Spezielle virale Krankheiten in der Praxis

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26.01.2017
Symposium Verein Zürcher Internisten
26.01.2017
Folgendes werden wir bei diesem Seminar abdecken…
 Was hat die Globalisierung mit der Ausbreitung von viralen Erkrankungen zu tun?
 Was sind die aktuellen Empfehlungen bezüglich Zika-Exposition in der
Schwangerschaft resp. bei Kinderwunsch?
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
 Welche Viren können als Doppel- resp. Mehrfachinfektion vorliegen?
 Welche Viren können serologisch kreuzreagieren?
 Welche Vektoren spielen bei welchem Virus eine Rolle?
Dr.med. Alexia Anagnostopoulos, MPH
Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene
UniversitätsSpital Zürich
 Anamnestische «clues» für die verschiedenen Infektionen?
 Sind wir hier in der Schweiz gefährdet? Wenn ja, bezüglich welchen Infektionen?
[email protected]
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
«Infection triangle»
Vektoren
Global warming
1967: US Surgeon General William H.
Stewart zum US Congress während
einer Versammlung im Weissen Haus:
Migration
Reisen
Bevölkerungsdichte
Davies, S.C. “Annual Report of the Chief Medical Officer, Volume
Two, 2011: Infections and the rise of antimicrobial resistance.
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
Rolle der Vektoren
Migration und Reisetätigkeit – früher und heute
 Die meisten viralen «emerging infections» sind vektor-vermittelt.
1933
 Vektoren sind essentiell für das geographische Etablieren einer Infektion.
 2 Hauptgruppen von Vektoren:
- Moskitos
 Rasche Ausbreitung von früher nur lokal
vorkommenden Infektionen!
2010
 Einführung von neuen Pathogenen in
nicht-immune Bevölkerungen!
- Zecken
 Nicht nur Leute, sondern auch Vektoren
sind auf Wanderschaft!
Tatem
Spezielle virale Krankheiten in der
PraxisAJ:
Int Health
2014;6:5-11
26.01.2017
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
1
26.01.2017
Moskitos - mit wem haben wir es zu tun?
NZZ vom 26.08.2012
Differenzialdiagnostischer Approach bei vermuteter Reise-assoziierter Infektion
Klinische Präsentation
- Symptomablauf
- Betroffene Organe
- Labor/Serologie
Inkubationszeit
Reiseanamnese
-
Epidemiologie
Art der Reise
Reisedauer
Risiken
Aktivitäten
Impfungen
Prophylaxen
Outbreaks
2
26.01.2017
Kleinfleckiges juckendes Exanthem
Fall 1: 46-jähriger Patient aus unserer HIV Sprechstunde
•
Perfekt eingestellte HIV Infektion
•
Ferien in der Dominikanischen Republik (22.07. bis 17.08.2016)
•
14.08.2016: Fieber, Frösteln, Kopfschmerzen
•
15.08.2016: Juckendes kleinfleckiges Exanthem Extremitäten
Rückreise in die Schweiz, Vorstellung im USZ
Gesicht  Stamm  Extremitäten
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26.01.2017
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Laborbefunde
26.01.2017
Weitere Abklärungen?
1. Malaria Schnelltest und Dicker Tropfen
2. Dengue Serologie
3. Chikungunya Serologie
4. Zika Serologie
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
Malaria-Risiko im Reiseland des Patienten
26.01.2017
Serologische Befunde
Serologie
Zika ELISA IgM positiv
Zika ELISA IgG negativ
Dengue ELISA IgM positiv
Dengue ELISA IgG negativ
Chikungunya ELISA IgM negativ
Chikungunya ELISA IgG negativ
 Interpretation?
 Nächster diagnostischer Schritt?
 Schnelltest und Dicker Tropfen negativ
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
3
26.01.2017
Serologische Befunde
Serologie
Zika Virus (ZIKV)
Zika ELISA IgM positiv
Zika ELISA IgG negativ
Dengue ELISA IgM positiv
Dengue ELISA IgG negativ
Chikungunya ELISA IgM negativ
Chikungunya ELISA IgG positiv
Urin
Zika PCR positiv
Dengue PCR negativ
 Diagnose: Zika Infektion!
 Konsequenzen?
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26.01.2017
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
08/2016: Erste autochthone Fälle in den USA
The Guardian, 12.05.2016
The Telegraph, 20.05.2016
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
Tages-Anzeiger vom 29.08.2016
Epidemiologie
• 1947: Entdeckung von ZIKV bei einem Rhesusaffen im Zikawald in Uganda
• 1950-1960-er Jahre: sporadische Fälle bei Menschen in Asien und Afrika
• 2007-2013: Epidemien auf den Pazifischen Inseln
• seit 2015: Epidemie in Mittel- und Südamerika und der Karibik
WHO: Ausrufung des globalen
Gesundheitsnotstands (02/2016)
> 60 Länder betroffen
02/2017: 1. internationaler ZIKA
Kongress in Washington DC
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4
26.01.2017
ZIKV
Autochthone Zika Transmission
Virusfamilie
Flavivirus
Tropismus
Neurotropes Virus
Inkubationszeit
3-12 Tage
Übertragung
- Vektor
Aedes Moskitos
- Vertikal
ja
- Geschlechtsverkehr
ja
- Kontakt mit kranken Tieren/Menschen
nein
- Blutprodukte/Organtransplantation
ja
Verlauf der Infektion
2-7 Tage, nicht tödlich, whs. spätere Immunität
Symptomatische Fälle
20-40%
- Fieber
bis 38.5°, fehlt aber häufig
- Kopfschmerzen
ja
- Myalgien/Arthralgien
ja
- Exanthem
Zika Meldepflicht in der Schweiz seit 03/2016
www.cdc.gov/zika
(Stand 11/2016)
stark juckend, kleinfleckig
Gesicht  Stamm  Extremitäten
- Neurologische Symptome
Guillain-Barré-Syndrom, kongenitales ZIKV-Syndrom
«Clue»
Reisedestination, juckendes Exanthem
Komplikationen
Diagnostik
 Komplikationen basieren auf viralem Neurotropismus:
 Guillain-Barré-Syndrom (GBS)
 PCR Blut (bis 7 Tage nach Symptombeginn)
- 1-2 GBS Fälle pro 100’000 Zika-infizierte Patienten
 PCR Urin (bis 20 Tage nach Symptombeginn)  prolongierte Virusausscheidung in Urin/Sperma
 Kongenitales Zika Syndrom
 Serologie (ab 7 Tage nach Symptombeginn)  CAVE: Kreuzreaktivität mit anderen Flaviviren
- Schwere Mikrozephalie mit partiell kollabiertem Schädelknochen
- Reduktion und spezifische Schädigung des Hirngewebes
 Paralleltestungen für Dengue mitverordnen
- Spezifisch alterierter Augenfundus
 Zwei negative Serologien im Abstand von 2 Wochen und 2 Wochen nach möglicher Exposition
machen eine Infektion unwahrscheinlich
- Eingeschränkte Gelenksbeweglichkeit
- Erhöhter Muskeltonus
- Risiko mit bis zu 29% beziffert
Radiology,Volume 28, Number 2, 2016
Aktuelle Empfehlungen
Aktuelle Empfehlungen
 Kinderwunsch
 Schwangerschaft
- Meiden von Exposition (Reise oder Sex mit Partner, der in Endemieregion reiste)
- Meiden von Exposition (Reise oder Sex mit Partner, der in Endemieregion reiste)
- Bei Aufenthalt im Endemiegebiet:
- Bei Aufenthalt im Endemiegebiet (MIT oder OHNE Symptome, innert 2 Wochen nach Rückkehr):
- OHNE Symptome einer aktiven Erkrankung:
- PCR Blut plus PCR Urin
- Abwarten von 2 (CDC) resp. 5 (WHO) Menstruationszyklen
- Serologie (Baseline und Verlauf nach 2 Wochen)
- Männer: Kondome während mindestens 6 Monaten oder 2 negative Serologien
- Safe Sex oder Abstinenz für Dauer der Schwangerschaft
mit Abstand von 2 Wochen und frühestens 2 Wochen nach Rückkehr
- MIT Symptomen einer aktiven Erkrankung:
- Abwarten von mindestens 6 Monaten
Quelle: www.cdc.gov/zika
5
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Petechien und stammbetontes Exanthem
Fall 2: 28-jähriger Mann auf dem Notfall
•
Rückkehr aus den Flitterwochen (Mauritius), kommt direkt vom Flughafen am 29.09.2015
•
In den Ferien (21.09.2015): Fieber bis 40° und starke retroorbitale Kopfschmerzen
•
24.09.2015: Fast vollständige Besserung der Beschwerden
•
27.09.2015 kurz vor Rückreise: erneut Fieber, Petechien, nicht-juckendes kleinfleckiges
Exanthem am Stamm und leicht Zahnfleischbluten
•
Vorher immer gesund gewesen, Impfungen à jour, Ehefrau gesund
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Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
Laborbefunde
26.01.2017
Diagnose?
1. Dengue Infektion
2. Chikungunya Infektion
3. Frische HIV Infektion
Malaria Schnelltest und Dicker Tropfen negativ
 Alle 3 theoretisch möglich…. in diesem Fall Diagnose: Dengue Infektion!
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
ZIKV
DENV
Virusfamilie
Flavivirus
Flavivirus
Tropismus
Neurotrop
Hämorrhagisches Virus (DEN1-4)
Inkubationszeit
3-12 Tage
3-12 Tage
- Vektor
Aedes Moskitos
Aedes Moskitos
- Vertikal
ja
ja
- Geschlechtsverkehr
ja
whs. nein
nein
nein
ja
ja
2-7 Tage, nicht tödlich
whs. spätere Immunität
3-10 Tage, doppelgipflig, spätere Immunität
nur gegen einen DEN Serotyp, Prognose bei
DEN Schock Syndrom sehr schlecht
- Blutprodukte/Organtransplantation
Symptomdauer, Verlauf der Infektion
Symptomatische Fälle
20-40%
25%
bis 38.5°, fehlt aber häufig
hoch-febril
- Kopfschmerzen
ja
typischerweise retroorbital
- Myalgien/Arthralgien
ja
«Knochenbrecher-Fieber»
stark juckend, kleinfleckig
Gesicht  Stamm  Extremitäten
nicht-juckend, kleinfleckig, stammbetont,
wegdrückbar, Petechien
- Fieber
- Exanthem
- Neurologische Symptome
«Clue»
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Diagnostik und Therapie
 Diagnostik:
Übertragung
- Kontakt mit kranken Tieren/Menschen
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
Guillain-Barré-Syndrom,
Kongenitales ZIKV-Syndrom
nein
Reisedestination, juckendes Exanthem
Reisedestination, doppelgipfliger Verlauf,
retroorbitale Kopfschmerzen, Blutungsneigung
- Serologie
- Paralleltestungen von Zika (gleiche Virusfamilie, gleicher Vektor) und
Chikungunya (andere Virusfamilie, gleicher Vektor)
 Therapie:
- Symptomatische Therapie
CAVE: kein Aspirin, keine NSAR wegen erhöhter Blutungsneigung!
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26.01.2017
6
26.01.2017
ZIKV
DENV
CHIKV
Flavivirus
Flavivirus
Togavirus
Tropismus
Neurotrop
Hämorrhagisch (DEN1-4)
Hämorrhagisches Virus
Inkubationszeit
3-12 Tage
3-12 Tage
3-7 Tage
Aedes Moskitos
Virusfamilie
Endemiegebiete von DENV
Übertragung
- Vektor
Aedes Moskitos
Aedes Moskitos
- Vertikal
ja
ja
ja
- Geschlechtsverkehr
ja
whs. nein
whs. nein
nein
nein
nein
ja
ja
ja
2-7 Tage, nicht tödlich
Whs. spätere Immunität
3-10 Tage, doppelgipflig, spätere
Immunität für einen DEN Serotyp,
Prognose bei DEN Schock Syndrom
sehr schlecht
3-10 Tage, aber sehr lange Verläufe
bekannt, geringe Mortalität
75%
- Kontakt mit kranken Tieren/
Menschen
- Blutprodukte/
Organtransplantation
Symptomdauer, Verlauf der Infektion
Symptomatische Fälle
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Myalgien/Arthralgien
- Exanthem
 Praktisch deckungsgleich mit den Endemiegebieten von Chikungunya (CHIKV)
- Neurologische Symptome
«Clue»
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
20-40%
25%
bis 38.5°, fehlt aber häufig
hoch-febril
ja
ja
typischerweise retroorbital
ja
ja
«Knochenbrecher-Fieber»
«gebeugter Mann»
stark juckend, kleinfleckig
Gesicht  Stamm 
Extremitäten
nicht-juckend, kleinfleckig,
stammbetont, wegdrückbar,
Petechien
leicht juckend, kleinfleckig,
Petechien
Guillain-Barré-Syndrom,
Kongenitales ZIKV-Syndrom
nein
nein
Reisedestination, juckendes
Exanthem
Reisedestination, doppelgipfliger
Verlauf, retroorbitale Kopfschmerzen, Blutungsneigung
Reisedestination, invalidisierende
Arthralgien
Warum
Fall 3: 20-jähriger Mann vor dem Notfall
•
Rückkehr aus Sierra Leone, kommt direkt vom Flughafen mit dem 10-er Tram (22.02.2016)
•
19.02.2016: Subfebrile Temperaturen, Abgeschlagenheit, Myalgien
•
Auf dem Flug zurück in die Schweiz hohes Fieber, Schüttelfrost, starke Myalgien
•
Visiting family and friends während 8 Wochen (ländliche Gebiete)
•
Kontakt zu Kollegen, die bereits damals an der gleichen Symptomatik litten
 Triage Nurse auf dem Notfall:
?
Fall 3: 20-jähriger Mann vor dem Notfall
•
Rückkehr aus Sierra Leone, kommt direkt vom Flughafen mit dem 10-er Tram (22.02.2016)
•
19.02.2016: Subfebrile Temperaturen, Abgeschlagenheit, Myalgien
•
Auf dem Flug zurück in die Schweiz hohes Fieber, Schüttelfrost, starke Myalgien
•
Visiting family and friends während 8 Wochen (ländliche Gebiete)
•
Kontakt zu Kollegen, die bereits damals an der gleichen Symptomatik litten
 Welche potentielle Infektion hat uns beunruhigt?
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
26.01.2017
Case Definition Ebola-Erkrankung
Ebola Virus
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
7
26.01.2017
ZIKV
DENV
CHIKV
EBOV
Flavivirus
Flavivirus
Togavirus
Filovirus
Tropismus
Neurotrop
Hämorrhagisch (DEN1-4)
Hämorrhagisch
Hämorrhagisches Virus (5
Stämme)
Inkubationszeit
3-12 Tage
3-12 Tage
3-7 Tage
2-21 Tage
- Vektor
Aedes Moskitos
Aedes Moskitos
Aedes Moskitos
nein
- Vertikal
ja
ja
ja
ja
Virusfamilie
Epidemiologie
 1976: Entdeckung des Ebola Virus bei zwei simultanen Outbreaks (Süd-Sudan
und im Kongo in der Nähe des Ebola Rivers)
 2014-2015 schwerster je dokumentierter Outbreak (mehr Infizierte/Tote als in
allen vorherigen zusammen)  WHO: Public Health emergency of international
concern!
- am schwersten betroffen: Guinea, Liberia, Sierra Leone
Übertragung
- Geschlechtsverkehr
ja
whs. nein
whs. nein
whs. ja
nein
nein
nein
ja
- Blutprodukte/
Organtransplantation
ja
ja
ja
ja
Symptomdauer, Verlauf der
Infektion
2-7 Tage, nicht tödlich
Whs. spätere Immunität
3-10 Tage, doppelgipflig,
spätere Immunität für einen
DEN Serotyp, Prognose bei
DEN Schock Syndrom sehr
schlecht
3-10 Tage, aber sehr lange
Verläufe bekannt, geringe
Mortalität
Infektiosität erst bei
Symptomen, sehr hohe
Mortalität innert 7-16 Tagen,
neue Impfung 12/2016!
20-40%
25%
75%
unklar, whs. Stamm-abhängig
bis 38.5°, fehlt aber häufig
hoch-febril
ja
hoch-febril, Fatigue
- Kontakt mit kranken Tieren/
Menschen
Symptomatische Fälle
- Fieber
- Kopfschmerzen
ja
typischerweise retroorbital
ja
- Myalgien/Arthralgien
ja
«Knochenbrecher-Fieber»
«gebeugter Mann»
ja
- Exanthem
stark juckend, kleinfleckig
Gesicht  Stamm 
Extremitäten
nicht-juckend, kleinfleckig,
stammbetont, wegdrückbar,
Petechien
leicht juckend, kleinfleckig,
Petechien
kleinfleckig mit Bläschen
- Neurologische Symptome
Guillain-Barré-Syndrom,
Kongenitales ZIKVSyndrom
nein
nein
nein
Reisedestination, juckendes
Exanthem
Reisedestination,
doppelgipfliger Verlauf,
retroorbitale Kopfschmerzen,
Blutungsneigung
Reisedestination,
invalidisierende Arthralgien
Reisedestination,
Blutungsneigung, rasche
Verschlechterung
«Clue»
26.01.2017
Spezielle pathogenetische Aspekte
ja
Diagnostik
Ebola Infektion ist charakterisiert durch:
- Sehr hohe Virusreplikation
- Sehr rasche Ausbreitung im Körper
- Störung der Gerinnungskaskade
- Zellnekrose (direkter Gewebsschaden)
 Befall von mononukleären und phagozytären Zellen
 Zerstörung der Endothelzellen und Fibroblasten
- Störung des Immunsystems
www.cdc.gov/vhf/ebola/pdf/ebola-factsheet.pdf
 Cytokinsturm
 Massiver Verlust von Lymphozyten
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
Fall 4: 79-jähriger Mann in der Flughafen-Klinik
•
Mann im Transit kollabiert. Auf der Durchreise nach Boston zur Behandlung des neu-
•
Hypotonie, Fieber bis 38.3° und produktiver Husten
•
Persönliche Anamnese: Diabetes mellitus, chronische Niereninsuffizienz, Neu-Diagnose
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
Labor
entdeckten Prostata-Karzinoms
eines Prostata-Karzinoms
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
8
26.01.2017
Leidenschaft des Patienten
Weitere Diagnostik
Rachenabstrich
 DD Common cold Virus Infektion
 DD Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS) Infektion
 DD Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS) Infektion
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
Kamelzucht, enger Kontakt zu seinen Kamelen (inklusive Trinken deren Urins)
26.01.2017
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
ZIKV
Epidemiologie
 2012: Entdeckung von MERS CoV in Jeddah (Patient starb an Lungenentzündung)
 Seither insgesamt knapp 2000 Infektionen mit 660 Todesfällen registriert
 Immer noch laufend Neu-Infektionen in Saudi-Arabien, Kuwait, Jordanien, Oman und Jemen
(Zirkulation des Virus in der Bevölkerung und deren Kamele vermutet)
CHIKV
EBOV
MERS CoV
Virusfamilie
Flavivirus
Flavivirus
Togavirus
Filovirus
Coronavirus
Tropismus
Neurotrop
Hämorrhagisch (DEN1-4)
Hämorrhagisch
Hämorrhagisch
Respiratorisches Virus
Inkubationszeit
3-12 Tage
3-12 Tage
3-7 Tage
2-21 Tage
2-14 Tage
- Vektor
Aedes Moskitos
Aedes Moskitos
Aedes Moskitos
nein
nein
- Vertikal
ja
ja
ja
ja
nein
- Geschlechtsverkehr
ja
whs. nein
whs. nein
whs. ja
nein
- Kontakt mit kranken
Tieren/Menschen
nein
nein
nein
ja
ja
- Blutprodukte/
Organtransplantation
ja
ja
ja
ja
nein
Symptomdauer, Verlauf der
Infektion
2-7 Tage, nicht tödlich
whs. spätere Immunität
3-10 Tage, doppelgipflig,
spätere Immunität für
einen DEN Serotyp,
Prognose bei DEN
Schock Syndrom sehr
schlecht
3-10 Tage, aber sehr
lange Verläufe
bekannt, geringe
Mortalität
Infektiosität erst bei
Symptomen, sehr hohe
Mortalität innert 7-16
Tagen, neue Impfung
12/2016!
Schwere Verläufe (IPS),
bis 35% Mortalität bei
comorbiden Patienten
Übertragung
Symptomatische Fälle
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Myalgien/Arthralgien
25%
75%
unklar
unklar
bis 38.5°, fehlt häufig
20-40%
hoch-febril
ja
hoch-febril, Fatigue
ja, produktiver Husten
ja
retroorbital
ja
ja
nein
ja
«Knochenbrecher-Fieber»
«gebeugter Mann»
ja
nein
- Exanthem
stark juckend, kleinfleckig
Gesicht  Stamm 
Extremitäten
nicht-juckend, kleinfleckig,
stammbetont, wegdrückbar, Petechien
leicht juckend,
kleinfleckig, Petechien
kleinfleckig mit
Bläschen
nein
- Neurolog. Symptome
Guillain-Barré-Syndrom,
Kongenitales ZIKVSyndrom
nein
nein
nein
nein
Reisedestination,
juckendes Exanthem
Reisedestination,
doppelgipfliger Verlauf,
retroorbitale
Kopfschmerzen,
Blutungsneigung
Reisedestination,
invalidisierende
Arthralgien
Reisedestination,
Blutungsneigung,
rasche
Verschlechterung
Reisedestination,
Kamelkontakt,
Comorbidität, Alter
«Clue»
Case Definition und Diagnostik
DENV
26.01.2017
Standard Operating Procedure USZ bei MERS-CoV Verdacht
 Case Definition
- Symptome der Schweren Akuten Respiratorischen Infektion (SARI): Fieber > 38° oder
Fieber in der Anamnese, Husten und Notwendigkeit einer Spitaleinweisung
UND
- Klinische oder radiologische Zeichen einer Pneumonie oder eines Acute Respiratory
Distress Syndrome (ARDS)
UND
- Fehlen einer anderen Diagnose, welche die Krankheit erklären kann
UND
- Passende Epidemiologie innerhalb der letzten 14 Tage vor Symptombeginn
 Diagnostik
- PCR Rachenabstrich (zweimaliger Nachweis notwendig)
9
26.01.2017
Aktuelle Empfehlungen
Ohne Fall, aber in epidemiologischer Hinsicht relevant…
 Abraten von Pilgerreisen nach Mekka bei Kindern, chronisch kranken oder älteren Personen
West Nile Virus (WNV)
 Vermeidung von engem Kontakt mit Kamelen, deren Ausscheidungen oder deren nicht gar
gekochtem Fleisch
Epidemiologie
Situationskarte West Nile in Europa 2016 und früher
• 1937: Entdeckung von WNV bei einer älteren Frau im West-Nile-District in Uganda
• 1957: sporadische Fälle bei Menschen in Israel, Nordafrika und Frankreich
• Seit den 1990-er Jahren: Epidemien in diversen europäischen Ländern und Nordamerika
- 1999 Einschleppen von infizierten Mücken via Flugzeug von Tel Aviv nach New York,
Ausbreitung East-to-West-Coast 1999-2004, seither endemisch in den USA
• 2008: Nachweis in Österreich
• 2010-2012: Epidemien in Griechenland mit >300 Erkrankten und insgesamt 36 Todesopfern
2000
2001
2003
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
ZIKV
DENV
CHIKV
EBOV
MERS CoV
26.01.2017
WNV
Virusfamilie
Flavivirus
Flavivirus
Togavirus
Filovirus
Coronavirus
Flavivirus
Tropismus
Neurotrop
Hämorrhagisch
Hämorrhagisch
Hämorrhagisch
Respiratorisch
Neurotropes Virus
Inkubationszeit
3-12 Tage
3-12 Tage
3-7 Tage
2-21 Tage
2-14 Tage
2-14 Tage
Aedes Moskitos
Aedes Moskitos
Aedes Moskitos
nein
Culex Mücken
Folgendes haben wir bei diesem Seminar abgedeckt…
Übertragung
- Vektor
nein
- Vertikal
ja
ja
ja
ja
nein
ja
- Geschlechtsverkehr
ja
whs. nein
whs. nein
whs. ja
nein
whs. nein
- Kontakt mit kranken
Tieren/Menschen
nein
nein
nein
ja
ja
nein
- Blutprodukte/
Organtransplantation
ja
ja
ja
ja
nein
ja
2-7 Tage, nicht
tödlich, whs. spätere
Immunität
3-10 Tage, doppelgipflig, spätere
Immunität für einen
DEN Serotyp, Prognose bei DEN Schock
Syndrom sehr schlecht
3-10 Tage, aber
sehr lange Verläufe
bekannt, geringe
Mortalität
Infektiosität erst bei
Symptomen, sehr
hohe Mortalität innert
7-16 Tagen, Impfung
seit 12/2016!
Schwere Verläufe
(IPS) und bis 35%
Mortalität bei comorbiden Patienten
Bei neuroinvasivem
Verlauf lange
Remissionszeit,
Mortalität bis 10%
20-40%
25%
75%
unklar
unklar
20-30%
bis 38.5°, fehlt häufig
hoch-febril
ja
hoch-febril, Fatigue
ja, produktiver Husten
ja
Symptomdauer, Verlauf
der Infektion
Symptomatische Fälle
- Fieber
ja
retroorbital
ja
ja
nein
ja
- Myalgien/Arthralgien
ja
«KnochenbrecherFieber»
«gebeugter Mann»
ja
nein
ja
stark juckend,
kleinfleckig
Gesicht  Stamm 
Extremitäten
nicht-juckend, kleinfleckig, stammbetont,
wegdrückbar,
Petechien
leicht juckend,
kleinfleckig,
Petechien
kleinfleckig mit
Bläschen
nein
Generalisiert.
makulopapulös
Guillain-BarréSyndrom,
Kongenitales ZIKVSyndrom
nein
nein
nein
nein
Meningitis,
Encephalitis
Reisedestination,
juckendes Exanthem
Reisedestination,
doppelgipfliger Verlauf,
retroorbitale
Kopfschmerzen,
Blutungsneigung
Reisedestination,
invalidisierende
Arthralgien
Reisedestination,
Blutungsneigung,
rasche
Verschlechterung
Reisedestination,
Kamelkontakt,
Comorbidität, Alter
Reisedestination,
protrahierter Verlauf
- Neurolog. Symptome
«Clue»
 Was sind die aktuellen Empfehlungen bezüglich Zika-Exposition in der
Schwangerschaft resp. bei Kinderwunsch?
 Welche Viren können als Doppel- resp. Mehrfachinfektion vorliegen?
 Welche Viren können serologisch kreuzreagieren?
- Kopfschmerzen
- Exanthem
 Was hat die Globalisierung mit der Ausbreitung von viralen Erkrankungen zu tun?
 Welche Vektoren spielen bei welchem Virus eine Rolle?
 Anamnestische «clues» für die verschiedenen Infektionen?
 Sind wir hier in der Schweiz gefährdet? Wenn ja, bezüglich welcher Infektion?
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
26.01.2017
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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit
www.safetravel.ch
www.cdc.gov
Spezielle virale Krankheiten in der Praxis
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