ich fürchte, alles, was wir erreicht haben, ist, einen schlafenden Riesen zu wecken und mit einem furchtbaren Vorsatz zu erfüllen.“ je gesagt hat, der ihm im Film Tora! Tora! Tora! zugeschrieben wird. Nach Aussage von Zeitzeugen gibt der Satz aber die Stimmung Yamamotos nach dem Angriff durchaus zutreffend wieder. Für die japanische Bevölkerung kam der Angriff genauso überraschend wie für die amerikanische, und obwohl die japanische Regierung seit einiger Zeit durch Propaganda anti-amerikanische Stimmung zu erzeugen versuchte, scheinen viele Japaner entsetzt darüber gewesen zu sein, dass sie sich jetzt im Krieg mit den Vereinigten Staaten befanden, einem Land, das von nicht wenigen Japanern bewundert wurde. Die Japaner scheinen jedoch die Rechtfertigung der Regierung, dass der Krieg unvermeidbar war, akzeptiert zu haben und unterstützten im Folgenden bis zur japanischen Kapitulation die Kriegspolitik. [28] Verschwörungstheorien siehe hierzu: Verschwörungstheorien zum Angriff auf Pearl Harbor Seit dem Angriff äußern Kritiker Zweifel daran, dass die US-Regierung von dem Angriff überrascht wurde. Sie werfen der Regierung vor, sie habe den Angriff gezielt provoziert, bzw. von dem kommenden Angriff gewusst und die Flotte nicht gewarnt, um den Kriegseintritt der USA herbeizuführen. Sie kommen zu dem Schluss, dass sich die US-Streitkräfte der Möglichkeit eines japanischen Angriffs auf Pearl Harbor wohl bewusst gewesen sein mussten. Amerikanische und britische Geheimdienste hätten schon Wochen zuvor nicht nur den streng geheimen diplomatischen Funkverkehr aus Tokio decodiert und mitgehört, die Funkaufklärung der Marine soll auch den entscheidenden japanischen Militärcode (5-Num-Code) vorzeitig entschlüsselt haben. Auch soll der japanische Flottenverband die befohlene Funkstille nicht eingehalten haben, sodass dessen Bewegungen mitverfolgt werden konnten. Dabei beruft man sich teilweise auf Dokumente, die nach dem Freedom of Information Act freigegeben wurden. Schon wenige Wochen nachdem das japanische Marineministerium die Entscheidung traf, einen Angriff auf Hawaiʻi in die Kriegsplanungen aufzunehmen, machte in Tokio das Gerücht die Runde, Japan wolle im Kriegsfall mit den 216 Angriff auf Pearl Harbor USA Pearl Harbor bombardieren. Am 27. Januar 1941 berichtete der amerikanische Botschafter in Japan, Joseph C. Grew, dass der peruanische Botschafter einem US-Botschaftsangestellten erzählt hätte, dass viele Quellen, inklusive einer japanischen, von einem geplanten Großangriff auf Pearl Harbor sprächen, wenn es zum Zerwürfnis mit den USA käme.[5] [29] Die amerikanische Führung sei darum über den bevorstehenden Angriff von Beginn der Vorbereitungen an informiert gewesen. Siehe auch • Chronologischer Kriegsverlauf des Pazifikkrieges • Operation Vengeance Literatur • Stan Cohen: East Wind Rain. A Pictoral History of the Pearl Harbor Attack. Pictoral Histories Publishing, Missoula/Mont. 1988, ISBN 0-933126-15-8. • Peter Herde: Pearl Harbor, 7. Dezember 1941. Der Ausbruch des Krieges zwischen Japan und den Vereinigten Staaten und die Ausweitung des europäischen Kriegs zum Zweiten Weltkrieg. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1985, ISBN 3-534-07555-2. • David Kahn: The Codebreakers. The story of secret writing. Scribner, New York 1996, ISBN 0-684-83130-9. • Hans Lengerer, Sumie Kobler-Edamatsu: Pearl Harbor 1941. Der Paukenschlag im Pazifik nach japanischen Dokumenten. Podzun-Pallas, Friedberg 1982, ISBN 3-7909-0164-4. • Walter Lord: Day of Infamy. Holt Books, New York 2001, ISBN 0-8050-6809-0 (Repr. d. Ausg. London 1957) • George Morgenstern: Pearl Harbor 1941. Eine amerikanische Katastrophe. Herbig, München 2000, ISBN 3-7766-1996-1 (Originalausgabe, New York 1947) • Gordon W. Prange: At Dawn We Slept. The untold story of Pearl Harbor. Penguin Books, London 2001, ISBN 0-14-100508-4 (Gilt als objektivste Darstellung, behandelt vor allem die Untersuchungen). • Gordon W. Prange u.a.: December 7, 1941. The Day the Japanese Attacked Pearl Harbor. McGraw Hill Books, New York 1991, ISBN 0-517-06658-0 (Sehr genaue Darstellung der Ereignisse anhand von unzähligen Quellen). • Robert B. Stinnett: Pearl Harbor. Wie die amerikanische Regierung den Angriff provozierte und 2476 ihrer Bürger sterben ließ. Zweitausendundeins Verlag, Frankfurt/M. 2003, ISBN 3-86150-603-3 • Dan van der Vat: Pearl Harbor, „der Tag der Schande“. Das Weltereignis in Bildern. Heyne, München 2001, ISBN 3-453-19525-6 • Harry Thürk: Pearl Harbor. Die Geschichte eines Überfalls. Brandenburgischer Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-89488-043-0. Filme • • • • • • • Die Schlacht von Hawaii und in der Malaien-See (Hawai mare oki kaisen) (1942) Verdammt in alle Ewigkeit (1953) Tora! Tora! Tora! (1970) Mac Arthur - Held des Pazifiks (1977) Der letzte Countdown (1980) Pearl Harbor (Film) (2001) Angriff auf Pearl Harbor. Dokumentation, Deutschland (2006) 217 Angriff auf Pearl Harbor Weblinks • • • • • • • • Literatur über Angriff auf Pearl Harbor in Bibliothekskatalogen: DNB [30], GBV [31] Roosevelts Pearl-Harbor-Rede vom 8. Dezember 1941 [32] (Englisch) Pearl Harbor: Anhörungen [33] (Englisch) Pearl Harbor: Mythen, die sich um Pearl Harbor ranken [34] (Englisch) Pearl Harbor: Dokumente [35] (Englisch) Der Angriff mit interaktiver Karte bei National Geographic [36] (Englisch) Fotos der US-Marine mit detaillierter Beschreibung [37] (Englisch) Pearl Harbor Historiography [38] (Englisch) Koordinaten: 21° 22′ 0″ N, 157° 57′ 0″ W [39] Referenzen [1] Amerikanische Außenpolitik November 1939 bis November 1941 (englisch) (http:/ / www. onwar. com/ articles/ 0001. htm) [2] Zusammenstellung der japanischen Militärhistorischen Abteilung zur Politik zwischen 1937 und 1941 (http:/ / www. ibiblio. org/ pha/ monos/ ) [3] Aussage Tōjōs vor dem Internationalen Tribunal (http:/ / www. ibiblio. org/ pha/ monos/ 150/ 150app03. html) [4] Walter Lord, Midway: The Incredible Battle, Wordsworth Editions Ltd., 2000, ISBN 1-84022-236-0 [5] Quelle:Dan van der Vat,Pearl Harbor. Der Tag der Schande. [6] Die japanische Note vom 7. Dezember 1941 (http:/ / www. ibiblio. org/ hyperwar/ PTO/ Dip/ Fourteen. html) [7] David Kahn, The Codebreakers [8] US-Streitkräfte im Atlantik 1941 (http:/ / www. avalanchepress. com/ Americans-Bismarck. php) [9] Artikel über die Treffsicherheit der japanischen Marineflieger (http:/ / www. ospreypublishing. com/ content2. php/ cid=74) [10] Notiz der US-Marine betreffend der Mindestwassertiefe für Torpedoangriffe (http:/ / www. ibiblio. org/ pha/ myths/ taranto. html) [11] Befehle an die japanische Flotte inklusive detailliertem Angriffsplan (http:/ / www. ibiblio. org/ pha/ monos/ 097/ index. html) [12] Kriegswarnung vom 27. November 1941 (http:/ / www. ibiblio. org/ hyperwar/ PTO/ EastWind/ CNO-411127. html) [13] Untersuchungsbericht der US-Army (englisch) (http:/ / www. propagandamatrix. com/ army_board_report. html) [14] Liste der Schiffe in Pearl Harbor am 7. 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Dezember (http:/ / www. history. navy. mil/ branches/ teach/ pearl/ infamy/ infamy6. htm) [23] Übersicht über die Internierung Amerikaner japanischer Abstammung (http:/ / www. momomedia. com/ CLPEF/ history. html) [24] Bericht der Roberts-Kommission (http:/ / www. ibiblio. org/ pha/ pha/ roberts/ roberts. html) [25] Bericht des Navy Court of Inquiry 1944 (http:/ / www. ibiblio. org/ pha/ pha/ navy/ navy_0. html) [26] Bericht des Army Pearl Harbor Board 1944 (http:/ / www. ibiblio. org/ pha/ pha/ army/ chap_0. html) [27] Resolution des US Senats 25. Mai 1999 (http:/ / www. senate. gov/ legislative/ LIS/ roll_call_lists/ roll_call_vote_cfm. cfm?congress=106& session=1& vote=00142) [28] Robert Guillain, I saw Tokyo burning: An eyewitness narrative from Pearl Harbor to Hiroshima (J. Murray, 1981). ISBN 0-7195-3862-9 [29] Quelle: Peace and War - United States Foreign Policy 1931-1941, Departement of State: Washington, 1943 auf www.ibiblio.org (http:/ / www. ibiblio. org/ hyperwar/ Dip/ PaW/ PaW-14. html) [30] http:/ / d-nb. info/ gnd/ 4127711-9 [31] http:/ / gso. gbv. de/ DB=2. 1/ CMD?ACT=SRCHA& IKT=1016& SRT=YOP& TRM=4127711-9 [32] http:/ / bcn. boulder. co. us/ government/ national/ speeches/ spch2. html [33] http:/ / www. ibiblio. org/ pha/ pha/ [34] http:/ / www. ibiblio. org/ pha/ myths/ [35] http:/ / avalon. law. yale. edu/ subject_menus/ pmenu. asp [36] http:/ / plasma. nationalgeographic. com/ pearlharbor/ history/ pearlharbor_facts. html [37] http:/ / www. history. navy. mil/ photos/ events/ wwii-pac/ pearlhbr/ pearlhbr. htm [38] http:/ / www. lewrockwell. com/ north/ north26. html 218 Angriff auf Pearl Harbor 219 [39] http:/ / toolserver. org/ ~geohack/ geohack. php?pagename=Angriff_auf_Pearl_Harbor& language=de& params=21. 3666666667_N_157. 95_W_region:US-HI_type:waterbody Japanische Invasion Südostasiens Die Japanische Invasion Südostasiens fand vom 7. Dezember 1941 bis Mitte des Jahres 1942 statt. Die Japaner besetzten in diesem Zeitraum im Rahmen des Zweiten Weltkriegs die Philippinen, die malaiische Halbinsel inklusive Singapur, Niederländisch-Ostindien, Teile Neubritanniens und Neuirlands. Die dort stationierten Truppen der USA, Großbritanniens, Australiens und der Niederlande konnten den vorrückenden japanischen Landungseinheiten kaum Widerstand entgegensetzen, so dass Südostasien bis 1945 fest in japanischer Hand war. Erst nachdem im Verlauf des Pazifikkriegs die USA die japanische Flotte immer weiter dezimiert hatte und die Alliierten mit Vorstößen die Besatzer zurückdrängen konnten, gelang es Südostasien schrittweise zurück zu erobern. Vorgeschichte → Vorgeschichte des Pazifikkrieges Anfang des 20. Jahrhunderts war der Großteil Ostasiens und des Südpazifiks unter der Herrschaft europäischer und amerikanischer Kolonialmächte. Indochina gehörte zu Frankreich, die Philippinen zu den USA, Niederländisch-Ostindien den Niederlande, sowie das heutige Malaysia zu Großbritannien. Korea und Taiwan waren japanische Kolonien. Die japanischen Eroberungen in Südostasien 1941 Von 1912 bis 1926 regierte mit dem Taishō-Tennō Yoshihito ein psychisch kranker Mann, wodurch sich die Macht vom Tennō und seinen Vertrauten, den Genrō, auf das Parlament und die neu gegründeten Parteien verschob. 1926 begann mit Hirohitos Inthronisierung die Shōwa-Zeit. Er regierte ein Land, in dem seit dem Ende des Ersten Weltkrieges nationalistische Kräfte zunehmend an Einfluss gewannen. Nachdem es nicht gelungen war, die Wirtschaftskrise ab 1929 im Rahmen der weltwirtschaftlichen Lage einzudämmen, wurden in Japan Die Machtverteilung im September 1939 verstärkt Stimmen laut, die eine territoriale Expansion als Lösung der Probleme sahen. Durch die erfolgte Umstrukturierung der Wirtschaft mit einer erstarkten Schwerindustrie traten auch einflussreiche Finanzgruppen (Zaibatsu) mit dem selben Ziel hervor. Mehrere Putschversuche und eine massive Sozialistenverfolgung führten ab den 1930er-Jahren schlussendlich zum Aufstieg einer ultranationalen Gruppierung aus Militärs, die verstärkt Kontrolle über die Regierung, einschließlich des Amts des Premierminister Japans erlangten. Der aggressive Einsatz für eine Neuordnung der Pazifikregion hatte vorgeblich zum Ziel, die Hegemonie der asiatischen Länder und Kolonien durch westliche, europäische Staaten zu beenden und sie durch eine japanische zu ersetzen (→ Panasiatismus). Das Hauptinteresse der japanischen Expansion galt dem Gebiet der damaligen Republik China. Nach dem Mukden-Zwischenfall am 18. September 1931, der vermutlich von den Japanern selbst erzeugt wurde, kam es zur Mandschurei-Krise und die Guandong-Armee besetzte die Mandschurei. Am 1. März 1932 wurde Japanische Invasion Südostasiens dort der Marionettenstaat Mandschuko ausgerufen. Mitte 1937 brach der Zweite Japanisch-Chinesische Krieg aus und Japans Vormarsch durch China nach Süden begann. Im Jahr 1940 war der japanische Mehrparteienstaat tot, eine Zentralorganisation namens Taisei Yokusankai übernahm alle Funktionen. In einem Presseinterview am 1. August 1940 verkündete der japanische Außenminister Matsuoka Yōsuke den Aufbau der Großostasiatischen Wohlstandssphäre. Diese Wirtschafts- und Verteidigungsgemeinschaft asiatischer Länder unter japanischer Vorherrschaft sollte frei von westlichem Einfluss sein. Am 22. September des selben Jahres pressten die Japaner von den Franzosen nach einem vorausgegangenen Ultimatum ein militärisches Übereinkommen ab. Dies beinhaltete die Nutzung dreier Flughäfen und den Transit eigener Truppen durch Indochina nach China. In einer Note an die Japaner missbilligten die USA dieses Vorgehen und lehnten es ab. Am 27. September 1940 unterzeichnete Japan den Dreimächtepakt mit Deutschland und Italien, der den bestehenden Antikominternpakt um gegenseitige militärische Unterstützung erweiterte. Damit verwarf der japanische Kaiser seine noch am 5. September 1939 verkündete Neutralität und unterstrich seine aggressive Außenpolitik vor allem gegenüber China. Die USA, die ein politisches Engagement mit dem Führer der chinesischen Nationalpartei Kuomintang Chiang Kai-shek eingegangen waren, versuchten immer wieder zu intervenieren, doch mehrere diplomatische Verhandlungen im Jahr 1941 führten zu keinerlei Der geplante japanische Verteidigungsbereich im verwertbaren Ergebnissen. So sprachen die Japaner auch von einer Pazifik (Ende 1941) friedlichen territorialen Ausbreitung in den Südwestpazifik und forderten die Amerikaner auf, sie bei der Förderung und Produktion von Rohstoffen wie Erdöl, Gummi, Zinn und Nickel zu unterstützen. Wörtlich hieß es dort:[1] “Japanese expansion in the direction of the southwestern Pacific area is declared to be of peaceful nature, American cooperation shall be given in the production and procurement of natural resources (such as oil, rubber, tin, nickel) which Japan needs.” „Die japanische Expansion in Richtung des südwestlichen Pazifik wird als von friedlicher Natur erklärt. Eine amerikanische Kooperation soll in der Produktion und Beschaffung von Rohstoffen (wie Öl, Kautschuk, Zinn und Nickel) erfolgen, die Japan benötigt.“ Am 2. Juli fiel in Japan die Entscheidung, den territorialen Anspruch nach Südostasien auszuweiten. US-amerikanischen Entschlüsselungsspezialisten gelang die Entzifferung eines entsprechenden Funkspruchs, so dass Washington, London und Melbourne schnell über die geplante Vorgehensweise der Japaner unterrichtet waren.[2] Umgehend zogen die Japaner mehr als eine Million Männer zum Wehrdienst ein und erhielten vom Vichy-Regime die Zustimmung zur Besetzung Indochinas, dem heutigen Vietnam, die am 29. Juli ausgeführt wurde. Zwei Tage später verhängten die USA und Großbritannien ein Export-Embargo über Japan und froren dessen finanziellen Mittel ein. 220 Japanische Invasion Südostasiens 221 Wegen des Embargos Großbritanniens und der USA und weil Japan von den Rohstofflieferungen der europäischen Verbündeten abgeschnitten war, erschien ein Krieg mit den USA und Großbritannien die einzige Alternative zum Verlust des Reiches in der bisherigen Form. Im Besonderen waren die ergiebigen Bodenschätze der niederländischen und britischen Kolonien ein lohnendes Ziel für die Japaner. Am 1. Dezember beschloss das japanische Parlament unter Tōjō Hideki die gewaltsame Ausweitung der japanischen Einflusssphäre nach Süden und den Angriffskrieg gegen die USA. Währenddessen führte der japanische Botschafter Admiral Nomura Kichisaburō in Washington D. C. Friedensgespräche mit dem amerikanischen Außenminister Cordell Hull.[3] Botschafter Admiral Kichisaburō Nomura (links), Außenminister Cordell Hull (Mitte) und Sonderbotschafter Saburō Kurusu (ganz rechts) am 7. Dezember 1941 In Anbetracht der sich zuspitzenden Situation versetzten die Briten am selben Tag ihre Truppen auf der malaiischen Halbinsel in höchste Alarmbereitschaft. Die Flotte unter Admiral Tom Spencer Vaughan Phillips wurde angewiesen, die Gewässer östlich von Singapur nach feindlichen Schiffen abzusuchen. Zeitgleich gab Admiral Yamamoto Isoroku folgenden Befehl an die Kaiserliche Flotte durch:[4] “Japan, under the necessity of her self-preservation and self-defense, has reached a position to declare war on the United States of America, United Kingdom and the Netherlands. The Supreme Commander of the Combined Fleet will start the war with an attack on the enemy fleet in the Hawaii Islands area and destroy it with the 1st Air Fleet.” „Aus Selbsterhaltungs- und Selbstverteidigungsgründen hat Japan eine Position erreicht, die es erachtet den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und den Niederlanden den Krieg zu erklären. Der Oberbefehlshaber der Vereinten Flotte wird den Krieg durch einen Angriff auf die feindliche Flotte im Raum Hawaii beginnen und diese mit der 1. Luftflotte vernichten.“ Japanische Invasion Südostasiens 222 Amerikanische Flugzeuge sichteten am 2. Dezember zwölf japanische U-Boote vor der Küste Indochinas, die einen Kurs in Richtung Süden, möglicherweise nach Singapur, liefen. Am selben Tag gab Yamamoto das Signal zum Start aller Operationen mit den Worten „Ersteigt den Berg Niitaka“ und der Durchgabe des Angriffstags. Admiral Phillips flog am 4. Dezember nach Manila und traf sich dort mit Admiral Thomas C. Hart und General Douglas MacArthur, um eine Übereinkunft für ein Kooperationsabkommen im Fernen Osten zu schließen. Im Südchinesischen Meer befanden sich zu der Zeit drei japanische Divisionen auf dem Weg zur Invasion von Thailand und Malaysia. Alle japanischen Konsulate in den USA wurden angewiesen ihre kompletten Kodierungsunterlagen und Geheimdokumente zu vernichten. Dies geschah über Radio Tokyo, das in einer Wettervorhersage die Worte „Higashi no kaze ame“ (deutsch: „Ostwind, Regen“) brachte – einer der möglichen Sätze, die den Krieg mit den USA verkünden sollten. Auch in den niederländischen Kolonien wurde diese Durchsage von der Abhörstation Kamer 14 (Raum 14) im technischen College in Bandung auf Java empfangen und dekodiert, deren Bedeutung der Führungsspitze bekannt war. Daher gaben sie die Meldung unverzüglich an ihre Botschaft in Washington durch, um eine Benachrichtigung der amerikanischen Regierung zu veranlassen. Australisches Plakat, das vor dem Vorrücken der Japaner nach Süden warnt und Verhaltensregeln im Kriegsfall aufstellt Am 6. Dezember sichteten australische Aufklärungsflugzeuge den japanischen Konvoi, der von Indochina in Richtung Süden lief. Admiral Phillips verließ darauf hin die Gesprächsrunde in Manila. Britische und amerikanische Schiffe bekamen Auslauforder zum Schutz der ostasiatischen Inseln und britische Aufklärungsflugzeuge hoben von ihren Basen ab, um stetig Patrouillenflüge zu unternehmen. Mit dem Legen von Minen vor der Küste der Malaiischen Halbinsel durch japanische U-Boote und dem groß angelegten Angriff auf Pearl Harbor begann am 7. Dezember der eigentliche Pazifikkrieg. Am nächsten Tag erklärten die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Australien, Neuseeland, Kanada und die Niederlande den Japanern den Krieg. Japan selbst wartete mit einer Kriegserklärung an die Niederlande bis zum 11. Januar 1942, da sie durch ihr schnelles und erfolgreiches Vorrücken nach Süden auf einen Abzug der niederländischen Truppen hofften, was aber nicht geschah. Der Feldzug nach Süden Am 1. Dezember 1941 hatten die Japaner mehr als 250.000 ausgebildete und trainierte Soldaten in Indochina stationiert um ihr Reich nach Süden auszuweiten und weitere Einheiten folgten in den nächsten Tagen. In den Häfen lagen die Truppentransporter und Geleitschiffe bereit um die erwarteten Befehle auszuführen. Der Plan[5] sah im ersten Zug die Einnahme der Malaiischen Halbinsel sowie der Philippinen vor. Die Hauptstreitmacht auf den Philippinen sammelte sich anschließend in Davao und traf dort mit weiteren Einheiten aus Palau zusammen. Von dort aus nahmen sie Kurs auf Jolo, einer kleinen Insel vor Borneo, die schon Ende Dezember 1941 von der 23. und 11. Luftflotte erreicht worden war. Die zur Deckung Japanische Flottenparade 1940 Japanische Invasion Südostasiens 223 der Operationen in Malaya vorgesehene und bei Saigon stationierte 22. Luftflotte stand als Eingreifreserve mit mehr als 100 Kampfflugzeugen bereit. Im Nachzug nahm die 21. Luftflotte Anfang Januar 1942 Station auf Davao. Die 2. Flotte der Kaiserlich Japanischen Marine lag ab dem 25. Dezember mit ihrem Haupttross in Formosa. Zur Eroberung der Ostindischen Inseln war eine Zangenbewegung mit zwei Stoßkeilen vorgesehen. Die östliche Flotte, die durch die Molukkensee fahren und dann Manado, Kendari und Makassar auf Celebes, sowie Landungspunkte auf Ambon und Timor einnehmen sollte, sowie die westliche Flotte, die unterstützt durch die 23. Luftflotte, durch die Straße von Makassar kommend, Tarakan, Balikpapan und Banjarmasin an der Ostküste Borneos erobern sollte. Unterdessen sollten die Luft- und Landstreitkräfte auf der Malaiischen Halbinsel bis nach Singapur vorrücken und eine weitere taktische Eingreiftruppe Rabaul auf Neubritannien einnehmen um dort mittels Flugzeugträgern Kampfflugzeuge zu stationieren. Malaiische Halbinsel Hauptartikel: Japanische Invasion der Malaiischen Halbinsel Die Invasion der Malaiischen Halbinsel durch die Japaner (Operation „E“) begann am 7. (8.)[6] . Dezember 1941 mit den Landungen bei Kota Bharu im Norden des heutigen Malaysias und weiteren Landungen in Thailand. Oberbefehlshaber der japanischen Streitkräfte war General Yamashita Tomoyuki, der nach diesem Feldzug von den Alliierten den Beinamen Tiger of Malaya erhielt. Sie endete mit dem Fall Singapurs am 15. Februar 1942. Etwa 88.000 alliierte Verteidiger, bestehend aus indischen, britischen, australischen und malaiischen Einheiten, standen den rund 250.000 Japanern entgegen, die ausgerüstet mit Fahrrädern und gepanzerten Fahrzeugen von Norden her innerhalb von nur knapp zwei Monaten bis nach Singapur vorrückten. Dabei verloren die Alliierten ca. 5.000 Mann und rund 50.000 von ihnen gingen in japanische Gefangenschaft. Die Japaner verloren etwa 34.000 Soldaten. Der britische Oberbefehlshaber in Singapur, General Arthur Percival, versuchte zwar noch, mit 85.000 Mann die Stadt zu verteidigen, doch den Japanern gelang am 15. Februar die Einnahme der Stadt. Japanische Einheiten in Johore Philippinen Hauptartikel: Schlacht um die Philippinen Am 6. November 1941 wurde die japanische Südarmee aufgestellt, die aus drei Regionalarmeen und einigen Armeen mit entsprechender Luftunterstützung bestand. Das Kommando hatte General Terauchi Hisaichi. Zur Invasion der Philippinen wurde die 14. Armee unter Generalleutnant Homma Masaharu bestimmt, die aus der 16. und 48. Division und der 65. Brigade bestand. Die ersten Luftschläge gegen die amerikanischen Stützpunkte auf Luzon begannen am Morgen des 8. Dezember mit Angriffen gegen amerikanische Einrichtungen bei Tuguegarao und Baguio. Am Mittag Zerstörungen auf dem Luftwaffenstützpunkt Hickam Field Japanische Invasion Südostasiens 224 vernichteten die Japaner die US-Kampfflugzeuge auf den Stützpunkten Clark Field und Iba. Zur selben Zeit nahmen die Japaner die Batan-Inseln in der Straße von Luzon ein. Sie errichteten dort einen kleinen Luftwaffenstützpunkt, von dem aus schon am nächsten Tag die ersten Operationen gestartet werden konnten. In den nächsten Tagen erlangten die Japaner die komplette Luft- und Seeherrschaft über das Gebiet der nördlichen Philippinen. Sie bombardierten den Marinehafen von Cavite bei Manila und unablässig die amerikanischen Luftstützpunkte. Die US-Asienflotte (Task Force 5) war bereits vorher abgezogen worden. Die eigentlichen Landungen begannen am 10. Dezember in Nordluzon bei Aparri und Vigan und zwei Tage später bei Legaspi im Süden Luzons. Von den Landungsstränden rückten sie schnell ins Landesinnere vor. Um eine Basis zur Weiterführung der Eroberungen im südostasiatischen Raum zu bekommen, hatte General Homma die Einnahme von Davao auf Mindanao in den Südphilippinen geplant. Am 20. Dezember gingen dort 5.000 Soldaten an Land und besetzten die Stadt. Von dort aus starteten zwei Bataillone nach Jolo im Sulu-Archipel, das am 25. Dezember fiel. Die Hauptlandungen zur Einnahme von Luzon fanden schließlich am 21. Dezember im Golf von Lingayen und am 24. Dezember in der Lamon Bay statt. Den US-Amerikanern und Filipinos gelang es nicht die Japaner aufzuhalten, oder sogar zurück zu schlagen. Sie mussten sich schrittweise bis auf die Halbinsel Bataan zurückziehen. Manila fiel am 2. Januar 1942 in japanische Hände. Die Japaner feiern ihren Sieg auf Bataan Die alliierten Truppen im Süden Bataans konnten sich bis zum 9. April halten, mussten sich dann aber mit etwa 70.000 Mann den Japanern ergeben und gerieten in Kriegsgefangenschaft. Während des dann folgenden Todesmarsches von Bataan, der sie in Gefangenenlager in Zentralluzon zurück führte kamen rund 16.000 von ihnen ums Leben. Als letzte Bastion der Alliierten in den Philippinen musste die Bataan vorgelagerte kleine Insel Corregidor am 6. Mai kapitulieren. Niederländisch-Ostindien Die niederländische Verteidigung Als die Kämpfe in den niederländischen Kolonien in Südostasien begannen, bestand die Königlich Niederländische Ostindien Legion (KNIL) in diesem Gebiet nur aus etwa 85.000 Soldaten, deren Hauptaufgabe es war, die Ordnung in den Kolonien aufrecht zu halten. Mittels schnellstens durchgeführten Rekrutierungen in den Kolonien stockte die KNIL ihre Stärke auf 121.000 Mann auf. Den Hautanteil der Truppe machten einheimische Söldner aus, die sich in den militärischen Einheiten oder bei lokalen Polizeiposten verdingt hatten. Die japanische Eroberung Die niederländischen Soldaten und Offiziere machten nur einen Niederländisch-Ostindiens kleinen Teil der Gesamttruppe aus, die zwar besser als das heimische Heer ausgerüstet war, aber nicht über eine so moderne Ausrüstung wie die Japaner verfügte. Im Gegensatz zur Landarmee war die Königlich Niederländische Marine bei Kriegsausbruch in einem guten Verteidigungszustand. Sie verfügte über drei Leichte Kreuzer, sieben Zerstörer, fünfzehn Unterseeboote und eine große Zahl Minensucher und -leger, die sich mit den anderen Alliierten zur ABDA-Flotte zusammenschlossen. Auch Japanische Invasion Südostasiens die niederländische Marine-Luftwaffe verfügte über viele moderne Kampfflugzeuge, wie beispielsweise die deutsche Dornier Do 24 und die amerikanische Consolidated PBY Catalina, aber die Flugzeuge der Armee-Luftwaffe waren allesamt veraltet und stellten für die modernen schnellen japanischen Flugzeuge keinerlei Gefahr da. [7] . Borneo (Niederländisch-Britisch) Hauptartikel: Japanische Invasion Borneos Die Invasion der Insel Borneo durch die japanischen Streitkräfte fand vom 16. Dezember 1941 bis etwa Mitte März 1942 statt und führte zum Fall der kompletten kolonialen Besitzungen der Niederländer und Briten auf der Insel. Generalmajor Kawaguchi Kiyotakes Einheiten gelang die Einnahme der strategisch wichtigen Flugfelder Singkawang II und Samarinda II, sowie die Besetzung der Ölförderanlagen in Miri, Seria und Lutong. Weitere Erdölvorkommen und Raffinerien auf Tarakan (→ Schlacht um Tarakan) und Balikpapan und der wichtige Ölhafen Bandjermasin fielen ebenfalls in japanische Hände. Sumatra Hauptartikel: Japanische Invasion Sumatras Die Invasion Sumatras fand vom 14. Februar bis zum 28. März 1942 statt und führte zum Fall der kompletten kolonialen Besitzungen der Niederländer auf der Insel. Der Fall Sumatras war zeitlich vor der Invasion Javas geplant, um die starke Westflanke der Alliierten mit Zugriff auf Java auszuschalten. Der japanische Invasionsplan war zweigeteilt und bestand aus der Operation „L“, die die Einnahme von Palembang im Süden den Insel, den umliegenden Ölfeldern und des dort liegenden Flugfeldes P1 vosah, sowie der Operation „T“, die ab dem 28. Februar die Invasion im Nordteil der Insel fortsetzte. Sumatra fiel schließlich am 28. März, als sich die letzten KNIL-Einheiten bei Kutatjane in Nordsumatra ergaben. Riau-Inseln (Kepulauan Riau) In Tanjung Pinang auf der Insel Bintan war zur Verteidigung nur eine kleine KNIL-Garnison unter Major J. H. de Vries stationiert. Zudem standen in Tanjung Uban und auf Pulau Sambu je eine Landsturm-Infanterie-Kompanie. Sie traten alle beim Anrücken der Japaner den Rückzug nach Australien an. Celebes Anfang 1942 standen der KNIL auf Celebes, dem heutigen Sulawesi, Do 24K-1 X-19 der Niederländer. Die Maschine im Norden bei Manado etwa 1.500 Mann zur Verfügung. Darunter war am 25. Dezember 1941 in ein Luftgefecht befanden sich etwa 600 Einheimische. Die Einheiten waren nicht mit japanischen Kampfflugzeugen über den besonders trainiert und schlecht bewaffnet. Mit ihnen sollten die Anambas verwickelt. beiden Flugfelder nahe Manado bewacht und verteidigt werden. Im Raum Makassar befanden sich etwa 1.000 KNIL-Soldaten. Im Südwesten der Insel waren weitere 200 Mann stationiert. Die Einheiten standen alle unter dem Kommando von Colonel M. Vooren, dem bewusst war, dass er kaum eine Chance zur Küstenverteiddigung hatte. Daher entschloss er sich zu einem Guerillakrieg im Landesinneren gegen die japanischen Streitkräfte. Zu diesem Zweck ließ er ein Nachschubdepot in Enrekang anlegen und dort durch Oberstleutnant Jan Gortmans 400 Einheimische zu Guerillakämpfern ausbilden. Zudem existierten etwa 80 Kilometer nordöstlich von Makassar einige befestigte Stellungen bei Tjamba. Gegen Ende Januar, während die Japaner bereits den Norden der Insel einnahmen, wurden alle europäischen Frauen únd Kinder nach Java evakuiert und die KNIL-Familien zogen von Makassar in zwei Camps, Malino und Pakato, in den Bergen östlich der Stadt. 225 Japanische Invasion Südostasiens 226 Nordcelebes (Kema und Manado) Zur Durchführung der Landungen auf Celebes (Operation H) bestieg die 1. Sasebo-Speziallandungstruppe in Davao unter Captain Kunizo Mori sechs Transporter, die am 9. Januar den Hafen verließen und zusammen mit Minensuchern, U-Boot-Jägern, elf Zerstörern und dem leichten Kreuzer Nagara als Flaggschiff, einen Konvoi in Richtung Celebes bildeten. Kommandant war Konteradmiral Kubo Kyūji. Nach einer Luftlandung auf dem Langoan-Flugfeld (Manado II) mittels 334 Fallschirmjägern, die vom Luftstützpunkt in Davao gestartet waren, landete die Invasionseinheit am 11. Januar an den Stränden der Minahassa-Halbinsel bei Kema, südwestlich von Bitung, um 3:00 Uhr und bei Manado um 4:00 Uhr. Am Folgetag landeten weitere 185 Fallschirmjäger zur Verstärkung auf dem Flugfeld. Südcelebes (Kendari und Makassar) Vizeadmiral Ibō Takahashi, dem die Flotte zur Eroberung Niederländisch-Ostindiens unterstellt war. Die 1. Sasebo-Speziallandungstruppe bestieg am 21. Januar in Bangka, nahe Menado, sechs Transporter und lief mit einem Kreuzer, mehreren Zerstörern, Minenlegern und -suchern, sowie einem Frachter nach Kendari, wo sie ohne auf bedeutenden Widerstand zu stoßen, am 24. Januar an Land gingen. Allerdings kam es am selben Tag zu einem Zwischenfall auf See, als der Transporter Myoken Maru vom US-U-Boot Swordfish versenkt wurde und amerikanische Bomber den Zerstörer Hatsuharu beschädigten. → Schlacht in der Straße von Makassar 4. Februar 1942 → Schlacht um Makassar Ambon Der Hafen von Ambon war Ende 1941 mit 19 Küstenbatterien recht gut bewehrt und es existierte bei Laha ein befestigter Flughafen, auf dem einige Hudson-Bomber stationiert waren. Weiterhin gab es eine kleine Flugbootstation. Allerdings meldeten verantwortliche Offiziere bereits vor Beginn des Pazifikkriegs ihre Zweifel an, eine mögliche japanische Einnahme der Insel verhindern zu können, da sie ihre Einheiten völlig unterbewaffnet sahen. Zur besseren Verteidigung der Molukken-Inseln erhielt Brigadier Edward F. Lind zu Kriegsbeginn den Befehl Einheiten nach Timor und Ambon in Marsch zu setzen und so landete am 17. Dezember 1941 die australische Gull-Force mit 1.170 Soldaten unter Oberstleutnant Leonard N. Roach auf Ambon, um die dort stationierten 2.800 KNIL-Soldaten unter Lieutenant-Colonel J. R. L. Kapitz zu unterstützen. Roach wurde nicht zuletzt wegen seiner Kritik an der schwachen Verteidigung schon am 16. Januar 1942 durch Major John R. Scott ersetzt. Die australischen Einheiten litten zu diesem Zeitpunkt auf Grund der schlechten Versorgungs- und Hygienelage schon unter Ruhr und teilweise Malaria. Der erste Luftangriff durch japanische Flieger fand am 6. Januar statt, als sieben Flugboote Ziele auf der Insel angriffen. Weitere Angriffe folgten am 15 und 16. des Monats, bei denen einige Hudson-Bomber zerstört und die Flugbootbasis unbrauchbar wurde. Japanische Flugzeuge des Trägerverbandes unter Konteradmiral Yamaguchi Tamon, mit den Trägern Hiryū und Sōryū, die zur Deckung der Landungen auf Celebes in der Bandasee operierten, griffen am 24. und 25. Januar den Stützpunkt der Alliierten auf Ambon mit 35 Kampfflugzeugen an. Die Angriffe wurden mit kleineren Wellen an den Folgetagen wiederholt. Ende Januar wurden die verbliebenen Hudson-Bomber ausgeflogen, so dass Ambon ohne Luftverteidigung war. Einen Tag später, kurz vor dem Morgengrauen des 29. Januar, meldeten Posten die Sichtung von fünf anlaufenden Kriegsschiffen und siebzehn Transportern, sowie einigen nicht identifizierbaren Schiffen. Umgehend begannen die Verteidiger auf der Insel mit der Zerstörung der wichtigsten Ölvorratslagern, Bombenlagern und Flugzeughangars. Japanische Invasion Südostasiens 227 Die japanische Planung sah eine Invasion der Insel erst für den 6. Februar 1942 vor, doch durch die schnellen und erfolgreichen Eroberungen lagen sie vor ihrem eigentlichen Plan und zogen die Einnahme von Ambon vor. So landeten sie am Morgen des 29. Januar bei Hitu-Iama und auf der Halbinsel Laitimor. Da sich nur kleinere Truppenteile der KNIL bei Hitu-Iama befanden, konnten die Japaner dort ohne große Probleme an Land gehen, die Verteidiger überrennen und über unzerstörte Brücken weiter in das Landesinnere nach Paso vorrücken. In kurzer Zeit verloren die niedeländischen Einheiten den Kontakt zu den Australiern und da sie keine Funkgeräte besaßen, auch untereinander. Damit verloren sie auch den Überblick über die Gesamtsituation auf Ambon. Auf der Laitimor-Halbinsel begannen Kämpfe mit den Australiern, deren heftige Gegenwehr bis zum 2. Februar andauerte. Doch sie wurden immer weiter zur Küste abgedrängt und hatten sich am Morgen des 3. Februar dermaßen verausgabt, dass über eine Kapitulation diskutiert wurde. Nachdem alle Waffen unbrauchbar gemacht worden waren, ergaben sich die Australier den Japanern. Etwa 800 Australier kamen in japanische Kriegsgefangenschaft. Die japanische Hauptlandung unter Generalmajor Itō Takeo fand bei Hutumor statt. Von dort drangen die Japaner auf Fahrrädern und Pferden schnell bis Laha vor. Der Kampf um Laha begann am späten Nachmittag des 31. Januar. Die dort verbliebenen Verteidiger hatten dem starken Maschinengewehr- und Artilleriefeuer kaum etwas entgegenzusetzen und, als am 2. Februar Sturzkampfbomber und die Schiffsartillerie zusätzlich in die Schlacht eingriffen und den Japanern die Einnahme des Flugplatzes gelang, waren die Verteidiger geschlagen und ergaben sich. Die rund 300 überlebenden KNIL-Soldaten wurden zusammen mit den australischen Gefangenen in ein Lager bei Tan Tui, nördlich von Ambon-Stadt verbracht. Dort begingen die Japaner an ihnen das Massaker von Laha.[8] . → Seeschlacht in der Straße von Badung 18. bis 20. Februar Timor Hauptartikel: Schlacht um Timor Eine australische Armeeeinheit mit 1.400 Mann, die Sparrow Force, erreichte am 12. Dezember 1941 Kupang, die Hauptstadt des niederländischen Westteils der Insel. Die Einheit wurde von Lieutenant Colonel William Leggatt kommandiert. Zu der Sparrow Force kamen noch 650 Mann der Königlichen Niederländisch-Indienlegion (Koninklijk Nederlandsch-Indisch Leger KNIL) unter Lt. Col. Nico van Straten inklusive des Timor und Dependenzen Garnisonsbataillon, einer Kompanie des VIII. Infanteriebataillon, einer Reserveinfanteriekompanie, einem Maschinengewehrzug des XIII. Infanteriebataillons und einer Artilleriebatterie. Die Landstreitkräfte wurden durch 12 leichte Bomber vom Typ Lockheed Hudson des No. 2 Squadron der Royal Australian Air Force (RAAF) und einem 189 Mann starken Kontingent der britischen 79th Light Anti-Aircraft Battery der Royal Artillery ergänzt. Die alliierten Truppen waren um das strategisch wichtige Flugfeld von Penfui stationiert. Einige Einheiten waren auch in Klapalima, Usapa Besar, Babau stationiert. Die Versorgungsbasis der Sparrow Force lag weiter östlich in Champlong. Am 26. Januar kam es zu ersten Angriffen durch japanische Flugzeuge auf die alliierten Truppen in Westtimor. In der Nacht vom 19. zum 20. Februar begann das 228. Infanterieregiment der Kaiserlichen Japanischen Armee mit der Landung auf Timor. Die Australier zogen sich mit Verlusten nach Süden in die Berge zurück und etwa 200 niederländische Soldaten zogen unter van Straten nach Südwesten in Richtung Grenze. In derselben Nacht gerieten die alliierten Truppen in Westtimor unter schwere Luftangriffe, die die RAAF zum Rückzug nach Australien zwang. Dem Bombardement folgte die Landung der Hauptmacht des 228. Regimentes im nicht verteidigten Südwesten der Insel am Pahafluss. Australische Guerrilleros in einem Lager im Dschungel von Timor Japanische Invasion Südostasiens 228 Ende Februar kontrollierte Japan den Großteil Westtimors und das Gebiet um Dili im Nordosten. Die Australier begannen nun einen Guerillakrieg aus den Bergen mit den Japanern zu führen, welcher bis in den Dezember 1942 andauerte. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Japaner bereits 12.000 Soldaten auf Timor stationiert. Die letzten Alliierten verließen Timor im Februar 1943. Bali Die Insel Bali, östlich vom eigentlichen Hauptziel Java gelegen, war kein primärer Bestandteil der japanischen Invasionsbemühungen, bis durch starken Monsunregen die Flugfelder im Süden Borneos bei Banjarmasin ausfielen. Kurzfristig entschloss sich die japanische Führung zur Einnahme von Bali, da von dort aus der strategisch wichtige Marinehafen der Niederländer in Surabaja mit Kampfflugzeugen gut erreicht werden konnte. So lief in der Nacht vom 17. auf den 18. Februar 1942 eine für Bali bestimmte japanische Invasionsflotte unter dem Kommando von Konteradmiral Kubo Kyūji von Makassar aus. Auf Bali waren keine regulären Einheiten der KNIL stationiert. Nur ein einheimisches Hilfskorps, das Korps Prajoda, aufgestellt 1938 mit etwa 600 Soldaten und einigen niederländischen Offizieren unter dem Kommando von Oberstleutnant W. P. Roodenburg stand zur Verteidigung der Insel bereit. Ihre wichtigste Aufgabe bestand darin, das Flugfeld bei Denpasar bei Ankunft der Japaner zu halten und wenn dies unmöglich würde, es auch zu zerstören. Kampfflugzeuge standen den Niederländern allerdings zu diesem Zeitpunkt keine zur Verfügung. In der Nacht des 19. Februar gingen die zwei Transporter Sagami Maru und Sasako Maru bei Senoer vor Anker. Etwas weiter auf See lagen die vier Zerstörer Arashio, Asashio, Oshio und Michishio der 8. Zerstörer-Division zur Konvoi-Deckung und der Leichte Kreuzer Nagara mit weiteren drei Zerstörern, Hatsushimo, Nenohi und Wakaba als Abfangflotte. Kurz darauf gingen japanische Soldaten in die Landungsboote und landeten an den Stränden. Hierbei handelte es sich um das fast komplette 3. Infanteriebataillon (eine Kompanie fehlte) der 48. Japanischen Infanteriedivision unter dem Oberbefehl von Major Kanemura Matabei. Dieses konnte im Schutze der Dunkelheit schnell bis Denpasar vordringen und das Flugfeld gegen 10:30 Uhr am Morgen unzerstört einnehmen. Die niederländischen Pioniere missdeuteten den Befehls Roodenburgs, die Zerstörungsaktion nicht zu verschieben, als Aufschiebung und hatten die Sprengungen nicht ausgelöst. Schon am nächsten Tag landeten die ersten japanischen Kampfflugzeuge der Tainan Air Group auf dem Flugfeld. Nach der erfolgten Landung traf die ablaufende japanische Flotte auf die eintreffenden Einheiten der ABDA-Flotte und die Seeschlacht in der Straße von Badung entbrannte. Sie verlief für die japanische Marine erfolgreich. Java Hauptartikel: Japanische Invasion Javas Nach der Schlacht in der Javasee, die für die alliierte ABDA-Flotte mit einem Desaster endete, begannen die Japaner die Landungen auf Java am 1. März 1942 im Osten und Westen der Insel. Ihnen standen auf der Insel etwa 25.000 Soldaten der KNIL, ca. 6.000 Soldaten der britischen Armee und eine geringe Anzahl australischer und amerikanischer Einheiten gegenüber. Nach teilweise schweren Kämpfen fielen die Städte Tjilatjap und Bandung am 7. März an die Japaner. Die Niederländer kapitulierten daraufhin am Folgetag und die anderen beteiligten Nationen am 9. März. Java war endgültig ab dem 28. März vollständig von den Japanern besetzt. Die Japaner feiern ihre Landung bei Merak, Westjava Mit dem Fall Javas verloren die Niederländer ihre kolonialen Besitzungen in Südostasien. Die Japaner hatten nun nicht nur die sogenannte malaiische Barriere durchbrochen, sondern auch den Zugang zum Indischen Ozean und nach Australien geöffnet. Auch die reichen Bodenschätze, allen voran die Erdöl- und Kautschukvorkommen, konnten nun für die militärische Produktion ausgebeutet werden. Japanische Invasion Südostasiens Operationen in der Bandasee und Invasion der Molukken Das japanische Oberkommando startete die Operation T am 29. Juli 1942 unter dem Befehl von Konteradmiral Hatakeyama Koichiro. Die auslaufende Flotte teilte sich in drei Angriffseinheiten auf um die Ziele auf den Molukken anzulaufen. Die erste Flotte lief von Babo auf Neuguinea nach Aru, die zweite Flotte von Misool zu den Kai-Inseln und die dritte Flotte von Ambon nach Babar und Tanimbar. • Ceram, wurde schon im Vorfeld der „Operation T“ am 31. März 1942 besetzt - Die Landung erfolgte am Strand von Boela - Die KNIL-Verteidiger (100 Mann) zerstörten die Ölfelder und verließen Ceram schon Ende Januar. • Kai, 30. Juli 1942 - Toeal - Eine kleine KNIL-Truppe (Operation Plover) wurde im Juli auf Kai stationiert, um einheimische Aufstände nieder zu halten. Kommandant der 27 Mann umfassenden Einheit war Leutenant F. Hieronymus. Eine erste japanische Landungswelle konnte zurückgeschlagen werden. Nachdem japanische Verstärkung eintraf wurde Kai durch die Landungstruppen überrannt. • Aru, 30. Juli 1942 - Die KNIL-Truppe, die im Juli im Rahmen der Operation Plover auf Aru in Dodo stationiert wurde, umfasste 41 Mann. Sie leisteten den Japanern keinen Widerstand. • Tanimbar, 30. Juli 1942 - Landung in der Bucht von Saumlaki - Die KNIL-Truppe (Operation Plover) war im Juli auf Tanimbar stationiert worden. Ihre Stärke betrug 13 Mann unter Sergeant Julius Tahija. Die erste japanische Landung konnte durch die KNIL, die nur mit zwei leichten Maschinengewehren ausgerüstet war, abgewehrt werden. Ein Entsatz durch australische Einheiten scheiterte am 31. Juli (Plover Force - 30 Mann) durch deren Beschuss von See aus. Kurz darauf beschossen die japanischen Schiffe auch die KNIL-Einheit, die sich daraufhin auf ein Segelschiff begab und sich in Richtung Australien absetzte. • Babar, 30. Juli 1942 - keine KNIL Einheiten auf der Insel. • Banda, 23. Februar 1942 - Bombardierung durch die Japaner und Evakuierung der niederländischen Verwaltung, 8. Mai 1942 - Landung der Japaner Neuguinea (Niederländisch-Australisch) Operation „SR“ (ab 1. März) Australisch-Neuguinea Die 4. Flotte unter Vizeadmiral Inoue Shigeyoshi lief von Rabaul aus nach Neuguinea um am 5. März ein Bataillon der Südsee-Truppen bei Salamaua anzulanden. Eine Landungstruppe der Marine ging am 8. März bei Lae im Huongolf an Land, eine weitere am 10. März bei Finschhafen. Die Deckung übernahm das 6. Kreuzer-Geschwader mit den Kreuzern Aoba, Furutaka, Kako und Kinugasa sowie das 18. Kreuzer-Geschwader mit den Leichten Kreuzern Tenryū und Tatsuta. Die Tenryū erkundete am 8. März zusätzlich die Lage bei Buka, nördlich von Bougainville. Die direkte Sicherung und Versorgung der Landungstruppen übernahm die 6. Zerstörerflottille mit dem Kreuzer Yūbari und den Zerstörern Asanagi, Mochizuki, Mutsuki, Oite, Yayoi und Yūnagi, sowie die 24. Marineflieger-Gruppe mit dem Behelfs-Seeflugzeugtender Kiyokawa Maru. Ein amerikanischer Konvoi mit der Kennung ZK.7 transportierte vom 7. bis zum 10. März die Americal Division von Melbourne nach Noumea. Er wurde durch die Kreuzer USS Honolulu und USS New Orleans sowie den Zerstörer USS Mugford gesichert. Die Task Force 11 unter Vizeadmiral Wilson Brown mit dem Flugzeugträger USS Lexington und den Kreuzern USS Indianapolis, USS Minneapolis, USS Pensacola und USS San Francisco, sowie den Zerstörern USS Aylwin, USS Bagley, USS Clark, USS Dale, USS Dewey, USS Drayton, USS Hull, USS MacDonough, USS Patterson und USS Phelps bildete ab dem 6. März zusammen mit der Task Force 17 unter Konteradmiral Fletcher mit dem Träger USS Yorktown und den Zerstörern USS Russell und USS Walke eine Angriffsgruppe um aus den südlichen Gewässern Neuguineas die Landungsstrände der Japaner anzugreifen. 229 Japanische Invasion Südostasiens Beide Flugzeugträger starteten am 10. März insgesamt 104 Maschinen, die nach ihrem Flug über das Owen-Stanley-Gebirge die japanischen Landungsräume angriffen. Dabei versenkten sie den Hilfskreuzer Kongo Maru und den Transporter Yokohama Maru. Der Kreuzer Yubari, die Zerstörer Asanagi und Yunagi, der Minenleger Tsugaru, sowie zwei weitere Hilfsschiffe und ein Transporter wurden bei den Angriffen beschädigt. Der Transporter Tenyu Maru wurde nach schweren Treffern von den Japanern auf Grund gesetzt und aufgegeben. Ein australisch-neuseeländischer Verband (ANZAC) unterstützt von US-Schiffen operierte unter Konteradmiral John Gregory Crace mit den Kreuzern HMAS Australia, USS Chicago und den Zerstörern USS Lamson und USS Perkins mit den von der Task Force 17 abgeordneten Kreuzern USS Astoria und USS Louisville und Zerstörern USS Anderson, USS Hammann, USS Hughes und USS Sims südöstlich von Neuguinea. Der australische Hilfskreuzer HMAS Westralia transportierte zwischen dem 16. und 18 März ein Bataillon der Americal-Division von Noumea nach Éfaté in den Neuen Hebriden. Als Geleit dienen die neuseeländischen Kreuzer HMNZS Achilles und HMNZS Leander.[9] Mit der Operation MO versuchte die japanische Führung ab dem 3. Mai 1942 den Vorstoß auf Port Moresby. Die Einnahme der Stadt, geplant durch Admiral Yamamoto Isoroku, musste aber in Folge der Schlacht im Korallenmeer abgebrochen werden. Niederländisch-Neuguinea Laut der Marine-Direktive 62 des japanischen Hauptquartiers vom 5. März 1942 wurden die Truppen nach der erfolgten Einnahme von Java nach Neuguinea beordert, um die dortigen verbliebenen KNIL-Einheiten aufzureiben. Es sollten strategisch wichtige Orte erobert werden, die hinsichtlich möglicher feindlicher Luftbasen, Anlegepunkte und Standorte von Ölfeldern vorher ausgesucht worden waren. Zudem war es wichtig eine gute Kommunikationsund Versorgungslinie mit dem australisch verwalteten Teil der Insel herzustellen. Die vorgesehenen Landungsorte waren Babo, Fak-fak, Hollandia, Manokwari, Moemi, Nabire, Sarmi, Serui und Sorong. Die Hauptmacht sollte im Raum bei Fak-fak und Manokwari an Land gehen. Als vorgelagerter Stützpunkt war Boela auf Ceram ausgesucht worden, da dort zusätzlich ein Ölfeld eingenommen werden konnte. Konteradmiral Fujita Ruitaro begann ab dem 15. März die Invasionsflotte auf Ambon zusammenzustellen, die am 31. März Ceram erreichte. • Fak-fak: Die kleine KNIL-Garnison ergab sich kampflos am 1. April den Japanern. • Babo: Die ca. 200 Mann der KNIL waren mit dem Bau einer zweiten Startbahn auf dem Flugfeld beschäftigt. Dort waren drei Hudson Bomber stationiert, die als Jagdmaschinen gegen japanische Luftangriffe eingesetzt werden sollten. Nach der japanischen Landung am 1. April versuchten die Niederländer, nach Australien zu flüchten. • Sorong: Stationierungsort der niederländischen Marine-Luftfahrtgruppe GVT-2 mit drei Dornier Do-24K (X-11, X-12, X-25) unter Lieutenant W. J. Reynierse. Die japanische Landung erfolgte am 4. April. Die Niederländer kapitulierten nach kurzem Schusswechsel. • Manokwari: Hier hatte die KNIL ca. 125 Mann unter Captain J. B. H. Willemsz Geeroms stationiert. Die japanischen Landungseinheiten gingen am 12. April in der Bucht von Dore an Land. Der KNIL Widerstand war schnell gebrochen. Die KNIL-Truppen (noch 60 Mann und 17 Einheimische) zogen sich in den Dschungel zurück, wo sie vorsorglich Vorratslager angelegt hatten und führten einen Guerillakampf, bis die Japaner am 18. April 1944 das letzte Lager mit noch 35 verbliebenen KNIL-Soldaten überrannten. Nur wenige konnten entkommen. Captain Geeroms fiel in die Hände der Japaner. Sergeant Mauretz Christiaan Kokkelink übernahm das Kommando. Unter ihm gelang im Oktober des selben Jahres eine Kontaktaufnahme mit alliierten Truppen bei Sansapor, die die verbliebenen 17 Soldaten und einen Einheimischen nach Australien evakuierten. • Moemi: KNIL-Einheiten waren hier nicht stationiert. Die vor dem Krieg von Japanern betriebenen Plantagen waren das Ziel der Landungstruppen am 15. April. • Serui: Der Ort auf der Insel Yapen wurde kampflos am 16. April von den Japanern eingenommen. Die Insel Biak nahm die 36. Infanteriedivision am 25. April ein, um dort ein Flugfeld anzulegen. 230 Japanische Invasion Südostasiens 231 • Nabire: Ein kleiner KNIL-Außenposten, der am 17. April von den Japanern überrannt wurde. Die wenigen dort stationierten KNIL-Soldaten konnten so gut wie keinen Widerstand leisten und die ehemals unter japanischer Konzession stehenden Forstwirtschaftsbetriebe wurden besetzt. • Sarmi: Nach kurzen Scharmützeln mit den dortigen KNIL-Einheiten besetzten die Japaner am 19. April die Stadt und stationierten dort 68 Soldaten. • Hollandia: Am 19. April nahmen die Japaner die Stadt nach kurzem Kampf mit der KNIL ein und stationierten dort einige Soldaten. Am 21. April vereinigten sich die Hauptkräfte der japanischen Landungseinheiten wieder in Manokwari. Nachdem die KNIL faktisch keinerlei Widerstand mehr leisten konnte und die Japaner nach eigenen Angaben keine Opfer zu beklagen hatten, setzten sie die Landungseinheiten wieder nach Ambon über. Neubritannien Der Naturhafen der Stadt Rabaul im Nordosten Neubritanniens war von den Japanern als Basis für ihre weiteren Operationen in Richtung Neuguinea, dort speziell Port Moresby, der Salomonen und Australien auserkoren worden. Zusätzlich musste Rabaul vor einem weiteren alliierten Ausbau geschützt werden, da der wichtige strategische Stützpunkt Truk in der Reichweite alliierter Bomber lag, die von Rabaul starten könnten. Daher sollte Rabaul ursprünglich schon zu Beginn der Kampfhandlungen in Südostasien erobert werden[10] . Gasmata im Süden der Insel wurde von den Japanern am 9. Februar eingenommen. Das dort von einem australischen Plantagenbesitzer angelegte Flugfeld wurde von ihnen ausgebaut und mit neun leichten Flugabwehrkanonen ausgestattet. Die Japaner benannten das Flugfeld „Surmi“. Es diente vor allem während der Schlacht in der Bismarcksee als wichtiger Stützpunkt[11] . Rabaul Hauptartikel: Schlacht um Rabaul (1942) Rabaul war nur von einer kleinen australischen Einheit, der „Lark Force“ unter dem Kommando von Oberst John Scanlan, mit rund 1.400 Soldaten besetzt. Dazu kamen die Besatzungen und Wartungseinheiten der dort stationierten zehn Wirraway Kampfflugzeuge der Royal Australian Air Force. Zur Verteidigung standen zwei auf See ausgerichtete Kanonen, sowie drei Flugabwehrkanonen zur Verfügung[10] . Trotz dieser sehr geringen Verteidigungsstärke von Rabaul zogen die Japaner eine gewaltige Streitmacht zusammen. Als Sicherung der „Operation R“ boten sie vier Flugzeugträger zwei Schlachtschiffe, sowie einen Kreuzer und acht Zerstörer auf. Die Landungen wurden am Abend des 22. Januar durchgeführt und Rabaul war am nächsten Tag in der Hand der Japaner. Für die Japaner war Rabaul in der Folge der wichtigste Außenposten in Südostasien. Sie setzten schnellstmöglich die Flugfelder wieder in Stand und bauten die Stadt zur Festung mit einer gigantischen, teils unterirdisch angelegten Nachschubbasis aus, die zeitweise mit bis zu 200.000 Soldaten besetzt war. Generalmajor Horii Tomitarō, Oberbefehlshaber der Landungstruppen in Rabaul Japanische Invasion Südostasiens Neuirland Am selben Tag, dem 23. Januar 1942, als die japanische Marine Rabaul auf Neubritannien einnahm, landeten japanische Einheiten auch nördlich von Kavieng auf Neuirland[12] . Die kleine australische Garnison, bestehend aus 250 Soldaten unter dem Kommando von Major J. Edmonds-Wilson, konnte keinen nennenswerten Widerstand leisten. Zudem befanden sich auch einige von ihnen auf Außenposten, die bis nach Tulagi auf den Salomonen verteilt waren. Alle europäischen Frauen und Kinder waren schon vor Weihnachten 1941 nach Australien ausgeflogen worden. Die ersten Angriffe durch 60 japanische Kampfflugzeuge und Bomber, die von vier Flugzeugträgern der von Hawaii zurückkehrenden Kido Butai gestartet worden waren, erfolgten am 21. Januar gegen Kavieng. Sie trafen vor allem den Hafen und den kürzlich erbauten Flughafen. Kurz nach den Angriffen wurde der Entschluss zur Evakuierung der Stadt gefasst und sofort in die Tat umgesetzt. Die Japaner nahmen Kavieng noch am gleichen Tag der Landung ein. Der Flughafen, der von einer kleinen Gruppe Soldaten verteidigt wurde, war am frühen Morgen des 24. Januar in japanischer Hand. Innerhalb einer Woche setzten die Japaner die durch Bombeneinschläge beschädigte Landebahn wieder in Stand und nutzten das Flugfeld im weiteren Kriegsverlauf zu Attacken auf die Salomonen[13] . Manus Manus wurde im November 1941 von einem Platoon der First Independent Company der Australian Imperial Force besetzt. Sie bezogen Quartier in Lorengau, wo sie begannen das dort gelegene kleine Flugfeld auszubauen. Dazu heuerten sie Hunderte der einheimischen Bevölkerung an. Nach einigen Wochen war das Flugfeld fertiggestellt, aber es landeten dort keine alliierten Kampfflugzeuge während der mittlerweile im ostasiatischen Raum ausgebrochenen Kriegshandlungen. Der erste und einzige japanische Luftangriff wurde am 25. Januar 1941 von drei einmotorigen Flugbooten ausgeführt, die in Baumhöhe angriffen. Das Hauptziel war der Antennenmast der kleinen am Flugfeld gelegenen Radiostation[14] . Am 8. April liefen der japanische Leichte Kreuzer Tatsuta, der Zerstörer Mutsuki und der Truppentransporter Mishima Maru im Hafen von Lorengau ein. Japanische Truppen besetzten innerhalb kürzester Zeit die Stadt, ohne auf Gegenwehr zu stoßen. Die Australier hatten sich mit wenigen Ausrüstungs- und Nahrungsmitteln in den nahen Dschungel zurückgezogen, um auf versprochene Evakuierungsschiffe zu warten. Diese trafen jedoch nie ein. Nach einigen Wochen hatten sich die Australier bis in den Süden der Insel durchgekämpft. Dort lagen eine Barkasse und eine Ketsch versteckt vor Anker, mit denen ihnen die Flucht nach Bogadjim (Stephansort) in der Astrolabe Bucht, südlich von Madang gelang. Am 16. Mai erreichten sie das Mount Hagen Camp, wo sie auf weitere Flüchtlinge aus Manus trafen. Von dort wurden sie vom Flugfeld Wau ausgeflogen. Weihnachtsinsel Hauptartikel: Eroberung der Weihnachtsinsel Die britische Garnison auf der Weihnachtsinsel bestand nur aus einer Handvoll indischer Soldaten; zusammen mit der örtlichen Polizei waren ca. 100 Mann verfügbar. An schweren Waffen war lediglich ein veraltetes 15-cm-Geschütz vorhanden. Nachdem am 7. März ein japanischer Kampfverband die Insel beschossen hatte, wurde beschlossen, dass die Verteidigung der Insel bei einem Angriff aussichtslos sei und daher kein Widerstand geleistet werden sollte. Die Soldaten gingen daraufhin geschlossen in Kriegsgefangenschaft. Nach der Begutachtung der Insel wurde diese von den Japanern als ungeeignet zur Errichtung eines größeren Aufklärungsstützpunktes befunden und bis auf eine kleine Garnison geräumt. 232 Japanische Invasion Südostasiens Kriegsgefangene Während der Feldzüge auf den Inseln Südostasiens fielen den japanischen Streitkräften eine hohe Zahl an alliierte Soldaten in die Hände. Diese wurden in vielen Fällen zunächst in deren jeweile Quartiere verbracht und diese oftmals zu primitiven Gefangenencamps umfunktioniert. Teilweise errichteten die Japaner auch eigene große Camps, um Gefangene aus verschiedenen Lagern zusammen zu führen. Die Konditionen in den Camps waren zu Beginn meist relativ gut, verschlechterten sich im Verlauf der Zeit aber zusehends. Vor allem ließen die hygienischen Zustände und die Ernährung zu wünschen übrig, so dass sich Krankheiten wie Ruhr und Malaria schnell verbreiteten. Auch die Drangsalien der meist aus Korea rekrutierten Bewacher trugen nicht unerheblich dazu bei. Borneo Sandakan-Ranau Todesmarsch[15] : In Sandakan (Nordborneo) befand sich seit 1942 ein Kriegsgefangenenlager, in dem rund 2.700 alliierte Gefangene, meist Australier und Briten, zusammen mit einer großen Zahl an Einheimischen am Ausbau eines Flugfeldes für die japanischen Besatzer arbeiteten. Die Lebensbedingungen im Camp verschlechterten sich während des weiteren Kriegsverlaufs und Anfang 1945 beschlossen die Japaner, 455 der gesündesten Gefangenen nach Jesselton zu verlegen. In Folge der zunehmenden alliierten Luftangriffe endete der Marsch dann aber in Ranau. Ende Mai und Mitte Juni des Jahres wurden weitere Gefangene nach Ranau verlegt. Von den in Sandakan verbliebenen Gefangenen verstarben bis Kriegsende 1.400 sowie 3.600 Einheimische. Auf den Märschen und anschließend im Lager von Ranau verstarben alle Gefangenen. Nur sechs Australier, denen die Flucht aus Sandakan gelungen war, überlebten mit Hilfe der einheimischen Bevölkerung. Sumatra Die Niederländer hatten ihre Pläne zum Bau einer Eisenbahnlinie zwischen Pakan-Baroe und Moecura zum Transport von Öl und Kohle vor Kriegsausbruch aufgegeben.[16] Der Weg durch unwegsamen Regenwald und Sümpfe sowie der Bau von Brücken über Flüsse, die während der Monsunzeit zu reißenden Gewässern wurden, erschien ihnen zu schwierig und gefährlich. Ab Mai 1943 führten die Japaner die alten Pläne zuerst mittels 120.000 Sklaven (Romushas) aus Java und Einheimischen, dann ab Mai 1944 auch durch mehr als 5.000 Kriegsgefangene aus. Sie setzten sich aus niederländischen (ca. 4.000), britischen (fast 1.000), amerikanischen, australischen und neuseeländischen Soldaten zusammen. Bewacht wurden die Arbeiter durch koreanische Aufseher. Die Fertigstellung der Bahnlinie gelang am 15. August 1945, dem Tag der japanischen Kapitulation. Die Kunde von der Kapitulation drang aber erst am 31. August bis in den Regenwald von Sumatra durch. Das letzte Camp wurde am 25. November geräumt. Es verstarben während der Arbeiten ca. 2.500 Briten und Niederländer sowie rund 80.000 Einheimische. Folgen Diktatorische Herrschaft der Japaner - in Indonesien wird Sukarno politisch geduldet, da er sich zur Zusammenarbeit mit den Japanern bekannt hat. Es begann eine Plünderung der Bodenschätze, vor allem Öl. Dazu wurden vor allem einheimische Zwangsarbeiter eingesetzt. Ab September 1943 wurden einheimische Milizen auf Sumatra, Java und Bali aufgebaut und am 3. Oktober die PETA (indonesisch: Pembela Tanah Air - Verteidiger des Heimatlandes) gegründet. Ab Oktober 1944 führten die Japaner eine eingeschränkte Selbstverwaltung ein und nach Vorgesprächen in den ersten Monaten des Jahres 1945 wurde im Juli angekündigt, in Kürze Indonesien den Indonesiern zu übergeben. Durch die japanische Kapitulation kam Indonesien nach Beschluss der Potsdamer Konferenz aber unter die Verwaltung der Briten (SEAC - South East Asia Command), ebenso wie Indochina, Thailand und Malaisia. Die Australier verwalteten den Osten Indonesiens und Kalimantan. In der Folge begannen die Indonesier ihren Kampf für die eigene Unabhängigkeit. 233 Japanische Invasion Südostasiens Siehe auch • Pazifikkrieg/Chronologischer Kriegsverlauf • Kriegsverbrecherprozesse in Niederländisch-Indien • Kriegsverbrecherprozesse in Singapur Literatur • Tom Womack, Dutch Naval Air Force Against Japan: The Defense of the Netherlands East Indies, 1941-1942, McFarland & Company, 2006, ISBN 078642365X • Ong Chit Chung, Operation Matador: World War II: Britain's Attempt to Foil the Japanese Invasion of Malaya and Singapore, Times Academic Press, Singapore, 2003, ISBN 9812102663 • William H. Bartsch, December 8, 1941: MacArthur's Pearl Harbor, Texas A&M University Press, 2003, ISBN 1585442461 • Nicholas Tarling, A Sudden Rampage: The Japanese Occupation of South East Asia, C. Hurst & Co, 2001, ISBN 1850655847 • Masanobu Tsuji, Japan's Greatest Victory/Britain's Worst Defeat, Sarpedon Publishers, 1997, ISBN 188511933X • J. Kennedy, British Civilians and the Japanese War in Malaya and Singapore, 1941-45, Palgrave Macmillan, 1987, ISBN 0333416031 • Robert H Firth, A matter of time: Why the Philippines fell, the Japanese invasion 1941-42, Eigenverlag, 1984, ISBN 0960506004 Weblinks • Flash-Animation der japanischen Feldzüge in Südostasien [17] Malaisia und Singapur • The war in Malaya, by Lt. General A. E. Percival, Extract from his official report to the government 1946 [18] (englisch) • Fall of Malaya and Singapore [19] (englisch) • Südostasien unter japanischer Besetzung [20] (englisch) Niederländisch-Ostindien • • • • • The Netherlands East Indies 1941-1942 [21] (englisch) East Indies [22] (englisch) Loss of the Netherlands East Indies [23] (englisch) The Netherlands East Indies and the Pacific War [24] (englisch) Indonesien unter japanischer Besetzung [25] (englisch) Miri, Sarawak, Borneo • World War II in Miri, Sarawak, Borneo [26] (englisch) Riau-Inseln • The capture of Riouw Archipelago [27] (englisch) Celebes • The Fall of Menado, January 1942 [28] (englisch) • The Fall of Kendari, January 1942 [29] (englisch) • The capture of Makassar, February 1942 [30] (englisch) Ambon • The Japanese Invasion of Ambon Island, January 1942 [31] (englisch) 234 Japanische Invasion Südostasiens • Fall of Ambon - Australian governement [32] (englisch) • GULL FORCE 2/21st.Battalion Association [33] (englisch) Bali • Fire in the Night: The loss of Bali and Timor [34] (englisch) Bandasee-Operationen • Beschreibung für ein Kartenmaterial in der National Libary of Australia [35] (englisch) Neuguinea • The Fall of Dutch New Guinea, April 1942 [36] (englisch) • The capture of Manokwari, April 1942 [37] (englisch) Japanische Kriegsverbrechen • Pakan Baroe Death Railway [38] (englisch) • Gefangenenlager in Niederländisch-Ostindien [39] (englisch) • Japanse krijgsgevangenkampen [40] (niederländisch) Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Eigennamen der Person gesetzt. Dies ist die übliche Reihenfolge im Japanischen. Matsuoka ist hier somit der Familienname, Yōsuke ist der Eigenname. Referenzen [1] Diskussions with Japan 1941 and Pearl Harbor unter: http:/ / www. mtholyoke. edu/ acad/ intrel/ WorldWar2/ pearl. htm [2] 2001 History Conference - Remembering 1941 - Strategy and Command in Australia's Campaigns of 1941 von Professor David Horner unter: http:/ / www. awm. gov. au/ events/ conference/ 2001/ horner. htm [3] Memorandum [91] Regarding a Conversation Between the Secretary of State, the Japanese Ambassador (Nomura), and Mr. Kurusu unter: http:/ / www. ibiblio. org/ pha/ timeline/ 411201apw. html [4] Chronology of the Dutch East Indies, December 1941 unter: http:/ / www. reocities. com/ dutcheastindies/ december1. html [5] http:/ / www. ibiblio. org/ hyperwar/ AAF/ I/ AAF-I-10. html'' Seite 376 [6] Für das Datum gilt es die Datumsgrenze zu beachten. Während in Pearl Harbor noch der 7. Dezember war, befand man sich in Kota Bahru schon am 8. Dezember. Im Text gilt Weltzeit [7] Australian War Memorial - Australia and the Dutch in the Pacific War unter: http:/ / www. awm. gov. au/ alliesinadversity/ japanese/ index. asp [8] Peter Stanley, 2002, „Remembering 1942: The defence of the 'Malay barrier': Rabaul and Ambon, January 1942“ (http:/ / www. awm. gov. au/ atwar/ remembering1942/ ambon/ transcript. htm). Access date: October 21, 2007. [9] Seekrieg März 1942 unter: http:/ / www. wlb-stuttgart. de/ seekrieg/ 42-03. htm [10] Australia-Japan Research Project - Offensive against Rabaul and key surrounding areas unter: ajrp.awm.gov.au (http:/ / ajrp. awm. gov. au/ ajrp/ ajrp2. nsf/ 017f5db0d9c8cf61ca256d9500143041/ feaf1a17b66469a8ca25705700216fe1?OpenDocument) [11] Gasmata Airfield (Surumi, Tsurumi) unter: (http:/ / www. pacificwrecks. com/ airfields/ png/ gasmata/ index. html) [12] The Japanese Invasion of New Ireland 1942 unter: http:/ / www. jje. info/ lostlives/ exhib/ potp/ japaneseinvasion. html [13] Kavieng Flugfeld unter: http:/ / www. pacificwrecks. com/ airfields/ png/ kavieng/ index. html [14] Manus Island, experience of No. 4 Section, 'B' Platoon, First Independent Company, Australian Imperial Force unter: http:/ / www. reocities. com/ dutcheastindies/ manus. html [15] (http:/ / www. sandakan-deathmarch. com/ index. htm)Sandakan Death March [16] (http:/ / pakanbaroe. webs. com/ ) Pakan Baroe Death Railway [17] http:/ / www. historyanimated. com/ DutchEastIndies. swf [18] http:/ / www. fepow-community. org. uk/ arthur_lane/ Percivals_Report/ index. htm [19] http:/ / www. britain-at-war. org. uk/ WW2/ Malaya_and_Singapore/ index. htm [20] http:/ / www. cofepow. org. uk/ pages/ asia. html [21] http:/ / www. reocities. com/ dutcheastindies [22] http:/ / www. ibiblio. org/ hyperwar/ USA/ USA-C-EIndies/ index. html [23] http:/ / www. ibiblio. org/ hyperwar/ AAF/ I/ AAF-I-10. html [24] http:/ / www. awm. gov. au/ alliesinadversity/ essay/ index. asp [25] http:/ / countrystudies. us/ indonesia/ 15. htm [26] http:/ / www. authorsden. com/ categories/ article_top. asp?catid=17& id=19648 [27] http:/ / www. reocities. com/ dutcheastindies/ riouw. html 235 Japanische Invasion Südostasiens [28] http:/ / www. reocities. com/ dutcheastindies/ menado. html [29] http:/ / www. reocities. com/ dutcheastindies/ kendari. html [30] http:/ / www. reocities. com/ dutcheastindies/ makassar. html [31] http:/ / www. reocities. com/ dutcheastindies/ ambon. html [32] http:/ / www. ww2australia. gov. au/ japadvance/ ambon. html [33] http:/ / gullforce. org. au/ Battalion_History. html [34] http:/ / www. netherlandsnavy. nl/ battle_balitimor. html [35] http:/ / catalogue. nla. gov. au/ Record/ 4363138?lookfor=author:%22Japan. %20Rikugun. %20Sanbo%CC%84%20Honbu%22& offset=1& max=48 [36] http:/ / www. reocities. com/ dutcheastindies/ new_guinea. html [37] http:/ / www. reocities. com/ dutcheastindies/ manokwari. html [38] http:/ / pakanbaroe. webs. com/ [39] http:/ / www. mansell. com/ pow_resources/ camplists/ list_2. html#anchor383395 [40] http:/ / www. japansekrijgsgevangenkampen. nl/ 236 Schlacht im Korallenmeer 237 Schlacht im Korallenmeer Schlacht im Korallenmeer Teil von: Zweiter Weltkrieg, Pazifikkrieg Karte der Schlacht Datum 7. und 8. Mai 1942 Ort Korallenmeer Ausgang Unentschieden Konfliktparteien Japanisches Kaiserreich USA, Australien Befehlshaber Frank Jack Fletcher Takeo Takagi Tadaichi Hara Truppenstärke 2 Flugzeugträger 3 Kreuzer 3 Flugzeugträger 4 Kreuzer Verluste 1 Flugzeugträger 1 Zerstörer 1 Tanker ca. 540 Tote 1 Flugzeugträger 1 Zerstörer ca. 3.500 Tote Überblick - Pazifikkrieg Die Schlacht im Korallenmeer fand während des Pazifikkriegs im Zweiten Weltkrieg am 7. und 8. Mai 1942 südwestlich der Salomonen und östlich von Neuguinea statt. Sie war die erste einer Reihe von sogenannten Trägerschlachten, bei denen sich japanische und alliierte See-Einheiten gegenüberstanden, die entscheidenden Kampfhandlungen jedoch ausschließlich mit Flugzeugen ausgetragen wurden. In der Seeschlacht spielten erstmals in der Militärgeschichte Flugzeugträger eine Schlüsselrolle. USS Yorktown (CV-5) Schlacht im Korallenmeer Hintergrund Seit Beginn der pazifischen Auseinandersetzungen mit den USA und deren Verbündeten Großbritannien, den Niederlanden, Australien und Neuseeland verlief der Vorstoß der Japaner in den südostasiatischen Raum fast ungehindert. Die ABDA-Flotte wurde Ende Februar 1942 besiegt, und die Eroberung von Rabaul brachte einen wichtigen vorgeschobenen Stützpunkt zur weiteren Expansion Richtung Osten ein. Nach der Einnahme der Philippinen und dem Fall der letzten dort befindlichen amerikanischen Bastion auf USS Lexington (CV-2) Corregidor kontrollierte Japan ganz Südostasien. Zwar gelang es den Amerikanern, mit der Durchführung des Doolittle Raid dem Gegner einen Nadelstich zu versetzen, aber mehr als einen Propagandasieg verzeichneten sie nicht. Die Kampfkraft der japanischen Streitkräfte blieb ungebrochen. Zum Ausbau ihrer Luftüberlegenheit plante die japanische Armee, einen Luftstützpunkt in Port Moresby an der Südostküste Neu-Guineas zu errichten. Dieser Vorposten hätte es ihnen erlaubt, Australien zu bedrohen und weiter in den Südostpazifik vorzudringen (Operation MO). Zu diesem Zweck wurde eine Landungstruppe entsandt, bestehend aus einer kleineren Flotte, die die in den südlichen Salomonen gelegene Insel Tulagi angreifen sollte. Der Hauptschlag jedoch zielte auf Port Moresby ab, wohin eine größere Flotte aufbrach. Die japanischen Seestreitkräfte wurden einerseits von Rabaul aus mit Flugzeugen unterstützt, die von Norden her in das Korallenmeer flogen, sowie andererseits von den großen Flugzeugträgern Shokaku und Zuikaku. Diese wiederum begleitete eine Flotte aus Zerstörern und Kreuzern. Schlachtauftakt Die US-Marine gelangte durch Geheimdienstaufklärung an die japanischen Invasionspläne. Im Aufmarschgebiet bei Rabaul wurden drei Flugzeugträger, zwei bis drei Schlachtschiffe, drei Schwere Kreuzer und zwei Leichte Kreuzer, 16 Zerstörer, ein U-Boot-Tender, sechs U-Boote und etliche kleinere Einheiten ausgemacht. Eine großangelegte Operation der Japaner zeichnete sich ab. Nach den amerikanischen Luftangriffen auf die japanischen Stützpunkte auf Lae und Salamaua am 10. März 1942 blieb die daran beteiligte Task Force FOX, bestehend aus dem Flugzeugträger USS Yorktown sowie drei Schweren Kreuzern und sechs Zerstörern, im Operationsgebiet des Korallenmeers, während die Task Force BAKER mit dem Träger USS Lexington nach Pearl Harbor zurücklief. Am 16. April erhielt sie vom Oberkommando den Befehl, in Richtung Weihnachtsinseln auszulaufen. Während der Fahrt dorthin wurde der Einsatzbefehl aber revidiert und ein Kurs zum Korallenmeer befohlen. Am 1. Mai trafen die beiden Einsatzgruppen zusammen, und Konteradmiral Frank Jack Fletcher, Befehlshaber der Task Force FOX, übernahm das Kommando. Die Einsatzgruppe bestand nun aus den beiden Trägern und acht Kreuzern, darunter zwei der australischen Marine. Wenig später sichtete ein Aufklärungsflugzeug der Yorktown ein aufgetauchtes japanisches U-Boot in etwa 60 Kilometern Entfernung zur Flotte. Es konnte wohl von Wasserbomben dreier angeforderter Kampfflugzeuge versenkt werden, aber abgehörte Funksprüche deuteten darauf, dass die Position der amerikanischen Einheiten den Japanern noch durchgegeben worden war. Am nächsten Tag wurden Fletcher Geheimdienstberichte übermittelt, die den Schluss nahelegten, dass ein gegnerischer Vorstoß Richtung Port Moresby unmittelbar bevorstand. Fletcher reagierte, indem er einen nördlichen Kurs einschlug, um rechtzeitig im Operationsgebiet einzutreffen. Die Gruppe BAKER hatte die Treibstoffaufnahme noch nicht abgeschlossen und wurde angewiesen, in der Nacht auf den 4. Mai zu folgen. 238 Schlacht im Korallenmeer Tulagi Als japanische Truppen am 3. Mai auf Tulagi zu landen versuchten, um dort einen kleinen Luftwaffenstützpunkt einzurichten, startete die Task Force FOX mit der Yorktown am Morgen des 4. Mai von Norden her einen Luftangriff auf das japanische Landungsunternehmen. Der Zerstörer Kikuzuki wurde in der Halavo Bay (Florida Island) sehr schwer beschädigt und sank. Ebenso gingen ein zweiter Zerstörer, ein Frachtschiff, vier Kanonenboote und einige kleinere Einheiten verloren. Ein Wasserflugzeugtender und ein Frachtschiff wurden schwer beschädigt. Die US-Streitkräfte büßten zwei Kampfflugzeuge und ein Torpedoflugzeug ein. Die Yorktown und ihre Begleitschiffe kehrten sofort nach Kikuzuki zerstört in der Halavo Bay diesem Angriff wieder um und vereinigten sich am 5. Mai mit den anderen Schiffen, um bei den verbliebenen Tankern wieder Treibstoff aufzunehmen. Kurz darauf schossen Flugzeuge der Yorktown ein japanisches Flugboot ab. Ein etwas später gesichtetes japanisches U-Boot, das wohl von diesem Flugboot zur amerikanischen Flotte geleitet worden war, drehte wieder ab. Die US-Einheiten bezogen eine Position etwa 1.100 Kilometer südlich von Rabaul und warteten auf das Vorrücken der japanischen Hauptflotte. Als sich die Meldungen über eine Schiffskonzentration verdichteten, die in Richtung Port Moresby unterwegs war, ordnete Fletcher Nordkurs an, um die Japaner am Morgen des 7. Mai angreifen zu können. Der Tanker Neosho und der Zerstörer USS Sims wurden angewiesen, südlich der Flotte zu operieren. Eine weitere Gruppe, die Task Force 44 unter dem Kommando von Konteradmiral John Crace, sollte japanische Transporter und deren Begleitschiffe auf dem Weg nach Port Moresby abfangen. Der Verband bestand aus den Schweren Kreuzern HMAS Australia und USS Chicago, dem Leichten Kreuzer HMAS Hobart sowie den Zerstörern USS Perkins, USS Walke und USS Farragut. Als die Schiffe eine Position 180 km vor der Südspitze Neu Guineas erreicht hatten, wurden sie von 27 japanischen Flugzeugen angegriffen. Nur Minuten nach dem Ende des japanischen Angriffs bombardierten irrtümlich amerikanische B-17-Bomber, die von australischen Luftbasen gestartet waren, den Verband. Bei beiden Angriffen gab es jedoch kaum nennenswerte Schäden. Die Schlacht 7. Mai 1942 Am Morgen des 7. Mai lagen die feindlichen Flotten knapp 110 Kilometer voneinander entfernt. Beide Seiten wussten, dass sie sich in unmittelbarer Angriffsreichweite befanden, und wollten daher unbedingt den Erstschlag führen, um den Gegner nach Möglichkeit zu überraschen. Auf der japanischen Seite befehligten Vizeadmiral Takeo Takagi und Konteradmiral Tadaichi Hara den Konvoi. Mangelnde Aufklärung führte zu Luftschlägen gegen kleinere Flottenteile, während die Hauptflotten zunächst unberührt blieben. Dies betraf beide Kontrahenten, wobei besonders die japanischen Flugzeugträger, durch ein Schlechtwettergebiet begünstigt, von den amerikanischen Aufklärungsflugzeugen nicht ausgemacht werden konnten. 239 Schlacht im Korallenmeer Japanische Aufklärungsflieger sichteten gegen 8:00 Uhr in südlicher Position den zurückgebliebenen amerikanischen Versorgungstanker USS Neosho I und den Zerstörer USS Sims. Diese befanden sich aber weit entfernt von den amerikanischen Trägern. Sie wurden von den Piloten als „Flugzeugträger und Kreuzer“ gemeldet. Zwei folgende, heftige Feuerschläge richteten so gut wie keine Schäden an, als aber gegen Mittag eine Welle Sturzbomber die Schiffe angriff, sank die USS Sims, und die USS Neosho wurde als manövrierunfähiges Wrack zurückgelassen. Die Mannschaft der USS Neosho konnte tagelang nicht gerettet werden, weil ihre Position versehentlich falsch übermittelt worden war. 240 USS Sims Währenddessen meldete ein amerikanischer Aufklärer um 8:45 Uhr zwei japanische Flugzeugträger nördlich von Misima. Die USS Yorktown und USS Lexington starteten sofort einen gemeinsamen Großangriff auf die rund 260 Kilometer entfernten Schiffe. Als die Kampfflugzeuge in der Luft waren, landete kurz danach der Aufklärer, und es stellte sich heraus, dass die durchgegebene Meldung fehlerhaft war. Der Pilot hatte nur zwei Schwere und zwei Leichte Kreuzer melden wollen, aber seine Meldungskonsole war falsch einjustiert Torpedotreffer auf dem japanischen Flugzeugträger Shōhō worden. So befanden sich die Kampfflugzeuge auf dem Weg zu einem falschen Ziel, doch sie wurden nicht zurückgerufen. Im nachhinein erwies sich diese Entscheidung als richtig, da australische Aufklärer etwas später eine japanische Gruppe, bestehend aus einem leichten Flugzeugträger, der Shōhō, zusammen mit vier schweren Kreuzern ausfindig gemacht hatten. Da deren Position nur leicht von der alten Meldung abwich, lenkte man die Kampfflugzeuge entsprechend um. Mit 53 Bombern, 22 Torpedoflugzeugen und 18 Jägern griffen sie die Schiffe an. Die Shōhō wurde noch vor Mittag so oft und so stark getroffen, dass sie innerhalb von Minuten sank. Zur gleichen Zeit dirigierte der Flugleiter der USS Lexington die vorgesehenen Patrouillenflüge beider amerikanischer Träger. Die erste Gruppe war von der USS Lexington gestartet und meldete die erste Feindsichtung "bogey" um 9:03 Uhr. Es kam aber nicht zu einer Abfangaktion, da das Flugzeug nicht mehr gesehen wurde. Gegen 10:50 Uhr starteten auch von der USS Yorktown Patrouillenflugzeuge, die gegen 11:15 Uhr ein japanisches Flugboot erspähten und kurz danach, in einer Entfernung von 65 Kilometern zur eigenen Flotte, abschossen. Die beiden im Gebiet vermuteten großen japanischen Flugzeugträger konnten von keiner der Maschinen entdeckt werden. Die Flüge wurden kurz darauf eingestellt, doch es erschienen immer wieder feindliche Echos auf den Radarschirmen. Als am Nachmittag eine japanische Maschine der amerikanischen Flotte sehr nahe kam, starteten von der USS Yorktown einige Abfangjäger, um diese abzuschießen. Infolge des schlechten Wetters wurde die Maschine aber verfehlt und erst in einer Entfernung von nur noch 15 Kilometern zur amerikanischen Flotte wiederentdeckt. Es konnte als Aufklärungsflugboot identifiziert werden, entkam aber. Schlacht im Korallenmeer Amerikanischer Sturzbomber SBD "Dauntless" Japanischer Sturzbomber Aichi D3A1 241 Da die japanische Seite ebenfalls auf der Suche nach den Amerikanern war, starteten sie am frühen Abend einige Jägerstaffeln und schickten sie in Richtung der vermuteten Träger. Nachdem um 17:47 Uhr dieses Geschwader auf den Radarschirmen der Amerikaner in 29 Kilometern Entfernung erschienen war, beorderte man umgehend Abfangformationen von beiden Flugzeugträgern in die Luft. Abermals spielte das Wetter nicht mit. Auf dem Weg zu den anfliegenden Japanern sahen die Piloten immer wieder feindliche Flugzeuge auf Gegenkurs unter sich, allerdings verschwanden diese schnell in den Wolken. Zwei amerikanische Maschinen schwenkten daraufhin vom Kurs ab, um einige der japanischen Bomber zu verfolgen. Einer dieser Jäger kehrte nicht mehr zurück. Die verbliebene Staffel lieferte sich bald darauf eine Luftschlacht mit Aichi 99 Sturzkampfbombern, von denen mindestens fünf abgeschossen wurden. Nach Sonnenuntergang landeten die Amerikaner wieder auf ihren Trägern. Über der Steuerbordseite der USS Yorktown erschienen während des Landevorgangs überraschend drei japanische Jäger. Als diese den Bug des Schiffes überflogen, eröffnete ein landendes amerikanisches Flugzeug kurzfristig das Feuer auf sie, vermochte aber keine sichtbaren Schäden anzurichten. Etwa eine Stunde später kreisten nochmals japanische Flugzeuge über der USS Yorktown, die umgehend das Feuer auf sie eröffnete und sie zur Umkehr zwang. Auch der Kommandant der USS Lexington berichtete später von ähnlichen Vorfällen bei seinem Schiff. All dies hatte zur Folge, dass die japanische Führung die Invasion von Port Moresby abbrach, um auf weitere Anweisungen zu warten. Beide Flotten bereiteten sich nun auf die Schlacht am folgenden Morgen vor. Die Japaner verloren am 7. Mai einen leichten Flugzeugträger und einen leichten Kreuzer. An Flugzeugen büßten sie 13 Jäger, drei Torpedobomber, zwei Sturzbomber und eine Aufklärungsmaschine ein. Die Amerikaner verloren dagegen einen Versorgungstanker und einen Zerstörer sowie drei Sturzbomber und drei Jäger. Die Mannschaft einer Dauntless SBD konnte später gerettet werden. 8. Mai 1942 Die Schlacht im Korallenmeer erreichte an diesem Tag ihren Höhepunkt. Die amerikanische Einsatzgruppe war in der Nacht weiter nordwestwärts gelaufen, da die Aufklärung die japanischen Schiffe auch auf Nordkurs sah. Die exakte Position der Flugzeugträger war allerdings noch immer nicht bekannt. Es wurde aber vermutet, dass diese sich nach wie vor im Korallenmeer aufhielten, um die Luftherrschaft für die beabsichtige Landung auf Port Moresby zurückzugewinnen. Der amerikanische Angriff Bereits vor dem Morgengrauen am 8. Mai 1942 wurde an Bord der US-Schiffe der Entschluss zum Beginn einer Rundumsuche gefasst. Die Suchflugzeuge starteten von der USS Lexington um 6:25 Uhr. Um 8:20 Uhr meldete eine Maschine die Sichtung von zwei Trägern, zusammen mit vier Schweren Kreuzern und einigen Zerstörern, die 275 Kilometer nordöstlich der eigenen Flotte mit hoher Geschwindigkeit auf Südkurs lagen. Kurz darauf entdeckten die japanischen Kampfverbände die amerikanische Formation, was durch einen abgefangenen Funkspruch belegt ist. Das Wetter begünstigte die Japaner. Während die amerikanische Gruppe in einem Schönwettergebiet lag, war die Sicht bei den gegnerischen Trägern auf drei bis 25 Kilometer eingeschränkt. Starke Wolken überdeckten das Schlacht im Korallenmeer 242 gesamte Gebiet. Um 9:07 Uhr übergab Admiral Fletcher das taktische Kommando an Admiral Aubrey W. Fitch, der für die Lufteinsätze verantwortlich war. Unterdessen starteten die ersten Kampfflugzeuge vom Deck der USS Yorktown. Sie waren alle mit 1000-Pfund-Bomben bestückt. Insgesamt flogen sechs Jäger, sieben Bomber, 17 Sturzbomber und neun Torpedomaschinen in Richtung der japanischen Träger, die um 10:32 Uhr ausgemacht werden konnten. Die japanischen Träger fuhren in einem Abstand von etwa elf Kilometern. Ihre Begleitgruppe bestand aus einem Schlachtschiff oder einem sehr großen Kreuzer, drei Schweren Kreuzern und vier Zerstörern. Die Shokaku schwer getroffen im Korallenmeer Als die Bomber ihre Angriffsposition um 10:49 Uhr erreicht hatten, mussten sie noch auf die langsameren Torpedobomber warten, und begannen, Kreise zu fliegen. Ein japanischer Träger, die Zuikaku, setzte Kurs in ein starkes Regengebiet, während der andere, die Shokaku, in den Wind drehte und seine Flugzeuge zu starten begann. Zehn Minuten später erreichten auch die Torpedobomber ihre Position, und die Gruppe startete einen Angriff auf den Träger, der gerade seine Maschinen gestartet hatte. Die Shokaku drehte abrupt nach Steuerbord, genau in dem Moment, als die Torpedobomber angriffen und ihre Last ausklinkten. Mindestens drei der Torpedos trafen den Träger. Der erste riss den Bug von der Wasserlinie bis zum Flugdeck auf, und die nächsten beiden trafen mittschiffs. Schnell stand die Shokaku vom Bug bis zur Mitte in Flammen. Alle amerikanischen Torpedobomber entkamen dem feindlichen Beschuss. Die vier Jäger, die die Bomber eskortiert hatten, wurden unterdessen von sechs japanischen Zeros attackiert, von denen drei abgeschossen werden konnten. Alle Kampfflugzeuge kehrten bis 13:00 Uhr wieder an Bord der USS Yorktown zurück. Dabei rammte eine Maschine bei der Landung den Kommandoturm und musste über Bord gekippt werden, die beiden Besatzungsmitglieder wurden gerettet. Die Flugkampfgruppe der USS Lexington hatte währenddessen auch ihren Träger verlassen und befand sich auf dem Weg zu den japanischen Trägern. Sie bestand aus 12 Torpedobombern, 18 Sturzbombern, vier Aufklärern und neun Jägern, von denen drei die Sturzbomber begleiteten. Aufgrund der ungünstigen Wetterlage verloren diese drei Maschinen ihre Gruppe und mussten zur USS Lexington zurückkehren. Der Rest flog den vorgegebenen Kurs weiter, verfehlte aber die feindlichen Die Zuikaku Schiffe. Unter stark eingeschränkter Sicht begannen die Maschinen, einen quadratischen Bereich abzusuchen. Nach einiger Zeit tat sich eine Wolkenlücke auf, in der sie die japanischen Schiffe orteten. Schnell waren japanische Jagdflugzeuge des Typs A6M Zero zur Stelle, welche die Amerikaner in Luftkämpfe verwickelten. Einige der Bomber konnten zu dem unter ihnen fahrenden Träger durchdringen. Sie erzielten auf der Zuikaku einen Bomben- und drei Torpedotreffer. Die amerikanischen Kampfmaschinen landeten gegen 14:00 Uhr wieder auf der USS Lexington. Ein Flugzeug kehrte aufgrund von Treibstoffmangel nicht zurück und blieb vermisst. Zunächst herrschte Verwirrung unter den Admirälen Fitch und Fletcher hinsichtlich der getroffenen japanischen Träger: Hatten beide Staffeln denselben Träger attackiert und sogar versenkt, oder waren es zwei unterschiedliche Ziele gewesen? Erst eine Befragung der Piloten ergab, dass die zweite Staffel mit der Zuikaku in Kontakt gekommen war und folglich keiner der japanischen Träger versenkt worden war. Schlacht im Korallenmeer Der japanische Gegenschlag Nach den abgefangenen Funksprüchen ging die amerikanische Seite davon aus, dass sie von den Japanern entdeckt worden war und eine gegnerische Attacke folgen würde. Admiral Fitch, der das taktische Kommando inne hatte, befahl die Aufstellung von Patrouillenstaffeln zur Abwehr der Torpedo-Flugzeuge. Die Schiffe nahmen Fahrt bis zu 25 Knoten auf und erhöhten diese während des Angriffs noch auf 30 Knoten. Die Amerikaner fuhren in einer kreisförmigen Deckungsformation mit den beiden Flugzeugträgern in der Mitte, wobei die USS Yorktown nördlich der USS Lexington fuhr. Während eines Hochgeschwindigkeitsmanövers drehten die Träger voneinander weg, um den Torpedos und Bomben auszuweichen. Die Begleitschiffe folgten ihnen. Als gegen 10:14 Uhr ein japanisches Flugboot, das in einer Entfernung von 35 Kilometern die amerikanische Flotte beobachtete, von den Jägern entdeckt und abgeschossen wurde, schien der Angriff unmittelbar bevorzustehen. Um 10:55 Uhr tauchten auf dem Radar der USS Yorktown in 110 Kilometern Entfernung japanische Kampfflugzeuge auf. Vier Minuten später rief Fitch die in der Luft befindlichen Flugzeuge zu den Trägern zurück und ließ zusätzlich vier weitere Jäger aufsteigen, so dass nun acht Jäger der USS Yorktown und neun der USS Lexington zur Verteidigung in der Luft bereitstanden. Kurz nach 11:00 Uhr meldeten die Jäger, die etwa 450 Meter unter den Japanern kreuzten, dass es sich um eine Anzahl von 50 bis 60 Flugzeugen handelte, die in einer Höhe zwischen 3,5 und 4,5 Kilometern verteilt waren. Auf der untersten Ebene flogen die Torpedomaschinen, darüber Jäger, dann die Sturzkampfbomber und zuoberst weitere Jäger. Drei amerikanische Jäger griffen diese große Formation an, als sie sich in einer Entfernung von etwa 20 Kilometern zu den Trägern befand. Zwei weitere attackierten die unten fliegenden, bis auf 7 Kilometer zur Flotte vorgerückten Torpedoflugzeuge. Zwei Jäger nahmen das Ende der Formation ins Visier. Als die Japaner ihre Trägerattacke begannen und die Torpedos ausklinkten, wurden sie von oben von zwei amerikanischen Abfangjägern unter Feuer genommen. Ein Sturzkampfbomber und ein Zero-Jäger konnten abgeschossen werden. Kurz danach stürzten unter amerikanischem Beschuss zwei weitere Maschinen ab. Die acht SBDs, welche von der USS Yorktown gestartet waren, wurden von einer größeren Zahl japanischer Jäger angegriffen, denen es gelang, vier der Maschinen abzuschießen. Im folgenden Kampfgetümmel konnten die verbliebenen amerikanischen Maschinen im Gegenzug vier japanische Jäger abschießen und etliche andere beschädigen. Jäger der USS Lexington vernichteten weitere acht Kampfmaschinen. Trotzdem gelang es japanischen Torpedobombern gegen 11:20 Uhr, sechs Torpedos gegen die USS Yorktown ins Wasser zu bringen. Die USS Yorktown drehte sofort ab und begann, sich von der USS Lexington fortzubewegen. Sie lief nun auf Die USS Lexington brennt parallelem Kurs zu den im Wasser befindlichen Torpedos. Dem Abwehrfeuer der amerikanischen Schiffe fielen vier japanische Maschinen zum Opfer. Etwas später ließ ein Bomber einen Torpedo von der Steuerbordseite aus auf den Träger zulaufen. Nach einer Drehung der USS Yorktown lief er knapp am Bug vorbei. Mit der Sonne im Rücken stürzten nun Sturzbomber aus größerer Höhe auf den Träger zu. Ihr Ziel schien die Kommandobrücke zu sein. Ein heftiges Abwehrfeuer schlug ihnen entgegen, so dass sie mehrmals gezwungen wurden den Kurs zu korrigieren. Alle Bomber schafften dennoch den Durchbruch und brachten einen direkten Bombentreffer gegen den amerikanischen Träger an. Sechs weitere Nahtreffer von der Schiffsmitte bis zum Bug folgten. Der Haupttreffer traf das Flugdeck unweit des zweiten Aufzugs und der Kommandobrücke. Die Bombe drang bis auf die dritten Ebene vor und explodierte im Ausrüstungsraum der Flieger, wobei 37 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen und etliche verwundet wurden. Der Sachschaden hingegen war nicht sehr hoch. Allerdings fiel das Radar der USS Yorktown für etwa 50 Minuten aus. 243 Schlacht im Korallenmeer Auch die USS Lexington wurde zur gleichen Zeit heftig attackiert. Nur mittels stetiger Kursänderungen gelang es dem Träger, sich aus den Laufbahnen der geworfenen Torpedos zu manövrieren, die sowohl von Backbord als auch von Steuerbord anliefen. Dennoch schlug um 11:20 Uhr der erste Torpedo unter der vorderen Waffenphalanx auf der Backbordseite ein. Nur eine Minute später folgte ein zweiter etwas weiter hinten gegenüber der Kommandobrücke. Obwohl die Abwehrgeschütze der USS Lexington unentwegt feuerten und auch vier japanische Flugzeuge abgeschossen wurden, detonierte eine 1.000 Pfund Bombe (453 kg) am hinteren Ende der vorderen Waffenphalanx. Die nach dem Treffer beschädigte Abwehrbatterie Sie zerstörte die Batterie vollständig, wobei die Besatzung der Station der USS Lexington Nr. 6 getötet und 13 Soldaten der anderen Stationen teils erheblich verletzt wurden. Weitere Tote gab es auf dem Hauptdeck in einer Durchgangspassage, wo gelagerte Munition durch Bombeneinwirkung explodierte. Sofort brach Feuer aus. Zwei kleinere Bombentreffer töteten weitere Männer. Das Schiff neigte sich um etwa 6° zur Backbordseite, da die Lastverteilung nicht mehr stimmte. Mittels Umpumpen von Öl vermochte man es jedoch wieder aufzurichten. Einige Räume waren überflutet und mussten ausgepumpt werden. Um 12:40 Uhr lag das Schiff wieder eben, und die Feuer waren unter Kontrolle. Die Versenkung der USS Lexington Um 12:47 Uhr ereignete sich an Bord der USS Lexington eine große Explosion unter Deck, die sehr wahrscheinlich verspätet durch eine vorher nicht explodierte Bombe verursacht wurde. Möglicherweise waren aber auch Treibstofflecks dafür verantwortlich. Sofort brach ein großes Feuer aus, das sich rasend schnell ausbreitete. Löschtrupps versuchten erfolglos den Brand zu löschen. Während sich das Feuer nach oben durchfraß, kam es zu weiteren kleinen Explosionen. Nach und nach fielen die Kommunikationseinrichtungen an Bord des Trägers aus. Admiral Fletcher musste nach der Rückkehr der amerikanischen Flugzeuge entscheiden, entweder einen weiteren Angriff auf die japanischen Träger zu fliegen, oder eine Angriffsgruppe in Richtung Port Moresby auszusenden. Um 14:22 Uhr meldete Admiral Fitch, dass möglicherweise ein dritter Flugzeugträger zur japanischen Flotte gestoßen wäre. Die USS Yorktown konnte nach dem Gegenangriff nur noch mit maximal 30 Knoten laufen, und die USS Lexington nur noch mit 24 Knoten. Die Träger hatten zudem etliche Maschinen bei den Kämpfen verloren und waren so schwer beschädigt, dass die verbliebenen Flugzeuge nicht mehr befriedigend gewartet und gerüstet werden konnten. Fletcher entschloss sich daher gegen eine erneute Attacke. Auch die Landungspläne der bei Port Moresby befindlichen Gruppe wurden verworfen, da mit einem weiteren Angriff der Japaner vor Einbruch der Dunkelheit zu rechnen war. Deshalb nahm man südlichen Kurs, während die Schiffe auf Schäden untersucht und die Flugzeuge der Wartung unterzogen wurden. Auf der USS Lexington informierte der Einsatzoffizier der Löschmannschaften um 14:52 Uhr den Kommandanten, dass die Feuer nicht mehr kontrollierbar waren. Einige Minuten später signalisierte der Träger um Hilfe. Die Hitze und der Rauch unter Deck waren so stark geworden, dass nur mehr Einsatzkräfte mit Atemschutz an der Brandbekämpfung teilnehmen konnten. Es gab aber etliche Männer, die nur mit einfachen Gasmasken wieder zurück an die Feuerfront gingen. Es wurde festgestellt, dass es möglich wäre, die USS Lexington zu retten, wenn genügend Wasser herbeigeschafft werden könnte. Die flugbereiten Maschinen der USS Lexington wurden am Nachmittag zur USS Yorktown geflogen. Der Träger sollte für die Fahrt nach Pearl Harbor instandgesetzt werden. Bis zum Abend stiegen von der USS Yorktown Aufklärungsflugzeuge auf, die die Umgebung nach japanischen Maschinen absuchten. 244 Schlacht im Korallenmeer Um 16:30 Uhr musste der Maschinenraum der USS Lexington endgültig evakuiert werden. Ab diesem Zeitpunkt lag der Träger manövrierunfähig und ohne Antrieb im Korallenmeer. Schwimmwesten wurden ausgegeben, die Mannschaft bereitete sich auf das Verlassen des Schiffs vor. Als letzte Rettung sollten Zerstörer längsseits der USS Lexington gehen und Wasserschläuche hinüberwerfen, was der USS Morris mit zwei Schläuchen auch gelang. Mittlerweile war die Temperatur am Brandherd aber schon auf über 750 °C gestiegen und die Führungsoffiziere befürchteten eine große Explosion, die den Träger zerreißen würde. So gab man um 17:07 Uhr den Befehl zum Verlassen des Schiffs. Die USS Hamman und die USS Anderson waren unterdessen ebenfalls längsseits gesteuert, während die USS Morris ihre Löschschläuche zurückzog. Hunderte Besatzungsmitglieder befanden sich auf dem Flugdeck des Trägers, und viele waren schon ins Wasser gesprungen und schwammen zu den Zerstörern, die Rettungsboote zu Wasser gelassen hatten. Weitere Zerstörer näherten sich dem sich immer weiter neigenden Träger und begannen ihn zu umkreisen. Einige begaben sich mit den aufgenommenen Geretteten zur USS Yorktown und übergaben diese dort. Anschließend fuhren sie wieder zur USS Lexington zurück, die immer öfter von weiteren Explosionen erschüttert wurde. Umherfliegende Trümmerteile trafen auch die den Träger umkreisenden Zerstörer und führten dort zu leichteren Schäden. 245 Die Mannschaft verlässt den sinkenden Flugzeugträger Kurz nach 18:00 Uhr umrundete ein Beiboot der USS Phelps die verlassene USS Lexington um sicherzustellen, dass sich niemand mehr an Bord aufhielt. Wieder erschütterten mehrere schwere Explosionen Überlebende der USS Lexington werden von den Flugzeugträger, der mittlerweile 30° Schlagseite hatte. An Bord einem Kreuzer an Bord genommen befanden sich nur noch der Kommandant, Captain Frederick C. Sherman und sein erster Offizier Commander Morton T. Seligman, die nach einer letzten Inspektion kurz nach 18:00 Uhr die USS Lexington verließen und mit einem kleinen Rettungsboot zur USS Minneapolis übersetzten. Insgesamt konnten von den 2.951 Besatzungsmitgliedern 92 Prozent gerettet werden. Während der Schiffsaufgabe selbst kam niemand ums Leben. Als Opfer waren 26 Offiziere und 190 Seeleute zu beklagen. Fünf Torpedos vom amerikanischen Zerstörer USS Phelps trafen die USS Lexington zwischen 19:15 Uhr und 19:52 Uhr, worauf der Flugzeugträger sank. Kurz darauf detonierte das untergegangene Schiff unter Wasser so stark, dass der Kommandant der USS Phelps kurzzeitig annahm, sein Schiff wäre von einem feindlichen Torpedo getroffen worden. Am Abend verließen beide Seiten das Schlachtfeld. Die Japaner kehrten mit der Zuikaku ein paar Tage später zurück. Da ihnen aber nur noch sehr wenige Flugzeuge zur Verfügung standen, wurde die Einnahme von Port Moresby nicht weiter verfolgt. Am 11. Mai kommandierte das japanische Oberkommando den Flugzeugträger wieder ab. Die USS Yorktown nahm Kurs auf Pearl Harbor und spielte nach ihrer Reparatur eine wichtige Rolle bei der Schlacht um Midway. Schlacht im Korallenmeer Folgen Auf den ersten Blick kam die Kaiserliche Japanische Marine mit einem verkraftbaren Unentschieden davon: Sie verlor den leichten Flugzeugträger Shôho. Ein weiterer schwerer Träger, die Shokaku, wurde schwer beschädigt. Außerdem gingen viele Kampfflugzeuge verloren. In der folgenden Schlacht um Midway machte sich jedoch ein Abnutzungseffekt zuungunsten der japanischen Streitkräfte bemerkbar. Die Verluste aus der Schlacht im Korallenmeer und die durch Reparaturen bedingte Abwesenheit der Shokaku waren deutlich spürbar. Auf amerikanischer Seite hingegen wurde der Flugzeugträger Lexington versenkt und der Träger Yorktown schwer beschädigt. Vom Oberkommando der Pazifikstreitkräfte wurde die Operation als strahlender Erfolg für die US Navy kommentiert. Das größte technische Problem hätte man mit beschlagenen Bombenvisieren bei Sturzflügen aus 17.000 Fuß gehabt, was die technische Ausgereiftheit der Kampfverbände belegen sollte. Die optimistische Beurteilung war ein moralischer Faktor für die kommenden Trägerschlachten. Man war allgemein darüber enttäuscht, welchen geringen Effekt die eingesetzten Bomben, Torpedos und Geschosse insgesamt hatten. Intern wurde eine Liste von Kritikpunkten und angeforderten Verbesserungen erstellt: • Die Ausbildung von Flug- und Artilleriepersonal muss intensiviert werden. Unzureichender Jagdschutz verhinderte eine wirkungsvolle Verteidigung sowohl der Angriffsstaffeln als auch der Flotte. • Veraltete Torpedoflugzeuge behinderten die Piloten. Angriffe mit Torpedoflugzeugen sind effektiver, wenn sie mit Sturzbomberangriffen koordiniert werden. • Automatische Waffen brauchen bessere Feuerleitsysteme, die höhere Treffergenauigkeit bei großen Vorhaltewinkeln ermöglichen. • Alle Flugzeugträger sollen mit zwei Langstrecken-Radaranlagen ausgerüstet sein. • Intensiveres gemeinsames Training von land- und seegestützten Luftstreitkräften soll deren Zusammenwirken verbessern. • Die Zerstörungskraft von Fliegerbomben und Torpedos muss gesteigert werden. • Die Gefahren, die das Mitführen großer Treibstoffmengen birgt, müssen verringert werden. • Begleitschiffe bieten den besten Schutz für Flugzeugträger gegen Torpedoflugzeuge, wenn sie im Abstand zwischen 1.500 bis 2.500 Metern Entfernung zu diesen patrouillieren. Die Yorktown konnte in Pearl Harbor durch Notreparaturen in Rekordzeit wieder einsatzbereit gemacht werden, und sie beteiligte sich an der Seite der USS Enterprise und der USS Hornet an der Verteidigung von Midway. Sie wurde dort bei japanischen Angriffen erneut schwer getroffen und schließlich am Morgen des 7. Juni von einem japanischen U-Boot versenkt. 246 Schlacht im Korallenmeer 247 Siehe auch • Chronologischer Kriegsverlauf des Pazifikkrieges Literatur • Chris Henry: The Battle of the Coral Sea, Naval Institute Press 2003. ISBN 1-59114-033-1 Spielfilm • Video Battle Of The Coral Sea, 1959, Regie: Paul Wendkos, Darsteller: Cliff Robertson, Gia Scala, 1992 Weblinks • Umfangreiche Schlachtbeschreibung auf ibiblio.org [1] (englisch) • Schlachtbeschreibung der US-Marine [2] (englisch) Referenzen [1] http:/ / www. ibiblio. org/ hyperwar/ USN/ USN-CN-Coral/ index. html [2] http:/ / www. history. navy. mil/ photos/ events/ wwii-pac/ coralsea/ coralsea. htm Schlacht um Midway Schlacht um Midway Teil von: Zweiter Weltkrieg, Pazifikkrieg Anmarschwege der beteiligten Verbände Datum 4.–7. Juni 1942 Ort Midwayinseln Ausgang Amerikanischer Sieg Konfliktparteien USA Japan Befehlshaber Chester W. Nimitz Yamamoto Isoroku Frank Jack Fletcher Nagumo Chūichi Raymond A. Spruance Kondō Nobutake Truppenstärke Schlacht um Midway 248 3 Flugzeugträger 50 weitere Schiffe 4 Flugzeugträger 150 weitere Schiffe Verluste 1 Flugzeugträger 1 Zerstörer 98 Flugzeuge 307 Tote 4 Flugzeugträger 1 Kreuzer ca. 300 Trägerflugzeuge ca. 4.800 Tote Überblick – Pazifikkrieg Die Schlacht um Midway war eine große Trägerschlacht während des Pazifikkriegs im Zweiten Weltkrieg. Vom 4. bis zum 7. Juni 1942 kämpften bei den Midwayinseln große Verbände der Kaiserlichen Japanischen Marine und der United States Navy. Auslösende Faktoren Seitdem Japan im Dezember 1941 die westlichen Alliierten angegriffen hatte, führten seine Streitkräfte einen äußerst erfolgreichen Feldzug zur Eroberung der britischen und niederländischen Kolonien in Südostasien. Als sich im Frühjahr 1942 die Operationen zur Eroberung der rohstoffreichen Gebiete in Malaysia und Niederländisch-Indien ihrem Ende näherten, kam es daher im Japanischen Oberkommando zur Diskussion über das weitere Vorgehen. Eine Fraktion der japanischen Militärs wollte weiter nach Westen Richtung Indien und Sues vorstoßen und dort schließlich die Verbindung mit dem deutschem Afrikakorps herstellen. Eine andere Fraktion hingegen favorisierte ein Vorstoßen in Richtung Fidschi - Samoa, um die Verbindungslinien der Alliierten zwischen Australien und den USA zu kappen[1] . Mit dem amerikanischen Luftangriff auf Tokio (Doolittle Raid) am 18. April 1942 änderten sich jedoch die japanischen Pläne. Bis zu diesem Zeitpunkt war die nach dem Überfall auf Pearl Harbor geschwächte US-Pazifikflotte als keine ernstzunehmende Bedrohung erschienen, und da es im Zentralpazifik keine Ziele gab, deren Eroberung sich lohnte, waren die Japaner seit den Eroberungen von Wake und Guam nicht weiter in dieses Gebiet vorgestoßen. Nach dem Angriff auf Tokio erklärte Admiral Yamamoto Isoroku die Vernichtung der verbliebenen US-Flotte, insbesondere ihrer Flugzeugträger zur höchsten Priorität. Dies sollte nicht nur weitere Angriffe gegen Japan unmöglich machen, sondern auch jede denkbare Bedrohung durch die Amerikaner in nächster Zeit ausschließen und würde vielleicht sogar zu einem Verhandlungsfrieden zwischen Japan und den USA führen[1] . Die Midwayinseln sind nach dem kleinen Kure-Atoll die westlichste der Nordwestlichen Hawaii-Inseln und waren zu dieser Zeit der am weitesten im Westen liegende Vorposten der Amerikaner im Zentralpazifik. Der strategische Wert der Inseln selbst war gering, aufgrund ihrer Größe eigneten sie sich nur als Aufklärungstützpunkt, aber nicht als größere Basis. Als Auftankstation für die aus Pearl Harbor gegen Japan operierenden U-Boote erwiesen sie sich allerdings als recht nützlich, die Boote konnten so erheblich länger im Einsatzgebiet bleiben, da Hin- und Rückweg zwischen Pearl Harbor und Midway zusammen über 3500 Kilometer ausmachen. Pläne zur Eroberung von Midway gab es auf Seiten der Japaner zwar schon seit Beginn des Krieges, sie waren jedoch nie ausgeführt worden, da der Aufwand zur Versorgung der eroberten Inseln als größer erachtet wurde als ihr Nutzen als Aufklärungsbasis. Aufgrund der relativen Nähe zu Pearl Harbor, dem einzigen als große Flottenbasis verwendbaren Hafen, der den US-Streitkräften im Pazifik zur Verfügung stand, konnten die Amerikaner es sich jedoch nicht leisten, die Insel ohne Weiteres zu verlieren. Eine Invasion von Midway bot die Möglichkeit, die US-Pazifikflotte trotz ihrer Schwäche zu einer Entscheidungsschlacht zu zwingen[1] . Schlacht um Midway Die japanische Strategie Der Plan sah vor, die beiden kleinen Atoll-Inseln (Sand Island und Eastern Island) einzunehmen und dort eine eigene Luftbasis aufzubauen. Dies sollte die Amerikaner veranlassen, ihre Trägerflotte nach Midway in Marsch zu setzen. Die kampferprobte japanische Übermacht wollte sie dort angreifen und möglichst alle feindlichen Träger vernichten. Als Ablenkungsmanöver war gleichzeitig ein Schlag gegen die Aleuten im nördlichen Pazifik vorgesehen, die ebenfalls einen strategisch wichtigen Punkt bildeten. Danach wäre die Übermacht der Japaner im Pazifik so groß geworden, dass eventuell ein Friedensvertrag in den existierenden Grenzen hätte ausgehandelt werden können – wie es die japanische Endsieg-Strategie vorsah. Ausgangslage Nach der Schlacht im Korallenmeer am 7. und 8. Mai 1942, bei der der Flugzeugträger USS Lexington der Amerikaner verloren ging und der Träger USS Yorktown schwer beschädigt worden war, verhielten sich die Japaner abwartend. Die Führungsebene der amerikanischen Marine vermutete, dass der Gegner seine Kräfte sammelte, um eventuell die Invasion Australiens vorzubereiten. Als weiteres mögliches Ziel fasste man Port Moresby auf Neu Guinea ins Auge. Je länger die japanische Flotte verborgen blieb, desto stärker richtete sich der Verdacht auf einen bevorstehenden Angriff auf die Flottenbasis in Pearl Harbor. Als nächstes Ziel erschien das Midway-Atoll als Ausgangsbasis für weitere Angriffe der Japaner plausibel. Funkaufklärung Ein wesentlicher Faktor im Vorfeld der Schlacht von Midway war die Entschlüsselung des japanischen JN-25-Marinekodebuchs und die vereinte Funkaufklärung amerikanischer, britischer, australischer und niederländischer Kräfte. Zu nennen wären die Stationen HYPO auf Hawaii und CAST auf den Philippinen, die Gruppe OP-20-G in Washington, die britischen Stationen in Hongkong und Singapur, die Gruppe in Bletchley Park sowie niederländische Kräfte im ost-indischen Batavia. Ungenannt bleiben die Posten, die das Abfangen und die Weiterleitung der Nachrichten übernahmen. In der Literatur wird betreffend der Midway-Codes oft die Arbeit von Joseph Rochefort betont, der 36-Stunden-Schichten schließlich im Bademantel durcharbeitete, während die maßgeblichen Ideen zur Positionsbestimmung von Midway von Jasper Holmes stammten. Die US-Funkaufklärung OP-20-G empfing einige Tage nach der Korallenmeerschlacht eine Nachricht, die an alle großen japanischen Flugzeugträger gerichtet war und einem Einsatzbefehl glich. Kurz danach erging ein weiterer Funkspruch an die Goshu Maru, in dem von einem Zielkürzel AF die Rede war. Den Amerikanern war bekannt, dass solche Kürzel für diverse Ziele im Pazifikraum benutzt wurden. So stand beispielsweise RZP für Port Moresby, R für Rabaul, PS für Saipan und AH für Oahu. Da einige der A-Kürzel Hawaii und umliegende Inseln bezeichneten, vermuteten einige Funkaufklärer Midway als AF. Die amerikanischen Funker auf der Insel Corregidor in der Bucht von Manila hatten schon im März AF als Midway identifiziert, aber durch die japanische Besetzung der Philippinen bestand kein Kontakt mehr zu ihnen. Admiral Chester W. Nimitz entschied sich recht schnell für Midway und ließ am 18. Mai Admiral Ernest J. King über den geplanten japanischen Großangriff unterrichten, der zunächst noch an die Aleuten als Angriffsziel dachte. Zur Absicherung des Funkkürzels AF bediente sich die US-Marine einer List. Über das nach Midway gelegte Kabel wurde die dortige Station aufgefordert, einen Funkspruch im Klartext an das Oberkommando zu senden, in dem angegeben wurde, dass die Destillationsanlage für die Trinkwassergewinnung defekt sei und man sehr bald unter Wassermangel leiden würde. Das Oberkommando funkte anschließend auch im Klartext zurück, dass mit Wasserlieferungen Abhilfe geschaffen werde. Nun lag es an den Japanern, ob sie die Funksprüche abgehört hatten und wie sie darauf reagieren würden. Kurz danach sendete Tokyo den täglichen Geheimdienstreport an alle Schiffe. Eine der Nachrichten lautete, dass auf AF das Wasser knapp werde. Damit war Midway eindeutig identifiziert und Nimitz beorderte sofort alle Träger zurück nach Pearl Harbor. 249 Schlacht um Midway Gegen Ende Mai gelang es den Amerikanern anhand von Funksprüchen der Japaner, auch den vorgesehenen Angriffstag zu identifizieren. Er war für den 4. Juni vorgesehen. Am 28. Mai änderten die Japaner die Kodierung ihres Funkverkehrs, so dass vorläufig keine weiteren Meldungen mehr entschlüsselt werden konnten. Flottenbewegung Die Japaner setzten den Trägerkampfverband Kido Butai von Vizeadmiral Nagumo Chūichi mit vier Flugzeugträgern, dem Flaggschiff Akagi, der Kaga, der Hiryū und der Sōryū, in Richtung Midway in Fahrt. Etliche hundert Meilen hinter diesen kamen die Schlachtschiffe des Oberkommandierenden Admirals Yamamoto Isoroku. Aus südwestlicher Richtung näherte sich die dritte japanische Welle unter Vizeadmiral Kondō Nobutake. Mit seinen Zerstörern und Kreuzern bildete er die Invasionsflotte für Midway. Yamamoto hatte aber das Pech, dass zwei seiner Flugzeugträger, die er dringend vor Midway gebraucht hätte, für die Schlacht ausfielen. Der Träger Shōkaku war in der Schlacht im Korallenmeer schwer beschädigt worden, während die Zuikaku einen Großteil ihres Bordgeschwaders verloren hatte. So konnte er nur mit vier großen Trägern den Angriff starten. Admiral Nimitz machte seine aus zwei großen Trägern bestehende Flugzeugträgerflotte – USS Enterprise (Capt. Murray) und USS Hornet (Capt. Mitscher) – klar und wartete auf die Japaner. Die USS Yorktown (Capt. Buckmaster) war im Korallenmeer schwer beschädigt worden und lief am 27. Mai zur Instandsetzung in ein Trockendock in Pearl Harbor ein. Eine erste Begutachtung der Schäden an der Yorktown ergab, dass ein Zeitraum von drei Monaten zur Reparatur der Schäden nötig sein würde. Da das Schiff dringend für die Verteidigung Midways benötigt wurde, Die USS Yorktown bei Reparaturarbeiten im wurden die Arbeiten an allen anderen in der Werft liegenden Schiffen Trockendock in Pearl Harbor, 29. Mai 1942 vorübergehend eingestellt und das freigewordene Personal zur Yorktown geschickt; 2000 Werftarbeiter arbeiteten daraufhin ununterbrochen in Tag- und Nachtschichten. Zusätzlich wurden die Arbeitsprozesse drastisch vereinfacht. So wurden zerschossene Stahlplatten nicht durch neue ersetzt, sondern nur der verbogene Teil mit dem Schneidbrenner herausgetrennt und das Loch mit auf der Werft vorgefundenem Stahl "überplattet". Am 29. Mai um 9 Uhr, nur zwei Tage später und nicht nach den geschätzten drei Monaten, war die Yorktown wieder einsatzfähig. Sie lief, jetzt als Flaggschiff von Admiral Frank J. Fletcher, dem Befehlshaber der Task Force 17, hinter den zwei vorauslaufenden Trägern her. Zusätzlich wurde die Luft- und Landverteidigung von Midway erheblich aufgerüstet. 250 Schlacht um Midway Aufklärungsflüge und erster Kontakt Um dem Angriff erfolgreich begegnen zu können, sandte Nimitz die Kampfgruppen TF-16 (KAdm. Spruance, USS Enterprise und USS Hornet) und TF-17 (KAdm. Fletcher, USS Yorktown) in eine Position 300 Meilen nordwestlich von Midway. Dazu kamen als Fernaufklärer Flugboote vom Typ PBY-5/-5A "Catalina", die in einem Radius von 600 Seemeilen um Midway herum aufklärten. Auch am Morgen des 3. Juni waren die amerikanischen Fernaufklärer wieder in der Luft. Die erste Sichtung geschah gegen 9:00 Uhr, als ca. 470 Meilen westsüdwestlich vor Midway zwei japanische Minensuchboote entdeckt wurden. Eine halbe Stunde später machte eine weitere PBY in einer Entfernung von rund 700 Meilen die japanische Transportflotte aus, die Richtung Osten lief. Später am Tag Sichtung der japanischen Minensucher bombardierten amerikanische B-17 den Konvoi, richteten aber keinen Schaden an. Am Nachmittag hoben von Midway vier PBY ab, um in der Nacht die japanische Transportflotte anzugreifen. In den ersten Stunden des 4. Juni konnte der Tanker Akebono Maru mit einem Torpedo getroffen werden. Er wurde aber nur leicht beschädigt und fuhr mit der Flotte weiter. Die Schlacht am 4. Juni 1942 [2] Der Angriff Kurz nach 5:30 Uhr meldete eine Aufklärungsmaschine die Sichtung der japanischen Trägerflotte nordwestlich von Midway in einer Entfernung von knapp 200 Meilen. Ein paar Minuten später konnte eine andere Maschine diese Nachricht bestätigen und zusätzlich melden, dass die Japaner mehr als 100 Kampfflugzeuge und Bomber von ihren Flugzeugträgern in Richtung Midway gestartet hatten. Sofort wurden auf dem Atoll alle Vorbereitungen zur Verteidigung der Insel Japanischer Luftangriff auf Midway getroffen. Die amerikanischen Flugzeuge auf Midway wurden gestartet. Die Flottenverbände TF-16 und TF-17 hatten die Meldungen ebenfalls vernommen. Diese sprachen jedoch nur von zwei – statt den erwarteten vier – Flugzeugträgern. Folgende Verbände flogen von Midway gegen die japanische Flotte: • • • • VMSB-241 (Major Lofton R. Henderson) mit 16 SBD-2 "Dauntless" (Sturzkampfbomber) VMSB-241 (Major Benjamin W. Norris) mit 11 SB2U-3 "Vindicator" (Sturzkampfbomber) VT-8 Det. (Lt. Langdon K. Fiberling) mit 6 TBF-1 "Avenger" (Torpedobomber) 69th Bombardment Squadron/3rd BG(M) (Capt. William F. Collins) mit 4 B-26B "Marauder" – mittlere Bomber der USAAF, an die man einen Torpedo gehängt hatte • 431st Bombardment Squadron (LtCol. Walter C. Sweeney mit 14 B-17E "Flying Fortress" – schwere Bomber der USAAF, die zum Angriff gegen die Invasionsflotte gestartet waren und umdirigiert wurden) 251 Schlacht um Midway Die Jagdstaffel VMF-221 (Maj. Floyd B. Parks) mit 20 F2A-3 "Buffalo" und 5 F4F-3 "Wildcat" wurde nicht zum Schutz der Bomber, sondern zum Schutz Midways eingesetzt und fing die japanische Formation um 6:15 Uhr ab. Die japanischen Mitsubishi A6M Zero-Jäger, die die Bomber begleiteten, fügten den amerikanischen Jagdverbänden erhebliche Verluste zu. 17 Jäger der US Navy wurden abgeschossen, nur zwei Maschinen waren nach der Landung noch flugtauglich. Ein Pilot des US Marine Corps bemerkte bitter in Bezug auf die ungünstige Ausgangslage des überstandenen Luftkampfes: "Jeder Kommandeur muss sich bewusst sein, dass, wenn er seine Piloten in einer F2A-3 aufsteigen lässt, diese verloren sind, bevor sie den Boden verlassen haben."[3] 252 Brennende Öltanks auf Sand Island (Midway) Um 6:30 Uhr erreichte die japanische Kampfgruppe Midway und bombardierte 20 Minuten lang beide Inseln. Auf Eastern Island wurden Ziele getroffen, aber die Start- und Landebahnen blieben fast unbeschädigt. Auf Sand Island wurden Öltanks, der Wasserflugzeughangar und andere Gebäude zerstört. Der kommandierende japanische Pilot Kaigun-Shōi[4] [5] Joichi Tomonaga meldete wegen der geringen Schäden, dass eine zweite Welle nötig sei, um die amerikanische Verteidigung entscheidend zu schwächen. Admiral Nagumo hatte die Hälfte seiner Flugzeuge für einen Angriff gegen die US-Trägerflotte an Deck, falls diese wider Erwarten auftauchen sollte. Da sie bisher nicht entdeckt worden war, ordnete er die Umrüstung der Bomber von See- auf Landzielbomben und von Torpedos auf Bomben an. Während sich die japanischen Maschinen auf dem Rückweg zu ihren Trägern befanden, griffen die amerikanischen Bomber aus Midway die feindlichen Schiffe an. Ohne Jagdschutz und mit vielen unerfahrenen Piloten waren die Verluste der Amerikaner hoch, ohne dass sie auch nur einen Treffer erzielen konnten. Zur selben Zeit sichtete ein japanisches Aufklärungsflugzeug die amerikanische Flotte, ohne zunächst die Träger zu entdecken. Vizeadmiral Nagumo ließ sofort die Umrüstung der Bombenflugzeuge stoppen. Wendepunkt Der Träger Soryu führt während eines Angriffs von B-17E Flying Fortress ein Ausweichmanöver durch Um 7:00 Uhr starteten die Träger USS Hornet und USS Enterprise ihre Trägergeschwader. Von der Enterprise startete die Staffel VT-6 mit 14 Torpedobombern (TBD-1 "Devastator"), VB-6 und VS-6 mit 34 Sturzkampfbombern (SBD "Dauntless") und VF-6 mit 10 Jägern (F4F-4 "Wildcat"), um die japanischen Träger anzugreifen. Von der USS Hornet startete VT-8 mit 15 TBD-1, VB-8 und VS-8 mit 34 SBD-3 und VF-8 mit 10 F4F-4. Bald darauf, beginnend um 8:38 Uhr, wurden auch die Flugzeuge der USS Yorktown gestartet, die zuerst zurückgehalten wurden, falls die beiden anderen japanischen Träger noch auftauchten. Von dort startete VT-3 mit 12 TBD-1, VB-3 mit 17 SBD-3 und VF-3 mit 6 F4F-4. Insgesamt wurde der Angriff von 84 SBD-3, 41 TBD-1 und 26 F4F-4 geflogen. Unklarheit herrschte an Bord der amerikanischen Träger über den Kurs, den die Flugzeuge nehmen sollten. So befahl der Commander Air Group der USS Hornet, Cmdr. Stanhope Ring, einen nördlicheren Kurs, während der Staffelkapitän der Torpedostaffel VT-8, Lt.Cmdr. John Waldron, auf einem südlicheren Kurs bestand. Wegen einer Kursänderung der Japaner verfehlten die Staffeln VB-8, VS-8 und VF-8 die Japaner, Waldron fand die Japaner als Erster. VT-8 wurde komplett vernichtet. Danach griff die Torpedostaffel der USS Enterprise, VT-6, an und verlor 10 Schlacht um Midway 253 von 14 TBD. Lediglich VT-3 der USS Yorktown griff später im Verband mit den anderen Staffeln an, verlor jedoch auch 10 von 12 TBD. Diese verlustreichen Angriffe hatten aber zur Folge, dass der japanische Jägerschirm auf niedrige Höhe gezogen wurde und die kurz darauf eintreffenden Sturzkampfbomber freie Bahn hatten. Die Sturzbomberstaffeln der USS Enterprise hätten ebenfalls fast den Feind verfehlt. Als am Abfangpunkt nur leere See zu sehen war, nahm der Commander Air Group der Enterprise, Lt.Cmdr. Wade McClusky, an, dass die Japaner nur nach Norden abgedreht haben konnten – und nicht nach Süden, wie Ring dies annahm. Daher entschloss er sich, ebenfalls in diese Richtung zu fliegen. KAdm Spruance sah wegen dieser Entscheidung in McClusky "den herausragenden Helden der Schlacht von Midway", dessen Vorgehen "das Schicksal der amerikanischen Trägerverbände und der Streitkräfte auf Midway entschied." Gegen 10 Uhr sah McClusky unter sich den Zerstörer Arashi, der die Jagd auf das amerikanische U-Boot USS Nautilus aufgegeben hatte und zu Nagumos Kampfverband zurückkehrte. McClusky entschloss sich, dem Zerstörer zu folgen und erblickte kurze Zeit später den japanischen Trägerverband. Die später gestarteten Staffeln der USS Yorktown hatten den Kurs der Japaner richtig eingeschätzt und trafen deshalb durch Zufall gleichzeitig mit McCluskys Staffeln ein. Diorama der brennenden japanischen Flugzeugträger Da die japanischen Jagdflugzeuge die Torpedobomber bekämpften, konnten die SBD der USS Enterprise und der USS Yorktown gegen 10:20 Uhr drei der japanischen Flugzeugträger aus großer Höhe unbemerkt angreifen. Die Hangardecks der japanischen Träger Sōryū, Akagi und Kaga standen voller betankter und bewaffneter Flugzeuge, die sich auf den Start vorbereiteten. Nach nur wenigen Minuten brannten alle drei Träger und konnten sich nicht mehr an der weiteren Schlacht beteiligen. Die Sōryū und die Kaga sanken in den Folgestunden. Die Akagi war schwer beschädigt, die Feuer waren nicht mehr zu kontrollieren und das Schiff musste verlassen werden. Die Akagi brannte völlig aus und japanische Zerstörer versenkten sie im Morgengrauen des folgenden Tages mit Torpedos, damit das ehemalige Flaggschiff nicht in Feindeshand fiel. Eine beschädigte Douglas SBD-3 Dauntless ist nach Angriff auf den Träger Kaga auf der USS Yorktown gelandet Die USS Yorktown kurz nach der ersten Bomber-Attacke Der einzig übrig gebliebene japanische Flugzeugträger war die Hiryū. Im Bestreben, den Torpedoflugzeugen auszuweichen, war sie weit vom Kurs abgekommen und wurde daher von den SBDs nicht entdeckt. Von ihr aus startete gegen 11:00 Uhr eine Kampfgruppe von 18 Sturzkampfbombern mit sechs Begleitmaschinen und etwa eineinhalb Stunden darauf eine zweite Gruppe, bestehend aus zehn Torpedobombern und sechs Kampfflugzeugen. Ziel war der Träger USS Yorktown. Gegen Mittag trafen die Bomber die USS Yorktown und die Beschädigung der Kesselanlagen zwang das Schiff vorübergehend zum Anhalten. Um 14:45 Uhr gelang den anderen Maschinen ein Schlacht um Midway 254 Torpedotreffer mittschiffs, der die Yorktown manövrierunfähig machte. Sie musste später aufgegeben werden. Viele japanische Maschinen gingen im Luftkampf mit der amerikanischen Verteidigung verloren. Es kehrten aber genug zur Hiryū zurück, um eine dritte Angriffswelle vorzubereiten. Die USS Yorktown konnte aber ihre eigenen Maschinen in die Luft bringen und nach der Hiryū suchen lassen. Sie fanden sie am Nachmittag. Gegen 17:00 Uhr starteten die Bomberangriffswellen von der USS Enterprise, die von zehn Bombern der USS Yorktown unterstützt wurden. Gerade als die Hiryū ihre Maschinen starten wollte, trafen vier Bomben das vordere Flugdeck und setzten den Flugzeugträger in Brand. Bis Mitternacht arbeitete der Antrieb der Hiryū noch, dann stoppte das Feuer die Maschinen. Die Besatzung verließ das Schiff und japanische Zerstörer erhielten den Befehl das ausgebrannte Wrack mit Torpedos zu versenken, damit es nicht den Amerikanern in die Hände fiel. Früh am Morgen des 5. Juni fand ein Suchflugzeug des kleinen Die brennende Hiryū Trägers Hōshō das verlassene Schiff und stellte fest, dass noch Überlebende an Bord waren. Der Zerstörer Tanikaze fuhr zur Position der Hiryū, fand aber niemanden. Er wurde später am Tag von mehr als 50 amerikanischen Flugzeugen attackiert, konnte aber dank erfolgreicher Ausweichmanöver entkommen. Um 02:55 Uhr am 5. Juni befahl Yamamoto schließlich den Abbruch der Schlacht und den Rückzug der ganzen Flotte nach Westen. Nachspiel Die USS Yorktown wurde am 6. Juni vom japanischen U-Boot I-168 torpediert und schwer getroffen. Die Amerikaner lagen zu diesem Zeitpunkt mit dem Zerstörer USS Hammann längsseits, um Reparaturarbeiten auszuführen. Auch er bekam einen Treffer ab und sank innerhalb von Minuten. Die USS Yorktown sank am nächsten Morgen. USS Yorktown und USS Hammann werden torpediert (Diorama) Bis zum 7. Juni bombardierten amerikanische Flugzeuge immer wieder einzelne Schiffe der japanischen Flotte. Bei diesen Angriffen wurde der Schwere Kreuzer Mikuma versenkt. Die USS Trout, ein amerikanisches U-Boot, entdeckte am 9. Juni zwei Überlebende des schweren japanischen Kreuzers Mikuma, der drei Tage vorher von amerikanischen Trägerflugzeugen versenkt worden war. Am 14. Juni sichtete ein Aufklärer ein kleines Boot hunderte von Meilen westlich von Midway. Diese Sichtung wurde am 19. Juni wiederholt, und die USS Ballard fuhr in das Gebiet. Dort fand sie die 35 Überlebenden der Hiryū, die schon am Morgen des 5. Juni von den Japanern noch an Bord gesehen wurden. Kurz bevor das Schiff gesunken war, hatten sie ein Boot gefunden und trieben seitdem im Meer. Der sinkende Schwere Kreuzer Mikuma Schlacht um Midway 255 Bedeutung der Schlacht Die Japaner verloren bei Midway vier von ihren insgesamt sechs großen Flugzeugträgern und viele ihrer ausgebildeten Piloten. Ihre Verluste an Flugzeugbesatzungen wogen gegenüber denen der Amerikaner besonders schwer, weil sich darunter viel Ausbildungspersonal befand, das für die Fronteinsätze aus den Fliegerschulen abberufen worden war. Die Japaner hatten in der Folge größere Schwierigkeiten bei der Pilotenausbildung als die Amerikaner. Dadurch wurde die Schlacht um Midway der Wendepunkt im Pazifikkrieg. Vor Midway hatten die Japaner die Initiative, aufgrund ihrer Überlegenheit bestimmten sie wo und wann gekämpft wurde, während die Alliierten für größere eigene Operationen zu schwach waren und nur auf den nächsten japanischen Angriff warten konnten. Durch die schweren Verluste an Trägern und Piloten änderte sich dies, nun waren beide Seiten in etwa gleich stark. Japanische Operationen nach Midway waren allesamt letztendlich vergebliche Versuche, die bei Midway verlorene Initiative zurückzugewinnen. Zwei Monate nach der Schlacht begannen die Alliierten mit der Landung auf Guadalcanal ihre erste Offensive. Von nun an bis zur japanischen Kapitulation 1945 reagierte die japanische Flotte nur noch auf die Vorstöße der immer stärker werdenden Alliierten, die immer tiefer in den japanischen Verteidigungsgürtel eindrangen. Trotzdem war die Schlacht um Midway nicht die Entscheidungsschlacht, als die sie oft angesehen wird. Zwar schwächte sie die japanische Flotte gewaltig und stellte das Gleichgewicht der Kräfte im Pazifik wieder her. Doch dies war schon von Beginn des Krieges an unausweichlich. „Bekomme ich Befehl, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen Krieg zu führen, so werde ich 6 Monate oder 1 Jahr lang wild um mich schlagen. Sollte der Krieg aber ein zweites oder drittes Jahr dauern, sehe ich äußerst schwarz!“ hatte Admiral Yamamoto vor dem Krieg die Lage Japans in Kenntnis der gewaltigen industriellen Überlegenheit der USA eingeschätzt[1] . In den USA war zu dieser Zeit schon das weltweit größte militärische Schiffbauprogramm aller Zeiten angelaufen. Die Produktion von Kriegsschiffen lief auf Hochtouren. Auch eine vollständige Niederlage der USA mit Verlust aller bei Midway eingesetzten Träger ohne japanische Verluste wäre für Japan nur ein kurzfristiger, temporärer Erfolg gewesen. Schon Mitte 1943 überstieg die Anzahl der bis dahin vom Stapel gelaufenen und einsatzfähigen neuen Flugzeugträger inklusive ihrer Kampfflugzeuge die Produktion der Träger der Japaner. Bis zum Ende des Krieges war das Übergewicht der USA erdrückend, selbst wenn die Japaner bis dahin keinen weiteren Träger verloren hätten. Der amerikanische Sieg bei Midway beschleunigte dies und erlaubte es den USA früher als erwartet gemäß der „Germany first“-Strategie („Deutschland zuerst“) in großer Stärke auf dem europäischen Kriegsschauplatz eingreifen zu können. Diagramm zur nebenstehenden Tabelle Flugzeugträger und Flugzeuge von Mitte 1942 bis Mitte 1946 Vergleich der historischen Trägerverluste mit einem theoretischen Sieg der Japaner bei Midway Schlacht um Midway Siehe auch • Chronologischer Kriegsverlauf des Pazifikkrieges Literatur • Robert D. Ballard: Rückkehr nach Midway. Die Suche nach den versunkenen Schiffen der größten Schlacht im Pazifik. Ullstein, Berlin 1999. ISBN 3550083025 • Robert J. Cressmann (Hrsg.): A Glorious Page in Our History. The Battle of Midway, 4-6 June 1942. Pictoral Histories Publishing, Missoula/Montana 1990. ISBN 0929521404 • Mitsuo Fuchida, Masatake Okumiya, Midway: The Battle That Doomed Japan, the Japanese Navy's Story, Bluejacket Books, 2001, ISBN 1557504288 • Mitsuo Fuchida / Masatake Okumiya: Midway – Die entscheidendste Seeschlacht der Weltgeschichte. Stalling, Oldenburg 1956. • Mark Healy, Midway, 1942 (Campaign), Osprey Publishing, 1998, ISBN 1855323354 • Daniel V. Hernandez (mit Lt.CDR Richard H. Best, USN Ret.): SBD-3 Dauntless and the Battle of Midway. Aeronaval Publishing, Valencia/Spanien 2004. ISBN 8493296309 • Walter Lord, Midway: The Incredible Battle, Wordsworth Editions Ltd., 2000, ISBN 1840222360 • John B. Lundstrom: Black Shoe Carrier Admiral. Frank Jack Fletcher at Coral Seas, Midway & Guadalcanal. Naval Institute Press, Annapolis (Maryland), 2006. ISBN 1591144752 • Samuel Elliot Morison: Coral Sea, Midway and Submarine Actions: May 1942-August 1942 (History of United States Naval Operations in World War II, Volume 4). Reprint, Castle Books 2001. ISBN 0785813055 • Elmar B. Potter, Chester W. Nimitz, Jürgen Rohwer: Seemacht. Eine Seekriegsgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart. Pawlak, Herrsching, 1982. ISBN 3881990828 • Gordon W. Prange: Miracle at Midway. Penguin Books, Harmondsworth 1982. ISBN 0140068147 • Jonathan Parshall, Anthony Tully: Shattered Sword. The untold story of the Battle of Midway. Potomac Books, Dulles (Virginia), 2005. ISBN 1574889230 • Earle Rice: The Battle of Midway (Battles of World War II), Lucent Books, 1995, ISBN 1560064153 • Oliver Warner: Große Seeschlachten. Ariel, Frankfurt 1963. Filme Dokumentation • DVD, Die Schlacht um Midway, 2003. • Battle of Midway [6] während der Schlacht gefilmter Propagandafilm der US Navy des Regisseurs John Ford – Download bei archive.org, Spielfilm • DVD, Schlacht um Midway, 1976 Regie: Jack Smight, Darsteller: Charlton Heston, Henry Fonda, James Coburn, Glenn Ford, Hal Holbrook, Toshirō Mifune, Robert Mitchum, Robert Wagner u.a., Musik: John Williams, 2003. • War and Remembrance, TV-Miniserie 1988; Regie: Dan Curtis, Darsteller: Robert Mitchum, Jane Seymour, Hart Bochner, Sharon Stone, Robert Morley. 12 Teile, 1620 min. Teil 3 hat die Schlacht um Midway zum Thema. Nach dem gleichnamigen Roman von Herman Wouk. 256 Schlacht um Midway Weblinks • • • • • Umfangreiche Schlachtbeschreibung auf ibiblio.org [7] (englisch) The ONI Review – Der Bericht des japanischen Admirals Nagumo über die Schlacht [8] (englisch) Der CinCPac-Bericht von Admiral Chester A. Nimitz an Admiral Ernest J. King [9] (englisch) Kurzbeschreibung mit sehr umfangreichem Kartenmaterial auf ibiblio.org [10] (englisch) Schlachtbeschreibung der US Navy [11] (englisch) Referenzen [1] [2] [3] [4] Walter Lord, Midway: The Incredible Battle, Wordsworth Editions Ltd., 2000, ISBN 1840222360 http:/ / www. wlb-stuttgart. de/ seekrieg/ 42-06. htm Bericht von Captain P.R. White, 6. Juni 1942 (http:/ / home. comcast. net/ ~r2russ/ midway/ aa-reports/ vmf-221. pdf) Der jap. Rang Shōi entspricht dem deutschen Dienstgrad Leutnant zur See. Der Vorsatz Kaigun- zeigt an, dass es sich um einen Marinedienstgrad handelt. [5] Joachim Wätzig: Die japanische Flotte – Von 1868 bis heute. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 1996, ISBN 3-89488-104-6. S. 183 [6] http:/ / www. archive. org/ details/ BattleOfMidway [7] http:/ / www. ibiblio. org/ hyperwar/ USN/ USN-CN-Midway/ index. html [8] http:/ / www. ibiblio. org/ hyperwar/ Japan/ IJN/ rep/ Midway/ Nagumo/ [9] http:/ / www. ibiblio. org/ hyperwar/ USN/ rep/ Midway/ Midway-CinCPac. html [10] http:/ / www. ibiblio. org/ hyperwar/ AAF/ USSBS/ PTO-Campaigns/ USSBS-PTO-5. html [11] http:/ / www. history. navy. mil/ photos/ events/ wwii-pac/ midway/ midway. htm 257 258 Der Krieg in den Schatten David Stirling Sir David Stirling, DSO OBE (* 15. November 1915; † 4. November 1990) war ein schottischer Laird, Bergsteiger, Offizier der britischen Armee und Gründer des Special Air Service. Leben David Stirling wurde nahe Stirling im Haus seiner Eltern geboren. Seine Eltern waren Archibald Stirling of Keir und Margaret Fraser, Tochter von Simon Fraser (Lord Lovat), einem direkten Nachfahren von König Karl II. von England. 1937 trat David Stirling in die Scots Guards ein. 1940 meldete er sich freiwillig zu Kommandooperationen der britischen Armee. Nach der Auflösung seines Kommandos am 1. August 1941 war er immer noch davon überzeugt, dass in kriegerischen Auseinandersetzungen eine kleine Mannschaft von hochspezialisierten Soldaten mehr ausrichten kann als ein ganzer Zug konventioneller Streitkräfte. Statue von David Stirling nahe Doune, Schottland Da er keine Möglichkeit sah, auf regulärem Wege den Beweis für seine Theorie anzutreten, überzeugte er Claude Auchinleck davon, ihm die Führung einer solchen Operation zu überlassen. Ihm wurde das Kommando über das erste Regiment der "L Detachment, Special Air Service Brigade" (SAS) übertragen, offiziell eine Einheit in Bataillonsstärke der existierenden Brigaden in Nordafrika. Die erste Operation der Einheit zur Aufklärung als Fallschirmjäger hinter feindlichen Linien war ein totaler Misserfolg. Nur ein Drittel der Einheit erreichte den vereinbarten Sammelpunkt. Mit geänderter Taktik durch Angriffe zu Fuß im Schutz der Wüstennacht unter Hilfe der Long Range Desert Group war die Einheit dann endlich erfolgreich. Nach der Zuteilung eigener Geländewagen und wendigen Kleinlastern, die man mit Maschinengewehren aufrüstete, wurde die SAS unter Stirlings Führung rasch zu einer gefürchteten, hinter den deutsch-italienischen Linen operierenden Marodeurtruppe, die unter anderem an die 250 Flugzeuge und große Mengen von kriegswichtigem Material zerstörte, vor allem aber ein permanenter "Dorn im Fleisch" von Rommels Truppen war. Im Januar 1943 wurde er von den Deutschen gefasst, entkam der Gefangenschaft jedoch viermal bevor er in Schloss Colditz für den Rest des Krieges interniert wurde. Das Kommando der SAS übernahmen nach Stirlings Gefangennahme bis Kriegsende sein Bruder Bill und der Nordirische Boxer, Rugbyspieler und Jurist Major Blair ("Paddy")Maine, den Feldmarschall Montgomery für die Auszeichnung mit dem Victoria Cross vorschlug. 1990 wurde David Stirling zum Ritter geschlagen und starb im selben Jahr. David Stirling Sonstiges Nach ihm benannt ist das Stirling House im Welbeck College. 2002 wurde zu seinen Ehren ein SAS Ehrenmal errichtet, welches Ihn auf einem Stein stehend darstellt. Weblinks • Deutsche Biografie [1] • Englische Biografie (ausführlicher) [2] Referenzen [1] http:/ / www. homefrontcenter. de/ Historical/ stirlingbio. html [2] http:/ / www. electricscotland. com/ history/ men/ stirling. htm Special Operations Executive Das Special Operations Executive (SOE; deutsch etwa: „Durchführung besonderer Unternehmungen“) war eine aktive britische nachrichtendienstliche Spezialeinheit während des Zweiten Weltkriegs. Sie wurde von Winston Churchill und Hugh Dalton im Juli 1940 aufgestellt, um kriegerische Aktionen ohne direktes militärisches Engagement ausführen zu können. Sie wurde häufig auch als The Baker Street Irregulars bezeichnet, in Anspielung auf die erfundene Gruppe von Spionen in Sherlock-Holmes-Romanen. Ursprünglich als Sektion D des MI6 bezeichnet, bestand die Aufgabe des SOE in der Unterstützung und Versorgung von Spionage und Sabotage hinter den feindlichen Linien sowie als Keimzelle für die Formierung einer Widerstandsbewegung in Großbritannien im Falle einer befürchteten deutschen Invasion der britischen Insel. Bekannt als Churchills Geheimarmee und beauftragt, „Europa in Brand zu stecken“ (eine Mission, die auch Churchills andere Spezialeinheit, die Commandos, die britischen Kommandogruppen, erfüllen sollte), blieb die Existenz des SOE auch viele Jahre nach der Einstellung der Einrichtung der Öffentlichkeit verborgen (ähnlich wie die Aktion Ultra, die Unternehmungen der Codebreaker [Dechiffrierer] von Bletchley Park). Organisation Kopf des SOE war ab September 1943 Colonel Colin Gubbins. Chef der französischen Sektion (Süd) des SOE war Maurice Buckmaster. Seine Assistentin Vera Atkins war so sehr „die Seele“ des SOE, dass einige meinten, sie würde die Organisation leiten. Das Hauptquartier von SOE befand sich in der Baker Street 64 in London. Eine weitere wichtige Adresse in London befand sich in Aston House, wo Waffen- und taktische Forschung ausgeführt wurden. Unter dem Decknamen Inter-Services Research Bureau (ISRB) errichtete SOE eine Einrichtung, in der Ausrüstung für den Schattenkrieg entwickelt werden konnte. Unter der Tarnbezeichnung Station IX lag ca. 30 Meilen nördlich von London ein ehemaliges Hotel mit dem Namen The Frythe außerhalb der Ortschaft Welwyn, wo das ISRB spezielle Waffen und Ausrüstungsgegenstände erprobte. Ende 1944 wurden die Hilfsmittel nach Australien an das Allied Intelligence Bureau (SRD; deutsch: Alliiertes Geheimdienstbüro) zur tropischen Erprobung geliefert. SOE-Operationen in Frankreich wurden von zwei Londoner Sektionen befehligt. Die F-Sektion stand unter britischem Kommando und wurde nicht politisch geleitet, während die RF-Sektion dem Kommando von General Charles de Gaulles France libre-Kräften unterstand. Darüber hinaus gab es zwei kleinere Sektionen: Die EU/P-Sektion, in der die polnische Gemeinde Frankreichs zusammengefasst war und die DF-Sektion, die für die 259 Special Operations Executive Fluchtrouten und die Koordinierung zuständig war. Ende 1942 wurde eine weitere Sektion unter der Bezeichnung AMF in Algier gegründet. Das Haupttrainingszentrum des SOE befand sich in Wanborough Manor, Guildford. Dem SOE gehörten eine Reihe von Frauen an, allein die F-Sektion (Frankreich) schickte 39 weibliche Agenten ins Feld, von denen 13 nicht zurückkehrten. In Valençay im Département Indre in Frankreich ehrt seit dem 6. Mai 1991 das Valençay-SOE-Mahnmal unverschleiert den 50. Jahrestag der Entsendung der ersten Agenten der F-Sektion nach Frankreich. Die „Ehrenrolle“ des Mahnmals listet die Namen von 91 Männern und 13 Frauen auf, die als Mitglieder des SOE ihr Leben für Frankreichs und Europas Freiheit gaben. Das SOE war in hohem Maße abhängig von der Sicherheit chiffrierter Funksendungen. Leo Marks, der SOE-Kryptograph, war für die Entwicklung von besseren Chiffrierverfahren als den unsicheren Gedicht-Kodes zuständig, die später ersetzt wurden. Ausrüstung Das SOE nutzte neben konventioneller Ausrüstung und Waffen eine Vielzahl eigens für den Sondereinsatz hergestellte Ausrüstungsgüter. So zum Beispiel Funkgeräte (das Paraset), Waffen, Explosivgeschosse und getarnte Fallen für Agenten und geheime Aufstandsgruppen. Unter den in Station IX produzierten Produkten fand sich das für Fallschirmjäger nutzbare, faltbare Miniaturmotorrad (das Welbike), eine leise Pistole (das Welrod) und mehrere Miniaturtauchfahrzeuge (der Welman und Sleeping Beauty). Eine amphibische Versuchseinheit wurde in West-Wales bei Goodwick in der Nähe von Fishguard als Station IXa aufgestellt, um diese Hilfsmittel zu erproben. Einsätze Das SOE war insbesondere in den folgenden Ländern aktiv: Frankreich, Norwegen, Italien, den Niederlanden, Jugoslawien, Algerien, Griechenland, Polen, Tschechoslowakei und sogar im Deutschen Reich selbst (Ostmark, das damals zu Deutschland gehörende Österreich). Durch die Zusammenarbeit von SOE und britischem Geheimdienst wurde eine Gruppe jüdischer Freiwilliger aus Palästina zwischen 1943 und 1945 auf Missionen in verschiedene, von Nazi-Deutschland besetzte Länder entsandt. Unter dem Kommando von Kapitän Martin Linge wurde im März 1941 eine Gruppe organisiert, die in Norwegen als erste unabhängige norwegische Kompagnie 1 Überfallaktionen ausführen sollte. Ihr erstes Stoßtruppunternehmen war die Operation Archery 1941, ihre bekanntesten waren wahrscheinlich Sabotage-Aktionen auf die norwegische Fabrik für Schweres Wasser in Rjukan im Jahre 1943. Die Kommunikationslinien nach London wurden graduell verbessert, so dass 1945 insgesamt 64 Funker verteilt über Norwegen zur Verfügung standen. Eine Seeverbindung nach Norwegen bestand zwischen den Shetlands und der norwegischen Küste. Dort fuhren die Männer erst mit Fischerbooten, später mit US-amerikanischen U-Boot-Jägern mit Hilfe des Shetland Bus nach Norwegen, brachten Widerstandskämpfer und Material nach Norwegen und verhalfen Norwegern zur Flucht. Am 5. Mai 1941 sprang mit Georges Bégué (* 1911; † 1993) der erste SOE-Agent in Frankreich ab, der dann die Funkverbindung aufnahm und den Absprung der nächsten Agenten begleitete. Zwischen Bégués erstem Absprung und August 1944, der Befreiung von Paris, wurden mehr als 400 Agenten der F-Sektion (u. a. Nancy Wake) in das von Nazi-Deutschland besetzte Frankreich entsandt. Sie waren in verschiedenen Funktionen, z.B. als Instrukteure für Waffen und Sabotage, Kuriere, Organisatoren, Verbindungsoffiziere und Funker, aktiv. Weniger erfolgreich, eventuell aber auch gezielt um von der kommenden Landung in der Normandie abzulenken, verlief der Aufbau eines Agentennetzes der SOE in den Niederlanden, wo die deutsche Abwehr im Englandspiel den Funkverkehr zurückspielte. Das SOE wurde offiziell 1946 aufgelöst, und viel seiner Einflußsphäre ging auf den Secret Intelligence Service (SIS), besser als MI6 bekannt, über. Das SOE wurde in der Öffentlichkeit unter seinem Decknamen, Inter-Services Research Bureau (ISRB) bekannt. 260 Special Operations Executive Mediale Rezeption Romane Der Autor Ian Fleming, der Maurice Buckmaster und Vera Atkins kannte, stand in dem Ruf, einige Eigenschaften in den Figuren M und Miss Moneypenny seiner James-Bond-Romane verwendet zu haben. In seinem ersten Bond-Roman sagt Fleming, dass die Figur der Vesper Lynd auf der schönen SOE-Agentin Christine Granville beruhe. Das Buch (nach einer TV-Dokumentarserie) Spione – Agenten – Soldaten: Geheime Kommandos im Zweiten Weltkrieg von Janusz Piekalkiewicz hat ein Kapitel mit der Überschrift S.O.E. – London schult Saboteure. Im Untertitel heißt es: „Geschichte der Special Operations Executive, der in London gegründeten Organisation zur Unterstützung des Widerstandes in den besetzten Ländern.“ Auch die Romane Die Marionette von Larry Collins (1985) und Die Leopardin von Ken Follett (2001) behandeln das Thema SOE. Follett schreibt in der Widmung seines Romans: „Fünfzig Frauen wurden im Zweiten Weltkrieg von der Special Operations Executive als Geheimagentinnen nach Frankreich geschickt. Sechsunddreißig von ihnen überlebten den Krieg, die anderen vierzehn gaben ihr Leben. - Ihnen allen ist dieses Buch gewidmet.“ Insofern ergibt sich hier eine Differenz zu den obigen Zahlen. Filme • The Heroes of Telemark (dt. "Kennwort: Schweres Wasser") ist ein 1965 gedrehter Film mit Kirk Douglas, der auf einer SOE-Operation basiert, die die Fabrik für Schweres Wasser in Rjukan, Norwegen, 1943 sabotieren sollte. • Ein französisch-norwegischer Schwarz-Weiß-Dokumentarfilm von 1948, der den Titel "La Bataille de l'eau lourde"/"Kampen om tungtvannet" (deutsch "Die Schlacht um das Schwere Wasser") trägt, in der ein Teil der ‘Originalbesetzung’ auftritt. Joachim Rønneberg hatte mit seinem Buch "Die Schlacht um das Schwere Wasser" einen aufrichtigen Versuch gestartet, die wahre Geschichte dieser Aktion zu beschreiben. Der Film "Heroes of Telemark" hatte dagegen nur wenig mit der Realität zu tun. • "Nancy Wake Codename: The White Mouse" ist ein Dokudrama von 1987 über Nancy Wakes Arbeit für SOE, teilweise durch sie selbst erzählt. • Leo Marks: "Between Silk and Cyanide", 1998; Marks war Herr des Chiffrierwesens bei SOE und dieses Buch ist ein Beitrag seines Kampfes zur Einführung besserer Chiffriermethoden für den Gebrauch der Agenten. Verweise Literatur • Patrick Martin-Smith: "Widerstand vom Himmel - Österreicheinsätze des britischen Geheimdienstes SOE 1944." Martin Patrick-Smith / Peter Pirker Hg., (Wien: Cernin Verlag 2004), ISBN 3-7076-0182-X. - Dargestellt werden insbesondere SOE Aktionen, die aus der Carnia in Friaul (Italien) in Richtung Kärnten (Österreich)gerichtet waren. • Monika Siedentopf: "Absprung über Feindesland. Agentinnen im Zweiten Weltkrieg." (dtv 2006) , ISBN 3-423-24582-4 • Professor William Mackenzie: "The Secret History of SOE - Special Operations Executive 1940-1945", (BPR Publications, 2000), ISBN 0-9536151-8-9 • David Stafford: "Secret Agent - The True Story of the Special Operations Executive", (BBC Worldwide Ltd, 2000), ISBN 0-563-53734-5 261 Special Operations Executive • E. H. Cookridge: "Versteckspiel mit dem Tode - Geheimagenten gegen Hitler 1940/45." (Oldenburg; Hamburg: Stalling, 1967), nach dem englischsprachingen Original "Inside S.O.E." • R.J. Minney schrieb das Buch: "Carve her name with pride" von 1956, das die Geschichte von Violette Szabo erzählt. Ein Film gleichen Titels wurde 1958 mit Paul Schofield und Virginia McKenna gedreht. • William Stanley Moss schrieb das Buch: "Ill Met by Moonlight" von 1950, verarbeitet seine Kenntnisse aus erster Hand einer SOE-Operation von 1944, bei der Generalmajor Heinrich Kreipe, der deutsche Divisions-Kommandeur auf Kreta, entführt wurde. Der Film "Night Ambush", der auf diesem Buch basiert, wurde 1957 mit Dirk Bogarde und Marius Goring gedreht. • Jerrard Tickell schrieb das Buch: "Odette: The story of a British agent" von 1949, das die Geschichte von Odette Sansom-Hallowes erzählt. Der Film "Odette", der auf dem Buch basiert, wurde 1950 mit Anna Neagle and Trevor Howard gedreht. • Jean Overton Fuller schrieb das Buch "The Starr Affair", in dem die Geschichte von John Renshaw Starr erzählt wird. • Arthur Christie: "Mission Scapula SOE in the Far East", ISBN 0-9547010-0-3 Eine wahre Geschichte über einen gewöhnlichen Soldaten, der zu MI5 entsandt wurde und von dort auf eine Mission nach Singapur, wo er fiel. Mit Freddy Spencer-Chapman. • Leo Marks: "Between Silk and Cyanide", ISBN 0-684-86780-X, ISBN 978-0-684-86780-9; A young World War II cryptographer chronicles his career in the Special Operations Executive, discussing his replacement of outmoded codes with one-time silk-printed codes. • David Stafford: Churchill & Secret Service, London 1997 (Abacus), ISBN 0-349-11279-7. Weblinks • The Special Operations Executive(Official Document - British Foreign & Commonwealth Office Website) [1] (englisch) • Colin Gubbins, Leo Marks and the SOE [2] (englisch) • SOE bei spartacus.schoolnet.co.uk [3] (englisch) • Imperial War Museum (London) [4] (englisch) • Imperial War Museum Collections Online [5] (englisch) Referenzen [1] [2] [3] [4] [5] http:/ / www. fco. gov. uk/ servlet/ Front?pagename=OpenMarket/ Xcelerate/ ShowPage& c=Page& cid=1050510206588 http:/ / clutch. open. ac. uk/ schools/ emerson00/ soe_gubbins_marks. html http:/ / www. spartacus. schoolnet. co. uk/ 2WWsoe. htm http:/ / london. iwm. org. uk/ http:/ / www. iwmcollections. org. uk/ 262 Office of Strategic Services Office of Strategic Services Das Office of Strategic Services (OSS), deutsch: Amt für strategische Dienste, war ein Nachrichtendienst des Kriegsministeriums der Vereinigten Staaten von 1942 bis 1945. Auftrag Die Aufgabengebiete des OSS umfasste die operative Beschaffung von Informationen, Desinformation, psychologische Kriegführung, Partisanen-Unterstützung, Asymmetrische Kriegführung, Sabotage und Spionageabwehr. Organisation Das OSS unterstand direkt den Vereinigten Stabschefs des Kriegsministeriums Ärmelabzeichen des OSS, Vorbild für und arbeitete ihnen zu. Damit stand es in direkter Konkurrenz zum G-2 das spätere Abzeichen des US Special (Heeresnachrichtendienst) der Army. Obwohl zuständig für die Aufklärung im Operations Command (SOCOM) Ausland, gab es Regionen, in denen das OSS nicht aktiv war. So z.B. Lateinamerika, wo das FBI für die Auslandsspionage verantwortlich zeichnete. Gleichzeitig wurden die Aktivitäten vom militärischen Nachrichtendienst G-2 und dem Marinenachrichtendienst argwöhnisch beobachtet und die zuständigen Stellen versuchten eifersüchtig, ihre Zuständigkeitbereiche zu verteidigen, da es etliche Überschneidungen und Parallelaufgaben gab. Rekrutierung und Ausbildung Der Leiter des OSS Major General Donovan war anfangs Mitglied des Room gewesen, einer monatlich konspirativ tagenden Geheimloge führender US-Industrieller, die diskret Wirtschaftsinformationen aus dem Ausland austauschten. Die Söhne seiner Geschäftsfreunde, die sich vom OSS Ruhm versprachen, wurden bevorzugt rekrutiert. Das Personal des OSS empfand sich als elitär und war mehrheitlich rechtskonservativ eingestellt. Ausrüstung Da eines der Hauptätigkeitsfelder die konspirative Nachrichtenbeschaffung und die Partisanenunterstützung war, experimentierte Major General Donovan hauptsächlich mit technischen Neuentwicklungen im Bereich getarnter Waffen (Stich- und Schusswaffen sowie Schalldämpfer) und Ausrüstungsgegenstände, deren eigentliche Funktion nicht gleich erkenntlich sein sollte und die so den Agenten bei einer Kontrolle hinter den feindlichen Linien nicht verraten würde. Auch Techniken der nachrichtendienstlichen Kommunikation und Informationsweitergabe (Geheimtinte etc.) wurden genutzt und stetig weiterentwickelt. 263 Office of Strategic Services Geschichte Gründung Das am 11. Juli 1941 von Präsident Franklin D. Roosevelt ins Leben gerufene, zunächst zivile Office of the Coordinator of Information (COI) wurde am 13. Juni 1942 in das Office of Strategic Services umgewandelt[1] . Er war ein operativ arbeitender Nachrichtendienst, der den Vereinigten Stabschefs im Kriegsministerium direkt unterstand und zuarbeitete. Alle Abteilungen bestanden bereits im COI. Bei der Gründung des OSS stand der britische Auslandsnachrichtendienst MI6 Pate. Erster und einziger Leiter des OSS war der reaktivierte Kriegsveteran und Wallstreet-Anwalt „Wild Bill” Donovan (1883–1959), ein Freund des Präsidenten, der bereits als Colonel den Vorläufer der Behörde geleitet hatte und Ende 1944 zum Major General befördert wurde. Viele Pläne erwiesen sich als praxisuntauglich und man musste erst einen hohen Blutzoll (einschließlich des einheimischen Widerstandes) leisten, um die notwendige Erfahrung zu sammeln, wie ein Kampf hinter feindlichen Linien optimal zu führen war. Einsätze Partisanenunterstützungseinsätze Die reine Aufklärungsarbeit war weniger erfolgreich, da die Hauptlast der Informationsgewinnung durch die Luftaufklärung der US Army Air Force (durch Luftbildauswertung) getragen wurde. Dagegen erzielte das OSS recht gute Ergebnisse mit der Ausbildung, Ausrüstung und Führung einheimischer Partisanengruppen hinter den feindlichen Linien und führte Operationen in Italien, Griechenland, Jugoslawien, Norwegen und Frankreich durch. Vorbereitungen für D-Day So sprangen in den Monaten vor der alliierten Landung in der Normandie (Operation Overlord) etliche 3-Mann-Teams, die so genannten Jedburgh Teams (benannt nach ihrem schottischen Ausbildungsort Jedburgh), im deutsch-besetzten Frankreich ab, um Kontakt mit der Résistance aufzunehmen und sie im Partisanenkampf und in der Vorbereitung der Invasion zu unterstützen. Die nächstgrößere Einheit war die Operational Group (OG) mit 34 Mann, die sich aber auch bei Bedarf in zwei 16-Mann-Teams aufteilen konnte. Die OSS-OGs waren die direkten Vorläufer der Special Forces der Green Berets Detachments. Pazifik Das OSS war trotz der Ablehnung durch General Douglas MacArthur, dem Oberbefehlshaber des pazifischen Kriegsschauplatzes, der die Arbeit des G2 bevorzugte, dennoch auch im südostasiatischen und pazifischen Raum aktiv, in dem es Mao Zedongs Rote Armee im Guerillakampf unterstützte. Nachrichtendienstliche Einsätze Ertragreichster OSS-Agent war Allen Dulles, der im neutralen Bern General William J. Donovan bei einer Inspektion eine nahezu ungetarnte Anlaufstelle für Überläufer unterhielt, wo u. a. von Einsatzkräften in Bethesda, Maryland 1945 Fritz Kolbe vorstellig wurde und Vermittler von Karl Wolff die Kapitulation der deutschen Streitkräfte in Italien verhandelten. Erfolgreicher waren Operationen der psychologischen Kriegführung mit Flugblatt- und Radiokampagnen, die den Feind demoralisieren sollten. Bekannteste OSS-Partnerin war Marlene Dietrich, die neben Fronttheater auch über den Hörfunk an die Deutschen zur Kapitulation appellierte. 264 Office of Strategic Services Mitarbeiter des OSS waren u. a. auch der deutsche Philosoph Herbert Marcuse, zeitweilig Chef der Europa-Sektion des Dienstes, sowie der Schriftsteller Klaus Mann. Dieser verfasste einige Monate nach der alliierten Landung auf Sizilien, welche das OSS unter dem Decknamen Operation Husky zusammen mit dem Marinenachrichtendienst (ONI) vorbereitet hatte, für die nach Norden vorrückende 5. US-Armee Flugblätter zum Abwurf hinter den deutschen Linien und Texte für Grabenlautsprecher. Er verhörte während des Italien-Feldzuges auch deutsche Kriegsgefangene, damit die Stimmung in der Truppe genauer analysiert werden konnte.[2] 1944 nahm das Londoner Büro des OSS Kontakte zur Freien Deutschen Bewegung in Großbritannien auf, um aus ihren Reihen geeignete Kandidaten anzuwerben. Die Kontaktaufnahme erfolgte über Jürgen Kuczynski, den damaligen Leiter der Freien Deutschen Bewegung. Die Kandidatenliste wurde von Seiten der deutschen Emigranten mit der GRU abgestimmt. Die sieben ausgewählten Kandidaten sollten per Fallschirm hinter den deutschen Linien abspringen.[3] Drei der Agenten, Anton Ruh, später Botschafter der DDR in Rumänien, Paul Lindner und Kurt Gruber), wurden 2006 postum von der Regierung der USA mit dem Silver Star gewürdigt.[4] [5] Der Historiker Brian Nelson Macpherson hob in seiner Dissertation hervor: „Keine andere Quelle des Nachrichtendienstes war so hilfreich in der zuverlässigen Wahrnehmung von Einzelheiten während der letzten Kriegsmonate.“ Dieser Einsatz wurde auch als Operation Hammer bezeichnet. Mit der Operation Sunrise etablierte das OSS bereits früh eine amerikanische Zusammenarbeit mit Personen des späteren Bundesnachrichtendienstes. Generalmajor Reinhard Gehlen leitete von 1942 bis 1945 im Generalstab des Heeres die Spionageabteilung Fremde Heere Ost. Unmittelbar nach dem Krieg wurden Gehlen und seine gesamte Organisation (die vor allem aus SS-, SD- und Abwehr-Leuten bestand) in den Dienst des amerikanischen Geheimdienstes gestellt. Gehlen wurde damit beauftragt, einen deutschen Auslandsnachrichtendienst aufzubauen, der sich vor allem gegen die Sowjetunion richten sollte. Die Organisation Gehlen wurde später durch die CIA übernommen. Für die Spionageabwehr war während des Krieges die Abteilung X-2 zuständig. Persönlichkeitsprofil Hitlers Donovan beauftragte den Harvard-Psychoanalytiker Walter C. Langer ein Profil über Adolf Hitlers Persönlichkeit zu erstellen.[6] Langer befragte hierfür Personen, die aus dem Deutschen Reich in die Staaten gekommen waren. So zum Beispiel Eduard Bloch, den Arzt von Klara Hitler, Ernst Hanfstaengl, den ehemaligen Auslandspressechef der Nationalsozialisten und William Patrick Hitler. Der Bericht aus dem Jahr 1943 schildert unter anderem „Hitlers wahrscheinliches Verhalten in der Zukunft“: „1. Hitler könnte eines natürlichen Todes sterben. Das ist nur eine ganz entfernte Möglichkeit, denn, soweit wir wissen, ist er ganz guter Gesundheit, außer bei seinen Magenbeschwerden, die wahrscheinlich psychosomatische Ursachen haben. 2. Hitler könnte Asyl in einem neutralen Land suchen. Das ist extrem unwahrscheinlich im Hinblick auf seine großen Sorgen um seine Unsterblichkeit. Nichts würde den Mythos wirkungsvoller zerstören als ein Führer, der im kritischen Moment davonrennt. 3. Hitler könnte in einer Schlacht getötet werden. Das ist eine reale Möglichkeit. Wenn er überzeugt ist, dass er nicht gewinnen kann, könnte er seine Truppen in die Schlacht führen und sich als furchtloser und fanatischer Führer stilisieren. Das wäre von unserem Standpunkt aus das am wenigsten Wünschenswerte, weil sein Tod als Beispiel für seine Nachfolger dienen würde, ebenfalls mit fanatischer, todesverachtender Entschlossenheit bis zum bitteren Ende zu kämpfen. 4. Hitler könnte ermordet werden. Obwohl Hitler extrem gut geschützt wird, besteht die Möglichkeit, dass ihn jemand ermordet. Hitler fürchtet diese Möglichkeit […] Sie ist ebenfalls von unserem Blickwinkel aus nicht wünschenswert, weil sie einen Märtyrer aus ihm machen würde und die Legende stärkt. 5. Hitler könnte krank werden. Hitler hat viele Charakteristika, die an der Grenze zur Schizophrenie sind. Es ist möglich, dass seine Psyche zusammenbricht, wenn er mit der Niederlage konfrontiert ist. Das wäre 265 Office of Strategic Services eventuell aus unserer Sicht wünschenswert, denn es würde viel dazu beitragen, die Hitler-Legende in den Köpfen des deutschen Volkes zu unterminieren. 6. Das deutsche Militär könnte revoltieren und ihn entmachten. Das scheint mit Blick auf die einzigartige Stellung, die Hitler im Bewusstsein des deutschen Volkes hat, unwahrscheinlich … Das deutsche Militär könnte aber im Angesicht der Niederlage beschließen, dass es weiser wäre, Hitler zu entthronen und eine Marionettenregierung für Friedensverhandlungen einzusetzen. Das würde wahrscheinlich große interne Zwistigkeiten in Deutschland hervorrufen. 7. Hitler könnte in unsere Hände fallen. Das ist die unwahrscheinlichste Variante überhaupt. 8. Hitler könnte Selbstmord begehen. Das ist das plausibelste Resultat. Er hat mehrmals gedroht, sich umzubringen; nach allem, was wir über seine Psyche wissen, ist dies die wahrscheinlichste Möglichkeit … Was auch passiert, wir dürfen relativ sicher sein, dass Hitler immer neurotischer werden wird, je mehr Niederlagen Deutschland einstecken muss. Jede Niederlage wird sein Selbstvertrauen erschüttern und seine Möglichkeiten begrenzen, sich seine eigene Größe zu beweisen. Als Konsequenz wird er sich gegenüber Angriffen aus den Reihen seiner Verbündeten mehr und mehr verletzlich zeigen und seine Wutanfälle werden sich häufen. Er wird vermutlich versuchen, seine Angreifbarkeit mit zunehmender Grausamkeit und Rücksichtslosigkeit zu kompensieren. Seine öffentlichen Auftritte werden immer seltener, weil er unfähig ist, eine kritische Zuhörerschaft zu ertragen … In jedem Fall wird sich sein geistiger Zustand weiter verschlechtern. Er wird so lange kämpfen wie er kann, mit jeder nur erdenklichen Waffe oder Technik, die ihm geeignet erscheint, den drohenden Untergang aufzuhalten. Der Kurs, dem er folgt, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einer, der ihm den Weg in die Unsterblichkeit ebnet und zur selben Zeit die Welt in Flammen aufgehen lässt.“ – Walter C. Langer, 1943.[7] Auflösung Das von Präsident Harry S. Truman von Anfang an mit Argwohn bedachte OSS wurde nach dem Zweiten Weltkrieg am 20. September 1945 wieder aufgelöst. Die direkte Nachfolge-Organisation des OSS war die SSU (Strategic Services Unit); deren Hauptquartier in Deutschland war in Wiesbaden, von wo aus auch die ersten erfolgreichen Versuche gestartet wurden, deutsche NKWD-Agenten zu Doppelspionen umzufunktionieren.[8] . Einige Veteranen installierten einen OSS-Mythos durch eine Vielzahl entsprechender Abenteuerromane, Comics und Spielfilme. Die Übernahme der ehemaligen OSS-Agenten in die 1947 gegründete Central Intelligence Agency oder das American Committee for a United Europe verlief jedoch keineswegs automatisch: viele verweigerten sich und suchten nach anderen Betätigungsfeldern. Die ehemalige Mitgliedschaft im OSS erwies sich zwar für manche als Sprungbrett für wirtschaftliche Karrieren - andere sahen nach Kriegsende eher kritisch auf die historische Rolle des OSS zurück.[9] Die Akten des OSS wurden teilweise in den 1970er und 1980er Jahren freigegeben. Im August 2008 veröffentlichte das Nationalarchiv der USA 35.000 weitere Personalakten sowie Dokumente über geheime Einsätze.[10] Mediale Rezeption • • • • O.S.S. (1946); Regie: Richard Maibaum, später der erste James-Bond-Regisseur Cloak and Dagger (1946); deutsch: Im Geheimdienst, Regie: Fritz Lang 13 Rue Madeleine (1947); Regie: Henry Hathaway Der gute Hirte (2006); Regie: Robert De Niro, behandelt die Gründung des OSS und der Nachfolge-Organisation CIA • Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels (2008); Regie: Steven Spielberg, Professor Jones wird als ehemaliger OSS-Agent eingeführt, dessen damaliger Partner McHale sich als Doppelagent herausstellt 266 Office of Strategic Services • Spy Kids (2001); Regie: Robert Rodriguez, filmische Persiflage über einen Geheimdienst namens OSS. Im zweiten Teil, Spy Kids 2 – Die Rückkehr der Superspione (2002), wird ein Donovan Direktor. Literatur • Christof Mauch: Schattenkrieg gegen Hitler. Das Dritte Reich im Visier der amerikanischen Geheimdienste 1941 bis 1945. Deutsche Verlags-Anstalt DVA, München 1999, ISBN 3-421-05196-8 • Richard Cutler: Counterspy. Memoirs of a Counterintelligence Officer in World War II and the Cold War, Brassey's, Dulles 2004, ISBN 1-57488-839-0 (engl.) Weblinks • • • • • • Michael Warner: Broschüre auf der Homepage über das OSS der CIA [11] (englisch) Informationen über die „Operational Groups“ des OSS und ihre Tätigkeit im Zweiten Weltkrieg [12] (englisch) Über das OSS bei soc.mil [13] (englisch) OSS Psychological Warfare Study [14] (englisch) OSS Society [15] (englisch) Secret Norwegian sites in Sweden 1944–1945 financially supported by the OSS [16] • The Office of Strategic Services [17] (englisch) • Einsatzkräfte, Spione und Saboteure. Die Geschichte der Männer und Frauen des OSS [18] (englisch) • OSS. Ehrenliste, Auszeichnungen und Bilder [19] (englisch) Referenzen [1] Poster des CIA-Museums zum 60sten Jahrestag (http:/ / www. osssociety. org/ pdfs/ 60thannivposter. pdf) Die Abbildung zeigt Donovan in der Uniform eines US-Brigadegenerals(Major General). [2] Uwe Naumann: Klaus Mann. RoRoRo, Hamburg 1984, ISBN 3-499-50332-8, S.114 ff. [3] Das Vermächtnis des US-Offiziers Gould (http:/ / www. drafd. de/ ?DrafdInfo200507_Gould). Auf: drafd.de, der Homepage des Verband Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung „Freies Deutschland“ e.V. [4] Junge Welt, 13. Juni 2006. Vgl. [[Kategorie:Vorlage Der Spiegel mit alten Parametern (http:/ / www. spiegel. de/ spiegel/ print/ d-32628510. html)] Klaus Wiegrefe: Falsche Freunde]. In: Der Spiegel 45/2004 vom 30. Oktober 2004. [5] Erinnerung an einen "German Miner" (http:/ / www. drafd. de/ ?DrafdInfo200507_Gould) [6] Wiedergegeben auf nizkor.org: A Psychological Analysis of Adolph Hitler. His Life and Legend (http:/ / web. archive. org/ web/ 20050828111124/ http:/ / www. nizkor. org/ hweb/ people/ h/ hitler-adolf/ oss-papers/ text/ profile-index. html). [7] Walter C. Langer: „OSS-Geheimbericht über Adolf Hitler“. Washington D.C. 1943, Supplement S.1. Zitiert nach: Wolfgang Zdral: Die Hitlers. Die unbekannte Familie des Führers. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-593-37457-4, S. 192–194. [8] siehe R. Cutler: Counterspy. Memoirs of a Counterintelligence Officer in World War II and the Cold War, S.71ff [9] Max Corvo: O.S.S. in Italy 1942–1945: A Personal Memoir of the Fight for Freedom: 1943–1945. Enigma Books, New York 2005, ISBN 1-929631-45-6 [10] „Das Who is Who berühmter US-Spione“ (http:/ / www. sueddeutsche. de/ politik/ 419/ 306381/ text/ ), Süddeutsche Zeitung, 14. August 2008. [11] https:/ / www. cia. gov/ library/ center-for-the-study-of-intelligence/ csi-publications/ books-and-monographs/ oss/ index. htm [12] http:/ / www. ossog. org/ [13] http:/ / www. soc. mil/ sofinfo/ story. html#sp04 [14] http:/ / www. icdc. com/ ~paulwolf/ oss/ oss. htm [15] http:/ / www. osssociety. org [16] http:/ / www. sepals. info [17] http:/ / www. militaryhistoryonline. com/ general/ articles/ officestrategicservices. aspx [18] http:/ / thedropzone. org/ oss/ default. asp [19] http:/ / www. specialforcesroh. com/ browse. php?mode=viewc& catid=15 267 Long Range Desert Group 268 Long Range Desert Group Die Long Range Desert Group (dt.: Langstrecken-Wüstengruppe) war eine Spezialeinheit der British Army während des Zweiten Weltkrieges, die von 1940 bis 1943 im Einsatz war. Sie wurde nach der Überschreitung der libysch-ägyptischen Grenze durch italienische Truppen im Juni 1940 vom Major Ralph Alger Bagnold gegründet. Zu ihren Aufgaben zählte die Aufklärung in der Wüste im Rahmen des Afrikafeldzuges, sowie Beobachtung feindlicher Aktivitäten, aber auch die Aufklärung von Angriffs- und Nachschubwegen für die eigenen Truppen unterstanden ihrem Aufgabengebiet. In der Anfangszeit arbeitete sie eng mit dem SAS zusammen. Aufstellung und Ausrüstung Mützenabzeichen der L.R.D.G. In ihrer Gründungszeit bestand die Long Range Desert Group vorwiegend aus neuseeländischen Freiwilligen, die von dem britischen Kommandeur der 2. Neuseeländischen Division Lieutenant General Bernard Freyberg ausgewählt wurden. Später ergänzten britische und rhodesische Soldaten die Long Range Desert Group. Jede Einheit war in 3 Spähtrupps zu je 40 Mann gegliedert, die zum Transport der Aufklärungstrupps vorwiegend auf LKWs des Typs Chevrolet (30cwt) und Jeeps wie den Willys MB zurückgriff. Die Bewaffnung der einzelnen Trupps bestand hauptsächlich aus Waffenbeständen der britischen Armee bzw. der Commonwealth-Staaten. So führte ein einzelner Spähtrupp zehn Maschinengewehre der Marke Lewis Gun sowie Panzerbüchsen des Fabrikats Panzerbüchse Boys mit. Zur mobilen Bewaffnung zählten das Browning M2 und Vickers K, die zumeist auf den Jeeps montiert waren. Später wurden auch Panzerabwehrkanonen auf den Jeeps montiert. Als Kommunikationsmittel wurden Funkgeräte mit einer Reichweite bis zu 1200 Meilen eingesetzt. Einsatzgebiete Im September 1940 begann man mit der Errichtung eines ersten Stützpunktes in der Oase Siwa. Kurz darauf kam es zum ersten Einsatz zweier Trupps der Long Range Desert Group. Unter Leitung des neuseeländischen Captains Mitford durchquerten sie das Kalansho-Dünenmeer mit dem Ziel des Handstreich und der Sprengung italienischer Treibstoffdepots sowie Landebahnen von operativ wichtigen Flugplätzen. Nachfolgend operierte diese Einheit der Long Range Desert Group mit Kurs auf den Tschad zur Kontaktaufnahme mit der Streitkraft des Freien Frankreichs. Nach Aufmunitionierung und Betankung durchquerten sie die Charga-Oase mit dem Ziel, nach Kairo zu gelangen. Insgesamt legten sie rund 6000 Kilometer zurück. Die Kooperation mit den französischen Truppen wurde bestärkt, als Major Bagnold Ende September 1940 nach Fort Lamy reiste, um die französischen Kolonien in Afrika zum Beitritt in die alliierten Streitkräfte zu bewegen. Gemeinsam mit den neuen französischen Verbündeten wurden italienische Stützpunkte im Gebiet der Murzuk-Oasen angegriffen, was zur Einnahme von Kufra führte. Man einigte sich später, das Hauptquartier der Long Range Desert Group in die Kufra-Oase zu verlegen. Die schlechten Wetterbedingungen mit heftigen Sandstürmen und extrem hohen Temperaturen von bis zu 50°C erschwerten das weitere Vorgehen stark. Long Range Desert Group Ende und Verbleib Während des Sommers 1941 machte sich der mittlerweile zum Colonel beförderte Gründer Bagnold auf die Suche nach einem Nachfolger. Kurzzeitig befehligte unter anderem Major Jake Easonsmith und Lieutenant-Colonel Guy Lennox Prendergast die LRDG, bis schließlich Major General David Lloyd Owen das endgültige Kommando über die Long Range Desert Group bis zur Niederlage der Achsenmächte in Afrika 1943 übernahm. Colonel Bagnold verließ die LRDG noch 1941, und wirkte fortan in Kairo im Stab der Britischen Armee. Die Mehrzahl der Angehörigen der LRDG gingen in den SAS über, oder kämpften an der Seite von Partisanen in Griechenland bzw. auf dem Balkan. Siehe auch • Afrikafeldzug • Deutsches Afrikakorps • Hit and Run Literatur und Quellen • Owen, David Lloyd : The History of the Long Range Desert Group: Providence Their Guide, 2000, ISBN 0-85052-712-0 • List, David : The Long Range Desert Group, 1983, ISBN 0-85045-484-0 • Morgan, Mike : Sting of the Scorpion: In Action with the Long Range Desert Group, 2000, ISBN 0-7509-2481-0 • Piekalkiewicz, Janusz : Der Wüstenkrieg in Afrika 1940 - 1943, 2002, ISBN 3-8289-0357-6 Weblinks • Seite der LRDG Preservation Society [1] (englisch) • Gliederung der LRDG [2] (englisch) Referenzen [1] http:/ / www. lrdg. org [2] http:/ / www. regiments. org/ regiments/ uk/ specfor/ LRDG. htm 269 Résistance 270 Résistance Die Résistance ist der Sammelbegriff für die französischen und belgischen Widerstandsbewegungen gegen die deutsche und italienische Besatzungsmacht sowie gegen die mit diesen kollaborierenden Institutionen und Bevölkerungsgruppen im Zweiten Weltkrieg. Die Résistance war nicht einheitlich organisiert und geführt, sondern verfolgte im Sinne ihrer Trägerorganisationen verschiedene Ziele. Im Frühjahr 1943 gelang es Jean Moulin, einem Abgesandten General de Gaulles, die wichtigsten Gruppierungen zumindest auf allgemein gehaltene gemeinsame Ziele festzulegen und eine Koordinierungsinstanz zu etablieren. Gegen das von den Deutschen verwendete Hakenkreuz wurde das Lothringer Kreuz auch von der Resistance als Symbol des französischen Befreiungskampfes übernommen. Organisation Lothringer Kreuz Von Lyon aus bemühte sich Jean Moulin im Auftrag de Gaulles lange Zeit, den Widerstand der verschiedenen Gruppen zur Résistance im Comité Français de la Libération Nationale (CFLN) zu vereinen, was ihm auch mit den wichtigsten Résistancegruppen gelang: in der Südzone fusionierten: • • • • • • • die Gruppe Combat mit der Untergrundzeitung Combat um Henri Frenay die Gruppe Libération Sud mit der Untergrundzeitung Libération um Emmanuel d’Astier de la Vigerie die Gruppe Franc-Tireur mit der Untergrundzeitung Franc-Tireur unter der Leitung von Jean-Pierre Lévy die Francs-Tireurs et Partisans unter der Leitung von Pierre Fabien die Armée secrète unter der Leitung von Charles Delestraint der Front National mit der Untergrundzeitung Front national von Pierre Villon das Comité d’Action Socialiste um Pierre Brossolette, mit den Gruppen aus der Nordzone: • • • • die Gruppe Organisation civile et militaire (OCM) die Gruppe Libération Nord die Gruppe Ceux de la Résistance die Gruppe Ceux de la Libération weitere Résistancegruppen, die daneben zeitweilig oder dauerhaft existierten: • • • • • • • die Résistance de Fer der französischen Eisenbahner die Gruppe France-Liberté die Gruppe la Dernière Colonne die Gruppe Musée de l’Homme die Gruppe Confrèrerie Notre Dame um Gilbert Renault die Organisation de résistance de l'armée die Armée des Volontaires (AV) um Dr. Bareiss • das Netzwerk Mithridate • das Netzwerk Cohors Résistance 271 Die Résistance entwickelte als politischen Arm eine Art politisches Untergrundparlament der verschiedenen Widerstandsgruppen den Conseil National de la Résistance (CNR, dt. Nationaler Widerstandsrat). Dank des unermüdlichen Einsatzes von Jacques Bingen entwickelte sich aus • • • • der gaullistischen l'Armée secrète, der kommunistischen Francs-Tireurs et Partisans und der giraudistischen Organisation de résistance de l'armée sowie isolierten militärischen Résistancegruppen der fusionierte militärische Arm der Résistance, die Forces françaises de l'intérieur (FFI). Die Operationen der Résistance Die Résistance entstand unmittelbar nach dem Waffenstillstand von Marschall Pétain mit Deutschland am 22. Juni 1940. Anfangs bestand sie aus wenigen Tausend Menschen, die die deutsche Besetzung nicht einfach erdulden wollten. Ihr Ziel war das planmäßige Vorgehen gegen die Besatzer. Dazu mussten private Racheakte eingedämmt werden, die nicht selten waren. Tausende von Zivilisten und Soldaten waren vor den heranrückenden deutschen Truppen in den Süden Frankreichs geflüchtet. In Zeitungen wurden Suchanzeigen annonciert, um die auf der Flucht verlorenen Angehörigen wiederzufinden. Hier schrieb die Résistance Antwortbriefe, in denen die Betroffenen zur Mitarbeit und Kettenbriefen aufgefordert wurden. Später ging sie dazu über, die Alliierten über Bewaffnung und Bewegungen der deutschen Truppen zu informieren. Sabotageakte der Résistance sollten die militärischen Operationen der Alliierten unterstützen und die der Wehrmacht erschweren. Dazu wurden nach und nach eigene Strukturen aufgebaut: Für jede französische Gemeinde wurde eine Akte angelegt, in der jeder Eisenbahntunnel, jede Langsamfahrstelle der Eisenbahn, jede Fabrik, Werkstatt und Werft vermerkt wurde. Tonnen von Munition und Waffen wurden versteckt, statt sie (gemäß Waffenstillstandsbestimmungen) an die Wehrmacht zu übergeben. Anstelle von Mitgliederlisten wurden schmale Papierstreifen aus Reispapier verwendet, die man besser herunterschlucken konnte. Darin standen der Name des Aufgenommenen, sein Beruf und seine Verbindungen, seine Unterbringungs- und Verpflegungsmöglichkeiten sowie seine Transportmittel (LKW, Auto, Motorrad, Fahrrad). Dort war auch registriert, ob derjenige für Sabotage-, Transport- oder Kommando-Aufgaben eingeteilt war. Diese Listen wurden von Bankbeamten nachts geschrieben. Anfangs war das Hauptquartier der Résistance in der Pariser Metro. Während der Fahrt wurden Pläne gemacht und Nachrichten ausgetauscht. Abhören war hier sehr viel schwieriger. Vor allem konnte die Gestapo nur schwer Einzelne, die ein- oder ausstiegen, im Gewühl von Tausenden von Menschen identifizieren und beobachten. Dennoch blieben die geheimen Tätigkeiten nicht verborgen. Die Quartiere wurden daraufhin ständig gewechselt. Im Laufe der Zeit strukturierte sich die Arbeit der Résistance arbeitsteilig: Quartiermacher beschafften in einem Dorf oder einer Stadt unauffällige Wohnungen, deren Lage, Flucht- und Ausweichmöglichkeiten sie vorher geprüft hatten. Einem Stab der Résistance unterstanden zwanzig regionale, von Offizieren kommandierte Einheiten, die im Rhythmus von acht bis zehn Tagen ihren Standort wechselten. Dazu wurden in einem Dorf etwa zehn Häuser ausgesucht, in denen der Befehlsstand unterzubringen war. Ein Mitglied der Forces françaises de l'intérieur, ca. 1944 Résistance Da die Funkübertragung von Nachrichten durch Peilwagen der Deutschen gefährdet war, wurden sie häufig mündlich weitergegeben: Die Boten lernten dabei ihren Auftrag auswendig, so dass sie durch nichts Schriftliches identifizierbar waren. Kundschafter überprüften die Bewohner umliegender Häuser vor einem geplanten Coup und machten sich mit Zugangsmöglichkeiten, der Bewachung, ihren Wachwechseln, ihrer Bewaffnung und Alarmplänen vertraut. Für Kommando-Aufträge hatte sich das Corps Francs etabliert. Es waren in der Regel sportliche Männer unter vierzig Jahren, die als Gorilles bezeichnet wurden. Sie bildeten den Stoßtrupp, der bei einem Überfall den Angriff auf die deutschen Soldaten, Bewacher, Gestapo-Leute etc. führte. Transportkommandos beschafften die häufig zu wechselnden Fahrzeuge, kundschafteten Routen und Straßensperren aus, machten sich mit der Strecke vertraut. Der Ortswechsel eines Kommandos oder Stabes vollzog sich in der Regel nachts über abgelegene Feldwege. Es wurden auch Transportmöglichkeiten in französischen und deutschen Zügen und auf regelmäßig kursierenden deutschen Armeelastwagen ausgekundschaftet und genutzt. Sie stellten die Männer, die die bei einem Überfall möglicherweise zu erbeutenden Waffen und Munition verluden und transportierten. Ein Zerstörungskommando setzte nach einem Überfall die Örtlichkeit in Brand oder sprengte sie fort. 272 Festnahme verdächtiger Franzosen durch deutsche Soldaten im Juli 1944 Gefangennahme von Mitgliedern der Resistance durch französische Milizen im Juli 1944 Saboteure waren häufig Frauen, Jugendliche und ältere Männer, die weniger durch Muskelkraft, sondern mehr durch List ihr Ziel erreichten: Ihnen wurde auch durch Instrukteure wie Nancy Wake, die vom britischen Special Operations Executive ausgebildet waren, beigebracht, wie man Brandbomben platzierte, Sprengkapseln an Eisenbahnschienen fixierte, wie man durch die Besatzer beschlagnahmte Ware unbrauchbar machte, einen Menschen geräuschlos erwürgte, Waffen auseinander nimmt, reinigt und handhabt. Durch diese Sabotagekommandos wurden Sprengungen von Brücken, Eisenbahntunneln, Telegrafenmasten usw. vorbereitet und ausgeführt. In den französischen Gebirgen operierte die Résistance vom Maquis aus. Diese unzugänglichen Gebiete waren durch umliegende Schluchten und Pässe geschützt und konnten deshalb durch Schützenstände, Maschinengewehre und Artillerie von wenigen Leuten selbst bei einer starken feindlichen Übermacht gehalten werden. Das wichtigste und größte Maquis lag im Vercors. Die Wirksamkeit und das Vorgehen der Résistance gegen Kollaborateure wird seit den 1970er Jahren in der französischen Öffentlichkeit verstärkt diskutiert. Symbol für die grausame Rache der SS an Widerstandskämpfern ist der Ort Oradour-sur-Glane. Als Reaktion auf Aktionen der Résistance in der Gegend vernichtete eine Kompanie des Panzergrenadier-Regiments „Der Führer“ am 10. Juni 1944 das gesamte Dorf, exekutierte die Männer und sperrte Frauen und Kinder in die Kirche, die dann angezündet wurde. Mehr als 600 Menschen wurden ermordet. Heute ist Oradour-sur-Glane Gedenkstätte für den französischen Widerstand. Ein bekanntes deutsches Mitglied der Résistance war Peter Gingold, der am 28. Oktober 2006 verstarb. Résistance wird auch als literarischer Begriff für eine Bewegung verwendet, die während der Vichy-Zeit illegal literarische Texte und Zeitschriften publizierte. Sie hatte zwar nicht als Teil der politisch-militärischen Résistance agiert, ihr wurde aber nachträglich eine hohe symbolische Bedeutung zugemessen, weil sie dem Widerstand eine Stimme gegeben hatte. Als eine der bekanntesten Veröffentlichungen der Résistanceliteratur gilt die Erzählung Le silence de la mer, die 1942 unter dem Pseudonym Vercors erschien. Résistance "Wusstet ihr, … dass es nur ein Wort für Entsetzen gibt, nur ein Wort für Angst? Wusstet ihr, dass das Leiden keine Schranke kennt, der Schrecken keine Grenze?" (von Charlotte Delbo, sie war Mitglied der Résistance und wurde ins KZ Auschwitz deportiert) Siehe auch • • • • • • • • • • • Frauen in der Résistance Geschichte der Résistance im Artikel über Jean Moulin Forces Françaises Libres , auch France libre, Geschichte der Résistance im historischen Kontext Widerstand gegen den Nationalsozialismus Vichy-Regime (die Literatur zu beiden Themen überschneidet sich) Nationalkomitee Freies Deutschland im Westen (CALPO - Comité Allemagne libre pour l'Ouest), Partner der Résistance Max Windmüller Jean-Paul Sartre Romain Gary, Kampfflieger der Forces Françaises Libres Edmond Michelet Henri Honoré d'Estienne d'Orves • Armand Gatti, Résistant in der Corrèze, zeitweise Zwangsarbeiter im KZ Neuengamme, Nebenlager Lindemann Veddel, Arbeit an und unter der Ostsee, nach Flucht Fallschirmspringer der RAF im Auftrag der Forces Françaises Libres Literatur • Guy Michaud & Alain Kimmel: La Résistance en France occupée pendant la Seconde Guerre mondiale. in: Le nouveau guide France. Hachette, Paris 1990, S. 159; wieder in: Karl Stoppel Hg.: La France. Regards sur un pays voisin. Eine Textsammlung zur Frankreichkunde. Reclam, Stuttgart 2008 ISBN 9783150090688 Reihe: Fremdsprachentexte. S. 228f. [1] • Klaus-Michael Mallmann: Frankreichs fremde Patrioten. Deutsche in der Résistance. in: Exilforschung. Ein internationales Jahrbuch Bd. 15, 1997, S. 33 - 63 • (Walther Flekl) Artikel: Résistance in: Frankreich-Lexikon, Erich Schmidt, Berlin 2005, S. 833 - 836 (Lit.) ISBN 3503061843. Studienausgabe ebd. 2006 ISBN 3503079912 • Jean-François Muracciole: Histoire de la résistance en France PUF, Que sais-je ?, Paris 2003 • Alain Guérin: La Résistance Chronique illustrée 1930-1950 (5 Vol.) Livre Club Diderot, Paris 1972 • Jean-Pierre Azéma: Des résistances à la Résistance in: La France des années noires T2, Éditions du Seuil, Paris 1993 • Pierre Broué, Raymond Vacheron: Meurtres au maquis Éditions Grasset, Paris 1997 • Gilles Perrault: Taupes rouges contre SS Éd. Messidor, Paris 1986 (communistes et antifascistes allemands et autrichiens dans la Résistance en France) • Brés, Éveline & Yvan Un maquis d‘antifascistes allemands en France (1942-1944) Presses du Languedoc, Max Chaleil Éditeur, Montpellier 1987 • Pierre Péan: Vies et morts de Jean Moulin Éditions Fayard, Paris 1998 • Dominique Peillon: Les Réseaux de Résistance in La France des années noires T1, le Seuil, 1993 • Dominique Peillon & Olivier Wieviorka: La Résistance in La France des années noires T2, Éditions du Seuil, Paris 1993 • Philippe Bourdrel: L'Épuration sauvage 1944-45 Éd. Perrin, Paris 2002 • Gottfried Hamacher u.a.: Gegen Hitler. Deutsche in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung "Freies Deutschland". Kurzbiografien Karl Dietz, Berlin 2005 (2. Aufl.) Reihe RLS 273 Résistance • • • • Manuskripte, Nr. 53 [2] ISBN 332002941X Marieluise Christadler: Résistance - Kollaboration in: Fremde Freunde. Deutsche und Franzosen vor dem 21. Jahrhundert Hg. Robert Picht u.a. Piper, München 2002 ISBN 3492039561 S. 45 - 50 Helga Bories-Sawala, Catherine Szczesny & Rolf Sawala: La France occupée et la Résistance Reihe: Einfach Französisch. Schöningh, Paderborn 2008 ISBN 9783140462624 [3] Jacques Lusseyran: Das wiedergefundene Licht. 1966 [4] Wieder: dtv, München 2009 ISBN 9783423300094 Matthias Bauer: Die Résistance als Ursprung. Zur Genese privater Verständigungsinitiativen als Wegbereiter der deutsch-französischen Aussöhnung 1940-1949. Universität Augsburg Mag. Arb., 2006 [5] Weblinks • Verband Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung "Freies Deutschland" e.V. [6] • Französische Widerstandskämpfer und die Bundeswehr [7] • [8] Pauline Grison Widerstand im Exil. Die deutschen Widerstandskämpfer in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs aus: Rencontres, Juni 2005 (mit 3 Literaturangaben in französischer Sprache) - Auch zweisprachig dt.-frz.: [9] • [10] Europa-Vorstellungen in der Résistance (Frédéric Stephan, Diss. phil. Stuttgart 2002, in deutsch) (zu den Europavorstellungen im deutschen Widerstand siehe eigene PDF-Datei, gleiche URL, jedoch "Band01". Dort auch das Inhaltsverzeichnis beider Bände; 1,37 MB) • Henri Rol-Tanguy [11], Oberst der Résistance, der am 18. August 1944 den Aufstand der Bevölkerung von Paris auslöste und am 25. die Kapitulation der Deutschen im Auftrag General Leclercs annahm und unterzeichnete. (frz.) • [12] Biografische Angaben zu vielen Deutschen in der R. ("Ein biographisches Lexikon. Arbeitsmaterial") auch als Print, siehe Literatur (PDF-Datei; 552 kB) • [13] Ausführl. Bibliographie der Gedenkstätte Dt. Widerstand. Das trinationale Projekt von Studierenden (inkl. Polen) im ganzen: [14] Zur Résistance siehe "Materialien": Tafel 9 und zwei der "Vorträge" von Stud. aus Toulouse. (PDF-Datei; 64 kB) • European Resistance Archive (ERA) - Videointerviews mit WiderstandskämpferInnen [15] • [16] Gedenkveranstaltung am Grab des deutschen Résistancemitgliedes Joseph Wolfgang Wertheim in Lafage-sur-Sombre Referenzen [1] Mit Auszug aus dem Londoner Appell de Gaulles vom 18. Juni 1940. In Französisch. Insbes. für den Schulunterricht [2] Die Online-Version von 2003 ist etwas anders, sie hat deutlich mehr Literatur-Angaben als das Buch, insbes. autobiograph. u.ä. Art, siehe Weblinks. Die Lemmata in beiden Versionen sind unterschiedlich, dh. in der einen Fassung fehlen evtl. Personen, die in der anderen auftauchen. Die Online-Version nennt Belegquellen zu jeder Person [3] Schulbuch. Überwiegend in Französisch, z.T. in Deutsch; mit vielen Abb. und Original-Dok. [4] Autobiografie eines Blinden, der als 17-jähriger in die Résistance geht, eine besondere Funktion übernimmt und als Verräter bezeichnet, später das KZ Buchenwald überlebt. [5] Nicht verlegt. Auch in der Bibliothek des DFI [6] http:/ / www. drafd. de/ ?Austellung_Resistance [7] http:/ / www. buergervereinigung-landsberg. de/ umganggeschichte/ bundeswehr/ korth/ korth. htm [8] http:/ / www. rencontres. de/ Berlin___Paris. 142. 0. html#3312 [9] http:/ / www. rencontres. de/ uploads/ media/ Exil. pdf [10] http:/ / elib. uni-stuttgart. de/ opus/ volltexte/ 2003/ 1409/ pdf/ Band02. pdf [11] http:/ / fr. wikipedia. org/ wiki/ Henri_Rol-Tanguy [12] http:/ / www. rosalux. de/ fileadmin/ rls_uploads/ pdfs/ Veranstaltungen/ 2003/ DRAFD. pdf [13] http:/ / www. gdw-berlin. de/ tri/ pdf/ bibliographie. pdf [14] http:/ / www. gdw-berlin. de/ tri/ projekt. html [15] http:/ / www. resistance-archive. org/ 274 Résistance 275 [16] http:/ / josephetresistance. blogspot. com/ Sowjetische Partisanen Die sowjetischen Partisanen waren Mitglieder der Widerstandsbewegung gegen Faschismus und Nationalsozialismus, die zwischen 1941 und 1944 im Zweiten Weltkrieg auf sowjetischem Gebiet im Hinterland des Feindes einen erbitterten Kampf gegen die deutschen Besatzer führten.[1] Die Widerstandsbewegung wurde von der sowjetischen Regierung und Armeeführung zumeist organisiert und kontrolliert. Anfang der Widerstandsbewegung Sowietische Partisanen bei der Übernahme eines Dorfes Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 blieben durch den schnellen Vormarsch der deutschen Truppen viele Soldaten der Roten Armee hinter der Frontlinie zurück, wurden eingeschlossen oder versprengt. Vor allem aus diesen Soldaten entstanden anfangs spontan Gruppen, die völlig auf sich gestellt und ohne schwere Waffen Widerstand leisteten. Am 29. Juni 1941 erließen die sowjetische Regierung und das Zentralkomitee (ZK) der KPdSU eine Direktive, in den grenznahen Gebieten Partisanengruppen zu bilden. Das Politbüro des ZK der KPdSU fasste am 18. Juli einen Beschluss „Über die Organisierung des Kampfes im Hinterland der deutschen Truppen“. Daraufhin entstanden zahlreiche Partisanengruppen, in der Ukraine teilweise schon vor ihrer Besetzung durch die Wehrmacht. Ende 1941 bestanden über 2.000 Partisanengruppen mit einer Stärke von rund 90.000 Mann. Bereits Mitte April 1942 stellte der Befehlshaber des Rückwärtigen Heeresgebietes Mitte fest, dass die Kampfkraft der Partisanenabteilungen mit der von regulären Truppenteilen vergleichbar wäre. Bewaffnung und Organisationsgrad der Partisanen wurden ständig weiter ausgebaut. Im Mai 1942 waren ein Zentraler Stab der sowjetischen Partisanenbewegung und entsprechende Stäbe bei den sowjetischen Armeen und an den Fronten gebildet worden. Die Partisanen verfügten über Funkverbindungen und wurden mit Flugzeugen versorgt. 1943 war ihre Zahl auf 250.000 gestiegen, und sie beherrschten in einigen rückwärtigen Gebieten das Territorium. Sie behinderten die wirtschaftliche Ausbeutung der besetzten Gebiete und banden nicht nur deutsche Truppen, sondern schränkten auch die deutsche Kriegführung ein.[2] Gebiete in denen Partisanen tätig waren Weißrussland Sowjetische Partisanen Die Weißrussische SSR wurde bereits im Sommer 1941 vollständig erobert, zu einem Zeitpunkt als die Wehrmacht nur langsam in der Ukraine vorankam, da die Rote Armee heftigen Widerstand leistete. Die Weißrussen waren vom schnellen Vormarsch der deutschen Truppen überrascht. Zahlreiche Städte des Landes wurden bereits am 22. Juni bombardiert und viele Menschen getötet. Vielfach wurden weißrussische Flüchtlinge aus den eroberten Gebieten wieder eingeholt und mussten in ihre teilweise zerstörten Dörfer und Städte Partisanen in der Weißrussischen SSR, im zurückkehren. Nur etwa 20 Prozent der Weißrussen, ca. 1,8 Millionen, Polazker Gebiet, 1943 gelang im Sommer 1941 die Flucht nach Osten. Viele flohen zusammen mit der Roten Armee. Mogiljow hatte Ende Juni 1941 neben seinen Einwohnern auch noch etwa 200.000 Flüchtlinge aus dem Minsker Gebiet zu versorgen. Mehr als 25 Prozent der Bevölkerung, Weißrussen, Polen und Juden, kam in den drei Jahren deutscher Besatzung ums Leben, Hunderttausende wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt und die jüdische Gemeinde Weißrusslands wurde fast vollständig ausgelöscht. Zu Beginn des Krieges begrüßten viele Weißrussen den Einmarsch der Wehrmacht als Befreiung vom stalinistischen Terror. Wie auch in anderen von der Wehrmacht besetzten Staaten, wurden Schulen und Universitäten geschlossen. Die Besatzer setzten die nationalsozialistische Ideologie von „Herren-“ und „Untermenschen“ durch, indem sie der Bevölkerung der annektierten Länder, unter anderem, den Zugang zur Bildung verwehrten. In der Folge stieg auch die Zahl derer, die sich Partisaneneinheiten anschlossen. Ende 1941 gab es beispielsweise in Minsk mehr als 50 verschiedene Partisanengruppen mit mehr als 2.000 Kämpfern. In den westlichen Gebieten Weißrusslands waren die Partisanen unpopulär, und viele Partisanen wurden sogar von der örtlichen Bevölkerung an die Besatzer verraten. 1943 gab es in Weißrussland 375.000 Partisanen, davon waren 65 Prozent Weißrussen. Die weiteren 35 Prozent setzten sich aus 45 verschiedene Ethnien, wie 4.000 Polen, 400 Tschechen und Slowaken, 300 Jugoslawen und weitere, zusammen Zur Bekämpfung der Partisanenbewegung gründeten die Deutschen spezielle Bandenbekämpfungstruppen, die teilweise mit schwersten Waffen gegen die Partisanen kämpften. Gefangen genommene Partisanen (oder Verdächtigte) wurden erschossen oder erhängt. Dörfer, in denen Partisanen Unterkunft fanden, wurden zerstört. Wie auch in anderen besetzten Ländern Osteuropas reichte hierfür ein Verdacht aus. 5.295 Ortschaften wurden zerstört und ein Teil der Bewohner getötet. In 628 wurden alle Bewohner umgebracht. [3] 1943 bis 1944 gelang der erstarkten Partisanenbewegung die Befreiung ganzer Gebiete. Die Deutschen, 1943/1944 auf dem Rückzug, hatten keine Möglichkeiten gegen die immer größere Zahl von Anschlägen und Angriffen der Partisanen vorzugehen.[4] 276 Sowjetische Partisanen Ukraine An der Eroberung der Ukraine war der deutschen Führung sehr viel gelegen. Zu Anfang wurden auch hier (insbesondere im Westen der Ukraine, der bis 1939 zu Polen gehörte) die Wehrmachtsangehörigen als Befreier vom Stalinismus begrüßt, aber nach den ersten deutschen Maßnahmen und Repressalien änderte sich die Einstellung der Bevölkerung. Im Sommer 1941 flohen etwa 5,8 Millionen Ukrainer, Russen und Juden aus dem Land, oder wurden evakuiert. Ähnlich wie auch in anderen eroberten Gebieten der Sowjetunion wurden auch hier Tausende zur Zwangsarbeit nach Deutschland gebracht. Millionen sowjetischer Kriegsgefangener verhungerten in deutschen Gefangenenlagern. Besonders litt die jüdische Bevölkerung der Ukraine, die mit 800.000 Opfern stark dezimiert wurde. In der Folgezeit bildeten sich kommunistische, ukrainisch-nationalistische sowie anarchistische Partisanengruppen, die gegen die Deutschen, aber zum Teil auch gegeneinander kämpften. Aber nicht nur die Wehrmacht, sondern auch die ukrainische Zivilbevölkerung litt unter den Angriffen der Partisanengruppen. Der Partisanenkrieg forderte in der Ukraine etwa 5,5 Millionen Opfer, von denen nur ein Teil Partisanen waren. Die meisten Opfer waren polnische und ukrainische Zivilisten. Bei der Belagerung von Charkiw 1941 bis 1942 verhungerten über 20.000 Bewohner der Stadt, Russen und Ukrainer, da die Deutschen sie daran hinderten die Stadt zu verlassen oder sich Nahrung zu besorgen. Am 15. August 1943 wurde das ukrainische Dorf Jadliwka bei Kiew, in denen etwa 800 Ukrainer lebten von den Deutschen niedergebrannt, da in dem Dorf sowjetische Partisanen vermutet wurden, die tags zuvor in der Gegend Anschläge auf deutsche Züge verübten. Etwa 200, meist männliche Bewohner jeden Alters, wurden in ihren Häusern verbrannt oder auf dem örtlichen Marktplatz erschossen. Die übrigen, meist Frauen und Kinder, wurden Tage später zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. Baltische Staaten In den baltischen Staaten gab es wenig Partisanentätigkeit. Im Vergleich zu Weißrussland und der Ukraine ist die Naturlandschaft im Baltikum, besonders in Lettland und Estland, für einen effektiven Partisanenkampf nicht geeignet. Russland In Russland wurden große Verbände der roten Armee durch den raschen Vorstoß der Wehrmacht überrollt und eingekesselt. Wegen des Mangels an Munition und Lebensmitteln und allgemeinem Verlust der Kampfmoral Angesichts der Überlegenheit der deutschen Truppen gingen viele hunderttausend Rotarmisten in deutsche Kriegsgefangenschaft. Aus antisowjetisch eingestellten ehemaligen Rotarmisten formte die SS auf Weisung Himmlers Ende 1944 die Russischen Befreiungsarmee unter der Führung von Wlassow. Diese sollte vor allem zum "Bandenkampf" eingesetzt werden. Verhör eines sowjetischen Partisanen, Oblast Nowgorod (Russland) 1942 Ein Teil der aufgeriebenen Truppen jedoch flüchtete sich die Wälder und es bildeten sich ständig anwachsende und gut organisierte Partisanenverbände die teilweise Nachschub und Instruktionen durch die Sowjetarmee erhielten. Die deutsche Führung beabsichtigte das russische Volk zu unterwerfen bzw. zu vernichten. Der Generalplan Ost sah die Zerteilung des 277 Sowjetische Partisanen russischen Gebiets und seine wirtschaftliche Ausbeutung vor. Die jüdische Bevölkerung wurde ermordet, in vielen Orten wurden Schulen und Universitäten geschlossen, man ließ die Kriegsgefangenen verhungern und viele Russen und Kriegsgefangene wurden zur Zwangsarbeit und Internierung in KZ nach Deutschland deportiert. Die Zusammenarbeit der Roten Armee mit den Partisanen verbesserte sich ab 1944. Die Partisanen führten nun einen „Schienenkrieg“, in dem sie Verbindungs- und Nachschublinien der deutschen Truppen Antisowjetische russische Partisanenjäger 1942 angriffen und somit deren Operationen an der Front sabotierten. Bei den Kämpfen an der Wolchow-Front vor Leningrad und Nowgorod zerstörten sie an 60.000 Stellen die Schienen, sprengten 200 Brücken und brachten 133 Militärzüge zum Entgleisen. Partisanenverbände, teilweise in Regimentsstärke, unternahmen Streifzüge im Hinterland der Ostfront und überschritten in einigen Fällen die sowjetischen Grenzen. Von besonderer Bedeutung für die Rote Armee waren nicht nur Sabotagekriegführung und bewaffnete Gefechte, sondern auch die Feindaufklärung. Partisanen übermittelten Nachrichten über deutsche Truppenverschiebungen, über Stellungen, Flugzeuge, Depots und Verkehrsknotenpunkte.[5] Die besondere Taktik der Partisanen, der Kleinkrieg ohne feste Front, Überraschungsangriffe und sofortiger Rückzug ins unwegsame Gelände, ließ sie aus diesem Kampf meist als Sieger hervorgehen, so dass teilweise sogar geschlossene Gebiete durch die Aufständischen befreit werden konnten. Wegen der Stärke der Partisaneneinheiten ging die Wehrmacht bald mit eigens aufgestellten „Bandenbekämpfungstruppen“ und schwersten Waffen gegen sie vor. Ganze Dörfer wurden ausgelöscht und ihre Bewohner getötet. Je brutaler die deutschen „Abwehrmaßnahmen“ wurden, desto stärker wurde der Hass und der Wille zum Widerstand gegen die Deutschen und ihre Kollaborateure.[6] Finnland und Karelien Ungefähr 5.000 Partisanen kämpften in dieser Region, meistens 1.500 bis 2.300 Menschen. Eine Besonderheit war, dass die Partisaneneinsätze nicht auf dem Gebiet des Feindes formiert wurden, sondern dass die Gruppen aus der Sowjetunion geschickt wurden und hauptsächlich von der sowjetischen Seite der Frontlinie aus operierten. Die einzige größere Operation endete mit einer Niederlage, als die Erste Partisanenbrigade Anfang August 1942 bei dem See Seesjärvi vernichtet wurde. Die Partisanen verteilten die Propagandazeitungen „Wahrheit“ (in finnischer Sprache) und „Lenins Flagge“ (in russischer Sprache). Einer der Führer der Partisanenbewegung in Finnland und Karelien war Juri Andropow. Im Ostkarelien griffen die Partisanen finnische militärische Versorgungs-und Infrastruktureinrichtungen an, aber in Finnland (innerhalb der Grenze vom Jahre 1940) waren fast zwei Drittel der Angriffe gegen Zivilisten gerichtet[7] , 200 Menschen wurden umgebracht und 50 verwundet, darunter Kinder und ältere Menschen.[8] [9] [10] Häufig wurden alle Zivilisten von den Partisanen ermordet, um keine Zeugen der Grausamkeiten am Leben zu lassen. Ein Beispiel dafür war der Partisanenangriff auf Lämsänkylä, Kuusamo, der am 18. Juli 1943 stattfand. Die Partisanen griffen ein einsames Haus an und ermordeten alle sieben Zivilisten, einschließlich Kinder, eines 3 Jahre, das andere ein halbes Jahr alt.[7] 278 Sowjetische Partisanen 279 Kontroverse Deutsche Repressialien gegen Partisanen Für die deutsche Führung war der Krieg gegen die Sowjetunion grundsätzlich „ein anderer Krieg, ein Krieg der Weltanschauungen“ und die sowjetischen Soldaten galten als „Barbaren“ (Zitat Hitler). Deshalb gab die deutsche Führung sowohl den Kugel-Erlass als auch den Kommissarbefehl heraus, demzufolge gefangen genommene Politische Kommissare der Roten Armee sofort erschossen werden sollten. Die deutsche Führung betrachtete die Partisanen als „Banditen“, die im Fall einer Gefangennahme kein Recht auf Schutz oder Fürsorge hatten. Soldaten der Waffen-SS bei der Gefangennahme eines „Partisanen“ Als die Partisanen-Einheiten immer stärker wurden, gingen die Deutschen mit eigens dafür aufgestellten „Bandenbekämpfungtruppen“ und schwersten Waffen gegen sie vor. Zum Teil wurden auch Dörfer, in denen man Partisanen vermutete, abgebrannt und die Bevölkerung ausgerottet.[11] Beziehung zur Ukrainischen Nationalen Widerstandsbewegung Die sowjetischen Partisanen und die Ukrainische Nationale Widerstandsbewegung kämpften zumeist unabhängig voneinander, teilweise sogar gegeneinander. Die zivilen Einwohner litten unter den nächtlichen Angriffen und den Repressalien der ukrainischen Partisanen (z. B. Raubzüge, Vergewaltigungen, Erpressungen) genauso wie unter der deutschen Herrschaft. Manche Leute gerieten „zwischen die Fronten“ und flohen aus Angst vor beiden Kriegsparteien in die Wälder und versteckten sich dort. Zum Teil kam es auch zu „Vergeltungsmaßnahmen“ der ukrainischen Partisanen an Dörfern, von denen vermutet wurde, dass die Einwohner mit den Deutschen zusammenarbeiteten.[12] Bekannte sowjetische Partisanen • Alexej Fjodorowitsch Fjodorow (neben Saburow/Kowpak, der Kommandeur einer der größten Partisaneneinheiten) • Juri Wladimirowitsch Andropow - später Generalsekretär der KPdSU und Regierungschef der Sowjetunion • Pjotr Braiko • Alexander Schekalin • Oleksij Fedorow • Mehdi Hüseyinzadə Partisan aus Aserbaidschan, genannt „Michailo“ • Nikolai Karotamm • Wera Choruschaja • Wsewolod Klokow • Wassili Kononow • Soja Kosmodemjanskaja • Wasili Korsch • Sydir Artemowytsch Kowpak - der bekannteste ukrainische Partisan • Nikolai Iwanowitsch Kusnezow • Pjotr Mironowitsch Mascherow - später 1. Sekretär der KP der Sowjetrepublik Weißrussland • Kirill Trofimowitsch Masurow • Dmitri Nikolajewitsch Medwedew - Kommandeur einer NKWD-Spezialeinheit • Marytė Melnikaitė Sowjetische Partisanen • • • • • • • • • • • • • Michail Naumow Kiril Orlowski Panteleimon Kondratjewitsch Ponomarenko - Chef des Stabes des Zentralkommandos der Partisanenverbände Mikola Popudrenko Sinaida Martynowna Portnowa Semen Wassiljewitsch Rudnew Alexander Nikolajewitsch Saburow Vilis Samsons Arturs Sprongis Petro Petrowytsch Werschyhora Konstantin Zaslonow Simcha Zorin Jitzchak Wittenberg Literatur Schwerpunkt auf der Partisanenbewegung Kenneth D. Slepyan: The People's Avengers: Soviet Partisans, Stalinistic Society and the Politics of Resistance 1941-1944, Ann Arbor 1994 Kenneth D. Slepyan: The Soviet Partisan Movement and the Holocaust in: Holocaust and Genocide Studies 20, 2006 Alexander Hill: The War Behind the Eastern Front. Soviet Partisans in North-West Russia, 1941-1944 Cass Series on the Soviet Study of War, 18, London 2005 Smilovitskii, Leonid: Antisemitism in the Soviet Partisan Movement, 1941-1944: The Case of Belorussia in: Holocaust and Genocide Studies 20, 2006 John A. Armstrong (Hrsg.): Soviet Partisans in World War II, Madison 1964 (zeitbedingt ohne Zugang zu sowjetischen Partisanendokumenten, trotzdem empfehlenswert) Leonid Grenkevich : The Soviet Partisan Movement, 1941-1945. Critical Analysis of Historiography, 1999, ISBN 0-7146-4428-5 Bogdan Musial (Hrsg.): Sowjetische Partisanen in Weißrußland - Innenansichten aus dem Gebiet Baranovici 1941-1944, München 2004, ISBN 3-486-64588-9 Bernd Bonwetsch: Sowjetische Partisanen 1941 – 1944. in: Gerhard Schulz (Hrsg.): Partisanen und Volkskrieg. Zur Revolutionierung des Krieges im 20. Jahrhundert, Göttingen 1985 Jack Kagan, Dov Cohen: Surviving the Holocaust With the Russian Jewish Partisans, 1998, ISBN 0-85303-336-6 Schwerpunkt auf der Partisanenbekämpfung der Wehrmacht • Hans Umbreit: Das unbewältigte Problem. Der Partisanenkrieg im Rücken der Wehrmacht in: Jürgen Förster (Hrsg.): Stalingrad. Ereignis – Wirkung – Symbol, München, Zürich 1993 • Jürgen Förster: Die Sicherung des Lebensraums in: Horst Boog, Jürgen Förster, Joachim Hoffmann, Ernst Klink, Rolf-Dieter Müller, Gerd R. Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion. ( = Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.) Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 4). 2. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1987, ISBN 978-3-421-06098-3. • Timm C Richter: "Herrenmensch" und "Bandit" Deutsche Kriegsführung und Besatzungspolitik als Kontext des sowjetischen Partisanenkrieges (1941-44), Münster 1998, ISBN 3-8258-3680-0 • Ruth Bettina Birn: Zweierlei Wirklichkeit? Fallbeispiel zur Partisanenbekämpfung im Osten in: Bernd Wegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler- Stalin- Pakt zum 'Unternehmen Barbarossa, München, Zürich 1991 ISBN 3-492-11346-X 280 Sowjetische Partisanen Weblinks • Der deutsche Genozid am weißrussischen Volk [13] Referenzen [1] Leonid D. Grenkevich, The Soviet Partisan Movement, 1941–1944: A Critical Historiographical Analysis, Frank Cass, London 1999, ISBN 978-0-7146-4874-3. [2] Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz: Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus (1938-1945); Heidelberg 1996; Bd.8, S.190ff. ISBN 3-326-00411-7 [3] http:/ / www. khatyn. by/ de/ genocide/ expeditions/ [4] Johannes Leeb, Die Nürnberger Prozesse [5] Europa unterm Hakenkreuz, a.a.O., S. 194 [6] Hefte zur politischen Bildung (Der Nationalsozialismus), 1991; Johannes Leeb, Der Nürnberger Prozess, 1995 [7] Eino Viheriävaara, (1982). Partisaanien jäljet 1941-1944, Oulun Kirjateollisuus Oy. ISBN 951-99396-6-0 [8] Veikko Erkkilä, (1999). Vaiettu sota, Arator Oy. ISBN 952-9619-18-9. [9] Lauri Hannikainen, (1992). Implementing Humanitarian Law Applicable in Armed Conflicts: The Case of Finland, Martinuss Nijoff Publishers, Dordrecht. ISBN 0-7923-1611-8. [10] Tyyne Martikainen, (2002). Partisaanisodan siviiliuhrit, PS-Paino Värisuora Oy. ISBN 952-91-4327-3. [11] Johannes Leeb, Der Nürnberger Prozess, 1995; Hefte zur politischen Bildung (Der Nationalsozialismus), 1991 [12] Hitlers Krieg im Osten [13] http:/ / www. khatyn. by/ de/ genocide/ Jugoslawische Volksbefreiungsarmee Die Jugoslawische Volksbefreiungsarmee (JVBA) (serbisch/kroatisch: Narodnooslobodilačka vojska, NOV) war eine kommunistische Partisanenorganisation in Jugoslawien während des Zweiten Weltkriegs. Sie kämpften von 1941 bis 1945 gegen die faschistischen Besatzungsmächte Deutschland und Italien, die kroatischen faschistischen Ustascha, und kroatische Heimwehr (Domobrani), slowenische Heimwehr (Domobranzen), gegen die serbischen nationalistisch-monarchistischen Tschetniks und später auch gegen die italienischen (Foibe-Massaker), deutschen (AVNOJ-Beschlüsse) und ungarischen Minderheiten (Délvidéki vérengzések). Gründung Am 22. Juni 1941 wurde im Wald Brezovica bei Sisak in Kroatien die erste Partisaneneinheit gegründet. Dies war die erste antifaschistische Militäreinheit in Kroatien und bestand aus Mitgliedern verschiedener Nationalitäten. Heute ist dieser Tag in Kroatien ein Feiertag (Tag des antifaschistischen Kampfes). Die jugoslawischen Partisanen waren eine kommunistisch dominierte Volksbewegung, bestanden allerdings aus einem Bündnis verschiedener Gruppen und Parteien. Die Kommunistische Partei Jugoslawiens (KPJ) übernahm von Anfang an eine organisatorische Führungsrolle, nicht zuletzt wegen ihrer großen Erfahrung als Untergrundbewegung. Die KPJ hatte sich schon 1934 für eine föderative Staatsordnung mit der Gleichberechtigung aller Völker eingesetzt, was es wohl den Mitgliedern der verschiedenen Nationalitäten einfacher machte, sich unter ihrer Führung zu vereinigen. 281 Jugoslawische Volksbefreiungsarmee Kampf gegen die Besatzer Unter der Führung von Josip Broz, genannt Tito, erkämpften sich die Partisanen im Schatten der alliierten Luftangriffe die Befreiung vom Faschismus und die Wiederherstellung Jugoslawiens in neuer Form als sozialistischer Bundesstaat (Föderative Volksrepublik Jugoslawien). Die Partisanen waren anfangs schlecht und meist nur mit Flinten ausgerüstet, später änderte sich dies durch Beutewaffen, Überläufer und die Unterstützung der Alliierten, die Ausrüstung und Waffen abwarfen. Während die Partisanen 1941 nur kleine Gebiete kontrollierten, wurden diese Gebiete bis 1943 immer größer. Die Kampftaktiken der Partisanen waren der Zermürbungskrieg und die Sabotage beim Feind. Deutsche Truppen schlugen mit großer Brutalität zurück, konnten die Partisanen aber kaum abhalten, immer mehr Gebiete unter ihre Kontrolle zu bringen. Beziehungen mit den Alliierten Die Westalliierten sahen zunächst noch die jugoslawische königliche Exilregierung in London und die königstreuen Tschetniks als rechtmäßige Vertreter des besetzten Jugoslawien an. Erst als die militärischen Erfolge der Partisanen und die Kollaboration der Tschetniks mit den Besatzern bekannt wurden, führte dies zur umfassenden Anerkennung und Unterstützung durch die Alliierten. Zwischen 1942 und 1943 schwenkte auch Großbritannien schrittweise auf eine Unterstützung der Tito-Partisanen um, die es inzwischen als die stärkere Widerstandsgruppe ansah. Im Oktober 1944 einigten sich Stalin und Churchill auf einen jeweils 50prozentigen Einfluss in Jugoslawien. Tito aber hatte bereits einen Monat zuvor mit Stalin die Modalitäten des Einmarsches der Roten Armee besprochen. Am 20. Oktober 1944 wurde Belgrad durch jugoslawische Truppen überraschend eingenommen, nachdem Tito zuvor durch eine List die sowjetischen Verbündeten von einem Einmarsch in die Hauptstadt abgehalten hatte. In Kroatien und Slowenien dauerten die Kämpfe gegen die slowenische und kroatische Heimwehr des Ustascha-Regimes noch bis zum Frühling 1945 an. Das Bewusstsein, das Land selbst befreit zu haben, trug wohl auch zum Bruch zwischen Tito und Stalin 1948 bei. Neugründung Jugoslawiens Schon während des Krieges kontrollierten die Partisanen große Teile Jugoslawiens. 1943 wurden auf der zweiten Tagung des Antifaschistischen Rats der Nationalen Befreiung Jugoslawiens (Antifašističko vijeće narodnog oslobođenja Jugoslavije, kurz AVNOJ) in Jajce (Bosnien-Herzegowina) die Grundlagen der späteren Föderativen Volksrepublik Jugoslawien beschlossen. Die Partisanen befreiten Jugoslawien weitgehend ohne sowjetische Hilfe, allerdings mit großen Verlusten. Deutsche Vergeltungsmaßnahmen an der Zivilbevölkerung, der Genozid der Ustascha und die Kampfhandlungen im Allgemeinen forderten schätzungsweise mindestens 500.000 Opfer. Unter Vermittlung von Großbritannien wurde 1944 eine neue jugoslawische Regierung als Koalitionsregierung aus Vertretern der Partisanen und der Exilregierung gebildet. Da die Kommunisten unter der Führung von Tito mit dem Oberbefehl über die Volksbefreiungsarmee die tatsächliche Macht ausübten, konnten sie auch andere Schlüsselpositionen besetzten und so die Oberhand in der neuen Regierung gewinnen. Mit Errichtung regulärer Streitkräfte ging die Volksbefreiungsarmee in der Jugoslawischen Volksarmee (Jugoslovenska narodna armija, JNA) auf. Menschenrechtsverletzungen und Kriegsgräuel Die Partisanen und ihre Rolle wurden im Nachkriegs-Jugoslawien mythologisiert und stellten einen wichtigen Teil des Selbstverständnisses des sozialistischen Jugoslawien dar. Die Vertreibung, Enteignung, Internierung und Ermordung von Gottscheern und Donauschwaben, ungarischen und italienischen Minderheiten (Foibe-Massaker) und die von der Volksbefreiungsarmee nach Kriegsende begangenen Verbrechen wie die Hinrichtungen von Kroaten, Slowenen und Serben, die als Massaker von Bleiburg bekannt wurden, wurden meist verschwiegen. Orte 282 Jugoslawische Volksbefreiungsarmee mit Massengräbern wie im Gottscheer Hornwald (Kočevski Rog), in Tezno bei Maribor oder der Barbara-Stollen von Huda Jama waren als militärische Sperrgebiete gegen die Öffentlichkeit abgeschirmt. Siehe auch • Osvobodilna Fronta (Slowenien) ELAS ELAS ist die Kurzbezeichnung der Griechischen Volksbefreiungsarmee (Ellinikós / Ethnikós Laikós Apelevtherotikós Stratós, griechisch Ελληνικός / Εθνικός Λαϊκός Απελευθερωτικός Στρατός [ΕΛΑΣ]), des militärischen Arms der „Nationalen Befreiungsfront“ EAM. Die ELAS führte während des Zweiten Weltkriegs unter dem Kommando des kommunistischen Widerstandskämpfers Áris Velouchiótis einen erbitterten Partisanenkampf gegen die deutschen, italienischen und bulgarischen Besatzungstruppen und deren faschistische Kollaborateure. Im Dezember 1941 beschloss das Zentralkomitee der am 27. September 1941 gebildeten „Nationalen Befreiungsfront“ EAM (Ethnikó Apelevtherotikó Métopo, griechisch Εθνικό Απελευθερωτικό Μέτωπο [ΕΑΜ]) die Gründung der Griechischen Volksbefreiungsarmee. Mitte 1942 nahmen die Partisanen der ELAS den bewaffneten Kampf auf. Die ELAS entwickelte sich danach zur stärksten Denkmal für die Nationale Befreiungsfront (EAM), die Nationale militärischen Macht im griechischen Volksbefreiungsarmee (ELAS) und die Jugendorganisation EPON in Widerstandskampf. Am 5. Juli 1943 wurde die ELAS Ano Liosa, Athen vom britischen Hauptquartier Nahost als verbündete Armee anerkannt. Sie fügte den Besatzungstruppen erhebliche Verluste an Menschen und Material zu. Zu diesem Zeitpunkt hielt es die deutsche Führung noch für möglich, die Befreiungsbewegung militärisch nach Zuführung der vorgesehenen deutschen Truppen zu zerschlagen. Insgesamt acht Divisionen sowie Spezialeinheiten im Umfang von acht Bataillonen wurden 1943 nach Griechenland verlegt. Am 1. Mai 1944 hatte sich die Zahl der deutschen Soldaten gegenüber 1942 zwar mehr als verdoppelt, aber Generaloberst Löhr musste trotzdem erklären, dass es nie gelingen werde, die ELAS restlos zu vernichten und den Raum zu befrieden. Durch Terror sollte sie aber so geschwächt werden, dass im Fall einer Invasion die Hauptverkehrswege eine gewisse Zeit lang offen gehalten werden konnten. Im Juli beherrschten die deutschen Truppen nach eigener Einschätzung kein größeres zusammenhängendes Gebiet mehr. Am 26. August 1944 befahl Hitler die Räumung Süd- und Mittelgriechenlands. Die ELAS war aufgrund ihres Vorgehens auch gegen Landsleute nicht unumstritten und wurde in der Nachkriegszeit von der regierenden Rechten als kommunistischer Terrorverband diffamiert. In Wirklichkeit enthielten sowohl EAM als auch ELAS das breite Spektrum der linken Bewegung, das von linksdemokratisch (z. B. Stefanos Sarafis) bis hin 283 ELAS zu stalinistisch (z. B. Nikolaos Zachariadis) reichte und um Aris Velouchiotis, Georgios Siantos und Andreas Tzimas einen sehr starken nichtstalinistischen kommunistischen Flügel besaß. Als die ehemals linksliberale und sozialistische Widerstandsbewegung EDES von Komninos Pyromaglou und General Nikolaos Plastiras unter der Führung des Opportunisten Napoleon Zervas mehr und mehr zu einem Sammelbecken royalistischer und faschistischer Kräfte wurde, die auch vor Kollaboration mit den Deutschen nicht zurückschreckte, kam es im Winter des Jahres 1943 zum Konflikt mit der ELAS. Bis September 1944 hatten sich der ELAS ca. 120.000 Kämpfer angeschlossen. Zur ELAS liefen auch Angehörige der in Griechenland eingesetzten deutschen, u. a. aus ehemaligen politischen Häftlingen gebildeten Strafdivision 999 wie Wolfgang Abendroth, Ludwig Gehm und Kurt Lohberger über. Auch Falk Harnack, zuvor Mitglied des bekannten Widerstandskreises Weiße Rose, kämpfte ab Winter 1943 in den Reihen der ELAS. Die italienischen Besatzungstruppen hegten zum Teil tiefe Sympathien mit dem griechischen Partisanenkampf und liefen vielerorts als geschlossene Kampfverbände zur ELAS über, als Italien sich vom Achsenbündnis löste. Nach der Kapitulation der italienischen und bulgarischen Besatzungstruppen und dem Rückzug der deutschen Wehrmacht im Oktober 1944 wandten sich EAM und ELAS gegen die von Großbritannien betriebene Wiederherstellung der Monarchie unter Georg II., vor allem aber gegen die Restauration des von General Metaxás hinterlassenen Monarchofaschismus. Aufgrund des Moskauer Geheimabkommens zwischen den Regierungen Churchills und Stalins war Griechenland zur britischen Einfluss-Sphäre erklärt worden. Die konservative britische Regierung fürchtete die Errichtung einer griechischen Volksrepublik und verfolgte daher einen unversöhnlichen Konfrontationskurs gegen EAM und ELAS, um ihren Machtanspruch in Griechenland durchzusetzen. Das führte Ende 1944 zu bewaffneten Auseinandersetzungen, die in der sogenannten Schlacht um Athen ausgetragen wurden. Nach militärischer Intervention Großbritanniens am 5. Dezember 1944 sollte die ELAS entsprechend dem Abkommen von Varkiza vom 12. Februar 1945 entwaffnet und demobilisiert werden. Dies geschah nicht vollständig und die Demokratische Armee Griechenlands (DSE) setzte als rein kommunistischer Nachfolger der ELAS den Bürgerkrieg gegen die Regierung noch bis zu ihrer endgültigen Niederlage 1949 fort. Während des von 1946 bis 1949 ausgetragenen Griechischen Bürgerkrieges mussten viele der demobilisierten ELAS-Kommandeure mit ihren Familien das Land verlassen, um den einsetzenden Verfolgungen des weißen Terrors zu entgehen, dem dennoch zahlreiche ELAS-Angehörige mit Billigung der Westalliierten zum Opfer fielen. Sie fanden Aufnahme in Bulgarien und Rumänien. Viele von ihnen zogen nach 1949 in die neu gegründete DDR, wo sie eine neue Heimat fanden. Bis heute bildet der Widerstandskampf der ELAS einen Identifikationsfaktor der Kommunistischen Partei Griechenlands KKE, der es gelang, sich auch weiterhin als Vorkämpfer für die Anerkennung der Leistungen der ehemaligen Partisanen zu profilieren. Weblinks • Partisanenkrieg in Griechenland [1] • Widerstand und Revolution in Griechenland [2] Literatur • Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz, Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941–1945); Hüthig Verlagsgemeinschaft, Band 6, ISBN 3-8226-1892-6 284 ELAS Referenzen [1] http:/ / www. dhm. de/ lemo/ html/ wk2/ kriegsverlauf/ partisanengrie/ [2] http:/ / www. agmarxismus. net/ vergrnr/ m04_2_griechenl. htm 285 286 Die Gegenseite - Deutsche Spionage Abwehr (Nachrichtendienst) Als Abwehr wurden ab 1920 bis 1944 alle entsprechenden Dienststellen der Reichswehr und später der Wehrmacht bezeichnet, die mit Spionageabwehr, Spionage und Sabotage beauftragt waren. Gründung Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde mit dem Reichsheer auch der deutsche militärische Nachrichtendienst Abteilung III b aufgelöst. In den Jahren 1919 und 1920 gab es keinen militärischen deutschen Geheimdienst. Soldaten des Geheimen Funkmeldedienstes des OKW beim Ver- oder Entschlüsseln von Nachrichten mithilfe der Schlüsselmaschine ENIGMA Im Frühjahr 1920 begannen einige ehemalige Mitarbeiter unter Major Friedrich Gempp, dem ehemaligen Stellvertreter Walter Nicolais, im Rahmen der „vorläufigen Reichswehr“, eine Abwehrdienststelle einzurichten, welche als Abteilung Abwehr von Oberstleutnant Gempp aus den Resten der Abteilung III b gebildet wurde. Die „Abteilung Abwehr“ war ein Heeres-Nachrichtendienst. Als offizielles Gründungsdatum der Abwehr wird der 1. Januar 1921 genannt, der Tag der Bildung des Reichswehrministeriums. Organisatorisch war die Abwehr eine Gruppe im Reichswehrministerium. Geschichte Zum 1. April 1928 ordnete Reichswehrminister Groener auf Vorschlag von Schleichers die Zusammenlegung der Gruppe Abwehr mit dem Marinegeheimdienst an und erhöhte die neue Dienststelle zur Abteilung. Gleichzeitig verbot er jeder anderen Dienststelle jede konkurrierende Abwehrtätigkeit. Die Abwehr der 1920er Jahre war zu klein, um ihre Aufgaben erledigen zu können. Sie kann erst unter Conrad Patzig als funktionsfähiger Geheimdienst angesehen werden. Mit der Wiederaufrüstung und Kriegsvorbereitung unter Adolf Hitler erhielt die Abwehr deutlich mehr Geld und Personal. Bis 1933 hatte die Abwehr nur ca. 150 Mitarbeiter. .[1] Bis Juni 1935 waren es dann bereits 956 Mitarbeiter. In den ersten Jahren des NS-Staates nahm die Abwehr auch Aufgaben wahr, die eigentlich der Gestapo zustanden, da diese erst im Aufbau begriffen war. Nach der Ablösung Patzigs, der mit den neuen Machthabern im Streit lag, handelte der neue Chef (ab 2. Januar 1935), Wilhelm Canaris, mit Reinhard Heydrich die sogenannten „zehn Gebote“ aus, in denen die Befugnisse der einzelnen Dienste abgegrenzt wurden. Im wesentlichen erhielt die Gestapo den zivilen, die Abwehr den militärischen Bereich als Aufgabengebiete. Soldat des Geheimen Funkmeldedienstes des OKW Amt Ausland/Abwehr Abwehr (Nachrichtendienst) 1938 wurde die Abwehrabteilung zur Amtsgruppe Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht und 1941 zum Amt Ausland/Abwehr im OKW befördert. Am 11. Februar 1944 wurde Admiral Canaris von Adolf Hitler seines Amtes enthoben. Die Abwehr wurde teilweise als Amt Mil dem Reichssicherheitshauptamt unterstellt. Gliederung vor 1928 • Gruppe Abwehr der Abteilung T3 • Erkundung • Chiffrier- und Horchdienst • Spionageabwehr Organisationsaufbau • Abteilung Z: Personal- und Finanzverwaltung • • • • Gruppe ZF: Finanzen Gruppe ZR: Recht Gruppe ZKV: Zentralkartei der V-Leute Gruppe ZO: Offiziere • Gruppe Z Archiv • Gruppe ZK: Zentralkartei • Gruppe Z Reg: Registratur, Materialverwaltung • Gruppe Z B: Außenpolitische Berichterstattung • Abteilung Ausland (Ausl.) • Gruppe I: Außen- und Wehrpolitik; Militärpolitische Unterrichtung Chefs OKW. • Gruppe II: Beziehungen zu fremden Wehrmächten; Allgemeine Registratur; Protokolle der Wehrmacht. • Gruppe III: Fremde Wehrmächte; Meldesammelstelle des OKW; Militärische Unterrichtung Chef Amt Ausl/Abwehr und V. O. bei W.F.St. • Gruppe IV: Etappenorganisation der Kriegsmarine. • Gruppe V: Auslandspresse. • Gruppe VI: Militärische Untersuchungsstelle für Kriegsvölkerrecht. • Gruppe VII: Kolonialfragen. • Gruppe VIII: Wehrauswertung (u.a.Auswertung von Beuteakten). • Abteilung I (Abw.I): Geheimer Meldedienst (Auslandsspionage/Nachrichtenbeschaffung) • Chef-Gruppe • Gruppe I H: Geheimer Meldedienst Heer. • Gruppe I M: Geheimer Meldedienst Marine. • Gruppe I L: Geheimer Meldedienst Luft. • Referat I Wi: Geheimer Meldedienst Wirtschaft. • Gruppe I G: Technische Abwehrmittel. • Gruppe I J. • Gruppe I HT. • Gruppe I TLW. • Referat I P: Presseauswertung. • Referat I i: Funknetz - Abw. Funkstelle. • Abteilung II (Abw.II): Sabotage und Sonderaufgaben • Gruppe II A: Chefbüro • Gruppe II West 287 Abwehr (Nachrichtendienst) • Gruppe II Ost • Gruppe II Südost • Gruppe II Übersee • Gruppe II Technik/Laboratorium • Abteilung III (Abw.III): Spionageabwehr und Gegenspionage • Chef-Gruppe III A (Verwaltung und Registratur) • Gruppe III W. (Abwehr in der Wehrmacht) • Untergruppe III H (Heer) • Untergruppe III M (Marine) • Untergruppe III L (Luft) • Gruppe III C. (Abwehr Inland) • • • • • Untergruppe III C 1 • Untergruppe III C 2 Gruppe III Wi. (Abwehr Wirtschaft) Gruppe III D. (Sonderdienst) Gruppe III F. (Gegenspionage/Abwehr Ausland) Gruppe III G. (Gutachten) • Gruppe III N. • Gruppe III Kgf. • Gruppe III Org. • Gruppe III S. (Sabotageabwehr) • Gruppe III Z. (Zentralarchiv) • Abwehrstelle Ostland • Abwehrnebenstelle Reval (heute Tallin) • Abwehrkommando 166 M • „Oran“ • Referat Luft • Referat Marne • Abwehrstelle West Leiter der Abwehr • • • • • • • • 1920 bis 1927 Oberstleutnant Friedrich Gempp 1927 bis 1929 Oberstleutnant Günter Schwantes 1930 bis Mitte 1932 Oberstleutnant Ferdinand von Bredow 6. Juni 1932 bis 2. Januar 1935 Fregattenkapitän/Kapitän zur See Conrad Patzig 2. Januar bis 25. April 1935 Kapitän zur See Wilhelm Canaris (mit der Führung beauftragt) 26. April 1935 bis 11. Februar 1944 Kapitän zur See/Konteradmiral/Vizeadmiral/Admiral Wilhelm Canaris Februar 1944 bis 22. Juli 1944 Oberst Georg Hansen Juli 1944 bis Ende April 1945 SS-Brigadeführer Walter Schellenberg (als Chef des Amtes Mil im RSHA) Chef der Abteilung Ausland im Amt Ausland/Abwehr war von 1939 bis 1945 Vizeadmiral Leopold Bürckner. 288 Abwehr (Nachrichtendienst) Ausführungsorgane Alleinige Ausführungsorgane der Abwehr waren bis 1938 die Abwehrstellen (Ast’en) mit den Abwehrnebenstellen (Anst’en) und den Außenstellen. Die Organisation der Abwehrstellen folgte dem Beispiel der Zentrale. So berichteten beispielsweise die Gruppen 1 einer Ast an die Abteilung 1 der Zentrale usw. Abwehrstellen waren ausschließlich im Inland tätig. Jeder Wehrkreis erhielt eine Ast, die die Verantwortung für die Spionageabwehr und die Spionage im anliegenden Ausland trug. Ohne Stützpunkte im Ausland war die Abwehr jedoch nicht in der Lage, ihre Aufgaben zu lösen. So wurde kurz vor Kriegsbeginn mit dem Aufbau der sogenannten Kriegsorganisation (KO) begonnen, personell schwach besetzten Dienststellen im neutralen europäischen und außereuropäischen Ausland. Als weitere wichtige Ausführungsorgane kamen bei Kriegsbeginn die Abwehrkommandos und Abwehrtrupps hinzu. Sie erhielten später die Bezeichnung Frontaufklärungskommandos und –Trupps. Abwehrkommandos folgten der kämpfenden Truppe und sicherten Dokumente, verhafteten gegnerische Agenten, verhörten Kriegsgefangene und bauten Spionagenetze auf. Auch die Geheime Feldpolizei muss in den Einflussbereich der Abwehr gezählt werden. Einsätze In Polen gelang es 1939 Abwehragenten, Teile des oberschlesischen Industriegebietes vor dem Eintreffen regulärer deutscher Einheiten zu besetzen, was eine wirkungsvolle Zerstörung der Anlagen durch polnische Truppen verhinderte, so dass sie nahezu intakt den deutschen Truppen in die Hände fielen.[2] Im besetzten Frankreich konnte die Abwehr in den 1940er Jahren alle wichtigen Résistance-Gruppen unterwandern. Mit Hilfe der Funkabwehr konnten Zehntausende von französischen Agenten und Widerstandskämpfern verhaftet werden. In der Operation „Englandspiel“ gelang es ihr, ab 1942 für 1,5 Jahre ein SOE-Agentennetz in Holland zu kontrollieren. Auffallend ist hingegen das beinahe vollständige Versagen der Abwehr in der Spionage gegen England und die USA. In schlecht geplanten Unternehmungen wurden über England Hauptleute und Majore als Spione mit dem Fallschirm abgesetzt, die dann in der Regel innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen von den englischen Behörden gefasst und erschossen wurden. Ab dem Jahr 1942 kam die sowieso schon geringe Aufklärung in den USA (siehe: Paul Borchardt) vollständig zum Erliegen. Möglich ist, dass – wie der englische Historiker Phillip Knightley andeutete – Hans Oster und seine Helfer jede offensive Spionagetätigkeit sabotierten und lediglich die Defensivarbeit professionell durchführten. Allerdings war er nur einer von drei Abteilungsleitern der Abwehr. Die Erfolge der britischen Dienste SIS und der SOE, derer sich ihre Angehörigen nach dem Krieg in Hunderten von Büchern rühmten, müssten unter diesem Gesichtspunkt jedoch neu bewertet werden. Ebenfalls wenig erfolgreich war die Aufklärungsarbeit über die Sowjetunion. Obwohl Hitler schon wenige Tage nach seinem Amtsantritt der Wehrmacht seine Absicht, gegen dieses Land Krieg zu führen, bekannt gegeben hatte, wusste man in Deutschland zu Kriegsbeginn nur sehr wenig über die tatsächliche Stärke der Sowjetunion. Selbst deutliche Hinweise auf die Existenz des T-34 waren ignoriert worden (eine russische Delegation, die Deutschland besuchte, hatte hartnäckig darum ersucht, ihr doch auch den großen Panzer zu zeigen – sie wollten nicht glauben, dass dies der Panzerkampfwagen IV sein sollte). 289 Abwehr (Nachrichtendienst) Literatur • Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Abwehrangehöriger (AGEA): Die Nachhut - Informationsorgan für Angehörige der ehemaligen Militärischen Abwehr 32 Hefte (1967-1975) • Karl Heinz Abshagen: Canaris, Patriot und Weltbürger. Stuttgart 1954 • Karl Glaubauf, Stefanie Lahousen-Vivremont: Generalmajor Erwin Lahousen-Vivremont. Ein Linzer Abwehroffizier im militärischen Widerstand, LIT Verlag: Münster 2005, ISBN 3-8258-7259-9. • Heinz Höhne: Canaris. Patriot im Zwielicht. München (C. Bertelsmann) 1976 (ISBN 3570016080) • Karl Bartz: Die Tragödie der deutschen Abwehr. Verrat oder Verantwortung? Pilgram Verlag: Salzburg 1955 • Julius Mader: Hitlers Spionagegenerale sagen aus. Berlin 1970 • Norbert Müller (Hg.): Das Amt Ausland-Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht. Eine Dokumentation. (Materialien aus dem Bundesarchiv, Heft 16) Bundesarchiv, Koblenz 2007, ISBN 978-3-86509-767-5. • Oskar Reile: Der deutsche Geheimdienst im Zweiten Weltkrieg. Augsburg, München 1990 • Oscar Reile: Geheime Westfront. Die Abwehr 1935-1945. Verlag Welsermühl: München, Wels 1962 • Hans Schafranek: Unternehmen „Nordpol“. Das „Englandspiel“ der deutschen militärischen Abwehr in den Jahren 1942–1944. In: Hans Schafranek / Johannes Tuchel (Hrsg.), Krieg im Äther. Widerstand und Spionage im Zweiten Weltkrieg. Picus-Verlag: Wien 2004 Weblinks • „Die Brandenburger“ [3] • „Wilhelm Canaris, A Photo Chronology“ (English) [4] • German Espionage and Sabotage Against the United States in World War II [5], Department of the Navy – Naval Historical Center Referenzen [1] [2] [3] [4] [5] Heinz Höhne: Canaris. Patriot im Zwielicht. Seite 188-190 Maier, Rohde Das Deutsche Reich und der zweite Weltkrieg Band 2, DVA-Stuttgart Seite 116 http:/ / www. bundesarchiv. de/ aktuelles/ aus_dem_archiv/ galerie/ 00131/ index. html?index=0& id=4& nr=2 http:/ / canaris. fotopic. net http:/ / www. history. navy. mil/ faqs/ faq114-1. htm 290 Brandenburg (Spezialeinheit) Brandenburg (Spezialeinheit) „Brandenburger“ war die Bezeichnung für Angehörige einer Spezialeinheit des Amtes Ausland/Abwehr der Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges, zu deren Hauptaufgabe Operationen hinter den feindlichen Linien gehörten. Diese hatten die überraschende Einnahme operativ wichtiger Angriffsziele, Sabotage oder die Kooperation mit verbündeten politischen Gruppierungen zum Ziel. Häufig wurden dabei Einsätze in Halbtarnung (übergeworfene Feinduniform) oder völkerrechtswidrig in Volltarnung (gesamte Ausrüstung und Uniform der Feindkräfte) durchgeführt. Die Angehörigen dieser Division kamen zumeist aus der Gebirgstruppe oder traten als Auslandsdeutsche ihren Wehrdienst in diesem Verband an. Aus diesem Grund hatte die Division einen hohen Anteil an Fremdsprachen kundigen Deutschen, die darüber hinaus teilweise noch mit den Lebensgewohnheiten im Einsatzraum vertraut waren. Im eigentlichen Sinn wurde die Division bis kurz vor Kriegsende nie geschlossen eingesetzt, sondern in einzelnen Kommandos den Heeresgruppen unterstellt. Zum Einsatzbereich zählten sowohl das unmittelbare Frontgebiet auf allen Kriegsschauplätzen, als auch das südliche Afrika, Afghanistan und der Nahe Osten sowie der Kaukasus. Im späteren Kriegsverlauf wurden Teile der Spezialeinheit auch im Kampf gegen Partisanen in Jugoslawien eingesetzt, bevor die Division in den letzten Kriegsmonaten mit Masse zu einer regulären Panzergrenadierdivision umgegliedert wurde. Truppenerkennungszeichen Sonderverband „Brandenburg“ (1942/43) Aufbau und Gliederung 291 Brandenburg (Spezialeinheit) 292 Unterstellungsverhältnis[1] Zeit Kommandobehörde 10. Okt. 1939 - 1. Apr. 1943 OKW / Amt Ausland/Abwehr 1. Apr. 1943 - 15. Sept. 1944 OKW / Wehrmachtführungsstab 15. Sept. 1944 - Febr. 1945 OKH / Generalstab des Heeres Febr. 1945 - 30. Apr. 1945 Panzerkorps „Großdeutschland“ 30. Apr. 1945 - 10. Mai 1945 LIX. Armeekorps Noch vor Beginn des Krieges gegen Polen 1939 stellte die Abwehrabteilung II (und die Abwehrgruppen der Wehrkreise VIII und XVII), also der deutsche Militärgeheimdienst, mehrere „K-Trupps“ (K = Kampf) auf, die aus polnisch sprechenden Schlesiern und Volksdeutschen bestanden, und deren Aufgabe es war, wichtige Schlüsselpositionen zu besetzen und bis zum Eintreffen regulärer Wehrmachtsverbände zu halten. So besetzte z. B. der 500 Mann starke „Kampfverband Ebbinghaus“ Industrieanlagen in Ostoberschlesien. Fast alle dieser Aktionen wurden mit Erfolg durchgeführt. Bekanntheit erlangte jedoch später das Unternehmen des „K-Trupp Herzner“, welcher am 26. August, also fünf Tage vor Kriegsausbruch, den operativ wichtigen Tunnel am Jablunka-Pass einnahm und mehrere Stunden besetzt hielt, weil er nicht von der Verschiebung des Angriffstermins benachrichtigt werden konnte.[2] Baulehrbataillons z.b.V. 800 (Frühjahr 1940) Truppenteil Standort Sprachraum Bataillons-Stab Brandenburg 1. Kompanie Baden bei Wien russisch-baltisch 2. Kompanie Brandenburg englisch-nordafrikanisch 3. Kompanie Münstereifel tschechisch-jugoslawisch 4. Kompanie Niederrhein u.a. polnisch Die Angehörigen der „K-Trupps“ im Polenfeldzug waren zum überwiegenden Teil Zivilisten, die von der Abwehr extra für diese spezielle Verwendung ausgebildet wurden. Die Erfahrungen aus diesen Einsätzen gaben dann jedoch Anlass dazu, eine reguläre Truppe für Kommandounternehmen aufzustellen. So entstand am 15. Oktober 1939 auf dem Truppenübungsplatz Bruck an der Leitha unter der Tarnbezeichnung Baulehrkompanie (D.K.) z. b. V. (D.K. = „Deutsche Kompanie“) die erste reguläre deutsche Kommandoeinheit, der bereits am 25. Oktober die Baulehrkompanie z. b. V. 800 in Brandenburg an der Havel folgte. Nachdem in zwei verschiedenen Standorten am 1. und 23. November 1939 zwei weitere Kompanien entstanden waren, wurden sie alle am 10. Januar 1940 im Baulehrbataillon z. b. V. 800 zusammengefasst. Dies war allerdings nur eine rein administrative Maßnahme, da die Einheiten auch weiterhin in verschiedenen Garnisonen untergebracht waren (siehe: Tabelle rechts unten).[3] Die Organisation und Koordination aller Teileinheiten erfolgte durch den Stab des Bataillons, welcher ebenso wie die 2. Kompanie in Brandenburg an der Havel lag, weswegen der Verband innerhalb der deutschen Streitkräfte bald nur noch kurz als „Brandenburger“ bezeichnet wurde. Am 1. Juni 1940 erreichte die Größe des Verbandes einen Umfang, der eine Umbenennung in Lehrregiment Brandenburg z. b. V. 800 sinnvoll machte. Nun erst, nach zahlreichen Einsätzen, wurde die Bezeichnung „Brandenburger“ auch zum Synonym für deutsche Kommandoeinheiten. Als dann im weiteren Kriegsverlauf fast ganz Europa und Teile Afrikas zum Kriegsschauplatz wurden, stiegen auch die Anforderungen an die Kommandoverbände, so dass es für sie nötig wurde zahlreiche neue Spezialeinheiten, wie z. B. eine Fallschirmspringerkompanie, aufzustellen.[4] Am 20. November 1942 erhielt der stark angewachsene Verband deshalb die Bezeichnung Sonderverband Brandenburg. Diese administrative Einheit umfasste fünf Brandenburg (Spezialeinheit) Verbände in Regimentsstärke (drei Bataillone), eine Küstenjäger-Abteilung sowie eine Nachrichtenabteilung.[5] Bereits am 1. April 1943 wurde der Sonderverband wiederum umbenannt und erhielt diesmal die Bezeichnung Division Brandenburg, was allerdings keinen wesentlichen Einfluss auf die Gliederung hatte.[6] Personelle Zusammensetzung Die ersten Angehörigen der „K-Trupps“ waren Volksdeutsche. Sie meldeten sich freiwillig oder wurden wegen ihrer Sprachfertigkeiten gezielt angeworben. In der Regel hatten diese Männer überhaupt nicht oder Ärmelband der Division „Brandenburg“, getragen ab 1944 zumindest nicht in der Wehrmacht gedient und waren nur kurz von der Abwehr II ausgebildet worden. Sie waren deswegen selbst keine Soldaten, sondern Zivilisten, obwohl sie von Wehrmachtoffizieren angeführt wurden. Dies änderte sich erst nach dem Polenfeldzug, als die Mitglieder der neu aufgestellten Kommandotruppen den Status von Wehrmachtsangehörigen erhielten, um zum einen die Möglichkeit zu disziplinarrechtlichen Maßnahmen zu eröffnen und zum anderen die Versorgung der Hinterbliebenen sicherzustellen. Für die Rekrutierung der neuen Mannschaften stellte die Abwehr II hohe Anforderungen. „Die erste Voraussetzung war Freiwilligkeit, dann Wendigkeit und schnelle Reaktionsfähigkeit, die Gabe zu improvisieren, ein hohes Maß an Eigeninitiative auch beim letzten Schützen, gepaart mit ausgesprochenem Teamgeist; außerdem eine gewisse, wenn auch gebremste Abenteuerlust, Takt im Umgang mit Fremdvölkern und natürlich körperliche Leistungsfähigkeit. Dringend erwünscht waren gediegene Auslands- und Sprachkenntnisse, die so weit gehen sollten, dass der Betreffende überzeugend als britischer Offizier oder Rotarmist auftreten konnte.“[7] Den ersten Grundstock der Baulehrkompanien bildeten die Angehörigen der „K-Trupps“ (Schlesier, Volks- und Sudetendeutsche). Mit der Ausweitung der Kriegsschauplätze kamen auch Deutsche aus anderen Regionen, wie dem Baltikum, dem Balkan oder Südafrika hinzu. Als sich die Nachricht von der neuen Elite-Einheit in der Wehrmacht herumsprach, meldeten sich Soldaten aus den regulären Heeresteilen. Erst als der Personalbedarf mehr und mehr wuchs, begannen Werbeoffiziere mit Anwerbungen in Truppenschulen der Wehrmacht. Bei der Auswahl von Rekruten wurden der Sprachkenntnisse und Zuverlässigkeit größere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Abwehr-Spezialausbildungen wurde dann in der Ausbildungsschule der Abwehr II („Quenzgut“) nahe Brandenburg an der Havel vorgenommen. Da mit zunehmenden Umfang der Sonderverbände der Bedarf an sprachkundigen Kommandosoldaten nicht mehr gedeckt werden konnte, ging man dazu über den militärischen Spezialisten sogenannte Kampfdolmetscher aus Einheimischen, zumeist Kriegsgefangene aus Minderheiten des Einsatzlandes, zur Seite zu stellen. Kampfdolmetscher waren Muttersprachler aus dem Einsatzgebiet, die meist in ihren Heimatländern eine militärische Ausbildung durchlaufen hatten und teilweise hochqualifiziert waren. Bei Einsätzen hinter gegnerischen Linien fiel ihnen die Aufgabe zu für die Tarnung der Einsatzgruppe beim Auftreffen auf Militärpolizisten oder gegnerischen Kontrollposten [Checkpoint] zu sorgen. Da in solchen Situationen keine Rücksprache zwischen Kampfdolmetscher und deutschen Kommandotruppführer möglich war, lag bei den Dolmetschern oft eine große Verantwortung für die gesamte Einheit. Besonders an der Ostfront war die Zahl der Kampfdolmetscher mit zunehmender Kriegsdauer oft größer als die Zahl der eigentlichen Kommandosoldaten. Die Angehörigen der ersten neu aufgestellten Kommandotruppen waren meist ungedient und verfügten, abgesehen von den Angehörigen der ehemaligen „K-Trupps“, über keinerlei Einsatzerfahrung. Aus diesem Grund mussten 1939/1940 für die Besetzung der höheren Ränge zunächst Unteroffiziere von regulären Wehrmachtsverbänden und ältere Offiziere der Reserve, die über Kenntnisse über den Einsatzraum aus dem I. (Weltkrieg) oder Fachkenntnisse (Slawistik, Ethnologie) verfügten, herangezogen werden. Das Dienstverhältnis selbst entsprach dabei nicht immer dem sturen Prinzip von Befehl und Gehorsam, da es oft vorkam, dass bei Einsätzen auch einfache Mannschaften schnell Entscheidungen für die ganze Gruppe treffen mussten, wenn sie z. B. als Einzige in der Gruppe die 293 Brandenburg (Spezialeinheit) 294 Landessprache beherrschten. Dies änderte sich allerdings mit Kommandoverbände und ihrem Einsatz als reguläre Grenadierdivision. der zunehmenden Vertruppung der Kommandeure[8] Zeit Name 10. Okt. 1939 - 12. Dez. 1940 Hptm. Dr. Theodor von Hippel 12. Okt. 1940 - Ende Okt. 1940 Maj.d.R. Hubertus von Aulock 30. Nov. 1940 - 12. Feb. 1943 OTL. Paul Haehling von Lanzenauer 12. Feb. 1943 - 10. Apr. 1944 Gen.Maj. Alexander von Pfuhlstein 10. Apr. 1944 - 20. Okt. 1944 Gen.Lt. Friedrich Kühlwein 20. Okt. 1944 - 10. Mai 1945 Gen.Maj. Hermann Schulte-Heuthaus Nicht nur die Zugehörigkeit zur Kommandoeinheit, sondern selbst die Ausführung eines Kommandoauftrages beruhte auf absoluter Freiwilligkeit. So hieß es in einer Anweisung des Amtes Ausland/Abwehr vom 28. Juli 1943: „a) Die Beteiligung des deutschen Abwehrpersonals an einem Einsatz in Tarnkleidung zusammen mit russischen V-Leuten kann nicht befohlen werden. b) Freiwillige Teilnahme an Einsätzen in Tarnkleidung ist zulässig [...] Zu der Entscheidung zu a) haben folgende Erwägungen geführt: Kommandierungen zu Einsätzen in russischer Uniform zusammen mit russischen V-Leuten sind nicht angängig, da einem deutschen Soldaten wegen der möglichen Folge, als Spion behandelt zu werden, nicht befohlen werden kann, sich außerhalb des geltenden Kriegsrechts zu stellen, auch wenn dieses von der Sowjetunion nicht anerkannt wird.“[9] Dass dies in der Praxis auch tatsächlich so gehandhabt wurde, zeigt das Beispiel von zwei Unteroffizieren, die ausgebildet worden waren, über Irland abzuspringen und Verbindung zur IRA aufzunehmen und kurz vor Einsatzbeginn von diesem Auftrag zurücktraten. Der direkte Vorgesetzte der beiden Unteroffiziere bei der 14. Armee klagte sie wegen Feigheit vor dem Feind an. Die Klage wurde jedoch mit dem Verweis auf das Prinzip der Freiwilligkeit abgewiesen und keinem der Angeklagten entstanden im weiteren Verlauf des Krieges Karrierenachteile. Dieses Prinzip der Freiwilligkeit endete jedoch mit der zunehmenden Vertruppung der Einheit.[10] Einsatzverfahren Kommandoeinsätze im Zweiten Weltkrieg waren zeitlich eng begrenzte und von kleinen Trupps ausgeführte Aktionen im gegnerischen Hinterland, also in einem Gebiet, das für reguläre Einheiten nicht zugänglich war. Zu den Kommandoeinsätzen zählten zum einen K-Einsätze (K = Kampf) zur Sicherung operativ oder wirtschaftlich wichtiger Objekte wie Brücken oder Industrieanlagen und zum anderen S-Einsätze (S = Sabotage) zur Störung und Lähmung gegnerischer Bewegungen. Von wesentlicher Bedeutung waren auch die I- und Z-Operationen (I = Insurrektion; Z = Zersetzung), deren Ziel es war, im gegnerischen Hinterland oppositionelle Bewegungen zu unterstützen und sogar Aufstände zu entfachen. Was diese Unternehmen von gewöhnlichen Stoßtrupps unterschied, war die Tatsache, dass sie sich auch geheimdienstlicher Methoden, wie z. B. falscher Identitäten, bedienten. Nicht zum Aufgabenbereich zählte die gezielte Ermordung einzelner Persönlichkeiten, beispielsweise durch Attentate.[11] Die Unternehmen erfolgten sehr oft in Kooperation mit Einheimischen, die je nach Sichtweise als Widerstandskämpfer oder Kollaborateure betrachtet wurden. Dabei näherte man sich dem Zielobjekt in der Regel in Halb-, Voll- oder Mischtarnung. Bei der Halbtarnung wurden bei der Annäherung an das Objekt über der deutschen Uniform gegnerischer Uniformteile oder Zivil getragen. Diese Tarnung wurde vor dem eigentlichen Kampf abgelegt. Von Volltarnung sprach man, wenn vollständige gegnerische Uniform auch während des Kampfes getragen wurde. Bei einer Mischtarnung traten nur einige der Soldaten in gegnerischer Uniform auf, während der größere Teil in deutscher Uniform von den Ersteren meist als angebliche deutsche Gefangene oder Deserteure durch die feindlichen Brandenburg (Spezialeinheit) 295 Linien eskortiert wurde. Waffen und Munition versteckten die Abgeführten dann in oder unter ihrer Uniform. Zu Tarnzwecken wurden auch gegnerische Waffen und Fahrzeuge verwendet. Wie diese Mittel eingesetzt wurden, war den jeweiligen Einsatzführern überlassen, die allein für die Planung eines Unternehmens zuständig waren. Wenn ein Unternehmen direkt im Frontgebiet oder im unmittelbaren Hinterland erfolgte, unterstanden die Kommandoeinheiten den im jeweiligen Bereich zuständigen Kommandobehörden, wie Heeresgruppe, Armee oder Korps. Hierbei traten im Laufe des Krieges auch immer mehr Probleme auf, da diese die unterstellten Einheiten oder Verbände der Brandenburger ebenso wie die der Fallschirmjäger als infanteristische Reserve und Kampfgruppen einsetzten. Einsätze über größere Distanzen steuerte die Abwehr II selbst. Bei der konkreten Planung der Kommandounternehmen ließ man dem verantwortlichen Offizier im Sinne der Auftragstaktik volle Handlungsfreiheit, so dass es ihm überlassen blieb, auf welche Art der Auftrag durchgeführt wurde. Einsätze Die Soldaten der „Brandenburger“ agierten oft in kleinsten Gruppen, deren Tätigkeiten ein breites Aufgabenspektrum umfassten. Über viele dieser Einsätze liegen heute kaum mehr vollständige Akten vor und falls Dokumente überliefert sind, ist eine Zuordnung meist wegen der Verwendung von Decknamen kaum möglich. Nur wenige seriöse Veröffentlichungen liegen zu den Unternehmen vor. Aufgrund dessen ist es nicht möglich, eine vollständige Auflistung aller Einsätze zu erstellen und nur die Wichtigsten und Bekanntesten sind deshalb angeführt. Kommandoeinsätze Nach ihrer Aufstellung verwendete die Abwehr II die Soldaten der neuen Spezialeinheit zunächst zum Schutz der rumänischen Ölfelder und später auch der Chromerz-Zufuhren aus der Türkei.[12] Erst während des Unternehmens Weserübung (Angriff auf Dänemark und Norwegen) im April 1940 gelangten kleinere Kommandotrupps zur Sicherung strategischer Objekte in Dänemark und Norwegen zum Einsatz.[13] Die ersten Einsätze in größerem Umfang fanden im Rahmen des Westfeldzuges statt. In der Nacht vom 9. zum 10. Mai 1940 eroberten Kommandos des Baulehrbataillons z. b. V. 800 im Tarneinsatz strategisch wichtige Brücken bei Maaseik (Belgien), Gennep, Berg, Uromon, Obicht und Stein in den Niederlanden.[14] Am 27. Mai nahm ein weiteres Kommando die Meeresschleusen und Straßenbrücken bei Nieuwpoort in Belgien ein und verhinderte damit, dass der deutsche Vormarsch, wie bereits 1914, durch geplante Überschwemmungen aufgehalten wurde.[15] Truppenerkennungszeichen Fallschirm-Jäger-Bataillon „Brandenburg“ (1944) Während des Unternehmens Marita (Angriff auf Jugoslawien und Griechenland) gelang dem II. Bataillon des Lehrregiment Brandenburg z. b. V. 800 am 6. April 1941 die Einnahme einer strategisch wichtigen Brücke über den Vardar und des Eisernen Tores. Kurz darauf eroberte diese Einheit die Insel Euböa.[16] Weitere Einsätze zur Sicherung von strategischen Objekten fanden 1941 in der Eröffnungsphase des Krieges gegen die Sowjetunion statt. Am bekanntesten wurde die Einnahme der Düna-Brücken bei Dünaburg am 28. Juni 1941, bei dem Angehörige der 8. Kompanie die Brücke auf sowjetischen Beute-LKW überquerten, die Wachmannschaft überrumpelten und diese Stellung anschließend zwei Stunden lang gegen sowjetische Gegenangriffe hielten.[17] Im Herbst 1942 lösten Angehörige des Lehrregiments als NKWD-Offiziere getarnt Verwirrung und Zersetzungserscheinungen hinter den Linien der Roten Armee im Raum Maikop (Kaukasus) aus.[18] Von Juni 1942 bis Februar 1943 wurden auch auf dem Kriegsschauplatz Nordafrika Kommandoeinsätze gegen die alliierten Nachschublinien in Ägypten, Libyen und Tunesien durchgeführt.[19] Brandenburg (Spezialeinheit) Beispiel: Die Maas-Brücke bei Gennep 1940 Wie ein typisches Kommandounternehmen durchgeführt wurde, lässt sich gut an dem Einsatz bei Gennep 1940 verdeutlichen: Für den geplanten Westfeldzug war die Einnahme verschiedener Brücken über die Maas erforderlich.[20] Schon Ende Januar 1940 wurde Ltn.d.R. Witzel (22 Jahre, Tarnname Wolf), von der 1. Kompanie des Baulehrbataillons z. b. V. 800 in die Zentrale der Abwehr II nach Berlin beordert. Dort wurde er mit Luftaufnahmen von fünf Brücken vertraut gemacht, welche im Kommandoeinsatz eingenommen werden sollten. Witzel erhielt den Auftrag, Pläne zu erarbeiten, eine passende Mannschaft aus dem Bataillon zusammenzustellen und eventuell Materialanforderungen bei der Abwehr II zu stellen. Zu diesem Zeitpunkt standen fast ausschließlich osteuropäische Freiwillige, aber keine holländisch-sprachigen Kommandosoldaten zur Verfügung. Wolf plante deshalb die Einsätze in „Mischtarnung“ durchzuführen. Bei drei Brücken sollten die Kommandos sich, als deutsche Deserteure in Begleitung von niederländischen Gendarmen getarnt, nähern. Die vierte Brücke sollte durch einen Trupp getarnt als Streckenarbeiter und die fünfte Brücke durch einen Trupp in Zivil eingenommen werden. Um die Tarnung zu vervollständigen, warb die Abwehr II gezielt „Kampfdolmetscher“ unter den Anhängern der Mussert-Bewegung (rechte holländische Oppositionsgruppe) in Deutschland an. Mitte Februar erfolgte die Aufstellung von Wolfs neuem Verband als 4. Kompanie des Baulehrbataillons z. b. V. 800. Ende des gleichen Monats wurden Abstimmungen zwischen der Kommandoeinheit und dem XXVI. Armeekorps getroffen, dem das Kommando für den Einsatz direkt unterstellt werden sollte. Im März 1940 wurde die Kompanie in ein Übungslager zwischen Kleve und Goch verlegt, wo man sich intensiv auf die Einsätze vorbereitete. Schwerpunkte der Ausbildung waren Nachtmärsche, Sprengstoffbeseitigung und Nahkampf. Da eine Aufklärung der Zielobjekte vor Ort nicht gestattet war, wurden die Truppführer anhand von „Sandkastenmodellen“ in ihren Auftrag eingewiesen. Die Leitung der Kompanie wurde mit dessen Ankunft Mitte April an Oberleutnant Walther übergeben. Am 9. Mai traf der Einsatzbefehl des XXVI. Armeekorps ein, woraufhin Tarnkleidung, Waffen und Ausrüstung an die Einsatzkräfte ausgegeben wurden. Um 23 Uhr traten alle fünf Trupps den Marsch zu ihren jeweiligen Zielobjekten an. Oberleutnant Walther führte persönlich den Einsatz gegen die Eisenbahnbrücke bei Gennep. Der Trupp bestand aus sechs Kommandosoldaten und drei „Kampfdolmetschern“. Einer der Dolmetscher verweigerte an der Grenze jedoch den Weitermarsch und musste unter der Bewachung durch einen Deutschen zurückgelassen werden. An der Brücke traf der Trupp demnach mit nur noch sieben Mann ein, fünf deutschen „Deserteuren“ und zwei niederländischen „Gendarmen“. Auf dem Brückendamm wurden vier niederländische Wachposten erst getäuscht und dann lautlos überwältigt. Einer der Dolmetscher und zwei Kommandosoldaten (davon einer verwundet) blieben am Brückenaufgang zurück, während die übrigen vier über die 150 Meter lange Brücke gingen. Ein Wachposten ließ sie passieren, doch auf dem jenseitigen Ufer wurden sie von alarmierten niederländischen Soldaten empfangen und mit neun Mann Bewachung abgeführt. Kurz darauf tauchten jedoch deutsche Tiefflieger auf und im Durcheinander gelang es den Soldaten, die niederländische Wachmannschaft zu überwältigen. Die vier Kommandosoldaten griffen dann die Brücke von Westen aus erneut an. Dabei eroberten sie drei Bunker und nahmen einige niederländische Soldaten gefangen. Kurz darauf erschien ein deutscher Panzerzug, um die Brücke endgültig zu sichern. Die Einnahme der Brücke bei Gennep war von großer operativer Bedeutung. Die 9. Panzerdivision konnte auf ihr die Maas überschreiten und einige Tage später Verbindung zu den bei Moerdijk gelandeten deutschen Fallschirmjägern herstellen. Drei weitere Kommandounternehmen gegen die Maasbrücken gelangen ebenfalls. In einem Fall rückten die deutschen Heeresverbände jedoch nicht schnell genug nach, sodass die Niederländer Zeit fanden, die Brücke zurückzuerobern und doch noch zu sprengen. 296 Brandenburg (Spezialeinheit) Einsätze im weiteren Ausland Einzelne Soldaten oder Einheiten der Brandenburg-Verbände kamen auch im Rahmen eher politischer Missionen im Ausland zum Einsatz. Besonders geschah dies, um in Teilen des britischen Kolonialreiches Unruhen zu verursachen, welche die britische Regierung dazu zwangen, Truppen in diese Regionen zu verlegen. Ein bekanntes Beispiel für einen derartigen Einsatz bildete das Unternehmen Tiger in Afghanistan. Im April des Jahres 1941 entsandte das Amt Ausland/Abwehr des OKW den Offizier Dietrich Witzel mit zwei Funkern nach Kabul, um dort in der deutschen Gesandtschaft einen Stützpunkt der Abwehr einzurichten, der als Basis für geheimdienstliche Operationen gegen Britisch-Indien dienen sollte. Die Einreise nach Afghanistan erfolgte getarnt als Kurier des Auswärtigen Amtes über Moskau und Termez. Besonders der als „Fakir von Ipi“ bekannte paschtunische Stammesführer Mirza Ali Khan, der zum Dschihad gegen die britischen Kolonialherren aufgerufen hatte, sollte unterstützt werden. Doch zwei weitere „Brandenburger“, Dr. Manfred Oberdörffer und Fred Brandt, die getarnt als Lepra-Studiengruppe zu Mirza Khan unterwegs waren, gerieten im Juli 1941 in einen Hinterhalt, bevor sie ihren Auftrag erfüllen konnten. Dr. Oberdörfer fiel und wurde auf dem europäischen Friedhof in Kabul beigesetzt, wo sein Grab heute vom deutschen ISAF-Kontingent gepflegt wird. Für den Abwehrstützpunkt in Kabul, dem auch die Rolle der Vorhut eines - allerdings nie realisierten - Vorstoßes der Wehrmacht über den Kaukasus nach Indien zugedacht war, wurde jedoch eine ursprünglich gar nicht vorgesehene Aufgabe bald zur wichtigsten Aufgabe, nämlich die abwehrmäßige Verbindung zum antibritischen Untergrund in Indien. Der indische Nationalistenführer Subhash Chandra Bose war den Engländern entkommen. Über Kabul, wo er sich vergeblich um die Unterstützung Moskaus für seine Pläne bemüht hatte, gelangte er Ende April 1941 nach Berlin. Von dort aus setzte er seinen Kampf um die Befreiung Indiens von der britischen Herrschaft mit Unterstützung der Achsenmächte fort. Die Gesandtschaft und der Abwehrstützpunkt in Kabul wurden nun zum konspirativen Scharnier zwischen Bose in Deutschland und seinen Vertrauten im antibritischen Untergrund in Indien. Sie erhielten in Kabul auch Sabotage-, Funk- und Chiffrier-Ausbildung und gemeinsam mit ihnen wurden weitreichende Sabotagepläne erarbeitet. Wie aus heute zugänglichen alliierten Geheimakten zu entnehmen ist, gelang es ihnen allerdings doch noch, auch von sowjetischer Seite Unterstützung zu erhalten. Parallel zur Verbindung zur deutschen Seite hatten sie dann auch Kontakt zur sowjetischen Botschaft in Kabul. Die Bedingungen für die konspirative Arbeit in Kabul verschlechterten sich jedoch angesichts des für die Achsenmächte negativen Kriegsverlaufs. Afghanistan blieb zwar bis zum Kriegsende neutral und die Gesandtschaft behielt ihren exterritorialen Status bis zum 8. Mai 1945. Im September 1943 mussten aber Witzel und einer seiner Abwehrfunker auf Druck der Alliierten, die in der Präsenz der „Brandenburger“ noch immer eine Bedrohung sahen, Afghanistan verlassen. Die Verbindung zu den indischen Bose-Anhängern wurde vorher an die japanische Botschaft in Kabul übergeben, nicht zuletzt auch weil Bose sich seit Frühjahr 1943 in Ostasien aufhielt.[21] In Nordafrika wurde ein Sonderkommando der Brandenburger unter dem Kommando des Hauptmanns Ladislaus Almásy im Rahmen der Operation Salaam eingesetzt. Die anschliessende Operation Kondor unter Hauptmann Johannes Eppler konnte über einige Wochen im Jahre 1942 Informationen aus Kairo für das Afrikakorps beschaffen. Zum Einsatz zweier Wettertrupps unter Führung der Abwehr in der Arktis auf der Inselgruppe Spitzbergen siehe Wetterstationen der Wehrmacht in der Arktis. Völkerrechtliche Aspekte von Kommandoeinsätzen Die Einsätze der „Brandenburger“ erfolgten oft in Halb-, Voll- oder Mischtarnung. Die „Brandenburger“ (und ebenso die ähnlich operierenden Kommandosoldaten anderer Nationen) verzichteten damit auf den Schutz, den die Haager Landkriegsordnung (HLKO) Kombattanten gewährt. Nach der HLKO gilt der Kombattantenstatus nur für die Personen, die a) zentraler Befehlsgewalt unterstehen, b) zur Erkennung ein Abzeichen oder eine Uniform tragen, c) die Waffen offen tragen, und d) selbst die Gesetze und Gebräuche des Krieges beachten (HLKO, Artikel 1). Falls ein Kommandosoldat also während eines Tarn-Einsatzes in Gefangenschaft geriet, hatte er als Nichtkombattant keinen Anspruch auf den durch die HLKO geschützten Status als Kriegsgefangener und wurde in der Mehrzahl der 297 Brandenburg (Spezialeinheit) Fälle nach Artikel 29 und 30 der HLKO als Spion behandelt und infolgedessen in Übereinstimmung mit dem Kriegsvölkergewohnheitsrecht standrechtlich erschossen. Kehrte der Kommandosoldat jedoch wieder zum eigenen Heer zurück und wurde erst später gefangen genommen, so war er nach Artikel 31 als Kriegsgefangener zu behandeln und konnte wegen früherer Spionageaktionen nicht belangt werden. Aufgrund dieser Argumentationslinie wurden zahlreiche Kommandosoldaten nach dem Krieg auch vor alliierten Militärgerichten freigesprochen; so unter anderem in einem aufsehenerregenden Prozess gegen Otto Skorzeny und acht weitere Angeklagte der Panzerbrigade 150 z. b. V., die während der Ardennenoffensive hinter den alliierten Linien operiert und dabei amerikanische Uniformen getragen hatten (→ siehe: Unternehmen Greif). Fünf Angehörige dieses Kommandounternehmens waren bereits 1944 gefangen genommen und standrechtlich erschossen worden. Das Gericht erklärte weiterhin, dass es sich bei einer Halbtarnung (nur Annäherung in gegnerischer Uniform) nicht um einen Missbrauch der gegnerischen Uniform (HLKO, Artikel 23) handelte, sondern um eine Form der Kriegslist, die in Artikel 24 der HLKO ausdrücklich erlaubt war. Dagegen ist der Einsatz der Volltarnung (Annäherung und Kampf in gegnerischer Uniform) nach wie vor als unvereinbar mit dem von der HLKO geschützten Kombattanten-Status angesehen worden.[22] Umgliederung zur regulären Heeresdivision Zum Jahreswechsel 1942/43 erfolgte aus verschiedenen Gründen ein Umdenken gegenüber dem Sonderverband Brandenburg. Oft sahen Frontkommandeure in den ihnen nur kurzfristig unterstellten Einheiten eine Art „Feuerwehr“, die sie an den Krisenpunkten der Front einsetzten. Aufgrund der allmählich prekären Lage an den Fronten und um die großen personellen Verluste auszugleichen, musste die Einheit deshalb zunehmend als normale Fronttruppe verwendet werden. Dies geschah allerdings nie geschlossen, sondern immer nur bataillons- und regimentsweise. Zum anderen waren es höhere Offiziere des Sonderverbandes selbst, welche mehr sein wollten als bloße Verwalter von Bataillonen und Regimentern, die nur auf dem Papier eine Einheit bildeten. Nicht zuletzt trat ab dem Jahr 1942 auch eine deutliche Konkurrenz zur SS auf, welche erfolgreich Truppenerkennungszeichen Division versuchte, alle Kompetenzen in Sachen Kommandoeinsätze und Spionage „Brandenburg“ (1943/44) an sich zu ziehen. Deshalb wurde die neu gebildete Division Brandenburg dem Wehrmachtführungsstab (WFSt) am 1. April 1943 direkt als reguläre Eingreifreserve unterstellt. Kommandoeinsätze wurden ab diesem Zeitpunkt entweder von Verbänden der Waffen-SS, dem Regiment Kurfürst oder der Frontaufklärungstruppe II durchgeführt, welche einen großen Teil des kommando-geschulten Personals des Sonderverbandes Brandenburg übernahmen (allein 350 in die Jagdverbände der Waffen-SS). Das Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 steigerte dessen Misstrauen gegenüber der Wehrmacht und besonders auch gegen die Division Brandenburg, da diese eine Schaffung des denunzierten Widerstandsangehörigen Admiral Wilhelm Canaris war. Außerdem rückte die Rote Armee Anfang September 1944 in Bulgarien ein und drohte bald die deutsche Heeresgruppen auf dem Balkan anzugreifen. Unter diesen Umständen entschloss sich die Wehrmachtführung am 13. September 1944 die Regimenter der Division Brandenburg im Raum Belgrad zusammenzuziehen und zu einer regulären Panzergrenadierdivision umzuwandeln.[23] So wurde die Kommandoeinheit im Zuge dieser Entwicklung zunächst in eine motorisierte Infanteriedivision umgegliedert und erhielt am 15. September 1944 den Namen Panzer-Grenadier-Division Brandenburg. Dazu wurde das 3. Regiment, das gerade in Italien stand, herausgelöst und als M.G.-Bataillon Generalfeldmarschall Kesselring verselbständigt. Das Personal des 4. Regimentes wurde auf die Regimenter 1 und 2 aufgeteilt, die nunmehr als Jäger-Regiment 1 Brandenburg bzw. Jäger-Regiment 2 Brandenburg den Kern der neuen Division bildeten. Dabei wurden Mitte 298 Brandenburg (Spezialeinheit) 299 Oktober 1944 auch Teile der Sturm-Division Rhodos eingegliedert. Am 20. Dezember 1944 folgte der Zusammenschluss der Panzer-Grenadier-Division Brandenburg mit der Division Großdeutschland zum Panzerkorps „Großdeutschland“.[24] Da die Division innerhalb weniger Monate schwere Verluste erlitt, wurde im Februar 1945 eine Umgliederung und Auffrischung erforderlich. Am 10. März 1945 kam der Verband deshalb als Panzer-Grenadier-Regiment Brandenburg[25] wieder zum Einsatz. Einsätze als regulärer Verband Nachdem einige Einheiten des Verbandes bereits in den besetzten Gebieten der UdSSR zur Partisanenbekämpfung eingesetzt worden waren, erhielten ab dem Frühjahr 1943 sämtliche Einheiten diesen Auftrag auf dem Balkan. Das 1., 2. und 4. Regiment waren dabei in verlustreiche Kämpfe gegen Partisanen in Kroatien, Serbien und Griechenland verwickelt, während das 3. Regiment ähnliche Aufgaben in Südfrankreich und Italien wahrnahm. Ab dem August 1944 erfolgte der Einsatz des Fallschirm-Jäger-Bataillon „Brandenburg“ in Rumänien, wo dieses an der Besetzung Bukarests teilnahmen. Die Einheit wurde jedoch von Verbänden der Roten Armee eingeschlossen und innerhalb weniger Tage vollständig aufgerieben. Truppenerkennungszeichen der Panzergrenadierdivision „Brandenburg“ Ab Ende September 1944 standen die Regimenter der Division an der Theiß und Donau in Abwehrkämpfen gegen die Rote Armee noch bevor sie sich in Belgrad zur geplanten Umgliederung eingefunden hatten. Während der sowjetischen Offensive auf die jugoslawische Hauptstadt (→ Belgrader Operation) wurden Teile dieser Einheiten eingeschlossen und erlitten erhebliche Verluste bevor sie zu den deutschen Linien durchbrechen konnten. Danach folgte der langsame Rückzug nach Südungarn im Verband der Heeresgruppe E. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Gefechtsstärke der Division nur noch die eines halben Regimentes, weshalb sie taktisch der 71. Infanterie-Division unterstellt wurde. Zur Auffrischung verlegte man die Reste der Division zwischen dem 12. und 20. Dezember 1944 nach Ostpreußen, wo gleichzeitig der Zusammenschluss der Division mit der Division Großdeutschland zum Panzerkorps „Großdeutschland“ erfolgte. Bahnverladung der Division auf dem Truppenübungsplatz Arys (Ostpreußen) am 13. Januar 1945 zum Transport in den Raum Lodz. Nach Beginn der sowjetischen Offensive am 15. Januar 1945 schlug sich der Großverband dann durch den Warthegau bis in die Schlesische Lausitz durch, wo er der Heeresgruppe Mitte unterstellt wurde. Von Anfang März bis Mitte April 1945 stand die Division im Raum Weißwasser an der Lausitzer Neiße. Bei dem erneuten sowjetischen Großangriff der Roten Armee am 16. April wurde die Division schließlich im Raum Rothenburg-Penzig (nördlich Görlitz) eingekesselt, konnte jedoch schon am 20. April nach Löbau ausbrechen. Nachdem die Reste der Division um Bautzen gekämpft hatten, wurden sie am 3. Mai 1945 per Bahn in den Raum Mährisch-Ostrau in das Reichsprotektorat Böhmen und Mähren verbracht. Anfang Mai 1945 kämpften dort immer noch Einheiten der Division bei Olmütz und zogen sich bis in Raum Deutsch-Brod zurück. Nach der Kapitulation der Wehrmacht marschierte ein Teil der Division nach Westen, während andere Teile sich einfach auflösten. Ein großer Teil ging in Tabor in russische Kriegsgefangenschaft. Vielfach wurden Angehörige der Division von der tschechischen Bevölkerung ermordet.[26] Kriegsverbrechen Kurz nach dem Krieg wurden Angehörige der Einheit „Brandenburg“ mit Kriegsverbrechen in Verbindung gebracht. Im Mittelpunkt stand dabei oft das Massaker von Lemberg. Am 30. Juni 1941 wurde die Stadt vom 1. Bataillon des Baulehrregimentes z.b.V. 800 zusammen mit dem ihm unterstellten ukrainischen Freiwilligenbataillon „Nachtigall“ besetzt. Obwohl die ukrainische Einheit ebenfalls von der Abwehr II aufgestellt und mit Rahmenpersonal des Baulehrregiments ausgestattet worden war, bildete es selbst keinen Teil des Regimentes. Im Laufe der Besetzung kam es zu heftigen Ausschreitungen und Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung der Stadt, denen einen Brandenburg (Spezialeinheit) unbestimmte Zahl Menschen zum Opfer fielen. Den Soldaten des 1. Btl./ Baulehrregiment z.b.V. 800 wurde bis heute oft vorgeworfen sich an diesen Ausschreitungen beteiligt zu haben.[27] Eine eingehende Untersuchung der Vorfälle fand jedoch schon im Jahre 1960/61 während des Prozesses gegen den ehemaligen Minister für Vertriebene und Angehörigen des Bataillons „Nachtigall“ Theodor Oberländer (1905-1998) vor dem Landgericht Bonn statt. Nach zahlreichen Zeugenvernehmungen kam das Gericht zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich Ausschreitungen ukrainischer und deutscher Einheiten gegeben hätte. Dabei waren jedoch vorrangig Abteilungen der Feldgendarmerie im Blickpunkt des Gerichtes, während es keine Beweise, jedoch Indizien, gab, die für eine Beteiligung von Angehörigen der Einheit „Brandenburg“ sprachen.[28] So bemerkte der Kommandeur des 1.Btl./ Baulehrregiment z.b.V. 800 (Major Friedrich Wilhelm Heinz) über die Einnahme Lembergs in seinem Abschlussbericht: „Die eigene Truppe ist, wie die Meldungen der Kompanien beweisen, über die Rohheitsakte und Quälereien empört. Sie hält ein unerbittliches Strafgericht an den Schuldigen am Massaker der Bolschewisten für unbedingt erforderlich, versteht jedoch nicht das Quälen und Erschießen wahllos zusammen getriebener Juden, darunter Frauen und Kinder. [...] Es ist dieselbe Truppe, die gestern jüdische Plünderer rücksichtslos niedergeschossen hat, aber kaltherzige Quälereien verwirft.“[29] Ein weiteres Kriegsverbrechen begingen Angehörige des Lehrregimentes z.b.V. 800 im syrmischen Dorf Grgurevci (heute Serbien) im Rahmen des Partisanenkrieges im Unabhängigen Staat Kroatien. Am 6. Juni 1942 erschossen Soldaten der Einheit mit Hilfe einiger Angehöriger der deutschen Volksgruppe insgesamt mindestens 257 serbische Männer als Vergeltung für eigene Verluste, die die Einheit am Vortag hatte erleiden müssen. [30] Eindeutig belegt sind auch die Erschießung eines gefangenen italienischen Offiziers (am 16. November 1943, also nach der Kapitulation Italiens) und dreier weiterer Gefangener (19. November 1943) durch Angehörige des 2. Regiments der Division „Brandenburg“. Im März 1990 wurde zudem der Bericht eines Obergefreiten eines Regiments der Division Brandenburg bekannt, dessen Kompanie Mitte November 1943 den Befehl erhalten hatte, italienische Offiziere gefangenzunehmen, die sich, an Malaria erkrankt, beim Kriegsaustritt Italiens in einer nordalbanischen Stadt aufhielten und zu schwach oder zu gutgläubig waren, um fliehen zu können. Heftige Regenfälle machten die Wege unpassierbar, woraufhin die Kompanie den Befehl erhielt, „die Italiener zu liquidieren“. Insgesamt 41 Menschen wurden daraufhin am 22. November und weitere 18 am 24. November 1943 am Steilhang eines Flusses durch Genickschuss exekutiert, und die Leichen durch Fußtritte in den Fluss befördert.[31] Im Zusammenhang mit dem Einsatz gegen Partisanen, besonders im Balkangebiet, ist auf den oft völkerrechtswidrigen Charakter dieser Kriegsführung zu verweisen. Kriegsverbrechen gegenüber Kombattanten waren hier auf beiden Seiten häufig. Erwiesen ist ferner, dass deutsche Einheiten bei der Partisanenbekämpfung zahlreiche Kriegsverbrechen auch gegenüber Zivilisten verübt haben. [32] So sind beispielsweise Geiselerschießungen und rechtswidrige Vergeltungsaktionen zahlreich nachgewiesen. Es ist demnach wahrscheinlich, dass auch von Seiten der „Brandenburg“-Verbände Kriegsverbrechen verübt wurden, zumal diese in besonderem Maße in der Partisanenbekämpfung tätig waren. Bislang fehlen in diesem Kontext jedoch konkrete Belege, was sicherlich auch auf die schlechte Quellenlage zurückgeführt werden kann. Auch wenn einzelne Akten eine Beteiligung von „Brandenburg“-Verbänden nahelegen,[33] steht eine umfassende Untersuchung zu diesem Thema noch aus. Nachwirkungen Die kurz nach der Deutschen Wiedervereinigung neuaufgestellte Reserveformation der Bundeswehr in Potsdam war als „Heimatschutzbrigade Brandenburg“ benannt worden (ähnlich der Heimatschutzbrigaden „Freistaat Sachsen“ oder „Mecklenburg“.) Dies führte im Juni 1991 zu einer Debatte im Landtag Brandenburg, in der Prof. Dr. Gonnermann (PDS) die Landesregierung dazu aufforderte, sich von dieser Benennung zu distanzieren und für eine Umbenennung einzusetzen, da es „politisch instinktlos und menschlich geschmacklos“ sei, den Namen einer Wehrmachtsdivision zu verleihen, deren „faschistischen Gehalt und Verbrechenscharakter“ er für erwiesen ansah (dabei rechnete er fälschlicherweise den Sonderverband Bergmann und das Bataillon Nachtigall zur Einheit 300 Brandenburg (Spezialeinheit) „Brandenburg“ hinzu.) Die Redner der Fraktionen der SPD und der Landesregierung stellten sich dem Antrag entgegen. Trotz ausländischer Beteiligung bei der Vereidigung der Einheit hätte es keinerlei Proteste gegeben und der Name der Einheiten solle in erster Linie deren Heimatverbundenheit unterstreichen. Ein Vergleich der jeweiligen Einheiten sei „unakzeptabel“. Der Antrag wurde schließlich mit 10 zu 38 Stimmen (16 Enthaltungen) abgelehnt.[34] In ihrem 2007 erschienenen Buch „Geheime Krieger“ behaupteten später Brigadegeneral a.D. Reinhard Günzel und GSG-9-Gründer Ulrich Wegener, die Verbände der „Brandenburger“ seien ein legendäres Vorbild für das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr, und deren Korpsgeist sei vorbildlich gewesen.[35] Politiker des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages kritisierten das Ziehen dieser Traditionslinie zur Wehrmacht sowie die angeblichen „Dünkel“ der KSK-Soldaten.[36] Problematisch ist diese von Günzel und Wegener gezogene Traditionslinie vor allem deswegen, weil die Bundeswehr nicht in der Tradition der Armee eines Unrechtsregimes stehen, sondern vielmehr eine eigene, demokratische Abzeichen des KSK Tradition begründen soll. Im Traditionserlass der Bundeswehr heißt es entsprechend: „Ein Unrechtsregime, wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen. […] Traditionen von Truppenteilen ehemaliger deutscher Streitkräfte werden an Bundeswehrtruppenteile nicht verliehen.“[37] Dies führte neben zahlreichen kritischen Berichten in der Presse auch zu einer kleinen Anfrage der Fraktion Die LINKE an die Bundesregierung, in der sie um eine Stellungnahme zu den in Güntzels Buch geäußerten Ansichten, das KSK sehe sich in der Tradition einer „Verbrecherische Wehrmachtsdivision“ und „terroristische Sondereinheit“, bat. In seiner Antwort stellte das Verteidigungsministerium am 21. Mai 2007 fest: „Eine Anlehnung an Kommandoverbände der früheren Wehrmacht ist unsachgemäß, wäre undemokratisch, insgesamt wesensfremd und findet tatsächlich auch nicht statt.“[38] Am 30. April 2009 berichtete das ARD-Magazin KONTRASTE, dass der Offizier der "Brandenburger" Dietrich Witzel trotz Verharmlosung der Kriegsverbrechen der Wehrmacht Mitautor des vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr herausgegebenen Afghanistan-Wegweisers war, der jedem Bundeswehrsoldaten bei seinem Einsatz in Afghanistan mit auf den Weg gegeben wird.[39] Literatur • Hans Bentzien: Division Brandenburg - Die Rangers von Admiral Canaris, Berlin 20042. ISBN 978-3-360-01058-2 • Werner Brockdorff: Geheimkommandos des Zweiten Weltkrieges, Wels 1967. ISBN 3-88102-059-4 • Bernhard Chiari (Hrsg.): Wegweiser zur Geschichte - Afghanistan (2. Auflage), Paderborn/München/Wien/Zürich 2007. ISBN 978-3-506-75664-0 • Reinhard Günzel, Wilhelm Walther, Ulrich K. Wegener: Geheime Krieger – Drei deutsche Kommandoverbände im Bild. KSK, Brandenburger, GSG 9. Pour le Mérite Verlag, Kiel 2006, ISBN 3-932381-29-7 • Eric Lefèvre: Brandenburg Division - Commandos of the Reich, Paris 2000. ISBN 2-908182-73-4 • James Lucas: Kommando - German Special Forces of World War Two, London 1985. ISBN 0-85368-707-2 • Helmuth Spaeter: Die Brandenburger - Eine deutsche Kommandotruppe, München 1982. ISBN 3-922128-05-X • Dietrich F. Witzel: Kommandoverbände der Abwehr II im Zweiten Weltkrieg, in: Militärgeschichtliche Beiträge, Bd. IV, Herford/ Bonn 1990. (Online Version; Stand: 13. August 2007 [40]) 301 Brandenburg (Spezialeinheit) Weblinks • Bundesarchiv: „Die Brandenburger“. Kommandotruppe und Frontverband; Geschichte und Originaldokumente [41] Referenzen [1] Angaben nach: Thomas Menzel: „Die Brandenburger“ - Kommandotruppe und Frontverband (http:/ / www. bundesarchiv. de/ aktuelles/ aus_dem_archiv/ galerie/ 00131/ index. html) (Stand: 30. Mai 2007) [2] Dazu im Detail: Herbert Schindler: Mosty und Dirschau 1939 - Zwei Handstreiche der Wehrmacht vor Beginn des Polenfeldzuges, Freiburg 1971. [3] Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 12. Die Landstreitkräfte 631 – 800. Biblio-Verlag, Bissendorf 1975, ISBN 3-7648-1080-7, S. 327. [4] Gliederung: I. Btl. (4 Kp.) in Brandenburg; II. Btl. (4 Kp.) in Baden/ Wien; III. Btl. (4 Kp.) Aachen, später Düren; 1 Nachrichten-Kp. und weitere 5 Spezialkompanien; siehe: Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 12. Die Landstreitkräfte 631 – 800. Biblio-Verlag, Bissendorf 1975, ISBN 3-7648-1080-7, S. 327. [5] Gliederung: Verband 801 (Brandenburg), 802 (Baden/ Wien), 803 (Düren), 804 (Langenargen), 805 (Ergänzungs- und Versorgungsabteilungen); Küstenjäger-Abteilung 800; Nachrichten-Abteilung 800; siehe: Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 14. Die Landstreitkräfte. Namensverbände. Die Luftstreitkräfte. Fliegende Verbände. Flakeinsatz im Reich 1943–1945. Biblio-Verlag, Bissendorf 1980, ISBN 3-7648-1111-0, S. 27. [6] Gliederung: Regiment Brandenburg 1 bis 4; Lehr-Regiment 5 Brandenburg; Küstenjäger-Abteilung Brandenburg; Nachrichten-Abteilung Brandenburg; siehe: Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 14. Die Landstreitkräfte. Namensverbände. Die Luftstreitkräfte. Fliegende Verbände. Flakeinsatz im Reich 1943–1945. Biblio-Verlag, Bissendorf 1980, ISBN 3-7648-1111-0, S. 28. [7] Dietrich F. Witzel: Kommandoverbände der Abwehr II im Zweiten Weltkrieg, in: Militärgeschichtliche Beiträge, Bd. IV, Herford/ Bonn 1990, S.120 [8] Angaben nach: Thomas Menzel: „Die Brandenburger“ - Kommandotruppe und Frontverband (http:/ / www. bundesarchiv. de/ aktuelles/ aus_dem_archiv/ galerie/ 00131/ index. html) (Stand: 30. Mai 2007) [9] Einsatz deutschen Abwehrpersonals in Tarnkleidung, BA-MA, RW 49/ 141, Bl. 16, Zit. nach: Dietrich F. Witzel: Kommandoverbände der Abwehr II im Zweiten Weltkrieg, in: Militärgeschichtliche Beiträge, Bd. IV, Herford/ Bonn 1990, S.127 [10] Dietrich F. Witzel: Kommandoverbände der Abwehr II im Zweiten Weltkrieg, in: Militärgeschichtliche Beiträge, Bd. IV, Herford/ Bonn 1990, S.128 [11] Dietrich F. Witzel: Kommandoverbände der Abwehr II im Zweiten Weltkrieg, in: Militärgeschichtliche Beiträge, Bd. IV, Herford/ Bonn 1990, S.127 [12] Dietrich F. Witzel: Kommandoverbände der Abwehr II im Zweiten Weltkrieg, in: Militärgeschichtliche Beiträge, Bd. IV, Herford/ Bonn 1990, S.121 [13] Helmuth Spaeter: Die Brandenburger - Eine deutsche Kommandotruppe, München 1982, S.47-54 [14] James Lucas: Kommando - German Special Forces of World War Two, London 1985, S.43-51 [15] James Lucas: Kommando - German Special Forces of World War Two, London 1985, S.71-75 [16] Werner Brockdorff: Geheimkommandos des Zweiten Weltkrieges, Wels 1967, S.427 [17] Helmuth Spaeter: Die Brandenburger - Eine deutsche Kommandotruppe, München 1982, S.144-150 [18] Werner Brockdorff: Geheimkommandos des Zweiten Weltkrieges, Wels 1967, S.425 [19] Helmuth Spaeter: Die Brandenburger - Eine deutsche Kommandotruppe, München 1982, S.250-273 [20] Die folgende Darstellung beruht vollständig auf: Dietrich F. Witzel: Kommandoverbände der Abwehr II im Zweiten Weltkrieg, in: Militärgeschichtliche Beiträge, Bd. IV, Herford/ Bonn 1990, S.121ff; Helmuth Spaeter: Die Brandenburger - Eine deutsche Kommandotruppe, München 1982, S.157ff [21] Rolf-Dieter Müller: Afghanistan als militärisches Ziel deutscher Außenpolitik im Zeitalter der Weltkriege, in: Bernhard Chiari (Hrsg.): Wegweiser zur Geschichte - Afghanistan (2. Auflage), Paderborn/München/Wien/Zürich 2007, S.49f [22] Dietrich F. Witzel: Kommandoverbände der Abwehr II im Zweiten Weltkrieg, in: Militärgeschichtliche Beiträge, Bd. IV, Herford/ Bonn 1990, S.128f [23] Helmuth Spaeter: Die Brandenburger - Eine deutsche Kommandotruppe, München 1982, S.274-279 [24] Gliederung: Jäger-Regiment 1 Brandenburg, Jäger-Regiment 2 Brandenburg, Artillerie-Regiment Brandenburg; siehe: Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 14. Die Landstreitkräfte. Namensverbände. Die Luftstreitkräfte. Fliegende Verbände. Flakeinsatz im Reich 1943–1945. Biblio-Verlag, Bissendorf 1980, ISBN 3-7648-1111-0, S. 28. [25] Gliederung: Panzer-Regiment Brandenburg; Panzer-Jäger-Regiment 1 Brandenburg; Panzer-Aufklärungs-Abteilung Brandenburg; Panzer-Artillerie-Regiment Brandenburg; siehe: Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 14. Die Landstreitkräfte. Namensverbände. Die Luftstreitkräfte. Fliegende Verbände. Flakeinsatz im Reich 1943–1945. Biblio-Verlag, Bissendorf 1980, ISBN 3-7648-1111-0, S. 29. 302 Brandenburg (Spezialeinheit) [26] Werner Brockdorff: Geheimkommandos des Zweiten Weltkrieges, Wels 1967, S.423-428 [27] Siehe bspw.: „Aber den Kreis der wahrscheinlich Schuldigen (am Massaker in Lemberg) kann man doch eingrenzen. Dazu gehört das Bataillon 800. [...] Es spricht einiges dafür, dass "Die Brandenburger" den Judenmord ausgelöst haben.“, siehe: Hannes Heer: Blutige Ouvertüre - Lemberg, 30. Juni 1941: Mit dem Einmarsch der Wehrmachttruppen beginnt der Judenmord, in: Die Zeit, Nr.26 (2001) ( Online Version; Stand: 13. August 2007 (http:/ / images. zeit. de/ text/ 2001/ 26/ 200126_a-lemberg. xml)) [28] Hermann Raschhofer: Der Fall Oberländer, Tübingen 1962, S.74 [29] Auszugsweise einsehbar unter: friedrich-wilhelm-heinz.de (http:/ / www. friedrich-wilhelm-heinz. de/ index2. html) [30] BA-MA RH 31 III/2, sowie AVII Fond NDH/146, 4/27. [31] Gerhard Schreiber: Deutsche Kriegsverbrechen in Italien, München 1996, S.73-75 [32] Thomas Menzel: „Die Brandenburger“ - Kommandotruppe und Frontverband (http:/ / www. bundesarchiv. de/ aktuelles/ aus_dem_archiv/ galerie/ 00131/ index. html) (Stand: 30. Mai 2007) [33] Bspw. Vernehmungsprotokolle der Nürnberger Prozesse; siehe: Protokolle 14. bis 26. Februar 1946 (http:/ / www. nizkor. org/ hweb/ imt/ tgmwc/ tgmwc-07/ tgmwc-07-59-08. shtml) [34] Landtag Brandenburg - Plenarprotokoll der 23. Sitzung (27. Juni 1991), S.1733-1736 (http:/ / www. parldok. brandenburg. de/ parladoku/ / w1/ plpr/ 23. pdf) [35] Reinhard Günzel/ Ulrich Wegener/ Wilhelm Walther: Geheime Krieger – Drei deutsche Kommandoverbände im Bild, Pour le Mérite Verlag, 2005. [36] Spiegel-Online: Ex-KSK-Chef lobt NS-Spezialeinheit als Vorbild (http:/ / www. spiegel. de/ politik/ deutschland/ 0,1518,468421,00. html) (24. Februar 2007) [37] Aktueller Traditionserlass der Bundeswehr auf der offiziellen Homepage (http:/ / www. bundeswehr. de/ portal/ a/ bwde/ kcxml/ 04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLd4w3DPQDSYGZbkAmTCwoJVXf1yM_N1XfWz9AvyA3otzRUVERAK9FmHs!/ delta/ base64xml/ L3dJdyEvd0ZNQUFzQUMvNElVRS82X0FfMVFO) (Stand: 7. Mai 2007) [38] Antwort der Bundesregierung auf die kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke, u.a.: Verbrecherische Wehrmachtsdivision als mögliche Traditionsgeberin für das Kommando Spezialkräfte und die GSG 9 (21. Mai 2007) (http:/ / dipbt. bundestag. de/ dip21/ btd/ 16/ 053/ 1605380. pdf) [39] ARD-Sendung KONTRASTE vom 30. April 2009: Bundeswehr hofiert Ritterkreuzträger (http:/ / www. rbb-online. de/ kontraste/ archiv/ kontraste_vom_30_04/ beitrag_4. html) [40] http:/ / www. das-ritterkreuz. de/ index_themen. php4?modul=kommando& thema=brand1. htm [41] http:/ / www. bundesarchiv. de/ aktuelles/ aus_dem_archiv/ galerie/ 00131/ index. html Reichssicherheitshauptamt Das Reichssicherheitshauptamt (Abkürzung RSHA) wurde am 27. September 1939, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges vom Reichsführer-SS Heinrich Himmler durch Zusammenlegung von Sicherheitspolizei (Sipo) und Sicherheitsdienst (SD) gegründet. Das Amt stellte als eines von 12 Hauptämtern der SS mit ca. 3000 Mitarbeitern die zentrale Behörde dar, die den größten Teil der deutschen Sicherheitsorgane zur Zeit des Nationalsozialismus leitete. Ein Großteil der einzelnen Ämter und Amtsgruppen war über ganz Berlin verstreut untergebracht. Seinen Hauptsitz hatte es in der Wilhelmstraße 101, wo sich die Büros von Heydrich und Kaltenbrunner befanden, und in der Prinz-Albrecht-Straße 8 (heute: Niederkirchnerstraße in Berlin-Kreuzberg), wo die Zentrale der Gestapo war. Das Gelände gehört zur 2004 entstandenen Gedenkstätte Topographie des Terrors. Geschichte Mit der Gründung des Reichssicherheitshauptamtes erreichte die von Heinrich Himmler seit 1933 vorangetriebene Verselbstständigung des nationalsozialistischen Gewaltapparates ihren Höhepunkt. Die Zuständigkeiten von staatlichen Organen und Gliederungen der NSDAP wurden dabei immer mehr vermischt. Chef des RSHA, das seinerseits ein SS-Hauptamt bildete, war der Chef der Sicherheitspolizei und des SD im Range eines SS-Obergruppenführers Reinhard Heydrich. Nachdem dieser an den Folgen eines Attentats am 4. Juni 1942 gestorben war, führte Heinrich Himmler als „Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei“ zunächst persönlich das RSHA, bis am 30. Januar 1943 Ernst Kaltenbrunner neuer RSHA-Chef wurde. Ein enger Mitarbeiter Heydrichs, Walter Schellenberg, hatte sich vergeblich bemüht, Nachfolger zu werden. Nach dem Kriege wurde Kaltenbrunner im ersten Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher wegen seiner Verbrechen in dieser Funktion zum 303 Reichssicherheitshauptamt Tode verurteilt und hingerichtet. Der Aufgabenbereich des RSHA umfasste alle „sicherheitspolitischen und nachrichtendienstlichen Belange“. Darunter fielen auch Verhaftungen von „politisch unzuverlässigen“ Personen. Die dem RSHA unterstellten SS-Einsatzgruppen unternahmen in den besetzten Gebieten die Bekämpfung „aller reichs- und deutschfeindlichen Elemente“. Dies bedeutete vor allem in Polen und später in der Sowjetunion planmäßige Massaker an staatlichen und kulturellen Repräsentanten dieser Länder, insbesondere an katholischen Priestern und kommunistischen Funktionären, sowie an Roma und vor allem an Juden. Gegen die jüdische Bevölkerung wurden durch Hasspropaganda auch gezielt Pogrome in Gang gesetzt. In der Sowjetunion leitete das RSHA die sogenannten „Säuberungsaktionen“ gegen sowjetische Kommunisten und Juden. Über 500.000 Menschen fielen diesen Aktionen zum Opfer. Im Referat IV B 4 des RSHA organisierte SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann als Synonym des Schreibtischtäters den bürokratischen Teil der „Endlösung der Judenfrage“. Auch innenpolitisch verfügte das RSHA über umfassende Vollmachten und nutzte vor allem die gerichtlich nicht kontrollierbare „Schutzhaft“ zur Bekämpfung politischer wie „rassischer“ Gegner (Juden, „Zigeuner“). Die sogenannten „Meldungen aus dem Reich“ lieferten detaillierte Berichte über die Stimmung der intensiv bespitzelten Bevölkerung. Aufbau Mit Erlass Himmlers vom 27. September 1939 setzte sich das RSHA ab dem 1. Oktober 1939 wie folgt aus den bisherigen Hauptämtern Sipo und SD zusammen: • Amt I (Organisation, Verwaltung, Recht): Werner Best • Amt Verwaltung und Recht des Hauptamtes Sipo • Amt I des Hauptamtes SD (ohne Referat I/3) • Abteilung I und IV des Gestapa • Amt II (Gegnererforschung): Franz Six • Abteilung II/1 (Gegnererforschung) und I/3 des Hauptamtes SD • Amt III (Deutsche Lebensgebiete – SD-Inland): Otto Ohlendorf • Abteilung II/3 (Deutsche Lebensgebiete) des Hauptamtes SD • Amt IV (Gegnerbekämpfung – Gestapo): Heinrich Müller • Amt Politische Polizei des Hauptamtes Sipo • Abteilung II und III des Gestapa • Amt V (Kriminalpolizei): Arthur Nebe • Reichskriminalpolizeiamt • Amt VI (SD-Ausland): Heinz Jost • Amt III (Auslandsnachrichtendienst) Hauptamt SD 304 Reichssicherheitshauptamt Organisatorischer Aufbau des Amtes II (SD-Inland) nach dem Geschäftsverteilungsplan vom 1. Februar 1940 Amt II (Weltanschauliche Gegnererforschung) • II A (Grundlagenforschung): Rudolf Oebsger-Röder • • • • • II A 1 (Presse): Helmut Mehringer II A 2 (Bibliothek): Waldemar Beyer II A 3 (Archiv): Paul Dittel II A 4 (Auskunftsstelle): Karl Burmester II A 5 (Verbindungsstelle zur Deutschen Bücherei Leipzig): Martin Nitsche • II B (Weltanschauliche Gegnererforschung) • • • • • II B 1 (Freimaurerei): Hans Richter II B 2 (Judentum): Hans Richter II B 3 (Politische Kirchen): Albert Hartl II B 4 (Marxismus): Rolf Mühler II B 5 (Liberalismus): Rolf Mühler • II C (Inlandsprobleme) • II C 1 (Kulturforschung): SS-Sturmbannführer Hans Schick • II D (Auslandsprobleme) • • • • • • II D 1 (Ost): Erich Hengelhaupt II D 2 (Südost): Emil Steudle II D 3 (Süd): SS-Sturmbannführer Karl Haß II D 4 (Frankreich): SS-Sturmbannführer Andreas Biederbick II D 5 (?) II D 6 (?) SS-Sturmbannführer Hanke Im Laufe des Jahres 1940 konnte Müller Six auch den Bereich „Gegnerforschung“ entziehen. Die umfassende Zuständigkeit des Amtes I für Personal und Organisation sprengte bald dessen Kapazität, so dass eine Teilung in ein Amt I (Personal), ab Juni 1940 unter SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Bruno Streckenbach, und Amt II (Organisation), ab Sommer 1940 unter SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Hans Nockemann, erforderlich wurde. Das bisherige Amt II erhielt die neue Bezeichnung Amt VII (Weltanschauliche Forschung und Auswertung). Organisatorischer Aufbau nach dem Geschäftsverteilungsplan vom März 1941 Amtsleiter: Chef der Sicherheitspolizei und des SD SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich • Amt I (Personal): Chef SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Bruno Streckenbach • I A (Personalabteilung): SS-Standartenführer und Oberregierungsrat Walter Blume, (ab 1. April 1943 SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Gustav vom Felde) • • • • • • I A 1 (Allgemeine Personalangelegenheiten): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Robert Mohr I A 2 (Personalien der Gestapo): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Karl Tent I A 3 (Personalien der Kripo): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Georg Schraepel I A 4 (Personalien des SD): SS-Sturmbannführer Fritz Braune I A 5 (Partei- und SS-Personalien): unbesetzt I A 6 (Fürsorge): SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Edmund Trinkl • I B (Erziehung, Ausbildung und Schulung) SS-Standartenführer Erwin Schulz • I B 1 (Weltanschauliche Erziehung): SS-Sturmbannführer Friedrich Engel 305 Reichssicherheitshauptamt • • • • I B 2 (Nachwuchs): SS-Sturmbannführer Rudolf Hotzel I B 3 (Lehrplangestaltung der Schulen): Regierungsrat Martin Sandberger I B 4 (Sonstige Lehrpläne): SS-Obersturmbannführer, Regierungs- und Kriminalrat Heinz Rennau Zur Gruppe I B gehörig: • Führerschule der Sicherheitspolizei in Berlin-Charlottenburg • Grenzpolizeischule in Pretzsch • Schule für Funker und Fernschreiber in Fulda • Reichsschule der Sicherheitspolizei und des SD in Prag • I C (Leibesübungen): SS-Standartenführer und Oberregierungsrat Herbert Edler von Daniels • I C 1 (Allgemeine Angelegenheiten der Leibesübungen): unbesetzt • I C 2 (Körperschulung und militärische Ausbildung): unbesetzt • I D (Strafsachen): wahrgenommen von SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Bruno Streckenbach • I D 1 (Dienststrafsachen): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Schulz • I D 2 (SS-Disziplinarsachen): SS-Sturmbannführer Walter Haensch • Amt II (Organisation, Verwaltung und Recht): Chef SS-Standartenführer und Oberst der Polizei Hans Nockemann (ab 19. November 1942 SS-Obersturmbannführer Rudolf Siegert, ab 1943 SS-Standartenführer Kurt Prietzel, ab 1. März 1944 SS-Standartenführer Josef Spacil) • II A (Organisation und Recht): SS-Sturmbannführer und Oberregierungsrat Rudolf Bilfinger • II A 1 (Organisation der Sipo und des SD): SS-Hauptsturmführer und Regierungsassessor Alfred Schweder • II A 2 (Gesetzgebung): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Kurt Neifeind • II A 3 (Justizangelegenheiten, Schadensersatzansprüche): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Friedrich Suhr (Nachfolger von SS-Sturmbannführer Paul Mylius) • II A 4 (Reichsverteidigungsangelegenheiten): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Walter Renken • II A 5 (Verschiedenes: Feststellung der Volks- und Staatsfeindlichkeit, Vermögenseinziehung, Aberkennung der Staatsangehörigkeit): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat H. Richter • II B (Grundsatzfragen des Paßwesens und der Ausländerpolizei): Ministerialrat Johannes Krause • II B 1 (Paßwesen I): Regierungsrat Max Hoffmann, Regierungsrat Baumann • II B 2 (Paßwesen II): Regierungsrat Carl-Richard Weintz • II B 3 (Ausweiswesen und Kennkarten): Regierungsrat Rolf Kelbing • II B 4 (Grundsatzfragen für Ausländerpolizei und Grenzsicherung): Oberregierungsrat Rudolf Kröning • II C a (Haushalt und Wirtschaft der Sipo): SS-Standartenführer und Ministerialrat Rudolf Siegert • II C 1 ((Haushalt und Besoldung): SS-Standartenführer und Ministerialrat Rudolf Siegert • II C 2 (Versorgung und sächliche Kosten): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Arnold Kreklow • II C 3 (Unterkunft und Gefangenenwesen): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Rudolf Bergmann (neben den Polizeigefängnissen auch zuständig für die Arbeitserziehungslager) • II C 4 (Wirtschaftsstelle): SS-Sturmbannführer und Amtsrat Josef Meier • II C b (Haushalt und Wirtschaft des SD): nicht besetzt, Vertreter SS-Obersturmbannführer Carl Brocke • II C 7 (Haushalt und Besoldung des SD): SS-Hauptsturmführer Oskar Radtke • II C 8 (Beschaffung, Versicherung, Verträge, Liegenschaftswesen, Bauwesen und Kraftfahrwesen): SS-Sturmbannführer Schmidt • II C 9 (Prüfung und Revision): SS-Sturmbannführer Arthur Wettich • II D (Technische Angelegenheiten): SS-Obersturmbannführer Walter Rauff • II D 1 (Funk-, Foto- und Filmwesen) SS-Sturmbannführer und Polizeirat Reiner Gottstein • II D 2 (Fernschreib- und Fernsprechwesen): SS-Sturmbannführer und Polizeirat Walter 306 Reichssicherheitshauptamt • II D 3 a (Kraftfahrwesen der Sipo): SS-Hauptsturmführer und Hauptmann der Schutzpolizei Friedrich Pradel (Mitarbeiter vom Oktober 1941 bis September 1942 August Becker als Inspekteur für die im Osten eingesetzten Gaswagen) • II D 3 b (Kraftfahrwesen des SD): SS-Hauptsturmführer Gast, SS-Untersturmführer Heinrich • II D 4 (Waffenwesen): SS-Sturmbannführer und Polizeirat Erich Lutter • II D 5 (Flugwesen): SS-Sturmbannführer und Major der Schutzpolizei Georg Leopold • II D 6 (Bewirtschaftung der technischen Fonds der Sipo und des SD): Polizeirat Adolf Kempf • Amt III (Deutsche Lebensgebiete – SD-Inland): Chef SS-Standartenführer Otto Ohlendorf • III A (Fragen der Rechtsordnung und des Reichsaufbaus): SS-Sturmbannführer Karl Gengenbach, ab Ende 1941 SS-Sturmbannführer Wolfgang Reinholz • III A 1 (Allgemeine Fragen der Lebensgebietsarbeit): SS-Hauptsturmführer Justus Beyer • III A 2(Rechtsleben): SS-Hauptsturmführer und Regierungsrat Heinrich Malz • III A 3 (Verfassung und Verwaltung): durch Gruppenleiter betreut, ab 1944 Erhard Mäding) • III A 4 (Allgemeines Volksleben): unbesetzt • III B (Volkstum): SS-Obersturmbannführer Hans Ehlich, ab Oktober 1942 Herbert Strickner • III B 1 (Volkstumsarbeit): SS-Hauptsturmführer Heinz Hummitzsch • III B 2 (Minderheiten): zur Zeit unbesetzt • III B 3 (Rasse und Volksgesundheit): SS-Hauptsturmführer Schneider, Mitarbeiter ab August 1942: Carl-Heinz Rodenberg • III B 4 (Einwanderung und Umsiedlung): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Bruno Müller • III B 5 (Besetzte Gebiete): SS-Sturmbannführer Eberhard Freiherr von und zu Steinfurth • III C (Kultur): SS-Sturmbannführer Wilhelm Spengler • III C 1 (Wissenschaft): SS-Hauptsturmführer Ernst Turowski • III C 2 (Erziehung und religiöses Leben): SS-Hauptsturmführer Heinrich Seibert, ab Mitte 1942 SS-Hauptsturmführer Rudolf Böhmer • III C 3 (Volkskultur und Kunst): SS-Hauptsturmführer Hans Rößner • III C 4 (Presse, Schrifttum und Rundfunk): SS-Hauptsturmführer Walter von Kielpinski • III D (Wirtschaft): zur Zeit unbesetzt, Vertreter SS-Sturmbannführer Willi Seibert • • • • III D 1 (Ernährungswirtschaft): zur Zeit unbesetzt III D 2 (Handel, Handwerk und Verkehr): SS-Sturmbannführer Heinz Kröger III D 3 (Industrie und Energiewirtschaft): zur Zeit unbesetzt III D 4 (Arbeits- und Sozialwesen): SS-Sturmbannführer Hans Leetsch • Amt IV (Gegnererforschung und -bekämpfung – Geheimes Staatspolizeiamt) SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Heinrich Müller (Vertreter: SS-Oberführer und Oberst der Polizei Wilhelm/Willi Krichbaum) • IV A (Opposition): SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Friedrich Panzinger, • IV A 1 (Kommunismus, Marxismus und Nebenorganisationen, Kriegsdelikte, illegale und Feindpropaganda): SS-Sturmbannführer und Kriminaldirektor Josef Vogt, ab August 1941 SS-Hauptsturmführer Günther Knobloch als Sachbearbeiter für die „Ereignismeldungen der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD in der UdSSR“ • IV A 2 (Sabotageabwehr, Sabotagebekämpfung, Politisch-polizeiliche Abwehrbeauftragte, Politisches Fälschungswesen): SS-Hauptsturmführer und Kriminalkommissar Horst Kopkow (1939 SS-Obersturmführer Bruno Sattler, ab Sommer 1940 SS-Sturmbannführer Kurt Geißler) • IV A 3 (Reaktion, Opposition, Legitimismus, Liberalismus, Emigranten, Heimtücke-Angelegenheiten – soweit nicht IV A 1): SS-Sturmbannführer und Kriminaldirektor Willy Litzenberg 307 Reichssicherheitshauptamt • IV A 4 (Schutzdienst, Attentatsmeldung, Überwachungen, Sonderaufträge, Fahndungstrupp): SS-Sturmbannführer und Kriminaldirektor Franz Schulz • IV B: (Weltanschauliche Gegner): SS-Sturmbannführer Albert Hartl • IV B 1 (Politischer Katholizismus): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Erich Roth • IV B 2 (Politischer Protestantismus, Sekten): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Erich Roth • IV B 3 (Sonstige Kirchen, Freimaurerei): zur Zeit unbesetzt, ab Dezember 1942 Otto-Wilhelm Wandesleben • IV B 4 (Judenangelegenheiten, Räumungsangelegenheiten): SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann • IV C (Karteiwesen): SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Fritz Rang • IV C 1 (Auswertung, Hauptkartei, Personenaktenverwaltung, Auskunftstelle, A-Kartei, Ausländerüberwachung, Zentrale Sichtvermerkstelle): Polizeirat Paul Matzke • IV C 2 (Schutzhaftangelegenheiten): SS-Sturmbannführer, Regierungs- und Kriminalrat Emil Berndorff • IV C 3 (Angelegenheiten der Presse und des Schrifttums): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Ernst Jahr • IV C 4 (Angelegenheiten der Partei und ihrer Gliederungen): SS-Sturmbannführer und Kriminalrat Kurt Stage • IV D (Besetzte Gebiete): SS-Obersturmbannführer Erwin Weinmann • IV D 1 (Protektoratsangelegenheiten, Tschechen im Reich): Gustav Jonak, ab September 1942 SS-Sturmbannführer Bruno Lettow, ab November 1943 SS-Obersturmbannführer Kurt Lischka • IV D 2 (Gouvernementsangelegenheiten, Polen im Reich): Regierungsrat Karl Thiemann, ab Juli 1941 SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Joachim Deumling, ab Juli 1943 SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Harro Thomsen • IV D 3 (Vertrauensstellen, Staatsfeindliche Ausländer): SS-Hauptsturmführer und Kriminalrat Erich Schröder, ab Sommer 1941 SS-Sturmbannführer Kurt Geißler • IV D 4 (Besetzte Gebiete: Frankreich, Luxemburg, Elsaß und Lothringen, Belgien, Holland, Norwegen, Dänemark): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Bernhard Baatz • IV E (Abwehr): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Walter Schellenberg; ab Juli 1941 SS-Sturmbannführer Walter Huppenkothen • IV E 1 (Allgemeine Abwehrangelegenheiten, Erstattung von Gutachten in Hoch- und Landesverratssachen, Werkschutz und Bewachungsgewerbe): SS-Hauptsturmführer und Kriminalkommissar Kurt Lindow • IV E 2 (Allgemeine Wirtschaftsangelegenheiten, Wirtschaftsspionageabwehr): Regierungsamtmann Sebastian • IV E 3 (Abwehr West): SS-Hauptsturmführer und Kriminalrat Herbert Fischer • IV E 4 (Abwehr Nord): Kriminaldirektor Ernst Schambacher • IV E 5 (Abwehr Ost): SS-Sturmbannführer und Kriminaldirektor Walter Kubitzky • IV E 6 (Abwehr Süd): SS-Hauptsturmführer und Kriminalrat Schmitz • IV P (Verkehr mit ausländischen Polizeien) Kriminalrat Alwin Wipper (ab August 1941) • Amt V (Verbrechensbekämpfung – Reichskriminalpolizeiamt) Chef SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Arthur Nebe, ab 15. August 1944 SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Friedrich Panzinger • V A (Kriminalpolitik und Vorbeugung): SS-Standartenführer Paul Werner • V A 1 (Rechtsfragen, internationale Zusammenarbeit und Kriminalforschung): Regierungs- und Kriminalrat Franz Wächter, später SS-Sturmbannführer und Regierungs- und Kriminalrat Dr. Josef Menke • V A 2 (Vorbeugung): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Friedrich Riese • V A 3 (Weibliche Kriminalpolizei): Regierungs- und Kriminalrat Friederike Wieking • V B (Einsatz): Regierungs- und Kriminalrat Georg Galzow • V B 1 (Kapitalverbrechen): Regierungs- und Kriminalrat Hans Lobbes 308 Reichssicherheitshauptamt • V B 2 (Betrug): Kriminaldirektor Rassow • V B 3 (Sittlichkeitsverbrechen): Kriminaldirektor Gerhard Nauck • V C (Erkennungsdienst und Fahndung): Oberregierungs- und Kriminalrat Wolfgang Berger • V C 1 (Reichserkennungsdienstzentrale): SS-Sturmbannführer und Kriminaldirektor Müller • V C 2 (Fahndung): Kriminaldirektor Karl Baum • V D (Kriminaltechnisches Institut der Sicherheitspolizei): SS-Obersturmbannführer und Oberregierungs- und Kriminalrat Dr.-Ing.habil. Walter Heeß • V D 1 (Spurenidentifikation): SS-Hauptsturmführer und Kriminalrat Dr.-Ing. Walter Schade • V D 2 (Chemie und Biologie): SS-Untersturmführer Dr.-Ing. Albert Widmann • V D 3 (Urkundenprüfung): Kriminalrat Felix Wittlich • Amt VI (Ausland – SD-Ausland): SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Heinz Jost, ab 1942 SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Walter Schellenberg • VI A (Allgemeine auslandsnachrichtendienstliche Aufgaben mit sieben Referaten): SS-Obersturmbannführer Albert Filbert, ab Januar 1944 SS-Standartenführer Martin Sandberger • Beauftragter des Amtes VI für die Nachprüfung aller nachrichtendienstlichen Verbindungen einschließlich der Sicherung der Verbindungs- und Kurierwege und des Einsatzes der nachrichtendienstlichen Mittel des Amtes VI im In- und Ausland: verantwortlich Gruppenleiter VI A • Beauftragter des Amtes VI für die Überprüfung und Sicherung der den SD-(Leit)Abschnitten gestellten Auslandsaufgaben: unbesetzt • Beauftragter I (West) für die SD-(Leit)Abschnitte Münster, Aachen, Bielefeld, Dortmund, Köln, Düsseldorf, Koblenz, Kassel, Frankfurt/M., Darmstadt, Neustadt, Karlsruhe, Stuttgart: SS-Obersturmbannführer Heinrich Bernhard • Beauftragter II (Nord) für die SD-(Leit)Abschnitte Bremen, Braunschweig, Lüneburg, Hamburg, Kiel, Schwerin, Stettin, Neustettin: SS-Obersturmbannführer Hermann Lehmann • Beauftragter III (Ost) für die SD-(Leit)Abschnitte Danzig, Königsberg, Allenstein, Tilsit, Thorn, Posen, Hohensalza, Litzmannstadt, Breslau, Liegnitz, Oppeln, Kattowitz, Troppau, Generalgouvernement: SS-Sturmbannführer Karl von Salisch • Beauftragter IV (Süd) für die SD-(Leit)Abschnitte Wien, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz, Salzburg, München, Augsburg, Bayreuth, Nürnberg, Würzburg, Prag: SS-Sturmbannführer Hermann Lapper • Beauftragter V (Mitte) für die SD-(Leit)Abschnitte Berlin, Potsdam, Frankfurt/O., Dresden, Halle, Leipzig, Chemnitz, Dessau, Weimar, Magdeburg, Reichenberg, Karlsbad: SS-Obersturmbannführer Karl Thiemann • VI B (Deutsch-italienisches Einflussgebiet in Europa, Afrika und dem Nahen Osten mit zehn Referaten, im Plan nicht aufgeführt): zur Zeit nicht besetzt, ab 1943 SS-Standartenführer Eugen Steimle • VI C (Osten, Russisch-japanisches Einflussgebiet mit elf Referaten, im Plan nicht aufgeführt): zur Zeit nicht besetzt, ab April 1941 SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Heinz Gräfe • VI C/Z (1942/43): SS-Obersturmbannführer Rudolf Oebsger-Röder • VI D (Westen, Englisch-amerikanisches Einflussgebiet mit neun Referaten, im Plan nicht aufgeführt): nicht besetzt, ab September 1942 SS-Sturmbannführer Theodor Paeffgen • VI E (Erkundung weltanschaulicher Gegner im Ausland mit sechs Referaten, im Plan nicht aufgeführt): SS-Obersturmbannführer Helmut Knochen, ab Juni 1942 SS-Obersturmbannführer Walter Hammer • VI F (Techn. Hilfsmittel für den Nachrichtendienst im Ausland mit sieben Referaten, im Plan nicht aufgeführt): SS-Obersturmbannführer Walter Rauff • Amt VII (Weltanschauliche Forschung und Auswertung – SD-Ausland) Chef SS-Standartenführer Prof. Franz Six, (Vertreter: April 1941–18. November 1943 SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Paul Mylius), Chef ab Ende 1943 SS-Obersturmbannführer Paul Dittel • VII A (Materialerfassung): SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Paul Mylius 309 Reichssicherheitshauptamt • VII A 1 (Bibliothek): SS-Hauptsturmführer Waldemar Beyer • VII A 2 (Berichterstattung, Übersetzungsdienst, Sichtung und Verwertung von Pressematerial): SS-Hauptsturmführer Helmut Mehringer • VII A 3 (Auskunftei und Verbindungsstelle): SS-Hauptsturmführer Karl Burmester • VII B (Auswertung): zur Zeit unbesetzt • • • • • VII B 1 (Freimauererei und Judentum): zur Zeit unbesetzt VII B 2 (Politische Kirchen): SS-Hauptsturmführer Friedrich Murawski VII B 3 (Marxismus): SS-Untersturmführer Horst Mahnke, Vorauskommando Moskau der Einsatzgruppe B VII B 4 (Andere Gegnergruppen): SS-Obersturmbannführer Rolf Mühler VII B 5 (Wissenschaftliche Einzeluntersuchungen zu Inlandsproblemen): SS-Hauptsturmführer Hans Schick • VII B 6 (Wissenschaftliche Einzeluntersuchungen zu Auslandsproblemen): zur Zeit unbesetzt • VII C (Archiv, Museum und wissenschaftliche Sonderaufträge): zur Zeit unbesetzt • VII C 1 (Archiv): SS-Hauptsturmführer Paul Dittel • VII C 2 (Museum): Hans Richter] • VII C 3 (Wissenschaftliche Sonderaufträge): SS-Obersturmbannführer Rudolf Levin 1942 konnte sich Reinhard Heydrich gegenüber dem Chef des Hauptamtes Ordnungspolizei (HA Orpo), Kurt Daluege, im Kampf um weitere Zuständigkeiten für das RSHA durchsetzen. So gingen die Zuständigkeiten der Abteilung II des HA Orpo, also für das Passwesen, die Ausländerpolizei, das Meldewesen, Wehrersatzwesen, Staatsangehörigkeitswesen und Auswanderungswesen sowie der Abteilung V mit dem Polizeiverwaltungsrecht, Polizeistrafrecht, Waffenwesen und die Gesundheitspolizei an das RSHA über. In der Fortdauer des Krieges gewannen die Referate der Gestapo für die besetzten Gebiete immer größere Bedeutung. In einer erneuten Umorganisation des RSHA im Frühjahr 1944 wurden so die drei nachstehenden Referatsgruppen gebildet: • IV A (Fachreferate) • IV B (Länderreferate) • IV G (Grenzpolizei) Die Fachreferate gliederten sich wie folgt: • • • • • • IV A 1 (Links- und Rechtsopposition): SS-Oberführer Friedrich Panzinger IV A 2 (Sabotageabwehr): SS-Sturmbannführer und Kriminalrat Horst Kopkow IV A 3 (Spionageabwehr): SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Walter Huppenkothen IV A 4 (Weltanschauliche Gegner-Konfessionen/Juden): SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann IV A 5 (Sonderaufträge): SS-Standartenführer Rudolf Mildner IV A 6 (Kartei, Schutzhaft, Schutzdienst): Emil Berndorff • • • • • IV B 1 (West- und Nordgebiete): SS-Standartenführer Humbert Achamer-Pifrader IV B 2 (Ost- und Südostgebiete): SS-Obersturmbannführer Kurt Lischka IV B 3 (Südgebiete): SS-Standartenführer und Kriminaldirektor Fritz Rang IV B 4 (Paß- und Ausweiswesen): Ministerialrat Johannes Krause IV B a A (Grundsatzfragen des Einsatzes ausländischer Arbeiter) • IV G (Zollgrenzschutz, Grenzinspektion) 310 Reichssicherheitshauptamt Literatur • Hans Buchheim u. a.: Anatomie des SS-Staates. 2 Bde. München 1979. • Jacques Delarue: Geschichte der Gestapo. Athenäum, Königstein 1979. • Hans-Jürgen Döscher: SS und Auswärtiges Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der „Endlösung“. Ullstein, Frankfurt a.M. u. Berlin 1991. • Robert Gellately: Die Gestapo und die deutsche Gesellschaft. Die Durchsetzung der Rassenpolitik 1933–1945. 2. Aufl. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 1994. • Klaus Gessner: Geheime Feldpolizei. Militärverlag der DDR, Berlin 1986. • Christoph Graf: Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur. Die Entwicklung der preußischen politischen Polizei vom Staatsschutzkorps der Weimarer Republik zur Geheimen Staatspolizei des Dritten Reiches. Berlin 1983. • Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS. Gondrom, Bindlach 1990. • Helmut Krausnick und Hans-Heinrich Wilhelm: Die Truppe des Weltanschauungskrieges. Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD 1938–1942. Stuttgart 1981. • Stephan Linck: Der Ordnung verpflichtet: Deutsche Polizei 1933–1949. Der Fall Flensburg. Schöningh, Paderborn 1999. • Gerhard Paul und Klaus-Michael Mallmann (Hg): Die Gestapo Mythos und Realität. Darmstadt 1995 • Alwin Ramme: Der Sicherheitsdienst der SS. Zu seiner Funktion im faschistischen Machtapparat und im Besatzungsregime des sogenannten Generalgouvernements. Berlin 1970. • Reinhard Rürup (Hg): Topographie des Terrors. Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt auf dem „Prinz-Albrecht-Gelände“. Eine Dokumentation. 8. Aufl. Willmuth Arenhövel, Berlin 1991. • Carsten Schreiber: Elite im Verborgenen. Ideologie und regionale Herrschaftspraxis des Sicherheitsdienstes der SS und seines Netzwerks am Beispiel Sachsens. Studien zur Zeitgeschichte , Bd. 77, München 2008 • Carsten Schreiber:Generalstab des Holocaust oder akademischer Elfenbeinturm? Die ‚Gegnerforschung‘ des Sicherheitsdienstes der SS, in: Jahrbuch des Simon-Dubnow-Instituts 5 (2006), S. 327-352. • Johannes Tuchel und Reinold Schattenfroh: Zentrale des Terrors. Prinz-Albrecht-Straße 8: Das Hauptquartier der Gestapo. Siedler, Berlin 1987 • Bernd Wegner: Hitlers politische Soldaten: Die Waffen-SS 1933–1945. 6. Aufl. Schöningh, Paderborn 1999. • Michael Wildt: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Hamburger Edition, 2002, ISBN 3-930908-75-1. • Friedrich Wilhelm: Die Polizei im NS-Staat. Die Geschichte ihrer Organisation im Überblick. 2., durchges. u. verbesserte Aufl. Schöningh, Paderborn 1999. • Friedrich Zipfel: Gestapo und Sicherheitsdienst. Berlin 1960. Siehe auch • Organisationsstruktur der SS • Abwehr Weblinks • • • • Ausführlicher Artikel zum RSHA auf Shoa.de [1] Newsletter des Fritz-Bauer-Instituts zur Geschichte des RSHA [2] Topographie des Terrors [3] Dokumente u. a. über RSHA und dessen Angehörige im Simon Wiesenthal Center L.A. [4] 311 Reichssicherheitshauptamt 312 Referenzen [1] [2] [3] [4] http:/ / www. zukunft-braucht-erinnerung. de/ drittes-reich/ herrschaftsinstrument-staat/ 190. html http:/ / www. fritz-bauer-institut. de/ rezensionen/ nl23/ schilde. htm http:/ / www. topographie. de/ http:/ / motlc. specialcol. wiesenthal. com/ Geheime Staatspolizei Die Geheime Staatspolizei, auch kurz Gestapo genannt, war ein kriminalpolizeilicher Behördenapparat und die Politische Polizei in der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945). Sie entstand 1933 nach Umformung der politischen Polizeiorgane der Weimarer Republik. 1939 wurde die Gestapo in das Reichssicherheitshauptamt (Amt IV) eingegliedert. Als Instrument des NS-Staates besaß sie weitreichende Machtbefugnisse bei der Bekämpfung politischer Gegner. In den Nürnberger Prozessen wurde sie zu einer verbrecherischen Organisation erklärt. Organisatorische Entwicklung Verhaftete Mitglieder der Gestapo nach der Befreiung Lüttichs durch die Alliierten Gründung 1933 und erste Jahre bis 1936 Als am 30. Januar 1933 Adolf Hitler vom Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde, wurde zugleich Hermann Göring zum Reichskommissar für das preußische Innenministerium ernannt. Dieser ernannte wiederum am selben Tag den Leiter der politischen Polizeitruppe des preußischen Innenministeriums (3 Referate der Abteilung II), Rudolf Diels, zum Leiter der Abteilung I A, der politischen Polizei Preußens, deren Hauptaufgabe die Beobachtung und Bekämpfung politischer Gegner Geheimes Staatspolizeihauptamt, früher war. Am 3. März 1933 hob eine preußische Ministerialverordnung die Kunstgewerbemuseum, Prinz-Albrecht-Straße 8 bis dahin geltenden Kompetenzbeschränkungen der Polizei auf. Damit in Berlin (1933) war ein erster Schritt zur Entlassung der Gestapo aus der Bindung an die Gesetze vollzogen. Am 11. April wurde Göring auch preußischer Ministerpräsident. Mit seinem Erlass vom 26. April 1933 wurde die Preußische Geheimpolizei aus dem Polizeiapparat ausgegliedert und das Geheime Staatspolizeiamt (Gestapa) gebildet, welches dem preußischen Minister des Innern, Hermann Göring, direkt unterstellt war und die Stellung einer Landespolizeibehörde hatte. Diels sagte einmal über die Bezeichnung Gestapa/Gestapo, es sei eine selbstständige Erfindung der Reichspost gewesen, die den langen Namen der Dienststelle eigenmächtig abgekürzt und die verwendeten Laufstempel damit versehen habe. Mit dem zweiten Gestapo-Gesetz vom 30. November 1933 wurde die Gestapo ein völlig selbstständiger Zweig der inneren Verwaltung, welche direkt dem Ministerpräsidenten (Göring) unterstellt war.[1] [2] Mit Erlass vom 9. März 1934 übertrug Göring auch die oberste Leitung der Landespolizei vom Amt des Preußischen Innenministers Geheime Staatspolizei 313 auf das Amt des Preußischen Ministerpräsidenten bevor mit 1. Mai 1934 Wilhelm Frick auch preußischer Innenminister wurde. In den ersten Jahren der NS-Herrschaft war der Machtkampf um die Leitung der politischen Polizei im Reich noch nicht entschieden. Von 1933 bis 1936 kam es zu Rivalitäten bezüglich der Umstrukturierung und Leitung der Polizeieinheiten, vor allem zwischen Hermann Göring, Heinrich Himmler und Reichsinnenminister Wilhelm Frick. Himmler hatte, ausgehend von Bayern, bis April 1934 nach und nach die Zuständigkeiten für die politische Polizei in den nicht-preußischen Ländern (bis auf das kleine Schaumburg-Lippe, welches erst nach Preußen folgte) auf seine Person vereinigt.[1] [2] Am 1. April 1934 wurde Diels als preußischer Gestapo-Chef entlassen und am 20. April 1934 wurde Heinrich Himmler Inspekteur und stellvertretender Chef der preußischen Gestapo, tatsächlich hatte er aber schon die Befehlsgewalt. Die direkte Leitung wurde an Reinhard Heydrich, zuvor Chef der Bayrischen Politischen Polizei und dort Himmler unterstellt, übergeben. Jetzt entwickelte sich die Gestapo zu einer flächendeckenden Großorganisation zur Bespitzelung der Bevölkerung und Ausschaltung von Regimegegnern, die eng mit der SS verwoben war. Organisatorisch und rechtstechnisch wurde sie dabei stark durch Heydrichs Stellvertreter Werner Best geprägt. Göring versuchte noch, die Gestapo in Preußen wieder unter seine Kontrolle zu bekommen, aber am 20. November 1934 sah er sich genötigt, Himmler die Geschäfte der gesamten preußischen Geheimen Staatspolizei unter dessen alleiniger Verantwortung ihm gegenüber zu übertragen.[1] [2] Göring konzentrierte sich auf den Ausbau der Luftwaffe. Hermann Göring ernennt Heinrich Himmler (links) zum Leiter der Gestapo Entwicklung seit 1936 Am 17. Juni 1936 wurde Heinrich Himmler auf der Grundlage von Hitlers „Erlass des Führers und Reichskanzlers über die Einsetzung eines Chefs der deutschen Polizei im Reichsministerium des Inneren“ [3] zum Chef der gesamten deutschen Polizei. Damit waren die unterschiedlichen Polizeiverbände wie Schutzpolizei, Gendarmerie und Gemeindepolizei nicht mehr unter einer Aufsicht der Innenministerien der Länder, sondern die Polizei wurde zentralisiert. Offiziell war er Innenminister Wilhelm Frick unterstellt, faktisch war er aber nun der zweitmächtigste Mann im Staat und strukturierte die Polizeiverwaltung grundlegend um. Am 20. August 1943 wurde er dann auch Reichsinnenminister. Himmler hatte die „Ordnungspolizei“ und die Gestapo-Anordnung auf Schutzhaft gegen einen „unverbesserlichen Homosexuellen“ „Sicherheitspolizei“ separat untergliedert [4] . Ihm wurde die Gestapo nun auch nominell unterstellt. Insbesondere die Staatspolizeistellen (politische Polizei) in den nicht-preußischen Ländern wurden zu diesem Zeitpunkt eindeutig der Gestapo zugeordnet, wenngleich die Gauleiter, wie zum Beispiel in Hamburg, noch immer Einfluss auf die Arbeit der Staatspolizeistellen nahmen. Die Gestapo wurde mit der Kriminalpolizei in dem Amt Sicherheitspolizei (Sipo) zusammengelegt, deren Leitung wiederum Reinhard Heydrich übernahm. Unmittelbar zuständig für die Bekämpfung der Regimegegner war Geheime Staatspolizei die Gestapo als Abteilung II (Politische Polizei), deren Leitung Heinrich Müller innehatte. Zusätzlich wurde die Gestapo nun zu einem Repressionsinstrument, um gegen die politischen Gegner des Nationalsozialismus vorzugehen. Juden, Homosexuelle, so genannte „Asoziale“ und „Arbeitsscheue“ sowie die im Untergrund aktiven Zeugen Jehovas gerieten in ihr Visier. Zusammenschluss zum Reichssicherheitshauptamt 1939 1939 erfolgte die nächste Änderung: Gestapo und Kriminalpolizei wurden als Teile der Sicherheitspolizei mit dem Sicherheitsdienst (SD) zum Reichssicherheitshauptamt (RSHA) zusammengeschlossen. Die Gestapo firmierte nun als Abteilung IV des RSHA mit der Bezeichnung „Gegnerbekämpfung“ und stand neben den Abteilungen für „Gegnerforschung“, „Deutsche Lebensgebiete“ und dem ehemaligen Auslandsdienst, die alle aus dem SD hervorgegangen waren. Diese Position im Gefüge des NS-Staats sollte die Gestapo bis 1945 behalten. Die Gestapo war damit bis zu ihrer Auflösung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Teil eines Machtkonglomerats geworden, in dem die Unterscheidung zwischen eigentlicher Polizeibehörde und den zur SS, also einer politischen Organisation, gehörenden Organisationseinheiten kaum mehr möglich war. Parallel zum Wandel der Unterstellungsverhältnisse veränderte sich auch die Binnengliederung der Gestapo: Nach Gründung gliederte sie sich in zehn Dezernate, von denen eins für Generalia und eines für Schutzhaftsachen zuständig war. Die übrigen acht Dezernate hatten zur Aufgabe, je eine politische Bewegung zu überwachen. An diesem Organisationsprinzip hielt die Gestapo auch fest, nachdem sie Himmler und Heydrich unterstellt worden war, und jetzt aus drei Hauptabteilungen (Verwaltung, Politische Polizei, Abwehrpolizei) bestand. Als sie 1936 mit der Kriminalpolizei zur Sicherheitspolizei zusammengefasst wurde, entstand ein Amt für Verwaltung und Personal, das die Belange beider Polizeieinrichtungen regelte. Der Zusammenschluss der Sicherheitspolizei mit dem SD zum RSHA veränderte an dieser Aufteilung nichts, so dass die Gestapo dem Geschäftsverteilungsplan nach eine Fachabteilung im RSHA bildete. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Fachreferate, die sich auf die Verfolgung je einer Gegnergruppe konzentrierten, ergänzt durch Länderreferate, die für die besetzten Gebiete zuständig waren. Die Abwehrpolizei wurde schließlich in das Referat Grenzpolizei umbenannt und überwachte das Zoll- und Einreisegeschehen. Entwicklung der Mitarbeiterzahl Mit diversen organisatorischen Veränderungen und dem steigenden Aufgabenumfang einhergehend, nahm die Mitarbeiterzahl der Gestapo ständig zu. War das Geheime Staatspolizeiamt 1933 mit unter 50 Mitarbeitern eine Stabsorganisation zur Koordination der während der Konsolidierungsphase des Regimes durchgeführten Unterdrückungsmaßnahmen gegen politische Gegner, bot die Gestapo 1935 ein anderes Bild. Mit ungefähr 4.200 Mitarbeitern[5] bildeten das Staatspolizeiamt und die Leitstellen 1935 ihren reichsweit ausgebauten Überwachungsund Verfolgungsapparat. Für 1937 ist eine Gesamtstärke von 7.000 Bediensteten anzunehmen. Für 1941 waren 14.835 Gestapoangehörige auf den Gehaltslisten verzeichnet, von denen jedoch rund 4.000 außerhalb des Reiches eingesetzt wurden. Mit dem Ausbruch des Weltkriegs dehnte die Gestapo ihre Verfolgungsmaßnahmen nicht nur räumlich aus, sondern bekämpfte auch neue Gegnergruppen, womit am Ende des Dritten Reichs nicht weniger als 31.000 Mann beschäftigt waren. [6] 314 Geheime Staatspolizei Staatspolizeiliche Praxis und Gegnergruppen In den Anfangsjahren baute die Gestapo eine intensive innenpolitische Berichterstattung auf. Die verschiedenen Staatspolizeistellen informierten die NS-Behörden ausführlich über die Zustimmung, die das Regime von Seiten der Bevölkerung erfuhr. Diese Tätigkeit wurde 1936 eingestellt und ein Jahr später dem SD übertragen, da den Gestapo-Berichten, die eine brüchige Loyalität der Bevölkerung feststellten, vorgeworfen wurden, einem Defätismus Vorschub zu leisten. Grundlage hierfür war der Funktionstrennungserlass vom 1. Juli 1937, in dem Heydrich die unterschiedlichen Aufgabenbereiche Haupthalle des Geheimen Staatspolizeiamtes in von SD und Gestapo regelte: Die Gestapo war ausschließlich für die Berlin, 1934 Beobachtung und Bekämpfung von Marxismus, Landesverrat und Emigration – und damit den handfesten politischen Widerstand – zuständig. Auf zahlreichen weiteren Gebieten teilten sich beide Geheimdienste die Beobachtung, die vom SD aber nur in Hinblick auf die Stimmungslage der Bevölkerung ausgewertet wurde. Informationen, die er über politische Gegner gewann, reichte er an die Gestapo weiter, die Verfolgungsmaßnahmen einleitete. Denn deren ausschließliche Aufgabe seit 1936 war die Bekämpfung der politischen und ideologischen Gegner von Regime und Nationalsozialismus. Dabei verfügte sie über ein breites Instrumentarium, das bei verhältnismäßig harmlosen Geldstrafen und Wirtshausverboten anfing und in den seriellen Exekutionen politischer Gegner des NS-Regimes während der letzten Kriegsjahre eine extreme Zuspitzung erfuhr. Allen diesen Maßnahmen war gemeinsam, dass sie ohne Überprüfung der Gerichte oder anderer Verwaltungsbehörden angeordnet und durchgeführt wurden. Nur wenn die Gestapo es für zweckdienlich hielt, beispielsweise bei der Verfolgung prominenter Regimegegner, gab sie die Fälle an die, freilich seit 1933 auch gründlich nazifizierte, Justiz ab. Wichtigstes Instrument der Gestapo, um politische Gegner des Nationalsozialismus zu bekämpfen, war die so genannte Schutzhaft. Diese diente vor 1933 nur der kurzfristigen Verwahrung von Personen. Durch die Notverordnung nach dem Reichstagsbrand wurden aber Befristungen wie die richterliche Überprüfung aufgehoben. Durch einen Erlass des Reichsministers des Innern vom 25. Januar 1938 durfte nur das Geheime Staatspolizeiamt in Berlin Schutzhaft anordnen. Diese wurde grundsätzlich in Konzentrationslagern vollstreckt; nicht selten wurde die Gelegenheit genutzt, den politischen Gegner umzubringen. Dies gab der Gestapo ein Instrument in die Hand, unliebsame Justizurteile zu korrigieren: Hatten die Betroffenen eine von den Gerichten verhängte Strafe vollzogen, so wurden sie auf Grund der gleichen Vorwürfe nach ihrer Freilassung in Schutzhaft genommen und in ein Konzentrationslager eingewiesen. Die Bekämpfung von politischen Gegnern war ein Schwerpunkt der Arbeit der Gestapo. In den Anfangsjahren infiltrierte die Gestapo konspirative Gruppen, die sich aus den verbotenen politischen Parteien entwickelt hatten. Dabei wurden Mitglieder dieser Organisationen durch Drohung und materielle Vorteile zur Kooperation bewegt. Diese V-Leute sorgten dafür, dass ein organisierter Widerstand vor Kriegsbeginn zerschlagen wurde. Um politische Gegnergruppen in den späteren Jahren zu bekämpfen, wurden Sonderkommissionen eingesetzt, so zum Beispiel nach der Ermordung Heydrichs oder dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944. Informationen wurden in brutalen Foltern erzwungen und in den anschließenden Prozessen verwendet. Die Aufdeckung der Roten Kapelle wollte die Gestapo nutzen, um den sowjetischen Kriegsgegner in Zusammenarbeit mit der Wehrmacht mit Funkspielen zu täuschen. Die Gestapo bekämpfte auch kritische Meinungsäußerungen zum Regime, die durch das Heimtückegesetz für illegal erklärt worden waren, wofür sie Denunziationen nutzte. 315 Geheime Staatspolizei Parallel zu der Bekämpfung von politischen Gegnern, die der Stabilisierung des Regimes dienen sollte, fanden auch die ideologischen Ziele des NS Eingang in die Arbeit der Gestapo, so dass auch weltanschauliche Gegner wie zum Beispiel Homosexuelle oder „Arbeitsscheue“ ins Visier der Geheimpolizei gerieten. Die Maßnahmen gegen Homosexuelle verschärften sich im Laufe des Dritten Reichs massiv. Verließ sich die Gestapo in den Anfangsjahren des Regimes noch auf Razzien in der Szene und gab die meisten Fälle Briefmarke mit Abbildung von an die Justiz weiter, so setzte sie in späteren Jahren auf Denunziation Widerstandskämpfern der Roten Kapelle und setzte eine rücksichtslose Inhaftierung in Konzentrationslagern durch. Zynischerweise wurde ihnen die Wahl zwischen Kastration und weiterer Inhaftierung gelassen. Sogenannte Asoziale wurden in den Anfangsjahren mit Schutzhaft drangsaliert, später bündelte die Gestapo diese Verfolgungsmaßnahmen. 1940 wurden sogenannte Arbeitserziehungslager (AEL) eingerichtet, in welche Menschen wegen „Nichterfüllung ihrer Arbeitspflicht“ eingeliefert werden konnten. Nach einem Runderlass des Reichsführers-SS vom 15. Dezember 1942 wurden zusätzlich in den größeren Betrieben, in deren Nähe kein Arbeitserziehungslager war, Erziehungslager unter Leitung der Staatspolizeileitstellen eingerichtet, in denen die Häftlinge durch Angehörige des Werkschutzes bewacht wurden. Während des Kriegs erweiterte die Gestapo ihre Verfolgungsmaßnahmen auf neue Gegnergruppen. Die zahllosen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter mussten überwacht werden, was ungefähr die Hälfte des Personals band. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen dabei Bummelei, Sabotage in den Betrieben und Arbeitsniederlegungen sowie unerlaubter Umgang mit Deutschen, beispielsweise Geschäfte auf dem Schwarzmarkt oder sexueller Verkehr. In der zweiten Kriegshälfte organisierte sich der Widerstand der Zwangsarbeiter entweder konspirativ in den Betrieben oder, im Falle von entflohenen Zwangsarbeitern, in Form kleiner Gruppen, die sich in den Großstädten versteckten. Die Gestapo griff daraufhin zu immer brutaleren Methoden, gerade osteuropäische und sowjetische Zwangsarbeiter wurden zahlreich und ohne Gerichtsverfahren exekutiert. Auch in den besetzten Ländern war die Gestapo tätig und bekämpfte die dortigen Widerstandsbewegungen. Die brutale Behandlung ganzer Bevölkerungskreise sollte eine direkte Fortsetzung in Deutschland finden, nachdem sich die Wehrmacht aus immer mehr Ländern hatte zurückziehen müssen. Während der letzten Kriegsmonate exekutierte die Gestapo vielerorts unterschiedslos ihre Gefangenen, bevor die Orte von alliierten Truppen eingenommen wurden. Zudem übernahm die Gestapo während des Zweiten Weltkriegs entscheidende Funktionen im Zusammenhang mit der Verfolgung, Deportation und Ermordung der europäischen Juden. Wie auch andere Polizeiformationen wurden Gestapo-Männer zu den Einsatzgruppen abkommandiert, die hinter der Front summarische Exekutionen durchführten. Doch die wichtigere Rolle bei der Ermordung des europäischen Judentums spielte die Gestapo nicht in den neu eroberten Gebieten, sondern in Berlin, dem politischen Zentrum des Dritten Reichs. Das berüchtigte Judenreferat unter Adolf Eichmann war eine Gestapo-Dienststelle (IV B 4) im RSHA, von wo aus die anti-jüdischen Maßnahmen koordiniert wurden. Die Deportation von Juden aus Deutschland wurde unter der Federführung der Gestapo als arbeitsteiliger und bürokratischer Prozess durchgeführt, in dem die Geheimpolizei eng mit der Reichsbahn zusammenarbeitete und sich der lokalen Polizeidienststellen bediente. Ihren Abschluss fand diese generalstabsmäßige Vernichtung in der Fabrikaktion, an deren Planung und Durchführung die Gestapo ebenso maßgeblich beteiligt war. Doch auch vorangegangene Diskriminierungsmaßnahmen wie zum Beispiel die Einweisung in Judenhäuser wurden von der Gestapo geplant und von den Stapoleitstellen implementiert. 316 Geheime Staatspolizei Gestapo und die NS-Bewegung Die Führungselite der Geheimpolizei rekrutierte sich aus einem überwiegend bürgerlichen Hintergrund. Es handelte sich dabei um junge Karriereakademiker, die fast ausnahmslos Juristen und zu einem erheblichen Teil promoviert waren. Bis auf wenige Ausnahmen hatten alle Stapo-Stellenleiter ein Abitur.[7] Zu diesem hohen Bildungsstand kamen nicht selten eine gewisse Distanz auch zu einzelnen Positionen des Nationalsozialismus, bzw. zu dessen Charakter als Massen- und Parteibewegung. Als Generation der „neuen Sachlichkeit“, die ihre politische Sozialisation in den instabilen 20er Jahren gewonnen hatte, waren ihre Mitglieder karrieregeleitet, oft völkisch orientiert, elitär und anti-republikanisch.[8] Sie stellten die Effektivität und Effizienz des staatlichen Verwaltungshandelns und ein tatorientiertes Führerprinzip über eine Einhegung durch Grundrechte und rechtsstaatliche Prinzipien. Diese Mentalität zeigt sich an der Mitgliedschaft von Gestapo-Angehörigen in politischen Organisationen. Ein wesentlicher Teil, etwa zwei Drittel, war in einer NS-Organisation engagiert. In der Zentrale setzte sich frühzeitig eine enge Bindung an den SS-Staat durch: 49,9 % der Mitglieder gehörten der SS an, 31,1 % dem SD und damit den elitärsten Organisationen innerhalb der NS-Bewegung. Gerade diese Mitgliedschaften begründeten ein besonderes Treuverhältnis, denn diese Gestapo-Angehörigen waren Himmler nicht nur als Dienstherrn, sondern auch in seiner Funktion als Reichsführer SS unterstellt. Demgegenüber taten sich zwischen den regionalen Dienststellen erhebliche Unterschiede auf, beispielsweise gehörten viele Gestapo-Angehörige in den westfälischen Ablegern der SA an. Die enge Verzahnung zwischen eigentlich staatlicher Gestapo und dem SD als Geheimdienst der NS-Bewegung zeigte sich auch in einem regen personellen Austausch zwischen beiden Organisationen. Rapider personeller Ausbau der Gestapo, Personalauswahl und Durchdringung durch die NS-Bewegung beeinflussten sich gegenseitig: In den Anfangsjahren wurde hauptsächlich aus dem Polizeidienst rekrutiert[9] , und es wurde auf die Mitgliedschaft in einer NS-Organisation gedrängt. In den späteren Jahren kehrte sich dieser Zusammenhang um. Das fachlich hohe Qualifikationsniveau konnte nicht mehr gehalten werden und in Schnellkursen ausgebildete SS-Männer traten in den Dienst ein, so dass de facto die SS-Mitgliedschaft zu einem wichtigen Kriterium der Personalauswahl wurde. Gestapo und die deutsche Gesellschaft Allerdings bewertet die historische Forschung die Gestapo, ihrem erheblichen Personalzuwachs zum Trotz, nicht mehr wie noch in den 50er und 60er Jahren als eine allmächtige Organisation, die quasi die gesamte deutsche Gesellschaft flächendeckend observierte. Dieser „Gestapo-Mythos“ wurde von Heydrich und anderen Mitarbeitern in der Öffentlichkeit gepflegt, um die Wirkung der Verfolgungsmaßnahmen zu übertreiben. Er entsprach aber nicht der Realität.[10] Vielmehr kamen in der am besten observierten Großstadt, Berlin, rund 4.000 Einwohner auf einen Gestapobeamten, in der preußischen Provinz musste sich ein Geheimdienstmitarbeiter um die regimefeindlichen Bestrebungen von 25.000 Bewohnern kümmern. Die Gestapo konnte sich somit nicht nur auf ihre eigenen Operationen verlassen, da ihr Personal dafür nicht ausreichte, sondern war auf Zuarbeit aus der Bevölkerung angewiesen. Dies erfolgte durch das Anwerben von V-Leuten, während des Zweiten Weltkriegs aber verstärkt durch Denunziationen, die aus der Mitte der Bevölkerung kamen. V-Leute wurden von der Gestapo hauptsächlich in den gegenüber dem Nationalsozialismus resistenten Gruppen wie der sozialdemokratisch oder kommunistisch geprägten Arbeiterschaft oder dem katholischen Milieu geworben. Während des Kriegs rekrutierte die Gestapo V-Leute auch aus dem Kreis der Zwangsarbeiter, um diese Gruppe besser kontrollieren zu können. Als wichtigste Motive der V-Leute zur Mitarbeit sind Drohung mit Schutzhaft, materielle Vorteile und ideologische Überzeugung zu nennen. Entsprechend unterschiedlich gestaltete sich die Kooperation zwischen V-Leuten und Gestapo: Hinhaltende Informierung der Gestapo, um die Mitglieder der eigenen Gruppe zu schützen, stand neben aktiver Mitarbeit bei der Verfolgung. 317 Geheime Staatspolizei Als eine weitere Quelle erschloss sich die Gestapo Denunziationen, also Hinweise aus der Bevölkerung zu Verbrechen. Diese betrafen zumeist Handlungen und Äußerungen, die von dem Regime kriminalisiert wurden, beispielsweise wurden politische Bewertungen der Beschuldigten weitergetragen und bildeten die Grundlage für Ermittlungen, Schutzhaftverfahren und Prozesse. Dabei wandten sich die Denunzianten selten direkt an die Gestapo, vielmehr wurden die Anzeigen häufig von der Schutzpolizei oder von der Partei weitergegeben. Gerade die NS-Organisationen nutzten die ihnen zugetragenen Informationen auch nach eigenem Gutdünken und gaben diese erst anschließend an die Gestapo weiter. Auch wenn keine Zahlen für das gesamte Reichsgebiet vorliegen, so zeigen zahlreiche Lokalstudien die überragende Bedeutung der Denunziationen für die Praxis der Gestapo. Manche Historiker spitzten dies zu der These zu, dass die deutsche Gesellschaft während des Dritten Reichs eine „sich selbst überwachende Gesellschaft“[11] sei, da die Mehrheit der Bevölkerung die Ziele Hitlers geteilt habe. Gelang es der Gestapo also scheinbar, erhebliche Teile der Bevölkerung für das Regime in Dienst zu stellen, so erwiesen sich Denunziationen in der Praxis als problematisch. Ähnlich wie bei der Rekrutierung von V-Leuten kann von einer erheblichen Bandbreite an Denunzianten, Beschuldigten und mutmaßlichen Motiven für Denunziationen ausgegangen werden. Aus der Vielzahl von Einzelfällen hat die Geschichtsforschung freilich ein häufig wiederkehrendes Muster herausgearbeitet: Denunziationen gingen zu einem erheblichen Teil von obrigkeitshörigen, wenig vermögenden, einkommens- und bildungsschwachen sozialen Kreisen aus und richteten sich überdurchschnittlich häufig gegen höhere soziale Schichten der Gesellschaft. Auch die Gestapo erkannte diese Instrumentalisierung der Denunziation zum Ausleben sozialer Konflikte, ohne dieser Schwierigkeit in der staatspolizeilichen Praxis begegnen zu wollen. Nachgeschichte der Gestapo Die Gestapo war in den Nürnberger Prozessen zu einer verbrecherischen Organisation erklärt worden. Hohe Funktionsträger mussten sich in den Nachfolgeprozessen verantworten oder wurden im europäischen Ausland für ihre Taten verurteilt. Das Verhalten der mittleren und unteren Ränge wurde durch die Spruchkammerverfahren juristisch bewertet, was in vielen Fällen eine Weiterbeschäftigung im öffentlichen Dienst unmöglich machte. Für die meisten ehemaligen Gestapomitglieder bedeutete das Ende des Zweiten Weltkriegs also einen scharfen Einschnitt, auch wenn sie untertauchten oder aus Deutschland flohen. Nicht selten mussten ehemalige Gestapo-Angehörige in den ersten Nachkriegsjahren mit dequalifizierten Tätigkeiten ihren Lebensunterhalt bestreiten. 1951 amnestierte der amerikanische Hochkommissar John McCloy zahlreiche von ihnen, der im gleichen Jahr in das Grundgesetz eingefügte Artikel 131 erleichterte die Wiederanstellung von belasteten Beamten. In Folge dieser Entscheidungen rückten in den 50er Jahren zahlreiche ehemalige Gestapo-Mitarbeiter wieder in die Polizei- und Justizapparate der Bundesrepublik ein. Es kann also von einer schleichenden und stillen Integration der Mitarbeiter dieser Organisation des Dritten Reichs in die Gesellschaft Nachkriegsdeutschlands gesprochen werden, da diese nach 1945 weder durch politische Äußerungen noch durch Trauerarbeit, also eine Reflexion ihrer eigenen Rolle im NS-Staat, auffielen. Auch über den Zweiten Weltkrieg hinaus wurde bzw. wird der Begriff „Gestapo“ für ähnliche Einrichtungen in anderen Ländern verwendet. Noch heute wird das Sicherheitsbüro der französischen Fremdenlegion (Légion étrangère) von vielen (ehemaligen) Fremdenlegionären mit Gestapo oder Deuxième Bureau (dt.: Abteilung II) bezeichnet. Eine der wichtigsten Überlieferungen zur Gestapo lagert im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, wo die Tätigkeit dieser Geheimpolizei im Rheinland dokumentiert ist. 318 Geheime Staatspolizei Gestapo als Amt IV des RSHA Im Geschäftsverteilungsplan Mäh vom März 1941 stellt sich die Gestapo als Amt IV organisatorisch und personell wie folgt dar: • Amt IV (Gegnererforschung und -bekämpfung – Geheimes Staatspolizeiamt) SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Heinrich Müller (später Gruppenführer) (Vertreter: SS-Oberführer und Oberst der Polizei Wilhelm/Willi Krichbaum) • IV A (Gegnerbekämpfung): SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Friedrich Panzinger • IV A 1 (Kommunismus, Marxismus und Nebenorganisationen, Kriegsdelikte, illegale und Feindpropaganda): SS-Sturmbannführer und Kriminaldirektor Josef Vogt, ab August 1941 SS-Hauptsturmführer Günther Knobloch als Sachbearbeiter für die „Ereignismeldungen der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD in der UdSSR“ • IV A 2 (Sabotageabwehr, Sabotagebekämpfung, Politisch-polizeiliche Abwehrbeauftragte, Politisches Fälschungswesen): SS-Hauptsturmführer und Kriminalkommissar Horst Kopkow (1939 SS-Obersturmführer Bruno Sattler, ab Sommer 1940 SS-Sturmbannführer Kurt Geißler) • IV A 3 (Reaktion, Opposition, Legitimismus, Liberalismus, Emigranten, Heimtücke-Angelegenheiten – soweit nicht IV A 1): SS-Sturmbannführer und Kriminaldirektor Willy Litzenberg • IV A 4 (Schutzdienst, Attentatsmeldung, Überwachungen, Sonderaufträge, Fahndungstrupp): SS-Sturmbannführer und Kriminaldirektor Franz Schulz • IV B: (Sekten): SS-Sturmbannführer Albert Hartl • IV B 1 (Politischer Katholizismus): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Erich Roth • IV B 2 (Politischer Protestantismus, Sekten): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Erich Roth • IV B 3 (Sonstige Kirchen, Freimaurerei): zur Zeit unbesetzt, ab Dezember 1942 Otto-Wilhelm Wandesleben • IV B 4 (Judenangelegenheiten, Räumungsangelegenheiten): SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann • IV C (Karteiwesen): SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Fritz Rang • IV C 1 (Auswertung, Hauptkartei, Personenaktenverwaltung, Auskunftstelle, A-Kartei, Ausländerüberwachung, Zentrale Sichtvermerkstelle): Polizeirat Paul Matzke • IV C 2 (Schutzhaftangelegenheiten): SS-Sturmbannführer, Regierungs- und Kriminalrat Emil Berndorff • IV C 3 (Angelegenheiten der Presse und des Schrifttums): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Ernst Jahr • IV C 4 (Angelegenheiten der Partei und ihrer Gliederungen): SS-Sturmbannführer und Kriminalrat Kurt Stage • IV D (Besetzte Gebiete): SS-Obersturmbannführer Erwin Weinmann • IV D 1 (Protektoratsangelegenheiten, Tschechen im Reich): Gustav Jonak, ab September 1942 SS-Sturmbannführer Bruno Lettow, ab November 1943 SS-Obersturmbannführer Kurt Lischka • IV D 2 (Gouvernementsangelegenheiten, Polen im Reich): Regierungsrat Karl Thiemann, ab Juli 1941 SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Joachim Deumling, ab Juli 1943 SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Harro Thomsen • IV D 3 (Vertrauensstellen, Staatsfeindliche Ausländer): SS-Hauptsturmführer und Kriminalrat Erich Schröder, ab Sommer 1941 SS-Sturmbannführer Kurt Geißler • IV D 4 (Besetzte Gebiete: Frankreich, Luxemburg, Elsaß und Lothringen, Belgien, Holland, Norwegen, Dänemark): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Bernhard Baatz • IV E (Abwehr): SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Walter Schellenberg; ab Juli 1941 SS-Sturmbannführer Walter Huppenkothen 319 Geheime Staatspolizei 320 • IV E 1 (Allgemeine Abwehrangelegenheiten, Erstattung von Gutachten in Hoch- und Landesverratssachen, Werkschutz und Bewachungsgewerbe): SS-Hauptsturmführer und Kriminalkommissar Kurt Lindow • IV E 2 (Allgemeine Wirtschaftsangelegenheiten, Wirtschaftsspionageabwehr): Regierungsamtmann Sebastian • IV E 3 (Abwehr West): SS-Hauptsturmführer und Kriminalrat Herbert Fischer • IV E 4 (Abwehr Nord): Kriminaldirektor Ernst Schambacher • IV E 5 (Abwehr Ost): SS-Sturmbannführer und Kriminaldirektor Walter Kubitzky • IV E 6 (Abwehr Süd): SS-Hauptsturmführer und Kriminalrat Schmitz • IV P (Verkehr mit ausländischen Polizeien) Kriminalrat Alwin Wipper (ab August 1941) Gebäudereste der Topographie des Terrors Als Topographie des Terrors wird ein seit 1987 bestehendes Museumsprojekt in Berlin bezeichnet. Dabei wird auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Albrecht-Straße 8, heute Niederkirchnerstraße 8 im Stadtbezirk Kreuzberg, dem Hauptquartier der Geheimen Staatspolizei in einer ehemaligen Kunstgewerbeschule angestrebt, den Terrorapparat der Nationalsozialisten zu dokumentieren. In unmittelbarer Nachbarschaft lag das Prinz-Albrecht-Palais in der Wilhelmstraße 102, das seit 1934 zur Zentrale des Sicherheitsdiensts (SD) der SS und ab 1939 auch des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) wurde. Das vormalige Hotel Prinz-Albrecht, Prinz-Albrecht-Straße 9, war ab 1934 der Sitz der „Reichsführung SS“. Dieses Gebäude-Ensemble [12] fasst man heute unter dem Begriff „Prinz-Albrecht-Gelände“ zusammen. Die Dokumentationsstätte in der Niederkirchnerstraße 8 zählt zu den staatlichen Museen in Berlin. In diesem Gebäudekomplex gab es Gefängniszellen und Opfer berichteten von Folter bei den Verhören. Gestapo in Österreich Mit Erlass Himmlers vom 18. März 1938 wurde die Staatspolizeileitstelle Wien sowie Staatspolizeistellen in Linz, Salzburg, Klagenfurt, Innsbruck und Eisenstadt errichtet. Nach der Einteilung der österreichischen Bundesländer in Reichsgaue wurde die Stapostelle Eisenstadt zwischen Wien und Graz aufgeteilt. In Wiener Neustadt, St. Pölten und Znaim wurden Außenstellen der Stapostelle Wien geschaffen. Die Stapoleitstelle Wien konnte den anderen Stapostellen Weisungen erteilen und Berichte anfordern. Jede Stapostelle unterstand außerdem unmittelbar dem Geheimen Staatspolizeiamt (Gestapa), später dem Reichssicherheitshauptamt. Auch der jeweilige Höhere SS- und Polizeiführer konnte den Stapostellen Weisungen geben. Die Stapostellen ihrerseits konnten sich der Behörden von Kreis- und Ordnungspolizei bedienen. Zwischen 1940 und 1944 wurden die Stapostellen von Berlin aus direkt und ohne Einschalten der Stapoleitstelle Wien gelenkt. Staatspolizeileitstelle Wien Die Wiener Gestapo mit Sitz im ehemaligen Hotel Metropol am Morzinplatz war mit rund 900 Mitarbeitern die größte Gestapo-Dienststelle im Deutschen Reich. Tag für Tag wurden hier bis zu 500 Menschen zur Einvernahme vorgeladen oder nach erfolgter Verhaftung eingeliefert. Karl Ebner, der stellvertretende Leiter der Wiener Gestapo-Leitstelle, nannte das euphemistisch „Parteienverkehr“. Insgesamt dürften mindestens 50.000 Personen in die Mühlen von Wiens Gestapo geraten sein. Circa 12.000 Menschen sind in der vorliegenden Erkennungsdienstlichen Kartei der Wiener Gestapo erfasst; Fotos wurden angefertigt und auf „Photographierscheinen“ wurde die „Verbrecherklasse“ verzeichnet. Das ehemalige Hotel Metropol am Morzinplatz, von 1938–1945 Sitz der Wiener Gestapo Geheime Staatspolizei 321 Die von der Gestapo verhafteten Bürger wurden durch einen Hintereingang in der Salztorgasse direkt in den Keller verschafft, der als Gefängnis und Folterkammer diente. Durch physische und psychische Gewalt wurden hier – nicht selten mit Todesfolge – Geständnisse und Denunziationen erpresst. Bereits die erste große Verhaftungswelle im März und April 1938, die vor allem namhafte Gegner des Nationalsozialismus und Juden zum Ziel hatte, wurde von der Gestapo im Hotel Metropol koordiniert, ebenso die folgenden Deportationstransporte in die Konzentrationslager. Die Wiener Leitstelle galt den Nationalsozialisten als „erfolgreichste Gestapo-Zentrale des Reichs“. Leiter der Gestapo in Wien war von März bis Dezember 1938 der bayrische Kriminalrat und spätere SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Franz Josef Huber, der schon in der Weimarer Republik bei der Kriminalpolizei in München tätig war. SS-Standartenführer Rudolf Mildner wurde sein Nachfolger. Huber gilt als einer der der NS-Hauptverbrecher in Österreich. Er wurde nach dem Krieg in der Bundesrepublik als „Minderbelasteter“ eingestuft und mit 500 D-Mark Geldbuße und einem Jahr Gefängnis bedingt in Freiheit entlassen. Er genoss den Schutz der amerikanischen Behörden, weil er sich rechtzeitig mit ihnen arrangierte. SS-Obersturmbannführer (1943) Karl Ebner, der stellvertretende Leiter der Gestapo-Leitstelle in Wien, der als Mitglied des Cartell-Verbandes in der ersten Republik und im Ständestaat in der Polizei seine Karriere begonnen hatte, verfolgte als Abteilungsleiter des Judenreferats (II B 4, später IV B 4) in Wien insbesondere Kommunistische Widerstandskämpfer und Juden rücksichtslos.[13] Ebner wurde 1948 vom Volksgericht zu 20 Jahren Kerker verurteilt und durch Bundespräsident Theodor Körner bereits 1953 begnadigt. Am 12. März 1945 brannte das Gebäude nach Bombentreffern aus und wurde später abgerissen. 1968 wurde an der Stelle der ehemaligen Gestapo-Zentrale der Leopold Figl-Hof errichtet. An dessen Vorderseite befindet sich ein Relief zur Erinnerung an die Opfer der Gestapo, an der Hinterseite ein Gedenkraum (Eingang Salztorgasse 6). An gleicher Adresse führte Simon Wiesenthal – der auch hier wohnte – sein Dokumentationszentrum. Vis a vis der Front des ehemaligen Sitzes der Gestapo-Zentrale steht heute ein Mahnmal. Das so benannte Denkmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft (auch: Denkmal für die Opfer des Faschismus) auf dem Morzinplatz wurde 1985 auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Verbände von der Stadt Wien errichtet. Bestandteil des heutigen Denkmals ist ein Gedenkstein mit Inschrift, der dort 1951 im Rahmen einer Kundgebung des KZ-Verbandes enthüllt wurde. Die Inschrift stammt von dem damaligen Präsidenten des KZ-Verbandes, Wilhelm Steiner, und lautet:[14] Denkmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft auf dem Morzinplatz Oberer Steinquader des Morzinplatz-Denkmals, mit Inschrift in Trümmer gesunken „Hier stand das Haus der Gestapo. Es war für die Bekenner Österreichs die Hölle. Es war für viele von ihnen der Vorhof des Todes. Es ist wie das Geheime Staatspolizei 322 tausendjährige Reich. Österreich aber ist wiederauferstanden und mit ihm unsere Toten. Die unsterblichen Opfer.“[14] Unterer Bereich des Morzinplatz-Denkmals (links der 1951 errichtete Gedenkstein mit Inschrift) Die Stadt Wien nahm den vom KZ-Verband gestifteten und ohne behördliche Bewilligung errichteten Gedenkstein in ihre Obhut und in den folgenden Jahren fanden hier viele, zum Teil internationale Kundgebungen statt.[14] Die Neugestaltung des Denkmals erfolgte 1985 durch den Bildhauer und Steinmetzmeister Leopold Grausam und wurde von der Städtischen Steinmetzwerkstätte ausgeführt, dessen Technischer Leiter Grausam war. Er ergänzte den vorhandenen Steinblock mit einfachen, roh behauenen Steinquadern und einer dazwischen stehenden Bronzefigur. Den obenliegenden Quader, der die Nische mit der Figur abdeckt, versah Grausam mit der Inschrift:[15] „Niemals vergessen“[15] Beiderseits der Inschrift wurden in den Quader zwei der ehemaligen NS-Zwangskennzeichnungen eingefügt, links das rote Dreieck der Politischen Gefangenen und rechts der gelbe Judenstern.[15] Als Stein wählte Grausam Granit aus dem Steinbruch Mauthausen aus; der Bezug ergab sich für ihn daraus, dass die von der Gestapo verhafteten und in der Staatspolizeileitstelle am Morzinplatz verhörten NS-Verfolgten meistens ins KZ Mauthausen kamen, wo sie im dortigen Steinbruch schwere Zwangsarbeit leisten mussten. Leopold Grausam schuf zahlreiche Mahnmale und Gedenksteine, das von ihm gestaltete Denkmal auf dem Morzinplatz gehört zu seinen bedeutenden Arbeiten.[16] Die Enthüllung des Denkmals erfolgte am 1. November 1985 durch Bürgermeister Helmut Zilk und Rosa Jochmann.[14] Die Symbolik des von Grausam gestalteten Denkmals – ein die Faust ballender, vorwärtsschreitender Mann, der sich zwischen den Steinquadern erhebt – wird von dem österreichischen Publizisten Peter Diem als „Sinnbild der Überwindung der dunkelsten Jahre in der Geschichte unserer Republik“ beschrieben.[15] Dienstgrade Die Gestapo verwendete die Dienstgrade der Sicherheitspolizei. Dienstgradvergleich von Sicherheitspolizei, Ordnungspolizei (Verwaltung, allgemeiner Dienst) und Schutzstaffel (SS) (Stand: 10. April 1941 – 8. Mai 1945) Dienstgrade der Sicherheitspolizei Dienstgrade der Ordnungspolizei (Verwaltungsdienst) Dienstgrade der Ordnungspolizei (Allgemeiner Dienst) Dienstgrade der Schutzstaffel (SS) Männer (Mannschaften) Kriminalassistentenanwärter im Vorbereitungsdienst — Anwärter SS-Anwärter — — Anwärter (nach sechsmonatiger Dienstzeit) SS-Mann — — Unterwachtmeister SS-Sturmmann Geheime Staatspolizei — 323 — Rottwachtmeister SS-Rottenführer Unterführer (Unteroffiziere) Kriminalassistenanwärter Amtsgehilfe Botenmeister Hausmeister Wachtmeister SS-Unterscharführer a.p. Kriminalassistent (außerplanmäßige Stelle) a.p. Polizeiassistent Oberwachtmeister SS-Scharführer Kriminalassistent Polizeiassistent Polizeigefängnisoberwachtmeister Revier-Oberwachtmeister (Schutzpolizei) Bezirks-Oberwachtmeister (Gendarmerie) Zugwachtmeister (kasernierte Polizei-Einheiten) SS-Oberscharführer Kriminaloberassistent Polizeigefängnishauptwachtmeister Hauptwachtmeister Polizeioberassistent SS-Hauptscharführer [Kriminalsekretär] [Polizeisekretär] SS-Sturmscharführer Meister Führer (Offiziere) Kriminalsekretär Hilfskriminalkommissar Kriminalkommissar auf Probe / zur Prüfung Polizeisekretär Kanzleisekretär technischer Obersekretär a.p. Polizeiinspektor Revier-Leutnant Leutnant der Polizei SS-Untersturmführer Kriminalobersekretär Kriminalinspektor a.p. Kriminalkommissar Polizeiobersekretär Polizeiinspektor (auch mit Zulage) Assessor Ministerialregistrator Revier-Oberleutnant Oberleutnant der Polizei SS-Obersturmführer Kriminalkommissar a.p. Kriminalrat Kriminalassessor Polizeioberinspektor a.p. Polizeirat a.p. Amtmann Regierungsassessor Revier-Hauptmann Hauptmann der Polizei SS-Hauptsturmführer Kriminalrat Kriminaldirektor Regierungs- und Kriminalrat Polizeirat Amtmann Amtsrat Regierungsrat Major der Polizei SS-Sturmbannführer Oberregierungs- und Kriminalrat Oberregierungsrat Oberstleutnant der Polizei SS-Obersturmbannführer Regierungs- und Kriminaldirektor Reichskriminaldirektor Regierungsdirektor Ministerialrat Oberst der Polizei SS-Standartenführer — — — SS-Oberführer Höhere SS- u. Polizeiführer (Generäle) ??? Ministerialdirigent Generalmajor der Polizei und SS-Brigadeführer SS-Brigadeführer ??? Ministerialdirektor Generalleutnant der Polizei und SS-Gruppenführer SS-Gruppenführer ??? — General der Polizei und SS-Obergruppenführer SS-Obergruppenführer — — Generaloberst der Polizei und SS-Oberstgruppenführer SS-Oberstgruppenführer Geheime Staatspolizei Anmerkung: Dienstgrade des mittleren Dienstes stehen in Normalschrift, Dienstgrade des gehobenen Dienstes in Fettschrift und Dienstgrade des höheren Dienstes in Kursivschrift. Die Einstellung in den gehobenen Kriminalpolizeidienst erfolgte nach einer Eingangsprüfung als Kriminalkommissaranwärter. Nach etwa einem Jahr wurde der Anwärter zu einem neunmonatigen Lehrgang an die Führerschule der Sicherheitspolizei (Sipo) in Berlin-Charlottenburg abgeordnet. Nach Bestehen der Prüfung zum Kriminalkommissar war die unmittelbare Beförderung zum Hilfskriminalkommissar obligatorisch. Die Zuweisung eines Dienstpostens (und damit die Weiterbeförderung zum Kriminalkommissar auf Probe) folgte in der Regel innerhalb weniger Tage. Nach etwa sechsmonatiger Bewährungszeit stand die Beförderung zum außerplanmäßigen Kriminalkommissar an. Literatur • Shlomo Aronson: Reinhard Heydrich und die Frühgeschichte von Gestapo und SD. Stuttgart 1971. • Holger Berschel: Bürokratie und Terror. Das Judenreferat der Gestapo Düsseldorf 1935–1945. Essen 2001. • Heinz Boberach, Berichte des SD und der Gestapo über Kirchen und Kirchenvolk in Deutschland 1934–1944, Mainz 1971. • Hans Buchheim: Die SS – das Herrschaftssystem. In: Anatomie des SS-Staates – Band 1. dtv 462, München 1967. • Carsten Dams und Michael Stolle: Die Gestapo. Herrschaft und Terror im Dritten Reich, Ch.Beck Verlag, München 2008 * • Rudolf Diels: Lucifer ante portas… es spricht der erste Chef der Gestapo. Stuttgart 1950. • Robert Gellately: Die Gestapo und die deutsche Gesellschaft. Die Durchsetzung der Rassenpolitik 1933–1945. Paderborn 1993. • Robert Gellately: Hingeschaut und weggesehen. Hitler und sein Volk. Deutsche Verlagsanstalt München 2002 (auch Lizenzausgabe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2003), ISBN 3-421-05582-3. • Christoph Graf: Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur. Berlin 1983. • Siegfried Grundmann: Die V-Leute des Gestapo-Kommissars Sattler. Berlin 2010. [17] • Bernd Hey: Zur Geschichte der westfälischen Staatspolizeistellen und der Gestapo. In: Westfälische Forschungen 37 (1987), S. 58–90. • Eric A. Johnson: Nazi Terror: The Gestapo, Jews and Ordinary Germans. New York 1999. • Gabriele Lotfi: KZ der Gestapo. Arbeitserziehungslager im Dritten Reich. Frankfurt/M. 2003, ISBN 3-596-15134-1. • Thomas Mang: ‚Gestapo-Leitstelle Wien – Mein Name ist Huber'. Wer trug die lokale Verantwortung für den Mord an den Juden Wiens?, Wien 2003, S. 131, ISBN 3-8258-7259-9. • Wilhelm Mensing: Gestapo V-Leute kommunistischer Herkunft – auch ein Strukturproblem der KPD? In: Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen 34/2005. • Gerhard Paul und Klaus-Michael Mallmann (Hrsg.): Die Gestapo. Mythos und Realität. Darmstadt 1995. • Jan Ruckenbiel: Soziale Kontrolle im NS-Regime: Protest, Denunziation u. Verfolgung; zur Praxis alltäglicher Unterdrückung im Wechselspiel von Bevölkerung u. Gestapo [18], Köln 2003. • Hans Schafranek: V-Leute und „Verräter“. Die Unterwanderung kommunistischer Widerstandsgruppen durch Konfidenten der Wiener Gestapo. In: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Nr. 3, 2000, S. 300–349. • Herbert Schultheis, Isaac E. Wahler: Bilder und Akten der Gestapo Würzburg über die Judendeportationen 1941–1943. Bad Neustadt a. d. Saale 1988, ISBN 978-3-9800482-7-9. • Gerd Steinwascher: „Gestapo Osnabrück meldet…“ Polizei- und Regierungsberichte aus dem Regierungsbezirk Osnabrück aus den Jahren 1933 bis 1936. Aus: Osnabrücker Geschichtsquellen und Forschungen Bd. XXXVI, Osnabrück 1995. • Michael Stolle: Die Geheime Staatspolizei in Baden. UVK Medien-Verlags-Gesellschaft, Konstanz 2001, ISBN 3-89669-820-6; 432 Seiten. 324 Geheime Staatspolizei • Jan Valtin: Tagebuch der Hölle. Aus dem Amerikanischen von Werner Krauss. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1957 (heute als Lizenzausgabe in Komet MA-Service und Verlagsgesellschaft mbH, Frechen). In den USA bereits 1941 als „Out of the Night“ veröffentlicht. • Herbert Wagner: Die Gestapo war nicht allein… Politische Sozialkontrolle und Staatsterror im deutsch-niederländischen Grenzgebiet. Münster 2004 (über die Grafschaft Bentheim). • Franz Weisz: Die geheime Staatspolizei Staatspolizeileitstelle Wien. Wien 1992. • Walter Otto Weyrauch: Gestapo V-Leute. Tatsachen und Theorie des Geheimdienstes. fi Tb 11255, Frankfurt/M 1992, ISBN 3-596-11255-9. Dokumentationen • Holger Hillesheim, Wolfgang Schoen: Die Gestapo. Dreiteilige Dokumentation der ARD/SWR (1. Hitlers schärfste Waffe. 2. Terror ohne Grenzen 3. Henker an der Heimatfront. Erstsendung: 18. April 2005). Siehe auch • Staatspolizeistelle Dessau • Staatspolizeileitstelle Düsseldorf • Staatspolizeileitstelle Magdeburg • Staatspolizeistelle Wesermünde • Geheimes Staatspolizeiamt Karlsruhe Weblinks • • • • • http://www.historisches-centrum.de/zwangsarbeit/haft.htm Haftstätten und Gefängnisse der Gestapo http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/gestapo/ http://www.celan-projekt.de/lexikon-gestapo.html Gestapo [19]. In: Österreich-Lexikon von aeiou. Fotos aus der Erkennungsdienstlichen Kartei der Gestapo Wien. Eine Auswahl mit derzeit über 3.200 Fotos von NS-Opfern [20] • Historische Widerstandsforschung [21] • http://www.archive.nrw.de/LandesarchivNRW/abteilungRheinlandStandortDuesseldorf/index.html – Im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf lagert ein umfangreicher Bestand Gestapo-Akten • http://www.nsdok.de NS Dokumentationszentrum der Stadt Köln im EL-DE Haus, der einstigen Zentrale der Gestapo im Regierungsbezirk Köln Referenzen [1] Wildt: Polizei der Volksgemeinschaft. NS-Regime und Polizei 1933–1945 (http:/ / www. his-online. de/ download/ wildt_polizei. pdf), Vortrag auf der Konferenz „Polizei und NS-Verbrechen“ – Aufarbeitung und Dokumentation im NS-Dokumentationszentrum Köln, 2.–5. November 2000 [2] Zdenek Zofka: Die Entstehung des NS-Repressionssystems – oder: Die Machtergreifung des Heinrich Himmler (http:/ / www. km. bayern. de/ blz/ report/ 01_04/ 1. html), Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, Report 1/2004 [3] Alfred Schweder: Politische Polizei, Heymannverlag, Berlin, 1937, S. 158 [4] Alfred Schweder: Politische Polizei, S. 158 [5] Elisabeth Kohlhaas: Die Mitarbeiter der regionalen Staatspolizeistellen. In: Gerhard Paul, Klaus-Michael Mallmann: Die Gestapo. Unv. Sonderausg. Darmstadt 2003, ISBN 3-89678-482-X, S. 222 [6] Zahlen nach Elisabeth Kohlhaas: Die Mitarbeiter... S. 221 und S. 224f [7] vgl. Carsten Dams und Michael Stolle: Die Gestapo. Herrschaft und Terror im Dritten Reich, Ch.Beck Verlag, München 2008, S.59 [8] vgl. Michael Wildt: Generation des Unbedingten Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes,Hamburger Edition der HIS Verlagsgesellschaft, Hamburg 2003, S. 23 ff. u. S.165 ff. [9] vgl. Carsten Dams und Michael Stolle: Die Gestapo. Herrschaft und Terror im Dritten Reich, Ch.Beck Verlag, München 2008, S.62 [10] Robert Gellately: Allwissend und allgegenwärtig? Entstehung, Funktion und Wandel des Gestapo-Mythos. In: Gerhard Paul, Klaus-Michael Mallmann: Die Gestapo. S. 47ff 325 Geheime Staatspolizei 326 [11] Robert Gellately: Zur Entstehungsgeschichte einer selbstüberwachenden Gesellschaft. In: Detlev Schmiechen-Ackermann (Hrsg.): Politische Kultur, soziale Milieus und der Widerstand im Nationalsozialismus in Deutschland. Berlin 1995 [12] „Fotos vom Prinz-Albrecht-Gelände“ (http:/ / www. topographie. de/ openair/ images/ large/ 009. jpg) [13] Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, S. Fischer-Verlag, Frankfurt 2003 [14] Mahnmal Morzinplatz (http:/ / www. nachkriegsjustiz. at/ vgew/ 1010_morzinplatz. php). In: Der ehemalige Verein zur Erforschung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen und ihrer Aufarbeitung. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz (www.nachkriegsjustiz.at), abgerufen am 8. Mai 2010. [15] Peter Diem: Das Denkmal für die Opfer des Faschismus (http:/ / www. austria-lexikon. at/ af/ Wissenssammlungen/ Symbole/ Faschismus-Opfer_-_Denkmal). In: Symbole aus Stein und Bronze. Austria-Forum, abgerufen am 8. Mai 2010. [16] Beatrix Neiss: Über Denkmäler, Gräber und andere Erinnerungszeichen. Von Steinen und Menschen (http:/ / www. wienerzeitung. at/ Desktopdefault. aspx?tabID=3946& alias=Wzo& lexikon=Tod& letter=T& cob=4750). In: Extra: Lexikon. Wiener Zeitung, 1. November 2002, abgerufen am 8. Mai 2010. [17] Vgl. Ulrich Eumann: Rezension zu: Grundmann, Siegfried: Die V-Leute des Gestapo-Kommissars Sattler. Berlin 2010 (http:/ / hsozkult. geschichte. hu-berlin. de/ rezensionen/ 2010-2-240). In: H-Soz-u-Kult, 29. Juni 2010. [18] http:/ / www. ub. uni-siegen. de/ epub/ diss/ ruckenbiel. htm [19] http:/ / www. aeiou. at/ aeiou. encyclop. g/ g343187. htm [20] http:/ / www. doew. at/ php/ gestapo/ [21] http:/ / www. widerstandsforschung. de Schutzstaffel Die Schutzstaffel der NSDAP (Abkürzung SS) wurde in der Weimarer Republik am 4. April 1925 als Sonderorganisation der NSDAP zunächst zum persönlichen Schutz Adolf Hitlers gegründet. Sie unterstand seit dem Reichsparteitag 1926 der Sturmabteilung (SA) und wurde nach dem vermeintlichen "Röhm-Putsch" 1934 zu einer eigenständigen paramilitärischen Organisation der NSDAP, die zugleich den parteiinternen „Polizeidienst“ ausübte. In der Zeit des Nationalsozialismus war die SS maßgeblich am Holocaust beteiligt und wurde nach 1945 als verbrecherische Organisation verboten. Emblem der SS Geschichte Stabswache und Stoßtrupp Adolf Hitler Vorläuferorganisation der SS war der Stoßtrupp Adolf Hitler. Im Mai 1923 wurde auf Anordnung Adolf Hitlers ein Saal-Schutz der NSDAP gebildet. Dieser setzte sich ursprünglich aus den zwei SA-Angehörigen Julius Schreck und Joseph Berchtold sowie einigen Angehörigen des Münchener Infanterie-Regimentes 19 zusammen. Mitte 1923 wurde dann, nachdem sich Hermann Ehrhardt mit Ernst Röhm und Adolf Hitler überworfen hatte, dieser Saal-Schutz aufgelöst und nun aus zwölf SA-Angehörigen der Stoßtrupp Adolf Hitler gebildet. Er sollte Hitler vor Übergriffen der parteieigenen Sturmabteilungen schützen. Der Gruppe standen die zwei ehemaligen Angehörigen der Stabswache, Julius Schreck und Josef Berchtold, vor. Die weiteren Mitglieder waren Ulrich Graf, Emil Maurice, Christian Weber, Josef Dietrich, Rudolf Heß, Jakob Grimminger und Walter Buch sowie Karl Fiehler. Schutzstaffel Aufstellung Am 1. April 1925 erhielt Julius Schreck den Auftrag Hitlers, eine neue Einheit zu bilden, die den Saalschutz der NSDAP-Veranstaltungen übernehmen sollte. Bereits am 4. April wurde aus acht Angehörigen des ehemaligen „Stoßtrupps Adolf Hitler“ diese neue Einheit gebildet, die rasch ausgebaut und über das ganze Deutsche Reich ausgedehnt wurde. Über verschiedene Namensstufen wie Saal-Schutz, Schutzkommando und Sturmstaffel[1] wurde schließlich am 9. November des gleichen Jahres der Name Schutzstaffel eingeführt. Diesen Namen schlug der damalige SA-Führer Hermann Göring in Anlehnung an eine Fliegerbegleitstaffel Manfred von Richthofens im November vor. Schreck wurde nun als „Oberleiter“ Kommandant der SS. Die Aufgaben der Organisation beschrieb Hitler in einem Führerbefehl vom 7. November 1930 wie folgt: „Die Aufgabe der SS ist zunächst die Ausübung des Polizeidienstes innerhalb der Partei.“ Das Symbol der Schutzstaffel bildete sich seit 1930 aus zwei nebeneinander liegenden, blitzähnlichen weißen „Sig-Runen“ im schwarzen Feld. Konkurrenz zur SA Mit einer Beschränkung der Sollstärke auf zehn Prozent der Sturmabteilung wollte die SA-Führung die SS kleinhalten. In den Gauen durfte mit dem Aufbau einer Schutzstaffel erst begonnen werden, wenn der Aufbau eines vollständigen SA-Sturmes abgeschlossen war. Mit Ausnahme Berlins, wo die SS die doppelte Stärke haben sollte, wurde die Sollstärke auf höchstens zehn Männer und einen Führer festgelegt. SS-Fliegersturm Hamburg bei einer Ehrenwache Unzufrieden mit seinem geringen Handlungsspielraum trat Joseph 1933 Berchtold 1927 als Reichsführer SS zurück. Berchtolds Nachfolger wurde Erhard Heiden, der ein 27-jähriges Mitglied der Röhmschen Reichskriegsflagge zu seinem Stellvertreter ernannte: Heinrich Himmler. Heiden wurde von der SA und ihrer Führung nicht ernst genommen. Die SA bestand in den Augen der SS nur aus „Rabauken“, während die SA die SS als „feine Pinkel“ betrachtete. Am 5. Januar 1929 wurde Heiden von Hitler als Reichsführer SS entlassen. Der Grund für seine Entlassung war, dass er seine schwarzen SS-Uniformhosen bei einem befreundeten jüdischen Schneider anfertigen ließ. Heiden wünschte nun am 22. Januar 1929 seine komplette Streichung aus allen SS-Mitglieder- und Organisationslisten und wandte sich wieder der SA zu. Im April 1933 wurde Heiden auf Befehl Heinrich Himmlers in München ermordet.[2] Beteiligungen an Kriegshandlungen Am 12. März 1938 nahmen auch Truppenteile der SS-Verfügungstruppe am Einmarsch der Wehrmacht in Österreich teil, wo sie in Wien ein bewaffnetes SS-Regiment aufbauten: die SS-Standarte Der Führer. Im Oktober zog die SS-Verfügungstruppe ins tschechische Sudetenland ein. Wenig später wurde die Tschechoslowakei aufgeteilt (Münchener Abkommen). Der tschechische Teil wurde zum Reichsprotektorat Böhmen und Mähren erklärt und die SS mit der Zerschlagung des Widerstandes beauftragt. Der Chef des Reichssicherheitshauptamtes Reinhard Heydrich wurde später Reichsprotektor des besetzten Gebietes. Im Herbst 1939 wurden die Leibstandarte, die Verfügungstruppe und die Totenkopfverbände langsam zur Waffen-SS verschmolzen. Heinrich Himmler wollte als Reichsführer-SS seine Schutzstaffel zu einem umfassenden Staatsschutzkorps ausbauen, das an allen Fronten die inneren und äußeren Feinde des NS-Staates bekämpfen sollte. Trotz aller Differenzen innerhalb der verzweigten SS-Organisationsstruktur blieb die SS auf ein einheitliches ideologisches Ziel ausgerichtet. Dementsprechend gab es eine einheitliche Ausbildung der Führungskräfte in den beiden SS-Junkerschulen in Bad Tölz und Braunschweig. Die militärische und ideologische Schulung unterschied 327 Schutzstaffel nicht, ob die Führungskräfte in der SS-Verwaltung, an der militärischen Front, im SD oder in den Konzentrationslagern eingesetzt werden sollten. Der erste Kampfeinsatz der SS erfolgte beim Polenfeldzug. Die Wehrmacht befürchtete eine zunehmende Konkurrenz durch die SS-Verfügungstruppe, konnte aber die Zusammenlegung der bisherigen Regimenter Germania, Der Führer, Totenkopf und der Leibstandarte-SS Adolf Hitler zur SS-Verfügungsdivision nicht verhindern. Aber: Die kämpfenden SS-Verbände dieser SS-V-Division unterstanden weiterhin dem Oberkommando der Wehrmacht und wurden nun auf verschiedene Heeresteile verteilt, d. h. die SS-V-Division kämpfte nicht als einheitlicher Verband. Seit 1943 beteiligten sich insbesondere die Panzerverbände der SS am Kampf im Osten, so z. B. in der Orel-Kursk Schlacht im Rahmen der Operation Zitadelle. Ab 1943 wurden auch wehrpflichtige Deutsche und Männer aus Nordwesteuropa in die SS-V-Division eingezogen, um an der Front neben den Wehrmachtsoldaten zu kämpfen, später wurde auch der Versuch unternommen, SS-Einheiten aus anderen Ländern wie z. B. Albanien aufzustellen. Diese Versuche hatten allerdings eher geringen Erfolg, so zerfiel die albanische SS-Division „Skanderbeg“ bereits vor ihrem ersten Kampfeinsatz. Weitere, vom Oberkommando unabhängige SS-Verbände (einige Totenkopfstandarten und nichtmilitärische Verbände) kamen hinter der Front bei „Säuberungsaktionen“ zum Einsatz und begannen mit der systematischen Verfolgung und Ermordung von Juden und Angehörigen der polnischen Intelligenz. Gemäß den Richtlinien zu Zusammenarbeit des Heeres mit den Einsatzgruppen rückten die SS-Verbände unmittelbar nach der Wehrmacht in die eroberten Ortschaften ein. Aus rassenideologischen Gründen verfolgte Menschen mussten sich auf Befehl des ranghöchsten Offiziers der Wehrmacht im Ort an einem bestimmten Platz versammeln und wurden von dort oft sofort durch die SS zu einem abgelegenen Ort gebracht und ermordet. Wehrmachtssoldaten waren oftmals Zeugen dieser Hinrichtungen und auch die Wehrmacht und deutsche Polizeibataillone führten Massenexekutionen durch. Da diese Verbrechen ganz auf der Linie der SS- und NS-Führung im Reich lagen, ging der Ausbau der kämpfenden SS-Verbände rasch voran. Beim Angriff auf Frankreich verfügte die inzwischen gegründete Waffen-SS bereits über drei Divisionen (Das Reich, Totenkopf und die SS-Polizei-Division) und das motorisierte Regiment LAH. Die SS-Divisionen erlitten an der Front teilweise schwere Verluste. Als Freiwilligentruppe hochmotiviert, mit einer den Wehrmachtsverbänden in der Regel überlegenen Ausrüstung, wurden diese Eliteeinheiten oft an den gefährlichsten Einsatzorten verwendet. Auch im Frankreichfeldzug wurden von SS-Verbänden zahlreiche Kriegsverbrechen verübt. Massaker an hunderten sich ergebender Soldaten und an einer Vielzahl von Kriegsgefangenen sind dokumentiert. Kriegsverbrechen und Völkermord Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs verübten Teile der Waffen-SS allein und in Zusammenarbeit mit der Wehrmacht zahllose Kriegsverbrechen wie die Folterung und Ermordung von Kriegsgefangenen, Massenexekutionen von Zivilisten und die Vertreibung zahlreicher Menschen aus den besetzten Gebieten. Über das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt mit der Inspektion der SS-Arzt Fritz Klein bei der durch die Alliierten Konzentrationslager (IKL) betrieb die NSDAP die Verwaltung der erzwungenen