7. IHK-Schriftenreihe Handbuch ökonomische Grundbildung für

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Schriftenreihe
Ausgabe 114/2007
Handbuch ökonomische Grundbildung für
Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen
Ein Handbuch für die ökonomische Grundbildung für Schülerinnen und
Schüler an weiterführenden Schulen
Herausgeber:
Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein
Krefeld - Mönchengladbach - Neuss
Nordwall 39
47798 Krefeld
Verantwortlich für den Inhalt:
Dr. Guido Kluth
Edgar Kern
Dr. Frank Lorenz
IHK Schriftenreihe - Ausgabe Nr. 114/2007
Dezember 2007
Inhaltsverzeichnis
VORWORT
4
1. EINLEITUNG ZU DEN GRUNDKENNTNISSEN DER WIRTSCHAFT
5
2. WAS IST WIRTSCHAFT?
5
3. WAS SIND DIE GRUNDPROBLEME DER WIRTSCHAFT?
6
4. DIE HAUPTAUFGABEN DER WIRTSCHAFT
7
5. WIE FUNKTIONIERT DIE WIRTSCHAFT?
8
6. DIE SOZIALE MARKWIRTSCHAFT ALS ORDNUNGSPOLITISCHES LEITBILD
10
7. WARUM SIND DIE REICHEN REICH – UND DIE ARMEN ARM?
11
8. UNTERNEHMEN IM WIRTSCHAFTSKREISLAUF
14
9. WAS IST GLOBALISIERUNG?
15
10. WARUM GRÜNDET JEMAND EIN UNTERNEHMEN?
16
11. WAS SIND DIE HAUPTZIELE EINES UNTERNEHMENS?
18
12. DIE UNTERNEHMENSGRÜNDUNG
19
13. WAS BEDEUTET ES SELBSTSTÄNDIG ZU SEIN?
20
14. DIE FUNKTIONEN UND AUFGABEN DER UNTERNEHMENSFÜHRUNG
21
15. DIE AUFGABEN EINER UNTERNEHMENSFÜHRUNG
21
16. MARKETING – MARKTFORSCHUNG
25
17. DER ORGANISATIONSPLAN EINES UNTERNEHMENS – WER MACHT WAS?
26
18. DIE ABTEILUNGEN EINES UNTERNEHMENS
27
19. DIE ERWARTUNGEN DER BETRIEBE AN DIE SCHULABGÄNGER
29
SCHLUSSWORT UND ANSPRECHPARTNER
31
BISHER ERSCHIENENE SCHRIFTENREIHEN
32
Vorwort
Warum ökonomische Bildung?
Heutzutage sind ohne die Vermittlung von ökonomischen Grundkenntnissen,
gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen kaum zu verstehen und zu beurteilen.
In diesem Handbuch sollen verschiedene Aspekte und zahlreiche ökonomische Fragen
angeschnitten und beantwortet werden. Hierbei stellt sich nicht die Frage warum eine
ökonomische Bildung notwendig ist, sondern wie diese Schülerinnen und Schülern vermittelt
werden kann.
So ist es sicher für viele Schülerinnen und Schüler, aber auch für Konsumenten schwer, das
Marktgeschehen zu verfolgen und zu verstehen. Besonders die Globalisierung hat dabei
neue Möglichkeiten eröffnet und nicht unbedingt zur Verständnisklärung beigetragen. Auch
wäre es bestimmt verfehlt, jede Schülerin und jeden Schüler zum Ökonomen auszubilden.
Trotzdem gehört es heute einfach zur Allgemeinbildung, sich ein umfassendes Wissen über
die Grundkenntnisse der Wirtschaft anzueignen. Nicht zuletzt wird es auch bei der Suche
nach einem Ausbildungs- und Arbeitsplatz eine wichtige Hilfe sein, dieses Wissen vorweisen
zu können.
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1. Einleitung zu den Grundkenntnissen der Wirtschaft
Im Blickfeld aller weiterführenden Schulen sollte die Förderung des Wissens und des
Verständnisses von marktwirtschaftlichen Zusammenhängen stehen. Im beruflichen Alltag,
als Konsument, Steuerzahler oder als Schülerin und Schüler werden wir täglich mit
ökonomischen Dingen konfrontiert, ohne dass es uns bewusst wird. Sie beeinflussen unser
tägliches Leben und nur wer wirklich die Grundkenntnisse der Wirtschaft beherrscht, kann
sie auch verstehen und beurteilen. Zumal wirtschaftliche Zusammenhänge für die meisten
Menschen ein Buch mit sieben Siegeln sind, da sie mit vielen Fachbegriffen überfrachtet und
deshalb kaum verstanden werden. Zahlreiche ökonomische Fragen sind darüber hinaus nur
auf den zweiten Blick eindeutig zu beantworten. Vielmehr verlangen sie nach sehr
differenzierten Betrachtungsweisen, für die man eine Reihe von Erkenntnissen erwerben
muss. Den Weg dorthin aufzuzeigen und dabei den Schülerinnen und Schülern zu helfen die
Berufswahl zu erleichtern und sie auf das spätere Berufsleben vorzubereiten, ist Aufgabe
dieses Handbuchs. Hinzu kommt, dass in den einzelnen Bereichen dieses Handbuchs viele
Erfahrungen von Managern aus der Praxis einfließen, die das Ganze modifizieren und
optimieren.
2. Was ist Wirtschaft?
Auf einen kurzen Nenner gebracht, ist Wirtschaft zunächst der Inbegriff aller Einrichtungen
und planvollen Tätigkeiten, die für die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse zur Verfügung
stehen, also einer Kette von Faktoren:
Waren herstellen – Waren anbieten – einkaufen – verkaufen – Geld ausgeben – Waren
liefern – oder unterschiedliche Arbeiten und Dienstleistungen durchführen usw.
Darüber hinaus ist wirtschaftliches Handeln entscheidungsbestimmt, risikobehaftet,
gewinnorientiert und konfliktgeprägt.
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3. Was sind die Grundprobleme der Wirtschaft?
Eines der Hauptprobleme der Wirtschaft besteht in der Knappheit bzw. der Begrenzung aller
vorhandenen Ressourcen, die für die Bedürfnisse der Menschen zur Verfügung stehen. Das
ist vielleicht auf den ersten Blick schwer zu verstehen, aber dadurch zu erklären, dass die
Summe der Bedürfnisse, die Menschen täglich haben, stets größer ist, als die Mittel zu ihrer
Befriedigung. So können Einzelne zwar begrenzte Ressourcen durch Kooperationen
vermindern, die Knappheit als solche wird dadurch aber nicht beseitigt.
Menschen benötigen Güter, um zu existieren. Sie müssen essen, trinken (Biologische
Bedürfnisse), benötigen Kleidung und ein Dach über dem Kopf (Sicherheitsbedürfnisse). Sie
sehnen sich nach Zuneigung in Familien und Vereinen (Soziale Bedürfnisse), nach
Wertschätzung (Wertbedürfnisse), intellektuellen Herausforderungen (Intellektuelle
Bedürfnisse), Kunst (Ästhetische Bedürfnisse) und schließlich nach Selbstverwirklichung und
spiritueller Verwirklichung, also Transzendenz (s. Abb. 1).
Die dafür notwendigen Güter müssen jedoch erst produziert und bereitgestellt werden. Dazu
benötigt man menschliche Arbeitskraft, Roh- und Hilfsstoffe, Maschinen usw. Diese
Produktionsfaktoren kosten etwas, sie sind nicht frei verfügbar. Gleichzeitig sind die
menschlichen Bedürfnisse nicht einheitlich, sie entwickeln sich auch verschieden und sind
besonders von der Verfügbarkeit des Einkommens bestimmt. Dabei muss außerdem
festgehalten werden, dass die Bedürfnisse der Menschen unbegrenzt sind – ein Wunsch
gebiert stets einen Neuen.
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Transzendenz
Selbstverwirklichung
ästhetische
Bedürfnisse
intellektuelle
Bedürfnisse
Wertbedürfnisse
soziale Bedürfnisse
Sicherheitsbedürfnisse
biologische Bedürfnisse
Abb. 1: Bedürfnis-Pyramide nach Maslow
4. Die Hauptaufgaben der Wirtschaft
Die Hauptaufgaben der Wirtschaft bestehen aus:
1. Der Produktion bzw. Herstellung von Waren (Beschaffung)
2. Der Vermarktung bzw. Verteilung von Waren (Logistik)
3. Dem Konsum von Waren bzw. dem Verkauf (Verkauf)
4. Den gesamten Dienstleistungen
5. Dem Geld bzw. dem Kapital
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5. Wie funktioniert die Wirtschaft?
In der Hauptsache durch „Angebot und Nachfrage“.
Angebot
Angebot bezeichnet die Menge der Güter, die Erzeuger zu einem bestimmten Preis zu
produzieren bereit sind und dies auch können.
Nachfrage
Nachfrage ist die Menge an Gütern, die die Konsumenten zu einem bestimmten Preis kaufen
wollen. Man kann eine Nachfragetabelle erstellen, die die nachgefragte Menge zu allen
möglichen Preisen zeigt. Die Hauptkriterien für die Bereitschaft einen bestimmten Preis zu
bezahlen, sind typischerweise die Menge des Gutes, die Höhe des eigenen Einkommens,
persönlicher Geschmack, der Preis von Substitutionsgütern („Ersatz“) und komplementären
Gütern. Die Güter „Auto“ und „Benzin“ sind beispielsweise komplementär, da sie
voneinander abhängig sind und sich ihr Konsum gegenseitig verstärkt.
Preis
Angebot
Gleichgewichtspreis
Nachfrage
Umgesetzte Menge
Menge
Abb. 2: Verhältnis von Angebot und Nachfrage
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Bestimmung des Gleichgewichtspreises
Die Angebotslinie (Abb. 2) startet mit kleinem Angebot bei einem niedrigen Preis und wächst
mit steigendem Preis. Die Nachfragelinie startet mit einer kleinen Nachfrage bei einem
hohen Preis und nimmt mit fallendem Preis immer weiter an Menge zu. Wie an diesen zwei
Linien zu erkennen ist, gibt es immer mehr Anbieter und Ware je höher der verlangte Preis
ist. Umgekehrt steigt die Nachfrage, je niedriger der für die Ware verlangte Preis ist. Da die
Preiswünsche von Anbietern und Abnehmern gegenläufig sind, stellt sich auf dem Markt ein
Gleichgewicht an der Schnittstelle von Angebot und Nachfrage ein, die den
Gleichgewichtspreis und das Maximum des Umsatzes festlegt.
Veränderung der Nachfrage
Wenn mehr Leute ein bestimmtes Gut haben wollen, wird sich die nachgefragte Menge
erhöhen. Die Ursachen einer höheren Nachfrage können zum Beispiel eine neue Mode,
andere Lebensumstände oder höheres Einkommen sein. Infolge der höheren Nachfrage und
der damit verbundenen Rechtsverschiebung der Nachfragelinie steigt der
Gleichgewichtspreis und die umgesetzte Menge.
Wenn etwa mehr Menschen Kaffee kaufen wollen, werden die Anbieter zunächst den Preis
erhöhen können, da mehr Nachfrage als Angebot vorhanden ist. Als Folge der
Preiserhöhung werden weitere Anbieter hinzukommen oder bestehende Anbieter ihr
Angebot vergrößern, da es sich bei dem höheren Preis nun für sie lohnt. Durch diese
Reaktion des Marktes entsteht ein neues Marktgleichgewicht, mit neuem
Gleichgewichtspreis und neuer Umsatzmenge.
Wenn umgekehrt die Nachfrage sinkt, geschieht das Gegenteil. Die Nachfragekurve
verschiebt sich nach links, der Gleichgewichtspreis sinkt, und als Folge davon wird auch das
Angebot sinken.
Veränderung des Angebots
Ein steigendes Angebot drückt den Preis und erhöht die umgesetzte Menge. Bei sinkendem
Angebot steigt der Preis und sinkt die Menge.
Wenn beispielsweise ein verbessertes, kostengünstigeres Verfahren zum Weizenanbau
eingeführt wird, könnten mehr Anbieter für den gebotenen Preis Weizen verkaufen. Dies
führt unter Umständen zu einem Überangebot an Weizen. Um ihren ganzen Weizen
verkaufen zu können, müssen die Anbieter den Preis reduzieren. Dies führt dazu, dass der
Weizen für mehr Abnehmer, zum Beispiel für Bäcker, interessant wird, da diese damit
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günstigeres Brot herstellen können und ihrerseits mehr verkaufen können. In der Folge bildet
sich ein neues Gleichgewicht auf dem Weizenmarkt, mit einem niedrigeren
Gleichgewichtspreis und einem größeren Marktvolumen.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Marktgleichgewicht#Annahmen_und_Definitionen, Stand: 06.09.07
6. Die soziale Markwirtschaft als ordnungspolitisches
Leitbild
Es war Ludwig Erhard als damaliger Wirtschaftsminister des ersten deutschen
Bundeskanzlers Konrad Adenauer nach dem 2. Weltkrieg, der gegen viele Widerstände die
Soziale Marktwirtschaft als ordnungspolitisches Leitbild, im Gegensatz zu der damals
herrschenden Zwangswirtschaft, in Deutschland-West einführte. Er bezog sich dabei auf die
Idee des Wirtschaftsökonom Alfred Müller-Armack (1901–1978) aus Münster, der vorschlug,
eine Wirtschaftsordnung zu schaffen, die einerseits die Vorteile eines freien
marktwirtschaftlichen Prozesses nutzt, aber andererseits den negativen
Begleiterscheinungen entgegenwirkt und Ungerechtigkeiten vermeidet. Ludwig Erhard
verfolgte unbeirrt seine Politik mit dem Ziel: Wohlstand für alle zu erreichen. Der
Wiederaufbau der Deutschen Wirtschaft geht maßgeblich auf sein Wirken zurück. Die
Wirtschaft musste seiner Meinung aus den Fesseln der staatlichen Bevormundung gelöst
werden.
So besteht das Wesen der Sozialen Marktwirtschaft hauptsächlich darin, dass der
Wirtschaftsprozess, d. h. Produktion, Güter- und Einkommensverteilung nicht durch
obrigkeitlichen Zwang gelenkt wird, sondern innerhalb eines wirtschaftspolitisch gesetzten
Ordungsrahmens durch die Funktion freier Preise und den Motor eines freien
Leistungswettbewerbs selbständig gesteuert wird. Freiheit, Selbstverantwortung und
persönliche Initiative bei der Berufswahl, Erwerbstätigkeit und dem Konsum, die jedem als
Produzenten oder Verbraucher die Wahrnehmung der wirtschaftlichen Chancen eröffnen,
sowie eine leistungsbedingte Einkommensverteilung, sind die Antriebskräfte, die in der freien
Marktwirtschaft zu einem Höchstmaß an Produktion und einer Steigerung des Wohlstandes
der gesamten Bevölkerung führen.
Die Soziale Marktwirtschaft ist damit die Wirtschaftsordnung, die ein Maximum an
Produktivität, Wohlstandsmehrung und persönlicher Freiheit verbindet, aber gleichzeitig ein
vielgestaltetes System sozialen Schutzes, für die wirtschaftlich schwachen Schichten der
Bevölkerung.
Quelle: Ludwig Erhard (1962) „Deutsche Wirtschaftspolitik“, Düsseldorf, Econ, Seite 302
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Allerdings sehen heute viele Politiker die damals eingeführte Soziale Marktwirtschaft und die
von Ludwig Erhard darin betriebene Forderung nach einem sozialen Ausgleich,
fälschlicherweise als eine Umverteilung an. Unberücksichtigt bleibt dadurch, dass ein
wichtiges Element der sozialen Gerechtigkeit die Leistungsgerechtigkeit ist. Das was jemand
erhält, muss in einem vernünftigen Verhältnis zu seiner Leistungsbereitschaft stehen, immer
den ökonomischen Möglichkeiten Rechnung tragen und zugleich Eigeninitiative und
Eigenverantwortung fördern. Was viele Ökonomen und Wirtschaftswissenschaftler heute
anprangern, ist, dass der Sozialstaat bei uns im Laufe der Jahre immer mehr zu einem
Wohlfahrtsstaat geworden ist, der Menschen bevormundet und immer weniger
Gestaltungsmöglichkeiten zulässt. So gibt es unzählige Beispiele dafür, wie die angebliche
soziale staatliche Versorgung, die Selbsthilfe und Eigenvorsorge der Menschen ersetzt und
auch ihre Leistungsbereitschaft immer weiter zurückgedrängt hat. Ein deutliches Zeichen ist
allein die Höhe des Sozialbudgets, die rund ein Drittel all dessen beansprucht, was in
unserem Land erwirtschaftet wird.
So schreibt der frühere Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer in einem Aufsatz im
Handelsblatt 2002: „Die staatliche Umverteilung hat aus der Sozialen Marktwirtschaft
beinahe eine halbe Planwirtschaft gemacht“.
Quelle: Handelsblatt Nr. 102 vom 31.05.02
Marktwirtschaftler warnen vor dem Wahn des Versorgungsstaates, an dessen Ende der
soziale Untertan und nicht der eigenverantwortliche Bürger steht. Dass die Soziale
Marktwirtschaft solidarisch mit denen sein muss, die sich nicht selbst helfen können, steht
dabei außer Zweifel. Es kann aber nicht die sozialstaatliche Aufgabe sein, Versorgung für
alle zu gewährleisten und jedes denkbare Risiko für jeden Personenkreis abzudecken. Das
ist falsch verstandene Solidarität, die der wirtschaftlichen Entwicklung und damit letztlich
allen schadet. Sozialstaatliche Umverteilung muss sich auf die wirklich Hilfsbedürftigen
konzentrieren. Die elementarste Form des Sozialen liegt in der Sozialen Marktwirtschaft aber
darin, jedermann die Chance zu eröffnen, aus eigener Kraft am Wohlstand teilzunehmen. Es
besteht derzeit die Gefahr, an einer Inflation der Ansprüche gegenüber dem Staat zu
scheitern.
7. Warum sind die Reichen reich – und die Armen arm?
Einkommen und Besitz verteilen sich in unserer Gesellschaft sehr uneinheitlich. Teile der
Bevölkerung gelten als vermögend, während andere von Armut betroffen sind. Zum Beispiel
haben Menschen mit Vermögen oder mit einem hohen Einkommen weniger Probleme das
tägliche Leben zu meistern. Sie brauchen sich z. B. um die einfachen materiellen Dinge des
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Lebens kaum Sorgen zu machen. Sie stammen vorwiegend aus der sogenannten Mittelbzw. Oberschicht der Gesellschaft und haben allein schon wegen ihrer hohen Bildung, der
sozialen Beziehungen in der Familie und im Freundeskreis eine große Verfügbarkeit von
Gütern, die sich auch leicht vergrößern lassen.
Warum sind dagegen die Armen arm – und worin liegen die Gründe für ihre Armut?
Zunächst muss einmal festgehalten werden, dass es in unserem Land keine echte Armut
gibt, wie sie in den Entwicklungsländern von Afrika, Asien oder Südamerika herrscht,
sondern nur eine relative Armut. Die Menschen, die in Deutschland in Not geraten, werden
von unserem sozialen Netz aufgefangen und versorgt. Trotzdem muss man einen Hartz IVEmpfänger, der seine Arbeitsstelle verloren hat und nur mit € 347,- im Monat auskommen
muss, als arm bezeichnen.
Darüber hinaus gibt es viele Familien, die mit einem sehr geringen Einkommen zu kämpfen
haben und mit den Problemen wie sie satt werden sollen, die Miete bezahlen oder die
notwendige Kleidung beschaffen sollen, überfordert sind.
Was sind also die Gründe für ihre Armut?
Im Wesentlichen gibt es für die in unserem Land bestehende Armut, die hauptsächlich durch
ein sehr niedriges und unregelmäßiges Einkommen hervorgerufen wird, drei Hauptursachen:
1. Eine unzureichende Schul- und Berufsausbildung führt vielfach in niedrig entlohnte
und von hoher Arbeitslosigkeit betroffene Arbeitsplätze und Gelegenheitsarbeit.
2. Folgen von großen Gesundheitsschäden oder bereits bestehenden starken
Behinderungen führen dazu, dass viele gut entlohnte, aber körperlich anstrengende
Tätigkeiten nicht ausgeübt werden können.
3. Menschen mit großen Anpassungsschwierigkeiten, die z. T. mit extremen
Lernunvermögen, Aggressivität und Null Bock Mentalität ausgestattet sind.
Die Folgen davon sind:
-
keine Berufsausbildung
-
keine gut entlohnte Arbeit
-
keinen sicheren Arbeitsplatz
-
keine ausreichende Alterssicherung
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Dazu kommt noch, dass sich diese Menschen vielfach minderwertig und als Außenseiter der
Gesellschaft fühlen.
Welches Fazit lässt sich aus diesen gesamten Aussagen ziehen?
Das Fazit kann nur lauten:
Bildung – Bildung – Bildung
Abb. 3: Bildung
Bildung ist der Grundpfeiler für den Start ins Berufsleben. Eine Ausbildung und die
kontinuierliche und systematische Weiterbildung ist der Schlüssel für ein zufriedenes und
erfolgreiches Berufsleben und verhindert Armut und Ausgrenzung.
Besonders die Kenntnisse über die Wirtschaft bieten eine gute Möglichkeit sich zu
profilieren. Ökonomische Kenntnisse haben aber auch einen weiteren Nutzeffekt, sie helfen,
sich bei der Fülle der wirtschaftlichen Erscheinungen besser orientieren zu können.
Sicher ist es heute für viele Schülerinnen und Schüler, aber auch für den einzelnen
Konsumenten schwer und verwirrend, das Marktgeschehen zu verfolgen und zu verstehen.
Gerade die Globalisierung hat dabei völlig neue Erkenntnisse geschaffen.
Trotzdem gehört es heute zur Allgemeinbildung, sich ein umfassendes Wissen über die
Grundkenntnisse der Wirtschaft anzueignen. Nicht zuletzt wird es bei der Suche nach einem
Ausbildungs- und Arbeitsplatz eine wichtige Hilfe sein, dieses Wissen vorweisen zu können.
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8. Unternehmen im Wirtschaftskreislauf
Mit Hilfe des Wirtschaftskreislaufs lässt sich die Einordnung des Unternehmens in die
Volkswirtschaft vornehmen und der Begriff des Unternehmens näher bestimmen.
Unternehmen sind alle Institutionen, die vorwiegend Waren produzieren und/oder
Dienstleistungen bereitstellen und damit Einkommen erzielen wollen.
Sie müssen:
1. Die Produktionsfaktoren (Arbeit – Betriebsmittel – Werkstoffe) kombinieren,
2. dabei das wirtschaftliche Prinzip und
3. das finanzielle Gleichgewicht beachten.
Dabei muss jedes Unternehmen ein Programm haben:
•
Welche Produkte und/oder Dienstleistungen,
•
in welcher Vielfalt,
•
in welchem Umfang,
•
in welcher Qualität,
•
mit welcher Technologie,
•
innerhalb welcher Arbeitsabläufe und
•
mit welchen Zielen
produziert werden sollen.
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Wirtschaftskreislauf
Transfer
Steuer
Staat
Subventionen
Konsumgüter
Arbeitseinkommen
Steuer
Haushalte
Arbeitsleistung
Unternehmen
Import
Export
Ausland
Abb. 4 Einfaches Modell eines Wirtschaftskreislaufs
9. Was ist Globalisierung?
Globalisierung ist ein Riesenvorteil, für die Funktionsfähigkeit der Märkte und der
internationalen Wirtschaftsbeziehungen, während andere befürchten, dass die Schere
zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht. Dabei würden viele sozialstaatliche
Errungenschaften geopfert und immer weniger Großkonzerne Macht ausüben können und
kleinere Unternehmen geschluckt würden. Hierbei handelt es sich um einen dynamischen
Prozess, der einfach nicht aufzuhalten ist und alle staatlichen Grenzen überwindet. In
wirtschaftlicher Hinsicht geht es um die Beschleunigung der Verflechtung globaler Märkte für
Güter, Dienstleistungen und Kapital und das Zusammenwachsen von Unternehmen und
Märkten.
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10. Warum gründet jemand ein Unternehmen?
Der Unternehmer ist ein Impulsgeber, der neue Ideen aufgreift, durchsetzt und damit neue
Strukturen schafft. So kommt es zur Gründung eines Unternehmens, wenn beispielsweise
folgende Voraussetzungen vorhanden sind:
•
Jemand hat eine Vision – eine Idee
•
Jemand hat eine Erfindung gemacht und will diese umsetzen
•
Jemand möchte sein eigener Chef sein
•
Jemand sieht eine Lücke in der Angebotspalette
•
Jemand übt eine Tätigkeit aus, die andere nicht leicht kopieren können
Bei der Gründung eines Unternehmens sind viele Faktoren zu beachten. Mit Hilfe von
Leitfragen kann man sich aber durch den Existenzgründungsdschungel hindurcharbeiten. Im
ersten Schritt geht es aber zunächst um grundlegende Überlegungen, die vor der
eigentlichen Gründung angestellt werden sollten. An deren Ende kann auch die Erkenntnis
stehen, dass die Gründung lieber unterlassen werden sollte.
Wenn der Entschluss, ein Unternehmen zu gründen, nach dieser ersten Überlegung
bestehen bleibt, steht jetzt die Planung des Unternehmens an, von deren Genauigkeit Erfolg
oder Misserfolg entscheidend abhängt.
Zu den grundlegenden Überlegungen gehört, sich klar zu werden, welche Aufgaben und
Hauptziele ein Unternehmen hat.
Deshalb sollte man sich, wenn man ein Unternehmen gründen will, folgende Fragen
unbedingt stellen:
•
Eigne ich mich als Unternehmer?
•
Womit will ich den Markt erobern?
•
Welche Ziele verfolge ich?
•
Welche Gründe könnte es geben, dass das Unternehmen scheitert?
•
Wie hoch werden die Kosten und die Erlöse sein?
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•
Habe ich Rücklagen für Notfälle?
•
Welchen Gewinn erwarte ich?
•
Welchen Standort plane ich?
•
Welches Kapital benötige ich?
Als Unternehmer sind die folgenden Eigenschaften notwendige Qualifikationen:
•
Organisationstalent
•
Leistungsbereitschaft
•
Überzeugungskraft
•
Ausdauer
•
und der Glaube an den Erfolg.
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11. Was sind die Hauptziele eines Unternehmens?
Ein Unternehmen muss auf dem Markt erfolgreich sein. Deshalb stellen sich zunächst
folgende Fragen:
•
Was soll produziert werden?
•
Wie soll produziert werden?
•
Für wen soll produziert werden?
Dies entspricht: Beschaffung – Produktion – Absatz (s. Abb. 5)
Erfolg ist, wenn der Kunde zurückkommt und nicht die Ware!
Abb. 5: Erfolgreiches Geschäftskonzept
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Die eigentlichen Ziele sind danach:
•
Einen Gewinn zu erzielen (Cashflow)
•
den Umsatz zu erhöhen
•
die Marktanteile zu vergrößern
•
Arbeitsplätze zu schaffen
•
die Produktion zu steigern
•
die Produktionskosten zu senken
•
die Rohstoffe für die Produktion umweltfreundlich einzusetzen
•
die Arbeitskräfte effizient einzusetzen
•
neue Produkte zu finden (zu erfinden)
•
die Kunden bestmöglich zu bedienen und zufrieden zu stellen
•
gute Arbeitsbedingungen zu bieten
•
die Leistungsbereitschaft und Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu
fördern
•
ausreichende und leistungsgerechte Einkommen zu zahlen,
•
und daran denken: nur der kunde zahlt das Gehalt!
12. Die Unternehmensgründung
Nachdem die grundlegenden Überlegungen bei der Gründungsvorstellung durchgeführt
wurden, folgt die eigentliche Planung der Unternehmensgründung mit dem Entwurf eines
Unternehmenskonzepts. Es beginnt mit der Geschäftsidee und umfasst alles, was auf dem
Weg zur Unternehmensgründung berücksichtigt werden sollte.
Die Geschäftsidee
•
Welche Produkte oder Dienstleistungen sollen angeboten werden?
•
Welchen Nutzen hat das Angebot?
•
Wie hoch sind die Kosten und Erlöse?
Die Marktanalyse
•
Welche Nachfrage besteht für das Produkt oder muss dafür erst geworben werden?
•
Wie groß ist der Markt dafür?
•
Wie wird sich die Nachfrage entwickeln?
•
Welche Kundengruppen sollen angesprochen werden?
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Die Branchenanalyse
•
Ist der Mitbewerber bekannt?
•
Was wird besser gemacht als bei der Konkurrenz?
Die Standortanalyse
•
Gibt es genügend Kunden am Standort?
•
Wie sieht die Verkehrsanbindung am Standort aus?
•
Wie hoch sind die Preise für Büroräume und Gewerbeflächen?
Die Rentabilitätsvorschau
•
Werden mit dem Unternehmen auch ausreichende Gewinne erzielt werden können?
•
Wie hoch sind die Kosten und Erlöse?
Die Finanzierung
•
Ist der Kapitalbedarf ermittelt worden?
•
Wie kann das nötige Startkapital beschafft werden?
•
Können öffentliche Fördermittel beantragt werden?
•
Steht Eigenkapital zur Verfügung?
Das Personal
•
Wie viele Mitarbeiter braucht das Unternehmen?
•
Mit welcher Qualifikation?
•
Wer übernimmt welche Aufgabe im Unternehmen?
Steuern – Anmeldung bei Behörden
•
Welche Steuern und Abgaben sind zu entrichten, welche Anmeldungen und wo
müssen sie erfolgen?
13. Was bedeutet es selbstständig zu sein?
Was sind die Vor- und Nachteile einer Selbständigkeit gegenüber einem
Angestelltenverhältnis? Folgende Vorteile lassen sich zwar benennen, diesen stehen aber
ebenso gewichtige Nachteile gegenüber. Deshalb sollte der Schritt in die Selbständigkeit
wohl geplant und überlegt sein.
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Vorteile:
•
Entscheidungsfreiheit
•
Verwirklichung eigener Ideen
•
Hobby zum Beruf machen
•
Freie Arbeitseinteilung
•
Größere Verdienstmöglichkeiten
Nachteile:
•
Wenig Freizeit
•
Große Verantwortung
•
Wirtschaftliches und finanzielles Risiko
•
Stress
•
Kein geregeltes Einkommen
14. Die Funktionen und Aufgaben der
Unternehmensführung
Unternehmen können ihre Zielsetzung nur erreichen, wenn ihre vielfältigen Tätigkeiten
zielgerichtet und koordiniert ablaufen können. Dazu benötigt man ein funktionierendes
Management, das die Steuerung aller notwendigen Aufgaben übernimmt. Das umschließt
alles, was im Hinblick auf die Unternehmensziele, die Kombination der menschlichen
Arbeitkraft mit den Betriebsmitteln zu planen, zu organisieren und zu kontrollieren ist.
15. Die Aufgaben einer Unternehmensführung
Da sich fast alle Unternehmen heute in einem starken Wettbewerb befinden, müssen immer
wieder neue Produkte, neue Organisationsformen und neue Marktstrategien umgesetzt
werden. Dies kann nicht von einer Person allein geleistet werden. Deshalb gehören zu einer
Unternehmensführung eine Reihe von Managern, die Verantwortung übernehmen. So muss
im Management darüber nachgedacht werden, wie Aufgaben dezentralisiert werden können,
damit ein Delegieren von Verantwortung möglich wird. Das kann nur gelingen, wenn sich
diese Menschen mit dem Unternehmen und ihren Aufgaben voll identifizieren.
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Drei Aufgabenbereiche sind dabei besonders zu unterscheiden:
•
Unternehmensgestaltung
•
Unternehmenslenkung
•
Unternehmensentwicklung
Für eine motivierende Unternehmensführung gelten deshalb folgende Kriterien:
•
Es muss Klarheit über die Zielsetzung des Unternehmens und über die Organisation
bestehen.
•
Ein gutes Unternehmensklima sollte gepflegt werden.
•
Ein kooperativer Führungsstil sollte angewendet werden.
•
Es muss eine größtmögliche Übereinstimmung zwischen den Unternehmenszielen
und denen der Mitarbeiter geben.
•
Es ist Selbständigkeit und ein operativer Freiraum für den Einzelnen zu gewährleisten
und ein geregeltes Entlohnungssystem anzuwenden.
Bei den Führungsaufgaben gilt es fünf Kriterien nachzugehen:
•
Ziele aufstellen (Bekannt ist die Aussage von Mark Twain: Wer nicht weiß wohin er
will, muss sich nicht wundern, dass er ganz woanders ankommt.)
•
Organisation für alle Verantwortungsbereiche durchführen
•
Entscheidungen herbeiführen (Führungskräfte entscheiden)
•
Kontrollen durchführen (Das ist zwar wenig beliebt, aber unbedingt notwendig.)
•
Menschen führen (Es gehört zu den wichtigsten Manageraufgaben, Mitarbeiter zu
führen und zu fördern.) und motivieren.
Leider sind in der letzten Zeit einige Spitzenmanager von größeren Aktiengesellschaften ins
Gerede gekommen, dass sie sich dem Shareholder-Value d. h. dem Marktwert des sich auf
die Aktionäre aufteilenden Eigenkapitals eines Unternehmens mehr verpflichtet sehen, als
den eigenen Mitarbeitern und der Gesellschaft.
Von einer Führungskraft in einem Unternehmen wird u.a. folgendes erwartet::
•
Eine gute Schulbildung und Ausbildung sowie die Bereitschaft sich permanent
fortzubilden
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•
Übernahme von Verantwortung
•
Glaube an sich selbst
•
Motivation von Mitarbeitern
•
Engagement
•
Konflikte meistern können
•
Im Stress den Überblick nicht verlieren
•
Organisieren und planen können
•
Verlässlich und entscheidungsfreudig sein
•
Kommunikativ sein und
•
Kunden und Mitarbeiter überzeugen können
Wohl überlegt sollte die Rechtsform des zu gründenden Unternehmens sein, dabei sind
folgende Rechtsformen zu unterscheiden:
e.K. – Eingetragene Kauffrau (e.Kfr.), eingetragener Kaufmann (e.kfm.) ≙
Einzelunternehmen
Hier ist der Inhaber allein für alles verantwortlich.
GmbH – Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Es gibt dabei die Möglichkeit eine Einzel-GmbH oder, was die Regel ist, mit mehreren
Teilnehmern und mit deren Kapital das Unternehmen zu gründen. Der Vorteil liegt darin,
dass das Verlustrisiko begrenzt ist, da jeder Teilnehmer nur mit der festgesetzten Einlage
haftet. Die Kapitaleinlage bei einer GmbH beträgt € 25.000,-.
GbR – Gesellschaft bürgerlichen Rechts
Bedarf nur des gesprochenen Wortes mit dem zwei oder mehrere Personen sich zur
gemeinsamen Führung eines beabsichtigten Geschäftes verabreden.
OHG – Offene Handelsgesellschaft
Diese Möglichkeit bietet sich an, wenn die Gründungsgesellschafter gemeinsam im
Unternehmen arbeiten wollen, ein hohes Vertrauensverhältnis besteht. Die Gesellschafter
haften hier jedoch persönlich mit ihrem gesamten Vermögen für alle Verbindlichkeiten der
Gesellschaft.
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KG – Kommanditgesellschaft
Bei der KG haftet nur eine Person, nämlich der Komplementär mit seinem ganzen
Vermögen. Die Kommanditisten haben nur die festgesetzte Einlage zu erbringen. Soweit sie
diese geleistet haben, haften sie den Gläubigern der Gesellschaft gegenüber nicht mehr.
AG – Aktiengesellschaft
Hier ist ein Mindestkapital von € 50.000,- notwendig, um die Gesellschaft zu gründen.
Die AG wird gegründet um Mittel für ein bestimmtes Vorhaben zu erhalten. Das geschieht
durch den Verkauf von Aktien oder Anteilscheinen an eine Vielzahl von Personen. Die
Kapitalgrundausstattung ist somit gesichert. Ein weiteres unverkennbares Wesensmerkmal
der AG ist ihr strikter dreigliedriger Aufbau. An der Spitze steht der Vorstand, der die
Geschäfte der Aktiengesellschaft leitet und sie nach außen vertritt. Der Vorstand wird
gewählt und kontrolliert vom Aufsichtsrat, der dafür sorgen muss, dass der Vorstand die
Geschäfte der Gesellschaft wirtschaftlich gut führt.
Der Aufsichtsrat wird in der Hauptversammlung von allen Aktionären gewählt. In der
Hauptversammlung werden alle wichtigen Entscheidungen, für die Gesellschaft getroffen.
Der Vorstand muss mindestens aus einer Person bestehen (besser aus mehreren), der
Aufsichtsrat mindestens aus drei Mitgliedern. Einmal im Jahr ist eine ordentliche
Hauptversammlung einzuberufen, an der alle Aktionäre teilnehmen sollten. Der Vorstand ist
dabei verpflichtet, den aufgestellten Jahresabschluss und die aktuellen Unternehmensziele
zu erläutern.
Der Jahresabschluss besteht aus:
•
der Bilanz
•
dem Gewinn- / Verlustrechnung
•
dem Lagebericht
Die Gewinnverteilung
Als erstes gilt es, zunächst die Gläubiger zu befriedigen. D. h. jeder Aktionär erhält durch
den Vorstand den Wert, der in seinem Besitz befindlichen Aktie, durch Vorlage eingezahlt (d.
h. der Wert kann auch evtl. unter dem Listenpreis liegen).
Für eine AG ist entscheidend, dass es eine strikte Trennung zwischen dem Vorstand der
Aktiengesellschaft und den Aktionären gibt. Die Hauptversammlung (der Aktionäre)
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•
beschließt die Gewinnverwendung,
•
die Entlastung des Vorstandes und Aufsichtsrates,
•
die Wahl des Abschlussprüfers, sowie über Kapitalerhöhungen und sonstige
Satzungsänderungen.
Auf das Tagesgeschäft der Gesellschaft haben Aktionäre und Hauptversammlung so gut wie
keinen Einfluss, d. h.
•
der Vorstand bestimmt,
•
der Aufsichtsrat kontrolliert und
•
die Hauptversammlung legt die Grundlagen der Gesellschaft fest.
16. Marketing – Marktforschung
Marketing hat insbesondere in der Marktwirtschaft eine herausragende Funktion. So wird sie
immer ihre Ziele im Zusammenhang zu den generellen Unternehmenszielen, wie Gewinne,
Rentabilität und Produktqualität setzen. Auch beeinflusst das Markting besonders das
Kundenverhalten, damit Produkte und Dienstleistungen gekauft werden.
Es ist wichtig, dass alle Prozesse in der Marketingstrategie vom Kundengedanken
ausgehen.
Was will der Kunde? Und wie können wir ihn überzeugen unsere Produkte zu kaufen?
Dabei sollten immer beide Parteien, Anbieter und Abnehmer ihre Bedürfnisse befriedigen
können. Die Marketingstrategie geht dabei von fünf entscheidenden Faktorengruppen aus:
1. Die Produktstrategie:
Produkt- und Packungsgestaltung – Form – Funktion – Farbe – Preis
2. Kommunikationsstrategie:
Werbung – Verkaufsförderung – Public-Relations
3. Distributionsstrategie:
Absatz – Verkäufereinsatz – Vertriebspartner – Kooperationspartner – persönliche
Betreuung
4. Konditionsstrategie
Preis- und Rabattgestaltung
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5. Verbraucherinformation:
Plakate – Anzeigen – Flugblätter – Schaufenster – Internet – TV-Spots
17. Der Organisationsplan eines Unternehmens – Wer
macht was?
Bei der Herstellung von Gütern sind in einem Unternehmen viele Tätigkeiten aufeinander
abzustimmen. Daher müssen allgemeingültige Regeln für die Zusammenarbeit gefunden
werden, nach denen sich jeder Mitarbeiter zu richten hat, d. h. die Arbeit muss organisiert
werden.
Die Betriebsorganisation dient vor allem dazu, Aufgaben und Verantwortung sinnvoll zu
bestimmen, Zuständigkeiten festzulegen, d. h. auch wer für bestimmte Aufgaben die
Verantwortung trägt, sowie Arbeitsabläufe zu regeln. Ebenso ist es notwendig, darauf zu
achten, dass jede Arbeit möglichst mit dem geringsten Aufwand erbracht wird.
Im Einzelnen sind in der Ablauforganisation festgelegt:
•
Die Art der Tätigkeit
•
Die Reihenfolge der Arbeitsgänge
•
Die ausführende Stelle
•
Die Arbeitsmittel und die organisatorischen Hilfsmittel
Dabei ist darauf zu achten, dass durch eine klare Beschreibung nur notwendige
Arbeitsgänge ausgeführt werden und Doppelarbeit und Leerlauf vermieden werden.
Die Aufbau- und Ablauforganisation legt weiterhin das Kompetenz- und
Kommunikationsgefüge eines Betriebes fest. Beim Aufbau eines solchen wird deshalb eine
Stellen- und Leistungsbeschreibung festgelegt. Seinen Niederschlag findet es in einem
sogenannten Stellenplan. Wichtig ist die Frage der Entscheidungsdelegation.
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Geschäftsführer
Sekretariat
Produktionsleiter
Schichtführer
Lagerleiter
Produktiosarbeiter
Lagerarbeiter
Verwaltungsleiter
Qualitätskontrolle
Verkaufsleiter
Buchhaltung
Marketing
Koordinator
EDV
Verkäufer
Auslief-Fahrer
VL-Assistent
Merchandiser
Telefon-Verkauf
Rechnungskontrolle
Empfang
Abb. 6: Organigramm
18. Die Abteilungen eines Unternehmens
Jeder Betrieb, der Güter und Dienstleistungen erstellt, hat immer wiederkehrende Aufgaben
zu erledigen:
•
Er muss die betrieblichen Produktionsfaktoren, d. h. Arbeitskräfte, Rohstoffe, Kapital,
Maschinen usw. beschaffen.
•
Er muss Güter und/oder Dienstleistungen produzieren.
•
Diese müssen verkauft und abgesetzt werden.
Die leistungswirtschaftlichen Funktionen eines Betriebes sind somit:
Beschaffung – Produktion – Absatz
Beim Industriebetrieb sind alle drei Funktionen vorhanden.
Beim Warenhandelsbetrieb oder bei Banken und Versicherungen entfällt die Funktion der
Produktion.
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Die Beschaffung
Die Beschaffung ist die erste betriebswirtschaftliche Funktion. Zu beschaffen sind:
•
Menschliche Arbeitskräfte (auch das Knowhow der Arbeitskräfte)
•
Finanzmittel
•
Werkstoffe und Betriebsmittel
Für die Bereitstellung dieser Mittel sind in jedem Unternehmen mindestens drei verschiedene
Beschaffungsstellen vorhanden:
•
Die Personalabteilung für die Einstellung von Arbeitskräften
•
Die Finanzabteilung für den Kapital- und Kreditverkehr und für alle Zahlungsein- und
-ausgänge
•
Die Einkaufsabteilung für die Beschaffung von Werkstoffen und Betriebsstoffen
einschließlich aller Materialien und Maschinen.
Die Produktion
Bei der Produktion von Gütern sind folgende Planungsstufen vorgeschaltet:
•
Planung des Produktionsprogramms
•
Planung des Fertigungsablaufs
•
Planung der Bereitstellung der benötigten Produktionsfaktoren
Im Hinblick auf die Produktions- bzw. Fertigungsverfahren sollen hier nur zwei individuelle
Fertigungsverfahren kurz skizziert werden:
•
Die Werkstattfertigung
•
Die Fließbandfertigung
Die Werkstattfertigung ist nur für Einzelstücke oder nur kleine Serien geeignet. Bei der
Fließbandfertigung werden die Arbeitsplätze und Maschinen so hintereinander in eine feste
Anordnung gebracht, dass die für die Produktion des Produktes erforderlichen Arbeitsgänge
in einem bestimmten Zeittakt aufeinander folgen.
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Der Absatz (Verkauf)
Die zeitlich letzte Phase des Betriebs- und Leistungsprozesses wird als Absatz bezeichnet.
Ein Unternehmen kann nur dann überleben, wenn es für die Produkte und Dienstleistungen
auf dem Markt auch Abnehmer findet.
Abnehmer findet es dann, wenn:
•
für die Leistungen Bedürfnisse vorhanden sind oder geweckt werden können,
•
die angebotenen Leistungen die Bedürfnisse befriedigen können und
•
die Abnehmer die nötigen Geldmittel besitzen.
Zum Absatz gehört der Verkauf, der ein wichtiges Segment des Marketings ist.
Zum Verkauf gehören:
Angebot – Akquisition – Kommunikation – Information – Präsentation und Service
Die Wege zum Verbraucher können verschieden sein:
•
Der persönliche Weg geht vom Verkäufer zum Kunden
•
Direktmarketing (schriftlich, Printmedien)
•
Elektronische Medien (TV – Internet)
•
Versandhandel – Kataloge – Telefon – Fax und Automaten
19. Die Erwartungen der Betriebe an die Schulabgänger
Durch die zunehmende Internationalisierung der Wirtschaft sind immer mehr international
denkende und operierende Mitarbeiter gefragt. Dazu kommt noch, dass man sich darauf
einstellen muss, dass alle Tätigkeiten sich ständig verändern. Was man heute lernt, ist
vielleicht morgen oder übermorgen nicht mehr aktuell. Jeder junge Mensch muss sich heute
darauf einstellen, dass sich sein Berufsleben mehrmals völlig verändert. Dazu gehört neben
dem Wechsel des Unternehmens auch der Wechsel von Vollzeit- zum Teilzeitjob, vom
Angestellten zum Selbständigen oder gar ein kompletter Berufswechsel. Der Schlüssel zum
Erfolg, ist daher die Anpassungsfähigkeit. So ist es auch wichtig, ständig den Markt zu
beobachten, um sich rechtzeitig auf Veränderungen einzustellen. Aber zunächst erwarten die
Unternehmen von den Berufsanfängern:
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•
eine 100%ige Leistungsbereitschaft
•
eine gute Einstellung zur Arbeit
•
eine flexible Anpassung an die Gegebenheiten im Betrieb
•
Zuverlässigkeit
•
Pünktlichkeit
•
Verantwortungsbewusstsein
•
Konzentrationsfähigkeit
•
Teamfähigkeit
•
Initiative
•
selbständiges Lernen
•
planvolles Arbeiten
•
Kreativität
•
Motivation
•
Belastbarkeit
•
Mobilität
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Schlusswort und Ansprechpartner
Mit dem vorliegenden Handbuch ökonomische Grundbildung wird ein erster Einblick in die
Zusammenhänge der Wirtschaft vermittelt. Sollten Sie weiteres Interesse an diesem Thema
haben, steht Ihnen gerne Frau Kühn zur Verfügung:
Industrie- und Handelskammer
Mittlerer Niederrhein
Margarethe Kühn
Bismarckstraße 109
41061 Mönchengladbach
Telefon: 02161 - 241 111
Frau Kühn nennt Ihnen einen kompetenten Ansprechpartner.
Sollten Sie Interesse an einem Workshop für Schülergruppen und/oder das Kollegium
haben, hilft Ihnen Frau Kühn auch diesbezüglich gerne weiter.
Weitere interessante Schriftenreihen zum Thema Schule/Wirtschaft sind unter den folgenden
Titeln erschienen und werden Ihnen gerne zur Verfügung gestellt:
Schriftenreihen zur Thema Schule/Wirtschaft:
Nr. 75/2002 – Schulen am Mittleren Niederrhein – Fit für den Wettbewerb?
Nr. 97/2005 – Schule-Wirtschaft – Perspektiven am Mittleren Niederrhein
Nr. 108/2006 – Potenzial-Entdeckungsreise: Ein Unterrichtskonzept zur Berufsorientierung
für die 8. Jahrgangsstufe (incl. CD) – 10.00 € Schutzgebühr
Nr. 111/2006 – Handbuch zur Durchführung und Gestaltung von Schülerfirmen
Nr. 113/2206 – Mobiler Berufserprobungsparcours Praktische Erprobung der beruflichen
Potenziale, Stärken und Fähigkeiten in der achten Jahrgangsstufe (incl. CD) –
10,00 € Schutzgebühr
Handbuch ökonomische Grundbildung
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Bisher erschienen in der IHK-Schriftenreihe die folgenden Ausgaben:
Nr. 113/2006
Mobiler Berufserprobungsparcours - Praktische Erprobung der beruflichen Potenziale,
Stärken und Fähigkeiten in der achten Jahrgangsstufe
Nr. 112/2007
Gewerblicher Mietspiegel für den IHK Bezirk Mittlerer Niederrhein, 9. Aufl.
Nr. 111/2006
Handbuch zur Durchführung und Gestaltung von Schülerfirmen
Nr. 110/2006
Standortanalyse Brüggen
Nr. 109/2006
Demographie und Einzelhandelsentwicklung
Nr. 108/2006
Potenzial-Entdeckungsreise: Ein Unterrichtskonzept für Berufsorientierung
für die 8. Jahrgangsstufe (incl. CD)
Nr. 107/2006
Standortanalyse Grefrath
Nr. 106/2006
Bevölkerungsprognosen für die Gemeinden des Kreises Viersen
Nr. 105/2006
Bevölkerungsprognosen für die Gemeinden des Rhein-Kreises Neuss
Nr. 104/2006
Gewerblicher Mietspiegel für den IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein, 8. Aufl.
Nr. 103/2006
Konjunktur zum Jahresbeginn 2006
Nr. 102/2005
Konjunkturbericht zum Spätsommer 2005
Nr. 101/2005
Demographischer Wandel am Niederrhein
Nr. 100/2005
Standort Kreis Viersen: Wirtschaftsstruktur und Standortqualität
Nr. 99/2005
Standort Rhein-Kreis Neuss: Wirtschaftsstruktur und Standortqualität
Nr. 98/2005
Konjunkturbericht zum Jahresbeginn 2005
Nr. 97/2005
Schule-Wirtschaft – Perspektiven am Mittleren Niederrhein
Nr. 96/2005
Standort Krefeld: Wirtschaftsstruktur und Standortqualität
Nr. 95/2005
Standort Mönchengladbach: Wirtschaftsstruktur und Standortqualität
Nr. 94/2005
Gewerblicher Mietspiegel für den IHK Bezirk Mittlerer Niederrhein, 7. Aufl.
Nr. 93/2004
Konjunkturbericht zum Spätsommer 2004
Nr. 92/2004
Standortinitiative RHEIN LINKS. Projektbeschreibungen
Nr. 91/2004
Region Mittlerer Niederrhein: Produkte und Infrastruktur
Nr. 90/2004
Region Mittlerer Niederrhein: Erfinder und Erfindungen
Nr. 89/2004
Region Mittlerer Niederrhein: Kultur und Freizeit
Nr. 88/2004
Region Mittlerer Niederrhein: Bildung und Ausbildung
Nr. 87/2004
Region Mittlerer Niederrhein: Wirtschaftsstruktur und Standortqualität
Nr. 86/2004
Konjunkturbericht zum Jahresbeginn 2004
Nr. 85/2003
Gewerblicher Mietspiegel für den IHK Bezirk Mittlerer Niederrhein
Nr. 84/2003
Standortanalyse Korschenbroich
Nr. 83/2003
Konjunkturbericht zum Spätsommer 2003
Nr. 82/2003
Konjunkturbericht zum Jahresbeginn 2003
Nr. 81/2002
Gewerblicher Mietspiegel für den IHK Bezirk Mittlerer Niederrhein
Nr. 80/2002
Standortanalyse Jüchen
Handbuch ökonomische Grundbildung
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