WESTFÄLISCHE WILHELMS - UNIVERSITÄT MÜNSTER Wirtschaftswissenschaftliche Faktultät Prof. Dr. Bernd Wilfling Professur für VWL, insbesondere Empirische Wirtschaftsforschung Musterlösung zur Klausur im Fach Fortgeschrittene Statistik am 08.06.2009 Gesamtpunktzahl: 60 Aufgabe 1: (20 Punkte) Betrachten Sie die gemeinsame Dichtefunktion ( λ1 λ2 exp (−(λ1 x + λ2 y)) fX,Y (x, y) = 0 , falls x, y ∈ [0, ∞) × [0, ∞] , sonst für λ1 , λ2 > 0. (a) Zeigen Sie, dass fX,Y (x, y) eine gemeinsame Dichtefunktion darstellt. (b) Berechnen Sie die Randdichten fX (x) und fY (y) von X und Y . (c) Betrachten Sie die Randdichte fX (x) von X. Es sei λ1 = 1. Bestimmen Sie den 2 Erwartungswert µX und die Varianz σX von X. Bestimmen Sie mit Hilfe der Chebychev-Ungleichung eine obere Grenze für die Wahrscheinlichkeit P (|X − 1| ≥ 1). Lösung (a) Die Funktion ist offensichtlich stetig, und ebenfalls größer als 0, da λ1 , λ2 > 0 1 sind. Es bleibt zu zeigen, dass das Integral über die Funktion 1 ist. Z ∞Z ∞ Z ∞Z ∞ fX,Y (x, y) dy dx fX,Y (x, y) dy dx = 0 0 −∞ −∞ Z ∞Z ∞ = λ1 exp(−λ1 x) · λ2 exp(−λ2 y) dy dx 0 0 Z ∞ Z ∞ λ1 exp(−λ1 x) λ2 exp(−λ2 y) dy dx = 0 0 Das hintere Integral ist das Integral über die Dichtefunktion einer Exponentialverteilung, und somit gleich 1 Z ∞ λ1 exp(−λ1 x) · 1 dx = 0 Dieses Integral ist ebenfalls das Integral über die Dichtefunktion einer Exponentialverteilung, und somit gleich 1 = 1. (b) Die Randdichten berechnet man durch Z ∞ λ1 exp(−λ1 x) · λ2 exp(−λ2 y) dy Z ∞ = λ1 exp(−λ1 x) · λ2 exp(−λ2 y) dy fX (x) = 0 0 = λ1 exp(−λ1 x) · 1. Analog berechnet man fY (y) = λ2 exp(−λ2 y). Die Randdichten lauten somit ( λ1 exp(−λ1 x) fX (x) = 0 , falls x, ∈ [0, ∞) , sonst ( λ2 exp(−λ2 y) fY (y) = 0 , falls y, ∈ [0, ∞) , sonst (c) Die Randdichte fX (x) ist die Dichte einer Exponentialverteilung mit Parameter λ1 , diese hat den Erwartungswert 1 λ1 und die Varianz 1 . λ21 Im vorliegenden Fall ist 2 λ1 = 1, und somit ist der Erwartungswert µX von X sowie die Varianz σX von X gleich 1. 2 Die Chebychev-Gleichung besagt P(|X − µX | > k) ≤ 2 σX . k2 Im vorliegenden Fall ist µX = 1 und k = 1, somit ergibt sich P(|X − µX | > k) = P(|X − 1| > 1) ≤ 2 σX = 1. k2 Aufgabe 2: (20 Punkte) Betrachten Sie die gemeinsame Dichtefunktion fX,Y (x, y) aus Aufgabe 1. (a) Berechnen Sie die bedingten Dichten fX|Y =y und fY |X=x sowie die zugehörigen bedingten Varianzen. (b) Was können Sie über die Abhängigkeit der Variablen X und Y sagen? (c) Berechnen Sie den Erwartungswert und die Varianz einer Exponentialverteilung mit λ > 0 mit Hilfe der momentenerzeugenden Funktion. Lösung (a) In Aufgabe 1 wurden bereits die Randdichten von X und Y berrechnet. Man erkennt sofort, dass fX (x) · fY (y) = fX,Y (x, y) ist. Somit sind X und Y unabhängig voneinander und die bedingten Dichten sind gleich den Randdichten, also fX|Y =y = fX (x) und fY |X=x = fY (y). Da beide Randdichten Exponentialvertei1 2 lungen beschreiben, sind die zugehörigen Varianzen (s.Aufgabe 1c)) σX|Y =y = λ2 und σY2 |X=x = 1 1 λ22 (b) Wie in a) bereits gezeigt sind X und Y unabhängig. (c) Die momenterzeugende Funktion einer Exponentialverteilung lautet mλ (t) = Durch Ableiten erhält man 0 mλ (t) = λ (λ − t)2 und 00 mλ (t) = λ . λ−t 2λ . (λ − t)3 0 Wenn X eine exponentialverteilte Zufallsvariable ist, dann gilt E(X) = mλ (0) = 1 und λ 1 . λ2 00 E(X 2 ) = mλ (0) = 2 . λ2 Somit ist dann V (X) = E(X 2 ) − E(X)2 = 3 2 λ2 − λ12 = Aufgabe 3: (20 Punkte) Betrachten Sie eine exponentialverteilte Zufallsvariable X mit Parameter λ > 0 und die Funktion g(λ) = (λ − 2)2 . Es seien x1 , . . . , x100 eine konkrete Stichprobe aus X und x̄ = 2 der realisierte Stichprobenmittelwert. (a) Bestimmen Sie den Maximum-Likelihood (ML) Schätzer für λ. (b) Bestimmen Sie den Maximum-Likelihood (ML) Schätzer für λ gegeben g(λ) = 4. (c) Führen Sie einen Likelihood-Ratio (LR) Test zur Hypothese H0 : g(λ) = 4 gegen H1 : g(λ) 6= 4 zum Signifikanzniveau α = 0.05 durch. Lösung (a) Die Likelihoodfunktion lautet L(λ) = Qn i=1 λ exp(−λxi ). Die log-Likelihoodfunktion ist dann ln(L(λ)) = ln n Y ! λ exp(−λxi ) i=1 = n · ln(λ) − λ n X xi . i=1 Zur Bestimmung des Maximums leitet man ln(L(λ)) nach λ ab und setzt die Ableitung gleich 0: n n X ∂ ln(L(λ)) ! = − xi = 0 ∂λ λ i=1 n ⇔ n X = xi λ i=1 ⇔λ̂ = 1 n 1 Pn i=1 xi = 1 . x̄ (b) Für g(λ) = 4 ergeben sich zwei Möglichkeiten: (λ − 2)2 =4 ⇔λ2 − 4λ + 4 =4 ⇔λ2 − 4λ = 0 ⇔λ(λ − 4) = 0 ⇔λ = 0 v λ = 4. 4 Da λ = 0 aufgrund der Bedingung λ > 0 nicht in Frage kommt, ist λ̂H0 = 4. Einsetzen in die log-Likelihoodfunktion ergibt ln(L(4)) = −661, 0106. (c) Es soll H0 : g(λ) = 4 gegen H1 : g(λ) 6= 4 getestet werden zu α = 0.05. Die Likelihood-Ratio-Teststatistik lautet dann h i LR = 2 ln(L(λ̂M L )) − ln(L(λ̂H0 )) 1 = 2 ln(L( )) − ln(L(4)) 2 = 984, 1118. . Der kritische Wert des Tests ist χ21;0.95 = 3, 84 < 984, 1118, somit kann H0 zum Niveau α zu Gunsten von H1 verworfen werden. 5