Bauen für die 2000-Watt-Gesellschaft Veranstaltungsreihe des Energienetz Zug 2012 Bauen für die 2000-Watt-Gesellschaft Bauen nach dem SIA-Effizienzpfad Energie Eine Veranstaltungsreihe des Energienetz Zug 2012 www.energienetz-zug.ch Partner Kanton Zug Energiestadt Zug Energiestadt Baar V-Zug (Schlussdokumentation) Gemeinden Cham und Hünenberg (Portrait Schulhaus Eichmatt) Front: Schulhaus Eichmatt, Cham Hünenberg; Guido Baselgia SChlussdokumentation Faktor Journalisten AG, Zürich Klimaneutral in der Schweiz gedruckt, 100 % Altpapier, FSC-zertifiziert Zug, Mai 2012 neutral Drucksache No. 01-12-375077 – www.myclimate.org © myclimate – The Climate Protection Partnership Inhaltsverzeichnis Die 2000-Watt-Gesellschaft: Umsetzung in Zug • Gebäudebereich als ergiebiges Handlungsfeld Heinz Tännler, Baudirektor des Kantons Zug Seite 4 • Von alleine geht es nicht Walter Fassbind, Energie und Umwelt Stadt Zug Seite 6 Die 2000-Watt-Gesellschaft: Schweizweites Netzwerk • 4000 Watt sind heute schon möglich Roland Stulz, Leiter Fachstelle 2000-Watt-Gesellschaft Seite 10 Bauen für die 2000-Watt-Gesellschaft Das Planungsinstrument • Neue Spielräume bei der Planung Martin Menard, Präsident sia-Kommission Effizienzpfad Energie Seite 14 Die Erstellung • Wenig graue Energie; in der Praxis vorgelebt Yorick Ringeisen, Bauart Architekten und Planer Seite 18 • Kompaktheit ist nicht alles Judith Kneubühl, Castiglioni + Kneubühl Architekten Seite 22 Der Betrieb • Gestaltung und Technik kommen sich nahe Manfred Huber, aardeplan Architekten Seite 26 • Räderwerk mit Stellschrauben Markus Koschenz, Reuss Engineering Seite 30 Sichtweise der Praxis • Gesellschaftliche Verantwortung verpflichtet Podiumsgespräch mit Investoren, Behördevertretern und Fachleuten Seite 32 Schule Eichmatt – 2000-Watt-Pilotprojekt Seite 36 Energienetz Zug – Kurzportrait Seite 38 die 2000-Watt-Gesellschaft: Umsetzung in ZUg Gebäudebereich als ergiebiges Handlungsfeld Die Energiewende wird durch die Kantone in Gang gesetzt. Um das Bauen für die 2000-Watt-Gesellschaft zu fördern, hat auch der Kanton Zug sein neues Energieleitbild darauf ausgerichtet. «Wenn der Leidensdruck zum Handeln Liegenschaften – kontinuierlich ausgebaut. zwingt, muss etwas getan werden», lautet Im Weiteren soll ein Pilotversuch zum die Erkenntnis des Zuger Baudirektors Smart Metering durchgeführt werden. Und Heinz Tännler. Dass der Kanton Zug jedoch die gezielte Ausbildung von Fachleuten im weitsichtiges und langfristiges Handeln in Planungssektor und in Handwerksberufen der Energiefrage vorzieht, lässt das neue nimmt ebenfalls eine stärkere Bedeutung kantonale Energieleitbild erkennen. Das im neuen Energieleitbild des Kantons Zug 2011 erarbeitete und im gleichen Jahr vom ein. Dabei wird dem Aktionsplan der Kon- Regierungsrat verabschiedete Konzept will ferenz kantonaler Energiedirektoren, der im den Energiebedarf senken und die natio- November 2011 verabschiedet worden ist, nalen CO2-Ziele übernehmen. Massnah- bereits Rechnung getragen. Unter anderem men im Siedlungs- und Gebäudebereich sollen die Mustervorschriften der Kantone stehen dabei im Vordergrund, weil sie «ein im Energiebereich — sie stammen aus dem ergiebiges Handlungsfeld darstellen». Des- Jahr 2008 und sind noch nicht durchwegs halb geht das neue kantonale Leitbild von in allen Kantonen umgesetzt – abermals folgenden Grundlagen aus: revidiert werden, als Vorbereitung zur natio- • 40 Prozent des CO2-Austosses stammen nalen Energiewende. aus dem Bau und Betrieb von Gebäuden. • Die energietechnische Erneuerung des Kantone mit neuem Vorstoss Gebäudebestands verfügt über ein grosses Die konkreten Ziele sind noch nicht defi- Potenzial, das weitgehend brach liegt. Die niert; doch die Stossrichtung der Kantone aktuelle Sanierungsrate von unter 2 Prozent gemäss dem Vorschlag der kantonalen müsste mindestens verdoppelt werden. Energiedirektoren ist klar: • Neubau: Neubauten versorgen sich 4 Mehr Geld für Förderung ab 2020 ganzjährig möglichst selbst mit Das Energieleitbild beinhaltet deshalb ein Wärmeenergie und tragen zur eigenen mehrjähriges Förderprogramm für die Stromversorgung bei. Dies entspricht dem Gebäudesanierung. 16 Millionen Franken Vorhaben der EU, ab 2019 nur noch Null- will der Kanton, als Ergänzung zu «Das energiehäuser zuzulassen. Gebäudeprogramm», als Förderbeiträge • Bestehende Gebäude: Die Sanierung soll an sanierungswillige Hauseigentümer forciert werden. Die Verwendung von Strom auszahlen. Bei der Bewirtschaftung des für Widerstandsheizungen und zur Warm- kantonalen Gebäudebestands soll zudem wasseraufbereitung wird ab 2020 verboten. die Vorbildfunktion zum Tragen kommen: Die Warmwasseraufbereitung muss bei we- Standards wie Minergie-P-Eco oder Miner- sentlichen Sanierungen ab 2020 vollständig gie-A-Eco sind bei Neu- und Umbauten durch erneuerbare Energien erfolgen und anzustreben. Vollständig neu ausrichten wird gefördert. will der Kanton Zug die Energieversorgung • Öffentliche Bauten: Die Wärmeversor- (Wärme und Strom), unter Verzicht auf gung in kantonseigenen Bauten wird bis fossile Energieträger spätestens ab 2030. 2050 zu 100 % ohne fossile Brennstoffe Bei der Gasversorgung sollen Ausnahme- ausgestaltet. Allfällige Kompensationsmass- regelungen möglich sein. Dagegen wird nahmen haben innerhalb des Kantonsge- die dezentrale Produktion von Solarstrom – biets zu erfolgen. Der Stromverbrauch wird insbesondere auf den Dächern öffentlicher bis 2030 mit Betriebsoptimierungen und Heinz Tännler, Regierungsrat und Baudirektor des Kantons Zug Erneuerungsmassnahmen um 20 Prozent genauso wie das energietechnische Know- gesenkt oder mit neu zugebauten erneuer- how von Baufachleuten sowie innovative baren Energien gedeckt. Projekte aus der Forschung», fordert der Zuger Regierungsrat die Branche zum Alle sind gefordert Handeln auf. Für Baudirektor Tännler ist aber nicht nur die politische Behörde gefordert. In allen Weitere Informationen Bauphasen gibt es Handlungsmöglich- • Energieleitbild Kanton Zug: keiten zur Reduktion des Energiebedarfs www.zug.ch/energiefachstelle und des CO2-Ausstosses: «Der gute Wille • www.energie-zentralschweiz.ch der Bauherrschaft ist ebenso gefragt wie • Konferenz der kantonalen Energiedirek- attraktive Finanzierungskonzepte von toren: www.endk.ch Geldgebern, gute Beratung von Architekten Im Minergie-EcoStandard gebaut und mit dem Greenproperty-Label der Credit Suisse ausgezeichnet: Das Wohn- und Bürogebäude «Uptown» im Zuger Hertiquartier. 5 Von alleine geht es nicht Am 15. Mai 2011 hat die Bevölkerung der Stadt Zug Ja zu den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft gesagt. Dies hat die Verwaltung nicht auf dem falschen Fuss erwischt, weiss der städtische Energiebeauftragte Walter Fassbind. Die Schweiz war 1960 eine 2000-Watt- das strategische Vorgehen zusammen. Gesellschaft. Seither ist der Energie- Was sich bislang in der Zuger Klimabilanz verbrauch markant, um das Dreifache, günstig ausgewirkt hat, ist die Wärmever- gestiegen. «Eine Mehrheit wird trotzdem sorgung mit einem hohen Anteil an Erdgas. sagen, dass wir es besser haben als unsere Der spezifische CO2-Ausstoss ist rund 20 Vorfahren», weist Walter Fassbind, Leiter Prozent geringer als bei Ölheizungen. Im Umwelt und Energie Stadt Zug, auf die Vergleich mit dem nationalen Durchschnitt seither gestiegene Lebensqualität hin. hat die Stadt Zug trotzdem gewissen Und auch unsere Nachkommen sollen Nachholbedarf. Der fossile Anteil an der dasselbe sagen können. «Doch Zweifel Wärmeversorgung liegt bei 74 Prozent (CH: sind angesichts des Klimawandels si- 67 %); entsprechend ist der Zuger Anteil cher angebracht», mahnt Fassbind. Dass der erneuerbaren Energie nicht einmal halb dagegen etwas unternommen werden soll, so gross wie im inländischen Schnitt (CH: dafür hat sich eine Mehrheit in der Stadt 23 %). «Neben der ungünstigen Klimabi- Zug an der Urne entschlossen: Am 15. Mai lanz ist auch die grosse Versorgungsab- 2011 ist die Volksinitiative «2000 Watt für hängigkeit in Betracht zu ziehen», ergänzt Zug» angenommen worden. Gemäss dem Fassbind. Denn die fossilen Brenn- und Energiebeauftragten Fassbind sind dadurch Treibstoffe stammen aus dem Ausland und folgende Ziele für die Stadtbehörde — «im werden zwangsläufig importiert. Rahmen ihrer Zuständigkeiten» — verbindlich geworden: Stromkunde kann wählen • Mittelfristig bis 2050 sollen der Primär- Die Stadt Zug kann dies durchaus än- leistungsbedarf auf 3500 Watt und die dern: Gemäss Fassbind umfassen die CO2-Emissionen auf 2 Tonnen pro Person Handlungsbereiche die Mobilität sowie die und Jahr gesenkt werden. Strom- und Wärmeversorgung. Kurz- und • Langfristig bis 2150 sollen der Primär- mittelfristig konzentriert sich die Umset- leistungsbedarf auf 2000 Watt und die zung der 2000-Watt-Gesellschaft auf eine CO2-Emissionen auf 1 Tonne pro Person Reduktion der Energieträger aus endlichen und Jahr gesenkt werden. Ressourcen, damit der Primärenergiebedarf sowie die Treibhausgasemissionen 6 nicht bei null beginnen sinken. Nicht immer muss die Behörde Zum Vergleich: Derzeit beträgt der Primär- eigenes leisten. So erklärt Walter Fass- leistungsbedarf eines Durchschnittsschwei- bind, wie auch der Endkunde selber tätig zers 6300 Watt und die CO2-Emission 8,7 werden kann: «Wenn sich die 18 000 Tonnen pro Jahr. Die Reduktionsfaktoren Zuger Privathaushalte für 100 Prozent sind beträchtlich. «Aber wie setzen wir Wasserstrom entscheiden, reduziert sich diese um?» fragt Fassbind stellvertretend. der CO2-Ausstoss pro Person um 60 kg und Gut ist, dass die Stadt Zug nicht bei null der Primärleistungsbedarf um 25 Prozent beginnen muss: Als Energiestadt mit dem auf ungefähr 5000 Watt pro Person.» Zusatzlabel Gold ist schon einiges geleistet Möglich machen könnten diese gute Bilanz worden. «Wir haben jedoch bisher von die neue Produktepalette des lokalen unseren Stärken gelebt. Nun müssen wir Stromversorgers WWZ und das Angebot, uns um das Beheben der Schwächen Kleinkunden ab 2012 standardmässig mit kümmern», fasst der Energiebeauftragte Wasserstrom zu beliefern. Den Bezügern Walter Fassbind, Leiter Umwelt und Energie Stadt Zug bleibt allerdings die Wahl, den bisherigen durch emissionsärmere Systeme ersetzen. Graustrom mit einem hohen Anteil aus So rechnet Fassbind vor, dass der 100-%- Kernkraftwerken vorzuziehen. Ende Jahr ige Ersatz der Heizungen durch CO2-freie wird, so Fassbind, eine Bilanz zur Ver- Anlagen – «was theoretisch bis ins Jahr kaufsaktion gezogen. Die grosse Nachfrage 2030 möglich ist» – den Treibhausgas- könnte dafür sorgen, dass die Stadt Zug ausstoss um über zwei Drittel reduzieren den nationalen Energiedurchschnitt schon kann. Das erste Etappenziel der 2000-Watt- bald unterbieten wird. Gesellschaft wäre daher schon vor der Zeit erreicht. Dass die Stadtbehörde das ihre ersatz von Ölheizungen dazu beitragen will, macht Walter Fassbind Etwas längere Fristen sind für Massnah- deutlich: «Wir analysieren, wie wir Hausei- men im Gebäudebereich angesetzt, dafür gentümer noch gezielter mit dem eigenen werden diese weit höhere Reduktionseffek- Förderprogramm unterstützen können. te erzielen. Walter Fassbind erwähnt dazu Doch das hat nur kurzfristige Wirkung; den Ersatz der über 1300 Ölheizungen, die langfristig geht es vermehrt darum, die neben der Mobilität die aktuelle Energie- Überzeugung aller Akteure zu fördern.» und Klimabilanz der Stadt Zug am stärksten prägen. Gemäss dem Leiter Umwelt Weitere Hinweise und Energie ist jede vierte Heizanlage aber • Energiestadt Zug: www.stadtzug.ch/de/ älter als 20 Jahre, und aufgrund von sich redverwaltung/energiestadt laufend verschärfenden Abgasvorschriften in den kommenden 5 Jahren zu sanieren. Gelingt es, die Ersatzrate zu beschleunigen, lassen sich dadurch die fossilen Anlagen Die prozentualen Anteile des aktuellen Energieverbrauchs in der Stadt Zug, aufgeschlüsselt nach Energieträgern. 7 Der aktuelle Energie­ verbrauch in der Schweiz, aufgeschlüsselt nach Energieträgern. Die aktuellen Energieträger in der Stadt Zug, ihre Anteile an der Durchschnittsleistung sowie an der Klimabilanz. 8 Effekt auf Primärenergiebedarf und CO2-Ausstoss in der Stadt Zug durch Ersatz des Graustroms mit Wasserstrom. Effekt auf Primärenergiebedarf und CO2-Ausstoss in der Stadt Zug bei der 2000-Watt-Strategie bis 2050 (u.a. Ersatz der Ölheizungen bis 2030). 9 die 2000-Watt-Gesellschaft: Schweizweites Netzwerk 4000 Watt sind heute schon möglich Die Umsetzung der 2000-Watt-Vision nimmt Fahrt auf: Ursprünglich als wissenschaftliches Modell initiiert, machen sich viele Gemeinden und Kantone auf den Absenkpfad. Den langjährigen Novatlantis-Geschäftsführer Roland Stulz freut, dass vor allem auch private Bauinvestoren die nachhaltigen Ziele erfüllen wollen. Die «2000-Watt-Gesellschaft» ist in Fahrt verbreiten half. Inzwischen machen die gekommen; die Vision «erhält enormen beiden Partnerregionen Zürich und Genf Schub», weiss Roland Stulz, Geschäftsleiter mit. Und zudem sind – «ohne Gewähr, den der Fachstelle 2000-Watt-Gesellschaft von aktuellsten Stand wiederzugeben» – die EnergieSchweiz für Gemeinden. «Vor allem Hälfte der Kantone, der Verein Energiestadt in den letzten drei Jahren ist die Idee über sowie viele weitere Gemeinden und Städte die Fachkreise hinaus gewachsen und zu daran, ihr eigenes Energieleitbild an die einer politisch anerkannten Herausforde- Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft anzupas- rung geworden.» Erst vor 15 Jahren haben sen. Doch damit nicht genug: Aus Deutsch- Wissenschaftler am Paul-Scherrer-Institut land und den USA wird ebenfalls Interesse die Diskussion lanciert, wie dramatisch der angemeldet. Und selbst in der Wirtschaft weltweite Energiekonsum zu reduzieren sei. und bei privaten Investoren finden die am- Das globale Handlungsziel hat sich seither bitionierten Reduktionsziele zunehmendes vor allem eine lokal verankerte Anhänger- Gehör. Über die 2000-Watt-Gesellschaft schaft zu eigen gemacht: «Die Umsetzung wird gegenwärtig kaum theoretisiert noch begann kurz nach der Jahrtausendwende werden Grundsatzdebatten geführt: «Viel- in der Pilotregion Basel», sagt Stulz, der mehr bestätigen die erfolgreichen Pilotpro- bis Ende 2011 als Geschäftsführer von jekte, dass es mit viel weniger Ressourcen Novatlantis, das Nachhaltigkeitsnetzwerk geht. Daher lösen auch die bereits erstell- im ETH-Bereich, die Gesellschaftsvision ten 2000-Watt-kompatiblen Hochbauten ein grosses und positives Echo aus», freut Kurzübersicht: 2000-Watt-Gesellschaft Die Vision der 2000-Watt-Gesellschaft heisst: Der Energiebedarf jedes einzelnen Weltbewohners – für «Wohnen», «Mobilität» und «Arbeiten» – soll so viel betragen, dass die Ressourcen global gleichmässig verteilt und nachhaltig genutzt werden können. Die Energieeffizienz von Gebäuden und im Verkehr ist dafür deutlich zu steigern. Zudem ist der Anteil der erneuerbaren Energien soweit zu erhöhen, dass die Reduktion der Treibhausgase der Empfehlung des Weltklimarats IPCC folgt, die Erderwärmung bei + 2 °C zu stabilisieren. Die Zielwerte der 2000-Watt-Gesellschaft definieren den personenbezogen Endenergiebedarf (umgerechnet in Primärenergie) sowie die Obergrenze der Treibhausgasemissionen. Daraus leitet sich der Reduktionspfad bis ins Jahr 2100 ab: Der Primärenergiebedarf ist von heute 6300 Watt pro Person (W/P) auf 2000 W/P und die Treibhausgasemissionen von 8,6 Tonne pro Person und Jahr (t/PJ) auf 1 t/PJ zu reduzieren. Die Umsetzung erfolgt vielerorts (zum Beispiel Stadt Zürich, Verein Energiestadt) mit Hilfe einer Zwischenetappe bis ins Jahr 2050. 10 sich Roland Stulz. erst am Anfang Das Bewusstsein, dass der nachhaltige Umgang mit endlichen Rohstoffen und mit Energieressourcen noch lange kein Selbstverständnis ist und dafür auch einige Grundlagen- und Aufklärungsarbeit zu leisten ist, fehlt trotzdem nicht: «Tatsächlich steht die 2000-Watt-Gesellschaft erst am Anfang», stellt Stulz die Ausgangslage und den dringenden Handlungsbedarf klar. Weiterhin liegt der Versorgungsanteil der «Fossilen» bei 70 Prozent. Und weiterhin wird die Erde durch steigende Treibhausgasemissionen in den Schwitzkasten genommen. Zuletzt ist der CO2-Gehalt der Atmosphäre sogar um 6 Prozent gestiegen. Der Bedarf, gegen die aktuelle Entwicklung etwas zu unternehmen, leitet sich zum einen aus den drohenden Schäden und hohen Reparaturkosten ab. «Vorsorge zu leisten, ist auf jeden Fall billiger», meint Roland Stulz, Leiter Fachstelle 2000Watt-Gesellschaft von EnergieSchweiz für Gemeinden und ehemaliger Geschäftsführer Novatlantis – Nachhaltigkeit im ETH-Bereich deshalb Fachstellenleiter Stulz. Zum ande- nachhaltig zu erneuern, seien aber weitere ren erlaubt die nachhaltige Nutzung eine Anstrengungen angebracht, ist Stulz über- globale Umverteilung, so dass auch die zeugt. Doch die 2000-Watt-Gesellschaft zu besonders vom Klimawandel betroffenen, Ende gedacht, braucht nicht nur effiziente stark unterentwickelten Länder ausreichen- Technologien oder erneuerbare Energien: de Perspektiven und gleichberechtigten «Der einzelne Benutzer ist gefordert»; Zugang zu den erneuerbaren Ressourcen gesucht sind Konsummodelle mit Suffizienz erhalten. Die Industrieländer stehen also in (ohne Zunahme des Ressourcenbedarfs), der Verantwortung. Zwar fehle der Leidens- welche eine hohe Lebensqualität sicher druck; doch es könnte tatsächlich sehr viel stellen. «Aktuelle Beispiele bestätigen, mehr getan werden. «Denn viele Anwen- dass ein Leben mit 4000 Watt – das heisst dungsbereiche besitzen ein hohes Potenzi- ein Drittel weniger als im Durchschnitt – al zur Reduktion des Ressourcenbedarfs.» heute schon möglich ist.» Doch um diese Erkenntnisse auszuweiten und die noch Beispielhafter Gebäudebereich niedrigeren Nachhaltigkeitsziele erreichbar Welche Möglichkeiten bestehen, zeigt zu machen, sind weitere Aspekte zu klären: beispielhaft der Gebäudebereich auf: Neu- Wie kann die erfolgreiche Bilanzierungsme- bauten und Arealentwicklungen scheinen thode für Gebäude auf die Bereiche Mobili- prädestiniert dazu, die Zielvorgaben ein- tät und Alltagskonsum adäquat übertragen zuhalten. Entsprechende Planungsinstru- werden? Oder wie ist die graue Energie zu mente – wie der SIA-Effizienzpfad Energie bilanzieren, die als integrierter Bestandteil – sind anwenderfreundlich und werden von Waren und Dienstleistungen importiert bereits häufig eingesetzt (siehe Seite 12). und in der Schweiz konsumiert wird? Um auch den bestehenden Gebäudepark Die nationale Verbreitung der 2000-WattVision durch Modellregionen, Kantone und Energiestädte. 11 Umfassende REduktionen Diese Antworten werden inskünftig zu klären sein; erste Indizien weisen daraufhin, dass die Aufgabe, den Energieverbrauch zu senken, nicht einfacher wird. Denn wird die importierte graue Energie heute schon in die persönliche Energiebilanz einbezogen, steigt der Durchschnittsverbrauch eines Schweizers von 6500 Watt auf fast 9000 Watt. Eine gewisse Offenheit ist im Konzept der 2000-Watt-Gesellschaft zwar gegeben, insofern die Zielvorgabe – mangels präzisen Die fünf Handlungsfelder im Lebensmodell der 2000-WattGesellschaft. Daten – nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ zu verstehen ist. Doch wichtig ist vor allem die Leitidee, den Ressourcenbe- Wohnen Mobilität Fachstelle 2000-WATT-GESELLSCHAFT Novatlantis, das Nachhaltigkeitsnetzwerk im ETH-Bereich und bisheriger Promoter der 2000-Watt-Gesellschaft, konzentriert sich seit 2012 auf den Wissenstransfer und die nachhaltige Energieforschung an den ETHInstitutionen in Zürich und Lausanne. Die Idee der 2000-Watt-Gesellschaft, die Betreuung der Modellregionen sowie die Umsetzung einzelner Projekte werden neu von der Fachstelle 2000-Watt-Gesellschaft begleitet, die vom nationalen Programm EnergieSchweiz für Gemeinden getragen wird. Die Fachstelle ist somit erste Anlaufstelle für Gemeinden, Regionen oder private Institutionen. • www.2000watt.ch Ernährung Konsum Infrastruktur 2000-Watt-Pfad: von 1800 2000-Watt-Pfad: von 1700 2000-Watt-Pfad: von 750 Watt 2000-Watt-Pfad: von 750 Watt 2000-Watt-Pfad: von 1500 Watt auf 500 Watt (Soll) Watt auf 450 Watt (Soll) auf 250 Watt (Soll) auf 250 Watt (Soll) Watt auf 550 Watt (Soll) Ist-Zustand: Drei Viertel des Ist-Zustand: Lange Pendler- Ist-Zustand: In Lebensmitteln Ist-Zustand: kurzlebige Pro- Ist-Zustand: Zur öffentlichen Gebäudebestands (Wohnhäu- distanzen, reger Einkaufs- und steckt viel Energie; die land- dukte (Kleider, Möbel etc.), Infrastruktur gehören unter ser und Bürobauten) sind mehr Freizeitverkehr sowie weit wirtschaftliche Produktion und Dienstleistungen und Veran- anderem Flughäfen, Bahnhöfe, als 30 Jahre alt und hinsicht- entfernte Feriendestinationen die Verarbeitung beanspruchen staltungen (Konzerte, Hotel- Strassen, die Wasserversor- lich Energieeffizienz in einem prägen den aktuellen Mobi­- zudem Nährstoffe und Wasser. übernachtungen etc.) werden gung, die Energieversorgung, ungenügenden Zustand (20- li­tätsstandard. Flugreisen ver­ Sehr energieintensiv ist die rege konsumiert, ohne auf die Gesundheitseinrichtungen, Liter-Häuser). Die Wohnfläche brauchen etwa doppelt so Fleischproduktion: Die Her- graue Energie zu achten. Zu Sicherheitsanlagen und Bil- pro Kopf nimmt bei Neubauten viel Energie pro Kilometer wie stellung von 1 kg Rindfleisch beachten ist: ein grosser Teil dungsbauten. zu (aktuell: ca. 50 m2). Autofahrten und fünf Mal verbraucht über 10 Mal mehr der aufwändig erstellten Frei- mehr als Bahnfahrten. Energie als von 1 kg Nudeln. zeit- und Konsuminfrastruktur Handlungsoptionen: Die wird nur temporär genutzt. Energieeffizienz bei der Nut- dämmte Niedrig- oder Null­ Handlungsoptionen: Fahrrad Handlungsoptionen: Wahl von energiehäuser (Minergie-P, oder öffentlichen Verkehr für Frischprodukten aus biologi- Handlungsoptionen: Auch gen ist beschränkt individuell Minergie-P-Eco) reduzieren kurze und mittlere Distanzen schem Anbau; ebenso relevant hier ist ein suffizientes und beeinflussbar; die öffentliche den Heizbedarf auf 2-Liter-Ni- vorziehen; wenig fliegen und für die persönliche Energiebi- effizientes Konsumverhalten Hand muss bei der Bereitstel- veau; wichtig sind angemesse- mit sparsamem Auto weniger lanz sind regionale und saiso- erwünscht: Bekleidung, Acces- lung der 2000-Watt-tauglichen nale Produkte und ausserdem soires, Gesundheit, Kultur und Infrastruktur die Vorreiterrolle wenig Fleisch. Hotellerie. einnehmen. Handlungsoptionen: gut ge- ne Wohnflächen und energieef- als 9000 Kilometer im Jahr fiziente Haushaltsgeräte. 12 fahren. zung von Versorgungsanla- darf umfassend zu reduzieren: «Die Klimabilanz eines Gebäudes bedeutet nämlich: Neben dem Betrieb sind nun auch die graue Energie und die induzierte Mobilität hinsichtlich des schonenden Umgangs mit den endlichen Ressourcen zu betrachten», sagt Roland Stulz. Weitere Hintergrundinformationen und Grundlagen zur 2000-Watt-Gesellschaft • Novatlantis: www.novatlantis.ch • Pilot- und Modellregionen: www.2000-watt.bs.ch / www.geneve2000watts.ch / www.stadt-zuerich.ch/2000watt www.energiestadt.ch • Energierechner: www.ecospeed.ch / www.webenergie.ch / www.ecoinvent.ch Die Zwischenziele sind gesetzt 2005 2020 2035 2050 2000WGesellschaft Primärenergiebedarf 6300 5400 4400 3500 2000 Nicht erneuerbare Energieträger 5800 4600 3300 2000 500 (Watt pro Einwohner) (Primärenergie, Watt pro Einwohner) Treibhausgas Emissionen (CO2eq pro Einwohner und Jahr) 8.5 6.4 4.2 2.0 Der Reduktionspfad der Energiestädte, abgestützt auf die Ziele der 2000-WattGesellschaft. 1.0 11 11 Der Reduktionspfad der 2000-Watt-Gesellschaft. 13 bauen für die 2000-Watt-Gesellschaft: Die Planung Neue Spielräume bei der Planung Der SIA-Effizienzpfad Energie ermöglicht die Realisierung von nachhaltigen Gebäuden. Neben der Betriebsenergie werden neu die graue Energie und der Mobilitätsaufwand bilanziert. Martin Menard zeigt 2000-Watt-taugliche Gebäudekonzepte. Im Gebäudebereich ist die 2000-Watt-Ge- Bezugsgrösse – von der Energiebezugsflä- sellschaft auf offene Türen gestossen und che auf eine einzelne Person – wird unter zu einer zeitgemässen Herausforderung für anderem eine Wohnfläche von 60 m2 pro Investoren, Bauherrschaften, Architekten Person zugrunde gelegt. Menard hält diese und Fachplanern geworden. «Mit dem SIA- Annahme für plausibel, zumal der aktuelle Effizienzpfad Energie existiert zudem eine Flächenbedarf noch 20 Prozent darunter konkrete Handlungsanweisung», macht liege. Martin Menard, Leiter der SIA-Kommission 2040 und Partner der Beratungsfirma Auch der Flächenbedarf zählt Lemon Consult, deutlich. Damit werde Rund ein halbes Dutzend Gebäude oder sichergestellt, dass heute erstellte Gebäude Siedlungen sind mithilfe des Effizienzpfads auch in rund 40 Jahren schonend betrie- bereits erstellt worden. Fast durchwegs ben oder allenfalls rückgebaut werden kön- halten die bilanzierten Projekte die Ziel- nen. «Denn so lange stehen sie auf jeden vorgaben ein. «Zu den neuen Erfahrungen Fall.» Gemäss Etappenziel der 2000-Watt- gehört, dass ein nachhaltiges Gebäude Gesellschaft ist der durchschnittliche nicht nur an der Dämmstärke oder anderen Energiebedarf bis ins Jahr 2050 in etwa zu bautechnologischen Errungenschaften halbieren, auf 3500 Watt pro Kopf (davon sondern nun auch am Flächenbedarf 2000 Watt nicht erneuerbar), und der fürs Wohnen sowie an den Distanzen im aktuelle Treibhausgasausstoss auf einen Mobilitätsbereich gemessen wird», be- Viertel zu senken, auf 2 Tonnen CO2 pro richtet Menard. Noch ungewohnt ist das Kopf und Jahr. Die Umsetzung dieser auf umfangreiche Spektrum an Themen, das ein einzelnes Gebäude umgerechneten bei einem Gebäude bilanziert werden 2000-Watt-Zielvorgaben ist für die drei soll. Zum energetischen Betriebsaufwand Nutzungskategorien «Wohnen», «Büro» zählen zwingend der Bedarf an Wärme, und «Schule» möglich. Jedes einzelne Ge- Klima, Beleuchtung, Betriebseinrichtungen bäude ist hinsichtlich der Erstellung, dem und weitere Stromanwendungen dazu. Eine Betrieb und der Mobilität zu bilanzieren, neue Bilanzierungsgrösse ist ebenfalls die wobei Richtwerte für den Bedarf an nicht graue Energie: «Der Ressourcenaufwand erneuerbarer Primärenergie sowie für die zur Erstellung wird vergleichbar den finan- Treibhausgasemissionen als Orientierungs- ziellen Anfangsinvestitionen kapitalisiert hilfe für die Planung dienen sollen. Die Pro- und als energetischer, jährlicher Amortisa- jektwerte werden zusammengerechnet und tionsbeitrag angegeben», skizziert Martin an den Zielwerten des SIA-Effizienzpfads Menard die Bilanzierungsmethode (siehe Energie gemessen. Zur Umrechnung der Seite 18). Wohnhaus Nicht erneuerbare Primärenergie (MJ/m2) Treibhausgasemissionen (kg/m2) Neubau Neubau Umbau Umbau Richtwerte Die Ziel- und Richtwerte des SIAEffizienzpfads Energie für ein neu erstelltes Wohnhaus. 14 • Erstellung 110 60 8,5 5,0 • Betrieb 200 250 2,5 5,0 • Mobilität 130 130 5,5 5,5 16,5 15,5 Zielwerte 440 Martin Menard, Leiter sia-Fachkomission 2040 «Effizienzpfad Energie» und Partner des Planungsbüros Lemon Consult SIA-Effizienzpfad Energie Erstellung - Bauweise Treibhausgase Erstellung - Einfluss der Bauweise Treibhausgasemissionen (kg/m2) 12 10 1.81 8 6 4 1.81 0.20 2.10 1.81 1.81 0.20 0.20 2.22 2.10 0.20 Bedachung 3.26 Äussere Wandbekleidung Materialspezifische und auf Bauteile bezogene Treibhausgasbilanz bei der Erstellung von Gebäuden; beispielhafte Darstellung der Auswirkung unterschiedlicher Bauweisen und Fassadenmaterialien. Gebäudetechnik Tragwerk 1.39 1.39 1.39 Vorbereitung Richtwert Effizienzpfad 1.39 2 Ausbau 3.11 3.11 3.11 0.14 Massiv kompakt 0.14 Massiv hinterlüftet 0.14 Massiv Glassfassade 1.80 0 Lemon Consult GmbH 0.14 Holz SIA-Effizienzpfad 9 Die Primärenergieanteile der vom Gebäude induzierten Bereiche; Vergleich zwischen Neubau und Umbau. 15 Zugegebenermassen ein für Baufachleute sind es die Produktion und Herkunft der exotisches Thema ist die Mobilität: «Dies Baustoffe», so Menard. Dadurch werden lappt zwar in die Raumplanung über.» die Treibhausgasemissionen meistens er- Hinsichtlich Standort und Erschliessungs- höht. Die Zürcher Wohnsiedlung «Badener- qualität fallen dennoch gebäudespezifische strasse» sei zum Beispiel als Massivbau im Qualitäten in Betracht. Und ganz generell Wettbewerb vorgeschlagen worden. In der gilt für den Einsatz des SIA-Effizienzpfads Ausführungsplanung aber ist das Projekt in Energie: «Erstmals wird der gesamte Ge- einen mehrgeschossigen Holzbau umge- bäude-Lebenszyklus für die Planung fassbar wandelt worden, um die Bilanz zu opti- gemacht. Dennoch lassen die übergeordne- mieren. «Grundsätzlich stehen Holzbauten ten Ziele jeweils einen grossen Spielraum für tatsächlich gut da; doch massive Bauten die Projektoptimierung offen», gibt Kommis- können die hohen Anforderungen ebenso sionspräsident Menard an. erfüllen», macht Menard deutlich. Liegt bei der Erstellung der Nachhaltig- Überblick über Gebäudestandards und relevante Kriterien. Der SIA-Effizienzpfad Energie deckt alle Kriterien ab. In Holzbau umgewandelt keitsfokus auf dem Material, richtet er Gewisse Einschränkungen sind dennoch in sich im Betrieb auf ein klimafreundliches Betracht zu ziehen, zeigen die Erfahrungs- Energiesystem. Das erleichtert die Aufgabe, werte der 2000-Watt-kompatiblen Pionier- ein Gebäude nachhaltig zu erneuern. Denn bauten. «Bei der Erstellung von Neubauten an den zwei, über 30 Jahre alten Sihlweid- SIA-Effizienzpfad Energie Einordnung – Energie-Standards Energie / Klima Erstellung Betrieb Wärme Kälte Lüftung Mobilität Licht Geräte Energie-Gesetz MINERGIE/-P Null-/Plusenergie (EPBD 2020!) MINERGIE-A SIA-Effizienzpfad Low-Ex / Zero-Em. Lemon Consult GmbH 16 SIA-Effizienzpfad 16 Hochhäusern in der Stadt Zürich konnte Zu den aktuellen Projekten gehören: nicht zuletzt darum eine 2000-Watt-Sanie- • Europaallee Baufeld H, Zürich rung erfolgreich durchgeführt werden, weil • Green-City, Zürich bauliche Massnahmen am Gebäude sowie • Gleis Nord, Lenzburg eine spätere Neukonzeption der Energie- • Richti-Areal, Wallisellen versorgung kombiniert werden. «Umbauten • Baufeld «Kraftwerk» Zwicky Areal, sind bei der 2000-Watt-Zählweise deshalb Dübendorf. klar im Vorteil», sagt Menard. Dennoch gelte es den Effizienzpfad Energie Nachhaltige Areale nicht zu überschätzen: «Trotz umfassender Vom Vorteil, die Nachhaltigkeit im Ge- Bilanzierungen: Ein weiteres Gebäudela- bäudebereich mit einfachen Methoden bel wollen wir damit nicht schaffen.» Im messbar zu machen, profitieren zuneh- Vergleich dazu decken die internationalen mend auch Arealentwickler. Gemäss Martin Zertifikate wie Leed, Breeam oder DGNB Menard sind zahlreiche neue 2000-Watt- tatsächlich ein grösseres Feld an Nach- taugliche Projekte am Entstehen. haltigkeitsthemen und Dimensionen ab. «Gleichzeitig nimmt auch der Kontrollauf- PlanungsHilfsmittel (SIA Dokumentation 2040) SIA Merkblatt 2039 «Mobilität»: • Standortabhängige Alltagsmobilität und die dazugehörige Infrastruktur (Fahrzeuge, Strassen, Geleise) • Primärenergiebedarf und Treibhausgasemissionen für den Weg zum Gebäude • Personenbezogene Berechnung mit Hilfe einer standardisierten Personenfläche SIA Merkblatt 2032 «Graue Energie»: • Primärenergiebedarf für die Produktion der Baustoffe, die Erstellung, allfällige Ersatzinvestitionen sowie die Entsorgung eines Gebäudes • Aufgrund der Amortisationszeit auf ein Jahr umgerechnet, was den direkten Vergleich mit dem Energiebedarf für Betrieb und Mobilität erlaubt wand für solche Labels zu», grenzt Martin Menard das SIA-Planungsinstrument vom nachhaltigen Immbilienmarkt ab. Weitere Hintergrundinformationen und Grundlagen zum SIA-Effizienzpfad Energie • Dokumentation: www.sia.ch / www.energytools.ch • Leitfaden 2000-Watt-Areale: www.bfe.admin.ch ( Publikationen) • Nachhaltige Quartiere: www.nachhaltige-quartiere.ch Weitere Planungshilfen • SIA Excel-Tool 2040 für Vorprojekt-Phase (kostenpflichtig): www.energytools.ch • SIA-Effizienzpfad-Kurse für Planer (in Vorbereitung): www.sia.ch Praxis Weiterbildung • Leitfaden und Tool für Arealentwickler (in Vorbereitung): www.stadt-zuerich.ch Hochbaudepartement Nachhaltiges Bauen 17 bauen für die 2000-Watt-Gesellschaft: Die Erstellung Wenig graue Energie: in der Praxis vorgelebt Der Lebenszyklus von Gebäuden offenbart: Die Energie zur Erstellung, die Herkunft der Baustoffe und der Rückbau gewinnen an Bedeutung. Graue Energie ist ein ungewohntes Thema; die Stellschrauben für Planer beschreibt Yorick Ringeisen. «Häuser mit dem nachwachsenden Bau­- vorhaben realisiert. Aktuell wird das Projekt stoff Holz sind ökologisch besser als mas­ «Microcity» in Mischbauweise mit Holz in sive Betonbauten!» Diese Behauptung Neuenburg erstellt. Der Campusneubau dient oft als kleinster gemeinsamer Nenner mit angrenzendem Park beherbergt eine der möglichen Baumassnahmen, wenn die Aussenstelle der ETH Lausanne und wird graue Energie reduziert werden soll. Doch als Labor genutzt. «Per se ist Holz natürlich derart generelle Aussagen treffen bei um- der nachhaltigere Baustoff als Beton. Aber fassenden Energiebilanzierungen fast nie im Bauprozess gleichen sich die Unter- zu. Die Wahrheit ist um einiges komplexer: schiede schnell aus», weist Ringeisen auf Energetisch gelungene Bauten sind das die Vorzüge einer hybriden Holz-Betonkon- Ergebnis einer umsichtigen Planung, die struktion hin. bereits beim ersten Entwurf beginnt. Die ganzheitliche Energiebetrachtung, welche Gut miteinander kombiniert die gesamte Planungsphase neuer Gebäu- Der Gebäudekern, in welchem die Labors de zu berücksichtigen hat, ist anspruchs- untergebracht sind, ist aus Beton. Da ver- voll. «Die graue Energie kann nicht länger schiedene Arbeitsräume ohnehin künstlich ausgeklammert werden», fasst Manfred zu beleuchten sind, fällt die Absenz von Huber, Architekt und Co-Vizepräsident des Tageslicht in diesem Bereich energetisch Energienetz Zug, zusammen. Sie ist, wie kaum ins Gewicht. Der Betonkern ist mit die Mobilität, ein bisher wenig beachtetes einer vorfabrizierten Holz-Beton-Konstruk- Puzzleteil im energetischen Gesamtbild von tion umschlossen, in die Büros angesiedelt Gebäuden. sind. So werden die jeweiligen Vorteile der einzelnen Baustoffe gut miteinander kombi- 18 Material und Form niert: Mit dem Beton verfügt das Gebäude Um die 2000-Watt-Zielwerte zu erreichen über ausreichende Speichermasse, was (siehe Seite 14), müssen Bauten anhand dem Klimaausgleich dienlich ist. Dem- von lückenlosen Energiebilanzen optimiert gegenüber tragen «die Holzfertigteile zur werden. Dass dies bald gängige Praxis sein guten Bilanz der grauen Energie bei, und wird, bezweifelt Manfred Huber nicht: «Vor ermöglichen es, beim Bauen sehr enge 10 Jahren haben wir mit der Reduzierung Zeitpläne einzuhalten», hebt Ringeisen des Primärenergiebedarfs fürs Heizen hervor. begonnen. Dann wurden Warmwasser und Für die graue Energie mindestens so wich- Elektrogeräte in die Gesamtenergieeffizienz- tig wie die Materialwahl ist die angepasste betrachtung einbezogen. Jetzt sind wir bei Form des Baukörpers, dessen Grundstein der grauen Energie angekommen. Zu deren laut Yorick Ringeisen richtig gelegt werden Reduktion können Architekten viel beitra- soll: Konzepte für nachhaltiges Bauen gen.» «Weniger ist mehr», bestätigt Yorick gelingen oder scheitern in der ersten Ringeisen, Partner von Bauart Architekten Phase. «Bei Nicht-Wohngebäuden, die und Planer, den Grundsatz, wonach nach- grossen gestalterischen Spielraum lassen, haltiges Bauen bereits im Entwurf beginnt, spielt die Kompaktheit eine wichtige Rolle», und die Reduktion der grauen Energie als erläutert der Architekt den ungewöhnlichen Teilaspekt dazugehört. sechseckigen Grundriss von «Microcity». Bauart Architekten und Planer haben eine Doch die Kompaktheit ist nicht nur für die Reihe von qualitativ hochstehenden Bau- Reduktion der grauen Energie relevant. Yorick Ringeisen, Partner von Bauart Architekten und Planer, Bern, Neuenburg, Zürich Sie verbessert auch die Energiebilanz im ten und Planer entworfen haben, ist als Betrieb und bietet ökonomische Vorteile. Grossform konzipiert und in den zentralen «Der Grad der Kompaktheit ist daher ein Bereichen mit Lichthöfen versehen. Die wichtiger Faktor im nachhaltigen Bauen», Innenhofstruktur ermöglicht die Nutzung fasst Ringeisen zusammen. des Tageslichts und schafft Begegnungszonen. Entsprechend ist die Raumaufteilung Kompakt und zweckmässig gestaltet: grosse Hörsäle unten, kleinere Ein weiteres Vorzeigeprojekt ist in Olten Klassenräume in der Mitte und Büros oben. am Entstehen: das neue Gebäude der Der Stützenraster ist den Spannweiten der Fachhochschule Nordwestschweiz, mit einzelnen Geschosse angepasst. Obwohl Hörsälen, Aula, Bibliothek und Gastro- Abfangdecken eingeplant sind, konnte die nomie für 1500 Studenten. Für Bauart graue Energie gegenüber einem durchge- Architekten und Planer ist auch bei dieser henden Stützenraster wesentlich verringert Bildungseinrichtung die Minimierung der werden. Eine Betonhohldecke (System: grauen Energie Pflicht, zumal der Minergie- Cobiax-Decken) reduziert den Betonbedarf P-Eco-Standard erreicht werden muss. im statisch nicht relevanten Bereich zusätz- Die Fertigstellung ist für 2013 geplant. lich um 20 Prozent und in der Bewehrung Auch dieser Baukörper ist kompakt und (mit Armierungsstahl) um 15 Prozent. besitzt eine geringe Gebäudehüllzahl von Der Recyclingbeton stammt sogar vom sel- 0,75. Das Gebäude, das Bauart Architek- ben Standort: Der Abbruch ehemaliger In- Tragwerkkonzept als relevanter Faktor für die Bilanz der grauen Energie. Hybride Konstruktionen mit Beton und Holz ermöglichen eine günstige Bilanz. 19 dustrie- und Lagerhallen wurde zeitlich so Yorick Ringeisen erläutert: «Gute Projekte koordiniert, dass das Material im lediglich sind ausbalanciert, um den Menschen he- 10 Kilometer entfernten Kieswerk Gunzgen rum, der als Nutzer im Mittelpunkt steht.» aufbereitet werden konnte. Auch beim Das Swisswoodhouse ist als Holzbau mit Aushub fand die graue Energie Beachtung: hohem Vorfertigungsgrad geplant, bei dem Die Baugrube wurde an die Geometrie auch Beton und Stahl eingesetzt werden. des Abbruchgebäudes angepasst. Zudem Sein modularer Aufbau erlaubt die Kom- entschied sich die Bauherrschaft, die bination zu verschiedenen Wohnungsty- Versickerungsanlage auf künftige Ausbau- pologien und Wohnungsgrössen. Durch etappen auszulegen. Dadurch steigt zwar den hohen Standardisierungsgrad müssen die graue Energie im aktuellen Projekt, elementare Funktionen, wie etwa die dichte langfristig wird sich der Vorgriff aber Gebäudehülle, nicht an jedem Standort neu bezahlt machen. Ein sinnvolles Vorgehen, konzipiert werden. Je nach Standort und wie Yorick Ringeisen betont: «Es geht nicht Kontext können die Module bedarfsgerecht um langweilige Lösungen, sondern um zusammengestellt und die Fassadenmate- innovative Konzepte mit gesamtheitlichem rialien gewählt werden. Zurzeit suchen die Ansatz, die sich trotzdem auf individuelle Bauart Architekten und Planer nach Inves- Anforderungen beziehen.» toren für den Bau eines weiteren Prototyps. Zu den guten Lösungen gehört auch die Abschliessend resümiert Ringeisen die Rol- zentrale Lage der Hochschule, direkt beim le des Architekten im Kontext zum nachhal- Bahnhof Olten: Die Mobilitätsbedürfnisse tigen Bauen: «Es gehört zum Kerngeschäft der Hochschul-Benutzer werden optimal des Architekten auf alle Anforderungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln befrie- einzugehen, dazu gehört natürlich auch die digt, was sich energetisch positiv auswirkt. hohe Effizienz und damit die Reduktion der Demgegenüber erlaubt das Grundstück grauen Energie.» nur eine in die Länge gezogene Nord-SüdAusrichtung, was die passiven Solargewin- Weitere Infos ne einschränkt. Die Nähe zu den Gleisen • www.bauart.ch erhöht zudem den Aufwand für den bauli- • www.swisswoodhouse.ch chen Lärmschutz. Individualität Ab Stange Ganz anders als die beiden Hochschulgebäude kommt das Bauart-Projekt «Swisswoodhouse» daher. Bei dem vom Bund geförderten KTI-Projekt steht die Entwicklung eines effizienten Gebäudekonzepts für die 2000-Watt-Gesellschaft im Vordergrund, anwendbar auf verschiedene Wohnbedürfnisse. Das Ergebnis sind modulare Wohnhäuser: ein 2000-Watt-Mehrfamilienhaustyp im Standard Minergie-P-Eco, der eine architektonische Verbindung von Standardisierung und Individualität bietet. 20 Tragwerk, Gebäudestruktur und unterkellerte Bereiche sind wesentliche Elemente zur Reduktion der grauen Energie. Im Bild der Strukturvergleich rückgebautes Gebäude (gelb) und Neubau (grau). Das Swisswoodhouse ist das Resultat eines Gebäudekonzepts für die 2000-Watt-Gesellschaft. Bauart Architekten und Planer haben ein modulares Mehrfamilienhaus im Holzbau und mit Standard MinergieP-Eco entworfen (Visualisierung). 21 Kompaktheit ist nicht alles Der Entwurfsarchitekt legt mit seiner Arbeit den Grundstein, wie günstig und nachhaltig die Energiebilanz eines Gebäudes ausfallen soll, betont Judith Kneubühl. «Eine klare Zielsetzung vor Projektbeginn Hybridbauweise in Kombination mit einem ist unumgänglich», verlangt Judith Kneu- Edelrohbau hat, laut Judith Kneubühl, das bühl, Castiglioni + Kneubühl Architekten. grösste Potenzial. Denn anfängliche Planungsfehler lassen mehr ganz korrigieren. Möglichkeiten, den Das beste Bauteil ist das eingesparte Energieaufwand zu minimieren, gibt es Edelrohbauten und möglichst wenig allerdings überall. «Die graue Energie ist Schichten ermöglichen bis zu 50 Prozent über alle Elemente im Gebäude verteilt», Einsparungen im Innenausbau. In diesem sagt Kneubühl und widerspricht einem Bereich wiegen die Einsparungen schwer. gängigen Vorurteil: «Kompaktheit, ausge- Bei den acht Beispielgebäuden liegt der drückt durch die Gebäudehüllzahl, ist nicht Innenausbau in puncto grauer Energie der einzige Hebel!» Das bedeutet: Architek- auf den ersten Plätzen der Elementgrup- ten können in erster Linie gute Architektur pen. Für die Bekleidung von Wänden und machen und müssen nicht nur Kästen Decken empfiehlt Judith Kneubühl eine bauen. Sie belegt ihre Argumentation mit Unterkonstruktion aus Holz statt Metall. Als einer Gegenüberstellung der Gebäude- Dämmung kommen Steinwolle oder Zellu- hüllzahl und der grauen Energie von acht lose in Frage und für die Abdeckung am Gebäuden, welche keinen Trend erkennen besten Holzplatten. «Verputzter Kalksand- lässt. Was nicht heisst, dass die Volumetrie stein ist für Trennwände am besten», weiss keinen Einfluss auf die Energieeffizienz von die Architektin: «Falls es doch Leichtbau Bauten hätte. Klare Formen verbessern sein sollte, empfiehlt sich der Holzständer- die Energiebilanz, allerdings vergleichbar bau wie bei den Aussenwänden.» mit weiteren Massnahmen. Die Baugrube Bei der Fassade sollte alles hinterfragt respektive deren Aushub spielt ebenfalls werden: Bauart, Materialisierung, Däm- eine Rolle. Judith Kneubühl wirft die Frage mung, Unterkonstruktion und Fenster. auf: «Muss ein Gebäude komplett un- Gut schneidet eine Leichtbaufassade mit terkellert sein?» In jedem Fall lohnt sich, Holzständern, Holzlamellen und Holzscha- die Gestaltung des Untergeschosses zu lung ab, die mit Steinwolle gedämmt ist. Ab überdenken. Insbesondere in Hanglagen einer Dämmstärke von 30 cm kompensiert können Kellergeschosse mit grossem Ener- die graue Energie von zusätzlichem Mate- gieaufwand verbunden sein. Als nächstes rial den energetischen Nutzen im Betrieb; gilt es, die Tragstruktur des Gebäudes zusätzliche Dämmung schadet also eher, zu optimieren. Grundsätzlich brauchen als das sie nützt. «Ein Fensteranteil von 50 Planer ein statisches Konzept, das kurze Prozent ist ein guter Richtwert für nach- Spannweiten anstrebt. Die Materialwahl haltiges Bauen», ergänzt Judith Kneubühl. ist weniger entscheidend als vermutet, wie Bei den Fenstern selbst kommt es nicht auf Kneubühl zu bedenken gibt: «Der Schritt das Glas sondern auf das Rahmenmaterial vom Massiv- zum Holzbau hat ein Potenzial an. Entscheidend für die Energiebilanz von lediglich 5 Prozent.» Wichtiger ist, das des Daches ist wiederum der Entwurf, richtige Material am richtigen Ort einzu- bemerkt Kneubühl: «Dichtungen, die in setzen. Hybridbauten verbinden massive einem Steildach nicht nötig sind, steigern Decken und Innenwände mit Aussenwän- beim Flachdach die graue Energie.» Ist den und Dächer in Holzbauweise. Die die Entscheidung getroffen, bieten beim sich in späteren Projektphasen kaum 22 Judith Kneubühl, Castiglioni + Kneubühl Architekten, Zug Durschnittliche Anteile einzelner Gebäudeelemente an die Bilanz der grauen Energie. Die Systemgrenzen bei der Betrachtung der grauen Energie; Transporte und Montage auf der Baustelle sind nicht enthalten. 23 geneigten Dach Faserzementschindeln die kann die Effizienz steigern», sagt Judith beste Energiebilanz, während sich beim Kneubühl und warnt: «Aber zusätzliche Flachdach der Verzicht auf Beton positiv Geräte schlagen immer auf die graue bemerkbar macht. Energie.» Die Haustechnik macht rund ein Fünftel der grauen Energie eines Gebäudes aus. Noch am Anfang Wichtig sind kurze Leitungen und Kanäle. In der energetischen Gesamtbetrachtung Auch die Materialwahl spielt eine Rolle, so von Neubauten nimmt die Bedeutung der reduzieren Lüftungsrohre aus Polyethylen grauen Energie – gegenüber dem klei- den Energiebedarf gegenüber solchen aus ner werdenden Anteil von Heizung und Metall. Grundsätzlich sollte die Gebäude- Warmwasser – kontinuierlich zu. Minergie technik kritisch hinterfragt werden. Technik konnte mit Kennwerten, dem die gesetzlichen Vorschriften mittlerweile folgen, den Graue Energie: vom abstrakten Begriff zur kalkulierbaren Grösse Graue Energie ist definiert als kumulierter, nicht erneuerbarer Energieaufwand (KEA) zur Herstellung aller Konstruktions- und Bauteile sowie zu deren zukünftiger Entsorgung. Das SIA Merkblatt 2032 bietet Architekten und Planern einen praktischen Leitfaden zum Umgang mit dieser Grösse, wozu verschiedene Berechnungtools verfügbar sind. Diese Grundlage wird auch im Nachweisverfahren für Minergie-Eco angewendet. In der Vorprojektierung kann eine erste Abschätzung mit Elementwerten aus der Berechnungstabelle im Anhang D des SIA Merkblatts 2032 vorgenommen werden. Zur Optimierung stehen Rechenhilfen in Form der SIA Tools 2032 und 2040 zur Verfügung. Während der Bauprojektierung berechnen Planer die graue Energie aller Bauteile mit Nachweisinstrumenten wie den SIA 380/1-Programmen, LESOSAI oder dem Bauteilkatalog. Für Standardbauteile bietet der online verfügbare Bauteilkatalog eine gute Hilfestellung, in Spezialfällen werden die Grenzen jedoch schnell deutlich. Insgesamt beurteilt Judith Kneubühl den Stand der verfügbaren Software als entwicklungsfähig: «Potenzial sehe ich beispielsweise in der Entwicklung durchgängiger Programme für die gesamte Bauadministration.» Bei jeder Software darf unter der Komplexität nicht die Bedienbarkeit leiden, fügt sie an: «Architekten müssen einfach damit zurecht kommen und Spass an der Benutzung haben, sonst werden neue Tools nicht angewendet.» Heizwärmebedarf reduzieren. Doch Judith Kneubühl stellt fest: «In der Gesamtenergiebilanz von Minergie-Bauten wurde gar nichts erreicht.» Der zusätzliche Aufwand, etwa für die Lüftungsanlage steigert den Anteil an grauer Energie in der Bilanz und wiegt somit die erzielten Einsparungen im Betrieb auf. Einen entscheidenden Schritt macht dagegen laut Kneubühl Minergie-A: «Aus der lokalen Energieproduktion mit Solaranlagen resultiert eine tatsächliche Reduktion des Gesamtenergiebedarfs.» Aufgrund der benötigten Dachfläche ist Minergie-A auf dem Land wesentlich besser zu erreichen als in der Stadt. Gesamtenergetisch ergibt sich daraus allerdings der Nachteil erhöhter Mobilität, die bei Minergie-A jedoch nicht beachtet wird. «Eine umfassende Betrachtung inklusive der grauen Energie beinhaltet momentan nur der SIA-Effizienzpfad Energie», so Kneubühl. Allerdings weist die Architektin, Vorstandsmitglied des Energienetz Zug, darauf hin, dass «die ambitionierten Vorgaben des Effizienzpfades in der Praxis eine grosse Herausforderung darstellen.» Neubauen oder Sanieren? Bei der im Gebäudebestand immer wieder kehrenden Gretchenfrage für die Erneuerung: «Neubauen oder Sanieren» gilt 24 grundsätzlich: Beide Strategien können die Energie besonders relevanten Unterge- Vorgaben des SIA-Effizienzpfades für die schossen – verbunden ist. 2000-Watt-Gesellschaft erreichen. Wichtig sind in jedem Fall eine Analyse der Gege- Weitere Infos benheiten und die frühzeitige Wahl einer • www.bauteilkatalog.ch zielführenden Strategie. Dazu gehört eine • www.ck-architekten.ch Gesamtbetrachtung der Bereiche Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. «Allerdings ist die graue Energie bei Neubauten im Durchschnitt doppelt so hoch wie bei Erneuerungen», gibt Judith Kneubühl zu bedenken: «Diese Energie lässt sich durch Effizienzsteigerungen nicht ohne weiteres wieder herausholen.» Das heisst: Graue Energie ist bei der Grundsatzentscheidung über den Umgang mit einem Altbau nicht allein ausschlaggebend aber sicherlich relevant. Bei der Bestandsaufnahme darf nicht vergessen werden, dass der neu zu erstellende Rohbau meist mit einem Flächenwachstum – auch in den für die graue Beispielhafter Vergleich: graue Energie von unterschiedlichen Aussenwandkonstruktionen. 25 bauen für die 2000-Watt-Gesellschaft: Der Betrieb Gestaltung und Technik kommen sich nah Der Architekt gibt die Grundform eines Gebäudes vor. Wie gross der gestalterische Einfluss auf nachhaltige Lösungen ist, zeigt Manfred Huber unter anderem anhand von historischen und modernen Beispielen. «Mehr Denken als mehr Dämmen», lautet Als ökonomischer Faktor wurde zudem die das Berufsverständnis von Manfred Huber, graue Energie gering gehalten. Die Roh- aardeplan Architekten ETH/SIA. Zwar sei stoffe – insbesondere Holz – hatten lokal die Konzentration auf die Gebäudehülle verfügbar zu sein. Die Tragwerke wurden richtig und wichtig und entspreche der dauerhaft und langlebig gestaltet, wozu Bautradition. Der Einfluss von Architekten der gemauerte Keller einen Nässeschutz ist jedoch nicht nur auf das zusätzliche von unten bot. Das Kleb- und Vordach Einpacken von Gebäuden beschränkt. hält derweil nicht nur den Regen von der Denn es gelte vor allem die Grundform, Fassade ab, sondern dient als zusätzli- die Gebäudetiefe sowie die geografische ches Wärmeschild, das die Abstrahlung Ausrichtung festzulegen. Diese Faktoren der Holzhülle behindert. Am traditionellen bestimmen, wie hoch der Energiebedarf Bündnerhaus mit den dicken Steinwänden für Wärme und Licht in einem Gebäude ist hingegen zu erkennen, wie aufgehellte schliesslich wird. «Wir stehen am Ende und schräge Fensterleibungen zusätzliches des fossilen Zeitalters und haben daher Tageslicht in die Räume einstrahlen lassen. Massnahmen für die Bedarfsreduktion Doch Bauen ist eine kulturelle Aufgabe und umzusetzen», fordert Huber seine Be- die Reproduktion traditioneller Gestaltungs- rufskollegen auf. Doch auch damit ist es elemente daher nur bedingt erwünscht. Die für eine nachhaltige Gebäudelösung nicht Moderne hat, so Manfred Huber, durchaus getan: Es braucht ein neuartiges Zusam- eigenständige Lösungen hervorgebracht. menspiel von Architektur und Haustechnik. «Kommt hinzu, dass auch die funktionalen So ist der reduzierte Bedarf für Heizen Ansprüche inzwischen wesentlich geändert und Beleuchtung ebenso mit effizienten haben.» Mitteln zu decken, wozu ausschliesslich erneuerbare Energien zu verwenden sind. Heizen: Kein Problem, wenn... Der Architekt soll dabei nicht alles den Eine zentrale Erkenntnis für das aktuelle Ingenieuren überlassen. «Zwischen diesen Bauen ist: «Der Problemfall Heizen ist beiden Fachbereichen braucht es eine heute gelöst.» Der Energiebedarf für das Nähe, aus der gemeinsame gestalterische Bereitstellen von Raumwärme ist markant Lösungen entstehen können», ist Architekt geschrumpft; in der Gesamtbilanz eines Huber, der auch Präsident des Energienetz Gebäudes (inklusive Erstellung und Mobili- Zug ist, überzeugt. tät) beansprucht das Heizen nur mehr rund 10 Prozent, was dem Anteil der Warmwas- 26 Tradition kennt Effizienz seraufbereitung entspricht. Umso stärker Die Bedarfsreduktion mit gestalterischen fallen nun die weiteren Energieverbraucher Mitteln ist jedoch keine moderne Erfindung. auf: graue Energie, Beleuchtung oder auch Bauernhäuser aus den letzten Jahrhun- der zunehmende Kühlbedarf. Einiges befin- derten zeigen das traditionelle Effizienzver- de sich im Einflussbereich des Architekten, ständnis bis heute anschaulich: Der Ofen so Huber. Auch hierzu demonstrieren her- als einzige Wärmequelle wurde in der Mitte ausragende, oft nicht spektakulär wirkende platziert. Oft schützen ein angegliederter Bauten, was der gestalterische Ansatz zur Kuhstall oder der darüber gelegte Heustock Bedarfsreduktion effektiv beitragen kann. den Wohnbereich und wirken als Puffer- Teilweise sind diese bereits vor einem hal- zone und Dämmschicht im kalten Winter. ben Jahrhundert erstellt worden, wie das Manfred Huber, aardeplan Architekten ETH/SIA und Präsident Energienetz Zug Wohnsiedlung Fuchsloch Oberwil ZG, Kuhn-Fischer-Partner Architekten AG. Einflussbereiche und Wechselwirkungen bei der Architektur von Wohngebäuden bezüglich Energie. 27 Ferienhaus des Architekten Ernst Gisel auf Optimum kann dabei quantitativ bilanziert Rigi-Kaltbad. Dieses inzwischen Denkmal werden – aus der Gegenüberstellung von geschützte Haus mit Baujahr 1959 wendet Tageslichteinfall, Heizwärmebedarf, grauer sich vollständig der Sonne zu und besitzt Energie und Überhitzungsstunden. auf der Südseite ein verkürztes Giebeldach. • Ein grosses, kompaktes Gebäude besitzt «Die Ausrichtung erlaubt eine hohe passive aufgrund seiner guten Gebäudehüllzahl Wärmenutzung», weist Huber auf die einen niedrigen Heizwärmebedarf und entscheidenden Details hin. Die Wärme- muss aber – aufgrund der tiefen Grundrisse versorgung ist effizient gelöst: Der Ofen in – mit mehr Kunstlicht beleuchtet werden. der Hausmitte wärmt einen zweistöckigen Raum. Gestalterische Alternativen Eine gute Lösung zur Verbesserung des Um den Heizwärmebedarf zu reduzieren, Tageslichteinfalls präsentiert die Siedlung muss ein Gebäude aber nicht nur dick «Fuchsloch» in Oberwil. Die dreiglied- eingepackt sein. Alternative gestalterische rige, kammartig geordnete Überbauung Strategien bieten sich an, wenn gemäss wurde Anfang der 1990er Jahre erstellt Architekt Huber der Dämmperimeter opti- und als preiswertes und selbstbestimmtes miert ist oder die Wärmebrücken vermin- Wohnkonzept realisiert. Den dreistöcki- dert werden, etwa durch die Integration gen Gebäuden aus Kalksandstein ist ein einer Loggia in die Energiebezugsfläche. Laubengang vorangestellt, der derart mit Wichtige Beeinflussungsfaktoren für die Öffnungen versehen ist, dass die Strahlen Bedarfsreduktion bei der Beleuchtung sind der hochstehenden Sonne das Erdgeschoss der Fensteranteil, die Positionierung sowie erreichen können. Die Wohnungen selber die bauliche Beschattung. Um hingegen besitzen eine kompakte Grösse; die Raum- den Kühlungsbedarf, der angesichts des einteilung ist flexibel organisiert, weshalb Klimawandels wichtiger wird, effizient dieses Projekt für Manfred Huber auch zu decken, braucht es nicht nur einen ein gutes «Suffizienzbeispiel darstellt». Es wirksamen Sonnenschutz sondern auch zeige sich, dass der Kostendruck bei einem Materialien und Oberflächen mit hoher Projekt oft «clevere Lösungen» hervorbrin- Speicherfähigkeit. gen könne. Weitere Infos Gegensätze beachten • Buch: Das Klima als Entwurfsfaktor, Doch der Eindruck darf nicht täuschen, die Quart Verlag, 2009 Form löse sämtliche Probleme. Vielmehr • www.aardeplan.ch muss sich der Architekt bewusst werden, wie die unterschiedlichen gestalterischen Massnahmen zusammenspielen und sich auch in die Quere kommen können. Das zeigen diese Beispiele: • Ein Vordach dient grundsätzlich als Witterungs-, Blend- und Sichtschutz. Doch je länger dieses hinausgezogen ist, umso weniger Tageslicht fällt ein, und umso geringer ist der passive Solargewinn. Das 28 Optimierung des Dämmperimeters zur Reduktion des Heizwärmebedarfs; je kleiner die Fläche der Aussenhülle, umso geringer ist der Heizwärmebedarf. Die Konzeption eines Vordachs und die Auswirkungen auf den Energiebedarf; Auskragungen über 2 Meter schmälern den Tageslichteinfall. 29 Räderwerk mit Stellschrauben Allgemeingültige Rezepte für die Haustechnik der 2000-Watt-Gesellschaft gibt es nicht. Vor allem braucht es standortbezogene Lösungen, damit das gesamte CO2Reduktionspotential genutzt werden kann, beschreibt Markus Koschenz. Markus Koschenz, Vorsitzender der Ge- Die Nutzung erneuerbarer Energie bietet schäftsleitung Reuss Engineering, warnt vor ebenfalls eine grosse Auswahl an dezent- der Gefahr der überzogenen Technisierung ralen und zentralen Versorgungsvarianten. im Gebäudebereich: «Die Interaktion zwi- Dazu gehören etwa: schen Nutzer und Gebäudetechnik muss • Wärmepumpe mit hoher Jahresarbeits- einfach gehalten werden», gibt Koschenz zahl zu bedenken. «Damit der Mensch nicht • Langzeitspeicher mit hoher Energiedichte den Bezug zu den technischen Systemen für Wärme und Kälte und den Energieflüssen verliert.» Trotzdem • Photovoltaik und Solarthermie hält er technische Konzepte und Systeme • Holz- und Biomassenutzung für das nachhaltige Bauen unverzichtbar. • Tiefengeothermie (Strom und Wärme) Aber auch hier lässt er Vorsicht walten: • Fernenergie- und Fernwärmeverbund Ein Rezept für die richtige Lösung gibt es • Nutzung von Abwärme (Anergie). nicht. «Neben dem Standort sind verschiedene Einflussfaktoren wie zum Beispiel die Fokus auf Quartiere verfügbare Energie – bei der Planung, beim Nicht alle diese Energiequellen wie zum Bau und im Betrieb – zu berücksichtigen», Beispiel Langzeitspeicher und Tiefengeo- sagt Koschenz. Tatsächlich ist die Wahl der thermie sind bereits verfügbar. Aber das Mittel aus einem reichhaltigen Angebot an hohe Potenzial soll mit weiteren Abklä- funktionellen Anforderungen, Systemvari- rungen und Forschung dereinst nutzbar anten und Energiequellen zu treffen. Die gemacht werden. «Jetzt schon möglich Ambition besteht darin, die effizienteste sind Versorgungskonzepte, die dezentrale Lösung für die verschiedenen Anwen- Varianten mit Verbundlösungen kombinie- dungen und Funktionen Heizen, Lüften ren.» Wichtig ist der integrale Ansatz: «Vor oder Kühlen zu finden. In der 2000-Watt- lauter Schrauben sollten wir das ganze Gesellschaft steht dabei die Reduktion der Räderwerk nicht aus den Augen verlieren», Treibhausgasemissionen im Vordergrund. sagt Markus Koschenz. Ein neuer Fokus, Einige wesentliche Stellschrauben sind den die 2000-Watt-Gesellschaft auf die Ge- massgebend für ein optimales Gebäu- bäudetechnik richtet, ergibt sich mit dem detechniksystem: Zur Bedarfsreduktion Areal und ganzen Stadtgebieten. Dadurch beitragen können etwa das Sonnenschutz- werden grundstücksübergreifende Lösun- konzept und die Wahl der Betriebseinrich- gen möglich, und die gesamte Energiever- tungen. Den effizienten Betrieb haben zum sorgungskette – von der Energiegewinnung einen die gewählten Komponenten und bis zur Energienutzung – kann optimal die gesamte Anlage zu garantieren. Zum genutzt werden. anderen sind Efforts erforderlich, die anfänglichen Systemeinstellungen im Betrieb Weitere Infos zu optimieren. «Der Energiebedarf kann • Publikation von Markus Koschenz: Po- um bis zu 30 Prozent reduziert werden, tenzial Wohngebäude: Energie- und Gebäu- wenn die Heizungs-, Lüftungs- und Kälte- detechnik für die 2000-Watt-Gesellschaft, anlagen in den ersten Jahren systematisch Faktor Verlag 2005 überwacht und optimiert werden», hat • www.reuss-engineering.ch Koschenz an eigenen Projekten mit tiefer Treibhausgasintensität erkannt. 30 Markus Koschenz, Vorsitzender der Geschäftsleitung Reuss Engineering. Übergreifender Planungsmassstab der 2000-Watt-Gesellschaft. Der System- und Anwendungsraster der Gebäudetechnik. 31 bauen für die 2000-Watt-Gesellschaft: Die Umsetzung Gesellschaftliche Verantwortung verpflichtet Die 2000-Watt-Gesellschaft gibt ambitionierte Ziele vor. Trotzdem findet sie in der Praxis Beachtung, meistens weniger aus ökonomischen sondern aus ideellen Gründen. Ein Podiumsgespräch mit Energiefachleuten, privaten und gemeinnützigen Investoren sowie Behördenvertretern. An der «2000-Watt-Gesellschaft» sind die Baubereich setzt die Verwaltung auf Pilot- Anwender interessiert. Private Immobilien- und Leuchtturmprojekte, denen durchaus investoren, gemeinnützige Wohnbau- anwendungsbezogene Forschungsfunk- träger oder auch Baubehörden setzen tionen zugeschrieben werden. Das Amt die Erkenntnisse respektive Vorgaben für Hochbauten (AHB) ist bei rund 4000 in einzelnen Projekten bereits um. Das städtischen Liegenschaften — Wohnhäu- Podiumsgespräch mit Vertreterinnen und ser, Schulhäuser, Verwaltungsbauten und Vertretern aus diesen Gruppen macht die Spitäler — als Bauherrenvertretung direkt unterschiedlichen Perspektiven deutlich. involviert. Gemäss Sandra Zacher, AHB-Be- Es zeigt aber auch, dass nachhaltiges reichsleiterin, ist das nachhaltige Bauen zu Bauen in einem gewissen Sinn zum Alltag einer täglichen Knochenarbeit geworden, gehört. Wer sich explizit dafür engagiert, weil jedes Projekt genau geprüft werden tut dies nur zum Teil aus ökonomischen muss. «Tritt die Stadt Zürich als Bauherrin Gründen, jedoch vor allem weil er im Fokus auf, wird das ökologische Potenzial des der Öffentlichkeit steht, einer Vorbild- Projekts im Detail abgeschätzt, damit wir funktion gerecht werden will und sich der danach die genauen Umsetzungsziele gesellschaftlichen Verantwortung verpflich- für Planung und Ausführung vorgeben tet fühlt. können.» Zumindest eine regionale Vorreiterrolle inne Vorbilder vorhanden hat die Allgemeine Wohnbaugenossen- Vielen als Vorbild gilt die Stadt Zürich, schaft Zug (AWZ), seit sie vor 10 Jahren welche die Ziele der 2000-Watt-Gesell- das erste Minergie-Mehrfamilienhaus im schaft (3 Jahre vor der Stadt Zug) per Kanton Zug erstellt hat. Der Standard ist Urnenentscheid in der Gemeindeordnung inzwischen bei allen eigenen Neubauten verankert hat. Bei der Umsetzung im Pflicht und auch erneuerbare Energien werden gerne für die Energieversorgung Sandra Zacher, Mitglied der Geschäftsleitung Amt für Hochbauten (AHB) Stadt Zürich eingesetzt, «weil man beim Mietpublikum damit gut ankommt», wie Genossenschaftspräsident Beat Herrmann erklärt. Doch den ökologischen Ambitionen sind durchaus Grenzen gesetzt: «Wir bewegen uns in einem eher niedrigen Preissegment, so dass das Interesse an Nachhaltigkeit und den damit verbundenen Mehrkosten «Die Stadt Zürich geht als Vorbild Voraus, zeigt Wege auf und unterstützt.» Die Stadt Zürich hat die Ziele der 2000-WattGesellschaft seit 2008 in der Gemeindeordnung verankert und treibt die Umsetzung in den Verwaltungsbereichen Bauen und Verkehr derzeit mit einem eigenen Forschungsprogramm voran. schnell sinkt.» Nachhaltige Bauten als muss Dass sich ökonomische Interessen auch mit einem hohen Umweltbewusstsein kombinieren lassen, versucht dagegen die Bank Credit Suisse, grösste private Bauherrin in der Schweiz, zu beweisen. Vor rund drei Jahren hat die Bank einen Anlagefonds für nachhaltige Immobilien aufgelegt und 32 stösst damit auf eine stetig wachsende höchste Standards ein und mit Betriebsop- Nachfrage. Um für die hochwertigen timierungen wollen wir rund 20 Prozent des Gebäudequalitäten zu bürgen, wurde ein internen Energieverbrauchs einsparen.» eigenes Gütesiegel für nachhaltige Immobi- Das spart Geld und dazu kommt, dass die lien entwickelt: greenproperty. Dieses wird Öffentlichkeit bei grossen Projekten sehr oft in den Prädikaten Gold, Silber und Bronze genauer hinschaut. «Auch deshalb nehmen verliehen und verlangt zum Beispiel für das wir die gesellschaftliche Verantwortung Prädikat Gold die Minergie-Zertifizierung wahr», sagt Roger Baumann. sowie die Einhaltung von definierten Minergie-Ausschlusskriterien. Bisher wurden 40 Zur Risikoabsicherung Liegenschaften zertifiziert; jedes Jahr wer- Gemäss Jürg Nipkow, Ingenieur und Ener- den 800 bis 900 Millionen Franken zusätz- gieeffizienzfachmann, sind leider nicht alle lich investiert. «Nachhaltige Investitionspro- Bauherrschaften – private, professionelle dukte sind inzwischen ein Muss; effiziente und institutionelle – derart aufgeschlossen. Gebäude auch für Investoren interessant», Bei den Pensionskassen ist beispielsweise bestätigt Roger Baumann, Leiter Nachhal- zu erkennen, dass diese vor allem an Ren- tigkeit im Real Estate Asset Management dite orientiert sind. «Was nicht wirtschaft- der Credit Suisse. «Zudem glauben wir, lich ist, wird nicht gemacht», fasst Nipkow dass derartige Immobilien einem guten Ri- zusammen. Bei privaten Hauseigentümern siko entsprechen.» Doch Baumann macht ist dagegen eine gewisse Bereitschaft vor- deutlich, dass die Bank nicht nur tut, was handen, aber Investitionen für eine Gebäu- der Markt fordert, sondern selber aktiv desanierung, die den eigenen Lebenshori- wird: «Seit 2006 hat sich die Credit Suisse zont übertreffen, werden häufig gescheut. einem CO2-neutralen Betrieb verschrieben; Dabei ist die Rechnung an sich einfach die eigenen Verwaltungsgebäude halten gemacht, so Nipkow. «Die Energiepreise Podiumsteilnehmer von links nach rechts: Jürg Nipkow, Roger Baumann, Sandra Zacher und Beat Herrmann. 33 steigen auf jeden Fall, weshalb sich eine Jürg Nipkow, Vorstandsmitglied Schweizerische Agentur für Energieeffizienz (S.A.F.E.) energetische Sanierung früher oder später wirtschaftlich lohnt.» Die Risikoabsicherung gegen steigende Betriebskosten ist tatsächlich ein wichtiges Motiv, um optimale Standorte mit nachhaltigen Immobilien aufzuwerten, bestätigt CS-Vertreter Baumann. Doch das häufige Argument: «zertifiziertes Gebäude bringt höheren Preis», ist nicht unbedingt wahr respektive «bisher nicht nachweisbar». Frühzeitiges Einbinden Wie aber kommt der Investor oder die Bauherrschaft zum nachhaltigen Projekt? AWZ-Präsident Herrmann erläutert dies am aktuellen Beispiel, eine neue Überbauung in Oberägeri. «Bei diesem Mehrfamilien- «Da ist noch Potenzial im Geräte- und Haustechnikbereich.» Die Schweizerische Agentur für Energieeffizienz S.A.F.E. ist ein privater Verein, der die Energieeffizienz in der Schweiz fördern will. Sie besitzt einen Leistungsauftrag des staatlichen Programms EnergieSchweiz und betreibt Projekte wie Topten.ch, Topmotors.ch oder Toplicht.ch. haus wurden der Minergiestandard, das ökologische Heizsystem mit Wärmepumpe tigkeitsziele zu überprüfen, erklärt Sandra sowie beschränkte Wohnflächen vorge- Zacher. Als Standardvorgabe für Neubau- geben.» Dazu ist es notwendig, frühzeitig ten gilt inzwischen Minergie-P-Eco. «Und Fachkräfte für die Beratung beizuziehen. jedes Wettbewerbsprojekt wird hinsichtlich Die Stadt Zürich führt sogar Testplanungen der 2000-Watt-Ziele mit einem eigenen Kal- durch, um die Machbarkeit der Nachhal- kulationstool bilanziert.» Derweil schaut die CS, als Käuferin von fertigen Bauprojekten, Beat Herrmann, Präsident Allgemeine Wohnbaugenossenschaft Zug (AWZ) jeweils darauf, ob die Kriterien für Ecobau – geringe graue Energie und gesundheitsfördernde Bauweise – eingehalten sind. Von allen Seiten aber wird verneint, die Lebenszykluskosten eines Gebäudes bei der Nachhaltigkeitsbeurteilung bislang in Betracht zu ziehen. Dass nicht jedes Gebäude ein nachhaltiges «Günstigen Wohnraum zu schaffen ist das Ziel, aber man könnte noch mehr tun...» sein kann, trifft trotzdem zu: «Denn oft sind es widersprüchliche Vorgaben, die die Planer zu erfüllen haben», hat Sandra Zacher erkannt. Je kreativer die Beteilig- Die AWZ ist 1961 gegründet worden und hat seither 7 Wohnsiedlungen in der Stadt Zug und in Oberägeri mit über 120 Wohnungen erstellt. Die drei Neubauten der letzten 10 Jahre erfüllen jeweils den Minergie-Standard. ten sind, umso bessere Lösungen gibt es aber, die architektonischen Ansprüche mit nachhaltigen Indikatoren zu verbinden. «Einseitige und radikale Vorschläge sind weniger gesucht.» Bei der grauen Energie zeige sich aber, dass deren Reduktion auch 34 ökonomisch interessant sei und dadurch verhalten zu thematisieren sein. «Heute das Investitionsvolumen kleiner werde. trocknen wir die Wäsche in einem effizien- «Es tut sich was», kommentiert Jürg ten Gerät; früher haben wir sie im Estrich Nipkow die aktuellen Bemühungen um aufgehängt und keine Energie verbraucht», nachhaltige Gebäude und die Steigerung weist Nipkow auf die Suffizienzfrage hin. der Energieeffizienz in vielen weiteren All- Im Gebäudebereich wird dazu häufig über tagsbereichen. Dennoch sind viele weitere Wohnungsgrössen und den persönlichen Anforderungen, darunter gesellschaftliche Wohnflächenbedarf diskutiert. Bei den Ge- und gesundheitliche Kriterien, erst noch zu nossenschaftsbauten gehört die Beschrän- definieren und Werkzeuge für die prakti- kung, so AWZ-Präsident Herrmann, auf sche Umsetzung bereit zu stellen. Denn ein «vernünftiges Mass» immer dazu. Und am Ende entscheidet der einzelne Verbrau- AHB-Vertreterin Zacher weist daraufhin, cher: «Nur weiss er bei vielem nicht, wie dass die Vorgabe: «kleiner und günstiger viel Energie drin steckt.» Wohnraum» bereits in vielen Architekturwettbewerben enthalten ist. Denn ein Ge- Nutzerverhalten wird wichtig bäude muss nicht nur ökologische sondern Die Annahme, die unmittelbare Zukunft auch soziale Qualitäten bieten können. werde von sich aus weitere technologi- So lautet die Aufgabe für die unmittelbare sche Verbesserungen und energieeffizi- Zukunft: «In der 2000-Watt-Gesellschaft entere Produkte bringen, trifft dennoch müssen wir über einzelne Aspekte und zu. Gemäss Nipkow sind beispielsweise über das einzelne Gebäude hinaus den- Haushaltsgeräte zu erwarten, welche ken», sagt Sandra Zacher. Die Ziele sind die heutigen Verbrauchswerte nochmals nicht überall und bei jedem einzelnen Ge- deutlich senken können. Doch daneben bäude erreichbar; aber zusammenhängen- werde immer stärker auch das Nutzer- de Areale oder Immobilienportfolios bilden einen flexiblen Bezugs- und Ausgleichs- Roger Baumann, Head Business Development & Sustainability Credit Suisse rahmen. Die Umsetzung des Effizienzpfads kann vereinfacht werden, wenn dafür auch die Raumplanung einbezogen wird. Weitere Hinweise • Stadt Zürich, Fachstelle Nachhaltiges Bauen: www.stadt-zuerich.ch/nachhaltiges-bauen «Effiziente Gebäude sind auch für Investoren interessant.» Die Credit Suisse ist die grösste Anbieterin von Immobilienanlageprodukten in der Schweiz mit einem verwalteten Vermögen von 28,7 Mrd. Franken. In rund 1100 Liegenschaften bestehen 74‘000 Mietverhältnisse. Der neue Geschäftssitz «Uetlihof» in Zürich erfüllt den Standard Minergie-P-Eco. • Credit Suisse: www.credit-suisse.com/ch/realestate.ch • S.A.F.E.: www.energieeffizienz.ch; www.topten.ch • AWZ: www.awzug.ch / www.minergie.ch ( gebäudeliste) 35 2000-Watt-Praxisbeispiel SchulHaus Eichmatt – das 2000-Watt-Pilotprojekt Die Gemeinden Cham und Hünenberg haben zusammen das erste Minergie-P-Schulhaus der Schweiz erstellt, das sich zudem als geglückter Testfall für den SIA-Effizienzpfad Energie erweist. Die Praxis hat inzwischen bestätigt, dass ein Ressourcen schonender Schulbetrieb möglich ist. Das Schulhaus Eichmatt in der Nähe der S- • Der zulässige Heizwärmebedarf nach Bahn-Haltestelle «Zythus» ist in dreifacher Minergie-P beträgt 9,8 kWh/m2. Das Schul- Hinsicht ein Pionierprojekt: Erstens treten haus Eichmatt erreicht 8,2 kWh/m2, was die beiden Nachbargemeinden Cham rund 16 % niedriger liegt. und Hünenberg als gemeinsame Bau- • Der zu erreichende Minergie-P-Wert herrinnen und Betreiberinnen auf, wobei «Wärmeenergiebedarf für Brauchwasser» grenzüberschreitende Aktivitäten in der beträgt 4 kWh/m2, was einem Tagesener- politischen Landschaft der Schweiz selten giebedarf für Brauchwasser von 11 Wh/m2 sind. Zweitens handelt es sich bei diesem pro Tag entspricht. Im Schulhaus Eich- vor drei Jahren erstellten Neubau um einen matt ist halb so viel gerade gut genug; der – ebenfalls raren – Holzbau respektive um Tagesenergiebedarf für Brauchwasser liegt eine hybride Bauweise mit tragendem, effektiv unter 5 Wh/m2 pro Tag. massivem Gebäudekern und äusserer • Der Strombedarf für die Schulzimmer- Wandkonstruktion aus Lärchenholz. Und Lüftungsanlagen darf gemäss Standard drittens ist bemerkenswert, dass nicht nur Minergie-P 4,4 kWh/m2 nicht überschrei- die Planungsvorgaben ambitioniert waren, ten, umgerechnet sind das 12,1 Wh/m2 sondern auch im Alltag tatsächlich einge- pro Tag. Der über zwei Jahre gemessene halten werden können. Das Schulhaus, in Strombedarf für die Lüftungsanlagen, dem seit Herbst 2009 über 200 Kinder- welche die 14 Schulzimmer sowie Aula und gärtner und Primarschüler unterrichtet Doppelturnhalle permanent mit Frischluft werden, ist selber zum Lehrstück für das versorgen, beträgt hingegen weniger als 10 Ressourcen schonende, nachhaltige Bauen Wh/m2. geworden. Auffallender Vorzeigebau Grenzwerte unterschritten Architektonisch präsentiert sich das Gebäu- Als Schweizer Premiere konnte das Schul- de als ruhender Pol inmitten eines hetero- haus Eichmatt mit dem ersten Minergie- genen Wohnquartiers. Die Materialwahl ist P-Zertifikat (ZG-003-P) für Bildungsge- bei diesem Schulgebäude daher ebenso bäude ausgezeichnet werden. Und zudem ökologisch wie gestalterisch bestimmt: Der gehört der dreistöckige Neubau mit einer Baustoff Holz, der für die vorfabrizierten Grundfläche von beinahe 3000 m zur Wandelemente und die Fassadenverscha- Testgeneration, an denen die Anforderun- lung eingesetzt worden ist, begünstigt die gen der «2000-Watt-Gesellschaft» gemäss Reduktion der grauen Energie. Zugleich ist SIA-Effizienzpfad Energie erprobt werden den Projektverfassern Bünzli + Courvoisier konnten (siehe Seite 14). Die Messresultate Architekten daran gelegen, die Verände- aus dem dreijährigen Betrieb beweisen nun rung des natürlichen Materials – inklusive sogar: Es wird deutlich weniger Energie ver- Verwitterung und Farbänderung – bewusst braucht, als prognostiziert. Bislang wurden nach aussen zu tragen. Und auch die die Grenzwerte für den Standard Minergie- kompakte Grossform und die grosszügigen P in Bezug auf den Wärmeenergiebedarf, Fensterbänder fallen wahrnehmbar auf; für Heizung und Brauchwasser sowie den ihre Vorzüge für einen äusserst energieeffi- Strombedarf für die mechanische Lüftung zienten Betrieb sind ebenfalls gewollt. unterschritten. Das Gebäude besitzt ein reichhaltiges, 2 aber einfach gegliedertes Innenleben. 36 Zusätzlich zu den Klassenzimmern werden schalldichte Musikräume, Kindergärten, die Hauswartwohnung sowie die jeweils zweigeschossige Doppelturnhalle und Aula umschlossen. Die primäre, tragende Gebäudestruktur besteht aus den inneren Erschliessungszonen und Decken aus Eisenbeton sowie den aussen liegenden Holzpfeilern. Darüber ist die gut gedämmte Aussenhülle aus Holzelementen gelegt; die Trennung zwischen Aussenschicht und tragenden Elementen erlaubt eine freie Fassadengestaltung, eine Ansicht der Doppelturnhalle im Schulhaus Eichmatt. energetisch optimale, praktisch wärmebrückenfreie Lösung sowie ein flexibler Umgang im künftigen Fassadenunterhalt. Die Gänge dienen ebenso der inneren Erschliessung wie als Aufenthaltsraum. Und um die Tiefe des Baukörpers energetisch und funktional zu kompensieren, erhöhen drei kleine, nicht begehbare Atrien den Einfall des natürlichen Lichts bis in die inneren Erschliessungszonen. Heizen und Kühlen mit Erdsonden Der Energiebedarf wird zur Hauptsache mit passiver Sonnenenergienutzung gedeckt. Die Fassaden am Eichmatt-Schulhaus besitzen die dafür erforderlichen hohen Fensteranteile, das Gebäude ist mit einem Hüllfaktor von 0,81 sehr kompakt und die Holzrahmenelemente bis zu 50 cm dick gedämmt. Diejenigen Energieanteile, die aktiv zu beschaffen sind, werden vorab mit Wärmepumpe und Erdsonden erzeugt. Allerdings ist die eigene Abwärme im Innern – vorab die Schulkinder, Beleuchtung und Computer – derart gross, dass das Kühlen aufwändiger wird als das Beheizen der Räume. Im Winter und im Sommer werden aber dasselbe technische System und dieselbe Energiequelle eingesetzt: Beim Heizen werden die RaumtemperatuLichthof im Schnee. ren über ein engmaschiges Register in den 37 Böden reguliert, das die Wärme aus dem kungsgrad der Energieversorgung um über Erdreich – aufbereitet durch die Wärme- 50 % verbessert hat, was insbesondere den pumpe – bezieht. Im Sommer werden Strombedarf der Wärmepumpe stärker als die Räume via dem identischen Kreislauf erhofft reduziert. Die mittlere Arbeitszahl gekühlt. Die Lüftungsanlage übernimmt, liegt bei über 4. Der Optimierungserfolg ist dank Nachtauskühlung, eine zusätzliche unter anderem den Verbesserungen an der kühlende Funktion. Steuerungssoftware und bedarfsgerechten Betriebszeiten der technischen Anlagen, Optimierte Ansprüche im Betrieb namentlich von Lüftungsventilatoren Im Verlauf der Planungsphase wurden die und Zirkulationspumpen, zu verdanken. Nutzungsansprüche beim Warmwasserbe- Anstelle den Betrieb in den Schulferien darf angepasst: So ist an den Lavabos in unverändert zu belassen, wird das Schul- den Schulzimmern und Toilettenanlagen haus zudem technisch in den sparsamen nur kaltes Wasser erhältlich; einzig Schul- Standby-Modus heruntergefahren. küche, Duschen und die Wohnung werden mit warmem Brauchwasser versorgt. Die Erwärmung erfolgt über die Erdsondenwärmepumpe, weil die Evaluation einer Dieser Beitrag ist mit freundlicher Unterstützung der Einwohnergemeinden Cham und Hünenberg möglich geworden. Solaranlage der Erzeugung von Strom den Vorzug gegeben hat. Die Photovoltaikanlage, betrieben von der Wasserwerke Zug AG mit über 500 m2 Solarmodulfläche, erzeugt rund 15 % mehr Strom als prognostiziert. Das Haustechniksystem im Schulhaus Eichmatt hat jedoch ein Optimierungsprogramm durchlaufen, welches den WirProjektangaben Neubau Schulhaus Eichmatt Gebäude Schulhaus mit Doppelturnhalle GebäudeBaujahr: 2008 – 2009 hülle Beteiligte 38 Fensteranteil: 0,12 FF/EBF U-Wert Fenster: max. 0,8 W/m2 K Gesamtbaukosten: ca. 28 Mio. Fr. g-Wert Glas: 0,47 % Bruttogeschossfläche: 8581 m2 Gebäudehüllzahl: 0,81 Volumen: 38 160 m3 Bauherrschaft: Gemeinden Cham und Hünenberg Bünzli & Courvoisier Architekten, Zürich Baurealisierung: b+p Baurealisa­ tion AG, Zürich Gebäudetechnik: Meierhans + Partner AG, Schwerzenbach Holzbau: Makiol + Wiederkehr, Beinwil a. See Nachhaltigkeitsberatung: HR Preisig AG, Zürich U-Wert Wand gegen aussen: max. 0,1 W/m2 K PV-Anlage: 68 kWp Kenndaten Energie (gemessen) Energiebezugsfläche: 11 634 m2 Heizwärmebedarf: 8,2 kWh/m2 Wärmebedarf WW: ca. 2 kWh/m2 Energiekennzahl: ca. 15 kWh/m2 Ertrag Solaranlage (PV): 71 000 kWh Strombedarf Wärmepumpe: 35 000 kWh kurzportrait Energienetz Zug und weiterführende Informationen Der Verein Energienetz Zug setzt sich für • Beratung zum Minergie-Standard einen sparsamen und umweltgerechten • Auskunft und Beratung zu kommuna- Einsatz unserer Ressourcen ein. Er strebt len und kantonalen Förderbeiträgen und einen auf die Zukunft ausgerichteten Aktionen. Energie- und Ressourceneinsatz an und fördert eine nachhaltige und ganzheitliche Inhouse-Schulungen Betrachtungsweise. Die Inhouse-Schulungen richten sich hauptsächlich an Planungsfirmen und sind Der Verein Energienetz Zug führt die kanto- der kosteneffizienteste Weg, um ein ganzes nale Energieberatung sowie die aktive Ener- Team auf den neuesten Stand zu bringen. gieberatung der einzelnen Zuger Gemein- In einem halbtägigen Workshop, zu einem den. Dabei bietet er eine Plattform für die Unkostenbeitrag von CHF 300, erhalten die bessere Vernetzung von Energiefachleuten, Teilnehmer einen umfassenden Überblick Politik und Gesellschaft im obigen Sinne. zum energiebewussten Bauen und zur energiebewussten Gebäudeerneuerung. Sie Mit den Informationsveranstaltungen erfahren, wie sie im Rahmen des Planungs- «Round Table» bietet der Verein seinen entwurfs den Energiebedarf eines Gebäudes Mitgliedern die Möglichkeit, spannende beeinflussen und so ihre Kunden mit einer Projekte und Arbeiten zu präsentieren. Die zusätzlichen Kompetenz bedienen können. Veranstaltungen unter dem Namen «Ener- Dieses Angebot gilt für die Kantone Luzern gieapéros Zug» bieten der Bevölkerung und Zug (andere Kantone auf Anfrage). zudem die Möglichkeit, Einblicke in die Energiethematik zu erhalten. Hierbei wer- Themen 2012 den den Veranstaltungsbesuchern aktuelle • Sommerlicher Wärmeschutz Themen von anerkannten Fachpersonen • MINERGIE-A präsentiert. Am anschliessenden Apéro • 2000-Watt-gerechtes Bauen bietet sich die Möglichkeit für Fragen und • Strategische Gebäudeerneuerung persönliche Gespräche. So können sich Teilnehmende und Referenten in einem Weitere Informationen: lockeren Rahmen austauschen. www.energie-zentralschweiz.ch Energieberatungen Kontakt Energiesparen lohnt sich! Mit einem klei- energienetz-zug neren Energieverbrauch sinken auch die Postfach 1401 Energiekosten, deshalb können sich höhere 6300 Zug Investitionskosten durchaus lohnen. Zudem Internet: www.energienetz-zug.ch gewähren der Kanton Zug und einzelne E-Mail: [email protected] Gemeinden Förderbeiträge. Dienstleistungen der Energieberatung • Vorgehensberatung für energiebewusste Das Energienetz Zug dankt den Veranstaltungsbesuchern und interessierten Lesern dieser Schlussdokumentation. Gebäudesanierungen und Neubauten • Informationen zu Gebäudehülle und Haustechnik 39