Informationen zur Kommunalwahl in NordrheinWestfalen zusammengestellt von der Politik AG und der Schülervertretung Inhaltsverzeichnis 1. Einführung 2. Einflussbereiche der Kommunalpolitik 2.1. Stadt Paderborn 2.1.1. Aufgaben der Stadt Paderborn 2.1.2. Aufgaben und Funktionen des Bürgermeisters 2.1.3. Aufgaben und Funktionen des Stadtrates (Stadtparlament) 2.2. Kreis Paderborn 2.2.1. Aufgaben des Kreises Paderborn 2.2.2. Aufgaben und Funktion des Landrates 2.2.3. Aufgaben und Funktion des Kreistages 3. So wird gewählt 4. Problemfelder der Kommunalpolitik 5. Literatur 6. Impressum 1. Einführung Große Politik ereignet sich nicht nur in Berlin, sondern auch bei uns. Viele Entscheidungen, die auch dich betreffen, werden direkt vor Ort getroffen. Der Stadtrat, der Bundestag auf Stadtebene, entscheidet z.B. über die Einrichtung von Jugendtreffs, die Ausstattung der Stadtbibliothek, über Ferienangebote und vieles mehr. Am 29. September 2004 bist du aufgerufen deine Stimme für den Bürgermeister, für den Stadtrat, für den Landrat und für den Kreistag abzugeben. Vier Wahlen an einem Tag! Wir, die Politik AG und die Schülervertretung, versuchen mit diesem Informationsmaterial etwas Licht ins Dunkel der „Kommunalpolitik“ zu bringen. Du findest in dem nachstehenden Text wichtige Informationen zu den Aufgaben des Bürgermeisters, des Stadtparlaments, des Landrats und des Kreistages. Im dritten Kapitel erfährst du z.B. wie du deine Stimme abgeben kannst. Ebenso werden wichtige Problemfelder der Kommunalpolitik angesprochen. Sie sollen dir eine gute Diskussionsgrundlage für spätere Gespräche ermöglichen. Viel Spaß beim Lesen! 2. Einflussbereiche der Kommunalpolitik 2.1. Stadt Paderborn 2.1.1. Aufgaben der Stadt Paderborn Sicherlich kennst du den Werbeslogan unserer Stadt „Paderborn überzeugt!“. Die Stadt ist für viele Bereiche verantwortlich, den Einwohnern ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Das fängt an bei A wie Abfallbeseitigung und hört auf bei W wie Wohngeld. Einige Aufgaben sind hier aufgeführt: Betreiber der Bäder „Rolandsbad“ und „Schwimmoper“ Nahverkehr in Paderborn (z.B. Schülermonatskarte, Fahrpläne) Unterstützung von Sportvereinen Unterstützung von kulturellen Veranstaltungen Kindergärten Musikschule, Stadtbibliothek Straßenbau Schulangebote u.v.a. 2.1.2. Aufgaben und Funktion des Bürgermeisters Der Bürgermeister repräsentiert und verwaltet seine Stadt. Er hat ein wichtiges und verantwortungsbewusstes Amt, da er Entscheidungen mit dem Stadtrat treffen muss, die am Ende für alle Bürger spürbar sind. Gerade in den Zeiten, wenn die Stadt zum Sparen gezwungen ist, müssen auch immer wieder unpopuläre Entscheidungen getroffen werden, die auch dich direkt betreffen können. Stehen z.B. dem Jugendund Kulturbereich weniger finanzielle Mittel zur Verfügung, kann es im schlimmsten Fall zur Schließung eines Jugendklubs führen. Weitere wichtige Aufgaben des Bürgermeisters sind u.a.: Ausführung der Ratsbeschlüsse Beaufsichtigung der laufende Geschäfte der Gemeinde Vertretung der Gemeinde in rechtlichen Dingen Gastgeber für Empfänge Anbahnung und Pflege von Städtepartnerschaften Festliche Ehrung für verdiente Bürgerinnen und Bürger 2.1.3. Aufgaben und Funktion des Stadtrates Der Stadtrat ist das Parlament einer Stadt. Im Stadtrat sind alle Parteien vertreten, die von den Bürgerinnen und Bürger gewählt wurden. Die Partei mit dem meisten Stimmen erhält die meisten Sitze, die mit den wenigsten Stimmen natürlich die wenigsten Sitze im Stadtrat. Im Stadtrat werden wichtige Projekte und Vorhaben diskutiert. Wichtige Diskussionspunkte waren in Paderborn z.B. der Neubau der Stadtverwaltung und die Gestaltung des Areals „Kötterhagen“. Weitere Aufgaben des Stadtrates sind u.a.: Entscheidung über Satzungen, Haushaltspläne Änderung des Stadtgebietes Wahlen zum Ehrenbürger/in Aufstellung, Änderung, Ergänzung und Aufhebung von Bauleitplänen Verfügung über das Gemeindevermögen Sitzverteilung im Stadtrat Paderborn nach der Kommunalwahl am 12.9.1999 Ergebnis FBI FDP 7% 4% Grüne 8% SPD 25% CDU SPD CDU 56% Grüne FBI FDP 2.2. Kreis Paderborn 2.2.1. Aufgaben des Kreises Paderborn Viele Angelegenheiten, die von der Stadt nicht wahrgenommen werden können, übernimmt der Kreis. Der Kreis trifft Entscheidungen für alle Städte, die innerhalb des Kreisgebietes liegen. Dazu gehören u.a. der städteübergreifende Umweltschutz, die Müllbeseitigung, die Betreibung von Berufsschulen die Bereitstellung des Nahverkehrs mit Bussen und Bahnen und natürlich eine starke Wirtschaftsförderung. 2.2.2. Aufgaben und Funktion des Landrates Der Landrat ist der Leiter der Kreisverwaltung. Zu seinem wichtigsten Aufgaben gehören u.a.: Vorbereitung und Leitung der Sitzungen des Kreistages Beaufsichtigung der Gemeinden seines Landkreises Führung der Geschäfte des Landkreises Vertretung seines Kreises in rechtlichen Fragen Informierung der Landesregierung über alles landespolitisch Relevante in seinem Landkreis 2.2.3. Aufgaben und Funktion des Kreistages Die Volksvertretung des Kreises ist der Kreistag. Er ist das oberste Entscheidungsorgan. Zu den wichtigsten Aufgaben des Kreistages gehören u.a.: Entscheidungen über Grundsätze der Verwaltungsführung Entscheidungen über den Haushalt Einrichten von Investitionsprogrammen zur Wirtschaftsförderung 3. So wird gewählt Bestimme mit – Wähle mit ! Oder: Die Macht einen Vertrauensjob zu vergeben. Wer bei der Wahl die meisten Stimmen bekommt, darf fünf Jahre lang in der Kommune Entscheidungen fällen. Also: Du vergibst einen Vertrauensjob mit deiner Stimme. Wenn du diese drei Bedingungen erfülltst darfst du wählen: - Du bist 16 Jahre oder älter, - du hast seit drei Monaten den Hauptwohnsitz in deiner Gemeinde, - du besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit oder die eines anderen EU-Landes. Vier Wochen vor der Wahl bekommst du Post von der Gemeindeverwaltung: Deine Wahlbenachrichtigung. Wahlmöglichkeiten Bei der Kommunalwahl finden vier Wahlen an einem Tag statt. Es wird der Bürgermeister, der Stadtrat, der Landrat und der Kreistag gewählt. Für jede Wahl hast du nur eine Stimme – das schränkt die Wahlmöglichkeiten bei Kommunalwahlen durchaus ein. Es ist zwar möglich, auf jedem Stimmzettel eine andere Partei zu wählen, also zum Beispiel einen Bürgermeister von Partei A, für den Stadtrat (Gemeinderat) aber einen Kandidaten von Partei B – aber das war’s auch schon. Bei den Wahlen zum Stadtrat und zum Kreistag wählst du eine Person, die du am sympathischsten findest. Erhält sie in deinem Wahlbezirk die meisten Stimmen, wird sie auch direkt Abgeordnete im Stadtrat bzw. Kreistag. Auf dem Stimmzettel zur Wahl des Stadtrates bzw. Kreistages (sh. Anhang) findest du unter deiner gewählten Person noch drei weitere Namen, die der gleichen Partei angehören. Diese Personen wählst du mit der einen Stimme automatisch mit, auch wenn du diese Kandidaten nicht magst. Grundsätzlich gilt außerdem: In NRW gibt es seit 1999 keine Fünf-Prozent-Hürde mehr, die verhindert, dass Parteien und Bewerber, die weniger als fünf Prozent der Stimmen erreichen, in die politischen Gremien einziehen dürfen. Wahlorgane und –organisation Kommunalwahlen sind eigentlich mehrere Wahlen, die nur an einem gemeinsamen Tag stattfinden. Ein Grund dafür sind die Organisationskosten. Die übernehmen die Städte und die Landkreise; sie sind auch verantwortlich für den Ablauf der Wahlen, der im Kommunalwahlgesetz geregelt ist. An zentraler Stelle steht dabei der kommunale Wahlleiter: Bei den Wahlen der Bürgermeister und des Stadtrates ist das der kommunale Hauptverwaltungsbeamte, also der amtierende Bürgermeister bzw. die amtierende Bürgermeisterin, bei den Landrats- und Kreistagswahlen der amtierende Landrat bzw. die amtierende Landrätin. Wenn diese selbst kandidieren, übernehmen die Aufgabe Beigeordnete - das sind leitende Verwaltungsbeamte, die nicht an der Wahl teilnehmen. Die Wahlleiter stehen einem Wahlausschuss vor, den die Gemeinde oder der Kreistag für ihr Wahlgebiet wählen. Der Wahlausschuss unter Führung des Wahlleiters teilt den Landkreis spätestens sieben Monate, die Gemeinde spätestens acht Monate vor der Wahl in Wahlbezirke ein, und zwar in genau halb so viele, wie Kreistags- oder Stadtratsmitglieder zu wählen sind. Deren Zahl richtet sich nach der Größe der Gemeinde. Die Wahlbezirke können noch in einzelne Stimmbezirke unterteilt werden. In Paderborn gibt es 29 Wahlbezirke. Anschließend wird das Wahllokal, in der Regel ein öffentliches Gebäude wie eine Schule, bestimmt. Bei gleichzeitiger Gemeinde- und Kreistagswahl müssen die Stimmbezirke für beide Wahlen identisch sein. In den Wahllokalen leitet am Wahltag ein Wahlvorstand von vier bis sieben Personen unter Leitung eines Wahlvorstehers die Wahl, die der kommunale Wahlleiter zuvor bestimmt hat – in der Regel, nachdem die Parteien im Rat oder Kreistag Kandidaten vorgeschlagen haben. Trotzdem ist es vor der Wahl oft mühsam, ausreichend Wahlvorstände und Wahlvorsteher zu finden: Die Aufgabe ist ehrenamtlich, Freiwillige aus der Bevölkerung sind bei jedem Wahlleiter hochwillkommen. Für Briefwahlen bestimmt die Gemeinde extra einen eigenen Briefwahl-Vorstand und Briefwahl-Vorsteher. Jetzt nicht verzetteln! Du hast mehrere Stimmzettel in der Hand – vier Stück! - Den ersten für die Bürgermeister-Wahl, den zweiten für die des Gemeinderates. - Mit dem dritten wählst du die Kreistagsabgeordneten, - der vierte ist für die Wahl von Landrat oder Landrätin. Es gilt: Nur ein Kreuz pro Wahlzettel – sonst gilt die Stimme nicht! Dann bitte die Zettel noch in die Wahlurne werfen. Als nächstes kommt die Stimmauszählung. Ab 18.00 Uhr. Dann schließen die Wahllokale! 4. Problemfelder der Kommunalpolitik Hier einige aktuelle Streitpunkte aus der Kommunalpolitik, die Gesprächstoff für die kommende Podiumsdiskussion bieten können: Rolandsbad Die Stadt Paderborn plant das baufällige Rolandsbad (Freibad ) komplett umzugestalten. Dies stieß auf heftige Kritik in der Bevölkerung. Es heißt, eine bloße Sanierung der vorhandenen Bausubstanz würde genügen. Eine Bürgerinitiative sammelt zur Zeit unter dem Motto „8-Bahnen“ Unterschriften um das Bad zu erhalten. Drogenkonsumraum Mehr als 1000 Bürger der Stadt Paderborn sind drogenabhängig. Es wird schon länger diskutiert, den Betroffenen professionelle Hilfe anzubieten und ihnen einen Raum zur Verfügung zu stellen, indem Drogen konsumiert werden können. Politiker- und Expertenmeinung prallen dabei aufeinander. Sicherheit Auch nach der Einführung des B.O.S.S in der Stadt ist die Kriminalitätsrate nach wie vor ein Problem. So gibt es Orte und Plätze in der Stadt, in denen Gewalt und soziale Missstände vorherrschend sind. Eine Maßnahme, dem Problem zu begegnen ist, dass seit einiger Zeit die britische Militärpolizei und deutsche Polizisten gemeinsam Streife laufen. Stadionbau Die schon länger andauernde Diskussion über den Neubau eines Stadions führte zum Beschluss dieses am Hoppenhof zu realisieren. Bisher soll dieses nur auf Sportveranstaltungen ausgerichtet sein. Jugendliche in Paderborn fordern zusätzlich die Nutzung dieser Sportstätte für Veranstaltungen kultureller Art z.B. für große Konzerte. Lehrstellen Die Ausbildungsplatzabgabe, die Betriebe zu Geldzahlungen verpflichtet hätten, wenn sie zu wenig Ausbildungsplätze anbieten wird zunächst nicht realisiert. Die Betriebe haben sich bereit erklärt 30000 Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Ebenso werden für schwer vermittelbare Jugendliche 25000 Praktikumsplätze angeboten. Jugendliche in Paderborn fragen sich wie das zukünftige Ausbildungsangebot in ihrer Region aussehen wird. Jugendparlament Die Forderung nach einer ständigen Vertretung für Kinder und Jugendliche ist immer noch aktuell. nach dem Vorbild anderer Städte möchte eine Initiative dieses in Paderborn realisieren. Dies stößt auf Widerstand in der Kommunalpolitik. Was meinst du: Sollte es ein Jugendparlament geben? 5. Literatur Informationen zur politischen Bildung: Kommunalpolitik, Band 242, 1994. Landkreistag Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Kreise in Nordrhein-Westfalen Düsseldorf,o.J. www.wahlkommunal.de vom 15.06.2004. www.paderborn.de vom 15.06.2004. DVD: Landeszentrale für politische Bildung NRW (Hrsg.):Wahlkommunal. Kommunalwahl NRW 2004, Kommunalprofis und Wissenschaftler berichten, Köln 2004. 6. Impressum An der Erstellung dieser Broschüre haben mitgewirkt: Kai Bensick, HH 1e Stephan Düchting, HS 1d Andrea Eikel, HH 1e Maike Greine, WG 1b Thomas Köster, WG 2b Sabrina Milewski, HS 1c Clarissa Neumann, HS 1c Christina Stöver, HH 1b Lars Heise, Fachlehrer Politik und Wirtschaftswissenschaften Ein besonderer Dank für die freundliche Unterstützung geht an Dr. Dirk Bauer.