Märkte 1 Ökonomische Marktmodelle Vorrätige Konsumgüter – mannigfaltige Warenvielfalt SB-Warenhaus: 40.000 unterschiedliche Artikel 350 Käsesorten, 400 Wurstsorten, 600 Weine Deutschland: 57.000 Geschäfte im Lebensmitteleinzelhandel 125 Mrd. € Umsatz Dynamischer Sortimentswechsel Märkte als Lösung des Knappheitsproblems Märkte als Lösung des Koordinationsproblems zwischen Angebot und Nachfrage Multilaterales Kooperationswunder Espresso 2 Je arbeitsteiliger und spezialisierter eine Wirtschaft ist, desto komplizierter ist die Koordination der vielen Millionen Handlungen Koordination der Pläne von einer Vielzahl von Anbietern und Konsumenten Standardökonomische Lösung: Marktmechanismus Idealmodell des Marktmechanismus 3 Markt: dezentral und wettbewerblich organisiertes System Koordinationsmechanismus: Preise Autonome Erstellung von Produktions- bzw. Konsumplänen Markt: der ökonomische Ort, an dem Angebot und Nachfrage für ein Gut x punktuell zusammentreffen – Preisbildung Annahmen: Keine sozialen Beziehungen, keine Bindungen und keine dauerhafte Zusammenarbeit zwischen den Akteuren der Angebots- und Nachfrageseite Vollständige Konkurrenz Homogene Güter, zweiseitiges Polypol, Strategieunfähigkeit, Preisnehmer, Mengenanpasser 4 Homogene Güter: Die Nachfrager betrachten die Güter aller Anbieter auf diesem Markt als gleichwertig. Zweiseitiges Polypol: sehr viele Anbieter und Nachfrager mit jeweils sehr geringem Marktanteil -> Strategieunfähigkeit: Kein einzelner Anbieter oder Nachfrager hat Einfluss auf den Markt oder den Preis: Preisnehmer, sondern können nur die angebotene oder nachgefragte Gütermenge verändern: Mengenanpasser 5 Vollkommene Markttransparenz Unendlich schnelle Reaktion Freier Marktzugang Keine persönlichen Präferenz Voneinander vollkommen unabhängige Akteure Punktmarkt + unbegrenzte Mobilität Gleichgewicht? 6 = Zustand, in dem die Pläne der Menschen übereinstimmen Im Marktschema: Schnittpunkt zwischen Angebots- und Nachfragekurve Erwartung des Gleichgewichtes: Erfüllung des Gleichgewichtes Schweinemast Der Standardökonomische Modellmarkt, der zu dem ökonomischen Gleichgewicht führt, ist höchst abstrakt – kein konkreter Ort, weder von Zeit, Geschichte oder Kultur beeinflusst Handlungen der Akteure werden nur durch relative Güterpreise koordiniert The Social Construction of a Perfect Market Marie-France Carcia-Parpet 7 Do Economists Make Markets?; Princeton University Press; 2007 Das Erdbeerauktionshaus in Fontaines-En-Sologne Erdbeerbauern und Großhändler „Dutch“ Auction Elektronische Anzeigentafel Sofortige Information – ohne direkte Interaktion zwischen Käufern und Verkäufern -> direkte Realisation des Idealen Marktmodells Querschnitt des Auktionshauses 8 Käufer Auktionator Anzeigetafel Verkäufer 9 Perfekter Markt? Polypol?: 35 Produzenten und 10 Käufer Verkauf per Palette – Konkurrenz der Käufer untereinander Homogenität des Gutes: Qualität und Frische der Erdbeeren – Merkmale unabhängig von der Identität des Produzenten Keine Ein- oder Austrittsbarrieren Saisonale Schwankungen Homogenität eines landwirtschaftlichen Gutes? Erdbeer-Gewerkschaft 1979 wurde ein junger Volkswirt mit der Einrichtung des Auktionshauses betraut 10 Charakteristika der Erdbeerproduzenten? Marktmacht der Großhändler? Regeln? - die gesamte Produktion muss über das Auktionshaus abgewickelt werden Effekte des Auktionshauses? - > positive Entwicklung der Erdbeerpreise Erhöhter Wettbewerb zwischen den Produzenten -> direkte Qualitätsvergleiche -> geschaffene Homogenität Vergrößerung der Anbaufläche Funktion der Preise 11 Signal- und Anpassungsfunktion: Information und Anpassung der Kauf- und Verkaufspläne Allokationsfunktion: Steuerung der Produktion, Verteilung und Verwendung – Mobilität von Arbeit und Kapital Anreiz- und Sanktionsfunktion: Belohnung von nachfragegerechter Produktion durch Gewinne; vice versa Verteilungsfunktion: Verteilt Einkommen unter Akteuren 12 Interdependente Märkte Der Arbeitsmarkt: ein Markt im herkömmlichen Sinne? Verteilung nach der marktwirtschaftlichen Leistung? Einpreisung menschlicher Arbeit? Preise? Externe Kosten (Kaugummireinigung) Sozialkosten: alle direkten und indirekten Verluste, die Drittpersonen oder die Allgemeinheit als Folge einer uneingeschränkten wirtschaftlichen Tätigkeit zu tragen haben Korrektur der Marktverteilung der Einkommen? Markttransparenz?: Coke Zero und Telefontarife Wer darf für den Markt sprechen? Die Konnotationen des Marktbegriffes Macht 13 Macht Eigentum mächtig? Ökonomische Macht erfahren Konsumenten im Alltag immer wieder? Abhängigkeit von Arbeitnehmern Ökonomische begründete Macht: Eigentum; Eigentum an Produktionsmitteln Marktmacht (Organisierung von Wettbewerbsbeschränkungen) Eigentum an ertragsbringendem Vermögen Macht: als Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen den Widerstand der Betroffenen durchzusetzen Macht, die Alternativkosten der anderen Akteure zu erhöhen Macht entspricht der menschlichen Fähigkeit sich mit anderen zusammenzuschließen und im Einvernehmen mit ihnen zu handeln Macht ist immer im Begriff einer Gruppe Wirtschaftliche Macht – politische Macht? Marktmacht: dauerhaft einen Preis durchzusetzen der deutlich über den Kosten liegt