LF 9 Eigenveranstaltungen entwickeln Eigenveranstaltungen entwickeln 1 Marktformen und Preisbildung Märkte können nach qualitativen Merkmalen, wie z. B. Gütermarkt, Arbeitsmarkt, Reisemarkt, aber auch nach quantitativen Gesichtspunkten eingeteilt werden. Im Vordergrund der quantitativen Betrachtungsweise steht die relative Stärke der Marktparteien aufgrund der Anbieter- und Nachfragerzahlen. Diese 3 × 3-Besetzungen der jeweiligen Marktseite ergeben kombiniert die neun einfachen typischen Marktformen. In der Regel sind sie durch die Kombinationen „viele relativ schwache – wenige etwa gleich starke – ein starker Anbieter“ auf der Angebotsseite und „viele relativ schwache – wenige etwa gleich starke – ein starker Nachfrager“ auf der Nachfrageseite gekennzeichnet. Die Begriffe sind Zusammensetzungen aus Wörtern der griechischen Sprache und bedeuten im Einzelnen: polys = viel, mehr olígos = wenig, gering mónos = allein, einzig Angebotsseite Nachfrageseite Die wichtigsten Marktformen sind Polypol, Oligopol und das Monopol). viele relativ schwache Anbieter wenige gleich starke Anbieter ein starker Anbieter Polypol Oligopol Monopol wenige etwa gleich starke Nachfrager Nachfrageoligopol zweiseitiges (bilaterales) Oligopol beschränktes Monopol ein starker Nachfrager Nachfragemonopol beschränktes Monopol zweiseitiges (bilaterales) Monopol viele relativ schwache Nachfrager Einen Markt beherrschen in der Regel Monopolisten sowie Oligopolisten dann, wenn zwischen ihnen kein wesentlicher Wettbewerb herrscht. Marktformen Anbieter/Nachfrager Güterart (Beispiel) Polypol A: Blumenzüchter N: Einzelhändler und Verbraucher Blumen Nachfrageoligopol A: Landwirte N: Molkereien Milch Nachfragemonopol A: Kleiderfabriken N: Staat Uniformen für die Bundeswehr Oligopol A: Mineralölgesellschaften N: Autofahrer Benzin zweiseitiges Oligopol A: Autoproduzenten N: Bundesländer Polizeifahrzeuge Monopol A: Elektrizitätswerk N: Haushalte Lichtstrom zweiseitiges Monopol A: Hersteller N: Deutsche Post AG patentierte Postsortiermaschinen 5053441 441 LF 9 Eigenveranstaltungen entwickeln Die relative Stärke der Marktparteien findet u. a. ihren Ausdruck in den Marktpreisen. Der ideale Markttyp ist der vollkommene Markt. Auf ihm herrscht vollkommener Wettbewerb ohne Störung. Für diesen Modellmarkt müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein: ‘ Homo oeconomicus Der Mensch handelt ständig rational nach dem Wirtschaftlichkeitsprinzip (ökonomisches Prinzip). Maximalprinzip Mit einer Tankfüllung Benzin eine möglichst weite Strecke zurücklegen. Minimalprinzip Mit dem Fahrzeug nach Berlin fahren und auf dieser Reise möglichst wenig Benzin verbrauchen. ‘ keine persönlichen Präferenzen Nachfrager und Anbieter dürfen sich nicht wechselseitig bevorzugen. Es darf kein bestimmter Reiseveranstalter nachgefragt werden. ‘ vollständige Konkurrenz Ein Marktteilnehmer darf den Preis eines Gutes nicht von sich aus bestimmen können. Auf dem Wochenmarkt treffen viele Anbieter und viele Nachfrager von Obst aufeinander. ‘ Gleichartigkeit der Güter Die Güter müssen vollkommen gleichartig (homogen) sein. Es gibt keine Unterschiede in Qualität, Größe, Farbe und Umweltverträglichkeit. ‘ keine räumliche Differenzierung Angebot und Nachfrage müssen an einem bestimmten Punkt den Markt bilden. Das Angebot darf nicht in Darmstadt erfolgen, während sich der Nachfrager in Worms befindet. ‘ keine zeitliche Differenzierung Anbieter und Nachfrager treten nicht zu unterschiedlichen Zeiten auf dem Markt auf. Angebote von Wintersportartikeln im Hochsommer. ‘ Markttransparenz Jeder einzelne Marktteilnehmer hat eine vollständige Marktübersicht. Anbieter und Nachfrager wissen was, wann, wo, in welcher Menge, zu welchem Preis und von wem angeboten oder nachgefragt wird. Reale Märkte unterscheiden sich von dem Modellmarkt vor allem: 1. durch fehlende Homogenität der Güter (z. B. Mineralwassermarkt, Markt für stille Wässer), 2. durch natürliche und künstliche Wettbewerbsunterschiede (z. B. Standort und Größe der Mineralwasserhersteller), 3. durch die fehlende Marktübersicht der Marktteilnehmer. 442 5053442 LF 9 Eigenveranstaltungen entwickeln Unter diesen Voraussetzungen sind die Wirkungszusammenhänge des beschriebenen Preisbildungsprozesses kompliziert. Für die Marktpreisbildung sind Angebot und Nachfrage von entscheidender Bedeutung. Unterstellt sei, dass mehrere Anbieter einer bestimmten Güterart an die Nachfrager herantreten und jeder Einzelne seinen vorher kalkulierten Preis fordert. In der Regel werden die Preisforderungen der Anbieter unterschiedlich hoch sein. Unter der Voraussetzung, dass die Güter homogen sind, werden die Nachfrager bestrebt sein, wenig für die angebotenen Güter zu zahlen. Entsprechend würden zuerst die billigsten, dann die zweitbilligsten usw. von den Nachfragern gekauft. Obwohl ein solches Verhalten möglich ist, wird sich in der Regel der Preis eines Gutes nach den unterschiedlichen Interessenlagen von Nachfragern und Anbietern bilden. Diese stimmen nur bei einem bestimmten Preis überein. Bei dieser bestimmten Preishöhe decken sich die angebotene Menge und die nachgefragte Menge eines Gutes. Bei allen übrigen Preisen verändern sich die Nachfrage und das Angebot durch eine Zunahme oder einen Rückgang ihrer Nachfrage- bzw. Angebotsmenge. Nachfragereaktion » » Saisonschlussverkauf (Güterangebot > Güternachfrage) Anbieter senkt die Preise ’ Nachfrage steigt Rohstoffverknappung (Güternachfrage > Güterangebot) Anbieter erhöht die Preise ’ Nachfrage sinkt Angebotsreaktion » » Kommunikationsmittel kommen auf den Markt, für die Bedarf besteht. Nachfrage groß ’ hoher Preis ’ Anbieter erhöht das Angebot Im Sommer ist Tannenbaumschmuck kaum gefragt. Nachfrage gering ’ niedriger Preis ’ Anbieter senkt das Angebot In einem Abstimmungsprozess pendeln sich die entgegengesetzten Verhaltensweisen von Angebot und Nachfrage ein. Es kommt schließlich zu einer Marktpreisbildung, die von beiden Seiten akzeptiert wird. Der Abstimmungsprozess zwischen Anbieter und Nachfrager führt zur Bildung eines Marktpreises. Bei diesem Preis sind die effektiven (wirklichen) Nachfrage- und Angebotsmengen gleich groß (Gleichgewichtsmenge). Der vorgestellte Preisbildungsmechanismus ist ein Modell und nicht für die Realität repräsentativ. Das liegt jedoch nicht an dem Preisbildungsmechanismus, sondern hauptsächlich daran, dass die Modellbedingungen, vollkommene Märkte, nur selten anzutreffen sind. 5053443 443