Der Vorhang ist offen – gemeinsam unterwegs auf dem neuen, lebendigen Weg Gottesdienst zum 1. Advent 2013 Vorbemerkungen zu diesem Gottesdienst Der für den 1. Advent 2013 vorgeschlagene Predigttext steht im Hebräerbrief Kapitel 10, 1925. Die Verse 19-22 stehen in Klammern, d.h. man kann sich auch für den Kurztext Hebräer 10, 23-25 als Predigttext entscheiden. Wir haben uns aber für die Langform (also die Verse 19-25) entschieden, denn beide Textteile sind eng miteinander verbunden. Der 1. Advent hat für viele immer noch eine besondere Bedeutung. Längst Vertrautes gehört für sie jedes Jahr wieder neu zu diesem Tag. Erinnerungen werden lebendig. Diese Situation der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher haben wir in dem Anspiel vor der eigentlichen Ansprache aufgegriffen. In unsere vertraute adventliche Vorstellungswelt fügt sich Hebräer 10, 19-25 nicht so ohne weiteres ein. Fremd und ungewöhnlich für Advent sind für manche Begriffe wie „Eingang in das Heiligtum“, „neuer und lebendiger Weg durch den Vorhang“ oder „Hohepriester über das Haus Gottes“. Und doch findet man auch Anklänge an vertraute Adventsbilder: Das Bild vom offenen Vorhang lässt uns an die verschlossene Tür zum Weihnachtszimmer denken, die sich zur Bescherung öffnet. In Vers 25 findet sich auch der Hinweis, „dass der Tag naht“, ein Hinweis auf die Wiederkehr Christi am Ende der Zeiten. Die Adventszeit will uns auch immer daran erinnern. Seite 1 Der Predigttext ist in zwei Teile gegliedert 1. Handeln in der Vergangenheit. Der Vorhang ist von Jesus Christus durch seinen Tod für uns geöffnet worden. Er ermöglicht uns für immer freien Zugang zu Gott (Vers 19-21). 2. Deshalb können wir unser Verhalten verändern (Vers 22-25). Beide Textabschnitte gehören also zusammen. Der erste und letzte Advent Gottes bilden sozusagen den Rahmen für unsere christliche Existenz (vgl. J.Böhm, Predigtstudien, Perikopenreihe VI, 2007/2008). Als Bibelausgabe für den Predigttext kann man die Lutherbibel, aber auch die Bibel in gerechter Sprache oder die gute Nachricht verwenden. Wir haben uns letztlich für den Luthertext entschieden. Zum einen, weil vielen älteren Gemeindegliedern der Luthertext am vertrautesten ist, aber auch wegen der Verse 22-25. Im Luthertext heißt es: „Lasst uns hinzutreten“, „lasst uns festhalten“ und „lasst uns aufeinander Acht haben“. Wer „lasst uns“ sagt, will nicht überreden und überfahren, er will „gewinnen wie Gott uns gewinnen will“ (vgl. Kohlhage, Predigtstudien, Perikopenreihe VI, 1989/1990). In dem „lasst uns“ drückt sich für uns am besten die einladende Ermutigung dieser Verse aus. Diese Formulierung findet sich auch in der Bibel in gerechter Sprache. Mit Hintergrundinformationen zum Hebräerbrief und einer Art Zeitreise in den Tempel von Jerusalem mit dem Allerheiligsten versuchen wir zu zeigen, dass auch uns nicht so vertraute Texte wie der Hebräerbrieftext Zugänge zur Botschaft des Advents sind. Mit dem Bild aus Hebräer 10 wird Jesus als der Hohepriester, der sich für uns opfert, zum Weggefährten und Beistand auf dem neuen, lebendigen Weg zu Gott. Und wir werden ermutigt, untereinander Weggefährten zu sein. Advent ist nicht nur jedes Jahr wieder Vorbereitung auf die Ankunft Jesu, sondern auch Aufforderung zur Weggemeinschaft miteinander. Psalm 24 sollte im Wechsel zwischen Liturg(in) und Gemeinde gesprochen werden. Begrüßung, Votum, Gnadenzuspruch, Gebet, Schriftlesung können entweder von dem Liturg/der Liturgin oder auch von Sprecherinnen übernommen werden. Beim Anspiel und der Ansprache sind sechs Sprecherinnen eingesetzt. Die Anzahl der Sprecherinnen lässt sich - je nach Situation vor Ort - auch mit weniger Sprecherinnen durchführen. Dabei sollte nur darauf geachtet werden, dass es einen Wechsel der Stimmen gibt. Bei der Ansprache sollte auf jeden Fall die Festlegung der Sprecherin 1 beibehalten werden (könnte auch von dem Liturg/der Liturgin übernommen werden). Bei den Fürbitten sagen die Sprecherinnen oder auch die Gemeinde jeweils gemeinsam: „Gott, es tut gut“. Wir wünschen Ihnen einen gesegneten Advent 2013! Das Vorbereitungsteam des Kreisverbands Kleve Seite 2 Adventsgottesdienst 2013 - Der Vorhang ist offen gemeinsam unterwegs aus dem neuen, lebendigen Weg Orgelvorspiel Begrüßung Herzlich willkommen zum Gottesdienst am 1. Advent 2013. Was würden Sie antworten, wenn ich jetzt frage: Woher kommen Sie heute Morgen? Vielleicht sagen Sie: „Von zu Hause“, „vom Frühstückstisch“ oder auch „vom Dunkel der Nacht“. Als Christen kommen wir vom Ewigkeitssonntag her, auch Totensonntag genannt. Für manche ist dieser letzte Sonntag des Kirchenjahres ein dunkler Tag voll trauriger Erinnerung. Mit dem heutigen 1. Advent verlassen wir das Dunkel. An diesem ersten Tag im neuen Kirchenjahr erahnen wir schon das Licht, das uns leuchten wird. In der rheinischen Kirche ist es Tradition, dass der Gottesdienst zum 1. Advent von einem Kreisverband der rheinischen Frauenhilfe vorbereitet und gestaltet wird. Dieses Jahr haben Frauen aus dem Kirchenkreis Kleve den Gottesdienst entworfen und senden uns für unseren Gottesdienst einen herzlichen Gruß mit dem Wochenspruch aus Sacharja 9,9 für die erste Adventswoche: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“ Lied „Seht, die gute Zeit ist nah“ – eg 18,1-2 Votum Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, der uns ins Leben gerufen hat, im Namen Jesu Christi, auf dessen Ankunft wir uns freuen und im Namen der heiligen Geistkraft, die uns begleitet und Mut macht. Liturg/in: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen.“ Gemeinde: „Und auch mit dir.“ Psalm 24 (im Wechsel von Liturg/in und Gemeinde gemeinsam sprechen) Das ganze Weltall gehört dem Herrn, vom kleinsten Atom bis zum entferntesten Sonnensystem. Sein Wohngebiet ist die ganze Welt, er ist Vater und Mutter, Bruder und Schwester aller Menschen. Wer darf an seine Haustür klopfen, und wer darf im Gottesdienst seine Nähe erfahren? Nur, wer den Nächsten nicht niederschlägt mit harter Faust, nur der, der seinem Bruder ohne Vorurteil begegnet. Denn wer auf Lüge und Betrug verzichtet und vor Gericht nicht falsche Eide schwört, zu dem bekennt sich Gott, der geht den Weg, den Gott verlangt. So sieht das Volk aus, das zu Gott unterwegs ist. Seite 3 Nun öffnet die Tore weit und vergrößert die Türen, damit der König einziehen kann! Wer ist denn dieser große König? Er ist der Herr, der Starke, der Mächtige, mächtig im Kampf gegen Hunger und Unterdrückung. Nun öffnet die Tore weit und vergrößert die Türen, damit der große König einziehen kann! Wer ist denn dieser große König? Es ist der Vater alles Lebendigen. Er ist der große König. (aus: Uwe Seidel/ Diethard Zils, Psalmen der Hoffnung - Texte für jeden Tag,Verlag Hans Driewer Essen, S.40) Gebet (unterbrochen vom Lied „Macht hoch die Tür“, eg 1, 1.2.5) Sprecherin 1 Gott, Freund aller Menschen, du kommst zu uns. Daran erinnert uns der Advent. Aber wir nehmen uns für dich oft kaum Zeit. Wir gehen unsere eigenen Wege, sind unruhig und ziellos. Hilf uns, die Tore für dich weit aufzumachen, damit dein Friede bei uns einziehen kann! Lied „Macht hoch die Tür“ - eg 1,1 Sprecherin 2 Du kommst in Armut und Bescheidenheit als Kind in der Krippe von Bethlehem. Dein Leben gibst du für andere; für die Armen, die Hungrigen, die Mühseligen und Beladenen. Doch wir denken oft nur an uns selbst. Öffne unsere Augen für die anderen, lenke unsere Schritte zum Mitmenschen. Lied eg 1,2 Sprecherin 3 Du willst bei uns sein, wann immer wir dich brauchen. Dir können wir uns anvertrauen mit allem, was uns bewegt. Lass uns dies in einem Moment der Stille bedenken - (Stille) Gott halte an uns fest, auch wenn wir dich - wie so oft - übersehen. Komm zu uns, sei bei uns in der Unruhe unseres Lebens. Amen Lied eg 1,5 Gnadenzuspruch Seite 4 Wir können unseren Lebensweg voller Freude und Hoffnung entlangschreiten. Denn Gottes Liebe begleitet uns. Sie ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Weg. (nach Psalm 119, 105) Gebet Advent - Zeit der Hoffnung Wir finden uns nicht ab mit dem, was ist Wir sehen, wie viele leiden Wir glauben Nach Gottes Willen soll alles anders werden Advent - Zeit des Wartens Was wir uns wünschen, ist noch nicht wahr Manches Mühen war anscheinend vergeblich Wir hoffen Gott kommt trotzdem in diese Welt Advent - Zeit der Vorfreude Frühere Enttäuschungen können uns nicht fesseln Unsere Träume blühen neu Wir erleben Gott freut sich mit uns Advent - Gott kommt trotzdem was dagegen spricht hat nicht das letzte Wort so wahr Christus lebt Amen (Hanne Köhler, in: Zugänge zum Kirchenjahr: Advent bis Pfingsten, Materialheft 77 der Beratungsstelle für Gestaltung von Gottesdiensten, Frankfurt/Main, S.26) Schriftlesung Matthäus 21, 1-9 Hallelujavers Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes. Unser Gott kommt und schweiget nicht. (Psalm 50, 2.3a) Halleluja Gemeindegesang: „Halleluja“ Glaubensbekenntnis - eg 816 Lied „Die Nacht ist vorgedrungen“ - eg 16,1. 3. 5 Anspiel Sprecherin 1: Seite 5 Eben haben wir gemeinsam „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ gesungen. Für mich ist der 1. Advent diese Tür, die mich auffordert, näher zu treten und mich Schritt für Schritt dem Weihnachtsgeschehen zu nähern. Und auch die vertrauten biblischen Texte für die Adventszeit laden mich dazu ein. Sprecherin 2: Für mich gehört zur Adventszeit seit einigen Jahren der Adventskalender „Der Andere Advent“ mit seinen Meditationsbildern und seinen mal nachdenklichen, mal humorvollen und manchmal auch provokanten Geschichten dazu und natürlich der Adventskranz. Heute Morgen – am 1. Dezember - konnte ich beides auf einmal genießen. Die erste Kerze für den 1. Advent und das erste Bild, die erste Geschichte meines Adventskalenders. Sprecherin 3: Für mich ist 1. Advent jedes Jahr wieder ein besonderes Datum. Ein neues Kirchenjahr beginnt. Endlich sind die grauen, trüben Novembertage, die traurigen Sonntage des Kirchenjahres wieder vorbei. Kerzen werden angezündet. Der Herrnhuter Weihnachtsstern erleuchtet mit seinem milden Licht mein Wohnzimmer. Die Wohnung ist erfüllt vom Duft des Adventskranzes und dem Geruch frisch gebackener Plätzchen. Sprecherin 4: Für mich ist Adventszeit eine Zeit der Geheimnisse und Spannung. Gerne erinnere ich mich daran wie prickelnd es war, durch die nummerierten Säckchen des Adventskalenders hindurch die eingepackten Geschenke heimlich zu befühlen. Was war wohl darin? Die Spannung, welche Bilder kommen hinter den Papptürchen des mit Silberglitzer bestreuten Adventskalenders zum Vorschein? 24 Türchen aufmachen, bis sich dann endlich die Tür zum Weihnachtszimmer öffnete. Was ist wohl dahinter? Was erwartet mich? Sprecherin 5: Adventszeit: Vorbereitungszeit auf die Wiederkehr Christi. Advent will Hoffnung geben auf eine Zeit, in der das Leben heil wird und sich unsere Menschenträume von Frieden und Gerechtigkeit erfüllen und von einer neuen, heilen Welt, die mit dem Wort Schalom umschrieben wird. Sprecherin 6: Für mich steht der Adventskalender auch für innere Vorbereitung, das Abschreiten eines inneren Weges, der mich jedes Jahr neu zu Gott und dem Kind in der Krippe führt. Lied „Tut mir auf die schöne Pforte“ - eg 166,1.2 Ansprache Der Predigttext zum 1. Advent 2013 steht im Neuen Testament im Hebräerbrief, Kapitel 10: Lesung: Hebräer 10,19-25 Sprecherin 1: Ehrlich gesagt, im ersten Moment hat dieser Text nicht unbedingt meine adventlichen Erwartungen und Gefühle angesprochen. Vom Heiligtum, vom Hohepriester, von einem Vorhang und vom Opfer ist die Rede. Eine ganz andere Vorstellungswelt als die, die mir die so vertrauten Texte der Adventszeit immer vermitteln. Seite 6 Aber es ist doch ein adventlicher Text. Im letzten Vers des Predigttextes heißt es: „Ihr seht doch, dass der Tag näher rückt, an dem der Herr kommt“. Die Adventstage wollen nicht nur auf Weihnachten und das Kommen Jesu vorbereiten, sie weisen auch auf das Wiederkommen Christi hin. Adventszeit ist auch Zeit der Umkehr. Der Hebräerbrief ist nicht an eine konkrete Gemeinde der Urkirche wie zum Beispiel Rom oder Korinth gerichtet, sondern an die Kirche insgesamt zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrer Geschichte. Eigentlich ist der Hebräerbrief mehr eine Abhandlung als ein Brief und wahrscheinlich in der zweiten oder dritten Generation nach Jesus geschrieben worden. Grauer Alltag ist inzwischen in den Gemeinden eingekehrt: Hat mein Glaube noch Bezug zur Wirklichkeit? Warum ist der Gottesdienstbesuch nicht mehr so zahlreich? Orientiert man sich vielleicht an anderen Angeboten? Das klingt für unsere Ohren auch nicht so unbekannt. Im Predigttext heißt es: Jesus „hat uns den Weg durch den Vorhang freigemacht“. Die Leute, an die der Hebräerbrief gerichtet war, haben gleich verstanden, was damit gemeint war. Hier wird auf den Vorhang im jüdischen Tempel angespielt. Sprecherin 2: Ich möchte Sie auf eine kleine Zeitreise einladen. Gehen wir gut 2.000 Jahre zurück, in die Zeit des Herodes. Wir befinden uns im Tempel von Jerusalem. Eine riesige Anlage mit verschiedenen Bereichen. Der äußerste Bereich stand allen Pilgern offen, egal welcher Volkszugehörigkeit, Religion oder welchen Geschlechts. Er stand allen offen, die Gottes Nähe suchten. Zum inneren Bezirk hatten nur Angehörige des Volkes Israel Zutritt. Es gab einen Vorhof für Frauen und einen Vorhof für Männer. Nur dort durften sie beten. Das eigentliche Tempelgebäude war den Priestern vorbehalten. Im Innersten des Tempels war durch einen Vorhang ein besonderer Raum abgetrennt – das Allerheiligste. Der Vorhang war schwer und kostbar, ein wunderbar gewebter Stoff: Purpur, weiß und scharlachrot. In den Stoff gewebt waren zwei geflügelte Wächter-Engelswesen. Das Allerheiligste – zur Zeit Jesu ein leerer Raum, aber Sinnbild für Israel: Unser Gott ist wirklich hier bei uns. Nur einmal im Jahr - zum Versöhnungsfest durfte der Hohepriester nach vielen Bußübungen und rituellen Waschungen diese Grenze überschreiten. Am Versöhnungstag wurde reiner Tisch gemacht zwischen Gott und seinem Volk. Ein Tier wurde geopfert. Die Menschen waren dadurch von Schuld befreit. Die Tür zu einer neuen Zukunft mit Gott war wieder offen. Aber der Gläubige überließ dem Hohen Priester die Begegnung mit Gott. Ihm selbst war diese Begegnung nicht gestattet. Der Gedanke des Opfervorgangs ist mir heute fremd. Aber mit den Worten des Hebräerbriefes, dass Jesus uns durch seinen Tod den Weg durch den Vorhang frei gemacht hat, kann ich etwas anfangen. Christus geht durch seinen Tod durch den Vorhang und öffnet ihn ein für allemal für uns. Sprecherin 3: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit“. Das ist die Botschaft vom Advent. Jedes Jahr wieder warten wir auf die Ankunft Jesu. Wir denken darüber nach, wie wir ihm begegnen wollen und wissen, dass dieser Weg uns nicht verschlossen ist. Der Weg zu Gott ist für uns frei. Wir brauchen keinen menschlichen Mittler mehr. Sprecherin 4: Auch mittelalterliche Maler haben das Element des Vorhangs verwendet, um die Weihnachtsbotschaft bildlich deutlich zu machen. Im Kölner Dom findet sich ein berühmter Flügelaltar, der Dreikönigsaltar von Stefan Lochner. In der Adventszeit wird dieser Altar geschlossen. Auf den beiden Außenflügeln sieht man dann die Seite 7 Verkündigungsgeschichte nach dem Lukasevangelium: der Engel, der zu Maria kommt, um ihr die Botschaft von der Geburt Jesu zu überbringen. Entscheidend ist der Hintergrund dieses Bildes. Der Künstler hat diese Szene vor einen geschlossenen Vorhang gestellt. Das war sicher nicht zufällig so gemalt. Jede Einzelheit des Bildes hat eine bestimmte Bedeutung. Werden die beiden Flügeltüren zu Weihnachten geöffnet, dann sieht man den Vorhang nicht mehr. Vielmehr sieht man Maria mit dem Kind auf dem Arm, die Könige, die es anbeten zusammen mit zahlreichen Heiligen, die in Köln verehrt werden. Mit diesem Kunstgriff des geschlossenen Vorhangs zeigt der Maler: In Jesus Christus offenbart sich Gottes Liebe zu uns Menschen. Wie im Theater ist jetzt der Vorhang offen. Mit der Geburt Jesu ist der Zugang zu Gott für uns offen. Sprecherin 5: Durch Christus ist für uns alles anders geworden. „Das Opfer seines Leibes“ ist eine Tür im Bild des Hebräerbriefes ein geöffneter Vorhang, der uns durch unsere Taufe und den Glauben an Christus freien Zugang zu Gott ermöglicht. Jeden Tag des Jahres steht uns der Weg offen. Advent erinnert uns jedes Jahr wieder aufs Neue an diesen Weg, der immer für uns offen steht. Wir sind eingeladen, diesen Weg zu gehen. Auch unser Predigttext lädt uns ein, diesen Weg zu gehen. Er ermutigt uns auf dreifache Weise: Martin Luther hat es im Hebräerbrief sehr schön übersetzt: 1. „So lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in vollkommenem Glauben, besprengt in unserem Herzen“. Mit allem können wir kommen, auch mit Fragen und Zweifel, mit Widerspruch oder auch Protest. „Besprengt in unserem Herzen“ erinnert uns an unsere Taufe und daran, dass Gottes Versprechen bei der Taufe für unser ganzes Leben gilt. 2. „Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung …“. Lasst uns festhalten an der Botschaft des Advents, dass Gott immer wieder auf uns zukommt, dass wir frei sind, neue Wege zu gehen, wenn es nötig ist oder er uns in ganz neuer Weise begegnen will. Der Zugang, der Vorhang, ist für uns immer offen. 3. „Lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und guten Werken“. Wir brauchen uns gegenseitig mit unseren Verschiedenheiten und Talenten. Einer trägt den Anderen mit. Es tut gut, sich in einer Gemeinschaft geborgen fühlen zu können, eine/einen neben sich zu haben, die/der mir Mut macht, wenn ich auf der Stelle trete oder verzweifle. Gerade auch in der oft stressigen Vorweihnachtszeit können wir die Gelassenheit und das Verständnis eines anderen Menschen gebrauchen. Sprecherin 6: Wenn jemand in Schwierigkeiten und Not ist, sieht ein anderer einen Weg und eröffnet neues Leben. - Ist das nicht die Intention der Ermutigungen in unserem Predigttext? Der Vorhang ist geöffnet, sagt der Hebräerbrief. Wir brauchen uns gegenseitig. Unser Leben ist nur lebenswert, wenn wir mit anderen über unsere Fragen und Probleme sprechen können, wenn wir füreinander da sind. Wenn wir auf das achten, was andere uns geben und was wir ihnen geben können. Der Vorhang ist kein Hindernis mehr, der Weg steht uns offen. Die Adventszeit ist eine Zeit der Achtsamkeit, eine Zeit des Beispiels wie wir miteinander umgehen und leben: den anderen sehen, ihn besuchen, mit ihm sprechen, wenn er oder sie Ansprache braucht, miteinander feiern, uns im Gottesdienst treffen und andere auch dazu einladen. Seite 8 Von dem großen deutschen marxistischen Philosophen Ernst Bloch wird Folgendes erzählt: Kurz vor dem 4. Advent verabschiedeten sich Studenten von ihm, um in die Weihnachtsferien zu fahren. „Wir wünschen Ihnen schöne Weihnachten, Herr Bloch.“ Der Professor dankte Ihnen und sagte: „Aber vergessen sie bei allen Weihnachtsfeiern nicht: Christen leben immer im Advent.“ Vielleicht sollten wir diesen Satz in Erinnerung behalten. Amen Lied „Tut mir auf die schöne Pforte“ - eg 166,4+5 Fürbittengebet Alle Sprecherinnen: Gott, es tut gut, Sprecherin 1: wenn ein anderer uns mag, uns freundlich anschaut, um uns besorgt ist, mit uns geht und wir seine Nähe spüren. Alle Sprecherinnen: Gott, es tut gut, Sprecherin 2: wenn ein anderer uns tröstet, einer uns bejaht, uns ein gutes Wort sagt, uns gern hat und wir seine Nähe spüren. Alle Sprecherinnen: Gott es tut gut, Sprecherin 3: wenn ein anderer unsere Sorgen teilt, mit uns leidet, unsern Schmerz versteht, uns ermutigt und wir aufgerichtet werden. Alle Sprecherinnen: Gott es tut gut, Sprecherin 4: wenn einer uns zuhört, Zeit für uns hat, nicht ständig auf die Uhr schaut, sondern uns ernst nimmt und Sympathie für uns zeigt. Alle Sprecherinnen: Gott es tut gut, Sprecherin 5: wenn wir echte Freunde haben, miteinander essen, lachen, feiern können, wenn wir ausatmen und aufatmen können und wenn nicht jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird, sondern wir auch einfach mal ausgelassen sein dürfen. Alle Sprecherinnen: Gott es tut gut, Sprecherin 6: wenn wir selbst einem anderen helfen können, ein anderer sich uns anvertraut, sich von uns getröstet weiß. Seite 9 Alle Sprecherinnen: Gott, wir bitten dich, erhöre uns: Vater unser Lied „Vertraut den neuen Wegen“ eg 395,1-3 Segen Der Herr segnet uns mit dem Licht des Advents. Der Herr behütet uns und hat das mit dem Kommen Jesu bewiesen. Der Herr ist uns gnädig, darum ist Jesus der Retter. Der Herr gibt uns Frieden und schickt uns auf den Weg des Friedens. Amen Orgelausklang Kollektenbitte Der Kollektenausschuss der Evangelischen Kirche im Rheinland hat über die Formulierung der Kollektenbitte noch nicht endgültig entschieden. Die Kollektenbitte für die Evangelische Frauenhilfe im Rheinland e.V. entnehmen Sie bitte dem Kollektenbuch im Pfarramt Ihrer Kirchengemeinde oder dem Ablaufplan zum Gottesdienst, der ab Mitte Oktober auf der Internetseite der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland unter www.frauenhilfe-rheinland.de bei Materialien zum Download bereitsteht. Liedblatt/ Ablaufplan Ein Liedblatt bzw. Ablaufplan für den Gottesdienst steht Ihnen wieder ab Mitte Oktober auf der Internetseite der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland unter www.frauenhilferheinland.de bei Materialien zur Verfügung. Impressum Evangelische Frauenhilfe im Rheinland e.V. Ellesdorfer Straße 52, 53179 Bonn-Bad Godesberg Tel.: (0228) 9541 117 E-Mail: [email protected] Zusammenstellung und Erarbeitung: Kreisverband Kleve Layout: Christine Kucharski, Druck: DFS GmbH Titelbild: Wibke Arts, Kiel Seite 10