Gottesdienst zum 1. Advent 2013 - Evangelische Frauenhilfe im

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Der Vorhang ist offen –
gemeinsam unterwegs auf dem neuen, lebendigen Weg
Gottesdienst zum 1. Advent 2013
Vorbemerkungen zu diesem Gottesdienst
Der für den 1. Advent 2013 vorgeschlagene Predigttext steht im Hebräerbrief Kapitel 10, 1925. Die Verse 19-22 stehen in Klammern, d.h. man kann sich auch für den Kurztext Hebräer
10, 23-25 als Predigttext entscheiden. Wir haben uns aber für die Langform (also die Verse
19-25) entschieden, denn beide Textteile sind eng miteinander verbunden.
Der 1. Advent hat für viele immer noch eine besondere Bedeutung. Längst Vertrautes
gehört für sie jedes Jahr wieder neu zu diesem Tag. Erinnerungen werden lebendig. Diese
Situation der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher haben wir in dem Anspiel vor der
eigentlichen Ansprache aufgegriffen. In unsere vertraute adventliche Vorstellungswelt fügt
sich Hebräer 10, 19-25 nicht so ohne weiteres ein. Fremd und ungewöhnlich für Advent
sind für manche Begriffe wie „Eingang in das Heiligtum“, „neuer und lebendiger Weg durch
den Vorhang“ oder „Hohepriester über das Haus Gottes“. Und doch findet man auch
Anklänge an vertraute Adventsbilder: Das Bild vom offenen Vorhang lässt uns an die
verschlossene Tür zum Weihnachtszimmer denken, die sich zur Bescherung öffnet. In Vers
25 findet sich auch der Hinweis, „dass der Tag naht“, ein Hinweis auf die Wiederkehr
Christi am Ende der Zeiten. Die Adventszeit will uns auch immer daran erinnern.
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Der Predigttext ist in zwei Teile gegliedert
1. Handeln in der Vergangenheit. Der Vorhang ist von Jesus Christus durch seinen
Tod für uns geöffnet worden. Er ermöglicht uns für immer freien Zugang zu Gott
(Vers 19-21).
2. Deshalb können wir unser Verhalten verändern (Vers 22-25).
Beide Textabschnitte gehören also zusammen. Der erste und letzte Advent Gottes bilden
sozusagen den Rahmen für unsere christliche Existenz (vgl. J.Böhm, Predigtstudien,
Perikopenreihe VI, 2007/2008).
Als Bibelausgabe für den Predigttext kann man die Lutherbibel, aber auch die Bibel in
gerechter Sprache oder die gute Nachricht verwenden. Wir haben uns letztlich für den
Luthertext entschieden. Zum einen, weil vielen älteren Gemeindegliedern der Luthertext
am vertrautesten ist, aber auch wegen der Verse 22-25. Im Luthertext heißt es: „Lasst uns
hinzutreten“, „lasst uns festhalten“ und „lasst uns aufeinander Acht haben“. Wer „lasst uns“
sagt, will nicht überreden und überfahren, er will „gewinnen wie Gott uns gewinnen will“
(vgl. Kohlhage, Predigtstudien, Perikopenreihe VI, 1989/1990). In dem „lasst uns“ drückt
sich für uns am besten die einladende Ermutigung dieser Verse aus. Diese Formulierung
findet sich auch in der Bibel in gerechter Sprache.
Mit Hintergrundinformationen zum Hebräerbrief und einer Art Zeitreise in den Tempel
von Jerusalem mit dem Allerheiligsten versuchen wir zu zeigen, dass auch uns nicht so
vertraute Texte wie der Hebräerbrieftext Zugänge zur Botschaft des Advents sind. Mit dem
Bild aus Hebräer 10 wird Jesus als der Hohepriester, der sich für uns opfert, zum
Weggefährten und Beistand auf dem neuen, lebendigen Weg zu Gott. Und wir werden
ermutigt, untereinander Weggefährten zu sein. Advent ist nicht nur jedes Jahr wieder
Vorbereitung auf die Ankunft Jesu, sondern auch Aufforderung zur Weggemeinschaft
miteinander.
Psalm 24 sollte im Wechsel zwischen Liturg(in) und Gemeinde gesprochen werden.
Begrüßung, Votum, Gnadenzuspruch, Gebet, Schriftlesung können entweder von dem
Liturg/der Liturgin oder auch von Sprecherinnen übernommen werden.
Beim Anspiel und der Ansprache sind sechs Sprecherinnen eingesetzt. Die Anzahl der
Sprecherinnen lässt sich - je nach Situation vor Ort - auch mit weniger Sprecherinnen
durchführen. Dabei sollte nur darauf geachtet werden, dass es einen Wechsel der Stimmen
gibt. Bei der Ansprache sollte auf jeden Fall die Festlegung der Sprecherin 1 beibehalten
werden (könnte auch von dem Liturg/der Liturgin übernommen werden).
Bei den Fürbitten sagen die Sprecherinnen oder auch die Gemeinde jeweils gemeinsam:
„Gott, es tut gut“.
Wir wünschen Ihnen einen gesegneten Advent 2013!
Das Vorbereitungsteam des Kreisverbands Kleve
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Adventsgottesdienst 2013 - Der Vorhang ist offen gemeinsam unterwegs aus dem neuen, lebendigen Weg
Orgelvorspiel
Begrüßung
Herzlich willkommen zum Gottesdienst am 1. Advent 2013.
Was würden Sie antworten, wenn ich jetzt frage: Woher kommen Sie heute Morgen?
Vielleicht sagen Sie: „Von zu Hause“, „vom Frühstückstisch“ oder auch „vom Dunkel der
Nacht“.
Als Christen kommen wir vom Ewigkeitssonntag her, auch Totensonntag genannt. Für
manche ist dieser letzte Sonntag des Kirchenjahres ein dunkler Tag voll trauriger
Erinnerung. Mit dem heutigen 1. Advent verlassen wir das Dunkel. An diesem ersten Tag
im neuen Kirchenjahr erahnen wir schon das Licht, das uns leuchten wird.
In der rheinischen Kirche ist es Tradition, dass der Gottesdienst zum 1. Advent von einem
Kreisverband der rheinischen Frauenhilfe vorbereitet und gestaltet wird. Dieses Jahr haben
Frauen aus dem Kirchenkreis Kleve den Gottesdienst entworfen und senden uns für
unseren Gottesdienst einen herzlichen Gruß mit dem Wochenspruch aus Sacharja 9,9 für
die erste Adventswoche:
„Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“
Lied „Seht, die gute Zeit ist nah“ – eg 18,1-2
Votum
Wir feiern diesen Gottesdienst
im Namen Gottes, der uns ins Leben gerufen hat,
im Namen Jesu Christi, auf dessen Ankunft wir uns freuen
und im Namen der heiligen Geistkraft, die uns begleitet und Mut macht.
Liturg/in: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen.“
Gemeinde: „Und auch mit dir.“
Psalm 24
(im Wechsel von Liturg/in und Gemeinde gemeinsam sprechen)
Das ganze Weltall gehört dem Herrn,
vom kleinsten Atom bis zum entferntesten Sonnensystem.
Sein Wohngebiet ist die ganze Welt,
er ist Vater und Mutter, Bruder und Schwester aller Menschen.
Wer darf an seine Haustür klopfen,
und wer darf im Gottesdienst seine Nähe erfahren?
Nur, wer den Nächsten nicht niederschlägt mit harter Faust,
nur der, der seinem Bruder ohne Vorurteil begegnet.
Denn wer auf Lüge und Betrug verzichtet
und vor Gericht nicht falsche Eide schwört,
zu dem bekennt sich Gott,
der geht den Weg, den Gott verlangt.
So sieht das Volk aus, das zu Gott unterwegs ist.
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Nun öffnet die Tore weit und vergrößert die Türen,
damit der König einziehen kann!
Wer ist denn dieser große König?
Er ist der Herr, der Starke, der Mächtige,
mächtig im Kampf gegen Hunger und Unterdrückung.
Nun öffnet die Tore weit und vergrößert die Türen,
damit der große König einziehen kann!
Wer ist denn dieser große König?
Es ist der Vater alles Lebendigen.
Er ist der große König.
(aus: Uwe Seidel/ Diethard Zils, Psalmen der Hoffnung - Texte für jeden Tag,Verlag Hans
Driewer Essen, S.40)
Gebet
(unterbrochen vom Lied „Macht hoch die Tür“, eg 1, 1.2.5)
Sprecherin 1
Gott, Freund aller Menschen, du kommst zu uns.
Daran erinnert uns der Advent.
Aber wir nehmen uns für dich oft kaum Zeit.
Wir gehen unsere eigenen Wege, sind unruhig und ziellos.
Hilf uns, die Tore für dich weit aufzumachen,
damit dein Friede bei uns einziehen kann!
Lied „Macht hoch die Tür“ - eg 1,1
Sprecherin 2
Du kommst in Armut und Bescheidenheit
als Kind in der Krippe von Bethlehem.
Dein Leben gibst du für andere;
für die Armen, die Hungrigen, die Mühseligen und Beladenen.
Doch wir denken oft nur an uns selbst.
Öffne unsere Augen für die anderen,
lenke unsere Schritte zum Mitmenschen.
Lied eg 1,2
Sprecherin 3
Du willst bei uns sein, wann immer wir dich brauchen.
Dir können wir uns anvertrauen mit allem, was uns bewegt.
Lass uns dies in einem Moment der Stille bedenken - (Stille)
Gott halte an uns fest, auch wenn wir dich - wie so oft - übersehen.
Komm zu uns, sei bei uns in der Unruhe unseres Lebens. Amen
Lied eg 1,5
Gnadenzuspruch
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Wir können unseren Lebensweg voller Freude und Hoffnung entlangschreiten. Denn Gottes
Liebe begleitet uns.
Sie ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Weg.
(nach Psalm 119, 105)
Gebet
Advent - Zeit der Hoffnung
Wir finden uns nicht ab mit dem, was ist
Wir sehen, wie viele leiden
Wir glauben
Nach Gottes Willen soll alles anders werden
Advent - Zeit des Wartens
Was wir uns wünschen, ist noch nicht wahr
Manches Mühen war anscheinend vergeblich
Wir hoffen
Gott kommt trotzdem in diese Welt
Advent - Zeit der Vorfreude
Frühere Enttäuschungen können uns nicht fesseln
Unsere Träume blühen neu
Wir erleben
Gott freut sich mit uns
Advent - Gott kommt
trotzdem
was dagegen spricht
hat nicht das letzte Wort
so wahr Christus lebt
Amen
(Hanne Köhler, in: Zugänge zum Kirchenjahr: Advent bis Pfingsten, Materialheft 77 der
Beratungsstelle für Gestaltung von Gottesdiensten, Frankfurt/Main, S.26)
Schriftlesung
Matthäus 21, 1-9
Hallelujavers
Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes.
Unser Gott kommt und schweiget nicht. (Psalm 50, 2.3a)
Halleluja
Gemeindegesang: „Halleluja“
Glaubensbekenntnis - eg 816
Lied „Die Nacht ist vorgedrungen“ - eg 16,1. 3. 5
Anspiel
Sprecherin 1:
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Eben haben wir gemeinsam „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ gesungen. Für mich
ist der 1. Advent diese Tür, die mich auffordert, näher zu treten und mich Schritt für Schritt
dem Weihnachtsgeschehen zu nähern. Und auch die vertrauten biblischen Texte für die
Adventszeit laden mich dazu ein.
Sprecherin 2:
Für mich gehört zur Adventszeit seit einigen Jahren der Adventskalender „Der Andere
Advent“ mit seinen Meditationsbildern und seinen mal nachdenklichen, mal humorvollen
und manchmal auch provokanten Geschichten dazu und natürlich der Adventskranz. Heute
Morgen – am 1. Dezember - konnte ich beides auf einmal genießen. Die erste Kerze für den
1. Advent und das erste Bild, die erste Geschichte meines Adventskalenders.
Sprecherin 3:
Für mich ist 1. Advent jedes Jahr wieder ein besonderes Datum. Ein neues Kirchenjahr
beginnt. Endlich sind die grauen, trüben Novembertage, die traurigen Sonntage des
Kirchenjahres wieder vorbei. Kerzen werden angezündet. Der Herrnhuter Weihnachtsstern
erleuchtet mit seinem milden Licht mein Wohnzimmer. Die Wohnung ist erfüllt vom Duft
des Adventskranzes und dem Geruch frisch gebackener Plätzchen.
Sprecherin 4:
Für mich ist Adventszeit eine Zeit der Geheimnisse und Spannung. Gerne erinnere ich mich
daran wie prickelnd es war, durch die nummerierten Säckchen des Adventskalenders
hindurch die eingepackten Geschenke heimlich zu befühlen. Was war wohl darin? Die
Spannung, welche Bilder kommen hinter den Papptürchen des mit Silberglitzer bestreuten
Adventskalenders zum Vorschein? 24 Türchen aufmachen, bis sich dann endlich die Tür
zum Weihnachtszimmer öffnete. Was ist wohl dahinter? Was erwartet mich?
Sprecherin 5:
Adventszeit: Vorbereitungszeit auf die Wiederkehr Christi. Advent will Hoffnung geben auf
eine Zeit, in der das Leben heil wird und sich unsere Menschenträume von Frieden und
Gerechtigkeit erfüllen und von einer neuen, heilen Welt, die mit dem Wort Schalom
umschrieben wird.
Sprecherin 6:
Für mich steht der Adventskalender auch für innere Vorbereitung, das Abschreiten eines
inneren Weges, der mich jedes Jahr neu zu Gott und dem Kind in der Krippe führt.
Lied „Tut mir auf die schöne Pforte“ - eg 166,1.2
Ansprache
Der Predigttext zum 1. Advent 2013 steht im Neuen Testament im
Hebräerbrief, Kapitel 10: Lesung: Hebräer 10,19-25
Sprecherin 1:
Ehrlich gesagt, im ersten Moment hat dieser Text nicht unbedingt meine adventlichen
Erwartungen und Gefühle angesprochen. Vom Heiligtum, vom Hohepriester, von einem
Vorhang und vom Opfer ist die Rede. Eine ganz andere Vorstellungswelt als die, die mir die
so vertrauten Texte der Adventszeit immer vermitteln.
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Aber es ist doch ein adventlicher Text. Im letzten Vers des Predigttextes heißt es: „Ihr seht
doch, dass der Tag näher rückt, an dem der Herr kommt“. Die Adventstage wollen nicht nur
auf Weihnachten und das Kommen Jesu vorbereiten, sie weisen auch auf das
Wiederkommen Christi hin. Adventszeit ist auch Zeit der Umkehr.
Der Hebräerbrief ist nicht an eine konkrete Gemeinde der Urkirche wie zum Beispiel Rom
oder Korinth gerichtet, sondern an die Kirche insgesamt zu einem bestimmten Zeitpunkt in
ihrer Geschichte. Eigentlich ist der Hebräerbrief mehr eine Abhandlung als ein Brief und
wahrscheinlich in der zweiten oder dritten Generation nach Jesus geschrieben worden.
Grauer Alltag ist inzwischen in den Gemeinden eingekehrt: Hat mein Glaube noch Bezug
zur Wirklichkeit? Warum ist der Gottesdienstbesuch nicht mehr so zahlreich? Orientiert
man sich vielleicht an anderen Angeboten? Das klingt für unsere Ohren auch nicht so
unbekannt. Im Predigttext heißt es: Jesus „hat uns den Weg durch den Vorhang
freigemacht“. Die Leute, an die der Hebräerbrief gerichtet war, haben gleich verstanden,
was damit gemeint war. Hier wird auf den Vorhang im jüdischen Tempel angespielt.
Sprecherin 2:
Ich möchte Sie auf eine kleine Zeitreise einladen. Gehen wir gut 2.000 Jahre zurück, in die
Zeit des Herodes. Wir befinden uns im Tempel von Jerusalem. Eine riesige Anlage mit
verschiedenen Bereichen. Der äußerste Bereich stand allen Pilgern offen, egal welcher
Volkszugehörigkeit, Religion oder welchen Geschlechts. Er stand allen offen, die Gottes
Nähe suchten. Zum inneren Bezirk hatten nur Angehörige des Volkes Israel Zutritt. Es gab
einen Vorhof für Frauen und einen Vorhof für Männer. Nur dort durften sie beten. Das
eigentliche Tempelgebäude war den Priestern vorbehalten. Im Innersten des Tempels war
durch einen Vorhang ein besonderer Raum abgetrennt – das Allerheiligste. Der Vorhang
war schwer und kostbar, ein wunderbar gewebter Stoff: Purpur, weiß und scharlachrot. In
den Stoff gewebt waren zwei geflügelte Wächter-Engelswesen. Das Allerheiligste – zur Zeit
Jesu ein leerer Raum, aber Sinnbild für Israel: Unser Gott ist wirklich hier bei uns. Nur
einmal im Jahr - zum Versöhnungsfest durfte der Hohepriester nach vielen Bußübungen
und rituellen Waschungen diese Grenze überschreiten. Am Versöhnungstag wurde reiner
Tisch gemacht zwischen Gott und seinem Volk. Ein Tier wurde geopfert. Die Menschen
waren dadurch von Schuld befreit. Die Tür zu einer neuen Zukunft mit Gott war wieder
offen. Aber der Gläubige überließ dem Hohen Priester die Begegnung mit Gott. Ihm selbst
war diese Begegnung nicht gestattet.
Der Gedanke des Opfervorgangs ist mir heute fremd. Aber mit den Worten des
Hebräerbriefes, dass Jesus uns durch seinen Tod den Weg durch den Vorhang frei gemacht
hat, kann ich etwas anfangen. Christus geht durch seinen Tod durch den Vorhang und
öffnet ihn ein für allemal für uns.
Sprecherin 3:
„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit“. Das ist die
Botschaft vom Advent. Jedes Jahr wieder warten wir auf die Ankunft Jesu. Wir denken
darüber nach, wie wir ihm begegnen wollen und wissen, dass dieser Weg uns nicht
verschlossen ist. Der Weg zu Gott ist für uns frei. Wir brauchen keinen menschlichen
Mittler mehr.
Sprecherin 4:
Auch mittelalterliche Maler haben das Element des Vorhangs verwendet, um die
Weihnachtsbotschaft bildlich deutlich zu machen. Im Kölner Dom findet sich ein
berühmter Flügelaltar, der Dreikönigsaltar von Stefan Lochner. In der Adventszeit wird
dieser Altar geschlossen. Auf den beiden Außenflügeln sieht man dann die
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Verkündigungsgeschichte nach dem Lukasevangelium: der Engel, der zu Maria kommt, um
ihr die Botschaft von der Geburt Jesu zu überbringen. Entscheidend ist der Hintergrund
dieses Bildes. Der Künstler hat diese Szene vor einen geschlossenen Vorhang gestellt. Das
war sicher nicht zufällig so gemalt. Jede Einzelheit des Bildes hat eine bestimmte
Bedeutung. Werden die beiden Flügeltüren zu Weihnachten geöffnet, dann sieht man den
Vorhang nicht mehr. Vielmehr sieht man Maria mit dem Kind auf dem Arm, die Könige, die
es anbeten zusammen mit zahlreichen Heiligen, die in Köln verehrt werden. Mit diesem
Kunstgriff des geschlossenen Vorhangs zeigt der Maler: In Jesus Christus offenbart sich
Gottes Liebe zu uns Menschen. Wie im Theater ist jetzt der Vorhang offen.
Mit der Geburt Jesu ist der Zugang zu Gott für uns offen.
Sprecherin 5:
Durch Christus ist für uns alles anders geworden. „Das Opfer seines Leibes“ ist eine Tür im Bild des Hebräerbriefes ein geöffneter Vorhang, der uns durch unsere Taufe und den
Glauben an Christus freien Zugang zu Gott ermöglicht. Jeden Tag des Jahres steht uns der
Weg offen. Advent erinnert uns jedes Jahr wieder aufs Neue an diesen Weg, der immer für
uns offen steht. Wir sind eingeladen, diesen Weg zu gehen. Auch unser Predigttext lädt uns
ein, diesen Weg zu gehen. Er ermutigt uns auf dreifache Weise:
Martin Luther hat es im Hebräerbrief sehr schön übersetzt:
1. „So lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in vollkommenem Glauben,
besprengt in unserem Herzen“. Mit allem können wir kommen, auch mit Fragen und
Zweifel, mit Widerspruch oder auch Protest. „Besprengt in unserem Herzen“ erinnert uns
an unsere Taufe und daran, dass Gottes Versprechen bei der Taufe für unser ganzes Leben
gilt.
2. „Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung …“. Lasst uns festhalten an der
Botschaft des Advents, dass Gott immer wieder auf uns zukommt, dass wir frei sind, neue
Wege zu gehen, wenn es nötig ist oder er uns in ganz neuer Weise begegnen will. Der
Zugang, der Vorhang, ist für uns immer offen.
3. „Lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und guten Werken“. Wir
brauchen uns gegenseitig mit unseren Verschiedenheiten und Talenten. Einer trägt den
Anderen mit. Es tut gut, sich in einer Gemeinschaft geborgen fühlen zu können, eine/einen
neben sich zu haben, die/der mir Mut macht, wenn ich auf der Stelle trete oder verzweifle.
Gerade auch in der oft stressigen Vorweihnachtszeit können wir die Gelassenheit und das
Verständnis eines anderen Menschen gebrauchen.
Sprecherin 6:
Wenn jemand in Schwierigkeiten und Not ist, sieht ein anderer einen Weg und eröffnet
neues Leben. - Ist das nicht die Intention der Ermutigungen in unserem Predigttext?
Der Vorhang ist geöffnet, sagt der Hebräerbrief. Wir brauchen uns gegenseitig. Unser
Leben ist nur lebenswert, wenn wir mit anderen über unsere Fragen und Probleme
sprechen können, wenn wir füreinander da sind. Wenn wir auf das achten, was andere uns
geben und was wir ihnen geben können. Der Vorhang ist kein Hindernis mehr, der Weg
steht uns offen.
Die Adventszeit ist eine Zeit der Achtsamkeit, eine Zeit des Beispiels wie wir miteinander
umgehen und leben: den anderen sehen, ihn besuchen, mit ihm sprechen, wenn er oder sie
Ansprache braucht, miteinander feiern, uns im Gottesdienst treffen und andere auch dazu
einladen.
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Von dem großen deutschen marxistischen Philosophen Ernst Bloch wird Folgendes erzählt:
Kurz vor dem 4. Advent verabschiedeten sich Studenten von ihm, um in die
Weihnachtsferien zu fahren. „Wir wünschen
Ihnen schöne Weihnachten, Herr Bloch.“
Der Professor dankte Ihnen und sagte: „Aber vergessen sie bei allen Weihnachtsfeiern
nicht: Christen leben immer im Advent.“
Vielleicht sollten wir diesen Satz in Erinnerung behalten. Amen
Lied „Tut mir auf die schöne Pforte“ - eg 166,4+5
Fürbittengebet
Alle Sprecherinnen: Gott, es tut gut,
Sprecherin 1:
wenn ein anderer uns mag,
uns freundlich anschaut,
um uns besorgt ist,
mit uns geht und wir seine Nähe spüren.
Alle Sprecherinnen: Gott, es tut gut,
Sprecherin 2:
wenn ein anderer uns tröstet,
einer uns bejaht,
uns ein gutes Wort sagt,
uns gern hat und wir seine Nähe spüren.
Alle Sprecherinnen: Gott es tut gut,
Sprecherin 3:
wenn ein anderer unsere Sorgen teilt,
mit uns leidet, unsern Schmerz versteht,
uns ermutigt und wir aufgerichtet werden.
Alle Sprecherinnen: Gott es tut gut,
Sprecherin 4:
wenn einer uns zuhört, Zeit für uns hat,
nicht ständig auf die Uhr schaut,
sondern uns ernst nimmt und Sympathie für uns zeigt.
Alle Sprecherinnen: Gott es tut gut,
Sprecherin 5:
wenn wir echte Freunde haben,
miteinander essen, lachen, feiern können,
wenn wir ausatmen und aufatmen können
und wenn nicht jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird,
sondern wir auch einfach mal ausgelassen sein dürfen.
Alle Sprecherinnen: Gott es tut gut,
Sprecherin 6:
wenn wir selbst einem anderen helfen können,
ein anderer sich uns anvertraut,
sich von uns getröstet weiß.
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Alle Sprecherinnen: Gott, wir bitten dich, erhöre uns:
Vater unser
Lied „Vertraut den neuen Wegen“ eg 395,1-3
Segen
Der Herr segnet uns mit dem Licht des Advents.
Der Herr behütet uns und hat das mit dem Kommen Jesu bewiesen.
Der Herr ist uns gnädig, darum ist Jesus der Retter.
Der Herr gibt uns Frieden und schickt uns auf den Weg des Friedens.
Amen
Orgelausklang
Kollektenbitte
Der Kollektenausschuss der Evangelischen Kirche im Rheinland hat über die Formulierung
der Kollektenbitte noch nicht endgültig entschieden.
Die Kollektenbitte für die Evangelische Frauenhilfe im Rheinland e.V. entnehmen Sie bitte
dem Kollektenbuch im Pfarramt Ihrer Kirchengemeinde oder dem Ablaufplan zum
Gottesdienst, der ab Mitte Oktober auf der Internetseite der Evangelischen Frauenhilfe im
Rheinland unter www.frauenhilfe-rheinland.de bei Materialien zum Download
bereitsteht.
Liedblatt/ Ablaufplan
Ein Liedblatt bzw. Ablaufplan für den Gottesdienst steht Ihnen wieder ab Mitte Oktober auf
der Internetseite der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland unter www.frauenhilferheinland.de bei Materialien zur Verfügung.
Impressum
Evangelische Frauenhilfe im Rheinland e.V.
Ellesdorfer Straße 52, 53179 Bonn-Bad Godesberg
Tel.: (0228) 9541 117
E-Mail: [email protected]
Zusammenstellung und Erarbeitung: Kreisverband Kleve
Layout: Christine Kucharski, Druck: DFS GmbH
Titelbild: Wibke Arts, Kiel
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