Erstes Hauptkapitel: Das Weltmeer und seine Nutzung 9 (1): In der

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Erstes Hauptkapitel: Das Weltmeer und seine Nutzung
9 (1): In der Gegenwart erfolgt die umfassende Inwertsetzung des Weltmeeres und
seine Integration in die Lebens- und Nutzungsräume des Menschen. Die moderne
Gesellschaft betrachtet das Weltmeer (Ozean) als den „Vorratsraum der Zukunft“, der
viele Bedürfnisse kommender Generationen befriedigen könnte.
Gegenwärtige und zukünftige Nutzungsaspekte:
1. Nahrungsreservoir: Fischerei, Aquakulturen;
2. Rohstoffreservoir: Sand, Kies, Erdöl, Erdgas, Methanhydrat, Salze, Schwermineralien;
3. Energiereservoir: Gezeiten-, Wellen-, Wind-, Strömungskraftwerke;
4. Verkehrsraum: Schifffahrt, Pipelines;
5. Abfalldeponie: Schiffsmüll, Verklappung, Verbrennung, Abwasser;
6. Kommunikationsraum: submarine Kabel;
7. geopolitischer Raum: Besitzansprüche, Verteidigung, Schutzmaßnahmen;
8. Stabilisator des Weltklimas.
9 (2): Die horizontale Gliederung beruht auf der Land-Meer-Verteilung. Das Weltmeer
gliedert sich in drei große Ozeane, die zwischen den Kontinenten liegen, sowie in
zahlreiche Nebenmeere. Diese dringen mehr oder weniger weit in die Kontinente ein
bzw. sind von Land unterschiedlich stark umschlossen. Nebenmeere werden in Mittel- und Randmeere untergliedert. Randmeere besitzen einen breiten Ausgang zum
Ozean. Mittelmeere können zwischen Kontinenten liegen oder in einem Kontinent
eingelagert sein (Binnenmeere). Sie haben einen schmalen Zugang zum Ozean.
Zuordnung von Nebenmeeren, Randmeeren und Mittelmeeren zu den Ozeanen (Auswahl):
Atlantischer Ozean: Mittelmeer, Schwarzes Meer, Nordsee, Ostsee, Golf von Guinea,
Golf von Mexiko, Karibisches Meer;
Indischer Ozean: Arabisches Meer, Rotes Meer, Persischer Golf, Golf von Bengalen;
Pazifischer Ozean: Ochotskisches Meer, Japanisches Meer, Gelbes Meer, Ostchinesisches Meer, Südchinesisches Meer, Beringmeer, Korallensee;
Nordpolarmeer: Barentssee, Karasee, Laptewsee, Ostsibirische See, Beaufortsee.
(’ Diercke Weltatlas, S. 216/217/¿)
9 (3): Die vertikale Gliederung des Pazifik beruht auf der Morphologie des Meeresbodens. Der Kontinentalrand umfasst das Schelf, die flache, seewärts einfallende Fortsetzung der Küstenebene bis zu 300 m Tiefe. Er geht in den Kontinentalabhang über,
eine relativ steile, oft mehrere tausend Meter tiefe Böschung, die im Kontinentalfuß
endet. Die Tiefsee besteht aus Tiefseebecken und Tiefseegräben.
Vertikale Gliederung entlang 23,5° S: Vor der Küste Südamerikas fällt der Kontinentalhang sehr steil bis auf 7 000 m - 8 000 m Tiefe ab. Hier befindet sich der Atacamagraben. Es folgen das Perubecken (4 000 m - 6 000 m), der Ostpazifische Rücken mit
dem Tuamotu-Archipel und den Gesellschaftsinseln. Nach Westen schließen sich
das Südpazifische Becken und der Tongagraben (10 800 m) an. Dann steigt das Relief wieder unter der Tasmansee bis zum Kontinent Australien an.
(’ Diercke Weltatlas, S. 216/217/¿)
11 (1): Das Relief der Ozeanböden ist sehr vielfältig. Die Kontinentalränder sind nicht
identisch mit dem Verlauf der Küstenlinien, sondern mit ihren flachen Schelfmeeren.
Der steil bis auf etwa 2 000 m Tiefe abfallende Kontinentalhang bildet mit 350 000 km
Länge eine sehr markante Reliefeinheit. Er ist durch Canons stark zerschnitten. Der
Hangfuß bildet den Übergang zur Tiefsee. Die Kontinentalplatten besitzen zwei Sei-
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ten. Auf der einen Seite die tektonisch inaktiven Schelfseiten mit flachen Schelfmeeren, in denen sich die größten Inselflächen der Erde befinden. Auf der anderen
Seite befinden sich die jungen, aktiven Gebirgsgürtel und häufig Tiefseegräben. Sie
sind durch ununterbrochene Subduktion ozeanischer Kruste entstanden. Durch die
Ozeanbodenausbreitung entstanden die mittelozeanischen Rücken, die ein durchgehendes, submarines Gebirgssystem darstellen. Aus den Tiefseeebenen ragen über
30 000 vulkanische Kuppen auf. Viele dieser Intraplattenvulkane sind durch ihr Eigengewicht wieder in den Ozeanboden eingesunken und es entstanden untermeerische
Kuppen (Gayots). Die anderen bilden mit einer Gesamtfläche von 2 Mio. km² eine vielgestaltige Inselwelt.
11 (2): Anfertigen von Profilskizzen durch Pazifik und Atlantik: individuelle Aufgabenlösung.
(’ Diercke Weltatlas, S. 216/217/¿)
11 (3): Bis auf die neu entstandene ozeanische Kruste ist der gesamte Meeresboden
mit einem Sedimentteppich bedeckt. Der Sedimentationsvorgang ist abhängig von
Tiefe, Temperatur, Dichte des Wassers, Salzgehalt und Strömung. Die unterschiedlichen Korngrößen und die damit verbundenen Fallgeschwindigkeiten der Teilchen
führen zu einer zonalen Anordnung der Sedimente auf dem Meeresgrund. Die Schelfregionen sowie die flachen Teile des Kontinentalhangs werden vor allem vom Verwitterungsschutt der Festländer bedeckt (Sande, Kiese, Erdöl, Erdgas). In küstenferneren Bereichen kommt es zur Ablagerung von Schlicken, die unterschiedlich mineralogisch zusammengesetzt sind. Der Tiefseeboden wird von Kiesel- oder Kalkschlämmen, Rotem Tiefseeton und Manganknollen bedeckt.
12 (1): Das Wasser auf der Erde umfasst die Ozeane und Meere, die Gewässer der
Kontinente, das in Gletschern, Eis und Schnee gebundene sowie in der Atmosphäre vorhandene Wasser. Von den rund 510 Mio. km² der gesamten Erdoberfläche sind
362 Mio. km² mit Wasser bedeckt. Auf der Nordhalbkugel beträgt der Anteil 61 %, auf
der Südhalbkugel 81 %. Der Gesamtwasservorrat der Erde beträgt 1,39 Mrd. km³. Auf
das Salzwasser der Weltmeere entfallen 97,2 % und nur 2,8 % sind Süßwasser.
12 (2): Erdgeschichtliche Entstehung des Weltmeeres: Die Herkunft des Wassers
auf der Erde ist bis heute wissenschaftlich noch nicht ausreichend geklärt. Ein großer Teil des Wassers entstand bei der Bildung der Erde vor ca. 4,6 Mrd. Jahren. Es
erfolgte die Differenzierung des Erdkörpers und durch die Exhalation von Wasserdampf, Kohlendioxid und Stickstoff entwickelte sich die Uratmosphäre. Nachdem die
Temperatur unter den Kondensationspunkt des Wassers gesunken war, begann der
globale Wasserkreislauf und es entstanden Urozeane. In ihnen begann die Evolution
des Lebens. Vor etwa 3,2 Mrd. Jahren entwickelten sich Meeresorganismen und in
einem rund 2 Mrd. Jahre andauernden Zeitraum produzierten sie so viel Sauerstoff,
dass das Wasser des Weltmeeres damit gesättigt wurde und Sauerstoff an die Atmosphäre abgegeben werden konnte.
13 (3): Wasserhaushaltsgleichung und Wasserkreislauf: Angetrieben durch die Energie der Sonne und durch die Schwerkraft befindet sich das Wasser der Erde in einem
stetigen, ausgeglichenen Kreislauf zwischen der Atmosphäre, dem Festland und den
Ozeanen. Von den rund 510 Mio. km² der gesamten Erdoberfläche sind 362 Mio. km²
mit Wasser bedeckt. Über dem Weltmeer verdunsten gewaltige Wassermengen, diese werden durch den Luftmassentransport auf die Kontinente verlagert und stellen
dort die Hauptquelle für die Niederschläge dar. Anhand der Wasserhaushaltsglei-
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chung können Aussagen über die Wasserbilanz eines Gebietes getroffen werden.
Sie zeigt das Zusammenwirken von Niederschlag (N), Verdunstung (V), Abfluss (A),
Rücklage (R), d. h., Speicherung in Seen, Schnee, Eis sowie Bodenwasser, und dem
Aufbrauch (B), d. h., Entnahme aus der Rücklage durch Schmelzen, Abfließen oder
Verdunsten.
13 (4): „Wasser ist in ständiger Bewegung“ und kann durch die Änderung seines
Aggregatzustandes (Wasserdampf, Wasser, Eis) von einem Speicher in den anderen
übergehen. Dabei wird Energie verbraucht bzw. freigesetzt. In Räumen, in denen die
Niederschlagssumme größer ist als die Verdunstung, herrscht humides Klima. Der
Wasserabfluss erfolgt durch Dauerflüsse und Bodenwasserströme. In ariden Gebieten ist der Niederschlag kleiner als die Verdunstung. Der Abfluss erfolgt, wenn überhaupt, über periodische bzw. episodische Flüsse. Angetrieben durch die Energie der
Sonne und die Schwerkraft befindet sich das Wasser der Erde in einem stetigen, ausgeglichenen Kreislauf zwischen der Atmosphäre, dem Festland und den Ozeanen.
13 (5): Zusammenhänge zwischen Niederschlag, Flächenverdunstung sowie ariden,
humiden und nivalen Klimaten: In Räumen, in denen die Niederschlagssumme größer
ist als die Verdunstung (Stationen Hannover-Langenhagen/gemäßigtes Klima, Eala/
Äquatorialklima) herrscht humides Klima vor. Der Wasserabfluss erfolgt durch Dauerflüsse und Bodenwasserströme. In ariden Gebieten (Station Tamanrasset/trockenes
Passatklima) fällt weniger Niederschlag als verdunsten könnte, der Abfluss erfolgt,
wenn überhaupt, über periodische bzw. episodische Flüsse. Räume, in denen aride und humide Verhältnisse wechseln, sind semiarid (mehr als 6 Monate arid) bzw.
semihumid (mehr als 6 Monate humid). Nival ist die Bezeichnung für den Klimabereich, in dem der größte Teil oder der gesamte Niederschlag als Schnee fällt. Ist die
Menge dieses Niederschlags größer als die durch Verdunstung oder Abtauen abgeführte Wassermenge, so bildet sich aus diesem Überschuss Gletschereis. Nivales
Klima herrscht in den Polarräumen und in den Hochgebirgsregionen der Erde (Station Svalbard/subpolares Klima). Humide, aride und nivale Gebiete werden durch
Trockengrenzen bzw. Schneegrenzen voneinander getrennt.
14 (1): Weltmeer und Klima: Die Klimaelemente Temperatur und Niederschlag werden wesentlich durch den Austausch von Wärme und Feuchtigkeit zwischen dem
Weltmeer und dem Festland bestimmt. Der Ozean gibt im Jahresmittel etwa 7-mal
so viel Feuchte ab, wie über Landflächen verdunstet. Die Hauptniederschlagsgebiete und die Niederschlagsmenge sind von den ozeanischen Oberflächenbedingungen sowie der Wasser- und Landverteilung abhängig. Das Weltmeer ist dadurch der
bedeutendste Langzeitspeicher für Wärme und die wichtigste Wärmequelle für die
Atmosphäre. Das Weltmeer gibt die Wärme das ganze Jahr über durch Abstrahlung
und Verdunstung in die Atmosphäre ab. Die thermische Trägheit des Ozeans zeigt
sich in räumlichen Klimadifferenzen, z. B. im Unterschied zwischen maritimem und
kontinentalem Klima.
14 (2): Weltmeer und Atmosphäre: Sie beeinflussen sich gegenseitig durch die Übertragung mechanischer Energie (Wind), thermischer Energie (Wärmeaufnahme und
Wärmeabgabe) und Süßwasser (Niederschlag). Der Ozean nimmt doppelt so viel
Energie aus der direkten Sonnenstrahlung (solare Strahlung) auf wie die Atmosphäre.
Er speichert sie und gibt sie das ganze Jahr über durch Abstrahlung und Verdunstung in die Atmosphäre ab. Die daraus resultierende Zirkulation (kalte und warme
Meeresströmungen, thermohaline Zirkulation) vollzieht sich in vertikalen und horizontalen Zirkulationszellen von globalem Maßstab.
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14 (3): Begründung: Meerwasser ist chemisch gesehen eine wässrige Lösung und
enthält viele verschiedene Salze. Es hat einen durchschnittlichen Salzgehalt (Salinität)
von 3,5 % (35 g Salze/1 000 g Meerwasser). Der Gesamtsalzgehalt schwankt je nach
Meer. Den Hauptanteil der Salze bilden dabei die Chloride. Darunter fällt besonders
das Kochsalz (Natriumchlorid) ins Gewicht. Etwas mehr als 1 ‰ der enthaltenen Salze bestehen aus Magnesiumchlorid, Magnesiumsulfat, Calciumsulfat, Kaliumchlorid
und Calciumkarbonat. In Spuren sind noch viele weitere Salze im Meerwasser enthalten.
15 (4): Meeresströmungen: Meeresströmungen sind ein bedeutender Faktor für den
globalen Wärmeaustausch zwischen niederen und hohen Breiten. Sie mildern oder
verstärken Klimaextreme (Maritimität, Kontinentalität). Oberflächenströmungen werden meist durch den Wind angetrieben. Die Energieübertragung auf das Meerwasser
erfolgt durch den Reibungswiderstand der über dem Wasser wehenden Luft. In den
niederen und gemäßigten Breiten existieren zwei große Kreisläufe mit einer in Äquatornähe westwärts gerichteten Strömung (Äquatorialstrom) und im Bereich der gemäßigten Zone ostwärts gerichteten Strömung. Durch die ablenkende Kraft der Erdrotation (Corioliskraft) werden Meeresströmungen, in Bewegungsrichtung gesehen, auf
der Nordhalbkugel nach rechts, auf der Südhalbkugel nach links, abgelenkt.
15 (5): Tabelle zu kalten und warmen Meeresströmungen:
kalte Meeresströmungen
Benguelastrom, Humboldt-(Peru-)strom,
Kanarenstrom, Labrador-Strom, Kalifornischer Strom, Oya-Schio, Kap-HoornStrom, Falklandstrom
warme Meeresströmungen
Golfstrom, Kuro-Schio, Nord-Äquatorialstrom, Süd-Äquatorialstrom, Agulhasstrom, Antillenstrom, Karibische
Strömung
(’ Diercke Weltatlas, S. 220/221/¿)
15 (6): Auswertung der Klimadiagramme:
Saint John’s befindet sich an der Ostküste von Neufundland in 103 m ü.M. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 4,9 °C und der Jahresniederschlag 1 433 mm. In allen
Monaten fallen mehr als 100 mm Niederschlag. Es herrscht ein humides Klima. Die
Winter sind sehr kalt (Januar bis -9 °C), die Sommer sind warm (Juli/August bis
18 °C). Es herrscht Ostseitenklima. Wesentlichen Einfluss auf die Temperaturen hat
der kalte Labrador-Strom.
Reykjavik befindet sich an der Westküste von Island in 61 m ü.M. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 4,4 °C und der Jahresniederschlag 800 mm. Die Niederschläge
fallen ganzjährig, mit einem Maximum im Winterhalbjahr. Es herrscht ein humides
Klima. Die Winter sind kalt (Januar und Dezember bei 0 °C), die Sommer sind kühl
(Juli/August etwa 10 °C). Es herrscht subpolares Klima. Wesentlichen Einfluss auf die
Temperaturen hat der warme Golfstrom/Atlantischer Strom).
Belmullet befindet sich an der Westküste von Irland in 10 m ü.M. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 9,7 °C und der Jahresniederschlag 1 139 mm. Die Niederschläge
fallen ganzjährig, mit einem Maximum im Winterhalbjahr. Es herrscht ein humides Klima. Die Winter sind mild (Januar/Februar ca. 6 °C), die Sommer sind relativ kühl (Juli/
August etwa 15 °C). Es herrscht maritimes Westseitenklima. Wesentlichen Einfluss
auf die Temperaturen hat der warme Golfstrom/Atlantischer Strom).
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Die Temperaturunterschiede zwischen den Stationen werden durch den Einfluss des
kalten Labrador-Stromes und des warmen Golfstromes wesentlich geprägt. Obwohl
Reykjavik viel weiter nördlich liegt, hat es bedeutend höhere Wintertemperaturen als
St. John’s. Belmullet und St. John’s liegen auf vergleichbarer geographischer Breite.
Sie haben jedoch durch den Einfluss des kalten Labrador-Stromes bzw. des warmen
Atlantischen Stromes einen sehr unterschiedlichen Temperaturverlauf.
16 (1): Die thermohaline Zirkulation wird durch Unterschiede in Wasserdichte und
Salzgehalt angetrieben. Sie beginnt im Oberflächenwasser des Nordatlantik. Salzreiche, oberflächennahe Wassermassen werden in den polaren Wintern extrem abgekühlt. Durch das Ausfrieren großer Mengen Meereis erhöht sich der Salzgehalt und
die Wasserdichte nimmt zu. Das kalte, salzhaltige, dichte Oberflächenwasser sinkt
schnell in tiefere Schichten ab. Schwerere Wassermassen sammeln sich in Becken
des Nordatlantiks und fließen als Tiefenströmung entlang der östlichen Kontinentalhänge zum Südpolarmeer. Durch den Zirkumpolarstrom werden sie in die anderen
Ozeane transportiert. Die Zirkulation wird durch langsames Aufquellen des Tiefenwassers v. a. in den Becken des Pazifiks geschlossen und kehrt als Oberflächenströmung nach ca. 1 000 Jahren durch den Indik um das Kap der Guten Hoffnung in den
Nordatlantik zurück. Durch diese Zirkulation werden Salze, Sauerstoff, Kohlendioxid,
Spurenelemente sowie Nährstoffe transportiert und in die Tiefe verfrachtet, tiefere
Wasserschichten durch die Umwälzung „belüftet“ und an die Oberfläche befördert.
17 (2): Der Golfstrom ist eine warme Oberflächenströmung im Atlantik. Er erreicht
Strömungsgeschwindigkeiten von mehr als 170 cm/sek, eine Oberflächentemperatur von ca. 25 °C und reicht bis in 300 m Wassertiefe. Zunächst verläuft er als 50 km
breites Band entlang der amerikanischen Ostküste und dringt dann als gebündelter
Strom in den Atlantik vor. Im offenen Ozean beginnt die Strömung zu mäandrieren
und sich zu verlagern. Dabei lösen sich in unregelmäßigen Abständen geschlossene
rotierende Warmwasserringe ab. Sie besitzen eine Lebensdauer von bis zu mehreren
Wochen, bis sie sich mit den umgebenden kälteren Wassermassen des Nordatlantiks
endgültig vermischt haben. Nach etwa 1 500 km Strecke im offenen Ozean besteht
der Golfstrom dann aus einer diffusen warmen Wassermasse mit mehreren Ausläufern und reicht bis nach Spitzbergen (Atlantischer Strom). Der Golfstrom transportiert
pro Sekunde mehr als 100-mal so viel Wasser wie alle Flüsse der Erde zusammen
und eine geschätzte Wärmemenge von einer Milliarde Megawatt.
17 (3): Interpretieren des Satellitenbildes: individuelle Aufgabenlösung.
(’ Diercke Weltatlas, S. 184/185, 220/221/¿)
17 (4): Die Häfen Narvik und Murmansk liegen nördlich des Polarkreises. Sie werden ganzjährig durch das warme Wasser des Golfstromes beeinflusst. Deshalb sinken die Wassertemperaturen auch im Winter nicht unter 0 °C. Es kann sich keine
geschlossene Meereisdecke bilden, wodurch auch im Winter kaum Behinderungen
für die Schifffahrt auftreten. Die Ostseehäfen liegen zwar bedeutend weiter im Süden,
jedoch ist die Ostsee ein Binnenmeer und der Golfstrom hat auf sie keinen Einfluss.
Deshalb kann sich im Winter häufig eine geschlossene Meereisdecke bilden und den
Schiffsverkehr behindern.
(’ Diercke Weltatlas, S. 116/¿)
18 (1): Küstenwüsten entstehen an der Westseite von Kontinenten durch ihre Lage
zu kalten, küstenparallelen Meeresströmungen. An den Westküsten Südamerikas
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und Afrikas wird das Oberflächenwasser dieser kalten Meeresströmungen durch die
Corioliskraft seewärts gelenkt. Dadurch kann auf der Landseite kaltes Tiefenwasser
aufquellen und die Oberflächentemperatur der schon kalten Meerströmungen sinkt
weiter ab. Durch den Kontakt mit der kalten Meeresoberfläche kommt es zur Abkühlung der darüber liegenden Luftmassen. Zwischen den wassernahen Luftschichten
und der darüber lagernden warmen Passatluft bildet sich eine Inversion. Diese Sperrschicht verhindert das Aufsteigen der Luft, die Wolkenbildung und Niederschläge.
Wenn die sich über dem Festlandsbereich erwärmenden Luftmassen aufsteigen,
verhindert die Inversionsschicht auch in diesem Fall die Wolkenbildung und Niederschläge.
(’ Diercke Weltatlas, S. 220/221/¿, 226/227/¿, 228/229/¿)
18 (2): Zu den trockensten Wüsten der Erde gehören die fast niederschlagsfreien,
aber trotzdem relativ feuchten (Nebel) und kühlen Wüsten Atacama in Südamerika
(Westküste) und Namib im südwestlichen Afrika. Sie entstehen durch ihre Lage zu
kalten, küstenparallelen Meeresströmungen, wie dem Humboldt-(Peru-)strom und
dem Benguelastrom. An den Westküsten Südamerikas und Afrikas wird das Oberflächenwasser dieser Meeresströmungen durch die Corioliskraft seewärts gelenkt.
Dadurch kann auf der Landseite kaltes Tiefenwasser aufquellen und die Oberflächentemperatur der schon kalten Meerströmungen sinkt weiter ab. Sie liegt beim
Benguelastrom zwischen 12 ºC im Winter und 17 ºC im Sommer. Durch den Kontakt
mit der kalten Meeresoberfläche kommt es zur Abkühlung der darüber liegenden
Luftmassen. Zwischen den wassernahen Luftschichten und der darüber lagernden
warmen Passatluft bildet sich eine Inversion. Sie liegt über dem Benguelastrom in
700 - 1 700 m Höhe und bewirkt eine Temperaturzunahme um 4 °C - 9 ºC von unten
nach oben. Über dem Humboldt-(Peru-)strom liegt sie oberhalb von 600 - 900 m und
die Temperaturzunahme beträgt 7 °C - 11 ºC. Sie verhindert das Aufsteigen der Luft,
die Wolkenbildung und Niederschläge. In den sich abkühlenden wassernahen Luftmassen bilden sich Nebelbänke aus, die von Seewinden auch ins Inland getrieben
werden und sich dort rasch auflösen. Wenn die sich über dem Festland erwärmenden Luftmassen aufsteigen, verhindert die Inversionsschicht die Wolkenbildung und
Niederschläge.
18 (3): Vergleich der Klimadiagramme: Die Klimadiagramme von Arica, Iquique und
Antofagasta stammen von Stationen, die an der Westküste Südamerikas, in der
Wüste Atacama liegen. Sie zeigen einen ähnlichen Verlauf. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei den Stationen zwischen 16,5 °C und 18,7 °C. Der Jahresniederschlag
beträgt zwischen 1 mm und 2 mm. Es herrscht trockenes Passatklima vor. Der Wasserhaushalt ist extrem arid. Die Sommertemperaturen (Südhalbkugel) liegen bei etwa
20 °C, die Wintertemperaturen bei ca. 15 °C. Damit ergibt sich eine Jahresschwankung von rund 5 °C. Ursache für dieses extrem aride Klima ist der kalte Humboldt(Peru-)strom.
Die Station Manzanillo liegt an der Westküste Mexikos, auf vergleichbarer geographischer Breite wie die anderen Stationen, jedoch auf der Nordhalbkugel. Die Jahrestemperatur beträgt 18,7 °C und der Jahresniederschlag 1 152 mm. Die Temperaturen
im Sommer erreichen ca. 28 °C, die Wintertemperaturen etwa 24 °C. Die Jahresschwankung der Temperatur liegt bei rund 4 °C. Hohe Niederschläge fallen von Juni
bis Oktober (Regenzeit), sehr geringe Niederschläge fallen in den Wintermonaten
(Trockenzeit). Es herrscht tropisches Wechselklima vor. Die Westküste Mexikos wird
nicht durch kalte Meeresströmungen beeinflusst, die das Entstehen von Wolken und
Niederschlägen (Passatinversion) verhindern.
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20 (1): Normalsituation auf dem Südpazifik: Der Südost-Passat weht vom subtropischen Hochdruckgürtel im Bereich der Wendekreise zur Innertropischen Konvergenzzone am Äquator. Durch ihn wird kaltes Meerwasser aus gemäßigten Breiten
entlang der südamerikanischen Westküste nach Norden „getrieben“, es entsteht der
Humboldt-(Peru-)strom. Gleichzeitig quillt ständig kaltes Wasser aus tieferen Schichten auf. Angetrieben durch die Passatwinde wird das erwärmte Wasser der äquatorialen Räume in den Westpazifik transportiert. Der Wasserspiegel liegt hier um fast
einen Meter höher als im Ostpazifik. Das warme Wasser erwärmt die Luft und führt
zur Bildung eines Tiefdruckgebietes. Es kommt zu Konvektion, Wolkenbildung und
Niederschlägen. Im Ostpazifik sinkt durch das kalte Meerwasser die Temperatur,
dadurch steigt der Luftdruck und die Wolkenbildung sowie Niederschläge werden
verhindert. Durch diese Luftdruckunterschiede entsteht die Walker-Zirkulation, d. h.,
über dem Pazifik weht parallel zum Äquator ein Ostwind vom hohen Luftdruck an der
südamerikanischen Küste zum tieferen Luftdruck im Westpazifik. Der Ostwind über
dem Pazifik treibt dabei verstärkt warmes Wasser in den Westpazifik.
Entstehung des El Niño: Aus bisher noch ungeklärter Ursache verändert sich in El
Niño-Jahren die normale Walker-Zirkulation grundlegend. Die Passatwinde werden
schwächer, wodurch kein warmes Wasser mehr im Westpazifik „zusammengetrieben“ wird. Dadurch schwächt sich der Humboldt-(Peru-)strom ab und es gelangt kein
kaltes Wasser mehr an der Westküste Südamerikas zum Äquator. Das aufgestaute
Warmwasser strömt nun aus dem Westpazifik in den Ostpazifik zurück, wodurch der
Meeresspiegel ansteigt. Die höheren Wassertemperaturen verursachen an der südamerikanischen Westküste eine stärkere Verdunstung und die einsetzende Konvektion führt zu fallendem Luftdruck, Wolkenbildung und Niederschlägen. Im Westpazifik kühlt sich die Luft durch das kältere Wasser ab, der Luftdruck steigt und die
Wolken- sowie Niederschlagsbildung wird verhindert. Es entsteht ein Westwind vom
hohen Luftdruck über dem Westpazifik zum niedrigeren Luftdruck an der südamerikanischen Westküste. Der verstärkte Transport von erwärmtem Oberflächenwasser
nach Osten bewirkt hohe Wassertemperaturen und hohe Niederschläge im Bereich
des Ostpazifik sowie niedrige Wassertemperaturen und geringe Niederschläge im
Westpazifik.
21 (2): Globale Auswirkungen des El Niño:
Nordamerika: erhöhte Niederschläge im Nordwesten, heftige Hurrikans und Wirbelstürme, Überschwemmungen an der Pazifikküste, mildere Winter im südlichen Kanada, kühleres und regenreicheres Wetter in den Golfstaaten, Überschwemmungen.
Mittelamerika: Stürme und Überschwemmungen, Produktionsverluste, Schädlingsplagen.
Südamerika: erhöhte Niederschläge an der Westküste; Stürme, Überschwemmungen, Erdrutsche; höhere Getreideproduktion; Rückgang des Fischfangs im Pazifik;
kurzfristiges Ergrünen der Wüsten; Infektionserkrankungen (Malaria, Typhus, Ruhr).
Australien: extreme Hitze, lang anhaltende Trockenheit im Osten, erhöhte Niederschläge im Nordwesten, Rückgang der Getreideproduktion.
Asien: Abschwächung des Sommermonsuns; geringere Niederschläge; Dürreperioden; Waldbrände; Rückgang der Erzeugung von Reis, Mais, Kaffee, Tee und Kakao;
Nahrungsmittelverknappung, Hunger.
Afrika: Trockenheit im südlichen Afrika, geringere Nahrungsmittelproduktion, heftige
Niederschläge und starke Überschwemmungen in Ostafrika.
Europa: Auswirkungen sind noch nicht eindeutig belegbar.
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22 (1): In hohen Breiten ist ein großer Teil des Ozeans von Meereis bedeckt. Es bildet
die Grenze zwischen Atmosphäre und Hydrosphäre und beeinflusst ihre Wechselwirkung erheblich. Da Meereis 50 - 90 % der auftreffenden Sonnenstrahlung in den Weltraum reflektiert, spielt es im Klimasystem die Rolle einer Energiesenke. Dieser Faktor
wird noch dadurch verstärkt, dass es durch seine isolierende Wirkung den Wärmeaustausch zwischen dem relativ warmen Ozean und der kalten Atmosphäre behindert. Durch das Auftreten von Meereis wird die Luft in den Polarräumen abgekühlt
und der meridionale Temperaturunterschied (Nord - Süd) und damit die West - Ost
Zirkulation der mittleren Breiten intensiviert. Meereis beeinflusst die Bildung von Tiefen- und Bodenwasser im Ozean und setzt die globale thermohaline Tiefenzirkulation
in Gang. Die prognostizierten Verringerungen der Eisbedeckung in der Arktis werden
Rückkopplungen in Gang setzen und einen zusätzlichen Klimawandel verursachen.
22 (2): Die prognostizierten Temperaturen in der Arktis sollen bis zum Jahr 2090 auf
0 °C - 12 °C ansteigen. Die höchste Zunahme (8 °C - 12 °C) wird für die Gebiete um den
Nordpol und den Norden Nordamerikas erwartet. Aber auch für die angrenzenden
Festlandsgebiete Asiens, Europas, Grönlands und Nordamerikas wird eine Temperaturzunahme von 4 °C - 6°C prognostiziert.
Die prognostizierten Niederschläge werden sich bis zum Jahr 2090 deutlich erhöhen.
Sie sollen in vielen Räumen um bis zu 18 mm pro Monat ansteigen. In einigen Gebieten werden sie dagegen um bis zu 6 mm pro Monat sinken.
23 (3): Prognostizierte Veränderungen der Meereisbedeckung: Die starke globale
Erwärmung seit den 1990er-Jahren hat sich auf die Meereisausdehnung in der Arktis
extrem ausgewirkt. Für die Arktis wird nach Modellrechnungen bis 2090 ein Rückgang um bis zu 50 % prognostiziert. Einige Modelle sagen den fast völligen Verlust
des sommerlichen Meereises voraus.
23 (4): Bedeutung der Arktis für das Weltklima und Konsequenzen der arktischen
Erwärmung:
1. Reflexionsvermögen der Oberfläche: Durch das Abschmelzen von Meereis kommen die darunter liegenden dunkleren Wasserflächen zum Vorschein. Dies verstärkt
die Absorption der Sonnenstrahlen. Es kommt zu einer verstärkten Eisschmelze und
einer geringeren Schneebedeckung. Wälder breiten sich nach Norden in derzeitige
Tundrengebiete aus. Auch sie verringern die Reflexion der Sonnenstrahlen.
2. Zirkulation des Ozeans: Durch zu hohe Temperaturen bzw. infolge des verstärkten
Zustromes von Süßwasser aus Flüssen, abschmelzenden Gletschern und Niederschlägen bildet sich kein Meereis. Dadurch nimmt die Geschwindigkeit mit der sich
Tiefenwasser bildet ab und die thermohaline Zirkulation verlangsamt sich. Die Folgen
sind ein Anstieg der Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre, ein verstärktes
Schmelzen des grönländischen Eisschildes, ein schnellerer Anstieg des Meeresspiegels durch thermische Ausdehnung, die Abnahme des Nährstoffangebots im Oberflächenwasser durch die geringere Umwälzung und die Abnahme des Wärmetransports
in den Nordatlantik. Dadurch kommt es zur Abkühlung der Region.
3. Emissionen von Treibhausgasen: Es kommt zu einem veränderten Austausch von
Treibhausgasen zwischen der Atmosphäre und den von der Erwärmung betroffenen
arktischen Böden sowie Gewässern. Die großen Kohlenstoffmengen, die als organische Materie im Dauerfrostboden Sibiriens und Kanadas gebunden sind, zerfallen.
Kohlendioxid und Methan entweichen in die Atmosphäre, eine verstärkte Erwärmung
ist die Folge. Das in Meeressedimenten in gefrorener Form gebundene Methan wird
durch die Erhöhung der Wassertemperatur freigesetzt.
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4. Zugang zu den arktischen Ressourcen: Der Meereszugang zu bedeutenden Erdölund Erdgasreserven sowie Mineralvorkommen wird durch eine eisfreie Arktis erleichtert. Der Zugang auf dem Landweg wird durch unbefahrbare Böden erschwert.
5. Wandel in arktischen Ökosystemen: Durch die Klimaänderung verschieben sich die
Vegetationszonen. Es kommt zur Ausbreitung von Nadelwäldern in der arktischen
Tundra und der Tundra in Polarwüsten. Durch den Klimawandel werden sich die
Lebensräume vieler Tierarten verändern und durch den Meeresspiegelanstieg ganz
verschwinden.
24 (1): Das Weltmeer ist einer der wichtigsten Lebensräume der Erde. In ihm leben
ca. 80 % aller Organismen. Das Leben im Meer stellt ein Geflecht aus Nahrungsketten dar, die sich ständig verändern. Das Phytoplankton ist die bedeutendste Nahrungsquelle im Meer. Gemeinsam mit anderen Meerespflanzen bildet es die Lebensgrundlage für das Zooplankton und alle Pflanzenfresser, die ihrerseits von Fleischfressern gefressen werden.
24 (2): Unterschiedliche Produktivität des Weltmeeres: Eine hohe Primärproduktion
durch das Phytoplankton erfolgt dort, wo unterschiedliche Wassermassen aufeinander treffen und nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe nach oben gedrängt wird bzw.
in Küstenregionen, in denen Auftrieb und Flüsse reichlich Nährstoffe liefern. In allen
großen Meeresbecken nimmt die Produktivität zur Mitte hin ab, da in diesen Bereichen Oberflächenwasser absinkt.
24 (3): „Census of Marine Life“: „Volkszählung im Meer“ heißt ein multinationales
Megaprojekt an dem über 1 700 Wissenschaftler vieler Länder beteiligt sind. Bis zum
Jahr 2010 wollen sie sämtliches Leben in den Ozeanen erfassen. Rund 230 000 marine Arten sind bekannt. Es werden aber zwischen einer und zehn Millionen Arten im
Ozean vermutet. Die Herausforderung ist gewaltig, denn nicht mehr als ein Zehntel
von einem Prozent des Ozeans ist bislang biologisch untersucht worden.
25 (4): Fisch als Nahrungsressource: Fisch und Schalentiere liefern bis zu 20 % des
tierischen Eiweißes der menschlichen Nahrung und für über eine Milliarde Menschen
sind sie der wichtigste Eiweißlieferant. In manchen Entwicklungsländern deckt Fisch
etwa 80 % des gesamten Nahrungsbedarfs und die Bewohner kleiner Inselstaaten
sind fast ausschließlich auf Eiweiß aus dem Meer angewiesen.
25 (5): Traditioneller und kommerzieller Fischfang: Traditioneller Fischfang wird in vielen Entwicklungsländern für den Eigenbedarf und den heimischen Markt betrieben.
Er wird meist noch mit traditionellen Methoden, mit Handnetzen, Angel und Speer
durchgeführt und stellt keine Bedrohung für die Fischbestände dar. Auf den kommerziellen Fischfang, mit global operierenden Fangflotten durch die Industrienationen,
entfallen ca. 90 % aller Fänge. Etwa zwei Drittel des Fanges werden direkt als Nahrung verkauft, der Rest wird zu Fischmehl und Ölen verarbeitet, die als Tierfutter und
Düngemittel verwendet werden. Er ist der wesentlichste Grund für den Rückgang der
Fischbestände (Überfischung).
25 (6): Größte Fischereinationen: Dies waren im Jahr 2003 China, Peru, Japan, USA,
Indonesien, Chile, Indien, Russland, Thailand und Norwegen. Deutschland liegt weltweit auf Rang 53. Die Fangmengen stiegen von 1970 bis 2003 von 73,5 Mio. t auf
92,4 Mio. t an und haben damit wahrscheinlich ihre Obergrenze erreicht.
26 (1): Ursachen und Auswirkungen der Überfischung: Die Fangflotten der Industriestaaten bestehen aus einer großen Anzahl von Fangschiffen und arbeiten ganzjäh-
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rig auf den Ozeanen. Sie setzen riesige Schlepp- und Beutelnetze sowie Langleinen
ein. Die Fangflotten verfügen über modernste Technologie zur Ortung ihrer Beute.
Mit Sonar werden große Fischschwärme aufgespürt, Satelliten liefern Daten über
Ansammlungen von Phytoplankton und damit über lohnende Fanggründe. Die Hälfte aller Fänge kommt aus dem Nordatlantik, Nordpazifik und von der Westküste
Südamerikas. Etwa ein Drittel der Gesamtfangmenge besteht aus unerwünschtem
Beifang und wird auf See über Bord geworfen. Die Steigerung der Fangkapazitäten
und die ungeheuere Effektivitätssteigerung durch moderne Fangmethoden gelten
als zentrale Ursachen für die drastische Reduzierung der Fischbestände sowie die
Zerstörung der Regenerationsfähigkeit ganzer Arten. Die Welternährungsorganisation
erklärte, dass 13 der 17 wichtigsten Fischgründe bereits überfischt sind. Die Bestände von etwa 100 Arten kommerziell gefangener Fische und Schalentiere gelten als
bedroht. Die Anzahl großer Meeres-Raubfische (wie Hai, Thunfisch, Blauer Marlin
und Schwertfisch) ist seit 1950 weltweit um fast 90 % gesunken.
26 (2): Schülerdiskussion und Bewertung der Lösungsansätze zur Überfischung: individuelle Aufgabenlösung.
27 (3): Die Aquakultur hat sich in den letzten Jahren zu einem stark wachsenden
Industriezweig entwickelt. Etwa 20 Mio. t Fisch und Meeresfrüchte stammen aus marinen Zuchtanlagen. Weltweit werden über 200 Fischarten, Muscheln, Austern, Garnelen, Lachs und Algenarten gezüchtet. Über 90 % der Zuchtanlagen befinden sich in
Entwicklungsländern. Aus Asien stammen 90 % der weltweiten Produktionsmengen.
Europa (4 %) und Lateinamerika (2 %) folgen mit deutlichem Abstand. Die führenden
Länder, in denen Aquakultur betrieben wird, sind China, Indien, Japan, Philippinen,
Indonesien, Thailand, Korea, Bangladesch, Vietnam und Norwegen.
27 (4): Schülerdiskussion zu den Auswirkungen der „Blauen Revolution“: individuelle
Aufgabenlösung.
Lösungshinweis: In den 1980er-Jahren, als die Überfischung der Weltmeere deutlich
wurde, lancierten die Weltbank und die Welternährungsorganisation (FAO) die „Blaue
Revolution“. Man erhoffte sich mit dieser „Revolution“, den Welthunger zu besiegen
und besonders die Eiweißversorgung der Bevölkerung in Entwicklungsländern durch
Aquakulturen zu verbessern. Für viele Länder sind sie zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden. Den Erfolgen stehen negative Auswirkungen gegenüber. Es
müssen soziale und ökologische Standards berücksichtigt werden, damit das Wirtschaftswachstum auch den Menschen und nicht nur der Wirtschaft zugute kommt.
28 (1): Das Weltmeer besitzt als Rohstoffreservoir ein sehr großes Potenzial. Die
Menge und die Vielfalt der vorhandenen Ressourcen werden ihm einen bedeutenden Platz bei der Versorgung einer immer anspruchsvolleren und dichter besiedelten
Erde sichern. Ihre Gewinnung ist oft sehr aufwändig und erfordert komplizierte und
umweltfreundliche Technologien, die sich zum Teil noch in der Erprobung befinden
bzw. erst erfunden werden müssen. Rohstoffressourcen sind im:
1. Meerwasser: 1 km3 Wasser enthält 38 Mio. t gelöste Salze. Den größten Anteil hat
Kochsalz. Andere Elemente sind in unterschiedlichen Konzentrationen enthalten.
2. Küstenraum/Schelfgebiete: Meersalzgewinnung, mineralische Lagerstätten, Erdölund Erdgaslagerstätten, Seifen (Zinn, Gold, Platin), Baustoffe (Sand, Kies), Diamanten.
3. Ozeanboden/Kontinentalabhang: Verdichtungen polymetallischer Ausscheidungen
als Krusten bzw. als Knollen (Manganknollen), Roter Tiefseeton (Eisen, Aluminium),
polymetallische Erzschlämme, Gashydrate (Methan), Erzlagerstätten in der Kruste.
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28 (2): Offshore-Förderung von Erdöl und Erdgas: Persischer Golf, Rotes Meer, Golf
von Guinea, Nordsee, Südchinesisches Meer, Golf von Mexiko, Karibisches Meer,
Beaufortsee.
28 (3): Begründung: Methanhydrat besteht aus in Eis eingelagertem Methan und bildet sich bei hohem Druck sowie niedrigen Temperaturen an Kontinentalhängen und
im Ozeanboden. Mit geschätzten 12 Billionen t könnte dort mehr als doppelt so viel
Kohlenstoff gebunden sein wie in allen Erdöl-, Erdgas- und Kohlevorräten der Erde.
Der Abbau der Methanhydratfelder gestaltet sich allerdings sehr schwierig.
28 (4): Traditionelle und industrielle Meersalzgewinnung: Seit Jahrhunderten wird an
den Küsten vieler Meere in traditionellen „Salzgärten“ Meersalz geerntet. Arbeit der
Salzbauern: Wenn der Winter vorüber ist, werden die „Salzgärten“ für die kommende Ernte vorbereitet. Der Tonboden in den Erntebecken muss glatt sein, damit sich
die Salzkristalle, die sich später auf ihm ablagern, sich nicht mit Tonpartikeln vermischen. Im Juni werden die Schleusen geöffnet und Meerwasser strömt über Kanäle
in die flachen Becken. Zwischen den Becken besteht ein leichtes Gefälle. Durch die
Verdunstung steigt die Salzkonzentration in der Salzsohle von anfänglich 34 - 37 g/l
auf über 320 g/l an. Das Salz beginnt dann auszukristallisieren und lagert sich auf
dem Boden ab. Um das Salz zu ernten, werden spezielle Holzschieber mit gleichmäßigen Bewegungen über den Boden geschoben, damit sich später keine Tonpartikel
im Salz befinden. In Schubkarren wird das Salz dann zum Trocknen an den Rand der
Salinen gebracht. Industrielle Meersalzgewinnung: Es werden „Salzgärten“ mit jeweils
mehreren tausend Hektar Fläche betrieben. Jährlich werden mehrere Millionen Tonnen Salz unter Einsatz von Baggern und Förderbändern gewonnen. Die Produktion
erfolgt beispielsweise in Frankreich, Spanien, Tunesien, Senegal und Madagaskar.
30 (1): Gegenwärtige und zukünftige Bedeutung der Offshore-Windanlagen: Drei
Viertel der Windenergie in Europa liefern Offshore-Anlagen. In vielen europäischen
Staaten bestehen Pläne zur Errichtung leistungsfähiger Offshore-Windparks. Dieser
Entwicklung stehen Nutzungskonflikte um die Standorte der Stromerzeuger gegenüber. Deutschland besaß 2005 diesbezüglich 5 MW Kapazität. Der Bau von 2 036 MW
Kapazität ist genehmigt, geplant sind weitere 68 642 MW. Damit wird die Bedeutung
der Offshore-Windenergie stark zunehmen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des
Baus dieser Anlagen sind beträchtlich. So werden in Deutschland bis zum Jahr 2020
ein Produktionsvolumen von 21 Mrd. Euro erwartet sowie ca. 26 000 neue Arbeitsplätze und etwa 4 000 weitere Arbeitsplätze für Wartung sowie Betrieb geschaffen.
30 (2): Information über deutsche Offshore-Windenergieprojekte: individuelle Aufgabenlösung.
31 (3): Nutzung des Energiepotenzials des Wassers: Gezeitenkraftwerke – Die globale jährliche Energiemenge, die aus Gezeiten stammt, wird auf etwa 22 000 TWh
geschätzt. Die Auswirkungen von Ebbe und Flut werden entscheidend von der Form
der Küste und vom auftretenden Tidenhub bestimmt. Weltweit gibt es nur etwa
30 Orte, an denen ein Tidenhub von mehr als 3 m und eine zeitliche Verschiebung der
Gezeiten von 50 Minuten den Bau ermöglichen würden. Errichtet wurden bisher nur
drei Kraftwerke. Wellenkraftwerke: Sie wurden schon Anfang des 20. Jahrhunderts
projektiert und erprobt, allerdings erfolgt bisher kein nennenswerter Einsatz. Wellen drücken bei dieser Kraftwerksart Wasser oder Luft durch Becken bzw. Rohre, in
denen sich Turbinen zur Stromerzeugung befinden. Die Leistung dieser Kraftwerke ist
gering und sie sind nur für Staaten mit ausgedehnten Küstenlinien oder Inselstaaten
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von Bedeutung, in denen hoch auflaufende Wellen auftreten. Meeresströmungsgeneratoren: Die Wirkungsweise der Meeresströmungsgeneratoren ähnelt dem der Windkraftanlagen. Rotoren drehen sich hierbei in einer kontinuierlichen bzw. von Gezeiten
angetriebenen Meeresströmung. In Europa würden sich etwa 100 Standorte für den
Bau dieser Meeresströmungsgeneratoren eignen. Meereswärmekraftwerke: Es wird
der Temperaturunterschied zwischen oberen und tieferen Schichten des Wassers (ab
800 m Tiefe), der mehr als 20 Kelvin (K) betragen kann, genutzt. Über einen Kreislauf
mit Wärmetauscher wird die Energie an einen Generator abgegeben.
31 (4): Bewertung der Feststellung: individuelle Aufgabenlösung.
Lösungshinweis: Da das Ende der förderbaren fossilen Energieträger abzusehen ist,
wird ihr Preis auf dem Weltmarkt weiter sehr stark ansteigen. Der sich erhöhende
Preis für konventionelle Energieträger hat deshalb direkten Einfluss auf die Nutzung
der bisher relativ teuren alternativen Energie. Deshalb wagt sich der Mensch weiter
auf das Weltmeer hinaus, um neue Energieträger zu erschließen und damit seinen
„Energiehunger“ zu stillen. Im Wasser der Ozeane und in den darüber befindlichen
Luftmassen sind gigantische Energiemengen gespeichert. Es ist eine sichere Energiequelle, ohne drohende Umweltverschmutzung und Energie, die sich ständig erneuert.
32 (1): Veränderungen im Weltschiffsverkehr: Der Seegüterverkehr stellt nach wie vor
die „Nummer 1“ als Weltverkehrsträger dar. Die an ihrer Tragfähigkeit gemessene
Welthandelstonnage ist durch Neubauten in den vergangenen Jahren deutlich angewachsen, dennoch liegt das Durchschnittsalter der Handelsflotte inzwischen bei über
15 Jahren. Die positive Entwicklung des „weltwirtschaftlichen Klimas“ verändert auch
den Seetransport. Einerseits wachsen die Schiffsgrößen, andererseits nimmt der Bau
von Spezialschiffen, besonders von Containerschiffen, stark zu. Viele Schiffseigner
nutzen die Möglichkeit, ihre Schiffe unter so genannten Billigflaggen fahren zu lassen.
Derzeit sind über 70 % der Schiffstonnage der Industrieländer unter fremder Flagge
registriert und Länder wie Panamá, Liberia, Griechenland, die Bahamas und Malta
führen im Weltschiffsbestand (Handelsflotten).
32 (2): Entwicklung des Containerverkehrs: Containerschiffe machen die Globalisierung des Welthandels erst möglich. Durch den Einsatz von Containern ist es gelungen, den Weltgüterverkehr zu revolutionieren. Der Containerverkehr wurde zu einer
entscheidenden Triebkraft der Globalisierung. Die aktuellen Zahlen zeichnen das Bild
einer Boombranche. Zwei Drittel aller Stückgüter werden heute in Containern transportiert. Derzeit sind mehr als 3 500 Containerschiffe mit einer Kapazität von fast
8 Mio. Containern weltweit unterwegs. Das gegenwärtig größte Schiff ist die „MSC
Pamela“ mit 337 m Länge und 9 200 TEU sowie einer Maschinenleistung von fast
70 000 kW (95 000 PS). Derzeit laufen die Planungen für den Bau der nächsten Generation dieser Riesenfrachter auf Hochtouren.
35 (1): Ursachen und Auswirkungen der Meeresverschmutzung: Abwässer, landwirtschaftlicher Abfluss und Industrieabfälle, die Erdölförderung im Meer, die Verunreinigung durch Schiffe, Tankerunfälle und die Verklappung von Abfällen im Meer tragen zur Gefährdung der marinen Lebensräume bei. Die Verschmutzung des Ozeans
nimmt ständig zu und das Selbstreinigungsvermögen geht dramatisch zurück. Deutsche Flüsse befördern pro Jahr ca. 23 Mio. t gelöster Stoffe, 1 Mio. t Wasch- und Düngemittelrückstände sowie 1 500 t giftiger Schwermetalle in die Nordsee. Etwa 4 Mio. t
Erdöl und 150 000 t Kunststoffe gelangen jährlich ins Meer. Schätzungsweise 1 Mio.
Seevögel und etwa 100 000 Robben, Delfine und Wale sterben jedes Jahr qualvoll an
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diesen Stoffen. Innerhalb von Nahrungsketten werden viele Schadstoffe weitergegeben, konzentrieren sich zunehmend und vergiften Organismen.
35 (2): Die bestehenden Meeresabkommen legen die politischen und wirtschaftlichen
Zonen im Weltmeer fest. Es werden das Küstenmeer/Hoheitsgewässer bis 12 sm, die
Wirtschaftszone bis 200 sm und die offene See unterschieden. Durch die bestehenden Meeresabkommen ist noch keineswegs ein vernünftiges Meeresmanagement
gesichert. Nach den jetzigen Regelungen liegen etwa 40 % des Meeres in der Wirtschaftszone von Küstenstaaten – aber Fische, Verschmutzung und Bodenschätze
kennen keine festgelegten Grenzen. Der Vertrag bietet keine Garantie dafür, dass der
Erhalt der Ressourcen Vorrang vor eigennützigen Interessen hat. Ziel sollte es sein,
diese einvernehmlich zu respektieren und zu verwalten.
36 (1): Das Alfred-Wegener-Institut (AWI) wurde 1980 gegründet, um Forschungsaufgaben zu erfüllen, die sich aus dem Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum
Antarktisvertrag ergaben. Das AWI leistet einen bedeutenden Beitrag zur Polar- und
Meeresforschung, zur Umwelt- und Vorsorgeforschung in Deutschland und in der
Welt insgesamt sowie zur Koordination nationaler und internationaler Programme.
Die Forschungsthemen greifen Prozesse der Dynamik und Veränderlichkeit des Klimasystems, der landfernen Ökosysteme (Hochseeregionen) sowie der in den Sedimenten des Meeresbodens existierenden Ökosysteme und des Geosystems auf. Das
AWI unterhält aus diesem Grund ein enges Netzwerk von nationalen und internationalen Kooperationen. Mit mehr als 700 Mitarbeitern ist es eine der größten Einrichtungen der Meeresforschung in der Welt. Zur Erfüllung seiner Ziele betreibt das AWI
stationäre und mobile Forschungsplattformen.
36 (2): Informationen zum Forschungsschiff „Polarstern“: individuelle Aufgabenlösung.
Zweites Hauptkapitel: Sachsen in Deutschland
41 (1): Naturräumliche Großeinheiten: Deutschland gliedert sich in drei große Naturräume. Das Norddeutsche Tiefland umfasst den Küstenraum mit der Wattenküste
an der Nordsee sowie der Förden-, Buchten- und Boddenküste an der Ostsee. Es
erreicht maximal Höhen bis 200 m. Der sich südlich anschließende Mittelgebirgsraum
(höchste Erhebung Feldberg mit 1 493 m im Schwarzwald) gliedert sich in Gebirge,
Becken, Senken und Grabenbrüche. Das sich südlich anschließende Alpenvorland
und die Alpen (höchste Erhebung in Deutschland Zugspitze 2 962 m) gelten als genetische Einheit.
41 (2): Zuordnung der Landschaftseinheiten zu den Naturräumen: Helgoland – Insel in
der Nordsee; Münsterländer Bucht – Norddeutsches Tiefland; Westerwald, Taunus,
Spessart, Nördlinger Ries – Mittelgebirgsraum; Alpen – Hochgebirge.
42 (1): Zuordnung zu den Dimensionsstufen: Das nordsächsische Tiefland, das sächsische Hügelland und die sächsischen Mittelgebirge sind Räume der chorischen
Dimensionsstufe.
42 (2): Merkmale ausgewählter Landschaften Sachsens: individuelle Aufgabenlösung.
(’ Diercke Weltatlas, S. 20/21)
44 (1): Bodenbedeckungsmerkmale: Das Satellitenbild zeigt eine unterschiedliche
Bodenbedeckung in den Landschaften Sachsens. Im nordsächsischen Tiefland domi-
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nieren etwas hellere Farben. Sie deuten auf Ackerland hin. Einzelne dunklere Flächen
sind Waldgebiete bzw. Heidegebiete. Im sächsischen Hügelland dominieren hellere
Farben. Sie weisen auf Ackerland und die dunkleren Flächen auf einzelne Waldgebiete hin. In den sächsischen Mittelgebirgen dominieren dunklere Farben. Sie deuten auf
Grünland und große Waldflächen hin.
44 (2): Landschaftseinheiten der Muldenaue: Die Muldenauelandschaft nördlich von
Eilenburg wird beiderseits von höher gelegenen Platten begrenzt. Beide Bereiche
sind Landschaften im chorischen Rang. Die einzelnen Teile der Landschaft Muldenaue wie Moränen- und Terrassenplatten, grundwasserferne, höhere Aueflächen,
grundwassernahe, tiefere Aueflächen und grundwasserbestimmte Flächen (z. T. Moore) befinden sich im topischen Rang.
44 (3): Die unterschiedliche Nutzung der Landschaftseinheiten beruht auf Unterschieden im Boden und im Wasserhaushalt. Die höher gelegenen, grundwasserfernen Auebereiche besitzen eine mächtige Auelehmdecke und Aueböden. Sie werden
ackerbaulich genutzt. Die tiefer gelegenen, grundwassernahen Auebereiche besitzen
eine geringmächtiger ausgebildete Auelehmdecke und Aueböden. Sie werden für
Grünland genutzt. Die grundwasserbestimmten Rinnen besitzen Gley- und Moorböden. Hier gedeihen Pflanzengesellschaften der Moore.
46 (1): Geologen haben die erdgeschichtliche Zeittafel entwickelt, um die geologische Entwicklung kompakt und übersichtlich darzustellen. Die Zeittafel ist in Tabellenform angelegt. Die einzelnen Erdzeitalter sind in Systeme unterteilt, die nochmals
untergliedert werden. Die Zeittafel enthält Informationen über die zeitliche Einordnung
und Entwicklung von Landschaften, Bodenschätzen, der Land-Meer-Verteilung, das
Klima oder die Flora und Fauna. Die erdgeschichtliche Zeittafel wird von unten nach
oben gelesen.
Die geologische Jahresuhr ist ein Hilfsmittel zur Veranschaulichung der Zeitrelationen
in der Entwicklung der Erde. Die Entwicklung der vergangenen 10 Mrd. Jahre wurde
auf den Zeitraum eines Jahres umgerechnet.
46 (2): Fossilien und Leitfossilien: Fossilien sind Lebensspuren wie Fußabdrücke,
Fress- und Kriechspuren sowie Kot. Sie kommen meist in versteinerter Form vor.
Sie lassen Rückschlüsse auf den Entwicklungsstand der Lebewesen in einzelnen
erdgeschichtlichen Abschnitten zu. Durch ihre Zeitbezogenheit sind auch stratigrafische Aussagen (zeitliche Gliederung der Sedimentabfolgen) möglich. Wissenschaftler
erhalten Aussagen zu den damaligen Umweltbedingungen, unter denen die Pflanzen
und Tiere lebten. Leitfossilien sind Fossilien, die nur für eine bestimmte Zeitepoche
typisch sind. Durch sie wird eine relativ sichere Datierung von einzelnen Gesteinsschichten möglich.
46 (3): Übersicht:
Prozess/Lagerstätte
Erdzeitalter
System
Entstehung
der Lössgebiete Sachsens
Bruchschollentektonik
Schreibkreide Rügens
Erdöl in der Nordsee
Mansfelder Kupferschiefer
Entstehung der Steinkohle
Känozoikum
Känozoikum
Mesozoikum
Mesozoikum
Paläozoikum
Paläozoikum
Quartär
Tertiär
Kreide
Jura
Perm
Karbon
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50 (1): Gebirgsbildungsphasen:
1. Paläozoikum: Ordovizium/Silur – kaledonische Gebirgsbildung
2. Paläozoikum: Devon/Karbon – variskische Gebirgsbildung
3. Mesozoikum/Känozoikum: Kreide/Tertiär – alpidische Gebirgsbildung
50 (2): Mittelgebirge sind alt gefaltet und jung gehoben: Der Erosionsschutt des
abgetragenen kaledonischen Gebirges bildete das Baumaterial für das variskische
Faltengebirge. Bis Ende des Paläozoikums wurde es abgetragen. Es entstand der
permische Rumpf. Die untersten Stockwerke des variskischen Gebirges bilden heute
das so genannte Grundgebirge vieler deutscher Mittelgebirge. Im Mesozoikum lagerten sich auf dem Grundgebirge mächtige terrestrische Sedimentschichten ab, die
das Deckgebirge bildeten. Im Zusammenhang mit der alpidischen Gebirgsbildung
setzte zu Beginn des Känozoikums die Bruchschollentektonik ein. Grund- und Deckgebirge wurden zerbrochen und es entstanden Bruchschollen. Entlang von Bruchlinien wurden diese gehoben bzw. abgesenkt. Seit dem Tertiär erfolgt die Abtragung der
Bruchschollengebirge durch exogene Kräfte.
50 (3): Formen der Bruchschollentektonik sind die Horstscholle, die Pultscholle, der
tektonische Graben und Staffelbrüche.
Eine Horstscholle entsteht, wenn eine Scholle, die von zwei parallel versetzten Brüchen begrenzt ist, gegenüber den angrenzenden absinkenden Schollen herausgehoben wird.
Eine Pultscholle wurde auf einer Seite entlang einer Bruchlinie stark gehoben. Es bildet sich eine Bruchstufe aus, die an der Gegenseite fehlt. Deshalb wird die Scholle
während der Hebung gekippt.
Ein tektonischer Graben entsteht zwischen zwei Verwerfungen, wobei der mittlere
Teil einbricht bzw. sich langsam absenkt.
Staffelbrüche entstehen an parallel verlaufenden Brüchen, oft im Randbereich von
Gräben, wenn Schollen entlang dieser Verwerfung unterschiedlich stark gehoben
oder abgesenkt werden.
50 (4): Gesteine des Paläozoikums an der Oberfläche: Gesteine des Paläozoikums
befinden sich z. B. im Hunsrück, Taunus, Eifel, Westerwald, Schwarzwald, Pfälzer
Wald, Odenwald, Thüringer Wald, Harz, Erzgebirge, Bayerischer Wald an der Oberfläche. Das ehemalige Deckgebirge wurde seit der Heraushebung im Tertiär durch
exogene Vorgänge abgetragen. Deshalb treten ältere Gesteine an die Oberfläche.
(’ Diercke Weltatlas, S. 12/¿, 74/75/¿)
53 (1): Entstehung des Erzgebirges: Die kristallinen Gesteine des Grundgebirges des
Erzgebirges entstanden im Paläozoikum während der variskischen Gebirgsbildung.
Durch die Einbeziehung in den Faltungsprozess entstanden Metamorphite. Die Bildung des variskischen Gebirges war von Erosionsprozessen begleitet. Dadurch
gelangten die alten Gesteine an die Oberfläche. Im Mesozoikum blieb der Erzgebirgsraum Abtragungsgebiet. Gesteine und Strukturen der variskischen Gebirgsbildung wurden bis zum Tertiär abgetragen. Es entstand eine eingerumpfte, flachwellige
Landschaft. Im Tertiär kam es im Zusammenhang mit der alpidischen Gebirgsbildung
zur Bruchschollentektonik sowie zur Hebung und Schrägstellung der Erzgebirgsscholle. Gleichzeitig sank im Süden der Egergraben ein.
53 (2): Reliefumkehr im Erzgebirge am Beispiel von Pöhlberg und Bärenstein:
– Zu Beginn des Tertiär flossen Flüsse durch eine flachwellige Landschaft.
– Während des Tertiärs stieg an Bruchzonen dünnflüssige Basaltlava aus und floss in
bestehende, flache Täler ein und erstarrte dort.
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– Seit dem Ende des Tertiärs erfolgte die Erosion und Zertalung durch Flüsse sowie
die Abtragung der aus weniger widerstandsfähigen Gesteinen bestehenden Höhenzüge. Der widerstandsfähige Basalt blieb stellenweise in Form von Bergen erhalten
(Bärenstein, Scheibenberg, Pöhlberg).
55 (1): Das Thüringer Becken ist eine abgesenkte Bruchscholle. Im Rotliegenden
bestanden Höhenzüge als Abtragungsreste des variskischen Gebirges sowie mit
Gesteinsschutt gefüllte, tiefere Lagen. Bis Ende des Trias erfolgte die Akkumulation
von Sedimenten über dem eingerumpften variskischen Gebirge. Vom Jura bis Tertiär kam es im Zusammenhang mit der alpidischen Gebirgsbildung zur Bruchbildung.
Benachbarte Bruchschollen wie Thüringer Wald, Harz und Kyffhäuser wurden gehoben. Die Scholle des Thüringer Beckens senkte sich schüsselförmig. Durch die einsetzende Erosion erfolgte die weitgehende Einebnung der Landschaft mit Härtlingen.
Vom Tertiär bis zum Quartiär kam es zur erneuten Hebung der Randgebirge. Das
Wirken exogener Kräfte schuf die heutige Landschaft.
55 (2): Wesen der Bruchschollentektonik am Beispiel des Oberrheingrabens: Die vom
Rhein durchflossene Oberrheinische Tiefebene ist ein ca. 300 km langes und bis zu
40 km breites Tiefland zwischen den Städten Frankfurt/Main und Basel. Die Ebene
ist der morphologische Ausdruck einer bedeutenden geologischen Struktur im südwestlichen Mitteleuropa (Oberrheingraben). Der Oberrheingraben ist der zentrale Teil
einer Grabenbruchzone, die sich von der Nordsee bis in das westliche Mittelmeer
erstreckt. Bis Ende des Jura lagerten sich auf das bestehende alte Grundgebirge
Sedimente aus dem Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper und Jura ab. Im Zuge der
alpidischen Gebirgsbildung entstand eine Aufwölbung und nachfolgend bildeten sich
Bruchlinien und Bruchschollen. Im Tertiär wurden zeitgleich die Gebiete westlich und
östlich zu den Grabenrändern von Vogesen/Pfälzerwald bzw. Schwarzwald/Odenwald herausgehoben. Ein Teil des entstandenen Reliefs wurde durch Sedimentation, die in den abgesunkenen Graben hinein erfolgte, sowie Erosion der gehobenen
Bruchschollengebirge ausgeglichen. Über Bruchlinien konnte Magma aufsteigen;
austretende Lava führte zum Vulkanismus (Kaiserstuhl).
55 (3): Der vom Rhein durchflossene Oberrheingraben ist ein ca. 300 km langes und
etwa 40 km breites, tektonisch entstandenes Tal in Südwestdeutschland. Es reicht
von Basel (Nordwestschweiz) bis zum Rhein-Main-Gebiet. Dort, wo er bei Mainz in
den Rheingau eintritt, endet der Oberrheingraben. Der Graben wurde beim langsamen Absinken (sporadisch einige Millimeter pro Jahr) gleichzeitig durch fluviatile
Sedimentation aufgefüllt. Die Tiefebene ist durch die Sedimentierung ungewöhnlich
glatt, sodass der Rhein bis zur Regulierung vor etwa 150 Jahren zahlreiche Mäander
und Sumpflandschaften bildete.
Im Süden ist die Oberrheinische Tiefebene am breitesten, bei Freiburg (Breisgau) und
Straßburg über 40 km. Sie wird dort nach Osten durch den Schwarzwald begrenzt,
im Westen durch die Vogesen. Sein schmalerer Nordteil wird östlich vom Odenwald
begrenzt, westlich vom Pfälzerwald und dem rheinhessischen Hügelland. Die Randgebirge besitzen typische Merkmale von Mittelgebirgen. Sie haben abgerundete Formen und sind meist bewaldet (M5). Der Kaiserstuhl (557 m), nordwestlich von Freiburg, ist ein vulkanisches Massiv. Es ragt wie eine Insel aus der Rheinebene auf (M6).
57 (1): Auswirkungen der Überalterung der Bevölkerung:
– „Kampf der Generationen“: d. h., mit der steigenden Anzahl älterer Menschen dürfte
auch deren Einfluss auf die Politik der Parteien steigen;
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– mehr und länger arbeiten: d. h., um das gleiche Konsumniveau zu sichern, müssen
entweder die weniger werdenden Arbeitenden mehr herstellen oder es müssen verstärkt Maschinen zum Einsatz kommen oder die Lebensarbeitszeit wird verlängert;
– „Rentenkatastrophe“: d. h., die Renten werden sinken, die Rentenbeiträge werden
steigen;
– kleinere Erbschaften: d. h., wegen der niedrigeren Renten und des steigenden
Lebensalters wird die ältere Generation ihr Vermögen verstärkt aufbrauchen;
– Pflegenotstand: d. h., die Beiträge zur Pflegeversicherung werden erhöht, die Leistungen könnten sinken;
– Kollaps der Kommunen: d. h., die Infrastruktur des Landes ist für rund 82 Mio. Menschen ausgelegt. Geht die Bevölkerungsanzahl zurück, muss die bestehende Infrastruktur trotzdem weiter finanziert werden;
– billigere Häuser und Aktien: d. h., wenn die älteren Jahrgänge in Rente gehen, müssen sie einen Teil ihrer Immobilien und Aktien verkaufen, um ihren Ruhestand zu
finanzieren. Da die Anzahl der Bevölkerung in jüngeren Jahrgänge schwächer ist,
fehlen jedoch ausreichend Käufer für Häuser und Aktien.
– junge Menschen verlassen das Land: d. h., die hohe Abgabenlast könnt junge Menschen veranlassen, das Land zu verlassen.
57 (2): Entwicklung der Bevölkerungszahl in Deutschland: Die natürliche und die
räumliche Bevölkerungsbewegung sind seit dem Jahr 2003 negativ. Dadurch ergibt
sich eine negative Gesamtentwicklung und die Bevölkerungszahl sinkt. Die natürliche
Reproduktion ist seit Anfang der 1970er-Jahre negativ, d.h., das Ersetzen der Elterngeneration ist nicht mehr gewährleistet. Beim Wanderungsgeschehen ist die Zuzugsrate seit dem Zweiten Weltkrieg immer größer als die Wegzugsrate. Damit wurde bisher die negative natürliche Bevölkerungsentwicklung kompensiert. Seit 2003 ist aber
auch der negative natürliche Saldo höher als der positive räumliche Saldo und daraus
ergibt sich die Bevölkerungsabnahme. Prognosen sagen voraus, dass im Jahr 2050
nur noch rund 75 Mio. Menschen in Deutschland leben werden.
57 (3): Vergleich der Bevölkerungspyramiden Deutschlands: Der Anteil der Bevölkerung im Kindes- und Jugendalter nimmt über den gesamten Zeitraum ab. Der Anteil
der Bevölkerung im Rentenalter nimmt zu. Im Jahr 1910 besaß Deutschland noch
eine wachsende Bevölkerung und es lag eine typische Dreieck-/Pyramidenform vor.
Bis zum Jahr 1950 hatte sich der Altersaufbau deutlich verändert. Aus der Dreiecks/Pyramidenform wurde eine Glockenform. Aus der Pyramide 2006, die der Form
einer Urne entspricht, kann man das hohe Durchschnittsalter der Bevölkerung ablesen. Einer schmalen Basis steht ein breiter Kopf gegenüber. Deutlich sichtbar sind
auch die Einschnitte in der Pyramide. Es handelt sich um die Geburtenausfälle durch
die beiden Weltkriege und die jeweilige Nachkriegszeit verursacht, durch die Einführung der staatlichen Geburtenregulierung (Schwangerschaftsverhütung, Schwangerschaftsabbruch) sowie durch den Rückgang der Geburten mit dem Übergang zur
Dienstleistungsgesellschaft.
58 (1): Bevölkerungsentwicklung in Sachsen: M1 zeigt die räumliche Bevölkerungsbewegung. Seit 1990 kam es zunächst zu einem starken Bevölkerungsverlust (Wegzüge, Grenzöffnung zur BRD). Vor allem Sorgen um den Arbeitsplatz und der Anstieg
der Lebenshaltungskosten hatten darauf einen wesentlichen Einfluss (Abwanderung:
1990 etwa 160 000 Menschen, 1993 ca. 63 000 Menschen). Von 1993, abgesehen
von einer geringeren Zu- bzw. Abnahme dieses Prozesses, ist die Größenordnung
der Wegzüge bis zum Jahr 2005 etwa auf diesem Niveau geblieben. Die Anzahl der
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Zuzüge stieg von ca. 40 000 Menschen im Jahr 1990 auf ca. 80 000 Menschen im
Jahr 1995 an, danach kam es zu einem Rückgang auf das Niveau von ca. 60 000
Menschen bis zum Jahr 2005. Damit liegt eine negative räumliche Bevölkerungsentwicklung vor. M2 zeigt die natürliche Bevölkerungsbewegung. Von 1990 - 2005 sank
die Anzahl der Gestorbenen von etwa 70 000 Menschen auf ca. 50 000 Menschen.
Die Anzahl der Lebendgeborenen ging in diesem Zeitraum von etwa 50 000 Geburten auf ca. 35 000 Geburten zurück (am gravierendsten im Zeitraum 1990 - 1994: von
ca. 50 000 auf etwa 25 000). M3 zeigt die Bevölkerungsentwicklung Sachsens von
1990 - 2005. Es gab ab Mitte 1989 einen starken Anstieg der Bevölkerungsabwanderung. Seit 1991 ging die Abwanderung zurück. In den Jahren 1993 - 1997 hatte Sachsen sogar einen positiven Wanderungssaldo (Wanderungsgewinn). Seit 1998 ist er
wieder negativ. Von 1990 - 2005 bestand ständig ein Geburtendefizit. Die natürliche
Bevölkerungsbewegung und die räumliche Bevölkerungsbewegung führen zu einem
Bevölkerungsrückgang in Sachsen.
S. 56/M2: Die räumliche Bevölkerungsbewegung in Deutschland ging fast, bis auf
wenige zeitliche Ausnahmen, ständig zurück, was auch auf die Gesamtentwicklung
zutrifft. Die natürliche Bevölkerungsbewegung blieb 1990 - 2005 etwa auf dem gleichen negativen Niveau.
Der Vergleich hinsichtlich der Bevölkerungsbewegungen von Sachsen und Deutschland weist sehr viele Gemeinsamkeiten auf.
58 (2): Die Bevölkerungspyramide Sachsens verdeutlicht die Überalterung der Einwohner im Freistaat. Sie besitzt die Form einer Urne. Eine schmale Basis weist auf
wenige Geburten hin. Die Altersjahrgänge ab 40 - 45 Jahre sind stärker besetzt. Der
Anteil der ab 60-Jährigen ist sehr hoch (Hinweis auf die Überalterung). Es gibt deutliche Einschnitte in der Pyramide. Bei 60 Jahren (Geburtenausfälle durch den Zweiten
Weltkrieg), bei 35 Jahren (Geburtenausfälle durch die „Pille“ und die Legalisierung
des Schwangerschaftsabbruchs), bei 15 Jahren (im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Deutschen Einheit). Bei den älteren Jahrgängen übersteigt die Anzahl der
Frauen die der Männer. Dies resultiert aus der höheren Lebenserwartung der Frauen.
58 (3): Durchschnittsalter der Bevölkerung von Dresden: Von 1990 - 2004 ist das
Durchschnittsalter der Männer von 36,1 Jahre auf 41,0 Jahre gestiegen. Das ausgewiesene Durchschnittsalter der Frauen stieg ebenfalls von 41,6 Jahren auf 45,2 Jahre. Daraus resultierend, stieg das Durchschnittsalter im genannten Zeitraum insgesamt von 39,0 Jahre auf 43,2 Jahre.
59 (4): Information über die Sorben und ihre Kultur: individuelle Aufgabenlösung.
61 (1): Folgen aus der Bevölkerungsprognose bis 2020: Folgen sind z. B. weniger
schulpflichtige Kinder, Mangel an Facharbeitern, Wohnungen müssen zurückgebaut
bzw. umgebaut werden. In vielen Kommunen fehlen Alten- und Pflegeheime Es wird
zur Schließung von Handelseinrichtungen, Post- und Bankfilialen sowie zum Ausdünnen des Bus- und Bahnnetzes kommen. Zu den Maßnahmen in Sachsen zur Stabilisierung der Anzahl der Bevölkerung gehören die Förderung des Zuzugs, die Verhinderung der Abwanderung, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Schaffung familienfreundlicher Lebensbedingungen.
61 (2): Beispiel aus dem Heimatort: individuelle Aufgabenlösung.
61 (3): Die Gründe für den Wohnungsleerstand in den sächsischen Gemeinden liegen im Rückgang der Bevölkerung durch das Geburtendefizit und die Abwanderung.
Weiterhin wurden in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre durch Finanzprogramme des
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Bundes zu viele Wohnungen neu gebaut. Auch die vielfache Modernisierung/Rekonstruktion alter Wohnungen spielt dabei eine wesentliche Rolle.
63 (1): Veränderungen des Altersaufbaus: Die Bevölkerungsentwicklung in Sachsen
unterliegt ständigen Veränderungen.
1990 hatte Sachsen 4,9 Mio. Einwohner. In dem Jahr gab es ab dem 60. Lebensjahr
bedeutend mehr weibliche als männliche Bevölkerung. Die Bevölkerungspyramide
zeigt folgende Einschnitte: 1-Jährige/Geburtenrückgang durch die politischen und
gesellschaftlichen Prozesse der Jahre 1989/1990, 15 - 20-Jährige/Geburtenrückgang
durch Legalisierung der Maßnahmen zur Geburtenregulierung, die Bevölkerung zwischen 40 und 50 Jahren ist dezimiert/Geburtenrückgang durch die Folgen des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegsjahre, 70 - 80-Jährige/Geburtenrückgang durch
die Folgen des Ersten Weltkrieges und der Nachkriegsjahre.
2020 (Prognose) werden in Sachsen nur noch 3,8 Mio. Menschen leben. Es gibt im
Vergleich nur eine geringe Anzahl junger Menschen und eine deutliche Zunahme älterer Bevölkerung. Erkennbare Einschnitte: 0 - 30-Jährige – der Geburtenrückgang seit
der politischen Wende und der Deutschen Einheit hält an. Die anderen Einschnitte
sind in den Altersgruppen nach oben verschoben.
63 (2): Ursachen für die demographische Alterung:
– niedrige Geburtenhäufigkeit: Für den Erhalt der Einwohnerzahl werden statistisch
2,1 Geburten pro Frau benötigt. Gegenwärtig liegt der Wert bei 1,2 Geburten.
– steigende Lebenserwartung: Die Menschen werden heute im Durchschnitt über
75 Jahre alt, 2020 werden es schon über 80 Jahre (Lebenserwartung) sein.
– Abwanderung junger Menschen: Der Wanderungssaldo für Sachsen ist negativ. Vor
allem sind es junge Menschen und Hochqualifizierte, die aus dem Freistaat abwandern.
63 (3): Folgen der Alterung der Bevölkerung: Schülerdiskussion.
Lösungshinweis (Auswahl): Infrastruktur – Schließung von Schulen, erhöhte Ansprüche an das Gesundheitswesen, mehr betreutes Wohnen und mehr Pflegeeinrichtungen; Wirtschaft – es fehlen langfristig junge, gut ausgebildete Arbeitskräfte; Sozialsystem – Unsicherheit der Renten.
64 (1): Ursachen für den wirtschaftlichen Strukturwandel in Sachsen: Die Wirtschaftsstruktur des Freistaates veränderte sich seit 1990 beträchtlich. Zum Ende der DDRZeit dominierte die Industrie. Über 50 % aller Beschäftigten arbeiteten in diesem
Wirtschaftssektor. Der Dienstleistungssektor war mit etwa mehr als 30 % unterrepräsentiert. Ab 1990 setze ein rasanter Strukturwandel ein. Heute sind ca. 70 % aller
Arbeitskräfte im Dienstleistungssektor tätig und nur noch knapp 30 % in der Industrie.
Ab 1990 wurden alte, unrentable Betriebe geschlossen und viele Arbeitskräfte freigesetzt. Auch in der Landwirtschaft wurden die sozialistischen Betriebsformen aufgelöst und viele Arbeitskräfte freigesetzt. Gleichzeitig entstand ein enormer Bedarf, um
die neuen Ansprüche der Bevölkerung und der Industrie nach Dienstleistungen zu
befriedigen.
64 (2): Gestaltung eines Diagramms: individuelle Aufgabenlösung.
64 (3): M2 zeigt die Anteile Sachsens an der Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe von 1991 - 2005 im Vergleich mit der Entwicklung in Deutschland. Von
1991 - 2005 stieg die Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe Deutschlands
von 383 450 Mio. € auf 469 950 Mio. €. In Sachsen verdreifachte sich der Anteil von
5 242 Mio. € auf 15 286 Mio. €. Dabei stieg der prozentuale Anteil von 1,4 % auf 3,3 %.
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65 (4): Vergleich der Beschäftigtenstruktur von Sachsen und Deutschland und Unterschiede: individuelle Aufgabenlösung.
65 (5): Der Abbau von Arbeitsplätzen in der sächsischen Industrie hat seine Ursachen
im wirtschaftlichen Strukturwandel. Die Modernisierung der Wirtschaftsstruktur führte
zu sehr vielen Betriebsschließungen und zur Rationalisierung sowie Effektivitätssteigerung. Das hatte einen deutlichen Rückgang der Beschäftigtenzahlen in der Industrie zur Folge. Mit der Deutschen Einheit (1990) und der Auflösung des Rates für
Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) veränderten sich die Rahmenbedingungen für
die wirtschaftliche Entwicklung in Sachsen. Auf der einen Seite brach ein wichtiger
Markt weg, andererseits wurde die sächsische Wirtschaft mit den Bedingungen des
Weltmarktes konfrontiert. Innerhalb von zwei Jahren gingen etwa 70 % aller Arbeitsplätze in der Industrie verloren.
66 (1): Der wirtschaftliche Strukturwandel in der ehemaligen DDR verlief durch die
Einbindung in den Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) abgekoppelt von der
Entwicklung auf dem Weltmarkt. Wichtig waren die Erfüllung des Volkswirtschaftsplanes und der Exportverpflichtungen. Damit wurde der Anteil der Industrie und der
Landwirtschaft an der Wirtschaft, politisch begründet, hoch gehalten. Die Dienstleistungen spielten, mit Ausnahme einiger Bereiche der sozialen Infrastruktur (Bildung),
nur eine untergeordnete Rolle. Der rasche Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft ab 1990 führte zu einem schnellen Strukturwandel in der Wirtschaft Sachsens.
Folgende Aufgaben mussten gelöst werden:
– Auflösung sozialistischer Großbetriebe und Modernisierung der Industriestruktur,
Ansiedlung von Hightech-Branchen;
– Umstrukturierung der Landwirtschaft und Anpassung an die Marktwirtschaft;
– Auf- und Ausbau eines den Anforderungen der Nutzer (Bevölkerung, Industrie) entsprechenden Dienstleistungssektors.
66 (2): Die Beschäftigtenstruktur Sachsens hat sich von 1991 - 2006 deutlich verändert. In der Land- und Forstwirtschaft ging der Anteil von 4,7 % auf 2,2 % zurück. Im
Baugewerbe sank der Anteil leicht von 9,8 % auf 8,3 %. Im produzierenden Gewerbe
sank der Anteil sehr drastisch von 33,1 % auf 18,3 %. Im Dienstleistungssektor stieg
der Anteil deutlich von 52,4 % auf 71,2 %.
67 (3): Regionale Disparitäten sind ein Sammelbegriff für die Ungleichheit zwischen
Teilräumen eines Staates in Bezug auf Bevölkerung, Gesellschaft und Wirtschaft.
Sie gelten als Gradmesser beim Vergleich der Lebensbedingungen in Teilräumen.
Bedingt durch differenzierte natürliche Verhältnisse und die unterschiedlichen Standortbedingungen für die Tätigkeit des Menschen, entwickelten sich sehr früh räumliche Ungleichgewichte. Es entstanden wirtschaftliche Aktiv- und Passivräume. In
wirtschaftlichen Aktivräumen kam es zu einer Konzentration der Wirtschaft, Bevölkerung und Infrastruktur. Diese Ungleichgewichte vergrößerten sich weiter während der
Industrialisierung.
Zur Verstärkung der räumlichen Disparitäten kam es in den Jahren nach 1990. Die
historisch gewachsenen Disparitäten verstärkten sich durch den schnellen und tiefgreifenden wirtschaftlichen Strukturwandel, der zur Modernisierung der Wirtschaftsstruktur führte. Investitionen und Fördermittel flossen vor allem in die Regionen,
in denen die besten Aussichten für einen schnellen wirtschaftlichen Aufschwung
(Entwicklungsschwerpunkte/„Leuchttürme“) bestanden und die die besten natürlichen sowie infrastrukturellen Voraussetzungen dafür besaßen. Dies waren in erster
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Linie die bis dahin bestehenden Aktivräume. In bis 1990 benachteiligten Gebieten
(Passivräume) wurden nur geringe Investitionen getätigt. Aus diesem Grund haben
sich bestehende Ungleichgewichte weiter verstärkt.
67 (4): Disparitäten in Sachsen: M2 zeigt die Arbeitsplatzdichte in Sachsen 2005.
Räume mit der geringsten Arbeitsplatzdichte (bis maximal 380 Erwerbstätige je 1 000
Einwohner) sind der Niederschlesische Oberlausitzkreis, Löbau-Zittau, Mittweida,
Muldentalkreis, Leipziger Land, Zwickauer Land, Stollberg und Aue-Schwarzenberg.
Räume mit der höchsten Arbeitsplatzdichte (über 550 Erwerbstätige je 1 000 Einwohner) sind Dresden, Leipzig, Chemnitz und Zwickau.
M3 zeigt die Verteilung der Unternehmen der Mikroelektronik und der IT-Branche in
Sachsen. Räume mir einer hohen Anzahl von Unternehmen sind Dresden, ChemnitzZwickau, Leipzig, Freiberg und das Vogtland. Sehr wenige Unternehmen gibt es in
Ostsachsen, Nordsachsen und im Erzgebirge.
69 (1): Auswirkungen der Globalisierung auf die sächsische Wirtschaft: In den letzten
Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für die sächsische Wirtschaft verändert.
Der Freistaat Sachsen muss sich deshalb stärker auf seine eigenen Möglichkeiten
orientieren. Zukunftsperspektiven liegen vor allem in der weiteren Entwicklung von
Hochtechnologien, unternehmensorientierten Dienstleistungen und der Auftragsforschung.
69 (2): Wirtschaftliche Veränderungen in Chemnitz: Nach der Deutschen Einheit
(1990) erlebte die Stadt zunächst einen tiefen wirtschaftlichen Einbruch. Er resultierte
aus der dortigen überalterten Industriestruktur. Es dominierten bis dahin arbeitskräfteintensive Branchen. Heute besitzt die Stadt ein überdurchschnittliches Wachstum.
Die Ursachen liegen in der Verknüpfung von endogenen Faktoren (gut ausgebildete Arbeitskräfte, TU, traditionelle Industriebranchen, Aufwertung der Innenstadt) und
exogenen Faktoren (Steigerung der Nachfrage nach Maschinenbauerzeugnissen auf
dem Weltmarkt, Ansiedlung von Hightech-Branchen und unternehmensnahen Dienstleistungen durch deutsches sowie ausländisches Kapital). Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen auch die Auswirkungen durch die EU-Osterweiterung.
69 (3): Wirtschaftliche Entwicklung der Heimatstadt/-region seit 1990: individuelle
Aufgabenlösung.
70 (1): Interdisziplinarität ist eine interdisziplinäre Arbeitsweise oder Forschung. Sie
umfasst voneinander unabhängige Fachgebiete, die einer meist wissenschaftlichen
Fragestellung mit ihren jeweiligen Methoden nachgehen. Dabei spielt es eine untergeordnete Rolle, ob diese Fachgebiete selbst interdisziplinäre Ansätze verfolgen oder
ob sich diese Ansätze erst durch eine Kombination dieser Fachgebiete ergeben.
70 (2): Beim Thema „Demographischer Wandel“ arbeiten Wissenschaftler aus den
Bereichen Geographie; Medizin; Soziologie; Städtebau, Stadt- und Landschaftsplanung, Denkmalpflege; Raumordnung/Raumentwicklung; Verkehrswissenschaften;
Psychologie; Politikwissenschaften; Wirtschaftswissenschaften; Kulturwissenschaften; Ingenieurwissenschaften; Erziehungswissenschaften und Architektur zusammen.
In Sachsen erfolgt dies im „Zentrum Demographischer Wandel“ (ZDW) in Dresden.
Mit Hilfe des Zentrums sollen Kompetenzen auf den Gebieten der Erforschung der
Ursachen, Ausprägungen und Folgen des demographischen Wandels „unter einem
Dach“ gebündelt werden. Damit kann in Forschung, Politikberatung und Lehre die
notwendige Interdisziplinarität sichergestellt werden, die auf Grund der vielseitigen
Folgen der Bevölkerungsentwicklung erforderlich ist.
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Drittes Hauptkapitel: Wirtschaftsraum Sachsen
75 (1): Das Modell von Fourastié beschreibt den sich vollziehenden wirtschaftlichen
Strukturwandel von der Agrargesellschaft über die Industriegesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft.
Ausgangspunkt war die Agrargesellschaft mit einem hohen Anteil an Beschäftigten
in der Landwirtschaft. In der Agrargesellschaft besteht eine geringe Arbeitsteilung,
starke Selbstversorgung und geringe Pendelwanderung der Beschäftigten. Die Menschen leben hier oft in Großfamilien. Freizeit und Arbeitszeit verschmelzen oft. Die
mit geringem oder keinem maschinellen Einsatz hergestellten landwirtschaftlichen
Produkte dienen dabei vor allem der Selbstversorgung. Handel mit landwirtschaftlichen Produkten findet nur in geringem Maß statt, sodass der überwiegende Teil der
Bevölkerung in der landwirtschaftlichen Produktion beschäftigt ist.
Dann erfolgte der Übergang zur Industriegesellschaft. Sie ist gekennzeichnet durch
einen hohen Grad der Industrialisierung und der damit verbundenen Produktionsweisen sowie sozialen Strukturen. Wesentliche Merkmale sind die Produktion in Fabriken und ein hoher Grad der Arbeitsteilung. Meist ist dies mit einer zunehmenden
räumlichen Trennung von Arbeits- und Wohnstätten verbunden. Charakteristisch für
die Industriegesellschaft sind ferner der Trend zur Verstädterung, die Erhöhung des
materiellen Lebensstandards, eine Zunahme der Bürokratisierung, Umweltprobleme sowie eine Konzentration des Kapitals. Der Anteil der Beschäftigten im primären
Sektor nimmt stark ab, der Anteil der Beschäftigten im sekundären Sektor und im
tertiären Sektor nimmt stark zu.
Danach erfolgt der Übergang zur Dienstleistungsgesellschaft. Sie zielt auf den gesellschaftlichen Strukturwandel ab, der sich beginnend in den 1970er-Jahren auf unterschiedliche Weise in allen westlichen Industriestaaten vollzogen hat. Im Industriesektor wurden auf Grund von Automatisierung und Produktivitätssteigerung immer
weniger Arbeitsplätze angeboten und gleichzeitig konnte die Nachfrage nach Industrieprodukten immer kostengünstiger befriedigt werden, sodass der Dienstleistungssektor einerseits immer mehr Arbeitskräfte und andererseits immer mehr Kaufkraft
an sich binden konnte. Durch diesen Prozess nahm der Anteil der Beschäftigten im
sekundären Sektor stark, im primären Sektor leicht ab, dagegen im tertiärem Sektor
stark zu.
75 (2): Wachsende Bedeutung des Dienstleistungssektors: Der industrielle Strukturwandel führt zum Übergang von traditionellen arbeitskräfteintensiven Branchen
zu einer modernen kapital- und wissenschaftsintensiven Industrie. Dies stellt neue
Anforderungen (z. B. an die Software-Branche und Logistik). Die Auswirkungen der
Globalisierung führen weiterhin zu Arbeitskräfteeinsparungen in den Industriebetrieben und damit zu einer Ausgliederung von Abteilungen. Diese werden statistisch dem
Dienstleistungssektor zugeordnet.
75 (3): Unterschiede zwischen dem tertiären und dem quartären Sektor:
Tertiärer Sektor: Hierzu gehören alle Dienstleistungsaktivitäten vom öffentlichen Verwaltungswesen über Handel, Banken und Versicherungen bis zu den persönlichen
Dienstleistungen. Durch die Branchenvielfalt wird der tertiäre Sektor weiter unterteilt.
Zu ihm zählt man die einfachen personenbezogenen Dienstleistungen.
Quartärer Sektor: Hierzu zählt man Dienstleistungsaktivitäten, für deren Ausübung
höhere Ausbildung und Schulung erforderlich sind (Lehre, Forschung, Banken-, Versicherungswesen, Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung, technische Beratung, Kommunikationsbranche und Einrichtungen der Regierung).
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75 (4): Die Sektorentheorie von Fourastié besagt, dass sich im Verlauf der langfristigen wirtschaftlichen Entwicklung von Ländern regelhafte Veränderungen in der
Bedeutung der Sektoren ergeben. Entscheidende Determinanten der Strukturverschiebungen sind die Veränderungen in der Nachfrage und in der sektoralen Produktivität. Der im Verlauf des wirtschaftlichen Entwicklungsprozesses auftretende
Einkommenszuwachs führt zu einem Anstieg der Nachfrage nach Industriegütern
und später nach Dienstleistungen. Zugleich können in der Landwirtschaft und in der
Industrie Produktivitätsverbesserungen realisiert werden, welche die Freisetzung von
Arbeitskräften bewirken. Diese finden in dem nachfragebedingt expandierenden,
aber durch niedrigeren Produktivitätsfortschritt gekennzeichneten Dienstleistungsbereich Beschäftigung. Er weist in seiner Theorie die zeitliche Entwicklung der drei Wirtschaftsbereiche nach und stellt die These auf, dass sich in allen Ländern der Erde im
zeitlichen Ablauf Veränderungen in der Bedeutung der Wirtschaftssektoren ergeben.
In den letzten Jahren wurde das Modell angepasst.
76 (1): Unter Tertiärisierung der Wirtschaft versteht man die Bedeutungszunahme des
Dienstleistungssektors bezogen auf die Gesamtwirtschaft. Ausdruck dieser Entwicklung ist die Zunahme der Beschäftigten und des Anteils des BIP dieses Bereiches.
76 (2): Rolle des Dienstleistungssektors in der ehemaligen DDR: Der wirtschaftliche Strukturwandel in der ehemaligen DDR verlief durch die Einbindung in den Rat
für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) abgekoppelt von der Entwicklung auf dem
Weltmarkt. Wichtig waren die Erfüllung des Volkswirtschaftsplanes und der Exportverpflichtungen. Damit wurde der Anteil der Industrie und der Landwirtschaft an der
Wirtschaft, politisch begründet, hoch gehalten. Die Dienstleistungen spielten, mit
Ausnahme einiger Bereiche der sozialen Infrastruktur (Bildung), nur eine untergeordnete Rolle. Mit der Deutschen Einheit und der Auflösung des RGW veränderten
sich die Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Entwicklung. Auf der einen Seite
brach ein wichtiger Markt weg, andererseits wurde die sächsische Wirtschaft mit den
Bedingungen des Weltmarktes konfrontiert. Innerhalb von zwei Jahren gingen etwa
70 % aller Arbeitsplätze in der Industrie verloren. Der Dienstleistungssektor erlebte
dagegen einen Aufschwung. Dies betraf die personenbezogenen Dienstleistungen,
aber noch stärker die in der DDR vernachlässigten unternehmensbezogenen Dienstleistungen.
76 (3): Der Leipziger Raum, mit Leipzig als Schwerpunkt, entwickelte sich seit 1990
zu einem wichtigen Dienstleistungszentrum in Ostdeutschland. Die Stadt konnte auf
Traditionen aufbauen (Kreuzung von Handelsstraßen, Messe, Zentrum des Buchdrucks und des Buchhandels, Handelsschule, Universität). Es gelang den Entscheidungsträgern, diese tertiären Funktionen zu erhalten. Heute ist Leipzig ein wichtiges
Finanzzentrum (etwa 100 nationale und internationale Finanzinstitute), Sitz des Bundesverwaltungsgerichtes und des Bundesgerichtshofes, der Deutschen Bücherei und
vieler Buchverlage, Sportstadt, media City, Logistikzentrum: Amazon, DHL, Quelle.
Der Anteil der Beschäftigten im sekundären Sektor ist hier seit Jahren rückläufig. Er
sank von ca. 29 % im Jahr 1992 auf etwa 17 % im Jahr 2005. Der Anteil der Beschäftigten im tertiären Sektor stieg von ca. 71 % im Jahr 1992 auf ca. 80 % im Jahr 2005
deutlich an.
77 (4): Standortvorteile von Leipzig (Auswahl): Lage im Verkehrsnetz (Autobahnen,
Fernstraßen, Eisenbahn, Flughafen), höhere Bildungseinrichtungen (Universität,
Hochschulen, Fachschulen), großes Potenzial gut ausgebildeter Arbeitkräfte, großes
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Flächenpotenzial, vielfältige Industriestruktur, sehr hoch entwickelte Infrastruktur,
Traditionen, internationaler Name und Ruf (Image).
77 (5): Gestaltung eines Posters: individuelle Aufgabenlösung.
78 (1): Boden ist die an der Erdoberfläche entstandene, mit Luft, Wasser und Lebewesen durchsetzte Verwitterungsschicht aus mineralischen und organischen Substanzen, die sich unter Einwirkung aller Umweltfaktoren gebildet hat.
Bodenfruchtbarkeit ist die Fähigkeit des Bodens, ein ertragreiches und gesundes
Wachstum von Kulturpflanzen zu ermöglichen. Man unterscheidet die natürliche und
die durch Bodenkultur bedingte Bodenfruchtbarkeit.
78 (2): Umsetzung von M2 in einen Text: individuelle Aufgabenlösung.
78 (3): Bedeutung des Bodens für das Leben der Menschen:
– Produktionsgrundlage von Land- und Forstwirtschaft;
– Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Pflanzen und Tiere (Bodenorganismen);
– System für die Regulierung des Landschaftswasserhaushaltes und die Fähigkeit,
Wasser zu filtern, Schadstoffe zu binden oder abzubauen sowie Grundwasser zu
schützen.
79 (4): Das Bodenprofil besteht aus drei Bodenhorizonten. Der A-Horizont (Auswaschungshorizont) ist der humusreiche, mineralreiche Oberboden, mit einer Streu
bzw. Humusauflage. Darunter folgt der B-Horizont (Anreicherungshorizont). Es ist
der mineralische Unterboden. Hier kommt es zur Verlagerung von Mineralien bzw.
Huminstoffen aus dem A-Horizont. Darunter folgt der C-Horizont, das Ausgangsbzw. Muttergestein.
79 (5): Bedeutung des Ausgangsgesteins und des Humus: Da sich Gesteine in ihrer
mineralogischen Zusammensetzung unterscheiden, bilden sich aus ihren Verwitterungsprodukten unterschiedliche Böden in verschiedener Beschaffenheit. Ausgangsgesteine haben Einfluss auf die Korngrößenzusammensetzung des Bodens und
damit Einfluss auf Porenvolumen, Durchlüftung, Wasserhaushalt, Bearbeitbarkeit und
Durchwurzelung des Bodens.
Humus besteht aus den organischen Bestandteilen des Bodens, die durch Mikroorganismen aus Pflanzen- und Tierresten gebildet werden. Humus ist sehr fruchtbar.
79 (6): Humusabbau in der Zone des tropischen Regenwaldes: In den immerfeuchten Tropen herrscht Äquatorialklima vor, d. h., es ist immer sehr warm und immerfeucht. Damit gibt es ausgezeichnete Lebensbedingungen für die humusabbauenden
„Bodenbewohner“ (Destruenten, Reduzenten), die ganzjährig ohne Unterbrechungen
im bzw. auf dem Boden leben können und sich von den organischen Stoffen, z. B.
Humus, ernähren. Sie bauen den Humus zu Mineralen ab.
83 (1): Bodentypen in Sachsen (Auswahl):
Schwarzerde: im Nordwesten von Sachsen/Leipziger Land an der Grenze zu Sachsen-Anhalt;
Braunerde: in Nordsachsen/Leipziger Land und Düben-Dahlener Heide, nordöstlich
der Elbe/Muskauer Heide und Königsbrück-Ruhländer Heiden, Erzgebirge und Erzgebirgsvorland, Vogtland;
Parabraunerde: Leipziger Land, mittelsächsisches Lösshügelland, nordsächsisches
Platten- und Hügelland, Oberlausitzer Gefilde;
Podsol: Erzgebirge, Sächsische Schweiz, Zittauer Gebirge;
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Gley: Boden in den Feuchtgebieten und in grundwassernahen Talauen sowie Niederungen (Elbe, Zwickauer Mulde, Freiberger Mulde und Mulde), auf Lössflächen des
Erzgebirgsvorlandes und den Grundmoränenplatten Nordsachsens;
Pseudogley: Erzgebirgsbecken, Leipziger Land, nordsächsisches Platten- und Hügelland, Westlausitzer Hügel- und Bergland, östliche Oberlausitz.
(’ Diercke Weltatlas, S. 49/¬)
83 (2): Gründe für die unterschiedliche Nutzung der Böden in Sachsen:
Schwarzerde: sehr fruchtbarer Boden, hoher Humus- und Nährstoffgehalt (Kalk),
hohe Wasserspeicherkapazität, Anbau anspruchsvoller Kulturpflanzen wie Weizen,
Zuckerrüben und Gerste.
Braunerde: entsteht auf kalkarmen und silikatischen Gesteinen, guter Ackerboden,
vielfältige Kulturen.
Parabraunerde: entsteht in niederschlagsreichen Lössgebieten, sehr guter Ackerboden, vielfältige Kulturen möglich.
Podsol: nährstoffarmer sowie trockener Boden; meist Nadelwälder; Heide; für eine
landwirtschaftliche Nutzung ist eine starke Kalkung, Düngung und Bewässerung
nötig.
Gley/Pseudogley: Boden in Feuchtgebieten, in grundwassernahen Talauen und Niederungen, auf Lössflächen des Erzgebirgsvorlandes und Grundmoränenplatten Nordsachsens, Nutzung zumeist für die Grünlandwirtschaft und den Ackerbau, nur mäßige Erträge.
(’ Diercke Weltatlas, S. 48, 49/¬)
83 (3): Unterschiedliche Bodentypen auf Löss: Auf Grund der geringeren Niederschläge und des damit verbundenen geringeren Auswaschungseffektes von Humus
in tiefere Bodenschichten, konnte sich in den Lee-Gebieten des Thüringer Waldes
und des Harzes Schwarzerde bilden. Die sächsischen Lössgebiete weisen höhere
Niederschlagssummen auf, deshalb entstand hier die Parabraunerde.
84 (1): Lokalisierung der Bodentypen der Catena: individuelle Aufgabenlösung.
85 (2): Entstehung unterschiedlicher Böden: Die Entstehung der Böden ist maßgeblich vom Klima und der Bodenart abhängig.
Lössgebiete: Jahrestemperatur 8 - 9 °C, Niederschlag 480 - 600 mm, lössähnliche
Böden, vorherrschende Bodentypen: Parabraunerde/Pseudogley;
Erzgebirgsvorland: Jahrestemperatur 7 - 8°C, Niederschlag 600-720 mm, Lösslehmböden, vorherrschende Bodentypen: Staugley/Pseudogley;
unteres Erzgebirge: Jahrestemperatur 6 - 7 °C, Niederschlag 720 - 960 mm, lehmhaltige Steinböden, vorherrschender Bodentyp Braunerde;
oberes Erzgebirge: Jahrestemperatur 4 - 6 °C, Niederschlag 960 - 1 100 mm, skelettreiche Lehmböden, vorherrschender Bodentyp Podsol.
87 (1): Die Aufgaben der Landwirtschaft bestehen in der Erzeugung von Nahrungsmitteln, Rohstoffen für die Industrie, Bereitstellung von Arbeitsplätzen und der Kulturlandschaftspflege.
87 (2): Merkmale der konventionellen und der ökologischen Landwirtschaft:
– konventionelle Landwirtschaft: häufig großflächiger Anbau von Monokulturen, hoher
Einsatz von natürlichen und besonders chemischen Düngemitteln, hoher Einsatz
von chemischen Pflanzenschutzmitteln, hoher Grad von Intensivierung und Mechanisierung, Einsatz von Gentechnik, Bestrahlung von Lebensmitteln, weitgehend
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offener Nährstoffkreislauf, Zukauf von Kraftfutter für die Tiermast, Massentierhaltung in der Viehzucht, komplexes System von Lieferanten-Kunden-Beziehungen
innerhalb des Systems des Agrarbusiness, sehr hohe Erträge.
– ökologische Landwirtschaft: vielseitige Bodennutzung mit einem hohen Anteil von
Leguminosen (Hülsenfrüchte) und Ackerfutter, weniger Getreide und Zuckerrüben;
geringer Viehbesatz mit Schwerpunkt Rindviehhaltung; niedriger Düngeraufwand,
Wirtschaftsdünger und Leguminosenanbau als Stickstoffquellen; nur geringer Zukauf von Futtermitteln und Vieh; weitgehend geschlossener Nährstoffkreislauf;
hoher Arbeitsaufwand, besonders durch mechanische Unkrautbekämpfung und
Krankheitsbekämpfungsmaßnahmen; Direktvermarktung; flächen- und arbeitskräfteintensive Produktion; geringere Erträge.
Der Kreislauf der konventionellen Landwirtschaft wird häufig durch den direkten Eingriff des Menschen unterbrochen. Der Kreislauf der ökologischen Landwirtschaft ist
ein geschlossener Kreislauf, alles ist aufeinander abgestimmt.
87 (3): Informationen zu Anbauverbänden: individuelle Aufgabenlösung.
88 (1): Gründe für das Anwachsen der ökologisch bewirtschafteten Nutzfläche: Die
ökologisch bewirtschaftete landwirtschaftliche Nutzfläche stieg von 137 ha 1990 auf
22 180 ha im Jahr 2004 an. Damit liegt Sachsen im Mittelfeld der deutschen Länder.
Die Ursachen für den starken Anstieg lagen im enormen Nachholebedarf des Freistaates, denn bis 1990 spielte die ökologische Landwirtschaft im Rahmen der sozialistischen Planwirtschaft keine Rolle. Weiterhin hat sich das Verbraucherbewusstsein
der Bevölkerung in den vergangenen 15 Jahren geändert und der Bedarf bzw. die
Nachfrage nach ökologisch produzierten Nahrungsmitteln ist deutlich gewachsen.
88 (2): Kein/wenig Zukauf von Futter: Die Ökobauern betreiben eine vielseitige
Bodennutzung mit einem hohem Anteil an Leguminosen (Hülsenfrüchte) und Ackerfutter, aber weniger Getreide und Zuckerrüben. Der Viehbesatz ist geringer, wobei
der Schwerpunkt auf der Rinderhaltung liegt. Es werden nur wenige Futtermittel und
Vieh zugekauft, damit das Ziel, einen geschlossenen innerbetrieblichen Nährstoffkreislauf zu erreichen, gewährleistet werden kann.
88 (3): Von der EU erhalten Ökobauern Fördermittel. Damit soll die ökologische Landwirtschaft gefördert werden, weil sie umweltfreundlich ist und einen höheren Arbeitsaufwand erfordert.
89 (4): Der Produktionsablauf auf einem Ökohof entspricht weitgehend einem
geschlossenen Stoffkreislauf:
– Ackerbau (Produktion von Futter wie Getreide, Grünmais, Grünfutter, Silage);
– Viehwirtschaft/Tierzucht (z. B. Angus-Rinder, Schweine);
– anfallender Mist wird als Dünger auf die Felder gebracht;
– in eigener Schlachterei werden die selbst gemästeten Tiere geschlachtet und Läden
in Dresden sowie der Hofladen beliefert;
– die eigene Bäckerei verarbeitet das angebaute Getreide und beliefert den Hofladen
und Läden in Dresden.
Der Ökohof verzichtet auf den Einsatz von Chemiedünger, chemischen Pflanzenschutzmitteln und kauft nur in geringem Maße Futtermittel zu.
89 (5): Gründe für das Entstehen höherer Kosten: Die Endpreise für Produkte aus der
ökologischen Landwirtschaft sind höher, da bei Anbau, Ernte, Transport und Lagerung, auf Grund strengerer gesetzlicher Vorschriften für Ökoprodukte, höhere Kosten
anfallen. Diese müssen an die Verbraucher weitergegeben werden.
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91 (1): Entwicklung der Landwirtschaft Sachsens: Seit 1990 fand in der sächsischen
Landwirtschaft ein deutlicher Strukturwandel und die Anpassung an marktwirtschaftliche Bedingungen statt. Heute existieren wettbewerbsfähige Strukturen.
Leitlinien des Strukturwandels:
1. Veränderung der Organisationsstruktur: LPG wurden in Familienbetriebe, GbR und
GmbH umgewandelt.
2. Abbau von Arbeitsplätzen: Verringerung der Beschäftigtenanzahl von 160 000
Beschäftigten im Jahr 1990 auf 42 000 Beschäftigte im Jahr 2004.
3. Verringerung der Tierbestände: Der Überbesatz an Nutztieren (Autarkie, Verpflichtungen für den Export) wurde abgebaut.
4. Veränderung der Anbaustruktur: Es kam zu einer Zunahme des Anbaus von
Ölfrüchten und des Getreideanbaus sowie zu einem Rückgang der Hackfrüchte.
5. Stilllegung von Flächen: Im Rahmen der EU-Agrarpolitik erfolgten die Stillegung
von landwirtschaftlicher Nutzfläche und Flächenumwidmungen.
91 (2): Ausweisen von Gunst- und Ungunsträumen:
Gunsträume: Leipziger Tieflandsbucht, Lommatzscher Pflege, Region um Bautzen;
Gründe: günstiges Klima und fruchtbare Böden.
Ungunsträume: pleistozän geprägte Tieflandsbereiche im Norden Sachsens (Dübener
Heide, nördliche Oberlausitz), obere Lagen der Mittelgebirge; Gründe: ungünstigeres
Klima, weniger fruchtbare Böden.
91 (3): Standortfaktoren (Auswahl) für die Landwirtschaft:
1. natürliche Standortfaktoren: Klima, Boden, Höhenlage, Relief;
2. gesellschaftliche und historische Standortfaktoren: Erbregime (Realerbteilung,
Anerbregime), Förderpolitik;
3. ökonomische Standortfaktoren: Kapitalausstattung, Qualifizierung der Arbeitskräfte, Marktbedingungen, Verkehrsinfrastruktur.
93 (1): Notwendigkeit der Gemeinsamen Agrarpolitik: Im Gründungsvertrag der EWG
(1957) wurde eine Gemeinsame Agrarpolitik festgeschrieben. Sie diente der Stabilisierung der Märkte, der Steigerung der Produktivität und der Einkommen der in der
Landwirtschaft tätigen Bevölkerung. Seitdem wurden durch internationale Entwicklungen und die Erweiterung der EU zahlreiche Reformen durchgeführt.
93 (2): Ziele der GAP:
– Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft;
– Gewährleistung der Lebensmittelqualität für Verbraucher;
– Sicherung stabiler Einkommen in der Landwirtschaft;
– Durchsetzung umweltverträglicher Produktionsmethoden und artgerechte Tierhaltung;
– Einbeziehung von Umweltzielen;
– Schaffung ergänzender und alternativer Einkommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten.
93 (3): Der EAGL für die Landwirtschaft ist Teil des Gesamthaushaltsplanes der EU.
Er wurde 1962 eingereicht und trat in Form seiner beiden Abteilungen Garantie und
Ausrichtung in Erscheinung.
Abteilung Garantie: Damit werden die Ausgaben für die Marktorganisation getragen.
Instrumente sind Direkthilfen für Landwirte, Interventionskäufe für landwirtschaftliche
Erzeugnisse, Lagerhaltung und Maßnahmen der ländlichen Entwicklung.
Abteilung Ausrichtung: Damit werden die Ausgaben für die Agrarstrukturpolitik
bestritten. Dies sind Mittel für Investitionen in landwirtschaftliche Betriebe, Maß-
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nahmen zur Verbesserung der Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher
Erzeugnisse, Forstwirtschaft und Maßnahmen zur Förderung der Anpassung sowie
zur Entwicklung ländlicher Gebiete (Dorfentwicklung).
Informationsbeschaffung für Förderbeispiele in Deutschland und Sachsen mit Hilfe
des Internet: individuelle Aufgabenlösung.
95 (1): Informationen über Inhalte der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der
Agrarstruktur und des Küstenschutzes“: individuelle Aufgabenlösung.
95 (2): Die Förderpolitik verfolgt das Ziel, eine wettbewerbsfähige, qualitäts- und verbraucherorientierte Landwirtschaft zu entwickeln. In Sachsen umfassen die benachteiligten Flächen ca. 350 000 ha, das sind etwa 34 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Diese benachteiligten Gebiete liegen vor allem in den Mittelgebirgen (Erzgebirge,
Vogtland, Zittauer Gebirge) und im Tieflandsbereich (Nordostsachsen, Nordsachsen).
Die Gründe für die Benachteiligung der Gebiete sind die Höhenlage, das Relief, das
Klima und die Böden.
95 (3): Das Programm „Umweltgerechte Landwirtschaft“ ermöglichte vielen Landwirten den Einstieg in eine umweltfreundlichere und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete
Produktion. Aufnahme in den Entwicklungsplan fanden folgende Agrarumweltmaßnahmen: umweltgerechter Ackerbau; extensive Grünlandwirtschaft; Erhaltung genetischer Ressourcen (gefährdete Haustierrassen); Garten-, Wein- und Hopfenanbau;
Naturschutz und Erhalt der Kulturlandschaft.
95 (4): Ziele der Dorfentwicklung: Bewahrung ländlicher Gebäude, Umnutzung ländlicher Gebäude für Wohnzwecke, soziokulturelle Entwicklung des ländlichen Kulturerbes, Ausbau der ländlichen Infrastruktur, Gewässerrenaturierung und Erhaltung
sowie Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten.
97 (1): Standortfaktor: Anforderungen eines Unternehmens an den Standort (z. B.
Arbeitskräfte, Bodenschätze, Wasser, Energie, Gas, Infrastruktur, Marktnähe, Abwasserbeseitigung, Müllbeseitigung, ausgebautes Verkehrsnetz, Bildungseinrichtungen).
Standortfaktoren sind maßgeblich für die Attraktivität von (potenziellen oder bereits
tatsächlich genutzten) Standorten für Unternehmen und beeinflussen diese damit bei
ihrer Standortwahl (einschließlich der Entscheidung, einen Standort zu verlassen).
Die räumlichen Unterschiede in der Ausprägung von Standortfaktoren führen zu einer
räumlichen Differenzierung von Standortqualitäten, insbesondere zu einer räumlichen
Differenzierung von Kosten und den Erlösen einer wirtschaftlichen Tätigkeit. Dabei
gibt es deutliche Unterschiede in der Bewertung der Wichtigkeit der einzelnen Standortfaktoren durch die Unternehmen (branchen- und größenspezifische Unterschiede).
Es wird zwischen „harten“ und „weichen“ Standortfaktoren unterschieden:
„Harte“ Standortfaktoren: z. B. Fläche, Arbeitskräfte, Rohstoffe, Wasser, Verkehrsanbindung, Steuern, Abgaben, Subventionen. Sie sind quantifizierbar und können direkt
in die Bilanz eines Unternehmens mit einbezogen werden. Sie sind in manchen Fällen
auch eine unabdingbare Voraussetzung zur Errichtung eines Unternehmens (z. B. die
Nähe eines ausreichend großen Gewässers als Kühlmittellieferant für ein Kraftwerk).
„Weiche“ Standortfaktoren: z. B. Image des Standortes und der Region, Absatzmarkt,
Lohnniveau, Fühlungsvorteile, Kultur-, Bildungsangebot, Freizeit-, Kooperationsmöglichkeiten. Sie können nicht in die Kostenrechnung eines Unternehmens integriert
werden, finden aber immer mehr bei der Standortwahl Beachtung.
97 (2): Veränderung der Bedeutung von Standortfaktoren: Im Ergebnis der gesellschaftlichen und damit auch wirtschaftlichen Entwicklung kam es zu einem Wandel
28
der Bedeutung von Standortfaktoren. Spielten z. B. bei der Ansiedlung der Textilindustrie vor ca. 200 Jahren die Straße und später die Eisenbahn eine entscheidende
Rolle, ist es heute bei der Mikroelektronik die Autobahn und das Flugzeug.
97 (3): Auswahl einer Industriebranche (Standortwahl): individuelle Aufgabenlösung.
97 (4): Vergleich der Standortfaktoren der Industrie und von Dienstleistungsunternehmen:
Standortfaktoren für die Industrie: Fläche, Arbeitskräfte, Rohstoffe, Wasser, Verkehrsanbindung, Steuern, Abgaben, Subventionen, Image des Standortes und der Region,
Absatzmarkt, Lohniveau, Fühlungsvorteile, Kulturangebot, Freizeitmöglichkeiten, Bildungsangebot, Kooperationsmöglichkeiten.
Standortfaktoren für Dienstleistungsunternehmen: Absatz- und nachfrageorientierte
Faktoren, Erreichbarkeit der Konsumenten, Informationsaustausch mit dem Kunden,
Größe des Marktgebietes, Kooperationsmöglichkeiten, Agglomerations- und Konkurrenzfaktoren, beschaffungsorientierte Faktoren, planerische Faktoren, individuelle
Faktoren.
98 (1): Standortwahl für BELANTIS-Freizeitpark (Auswahl):
– große Flächen (27 ha/ehemaliges Braunkohlenabbaugebiet im Leipziger Südraum);
– sehr gute Verkehrsanbindung (Autobahn, Fernstraßen, Eisenbahn, Nahverkehr);
– Nähe zu den bevölkerungsreichen Städten Leipzig, Dresden, Chemnitz (potenzielle
Besucher).
98 (2): Ermittlung von Freizeitparks in Deutschland: individuelle Aufgabenlösung.
99 (3): Ansiedlung unternehmensbezogener Dienstleister: Betriebe der HightechBranchen beschäftigen sehr viele Mitarbeiter. Um effektiv produzieren zu können,
benötigen diese Unternehmen eine Vielzahl von Zulieferern und Dienstleistungseinrichtungen. Diese müssen stets in der Lage sein, schnell und flexibel zu arbeiten und
zu reagieren. Deshalb ist die Nähe zum Auftraggeber ein wesentlicher Vorteil. Viele
Betriebe liefern auch in die Just-in-time-Produktion der Auftraggeber. Deshalb sind
kurze Entfernungen zwischen den Kooperationspartnern ein wesentlicher Vorteil.
99 (4): Förderung der Großunternehmen/„Leuchttürme“: Seit 1990 entwickelt sich die
Region Dresden zu einem der wichtigsten Mikroelektronikstandorte der Welt (AMD,
Infineon, Qimonda). Heute arbeiten etwa 20 000 hoch qualifizierte Arbeitskräfte in
dieser Branche. Um effektiv produzieren zu können, benötigen Unternehmen dieser
Art eine Vielzahl von Zulieferern und Dienstleistungseinrichtungen. Fördert man also
einen „Leuchtturm“, dann ziehen diese Investitionen unweigerlich weitere Unternehmen in die Region und damit entstehen weitere Investitionen sowie Arbeitsplätze.
100 (1): Notwendigkeit von Raumanalysen: Das Zusammentragen von geographischen Informationen ist noch allein keine Wissenschaft. Zunehmend stellen sich
auch Fragen nach den Ursachen für die beschriebenen Erscheinungen und nach den
Zusammenhängen zwischen ihnen. Um diese Fragen wissenschaftlich beantworten
zu können, bedarf es eines bestimmten methodischen Herangehens. Diese Aufgabe
übernahm die „Regionale Geographie“. Sie entwickelte das Rüstzeug für eine wissenschaftlich begründete geographische Erschließung von Räumen (Raumanalyse).
Verdeutlichen an selbst gewählten Beispielen: individuelle Aufgabenlösung.
101 (2): Handlungsabfolge für die fragengeleitete Raumanalyse:
1. Schritt: geographische Lagekennzeichnung;
2. Schritt: Kennzeichnung der Raumstruktur;
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3. Schritt: Formulierung von Teilfragen;
4. Schritt: Beantwortung der Teilfragen mit Hilfe des Materials;
5. Schritt: Zusammenfassen der Ergebnisse und Beantwortung der Leitfrage;
6. Schritt: Darstellen der Ergebnisse.
101 (3): Formulierung von Teilfragen: individuelle Aufgabenlösung.
103 (1): Formulierung einer Teilfrage: individuelle Aufgabenlösung.
105 (1): Formulierung einer Teilfrage: individuelle Aufgabenlösung.
109 (1): Notwendigkeit der Raumordnung: Es gibt viele und verschiedene Ansprüche
an einen Raum. Auch wenn jeder einzelne Wunsch berechtigt ist, kann nicht jeder
erfüllt werden. Oft kommt es zu Interessenkonflikten, die häufig schwer zu lösen sind.
Die zu findenden Lösungen sollten aber möglichst den Interessen der Allgemeinheit
entsprechen. Um zu entscheiden, welcher Art der Raumnutzung zugestimmt wird
bzw. welche nicht gestattet werden kann, muss es klare und begründete Zielvorstellungen für die zukünftige Entwicklung des Raumes sowie gesetzliche Regelungen
geben. Diese schwierige Aufgabe übernimmt die Raumordnung. Ziel ist die optimale
Entwicklung des Landes und seiner Teilräume, seiner Lebens-, Umwelt- und Standortqualität. Leitvorstellung für die Raumordnung ist das „Prinzip der Nachhaltigkeit“.
109 (2): Räumliches Planungssystem: Raumordnung ist eine staatliche Aufgabe. Man
unterscheidet verschiedene Planungsebenen. Der Bund besitzt eine Rahmenkompetenz, d. h., die Bundesraumordnung gibt den Bundesländern Orientierungshilfen für
ihre räumlichen Planungen. Zuständig für die Raumordnung sind die Bundesländer.
Um die Aufgaben erfüllen zu können, ist eine Zusammenarbeit von Bund und Ländern nötig. Dafür ist die Ministerkonferenz für Raumordnung zuständig. Sie erarbeitete in den 1990er-Jahren mit dem „Raumordnungspolitischen Orientierungsrahmen“
und dem „Raumordnungspolitischen Handlungsrahmen“ wichtige Arbeitsprogramme.
Diese wurden 2006 durch die „Leitbilder und Handlungsstrategien“ abgelöst. Innerhalb der Bundesländer gibt es die Landesplanung (Landesraumordnungsprogramme), die Regionalplanung (Regionalpläne) und die Kommunalplanung (Bauleitpläne).
Diese beruhen aufeinander und werden wechselseitig aufeinander abgestimmt.
109 (3): Information zu Leitbildern der Raumentwicklung: individuelle Aufgabenlösung.
111 (1): Gliederung der Raumordnung in Sachsen und Aufgaben der Raumordnungsbehörden: Das sächsische Staatsministerium des Inneren ist die oberste Raumordnungs- und Landesplanungsbehörde. Unterstellt sind die höheren Planungsbehörden. Dies sind die Regierungspräsidien in Dresden, Leipzig und Chemnitz sowie die
regionalen Planungsverbände Oberes Elbtal/Osterzgebirge, Oberlausitz-Niederschlesien, Chemnitz-Erzgebirge, Westsachsen, Südwestsachsen.
Aufgaben der obersten Raumordnungsbehörde: Aufstellung und Fortschreibung des
Landesentwicklungsplanes, Rechtsaufsicht über die regionalen Planungsverbände,
Genehmigung der Regionalpläne sowie der Braunkohlenpläne, Raumbeobachtung,
Vertretung der Belange der Raumordnung, Verbindungsfunktion zum Bund und
transnationale sowie grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Europa.
Aufgaben der höheren Raumordnungsbehörden: Abstimmung von raumbedeutsamen Planungen mit dem Erfordernissen der Raumordnung, Durchführung von Raumordnungsverfahren, raumordnerische Untersagung und Führung des Raumordnungskatasters.
30
Aufgaben der regionalen Planungsverbände: Aufstellung und Fortschreibung der
Regionalpläne, Aufstellung von Landschaftsrahmenplänen, Aufstellung und Fortschreibung der Braunkohlenpläne, Verwirklichung der Raumordnungspläne, Raumbeobachtung und grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
111 (2): Das Konzept der Zentralen Orte ist ein raumordnerisches Instrument, welches besonders auf die Siedlungsentwicklung ausgerichtet ist. Aufgabe der Landesplanung ist es, die Zentralen Orte möglichst so im Raum zu verteilen, dass die Bevölkerung in zumutbarer Entfernung Leistungen in Anspruch nehmen kann und dass
die hierfür notwendigen Einrichtungen wirtschaftlich tragfähig sind. Das dreistufige
System wurde in die Raumplanung aufgenommen und auch in den Regionalplänen
berücksichtig.
111 (3): Zuordnung des Heimatortes: individuelle Aufgabenlösung.
113 (1): Notwendigkeit der Regionalplanung: Sie konkretisiert die meist allgemein
gehaltenen Grundsätze und Ziele des Landesentwicklungsplanes nach den regionalen Besonderheiten. Zugleich gibt sie den Gemeinden den Rahmen für ihre räumliche
Planung vor.
113 (2): Raumplanerischen Instrument „Vorranggebiete“ am Beispiel der Windenergienutzung: Der Anteil erneuerbarer Energien am Energieverbrauch in Sachsen soll
bis 2010 auf 5 % erhöht werden. Davon werden 25 % durch die Windenergienutzung
erbracht. Das bedeutet, das weitere Windkraftanlagen errichtet werden müssen. Die
Nutzung der Windenergie steht häufig im Konflikt mit anderen Nutzungen. Dabei
kommt es zu einer teilweise starken Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Es gilt
also durch möglichst genaue Untersuchungen, geeignete Standorte für die Errichtung
von Windkraftanlagen zu finden. Im Landesentwicklungsplan Sachsens ist festgelegt,
dass in den Regionalplänen solche Gebiete für die Windkraftnutzung als „Vorranggebiete“ ausgewiesen werden müssen. Außerhalb der „Vorranggebiete“ für die Windenergienutzung dürfen keine Windkraftanlagen genehmigt bzw. gebaut werden.
113 (3): Standorte von Windkraftanlagen im Heimatgebiet: individuelle Aufgabenlösung.
114 (1): Zur Forschung der Leibniz-Institute: individuelle Aufgabenlösung.
Viertes Hauptkapitel: Europa im Wandel
119 (1): Auswahl von wirtschaftlich schwachen und wirtschaftlich starken Regionen in
Europa:
Wirtschaftlich starke Regionen: Mittel- und Westeuropa (z. B. Südosten von Großbritannien/London, Raum Paris, Nordosten Frankreichs, Benelux-Staaten, Rhein-MainGebiet, Südbayern, München, Norditalien).
Wirtschaftlich schwache Regionen: Mittelost- und Südosteuropa (z. B. Bulgarien,
Rumänien, Ungarn, Slowakei, Polen, Lettland, Estland, Litauen, Süditalien, Griechenland).
119 (2): Auf dem europäischen Arbeitsmarkt (Erwerbslosenquote) gibt es sehr ausgeprägte räumliche Disparitäten. In vielen Teilen Europas besteht ein Zusammenhang
zwischen der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit (s. S. 118/M3) und der Situation auf
dem Arbeitsmarkt (s. S. 119/M4). Es gibt aber auch strukturschwache Regionen mit
einer günstigen Arbeitsmarktsituation und umgekehrt. Hierbei handelt es sich um
Regionen, die einem Strukturwandel unterliegen.
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Beispiele für eine hohe Arbeitslosigkeit: Nordpolen, Westpolen, Südpolen, Ostslowakei, Ostungarn, baltische Staaten, Bulgarien, Rumänien, Griechenland, Südspanien,
Südportugal, Süditalien, Südfrankreich, Nordostfrankreich, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Ostsachsen, Nordbrandenburg.
119 (3): Ursachen für Disparitäten: naturgeographische, gesellschaftliche, historische,
politische, kulturelle und wirtschaftliche Ursachen.
121 (1): Modelle in den Raumwissenschaften beinhalten nicht nur eine Bestandsaufnahme der räumlichen Situation (statische Seite), sondern verdeutlichen zugleich
wichtige Entwicklungsprozesse und -perspektiven im Raum (dynamische Seite).
121 (2): Das Modell der „Blauen Banane“: Es war in der Vergangenheit das am weitesten verbreitete Modell zur Darstellung des Entwicklungsstandes und der Entwicklungsmöglichkeiten in der EU. Durch die ständigen Veränderungen in der Wirtschaft
der EU-Länder (z. B. Beitritt des Territoriums der DDR auf Grund der Deutschen Einheit 1990, Aufnahme neuer Staaten in die EU: EU der 27) und den Strukturwandel in
bestehenden Wirtschaftsräumen, muss auch dieses Modell ständig den Veränderungen angepasst und weiterentwickelt werden.
121 (3): Aufgaben für die Raumentwicklung:
M3/a) zeigt den Europäischen Wirtschaftskernraum („Blaue Banane“) nach der Erweiterung der Europäischen Union zur EU-27.
M3/b) zeigt einen zweiten Europäischen Wirtschaftskernraum („Neue Banane“) entlang der Nord-Süd-Achse Berlin - Wien - Zagreb. Hierbei handelt es sich um einen im
Entstehen begriffenen möglichen zweiten wirtschaftlichen Kernraum Europas, der
im Zusammenhang mit der EU-Osterweiterung steht. Dadurch entstehen völlig neue
Raumbeziehungen und Raumverflechtungen. Diese müssen im Rahmen der Raumordnung und Raumentwicklung beachtet und gelenkt werden.
123 (1): Förderung nicht nach dem „Gießkannenprinzip“: Mit den Fördermitteln aus
den drei Strukturfonds (EFRE, ESF, Kohäsionsfonds) sollen in der Förderperiode
von 2007 - 2013 mit ca. 308 Mrd. Euro regionale Wirtschaftsprogramme gefördert
und Anreize zur Schaffung von Arbeitsplätzen gegeben werden. Mehr als 80 % der
Fördermittel werden auf die so genannten Konvergenzzonen konzentriert, in denen
das Pro-Kopf-BIP weniger als 75 % des europäischen Durchschnitts beträgt und in
denen die Hälfte der Bevölkerung der EU lebt. Diese Räume bedürfen einer besonders starken Förderung.
Mit dem „Gießkannenprinzip“ bezeichnet man ein Verfahren der Zuschuss- bzw.
Subventionsverteilung, bei dem weder die zeitliche Reihenfolge der Bedarfsanmeldungen noch die Subventionsdringlichkeit, sondern nur die Höhe der beantragten
Subventionen ausschlaggebend sind. Kennzeichnend für dieses Prinzip ist, dass die
Subventionen ohne eingehende Prüfung des tatsächlichen Bedarfs gleichmäßig verteilt werden, ohne die unterschiedliche Dringlichkeit der Einzelfälle zu beachten; das
„Gießkannenprinzip“ würde dem Grundanliegen der Strukturfonds nicht gerecht.
123 (2): Die höchste Förderung erhalten (Auswahl): Portugal, Nordwest- und Südspanien, Süditalien, Sizilien, Griechenland, Slowenien, Ungarn, die Tschechische Republik, Slowakei, Polen, Litauen, Lettland, Estland, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Nordbrandenburg.
123 (3): Beispiele von Projekten im Heimatgebiet: individuelle Aufgabenlösung.
124 (1): Arbeit mit dem web-GIS: individuelle Aufgabenlösung.
32
125 (2): Arbeit mit dem web-GIS: individuelle Aufgabenlösung.
126 (1): Glasnost: Der Begriff bedeutet Offenheit, Transparenz, Informationsfreiheit
und bezeichnet als Schlagwort die mit seinem Amtsantritt im Jahr 1985 von Gorbatschow in der Sowjetunion eingeführte Politik einer größeren Transparenz sowieOffenheit der Staatsführung gegenüber der Bevölkerung. Glasnost beinhaltet das
demokratische Prinzip der Meinungsfreiheit. Entsprechend gebrauchte Generalsekretär Gorbatschow den Begriff auf dem 27. Parteitag der KPdSU (1986) und deutete eine Lockerung der Politik zur Rede-, Meinungs- und Pressefreiheit im Lande
an. Glasnost ermöglichte eine weitreichende Rede- und Meinungsfreiheit innerhalb
der Sowjetunion. Gorbatschow beabsichtigte mit Hilfe von Glasnost, eine kritische
öffentliche Diskussion über die krisenhafte sowjetische Wirtschaft auszulösen und so
eine große Akzeptanz für die 1987 eingeführte Reformpolitik Perestroika zu schaffen.
Perestroika: Der Begriff bedeutet Umbau und Neuaufbau der russischen Wirtschaft.
Ziele waren die Öffnung der Gesellschaft und die Reform der politischen Ordnung.
Perestroika bezeichnet auch einen von Gorbatschow eingeleiteten Prozess zum
Umbau des politischen und wirtschaftlichen Systems der Sowjetunion. Die beabsichtigte Umgestaltung kündigte Gorbatschow auf dem Plenum des Zentralkomitees der
KPdSU 1987 an. Die Perestroika beinhaltete einige Lockerungen der Parteidirektiven in der Politik der Zentralverwaltungswirtschaft. So wurde Betrieben eingeräumt,
selbstständig Entscheidungen zu treffen, was vor allem zu einer Erhöhung der Löhne
führte. Diese Erneuerungen waren ein großer Fortschritt. Allerdings versäumte man
es auf dem Weg zur Marktwirtschaft, eine entsprechende Infrastruktur zu schaffen
und eine erneuerte Steuerpolitik einzuführen.
126 (2): Interpretation der Aussage: individuelle Aufgabenlösung.
127 (3): Mit Transformation wird ein tiefgreifender gesellschaftlicher Wandel bezeichnet. Transformationsprozesse berühren alle politischen, wirtschaftlichen und sozialen
Ebenen der Gesellschaft eines jeden Landes.
127 (4): Veränderungen in Europa:
M1 zeigt die Staaten Europas 1989. Es existieren noch die sozialistischen Länder im
Rahmen des RGW und die EG. Die Tschechoslowakei, die Sowjetunion und Jugoslawien waren noch eigenständige Staaten.
M2 zeigt die Staaten Europas 2007. Der RGW hatte sich aufgelöst, die DDR ist der
BRD beigetreten. Die Tschechoslowakei, die Sowjetunion und Jugoslawien haben
sich aufgelöst. Es sind neue Staaten entstanden. Die EU hat sich auf 27 Mitgliedsländer erweitert.
127 (5): Merkmale der wirtschaftlichen und sozialen Transformation:
Wirtschaftliche Transformation: Darunter versteht man den Übergang von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft sowie die Einführung einer marktorientierten Wirtschaftsweise, Privatisierung von Unternehmen und Umstellungen im Finanzsektor.
Soziale Transformation: Darunter versteht man Wohlstands- und Einkommensverluste der Bevölkerung, zunehmende Differenzierung der Bevölkerung, Reise- und Meinungsfreiheit.
128 (1): Elemente der Systemtransformation:
1. institutionelle Innovationen (Mitgliedschaft in internationalen Organisationen wie
OECD, IMF, WTO und Europäisches Patentamt; Privatisierung; Wettbewerbsaufsicht);
33
2. Neudefinition der Rolle des Staates und neue Aufgabenstellung der Wirtschaftspolitik (Staat als Produzent nur in Randbereichen, Verteilungs- und Sozialpolitik, Einbeziehung sozialer Zusatzkosten, neue Steuerpolitik);
3. wirtschaftliche Stabilisierung (Aufhebung staatlicher Außenhandelsbeschränkungen) – Sicherung des Staatshaushaltes; Stabilitätspolitik: Steuerpolitik, Geldpolitik);
4. strukturelle Anpassung (Wirtschaftsstruktur, Außenhandels- und Direktinvestitionsintensität, Technologiehandel).
128 (2): Elemente der Marktwirtschaft und der Planwirtschaft: Die Marktwirtschaft
bezeichnet eine arbeitsteilig organisierte Wirtschaftsordnung, in der die Koordination von Produktion und Konsumtion über das Zusammentreffen von Angebot sowie
Nachfrage auf Märkten erfolgt. Im Gegensatz zur Zentralverwaltungswirtschaft plant
in der Marktwirtschaft jedes Wirtschaftssubjekt prinzipiell für sich selbst. Elementar
für eine entwickelte Marktwirtschaft ist ein funktionierendes Tauschmittel (das Geld)
welches den indirekten Austausch von Waren und Dienstleistungen erst ermöglicht.
Marktwirtschaft zeichnet sich durch eine Bedürfnisbefriedigung über Märkte aus.
Planwirtschaft
Marktwirtschaft
– staatliches Eigentum an Produktionsmitteln – Privateigentum
– zentrale Planung durch den Staat
– keine staatliche Planung
– staatlich geregelter Arbeitsmarkt
– kein geregelter staatlicher
Arbeitsmarkt
– Koordinierung der Pläne durch eine
– keine staatlichen Pläne und deren
zentrale Planungsbehörde
Koordinierung, Bedürfnisbefriedigung über Märkte
– staatliche Lenkung und Leitung
– keine staatlichen Eingriffe in die
der Wirtschaft
Lenkung und Leitung der Wirtschaft
– zentral gesteuertes Wirtschaftssystem
– privatwirtschaftliches, eigenverantwortliches Unternehmertum
128 (3): Interpretieren der Karikatur: individuelle Aufgabenlösung.
129 (4): Das EU-Hilfsprogramm PHARE wurde für die Staaten Mittel- sowie Osteuropas entwickelt und ist das wichtigste Finanzinstrument zur Unterstützung und Förderung ehemaliger sozialistischer Länder. Das Programm verfügt für den Zeitraum
2000 - 2006 über ein Budget von mehr als 10 Mrd. Euro. Es konzentriert sich auf die
Stärkung der Investitionen sowie der Verwaltung und die Finanzierung von Investitionen. Es wird eingesetzt für Bereiche der Privatisierung, zur Umstrukturierung der
Industrie, zur Entwicklung von klein- und mittelständischen Unternehmen, zur Förderung des Handels und der Investitionen in den Umweltschutz, zur Entwicklung der
Landwirtschaft und für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
129 (5): Die Europäische Union unterstützt mit den PHARE-Fördermitteln die grenzüberschreitende Zusammenarbeit durch die Bereitstellung entsprechender Mittel,
da Grenzräume häufig benachteiligte Gebiete sind. Fördermittel werden z. B. zur
Eröffnung neuer Grenzübergänge und den Ausbau des Straßennetzes eingesetzt.
Dadurch soll auch die Entwicklung der Wirtschaft in den Grenzräumen und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Infrastruktur, Kultur
sowie Sport verbessert werden.
34
130 (1): „Wirtschaftlicher Strukturwandel“ bedeutet, dass sich die bisherigen Beziehungen innerhalb der einzelnen Wirtschaftsbranchen bzw. innerhalb einzelner Regionen drastisch ändern und dass sich das Verhältnis zwischen eingesetztem Kapital,
Maschinen, Automaten, Robotern sowie notwendiger menschlicher Arbeitskraft deutlich verändert. Der marktwirtschaftliche Wettbewerb und die internationale Arbeitsteilung verursachen eine fortwährende Entwicklung der wirtschaftlichen Strukturen.
„Wirtschaftlicher Strukturwandel“ ist ein Kennzeichen einer Marktwirtschaft. Ein charakteristisches Entwicklungsmerkmal der modernen Volkswirtschaft ist die fortwährende Veränderung der Beschäftigungs- und Produktionsstrukturen. Ausmaß und
Richtung des „wirtschaftlichen Strukturwandels“ werden hauptsächlich durch Veränderungen der Nachfrage und durch unterschiedliche Produktivitätsfortschritte in den
einzelnen Wirtschaftssektoren bestimmt. Der „wirtschaftliche Strukturwandel“ zeigt
sich am deutlichsten in den Beschäftigungsanteilen der Wirtschaftsbereiche. Mit
dem wissenschaftlichen und technischen Fortschritt erfolgt eine Verschiebung der
Anteilsschwerpunkte von der Landwirtschaft über das produzierende Gewerbe hin
zum Dienstleistungssektor.
130 (2): Der „wirtschaftliche Strukturwandel“ verlief durch die Einbindung in den Rat
für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) abgekoppelt von der Entwicklung auf dem
Weltmarkt. Wichtig waren die Erfüllung des jeweiligen Volkswirtschaftsplanes und der
Exportverpflichtungen. Damit wurde der Anteil der Industrie und der Landwirtschaft
an der Wirtschaft, politisch begründet, hoch gehalten. Die Dienstleistungen spielten, mit Ausnahme einiger Bereiche der sozialen Infrastruktur (z. B. Bildung), nur eine
untergeordnete Rolle. Deshalb kam es nach 1990 zu einem sehr raschen „wirtschaftlichen Strukturwandel“ und einer deutlichen Aufwertung des Dienstleistungssektors.
131 (3): Interpretieren der Zahlen: individuelle Aufgabenlösung.
Lösungshinweis: Daten zur polnischen Landwirtschaft – Die Durchschnittsgröße der 2 041 380 Landwirtschaftsbetriebe liegt nur bei 7,7 ha, d.h., es handelt sich
in der Mehrzahl um Klein- bzw. Kleinstbetriebe. Sie bewirtschaften eine Fläche von
14 259 500 ha. Fast die Hälfte produziert ausschließlich für den Eigenbedarf. Nur
0,4 % gehören zur Kategorie der Großbetriebe. In keinem anderen Land der EU leben
mehr Menschen von der Landwirtschaft. Die Erträge bei Weizen, Roggen, Kartoffeln,
Zuckerrüben und bei der Milchleistung der Kühe liegen im Vergleich mit Deutschland
geringer.
131 (4): Gründe gegen einen EU-Beitritt: Die polnischen Bauern waren skeptisch
gegenüber einem Beitritt in die EU, weil die Leistungskraft ihrer Betriebe im Vergleich
mit anderen EU-Ländern sehr gering ist. Die polnischen Bauern fürchteten im Wettbewerb, in der EU nicht konkurrenzfähig zu sein und ihre Lebensgrundlage zu verlieren.
133 (1): Staaten 1990 und 2007: M1 zeigt die politische Situation in Südosteuropa
1990. Zu diesem Zeitpunkt bestand noch Jugoslawien. M2 zeigt die Situation im Jahr
2007. Jugoslawien ist in die jetzt selbstständigen Staaten Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Montenegro sowie Mazedonien zerfallen.
Nach dem Tod des Präsidenten Tito brachen nach 1980 die bis dahin unterdrückten Gegensätze zwischen den Teilstaaten auf und es kam zu Separationstendenzen.
Weitere Gründe waren eine Wirtschaftskrise, die Auslandsverschuldung sowie das
Nebeneinander verschiedener Kulturen und Religionen und die unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung zwischen den Republiken. Deshalb strebten die Republiken
ihre Unabhängigkeit an.
35
133 (2): Schülerdiskussion zu den „Jugoslawienkriegen“.
Lösungshinweis: Folgen der Kriege – Der Zerfall Jugoslawiens mündete in die Jahre
dauernden „Jugoslawienkriege“. Die Kämpfe forderten über 200 000 Menschenleben,
drei Millionen Menschen wurden vertrieben.
133 (3): Information über den Entwicklungsstand Kroatiens: individuelle Aufgabenlösung.
134 (1): Gründe für die Namensgebung: Die trilaterale Euroregion Neiße - Nisa - Nysa liegt im Dreiländereck an den Grenzen Polens, der Tschechischen Republik und
Deutschlands.
134 (2): Ein Leitbild ist die strategische Zielvorstellung einer Organisation. Ursprünglich kommt der Begriff aus der Psychologie und wurde dann in die Geographie/
Raumplanung übertragen. Dort ist damit ein grobes Bild einer angestrebten Zukunft
gemeint, welches das Handeln auf dieses Ziel hin koordiniert. Leitbilder koordinieren die Teilziele einzelner Sachgebiete oder Abteilungen bei arbeitsteiligen Prozessen
und Organisationen (z. B. Schulen, Städtebau, Umwelt, Verkehr). Das Leitbild hat eine
Orientierungsfunktion. Leitbilder werden für räumliche Planung und Politik (Leitbild
von Ländern, Regionen, Städten) seit etwa 1990 verstärkt erarbeitet.
134 (3): Gründe für eine Mitgliedschaft: Aus einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Gemeinden bildeten sich Euroregionen. Die Verantwortlichen
von Gemeinden und Landkreisen beschließen die Zusammenarbeit in den Bereichen
Wirtschaft, Infrastruktur, Kultur und Sport. Die EU unterstützt diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Fördermitteln. Zur Verbesserung der Zusammenarbeit
wurden neue Grenzübergänge eröffnet und das Straßennetz wurde ausgebaut. Dies
kommt der wirtschaftlichen Entwicklung der Grenzregionen zugute.
135 (4): Förderung grenzüberschreitender Zusammenarbeit: individuelle Aufgabenlösung.
136 (1): Bevölkerungsreichste Staaten der Erde/Mio. Einwohner (2006): China/1 303,
Indien/1 079, USA/300, Indonesien/230, Brasilien/190, Pakistan/166, Bangladesch/148, Russland/144.
136 (2): Eine Zeitzone ist ein Abschnitt der Erde, auf dem zu einem gegebenen Zeitpunkt die gleiche Uhrzeit und das gleiche Datum gelten. Bei der Bildung der Zeitzonen besteht das Bestreben, einerseits den Tag an der Erdrotation auszurichten und
andererseits Gebiete mit einheitlicher Zeit zu definieren, zwischen denen ein leicht
zu berechnender Zeitunterschied (meist 1 Stunde) besteht. Dies konnte erreicht werden, indem man die Zeitzonen als Gebiete zwischen zwei geographischen Längen
mit einem Abstand von 15° definierte. Um der administrativen und kulturellen Zusammengehörigkeit bestimmter Gebiete Rechnung zu tragen, wurde bei der Bildung der
tatsächlichen Zeitzonen von diesen Linien zum Teil abgewichen.
Zeitunterschied Moskau - Wladiwostok: 7 Stunden.
136 (3): Aus der Sowjetunion hervorgegangene Nationalstaaten: siehe Tabelle auf der
folgenden Seite.
137 (4): Biographie Gorbatschows: individuelle Aufgabenlösung.
Lösungshinweis: Michail Gorbatschow wurde am 2. März 1931 in Priwolnoje/Region Stawropol geboren. Er war von März 1985 - August 1991 Generalsekretär des
Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Von März
1990 - Dezember 1991 war er Präsident der Sowjetunion. Er erhielt 1990 den Friedensnobelpreis.
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Tabelle zu 136/3.: siehe vorhergehende Seite.
Staat
Russland
Fläche in km²
Einwohner in Mio. (2006)
17 100 000
144,0
Ukraine
603 700
47,0
Weißrussland
208 000
10,0
Moldawien
34 000
4,5
Litauen
65 300
3,4
Lettland
64 600
2,3
Estland
45 300
1,4
Kasachstan
2 720 000
5,6
Usbekistan
447 000
60,0
Turkmenistan
488 000
5,1
Kirgisistan
198 000
5,1
Tadschikistan
143 100
7,4
Aserbaidschan
86 600
8,4
Armenien
29 800
3,0
Georgien
69 700
4,7
137 (5): Die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) bezeichnet den Zusammenschluss von Nachfolgestaaten der Sowjetunion (UdSSR) seit dem 8. Dezember 1991.
Die Gründung erfolgte durch die Staatsoberhäupter von Russland, Weißrussland und
der Ukraine. Der Hauptsitz der GUS befindet sich in Minsk. Die GUS wurde durch
eine Vereinbarung der Staatsoberhäupter Russlands, der Ukraine und Weißrusslands
und durch den Beitritt acht weiterer, kurz darauf von der Sowjetunion unabhängig
gewordener Sowjetrepubliken (Armenien, Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisistan,
Moldawien, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan), gegründet. 1993 trat Georgien
bei. Seit Februar 2006 beteiligt sich Georgien aber nicht mehr an den Sitzungen des
Verteidigungsministerrats der GUS. Turkmenistan ist seit dem 25. August 2005 nur
noch beigeordnetes Mitglied. Die Gründe für die Bildung der GUS lagen hauptsächlich darin, dass viele der Nachfolgestaaten der Sowjetunion, die früher Teilrepubliken
waren, die Wiederherstellung eines Wirtschafts- und Sicherheitsraumes anstrebten.
Besonders in Kasachstan wurde die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit der ehemaligen Sowjetrepubliken betont und die Art der Auflösung der Sowjetunion kritisiert.
In den letzten Jahren hat die GUS an Bedeutung verloren.
137 (6): Interpretieren von M1: individuelle Aufgabenlösung.
Lösungshinweis: Russland hat eine Bevölkerungsdichte von 8,35 Ew/km². 75 % der
Bevölkerung lebt in Städten. Die Bevölkerung ist sehr ungleichmäßig verteilt. Im
europäischen Teil, besonders im Westen und Süden (bis 40 Ew/km², maximal 142 Ew/
km²), ist sie am höchsten. Im asiatischen Teil ist sie im Süden deutlich höher als in
den nördlichen Regionen (unter 2 EW/km²). Die Ursachen sind in den natürlichen
Bedingungen (Relief) und in den ungünstigen klimatischen Verhältnissen begründet.
37
138 (1): „Korruption“ bedeutet (lat. corrumpere = verderben, entkräften, entstellen,
bestechen) im juristischen Sinn den Missbrauch einer Vertrauensstellung in einer
Funktion in Verwaltung, Wirtschaft oder Politik. Ziel ist es dabei, einen materiellen
oder immateriellen Vorteil zu erlangen, auf den kein rechtlich begründeter Anspruch
besteht. Deshalb bezeichnet „Korruption“ Bestechung und Bestechlichkeit, Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung.
138 (2): Veränderung der Struktur des BIP:
BIP 1991: 48,7 % Industrie; 37,0 % Dienstleistungen; 14,3 % Landwirtschaft.
BIP 2005: 57,4 % Dienstleistungen; 37,2 % Industrie, 5,4 % Landwirtschaft.
Der Anteil der Dienstleistungen ist sehr stark gewachsen, die Anteile von Industrie
und Landwirtschaft dagegen gesunken. Der wirtschaftliche Strukturwandel in der
ehemaligen Sowjetunion verlief durch die Einbindung in den Rat für Gegenseitige
Wirtschaftshilfe (RGW) abgekoppelt von der Entwicklung auf dem Weltmarkt. Wichtig waren die Erfüllung des Volkswirtschaftsplanes und der Exportverpflichtungen.
Damit wurde der Anteil der Industrie und der Landwirtschaft an der Wirtschaft, politisch begründet, hoch gehalten. Die Dienstleistungen spielten, mit Ausnahme einiger
Bereiche der sozialen Infrastruktur (z. B. Bildung), nur eine untergeordnete Rolle. Deshalb kam es von 1991 - 2005 zu einem sehr raschen wirtschaftlichen Strukturwandel
und einer deutlichen Aufwertung des Dienstleistungssektors.
139 (3): Merkmale der Transformationsetappen: Man unterscheidet die „Kleine Privatisierung“ und die „Große Privatisierung“. In den Jahren 1992 - 1994 wurden im Rahmen der „Kleinen Privatisierung“ vor allem die Unternehmen des Dienstleistungssektors privatisiert. Dabei wurden die kleinen Betriebe ohne Wechsel der Unternehmensführung an die Beschäftigten übergeben. Unter der Bezeichnung „Große Privatisierung“ wurde ab 1994 die Umwandlung von mittleren und großen Industriebetrieben
in Aktiengesellschaften vollzogen. Über die Verteilung kostenloser Bezugsscheine
wurde der Bevölkerung die Möglichkeit gegeben, Beteiligungsrechte an den privatisierten Unternehmen zu erlangen.
139 (4): Unterschiede zwischen den Staaten: M5 zeigt Armut und Aufschwung in den
Ländern der ehemaligen UdSSR an der Entwicklung des Pro-Kopf-Einkommens. Von
1990 bis 1995 ist das Einkommen in allen Nachfolgestaaten vom Basiswert 100 auf
82 (Usbekistan) bis 30 (Georgien) gesunken. Danach ist in allen Staaten eine positive
Entwicklung zu verzeichnen, wobei das Tempo der Entwicklung sehr unterschiedlich
verlaufen ist. Georgien, Moldawien, Ukraine, Tadschikistan, Kirgisistan und Lettland
lagen 2005 immer noch unter dem Basiswert 100. Russland, Aserbaidschan und
Litauen hatten 2005 etwa den Basiswert wieder erreicht. Nur Armenien, Kasachstan,
Estland, Weißrussland, Usbekistan und Turkmenistan haben den Basiswert von 100
überschritten. Dieser Zustand zeugt von einer sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen
Entwicklung in den genannten Staaten. Einen Einfluss hat sicher auch die Exportstruktur der Länder (Erdöl, Erdgas, Baumwolle und andere Rohstoffe).
139 (5): Gründe für Arm und Reich in Russland:
Die Fotos M3 zeigen anschaulich die Armut in Russland. Dies wird an den heruntergekommenen Wohngebäuden, der Suppenküche für Arme und der Bettlerin deutlich.
Im Gegensatz dazu zeigen M4 und M7 den Reichtum. Deutlich wird dies an der
Pracht des Kaufhauses GUM und des Spielkasinos. Die Gründe liegen im Transformationsprozess und in der Privatisierung der Wirtschaft, die für die Bevölkerungsmehrheit große Einkommensverluste mit sich brachten, dagegen einer Minderheit
Wohlstand und extremen Reichtum.
38
140 (1): Die Gründe für die Entwicklung alternativer Überlebensstrategien der russischen Bevölkerung liegen im Wegbrechen der Sozialleistungen in den 1990er-Jahren.
Sie beinhalten die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln aus dem eigenen Garten,
der Aufnahme einer Beschäftigung in der Schattenwirtschaft als Zweit- oder sogar
als Dritterwerb und der Inanspruchnahme der Hilfe von Familienmitgliedern.
140 (2): „Bisnesmeny“ bezeichnet die Gewinner des wirtschaftlichen Umbruchs in
Russland. Es handelt sich v. a. um die neuen Unternehmer, die ihre Geschäfte vor
dem Hintergrund der instabilen Rechtslage abwickeln und meistens im schattenwirtschaftlichen Bereich tätig sind.
141 (3): Die russische Frau ist in der Gesellschaft nur ungenügend integriert, repräsentiert und geniest ein geringes gesellschaftliches Ansehen. Es existieren rollenfixierte Vorstellungen von der Frau im öffentlichen und privaten Lebensbereich.
Typisch ist auch der überdurchschnittliche Anteil der Frauen an den offiziell registrierten Arbeitslosen.
141 (4): M3 zeigt die Entwicklung der Lebenserwartung in ausgewählten Ländern.
An der Spitze liegen bei Männern und Frauen Japan und Norwegen. In Russland,
der Ukraine und Kasachstan wird ein deutlicher Unterschied zwischen Männern
und Frauen sichtbar, der bei den anderen Ländern viel geringer ausfällt. Hier liegt
der Unterschied im Lebensalter bei ca. 13 Jahren. Die Männer erreichen ein Durchschnittsalter von ca. 59 Jahren, die Frauen dagegen von 72 Jahren.
M4 zeigt die Entwicklung der Geburten- und Sterberate in Russland. Von 1992 - 2005
ist die Anzahl der Sterbefälle pro 1 000 Personen von ca. 13,3 auf etwa 16 angestiegen. Die Geburtenrate ist von ca.10 (1992) auf ca. 9 in den Jahren bis 2001 gesunken und seitdem wieder auf 10 gestiegen. Dies bedeutet einen negativen Saldo. Die
natürliche Bevölkerungsentwicklung ist damit negativ.
141 (5): „Schattenwirtschaft“ ist ein Begriff für alle wirtschaftlichen Aktivitäten innerhalb einer Volkswirtschaft, die nicht in das Bruttonationaleinkommen (BNE) eingehen.
Im engeren Sinne umfasst der Begriff die Schwarzarbeit und den Schwarzmarkt, aber
auch kriminelle wirtschaftliche Aktivitäten wie den Drogenhandel, den unkontrollierten Waffenhandel, den Schmuggel oder die Hehlerei. Im weiteren Sinne zählen der
Haushaltssektor (z. B. selbst geleistete Heimwerkerarbeit) und der informelle Sektor
(z. B. Nachbarschaftshilfe, Prostitution und ehrenamtliche Tätigkeiten) zur „Schattenwirtschaft“. Die Angaben zur „Schattenwirtschaft“ können nur geschätzt werden. In
der Regel werden Schätzungen in Prozent des BIP veröffentlicht.
Fünftes Hauptkapitel: Wahlpflicht: Analyse eines Raumes
147 (1): M4 zeigt die Komponenten der Raumstrukturentwicklung. Die Raumstruktur
wird entscheidend geprägt durch die räumliche Verteilung der Bevölkerung, Arbeitsplätzen und Infrastruktur. Sie sind die wesentlichen raum- und siedlungsstrukturbildenden Komponenten. Aber nicht nur die Verteilung der Standorte für das Wohnen,
für die Industrie- und Gewerbestandorte oder für die Standorte von Infrastruktureinrichtungen charakterisieren die Raumstruktur, sondern auch die Verflechtungen
zwischen ihnen (z. B. Verkehrsnetze). Wechselbeziehungen bestehen über die Wanderung/Mobilität/Wohnstandorte der Bevölkerung, Ausbildung/Beschäftigung, Transport/Standortwahl/Betriebsstandorte. Durch die Nutzung werden Ressourcen in Anspruch genommen und Versorgungsstandards für die Bevölkerung realisiert.
39
147 (2): Raumstruktur Sachsens: In Sachsen werden Zentralräume (Dresden, Leipzig,
Chemnitz-Zwickau), Zwischenräume und Peripherräume unterschieden.
Einordnung in das Heimatgebiet: individuelle Aufgabenlösung.
149 (1): Merkmale der Raumkategorien:
1. Verdichtungsraum: Verdichtungsräume sind großflächige Gebiete um die Oberzentren Dresden, Leipzig sowie Chemnitz und Zwickau. Sie sind gekennzeichnet durch
eine hohe Konzentration von Bevölkerung, Wohn- und Arbeitsstätten, Trassen, Anlagen und Einrichtungen der technischen sowie sozialen Infrastruktur und durch eine
hohe innere Verflechtung. Die Siedlungsstruktur ist überwiegend städtisch.
2. Ländlicher Raum: Der ländliche Raum umfasst die Teile Sachsens, die eine geringe
Verdichtung aufweisen. Seine Wirtschaftsstruktur ist durch industrielle und gewerbliche Einzelstandorte sowie einen gegenüber den anderen Räumen höheren Beschäftigtenanteil in der Land- und Forstwirtschaft gekennzeichnet. Die Siedlungsstruktur
ist überwiegend ländlich geprägt.
3. Verdichteter Bereich im ländlichen Raum: Damit sind Teile des ländlichen Raumes
gemeint, die auf Grund ihrer historisch bedingten gewerblichen und industriellen Entwicklung bzw. der späten extensiven Erweiterung der Industrie, trotz fehlender großstädtischer Ballungskerne, einen hohen Verdichtungsgrad aufweisen. Sie sind durch
die kleinräumige Konzentration von Industrie sowie Gewerbe gekennzeichnet und bilden wirtschaftliche Kristallisationspunkte innerhalb des ländlichen Raumes.
149 (2): Entwicklungsprobleme von Verdichtungsräumen und ländlichen Räumen:
– Verdichtungsräume: Durch ihre hohe Siedlungsdichte und durch einen hohen Siedlungsdruck sind die Freiflächen gefährdet. Ihr Schutz ist eine wichtige Aufgabe,
damit sie ihre ökologische Ausgleichsfunktion auch weiterhin wahrnehmen können.
– Ländliche Räume: Durch ein begrenztes Arbeitsplatzangebot kam es in den letzten
Jahren zu einer starken Abwanderung der Bevölkerung und erheblichen Entwicklungsproblemen. Dennoch erfüllt der ländliche Raum wichtige Funktionen (z. B. für
Ernährung, Erholung oder Ökologie).
149 (3): Einordnen der Siedlungs- und Verkehrsflächen in das Heimatgebiet: individuelle Aufgabenlösung.
151 (1): Erstellen einer Strukturanalyse eines ländlichen Raums: individuelle Aufgabenlösung.
153 (1): Erstellen einer Strukturanalyse einer Stadt: individuelle Aufgabenlösung.
155 (1): Erstellen einer Strukturanalyse einer Euroregion: individuelle Aufgabenlösung.
40
Geographie Arbeitsheft,
Gymnasium, Sachsen, Klasse 10
Seite 2
Gliederung des Weltmeeres
1. Individueller Karteneintrag.
2. Die vertikale Gliederung des Weltmeeres beruht auf der Morphologie des Meeresbodens. Der Kontinentalrand umfasst das Schelf, die flache, seewärts einfallende
Fortsetzung der Küstenebene bis zu 200 m Tiefe. Er geht in den Kontinentalabhang
über, eine relativ steile, oft mehrere tausend Meter tiefe Böschung, die im Kontinentalfuß endet. Die Tiefsee besteht aus Tiefseebecken und Tiefseegräben und befindet
sich in ca. 4000 - 6000 m Tiefe.
Ergänzen der aufgeführten Begriffe in der Skizze: individueller Abbildungseintrag.
Seite 3
Der Kreislauf des Wassers
1. Der Kreislauf des Wassers gehört nach seinem Gesamtumsatz, Volumen und
Gewicht zu den bedeutendsten Kreisläufen. Er spielt in globalen Austauschprozessen
eine zentrale Rolle. Durch ihn werden Kohlendioxid, Sauerstoff, Stickstoff und Phosphor transportiert. Er hat Einfluss auf klimatische Prozesse, die Entwicklung der Biosphäre und exogene Formungsprozesse. Angetrieben durch die Energie der Sonne
und durch die Schwerkraft befindet sich das Wasser der Erde in einem stetigen, ausgeglichenen Kreislauf zwischen der Atmosphäre, dem Festland und den Ozeanen. In
Räumen, in denen die Niederschlagssumme größer ist als die Verdunstung, herrscht
humides Klima. Der Wasserabfluss erfolgt durch Dauerflüsse und Bodenwasserströme. In ariden Gebieten fällt weniger Niederschlag als verdunsten kann, der Abfluss
erfolgt, wenn überhaupt, über periodische bzw. episodische Flüsse. Räume, in denen
aride und humide Verhältnisse wechseln, sind semiarid (mehr als 6 Monate arid) bzw.
semihumid (mehr als 6 Monate humid).
Ergänzen der fehlenden Begriffe in der Skizze: individuelle Aufgabenlösung.
2. Anhand der erweiterten Wasserhaushaltsgleichung N = V + A + (R-B) können Aussagen über die Wasserbilanz eines Gebietes getroffen werden. Sie zeigt das Zusammenwirken von Niederschlag (N), Verdunstung (V), Abfluss (A), Rücklage (R), d. h.,
Speicherung in Seen, Schnee, Eis sowie Bodenwasser und Aufbrauch (B), d. h., Entnahme aus der Rücklage durch Schmelzen, Abfließen oder Verdunsten. Durch die
Änderung seines Aggregatzustandes (Wasserdampf, Wasser, Eis) kann das Wasser
von einem Speicher in einen anderen übergehen.
3. Individuelle Aufgabenlösung.
4. Süßwasser kommt auf der Erde nur sehr begrenzt vor. Salzwasser hat einen Anteil
von 97,2 %, Polar- und Gletschereis von 2,15 % sowie erschließbares Süßwasser
von nur 0,65 %. Regionen der Erde, die unter Süßwassermangel leiden, sind die
ariden (V > N) und semiariden (mehr als 6 Monate arid) Gebiete. Hierzu gehören die
tropischen und außertropischen Wüsten und Halbwüsten: Sahara, Große Arabische
Wüste, Nefud, Tharr, Namib, Kalahari, Große Sandwüste, Gibsonwüste, Große Viktoriawüste, Karakum, Kysylkum und Gobi. Aber auch in der Dornsavanne (Sahelzone)
und der Trockensavanne ist Süßwasser sehr knapp.
(’ Diercke Weltatlas, S. 216/217/¿, 222/223/¬, 224/225/¿, 225/¬, 226/227/¿,
228/229/¿)
41
Seite 4
Weltmeer und Klima
1. Die Bedeutung des Weltmeeres für das Klima der Erde ist besonders groß.
Die Klimaelemente wie Temperatur und Niederschlag werden wesentlich durch den
Austausch von Wärme und Feuchtigkeit zwischen dem Weltmeer und dem Festland
bestimmt. Das Weltmeer (Ozean) gibt im Jahresmittel etwa 7-mal so viel Feuchte ab,
wie über den Landflächen verdunstet. Die Hauptniederschlagsgebiete und die Niederschlagsmenge sind von den ozeanischen Oberflächenbedingungen sowie von der
Wasser- und von der Landverteilung abhängig. Das Weltmeer ist der bedeutendste
Langzeitspeicher für Wärme und die wichtigste Wärmequelle für die Atmosphäre. Es
nimmt doppelt so viel Energie aus der direkten Sonnenstrahlung auf wie die Atmosphäre. Das Weltmeer speichert sie und gibt sie das ganze Jahr über durch Abstrahlung und Verdunstung in die Atmosphäre ab. Die thermische Trägheit des Weltmeeres zeigt sich in räumlichen Klimadifferenzen, z. B. im Unterschied zwischen maritimem und kontinentalem Klima. Weltmeer und Atmosphäre beeinflussen sich gegenseitig durch die Übertragung mechanischer Energie (Wind), thermischer Energie und
Süßwasser.
2. Meeresströmungen sind ein wichtiger Faktor für den globalen Wärmeaustausch
zwischen niederen und hohen Breiten und mildern oder verstärken Klimaextreme
(Maritimität, Kontinentalität). Oberflächenströmungen werden durch den Wind angetrieben. Die Energieübertragung auf das Meerwasser erfolgt durch den Reibungswiderstand der über dem Wasser wehenden Luft. In den niederen und gemäßigten
Breiten existieren zwei große Kreisläufe mit einer in Äquatornähe westwärts gerichteten Strömung (Äquatorialstrom) und im Bereich der gemäßigten Zone ostwärts
gerichteten Strömung. Durch die ablenkende Kraft der Erdrotation (Corioliskraft)
werden Meeresströmungen, in Bewegungsrichtung gesehen, auf der Nordhalbkugel
nach rechts, auf der Südhalbkugel nach links abgelenkt.
Vergleich der Klimadiagramme: individuelle Aufgabenlösung.
3. Ergänzen der Tabelle über kalte und warme Meeresströmungen:
kalte Meeresströmungen
Benguelastrom, Humboldt-(Peru-)strom,
Kanarenstrom, Labrador-Strom, Kalifornischer Strom, Oya-Schio, Kap-HoornStrom, Falklandstrom
warme Meeresströmungen
Golfstrom, Kuro-Schio, Nord-Äquatorialstrom, Süd-Äquatorialstrom, Agulhasstrom, Antillenstrom, Karibische
Strömung
Eintragen der Meeresströmungen in die Karte: individueller Karteneintrag.
(’ Diercke Weltatlas, S. 220/221/¿)
Seite 5
Nahrungsquelle Weltmeer
1. Das Weltmeer ist einer der wichtigsten Lebensräume der Erde. In ihm leben ca.
80 % aller Organismen.
Das Leben im Meer stellt ein Geflecht aus Nahrungsketten dar, die sich ständig verändern. Das Phytoplankton ist die bedeutendste Nahrungsquelle im Weltmeer. Die
pflanzliche Primärproduktion des Weltmeeres ist sehr unterschiedlich. Eine hohe Primärproduktion durch das Phytoplankton erfolgt dort, wo unterschiedliche Wassermassen aufeinander treffen und nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe nach oben
gedrängt wird bzw. in Küstenregionen, in denen Auftrieb und Flüsse reichlich Nähr-
42
stoffe liefern. In allen großen Meeresbecken nimmt die Produktivität zur Mitte hin ab,
da in diesen Bereichen Oberflächenwasser absinkt.
(’ Diercke Weltatlas, S. 216/217/¿, 224/¡)
Eintragen der Gebiete mit hoher Primärproduktion: individueller Karteneintrag.
2. Bedeutende Fischfangnationen (2003): China, Peru, Japan, USA, Indonesien, Chile, Indien, Russland, Thailand und Norwegen. Deutschland lag weltweit auf Rang 53.
Die Fangmengen stiegen von 1977 - 2003 von 73,5 Mio. t auf 92,4 Mio. t.
Ursachen der Überfischung: Die Ursachen sind in den Industriestaaten zu suchen. Die
Steigerung der Fangkapazitäten und die hohe Effektivitätssteigerung durch moderne
Fangmethoden müssen an erster Stelle genannt werden. Die Fangflotten bestehen
aus einer großen Anzahl von Schiffen und arbeiten ganzjährig auf den Ozeanen. Sie
setzen riesige Schlepp-, Beutelnetze und Langleinen ein. Die Fangflotten verfügen
über modernste Technologie zur Ortung der Beute. Etwa ein Drittel der Fangmenge
besteht aus unerwünschtem Beifang und wird auf See über Bord geworfen.
Auswirkungen der Überfischung: Auswirkungen sind eine drastische Reduzierung der
Fischbestände und die Zerstörung der Regenerationsfähigkeit ganzer Arten. Die Welternährungsorganisation erklärte, dass 13 der 17 wichtigsten Fischgründe überfischt
sind. Die Bestände von etwa 100 Arten kommerziell gefangener Fische und Schalentiere gelten als bedroht. Die Anzahl großer Meeres-Raubfische (wie Hai, Thunfisch,
Blauer Marlin und Schwertfisch) ist seit 1950 weltweit um fast 90 % gesunken.
3. Bedeutende Fischfanggründe sind der Nordatlantik, der Nordpazifik und die Westküste Südamerikas. Dort wird die Hälfte aller Fänge eingeholt. Weiterhin wird Fischfang in den küstennahen Bereichen aller Ozeane betrieben.
Eintragen der Fischfanggründe in die Karte: individueller Karteneintrag.
Die Gebiete mit hoher pflanzlicher Primärproduktion und die bedeutenden Fischfanggründe sind identisch, denn das Phytoplankton ist die bedeutendste Nahrungsquelle im Weltmeer und bildet mit anderen Meerespflanzen die Lebensgrundlage für das
Zooplankton sowie alle Pflanzenfresser, die ihrerseits von Fleischfressern gefressen
werden.
(’ Diercke Weltatlas, S. 224/¡)
Seite 6
Wirtschafts- und Energieraum Weltmeer
1. Weltmeer als Rohstoffreservoir:
Meerwasser
– 1 km3 Wasser enthält
38 Mio. t gelöste Salze,
den größten Anteil hat
Kochsalz (2,8 % des
Wassers), alle anderen
Elemente sind in unterschiedlichen Konzentrationen enthalten
Küstenraum/
Schelfgebiete
Ozeanboden/
Kontinentalabhang
– Verdichtungen polyme– Meersalzgewinnung
tallischer Ausscheidun– mineralische Lagerstätten
– Erdöl- und Erdgaslagergen als Krusten bzw. als
stätten
Knollen (Manganknollen)
– Seifen (Zinn, Gold, Platin) – Roter Tiefseeton
– Baustoffe (Sand, Kies)
(Eisen, Aluminium)
– Diamanten
– polymetallische
– Phosphorite
Erzschlämme
– Gashydrate (Methan)
– Erzlagerstätten
in der Kruste
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2. Methanhydrat könnte die Energiequelle der Zukunft werden. Es besteht aus in Eis
eingelagertem Methan und bildet sich bei hohem Druck und niedrigen Temperaturen
an Kontinentalhängen sowie im Ozeanboden. Mit geschätzten 12 Billionen Tonnen
könnte dort mehr als doppelt so viel Kohlenstoff gebunden sein wie in allen Erdöl-, Erdgas- und Kohlevorräten der Erde. Der Abbau der Methanhydratfelder gestaltet
sich sehr schwierig, weil es sich bei Temperatur- und Druckveränderungen schnell
zersetzt und gasförmiges Methan entweicht.
3. Nutzungsmöglichkeiten des Energiepotenzials des Weltmeeres:
Nutzungsmöglichkeit
Bedeutung gegenwärtig/zukünftig
Gezeitenkraftwerke
gering/sehr hoch
(Energiemenge von 22 000 TWh)
Wellenkraftwerke
gering/hoch
(Staaten mit langen Küstenlinien
oder Inselstaaten)
Meeresströmungsgeneratoren
keine/hoch
(in Europa etwa 100 Standorte möglich)
Meereswärmekraftwerke
keine/sehr hoch
Offshore-Windkraftwerke
zunehmend/sehr hoch
(Kraftwerke liefern heute schon
ein Viertel der Windenergie in Europa)
4. Drei Viertel der Windenergie in Europa liefern Offshore-Windkraftwerke. Dänemark,
mit dem ersten kommerziell betriebenen Windpark vor Vindeby in der Ostsee, ist derzeit europaweit führend. Dort erzeugen 11 Turbinen 12 Mio. kWh. Noch spektakulärer sind zwei im Bau befindliche Anlagen mit bis zu 70 m hohen Turbinen und einem
Rotordurchmesser von 80 m. Bis zum Jahr 2030 will Dänemark 40 % seines Strombedarfs durch Windkraft decken. In vielen europäischen Staaten bestehen ebenfalls
Pläne zur Errichtung leitungsfähiger Offshore-Windparks. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Baus dieser Anlagen sind beträchtlich.
5. Sammeln von Argumenten: individuelle Aufgabenlösung.
Lösungshinweis: Nutzungskonflikte um die Standorte der Stromerzeuger:
Pro
Contra
sichere Energiequelle
abhängig von Windstärke und
Windrichtung
keine Umweltverschmutzung
hoher Flächenbedarf auf See
Energie erneuert sich ständig
Beeinflussung der Meeresvögel
(Brutvögel, Zugvögel)
kein Flächenbedarf auf dem Festland
mögliche weitere ökologische
Auswirkungen werden untersucht
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Seite 7
Verkehrsraum Weltmeer
1. Der Seegüterverkehr ist von 4,00 Mrd. t im Jahr 1990 auf 6,2 Mrd. t im Jahr 2004
sehr stark gestiegen. Er ist die „Nummer 1“ als Weltverkehrsträger. Die an ihrer Tragfähigkeit gemessene Welthandelstonnage ist durch Neubauten in den vergangenen
Jahren deutlich gewachsen. Das Durchschnittsalter der Handelsflotte liegt inzwischen
trotzdem bei über 15 Jahren. Die positive Entwicklung des „weltwirtschaftlichen Klimas“ verändert auch den Seetransport. Einerseits wachsen die Schiffsgrößen, andererseits nimmt der Bau von Spezialschiffen, besonders von Containerschiffen, stark
zu. Durch den Einsatz von Containern ist es gelungen, den Weltgüterverkehr zu revolutionieren. Der Containerverkehr wurde zu einer entscheidenden Triebkraft der Globalisierung. Zwei Drittel aller Stückgüter werden heute in Containern transportiert.
Derzeit sind mehr als 3 500 Containerschiffe mit einer Kapazität von fast 8 Mio. Containern weltweit unterwegs.
Anfertigen eines Diagrammes zur Entwicklung des Weltseegüterverkehrs: individuelle
Aufgabenlösung.
2. Viele Schiffseigner nutzen die Möglichkeit, ihre Schiffe unter so genannten Billigflaggen fahren zu lassen. Derzeit sind über 70 % der Schiffstonnage der Industrieländer unter fremder Flagge registriert und Länder wie Liberia, Panamá, Zypern und die
Bahamas führen mit gewaltigem Abstand im Weltschiffsbestand.
Billigflaggen-Länder bieten Vorteile:
– Regulierungsdumping: kaum Vorschriften zur Schiffssicherheit und zum Umweltschutz;
– Steuerdumping: die Steuern liegen bis zu 50 % unter europäischem Niveau;
– Sozialdumping: Billiglöhne durch fehlende Tarifverträge und keine soziale Absicherung.
Eintragen der fünf bedeutendsten Billigflaggenländer in die Karte: individuelle Aufgabenlösung.
3. Einzeichnen der wichtigsten Containerrouten in die Karte: individueller Karteneintrag.
4. Eintragen der fünf bedeutendsten Seehäfen in die Karte: individueller Karteneintrag.
(’ Diercke Weltatlas, S. 216/217/¿, 232/233/¿)
Seite 8
Topographischer Überblick Deutschlands
1. Einzeichnen der Grenzen zwischen den Großlandschaften in der Karte: individueller
Karteneintrag.
2. Vervollständigen der Legende:
Großlandschaften: A Norddeutsches Tiefland, B Mittelgebirgsraum, C Alpenvorland,
D Alpen;
Teillandschaften: 9 Harz, 10 Erzgebirge, 11 Thüringer Wald, 12 Fichtelgebirge,
13 Oberpfälzer Wald, 14 Bayerischer Wald, 15 Fränkische Alb, 16 Schwäbische Alb,
17 Schwarzwald, 18 Pfälzer Wald, 19 Odenwald, 20 Spessart, 21 Rhön, 22 Eifel,
23 Hunsrück, 24 Taunus, 25 Westerwald;
Gewässer: a Bodensee, b Ammersee, c Starnberger See, d Chiemsee, e Müritz,
f Schweriner See, g Steinhuder Meer.
Eintragungen in die Karte (Teillandschaften 1 - 8, Gewässer h - z, Halbinseln/Inseln
I - VIII): individueller Karteneintrag.
45
Seite 9
Topographischer Überblick Sachsens
1. Vervollständigen der Kartenlegende:
angrenzende Bundesländer/Staaten: A Polen, B Tschechische Republik, C Bayern,
D Thüringen, E Sachsen-Anhalt, F Brandenburg;
Städte: D. Dresden, L. Leipzig, C. Chemnitz, Z. Zwickau, P. Plauen, G. Görlitz,
H. Hoyerswerda, De. Delitzsch, F. Freiberg, Zi. Zittau, B. Bautzen, R. Riesa, W. Weißwasser, Pi. Pirna, Dö. Döbeln;
Landschaften: 1 Leipziger Land, 2 Dübener Heide, 3 Dahlener Heide, 4 Muskauer
Heide, 5 Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet, 6 mittelsächsisches Lösshügelland,
7 Großenhainer Pflege, 8 Oberlausitzer Gefilde, 9 Dresdner Elbtalweitung, 10 Vogtland, 11 Elstergebirge, 12 Erzgebirge, 13 Elbsandsteingebirge, 14 Oberlausitzer
Bergland, 15 Zittauer Gebirge;
Flüsse: a Elbe, b Weiße Elster, c Pleiße, d Zwickauer Mulde, e Freiberger Mulde,
f Mulde, g Zschopau, h Spree, i Schwarze Elster, j Lausitzer Neiße;
höchste Erhebung: Fichtelberg (1 215 m).
(’ Diercke Weltatlas, S. 14/15, 20/21)
Seite 10
Interpretation von Landschaftsmerkmalen Sachsens aus einem Satellitenbild
1. Identifizieren und Interpretieren der Landschaftsmerkmale in den Landschaftseinheiten Sachsens, Eintrag in die Tabelle: individuelle Aufgabenlösung.
Seite 11
Erdgeschichtliche Zeittafel/Bruchschollentektonik
1. Ergänzen der Tabelle: siehe Tabelle auf der folgenden Seite.
2. Grundzüge der geologischen Entwicklung der deutschen Mittelgebirge:
im Paläozoikum – Erosionsschutt des kaledonischen Gebirges war „Baumaterial“
für das im Karbon entstandene variskische Gebirge, Abtragung des variskischen
Gebirges bis Ende des Paläozoikums. Es entsteht der permische Rumpf. Die unteren Stockwerke des variskischen Gebirges bilden das Grundgebirge vieler deutscher
Mittelgebirge.
im Mesozoikum – Ablagerung mächtiger terrestrischer und mariner Sedimentschichten auf dem Grundgebirge. Sie bilden das Deckgebirge.
im Känozoikum – Mit der alpidischen Faltengebirgsbildung beginnt im Tertiär die
Bruchschollentektonik. Grund- und Deckgebirge gerieten unter Druck. Die verfestigten Gesteinspakete zerbrechen zu einzelnen Bruchschollen, die an Verwerfungen
durch vertikale Verschiebungen gehoben oder abgesenkt werden. Es kommt zu Vulkanismus. Es beginnt die Abtragung des Deckgebirges.
3. Formen der Bruchschollentektonik/Regionalbeispiel:
Horstscholle/Harz, Pultscholle/Erzgebirge, tektonischer Graben/Oberrheingraben,
Staffelbruch/Südabfall Erzgebirge - Egergraben.
46
Tabelle zu 11/1.: siehe vorhergehende Seite.
Erdzeitalter
System
Herausbildung des heutigen Aussehens der Erdoberfläche,
durch Druckentlastung und Landhebung in Nordeuropa
nach dem Abschmelzen des Inlandeises Ausbildung der
heutigen Küstenlinie an Nord- und Ostsee/Torf, Kies, Sand;
Überformung des Tieflandes durch Eis, Schmelzwasser und
Wind, Entstehung der glazialen Serie und der Lössgebiete/
Torf, Sand, Kies, Ton, Mittelsächsisches Lösshügelland
Tertiär
alpidische Gebirgsbildung, Bruchschollentektonik (Erzgebirge, Harz, Schwarzwald, Oberrheingraben), Vulkanismus/
Mitteldeutsches, Lausitzer und Rheinisches Braunkohlenrevier, Salze, Erdöl (Norddeutschland, Alpenvorland)
Kreide
Beginn der alpidischen Gebirgsbildung, Entstehung von
Atlantik und Nordseebecken, mehrfaches Vordringen des
Kreidemeeres/Eisenerz (Salzgitter), Schreibkreide (Rügen),
Sandstein, Ton, Mergel
Jura
Jurameer, Entstehung mächtiger Sedimentschichten in
SW- Deutschland/Erdöl (Nordsee)
Trias
Ablagerung von Ton, Mergel, Sandstein, Muschelkalk;
Beginn der Herausbildung des alpidischen Sedimentationsraumes, Ablagerung von terrestrischen Sedimentschichten/
Salz, Gips (SW-Deutschland)
Perm
Zechsteinmeer und Bildung mächtiger Salzlagerstätten/
Salze (Werragebiet, Südharz), Mansfelder Kupferschiefer;
abklingende variskische Gebirgsbildung, Vulkanismus, Einrumpfung des variskischen Gebirges, Auffüllung der Senken
mit Sedimentationsschutt
Karbon
Heraushebung des variskischen Gebirges, Rückzug des
Meeres, Entstehung der Grundgebirge der deutschen
Mittelgebirge/Steinkohle (Ruhrgebiet, Saargebiet, Aachen),
Dachschiefer (Thüringen)
Devon
Weiterentwicklung des variskischen Sedimentationsraumes,
Hebungsvorgänge (Odenwald, Spessart, Kyffhäuser)/Dach-,
Tonschiefer (Rheinisches und Thüringer Schiefergebirge)
Silur
Abschluss der kaledonischen Gebirgsbildung, Beginn der
Ausbildung der variskischen Geosynklinale, starke Krustenbewegungen/Tonschiefer
Ordovizium
Hauptphase und Abschluss der kaledonischen Gebirgsbildung, vorwiegend Meeresbedeckung, Ablagerung mächtiger Sedimentschichten/Dach- und Griffelschiefer
Kambrium
Ausweitung des kaledonischen Sedimentationstroges,
Mitteleuropa z. T. vom Meer bedeckt/Kalkstein (Görlitz)
Proterozoikum
Bildung von Litho-, Atmo-, Hydrosphäre und damit Beginn
von Stoffkreisläufen (Gesteins-, Wasserkreislauf, atmosphärische Zirkulation)
Archaikum
Entstehung der Urerde als Planet im Sonnensystem
Känozoikum
Mesozoikum
Paläozoikum
geologische Prozesse/Lagerstätten
Quartär
Präkambrium
47
Seiten 12/13
Bevölkerung Sachsens
1. Zeichnen der Bevölkerungspyramiden von Chemnitz, Dresden, Leipzig. Beschreiben der Unterschied und mögliche Begründung: individuelle Aufgabenlösung.
2. Demographische Entwicklung:
Der Anteil der Bevölkerung bei den 15-Jährigen nimmt ab dem Jahr 2000 dramatisch
ab (von ca. 58 000 auf etwa 25 000 im Jahr 2007). Ab dem Jahr 2007 soll er noch
leicht zurückgehen und bis zum Jahr 2020 leicht ansteigen (Prognose).
Der Anteil der Bevölkerung bei den 60-Jährigen ist von 2000 - 2006 ebenfalls sehr
stark gesunken (von ca. 75 000 auf etwa 35 000). Seitdem ist jedoch ein gewaltiger Anstieg zu beobachten. Bis 2011 soll die Anzahl der 60-Jährigen auf ca. 65 000
ansteigen. In den nachfolgenden Jahren soll der Anteil dann nur leicht sinken. Damit
ergibt sich ein sehr ungünstiges Verhältnis von den 15-Jährigen zu den 60-Jährigen
mit einer Mehrzahl von ca. 30 000 60-Jährigen im Jahr 2020.
Gründe: Ab Mitte 1989 kam es zu einem starken Anstieg der Abwanderung von
Bevölkerung aus Sachsen (besonders jüngerer Altersgruppen). Die Grenzöffnung zur
BRD führte zu Bevölkerungsverlusten (1990: 161 000 Einwohner). Sorgen um den
Arbeitsplatz und der Anstieg der Lebenshaltungskosten hatten darauf einen wesentlichen Einfluss. Seit 1991 geht die Abwanderung zurück. Viele junge Menschen wollen
zur Zeit nur noch ein Kind bzw. verzichten ganz auf einen Kinderwunsch.
Folgen der demographischen Entwicklung:
– Mangel an jungen, gut qualifizierten Arbeitskräften;
– mehr und länger arbeiten, d. h., um den gleichen Lebensstandard (Konsumniveau)
zu halten, müssen entweder die weniger werdenden Arbeitenden mehr herstellen
oder es müssen verstärkt noch leistungsfähigere Maschinen im Produktionsprozess
zum Einsatz kommen oder die Lebensarbeitszeit wird weiter steigen;
– „Rentenkatastrophe“, d. h., die Renten werden sinken bzw. die Rentenbeiträge werden steigen;
– kleinere Erbschaften, d. h., wegen der niedrigeren Renten und des steigenden
Lebensalters werden die älteren Menschen ihr Vermögen verstärkt verbrauchen;
– Pflegenotstand, d. h., die Beiträge zur Pflegeversicherung werden erhöht und die
Leistungen werden eventuell sinken;
– Kollaps der Kommunen, d. h. schrumpft die Bevölkerung, muss die Infrastruktur
trotzdem weiter bezahlt werden;
– billigere Häuser und Aktien, d. h., wenn die älteren Jahrgänge der Bevölkerung in
Rente gehen, müssen sie einen Teil ihrer Immobilien und Aktien verkaufen, um ihren
Ruhestand zu finanzieren. Da die jüngeren Jahrgänge der Anzahl nach schwächer
sind, fehlen jedoch dafür die Käufer;
– „Kampf der Generationen“, d. h., mit der steigenden Anzahl der älteren Bevölkerung
dürfte auch ihr Einfluss auf die Politik wachsen.
Seite 14
Böden in Sachsen
1. Begriffe:
Boden: Boden ist die an der Oberfläche entstandene, mit Luft, Wasser und Lebewesen durchsetzte Verwitterungsschicht aus mineralischen und organischen Substanzen, die sich unter Einwirkung der Umweltfaktoren gebildet hat.
Bodenart: Unterscheidung der Böden nach Korngrößenzusammensetzung (z. B.
Sand-, Lehm- und Tonböden).
48
Bodentyp: Ein Bodentyp entsteht durch Verlagerungsprozesse durch Wasser und
Bodenorganismen (z. B. Braunerde, Parabraunerde, Podsol, Schwarzerde, Gley).
2. Ergänzung der Übersicht zu ausgewählten Bodentypen in Sachsen:
Bodentyp
Skizze zum
Bodenprofil
Entstehungsbedingungen
Merkmale
Verbreitungsräume
Podsol
siehe
Arbeitsheft
in kühl- bis
kaltgemäßigten Breiten,
auf silikatischen Lockergesteinen und
Verwitterungsdecken
nährstoffarm; trocken;
dünne, stark
saure Rohhumus- oder
Moderschicht;
mineralischer
Auslaugungshorizont, der
bis zu einem
braunen bis
rostroten Anreicherungshorizont reicht
(z. T. Ortstein)
Mittelgebirge,
Erzgebirge,
Sächsische
Schweiz,
Zittauer Gebirge
Braunerde
individuelle
zeichnerische
Aufgabenlösung
in gemäßigthumiden
Klimabereichen, auf
kalkarmen und
silikatischen
Ausgangsgesteinen
Auswaschung
von Humusbestandteilen
aus dem
A-Horizont
in den B-Horizont, auffällige
Braunfärbung
des Unterbodens (Eisenoxide), guter
Ackerboden
Nordsachsen/
Leipziger Land
und Düben-Dahlener Heide,
nordöstlich der
Elbe/Muskauer Heide und
KönigsbrückRuhländer Heiden, Erzgebirge
und Erzgebirgsvorland, Vogtland
Parabraun- individuelle
erde
zeichnerische
Aufgabenlösung
in niederschlagsreichen
Lössgebieten,
Grundmoränengebieten;
maßgebender
Boden bildender Prozess ist
die Tonverlagerung
A- Horizont
fahlbraun
(durch intensive Eisenverwitterung),
Auswaschung
von Ton,
Schluff und
Ca-Teilchen
in B-Horizont,
Sickerwasserbahnen, sehr
guter Ackerboden
Mittelgebirgsvorland, Leipziger
Land, Mittelsächsisches
Lösshügelland,
Nordsächsisches
Platten- und
Hügelland, Oberlausitzer Gefilde
49
Fortsetzung der Tabelle zu 14/2.: siehe vorhergehende Seite.
Bodentyp
Gley
Skizze zum
Bodenprofil
Entstehungsbedingungen
Merkmale
Verbreitungsräume
individuelle
zeichnerische
Aufgabenlösung
in grundwassernahen
Talauen und
Niederungen sowie
auf Lössflächen, durch
regelmäßige
Schwankungen des
Wassers (Austrocknen und
Vernässen) im
oberflächennahen Bereich
B-Horizont mit
Differenzierungen, durch
Grund- bzw.
Stauwasser
kommt es zu
Luftabschluss
und zur
Graufärbung
des Bodens;
im trockenen
Zustand plattige Struktur,
d.h. Bodenpartikel sind
vielschichtig
übereinander
angeordnet;
in den trockenfallenden
Bereichen entstehen rostrote Flecke,
saure Bodenreaktion
Erzgebirgsvorland, Grundmoränenplatten in
Nordsachsen,
Leipziger Land,
Nordsächsisches
Platten- und
Hügelland, Erzgebirgsbecken,
Westlausitzer
Hügel- und Bergland, östliche
Oberlausitz;
Talauen und
Niederungen von
Elbe, Zwickauer
Mulde, Freiberger
Mulde und Mulde
Seite 15
Landwirtschaft in Sachsen
1. Standortfaktoren der Landwirtschaft:
– natürliche Standortfaktoren: Klima, Boden, Höhenlage, Relief;
– gesellschaftliche und historische Standortfaktoren: Erbregime (Realerbteilung, Anerbregime), Förderpolitik;
– ökonomische Standortfaktoren: Kapitalausstattung, Qualifizierung der Arbeitskräfte,
Marktbedingungen, Verkehrsinfrastruktur.
2. Anfertigen einer Faustskizze Sachsens zu landwirtschaftlichen Gunst- und Ungunsträumen: individuelle Aufgabenlösung.
3. Fallbeispiele für Gunst- und Ungunsträume in Sachsen: individuelle Aufgabenlösung.
Lösungshinweis: siehe Tabelle auf der folgenden Seite.
50
Tabelle zu 15/3.: siehe vorhergehende Seite.
Fallbeispiel
Gunstraum:
Ungunstraum:
Beispiele
– Leipziger Tieflandsbucht – pleistozäne Tieflandsbe– Lommatzscher Pflege
reiche in Nordsachsen
– Oberlausitzer Gefilde
(z. B. Dübener Heide,
– Großenhainer Pflege
nördliche Oberlausitz)
– höhere Lagen
der Mittelgebirge
Begründung
(Auswahl)
– fruchtbare Böden
(z. B. Schwarzerde,
Parabraunerde,
Braunerde)
– günstiges Klima
– wenig fruchtbare Böden
(z. B. Podsol,
Pseudogley, Gley)
– ungünstiges Klima in
den Mittelgebirgen
(lange und kalte Winter,
kühle Sommer, später
Frühlingsbeginn, hohe
Niederschläge)
Seite 16
Konventionelle und ökologische Landwirtschaft
1. Merkmale des konventionellen und ökologischen Landbaus:
konventioneller Landbau
ökologischer Landbau
– häufig großflächige Monokulturen
– hoher Einsatz von natürlichen und
besonders chemischen Düngemitteln
– hoher Einsatz von chemischen
Pflanzenschutzmitteln
– hoher Grad der Intensivierung
– hoher Grad der Mechanisierung
– Einsatz von Gentechnik
– Bestrahlung von Lebensmitteln
– weitgehend offener Nährstoffkreislauf
– Zukauf von Kraftfutter für die Tiermast
– Massentierhaltung in der Viehzucht
– komplexes System von LieferantenKunden-Beziehungen innerhalb des
Systems des Agrarbusiness
– sehr hohe Erträge
– vielseitige Bodennutzung mit einem
hohen Anteil von Leguminosen
(Hülsenfrüchte) und Ackerfutter,
weniger Getreide und Zuckerrüben
– geringer Viehbesatz mit Schwerpunkt
Rindviehhaltung
– geringer Düngeraufwand, Wirtschaftsdünger und Leguminosenanbau als
Stickstoffquellen
– nur geringer Zukauf von Futtermitteln
und Vieh
– weitgehend geschlossener Nährstoffkreislauf
– hoher Arbeitsaufwand, besonders
durch mechanische Unkrautbekämpfung und Krankheitsbekämpfungsmaßnahmen
– Direktvermarktung
– flächen- und arbeitskräfteintensive
Produktion
– geringere Erträge
51
2. Geschlossener Stoffkreislauf am Beispiel des Ökohofes Mörl:
– Ackerbau (Produktion von Futter wie Getreide, Grünmais, Grünfutter, Silage)
– Viehwirtschaft/Tierzucht (Angus-Rinder, Schweine)
– anfallender Mist wird als Dünger auf die Felder gebracht
– eigene Schlachterei schlachtet die selbst gemästeten Tiere und beliefert Läden in
Dresden sowie den Hofladen
– eigene Bäckerei verarbeitet das angebaute Getreide und beliefert Läden in Dresden
sowie den Hofladen
Der Ökohof verzichtet auf den Einsatz von Chemiedünger, chemischen Pflanzenschutzmitteln und kauft kaum Futtermittel zu.
3. Fördermittel für Ökobauern von der EU: Die ökologische Landwirtschaft soll durch
Mittel gefördert werden, da sie umweltfreundlich wirtschaftet. Sie arbeitet mit fast
geschlossenen Kreisläufen, verzichtet auf den Einsatz von chemischen Düngemitteln
sowie chemischen Pflanzenschutzmitteln und hat einen höheren Arbeitsaufwand,
besonders durch die mechanischen Unkraut- und Krankheitsbekämpfungsmaßnahmen.
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Das Modell der Wirtschaftssektoren
1.
a) Wirtschaftsektoren:
– primärer Sektor: Er wird auch Urproduktion genannt und liefert zumeist die Rohstoffe für ein Produkt. Zu diesem Sektor gehören die Landwirtschaft, Forstwirtschaft,
Jagd, Fischerei, Bergbau sowie die Gewinnung von Steinen und Erden.
– sekundärer Sektor: Mit diesem Begriff wird der verarbeitende Wirtschaftsbereich
bezeichnet. Hier erfolgt die Umwandlung der Primärprodukte durch Verarbeitung in
Industrie, Handwerk und Baugewerbe.
– tertiärer Sektor: Der tertiäre Sektor ist der Wirtschaftsbereich der Dienstleistungen.
Er umfasst Handel und Verkehr, staatliche Verwaltung, das Bildungs-, Gesundheits- sowie Bankwesen, den gesamten Freizeit- und Touristikbereich sowie alle
sonstigen Dienstleistungen.
b) Unterschied zwischen tertiärem und quartärem Sektor:
– tertiärer Sektor: Hierzu gehören alle Dienstleistungsaktivitäten vom öffentlichen Verwaltungswesen über Handel, Banken und Versicherungen bis zu den persönlichen
Dienstleistungen (s. auch oben). Durch die Branchenvielfalt wird der tertiäre Sektor weiter unterteilt. Zu ihm zählt man außerdem die einfachen personenbezogenen
Dienstleistungen.
– quartärer Sektor: Hierzu zählt man Dienstleistungsaktivitäten, für deren Ausübung
höhere Ausbildung und Schulung erforderlich sind (z. B. Lehre, Forschung, Banken-, Versicherungswesen, Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung, technische Beratung, Kommunikationsbranche, Einrichtungen der Regierung).
2.
a) Anfertigung eines Diagrammes zur Entwicklung der Beschäftigungsanteile: individuelle Aufgabenlösung.
b) Veränderungen der Beschäftigtenanteile in Deutschland:
Feststellungen: Im Verlauf der langfristigen wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands haben sich Veränderungen in der Bedeutung der Sektoren ergeben.
Der primäre Sektor sank von 44,3 % im Jahr 1882 auf 1,3 % im Jahr 2005. Der Anteil
des sekundären Sektors stieg von 34,5 % im Jahr 1882 auf 49,3 % im Jahr 1970 und
52
ging danach auf 27,0 % im Jahr 2005 zurück. Der tertiäre Sektor stieg von 21,2 % im
Jahr 1882 auf 71,7 % im Jahr 2005.
Ursachen der Entwicklung: Entscheidende Gründe der Strukturverschiebungen sind
die Veränderungen in der Nachfrage und in der sektoralen Produktivität. Der im Verlauf des wirtschaftlichen Entwicklungsprozesses auftretende Einkommenszuwachs
führt zu einem Anstieg der Nachfrage nach Industriegütern und später nach Dienstleistungen. Zugleich können in der Landwirtschaft und in der Industrie Produktivitätsverbesserungen realisiert werden, welche die Freisetzung von Arbeitskräften bewirken. Diese finden in dem nachfragebedingt expandierenden, aber durch niedrigeren
Produktivitätsfortschritt gekennzeichneten, Dienstleistungsbereich Beschäftigung.
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Standortwahl von Industriebetrieben
1. Standortfaktor: Anforderungen eines Unternehmens an einen Standort (z. B.
Arbeitskräfte, Bodenschätze, Wasser, Energie, Gas, Infrastruktur, Marktnähe, Abwasserbeseitigung, Müllbeseitigung, ausgebautes Verkehrsnetz, Bildungseinrichtungen).
Standortfaktoren sind maßgeblich für die Attraktivität von (potenziellen oder bereits
tatsächlich genutzten) Standorten für Unternehmen und beeinflussen diese damit bei
ihrer Standortwahl (einschließlich der Entscheidung, einen Standort zu verlassen).
Es wird zwischen harten und weichen Standortfaktoren unterschieden:
Harte Standortfaktoren: Harte Standortfaktoren sind z. B. Fläche, Arbeitskräfte, Rohstoffe, Wasser, Verkehrsanbindung, Steuern, Abgaben, Subventionen. Sie sind quantifizierbar und können direkt in die Bilanz eines Unternehmens mit einbezogen werden. Sie sind in manchen Fällen auch eine unabdingbare Voraussetzung zur Errichtung eines Unternehmens (z. B. die Nähe eines ausreichend großen Gewässers als
Kühlmittellieferant für ein Kraftwerk).
Weiche Standortfaktoren: Weiche Standorfaktoren sind z. B. Image des Standortes
und der Region, Absatzmarkt, Lohniveau, Fühlungsvorteile, Kulturangebot, Freizeitmöglichkeiten, Bildungsangebot, Kooperationsmöglichkeiten. Sie können nicht in die
Kostenrechnung eines Unternehmens integriert werden, werden aber immer mehr bei
der Standortwahl in Betracht gezogen.
2. Vervollständigen der Übersicht zum Verein „Silicon Saxony“:
Standortfaktoren: hochqualifizierte Arbeitskräfte, günstige Verkehrslage (Flughafen,
Autobahnen, Schienennetz), günstige großzügige Flächen, schnelle Bearbeitung und
Realisierung der Bauanträge, Nähe zu Forschungseinrichtungen und öffentlichen Einrichtungen, wissenschaftliches Potenzial.
Fördermittel: durch den Freistaat Sachsen als „Leuchtturm“ gefördert, Steuererleichterungen.
Beschäftigtenstruktur: ca. 20 000 hoch qualifizierte Arbeitskräfte im HightechBereich.
Produktionsstruktur: Hightech-Branche, Chip-Produktion, Halbleiter-, Elektronik- und
Mikrosystemindustrie; einer der wichtigsten Mikroelektronikstandorte der Welt mit
AMD, Infineon, Qimonda und Zentrum Mikroelektronik Dresden.
Zusammenarbeit von Unternehmen: „Silicon Saxony“ versteht sich als Netzwerk der
Halbleiter-, Elektronik- und Mikrosystemindustrie. Der Standort verbindet Hersteller,
Zulieferer, Dienstleister, Hochschulen, Forschungsinstitute (TU Dresden, Bergakademie Freiberg, Institute der Fraunhofer-Gesellschaft, Max-Planck-Institut für Mikroelektronik) und öffentliche Einrichtungen der Region Dresden. In 225 Mitgliedsfirmen
(Raum Dresden - Freiberg) wurde ein Gesamtumsatz von über 3 Mrd. Euro erzielt.
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Effekte für die Region: Betriebe der Hightech-Branchen beschäftigen sehr viele Mitarbeiter. Um effektiv produzieren zu können, benötigen diese Unternehmen eine Vielzahl von Zulieferern und Dienstleistungseinrichtungen. Diese müssen schnell und flexibel arbeiten und reagieren. Deshalb ist die Nähe zum Auftraggeber ein wesentlicher
Vorteil. Viele Betriebe liefern auch in die Just-in-time-Produktion der Auftraggeber.
Deshalb sind kurze Lieferentfernungen ein wesentlicher Vorteil.
Die Ansiedlung der Hightech-Betriebe zog, aus den genannten Gründen, weitere
Unternehmen in die Region. Damit entstanden neue Investitionen und Arbeitsplätze
im Raum Dresden - Freiberg.
Seite 19
Standortwahl von Dienstleistungsbetrieben
1. Tertiärisierungsprozess in der Wirtschaft: Darunter versteht man die Bedeutungszunahme des Dienstleistungssektors, bezogen auf die Gesamtwirtschaft. Ausdruck
dieser Entwicklung ist die Zunahme der Beschäftigten und des Anteils der Wirtschaftsleistung (BIP).
2. Ergänzung der Sätze:
Dienstleistungsbetriebe erbringen Leistungen für die Bevölkerung bzw. Industrie.
Für die Ansiedlung solcher Betriebe spielen die absatzorientierten Faktoren die entscheidende Rolle.
Zu solchen Standortfaktoren gehören vor allem die Erreichbarkeit des Konsumenten,
der Informationsaustausch mit dem Kunden, die Größe des Marktgebietes und die
Kooperationsmöglichkeiten.
Unternehmensorientierte Dienstleistungsbetriebe konzentrieren sich in den Verdichtungsräumen und in den Großstädten.
3. Vervollständigen der Übersicht zum Dienstleistungsstandort Leipzig:
Dienstleistungseinrichtungen: wichtiger Dienstleistungsstandort in Ostdeutschland;
Aufbau auf Traditionen (Kreuzung von Handelsstraßen, Messe/heute Neue Messe,
Zentrum des Buchdrucks und Buchhandels, Handelsschule, Universität); wichtiges
Finanzzentrum, ca. 100 nationale und internationale Finanzinstitute; Sitz des Bundesverwaltungsgerichtes und des Bundesgerichtshofes; Sitz der Deutschen Bücherei
und vieler Buchverlage; Sportstadt; media City; Logistikzentrum (z. B. Amazon, DHL,
Quelle/Versandlager).
Standortfaktoren: günstige Lage im Verkehrsnetz (Autobahnen, Fernstraßen, Eisenbahn, Flughafen), höhere Bildungseinrichtungen (Universität, Hochschulen, Fachschulen), großes Potenzial gut ausgebildeter Arbeitkräfte, viel Flächenpotenzial, vielfältige Industriestruktur, sehr hoch entwickelte Infrastruktur, Traditionen, internationaler Name (Image).
Fördermittel: durch den Freistaat Förderung als „Leuchtturm“, Steuererleichterungen.
Beschäftigtenstruktur: 169 Industriebetriebe mit ca. 29 000 Beschäftigten (darunter
BMW, Porsche), über 29 000 Dienstleistungsfirmen mit 126 900 Beschäftigten.
Effekte für die Region: Ansiedlung vieler weiterer klein- und mittelständischer Firmen
sowie Schaffung neuer Arbeitsplätze.
Seite 20
Europa im Wandel
1. Anfertigen einer Tabelle zu den Ländern der EU der 27 mit ihren Hauptstädten:
individuelle Aufgabenlösung.
54
Deutschland/Berlin, Frankreich/Paris, Großbritannien/London, Italien/Rom, Niederlande/Amsterdam, Belgien/Brüssel, Luxemburg/Luxemburg, Irland/Dublin, Spanien/
Madrid, Portugal/Lissabon, Griechenland/Athen, Dänemark/Kopenhagen, Schweden/
Stockholm, Finnland/Helsinki, Estland/Reval, Lettland/Riga, Litauen/Wilna, Polen/
Warschau, Slowenien/Laibach, Ungarn/Budapest, Tschechische Republik/Prag, Slowakei/Bratislava, Malta/Valletta, Bulgarien/Sofia, Rumänien/Bukarest, Österreich/
Wien, Zypern/Nikosia.
2. Der Begriff räumliche Disparitäten wird häufig als Sammelbegriff für Ungleichheiten zwischen Teilräumen verwendet. Räumliche Disparitäten können naturgeographische, gesellschaftliche, historische, politische, kulturelle bzw. wirtschaftliche Ursachen haben.
Eine Kennziffer zur Erfassung von Disparitäten ist z. B. das erzielte wirtschaftliche Gesamtergebnis (Bruttonationaleinkommen/BNE bzw. das Bruttoinlandprodukt/BIP) in
Relation zur Bevölkerung. Die ermittelten pro Kopf-Werte sind lediglich eine statistische Größe und sagen nichts über die tatsächliche Verteilung aus. Sie geben aber
einen ersten Überblick über strukturstarke bzw. strukturschwache Räume.
Zuordnen von Beispielräumen und eintragen in die Karte: individuelle Aufgabenlösung und Karteneintrag.
3. Das Modell der „Blauen Banane“ hat, wie der Name es sagt, die Form einer Banane. Der damit beschriebene Raum erstreckt sich von Mittelengland über die BeneluxStaaten, den Westen Deutschlands bis in den Norden Italiens. Dieser Raum umfasst
wichtige Wirtschaftsräume Europas und wird als wirtschaftlicher Kernraum Europas
bezeichnet. In der Karte wurde dieser Raum mit blauer Farbe unterlegt, sodass sich
der Begriff „Blaue Banane“ durchsetzte.
Inzwischen gibt es ein „aktuelles Bananenmodell“, das eine zweite Banane („New
Banana“) ausweist. Hierbei handelt es sich um ein im Entstehen begriffenen möglichen zweiten wirtschaftlichen Kernraum Europas, der im Zusammenhang mit der
EU-Osterweiterung steht. Er erstreckt sich entlang der Nord-Süd-Achse Berlin Wien - Zagreb.
Übertragen der beiden Modelle in die Karte: individueller Karteneintrag.
Benennen von Wirtschaftsgebieten, die diese Räume umfassen: individuelle Aufgabenlösung.
(’ Diercke Weltatlas, S. 120/121/¿)
4. Ziele und Instrumente des Europäischen Raumordnungskonzeptes:
Ziele: wirtschaftlicher und sozialer Zusammenhalt/Konvergenz-Annäherung, Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und des kulturellen Erbes, ausgeglichene
Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung im europäischen Raum.
Instrumente: drei Strukturfonds (EFRE/Europäischer Fonds für regionale Entwicklung,
ESF/Europäischer Sozialfonds, Kohäsionsfonds).
Seite 21
Transformationsprozesse
1. Transformation: tiefgreifender gesellschaftlicher Wandel; Transformationsprozesse berühren alle politischen, wirtschaftlichen und sozialen Ebenen eines Landes und
seiner Gesellschaft.
Merkmale und Folgen: siehe Tabelle auf der folgenden Seite.
2. Vergleich Plan- und Marktwirtschaft: siehe Tabelle auf der folgenden Seite.
55
Tabelle zu 21/1.: siehe vorhergehende Seite.
Merkmale
– Übergang von der Planwirtschaft zur
Marktwirtschaft
– Einführung einer marktorientierten
Wirtschaftsweise
– Privatisierung von Unternehmen
– Umstellungen im Finanzsektor
Folgen
– wirtschaftliche Transformation:
Rückgang des BIP, Verringerung der
Industrieproduktion, Modernisierung
der Industrie, Bedeutungsgewinn des
Dienstleistungssektors, Zunahme der
Arbeitslosigkeit, Preissteigerungen,
Veränderungen im Außenhandel,
Beseitigung der Mangelwirtschaft,
Zunahme von räumlichen Disparitäten
– soziale Transformation: Wohlstandsund Einkommensverluste der Bevölkerung, zunehmende soziale Differenzierung der Bevölkerung, Reise- und
Meinungsfreiheit
Tabelle zu 21/2.: siehe vorhergehende Seite.
Planwirtschaft
– staatliches Eigentum an Produktionsmitteln
– zentrale Planung durch den Staat
– staatlich geregelter Arbeitsmarkt
– Koordinierung der Pläne durch eine
zentrale Planungsbehörde
– staatliche Lenkung und Leitung der
Wirtschaft
– zentral gesteuertes Wirtschaftssystem
Marktwirtschaft
– Privateigentum
– keine staatliche Planung
– kein geregelter staatlicher Arbeitsmarkt
– keine staatlichen Pläne und deren
Koordinierung, Bedürfnisbefriedigung
der Märkte
– keine staatlichen Eingriffe in die Lenkung und Leitung der Wirtschaft
– privatwirtschaftliches, eigenverantwortliches Unternehmertum
Elemente der Systemtransformation:
1. institutionelle Innovationen (Mitgliedschaft in internationalen Organisationen wie
OECD, IMF, WTO und Europäisches Patentamt; Privatisierung; Wettbewerbsaufsicht);
2. Neudefinition der Rolle des Staates und neue Aufgabenstellung der Wirtschaftspolitik (Staat als Produzent nur in Randbereichen, Verteilungs- und Sozialpolitik, Einbeziehung sozialer Zusatzkosten, neue Steuerpolitik).
3. wirtschaftliche Stabilisierung (Aufhebung staatlicher Außenhandelsbeschränkungen, Sicherung des Staatshaushalte, Stabilitätspolitik, Steuerpolitik, Geldpolitik).
4. strukturelle Anpassung (Wirtschaftsstruktur, Außenhandels-, Direktinvestitionsintensität, Technologiehandel).
3. Inhalt und Bedeutung des EU-Förderprogrammes PHARE: siehe Tabelle auf der
folgenden Seite.
56
Tabelle zu 21/3.: siehe vorhergehende Seite.
Inhalt
Bedeutung
– wichtige Hilfe in den Bereichen
Privatisierung und Umstrukturierung
der Industrie
– Entwicklung der klein- und mittelständischen Unternehmen
– Förderung des Handels und
der Investitionen für die Infrastruktur
und den Umweltschutz
– Entwicklung der Landwirtschaft und
der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit
– wichtigstes Finanzinstrument zur
Unterstützung und Förderung
ehemaliger sozialistischer Länder
– Prioritäten bilden die Stärkung der
Institutionen sowie der Verwaltung und
die Finanzierung von Investitionen
4. Euroregionen an den Grenzen zwischen Deutschland, Polen und Tschechien sowie
Formen der Zusammenarbeit:
Euroregion
Pomerania, Pro Europa Viadriana,
Spree-Neiße-Bober-, Neiße-Nisa-Nysa,
Elbe/Labe, Erzgebirge/Krušnohori,
Egrensis, Bayerischer Wald/Böhmerwald-Unterer Inn
Formen der Zusammenarbeit
erfolgen in den Bereichen Wirtschaft,
Regionalplanung, Umwelt, Infrastruktur,
Kultur und Sport
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Russland im Transformationsprozess
1. Aus der Sowjetunion hervorgegangene Nationalstaaten/Hauptstädte:
Russland/Moskau, Ukraine/Kiew, Weißrussland/Minsk, Moldawien/Kischinau, Litauen/Wilna, Lettland/Riga, Estland/Tallinn, Kasachstan/Astana, Usbekistan/Taschkent,
Turkmenistan/Aschchabad, Kirgisistan/Bischkek, Tadschikistan/Duschanbe, Aserbaidschan/Baku, Armenien/Jerewan, Georgien/Tiflis.
Anfertigen einer Legende: individuelle Aufgabenlösung.
(’ Diercke Weltatlas, S. 142/143/¿, 148/149, 240/241/¿)
2. Eintragen bedeutender Lagerstätten von Kohle, Erdöl, Erdgas, verschiedener Erze
sowie der größten Wirtschaftszentren in die Karte und Anfertigen einer Legende: individuelle Aufgabenlösung.
(’ Diercke Weltatlas, S. 146/147/¿, 150/151)
3. Verlauf des Transformationsprozesses in Russland:
Entwicklung der Sowjetunion seit den 1980er-Jahren:
– Machtübernahme durch Gorbatschow
– Einleiten von Reformen mit „Glasnost“ (Transparenz der Maßnahmen) und „Perestroika“ (Umbau und Neuaufbau der Wirtschaft)
– Aufbrechen der verkrusteten Strukturen, Beginn der Umgestaltung nach modernen
Gesichtspunkten
Zerfall 1991/15 neue Nationalstaaten
Russland heute: Merkmale und Auswirkungen der Transformation
1. Merkmale der wirtschaftlichen Transformation: Es erfolgte der Übergang von der
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Planwirtschaft zur Marktwirtschaft sowie die Einführung einer marktorientierten Wirtschaftsweise. Die Privatisierung von Unternehmen wurde eingeleitet und vollzogen
(„Kleine“ und „Große Privatisierung“). Es kam zu Umstellungen im Finanzsektor.
Auswirkungen: drastischer Rückgang der wirtschaftlichen Leistungskraft, Anteil der
Industrieproduktion am BIP verringerte sich, der Anteil der Dienstleistungen steigt;
Veränderungen im Industriesektor, Schwerpunktverlagerung auf die Förderung
und Verwertung von Rohstoffen, Vernachlässigung bestimmter Industriebranchen
(Maschinenbau, Textil- und Lebensmittelindustrie); heute Modernisierung der Industrie auch mit ausländische Direktinvestitionen, Schattenwirtschaft („bisnesmeny“).
2. Merkmale der sozialen Transformation: Wohlstands- und Einkommensverluste der
Bevölkerung, radikale Verschlechterung der Lebensbedingungen, zunehmende Differenzierung der Bevölkerung, Reise- und Meinungsfreiheit.
Auswirkungen: stark angestiegene Arbeitslosigkeit, soziale Unsicherheit, abnehmende Kaufkraft, Verarmung der Bevölkerung, Entwicklung von Überlebensstrategien,
Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln, Wegbrechen der Sozialleistungen, Rückgang
der Anzahl der Geburten.
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Notizen:
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Notizen:
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